^D »V. »84» Der Werhängnißglaube. ». "^u entgehst nicht dem Verhängniß! Diesen Glauben hast du. merke» Nicht daß er dich im Vedrängniß Muthlos mache, sondern stärke. Weis« bist du in d«r That, Wenn in jeglichem Geschäfte Du vertraust auf Gottes Nath, Und gebrauchest deine Kräfte. 2. Wer den Schlangenstein mit sich führt, Mag genese« vom Viß der Schlangen. Doch wer deßwegen Versuchung spürt Einer Schlang' in den Mund ,u langen, Der wird dadurch dem Stein entzieh« Die Kraft, die Gott ihm hat verlieh» Nur denen zum Segen, die fürchten Ihn. 3. Golt mißt die Nahrung jedem zu; . Deßwegen doch nicht feirs du! -Ec lässet dir die Aehre reifen. Du aber sollst die Sichel schleifen'. Nuckelt. Vaterländisches. Die Montan-Industrie Illyriens. Unter den Bergbau-Unternehmungen des Königreichs Illyrien nehmen jene auf Eisen, sowohl in Rücksicht der vorhandenen Menge größtentheils vorzüglicher Erze, als auch in Ansehung der reichen Erwerbsquellen, welche durch die weitere Verarbeitung dieses Naturproduttes auf die mannigfaltigsten Effabrikate der Land es Wohlfahrt eröffnet werden, den ersten Platz ein. Der wichtigste Punct, wo Eisenerze gewonnen werden, ist die sogenannte Eisen-würzen bei Hüttenberg, im Klagenfurter Kreise, wo ein 150" mächtiges in- Kalkstein eingeschlossenes Spat-Eisenstcinlager noch der spätern Zukunft reiche Ausbeute verbürgt. Die jährliche Erhauung aus diesem Erz-Lager beträgt nahe an eine halbe Million Eentner der be» sten Erze von beinahe 50°^ Metallgehalte. Von den übrigen minder bedeutenden Eisenstein-Bergbauen im Königreiche Illyrien verdienen noch Er» wähnung ^ jene an der Mittagseite des Tauernge-birges im Villacher Kreise, ferner jene bei Friesach und bei Wolfsberg im Klagenfurter Kreise, dann jene am südlichen AbHange der karnischen Alpen im Laibacher Kreise, ebenfalls der Spat-Eisensten-For« mation angehörend. Noch werden bemerkt die Bohnenerze in dcn Kalkklüsten am nördlichen Ende der Mischen Alpen im Iellouza- und Wocheinergebirge, Laibacher Krei-ses, und endlich die Thoneisensteine und Bohnenerze des Neustadtler Kreises. Nicht minder werthvoll ist für Kärnten der Wleib-ergbau, dessen wichtigste Puncte sich in Bleiberg und Naibl, Villacher Kreises, dann am Obir und der Petzen, Klagenfurter Kreises, befinden. Während jedoch die vorzügliche Qualität de5 kärntnerischen Eisens und die fortwährend zunehmende Verwendung dieses Materials im Inlande den damit beschäftigten Unternehmungen eine feste Grundlage gewähren, ist dagegen die Bleiproduction mehr vom Auslande abhängig, wohin ein bedeuten» der Theil der Blcieffabrikate abgesetzt wird, und hat somit unter den commerciellen Schwankungen ungleich mehr zu leiden.' Ferner besitzt diese Provinz, bei der Seltenheit und dem hohen Werthe des Quecksilbers, an dem Werke bei Idria, im Adclsberger Kreise, eine der wichtigsten Montan-Unternehmungen, deren Fortbestand jedoch durch cincn ebenso umsichtigen als die vorhandenen Erzmittel schonenden Betrieb bedingt wird. Endlich verdient der allmälig lebengcwinnende Bergbau auf Steinkohlen die vollste Würdigung, indem bei der zunehmenden Verminderung des Waldvermögens die Montan-Industrie mit dem Er-' . 