Beilage zur Laibacher Zeitung. ^U 4. Fünfter Jahrgang. IO. Jänner R86R. fegende. ^) ^wci gelehrte Männer stritten, Wer im Glauben fester sci, Als mit leisen Eiigelöschritten Gottes Herold ging vorbei. „Mcum des Lichts, Du sollst entscheiden, ' „Wem der Himmel aufgcthan!" Doch der Heiland blickt die Beiden Sanften Aug's nnd lächelnd an: „Wcnn Euch dicsc Erdeuschollc „Kein Geheimnis; mehr umschließt — „Mögt Ihr grübeln, was der volle „Kern des cw'gcn Wesens ist! „Nccht und Pflicht in diesem Leben „Zu vollzichn, wie sich's gebührt — „Hat uns Gott ein Herz gegeben, „Das getreu und sicher führt! „Doch den Geist der cw'gcn Ferne, „In bedingte Form zu zich'n, „Ist auf diesem dunklen Sterne „Keinem Sterblichen vcrlieh'n! „Was die Welten dort verhüllen, „Wird, wann's frommt, schon offenbar — „Sorgt nur hier das zu erfüllen, „Naö geboten scharf und klar!" Das Jägerhaus. Novelle von Moritz Ncich. (Fortsetzung.) »Heinrich und Lconore waren während des Gespräches, ohne ! zu wissen wie, aus dem Gegenüber in ein reizendes Neben- ! einander gerathen, die Stube war ganz mit Sonnenschein ! vergoldet, ein leiser Mittagshauch bewegte den Rosenstrauch ^ vor dem Fenster, daß er bejahend hc,einnickte, lebendige ! Warme clgoß sich vom Herzen der Liebenden durch alle ihre ! Glieder; sie verstummt!.'!!, die Liebe versiegelte ihre Lippe». Heini ich schlang seinen Arm um ihren schlanken Leid, um ibren Nacken, zog sie sanften Zwanges an sich, drückte einen 5) Ans des Verfassers, demnächst in neuer vermehrter Auflage bci Plchler in Wien erscheinenden „Legenden." ! seelenvollen Kuß auf ihre Lippen, welche Vlnmenhauch athmeten, und sprach: „Leonore! meine Geliebte, meine Braut!" „Lieber Heinrich!" lispelte sie nnd legte ihre weichen Hände auf seinen Arm; eine Thräne der reinsten Seligkeit erglänzte in ihrem Auge und ihr Antlitz strahlte im Wiederschein derselben. Sie glaubte noch immer den Zauber der Stimme zu hören. welche immer melodisch, in den Worten: Leonorc, meine Geliebte, meine Braut! die ganze mann« lichc, Stimme erklingen ließ. Nun folgte ein Schweigen, das nur der Liebende ahnt, in welchem die Ruhe der Harmonie webte, das selige Schweigen der Gottheit, die sich in der vollendeten Schöpfung beschaut! Juliane störte sie auf, indem sie aus der Küche her-eintrat, halb schmunzelnd, halb böse daZ verschlungene Paar neben dem schlummernden Vater erblickte, und als die Liebenden noch immer keine Notiz von ihrer Gegc»wart zu nehmen schienen, so laut als möglich schrie: „Die Kleider sind schon trocken!" Die Veiden fuhren erschrocken auseinander, der Alte aus dem Schlummer anf und Juliane drehte sich um und lachte in's Fäustchen. Leonore faßte sich schnell: „Schon gut>« sagte sie fast Nrcuge, „führ' Herrn Heinrich hinüber in die gute Stube!" Dieser nahm sein Gewand und folgte der brummenden Magd, welche sich das Privilcginm, Leonore zu lieben, nicht gern entreißen lassen wollte. „Mädel!" sagte der Waldmeister, sich den Schlaf aus den Augen reibend und die Gestalt dehnend, „mir ist im Schlaf ein Gedänkchen gekommen! Wir können dem Herrn Grafen und dem Hamburger ein Schnippchen schlagen; ich liebe keinen Fremden im Hause, Dn