> lV. Jahrgang. Nr. 52. Zeitschrist für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und tostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi, 6.— Ganzjährig fi. 5.— Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 tr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. IN, II. Stock. Die Administration in Ottokar Klcrr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die 2spalt,ge Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung ß kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 1« kr, Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein ss Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Vigenthttmer de« Blattes. Manuskripte weiden nicht zurückgesendet, anonyme Miltheilungen nicht berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 29. Juni 1869. Kram und der Laibacher Gemeinderath. Die Geschichte beweist uns zur Genüge, daß die künstliche Herrschaft einer kleinen Klique, mochte ihr Stützpunkt wo immer gelegen sein, weder dem Lande nützlich, noch den Anhängern dieser Klique dienlich war. Dieß ist natürlich, denn wo das Volk, also der Hauptfaktor mitspricht, wo es der Partei anhangt, dort kann es keine vernünftige, keine naturgemäße, deßhalb auch keine aussichtsreiche Opposition dagegen geben, es wäre denn eine Faustvoll Egoisten, Verrückter oder Misanthropen, die ihren Schwerpunkt nicht im Volke, daher nicht im Lande haben. Thatsächlich muß man aus einem an die österreichischen Deut­schen gelichteten Artikel der „Morgenpost" schließen, daß, wie die „Politik" gelegentlich betonte, dieselben jeden Augenblick bereit sind, von Oesterreich abzufallen, denn ihr Liebäugeln mit Preußen , die Anpreisung seiner Verfassung u. f. w. kann vernünftigerweife nichts anderes zum Ziele haben. Die „Morgenpost" warnt ganz offen von diesem Abfall, indem sie die Chancen in Erwägung zieht, welche die österreichischen Deutschen unter Preußen hätten; sie findet es schließ­lich, daß dieselben in Oesterreich denn doch günstiger sind, als in dem junkerlichen Preußen, wo der König nichts weniger als volks­freundlich sei. Solches darf in einem „deutschen" Blatte ungestraft erörtert werden. Was würde einem slavischen Blatte Passiren, wenn es beispielsweise einen Vergleich zöge zwischen Oesterreich und Ruß­land? Würde man ihm nicht gleich Hochverrat!) vorwerfen? Und doch denunzirt man uns als Russofile und dieß ohne den geringsten Anhalspunkt, während man das Kokettiren der österreichifchen Deut­schen mit Preußen gar nicht zu bemerken scheint! Wir glauben unsere Deutschthümler zu dieser Klasse von Ver­rückten mitzählen zu müssen, wir glauben sogar, daß uns in dieser Ansicht kein vernünftig und konsequent denkender Staatsmann, nicht einmal der einfachste rechtliche Mensch widersprechen wird. Ma n muß wahrhaftig staunen, daß unser Zeitalter noch Menschen gebiert, welche den Grundsätzen der Vernunft hartnäckig, ja böswillig das Ohr verschließen und Ansichten huldigen tonnen, welche unfer kon­stitutionelle Verein — seiner Tendenz nach für Kram eine Abnor­mität, eine Menagerie verkehrter Begriffe — entwickelt. Dieser Verein, durch burcaukratische Kohorten hauptsächlich ver­stärkt, hat die Aufgabe, allen slovenischen Vereinen entgegen zu wir­ken ; in seinen Reihen finden sich die merkwürdigsten Charaktere, die absurdesten Ansichten werden in den Sitzungen ausgesprochen und zum Beschluß erhoben, und was der Verei n nicht bewirkt, das stiebt der Ausschuß desselben, der Laibacher Gemeinberath an. Wer die Konglomerate kennt, aus welchen der konstitutionelle Verein zusammengewürfelt ist, der bildet sich leicht eine Meinung in Bezug auf den Werth des jetzigen Gemeinderathes; follte es indeß noch jemand nicht der Mühe werth gefunden haben, sich mit einem Gemeinderathe zu beschäftigen, der nur von einer in der Minorität befindlichen Klique gewählt worden ist, so lese er das jüngste Promemoria dieses Unikums einer Versammlung von „Liberalen", und er wird ein Schriftstück zu lesen bekommen, wie es volls-und landesfeindlicher, die Wahrheit entstellender und böswilliger seit der Erfindung der Schrift niemals verfaßt worden sein mag. Wenn das Promemoria des Gemeinderathes oder das mit dem­ selben identische des konstitutionellen Vereines bloß die Wünsche der Klique, der beide Körperschaften angehören, zum Gegenstände hatte, so würde man es kaum unnatürlich finden, daß es von Verdächti­ gungen, Denunziationen, Einseitigkeit und Rufen nach Polizei gegen das nationale Element strotzt, denn die Stellung dieser Klique ist wegen ihrer kleinen Anzahl zu künstlich, zu naturwidrig, ihre Oppo­ sition, die man eher Keckheit und Tollkühnheit nennen tonnte, zu gewagt, als daß sie ohne irgend eine Hilfe von oben haltbar wäre; da aber eine Körperschaft, deren Entstehen lediglich der nationalen Passivität zu verdanken ist, nachgerade mit Überschreitung des ihr freiwillig eingeräumten Wirkungskreises sich als ein das ganze Land vertretender Körper zu geriren die Anmaßung hat, ja sich sogar über den Landesausschuß stellt, indem sie im letztern bereits eine Majorität und Minorität unterscheidet, so manifestirt sie ein Vorgehen, dessen Tragweite sie selbst nicht recht zu beurtheilen weiß, es wäre denn, daß sie sich, wie erwähnt, in einer impertinenten Anmaßung über alle Gemeinden, Bezirksämter u. s. w. zu gebieten berufen und berechtigt fühlt. Wir fragen, hat es denn je die geringste Veranlassung zu diesem Promemoria des Laibacher Gemeinderathes gegeben? Hat sich im Pomerium der Stadt je das geringste ereignet, was die öffentliche Ruhe bedrohen oder stören konnte, abgesehen die Vorgänge vor dem Kasino, deren jedoch weder in deutschen Blättern, noch in diesem Promemoria auch die kleinste Erwähnung geschieht? Wäre nicht vielmehr ein Promemoria von Seite des Gemeinderathes von Vevöe gegen die durch die Laibacher — denn wer dort Schuld an den Vorgängen trug, ist heute bereits eine gelöste Frage — daselbst provozirten Skandale und Angriffe auf unbewaffnet e Zuschauer weit eher am Platze gewesen, als das einer Körperschaft, welche