82 - folg der dießfäNigen Unternehmungen im innigsten Zusammenhange steht, und die vollkommene Entwicklung aller Hüttengewerbe, so wie überhauvt seit Entstehung der Dampfmaschinen die Ausbildung sämmtlicher Industriezweige in der Zukunft von der Auffindung und Aufschließung mächtiger Lager fossiler Kohle abhängig seyn wird. In Istrien steht die bei Albona vorkommende Schwarzkohle bereits im Verkehr und hat in Rücksicht des dort herrschenden Holzmangels einen ungleich höhern Werth als die Braunkohle in Kärnten und Kram, welche vor der Hand nur zum Betriebe einiger Industrial - Unternehmungen, wie z.B. der Eisenwerke zu Prävali und Lippitzdach im Kla« genfurter Kreise, und der Sagorer Glashütte im vaibacher Kreise, verwendet werden, und an vielen Puncten, vorzüglich am rechten Drauufer Unterkam» tens, von wo sie in mehr oder minder mächtigen Lagern durch Untersteyermark bis an die Save sich erstrecken, in wechselnder Ausdehnung vorkommen. Im Eisenschmelzprocesse haben seit Anfang dieses Jahrhunderts bedeutende Verbesserungen Statt gefunden, indem durch zweckmäßige Gatcirung und Vorbereitung der Erze auf die Qualität des Pro-ductes, so wie durch bessere Conftruction der Oefen und kräftige Gebläse, auf die Erzeugungs-Quantitä-ten günstig eingewirkt wurde. Zum Beweise dessen dient die Hüttenberger Roheisen-Produclion, welche seit 50 Jahren beinahe auf das Doppelte gesteigert wurde.. Seit einigen Jahren läßt sich jedoch im Kla-genfurter Kreise, dessen Roheisen Production sich zu icnen aller übrigen Eisenschmelzwerke Illyriens wie 5 zu 1 vcrhält, das Aufbringen wegen Kohlmangel nicht mehr steigern, und die Anstrengungen der Nad-gewerke zur Beischaffung des nöthigen Brennstoffes geben bereits so weit, daß sich nunmehr die Koh-lenblzugs.-Kreise der Hüttenberger Schmelzwerke bis an die Landesgränze und sogar noch darüber ausdehnen. Dessen ungeachtet sind dieselben in ihrer Erzeugung gegen das Jahr 1837 schon um circa 20,000 Rentner zurückgeblieben, welcher Ausfall jedoch durch die bedeutendere Erzeugung der in günstigerer Kohlenlage befindlichen Wald'Eisengewerken gedeckt wurde. Durch diesen mit der Verminderung des Waldvermögens verhältnißmäßig fortschreitenden Brenn-sioffaufwand sind die Kohleiipreise in der neuesten Zcu so bedeutend gestiegen, daß die den großen Schmelzhütten nahe liegenden Hammerwerke schon dermalen den Brennstossbcdarf kaum mehr zu decken vermögen, und es liegt am Tage, daß sie in weni» gen Iahnn von den Ersteren, welche bei gleichem Kohlenaufwande mindestens das Dreifache gewinnen, verdrängt seyn werden. Bcrcits sind einige dieser Hammerwerke im völligen Stillstande, und ihre Anzahl wird von Jahr zu Jahr zunehmen. Dieser Kampf um den Brennstoff, genährt durch günstige Verschleiß. Verhältnisse und durch leichtere Aufdringlichkeit der Betriebs - Capitalien, beschleunigt die dem hieriändigen Eisenwesen bevorstehende Krisis. So Verderbenbringend dieselbe übrigens auch manchen Gewcrkcn seyn muß, so wird sie doch anderseits die wohlthätige Folge haben, daß sich zuvörderst alle Manivulations.'Verbessmmgen gewalt- sam Bahn brechen, und es wird ferner mit den gesteigerten Holzpreisen eine bessere Forstwirthschaft in'ö Leben trelen, und endlich die Verwendung der fossilen Kohle immer allgemeiner werden. __ Möge dann die (ungegründete) Bcsorgniß, daß unsere Steinkohlenlager keine besondere Mächtigkeit haben, behoben und der Montan-Industrie eine neue glückliche Aera eröffnet werden, ähnlich jener, welche Eng^ land bereits vor einem Jahrhunderte begonnen hal! So lange ist es nämlich, daß das Eisenhütten. Wesen