weißt's, aber ehe ich mir den Holzhändler hcreinwcrfen lasse — und ich dürft' ihn nicht 'nausschmeißen! — lieber behalt ich mir den Kontrolcur da! Die Herren finden das Nest besetzt und müssen mit langen Nasen abziehen! He? Was sagst Du dazu? Ha, ha, ha! ich sehe sie schon rolh werden vor Verdruß und die Ohren hängen, wie abgepri'igclte Jagdhunde!" Hier gerieth er in ein gemüthliches Lachen, welches seinen ganzen, umfang« reichen Leib schüttelte. „Leonore, thu' mir's zu lieb'! Nehmen wir dcn Monsieur Heinrich herein, die Kerle zu ärgern! Zum Eisenhammer ist nicht weit, er kann nicht bequemer wohnen; ich gehe mit ihm, die Meiler besichtigen, wir essen zusammen, er ist ein erträglicher Mensch. Wer weiß, am 14 Ende kriegst Du ihn noch! Na, schlag ein! Er wohnt bei V uns!" S In dem Augenblicke trat der Holzhändler umgekleidet li< herein) der Alte Nützte, cr kannte ihn nicht gleich: dann w schlug er sich auf die Stirn: „Ich Esel, ich erkannte Sie se nicht in Ihrem Studentenröckchcn! Nu, mein Iä'gerwamms te stand Ihnen freilich besser. Herr Kontroleur, haben Sie g» schon eine Wohnung?" d< „Nein!" d< „Gut, abgemacht, Sie bleiben bei uns!" U Heinrich sah verdutzt auf Leonorc; da meinte der Vater: a> ^Die ist's auch zufrieden! Keine Widerrede! Du weißt, ich A heiße Georg Weiler!" er zupfte seinen grauen Schnurrbart ai recht selbstgefällig und ergriff Heinrichs rechte Hand: „He, „ bleiben Sie?" 2 „Ich bleibe!" sagte dieser, nachdem er noch mit Leo« h noren einen Blick gewechselt, und schlug ein; Juliane kam u dazu herein. „Juliane!" rief ihr der Waldmeister entgegen, d „der Herr wird drüben wohnen in der guten Stube!" Die e alle Magd that, als hörte sie nichts. „Tausenddonner! Ich l, sage: Juliane, der Herr Kontroleur wird bei uns wohnen, na?" H Juliane brummte, ging hinanö und schlug die Thüre g unsanft hinter sich zu. „Die hat heute wieder einmal ihren b Tag!" brummte der Alte und stieß mit den Sesseln ver- , dricßlich hin und her; Heinrich und Leonore nber lispelten l heimlich miteinander, daun wandte sich Letztere an den Vater s mit der Bitte, ob sie den Nachmittag Herrn Heinrich das l Klausethal zeigen dürfe; er bejahte kurz, die Magd hatte « ihn aus dem Konzept gebracht. Lconore nahm ihren breiten l Strohhut, küßte dem Vater die Hand, ging, von Heinrich l gefolgt, mit leichtem Schritt aus dem Jägerhause, und hüpfte behende an seiner Hand die Treppe hinab. L.Kapitel. Auch der Waldmeister nahm das Gewehr über die Schulter und ging in den Wald. Wir dürfen uns nicht verwundern, daß er die Tochter gleich mit einem fremden Manne ausgehen ließ, er wußte, er könne sich auf Leonore verlassen, auch hiclt ein gewisses Phlegma, trotz seiner Reiz« barkcit und Waidmannshitze, seinen Widerspruch auf der Zunge zurück, und nur der Gedanke an die Plünderung des Forstes beschäftigte ihn ernstlich und tief. Er ging auf den Schwarzgrund zu, einen Vusch, wo die Natur aus uralten Fichten ein Hciligthum geschaffen hatte, zu dem man durch eine natürliche Vuchenallee wie durch eine lichte Vorhalle zum düstern Heidcntcmpel gelangte. Herrlich spielte die Sonne herein durch die mächtigen Baumkronen, das Nieseln der Quellen unter bemoosten