'fyui. \ näW." /. S.O. Reise nach Ostindien ««> China/ auf Befehl des Königs unternommen vom Jahr 1774 bis 1781. von Herrn Sonnerat, Kommissär beym Seewesen, pensionirten Naturforscher des Königs, Korrespondenten des Königlichen Naturkabincts, und der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Paris, auch Mitgliede der Akademie zu Lpon. Erster Band. Mit Kupfern. Zürich, bey Orell, Geßner, Füßli und Kompagnie. 1783. lz m Vorrede des Versassers. ^ch war nicht gesonnen dieses Werk schon itzt herauszugeben, da mir andre unausweichliche Geschäfte den größten Theil meiner Zeit wegnehmen. Da ich überdas in kurzer Zeit, Berufs wegen, wieder neue Länder durchreisen muß, besorgteich, nicht meine ganze Anstrengung auf diese Arbeit verwenden zu können. Aber das Verlangen, meine Beobachtungen!neinen Landsleuten mitzutheilen, hat mich verführt; und wenn sie einigen Vortheil daraus ziehen, so ist meine Absicht erreicht, da ich mehr reißte meine Kenntnisse zu bereichern und dieselben gemeinnützig zumachen, als bloß meiner Neugierde ein Genüge zu leisten. In diesen: Ersten Bande beschreib' ich ein durch seine Mäßigung und hohes Alterthum berühmtes Volk; und in dem Zweyten, einige Nationen, die, vermöge der Lage ihrer Länder, mit den Handlungs-Besitzungen der Franzosen in Asien in den wichtigsten Verhältnissen stehen. Alts der Geschichte Indiens wird man sehen, wie Despotismus und Unterdrückung in kurzer Zcit die Völker erniedrigen/ die blü- hcndstcn Staaten entnerven, und dm Karakter dcs Menschen hcnm-tersetzen. Die sanften und ungeschminkten Sitten der Indier ver^ dicnten Hochachtung: Aber, je glücklicher cm Volk ist, desto mehr wird cs von seinen Nachbarn beneidet; und Grausamkeit, Tyrannen und Unwissenheit können nicht ruhen, bis sie ihm Tugend und Glückseligkeit auf immer geraubt haben. Ich habe diesen Ersten Band in drey Abschnitte getheilt. Der erste enthalt alles was sich auf die Indische Halbinsel bezieht: Ihre Topographie, ihren Handel, die Eintheilung der Indier in Stämme oder Zünfte; die Sitten der Mitglieder dieser Zünfte, ihre Ein-weyhungen; die Gebrauche bey Hochzeiten und Leichenbegängnissen; die Künste, Sprachen, und Münzen auf der Küste Koromandel; den Geschmack der dortigen Einwohner an Fabeln, von denen ich durch Uebersetzung einiger solcher Stücke einen Begriff ertheile. Der zweyte Abschnitt enthalt einen Abriß der Indischen Mythologie, und ihr Verhältniß mit der Mythologie der Acgypter, Griechen und Römer. Nachdem ich den Karakter der Indier geschildert, unternehme ich die genauere Zergliederung ihrer Religion, und zeige, wie der Aberglaube unter das Joch der Pfaffen Millionen Menschen gekrümmt hat, die man ehedem für die Weisesten des Erdbodens hielt, und zu denen alle andre Nationen kanten, Unterricht und Kennmiße zu holen. Dieser dritte Abschnitt enthalt also Nachrichten von der Religion und dem Glaubenssystem der Indicr auf Koromandcl, von ihrem Gottesdienste, dem Verhältniß desselben mit der Religion der Chinescr, der Einwohner von Siam und Pegu; von ihren Festen, Zeremonien, und abergläubischen Gauckcleyen; von ihrer Meynung über die Entstehung der Welt und die Dauer derselben; von der Art wie sie die Zeit abtheilen; was sie von der Seelenwauderung, dem Paradies nnd der Holle denken; endlich die Geschichte der Indischen Mönche, die ill jenen Gegenden so hochgeachtet werden, wo sie ihren Aberglauben und ihre Schwarmerey treiben und ausbreiten. Natürlicher Weist wird der Leser mehrere Artickel in meinem Buch finden, worübcr auch schon andre Schriftsteller geschrieben haben, welches aber die Wahrheit und Wirklichkeit derselben nur desto nachdrücklicher erharten wird. Soviel darf ich behaupten/ daß ich das, was ich gesehen und untersucht, ganz und gar nicht zu verschönern getrachtet habe; ja ich glaube, daß ein Mensch, der seit seiner ersten Jugend stets auf Reisen ist, wirklich keine Ansprüche auf die Neitze des Styls machen soll: Muß doch eine glänzende Schreibart nur gar zu oft dazu dienen, Unwahrheiten zu Verkappen. Wenn daher dieses Werk das Schimmernde einiger neuerer Schriften nicht hat, so soll ihm wenigstens das Verdienst der Wahrheit niemand absprechen. 5 Vorbericht des Uebersetzers. W)»^M»OO^^2. würznelkenbaums u. s. f., so wie auch eine von seltenen Vögeln , darunter vier neue Gattungen von Paradiesvögeln sind. Im Jahr 1774 gieng er wieder nach Indien, und erhielt von der Regierung den Auftrag, seine gelehrten Untersuchungen in allenden Landern fortzusetzen, die er durchwandern würde. Er begab sich nach Zeylon , besuchte dann die Küste Malabar, hielt sich einige Zeil zu Mähe auf, durchstrich die Bergkette Gate , und bereiste die ganze Küste bis nach Surate und an den Kambayischen Meerbusen : Nach diesem gieng er an die Küste Koromandel, wo er sich ebenfalls einige Zeit aufhielt; hierauf an die Oestliche Küste, nach der Halbinsel Malakka, und endlich nach China. Herr Sonnerar war indessen überzeugt, er könne seine in Indien gemachte Beob? achtungen noch weiter fortsetzen, und seine darüber angefangene Arbeit vollständiger ma-chen: Er gieng also in dieser Absicht wieder nach der Küste Koromandel zurück, und brachte zwey volle Jahre damit zu, die Provinzen Karnate, Tanschaur und Madura zu durchwandern. Bald darauf brach der gegenwärtige Krieg aus, und störte ihn in seinen gelehrten Untersuchungen. Er hatte die Aufsicht über 5ie Hospitäler, über die Magazine des Königs und des Hafens zu Pondischery, als dieser Platz belagert wurde. Die Franzosen übergaben denselben , und Herr Sonnerac mußte nun nach Europa zurückgehn. Ehe er aber nach Frankreich kam, blieb er noch einige Zeit auf der Insel France, auf Madagaskar , und am Vorgebürge der guten Hoffnung. Herr Gonnerat durchreiste alle diese Lander als ein aufgeklärter Beobachter, und brachte abermals eine Sammlnng von den interessantesten Gegenstanden zurücke, welche geschickt waren, die von ihm gemachten Entdeckungen ihm wieder ins Gedächtniß zurück? zurufen, und dieselben zu bestättigen; er legte sie uns vor, und machte uns gleichsam zu Richtern darüber. Die gedachte Sammlung enthält eine Menge von Gegenständen aus dem Thier5 und Pflanzenreich, die bis itzt noch ganz unbekannt waren. In dem Königlichen Naturalienkabinet hinterlegte er mehr als dreyhundert Vögel von verschiedenen Gattungen, fünfzig vierfüßige Thiere, eine Sammlung von Schmetterlingen und Insekt ten, ein beträchtliches Kräuterbuch , Fische, kriechende Thiere und verschiedene Holzarten. Daß eine ordentliche und genaue Beschreibung eines solchen Vorrathes von Materialien , ein unterhaltendes und lehrreiches Werk werden müjse , leuchtet von selbst ein; ein ; besonders wenn man dasselbe, wie Herr Sonnerat, anch mit Bemerkungen über die Völker, mit denen man Umgang gepflogen, bereichern kann. Wir wollen nur einiges im Detail vorlegen, um wenigstens einen flüchtigen Begriff von dem Werke des Herrn Sonnerar zu geben. - Der erste Band enthält alles, was sich auf die Indische Halbinsel bezieht: Die Geschichte ihrer Revolutionen, ihre Topographie, ihren Handel, ihre Sitten, Gebräuche, Sprachen; die Künste der Indier, den Zustand ihrer Wissenschaften , ihr astro? nomisches System, ihre Mythologie und Religion. Im zweyten Bande beschreibt Herr Sonnerat den Zustand der Wissenschaften und Künste bey den Chiucftrn; die Sitten der Einwohner vo-n Pegu, und ihren Handel mit den Europäischen Nationen. Darauf folgen besondere Bemerkungen über Madagaskar, über das Vorgebürg der guten Hoffnung , über die Inseln France und Bourbon, über die Maidwischen Inseln ; über Zeylon, Malakka, über den Archipel der Philippinen und Molukken : End,-lich hängt er seiuen Nachrichten von jeder dieser Gegenden alle jene Bemerkungen aus der Naturgeschichte an, die einigen Bezug darauf haben: Z. B, über die vierfüßigen Thiere, die ihnen ausschließend eigen sind ; unter andern über das von ihm so genann: te Aye - Aye, ein ganz besonderes Thier, das , vermöge seines Karakters , eine neue Gattung ausmacht. Atich beschreibt er viele Gattungen von Vögeln , davon mehrere ganz mue Arten sind: Einer davon scheint besonders merkwürdig, den Herr Sonnerat auf dem Gebürg Gate gefunden, der Akademie vorgelegt, beschrieben , und mit vieler Wahrscheinlichkeit bewiesen hat, daß er dcr Stammvater des Hahns und der Henne sey. Das ganze Werk endigt sich mit der Beschreibung mancherley Pflanzen, davon einige zwar schon bekannt und beschrieben worden , aber doch noch eine besondre Aufmerksamkeit verdienen, um sie ächt karaktcrisiren zu können. Um feine Beschreibungen verständlicher zu machen, hat Herr Sonnerat dieselben Mit vielen Kupftrtaftln bmichert> b Da uns nun dieses Werk einige an sich selbst schon sehr merkwürdige Lander noch bekannter macht, und viel beytragen wird, unsre Kennmiße in verschiedenen Zweigen der Naturgeschichte ansehnlich zu bereichern, so glauben wir, daß die Akademie durch Ertheilung ihres Beyfalls dem Verfasser zugleich die Genehmigung ertheilen könne, es «nter ihrem Privilegium drucken zu lassen. Unterzeichnet de la Lande und Fougeroux de Bondaroy. Ich bezeuge, daß dieser Auszug mit dem Berichte der Herren Kommissärs und dem Urtheil der Akademie übereinstimme, Paris den 5 Februar 1783. Unterzeichnet Marquis von Condorcet. der in diesem Bande enthaltenen Capitel. Erstes Vuch. Von Indien. Einleitung. ^^ ^ f^s> Seite. i. I. Rapirel. Abriß der seit 1763 bis auf die Einnahme von Pondischery, ^^Wi^ ., in Indien Mrgeftllcnen Staatsveränderungen. .„^..^, ^..^ ?» II. Rap. Von der Küste Koromandel. iy. III. Rap. Von der Küste Malabar. ^^^..^ ,,M^:M ,^/.. 29. ^^u Rap. Von Surate. '" ^,^ ^.^ 33. V. Rap. Von der Eincheilung der StälMe.,,^^^, ^ „,55? ^,.^ ^ VI. Rap. Von der Einweyhung der Indier. 54., VII. Rap. Von den Heyrachen der Indier. 57. VIII. Rap. Von den Leichenbegängnissen. 73. IX. Rap. Von den Künsten und Handwerken der Indier. Von einigen ihrer einfachen und nützlichen Maschinen. 85* X. Rap.- Von der Arzncykunst. 94. XI. Rap. Von der Astronomie. > 104. X1Z. Rap. Von den Sprachen und der Schrift der Indier überhaupt, und der Tamuler insbesondere. 107. XIII. Rap. Fabeln der Indier. 117. XIV. Rap. Von den Münzen. 123. Zweytes Buch. Einleitung in die Religion der Indier, oder Abriß ihrer Mythologie. 127. Drittes Buch. Von der Religion der Indier. I. Rap. Von den Glaubenslehren der Indier. . i5i. II. Rap. Von dem Gottesdienste der Indier. i?3' III. Rap. Von den heiligen Büchern der Indien ' "i?5. IV. Rap. Von den Tempelik '82. XU V. Rap. Feste der Indier. Seite 137. VI. Rap. Besondre Zeremonien der Indier. 209. VII. Rap. Von den Indisthen Mönche^ll^ Nch^6 ^N ^6 ^14. VIII. Rap. Von den verschiednen Tugendübungen. — Von der Seelew Wanderung, dem Paradies und der Hölle. 222. IX. Rap. Von dem Ganges. 229. X. Rap. System der Indier über die Schöpfung der NM. 234. XI. Rap. System der Indier über die Dauer der Welt und der verschied? nen Weltalter. 245. XII. Rap. Abtheilung der Jahrhunderte, der Jahre, der Monate, und der Tage. 25Z. XIII. Rap. Von den glücklichen und unglücklichen Tagen.'"" '"^' 257. XIV. Rap. Symbol der Bramanen. -'' "s «°W 266. Reise nach Ostindien und sshina. E r st e s Buch. voi» Indien. Einlcit u n g. ^)cdes Volk leitet seme Abstammung aus irgend einer wahren oder erdichteten Quelle her: Aber der Indier ihre verliert sich vollends im Dunkel der Zeit; und alles ^ was sich über diesen Punkt, so wie üb«r noch manchen a,^ernsa.gen laßt,, besteht in blossen Vermuthungen^ Die Alten sahen die Indier als die ersten Bewohner des Erdbodens an. Beweisen laßt sich zwar die Richtigkeit dieser Meynung nicht; aber alle Kennzüge von-Wahrscheinlichkeit hat sie doch immer für sich. Man hat wohl alle Ursache zu Zlauben, die ersten Kinder der Natur seyen der-Gegenstand ihrer Wohlthätigkeit gewesen. Weder die beschneyten Gegenden in Nor,-den, noch Lybiens brennende Sandwüsten gab sie ihnen zur Wiege: Der Boden. auf dem sie ihre Gcburtsstättc fanden, mußte reichlich, auch ohne Arbeit, zur Stillung ihrer Bedürfnisse hinreichen; mid zuverläßig waren sie nich: bestimmt, im Schweiß ihrcs Angesichts ihre Nahrnng zu suchen. Nun zeigt Indien allein die Spnren dieser ursprünglichen Fruchtbarkeit; alle übrigen Theile des Erdballs scheid nen nur so viele mühsame, über die öde Unfruchtbarkeit errungene Eroberungen zu (I. Theil.) A H seyn. Das Recht der Erstgeburt kömmt also billig den Indiern zu, und sie können es selbst mit dem Zeugniß dcr jüdischen Bücher bestätigen ; denn dort steht ge-schricben, daß die Flüsse Phison, Tiger, Ganges und Euvhrat ihre gemeinschaftliche Quelle im irdischen Paradiese hatten. Ich weiß zwar wohl, daß Gelehrte vom ersten Rang, wie z. B. die Herren Linne und Bailly, die Wiege des Menschengeschlechts-nach Sibirien versetzt haben, und behaupten, es habe sich von dort her nach und nach durch Answandernngen über die übrigen Theile der Erde verbreitet. Neben andern Beweisen, mit denen sie dieses ihr System unterstützen, sagen sie: Sibirien sty das einzige Land, in dem das Getreide, die vorzuglichste Nahrnng der gesitteten Menschen, von selbst wachst. Dieser Satz würde seinen guten Grnnd haben, wenn man das Getreide als ein zu unsrer Erhaltung unentbehrliches Nahrungsmittel alisehen könnte. Nun ist es aber eine ausgemachte Sache, daß man im Stande der Natur sich des Getreides nicht bediente, weil es verschiedne vorlausige Zubereitungen nöthig hat, die man ihm damals noch nicht geben konnte. Selbst in unsern Tagen lebt dcr grössere Theil der Menschen ohne Brod; und der Rcis, dieß hauptsächlichste Nahrungsmittel der Völker Asiens, scheint dem neu emstandnen Menschengeschlecht viel zuträglicher gewesen zu seyn. Zudem ist Sibirien nicht das einzige Land, wo das Getreide ohne Knlmr wachst; in Sicilien sieht man die nämliche Erscheinung. — Die Gegenwart des Salpeters, welche Herr Bailly als einen Beweis von früher Bewohnung anführt, ist eben so ungünstig für seine Hypothese. Die Berge von Indien und Pegu, die ihrer Lage, Gestalt und unzugänglicher Abgründe wegen gänzlich unbewohnbar sind, enthalten mehr Salpeter, als die angenehmsten und fruchtbarsten Gegenden. Die europäische Erde führt eben so viel Salpeter als die asiatische Erde, weil er überhaupt diesem Element natürlich ist; aber er entwickelt sich nnr dnrch eine lebhafte und lang anhaltende Fermentation, die das hitzige Klima von Indien befördert, die kalte Witterung von Europa hingegen nicht zuläßt. Ohne mm weiters die Auflösung dieser gelehrten Frage zu unternehmen, bleibt es immer doch zuverläßig, daß man bey den Indiern die Spuren des entferntesten Alterthums antrifft, und daß die ersten Strahlen der Vernunft unter diesem Himmelsstrich schimmern mußten ; weil die Kräfte des Verstandes sich nur da entwickeln, 3 wo der Mensch durch physische Bedürfnisse nicht beunruhiget wird ")- Auch weiß man, daß alle Völker die Gnmdlehren ihrcr Kenntnisse aus Indien holten, und daß pychagoras Griechenland vcrließ, um Weisheit von den Brachmanen zn lernen, die man damals als die aufgeklärtesten Menschen verehrte. Bacchus, Scmiramis, Scsostris, Alexander, und noch viele andre Eroberer vor ihnen würden nicht, mit zahlreichen Heeren nach Indien gezogen seyn, wenn sie dcr allgemein ausgebreitete Ruhm dieses Landes nicht dahin gelockt hätte. Man eilt nicht tausend Meilen von seinem Vaterlande weg, um durch Aufopferung von zweymal hundert tausend Menschen ein unbebautes verwildertes Land einzunehmen. Auch giengen überhaupt schon sehr lange vor den Zeiten jener berühmten Wcltsiürmer alle Nationen nach Indien, um dort Kenntnisse und Schätze zn holen. Noch ehe Rama ^) seine Lehrsätze dahin brachte (hicmit vor mehr als 4300 Jahren), waren die Indicr schon eben so aufgeklart, als sie es itzt sind: Zum Beweise dienen ihre Fabeln und ihre geheiligten Bücher. Wenn wir die Pagoden von Salcotte und IMira, die Versteinerungen von Tre? vicarre f) beobachten, sehen wir uns in die entferntesten Zeiten versitzt; und wenn wir den Indischen Traditionen glauben, die uns versichern, daß die See ehedem bis an das Gebürg Gate ff) reichte, wie viele Jahrhunderte müAn es nicht seyn, seitdem sie sich aus diesen Gegenden zurück gezogen hat? Indcssen behaupten die In-dier, daß der gegen Norden gelegene Berg Mcrn der Auftnthalt dcr alten Ein: '"') Herr Dohm aussert die nämliche Meynung ln seinen Amuettnngen und Zusätzen ;u Ives Reisen nach Indien tc. „Die Bedürfnisse des Lebens (sagt er) sind dort i'lossc beschenke dcr Natur5 und ,> dürfen nicht durch Arbeit und Ersindnngsgeist erworben werden. Daher scheint Indien das wahre „ Vaterland, die Wicqe des menschlichen Geschlechts zu sc»n; und die historischen Beweise für das ,, Alterthum der Indier und ihrer Philosophie erhalten aus diesem physischen Grunde noch ein neues « Gewicht. Denn, ist es nicht schon a priori vermuthlich, daß dcr menschliche Geist sich mit dcn Gc-" Mlständen der metaphysischen Spekulation ,, ficht noch Vorzüge vor Sim hat? „ Anmerk. des Uedcrs. "-'-) Wischenu, in seiner sechsten Menschwerdung. S. B. II. von der Indischen Mythologie. 5) Ein Flecken, sieben Meilen westwärts von Pondifchery. S. B. l. K. 2. von dcr Rüste Roromandel. (So oft von Meilen die Nede ^, ^.^5 man Französische Meilen l^uc^, davon Einc drey Viertel einer deutschen Meile ausmacht. A. d. U.) 'W Ein sehr hohes Gebürg, das die Küste Malabar von der Küste Koromaudel trennet, und sich vom Kap Komorin bis nach Kaschenüre erstreckt. 4 siedler (?e,/i/e«i) gewesen sty ; welches, wie Herr Bailly sagt,, ein Beweis wäre, daß ein Volk ans Nordeu gekommen, und sich in Indien verbreitet habe: Aber, in welcher Kpoche ist dasselbe über die Berge von Tibet herumcr gestiegen? Indien gab während der Epoche seines Glanzes allen andern Völkern Religionen und Gesetze; Aegypten und Griechenland hatten ihm zugleich ihre Fabeln nnd ihre Weisheit zu danken. Ohne Zweifel erstaunt man, we.nn man sieht, daß eine so berühmte Nation der alten Welt in der Folge wieder in Barbarey und die größte Erniedrigung ver-simkcn ist: Aber, wie konnt« sie Hem ausweichen? Und, ist nicht ihr ihiger Zu: stand eine nothwendige Folge ihrer Lage? Ein so reiches Land, wo alles beyzutragen scheint, die Begierden seiner Bewohner zu vergnügen, muß bald zur Bühne blutiger Kriege werden. Dieß war das Schicksal von Indien; seine Jahrbücher müßten unendlich interessant seyn; aber bey der Unmöglichkeit, die zu einem solchen Werk nöthigen Materialien aufzufinden, sieht man sich am Ende immer gezwungen, mit blossen Vermuthungen zufrieden zu seyn. Um inzwischen meinen Lesern einen gründlichen und geläuterten Begrif von diesem merkwürdigen Volk beyzubringen, hab' ich alle jene zerstreuten Nachrichten sorgfältig gesammelt, die dazu dienen, seine in verschiednen Zeitaltern erlittene Rcvow uonen in ein deutliches Licht zu setzen. Besonders hab' ich mich bestrebt, seinen Gottesdienst, seine Sitten, seine gegenwartigen Gebrauche und geheiligten Bücher kennen zu lehren; weil man mit gutem Grunde voraussetzen darf, daß solche die Alle-gorie seiner Geschichte in sich enthalten. Dessen ungeachtet aber fühle ich gar wohl, Wie schwer es ist, genaue und bestimmte Nachrichten, zumal von dem Indischen Gottesdienste, mitzutheilen. Man müßte die besondern Zeremonie!, und Meynungen je-der Nation auf der Halbinsel dießftits des Ganges beschreiben; und doch würde auch das nur ein sehr unvollständiges Werk geben, weil in der nämlichen Stadt, in dem nämlichen Stamme, die Leute, welche Einerley Gefehe, Einerley Gebräuche haben, und auch Einerley Feste feyern, doch über den Vorrang ihrer Götter nicht unter sich übereinstimmen. So viel es mir nur immer möglich war, habe ich mich demnach bemüht, das Gemeinschaftliche ihrer Begriffe herauszusinden, um auf diese Art eine Geschichte ihrer vornehmsten Meynungen daraus zu bilden. Das, was sie dießfalls mit einander gemeinschaftlich haben, besteht nämlich darin, daß sie Einerley Hauptgötter und dieselben unter Einerley Namen verehren, wie z.B. den Bruma/N)ischenu und Schiwen *); daß sie Einerley Begriffe von der Seele und ihren Wanderungen aus einem Körper in den andern hegen, und daß sie die gleichen Bücher als geheiligte ansehen, die nach ihrer Aussage alle Grundsätze ihrer Religion enthalten. Die irrigen Begriffe aller. Völker entstehen aus der Vergessenheit ihrer natürlichen Sprache. Wenn diese einmal in Abgang gekommen ist, so fallen die Glossato-ren darüber her, und machen sie vollends unverständlich. So haben die Bramel, jeder Provinz in ihre Kommentarien über die ursprünglichen heiligen Bücher die ab: ßefchmacktcsten und lächerlichsten Mahrchen eingcschoben, weil sie vermutheten, diese Dinge müßten für ihre Leser sehr unterhaltend seyn: Daher entstunden die ver: schiednen Meynungen über die Geburt, die Thaten, und die achte Namenablcitung ihrer Gotter, selbst ihrer Hauptgötter: Daher kömmt die auffallende Verschiedenheit ihrer Feste und Zeremonien; die unendliche Menge ihrer Untergötter, Halbgötter und Heiligen, die, so wie die geheiligten Thiere dcr AegMier, an einem Ort verehrt und angebetet werden, währeud daß sie au einein andern unbekannt lmd verachtet sind. Bey alle dem ist der weise Indier nichts weniger als abgöttisch. Er lacht über all die Mährchen, welche der eigennützige Brame erzählt, um den schwachköpsi'gen Pöbel zu amüsirm; er bettt ein höchstes, unendliches Wesen an, in dem alles lebt und schwebt; und wenn man ihn frägt, wie er sich solches vorstelle, ant-worm er ohne anzustehn: „ Es ist mir eben so unmöglich dieses Wesen abzubilden, " ^ es Euch ist, die Stimme eures Mundes oder den Schall einer Glocke zu ma-„ len: Wir hören diese Tckie nur. Ebcn so kündigt mir alles ein höchstes Wesen " an, ohne daß ich es darum beschreiben, oder unter irgend einem sinnlichen Bilde „ ausdrücken kann,,, Wenn ich in meinem Werk nicht bis zur ersten Quelle der Abstammung der Indier habe hinaufsteigen können, so werden die über diesen Punkt angestellten Um ") ^ruma ist Gott der Schöpfer, wischen« Gott der Erhalter, und Schiwen Gott der Zerstörer. S. B. II. po« der Indischen Mythologie. 6 tersuchuugen wenigstens dazu dienen, uns die frühesten Fortschritte der Künste und Wissenschaften nebst ihren vielfältigen Veränderungen kennbar zu machen ; sie werden uns den Einftuß dieser alten Völker anf ihre Nachbarn bestimmt cntdccken, und uns zur Auflösung eines Problems verhelfen, das man stets als nnaussöslich ansah ; nanu «ich: Ob die Chaldaer, Acgyptier u. s. f. ihre Kenntnisse von den Indicrn erhalten, oder ob diese letztem selbige den erstern zu danken haben? Noch soll ich vcrschiednen gelehrten Männern den verbindlichsten Dank erstatten, daß sie mir in meiner Unternehmung beygestanden, und mir ihre über Indien gemachte Beobachtungen mitgetheilt haben. Mit Vergnügen gestehe ich, daß ich ohne die Beytrage des Herrn Martin, ehemaligen Mitglieds des Raths von Indien, und ohne die angestrengte Bemühungen, die er wahrend meines Aufenthalts daselbst auf sich nahm, nur ein sehr unvollständiges Werk über die Religion dieses Lands würde geliefert haben. Auch ein glücklicher Zufall unterstützte mich in meiner Arbeit: Ich hatte die vorgebliche Ueberschung des Ezur? N)edams, wie sie in der königlichen Bibliothek sieht, vor mir; ich gab sie einem gelehrten aber fanatischen Bramen zu lesen; und da dieses Werk dem Begrif nicht entsprach, den er mir von seiner Religion beybringen wollte, so hielt er sich für verbunden, mir die Geheimnisse davon aufzudecken. 