Englands, durch die hohen Holzpreise gedrängt, die gleiche Krisis bestehen mußte, denn seine Erzeugung war damals nicht größer, als jene Illyricns dermalen beträgt, und nun beträgt die Eisen-Pro« duction Englands 16 Millionen Centner. Diese Bedrängniß der Gewerke verschafft inzwischen den Verbesserungen in allen Zweigen der Manipulation und insbesondere den auf Brennst off-ärsparung gerichteten Erfindungen leichtern Eingang. So wird die heiße Gebläse. Lust bereits bci einigen Schmelzhütten mit dem besten Erfolg angewendet, und im Frifchprocesse, wobei die dießfälligen Ver» suche vor der Hand noch keine günstigen Resultate geben, machen dermalen die Kleinfriscyherde mit Be» nutzung der Herdflamme zum Braten dcs Roheisens und Auswärmen des Grabeisens Epoche, wodurch beinahe die Hälfte des bisherigen Brennstoff-Auf-wandes in Ersparung kommen soll. Uebrigens finden in der Effabrication des Eisens allenthalben Fortschritte Statt. Beweis dessen die Pudlingswerke in Prävall und Frontschach, die Gießereien zu Hof und St. Johann, die Gußstahl-Erzeugung dei Villach, mehre Walzwerke auf Blech und Eisen, vorzüglich auf Nails, die Drahtfabrik zu Feistritz, und überhaupt die Vervollkommnung in allen Eisen- und Stahl-Erzeugnissen, wovon die G.ewerbsausstellung zu Klagenfurt die erfreulichsten Beweise gab. Das momentane Stocken im Stahlabsatze verursachte im Jahre 1838 eine Productions-Verminderung gegen jene des Jahres 1837 um beiläufig 40,000 Rentner, wogegen das vorhandene Rohmaterial auf Rails verwendet wurde. Die Sensenfabrication, welche seit mehren Jahren bedeutend vermindert wurde, fand im Jahre 1838 wieder etwas Aufnahme. In edlen Metallen bieten sich wenig günstige Aussichten dar, und wenn auch die Silbererzeugung zu Meisclding die Betriebskosten des letzten Jahres gedeckt haben dürfte, so ist dagegen das Unternehmen an der Goldzeche und am Waschgangc im Müll-thale so eben mit sehr bedeutender Einbuße völlig aufgegeben worden. Die Bleiproduction hat im vorigen Jahre wie. der um circa 3000 Centner abgenommen, so wie dieses auch im Jahre 1837 der Fall war. Die Ursache davon war der starke Verschleiß im Jahre 1836, wo die hohen Preise zur Aufarbeitung aller Vorräthe an Erz und Schlichen Veranlassung gaben. Auch ist zu bedenken, daß der Bergbau in Deutsch, Bleiberg, wo der größte Theil erzeugt wird, bereits über 100 Klafter Tcufe hat, und so. mit die Gewinnung und Förderung immer schwiert» aer wird. Die Essabncation dieses Metalls blldel übrigens einen wesentlichen Theil der Landes-IndustneKärn, tens, und so wie das B. Herbert'sche Bleiweis noch 83 immer seine Vorzüglichkeit allenthalben bewährt, so haben auch die übrigen Fabriken auf Gleite, Me.-ning und Schrot ihre Manipulation der Art vervoll. kommnet, daß sie mit ihren Erzeugnissen keine Con-currenz schcucn dürfen. In Istrien, Unterkärnten und Unterkrain ist die Steinkohlen »Erzeugung um beiläufig 50,000 Centner gegen das vorige Jahr erhöht worden. Der Murdochstein auf Mull. Schottische Sage. Von Johann N. Vogl. Wo die himmelhohen nackten Basaltselscn von Mull, einer der dreihundert hebridischen Inseln an der Westküste Schottlands, ein Vorgebirg gegen das ungestüm anprellende Meer bilden, unterbrach eines Tages (es war zur Zeit der Minderjährigkeit James V.) das Schmettern von Hüfthörnern die Stille, welche sonst über diese einsame melancholische Gegend verbreitet lag. __ Es war das Jagdsignal Mac«Leans, eines Chieftcins, oder Haupt-lings der westlichen Bezirke der Insel, welcher mit seinen Lehenslcuten tn dem Felsenthaie der Iagd-lust sich erfreute. .