Steinen stimmte wie eine helle Kinderstimme, ein in den düstern Choral des hundertjährigen Waldes; hie und da trat eine Lichtung hervor mit hohem, üppig wucherndem Graswuchs und weichem, getränktem Boden, den breite Huftattichblättcr bedeckten. Der Waldmeister läßt die Nepphühner ungestört auffliegen, keck huschen leise auftretende Nche, kaum die Gräser knickend, mit scheuen Blicken an ihm vorüber, er hat seine Gedanken nur auf den Schwarzgrund gerichtet, ein Neuicr, wo er so viele glückliche Stunden unter dem schwarzen Fichtendache, das Gewehr an einen Stamm gelehnt, verträumt, wo cr die Freunde seiner Jugend, seine LebenZgenossen dichtgedrängt in trautem Zirkel stehen hatte; wo er Tage lang, das Gesicht vergraben im weichen Moose, es mit seinen Thränen getränkt, da er seiner Gattin Tod beweinte, da er eines Sohnes, ach, des einzigen! Verbrechen, eines Sohnes Verlust beklagte! Und der ernste Wald mit seinem Schweigen schauerte Trost auf ihn herab, säuselte Schlummer auf seine rothgeweinten Augen, wiegte ihn in Träume ein, aus denen er gestärkt auffuhr, wenn ein stolzer Hirsch mit prächtigem Geweih dicht neben ihm das Gezweig durchbrach! — Der wcttcrgebräunte Waidmann.schien, als er so in sich versunken durch den hallenden Wald schritt, all' das in seiner Seele wachzurufen und manche stille Zähre floß durch die gefurchte Wange in den grauen Bart hinab, mancher laute, unbewußte Seufzer entstieg der breiten Brust, der ein Stöhnen der Zweige mitleidig antwortete; er achtete nicht auf die verschlungenen Pfade, welche durch das Labyrinth führten; vom Instinkte geführt, stieg er bald auf, bald nieder, bog bald rechts, bald links ein, ging an steilen Abgründen sichern Fußes hin und ergötzte sich mit nichten, wie er es sonst immer zu thun pflegte, au der Aussicht, welche sich hie und da auf ein schön geschweiftes Waldthal, auf ein blaues Himmelfleckchcn eröffnete, das. dem Auge Gottes gleich, in das Dunkel hcr-einsah! — Ein Sinn aber verweigerte seine Dienste nicht: der Waidmannsstnn, der Geruch! Es zog ein Dunst durch den Wald, dessen Spur der Alte verfolgte, bis er auf eine Wiese zukam, wo ein großer Meiler »och rauchte, wiewohl die Köhler schon einer Schaar von Leuten die Karren be» luden, welche bald mit fröhlichem Knarren zum Eisenhammer fuhren und auf dem Wege durch den Vusch bei Gelegenheit Klaubholz auflasen. (Fortsetzung folgt.) Ueber Handwerker -/achschnlen. Von dem Vorstände des ftolyt. Institutes in Hannover, Hcrrn Direktor Karl Karmarsch. (Schluß.) l Ziehen wir zuerst zwei Handwerke in Betracht bei denen > gewöhnlich am allerwenigsten an theoretische Kenntnisse gc« : dacht wird und welche zugleich unter die verbreitetsten, wie e die wichtigsten gehören; ich meine die Bekleidungsgewerbe: r Schneider- und Schuhmacherhandwerk, e Woher und wie soll der künftige Schneidermeister wah- ,l rend seiner Lehrlings» und Gesclleujahre die nöthigste Kennt« , niß von den so verschiedenartigen Bckleidungöstoffen, ihren « Eigenthümlichkeiten, Preisverhältnissen, Bezugsquellen, der r Beurtheilung ihrer Güte, dem Erkennen ihrer Fehler:c. er- c langen? Wer bringt ihm richtige und-nützliche Begriffe vom n Bau