7 Erstes Kapitel. Abriß der seit 176z. bis auf die Einnahme von pondischery, in Indien vorgefallenen Sraarsverandenmgen. Muth; das Treffen bekömmt plötzlich eine andre Wendung; der Feind wird geschlai gen, und Ragnba muß sich mit Verlurst von 40200. Mann unter die Mauern von,Surate stüchten. ') Die Faktoreyen der Holländer litten durch alle diese Plackereyen ungemein viel; sie mußten, von Cochin ^) aus, einen kostbaren Krieg gegen einige daselbst einheimische Fürsten und gegen den Ader-Ali-Kan führen. Cochin zu erhalten, mußten sie Truppen aus Zcylon, und sogar aus Batavia an sich ziehn ; indeß daß die Englander, unter dem Namen des Nababs, ihre Hauptstadt auf der Küste Koroman-del ^") blokinen, und sie dergestalt vollends in die Enge trieben. Auch die Französischen Besitzungen wurden mit in diese Unruhen verflochten. Graf Düprat, Kommandant voll Mähe ^"), besetzte Aalikut f) auf Ansuchen des Samonn, den der Ader-Ali-Kan angreifen wollte; dieser aber rächte sich bald nachher, da er dem Aolastn ff) Hilfttruppen schickte, der iht Mähe in Kontribution sehte, weil die Franzosen den Fürst IxorinZote-Nair fff) unterstützten, der dem Ixolastri den Tribut nicht mehr bezahlen wollte. In,Surate trieben die Euglandcr die Unverschämtheit so weit, daß sie sogar den Mast der französischen Flagge umstürzten. Zu Schandernagor ffff) füllten sie die Stadtgräben wieder aus, welche die Franzosen zur Ableitung des Waffers gegraben hatten. Auch zwangen sie dieselben, dreyßig Kanonen, die zur Begrüffung der Schiffe in diesem Platz stunden, wieder einzuschiffen, und liessen ihnen bloß eine W"> Der AudienzfM, darinn die Könige ihren Slaatsrath halten. angekommen, legte er dem Rath zu Madras seine Befehle vor. Dieses Tribunals das aus lauter Kaufleuten besieht, welche ungeheure Summen aus Tanschaur zogen,, nnd ihre Geldgierde bisdahm noch nicht genugsam befriedigt hatten, wollte sich nimmermehr zur Rückgabe dieses Reichs verstehen. Dem ungeachtet eilte Lord Pigot, seinen Auftrag auszuführen. Er wagte es durch Pondischery zu reisen, und gieng emen ganzen Tag lang in dieser eben wieder auflebenden Stadt umher, die er ehedem m einen Steinhaufen verwandelt, und dcrm Bewohner er zu Grunde gerichtet hatte. Wackre Franzmanncr I Ihr gabt da einen neuen Beweis, daß mit einem Friedens-schluß alle Feindschaft aus euern Herzen verschwindet; Ihr nahmt den Lord mit offe? nen Armen auf; Ihr gienget ihm sogar entgegen, um ihn zu sehen und kennen zn lernen; und doch waren eure Hauser, die er zerstört hatte, noch nicht wieder herge,' stellt, und Ihr hattet Euch noch nicht von dem Elend erholt, in das er Euch gestürzt hatte. — Nun kam der Lord in Tanschaur an, und sein Vermögen ward durch die kostbaren Geschenke, die er dort erhielt, bald wieder in den glänzendsten Zustand versetzt. Er übergab das Land seinem rechtmäßigen Herrn wieder, und behielt nur die Festung, in die er, unter dem Vorwand sie zu vertheidigen, eine Englische Besatzung legte. — Indeß zeigte sich die Eifersucht des Raths von Madras bald in ihrer ganzen Heftigkeit. Die mehrern Mitglieder desselben weigerten sich, die Ein richtungen des Lords zu ratisiziren; doch theilte er sich darüber in zwo Partheyen. Jene, die sich auf Pigots Seite neigte, war die schwächere; und da seine Feinde in ihren Archiven Beweist aufgefunden hatten, daß der Gouverneur ohne EinwiM gung des Raths nichts unternehmen könne, so entsetzten sie ihn seiner Stelle, erklärten seine Anhänger ihrer Aemter verlurstig, und ernannten Herrn Straton zu seinem Nachfolger. Noch am nämlichen Tag ward Pigot vom General Srrvart verrathen, und auf den Grossen,'Berg ") geführt, wo man ihn scharf bewachte. Es wahrte aber nicht lange, so fieng man an zu begreifen, daß man zu hitzig gewesen, und die Sache zu weit getrieben Hütte. Es kamen Befehle alls Europa, die nunmehr den -) Ein Nerg 4. Meilen westwärts von Madras, an dessen Fuß die Kompagnie und viele Privatleuthe au< der Stadt Lusthauser haben. Am Gipfel desselben Bergs steht eine katholische Kirche, die dem Heil. Thomas geweiht ist, und wo er «inige Mirackel soll gewittt haben. Nach zurückberiefen, und den Lord wieder in alle seine Rechte einsetzt««; er war aber schon an beygebrachtem Gift gestorben. Ungefehr zu gleicher Zeit kam Herr von Bellecombe an die Stelle des Hcrrn Larv von Lamiston als Generalgouuerneur der Französischen Besitzungen.' Gerecht, ohne schwach zu seyn, ward er bald in Indien verehrt und geliebt. Alle Fürsten fertigten Gesandte an ihn ab, ihn über seine Ankunft zu bewillkommen; und selbst Mahamet-Ali "), sonst ein Feind der Französischen Nation, folgte ihrem Beyspiel, und schickte ihm eine beträchtliche Summe Gelds zum Geschenk, die er aber mit der Aeusserung ausschlug: Ein Frauzösischcr Offizier könne nur von dem König seinem Hcrrn belohnt werden. — Die ersten Jahre seiner Regierung waren ruhig und friedlich. Durch die letzten Friedensvertrage in sehr enge Gränzen eingeschränkt, beschäftigten sich die Franzosen meist nur mit Herstellung der Mauern von Poudi-schery. Die traurigen Schutthaufen dieser Stadt, welche ehedem der Schauplatz der durch die Dumas und Dupleix erfochtenen Siege war, stellten noch immer den jämmerlichsten Anblick dar. Die Handlung des Platzes stockte schon seit der Trennung der Kompagnie. Die drey odcr vier noch übrigen Negozicmten waren nicht reich genug, die an dicstr Küste landende Schiffe zu befrachten. Wenn die Eigenthümer derselben einige Ballen an Bord genommen hauen, mußten sie die vollständige La: dung erst in den benachbarten Faktoreyen zusammen betteln; welches den Engländern die Ausfuhr ihrer in kurzer Zcit daselbst erworbncn glänzenden Reichthümer ungemein erleichterte. Als Besieger und Herren von Indosian, schienen die Engländer sich Anfangs bloß mit dem Handel abzugeben; und um ihre feindselige Eroberungsprojeckte zu verstecken, machten sie Miene, als verschmähten sie die königliche Gewalt. Unter dicstr bctrügllchen Maske schrieben sie indessen allen Nationen Gesetze vor, beherrschten die Könige, machten sie auf ihren mindesten Wink zitteru, und stürzten unter dem Namen von Protcktorn die durch lange Gewohnheit friedlich und furchtsam gewordene Völker in die Sklaverey. Ganz allein Handelsleute in Indien, bezogen sie ungestört an alljährlichen Einkünften eine Summe von drcyhundert Millionen "). Ein 2 Nabob der Proving Mate, ?'-') Vermuthlich französischer Lmes, A. d. lt. "4 Theil dieses Geldes ward verwandt, die zahlreichen Truppen, die sie in ihren Plätzen unterhalten mußten, zu bezahlen ; aus dcm übrigen bereicherten sich die Bedienten der Kompagnie. Bey dem Glück, das ihnen zu allen ihren Unternehmungen entgegen lachte, ko-steten ihre größten Anschläge sie beynahe nur einen Wunsch, um solche auszuführen. Aber bey alle dem muß man auch gestehen, daß lhnen das Glück noch mehr als ihre Klugheit zu statten kam; denn wenn man ihren Rath von Indien genau beobachtet, so sucht man vergebens die Maschine, die so viele Triebfedern in Bewegung setzte. Die Hollander und Dänen waren bey allen diesen Unruhen blosse ruhige Zuschauer ; wurden von Zeit zu Zeit durch die Englander gedrückt und schikauirt, und setzten immittelst ihre Handlungsgeschäfte in Friede fort. Da sie nur allzuschwache Mitwerber waren, die Eifersucht der Engländer zu reihen, so gestatteten ihnen diese den Ausschuß aller ihrer Manufakturen., aufzukaufen. Alles schien emeu dauerhaften Frieden zu gewähren, da die Engländer, ohne den Franzosen den Krieg anznkünden, plötzlich darauf verfielen, sich ihrer Besitzungen zu bemächtigen, und sie vollends aus Indien zu vertreiben. Sie nahmen ihnen hin, ter einander Schandernagor und Karikal weg ; machten die Inhaber der Waarenlager zu Masulipatan, «yanaon und Surate zu Gefangnen, und siengen die Feindseligkeiten zu Pondischery im Iunius 1778. an *.) Ein so plötzlicher feindlicher Einbruch versetzte die Einwohner der Stadt in die äusserste Vsrlcgenheit. Der Platz war dem Feind von allen Seiten offen ; war ohne -«-) SogehNßig auch dieses Vetragen ist, so natürlich wird man es doch finden, wenn man die damalige Lage der Engländer in Europa überdenkt. Man wird gestehen müssen, daß ihnen viel daran lag, so zu handeln, um sich in eincm Lande fchuchalttn, das ihnen unerschöpfliche Reichthümer verschaft. Dcr Krieg war zwar noch nicht gegen sie erklärt; aber sie sahen ihn nahe und unvermeidlich vor s,ch, und waren schon durch den Aufstand der Amerikanische» Kolonien geschwächt. Ihre Agentc« in Indien hatten keine Unterstützung.aus Europa zu-hoffen, und wußten doch, daß die Franzosen von Isle de France aus einige erhalten würden. Diese konnte nirgendwo anders als zu Pondischery ans Land gesetzt werden; es lag ihnen also viel daran, sich dieses Platzes zu bemächtigen: Durch dessen Wegnahme schnitten sie den Franzosen beynahe alle Hoffmmg ab, sich wahrend diesem Krieg in Indien fesizilsetzen. Hatten sie den Play einmal in ihrer Kcwalt, dann erfodcrte es eine ansehnliche Macht, sie wieder daraus zn vertreiben; und wenn man mit Truppen und Munition eiue Landung Vorzunehmen hat, finden sich immer unerwartete Hindernisse, die oft auch die aufs bcßte ausgedachte Projekte scheitern machen. Hilf und ohne Geld: Das Andenken an die schon ansgestandncn Unglücksfalle, deren Spuren noch gegenwärtig waren, verdoppelte die Furcht sie wieder erneuert zn sc-hen. Viele Indier, die sich an die unmenschlichen Behandlungen der Europaischen Nationen emmerten, flohen mit Weib und Kindern ans der Stadt. Andre gründe? ten ihre Hoffnung auf die allgemeine Hochachtung, die man für den General Belle-combe hatte; schickten bloß ihr Vermögen in neutrale Lander, und entschlossen sich den Ausgang der Belagerung abzuwarten. — Je grösser die Schwierigkeiten sind, die man zu überwinden hat, desto mehr Ehre bringen sie dem, der ihnen hinreichenden Muth und Klugheit entgegen setzt. Herr von Bellecombe ließ sich in seinen Entschluß sen durch Weisheit leiten, und belebte seine Unternehmungen durch schnelle Thätigkeit. Der Platz ward mit genügsamen Lebensmitteln versehen; fünftausend Menschen muß« ten an den Vestnngswerken arbeiten; in Zeit von Einem Monat waren die Graben vollendet, die Wälle aufgeworfen und die Bollwerke im fertigen Stand die Stadt zn vertheidigen. Ein ungewöhnlicher Regen überschwemmte die Felder, und füllte die Stadtgräben sieben bis acht Fuß hoch mit Wasser; auch die Schiffe, die eben auf der Rhede vor Anker lagen, wurden ausgerüstet, um gegen das feindliche Gchhwa.' der auslauftn zu können. — Dm 8ten August erschien die Englische Armce, vier und zwanzig tausend Mann stark, unter dem Kommando des General Munro, und lagerte sich auf dem Hügel '), eine Meile von Pondischery. Das aus fünf Schift sen bestehende Geschwader erschien zugleich aus der Höhe der Rhede. Das gleichstarke Französische Geschwader ^) segelte ihm Tags darauf entgegen, um es anzugrei.-fen. Sie siiessen bald auf einander, und kamen sich nicht fern von der Rhede so nahe, daß sie das Gefecht ansiengen. Man kanonirte eine Stunde lang sehr lebhaft gegen einander: Der brittische Kommodore ward so übel zugerichtet, daß er sich zm ") Der Hugei ,si ei«,, kleine Vergkette Cine M.'ile lang, an deren Fuß die Eimvohner ron Pondischcry Lusthauser habe«. Die an die Msie kommende Schisse wcrden dahin angewiesen. -"-") Es bestand aus dem Brillant, von 64. Kanonen; der Fregatte pourvoyeuse, von 4°. Kanonen; ver Fregatte Scn-tine, po„ 24. Kanonen; dem Launston, einem Privatschiff von -8. Kanonen; und dem Brisson uon 26. Kanonen. Das Engliscke Geschwader bestand aus dem Ripoit, von 60. Kanonen, d^ dcr K>mmodore Vernon kommanoirle; aus dem Roventry, einer Fregatte von 2^. Kanonen; dem ^ormora^, einer Fregatte von 74. Kanonen; dem Sixhorse und Valentin, zwey bewaffneten Kompagnieschiffen, jede? von 28. Kanonen, ?6 «W>O^«H^ rückziehen mußte. Der Kommandant des französischen Geschwaders würde sich um sterblich gemacht haben, wenn sich sein Ehrgeitz nicht damit begnügt hätte, Meister des Schlachtfeldes zu bleiben; denn er würde unfehlbar die feindlichen Schiffe erobert haben, wofern er sie auf ihrer Flucht verfolgt hätte. Durch dieses merkwürdige Gefecht sah sich, Frankreich in Stand gesetzt, den Englandern die Oberherrschaft in In-dien streitig zu machen: Aber der Kommandant war mit dem erhaltenen geringen Vor? theil zufrieden, lief wieder in die Rhede cm, um seine Verwundeten an das Land zu setzen, und man sang das Te Deum. — Vier und zwanzig Stunden lang nährten die Franzosen die schmeichelhafte Hoffnung, eineu Theil ihrer alten Besitzungen wiei der zu erlangen. Ware das Englische Geschwader vollends geschlagen worden, so hätte der General Munro die Belagerung aufheben müssen ; die Franzosen hätten tausend Mann an's Land geseht: Hätte man dann noch einige Unterstützung aus Isle de France gezogen, die von Ader-Ali-Kan und Lale ^) zu Hilft geschickten Truppen dazu genommen, und aus ihucn allen ein ganzes Korps formirt/ so würde man unfehlbar eine wichtige Nevolutiou zu Stande gebracht haben. — Es hätte wenig Mühe gekostet, die Englischen Schiffe auf der Nhede von Madras in Brand zu stecken; aber nach dem vorgefallenen Gefechte, das man für einen Sieg hielt, war das Geschwader zu keiner wcitcrn Unternehmung zn bringen. Ruhig lag es da, zu einer Zeit, wo es am meisten Thätigkeit hätte beweisen sollen, und ließ zwey Englische Schiffs in die Rhede einlaufen, die mit wenig Segeln kamen, Pondischery zu rckog-nosciren, weil sie noch m'chts von den angefangnen Feindseligkeiten wußten. Sie giengen nach Madras, wo sie ihre Ladung und die dahin bestimmten Truppen ausschifften, und endlich sich mit dem Geschwader vereinigten. Da sie schon Pondischery vorbeygestgclt waren, machten die zwo französischen Fregatten erst Jagd darauf, und verfolgten sie bis auf die Höhe von Sadras ; aber die Annäherung des Englischen Geschwaders nöthigte sie, sich zurück zu ziehm Die Fregatte Sartine trennte sich durch unschickliches Manövriren am Ende sogar noch von der Pourvopeuse, und ward durch eine feindliche Fregatte weggenommen. — Am 2ostcn August erschien das Englische Geschwader wieder vor Pondischery. Die französischen Schiffe liefen aus, faßten den Wind, ") Anführer eines Trupps von vier biß fünfhundert Franzosen, die im Sold des Mizamali stchcn. J°. tfo/zsiertzč />č/me ■ Zhisjon tte, Mind, und bemühten sich den ganzen Tag hindurch an die Engländer zn kommen;: aber die Wasserströme verschlugen sie nach Norden. Das feindliche Geschwader hatte den Wind gewonnen: Hätte cs die Franzosen an sich kommen lassen, so hätte, es' schon frühe das Gefecht anfangen können ; aber es schlug dasselbe aus, entweder weil es die gegen den Abend entstehende Winde ans der offnen See scheute, die sich schon zu zeigen ansiengcn; oder weil es das bey Anbruch des Tags im Angesicht des fran^ Mschen Geschwaders weggenommene französische Schiff,- die Liebenswürdige ' ^lanette, nicht bloß geben; oder endlich weil cs die zur Belagerung mitgebrachte Munition schonen wollte. Zum größten Unglück verließ der Kommandant des französischen Geschwaders nun gar noch wahrend der Nacht die Küste, und segelte nach' Isle de France. Die Englander, die itzt Meister von der Rhede waren, legten sich' darauf vor Anker, und blokinen die Stadt. Sie schifften ihre Mnnition aus, und die Landtruppen warfen ihre Batterien anf. Die Franzosen vertheidigten sich mid vielem Mmh, und zerstörten bey Tag die Werke wieder, welche der Feind die Nacht über zn Stande gebracht. So schwach auch die Garnison war, so richtete sie doch in einigen durch den Herrn von Bcllccombe schr treffend veranstalteten Ausfällen den Engländern viele Leute zu Grunde; man vertrieb sie aus ihm, Batterien, vernagelte vMe Kanonen und Mörser, und nahm ihnen eine metallene sechspfündige Kanone ab, die man in die Festung brachte. — Am -zsten Hcrbstmonat waren die Englander bis auf die Höhe des Glacis vorgerückt, und siengcn nun an, sowol auf der Südseite gegen die Basiey des Hospitals, als auf der Nordseite gegen die Nordweste llche Bastey, Bresche zu schiessen. (I. Tafel) — Den iZten Weinmonat zapften sie le Graben ab, und rüsteten sich zum Sturm. Die Bresche war schon groß genug; eigentlich, die ganze Stadt war eine allgemeine Bresche. Die Garnison, die auf vierhundert Mann geschmolzen war, konnte einer so zahlreichen Armee nur noch schwachen Widerstand thun. Der General Bcllccombe verließ sich noch im-n crstlchlmZ, die aus Isle de France herbcyeilen sollte ; auch erwartete er dle Zliruckklmft des Geschwaders, von dem er gar nicht glauben konnte, daß es die Küste Me verlassen haben, Endlich ward er durch einen Brief von dem Kapitän der pomvoyeuse aus seinem I^hum gerissen. Dieser hatte nicht gut befunden, dem französischen Kommandanten weiter zn folgen, und war zu Negapamam ge. ll. Cheil.) C ,8 ««!w«^>tz)(^M^ blieben. Da der wackre General sich dergestalt von allen Seiten verlassen sah, und keine Munition mehr hatte, dachte er nur auf eine rühmliche Kapitulation, um doch das Vermögen seiner Mitbürger zu retten, und übergab also Pondischery den i8ten Wcmmonat. Den Engländern kostete diese Eroberung fünftausend Mann, darunter vierhundert Europäer und vier und fünfzig Offiziers waren; an Baarschaft hatten sie darauf eilf Laks Pagoden "), oder ungefehr zehn Millionen Livres verwendet. Der Herr von Bcllecombe hat sich durch die Vertheidigung dieses Platzes viel Ehre gemacht. Er hatte dabey ununterbrochen den Karackter eines einsichtsvollen Offiziers gezeigt: Er verrieth niemals einige Unruhe; besuchte oft die Basteyen; sprach den Soldaten Muth ein, tröstete die Kranken, und ließ sie sorgfaltig in den Hospitälern pflegen. Durch dieses vortrefflliche Betragen und seine unermüoete Wachsamkeit hat er sich die verdiente Hochachtung und Dankbarkeit aller Einwohner von Pondischery en worbeu. ") Ein Lak macht «ach Holwel luoooo. Pagoden. Pagode ist eine goldne Münze, die nach H''"> Dohms Bericht ungefchr iwey Nthlr. ,nu Werth ausmacht. A. d. U. 19 Zweytes Kapitel. von der Rüste Roromandel. ^iese Küste hat, gleich der Küste Malabar, grosse Revolutionen erlitten. Einige' dcr schlanksten Landeshäupter hatten sich, auf Unkosten der Einfältigem, aus den dortigen Provinzen unabhängige Staaten errichtet. So machte sich z. B. wie man weiß, vor nicht gar langer Zeit der Französische Gouverneur zum Herrn eines Theils von Indostan, nahm den Titel Nabab an, und ließ sich recht wie ein solcher bedienen. Die wichtigsten Faktoreyen der Europaer auf dieser Küste sind Pondischery und Karikal, die den Franzosen gehören. — Die Engländer besitzen Madras und Gudelur. Die Hollander Negapatnam, Sadras und Paliakate. Die Dänen Trinquebar. Es sind auch einige beträchtliche Indische Flecken da; wie zum Beyspiel Naur und Por? tenove, die ihre einheimische Fürsten haben. pondischery, die Hauptstadt der Franzosen, gehörte einst unter die schönsten Städte von Indien; die Englander rissen sie auf den Grund nieder; aber man baute sie m der Folge wieder mit noch mehr Geschmack auf. Die prächtigsten Häuser stiegen aus ihrem Schutt empor, die Strassen wurden in gerader Linie angelegt und mit Bän-men bepflanzt; ein herrlicher Palast ward für den Gouverneur aufgeführt, von dem man die Aussicht anfeinen geranmigen, mit einer gedoppelten Reihe von Bäumen besetzten Exerzierplatz hatte; die Vestungswerke waren noch nicht vollends hergestellt, da sie die Engländer neuerdings schleiften. karikal könnte vermöge seiner guten Lage zu einem Hauptort gemacht werden. Indischen Häuser daselbst sind artiger und besser gebaut als an jedem andern Ort; dle auf beyden Seiten der Straffen gepflanzten Bäume decken sie mit ihrem Schatten, und die Stadt selbst ist nach der Schnur gebaut. Da sie nahe an Tan-schanr liegt, könnte sie zum Getreidcmagazm von Indien werden ; v'erschiedne ziemlich beträchtliche Indische Flecken sind ihr muerchan, und bezahlen ihr Tribut. Mit einenr Wort, diese Besitzung Frankreichs, deren Gränzen sich bis an den Fluß Naur erstrecken, ist die einzige,, die mehr einbringt als sie kostet. Ihre Bevölkerung wird i», 22 der Folge immer mehr zunehmen; denn ganz gewiß begeben sich die Kausseute uud Banianen ') von Naur vorzüglich unter den Schutz unsrer Festungen, wo sie Freyheit im Handel und Sicherheit ihres Vermögens gemessen. Auch würde es nicht schwer hab ten, einen Hafen in dem Fluß zu graben, und sein Wasser bis an die Mauern der Stadt zu leiten. In den benachbarten Indischen Flecken fabrizirt man Leinwand, die abcr schlechter ist als die Nordische; Schupftücher, Gingans und grobe Zitze, die von den Holländern aufgekauft,, und an die östliche Küste geführt werden. Madras, oder Fort St. Georg, ist trefflich befestiget; nur mit einer überwiegenden Macht würde man es überwältigen können. Ganz anders verhalt sich's mit Gudelur : Dieser Ort ist völlig ausser Stand einen Allgriff auszuhalten ; die Thore sind ohne Befestigung; die Mauern aus Ziegelsteinen gebaut, ohne Gräben, und sehr weitläufig. Auch sind einige Bollwerke ringsherum angelegt; sie führen aber keine Kanonen. Negapacnam ist der Hauptplah der Holländer. Diese Stadt ist sehr groß: Wie Gndelur hat sie auch keine Gräben, sondern nur eine schlechte Mauer, und die Zugänge von der See sind ganz offen. Die Zitadelle liegt auf der Südseite, ist klein / ziemlich fest, aber zu nahe au der Stadt. Alle Waaren, welche die Kompagnie in Indien fabriziren laßt, werden in diesen Ort zusammen gebracht, da auf die Schiffe geladen, und weiters nach ihrer Bestimmung verführt. Sie liegt an ei-nem sehr hübschen Fluß, in welchem Fahrzeuge von zwey bis dreyhundert Tonnen einlaufen,, und zu alleu Iahrszeiten sicher liegen können. Sein Wasser versteinert die Krabben; man sieht oft welche in diesem Zustande; aber es hält schwer, einige davon ganz und unverstümmelt zu bekommen. Die Einwohner fischen sie auf, und gebrauchen sie zur Arzney: Zu Pulfcr gestoßen, und in was immer ss,r einem Getränk verschluckt, sollen sie vom Stein heilen; auch das Wasser helle und frisch machen, wenn mau sie eine Weile darin laßt. Der Garten der Kompagnie ist ausser der Stadt. Man sieht darin einen viereckigten Thurm, der allmählig zusammen fallt, aber einst entsetzlich hoch gewesen seyn muß. Lr heißt noch die Chinesische Pagode, weil er von den Chinesern erbaut ward, da sie noch selbst uach Indien handelten. !>') Nach Ives sind sie Kaufleute, Trödler, Pachter und dergleichen. )l. t>. U. I fitüjon-Sc. Sadras ^) tst durch seine Gingans und seine gemalte Leinwand eben so bekannt, als paliakare durch seine Schnupftücher. Die meisten Städte im Innern des Landes sind nichts als zerstreute Schutthaufen ; nicht die geringste Spur von der ehemaligen Herrlichkeit seiner Bewohner findet sich mehr daselbst. Dicht an den Tempeln, diesen grossen Denkmalen des religiösen Prachtcs, stehen eitel zerfallene Häuschen und elende Strohhütten, die ohne Unter? schied dem Reichen und Armen zur Freystatte dienen. Indien wird niemals wieder zu seinem ursprünglichen Zustande gelangen: Dit Kriege haben es entvölkert, und die Ausländer haben ihm seine Schatze geraubt. Wer noch einiges Geld hat, verbirgt es in die Wälder, oder vergrabt es in die Er.' dc, mn es vor den raubgierigen Handen des Usurpators zu retten; und das unglückliche Volk hat nichts für sich, als die Erinnerung, daß es einst zugleich frey und wohlhabend gewesen sey. Wer einiges Vermögen verwenden will, der baut auf den Strassen Ruhege baude """) zur Bequemlichkeit für die Reisenden, die darin ein Zufluchtsort vor der schlimmen Witterung finden. (II. Tafel.) Die Indicr halten solch einen Bau für ein den Gottern schr gefälliges Werk. Diese Ruhegebaude sind von Gothischer Bauart, die meisten ohne alles Holz aufgeführt. Sie bestehen gewöhnlich aus einem grossen Saal, der manchmal in zwey Zimmer abgetheilt ist ; haben weder Thüre noch Fenster, sind aber auf der Südseite ganz offcn, und rings umher mit einem gewölbten Gang eingefangen. Zur Seite des Gebäudes, das allemal neben einem Gehölze lieht, ist durchgehends ein Teich und ein dem pollear geheiligtes Kapellchen ange-rächt, damit der Reisende, ehe er seinen Weg weiter fortsetzt, seine Reinigung vor,-nehmen, und sein Gebet verrichten könne: An einigen solchen Ruheortcn treibt man die Gastfreiheit so weit, daß man ihm sogar Cange f) zur Erfrischung vorseht. ") Sonst auch Sadraspatan. So steht es auch auf der Homannschen Karte. A. d. U< '") Die Nuhcgcbaude (cwu^i«) s,,id in Indien eben das, was in Persien die Karavanengebaul« (^vanse^.) Man fi„dct st, <,li,M,albcn in dkscn Ländern. Anquet»! heißt „e clnuäirz; I^ clwwe«, und Herr Dohn» hat cs durch Sommerhaus überseht. A. d. N. 5) Gekochtes Neiswasser. (Nach I^o Neis und Wasser. A. d. U.) 22 ' ^ " solche nn letzten Krieg verlassen. Die Bewohner der Küa» <^ v,,-->- . ^ >"u,te Hvoromandcl hassen »lamuler, und werden von den E««°pä«n «„richtig Mawbaren genannt. Sie sind schwarz, ziemlich groß und w«hl gebaut; ab« weichlich, feig >.,,!