— Die Lchensleule Mac-Leans gehörten zu jenen Bergschotten, welche sowohl an Körperbau als an Gewandtheit im .Klettern, Schwimmen und Bogenschießen ihre übrigen Landsleute weit übertrafen. — Sie trugen alle tlcine Mützen, wa-len in weithin flatternden roth und weiß gewürfelten Tartanen gekleidet und batten jene kleinen Kilts, oder Röckchen, statt der Beinkleider um die Schenkel, welche ihre kräftigen Glieder nur wenig verhüllten. - Unter ihnen aber zeichneten sich durch kräftigen Wuchs und Gedrungenheit der Formen vorzüglich zwei Mäimcr aus und zwar: Mac-Lcan, der Häuptling, größer als die Uebrigen, braun von Farbe, eine Adlerfeder auf der Mütze, Köcher und Breitschwcrt an der Seite und den Eibenbogen in der Linken; der andere, cm Landmann aus Scalla-dalla, Namens Murdoch, den fast riesenhaften Körper nur in ein einziges Stück Zeug von geschorener Wolle gehüllt und die Füße mit jencn aus unzube-rciteter Rehhaut verfertigten Schuhen bedeckt, von welchen die Schotten den bekannten Namen Rothbeine erhielten. — Als ein kluger Jäger hatte Mac-Lean alle Schluchten und Auswege sowohl nach dem Loch Seredon als nach dem Meere zu mit seinen Bauern besetzt, damit das Rothwild nicht durchbrechen könne, welches er selbst mit seinen Bogenschützen aufstöberte.— Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und schon hat-ten sie eine ziemliche Anzahl Rehe und Hasen erlegt, als bieBluthunde einen prachtvollen Vicrzehnender aufjagten, welchen sofort Mac-Lean sammt der ganzen Meute Mlt aller Leidenschaft eincs Jägers verfolgte. — Vergebens suchte der Hirsch mit ängstlichen Blicken nach einem Auswege, überall scheuchten ihn die Knüttel und Speere der Bauern oder ihr schreckliches Halloch! wieder zurück. — In Todesängsten floh er nun nach einer engen einsamen Felsschlucht, welche Mm doch bewachte. ___ Murdoch sah den Hirsch kommen und sperrte ihm entschlossen den Weg; allein das zum Tode gehetzte Thier, das keinen andern Ausweg mehr wußte, ließ sich nicht mehr zurückschrecken, stürzte sich mit vorgehaltenen, Geweihe auf den Hochländer, warf ihn zu Boden, und entfloh, über ihn hinwegsetzend, in das Gebirge. Noch hatte sich der Hochlander nicht von der Erde erhoben, als auch schon Mac-Lean mit den Hunden und den übrigen Jägern hcrbeistürzte. «Wo ist der Hir>ch?« schnaubte cr mit zorn-funkelndcn Blicken. „Herr," erwiederte Murdoch, „er ist entflohen." „Und das wagst du mir ins Gesicht zu sagen?« „Verzeiht," antwortete Murdoch, »ich sperrte ihm den Weg so gut ich konnte; allein das auf den Tod gehetzte Thier warf mich zu Boden und setzte über mich hinweg.« «Du bist eine Memme und nicht werth in mci-nem Clan zu leben," rief Mac-Lean und riß das breite Schwert von der Seite; aber eine Hand hielt in diesem Momente seinen Arm zurück, welcher sich bereits zum wüthenden Hiebe nach Murdoch erho. bcn hatte. — Außer sich vor Wuth wendete sich Mac»Lean nach dem Frechen um, der es wagte, ihn in der Züchtigung seines Vasallen zu hindern; es war Ellen, seine in Jugend und Liebreiz blühende Gattinn, berühmt auf der ganzen Insel ihrer langen blonden Haare und chrer blauen Augen wegen, welche, ihr dreijähriges Söhnlein auf dem Arme, mit