die Sache eigentlich nicht berührte? Aus alledem erhellt recht deutlich, wie erwünscht, wie willkommen das bedlluernswerthe Ereigniß dem Laibacher Gemeinderathe war; es gab ihm die längst ersehnte Gelegenheit, die Nationalen mit der ganzen Fülle seiner Galle zu überschwemmen, sie beim Ministerium anzuschwärzen, denn aus der ganzen Stylisirung des Promemorias sticht die Verdächtigung der Nationalen als mittelbarer und unmittelbarer Anstifter recht auffallend hervor; der im Prozesse gegen die Ver­brecher von Ie2ica nicht aufgefundene Faden zieht sich auch hier durch, Anstiftnngsbriefe und ausgesetzte Preise spielen auch hier eine Rolle, obschon sich nicht der geringste Anhaltspunkt zu diesen In ­famien zeigt. Wie schnell sind die Herren bei der Hand, um dem Ministe­rium Vorschläge zur Besserung der Zustände und Befestigung des Landfriedens zu machen! Wie treffen sie damit den Nagel auf den Kopf! Scharfe Ueberwachung der Geistlichkeit, weil sie national ist, strenge Zensur der slovenischen Presse, weil sie das Volk aufwiegelt, Entfernung ruhestörender — natürlich nationaler — Professoren aus den Schulen, und ein strammeres Anziehen des Leitseils, selbstver­ stündlich gegen die Nationalen, Verschärfung polizeilicher Maßregeln, alles das ist ihnen eine ounäitio »ins c^ua nou. Dagegen kann der konstitutionelle Berein unbehindert Pirker'sche und DeLinan'sche Reden hören, das „Tagblatt" ungestraft aufreizende Artikel schreiben, der konstitutionelle Gemeinderath alle möglichen Verordnungen erlassen, der deutsche Turnverein sich unbeschränkt auf Zeit und Or t im Lande breit machen, während dem „Sotol " der harmloseste Ausflug ver­boten wird. Natürlich, alles das stört die Ruhe nicht, der Gemeinde­rath ist der Schoß der Weisheit, die deutsche Presse verfolgt stets nur friedliche Tendenzen, die Turner sind die Schoßkinder der Stadt-Väter und alle Verfügungen des Bürgermeisters strotzen von salomo­nischer Weisheit und väterlichem Wohlwollen. Unter so bewandten Umständen nimmt es uns höchlichst Wunder, daß eine in dieser Weise gelungene Vereinigung von lauter ausgezeichneten Elementen nicht bereits die Aufmerksamkeit irgend eines Staatsoberhauptes auf sich gelenkt; denn für die miserable und obskure Stadt Laibach ist jeder dieser Köpfe zu erhaben, als Minister würden sie Reiche glück­lich machen. Wenn man nur oberflächlich die bisherigen Thate n unseres Gemeinderathes fummirt — von seinen theilweise mißlungenen Ab ­sichten und Tendenzen gar nicht zu reden —, so gewinnt man die Ueberzeugung, daß eine aus solchen Elementen zusammengesetzte Körperschaft unmöglich sich auf ihrem Posten halten könne. Trotz der kurzen Zeit ihrer Herrlichkeit hat sie so entschiedene Beweise der Antipathien aller Stände im Lande, des Landesausschusses, des Ver­eines „Äovenija" , der Geistlichkeit, der Handels- und Gewerbe­tammer erhalten, daß sie füglich genug daran haben könnte und in corpore vom öffentlichen Schauplätze abtreten müßte, ehe das Maß der Antipathien voll wird. Dünkt sich vielleicht dieser Ausschuß einer sattsam gekennzeichneten Laibacher Klique erhaben über Proteste, welche von allen Seiten gegen sein Promemoria einlaufen? Wird er gleich seinem Organ, dem verkommensten aller journalistischen Gamins, als Antwort auf alle diese Kundgebungen mit derselben Geringschätzung und Verachtung entgegnen: „So ein Ding wagt das allcrunmöglichste, nämlich einen Standpunkt zu gewinnen und Fragen zu stellcu! Als ob jemand antworten wollte! Zu possirlich!" Doch diesen „Liberalen" ist alles möglich, sie finden am Ende gar alle gegnerischen Promemorias, ja vielleicht die ganze Nation mit ihren Wünschen, Forderungen und Bestrebungen, alle sloveni­schen Vereine — possirlich. Feuilleton. Ein offizielles Zeitungsbureau. (Possirüche Szene zwischen dem faktischen oder stillen »nd dem nominellen ooee rerantwoltlichem Redakteur,) Es ist vier Uhr Nachmittags. Der nominelle Redakteur liest die Neuigkeiten seines in der Früh erschienenen Blattes, da tritt biegsam und geschmeidig, devotest und unmaßgeblich der faktische Re­ dakteur mit einem soweit es zulässig tiefen Bückling und dem stereo­ typen, nichts sagenden Lächeln auf den Lippen ein, die Augen flehen um Verzeihung, daß er fo frei ist, den Hut an einen möglichst ver­ steckten Nagel ohne Aufsehen aufzuhängen, der biegsame und geschmei­ dige Körper wird thunlichst unauffällig des hinderlichen Oberrocks entkleidet, der ebenfalls an einem heimlichen Orte, vielleicht auf dem Boden quieszirt wird. Nachdem alles dieses mit Vermeidung jedes Geräusches ge­ schehen, zieht der submissest und unmaßgeblichst eingetretene Artikel­ schneider ein Manuskript hervor, worin er zagend und zögernd so lange blättert, bis die Augen des Chefs zufällig daran haften bleiben. „Ein Manuskript? ein Beitrag für unser Blatt?" hebt der Verantwortliche an, indem er die Augengläser höher schiebt und die Zeitung beiseite legt. Ein Manuskript ist nämlich in diesen redakteur­ lichen Hallen eine große Seltenheit. „J a wohl, ein geschriebenes Manuskript", entgegnet der Sche­ renmann, den Blaustift zurecht fassend und das Wort „geschrieben" mit Nachdruck betonend, denn er befaßt sich meistentheils mit ge­ druckten Manuskripten. „Wir d ein Honorar beansprucht?" fragt der Verantwortliche gespannt. „Kaum der Rede wert!)