> weibisch. Die Leichtigkeit, mit ler die M°g°!m sie 'M Zamne halte,,, beweiset ihren wenigen M„ch. 24 «^HMOO^N^MGDWHM» Die Laune dieser Völker ist zur Freude und Munterkeit gestimmt; sie lieben Spiele, Tänze, Komödien und Musik. Keim Nation lebt mäßiger; Reis im Wasser gekocht, Kräuter, Gemüse, Salat und etwas Früchte sind ihre gewöhnliche Nah? rung. Die Tamuler essen nur zweymal des Tags; denn ihr Frühstück besteht bloß in Reiswasser oder sehr dünner Reisbrühe vom vorigen Tag aufbehalten. Indessen giebt es doch einige Stamme, welche Fische und Hammelfleisch essen; aber dieses ist nichts weniger als ihre tägliche Speise: Nur an festlichen Tagen machen sie eine Ausnahme von ihrem allgemeinen Gesetze, nichts was Leben hat zu gemessen. Die Parias allem, die man aber für uuehrlich hält, essen Ochsen-Kühe-und Büffelsteisch. Dieß ist in den Angcn der übrigen Stamme ein Greuel, den man als das größte kaster ansieht; wer immer sich dessen schuldig macht, wird seines Stammes ver-lursiig. Die Indier verabscheuen alle starken Getränke, welche berauschen könnten; nur die verächtlichsten Stämme trinken dergleichen ; und wenn etwa andre das thnn, geschieht es allemal im größten Geheim. Diese Völker vermeiden die Trunkenheit aus wirklichem Abscheu gegen dcn schändlichen Zustand, in den sie die Menschen versetzt*). Ihre festlichen Gastmahle haben ganz das Nüchterne, Mäßige und Einförmige der Menschen ans dem ersten Weltalter: Zwieback in Milch mit Zucker bestreut, und Kuchen ill Butter oder Oel gekocht, sind ihnen die leckerhaftesten Gerichte; dazu trinken sie meist bloß reines O.uellwasser; und nur wenn sie besonders gut schmausen wollen, kochen sie sich ein Getränke aus Pfeffer, Tamarinden und Zwiebeln, das sie dann in langen Zügen verschlingen. Ihre Schüsseln und Teller bestehen aus künstlich mit kleinen Grcshalmchen zusammengenähten Baumblattern. Allgemeines Stilb schweigen, herrscht während dem Essen, bey dem sie auf Matten von Palmbäumen oder auf einem Stück Leinwand liegen, und sorgfältig verhüten, daß sie die Speisen / die sie zum Munde führen, nicht mit ihrem Speichel berühren ; denn dieß würde nach ihrem Sinn eine Verunreinigung erzeugen, vor der sie emen unbeschreiblichen Eckel haben. Die U) Strabo versichert uns, dcr Abscheu drr Iudier gegen die Trmiienheil sey von jeher so groß gewesen, daß eine Frau, die den König betrunken faud, ihn todten dürfte; und daß derjenige, der nach ihm> Honig ward, sie dafür hcyralhen mußte. G _/*, ifcrnnerat' J?uux>, Tb won- Jr. ^?4' 25 Die Kleidung der Indier paßt vollkommen zu dem Lande, das sie bewohnen. (III. und IV. Tafel.) Dieselbe besteht aus einem Stück Leinwand, um dem sie die Lenden umschürzen, und das ihnen bis an die Knie reicht. Mit einem andern Stück, ungefehr vier Ellen lang, umwinden sie den Leib auf vcrschiedne Art, wie es jedem gefallt. Auch den Kopf wickeln sie in Leinwand so fein wie Musseline. Viele, besonders die Küsicnbewohner, tragen grosse weite Hosen, die ihnen bis an die Knk chel reichen; und nach Mohrischer Art einen langen Rock von wcisser Leinwand, dcr kreuhweis über die Brust gehestet ist. Die Reichen tragen dichn Rock oft aus Must stline, manchmal sogar mit Goldblumen gestickt; binden ihn mit einer Scherve über den Hüften enge zusammen, und decken ihr Haupt mit einer Mütze, die eine Gattung von Turban ist. Dieser Putz, der wider die ehemalige alte Gewohnheit streit^ ist erst seit der Herrschaft der Mogolen eingeführt worden. Indeß kann man doch d>e Indier selbst leicht von den Mogolen unterscheiden; denn die Röcke der crstcnt ziehn sich von der linken Scite, die der letztern hingegen von der rechten Seite her kreutzweis über die Brust. - Die meisten gehen mit blossen Füssen; viele tragen Sandalien; einige auch Pantoffeln aus Korduauüder von vcrschiedner Farbe, oder aus Gold - und Silbcrsioffen, die sich mit einer langen und krumm gebogenen Spitze enden. Ihre Ohren sind durch die Schwere der daran hangenden ungeheur grossen Zoldnen Ringe entsetzlich in die Länge gezogen. Diese Ohrenringe sind oml, und in, der Mme mit einer Perle oder einem Diamant geschmückt. — Manchmal ist ihr "zng noch viel simpler; man sieht aller Orten Indier, deren ganzes Kleid in ei. tuck Leinwand besteht, mit dem sie die geheimen Theile decken. , re Leiber sind fast durchgchcnds von kleinem Wuchs; überhaupt häßliche lmremlich und eckett, ? l"Mt; ausgenommen die von eim'gcn Stammen, deren Gesicht ek was leidlicher iss ^ !', und die auch etn>as mehr anf Reinlichkeit halten. Sie därfen niemals mit ihren nv; Bannern essen, und sind eigentlich eine Art von bessern Sklavi- _ ^ "" noch mit so ziemlichem Anstande begegnen. Die allgemeine Sitte ist, nur Eine F^, '„ l^ . , . . ^ < < """, ,u yaben; aber in cmtgen Stammen hat man mehrere, »>»d die Rajcw z. B, mach«, ^ ^,^ ^,^ Viclwnbere» im geringsten »ich^«. Der Zanzc Anzug d« N^„ h^^, ,. ^^ si,^„„ S.ück Lei„»a«° , do« sie Schurze (^«) ,«,1,,°» - Diese schlingt sich zwey °d«r dttymol um den Leib, (I, Tl?nl.) ^ 2h üt,v. PotWonSe, ^'^onnc^Upin.v. l\ui>\fon , "/ daß die Neligionsgcbräuche bey allen Völkern bloß die Ablehnung physischer lw s lkss""' ^"'"de hauen? — Das HausZeräthe ist eben so ungekünstelt als die Hanstr -> bestehet in einer Matte, oder einem auf dem Boden ausgebreiteten Teppich ; .,, ' k zwey Bildern oder Gemälden der Götter, und einigen irdenen Be? haltnisscn, die ^..5 > «us cmander gestellt sind, und darein sie ihr kleines nöthigstes Haus? er zeug verschlisse. ^ ^^ ^ ^ ^üstenbewohner ctwas besser daran: Der ")nen dort die Bequemlichkeit, grössere und reinlichere Häuser zu anen, dle auch mit einer Gattuug Gips gedeckt siud, den das Wasser nicht durchlö-aun. ort haben sie anch gemächlichere Gallerien unter ihren Dächern, in denen sie umher spatzieren, die frische Abcndluft zu gemessen: Aber nur in dcn Europäischen Kolonien können sie ohne Furcht vor der tyrannischen Regierung dich Wohl. tM gemessen. 2s Einige aus Europa nach Indien gebrachte Karossen abgerechnet, sieht man daselbst kein anderes Fuhrwerk, als die Gari und palankin. Der Gari ist eine Gat; tung Saufte, die ringsum mit Vorhängen eingefaßt ist, auf einen zweyradrlgen Karren gesetzt, und von Buckelochsen ) gezogen wird. (VII. Casel.) Diese Thiere laufen einem Pferd im Galopp gleich, und machen bis auf zwanzig Meilen des Tags. Wenn sie noch jung sind, beugt man ihre Hörner, um denselben eine gleichförmige und anige Bildung zu geben; auch faßt man sie mit goldnen Ringen ein; und bemalt sogar die Schenkel und die Brust dieser Thiere bis auf den halben Leib mit verschiednen Farben. — Der Palankin ist ein ziemlich bequemes nnd sehr sanftes Fuhrwerk. Er ist -eine Art kleines Bette mit einem darüber gespannten Zelt bedeckt, und mit einer Mas trcche, auch einigen mehr oder minder prächtigen Kissen gepolstert. Quer über ihn läuft ein in der Mitte bogenförmig gekrümmter Bambus'"), der an dem Palaukin fest gewacht ist, und an dessen beyde Enden sich fünf oder sechs Träger stellen, die man Bue^s nennt. (VIII. Tafel.) Diese Träger gehen sehr schnell, machen innerhalb einer Stunde manchmal zwo Meilen, und muntern sich auf ihrem Marsch durch gewisse Lieder auf, von denen sie immer den Schlnßreim alle zusammen mit einer bewundernswürdigen Genauigkeit mid Zusammenstimmung wiederholen. -") Dieß ist der wcissc Bisong des Herrn von Büffon. '"-!>) „Der Bambus «st eine Art Schilfrohr, das schr viele Aesie treibt, knottichtes Holz hat, das sehv „ hart, inwendig l?oyl, »md mm aussen nnt einem Säst übertüncht isr, der dem schönsten Firniß gleicht. „ Dieser Saft ist grün, so lm:g der Bambus in der Erde sicht, und wird weiß, wenn jener ver-„ dorret. Das Rohr hat wenige, schmale, und ungefehr drey bis vier Zoll lange Blatter. Wenn „ die Schößlinge ans dem Boden hervorkeimen, gleichen sie dem Spargel; auch macht man sie dann ,„ in EM cm. Der Bambus ist eins der nützlichsten Gewachst von Indien. Die Englander haben „ ihn auf die Antillen verpflanzt, und er gedeiht auch dort vollkommen wohl. Je mehr er austrock-„ net, desto fester und natter wird er. Seine dicht neben einander liegenden Gelenke geben ihm eine ,, ungeheure Starke; und obschon er leichter ist als jedes andre Schilfrohr von gleicher Dicke, so „ trägt er doch die schwersten Lasten, ohne sich 5« beugen oder zu brechen. Zwey Stücke Bambus „ von zehn Fuß in der Lange und drey Zoll im Durchschnitt, tragen fünfzehnhundert Pfunde. „ -t . O Ofl7i4?s*&/; £ /SUV , J^UFiSon Sc , JV.°7, N?8. A fonneratj>inlV, Zbur-foh Drittes Kapitel. von der Rüste Malabar. <^)ie Küste Malabar dehnt sich vom Kap Komorin Nord-Nordwesiwarts bis an das Kap St. Johann ans ; und läuft etwas Nord-Nordostwarts, indem sie sich an der Gränze von Guzmate hinanfzieht. Der südliche Theil erstreckt sich bis Mähe, lmd besteht aus einer mit Holz bewachsenen Ebne. Der nördliche Theil ist unfruchtt barer und von dem Gebürg Gate begranzr, welches das höchste in Indien ist, und sich vom Kap Komorin fünfhundert Meilen landeinwärts gegen Kaschemire ausdehnt: Dieß Gebürg trennt Malabar von Koromandel. Auch theilt es die Iahrszeiten ab: Wenn's auf der einen Seite Winter ist, ist's auf der andern Sommer, welches den Einfluß der Berge auf die Winde beweist. Irriger Weise nennt man dieses Land Malabar; es heißt Malealon; und der Einwohner davon nennt sich in der einfachen Zahl Maleatan, welches sich in der vielfachen Zahl in Maleatar abändert. Diests Wort verstümmelten die Portugiesen in Malabar; und da sie in der Folge bey ihrer Landung auf Koromandel em Volk fanden, das dem Aussehen und selbst der Sprache nach jenem etwas gleich >"), welche sie so cben verlassen hatten, nannten sie es auch Malabar. Die Küste Malabar besteht aus eilf Königreiche!,: Diese sind Trawankur, dessen Staaten sich am Kap Komorin anfangen/ das Königreich Kochin und Kalikutsi aun"te, Kananor, der Kolastri, Kanara, Sonde, Bonzolo, das Reich dcr Ma-ratten und Mogolen"). In diesem Weltstriche kommen die größten und plötzlichsten Staatsverändcrungen häusig zum Vorschein. Mit ^was Muth und Politick unterwirft sich ein Strassen- ") Es ist ein Fehler, wenn die Geschichtschreiber die Mogolen, die Eroberer der ganzen Halbinsel dieß-seits dcs Ganges, Mohren nennen. Die Portugiesen nannten sie zuerst so, weil sie Mahomedaner waren. Sie sind Tataren. Die Europäer nennen sogar alle jene Bewohner dieser Gegenden Mohren , die feine Heiden sind. Auch hat man den Stamm der Tallieurs mit den Mogolen verwechselt. Jene sind zwar anch Mahomedaner, wie die Mogolen ; aber sie sind nicht von der nämlichen Herkunft, sondern stammen von den Arabern ab, die sich mit den Weibern des Landes verbunden haben. räubcr in wenig Zeit die ganze Küste; abrr in kurzem wird er zum Unterthan eines andern Waghalses, der in seine Fußstapfen tritt, und auch eben so schnell wieder einem Dritten unterliegt. Unter den wichtigsten Besitzungen der Europäer auf dieser Küste gehört Kochin den Holländern, Mähe den Franzosen, Goa den Portugiesen, Bombay und Tali-schery den Engländern. Auch giebt es mehrere Indische Städte, wo jede Nation ein Waarenlager hat, wie z, V, zu Surate und Kattkut. Bombay hat einen vortrefflichen. Haftn; der um so viel wichtiger wird, weil er der einzige auf der Küste ist. Die Stadt ist wohl befestiget. Goa liegt an einem beträchtlichen Fluß; aber die Kriegsschiffe können doch dort nicht überwintern. Nochin hat eine angenehme Lage. Mähe ") hat nicht seines gleichen in der Anlage zu einer Festung. Da sie Herr oe la Bourdonnais erobert hatte, legte er einige Werke an, die uns daselbst hatten furchtbar machen können;, aber die Englander nahmen uns den Platz weg, und schleiften die Werke: Wir was ren eben beschäftiget, sie wieder herzustellen, da sie dieselben im genwartigm Krieg neuerdings niederrissen.. Der ausschließende Handel mit dem beßten Pfeffer, den uns der König von Kartnate in seinen Ländern zugestanden hat, und der Handel, den man von da aus mit Kardamomen, Sandelholz ^), Ingwer und Zimmt treiben kann, wäre werth, daß man sich dicscs Platzes wieder bemächtigte: Der Fluß ist angenehm und tief; wenn man das Bctt, st weit die Fluch eindringt/ noch etwas tiefer graben wollte, könnte (Man einen Haftn bilden, in den immer Schiffe von fünf bis sechshundert Tonnen einlaufen könnten. Das Innere des Landes ist gut angebaut; die Berge sind am-phttheaterförmig ausgehanen und mit Rcis bepflanzt. Jeder Einwohner hat sein ge-Viertes Stück Land, das mit eiuer sechs Fuß hohen Mauer emgefangen, und allenthalben mit Kokos l Und Iaka-Bäumen, mit Mmuk und Huette bepflanzt ist, an denen sich der Pfeffer und dcr Betel empor schlangeln; welches diese Plätze zu den angenehmsten Wohnungen macht. Die Reisfelder sind in vcrsthicdne Abtheilungen '«-) Mähe oder Mahie, ist auf der Holmnnschen Karte nicht ausgesetzt; liegt aber, nach Ives, ungefehr Cine Meile südwärts von Talisckcry. A. d. Ueb. :n) Cin wolMchendfs kostbares Hok, das die Chincsir sehr sorgfaltig aufsuchen. Aon fünfzig bis sechszig Fuß gesondert, und mit einem anderthalb Fuß hohen Wall von aufgeworfner «Erde eingefaßt, der gerade so breit ist, daß ein Mann darcmf umhergehen kann. Auf diese Art wird jedes solche Viereck zum Behälter, der das Ablaufen des Wassers in den Reisückern verhindert. Die Bewohner der Küste Malabar sind arbeitsam, jedoch ohne Kunststeiß, und nachgiebig aus Schwachheit, Dieß ist der Karakter, den die Weichlichkeit einprägt. Ehedem beherrschte der Samorin die ganze Küste, und ließ sich als Kaiser derselben verehren.; die andern Fürsten, und selbst der König der Maldivischen Inseln, bezahlte ihm Tribut. Er hielt seinen Hof zu Kalikut, nnd die Stadt ward bald zur Niederlage der Indischen Waaren; alle Nationen sammelten sich da, ihren Handel zu treiben; und ihr Zusammenfluß machte Kalikut zu einer der blühendsten Städte von Asien. Aber der Samorin ward von einem Usurpator entthront, der siincn Erben das Reich nur durch Einwilligung in einen grausamen Austritt erhalten konnte welcher sich bey der Krönung jedes neuen Beherrschers erneuert. Die Familie des Samorin unterhält nämlich zwölf junge muchige Pursche, die seit dieser Epoche immer dem Tode gewiedmet sind. Diese berauschen sich mit Opium, und werden davon rasend. Bey jeder Erbfolge stellen sie sich dann hin, den neuen König, der sich aus einem erhabnen Throne dem Volk zeigen muß, zu ermorden. Sollte es einem aus diesen zwölfen gelingen, den Mord auszuführen, so würde die alte Familie des Samorin wieder in ihre Rechte eintrttten ; dafür ist aber der neue Beherrscher allemal mit zwölftausend Kriegern umgeben, die diese tollen Waghalse in Stücke hauen. Das Volk ist m Stämme ((^ltcz *) oder Zünfte eingetheilt. Die Bramanen en von denen auf Koromandel als Leute von schlechtem Stamme betrachtet. Gemäß der guten Stamme ansah, so lange genossen/ bis sie sich durch ihre Trunkenheit ^ Von dem Portugiesischen Wort ca/i«, das ein Gesihlecht, Abstammung oder Familie bedeutet ') S. II. V. von vcr Indische» Mythologie. 32 «n^mOOlW^^Mß^M^Mo, und ihre Ausschweifungen mit allen Weibern ohne Unterschied/ dessen unwürdig machten. Dieses Recht der Bramanen hat seine Quelle in den Gebräuchen des Landes : Ein Weib kann sich ohne Unehre jedem Manne Preis geben, der nicht ans einem niedrigern Stamme als sie selbst ist. Denn die Kinder (der Herr von Voltare mag dagegen sagen was er will) gehören nicht dem, der sie erzeugt hat, sondern dem Bruder der Mutter, und werden durch ihre Geburt die rechtmäßigen Erben aller seiner Güter; selbst der Krone, wenn er König ist. Die Nairs machen den Kriegssiand aus; auch sie haben das Recht, sich aller Weiber ihres Stammes nach Belieben zu bedienen. Man unterscheidet sie von den andern Stämmen dadurch, daß sie stets bewaffnet gehen; und dnrch ihren unverschämten Trotz. Wenn sie einige Parias sehen, rusen sie ihnen schon von weüem zu, sie sollen sich aus dem Wege machell. Kömmt so eil: Unglücklicher einem Nair zn nahe, nnd berührt ihn etwa gar aus Unvorsichtigkeit, so hat lehtrer das Recht, ihn todt zn schlagen; etwas, das sie als sehr unschuldig ansehen, und darüber man sich niemals beklagt. Indeß habcn die Parias doch Einen Tag im Jahr, an dem alle Nairs, die sie berühren können, ihre Sklaven werden müssen: Aber das geschieht nie; denn die Nairs verstecken sich an diesem Tag sehr sorgfältig '). Die jungen Mädchen tragen bis in ihr mannbares Alter den Busen offen; alsdann bedecken sie denselben, entblössm ihn aber aus Höflichkeit allemal, wenn sie bey einem Europaer, oder bey jemand aus einem vornehmern Stamme vorübergehen. Die verheyratheten Weiber haben ihn stets entblößt. Die Bewohner dieser Küste leben überhaupt ganz elend ; sie vergraben alles Geld, das sie zusammenraffen können, weil sie steif und fest glauben, je reicher sie in dieser Welt gewesen sind, desto glücklicher werden sie in der andern seyn. ") So wurden in Nom wahrend den Saturnalien die Herren zu Dienern ihrcr Sklaven; eine Gewohnheit, die beweist, daß, odschon man zu allen Zeiten die Gesetze der Natur verletzt, man sie doch niemal ganj verkannt HM. Aufmerksam, ihre Rechte nicht verjähren z» lassen, behauptet salb-össucn, halb schliessen, und zugleich imtcr schmachtenden Tönen den Lcib nachläßig sinken lassen, zeigt, daß alles an ihnen Wollust athme. (IX. Tafel.) Hinter ihncw stehen einige Musikanten, und wiederholen zusammen den Schlußrcim jeder S:cmze. Die Bayadcren erscheinen jederzeit im größten Putz, wenn man sie rufen läßt; sie parfünn'ren sich , schmücken sich mit Juwelen, und kleiden sich in Gold - und Silberstoffen. Der wichtigste Handlungszwcig ans Snrate ist Baumwolle. Dicse Stadt ist die Niederlage aller Baumwolle aus Daman, Kambaya und den benachbarten Gegenden. Eine Menge Schiffe werden damit befrachtet, und führen sie nach China und Bengalen. Die Agate, Edelsteine nnd Perlen sind ebenfalls ein wesentlicher Gegenstand des dortigen Handels. Man zieht auch aus dem Gebirg Gate Tckholz, welches zum Bauen besser ist als das aus Pegn und Yanaon. Die zn Surate gebauten Schiffe dauern bis an die hundert fünfzig Jahre. Das in der Nähe herum wachsende Getreide ist das beßte von ganz Indien. denen man auf dem Marsch vor den Nababs spielt, sind aus Kupfer, und Ml grösser. (S. Taf« XVI. Fig. ,3.) Der Matalan ist eine kleine Trommel, die man quer übcr den Leib tragt, damit »nan sie bequemer auf beyden Seiten schlagen lönne. (S-Taf. XVI. Fig. 12.) Fünftes Kapitel. Von der Eintheilung der Stämme. Zufolge der allgemein angenommenen Meylning, haben die Indier ihre bürgerliche und politische Verfassung dem Sesostris zu verdanken. Dieser König eroberte Im dien, und theilte das Volk in sieben Klassen, unter denen die Brachmanen oder Weisen den ersten Rang hatten. Unabhängig, und von aller Arbeit befreyt, waren sie Niemanden Unterthan, und allein dazu bestimmt, die Opfer zum Gottesdienst eins zunehmen. Die zwote Klasse bestand aus dem sämmtlichen Adel; und die Könige, Minister, Generale, kurz, die Beherrscher und Vertheidiger des Staats wurden einzig und allein aus dieser Klasse gewählt. Die Gerichtsmänner, Ackersleute, Soldaten und Künstler machten die übrigen Klassen aus. Sobald die Bramanen sich selbst über die gestürzten Brachmanen erhoben hatten, änderten sie die Gesetze und den alten Gottesdienst ab, und schränkten die ursprünglichen sieben Klassen auf viere ein. Ihre eigne Klasse ward zur ersten, und erhob sie selbst über die Könige. Diese Eiutheilung währt noch bis itzt. Die erste Klasse enthält also die Bramanen, welche die Diener der Religion sind. Die Schatriers, Xatriers oder auch Setreas, welche die Rajas oder Ab-siämmlinge aus den königlichen Familien sind, machen die zwote aus. Dunkelheit und eitles Mahrchengewebe umhüllen den Ursprung der alten Könige, von denen sie herzustammen sich rühmen. Die dritte Klasse besteht ans den Mafsiers, wanigers odcrN)einsjas, welches die Kaufleute sind. Die vierte ist die Klasse der Schmres oder Sudras; sie begreift alle Handwerkslente in sich. Ueber den Ursprung dieser vier Stämme ((^tte,?) glauben die Indier durchge-hcnds, daß die Bramanen aus dcm Haupt des Brmna hervorgekommen seyen: Aus diesem Grunde sieht man sie als vorzüglich erhabene Leute an, denen diese grosse Gottheit ihren Geist und ihre Weisheit mitgetheilt hat. Die Rajas sollen aus den Schultern des Bruma geboren seyn, weil sie die Bürde der Negierung unterstützen, und die Waffen zur Vertheidigung des Vaterlands führen» Die Waffiers sind aus 37 seinem Vauch entstanden; welches die Unterhaltung des Leibs bedeutet. Die Schw tres endlich kommen aus den Füssen dieses Gottes; womit sie die Mühseligkeiten des Lebens anzeigen wollen, weil dieser Stamm aus Künstlern und Taglöhnern besteht, welche die mühesamsien Geschäfte verrichten. Die Zunft der Bramanen theilt sich wieder in drey untere Klassen, und begreift die Waidiger, die Snvebramnalen und Smwaschenavalen in sich. Die Waidiger besitzen den ersten Rang. Diese sind die pandjankarer ") welche die Almanache machen, und sich mit der Wahrsagerey abgeben ; sie verrichten die Zeremonien für die Todten, und ordnen die ehelichen Unterhandlungen, von dem Zeitpunkt, da man ein Mädchen freyt bis zum gänzlichen Schluß der Heyrach. Diese Bramanen sind verbunden, alle Tage die N)edams herabzubeten, auch joden Morgen wenn die Sonne aufgeht, und jeden Abcud wenn sic untergeht, das Sandiwa-ne **) genau zu verrichten, und sich während diesem Gebet zu baden. Jeden Tag besuchen sie dk Eiugebohrmn, welche ihnen Almosen geben, lind kündigen ihuen'die glücklichen oder unglücklichen Tage an. Sie sind alle von der Sekte dcs Schiwen, und beschmieren sich Leib, Aermc, Schultern und Stirne mit Asche aus Kühmist! Am frühesten Morgen, noch ehe sie das Sandiwane verrichten, auch Mittags, eh.-sie ihre erste Mahlzeit zu sich nehmen, ziehen sie über ihre Stirne zween oder drry Striche von zubereitetem Sandelholz f), das sie nm Safran vermischen, um es "och gelber zn machen. In der Mitte zwischen diesen Strichen machen sie eiu nm-des Zerchen von rochlich - gelber Farbe, die aus Safran mit Kalk, der ihn roth aus zwey oder drey gauzcn Reiskörnern angemacht wird. Dieses Zeichen ^ tM^K^MI, einem ochsenblutfarbnen rothen Zeichen in der Mitte: Dann aber machen sie noch ein schwarzes Zeichen unter das rothe, oder sie tragen krctchweise einen Strich von Sa? fran und einen von Kalk; malen in die Mitte ein schwarzes Zeichen in Gestalt einer Thräne, und unter demselben noch ein kleineres rundes von eben der Farbe. Diese schwarzen Zeichen machen sie mit den Kohlen von den Opfern, die vor dem Bilde des Schiwcn verbrannt wurden; meist aber sind es die Uebcrblcibsel von den ans dem Berge von Tirunamaley mit Butter verbrannten Leinwandstücken, womit die Bramanen dieses Tempels ihren Mitbrüdern und andern vornehmen Indiern aus verschiednen Städten auf Koromandel ein Geschenke machen. Die Siwebramnalen verrichten die Zeremonien in den Tempeln des Schiwen, und winden die Blumenkränze, mit denen man den Ling.nn ") schmückt. Sie bei reiten das Sandelholz zu den Zeichen, womit man diesen Gott bemalt, und kochen die Opfer, die man ihm darbringt. Auch sind sie cs, die durch Gebete und Zeremonien die Götter vom Himmel in die Tempel herab steigen machen, und allemal den Ort bezeichnen, wo man einen Tempel bauen soll. Da sie Anhänger des Schiwen sind, so nimmt man ans ihrem Stamme die Guru. Sie müssen unausgesetzt die Wedams herabbcten, und sich dreymal des Tags baden; nämlich am Morgen und am Abend, wenn sie das Sandiwane verrichten, und ehe sie den Lingam mit der Sandelholz-Farbe bemalen, oder mit Blumen bekränzen, welches zu Mittag geschieht. Eben diese Zeremonie wiederholen sie auch so oft sie ihren Gott berühren wollen ^). — Die Brust, die Schultern, die Aerme und die Stirne reiben sie sich mit Asche aus Kühmist. Vor dem Mittagessen malen sie sich ein rundes Zeichen aus Sandelholztcig lind von gelber Farbe auf die Stirne. Manchmal machen sie auch in die Mitte einen schwarzen Punkt aus dem Ruß des Rauches, der von dem verbrannten Kampfer emporsteigt, den sie vor dem Bilde des Schiwen angezündet. Weil sie stets mit Asche bestreut seyn müssen, so übcrschmieren sie sich, selbst wenn sie eben gebadet haben, neuerdings damit. ") Der Tinyam ist das Bild der ZeuMNgsglieder des Mannes und Weibes zugleich. S. II. V< vl'^ a s ^ ^ ^'"^ ^'" allgemeiner, Name, wird aber doch ausschliessend nur dm Dienern des ^e <-«di'r in d".'^" ^ '^''"u gissen Adsthariare.,. Dcr Gum ist allemal ein Vraman, der «eil^ <56 i/ k 5 '"" """"chttt, ihre grossen Opfer verrichtet, und sie in den- Mysterien cm-, t ,. ", '. '' ""' 'lrt von Amt, das vom Nmr auf den Sohn vererbt wird. Die Indier wen fur >e,e Vr«nmmcn die größte Ehrerbietung; si^ .verstn sich ,ur Erde, wenn sie dieselben an- den sN.," . . ^"' ""'""" ^'^ "'lprachs allezeit den Mund mit ihrer Hand, damit ihr Athem du, wrpcr des Brammen nicht verunreinige. ( X. Eafel.) 