noch einer Dienerinn dem Iagdzuge gefolgt war. „Mac-Lean," sprach Ellen zu ihrem Gatten, «laß dich durch deinen Zorn zu keiner Ungerechtigkeit hinreißen; Murdoch ist ein wackerer, muthvoller Gael, und gcwiß ist der Hirsch ohne sein Verschulden durchgcdrungen." „Schweig," rief Lean, über dessen Zorn jetzt zum ersten Male das liebliche Antlitz Ellen's seine Macht verloren hatte und denselben nicht zu besänftigen vermochte. »Ihr Weiber versteht nichts von der Ehre und der Beschimpfung eines Clan's." „Aber bei mcincm Alme," fuhr er fort, einen vernichtenden Blick auf Murdoch werfend, »du hattest recht, daß du mich abhieltest, mein Schwert mit dem Blute eines Feigen zu beschmutzen. Für diesen da gehört kein Schwert, für ihn gehört nur bloß die Ruche.« »Herr!" rief Murdoch, dessen Wangen bei diesem Worte bleich wie Schnee wurden. »Hollo, ho'.« rief Mac-Lcan, «herbei, herbei, Ihr Männer meines Clans! Robin, stoß in das Hüfthorn, daß sic sich Alle versammeln und sehen, wie ihr Chicstein einen Feigen bestraft." „Mac-Lean," rief Murdoch außer sich, während die langgezogenen Töne des Harsthorns die Oede durchhalltcn, «ich bin Gatte und Vater zweier Kinder; bestrafe mich, wenn du mich einer Strafe schuldig hältst, doch beschimpfe mlch nicht mit der Züchtigung eines Dlebes." »Reißt ihm den Plaid vom Leibe und bindet ihn," herrschte der unversöhnliche Gebieter den herbeieilenden Jägern zu, »ihr andern brecht dort Ruthen!« Und alsoglkich sielen die Clanslcute über Murdoch her, rissen ihm seine Bekleidung bis auf den Kilt vom Leibe, und schnürten ihm mit seinem Gürtel die Hände zusammen. «Nun geißelt ihn!" befahl Mac-Lean. »Mac-Lean,« rief Murdoch in Verzweiflung, «ich beschwöre dich bei dem Grabhügel deiner Mutter, gehe nicht zu weit!" »Mein Gatte,« fiehte Ellen mit hervorbrechenden Thränen; aber Mac-Lean war für alle Bitten - 84 taub und gebot seinen Vasallen zu thun, wie er befohlen hatte. Ein Schrei des tiefsten Schmerzes, welcher Alle, nur nicht Mac-Lean erschütterte, entrang sich der Kehle des unglücklichen Bergschotten, als die ersten Nuchenhicbe über seine nack:en schultern hinsausten. Hierauf aber stand er reglos und stumm wie eine Bildsäule und erlitt die Züchtigung, ohne auch nur mit einer Miene, mit einem Laut weiter ein Zeichen seines Schmerzes zu geben. — Schon rieselte das Blut über seinen Nucken hinab, aber noch nicht befriedigt durch die grausame Bestrafung rief Mac^Lean zu seinen Leuten: „Stärker, stärker!" — Und heftiger sausten die Ruthenstreiche, und heißer strömte das Blut des Gepeitschten. — Da aber konnte Ellen, welche sich gleich zu Anfang des grauenvollen Schauspiels mit ihrem Kinde und der Dienerinn entfernt hatte, um das Schreckliche nicht zu sehen, nicht länger an sich halten. Von einer inneren unnennbaren Beklemmung erfaßt, welche ihr beinahe den Athem raubte, eilte sie zu Mac-Lean, warf sich vor ihm nieder und rief, mit ihren Händen seine Knie umschlingend: „Mac-Lean, es ist genug, verzeihe!" Da gab Mac-Lean, dessen Zorn sich mittlerweile auch gemildert hatte, das Zeichen, mit der Züchtigung aufzuhören. Die Krieger befolgten sogleich diesen Befehl, warfen die zerspelten Ruthen weg und lösten Murdoch's Bande. — Mit gesenktem Haupte, das Auge zur Erde geschlagen, na« herte sich der mißhandelte Hochländer langsamen Schrittes seinem Herrn, um ihm, nach Sitte der Bergschntten, kniend für