! Es ist von einem Bekannten — ein Gut denn! Fahret nur auf dieser Bahn fort, sie wird nicht allzulang sein. Lebensfähig ist die Korporation nicht, denn was todt geboren, geht sofort der Auflösung entgegen. Wir garantiren euch, daß die Periode eurer Herrschaft in der Geschichte der Stadt Laibach gebührend martirt sein wird. Die l. t. Seidenbau-Versuchsstation in Görz. Unter den segnenden Anstalten unseres, bis jetzt in Oesterreich einzig dastehenden Ackerbauministeriums nimmt sicherlich die Seiden­bau-Versuchsstation in Görz nicht den letzten Platz ein. Die Station befindet sich einige hundert Schritte außer Görz in der reizenden Villa Sepen hofer, die ein schöner Part einschließt; unweit hievon fließt der himmelblaue, zwischen zerklüfteten Kalkwänden tiefgebettete Isonzo. Die Gebäulichkeiten der Station sind geräumig und zu ebener Erde mit fließendem Wasser durch Röhrenleitung versehen. I n dieser Anstalt, welcher der Professor Friedrich Ha b erland t als leitender Direktor vorsteht, und der es auch mit seiner Ausdauer und seinem tiefen Wissen besonders auf diesem Felde verstand, gleich im ersten Jahre die ganze Aufmerksamkeit sämmtlicher österreichischen, besonders der seidenkultivirenden Provinzen, als Südtirol, Küstenland, Istrien, Dalmatien und Krain derart anzuziehen, daß die Arbeitssäle für die Eleven beinahe zu klein sind, wurde in einem mehrwöchentlichen Kurse die Aufzucht der Raupe bis wieder zur Grainirung derart demonstrirt, daß hiebei alle möglichen und einschlagenden, theoretischen und praktischen ,Falle durchgemacht wurden. I m ersten Range stehen natürlich alle vorkommenden Krankheiten, gestützt auf mikroskopische Beobachtungen und Untersuchungen, dann die Ursachen und Behebung derselben. Außer den mikroskopischen Beobachtungen und Unter­suchungen ist auch mit besonderem Fleiße die Grainirung beobachtet worden. Ich sah die Eleven von früher Morgenstunde bis spät Abends beim Mikroskop studirend sitzen, und es schien unter diesen Herren ein förmlicher Wetteifer eingetreten zu sein. Unter den Eleven waren Seidenzüchter, Seidenfabritanten, Professoren und Lehrer zumeist vertreten und zwar aus der Bukowina, Böhmen, Nord- und Süd­tirol, Küstenland, Krain, Steiermark, Istrien, Venedig und Dal­matien. Außer dem Maulbeerbaumspinner waren größere Aufzuchten strebsamer Mann — muß man unterstützen —- vaterländische Indu­strie betreffend — sehr lehrreich — ich würde glauben — " „Haben Sie den Artikel bereits gelesen?" „Oberflächlich! Wenn ich mir ein Urtheil erlauben dürfte — versteht sich, ohne Ihrer Ansicht im geringsten vorzugreifen" „Was halten Sie davon? Verfolgt es nicht etwa preßgefähr­liche Tendenzen?" „Wenn ich mir ein Urtheil erlauben dürfte — übrigens ich überlasse es Ihnen zur geneigten Durchsicht und wenn Ihr scharf­ sinniges Auge darin nichts staatsgefährliches, einen Hochverrat!) be­ gründendes entdeckt, so könnte man es meiner stets unmaßgeblichen Anschauung nach mit der gewohnte« Vorsicht und Reserve aufnehmen." „Eine gründliche Durchsicht des Artikels wäre mir zu umständ­ lich, meine geschwächten Augen würden durch die Lektüre des Ma ­ nuskriptes zu sehr angegriffen. I n diesem Punkte verlasse ich mich auf Ihre bewährte Vorsichtsgabe, Welchen Titel führt der Artikel? Wie viel Zeilen könnte er geben?" „Der Titel", entgegnet geschmeichelt durch das Kompliment der Angesprochene, lautet: Ueber die Verwendung der rothen Rüben zur Zinnoberfabritaiion. Sollte er in Ihren Augen staatsgefährlich lauten, so ließe er sich ändern. Das ganze Manu­ skript dürfte gegen 800 Druckzeilen geben" — „800 Druckzeilen? Wo denken Sie hin? Das Honorar würde dann 16 Gulden betragen? Das können wir unmöglich opfern!" „Ich werde ihn daher zur Hälfte streichen. — Was den Titel betrifft, wäre die Bezeichnung „rothe Rüben" meiner unterthänigsten Meinung nach wegen der Ähnlichkeit der Farbe mit den berüchtigten Sokolhemden und Jakobinermützen etwas gewagt, man könnte darin einen Uebergang unserer regierungsfreundlichen Tendenz zum Repu­ blikanismus wittern. Daher würde ich, natürlich ohne Ihrer Ansicht irgendwie vorzugreifen, die Bezeichnung „Runtelrüben" submissest in Vorschlag bringen. Konsequent müßte es dann, selbstverständlich ohne des Eichenspinners CXama-MÄi) des Alianthus-Spinners (Lomd^ x o/ntlria) und des Hollunderspinners (8ainbuo(:o), äußerst interessant anzusehen. Zur Erlernung des Abhaspelns der Seide war in der Station ein Fräulein aus Graz anwesend. Die Eleven legten zum Schlüsse eine Prüfung ab und wurden durch Zeugnisse nach selber auch tlassifizirl. Das hohe Nckerblluministerium kann nur auf diesem Wege, durch solche Institute allein am meisten zur Hebung der Seidenzucht in Oesterreich beitragen, und es wäre die Pflicht, besonders der dies­ bezüglichen Vereine, mit aller Kraft dahin zu wirken, daß jede Pro­ vinz jährlich mehrere Eleven nach Görz absende, um so mehr, da die Unkosten hiefür nicht so groß sind und dafür Außerordentliches gelernt und für die Seidenzucht geleistet wird. Ha b erlaubt , der österreichische Pasteur, ist seiner Aufgabe gewachsen, und wenn die Seidenzüchter nach seiner Anweisung züchten und hauptsächlich grainiren werden, so wird auch sicherlich die Krank­heit bedeutend abnehmen. Schollmahr. Korrespondenz. t!ernomelj, 26. Juni. Die Geschichte von dem Abreißen der Taborplakate auf Veranlassung, theilweise unter persönlicher Mit ­wirkung des hiesigen k. k. Bezirkshauptmanns Grafen Chorinsk y ist noch nicht der Vergessenheit verfallen und fchon sah sich unser Gemeinderath genöthiget, die beifolgende Anzeige der k. k. Bezirks­hauptniannschaft zur Amtshandlung zu überlassen. „Löbliches Gemeindeamt! Wie bekannt ist am 27. und 30. Ma i 1869 eine derartige Spannung unter den hiesigen Bürger­söhuen eingetreten, daß ich mich endlich veranlaßt fühlte, um Ruhe und Ordnung in dieser Gemeinde halbwegs zu erhalten, auf die­selben mit gütlichen Mahnungen belehrend einzuwirken, was ich auch thllt. Am 5. Juni l. I . habe ich einige Vorfalle im Gasthause des Herrn Johann Virant mit Herrn P. gemüthlich besprochen; worauf letzterer in Gegenwart eines k. k. Referenten und eines Diurnisten von hier mir den AnWurf machte, daß dieß nicht wahr sei, fondern, daß ich mich gerühmt hätte, „ich sei der Bürgermeister, hier befehlend und der Bürgermeister sowie der Herr Graf Chorinsky k. k. Bezirks-Hauptmann seien nichts und haben nichts zu schaffen". Ich achte den Herrn Bürgermeister, den Herrn k. k. Vezirkshauvtmann und Berücksichtigung meiner unmaßgeblichen Anschauung, da Sie ohne Zweifel eine passendere Bezeichnung wissen, statt „Zinnoberfabrikation" etwa heißen: „Quecksilberessenzfabritation". Darin könnte kein Mensch eine politische Bezeichnung entdecken, Dieß wäre, vorbehaltlich Ihrem Scharfsinn, mein übrigens