40 aufstehen, sich durch das Bad reinigen, und ihr Gehet verrichten; den T^ über werden sie angehalten, theologische Aufgaben nnd Stellen aus den Lebensgeschichteu ihrer Götter auswendig zu lernen. Die Binde der Bramanen besteht aus einer bestimmten Zahl von baumwollen nen Fäden, die man mit größter Aengstlichkeit bcybehält; sie werden von den Bramanen ohne Kunkel, bloß von Hand, mit den Fingern gezwinu; auch hält man genau auf die Güte der Baumwolle; auf die Art, sie zwischen den Fingern zn halten? und die Zahl der Schnürchen, welche in das Gewebe kommen müssen^, an das man einen Knoten, den Anoten des Bruma genannt, und der aus vielen andern Kno-ten besieht, knüpfet. Die Binde der Novizen hat nur drey Schnürchen, die aus vielen Fäden bestehen, und bloß mit Einem Knoten geknüpft sind; jene aber, die man bey der zwoten Einweyliung im Augenblick seiller Verehclichung erhält, muß sechs Schnürchen und zween Knoten haben ; und nach dem Verhältniß, wie die Br^ manen Kinder bekommen, vermehrt num auch die Faden und Knoten bis auf eine gewisse durch die Wedams bestimmte Zahl. Wenn mau dem Sohn eims Bramamn diese Binde übcrgiebt, geschieht es allemal mit vieler Feyerlichkeit. Man versammelt alle Verwandte nnd Freunde der Familie unter einer Art von Zelt oder Hangdecke, das man in dem Hof des väterlichen Hauses aufschlägt. Der Anftng des Festes wird damit gemacht, daß man sich mit Oel beschmiert und reiniget; die Homans oder Opfer werden bis auf dk achthundertmal wiederholt. Würde das Feuer, das man dabey unterhalt, etwa auslöschen, so wären alle diese Opfer ungilirg. Man chcik Derel,*) aus, nnd hängt dann dem Kind, ein Amulet oder einen Talisman an den- Arm; u) 35etel ist das Blatt eines pfefferartigen Gewächses: Man pflanzt cs ncbcn cmem Vanm, an dem es sich empor schlangelt; seine Blätter gleichen den Blättern der Pfeffcrsiaude. Mm, bereitet sie mit der Nuß vom Arckka - Baum, und etwas wenigem ans Schneckenhäusern gebrannten Kalk. Die Iu-dier käuen unaufhörlich Vetel, verschlingen ihn aber menuU; der Saft, den. sie «uf diese Art nüt ten Zähnen daraus pressen, kitzelt ihren Gaumen sehr angenehm. Der Vetcl zieht viel Speichel, er-lM die Zahne gut, und macht einen wohlriechenden Athem. Es ist eine allgemein eingeführte Gewohnheit , bey allen Fcycrltchkeittn und W'siiclM cincmdcr Betel zu reichen. A. d. Vers. Die Nuß des Baums ArrNa heißt auch Bctcl,mß: Sie ist ausser der Schale ungcfthr so grrsi wie eine Wallnuß, und hat du Gesialt und FlN'b? einer Muskatnuß; obgleich einige rund smd. - Dilft ?,nß wird in ein BctelblMt ri^cwicttlt und so gcfäut. A. d, Urb. Arm; bieser besteht aus einem kleinen Edelgcstein, auf dem einige gehcimmßvolle Ka-racktere eingegraben smd. So endigen sich dis Fcycrlichkeiten des ersten Tags. -^ Den andern Tag reinigt sich der Brammassari oder Noviz sthr frühe mittels des Bades ; die Bramauen versammeln sich wiedcr unter dem znbneiteten Zelt, und nachdem man die nämlichen Opfer wie am vorigen Tag wiederholt hat, schneidet ihm dcr Vatcr an fünf verschiednen Orten etwas Haar mit einem Scheermesser ab, das er vorhct durch Ansprengen mit geweihtem Wasser sorgfältig gereinigt hat. Diese abgeschmttnm Haare vermischt er mit gekochtem Reis, den die Mntter schon nebenbey in den Haw den hält; dann scheert der Barbier den jungen Bramanen vollends,, und läßt nur an den fünf von dem Vater bezeichneten Plätzchen fünf kleine Büschlein Haare stehen : Der jnuge Priester aber, der dadurch von der Hand- des Barbiers ist verunreiniget worden, reinigt sich wieder, indem er sich neuerdings wäscht, sobald cr geschoren ist; worauf man abermal gebrmnmten Reis opfert, und die übrigen geheiligten Ausgiesi sungcn wiederholt. Nach alle- dem wird der Brammassari mit Sandelholz gerieben, und ihm das karacktcristische Zeichen seiner Seckte auf die Stirne gemalt; auch das kleine Stück Leinwand zur, Bedeckung seiner Blosse wird ihm mit geheinmißvollml Anstand an das bestimmte Plätzchen' gebunden. An seine Ordensbinde, die der wich-tigste Gegenstand des ganzen Festes ist, wird ein kleines Stück Hirschhaut gch'angetu Dlese Binde reichen die bey der Feyerlichkeit gegenwärtigen Weiber, indem sie um as Zelt herum gehen, in einem Becken den versammelten Bramanen dar, damit sie es dmch chre Berührung einweihen: Daraufhängt der Oberbraman selbige sogleich d. ^V,ele Stamme aus der Zunft der Schutrcs, wie zum Beyspiel die Scheri uud' die Romett, die Zimmerleute, die Schmiede, die Goldarbcitcr, und noch andre Snw ^ ^^^7^?'""" weiter unttn, K«Ml VII. AbtMung ,. wo sich cmc vollMdi^ Peschreibung davon findet. A. d. Ueb , > , « (^ Theil.> F 42 NW^>GK«?^MOOM!MW ,ne, haben auch das Recht, die Binde zu tragen; ein Beweis, daß sie nicht bloß ein Unterscheidungszeichen des Priesterstandes sey. Indeß gestatten ihnen die Bram s^"!'^'"' ""^ zu seiner Vcrsöh.nmg zu thun. Der Vramanc brach itzt in Thonen «rn^d.n '"^ - >-cnn lhm Feiji ;we» Dinge vcrspi^che, so wolle er ihm verzeihen, „ud sich nicht , ' «'"U versprach ihm M-s; und dic Fodcrungen dcs Bramancn waren diese: Daß Feizi. nl^maw o,e gchcillgteu Bücher überstreu, »och ihren Glauben hersagen sollte. A. d. Ucd 44 «gMK«OKWKLMGH^M>«). fäuen, sieht man sie wirklich als Gesandte des Himmels an *). Obgleich indessen ihr Stamm der einzige ist, welcher Fähigkeit zum Priesteramt giebt, so verrichten dem ungeachtet nicht alle Bramanen die gottesdiensilichen Aemter in den Pagoden; dazu wäre ihre Zahl zu groß. Viele opfern nach den vorgcschriebnen Gebräuchen bloß in ihren eignen Hänsern, und in ihrer gewöhnlichen Kleidung ; nur bey gewissen ftyerlichen Anlaßen beruft man eine grössere Zahl in die Tempel zusammen. Einige ernähren sich durch Wahrsagern); andre leben wie Mönche m Klöstern, welche die Fürsten oder andre reiche Leute aus Andacht fü^ sie gebaut haben: Eine oder höchstens zwo Familien sind zum Dienst der Pagoden auserlesen; diese haben festgesetzte jahrliche Einkünfte, und leben sehr bequem. Die Speisen, welche man den Götzenbildern vorsetzt, ernähren sie überfiüsiig. — Die Hochachtung für die Person uud Wurde der Bramanen ist so groß, daß die Fürsten und reichen Privatleute alltäglich, oder doch an gewissen Tagen im Jahr, ihrer zwanzig, dreyßig, fünfzig, auch wohl hundert unentgeltlich ansspeiscn. Dafür predigen ihnen diese Pfaffen ohne Unterlaß, es sey kein verdienstlicheres Werk unter der Sonne, als sie reichlich zu mästen, ihnen Klöster zu bauen, und.sie wie Götter zn verehren. — Es hält eben nicht sehr schwer, einem leichtgläubigen und abergläubischen Volk dergleichen Begriffe in den Kopf zu leyern : Daher ist die Gewohnheit emstanden, ihnen bey gewissen Vorfallen zehn verschiedne Dinge zu verehren, welches man die zehn Geschenke nennt. Diese werden besom Hers bc'ym Absterben reicher Leute ansgctheilt. Man schenkt ihnen bey diesem Anlaß eine oder mehrere Kühe, einige Stück Landes, Butter, Leinwand, Zucker, Salz, metallene Geschirre, einige Goldmünzen, und verschiedne andre Lebensmittcl. — Ihre Person ist so heilig, daß man sie für kein Lasier, selbst nicht fik das abscheulichste, mit dem Tode bestrafen darf. Hat einer vou ihnen .den Tod verdient, so sticht man ihm die Augen aus; aber man taßt ihn am Lcbcn. Der Todschlag emes Bramanen ist eine von den fünf grossen Sünden, die fast unvcrzeyhlich sind ; und wer immer einen solchen Mord begeht, der muß, zufolge eines Gesetzes der Wedams, zwölf Jahre ^) Jedes Volk wt seine Vramane», »nd sieht sclbigc al6 heilige und vmn Himmel erleuchtete Mann" an, die mit der Gottheit sprechen, sie auf Erde vorstellen, und m ibrcm Mmcn üder den Himmel walte». So hatten die Griechen ihre Philosophen, die Perser ihre Magier, die' Assprier ihre Chal^ däer, die Gallier ihre Druiden, die Spanier ihre Tuditancn, u. s. f. 45 als Pilgrim umher wandern, mit der Hirnschale des erschlagenen Bramanen in der Hand Almosen betteln , und aus derselben alles essen und trinken, was man ihm schenkt. Wenn diese Zeit vorüber ist, muß er selbst noch viel Almosen geben, und dem Gott ' einen Tempel bauen, von dessen Seckte der ermordete Braman war *). Wenn ein Braman sein Weib im Ehebruch antrifft, schließt er sie znr Straft zwischen vier Manern ein; liebt er sie aber, so verzeiht er ihr, und der Fehltritt wird vergessen. Auf eine solche Versöhnung folgt allemal ein grosses Freudenmahl, zu dem viele Bramauen und Bramamnen eingeladen werden, denen die Ehebrecherin bey der Tafel aufwartet. Franz Caron erzahlt in seiner Geschichte von Indien, daß ein Braman seinem Weib, welches er bey einem andern im Bette fand, Hand und Füsse band, und den Ehebrecher todtschlug. Tags darauf lud er seine und seines Weibs Verwandte zu einem Gastmahl; da man zu Tische faß, und eben anfieng recht munlsr zu werden, gieng der Braman vom Tisch, schnitt seinem todten Nebenbuhler das Zeugungsgn'ed ab, legte es in ein mit Blumen umkranzres Kistchen, band sein Weib los, und befahl ihr, das Kisichen den Gästen vorzusehen. Die Unglückliche gehorcht, und wirft sich halbtot zu den Füssen der versammelten Verwandten. Man öffnet das Kistchen ; sie sieht d^n Inhalt, sinkt in Ohnmacht, und der Mann haut ihr den Kopf vom Rumpf ^). Doch, es ist Zeit, wieder von der Eintheilung der Stamme zu reden. Die zwotc Zunft, welche aus den Schatriers oder Rajas, und aus den Kriegsleuten besteht, thellt sich wieder in drey andre ab, und begreift die Bondiltters, die Rajaputrers ^ »e Maratiers. Sämmtliche Mitglieder dieser Zunft dörftn nichts anders als "egsdtenste thun; «nd alle, welche nicht Könige sind, dienen als Soldaten. Ehe ^«Länder unterjochten, waren die Najas unumschränkte Herren; und und dazu vcrunti-^"^ ^ namllchc Gewohnheit. Icdcr Mörder ward auf dnp Jahre verbannt, daß er.ein Todt'^ "^ Städte seiner Nation ,u durchwandern, und anf dcn Gassen auszurufen, und nur Einmal d s"/^' ^ '""^ ^""^ ""^ ^"" '""^" ^'" ' ^"^' 5^) nicht waschen, war ihm mit cinc/ ^ '^ l"" H""Pt bedecken. Der Arm, mit welchem er dcn Mord begangen, tüikn. "° "" ^" ^"^ gefesselt. Nur durch alle diese Strafen konnte er sein Laster ^ ^es^ch"rur^^'^^ ''' <^"t' ihre im Ehebruch erhasthtcu Weiber zu t^cn. In Japan allen sein n Anvmva dtt7''un7^'^ "'^"' ^"'""' '" d's Mannes Al'westnhei., auch " """"' ^ "ud sogar dcn.Hausbedienten. 46 auch gegenwärtig besitzen sie noch einige kleine unabhängige Herrschaften in den Gebür-gen. Der Stamme der Bondillicrs ist fast gänzlich erloschen: Man kennt davon nur noch eine einzige Familie auf dcr Küste Koromandel; und das ist die Familie der letz) ttn Könige von Gingi. Diese ganze Zunft kann sich nach ihrem Belieben zu der Seckte des Schiwen odcr zu der des Wischenu erklären. Ihre Mitglieder dörfen zwar die Wedams nicht ftlbst lesen; aber sie haben doch das Vorrecht, sich dieselbe vorlesen zu lassen. Die dritte Zunft, oder die Zunft der Kaujleute, Nlaßiers genannt, ist ebenfalls beynahe ausgcstorbcn ; cs sind nur noch einige Familien im Königreich Ramessurin da? von übrig. Sie ist nicht mehr diejemge, aus der die Kaufieme sind, welche itzt in ganz Indien unter dem Namen der Scheti und Konmi handeln. Die vierte, oder die Zunft der Schutres, ist die zahlreichste; sie theilt sich m die rechte und linke Hand. Die rechte Hand schließt in sich ein i) Die N)elaZer; diese theilen sich in Schogia-rvelager, Aarekam-welager, Nirupuschi-wela-gcr, und Dulun?a-welager die auch unter dem Namen Agamudier bekannt sind, und von den Europäern Dobaschi, oder Diener genannt werdcn. Die Ackersleute haben unter den Welagern dcn ersten Rang ; die übrigen nehmen überall Dienste, w, " wenn er einem aus der Strasse begegnet, muß er sich umwenden, bis der andre vorben ^ ^ ^,. 't- Trift sich's, daß ein Indier, sollt' er auch nur ein Schutre seyn , aus Unvorsichtiop. ' ' " ^ ^ ' / " ^ '3relt einen Paria berührt, so muß er sich stracks in einem Bad reinigen, ^vle Vramanen däc- 55.^^ ' "l dieselben vollends nicht ansehen, und die Parias müssen fliehen, sobald sie nur einen c^ ^ ^ ^. 5 'vlchen zu Gesichte bekommen. Diese Leute sind von gar keiner Seckte: Denn da N? ^ , ., ' "°" aller Gesellschaft des übrigen Volks ausgeschlossen sind, ist's 'ynen nie erlaubt in die 5 H > "mpel zu kommen ; dafür aber sind sie auch von Gebet und daß" ^' ^" "llgemeine Verachtung und der Abscheu gegen sie geht so weit, man sogar sorgfältig vermeidet, etwas zu essen das sie gekocht haben, oder aus 4K Mem Geschirr zu trinken daraus ein Paria getrunken hat. Sie dörfen in kein Haus eines Indiers ans einem andern Stamme gehen; oder, wenn sie je was nöthiges in, «ncm solchen Hause zu thun haben, so macht man eine besondre Thüre, die nur für sie ist; aber sie müssen bey dem Aus? und Eingehen die Augen auf den Boden heft nn; denn wenn man bemerkte, daß sie sich in der Küche umgesehen hätten, müßte man alles Hausgeräch in Stücke zerschlagen. Jeder Indier hält es für ein gutes Werk, wenn er einem Inseckt, einer Schlange, oder einem andern Thier das Leben rettet; aber einen Paria wird er eher zu Grunde gehen lassen, als ihnr die Hand hinreichen, um ihn von einem Absturz zurückzuziehen; denn er fürchtet, sich durch dessen Berührung zu verunreinigen. Sie dienen bey« den Welagern als Ackerleute, oder Pferdcwärtcr,, und bey den Europäern als Köche und Lastträger». Sie sind an kein Gesetz in ihrer Nahrung gebunden, essen Rindflsisch> und trinken geistige Getränke. Nach dem Zeugniß einiger Schriftsteller, ist dieses Vergehen gegen ein geheiligtes Thier, uud der. viehische Zustand, in den die Trunkenheit die Verbrecher ver-setzte, die Ursache ihrer Unchrlichkeit: Weit wahrscheinlicher, aber ist es, daß bloß. der Aberglaube diese Unglücklichen dem allgemeinen Abscheu preisgegeben; und daß die Verachtung der Indier gegen,, sie eigentlich nur daher entstanden, weil sie glauben, wenn man vie^ Böses, auf der Welt gethan, werde man zum zweytenmal als ein Paria geboren. Ohne Zweifel hat man sogleich bey der Eintheilung der Zünfte auch hier jene Tremmngslinie gezogen, die in allen Ländern, den Reichen von dem Armen scheidet. Der ärmste Theil dcs Volks ward in die letzte Klasse verstosscn, und auf immer darin, zu schmachten verdammt;, Elend und Schande wurden ihm erbliche Diese erste Ungerechtigkeit war das Werk der Staatskunst; aber in der Folge wurde sie durch die Religion noch drückender. Um den Vorwurf dieses schändlichen Kniffes Mi sich abzulehnen, suchten die Iudicr. einen übernatürlichen Grund dazu, uud fanden ihn ohne Mühe in dem Lehrsatz von der Seelenwanderung. Es war sehr natürlich, daß jeder Bösewicht nur um zu leiden wieder ausleben mußte; und in dieser Ueberzeugung ward ihm der elende Zustand eines Paria, angewiesen. — Die Zahl der Parias ist so groß, daß sie im Stande- waren alle übrige Stamme zu überwältigen, wenn sie sich's einmal zu Sinne kommen, liessen, von der ihucn anklebenden Schmach sich empor zu winden; aber sie sind nun schon, ganz dagegen abgehärtet.. Eben 49 Eben dieser Abscheu, den die Indier wider die Parias hegen, wird auch den Europäern zu Theil, welche man um so viel mehr verabscheuet, da ihnen neben dc? wenigen Ehrerbietung für die Kühe, deren Fleisch sie essen, auch noch dieses zu Schulden könnnt: Daß sie in del» Häusern und sogar in den Tempeln ausspucken, beym Trinken das Geschirr an die Lippen halten, den Mund mit den Fingern wischen, so daß sie der Speichel verunreinige, u.s.f. Folglich ist ein Europäer bey den Indiern das verächtlichste Geschöpf unter der Sonne; sie nennen ihn deßhalb parangi, wie jle die Portugiesen bey ihrer ersten Landung in Indien nannten, und wodurch sie ihre äusserste Verachtung gegen alle Europäische Nationen ausdrücken ^). Die Zunft der linken Hand enthalt i) Die Schsti, oder Kaufleute, die von dem Stamme der Romeri unterschieden sind. 2) Die Aamaler, unter welcher Benennung alle jene Künstler verstanden werden, die mit dem Hammer arbeiten, wle z. B. die Tatars oder Goldschmiede, die Taschier oder Zimmerleute, die Raru-mars oder Schmiede, die Ranars oder Kessel? und Kupferschmiede. Die Mitglie? der dieses Stammes halten alle einander für Anverwandte, z) Die wannicr, die das Oel zubereiten. 4) Die Sanars oder Surers, die den Ralu sammeln, emen Saft, den man aus den Palmbäumcn zieht. 5) Die Patti, deren Weiber ^ Diese Verachtung macht ihnen auch die Christliche Religion bcrhHt. Die Vramanen, deren Interesse es ist , dieselbe zu verschrepen, thun noch alles mögliche, diese unüberwindliche Abneigung der Indier gegen die Europäer zu vermehren. Sobald man in ihrer Gegenwart vom Christenthun, redet, schreyen sle aus vollem HM: Die Christen seyen Ecbandl'nben, welche Kuhfleisch essen, und Wein trinken; sle seyen noch abscheulichere Kerle als selbst die Parias. Dieß ist him'eicheud, jeden Indier, der allenfalls Lnst hatte ein Christ zu werden, von seinem Vorsatz zurückzuschrecken. Noch grössern Lärm machen die Vramanen, sobald sie merken, daß einer den mindesten Schritt zur Bekehrung thut: Da betäubt man ihn von allen Seiten mit den Vorwürfen, er verliere die Vorzüge seines Stammes; man wolle ihn^nicht mehr in der Gesellschaft leiden, er werde zum pana, zum parang: / zum verächtlichsten Mann von der Welt. Bey solchen Zudringlichkeiten muß nothwendiger Weise die Macht es Nonlttheils, die Schande und Furcht, alle Neigung zur christlichen Religion in ihm ersticken a emlge Mchonarien sahen, daß der Abscheu vor den Parias und die Europäische Lebensart der ÄuS- re, ung des Christenthums im Wege stühnden, ahmten sie im Acusscrlichen den ^ramanen, Li». ern und Samaßi nach, «nd lebten und Neideten sich wie diese; besonders vermieden sie d.'n »wn""^>l ^""^/ ""b ""been ihnen auch die Sakramente nicht mehr. Aber Herr von Tour. , pavjlllcher i^egat fur die ausländischen Mißioncn , verwarf dicse Aufführung als einen dem Eran- fa? .^ m^'"^^^" ^"'^h, welches keinen Unterschied unter den Gläubigen macht. Er be. R me«« ^"'"^?? ^ Sakramente zu reichen; und sein Befehl ward von den Nachfolgern Mst semens Xl. unter dessen Regierung er zum Vorschein kam, bestätiget. (l. Theil,) G 52 >AH»6^MEH«illH» / ^ " "^'^ Grundsätze. Die Babylonier und Perser hegten nicht den ««ndesten Abjcheu vor dttsen blutschänderischen Verbindungen; sie erlaubttn die Ehen zwischen Vater, Z2 Die Ursache dieser Abtheilung ill die rechte und linke Hand wissen die Iw dicr iht selbst nicht mehr. Beyde Theile streiten unabläßig um den Vorrang, und werden niemals darüber einig: Indeß wachen sie mit äusserster Sorgfalt dagegen, daß die Eine Hand sich niemals die Rechte der entgegengesetzten herausnehme: Wie z. B. in einem Fuhrwerk, oder zu Fuß, oder mit hölzernen Pantoffeln durch ihre Straffen zu wandern, welches sie doch zu ihren alltäglichen Geschäften mit blossen Füssen, oder in Schuhen thun dörfen. Weder die Hochzeitprozeßionen noch die Leichenzüge haben jemals die Freyheit, durch die Wohnplätze der gegenseitigen Hand zu ziehen. Es ist den Mitgliedern von der linken Hand durchgehends verboten, bey Hochzeits-Feyers lichkeiten auf weissen Pferden zu reiten, oder weisse Fahnen und Sonnenschirme da, bey zu führen, wie es hingegen die'Zünfte von der rechten Hand thun. Jeder Stamm hat bestimmte Redensarten, die der andre nicht gebrauchen darf; ihre wechselseitigen Gebräuche, Rechte und Freyheiten, alles ist genau entschieden und abgesteckt. Der mindeste Verstoß gegen diese Vorschriften ist im Stande einen Bürgerkrieg anzufachen. Bey alle dem kommen sie doch von beyden Seiten in einen und eben denselben Tetw pel, ihre Gottesanbetung zu verrichten; ausgeuommen in den europäischcn Besitzun? gen und ihren eignen reichern Flecken, wo sie sich aus Hochmuth mehrere Tempel gebaut haben. Die Anhänger des Schiwcn reiben sich des Morgens beym Aufstehen die Brust mit Asche aus Kuhmist; malen, ehe sie die erste Speise zu sich nehmen, ein rundes gclbes Zeichen von Sandclholzsaft mitten auf die Stirne, und drey Striche von eben der Farbe auf die Brust und die Aerme. Die Anhänger des Wischen« machen, ihrer Meynung nach, die nämlichen Zeichen aus die Stirne, wie die Striwäschenawalen. Man sieht also aus dieser Eintheilung der Stämme, daß jeder ein besonderes Volk ausmacht, dem Religion und Gesetze verwehren, sich mit den übrigen zu vW ^ ____——»^^^»».^>»—______ - - ,, ^ und Tocktcr, zwischen Sohn und Mutter, zwischen Bruder und Schwester. Der Sage nach, hatt«" sie diese Gewohnheit von cinem gewissen Andsham, Oberpriester des Feuers, der von Nemrod in diese Würde eingesetzt ward. Da er das erste Opfer verrichtete, sagte ihm der Geist: Niemand stp würdig dem Feuer zu opfern, oder dasselbe anzubeten, der sich nicht mit seiner Mutter, Tochter ober Schwester fleischlich vermischet hatte. Sobald Andsham diesen Befehl gehört, that er das, was ih» fähig machte, dem Feuer würdig zu dienen; und seine Nachfolger, die Magier, ahmten ihm S" treulich nach. 53 Mengen, oder auch durch die Ehe zu verbinden; denn man wählt sich seine Braut allemal aus seiner eignen Familie, niemals aus einer andern, und sollte sie auch von der gleichen Zunft seyn. Der Sohn des Ackersmannes kann nur ein Ackersmann werden, und sich einzig mit der Tochter seines Veters verehelichen, der ebenfalls ein Bauer ist. Diesen Unterschied der Klaffen spürt man eben so sehr in dem alltägli. chen gesellschaftlichen Umgang: Die niedrigere vergißt niemals ihre Achtung gegen die höhere; ein Braman kann weder mit dem König, noch der König mit dem Schutre 55 !llid räth ihm dabey, die Sache eine Zeitlang aufzuschieben, wenn er sich noch nicht stark genng dazu fühle. Besteht nun der Jüngling auf seinem Vorsatz, und zeigt er ein recht eifriges Verlangen in die Laufbahn der Rochtschaffenheit zu trttten, so hält ihm der Guru eine Rede über seine künftige Lebensart, zu der er sich verbindlich machen will; über die Laster, die er fliehen, und über die Tugenden, die er ausüben muß. Er droht ihm mit der Strafe des Himmels, wenn er sich schlecht beträgt; verspricht ihm aber dagegen die Herrlichsien Belohnungen, wenn er auf dem Weg der Gerechtigkeit wandle. Nach diesem gehen sie in das zubereitete Zimmer, dessen Thüre offen bleibt, damit auch die übrigen Anwesenden an dem zu haltenden Opfer, das Homan heißt, Antheil nehmen können. Dieses Opfer ist das nämliche, wie be» den Hcyrathen; nur hält man es für feyerlicher, weil es ein Guru verrichtet, und das audre bloß von einem gemeinen Bramanen vorgenommen wird. Die Gebete hingegen, womit mau sich die Gegeuwart der Götter erbittet, sind von jenen unter-schieden, und der Ort heiliger, wcil er zum voraus gereiniget ward. ' Sobald die "lnrufuug geschehen ist, wird das Feuer des HomanS angezündet. Nach dem Opfer geht der Hurn mit dem Jüngling hinter einen Vorhang, der ihnen beeden die Kö-pse bedeckt, und sagt dort seinem Ncubekehrten, so wie es auch bey dcr Einweyhung der Brammaffari'gewöhnlich ist, ein Wort von Einer oder zwo Sylben, das er sich wieder still zurück ins Ohr sagen läßt, damit es kein andrer Mensch hören könne. In diesem Won besteht das ganze Gebet, daß der Eingeweyhte, wenn er nicht ver; hindert wird, huudert und tausendmal des Tags wiederholen muß; aber jederzeit in größter Stille. Er muß sogar sorgfaltig verhüten, daß man die Bewegung seiner Lippen nicht bemerke, wenn er es ausspricht. Sollte er es allenfalls vergessen, so ist sem Guru der Einzige, der es ihm wieder sagen kann. Auch darf er dieses geheiligte Wort keinen, Menschen, selbst keinem andern Emgeweyhtcn, entdecken: Doch ,st es ,hm erlaubt, dasselbe einem in den letzten Zügen liegenden von seiner Seckte ms Ohr zu finstern, damit der Sterbende durch Anhörung dieses Gebetes seltg werde. Jede Seckte hat ein besonderes Gebet. — Dieses geheime Wort ist überhaupt das Emzige Gebet der Indier: Denn die Gebete in ihren Büchern nennen sie Lobgesänge, und machen kein Geheimniß daraus; aber das Einweihungswort ist ihnen so heilig, daß sie es bis iht noch keinem Europäer entdeckt haben. 