des menschlichen Körpers mit Rücksicht auf zweckmäßige 15 Bekleidung bei? Wer unterweist ihn in den Grundsätzen und Regeln des Maßnehmcns und Zuschncidens unter Hinweisung auf solche Erleichterungen, welche dabei die Mathematik an die Hand gibt? Wer lehrt ihn die Güle seiner Werkzeuge (seien es auch nur Nadeln und Scheercn) kennen und erproben; oder bringt ihm die Konstruktion der verschiedenen Systeme von Nähmaschinen bei; oder macht ihn fähig zu treffender Beurtheilung und Taration fertiger Kleidungsstücke; oder gibt ihm Bescheid von der Anwendung einfacher chemischer Mittel zum Flcckausbringen? Was er allenfalls von dergleichen und anderen einschlagenden Kenntnissen erwirbt, — und c6 ist oft wenig genug! — muß er mühsam und stückchenweise auflesen, erhorchen oder absehen, häufig durch zeitraubendes und mit Schaden verbundenes Problren ausklügeln. Ein Unterricht darin, der diesen Namen verdient, ist gar nicht vorhanden: sonst würde die musikalische Bildung eines Kanarienvogels nach der Drehorgel auch ein Unterricht genannt werden müssen. Darin soll und kann kein Vorwnrf für die älteren Gcwerbsgenossen liegen; denn von jeher ist das Handwerk so, nach dem rein empirischen Zuschnitt, getrieben worden und in der Werkstätte muß flink fortgearbeitet werden, kann kein theoretischer Unterricht getrieben werden, hätten auch die Unterweisenden alle mögliche Neigung und Fähigkeit dazu. So beim Schuhmacher. Der soll das Leder kennen, und erfährt nicht, wie und nach welchen chemischen Grundsätzen es gemacht wird; welche Fehler bei seiner Bereitung durch unpassende Auswahl der rohen Häute uud Felle oder durch unrichtige Behandlung entstehen; worauf in der Beurtheilung des Leders zu achten ist. Er soll vortheilhafte Einkäufe macheu, u»d man sagt ihm nichts über die Verhältnisse des Ledcrhandcls. Er soll schöne, zugleich bequeme und zweckmäßige Fußbekleidung herstellen; aber über die Nück« sichten, welche hiebet der Bau des menschlichen Fußes und manche daran vorkommende Besonderheit erfordert, wird er im Dunkeln gelassen. Er sieht, wie die Fabriken Gummischuhe und Filzpantoffeln liefern, wird jedoch mit diesen Fabrikaten nur höchst oberflächlich bekannt. Er hört von ! Nähmaschinen, lernt sie auch wohl ihrem Ansehen nach ken- ! nen; allein wie ihr Mechanismus beschaffen ist und wie sie behandelt sein wollen, bleibt ihm ein Räthsel. Man rühmt ihm vielleicht Guttapcrchasohlen, wasserdichte Zubereitung i des Leders, allerlei Glanzwichsen und Stiefellacke; aber um ! in diesen Dingen selbst etwas zu leisten, fehlt es ihm an ! den allernöthlgsten Notizen, und wenn er irgendwo gedruckt , oder mündlich einen Rath erhält, weiß er ihn oft nicht prak- ! tisch zu benutzen, weil ihm die Theorie davon mangelt. ! Gehen wir zum Tischler. Die Eigenthümlichkeiten in ^ der Struktur und sonstigen physischen Beschaffenheit des Hol« ! zcs überhaupt und deren Einfluß anf die alltäglichsten Erscheinungen an diesem launenhaften Arbcitsstoffe; die charakteristischen Merkmale der gebräuchlichsten Holzarten und deren i relative Brauchbarkeit zu bestimmten Zwecken; die Mittel, ! durch welche man thunlichst gegen das Schwinden und Ver- ziehen