durch keine persönlichen Ansichten motivir­rer Vorschlag, denn ich betone nochmals, daß ich durch meinen Vor­schlag niemandes Urtheil beirren oder beeinflußen will." „Hm, hm! Ist der Artikel sonst gediegen und ohne revolutio­ näre Sthlisirung?" „Darauf erlaube ich mir submissest, ohne die Gesinnung des verehrten Herrn Redakteurs in irgend einer Weise für mich oder den Verfasser günstig stimmen zu wollen, zu bemerken, daß ich nichts be­ sonders verfängliches entdecken konnte, was aber natürlich nicht sagen soll, daß darin absolu t nicht s verfängliches sein könnte, denn, wie bemerkt, ich mache auf Infallibilität keinen Anspruch." „Sie sind also für die Aufnahme des Schriftstücks?" „Nur insoferne, als dießfalls unsere Ansichten nicht kollidiren. Sonst müßte man es ablehnen, womit ich jedoch nichts bestimmt haben will." „Wir weiden es auf Ihre Empfehlung und Verantwortlichkeit hin annehmen!" „Wie ich schon bemerkte, ganz nach der Einsicht des verehrten Herrn Redakteurs, der ich mich in allen Dingen fuge. Ich werde also das Manuskript in die Druckerei schicken, wenn übrigens Sie dagegen keine Einwendung machen." „Sind Sie ganz sicher, daß es keine staatsgefährlichen Ten­ denzen birgt?" „Nur bedingungsweise! Sollte es in Ihren Augen verfänglich fein, so würde ich mir vorher das Vergnügen machen, es Ihnen vorzulesen." „Also Sie sind bezüglich der Harmlosigkeit des Inhaltes im Zweifel? Wir nehmen mit Rücksicht darauf, daß es vielleicht ver­das humane Gesetz zu hoch, als daß ich mir derartige Gemeinheiten zu schulden kommen ließe. Herr P. erwähnte dabei, daß er dieß von einem hiesigen Bürger wisse, den er aber auf mein wiederholtes Bitten nicht nennen wollte. Ich brauche gar nicht hervor zu heben, was ich bei der Gemeinde wirke; meine politische Haltung ist auch nicht dem Staate, somit nicht den löblichen Behörden und auch nicht der Gemeinde, noch weniger dem Volke gefährlich. (Thatsachen tonnen sprechen. Dieses wollen die hiesigen NeiMutarji behauptet wissen.) Ich kann diesen Anwurf auf meiner Person unmöglich ruhen lassen und wünsche daß sich das löbliche Gemeindeamt höhern Orts verwende, daß die Hetzen, infame Lügen von gewissen „liberalen" Persönlichkeiten in dieser ohnehin kleinen, nach Ruhe und Ordnung dürstenden Gemeinde, in welcher in Frieden und Eintracht zweifels­ohne gelebt werden kann, endlich eingestellt werden. Das Schimpfen, die Aufreizungen und Beleidigungen sind hier, es ist wahrlich zu bedauern, an der Tagesordnung, was in einem geordneten Staate unmöglich geduldet werden kann. Doch gehen dieselben größtentheils von der Dentschthümlern aus. Ich füge mich auch in jede beliebige Untersuchung und will gerne leiden, wenn ich der schuldtragende bin. Auch kann ich nicht untcrwähnt lassen, daß der hiesige k. k. Steueramts-Kontrolor gestern Nachmittags als eine Zigeunerbande anlangte, öffentlich die Bemerkung fallen ließ: „D a sieht mau die slavische Bildung". Dabei wies er auf die Zigeuner, was mehrere bestätigen können. Ich frage nun, ob derartige Bemerkungen nicht Slovenenhctzcn sind, und ob ähnliche Bemerkungen Aufreizungen gegen den Slauen­stamm, gegen die Nation selbst provoziren können? Solche und ähnliche Fälle verdienen in den Journalen öffentlich besprochen zu werden. — 6ernomelj, am 10. Juni 1869." — Johann Kohlbeseu. Trotz dieser Anzeige, welche wir beinahe wörtlich wieder­geben, ist zur Beseitigung der berührten Uebelstände nicht s geschehen Warum? Das scheint die betreffende Behörde wohl zu wissen. Vemerkenswerth dürfte noch der Umstand sein, daß seit acht Tagen hier eine jüdische Wandergesellschaft Theatervorstellungen, bestehend aus abgedroschenen Wiener-Possen, gibt, wobei das Hauptkontingcnt des Publikums die hiesigen k. k. Beamten geben, welche sich an genieinen Wiener-Witzen erwärmen und amüsiren. borgen e Tendenzen haben könnte, daß jetzt eine bewegte Zeit ist und wir vor allem auch den Schein meiden müssen, als würden wir uns selbst in dem kleinsten Artikel selbständig bewegen, von der Ein­sicht Umgang, dieß um so mehr, da der Aufsatz, wenn noch so ge­schoren, dennoch honorirt werden mußte, und refusiren ihn." „Ganz nach Belieben, denn meine Ansicht ist zu unmaßgeblich, als daß sie in ähnlichen Fällen der Ihrigen gegenüber in die Nag ­schale zu legen wäre. Womit füllen wir den für den Artikel berech­neten Raum?" „Nehmen Sie irgend etwas beliebiges aus einem offiziellen, also nicht republitanischeu, oppositionellen Blatte, es ist bei weitein weniger verfänglich und billiger, als geschriebene Manuskripte. Ich habe dieß von Jugend ans gethan, und fahre dabei wohl, das Blatt ist noch nie tonfiszirt worden." Nach dieser salbungßreichen Ermahnung beginnt der Verant­wortliche im Inseratenverzeichniß zu addiren und zu multipliziren, während der Heimliche eilig Artikel — schneidet und mit dem Stift blau umsäumt. Nach Verlauf von einer Viertelstunde ist die „morgige Amt­liche" geschnitten und wird zum Staunen der liberalen Welt — nicht tonfiszirt, sie bringt nur auf der letzten Seite Originalartitel mit Zahnpasta und Haarpomade. Tags darauf sieht man einen langgezogenen Geist in das Zei­tungsbureau mit triumfirender Miene und hastigen Schritte „tau­chen", welcher jedoch in unglaublich kurzer Zeit wieder zum Vorschein kommt. Sein Gesicht trägt den Ausdruck bitterer Enttäuschung und händeballenden Grimms, in der Hand zerknittert er ein Manuskript. „Schon wieder refusirt, weil zu aufreizend," murmelt er zwi­schen den Zähnen und verliert sich sammt seinen Schatten im Dunkel eines Kaffeehauses. Tagesneuigkeiten. Affaire an die Bezirtshauptleute folgendes Zirkulare: Aus dem Be­Lllibllch, 29. Juni. richte über den Verlauf des am 6. d. M. am Berge Svitochin nächst — (In der Ausschußsitzung der ZloveusKa N». tio») am 24. d. M. kamen folgende Gegenstände zur Verhand­lung: Der Sekretär berichtet, daß seit der letzten Sitzung 64 neue Mitglieder, theils Gründer, theils Iahresmitglieder der Äatioa bei­getreten sind. Die Lizealbibliothek in Görz wolle unter der Bedin­gung als Gründer beitreten, wenn