56 Wenn der Neuemgcweyhte dieses Gebet einigemal wiederholt hat, dann unter? richtet ihn der Gurn in den Zeremonien, die er beym Aufstehen, und bey jeder Mahlzeit verrichten muß. Auch lehrt er ihn noch verschiedne Lobgesänge zu Ehren der Götter, und schickt ihn endlich unter vielen Anmahnungen zu einem rechtschaffnen Lebenswandel wieder nach Hause. Von diesem Tag an darf der Eingeweyhte die Zeremonien nie mehr unterlassen; thut er es, so begeht er eine Sünde. Wenige Indier lassen sich in den Geheimnissen des L,mgam einweyhen, weil die damit verbundnen heiligen Gebräuche so lange dauern, daß sie ihnen keine Zeit mehr übrig lassen, ihren Geschäften nachzugehen. Auch ist diese Einweyhung nicht geradezu nothwendig; sie ist nur ein höherer Grad von Vollkommenheit, Sieben- 5? Siebentes Kapitel. ! Von den Heyrathen der Indier. «^^ie eheliche Verbindung wird zwar überhaupt in allen Weltgegenden als die wich-^ste Handlung im ganzen bürgerlichen Leben betrachtet; aber in Indien unstreitig; "vch mehr als sonst irgendwo. Die Indier sind so innig überzeugt, daß die Götter 'le nur in der Absicht anf die Welt gcscht, um sich durch Kinderzengen zu vervielfältig ^n, daß sie die eheliche Unfruchtbarkeit für einen Fluch des Himmels ansehen: Des? wegen heyrathm sie so oft, bis sie endlich Kinder, besonders aber Knaben erzeugen ; und wenn sie so unglücklich sind, von keinem ihrer Weiber männliche Erben zn bekommen, dann wählen sie sich einen Knaben unter ihren Verwandtet,, und nehmen ihn an Sohnes statt an, damit er bey ihrem Leichenbegängnisse die Pflichten des Sohnes gegen den Vattr ersicke. Diese Absicht ist für sie ein mächtiger Beweggrund — von dem wir Europäer nichts fühlen — sich nach einer männlichen Nachkommenschaft zu sehnen. Sterben, ohne ein Kmd, wenigstens ein angenommenes, zu hinterlassen, ist m ihren Augen das größte Unglück. Welch mächtigen Einfluß solche Begriffe auf die Bevölkerung eines so gesegneten Landes haben müssen, laßt sich leicht von selbst schliessen. Mf den Genuß der unzcrstönen Jungferschaft ihrer zukünftigen Weiber sind die ^ >cr eben so eigensinnig versessen , wie vcrschiedne andre orientalische Völker ^) : ^um heyrachen sie die Madchen schon lange ehe sie mannbar sind ^); und ver-^>)en, dje ^, ^ ausgewachsenen Töchter, weil sie bey diesen keine vollkommene lßheit jhrer unbefleckten Reinigkeit mehr haben können "f). Abcr wie meistens 5„>,^^"bers die 'Armenier. S. paw philosophische Untersuchungen über dic Amerikaner. ^le Acgyplier, Spartaner und Römer, verheprathctcn ebenfalls ihre Töchter ehe sie noch mannbar waren. De? Ehestand war bey ihne»? eine Pflicht; und sie Men Gesetze, dic das Mcr bestimiutt'n, '" dem man heyrathen nn-ßte. Auch die Iudett nahmen junge Mädchen M Ehe, und ihr Obcrpr.ll,'- D Dies?" ^' ^°" ^' b"" wölftcn Jahre trauen. ^,e ^cwohnh.u ist vielleicht nuch daher entstanden, weil die erste Vrautuacht von Rechtswegen dcm ^ramanen angcyütt,^ der die Trauung verrichtet hat: So aber verhindert ihn die Jugend des Kiü- "aa- "^k^ ^'" "'^ "' ^"''ben. Doch dieses stimmt nicht ganz damit übcvcm , was Tyonm? ^ gru. der uebersctzer pon Mraham Roger, anführt. Dicstr sagt nämlich: D«ß auf der »e (t.Cheil.) H 53 der Mißbrauch eines zu überspannten Grundsatzes die widersprechendsten Gebräuche zur Welt bringt, so ist es auch hier: Es ist Schande für ein Mädchen, wenn es nicht schon verhcyrathet wird, noch ehe es empfangen kann; und doch ist es keine für ei? nen Mann, sich zu verheyrathen , ungeachtet er schon wirklich das Zeugungsvermö, gen verloren hat. So sieht man oft einen Greis von siebenzig, der sich ein Kind von vier Jahren antrancn läßt. Dieses Volk, das, ohne weiter nachzudenken, an seinen Gewohnheiten hängt, bemerkt nicht, daß dergleichen so gar abentheurliche Verbindungen gänzlich den Zweck verfehlen, deffcn Erfüllung sie doch für eine unvermeidliche und geheiligte Pflicht ansehen. Die Wittwen vcrheyrathen sich nie wieder. Hat ein Weib ihren Mann schon in dem Alter verloren, da sie noch unfähig war die Bestimmung der Natnr zn erfüllen ; sey sie auch im strengsten Verstande noch vollkommen Jungfer, so ist sie doch vom Aberglauben auf ewig zum ehelosen Leben verdammt. Auch sieht man den Wittwenstand als das größte Unglück an, weil man sich einbildet, die Weiber würden nicht darein verseht worden seyn, wenn sie es nicht in eincm vorhergehenden Leben verdient hätten. Wer also cine Wittwe znr Frau uehmen wollte, würde als ein Mann angesehen, der sich dem Lauf der göttlichen Gerechtigkeit entgcgenstraubte, und sich selbst dem Zorn der Götter aussetzte. Die Eltern jeder Wittwe, wenn sie nur etwas weniges auf Andacht und Frömmigkeit halten, stellen Wallfahrten an, thnn Bußwerke und geben Almosen, znr Versöhnung der vorhergegangncn Sünden ihrer Töchter ^ damit dieselben wenigstens bey der bevorstehenden Scelcnwandernng glücklicher seyn mögen. Dieß ist die traurige Wirkung des Lehrsatzes von der Mctempsychose, in Rücksicht auf den Zustand der Wittwen; sie macht ihn unendlich drückend, weil man ihn gar nicht mehr abändern darf. Malabar die Vasallen, wenn sie heprathcn, ihre Herren bitten, sie möchten die ersten wo oder drey Nächte nach der Hochzeit bey ihren Weibern schlafen. Ist dieß geschehen , dann kommen die Mannet, und holen sie in grossem Pracht, mit Mnstck und den lebhaftesten Freudenbezelignngen wieder zu sich-An andcrn Orten (seht er hinzu) opfern die Manner die ersten Umarmungen ihrer Weiber den G"'' tzcnbtldcrn, deren Impoten; dann die Pfaffen ersetzen. Noch in andern Geaenden schsafcn gar alle Hoch;citgäste die ersie Nacht lnp der Vmut. — Der König von Kaltkut jycbt dem ansehnlichsten Pftf-fen ein Geschenk von ssmslumdett Twlern, damit er vor ihm bep dem Mädchen schlaft, das er bcp' rathen will. 59 Das Mädchen, welches man heyrachen will, nmß nicht nur aus dem gleiche», Stamme seyn wie der Mann, sondern auch aus der gleichen Familie. Vermöge des-se>' hat der Indier das Recht, sich mit der Schwestertochter seines Vaters, oder mit der Bruderstochtcr seiner Mutter zu vermählen, wenn sie jünger ist als er selbst; Und hält er darum an, so können sie ihm ihre Eltern nicht abschlagen. Nur Brü-der und Schwestern dorfen einander nicht zur Ehe nehmen; aber unter diesem Na? ^u sind auch die Brudcrskinder vom Vater und die Schwesterkinder von der Mut: ler verstanden "). Die Indischen Hcyrathen sind von zweyerley Gattung: Die eine und allgemein "e, heißt die Heyrath auf den pariam; die andre, die Heyrath auf das Raw Higadanam. Erste Abtheilung. Heyrach auf den pariam. <^/er pariam ist cine bestimmte Summe von ein und zwanzig, oder höchstens voll ein und dreyßig ponnes "), die dcr Vater des Bräutigams, oder das Oberhaupt seiner Familie einige Tage vor dcr Hochzeit dcm Vater der Braut, gleichsiun als den Vnis dcs Mädchens, das er für dm Jüngling kauft, überreicht. Wahrend dem, ^ß cr dieses Geld ausbezahlt, spricht er mit lauter Stimme in Gegenwart eines ^rmnanen und dcr versammelten Verwandten : Das Gold gehört euch, und das 'liadchcn gehört mir. Anf dieses antwortet der Valer dcs Mädchens ebenfalls uut lauter Stimme: Das Gold gehört mir, und das Madchen gehört euch. ^' Pariam ist also im Grunde nichts anders als ein Kauf, dadurch der Mann sei-"e Frau einhandelt. Eben so bedeutet das Wort Rollugradu, welches ein Vcrehc- ")tcr heißt, eigentlich einen Mann, dcr sich ein Weib gekauft hat. Manchmal schafft ' >e Bruder dcs Vatcrs uuh die Schwestern der Muttcr nennt man alle, Vatcr und Mütter; Groß-«tcr und Gwßmilttcr, wenn sie die «Ucsien sind; Kleiuvattr und Minnnittcr abcr, wenn sie die 7" ponne gtlt zchn Fanons, goll^ne odcr silberne, wie sie im Lande gängig smd: Ein Faiwn gilt ^ Vz tr. Neichsgeld.^ der Vater des Mädchens aus dem Pariain einen Schmuck an, und schenkt ihn dcv Tochter; aber das ist eine bloß willkührliche Sache von ihm. Auch kann er ihr noch andre Kostbarkeiten nnd Geschenke verehren: Aber wenn sie stirbt ohne Kinder geboren zu haben, so hat er das Recht, alles was er ihr gegeben, besonders aber den Pariam, der sein Eigenthum geworden ist, zurück zu fodern. So hat er auch die Freyheit, etwas zum Pracht der Hochzeit beyzutragen, ist aber nicht dazu Verbund cn denn die Familie des Bräutigams mnß alle Unkosten auf sich nehmen. Jeder Freyer mnß seinem Weib das pariekure geben: Dieß ist eine Schürze, die das Mädchen nur am Tag ihrer Verbindung, und dann in ihrem Leben nicht wieder trägt; sie ist allemal, selbst bey den ärmsten Leuten, aus Seide. Auch muß der Freyer den Tali herschaffen ; ein kleines Goldgeschmeide, das er mit einer Schnur seinem Madchen an den Hals hangt; welches die Schlußzeremonie der ganzen Vermählung ist, und die Verbindung crst vollends heilig macht; so daß sich beyde Ehe,' leute nun nicht mehr trennen können, sobald die Braut den Tali am Halse hat. Die Erbschaft eines Mannes, der ohne mannliche Nachkommen stirbt, gehört von Rechts wegen seinen nächsten väterlichen Anverwandten : Denn die Wittwen und Töchter können nicht erben; dagegen müssen die rechtlichen Erben für ihre Wohnung und Unterhalt sorgen. Diese Verbindlichkeit trifft sie nicht weniger, wenn der verstorbne Ehemann allenfalls auch keine Güter hinterlassen hat. Läßt er nichts als Schulden zurück, so müssen jene, die das Recht zu erben hätten, (vorausgesetzt, daß die väterlichen Güter nicht schon vorhin vertheilt worden), auch die Schulden bezahlen. Geschieht es, daß Brüder ihre Güter unter sich vertheilen, und einer da-von mir Tochter hinterläßt, dann erben ihn auch die Mädchen, weil die Brüder, von deren Gemeinschaft er sich getrennt hat, kein Recht mehr an seine Erbschaft hcv ben. Doch ist dieser Fall äusserst selten, weil mau in solchen Umständen allemal ei-nen Knaben au Sohnes Statt annimmt. - Zwote Abtheilung. Heyrarh auf das Rannigadanam. "^enn man seine Tochter Jemandem zur Ehe giebt, ohne den Pariam zu ftdern, s" heißt es, man verheyrathe sie auf das Rannigadanam ; welcher Ausdruck so viel sagt, «us: Schenkung einer Jungfer. Die Religion empfahl Wohlthätigkeit ge-^" seinen Nebenmenschen, und zeichnete drey Gattungen dieser Wohlthätigkeit als die ^^'dienstlichsten aus. Diese sind -. Das Godanam, oder das Geschenk von Ruhen 5); das Blldanam, oder das Geschenk von Feldern 55); und das Ran-nigadanam, oder die Schenkung einer Jungfer: Wer immer eins von diesen Geschenken annimmt, der nimmt stillschweigend auch die Sünden seines Wohlthäters auf sich^ und muß sie durch gute Werke und Religionsübungeu abbüssen. Man macht das Kamu'gadanam dadurch, daß man entweder den armen Bra> manen eine hinreichende Summe zu ihren Heyrathskosten schenkt; oder, daß man seine Tochter einem armen Anverwandten giebt, der ohne diesen Liebesdienst sich nicht verheyrachen könnte. Gewöhnlich schenkt der Schwähervater neben der Tochter auch "och etwas Schmuck, Geld, oder ein Haus dazu: Er halt alle Kosten der Hochzeit "us, und laßt manchmal, durch eine An von Adoption, seinen Tochtermann an seiner 'lbschaft Theil nehmen, nsoem«KWM>GDMWM. braucht. Iedm Korb trägt ein Mann auf seinem Kopf: Diese Träger folgen in einer Reihe hinter einander; und je zahlreicher das ganze Geleit ist, desto mehr Ehre erweist man auch dem, der die Geschenke überreicht. Die meisten dieser Korde sind leer; die übrigen sind mit Kokosnüssen, Bananen, Safran, Arekken, Betel, Ruschu-mon ") und Ginde:pc»de "*) gefüllt. In einem dieser Körbe liegt die seidne Schürze oder das pariekure ffu die Braut. Bezahlt man den Pariam an Geld, so ist er in eine Ecke dieser Schürze eingebunden: Aber die Reichen gebet, statt des Geldes ein Kleinod, das auf die Schürze geheftet wird. Diesen Korb deckt man vor der ganzen Versammlung auf; ein Braman befiehlt dem Vater des Knaben, er soll dem Vater des Madchens Betel und den Pariam überreichen, und sagt ihm die Worte vor: Das Geld gehört euch, und das Nlädchen gehört mir; und jener ww derholt sie. Der Vater des Madchens nimmt beydes an, reicht wieder Betel dagegen, lind spricht dem Bramanen die Worte nach : Das Geid gehört mir, und das Mad,' chen gehört euch. Worauf der Braman mit lauter Stimme sagt: Dieser Betel dient zum Unterpfand, daß die genannte NN. Tochter des NN. und Etp kettn des NN. dem NN. Sohn des NN. und Enkel des NN. übergeben tvorden. Dann wünscht er dem Brautpaar alles mögliche Glück, und prophe-zeyht ihnen, daß sie Gott mit Segen überhäufen werde; daß sie eine zahlreiche Nachkommenschaft, grosse Heerden Kühe, viel Getreide und Geld bekommen wsrdcn, und daß ihr Haus immer mit Milch werde angefüllt styn. Am Ende theilt man uoch uestamon f), und unmittelbar darauf den Kal in einer Ecke des Haushofes. Das- Theil.) ' 2 66 '«WK«OI«!^^W»ß)D>««!W»cH gedichte, welche die benachbarten Dichter zur Ehre des neuen Brautpaares machen. Anch empfangt man unter diesem Zelt die feyerlichen Besuche; und ein besondrer Schreiber zeichnet alle Geschenke auf, welche die Ankommenden verehren, damit man ihnen bey einem gleichen Anlaß auch wieder Geschenke von gleichem Werth geben könne. Indeß wird Jedermann mit Betel und Rosenwasser bedient. Alle Tage vor der Hochzeit reiben die Tänzerinnen im innern Zelte unter Gesang und Tanz die neuen Brautleute mit Naleng "), diese baden sich aber nachher wieder/ um sich vor den Göt? tern reiner zu machen. Lcute, die ihl"n Reichthum wollen schimmern lassen, führen ihre Kinder alle Abende vor der Hocbzeit auf den Spatziergang: Die zukünftigen Eheleute sind dabey jcdcs in einem besondern Fuhrwerk; aber auf der Spatzierfahrt, die sie nach der Trauung selbst machen, sitzen beyde in Einem. Diese Spatziergesellschaften sind sehr kostspielig, wegen der Menge Oels, das man verbraucht, ben ganzen Zug zu erleuchten ; wegen dem vielen Gelde, das man den Lichterträgern, den Palankinträgern u. s. f. austheilen muß. Alle musikalischen Instrumente der Stadt, auch die Bayaderen, sind unter dem Gefolge: Die Kinder der Verwandten und Freunde kommen reich gekleidet, lassen sich in Palankins tragen, oder reiten auf Pferden, und ziehen allzeit vor dem Fuhrwerk der Brautleute her, welches manchmal auf sehr hohen Wagen steht, und in der nämlichen Form gemacht ist, wie jene, darauf man die Bilder der Gott ter umher führt. Die Anverwandten und Freunde folgen zu Fuß, und beschliessen den Zug. Auf diesen Spatzierzügen zeigen die Indier den größten Pracht. Sie entlehnen Elephanten, Kameele, Pferde und Palankins von jedem, der sie ihnen nur geben will; kurz, sie wenden alles daran, was das Gepränge dieser Gesellschaften uud des Hochzeitfestes glänzender machen kaun. Diese Art von feyerlichen Umzug wird dazu veranstaltet, um den Bräutigam bis cm das Haus seiner Verlobten zu begleiten. Sobald er bey der Thüre desselben an-gelangt ist, verscheucht man den dösen Blick von ihm: Denn die Indier sind fest überzeugt, daß es Blicke voller Bosheit gebe, die fähig siud, unglückliche Eindrücke ") NalenI ist eine kleine grüne Veere. Die Staude, auf der sie wächst, ist dem Ehestand geheiligt. 6? zn machen, und schlimme Regungen im Gemüth oder schwere Krankheiten zu verursachen; und diese Zanberey ist ihnen furchtbar. Wenn zum Beyspiel jemand während dem Essen seine Augen auf die mir vorgesetzten Speist« heftet, von denen ich essen will, st, isi's eine ausgemachte Sache, daß ein solcher Blick für mich ansteckend sey. Da nun wahrend den Spatzierfahrten auf den Gassen der Neugierde aller Zuseher niemand fo sehr ausgesetzt ist als die Brautleute, und es also geschehen könnte, daß man den neuen Ehemann um sein Glück, ein so reihendes Weibchen zn haben, benei-bete; oder daß etwa gar Jemand andrer nach dem Genuß ihrer Reihe lüsterte; so würde unfehlbar Unglück entstehen, welches man dadurch abwenden muß, daß man der fürchterlichen Wirkung dieser gefährlichen Blicke vorbeuge. Die gewöhnlichste Art den dosen Blick zu verscheuchen besteht darin, daß man ein ,nk eigcus zu dicftm Gebrauch zubereitetem roth gefärbtem Wasser gefülltes Backen vor dem Gesicht der Brautleute dreymal ringsnm drehet, und dann das Wasser auf die Strasse ausschüttet; zu welcher Verrichtung man nur alte Weiber nimmt: Denn man traut den jüngern nicht, weil durch ihre Gegenwart die Bezauberung nur noch gefährlicher würde. Ist die cbcn beschriebene Art nicht wirksam genug, so reißt man vor den Augen der Ncuvcrlobtcn etwas Leinwand in zwey Stücke, und wirft solche auf zwo entgegengesetzte Seiten von sich. Manchmal zerreißt man die Leim wand nicht, sondern schwingt sie nur dreymal vor ihren Augen in der Luft umher, und wn'ft sie dann als ganz vom Gift des Neides geschwängert von sich. — Eine dritte Att, die aber mehr dazu erfunden ist, vor bösen Blicken zu sichern als dieselben zu verlegen, besieht darin, daß man dem Brautpaare gewisse geheimnißvolle Ringe an den Kopf heftet. Ucberhaupt glauben die Indier so ernstlich an die Wirklichkeit der Zauberkünste , daß sie denselben ihre eigne, und besonders die Krankheiten ihrer Kinder zw schreiben *). Daher sind sie fast immer beschäftigt, einige abergläubische Gauckcleycn zu machen, um diese Bezauberuugen aufzulösen. Sie glauben, daß nicht bloß die Menschen denselben ausgesetzt seyen, sondern daß auch die Pflanzen, Bäume, Früchte, die aamm und die reifen Erndien damit können angesteckt werden, und eben deswegen ") Die Römer glaubten eben dieses; denn beym Virgil sagt cm Hirt: ^ch u^'iß nicht, wclch vöscr Blick mir meine zarten Lämmchen bezaubert hat? 53 NM5»w. zu Grullde gehen. Um dieses abzuwenden, stellen sie in den Feldern auf die Baum< stamme, auch in den Gärten umher, runde, mit Kalk weiß überstrichene Geschirre^ die mit verschiednen schwarzen Punkten oder geheimnißvollen Figuren bemalt sind. Sobald man erfahrt, daß ein wohlhabender Mann ein Hochzeitfest in seinem Hause giebt, kommen alle Bramanen auf mehr als zwanzig Meilen in die Runde bey thm zusammen; so daß ihre Zahl sich manchmal auf fünf bis sechstausend beläuft; und alle diese werden täglich gefüttert. Ist das Fest zu Ende, so giebt man jedem noch zum Abschied eine Schürze, sich zu decken. Dergleichen Heyrathen machen man-che Familie zu Bettlern; denn es giebt welche darunter, die bis auf die hundert tau? send Pagoden, oder achthundert tausend französische Livres kosten. Am Tag der Vermählung selbst setzen sich die beyden Brautleute nebeneinander an die eine von beyden Ecken des innern Gczelts. Vor ihnen hin stellt mau viele w dene mit Waffer gefüllte Kruge in einem Kreis; unter diesen sind zween grössere, und die stehen zunächst bey dem Ehepaar. Mitten im Kreise ist ein kleines hölzernes Gerüste. Die Kruge selbst haben irdene Oberdeckel, die nur an diesem einzigen Tag gebraucht werden: Der noch übrige Raum ist mit einer Menge brennender kleiner Lamp? chen besetzt. Nun fangen die Bramanen ihre Gebete an, mit denen sie den obersten Gott und die oberste Göttin, die sie anbeten, in die zween grössere Kruge hcrabsteigen machen; nämlich den Schiwen und die parwadi, wenn die zu verheyrathende Familie von der Seckte dieser Gotter ist; oder den Wischen« und die Larschimi, wenn die Brautleute den Wischenu anbeten: In die übrigen Kruge machen sie die Den'erkels oder Untergottheitcn herabsteigen. Die angezündeten Lichter stellen den Agim, Gott des Feuers, vor. Darauf verrichten sie das Homan oder Opfer. Man zündet mit dem Samim *) auf dem Boden Feuer an; und der Braman, welcher in der Samstrutam-Sprache, die das Volk und vielleicht er selbst nicht versteht, Gebete hersagt, unterhält das Feuer des Homans, iudem er bestandig Butter darein wirft und kleine Stückgen Holz zulegt. Wenn diese Gebete zu Ende sind, geht er zuw Vater des Madchens, der neben ihr stehen muß, und sagt ihm mit lauter Stimme ") Das Samitu bedeutet die «erschiednen Holzarten, welche man bey den Opfern brennen muß. ^ sind nur zwölf Arten, die man zu diesem Gebrauch nehmen darf. Ein vollkommen regclmajng ane" stMes Opfer muß ,103. oder, 1003. Stückgen Holi aufzehren. vor, was er zu thun und zu sprechen habe. Nach diesem Unterricht giebt der Vater dem Mädchen Betel, Bananen und eine goldne Pagode in ihre Hand, und legt dieselbe auf die Hand seines Tochtcrmannes. Die Mutter des Madchens, oder wer sonst diese Stelle versieht, gießt etwas weniges Waffer über die Hände der Verlobten ; «nd dann spricht der Vater mit lauter Stimme in Gegenwart des Gottes, dcr Göt-l'n, aller Dewerkels, und indem er den Agini zum Zeugen anruft: Ich NN. Sohn des NN. Enkel des NN. gede meine Tochter NN. Euch NN. Sohn bes Nn. und Enkel des NN. Nachher nimmt der Braman den Tali *), ^lcht ihn den Götttrn, den beyden Verlobten, den zween Vätern, den gegenwärw Jen Bramcmen, den Verwandten und eingeladenen Gästen; Jedermann muß die Hand darüber legen, und dcr Braman wiederholt indessen, bis es alle gethan haben, beständig folgenden Spruch in der Samskrutam? Sprache: Daniüm, Danüm, Pa? schum, N?oyu, purre, Labon; welches heißt: Sie rverden Getreide, Geld, Ruhe und viele Rinder bekommen. Nachdem er den Tali allen dargereicht hat, giebt er ihn dem Bräutigam, der ihn seiner Braut an den Hals hängt; von diesem Augenblick an ist sie stin Weib, und das Eheband ist geknüpft. Nach dieser Zeremonie schwört der neue Ehemann vor dem Feiler und in Ge: genwart des Brcunanen, daß er für seine Gattin sorgen wolle: Er faßt sie darauf eym kleinen Finger der rechten'Hand, und führt sie in dieser Stellung dreymal um Die Tal, sind nicht alle von Einerley Form. In einigen Stammen ist es ein kleines, rundes, gold-ucs Plattchcn, ohne Geprag und Bild; in andern ist es ein Tigorzahn: Einige sind Stücke von un-gestaltrr Goldschmiedsarbeit. Die meisicn Stamme tragen Tali, die fiach und fast cpförmig sind; von denen zwey kleiue Stückgen herabhangen, und worauf Hyeroglyphen gezeichnet sind, welche den Pollcar oder den Lingam vorstellen. Icdcs Weib muß ihren Tali bis n,m Tod ihres Mannes trage«; dann aber muß sie ihn ablegen, um ihren Mittelstand anzuzeigen. ------ Ueber diesen Tali entsian- cn sehr lebhafte Zankereycn zwischen dem P. Thomas einem Kapuziner, dazmml gemeinen Mßio? „ar in Indtcn, m,d den Jesuiten rou Pondischery. Dic Sache kam zum wirklichen Prozeß, davon dle Protokolle noch in der Kanzley daselbst liegen. l ge tolelante^Mlßlonarien h^^„ j^.^, Ncubckehrteu erlaubt, nach dem eingeführten Gebrauch ihren rautcn ^en >l.all zu geben, weil es doch nur eine bloß bürgerliche Zeremonie sey; nbrr Herr von ^ mnon verbot dieses Geschmeide schlechterdings, und befahl, daß die Neubekehrtcn statt dicsts unan^ MMMu >'' Vcrmahlungsfeyerlichkeilen Feuer in diesen Zelten entstühnde, so glaubt man durchge-hends, daß noch selbiges Jahr jemand aus der Familie sterben werde: Deswegen verhütet man dieses Unglück mit möglichster Sorgfalt; und doch zündet sie oft ein heimlicher Feind des Hauses aus Bosheit an. Kann man das Feuer sogleich wieder ") Diese Arindodp ist eine von den Tamulcrn schr geehrte Heilige, deren Klugheit und Tugend m"" den Weibern dieser Gegenden als ein Muster anpreiset. ""''') Der Schayre ist ein rolM Zucker vom Mmbanm. Er wird als ein Ingredienz zu vielen ArlMye", auch zur Verfertigung der feinen und glanzenden Maumünche gebraucht, mit, der man in Zndkn die Hauser und Dacher überzieht. Ar;v.\ ^''••'w ,,„,,., /!>?^^w löschen, so schadet es nichts; verbrennt aber das Zelt ganz, st geräth die ganze Fa,' Mie in die größte Bestürzung. Sobald das junge Weib mannbar wird, siellt man neue Opfer an, und wiederholt beynahe die nämlichen Feierlichkeiten wie am Hochzeitfeste. Man erhält von jeder? wann neuerdings einen Glückwunsch, und ladet seine Verwandte zu Gast. Diese Feyer-Uchkeit heißt die kleme Hochzeir, oder die zrvote Hochzeit. — Die erste Schwangerschaft ist der Anlaß zu einem neuen Fest, dadurch man den Göttern für das geschenkte Kind danket. Im siebenten Monat der Schwangerschaft setzt es abermal Feyerlichkei? te>', wobey man den Göttern neuerdings danket, daß sie die Leibesfrucht bis auf diesen Zeitpunkt vor allem Bösen beschützt haben. Der Geburtstag endlich ist vollends ein Tag der höchsten Frende und Dankbarkeit. Die Frau darf nie bey ihrem Mann schlafen, ausser wenn es ihr die Schwälier-MMter verwilliget; und selbst dann muß sie sich »och ganz unbemerkt in seine Schlaft kammer schleichen. Wahrscheinlicher Weise ist dieser Zwang in der Absicht eingeführt worden, damit sich die Neuverchelichten nicht gar zu unmaßig im Genuß der Liebe bel wuschen; vielleicht glaubte man auch, das Weib empfange desto leichter, wenn sie die G""st ihres Mannes nur verstohlncr Weise gemessen kann y: Dafür haben sie aber uneingeschränkte Freyheit, sobald sie munal Mütter sind. Die Geburt eines Kindes zieht, wie gesagt, ebenfalls wieder neue Feyerlichkeiten namentlich folgende Zeremonien nach sich. Da durch die Entbindung der Mutter "s Haus für verunreinigt gehalten wird, muß man es wieder reinigt,,. In dieser Ab- 'cht besprengt ein Braman und der Vater des Kindes die Wohnung mit einer Menge fechten Wassers: Der Vater, und alle die im Hause wohnen, beschmieren sich den opf mit Oel, und waschen sich schr sorgfältig; auch die Entbundene muß sich durch , der reinigen, und die bey diesem Vorfall gewöhnlichen Getränke zu sich nehmen. " zehnten Tag nach der Geburt versammeln sich die Verwandten und Freunde der ^nnl^ln devcn Gegenwart man dem Kind seinen Namen giebt ""), welcher meistens 3eNass"^" ^ """' Ul Sparta die Frauen nur verstohlner Weise den Gunstbezeigungen ihrer Männer ^ d?r^?