dcsHolzeZ einschreiten kann; die Holzfäulniß, der Holz-schwamin, Wurmfraß; die wichtigsten Verhältnisse und Gewohnheiten imHolzhandcl; die Grundsätze und Kunstgriffe eines öko« nomischen Zuschncidens; die verbesserten Konstruktionen und neuen Erfindungen im Werkzeugfache, überhaupt die Kenntniß mid Kritik der Werkzeuge; die Maschinen, welche mit Vortheil statt des Handwerkzeuges zu gebrauchen sind; die Zusammensetzung von Pasten zn Verzierungen von Polituren, Beizen, Firnissen und Lacken; die Prüfung und beste Bereitung des Leims; die umfassende Lehre von den Holzvcrbin-dungen; die Gesetze der Architektur in Anwendung auf den Bau uud die Ausschmückung der Möbel; die Kunst des Four« nirci's unter gebührender Beachtung aller Rücksichten, welche die Schönheit und Dauerhaftigkeit der Arbeit, sowie die Sparsamkeit erfordern :c. ic. — alles dieß sind Gegenstände von denen der junge Mann als Lehrling oder Geselle hin und wieder etwas sieht nnd hört; aber wenn er falsch sieht, das Gehörte mißversteht oder gar nicht versteht, auch wohl Vorurtheile und Verkehrtheiten in gutem Glauben als Belehrung empfängt und hinnimmt: wenn ihm von zwanzig nöthigen Dingen neunzehn gänzlich unbekannt bleiben, so kann man doch in Wahrheit nicht sagen, daß Alles sei, wie es sich gehört. Ein Gießer, der nicht eine Uebersicht des gesammten Gießereigebictes hat, um sich aller für seinen Zweck nützlichen Einrichtungen und VerfahrungZalten zu bemächtigen; der nicht die Metalle in ihren physischen und chemischen Eigenschaften genau kennt; der nicht die chemischen Grundsätze über Legirungen und die brauchbaren Metallmischungen gründlich weih, der vom Schwinden gegossener Metalle kaum gehört, Genaueres darüber kaum erfahren hat"); dem die Schmelzofenkonstruktiou ohne theoretische Begründung und dabei noch mangelhaft bekannt sind; der in Verlegenheit geräth, sobald er nicht mehr den gewohnten Sand anwenden kann (weil ihm die Natur des Formsandes und die Grundsatze bei Mischung des Sandes fremd sind); — ein solcher muß doch gestehen, daß ihm ein Unterricht nützlich gewesen ! sein würde, den die Lehrzeit in der Werkstätte ihm nicht ! vollständig und zuverlässig gewähren konnte. Soll ich von dem Schlosser sprechen, um aus dem Kreise der Eiseuarbcitcr cincn Zweig hervorzuheben? Wer gibt ^ diesem übersichtlichen und zusammenhängenden Bescheid über ' die Eigenschaften, Modifikationen, Beurtheilung und Ve-! Handlung des so äußerst verschiedenen Stab- und Gußeisens? , Wer lehrt ihn Stabcisen, Blech und Draht gründlich prü-! feu und deren Fehler erkennen; weiset ihn zurecht unter den ! hunderterlei Qualitäten des Stahles; bringt ihm richtige ^ Ansichten vom Einsetzen, Härten, Nachlassen bei und bewahrt ! ihn vor den hierüber in manchen Werkstätten spukenden 5) Ich kannte cinm braven, fleißigen Gürtler, dem es zustieß, daß cr rin Messingoriiamcnt als Einfassung eines eisernen Ofens lic-! fern sollte, das Modell dazu nach dem Maße des Ofens in Holz i schneiden ließ und abgoß, zuletzt aber mit eben so großem Schrck- kcn als Erstaunen gewahr wurde, daß dic Gußstücke um cincn, bis zwci Finger brcit, zu kurz warm. 16 Abenteuerlichkeiten?