sie auch die bereits früher vom Vereine herausgegebenen Bücher erhalten würde. Der Ausschuß akzeptirte diese Bedingung. — Der Professor Ivan Macun in Agram wird ersucht, die in seinen Händen befindliche literarische Korrespondenz des Stanto Vraz an das Archiv der Natiea zur feinerzcitigen Benützung abzutreten. Die gleiche Bitte wird an alle gelichtet, welche derlei Briefe des Vraz in Händen haben. — Der Xoleäar der Natiea befindet sich bereits im Drucke, ebenso wird der „Atlant" bereits gestochen. — Das Manuskript der Übersetzung von Schödlers Physik liegt druckfertig vor und wurde eine Auflage von 2500 Eiemplaren beschlossen. Gleichzeitig wurde zur Kenntniß genommen, daß 2aji c die Uebersetzung von Schödlers Geognosie übernommen habe. — Eine neue Ausgabe der Gedichte Bat. Vodnik's sammt Kommentar, redigirt von Fr. Levstik, befindet sich ebenfalls bereits im Drucke. — Feiner wurde beschlossen, daß die für dieses Jahr von der Natioa, ausgegebenen Bücher alle gegenwärtigen Mitglieder und auch jene erhalten sollen, welche bis Ende dieses Jahres dem Bereine beitreten. — Der vorgelegte Entwurf einer Geschäftsord­nung als Vorlage für die nächste Generalversammlung wurde ge­nehmiget. Ebenso wurde beschlossen, das vom Turnvereine „Sokol" bereits verbreitete Lehrbuch über Turnübungen in slovenischer Sprache durch Beihilfe der Nation, zu verlegen, — Die disponible Barschaft der Uatiea wird durch Ankauf des Hauses Nr. 192 am Rann um den Kllufschilling pr. 9700 fl. fruchtbringend angelegt. Der betref­ fende Kaufvertragsentwuif wurde genehmiget. — Ueber den Antrag der Gymnasialschüler von Rudolfswerth, betreffend die Herausgabe von Schulbüchern auf Kosten der Nation, wurde mit Rücksicht auf früher gefaßte Beschlüsse zur Tagesordnung übergegangen. — Die Verhandlung über Nolli's Anbot, die Redaktion des Nauöni 5I0 var zu übernehmen, wurde auf die nächste Sitzung übertragen. — Die Generalversammlung wird für die zweite Hälfte des Monates September l. I . einberufen werden. — (Die Generalversammlung des dramatischen Vereines) findet am II . Juli um halb eilf Uhr früh im Saale der öitalnica statt. Zur Sprache kommen folgende Punkte: 1. Be­richt des Sekretärs; 2. Bericht des Kassiers; 3. Bericht des Lei­tungskomite's; 4. Bericht des Ausschusses bezüglich der Vorstellungen im landschaftlichen Theater, betreffs der Gründung einer dramatischen Schule u, f. w.; 5. Wahl des neuen Ausschusses; 6. etwaige be­sondere Anträge. — Besondere Einladungen erhalten die Mitglieder zugleich mit den Werken für das abgelaufene Jahr anfangs Juli. — (Wieder ein Erlaß.) Unsere Epoche kann füglich die Zeit der Erlässe getauft werben, denn es vergeht beinahe kein Tag, ohne daß eines dieser Aktenstücke das Licht der Welt erblickt. Das neueste Kind dieses offiziellen Genres betrifft die hiesige k. k. Gym­nasial- und Realschuldirektion. Darin werden die genannten Direk­tionen aufgefordert, darüber zu wachen, daß sich Studenten nicht an nationale n politischen Vereinen, Taboren u. s. w. betheiligen. Wir betonen das Wort „national" namentlich deßhalb, weil auch hier ein besonderer Nachdruck auf dasselbe gelegt zu schein scheint. Sollte das etwa andeuten, daß nur die Betheiligung der studirenden Jugend an nationalen Vereinen scharf zu ahnden sei, jene an sog. liberalen nicht? Wir würden dießbezüglich eine deutlichere Stylisi­rung wünschen. — Ferner wird den Lehrernstrengstens aufgetragen, sich in der Schule aller politischen Reden, welche unter der Jugend Parteien bilden könnten, zu enthalten. Sehr löblich! Allein wir er­wähnten gelegentlich in einem offenen Briefe eines ähnlichen Falles, vhne daß der betreffende Lehrer uns dementirt hätte. Oder ist viel­leicht dieß der im Erlasse erwähnte, ja hat er etwa denselben ver­anlaßt? Wir bitten um Aufklärung! Wir erklären uns mit diesem Erlasse nur insoferne einverstanden, als die Bezeichnung „nationale Parteilichkeiten" nicht etwa mit dem Worte „slovenifch" identisch sein soll, als Gegensatz zum sog. deutschen Liberalismus oder deutsche Partei, denn auch in dieser Beziehung fordern wir Gleichberechtigung. — (Affaire Groß-Borowitz.) Der Statthaltereileiter für Böhmen, FML. Koller, erließ aus Anlaß der Groß-Vorowitzer Königinhof abgehaltenen Meetings entnehme ich, daß die Abhaltung desselben unter der dortigen, zum größten Theile deutschen Bevölkerung große Mißstimmung hervorgerufen hat, welche auch durch die Besorgniß genährt wurde, daß die Saat durch die Massenansammlung geschädigt weiden könnte. Da solche Fälle in deutschen oder gemischten Gegenden sich leicht wiederholen könnten, und die Besorgniß vor Erz essen und Konflikten in größeren Dimensionen wachrufen, so fordere ich den k. k. Bezirkshauptmann auf, bei Ertheilung von Bewilligungen zu Volksversammlungen in Gegenden, wo bezüglich der Bevölkerung ähnliche Verhältnisse obwalten, stets mit der größten Vorsicht vorzu­gehen, und sich insbesondere die der politischen Behörde obliegende Verpflichtung, für die Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung zu sorgen, genauestens gegenwärtig zu halten. Prag, am 10. Juni 1869. — Haben wir in unserm letzten Blatte Böhmen wegen seiner schnellen und milden Justiz beneidet, so müssen wir es heute wieder wegen der richtigen und natürlichen Auffassung feiner Verhältnisse von Seite der politischen Behörden und wegen der Bereitwilligkeit, diesen Verhältnissen volle Rechnung zu tragen, glücklich preisen. Wie ganz natürlich findet es der böhmische Stalthaltereileiter, daß eine öechische Versammlung in einer größlentheils von Deutschen bewohnten Ge­gend die Mißstimmung der letzteren erregen und Anlaß zu Erzessen und Konflikten selbst in größerer Ausdehnung geben könne. Wie wohlmeinend macht er auf diesen Umstand aufmerksam, und fordert die Behörde auf, demselben volle Rechnung zu tragen! Wie aber fielen seinerzeit die verfassungstreuen Journale über uns wüthend her, als wir sagten, die Laibacher Turner hätten den demonstrativen Ausflug auf den Ianöberg mit Rücksicht auf die Stimmung der Be­völkerung, die