seine Strafe zu danken, — Kaum noch einige Schrltte von Mac-Lean entfernt, ersah jedoch der innerlich nur nach Rache lechzende Murdoch seinen Vortheil, sprang mit der jenen Bergbewohnern eigenen Behendigkeit auf Ellen zu, riß ihr das schlafende Kind aus den Armen und entfloh. — Wie von einem Zauberschlage gelähmt, starrte Alles dem Schrecklichen nach, unvermögend, ihn mit etwas anderem als mit dem Auge zu ver» folgen. — Schon aber hatte sich dieser auf eines jener senkrecht emporragenden Basaltstücke geschwungen, sprang mit der Kühnhett eines Wahnsinnigen über einen Raum von dreizehn, Fuß auf den hoher liegenden Nachbarfels und schwang sich mit Blitzesschnelle immer höher und höher, bis er den weit in das Meer hineinragenden Gipfel jener Felsen-mafsen erreicht hatte. — Hier vor den Pfeilen der Bogenschützen gesichert, stand er stille und hielt das Kind in die Luft hinaus über das Meer, und rief: »Mac-Lean, du hast meine Ehre beschimpft für immer, sieh nun, wie sich Murdoch rächt!" «Halt ein!" rief M.ic-Lean, die ohnmächtig hingesunkene Ellen in seinen Armen haltend. »Halte ein! Ich gestehe, daß ich zu weit gegangen, ich will wieder gut machen, was ich an dlr verschuldet; nur gib mir mein Kind zurück!" »Dein Kind?« fragte Murdoch lachend, sich an den fürchterlichen Qualen des Vaterherzens weidend. «Wohl," rief er nach einer Pause der Nebcr-legung, «du sollst es wieder bekommen, doch nur unter einer Bedingung." „Alles, alles, sey dir bewilligt, was du begehrst, rief Mac-Lean," »Wohlan," sprach Murdoch, immer noch das weinende Kind über die Fluthen haltend, „so thue igenau wie ich dir sage, sonst fliegt schon in der nächsten Minute das Kind in die Fluth." »Befiehl!« stöhnte Lean. „Entkleide dich!" »Wie?« stammelte der Häuptling, todtenbleich. «Entkleide dich, sage ich," rief der grimmige Schotte, und Mac-Lcan ließ seine Gattinn in die Hände seines Hauptmanns gleiten, und riß den gewürfelten Plaid von der Schulter. »Jetzt geißelt ihn, wie ihr mich gegeißelt," befahl Murdoch den Lehensleuten. ' Alles wich entsetzt zurück. Lean hielt sich nur mühsam an einem Felsen aufrecht. »Mac-Lean, blicke auf," rief Murdoch nach einer kleinen Pause und erhob das Kind zum fürchterlichen Wurfe. »Halt! halt/« schrie Lean in seiner höchsten Angst, »herbei, und schlagt mich, wie ihr ihn geschlagen. Gern will ich alle Qual, alle Beschimpfung erdulden, um mein Kind zu retten." Hohnlächelnd blickte der entsetzliche Schotte nie--der und,schien sich an, jedem Streiche zu laben, der des Häuptlings Nucken zerfleischte. Schon rieselte das Blut übcr denselben, aber Murdoch rief, wie früher Mac - Lean: „Stärker, stärker!" „Stärker!" stöhnteLean, seine Peiniger ermahnend. Und heftiger fielen die Hiebe, endlich erlag der von Todesangst Gefolterte seiner Qual und stürzte zu Boden. Die Lehensleute warfen ihre Marterwerkzeuge weg. . „Nun gib mir mein Kind," rief Mac-Lean mit matter Stimme, »und ziehe versöhnt von hinnen." »Sieh da," antwortete Murdoch, finster und stolz auf den Häuptling hinunterblickend, »nun sind wir beide beschimpft und ehrlos, ich wie du, für alle Zeiten. Wer aber ehrloser, ob Würd och oder Mac-Lean, das wird die Folge lehren. Ich weiß mich zn rächen und weiß zu sterben wie ein Gael, lebe du als eine gepeitschte Memme!" ^- Nach diesen Worten eilte er zum Rande des Felsenvorsprun«, ges und hob das Kind hoch in die Luft;