*) Wer sagt ihm, wie ein guter Schraubstock, eine gute Feile, ein guter Bohrer, ein gutes Schrau-bcnschncidzeug :c. beschaffen sein muß **); welche verbesserte Werkzeuge in der Welt zu finden sind; welche Maschinen mancherlei Art seinem Geschäfte zu Gute kommen können? Wer ertheilt ihm genaue Kuude von der richtigen Konstruktion der bewährten Sicherheitsschlösser und warnt ihn vor einer solchen Ausführung derselben, durch welche sie allen Werth verlieren? u. s. w. n. s. w. Diese Anführungen mögen genügen, um deutlich zu machen, was ich unter „theoretischer Fachbildung" des Hand" werkers verstehe. Mcu, wird mir beistimmen, wenn ich behaupte, daß keine Schule alles dieß lehrt nnd lehren kann, daß auch die Unterweisung in der Wertsta'ttc sich auf diese Gegenstände wenig oder gar nicht erstrecken kann, wollte man auch voraussetzen, es sei dazu Geneigtheit und Befähigung bei den unterweisenden Personen im vollsten Maße vorhanden. Man betrachte nur den Bildungszustand, in welchem die meisten Lehrlinge die Werkslätte betreten, die ! Art und Weise, wie der junge Mann als Lehrling und später als Geselle in der Wcrksta'tte beschäftigt wird, und cö wird sofort zu erkennen sein, daß, was er etwa dort an technischen Fachkeuntnissen (von der Handfertigkeit abgesehen) erwirbt, ein höchst unvollkommenes Stückwerk bleiben muß, dessen Umfang und Beschaffenheit von tausend Zufal- ! ligkeitcn abhängt. Was ich oben in dieser Beziehung von einem Handwerke — dem dcö Schneiders — gesagt habe, gilt von allen. Es ist als ein wahrer Triumph anzusehen, den die Zähigkeit der menschlichen Natur über Hinderniffe ! jeder Art davon trägt, wenn wir trotz der angedeuteten Verhältnisse noch so viel tüchtige Handwerker aus der großen Menge hervorragen sehen, als wirtlich anzutreffen sind; und eö wäre ungerecht, für die Unvollständigkeit ihrer Kennt-liisse, welche auch diesen meistentheils eigen ist, sie selbst verantwortlich machen zu wollen. Diesem Zustande der Dinge ist nur durch Errichtung eigener Fachschulen abzuhelfen, deren Besuch (durch Lehr» linge und Gesellen, besonders aber durch letztere) neben der praktischen Erlernung und Uebung des Handwerks in den Werkstätten hergeht und nach Beschaffenheit der Umstände eine längere oder kürzere Zeit erfordern wird. Was ich hier aufstelle, ist kein unausführbarer, ja nicht einmal ein neuer Gedanke, ich wünsche nor eine für einzelne Gewerbe bereits vorhandene Einrichtung auf die Mehr» zahl der Handwerke ausgedehnt zu sehen. Der Kausmannsstand hat seine Handelsschulen; für Landwirthe sind Ackerbauschulen errichtet; den Bauhauower- 5) Ein Beispiel siatt vieler: In einer Schlosserwcrkstättc glaubte man Eisen härten zu können, indem man cö glühend machte und — Salpeter darauf streute. 