^ ^"" "^ Juden g^n ebenfalls erst am achten, neunten oder zehnten Tag nack punlt, 5 !" "'" "'"" N""«"' Aristoteles lobt diese Gewohnheit, weil vor diesem Jett-p«nkt die Kmder noch in der größten Gefahr s.nd zn sterben. . 72 <«DM^MGO««M Die vou^S? ^"' ^'^ ^ W'lchenu glauben, daß das Feuer sie von ihren Sünde» reinige: nicht nöthig hab l, ^"", hingegen behaupten, daß sie als zum Dienst Gottes geheiligte Lcute Last gelegt wcrde" -"^ ^^ 3"ur m wandern, und daß ihre begangnen Sünden ihnen nicht können zm den, welches sie ///.^ ^""""h fur sic genug, wenn sie mit geweydtem Wasser besprengt würder dieser Reinigun s ^ bauchen. ------Die Alten unsers WeltthcÜs bedienten sich ebenfalls bcp- virgil sage im v^^'"^' Des Feuers, weil es verzehrt; und des Wassers, weil es säudett. - "v. ocr Aeneidc: "0 D« Romer verbrannten «nd k- ^ vor den Stadtthoren. 5. ^ ^^^""' Niemanden in der Stadt; die Griechen beerdigten ilirc Todte Gewohnheit, dic Vcrsto'-bnen^ "d" ^"."^' ^en man in der Stadt begrub: Nach ihm ward's zur Höfe, und von dort bis in die ki ^' ^'"^" " ^'sraben; von den Häuser» kam man auf die Äircß, Hen lassen, "«rcycn, wo sich Lent« wn Stande, sog^ im Allcrhciligsten, brgra- (l Theil.) 74 «ca««K»GH»^H««^GH«««^«I. daß die Todtenkörper den Ort verunreinigen, wohin man sie begräbt. Jeder Stalls me hat seine abgesonderte Grabstätte, und zwar allemal am Ufer oder in der Nahe «5»O3MW>«'' ,) opfre: Ich bringe dieses Sühnopfer, um dem Verstorbnen Verzeihung seiner Sun? „ den zu bewirken ; den bösen Einfluß der Gestirne, die Unglücksfalle des Monds „ und der Wochentage zu zerstreuen, und die gesetzlichen Verunreinigungen zu tilgen „. Auf dieses Gebet folgt eine Auffoderung der Seele des Verstorbnen, und verschicdne Beobachtungen aus der Zeichendeuterey, in Bezug auf die Konstellation, unter wel< ch.er der Todesfall sich eräugnet hat. Hat man die Bequemlichkeit, sich in eiuem geheiligten Fluß zu waschen, so ist's desto besser; denn dieß hat die Kraft viel zur Vergebung der Sünden des Verstorbnen beyzutragen. Kann man aber wegen allzu weiter Entfernung dieses heilsinne Werk nicht verrichten, so thut schon der gute Mille die ähnliche Wirknng. Zum Beschluß bittet man neuerdings die obersten Götttr, sie wollen dem Verstorbnen gna< big seyn; ihm seine Frhler verzeihen, den Genuß des Himmels schenken, und die Gestirne verhindern, daß sie ihm nicht schaden können; denn diese halten sie für die abgesagtesten Feinde, die den Menschen selbst noch jenseits des Grabes verfolgen. Alle diese Zeremonien sind nur erst das Vorspiel des eigentlichen Leichengcprän< ges; sie werden alle verrichtet noch ehe man den Todten aus dem Hause tragt. Ist der Zeitpunkt da, ihn aus der Stadt wegzubringen, so ruft man vier Parias, um diese Arbeit zu verrichten. Man wäscht den Körper ), malt ihm das Zeichen seines Stammes auf die Stirne, legt ihm ein reinliches Kleid an, und steckt ihm Betel in den Mund. Man reißt über seinem Gesicht ein kleines leinenes Band entzwey, mit dem man ihm die beeden Daumen zusammen bindet; reibt ihn mit Sandelholz, und legt ihn darauf in einen Palankin, der mit rothem Tuch ausgeschlagen und mit Bl"-men geschmückt ist. Vor dem Leichenzug her gehen zween Blaser mit langen TroM' petten, die sie Tare nennen, und vereinigen ihren dumpfen Trauerton mit dem verwirrten Getöse vieler kleiner Trommeln. Nach der Leiche folgen die weinenden Ve^ wandten und Freunde, uud singen unter vermischtem Klaggcschrey Loblieder auf den Verstorbnen; ihr Anzug bey dieser Gelegenheit besteht in gemeiner Leinwand, d< ") Die Gewohnheit, den todten Körper zn waschen und sauber zu kleiden, ist sehr alt. H,mcr, M^/ Apulejus, Plutarch und Sueton reden davon. Tie I^de,, waschen ihre Verstorbne, damit sic rci"^ cher seyen, wenn sie Rechenschaft über ihr Leben ablegen müssen. ihnen vom Kopf bis auf die Knie reicht. Wenn man znr Grabstätte gekommen, scht man den Pawnkin anf die Erde, zieht vier Furchen gegen die vier Weltgegenden, und opfert Gengeli und Reis zu Ehren der Luftgeister, von denen man glaubt, daß ste in den Grabstätten und derselben Nachbarschaft wohnen. Alsdann kneipt man den Todten in die Nase, und fühlt ihm auf den Magen, um zu erforschen, ob er keine Lebenszeichen mehr von sich gebe; auch gießt man ihm Wasser über das Angesicht, und verdoppelt das Getöse der Trommeln und Trompetten, um ihn wieder zn ennun-"rn, wenn er etwa nur eingeschlafen wäre. Nun nähert man sich vollends dem Platz des Scheiterhaufens, untersucht ihn sorgfältig ob er reinlich sey, und putzt ihn so ängstlich, daß nicht ein Strohhälmchen, nicht ein Gräschen, nicht die mindeste Unreinlich! keit darauf liegen bleibe ; noch reinigt man ihn durch Ausgiessung von Weihwasser, und verrichtet dabey gewisse Gebete. Nachdem diese Vorsicht getroffen ist, setzt man den Todtcnkörper vor einem aufrecht stehenden Stein hin, der allemal nahe bey dem Schodelet ^) aufgerichtet steht. Dieser Stein stellt den Aritschandren vor, einen tugendhaften König, der vom Oberhaupt der Parias zum Sklaven gemacht, und dazu von seinem Herrn bestellt ward, daß er Aufsicht über das Schodelet halten, und die Gebühren einziehen sollte, die man für die Erlaubniß, einen Todten zu verbrennen, bezahlen muß. Noch einigen Zeremonien uud Gebeten gräbt man einige Kupfermünzen, ein Stück neue Leinwand und eine Handvoll Reis vor dem Aritschandren in die Erde; darauf geht ein Paria, der indessen das Feuer unterhalten muß, zu dem Stein, ^d sagt dem Aritschandren, daß er nun seine Gebühren empfangen habe, und also ben Körper nicht mehr aufhaltcu könne '"). Man trägt den Palankin wieder zurück, schneidet dem Todten Nägel und Haare ab f), und errichtet den Scheiterhaufen aus besten vom Mangobaum, weil man glaubt, daß dieser mehr Kraft habe den Ver- '') Der Platz, worauf man die Todten verbrennt. In einigen Hrooinzen heipt er Mai^no», Scho»^ dukanon u. s. f. "'") Jeder Leser bemerkt wohl von selbst die auffallende Aehnlichkeit dieses Aritschandren mit dem Charon aus der Mythologie. 5) Eben so liessen sich auch die Alten auf dem Todbctte die Haare abschneiden. Die pbedra im Traucr-Iptrl drs Semka bereitet sich durch diese Zeremonie zum Tode. Amphiaraus tluit beym Statius das nämliche. Man glaubte nicht wohl sterben zn könk.n. wenn man siu) nicht noch vor dem Tode v" ^aare hatte abschneide» lassen. 73 siorbnen glücklich zu machen, als jeder andre; die Reichen nehmen jedoch Sandelholz zu den ihrigen. Wann der Scheiterhaufe errichtet ist, legt man den Körper oben dar? ans. Diesen traurigen Dienst verrichten die Verwandten, die dem Todten sein letztes Mahl zubereiten lassen, und, damit er in der andern Welt nicht hungre, ihm Butt ter, Reis und geronnene Milch in die Hände, in den Mund und in die Ohren stecken. Der Vornehmste aus der Familie legt zuerst Feuer an den Scheiterhaufen; dieß muß er mit abgewandtem Gesichte thun, und dabey ein neues mit Wasser gefülltes Gefäß auf seiner Schulter tragen : Sobald er merkt, daß die Flamme das Holz ergriffen, läßt er das Gefäß fallen, läuft ohne sich umzusehen zu dem nahe bey der Grabstätte gelegenen Teich oder Fluß, und stürzt sich hinein, um sich zu reinigen: Bricht das zur Erde gefallene Gefäß nicht, so ist es ein Zeichen, daß noch selbiges Jahr jemand aus der Familie sterbe; es ist aber schon so gebrechlich, daß es richtig allemal zerfallt. (XI V Tafel.) Die übrigen Verwandten und Geleitsmanner steckenden Scheiterhaufen vol? lends in Flammen, und bestreuen ihn mit allerhand wohlriechenden Sachen ; und die dabey gegenwärtigen Musikanten machen dazwischen ein Geklimper bis zum taub werden: Der ganze Platz erschallt von Klaggeschrey oder eigentlich vom wildesten Geheul, wie es bey allen Morgenlandern Sitte ist, die in der Traurigkeit und Freude stets ohne Maaß ausschweifen. — Der Körper wird den Parias überlassen, die ihn bewachen, und dafür sorgen, daß er ganz von der Flamme verzehret werde. Die Verwandtet! baden sich indessen in dcm nahen Teich oder Fluß. Bricht darüber die Nacht ein, st gehen sie nach Hanse; ist es aber noch Tag, so kehren sie wieder zum Scheiterhaufen zurück, lassen in einem neuen Gefäß gekochten Reis herbcybringcn, opfern ihn detN Todten / und werfen ihn dann den Raben vor. — Ein flacher Stein in Gestalt eines Altars, ungefehr sechs Zoll breit, und sauber abgeschlissen, dient statt dcs Tisches, auf dcm, der allgemeinen Meynung nach, der Gcisi des Verstorbnen die ihm anftcsth^ ten Speisen verzehrt, oder sich doch von ihren feinsten Thcilchcn nährt. Diesen Stein reinigt man erst durch Waschen, gießt Wasser und Oel darüber aus, ruft de" Namen der, Götter an, und beschwört dann die Seele des Verstorbnen, dessen Bil^ mß dcr Stein vorstellt, daß sie komme uud sich auf diesem Altar niederlasse. D^ Auwescnden reiben sich den Leib mit Staub uud Erde, und man opfert dem abgesch^ dcnen Geist wieder Reis. Dieses Todtenmahl wird zehn Tage hinter einander auf' jV?j4" gesetzt *), und allemal zur Speise der Raben, die, dadurch herbeygelockt, in grosser Anzahl sich um die Grabstätten aufhalten. Sobald der Scheiterhaufe abgebrannt ist, gießt man Milch darüber, und sucht die vom Feuer uoch verschonten Gebeine zusammen. Diese verwahrt man in Gefäs-sen, bis man eine Gelegenheit findet, sie in irgend einen geheiligten Fluß, oder m den Ganges zu werfen ; denn die Indier glauben mit voller Ueberzeugung, daß jeder Mensch, dessen Gebeine man in diesen Fluß wirft, Millionen Jahre lang eine unendliche Glückseligkeit gemessen werde. Die am Ufer des Ganges selbst wohnen, werfen bie Todtenkörpcr ganz darein, und ersäufen oft ihre Kranken durch allznhäufig aufgedrungenes Wassertrinkeu aus diesem Fluß, dessen Wasser eine wunderthätige Kraft hae ben soll. Das Haus des Verstorbnen bleibt zehn Tage verunreinigt; nach Verlauf dieser Zeit reinigt das Oberhaupt der Familie erst sich selbst, und dann das Haus durch An« sprengen mit geweihtem Wasser: Hierauf verrichtet er ein Opfer, und drückt das Zeichen eines Dreyzacks einem Stier auf die Haut, den man nachher laufen läßt. Wahrend dieser Zeremonie ruft mall den Gott des Feuers an; der Stier aber wird kraft dieses Zeichens ein geheiligtes Thier, uud Niemand wagt es, sich seiner zu bemächtigen ; denn es wäre grosse Sünde, ihn nur im mindesten aufzuhalten. Man läßt ihn darum nach seinem Belieben überall frey herum schwärmen, sich wälzen und waideu. Zn bewundern ist es, daß die auf ihren Eigennutz stets so aufmerksamen Bramancn 'eses Opfer entwischen lassen: Aber dafür bezahlt ihnen der Hausvater zur Entschä-Mng zwey und dreyßig goldne Pagoden, deren Werth 272. franzosische Livrcs be-^Zt; und zu dem schenkt er ihnen oft noch einige Stücke Leinwand. Das ganze "'chengepräng wird endlich mit Libatiouen und Wasserbesprengen vollends beschlossen. Die ärmern Indier machen bey weitem nicht so viele Umstände ; sie wickeln ihre todten geradezu in ein grobes Stück weisser Leinwand, uud lassen sie durch vier Parias auf zwey Bambusrohren zum Scheiterhaufen tragen, der aus wohl gedörrtem Kühmist besteht. Veym ,^od untrer Prinzen deckt man vierzig TcM lang eine Tafel, und besetzt sie mit Speisen : Ihre ^ausl'edtenle erscheinen dabey, und thm, dic Dienste, als wenn sie :wch lebten: Man relt sie .m. noh ?"f"b?^" ""' "'^ dachtet das gleiche Zeremomel und die nämliche Ctikem, als ob sie Die Sainaßi werden bis an den Hals in die Erde begraben: Ein Mönch aus ihrem Orden schlägt so lange Kokosnüssen am Kopf des Verstorbnen entzwey, bis der Kopf selbst in Stücke bricht; dann deckt man ihn auch mit Erde. Der Grund dieser wunderlichen Gewohnheit ist heut zu Tage nicht mehr bekannt; wenn es nicht dieser ist, der Seele ein Mittel zu verschaffen, daß sie durch eine anständigere Oeffnung aus dem Leibe fahren könne, als der Mund,, die Augen, die Ohren und andre Au^ gange aus dem Körper sind, die man alle für unrein und schändlich hält. Ekedem verbrannten sich die Weiber mit den Leichen ihrer Männer: Iht ist diese unmenschliche Gewohnheit in allen mahomedanischen Staaten gänzlich abgeschasst; und auch in den heidnischen Ländern ist sie bloß noch unter dem Stamme der Bra^ manen und der Kriegsleute üblich. Diese Zeremonie geschieht dann mit vielem Gepränge. Die Vorbereitungen da^ zu sind in jeder Provinz verschieden. Die gewöhnlichste Art ist folgende: Sobald der Mann todt ist, wenn er ein Braman war, seht man das Weib in einer Ga^ tnng von Sessel nnt einer geschmückten Oderdecke vor die Thür des Hauses; schlägt die Trommel, und bläst beständig mit Trompmen. Das Weib rsset nicht mehr, källt nur Betel, und spricht ohne auszusetzen den Namen des Gottes ihrer Sekte aus' Sie schmückt sich mit allen ihren Kleinodien und ihren prächtigsten Kleidern, als wens sie zur Hochzeit gienge; ihre Verwandten und Freunde begleiten sie unter dem Scha^ der Trommeln, Trompetten und andrer Instrumente. Die Bramanen, sprechen ihr Muth ein, sich aufzuopfern, und versprechen ihr, daß sie im Paradies eine Glückst ligkeit ohne Gränzen gemessen soll; denn dort werde sie irgend ein Gott, zum Loh" für ihre Tugend, zur Frau nehmen : Daneben versichern sie dieselbe, ihr Name «M in der ganzen Welt berühmt, und bey allen Opfern besungen werden. Dieser th^ richte Ehrgeitz ist es, welcher manche bewegt, sich zu verbrennen; denn kein Ges^ verbindet sie zu dieser Gewaltthat. Um die Weiber noch besser zu dieser Helden»««' thigen, oder vielmehr zu dieser närrischen Aufopferung aufgelegt zu machen, geben ')' nen die Bramanen ein mit Opium vermischtes Getränk ein, und befeuern durch d»' stn Kniff die Einbildungskraft dieser unglücklichen Schlachtopfer der ehelichen Lieb^ Die sichtbare Raserey, mit der ein solches Weib sich in den unvermeidlichen ^o stürzt, beweiset hinreichend, daß ihr Kopf durch die Dünste eines so starken und ^ rauschen- M'iS. /'■ t I'oHiuvitt- i>in,v i, PotxIW» il'l'• rauschenden Getränkes benebelt seyn muffe. Der Fanatismus kann sie wohl zuerst darauf leiten, daß sie zu diesem Opfer einwillige; aber um es auszuführen, muß sie den Verstand vollends verloren haben^ Während daß sie sich der schauerlichen Buhne nähert, auf der sie, oft noch m der Blüthe des Alters, ihr Leben endm will, und wenn sie schon wirklich zu der To-desstätce gekommen ist, wenden die Bramanen alles mögliche an, durch Gesänge zum ^b chres Hcldenmnths ihre Angst zu zerstreuen. Dieses mörderische Konzert unter-utzt lhre Entschlossenheit mitten unter den schauerlichsten Vorboten des Todes. Der' ^chleyer des Fanatismus benebelt ihre Sinnen: Der unselige Augenblick nähert sich, '" dem die Flammen sie verzehren sollen : Sie sagt itzt unter lautem Schluchzen ihren Verwandten das letzte traurige Lebewohl, und jene wünschen ihr mit thränenden Au? gen Glück zu dem sie erwartenden Ruhm: Sie überreicht ihnen ihren Schmuck, und umarmt sie mm zum letztenmal: Geht nach LandesZebrauch dreymal rings um die bren-uendo Grube, und stürzt sich plötzlich nutten in die Flammen. (XV. Tafel.) Sogleich macht man mit einn-Menge von, Instrumenten das betäubendste Gctöse, damie Niemand das schmerzliche Iammergeheul des unglücklichen Schlachtopftrs höre. Man verstärkt die Wuth der Flammen durch zugeschüttetes Oel, und bald ist die Heldin zu Asche verwandelt. Auf dcm Platz dieses Spektakels wird dann zum ewigen Andem ^«" der Heldenthat cine Ehvensaule aufgerichtet. Indeß beneidet wirklich mancher das glückliche Welb um ihren so theuer erkauften Ruhm. Drr Ehrgeitz, noch nach "em Tode gcnchmt zu werden, macht sie gegen dir Mittel, diesen Ruhm zu erhal-^ blind und gleichgültig. Manchmal baut man solchen Weibern auf den gangbar-vlätzen sogar kleine Kapcllchen, die immer offen stehen, damit die Vorbeygehen? en ihre Grabniäler sehen nnd verehren könmn., I" Bengalen ist dieses Schauspiel noch abscheulicher : Die Weiber haben dort "lschlosst„heit genug, sich <^f ^ Körper ihrer verstorbnen Männer binden zu lassen; en dleselben in ihren Armen,, bis man den Holzstoß anzündet, und erwarten die/ ' ^'"blick mit der größten Gelassenheit. mn man sie lebendig ia die Erde gräbt, beobachtet man die nämlichen Zere-<<1, Cheil.) «5 <0MKM)H>«5»OH«HM» monien, ehe sie zur Grabstatte kommen. Sobald diejenige, welche das Schlachtopfer seyn soll, dort angelangt ist, steigt sie in die Grube hinunter, die wie ein Keller gegraben ist; dort setzt sie sich, und schließt den Körper ihres Mannes in ihre Arme. Sogleich füllt man die Grube bis an den Hals des Weibes mit Erde; spreitet aber einen Teppich um ihr Haupt, damit sie die Anwesenden nicht mit den Schrecken des Todes ringend erblicken, und die übrigen Frauenspersonen nicht dadurch abgeschreckt werden: Darauf reicht man ihr in einer Schaale etwas dar, das ohne Zweifel Gift ist: Endlich dreht man ihr vollends den Hals um, und zwar mit einer bewundernswürdigen Geschicklichkeit. Die Indischen Bücher sind allenthalben mit Beyspielen von Göttnmen und Königinnen angefüllt, die sich auf solche Weise aufgeopfert haben, um allen Weibern vom Stande zum Muster zu dienen. Diese Wuth, sich selbst zu morden, ward manchmal schon so weit getrieben, daß bey dem Tode gewisser Könige oder Fürsten ganze Familien, Väter, Mütter, Kinder, und Bediente, alle zusammen sich ill die Flammen stürzten, um ihre Liebe und ihr Betrübniß über den Verstorbnen damit zu beweisen. Diese unmenschliche Gewohnheit ist schon seit undenklichen Jahren in Indien eingeführt. Ueber ihren Ursprung hat man verschiedene Meynungen., Strabo sagt: Der allgemeinen Sage nach sey sie von einem ihrer Könige in Gang ge^, bracht worden, um die Weiber von der Vergiftung ihrer Männer abzuhalten/ die sie sich vorher aus Ueberdruß oder Unbeständigkeit vom Halse schassten, "w sich ungehindert frische Liebhaber beylegen zu können. Dieses dem Anschein nach kluge Gesetz bewog natürlicher Weise die Weiber, sich die Erhaltung ihrer-Mall-uer angelegen seyn zu lassen; aber es vertilgte einen Theil der Nation, indem es den andern vor einer ungewissen Gefahr in Schuh nahm. In dcr Folge ward eine in ihrem Ursprung bloß politische Anordnung vollends zu einem Religiös punkt gemacht. Diese von Strabo angeführte Angabe macht aber dcr M"s^ hcit allzuviel Schande, als daß man sie im Ernste glauben sollte. — In Ro>" hinderte man das Vergiften durch ein gewiß eben so wirksames, und dennoch "">" dee grausiums Mittels). Noch mehr: So ausschwesseud und henkermäßig auch jene Gewohnheit scheint, so leicht ist es indessen, die ächte Quelle davon ausfindig zu machen. Die unbegranzee Liebe einiger Weiber für ihre Männer, die Verzweiflung dieselben verlohren zu haben, waren ganz gewiß die crften Triebfedern dieses Opfers, das der öftere Gebrauch erst billigte, und dqnn gar allgemein machte; so wie einst auch in Aegyptw dk vornehmsten Offiziere der Könige mit ihnen begraben tyur-^n. Noch itzt ist's bey den Tatarn gewöhnlich, daß sich nach dem Tod eines Fürsten "der Mächtigen seine Verwandte und Freunde auf seinem Grabe tödtcn. Alle kiese Ge? brauche sind alls einerley Grund entstanden.; aliS emcr übertriebnen Anhänglichkeit nanu lH an, hie Person, ssw welche mal^ sich aufopfert "). Zudem glaubt die Religion jenes schreckliche Opfer nur den,Wittwen, die keine Kinder haben ; und gebietet hingegen "llen j^nen am Leben zu bleiben, die entweder wirklich Kinder haben, oder doch schwam ger sind; damit sie dieselben erziehen und dafür sorgen können f). Die Trauer der Indicr besteht darin, daß sie sich die Haare abschecrcn, das Haupt nnt einem Theil der Leinwand, die sie über den Schultern tragen, verhüllen, und einige ") Lwius erzählt, daß man dort, um den Vergiftungen Einhalt ;u thun, worüber man eben die Weiber im Verdacht hatte, alle diejenigen zum Wtttwensiand vcrurtheilte, deren Männer gestorben waren. ') Franz Cawn erzählt in seiner Geschichte von I"p"«, dasi bey dcm Tod eincs grossen Herrn zehn, zwan-Ng, anch wohl dreyßig andre vornehme Leute und viele seiner Vasallen sich den Bauch aufschlitzen, um wit ihm zu sterben. Dicscr blutige Austritt ist die Folge eines Versprechens, das sic ihm aus Licbc w sciuc Person, oder aus Erkenntlichkeit für erhaltene WolMaten gethan haben. Wenn der Mnig von Oiam stirbt, stürzen sich nicht nur seine Weiber, sondern noch viele andre ^e,»te ftepwilllj; in das Feuer, darin man seinc Leiche verbrennt. D,c feuern Reiscbeschrciber koinmen in ihren Nachrichten über diesen Weiberbrand in der Hauptsache wt Sonncrat ziemlich nbereiu. Dow sagt schon, daß diese Gewohnheit in Indien sehr abgekommen ley, und daß man sie nicmal für eine Rcligionspsticht gehalten habe. Auch Holwcl gesteht, daß sie m freywllllgcs Opftr warc, und keine gesetzliche Neli<,lonspfticht; daß sie aber dnrch Crjiehllng, sal? we^ '"d' """ ^^' Glüaftliakeit, u. s. f. und dnrch Pfaffcn^eschway so dringend werde, daß sich Vorwarf» "^" ^^"' ^schon sie sich durch die Unterlassung dieses Selbstmordes weiter nichts als - nichts diß 6 t! """'^ ^""6 für Ruhm und Reinigkeit zuziehen. Nur davon sagt Holwcl b'e Kinder habcn, verboten sey sich zu verbrennen; sondern er erzählt ter ^ '"'""^ ^"'" Frauen, die sich ve-'braunt, werden eben aus Hochachtung für ihre Mut-dick.,. .. "'"' """ ^"^s'^'nst", aus ihrer 3unft zur Ehc gesucht. Rührende VcysMle von "VH>«!M^M>ss)V>CMM Wenn die Zeichnung auf das Zeug gedruckt ist, wird dasselbe gewaschen ; dauu breitet es ein Arbeiter auf die Erde, setzt sich daneben hin, und bringt die Hauptfarbe darauf; wclches meistens die Kinder verrichten. Nun wird die Leinwand wieder gewaschen; ein zweyter etwas geschickterer Arbeiter spannt sie über eine schmale Tafel, und zeich-net die verschiedncn Nuancen darauf. Ihre Pinsel bestehen aus einem Stück von zugespitzten und gespaltenen Bambusrohr; einen Zoll oberhalb der Spitze ist ein Knauel Wolle, der die Farbe in sich halt; diesen Knauel drückt der Arbeiter, so oft cs nöi thig ist, etwas zusammen, damit die Farbe an die Spitze des Rohrs hinunter fiiesse, welches durch keine Beitze angegriffen wird. Kein Reisebeschreiber hatte jemals dieser Art zu malen Erwähnung gethan, die bis itzt unbekannt blieb; und man war in unsern Indiennefabricken sehr in Verlegenheit: Die Beitze verdarb immer die Piw sel, bis man endlich auf den Einfall kam, dieselben aus Schilfrohr zu machen. Die Bildhauerkunst ist noch in einem- eben so jämmerlichen Zustand wie die Ma-lerey. Alle Statuen in den Indischen Tempeln sind schlecht gezeichnet, und eben so schlecht gemeisselt. Man sieht allenthalben verstümmelte Aerme uud Schenkel, und Köpfe die nicht zu den Körpern gehören auf denen sie stehen. Die Drappcrien sind steif und plump; kurz, es ist auffallend, daß die Künstler sich niemals beflissen,, die Namr nachzuahmen. Die Bankunst hat in Indien gar keine Regeln. Die grossen Thürme über ihren Tempelthüren sind die einzigen Denkmale, aus denen man sich einen Begriff von ihren Fähigkeiten in dieser Kunst machen kann. An denselben bemerkt man bisweilen sehr niedrige,' manchmal aber auch wieder sehr hohe Stockwerke. Die vielen Säulen im Innern der Pagoden haben ebenfalls kcin bestimmtes Verhältniß Die einen sind muenhcr sehr dicke, und spitzen sich in die Höhe unvermerkt kegelförmig zu; andere hinwieder sind von unten sehr dünne, und oben sehr dicke. Indcß haben doch diese Tempel, nach meinem Sinn, etwas edleres und mehr Majestät als die Tempel M Chineser, und selbst der andern Völker des Erdbodens. Dic ungeheuern Maschinen/ welche ihre Pforten bekränzen, die innern Verzierungen, und all die Tausende vo" Säulen, welche rings um die Pagoden sieh'en, prägen Ehrfurcht ein, und verkünden den Wohnsitz der Gottheit. 'w ^M> W^st 6,!