ihnen ja genau bekannt sein mußte, unterlassen sollen, wodurch alle die weiteren traurigen Folgen unterblieben wären. Wie wurden wir da als Frevler an der konstitutionellen Freiheit, als Fälscher und Verdreher der Rechtsbegriffe durch alle Blätter aus­geschrien! Und wie glänzend sind wir nun durch das vorstehende Zirkulare der böhmischen Statthaltern gerechtfertiget! Oder soll nur Böhmen dasjenige Land fein, wo man die natürlichen Gefühle eines Volkes berücksichtigen darf? Dreimal glückliches Böhmen! Wenn doch unsere Politischen und gerichtlichen Behörden die Groß-Borowitzer Affaire und die Behandlung derselben durch die böhmischen Behörden recht eingehend studiren wollten! — (Der „Brencelj") ist noch immer behördlich versiegelt und konnte bisher, da das Titel-Klichä noch nicht freigegeben wurde, auch der „Mladi Brencelj" nicht erscheinen. Sobald dieses freigege­ben ist, erscheint Nr. 10 des Blattes, hoffentlich im Laufe der Woche. Oeffentliche Anempfehlung. Der hochwürdige Herr Domprobst und Generalvikar Anto n Kos in Laibach war beim „Oesterre ichischen Gresham", Gesellschaft für Lebens- und Rentenversicherung in Wien, versichert. Nach nicht ganz 2jährigem Bestände der Versicherung starb der Herr Versicherte. Da die versicherte Summe pr. 4.000 Gulden von obiger Gesellschaft durch die Generalrepräsentanz in Lai­bach, Herrn August Vrtnik & Komp. prompt ausbezahlt wurde, sehe ich mich veranlaßt, die bewahrte Gesellschaft „O est er­reich isch er Gresham" dem?. "l. Publikum bestens zu empfehlen. Laibach, am 15. April 1869. ^Ntn u I/esai», Professor, Bevollmächtigter der Frau Wilhelmine Edle von Guckler und der Frau Serafine Danzinger, beide 56—1. geb. Kos. 57-1. ^ In der ausgezeichneter lerau, die Maß 80 Nkr., Gabelfrühstück, Diners und Soupers, feinste Weine zu billigsten Preisen. Besonders empfiehlt sich den ?. I'. Fremden vom Lande achtungsvoll Restaurateur. U^ " Fortsetzung in der Beilage. "M D Dentschrift der trainischen Geistlichkeit gegen die ungerechten Angriffe im Prommioria des Laibacher Gemeindemths. Euer Gxcellenz! Durch die öffentlichen Blätter ist eine Denkschrift bekannt geworden, welche der Gemeinderat!) der Landeshauptstadt Laibach aus Anlaß der beklagenswerten Ereignisse vom 23. Mai d. I. in Laibachs Umgebung und in der Stadt selbst an die hohen k. k. Ministeiren des Innern, der Justiz, des Unterrichtes und der Landesvertheidigung abgesendet hat. Mit gerechtem Erstaunen mußte in dieser Denkschrift das ganze Land vernehmen, daß der Hauptgrund aller daselbst geschilderten Uebelstande in der Haltung des Klerus liege. Wenn von dem Laibacher „Tagblatte", welches angeblich das Organ des hiesigen konstitutionellen Vereines ist, unaufhörlich nicht blos über alles, was unserer Nation theuer, ehrwürdig und heilig ist, die beißende Lauge des Spottes und Hohnes ausgegossen, sondern insbesondere der Klerus mit alleu hassenden Künsten der Verdrehung verunglimpft wird, so könnten allenfalls solche Ausschreitungen journalistischen Uebermuthes mit Stillschweigen übergangen werden, da in der Regel jede Abwehr gegen dieselben vergeblich ist. Ganz anders gestaltet sich die Lage, wenn der Gemeinderath der Landeshauptstadt den Bannstrahl der Verwerfung gegen den Klerus schleudert. Von einer Körperschaft, bestehend aus 30 intelligenten Männern, ist man berechtiget zu erwarten, daß sie einen Schritt, wie den der Absendung einer Denkschrift an vier hohe k. k. Ministerien nur mit reifster Ueberlegung und nach vorläufiger eingehender Berathung thut. Wenn nun dieselbe über einen ganzen Stand, der durch Jahrhunderte für einen der vorzüglichsten Träger der sittlichen und sozialen Ordnung gegolten hat, rücksichtslos den Stab bricht, ihn geradezu als einen Frevler an der gesellschaftlichen Ordnung und als einen Verächter der Gesetze vor der hohen k. k. Regierung und vor der öffentlichen Meinung denunzirt, so fällt ein solches Urtheil sehr schwer ins Gewicht. I n einem solchen Falle unnachsichtiger Zertretung zu schweigen, wäre von Seite des Klerus gleichbedeutend mit Selbstaufgebung und eine Versündigung gegen die heiligen Pflichten, die er gegen sich selbst und gegen die Gläubigen zu erfüllen hat. Darum erlauben sich die ehrfurchtsvoll Gefertigten die vorliegende Denkschrift Euer Ercellenz zur hochgcueigtcn Berücksichtigung zu unterbreiten. Der Gemeinderath klagt den Klerus an, daß er seinen Beruf als Lehrer und geistiger Erzieher des Volkes verkenne. So überraschend das von einer Seite, wo man es kaum noch zu erwarten gewagt hätte, gemachte Zugeständnis; ist, daß der Beruf des Klerus darin liege ein Lehrer und geistige r Erziehe r des Volkes zu sein; so erfreulich die in einem solchen Zugeständnisse enthaltene Anerkenntnis) ist, daß dem Klerus ein ganz besonderer Thatigkeitsantheil in den fürs Volt bestimmten Lehr- und Erziehungsanstalten zufalle: so entschieden muß man obige gegen den ganzen Stand gerichtete unerhörte Anklage als einen eklatanten Act der Ungerechtigkeit zurückweisen. I n der That, Erziehung des Volkes zu christlicher Zucht und Sitte, fortschreitende Entwickelung und Bildung in allen dessen Gesichtskreis berührenden Gebieten des Wissens, mit einem Worte: ein naturgemäßer Fortschritt war die Aufgabe, welche der Klerus von jeher bei dem Volle zu erfüllen bestrebt war und noch ist. Dahin zielen feine Predigten, feine Christenlehren für Erwachsene und für Kinder, sein Unterricht in der Schule und im sonstigen Bertehre mit den Pflegebefohlenen. Taufende von Zeugen werden alle Tag bereitwillig Zeugniß ablegen für die Treue, mit der der Klerus in diesem Theile seines Berufes gewaltet, und für den guten Ruf, welchen er sich dadurch weit über die Grenzen der Diözese begründet hat. Er darf nicht fürchten dementirt zu werden, wenn er behauptet, der Entwickelung des flovenischen Volkes zuerst die Bahn gebrochen zu haben. Aus dem Volke hervorgewachsen, unter demselben lebend und darum mit dessen Bedürfnissen und Nöthen Wohl vertraut fühlte er sich durch einen natürlichen Zug des Herzens getrieben, seine Kräfte