55) Die Unwissenheit oder Nachlässigkeit in solchen Dingen grenzt zuweilen an'ö Unglaubliche. Eiu jetzt verstorbener Schlossermeister behauptete mir iuö Gesicht, die Banlmeisel zur Eisenarbcit blieben am besten ohne Härtung, dann bekämen sie nämlich keine Eckarten! kern stehen Vaugewerkschulen offen; Webeschulen sind für die Weber da; alle diese Anstalten verfolgen in Rücksicht auf die genannten Geschäftszweige ein Zicl, demjenigen völlig verwandt, welches ich für andere Handwerke gleichfalls er« icichbar gemacht sehen möchte. Hiermit ist eine würdige und srgenbring-ende Aufgabe für die Zünfte oder gewerblichen Genossenschaften angedeutet; möchten sie dieselbe mit Elfer ergreifen, mit Liebe und Beharrlichkeit durchführen, und so dem Handwerkerstande behilflich sein, die Stufe der Ausbildung zu ersteigen, welche den fortgeschrittenen Ansprüchen unserer Zeit gemäß ist und zum Wohle nicht nur dieses Standes selbst, sondern der gesammten Bevölkerung gereichen wird! Feigheit und Strafe. Als der französische Marschall u. Lorge im Jahre 1693 gegen das befestigte Heidelberg im Sturm anrückte, verthei« digte sich der Kommandant dieser Stadt mit einem so schwa« chen Widerstände, daß ihn allgemein und laut der Vorwurf der Feigheit traf. Demzufolge stellte ihn der Prinz Ludwig von Baden vor ein strenges Kriegsgericht uud ließ ihn: den Prozeß machen. Das Urtheil ist über de» schuldig befundenen General und Edelmann nach den damaligen Kriegsgesetzen ungemein streng ausgefallen. Er wurde für'6 Erste seines Adels uud seines Teutoniu.Ordens verlustig erklärt, dann stieß ihn der jüngst,: Ordensritter mit Fußtritten aus dem Ordcnohause, das sich in Heilbronn befand. Sofort wurde er auf einem Karren, mit dem Henker an der Seite, zniu abschreckenden Wahrmahlc mitten durch die Reihen der kaiserlichen Armee geführt, um sodann nach dem letzten ! Nichterfpruche öffentlich enthauptet zu werden. Auf dem ! Nichtplatze angelangt, wurde ihm zwar das Leben geschenkt, ! doch mußce ihm noch mit drakonischer Unbarmherzigkeit der ! Schimpf angethan werden, d«ß man ihm vor seine» Augen < seinen Degen zerbrach und ihn mit gewaltigen Faustschlägen ! iu das Gesicht schlug. Literatur. Illustrirtcs Familienbuch des österr. Lloyd. ^ Das neue Heft des Familienbuches dcö österr. Lloyd ! übertrifft die früheren Hefte an Gediegenheit des Inhalts > und Sauberkeit der Ausstattung. Von den beigcgebenen ! Stahlstichen ist besonders der, die türkische Fcsiung Widdin. ! darstellende, in bestem Style gehalten, und zeigt von einer großen Korrektheit der Auffassung. Von den literarischeil ^ Beiträgen erwähnen wir der sehr gelungenen Novelle von ! Eugen Hermann-. „Die Generalin" betitelt. Ein glücklicher ! Gedanke liegt auch den von Dr. A. Wolterstorff verfaßten Bildern aus dem klassischen Alterthume zn Grunde; das in ! diesem Hefte abgedruckte hat die erste Senatssitzung „ach der ! Ermordung Ea!>s zum Gegenstände, und ist dem Appian ! nachgebildet. Hoffentlich ist die Fortsetzling dieser interessan-! teu, das glanzvolle Leben der Antike einem größeren Kreise erschließenden Arbeiten mit den nächsten Heften des Familien» ^ buches zu erwarten. Durch Gründung und höchst liberale, ! nahezu prunkvolle Ausstattung des Familienbuches hat sich dcr österr. Lloyd ein Verdienst erworben, um die Förderung ! der literarischeu Produktion in Deutschland, wie um die Ver« breitung gediegener und iu jeder Begehung cmpfehleuswer-< ther Leistungen derselben in weitere Kreise. Truck und Vcrlcig von Igll. V. HtleillMNyv L5 F. Vsslltbcrss in Lail'ach. — Vcrantwortlichcr Ncdiiettur F. BlNNbcrg.