^- Die Tonkunst ist nicht minder noch eben st unvollkommen, wie alle übrige Künste N?x6. ^^^"fti,— 1*OU'JO/1 Si- , JV.l7. ^^^r- / tf/iM'O/l til' , Der Gesang ist ohne alle Harmonie: Der Eine singt hoch, der Andere tief; und dieß auf vier oder fünf Noten, die mit einer Art von Gesumst anfangen, das bis an's Ende der Stanze immer stärker wird, und wo sie endlich aus vallem Halse zusammen schreyen. — Die Indier haben verschiedne Instrumente, davon aber keins schicklich scheint die Stimme zu begleiten. Was am meisten Getöse macht, ist ihnen das schön? ste und wohlstimmigsie. (XVI. und XVII. Tafel.) Wenn sie in den Pagoden das Volk an die Stunde oiZ Gebets erinnern, brauchen sie die Trompette, den Buri, ^'"Turare, denRombu ", den Naguar'", den Dole oder Tamtam"'^ und den Ealan ""'; wenn aber die Bayadcren den Göttern Lobgesänge singen, begleiten sie ^selben nüe dem Nagassaran, dem Rarna, Om, pilankojel f, Turri ff, Catalan und dem Tal fff. — Die verschiednen Pagoden haben auch ihre ver-schtednen Instrumente. In Ven Tempeln der NIariarale bedient man sich der Udu-ka ffff. Wenn die zum Dienst dieser Göttin bestimmten Mönche an den Thüren mn das Almosen bitten, begleiten sie ihre Stimme mit der Baini fffft, daher man sie auch Bainier nennt. In den Tempeln des Nlirapatren und penandawer bedient man sich des pamde ('), den man aber auch in den Tempeln der Mariatale Der ^>uri, der Tutarc und der Rombn find verschiedne Arten von Trompetten. XVI. Tafel. ^ig. I. 2. Z< '^'. ^" ^2"'^- ist eine Art hölzerner Paucke, die man mit Schlägeln schlagt. Fiy. 4- Der Dole oder TanUain ist eine langlichte Trommel, die mm» auf beyden Seilen mit Schlägeln ^.schlägt. Zig. 5. '"" Der T'ilan besteht aus zwo Kupftrplatten, die nmn gegen einander schlagt. M. 5. Dcr Nagasiaran, Rarna, Otu und pilankojel sind verschiedne Arte» von Flöten oder Hoboen. ^»3« 7> 8. y. io. .^ D:r C'urti :st eine 'Art von Sackpfeife, welche die Vaßpfeife versieht. Fig. n. ^>'i Die Beschreibung dieser beyden Instrumente steht oben S. 34. Der Cal dient den Bayadere», we!' che wahrend den Lobgesangen der Götter in den Pagoden anch tanzen, die Schritte zn messen. ^ ' ^ie udukä ist cine Gattung Trommel, die in der Mitte dünner als an beyden Enden ist: Man ) ^ '"'t einer Hand bey der über die Mitte gespannten Saite, und schlägt sie mit der andern auf ^^'^.^"^'^",' Seitenwinden, ,nan mit den Fingern nachlasiig darauf spielt. XVII. Tafel. Fig.i. übett , t 'st '^ "'" ^" """ Trommel, die ans Einem Fell besteht, und nur auf der einten Seite deren eil"- n ^ ^" "'""'" ^"^ ^^ Twmmelkastcns läuft mitten über das Fell eine Saite, an aiuus/ "" ^^"" H^' ^""^, das man mit der einen Hand fest anfaßt, um dlc Saite (") Der n " '/".^^ ^^ """ lie mit der andern kneipt, um sie tönen ju machen. Fig. 2. in der Mitt v ""^ ^" ^""' """ zusammengebundenen Trommeln, die eben so wie die Duka der nanl! !".""" '"^ ^"" s")l.igt dieses Instrument zu gleicher Zeit anf der cine» Scitc mit 'c and, «uf her andern mit den Schlägeln. Fig. 3. 38 «VDM^^ braucht. -^ Wenn man in einem Hause ankündigt< daß jemand verstorben sey, braucht man dazn dew Tare *). Anch begleitet man damit die Speisen und Geschew ke, welche die Verwandten dem Verstorbnen bringen; nnd vor den Leichen her, wenn man sie zum Grabe oder zum Scheiterhaufen trägt, wird ebenfalls mit diesem Iw strmnent gespielt. — Die pandarons, eine Gattung Mönche, die man sehr häu-sig findet, accompagmeren ihre Gesänge mit einer Art Geige ^ die man Rawana-stron ^) nennt: Die Marattischen Bramanen und die Mogolen spielen zu den ihi rigen das N)ine -<-). — Die Gaukler endlich, welche die Schlangen tanzen lassen, bedienen sich des tNagudi ff). Die Handwerke der Indier scheinen uns sehr emfach, weil sie überhaupt wenig Maschinen dazu brauchen, und nur die Hände und etwa em Paar Instrumente, selbst zu solchen Arbeiten, nehmen wozu wir oft mehr a-ls Hunderte nöthig haben. Dieß ist em Punlt, n, dcm sich dieft Völker am meisten von den Europäern entfernen. Wir bewl.ndrrn dm Kunststeiß des wilden Neuseeländers, der mit einem Stück Stein in Fcrm einer Axtt sich seine Schiffe uud all sein Hausgerärh macht: Wir erstaunen, wenn man uns sagt, daß die schönen, und bey uns sv beliebten Musselinen aus einem Wcrksiuhl gemacht werden, der bloß aus vier in die Erde gesteckten Pfählen besieht: Aber wir be? denken nicht, daß auch unsre Voreltern mit der nämlichen Einförmigkeit ihre Arbeiten zu Staude brachten, so lange sie noch in Wäldern lebten, und Eicheln assen. Erst in einer langen Rcihe von Jahrhunderten, in denen sich nach und nach durch die Fortschritte der Verfeinerung ihre Erfindungskraft entwickelte, erfanden sie die Mühlen, und jene ") Der Care ist eine lange Trompctte; ihre Töne sind dumpfund traurig. Dieses Instrument paßt vollkommen zu dem Gebrauch, für den es bestimmt ist. Fig. 4. "") Sie hat ihrcn Namen von dcm Niesen Aawanm, der vor fünftausend Iahrm König auf Zeilon war, und dieselbe erfunden hat, Fig. 5. 5) Der Wme ist ewe Art von Mer, an deren Hals man eine ausgeholte Kürbisschale befestiget, u>" ihre Töne harmonischer zu machen. F:g. 6. 5t) Dcr Magudi besteht aus cinem ausgeholten Kürbis, an dessen Ende zwey zusammell gewunden Schilfrohre stecken. Die Ganter, w^che die Schlangen lanjen lassen, bezmibm, dieselben durch ein g^ »risses Lied, mit dem sie, so viel sich in einem Haus befinden, alle herauszubringen wissen. ^ sreife,: dieselben sodann ,mt der Hand, stecttn sie in einen Korb; und Tags darauf sind sie sch"" zahm. Fig. 7. A-.V 1J Sonn'rat jt'i't.r Paiwn Sc- N^ 2*, Sonne?- P. ifonnerat ~Pina> , Tcnsforx Sc- jene grossen, vielfach zusammengesetzten Maschinen, mit denen man so erstaunliche Dinge zu Stande bringt. Eine unsrer Getreidemühlen, die ein einziger Mann regiert, giebt des Tags tansend Pfund Mehl; und ans einer Indischen Handmnhle können zween Menschen des Tags über nicht mehr als stchszig Pfnnd mahlen. Eben so verhält es sich mit allen andern Maschinen. — Ein Indischer Zimmermann kennt keine andre Werkzeuge als den Hobel, den Meiffcl, den Windelbohrer, den Hanu wer, und eine Gattung von Axt. Seine Werkbank ist die Erde, und seine Klammern sind seine eignen Füsse; aber er hat einen ganzen Monat zn dem nöthig, was unsre Zimmerleuthe in drey Tagen machen. (XVIII. Tafel.) — Man mag den Indiern immerhin die leichteste und schicklichste Art das Holz zu sägen vorzeigen, sie folgen ihr doch nicht; lieber halten sie sich an die elende Art, die sie von ihren -Vätern gelernt haben, als daß sie eine bequemere annähmen, die ihnen nm ist. — Dtt Brettschneider klammert sein Stück Holz zwischen zween in die Erde gesteckte ^Balken; seht sich nachlaßig auf eine kleine Bank daneben hin, und bringt drey age damit zu, mit einer Sage ein Brett zu schneiden, das man bcy uns in Einer Stnnde macht, (xix, Tafel.) - Der Schmied fuhrt seinen Werkzeug, seine lMucde und seine Eße stets mit sich, und arbeitet überall, wo man ihn brauchen Qie Schmiede richtet er vor deni Hause desjenigen auf, der ihn berufen hat: zerriebner Erde führt er eine kkine Mamr auf, vor der er seinen Heerd an- - - Hinter diescr Mancr sind zween lederne Blasebälge, die sein Lehrpursche wech? »nwcise krn^ ' ",^l, und damit das Feuer anbläst: Statt des Amboses nimmt er einen '": und s-Sch,° '^" 3anzer Werkzeug besteht in einer Zange, einem Hammer, einem ist der M^ """' ^' (XX.Tafel) — An den Arbeiten der Goldschmiede bis iht nocl ^ "" Werkzeug besonders sichtbar. Gleich den Chinesern haben sie es von versck' z> ^ ^ ^^ gebracht, daß sie Gold und Silber poliren, oder Gold arbeit, ^- , "be machen können. Indessen schätzen wir doch ihre Golodrath- l^'' / vle aber bl»a ^ '. .. p ^'" Werk ihrer unermüdcten Geduld sind. Der Indische "vlvau'etter ruhtet ebenes, Dfcn is - , ^ leine Wertstätte bey jedcm auf, der ihn verlangt. Sein ' Zange e' "/^ ^^"^ '^^"^ ^^"^' s"" Blasebalg eine eiserne Röhre; eine Schmelui ^" ^ "'^ ^^'^ ""^ "" ^""^ Amboß sind all sein Werkzeug. Seine e macht er allemal auf der Stelle aus Thonerde mit Kohlenstaub und N Cheil.) M HO Kühmist vermischt, welches den Tiegeln eine solche Festigkeit giebt, daß sie im Feuer nicht springen. Für zwölf Sols arbeitet der Meister und der Junge einen ganzen Tag lang. (XXI. Tafel.) — Die Schuhmacher sind aus dem verächtlichsten Stanr me, und die ärmsten unter allen Handwerkern. Sie haben kein ander Werkzeug, als die Ahle und ihr Messer; auch keinen Verrath an Leder oder Leisten. Wer ein Paar Schuhe will, muß sie zum voraus bezahlen : Mit dM Gelde kaust der Schuh? sier einen zottichren Hund '), dessen Haut zu der Arbeit bestimmt ist. Nachdem er ihm diese ausgezogen, bereitet er sie noch am nämlichen Tag, und am folgenden liefert er die Schuhe. Eben weil die Schuhster im Leder arbeiten, auch noch obew drein Fleisch essen, werden sie von den übrigen Iudiern verachtet, und für die schlech testen unter allen Menschen gehalten. Ihre Hütten sind an abgesonderten Orten und allemal ausser dm Städten und Dörftrn. Die Europäer brauchen sie auf ihren Besitzungen als Henker. — Die Jüdischen Leinweber richten am Morgen vor ihrer Hausthüre, unter eincm Baum, ihrcn Wcbstul auf, und legen ihn bey Sonnenuntergang wieder auseinander. Dieser Wcrkstul ist sehr einfach, und besteht nur aus zwo Walzen, die auf vier in die Erde gesteckten Pfählen ruhen. Quer durch den Auszug laufen zween Stäbe, die an beyden Enden mit Stricken allemal an den Baum, unter dem der Stuhl steht, und mit zween andern Stricken an den Füst sen des Webers fest gemacht sind , der auf diese Art die Fäden des Aufzugs sehr schicklich von einander theilt und den Eintrag darein webt. (XXII. Tafel.) Selbst der Ackerbau ist bey diesen Völkern in einem sehr schlechten Zustande. Auch verstehen sie das Pfropfen nicht; und ihre Gärten bestehen bloß in einigen vier-eckigten Beeten mit verschiednen Arten von Bohnen bepflanzt. Da der Reis ihre emzige Nahrung ist, haben sie sich auf dessen Anbau vorzüglich verlegt; und, weil dieses Gewächs nur im Wasser gedeiht, der Boden auf Koromandel aber überhaupt sehr trocken und sandigt ist, haben sie ans Noch verschiedne Maschinen erfunden, ihre Reisacker zu wassern. — Wenn die Regenzeit ^) vorüber ist, säen sie den Reis an- ") Eine Art von zottichtem Hammel mit hangenden Ohren. n») Sie fängt im Monat May an, und endigt im Oktober. Eine umständliche Beschreibung davon, und soZ^ ei"? Berechnung des in diesen Monaten fallenden Wassers findet man in »es Nttse,mch O^ dien, u.s. f, S. ?i. u. f. A. d. Ueb. NL.-xi ^^^SwT" Foils son- tfo. N°.zz. ^^5>Ü? jPoL?,ron Sc, fangs sehr dicke in cine Ecke eines Flusses oder Teiches. Sobald die Pflanze fünf bis sechs Zoll hoch ist, ziehn sie dieselbe aus der Erde, nnd versetzen sie in kleine Bündelchen abgetheilt, und eins von dem andern gehörig entfernt, in einen besonders dazu bearbeiteten und wohl durchpflügten Boden; denn ohne diese Vorsicht würde der Reis ersticken. Wenn er endlich reif ist, schneidet man ihn mit einem grossen Gartenmesser, mcht dichte am Boden wie das Getreide in Europa, sondern etwas über halb Manns-yoch ab, und macht Garben daraus. Statt diese auszudreschen, faßt mau sie am um ^-lwe, und schlägt sie auf cincr zubereiteten Tenne gegen die Erde, sammelt die rner, legt die Garben auf einen Haufen, und klopft sie erst mit Bambusrohr neuer-dmgs, um die etwa noch darin steckenden Körner vollends heraus zu kriegen. — Sobald die Reiserndte vorbey ist, säen sie Rambu, Mais, Hirse, Gengeli, u.s. f. — Alle Reisfelder sind in kleine Vierecke von fünfzig bis stchszig Klafter abgetheilt, und lmrch eine Art von sisiem Wall oder Einfassung von einander abgesondert. Zufolge dieser Emrichtung bildet jedes Viereck einen Behälter für das zum Wachsthum des Reises nöthtge Wasser. Dieses wird durch kleine Gräbrn aus einem Viereck in's andere geleitet; so daß mau mit eincm SchnMnmncn eine sehr weitläufige Strecke von Reis-^kern wässern kann. Zu dieser Arbeit braucht man eine Maschine, pikote genannt. ^eß ist ein Schncäbalken, der neben einem Brunnen odcr einem Behälter von Re-^Wasser steht, mit dem mau das Wasser schöpft, imd an die nöthigen Plätze hinleitet, sich/e ^"^ "^ ^ ausgedachte Maschine sieht so aus: Neben dcm Brunnen res S^^' ^ °^" "^ eme Gabel gespalten ist: In dieser Gabel liegt ein anderen S-k^^ ^ "^ ^""' hölzernen Nagel daran befestigt ist, und den eigemlü znnl Al f^^"^" ""^"^' auf beyden Seiten ist es mit einer Art von Stuffm wtere ">s -" ^^"^" sür den, der die Maschine m Beweguug setzt, versehen. Der hauen "^' ^^ Schnellbalkens ist gewöhnlich m,s einem schweren Baumstamme geGewi s ^ ^ "'"" manchmal noch einen Stein hangt, um ihm das ganze nöthige 3e, und ^ ^^^' ^" ^"" aufwärts stehenden Ende des Balkens hangt eine Stau-Stuffm b"" ^'^^ "" ^^^ ^""" ^"^reymer. Nun steigt ein Mann auf den bey stehenden "^^^" ^"'^ ^ Schnellbalkens, indem er sich an einem nebem '" den Br.,n« '."^ ^" Bambusrohr festhaltet, und drückt auf solche Art den Eymer nen ^"""'^ sobald dieser M Wasser geftllt ist, klettert er auf das am 92 dre Ende des Balkens, und treibt durch feine Schwere den Eymcr wieder auswärts, den ein andrer daneben stehender Mann in ein Baßin ausleert; von da sich dann das Wasser mittels der angebrachten Wassergräben in das ganze Feld ergiesset. ( XX11I. Tafel-) Um sich zu dieser Arbeit aufzumuntern, singt jener, der den Eymer leert, immer die Zahlen jAns, zwey, drey, so viel er nämlich Eymer geleert hat. — Wenn die Wasi serbehälter bis oben augefüllt sind, nimmt man zum Wässern einen Korb, der durch ei-nen Ueberzug von Kühmist und Thonerde gut verpicht ist, und an vier Stricken hängt. Zween Männer ergreifen diesen Korb, jeder bey zween Stricken; schöpfen Wasser dan ein; tragen ihn im Gleichgewicht fort, und begiessen die Frucht. (XXIV. Tafel.) Unter allcn Maschinen, welche die Indier zum Oelmachen erfunden haben, ist jene Mühle, mit der sie das Kokos-und Gengeli?Oel auspressen, die einfacheste und bequemste. Die zu dieser Maschine gehörigen Stücke sind i) Ein dicker, starker, wohl in dem Boden befestigter Baumstamm, dessen oberer Thcil wie ein Gefäß ausgehöhlt ist ; 2) Ein Mörsel, der mitten auf einem Baumstamm siht, nicht sehr groß ist, und unten eine Oeffnung hat; I) Ein Stössel, der in dem Mörsel eingepaßt ist; 4) Ein Queerholz, das in dem obersten Theil der Mörselkcule eingeklammert ist, und die Keule drehet; (dieses Queerholz bestehet aus mehrern glcichdicken Stäben, die mit Stricken zusammengebunden sind, damit sie sich beugen lassen, und nicht so leicht brechen)'. 5.) Ein dicker, platter, hölzerner Balken, der am Fuß der Maschine horizontal aw liegt, und an dem das Queerholz ebenfalls befestigt ist. Dieser Balken, der an dem einen Ende, mit dem er sich an den Fuß des Baumstammes schließt, halbzirkelförnüg ausgeschnitten ist, dreht sich in einer am Fuß dieses Stammes angebrachten Höhlung, und bewegt die ganze Maschine mit sich. Zween an diesen Balken gespannte Ochst" ziehn ihn, und mit demselben auch die Mörselkeule. Der Baumstamm hat oben einen Rand, damit das Oel nicht überlauft. Ein Mann, der auf dem Horizontalbalken steht, dreht sich beständig mit demselben herum; stößt die aus dem Mörsel hcrausdrii" genden Körner allemal wieder hinein, schöpft das aus die Oberfläche emporsteigende Oel ab, und gießt es in die dazu bestimmten Gefäffe. (XXV. Cafel.) Die Maschine zum Baumwolle kämmen ist eben so einfach. Sie besieht alls eu nem sechs bis sieben Fuß langen Stück Holz, an dessen beyden Enden ein starke DarM-satte angeknüpft ist, die beym Anrühren einen Laut von sich giebt; weßwegen man d'e . 2T°.Q.3. PouriTon i.Pc, N?2f.. J Our JO/I i.f C i iV'a5. l\H.i\fon Sc, NUt' P. l aber die Brüder ihrer Mütter. hat ' " ^"benmg, welche Ader-Ali-Kan erst kürzlich von dieser Küste gemacht be»//! '"^ '" ""'' "^ ^ sie schon Einfluß auf die Sitten der Nation hätte ha-th ^"'» indeß wenn sich die Mogolen in dem Lande erhalten, läßt sich vermw ve . ^ "uch die Maplets ihre alten Gebräuche an die von ihren neuen Herren s^ ^ ^ werden; wie sie denn auch in der That den Absichten der Natur weit besi '" entspreche ^ - V"» als )ene. 94 OH>««M5MOK«5MV Zehntes Kapitel. von der Arzneykunst. <^)ie sämtlichen medizinischen Kenntnisse der Indier schränken sich einzig auf die Zubereitung und Anwendung einiger Kräuter ein. Alle Krankheiten sind in Indieu schwer zu heilen; theils wegen der Heilart selbst,-besonders aber weil sie allemal mit venerischen Gift vermischt sind. Die durchgehends übertrieben leichtgläubigen Indier bilden sich ein/ man könne nur durch die Menge der Arzneyen geheilt werden; sie setzen all ihr Vertrauen auf einen Empyrikus, der oft noch drey Monate vorher Wascher *) Leinweber oder Schloffer war, und der aus Armuth und Mangel an Arbeit zum Arzt geworden ist. Uebrigens sind alle Aerzte dort überhaupt gleich unwissend, und keiner zeichnet sich vor den andern mehr aus. Auch giebt sich bald jeder Indier mit dieser Kunst ab. Schon von ihrer ersten Jugend cm lehrt man sie einige Kräuter und etliche Rezepte kennen, die dann vom Vater auf den Sohn kommen, und für sie eine neue Nah' rungsquelle abgeben, wenn sie sonst nichts mehr zu beissen und zu brechen wissen. Bey dieser Unwissenheit machen sie oft aus Krautern, deren Kräfte ihnen ganz unbekannt find, ein Gemengsil, dessen Wirkung sie eben so wenig kennen. Diese Indischen Aerzte geben wenig innerlich wirkende Arzneyen, und brauchen meist nur Salben und erweichende Umschlage. — Sie glauben steif und fest, daß alle Krankheiten von der Hihe oder Kalte entstehen, oder durch die Winde verursacht werden die sich zwischen Haut und Fleisch setzen. Kömmt ihnen eine Hautkrankheit vor/ so schreiben sie dieselben den Würmern zu; um diese zu todten, brauchen sie beißende Mittel welche die Haut austrocknen, und sie abstreifen machen. Tags daraus reißt dcr Arzt einige Stücke von dieser verdorrten Haut ab, zeigt sie dem Kranken; sagt ihm, ") Die Wascherwecber mänaten genannt, sind wegen ihrer Geschicklichseit im KinderMreiben sehr berühmt. Sie gebrauchen dani heftige Pm'girmittcl, wie;. V. die PurM üsse d^non ä' imle) und Raute ^ M" ^ kann wohl annrhmen, daß sie die HMc der mlglüctlichen Schlachtoxfer pergisttn, die ihne,, in tie H^ d< fallen. dieß ftyen die Würmer die ihn nagen- und glaubt es wohl selbst. --. Da alle ihre Heilartm bloß auf Vorurtheilen beruhen, brauchen sie für die vielfältigen durch Kälte entsiandnen Uebel die hitzigsten Gegenmittel. Gewöhnlich endet sich die Krankheit mit einer Entzündung, deren gefährliche Umstände -der Arzt für eine nothwendige Folge der nach ihrem Sinn allen körperlichen Gebrechen gemeinsamen Eigenschaften hält. ^. Der Gebranch der Klystiere ist den Indiern ganz unbekannt. Auch las. ^ sie tnelnal zur Ader: Ihr unüberwindlicher Abscheu vor dem Blut wird der Eine yrung dieses Mittels stets im Wege stehen; und wenn schon ein Europäischer Arzt "k Aderlässe vornehmen wollte, so würde doch die unmäßige Furcht vor dieser Ope-ration eine ganz entgegengesetzte Wirkung thun. Um indeß die bey uns gewöhnliche derlässe durch andre Mittel zu ersetzen, verordnen sie strenge Diät, st daß ein Kran-r der dieselbe genau beobachten will, einige Tage hintereinander gar nichts weder "kn noch trinken darf. Darauf giebt man ihm Tisanen aus Gewürznelken, Anis, '"d anderen solchen erhitzenden Ingredienzien. Nun entsteht die Entzündung, wird all-^l)lig heftiger, und rast den Patient dahin. — Den Puls fühlen sie eben so wie ^hmeser, indem sie den Finger verschiednemal auf die Pulsader legen. Nachdem te Abwechslung der Pulsschlaae beobachtet haben, sehen sie das Gesicht des Kram Nm ausscrordentlich starren Blicken an, indem sie ihn bereden, daß sich die Ab? Mung des Pulses bis auf das Gesicht erstrecke; und daß man aus der vereinig-^ Regung der Augen und der Pulsader die Gattung der Krankheit unfehlbar en Unk ^ ^hl'rmgie, und alles was sich auf dieselbe bezieht, ist den Indiem vollends bey >. ^' ^e die Egypter, haben sie niemal einen Todtenkörper geöffnet, um da-zu ent^ ^"" ^ menschlichen Leibs zu studiren, und die Ursachen der Krankheiten j^, ^"- Ruhig sterben sie unter den Händen ihrer inländischen Aerzte; aber un-kiw, ^"dei, eines Europäers würden sie bis an ihren Tod oder bis zu ihrer voll-WöalVl ^suttg in unaufhörlicher Angst schmachten, weil sie glauben es sey nicht , daß ein Ausländer jemals ihre wahrhaften Anliegen ewsthe. Nl ^ "banpt sind sie vcrschiednen Krankheiten, und besonders allen den Fiebern werde " ^ ^'^ '" ^""p" kennen. Die Bewohner der bergigten Gegellden von einem viertägigen bey ihnen einheimischen Fieber angegriffen, das von dem daselbst befindlichen Waffer entsieht, welches Verstopfungen verursacht. Diese Krankheil, der sie nur durch Diät und Purgirmittel begegnen, sollte von den Aerzten genauer untersucht werden; denn ich habe fast in allen aus den Bergen herabkommelv den Quellen Metall-Theilchen, und besonders in denen von Gingi viel Vitriol bemerkt. Indeß versicherten mich die Indischen Aerzte, die mich dieses Waffer untersuchen gesehen, daß bloß die Luft Ursache von diesem Fieber seye, und daß man ungeachtet der Vorsicht, Wasser von weitem herkommen zu lassen, doch in gewissen Iahrszeiten damit befallen werde. Die Parias, welche allzu arm sind, sich ein« gute Nahrung zu verschaffen, nnd die meist nur faules Fleisch essen, das sie an der Sonne trocknen, werden sehr häufig von einem Fieber angegriffen, an dem sie gemeiniglich zwischen dem fünften und neuw ten Tag sterben. Die Symptomen dieses Fiebers sind ein ausserordentlich voller Puls, brennende Haut, eine ausgetrocknete, rauhe, schwarze, oft geftaltne Zunge, funkelnde und thranende Augen, ein schweres immer mit Schwachheit begleitetes Athcmholen, und äusserste Entkräftung; manchmal geben, die Kranken auch von oben und unten lebendige Würmer von sich. Eben so sind sie Verstopfungen des Milzes unterworfen, welche sie Basse") nennen. Die Indischen Aerzte glauben, diese Verstopfungen kommen von einem kalten Fieber! ich vermuthe aber, sie entstehen vielmehr von der grossen Menge Salpeters, den der Boden dieser Länder in sich enthalt; welches dann in gewissen Iahrszeiten die Luft sthr kühl macht. In Bengalen, wo sich noch mchr Salpeter findet, ist auch diese Krankheit viel allgemeiner. Ich glaube, das flüchtige Alkali würde gute Dienste da-gegen thun. Diese Verstopfungen erstrecken sich von der Herzgrube bis an den linken Hypochonder, und sind oft so hart wie Stein. Folglich muß sich das Milz entschlich ausdehnen, um einen so gar geräumigen Platz einzunehmen. Nebst alle dem herrscht fast überall noch eine gewisse epidemische Krankheit, welche innerhalb vier und zwanzig Stunden, oft in noch kürzerer Zeit, alle diejenige" wegraft, welche sie angreift. Dieses Uebel zeigt sich aber mir in den kälter" Iahrszeiten. Wob '») Das Wort Vasse kömmt vom Portugiesischen Wort Baca, welches das Milz heißt. Wollüstlinge, und den Unverdaulichkeiten - unterworfene Personen , werden mit emem Durchfall, oder eigentlich mit einem unaufhaltsamen Ausftnß des stüßig gewor: denen Unraths angegriffen; jedoch ohne daß Blut von ihnen gehe. Gegen diesen Durchfall, den sie den scharfen Fluß nennen, haben sie kein Mittel, und überlassen bte Heilung davon bloß der guten Mutter Natur. — Dieser Fluß, dcr vor einigen ^")ren wüthete, verbreitete sich im ganzen Lande, und brachte von Scheriugam bis °"dlschery ungefehr stchzigtaustnd Menschen um's Leben. Die Ursachen seiner Ent- "g waren verschieden: Einige wurden davon angegriffen, weil sie zu Nachts unter lMt Himmel geschlafen hatten; andere, weil sie kalten Reis mit Car ') gegessen k"; die meisten aber, weil sie sogleich nach einem kalten Bad, oder nachdem sie ^ l" kaltem Wasser gewaschen, anfiengen zu essen: Daraus entstand eine Uuvcrdaw ^ e»t, l„,h ^ allgemeiner Krampfdes ganzen Nervensystems, worauf eine Erschlag lg und der Tod selbst folgte, wenn man nicht eilends Gegenmittel brauchte. Diese premie siel wahrend dir Zeit em^, da die Nordwinde wehten; im Dezember, Jen- und Hornung; sobald jene aufhörten, verschwand auch die Krankheit. Ihre , ' ptomen waren ein wässerichter Durchlauf, mit Erbrechen, gänzlicher Entkräftung, ^ "enden Durst, Drücken auf der Brust, und Verstopfung des Harns verbunden. ^ )Mnl spülte der Kranke heftige Kolikschmcrzen: Oft verlor er den Verstand,, die , )e ul^h h^ Gehör; der Puls war klein und gedrangt, und das einzige Nett sinV ^^^ ^^^ ^' ^^lldcr du Choisel von der ausländischen Mißion dagegen aus- nicl/ ^^^ war der Thcriack und bittere Arzneyen. Die Indischen Aerzte konnten in v '^" kwzjgen Kranken retten. — Vermuthlich floß die verstopfte Ausdünstung verurs '^'^^^ zurück, drängte sich an den Magen und an die Eingeweide, und dr ^ nlso d^s Erbrechen, welches sich mit diesem Durchlauf endete. — Ein aw E.. ^^ Fluß, der zwey Jahre spater ansbrach, war mcht minder fürchterlich. anss,' lucht aus gleicher Ursache wie der erstere, weil er im Julius und August übe^si ' ^l'estr begaun mit eilum wäffcrichten Durchlauf, der den Kranken plötzlich . bandeln alle auf gleiche Art. — Sobald sich die ersten Symptomen, nämlich ..^" breche», Rcissen u. s. s. zeigen, muß sich der Kranke mit Reiobrühe, Raw ^ ^ >-------------------------------------------------------—----------------------—--------------» l ?"