der Beförderung des geistigen und materiellen Wohlstandes eben dieses Volkes zu weihen. Der Klerus war es, welcher zuerst die Sprache des Volkes, in welcher allein diesem die Mittel zur Bildung und zum Fortschritt geboten werden können, mit Ernst zu kultiviren begann. Er war es, der lange vor Errichtung förmlicher Schulen die Kenntniß des Lefcns unter dem Volke verbreitet, dann demselben Schulhäuser gebaut, zahlreiche Schulstiftungen errichtet, Nothfchuleu gehalteu hat. Der Klerus ist es, der für Herbeischaffung und Verbreitung von Volksschriften jeder Art Sorge tragt, durch seinen Einfluß Tausende von Mitgliedern dem hiezu gegründeten Hermagoras-V ereine anwirbt, durch Anleitung zur Lectüre auf das religiöse und sittliche Gefühl, sowie auf das anständige äußere Benehmen von Tausenden veredelnd wirkt; zugleich aber auch die zeitliche Wohlfahrt des Volkes befördert, indem er ihm die Quellen der Aufklärung in den verschiedensten Zweigen der Landwirthschaft zugänglich macht. Möge der Gemeinderath seine Boten nur hinaussenden unter das Volk; sie werden ihm berichten können, wie die Geistlichkeit durch Errichtung von Baum­schulen die Obstkultur, durch Pflanzung von Maulbeerbäumen insbesondere die Seidenzucht, durch Einführung edler Rebforten den Weinbau befördert, durch Urbarmachung wüsten Bodens das Volk zu ähnlichen Versuchen anspornt und dadurch zur Erleichterung seines harten Loses nach Möglichkeit beiträgt. Gewiß mit dem tiefsten innern Widerstreben reden wir von unseren eigenen Leistungen. Nur die maßlose Inkrimination des Gemeinderathes schien es gebieterisch zu fordern, daß wir dieselben nicht unerwähnt lassen. Uebrigens sind wir nns dessen klar bewußt, daß wir noch immer weit hinter unserer Aufgabe zurückgeblieben sind und ein großes Stück Arbeit vor uns liegt, die wir nicht zurückweisen, sondern im Namen Gottes zu vollbringen uns bemühen wollen. Auch sind wir weit entfernt die andererseits um die Volksauftlärung erworbenen Verdienste zu verkennen; doch aber glauben wir, ohne die Freunde des wahren Fortschrittes unserer Nation zu beleidigen, kühn vor den Gemeinderath hintreten jund ihn fragen zu dürfen, ob irgend ein Stand in der Thätigkeit für die Aufklärung und fortschrittliche Entwicklung des Volkes mit dem unsrigen sich messen könne. Die von der Geistlichkeit in Anspruch genommene Presse und deren privater Verkehr mit den Gläubigen haben in eminentester Weise diesem hohen Ziele gedient, und kein durch das Gesetz verpöntes Mittel wurde bewußterweise je zur Erreichung desselben in Anwendung gebracht. Einer solchen hingebenden opfermuthigen Thätigkeit gegenüber erröthet der Gemeinderath nicht, den Klerus im Augesichte der christlichen Gemeinde, vor der hohen Regierung und vor dem Forum der öffentlichen Meinung überhaupt zu beschuldigen, derselbe „übe, anstatt der nicht zu leugnenden Nohheit der Gemttther und dem Pochen auf fisische Kraft durch Mittel christlicher Liebe und das Beispiel christlicher Duldsamkeit abzuhelfen, seinen gewichtigen Einfluß häufig geradezu in entgegengesetzter Richtung aus." I n einem solchen AnWurf liegt auch nicht die geringste Spur von Gerechtigkeitssinn. Wenn einer oder der andere aus unserer Mitte in einer Zeit, wo man nach allen Seiten hin gegen die giftigsten Pfeile der Verleumdung, des Spottes und Hohnes zum Schutze der heiligsten unveräußerlichsten Güter der Menschheit stets kampfgerüstet dastehen muß, bei der Abwehr ein bindendes Gesetz übertreten hätte, nun wir stehen weder außer noch über dem Gesetze, beanspruchen auch keine Ausnahmsstellung; der Gemeinderath zeige nur rücksichtslos den geistlichen Gesetzesübertreter den betreffenden Behörden an, damit der Thatbestand durch eine richterliche Untersuchung genau ermittelt und dem Gesetze die hohe Weihe der Sanktion zu Theil werde. „Durch die Vermengung der Politik mit der Religion", sagt der Gemeinderath, „verwirrt der Klerus den gesunden und gläubigen Sinn des Voltes, und leiht dem aufgeregten Treiben desselben den Schild seiner geistlichen Macht". Die Natur eines konstitutionell regierten Staates bringt es mit sich, daß jeder Staatsbürger mehr oder weniger in die politische Bewegung hineingezogen wird. Soll es dem Geistlichen, der auch österreichischer Staatsbürger ist und Steuern zahlt, allein verwehrt sein einen selbstständigen politischen Gedanken zu haben? Soll für ihn allein das ein Verbrechen sein, was jeder Denkende für sich in Anspruch nimmt? Soll er allein in die Acht erklärt werden, wenn er von seinen konstitutionellen Rechten den gesetzlichen Gebrauch macht? Wer darf ihn anklagen, solange er innerhalb der Grenzen des Gesetzes handelt? Hat er dieselben überschritten, so beweise man dieses; hat man aber keine festen Beweise in den Händen, so klebt der Behauptung des Gemeinderathes, daß der Klerus durch Vermengung der Politik mit der Religion den gesunden und gläubigen Sinn des Volkes verwirre, dem aufgeregten Treiben desselben den Schild seiner geistlichen Macht leihe und „planmäßi g die Verwilderung des Volkes hege", das unauslöschliche Brandmal der Verleumdung an. In der That gläubig ist der Sinn unseres Volkes; mit unzerstörbarer Liebe hängt es am Christenthume und an der Kirche, laßt sich auch dieses theuerste Kleinod durch nichts entreißen und glaubt dafür in keiner menschlichen Institution einen Ersatz zu finden. Diesen gläubigen Sinn zu Pflegen und dadurch dem armen Volke den einzigen nachhaltigen Trost, den einzigen sicheren Hoff­nungsanker in diesem drangsalvollen Leben zu bewahren, erkennt der Klerus als seine heiligste Pflicht an und hat den festen Willen, derselben unter allen Umständen, unter jeder Verfassung unwandelbar treu zu bleiben. Auch gesund ist der Sinn unseres Volkes; es weiß recht wohl, was ihm noth thut; es weiß recht gut zu beurtheilen, wo seine wahren aufrichtigen Freunde sind, wohin es mit seinem Vertrauen sich zu wenden habe. Der Klerus hat es gar nicht noth, die Politik mit der Religion zu men­gen; mit den rührendsten Beweisen der Anhänglichkeit kommt das Volk noch immer seinen geistlichen Hirten entgegen, und solange wir demselben in guten und schlimmen Tagen liebend und hingebend zur Seite stehen, für dessen Bildung uud EntWickelung opferwillig sorgen, wird es bei uns Rath und Belehrung suchen und alle Künste der Verführung werden seinen gesunden Sinn nicht zu verwirren im Stande sein. Sonderbar, daß die Gewaltigen des konstitutionellen Vereines noch immer so viel Angst und Furcht vor der „Macht" des Klerus zu haben scheinen. Wir sind nicht stolz auf diese Macht, fühlen vielmehr tief unsere Ohnmacht und bedauern, nicht ausgiebigere Mittel zu besitzen, um unser Volk schneller zu jener Stufe der Entwickelung und Bildung hinanzuführen, deren es fähig ist. Die Denkschrift des Gemeinderathes sagt, die „geistliche Macht" diene fremdem Zwecke und entziehe sich nur zu häufig dem Auge des Gesetzes. Ganz gewiß, die geistliche Macht dient einem, den Herzensmeinungen des Gemeinderathes vielleicht fremden, aber den theuersten Interessen unseres Volkes eigensten Zwecke. Sie will nichts anderes, als daß unser Volk ohne Verletzung seiner gottge­gebenen Eigenthllmlichkeitcn zur Fülle des reifen Mannesalters Christi emporwachse, seinem Gott und dem österreichischen Herrscher-Hause ergeben bleibe, nicht aber dieser Eigentümlichkeiten entkleidet und dadurch auf dem Wege des Fortschrittes gehindert oder aufgehalten werde. I n dieser ihrer Wirksamkeit fürchtet die Geistlichkeit das Auge des Gesetzes nicht und hat auch keine Ursache sich demselben zu entziehen. Gesetzt aber, sie würde bei frevelhaftem Beginnen dennoch dem Auge des Gesetzes sich zu entziehen suchen, aus der mehrberegten Denkschrift geht hervor, daß sie sich dem spähenden Auge des Gemeinderathes nicht entzieht. Warum macht der Gemeinderath von der ihm zu Gebote stehenden polizeilichen Macht nicht einen energischeren Gebrauch, um die Gesetzesübertretungen der Geistlichkeit dem verdammenden Urtheile der Gerichte preiszugeben? Wenn der Gemeinderath den nicht beneidenswerthen Muth hat als Denunziant des Klerus vor der hohen Regierung und der öffentlichen Meinung aufzutreten, so habe er auch den Muth vor dem Forum der Gerichte die Beweise seiner Beschuldigungen zu produziren, weil er sonst nicht blos vor der ganzen Stadt, die er vertritt sondern vor dem ganzen Lande jämmerlich sich brandmarkt und den letzten Rest des Vertrauens einbüßt. I m weiteren Verfolge der Denkschrift kann man sich wirklich des Mitleids nicht erwehren über die fast kindische Furcht vor der Geistlichkeit, welche den Gemeinderath treibt, selbst dem Repräsentanten der Regierung, dem hochwohlgebornen Herrn Landespräsidenten darüber Vorhaltungen zu machen, daß „der unbedingten Herrschaft des Klerus in der Schule der gesetzlich gegebene Damm noch immer nicht gesetzt ist". Merkwürdig, sollte der Gemeinderath nicht wissen, daß wir ein Gesetz über die Schulaufsicht noch nicht haben? Sollte es ihm unbekannt geblieben sein, daß in Abgang eines solchen die Verordnung vom 10. Februar d. I . auch in unserem Kronlande in Wirksamkeit getreten ist? Liegt die oberste Leitung der Volksschule nicht ganz in den Händen der Regierung? Ist das fürstbischöfliche Konsistorium feiner Schulfunktionen nicht vollständig entkleidet? Sind nicht alle Bezirksdekane ohne eine einzige Ausnahme der Schul­llufsicht enthoben? Verstößt es etwa gegen ein Gesetz, daß die Geistlichen noch den Religionsunterricht in der Schule ertheilen, daß Priester als dirigirende Katecheten oder Direktoren an Hauptschulen, oder daß die Pfarrer bis zur neuen Organisirung der Ortsschulaufsicht als Leiter der Trivialschulen zu fungiren fortfahren? Welchem Gesetze handelt der Landesprasident entgegen, wenn er behufs der Organisirung der Volksschule auch zwei Geistlichein seinen Rath beruft? Wo besteht ein Gesetz, welches eine solche Trennung der Schule von der Kirche verlangt, daß die Geistlichkeit jener gar nicht nahen dürfte? Mit Hinblick auf die Rede, welche Ew. Ercellenz am 31. März v. I . im Herrenhause hielten, glauben wir versichert sein zu können, daß eine derartige Trennung auch nicht im Sinne der hohen Regierung liege. Wenn aber der Gemeinderath den Einfluß der Geistlichen auf die Schule geradezu verderblic h nennt, so wird eine solche Aeußerung als eine im unverzeihlichen Leichtsinn hingeworfene Behauptung bezeichnet werden müssen, so lange derselbe seine angedeuteten diesfälligen Erfahrungen der Welt nicht bekannt gibt. So sehr übrigens die durchaus unmotivirten, verdächtigenden uud aeqen den Klerus in allen Gemüthern, wo noch ein Sinn für Gerechtigkeit und Billigkeit wohnt, die gerechteste Entrüstung hervorrufen, ebenso vollkommen einverstanden erklären wir uns mit der Haltung, welche gegenüber der Geistlichkeit der hohen Regierung anempfohlen wird. „Es muß" so will es der Gemeinderath, „die Thatigkeit des Klerus auf der Kanzel und in der Schule strenge überwacht und jedem Ausschreiten derselben mit der ganzen Strenge des Gesetzes entgegengetreten werden". Ganz wohl; in allen Pfarrkirchen wird regelmäßig alle Sonn- und Feier­tage geprediget; das ist unsere Mission, und wehe uns, wenn wir sie nicht erfüllen. Es wird uns unendlich freuen, wenn sämmtliche Gemeinderäthe einzeln und in om-pory soviel Predigten als möglich beizuwohnen sich entschließen. Uns gilt der Befehl des Herrn: Was ich euch ins Ohr gesagt, das verkündet von den Dächern. Je häufiger und aufmerksamer sie uus belauschen, desto weniger haben wir zu fürchten, daß man Ursache haben wird, unsere loyale Gesinnung zu verdächtigen. Wir werden sogar zur Hoffnung uns erheben daß das Wort vom Herr« durchs äußere ins innere Gehör dringen und feine umstaltende Macht derart erweisen wird daß der ersehnte Friede wirklich in Stadt und Land einkehrt und jene wahrhafte Allen erwünschte Freiheit bei uns sich niederläßt in der einem jeden sein Reckt wird und das gleiche Gesetz für Alle gilt. " Ollibach am 8. Juni 1869. Folgen die Unterschriften der Tiözesangeistlichkeit. Eigenthümer und Herausgeber retsrOr^ollj . - Für die Redaktion verantwortlich: ^K .