^ 'st in Europa unter dem Name der Indischen Titimale (Kupkarbia , li^m.awz Inäicm) l^ stcn ^ 2'^^ 'st diese Psianze doch nicht von der nämliche» Gattung: Ihre Milch ist eins dcr hcfti^ ^it ^'^^'"nd Vrcchmtttcl; ,ven>, man ihren Saft am Feucr sich verdickern läßt, hält er sich lange ^-,f ^"^'^ brauchen ihn als ein simples M,rgatif, indem sie ein« Dosis in der Grösse eincs -'«oellnopfcs davon m sich nehinen. I0O Je genannt, begnügen; er mag diese Nahrung nun wegbrechen oder nicht, er bekömmt doch keine andre, bis endlich das erste gelinde Fieber vorüber ist und die Pockcnbläsgen zu eitern anfangen: Dann erlanbt man ihm etwas Reis, und gedörrte Fische, Aarwace genannt: Die Diät ersetzt hier vollkommen die bey uns gewöhnliche Aderlasse. Wird der Kranke etwa verstopft, so giebt mau ihm etwas Schagre (^re), das statt unsi rer Klystiere dient. Wenn die Pocken nicht recht ausschlagen wollen, geben sie dem Patient den Saft von Tamarindenblattern mit etwas Schagre vermischt, welches sie zum heraustreiben für sehr wirksam halten; wann endlich die Pocken eitern, überstreuen sie den Kranken mit Asche aus Kühmist, um zu verhindern, daß die Leinwand nicht an die Eiterblasgen klebe. Diese schädliche Operation treibt die bösen Safte einwärts; verhindert die Ausdünstung; verursacht tiefe Geschwüre und Narben, Bauchsiüsse und Husten, welche manchmal die Auszehrung nach sich ziehn. Die Augen und Nasen des Kranken beschmieren sie mit Kokosöl, um dem zuftmmenkleben derselben zu wehren. Am sichszehnten oder siebenzehnten Tag waschen sie den Kranken mit kaltem Wasser, reiben ihn dann sehr derbe mit Blättern vom Margosier "), und legen eben diese Blatt ter geflossen, und in Oel oder Butter geröstet, auf die Pockennarben; dann erlauben sie dem Kranken auch geronnene Milch, Reis und Zwiebeln zu essen. — Diese kalten Bäder verursachen oft Bauchsiüsse, Zuckungen, Geschwüre, Husten, Drucken undent lich den Tod; und so endet sich die Indische Pockeukur., Die epidemischen Masern, welche vor fünf Jahren so viele Indier aufrieben, waren eine andre Gattung von Pocken,,die man bis dahin noch nie in Indien bemerkt hatte. Sie zeigten sich zuerst auf dem Gesicht und der Brust, breiteten sich aber alsdann weiter über den. ganzen Leib bis an seine äussersten Theile aus. DM^'. ^ ^"^" verordnen es beynahe in allen Krankheiten ; es verursacht gefährliche Zufälle und ^^denTodM'si. ^ der '-"/''"' '^ ""° Stocknng , ein Mangel am Unilanf des Geblüts und der Säfte, der aus Abgang s) ^ . ^ '"^^'^ ""steht, und durch das Langanam n?ch rcl'Nlchrt nm1>. ten^ ^"'^'^ ^ ^" ^""'" "°" ^" ^^ der HülscnfrüOe: Er trägt lange unb sehr dünne Schol-' lun Saalneu ist rund, md «n bepdcn Enden platt gedrückt. IO2 einer Ohnmacht wieder zu sich selbst bringen wollen. Die beitzende Schärft dieses Saft tes macht sogleich die Empfindsamkeit aller Glieder rege, und bringt den Kranken wieder zum Leben, der aber oft darüber das Gesicht verliert. — Für die Schlangenbisse haben sie besondre Aerzte; und da der Biß der meisten dieser Thiere schnell tödtet, und sie also nicht allemal straks einen Arzt haben können, brauchen sie einige Rezepte, welche die Empyriker in den Gegenden zurücklassen, durch die sie reisen. Die gefährlichste und gemeinste dieser Schlangen ist die Rappenschlange, welche unter dem Namcn der Brillenschlange bekannter ist. Die Indier nennen dieselbe Nalla pamdu, d. i. gure Schlange. Wider ihren Biß brauchen sie das Wischamarondu '), und zwar ausfolgende Art: Man öffnet die Haut bis Blut hervor stießt; in diesen Einschnitt legt man eine Ponion von Wischamarondu , so groß wie ein Pfefferkorn, und reibt das Glied wohl. Eben so viel giebt man dem Kranken zum verschlingen ; und wenn er ohnmächtig ist , bestreicht man ihm damit auch die Lippen. Wenn die Gefahr dringend ist, schröpft man dem Verwundeten an mehrern Orten. Man öffnet nämlich die Haut oben an der Stirne und am Hals, und reibt Wischamarondu in diese Oeffnungen. Dieses Mittel ist sehr wirksam , wenn man es eilends braucht; hilft aber nicht mehr, wenn das Gift schon in die Blutmaffe eingedrungen hat. — Die Kur, welche man einst zu Ka-nkal machte, da eben weder ein Schlangenarzt noch Wischamarondu zu haben war, ist eine der ausserordentlichsten. Man nahm ein junges Huhn, dessen Steiß man auf den Biß ansetzte, welches zimlich gut die Dienste eines Schröpfkopfes that, und das Gist an sich zog ; das Huhn. starb in einigen Minuten : Also nahm man ein zweytes, das eben so schnell wieder starb und durch ein drittes ersetzt ward; u. s. f. bis auf dreyzchn. Das Letzte starb nicht mehr, schien auch nicht einmal krank zu seyn ; und der verwundete Mensch war nun vollkommen geheilt. — Es giebt eine Art von sehr kleiner Vü per, die auch nie grösser wird. Die Indier nennen dieselbe tViriapamdu , und be^ Häupten/ sie sey die Mzige Schlangenart, welche Junge gebährt. Ihr Biß ist sehr gefährlich, und selbst das Wischamarondu heilt ihn nicht; sta« dessen geben sie dem Ver- '-') Das wischamarondu, welches die Europäer unter dem Namen der Salbe von Madura kennen, ist ein Gemengsel von verschiedenen Krautern und Wurzel», die unfehlbar uiel flüchtiges Alkali '" sich enthalten; aber die Grundlage davon sind die purgmmssc (k^nun ä'lmle). Diese S^'ll'c '5 c,„ heftiges PurMnittel, und riecht wie Meusthenfoth. toz wundeten Koloquintenäpfel als Gegenmittel zu essen. So bald er nun fühlt, daß dies« Aepfel bitter seyen, weiß man daß er genug davon genommen habe; denn sie glauben, daß das Gift dieser Viper den Gebißnen verhindre, die Bitterkett der Koloquinten zu schmecken. Auf diese Arztney folgt aber meist der Bauchfiuß; dafür muß der Kranke so lange eine gewisse Portion parupu, eine Gattung fiacher Erbsen, essen , bis sich der Durchlauf stopft. Dieß sind ungefehr die Kenntnisse , oder vielmehr die Vorurcheile der Indier in de, Hulkunoe, und die allgemeinen Arzneymittel, oder Gifte, davon sie Gebrauch machen. Eilftes Kapitel. Von der Astronomie. ^)ie Sternkunde war bey den Indiern schon seit sehr langer Zeit im Gange; und wahrscheinlich haben sie dieselbe den Völkern mitgetheilt, die in Handlungsgeschäften zn ihnen kamen. Mittels ihrer in räthselhaften Versen abgefaßter Formeln "), berechnen sie genau und ziemlich behende die Sonnen? und Mondssinsternisse. Die Bramancn haben den Durchgang der Venus durch die Sonnenscheibe sehr richtig vorausgezahlt. In ihi ren ältesten heiligen Büchern sindet man folgende umständliche Beschreibung übcr die Planeten. Die Sonne nimmt ihren Lauf mitten um die Welt **): Dieses belebende Gestirn erzeugt alles Gute, das die Menschen und Thiere gemessen; auch bestimmt es, vermöge seines Kreislaufes um die Erde, das Zeitmaß. Zu Ansang des Monats Rartige, (Wintermonat), wird die Nacht um Ein Najige ^°) länger als der Tag, indem die Sonne gegen Süden rückt; dagegen sind die Tage länger als die Nächte, wenn sie gegen Norden herauf kömmt. — Innerhalb sechzig Najiges , oder vier und nvanzig Stunden , durchläuft die Sonne neun Üxurus f) und acht Millionen Zoaenas -ff)' Wenn es an einem Orte Tag ist, ist es am andern Nacht; und dieß entsteht aus dem Sonnenlauf. Ihr Wagen stützt sich mit dem einen Ende auf den Berg Meru fft), mid ") Einige davon findet man in der Reisebeschrcibung des Herrn Le Gcntil. 5N) We Völker ohne Ausnahme glaubten ehedem, daß die Sonne sich um die Erde bewege. Die sul^ paer sind vielleicht die einugen, die sich von discm grobe» Irrthum losgerissen haben. "'>") Ei» Najige betragt 24 unsrer Minuten. 5) Ein Ruru ist hundettmal hunderttausend. tt) Ein pogma beträgt vier Meilen; welches 392 Millionen Meilen für den Lauf der Sonne in»^ halb 24 Stunden ausmacht. Nt) Ein goldner Berg im Mittelpunkt der Erde. Nur die Götter können dorthin kommen. Die Ii'di" behaupten, o. Pogenäs in seiner Ausdehnung , und deckt die Sonne und den Mond; daher die Finsternisse entstehen. Warum würden wir die zween von den Indiern Ragu und Duedu genannten Sterne das Drachenhaupt heiffen / wenn wir die Sternkunde nicht von diesem ab ten Volke hätten? io7 Zwölftes Kapitel. von den Sprachen und der Schrift der Indier überhaupt, und der Tamuler insbesondere. Erste Abtheilung. von den Sprachen. Erster Abschnitt. Von den Indischen Sprachen überhaupt» «^Hon der Küste Orixa bis an das Kap Komorm, und von dort aus über die gan? ^ Küste Malabar hinauf bis Kochin, spricht man Tamulisch —. Die Gelehrten '" diesen Gegenden schreiben ihre Bücher in Versen; welches sie den gemeinen Im b"rn, die sonst auch gut lesen können, ganz unverständlich macht. — Auf der Kü- ste Orixa spricht man das Talinga ; eine Sprache, die durch ihre Karaktere und ussprache vom Tamulischen abweicht, davon aber jeder Buchstab in der Uebersetzung e" ähnlichen französischen Buchstaben wohl entspricht. — Auf der Küste Malabar ^ ^ redet man eine Sprache , die sich vom Tamulischen in den Karakterrn und Aussprache unterscheidet. ___ Im nördlichen Theil der Küste Malabar, gegen üb'^ bin, spricht man Induisch, welches mit dem verdorbnen Samskrutam ^"""ömmt. Diese Sprache hat weder mit dem Tamulischen, weder mit dem Ta> ^ '^ »„jt h^^ Malabarischen viele Aehnlichkeit. ^ 'lle diese Sprachen haben sich ganz und gar nicht ausgebildet, wie es doch ge- 'b Zeschel)^ ^ ^ ^^^^ .^^ ^^^^. ^ Wissenschaften betrieben hätten; im Ge- ^ '"^"l, sie si„h ^ ^^ ^^^h^,^ w^hm , daß man kaum mehr einige Spuren " Samskrutam darinn entdeckt; nur an der Küste Orixa haben sich einige Ueber? '^ von dieser letztern unter den gelehrtern Bramaum etwas erhalten. Auf der Kororncmdel hat man dieselbe ganz und gar vergessen, und braucht einige Buch ic>8 staben dieser alten Sprache nur um die Armuth der eignen Schrift zu ersetzen, mit deren Buchstaben man viele Worte gar nicht ausdrücken kann. Ill ganz Indien spricht man neben der Landessprache auch noch das N7ohrische und persische , welche Sprachen die Mogolen bey ihrer Eroberung in diesis Land einführten. Die Kausteuthe auf Koromandel sprechen fast alle das Tatinga ; und in den europäischen Faktoreycn redet man überall jenes elende verdorbne Kauderwelsch/ das die Portugiesen bey ihrer Besitznehmung von Indien einführten, und das sich bis itzt noch immer erhalten hat. Das Samskrucam, Samskret, Hanscn't oder Grandon ist die reichste Sprache: Ihre vielfältig beugsamen Karaktere gewahren viele Leichtigkeit, die Gedanken auszudrücken; wofür sie der P. Pons *) die göttliche Sprache genannt hat. Sie war die alte Sprache der Brachmanen, und nicht, wie Herr Bmlly mcynt, die Sprache eines noch älteren Volkes. Die itzigen lebenden Sprachen von Indien h^ ben so viele Achnlichkcit mit dieser alten, daß man sie wirklich alle als Töchter voM Samskrutam ansehen kann, welches aber durch die Vermischung andrer schlechter Mundarten verdorben worden. — So ist die itzige französische Sprache schon nicht mehr die Sprache der alten Gallier; und in fünfhundert Jahren wird sie vielleicht mehrere Veränderungen auszustehen haben , als das Samskrutam seit der VerlöschunZ der Brachmanen erlitten hat. Das Talinga ist eine sanfte und angenehme Sprache, und hat weniger Mä^ gel als alle übrige indische Mundarten. Das Tamulische ist unstreitig die mangelhafteste Sprache, weil jeder Buchstab auf verschiedne Art ausgesprochen und geschrieben werden kann. Aus dem Abriß, de" ich nach einer zu Trankebar gedruckten Grammatik davon mittheilen will, wird man sich einen Begrif von derselben machen können. Alle diese Sprachen haben kernichte Ausdrücke und lebhafte Bilder, die sich "ie zu weit von der Natur entfernen , ob sie schon bisweilen überspannt sind. So ist z. V' m der Beschreibung eines Gefechtes das Geklirre der Waffen durch das Rollen und die wiederholten gähen Stösse der Zunge nachgeahmt, die man am Ende jedes V^ ses ausdrückeil muß. ' - Zweyter Abschnitt. Von der Tamulischen Sprache. T>ie Gelehrtensprache heißt Schentamy. Alle Bücher werden in dieser Sprn ^e geschrieben; und zwar in Versen, die man allemal singend abliest. Der Leser unterscheidet jeden neuen Vers, indem er die erste Sylbe davon in einem hohen Ton aus-seicht, den er dann umnerklich und musikalisch bis zur letzten Sylbe wieder herunter,-lnmmt. Hat em Vers eine Sylbe zu viel oder zu wenig, so verwirrt sich der Ton, ^ es uns auch beym Herlesen unsrer mangelhaften Verse aufstößt; und eben dadurch ""n man die in der Abschrift eines Buches eingeschlichenen Fehler entdecken und ver-bessern. Wenn ein Redesatz sich zugleich mit dem Ende des Verses endet, so giebt es " Leser durch ein ziemlich lang anhaltendes Gesumst durch die Kehle und Nase zu verstehe ,.,.,. ..^ §. i. Von den Buchstaben überhaupt. Die Tamulische Sprache hat dreyßig Buchstaben, die von der Linken zur Rechten ^schrieben werden. Zwölf von diesen Buchstaben, sind Selbstlauter, darunter fünf "rze und sieben lange sind; unter diesen letztern sind aber das ae und au eigentlich Doppellautcr. Folgelches sind die Züge der Selbstlauter, in der Ordnung wie sie die Tamuler lehren: «^ «^ö S 55 2. Z^ "^ ^ ^ «-I .^ ^7^ a a i i u u e e ae H o au Diese Buchstaben werden nur am Anfaug der Worte geschrieben. Die übrigen achtzehn Buchstabeil sind Millauter, und sehen so aus: <^ A/ H5 ^I ^. ^ ^ "5 ^ 6-> N /T 5<) ta nga scha gna ta na m na pa ina ya ra la ^' la ra ,^ Dlcst Mitlauter werden nicht allemal auf gleiche Art ausgesprochen ; man spricht ^ anders ^u Aufang eines Worts, und anders in der Mitte. — Ebeu so verändert ) "n Selbstlauter oder Mulauter, der vor ihnen hergeht oder darauf folgt, ihren na Schall. Aus gleicher Ursache entsprechen ihnen auch unsre darunter gesetzten Buchstaben nicht vollkommen; und da jeder Karakter ein kurzes a bey sich hat, sind sie eü gentlich nur Sylben. Da man die Karaktere der Selbstlauter,-wie gesagt, nur am Anfang der Worte schreibt, mußte man andre Zeichen erfinden, die mit den in der Mitte oder am Ende der Worte stehenden Mitlautern die Selbstlauter ausdrückten; und diese Zeichen sind folgende: //- wenn es nach einem Mitlauter sieht, drückt ein langes ä aus; wenn also auf A ca das /^ folgt, «A//- heißt es Ca", u. s. f. Dieses Zeichen kann man nach allen Mitlautern setzen, ausgenommen nach dem > rä^ Das kurze i wird durch das Zeichen ^ ausgedrückt, das man über den MitlaM ter setzt. So schreibt man, um das ka auszudrücken H^; und um das ki auszudrül cken «A : Das gleiche thut man bey alleu übrigen Sylben. Das nämliche Zeichen etwas weiter hinausgezogen, bedeutet ein langes r°. So heißt , und ko mit (3, "nd "^ mit^V,u.s.f. Der Doppellauter au wird durch das Horn e ^? ausgedrückt, das man vor dct" .^' /'.!^„.'/Ä, .>?,v^. Ill Mitlauter, und nach demselben das Zeichen ^7 seht. Also schreibt man kau nnt ()l5) heißt; zween sehr verschiedene Ausdrucke. Der Doppellauter au hat die nämliche Unbequemlichkeit, weil man in dem Wott (?Hc?ss- lesen kann kel, höre, oder' kau '. und eben so in <^A>n tel, ein Skor-plon, oder cau. Ueberdas setzen die Tamuler niemal weder Punktum noch Komma ; auch sehen sie die Worte nicht auseinander, welches ihre Schriften sehr verwirrt, und macht, daß jene, welche die Sprache nicht vollkommen verstehen, oft den wahren Sinn des Satzes nicht herausfinden können. Die nebenstehende Tafel (XXVII. Tafel.) stellt die Mitlauter in ihren verschied, "en Verbindungen mit den Selbsilautern dar. Ich wiederhole es noch einmal: Diese Züge stimmen mit unsern darunter gesetzten Buchstaben nicht ganz genau zusammen; sie verändern ihren Ton, je nachdem ein Buch: stab vor ihnen steht; welches ein grosser Mangel in der Sprache ist. Wenn auf einen Mitlanter ein andrer folgt, so bleibt der erstere unbestimmt (lulpenäue). In der gelehrten Sprache zeigt man durch einen über dem Mitlauter ge- > setzten Punkt, daß er gleichsam nngiltig sey ; aber wer di« Volkssprache schreibt, zeichnet diesen Punkt selten aus. §. 2. Von den Mitlautern. Der Buchstab MD«^lw«M«GO«6MV dieses ^ verdoppelt wird, spricht man es wie tscha; und wenn der Buchstab A vot ihm her geht, gilt es wie ein ja. Wenn der Buchstab V bey einem Selbstlauter steht, spricht man ihn wie das tsn in dem Wort Aompagnie *): Er kann vor keinem andern Mitlauter stehen als vor dem <^- ; dann spricht man ihn wie das ngn, und das H" wird zum j. Der Buchstab ^ ist das r der Englander. Er steht niemal am Anfang eines Worts: Steht er allein in der Mitte, so gilt er für das Englische Da; steht er doppelt und vor ihm ein langer, gilt er wie ein c; geht ein kurzer vor ihm her, hört man ihn wie zwey r; ist er allein vor einem andern Mitlauter unbestimmt, dann spricht man ihn wie ein t. Der Buchstab 555^ ist ein n; wird auch so aufgesprochen, und sieht niemal am Anfang eines Worts. Wenn der Buchstab ^ am Anfang eines Worts steht, ist er ein t, und in der Mitte wird er ein d ; steht er doppelt und nach einem langen in der Mitte, dann hört man ihn nur wie Ein t; dagegen aber wie zwey t, wenn er nach einem kurzen steht. Der Buchstab ^ ist der einzige alls den drey tamulischen n, den man am Anfang eines Worts setzen kann; wenn er m der Mitte steht, ist er allemal unbestimmt; und an's Ende wird er nur gesetzt, wenn das darauf folgende Wort mit einem A anfängt. Der am Anfang eines Worts stehende Buchstab -5/ ist ein p; in der Mitte einfach cm b; in der Mitte verdoppelt und nach einem langen ein einfach p; und nach einem kurzen ein doppeltes p, welches aber doch keine ganz allgemeine Regel ist; denn es giebt Worte, darin man ihn nur wie ein einfaches p spricht, obschon ein kurzer vor 'hm sieht., ^.^ ^5, ,^ >^ Der Buchstab A? ist der Mltlauter i, der sich mit allen Selbstlautern verbiß den laßt: Am Ende der Nebenworte «^All> wird er wie eine Gattung von stummen i ausgesprochen; im Anfang eines Worts aber wie ya. ,- ' ") Im Original comme ,ls« «l^ ^«r««, für welches ich, um (meiner Meynung m,ch) verständlicher !« werden,, das jedem Deutschen bekä'Mte und schon lang? als ^inh"',nnsch augeuommene Wott .'l^ pagnte gcltommen habe,, das dem Wort ^«f«« zivar nicht ganz gleich, aber doch sehr »ich? komm' A. d. Ueb. IIH Der Buchstab ^ wird viel gelinder ausgesprochen als unser ra. Auch ist er sehr von dem andern tamulischen ra ^ unterschieden; denn H^ kari heißt Rohten, t'"d <5?"ein Ragom. Der Buchstab ^ wird auch gelinder ausgesprochen als das französische /a, und »st weit von dem andern tamulischen la 6i^ unterschieden: Denn H^/^ kalam ist em Getreidmaß, und <^6>ii^ kalam heißt eine Tenne. Der Buchstab 55) stimmt vollkommen mit dem französischen ^ (also unserm N)) überein. Der Buchstab ^ ist, wie die Indier versichern, eine Gattung b : In einigen G^ senden spricht man ihn wie ein l; in andern nähert er sich einem mit aufgehobner Zunge ^gesprochenen scha (1«). Der Buchstab ^ ist ein r: Wenn er gedoppelt in der Mitte eines Worts steht, Mlcht man ihn wie zwey t, und dann scheint er von den zwey ^ nicht unterschieden zu '^u; nach dem Buchstab a??", der dann unbrstinunt ist, verändert er sich in d. Der Buchstab 65? ist ganz ein andrer, und wird schwacher ausgesprochen als das 6337°. ^ wird in der Mitte und om Ende der Wörter, aber memal im Anfang gebraucht« §'. 3.-Don den Selbstlautern. Die Selbstlauterwerden ausgesprochen wie die unsrigen, ausgenomen in folgenden Fällen. Wenn auf das kurze a ein "? , /5, 03s folgt, wird es wie ein e ausgesprochen : ^un das a vor den Endbuchstaben as^s , 6A , 677 steht, wird es ausgesprochen wie das ^'"nzösische e« in dem Wort/e« (?lkteur) : Aber in den eiusylbigen, die mit den gleichen Mttlautern sich enden, behält es seine wahre Aussprache. Der Selbstlautcr E i wird niemal mit einem hellen Ton ausgesprochen. Vor dem 6^, l^_ , ^ , ^^, ^ wird das kurze i gemeiniglich wie ein stummes e oder wie eu ausgesprochen;, aber viele Leute sprechen es auch wie 0 oder wie u. Das lange'i ^"d vor 55557- und ^ meistens wie u, vor dem x^ aber doch manchmal auch wie eu, "nd vor ^ und ^ wie eu oder u gehört; vor dem ^ wird das kurze i bey dem Aus-druck des Insinitifs allemal verschlungen, so wie man im F^H' Gradu ausspricht. Das lange u wird allemal wie unser u ausgesprochen; eben so auch das kurze u, "^ "och einen etwas sanftem Ton hat.^ (I. Theil.) P li4 «3U^«W«OO>«M>» Das kurze und lange e werden oft wie ye gesprochen; und ihre ächte Aussprache lernt man m,r aus der Uebung. Vor i^., Mf, ^ / 6N^ und dem einfachen ^ wird dieser Buchstab wie eu gesprochen; aber vor dem doppelten ^ , das dann wie t lautet, weicht es von dieser Regel ab, und klingt wie ye. Man sieht also, daß die beyden Selbstlauter i und e vor /^., ann-, "^, 6^7> lind ^ in der Aussprache ganz und gar nicht von einander unterschieden sind. Der Doppellauter ae wird in den emsylbigen und in der ersten Sylbe der vielsyb bigen Wörter wie a ausgesprochen: In andern Fallen aber lautet er wie ei; doch st, daß man das i kaum hört. §. 4. Von der Abänderung der Buchstaben in andere Buchstaben. Viele Buchstaben in der tamulischen Sprache ändern ihre Aussprache, je nachdem verschiedne andre vor ihnen hergehen; und eben diese Buchstaben verändern dieselbe auch, wenn sie am Ende der Wörter stehen. Wenn der Buchstab H, am Ende eines Worts sieht, auf das ein anderes folgt, welches sich mit einem H anfängt, dann Veranden er sich in ^,; vor <^ verändert er sich in <^H, und vor ^ m /^". Der Buchstab L schti, ^-k' schri; EK sch"l, cKF schm^ N^> ist ein s, unter das man nach der Art der Talingas verschiedene Buchstaben schreibt: So schreibt man den MuHstab /7' in der Gegend von Pondischery Bruma, in Tanschaur Brahma, auf der Küste Orixa Bremaw odcr Birmah. Aehnlicher Weise spricht man ^^nn- culf der Küste Koromandel Schiwen, in Norden Schib, in Süden Sirva. Zwote Abtheilung. von der Arr zu schreiben. Die Indier schreiben mit einem Grabstichel auf Dlles; nicht aber, wie man ehedem glaubte, mit einem Griffel auf gewisse mit Wachs oder Mastix überzogene Baumrinden. Die Olles macht man aus den Blättern einer Art von Palmbaum, dessen Frucht in Indien unter dem Namen Longe bekannt ist: Diese Blätter Habens die Form eines Fächers, und sind dicht und dürre; die Blatterchen, welche man davon abzieht, heissen dann Glles. Der Schreibende legt die Olle auf die eine Hand, und schreibt mit der andern (XXVIII. Tafel). , Sie schreiben auf beyden Seiten, und übertünchen dann die gegrabnen Buchstaben mit Dinte. Um ein Buch zu ge-stalten, legen sie die Olles je eine auf die andre, lind machen am Rand einer jeden ein Lächlein, das durch alle Blätter hindurch geht; dadurch ziehen sie dann eine Schnur, und binden also alle Olles zusammen. Auch auf Papier schreiben die Indier; und ich glaube, sie haben dieß von den Mogokn gelernt; denn diese letztere schreiben lieber auf Papier als auf Ob les. Dieses Papier ist aus Lumpen von Leinwand und Baumwollenzeug gemacht, und mit Reispape geleimt, wodurch es glatt wird, und einen Firniß gkich dem Chi? nesischen bekömmt. Man macht dergleichen Papier von allen Farben, oft auch von Gold - und Silber? Farbe. Sie schreiben mit einer Feder, aus Schilfrohr, und Hal' ten die Finger sehr weit von dem Schnitt der Feder entfernt; am liebsten nehmen sie etwas graufärbiges Papier, und nur selten weisses, das sie eigentlich bloß brauchen ihre Waaren darein zu wickeln. Es muß noch nicht sehr lange seyn, daß sie auf Papier schreiben; denn alle ihre alten Bücher sind auf Olles geschrieben. N°%8. • Jonncrut, I>ln " rem Wohlthäter dem Kranich, und hüpften eilig an das Gestade; aber nun trug " sie dieser alle auf einen grossen Felsen, wo er seinen Schmaus zu geben versprochen " hatte. Endlich kroch auch der Krebs aus seinem Loch hervor, ließ sich bey dem « Schwanz anfassen, sah aber schon von weitem die Fische im Trocknen liegen und '> verschmachten; auch sah er Krebse die ängstig hin und her liefen um Wasser zu lich fiel das Loos auf einen jungen Hasen , den verschlagensten seines ganzen Geschlechts: " Dieser verweilte sich auf dem Weg und kam nicht zur bestimmten Stunde auf den " Platz. Der Löwe fragte ihn um die Ursache. Ich habe mich nur darum so lange " aufgehalten, antwortete der Hast, um euch und allen Thieren das Leben zu erhal? " ten. Ich sah auf dem Weg einen Löwen, der euch den Krieg ankünden, und " euch nnd eure Unterthanen auffressen will. Der Löwe war über diesen Bericht sehr " vergnügt, und befahl dem Hasen, cr sollte ihn zu diesem Vermessenen hinführen; abcr " der Hase führte ihn zu einem grossen Brunnen, in dem jener sein Ebenbild sah: Weil " er nun dasselbe für seinen Feind hielt, stürzte er sich nut voller Wuth hinein, und " gieng zu Grunde. „ 12V «m««!K>OKn6HM!W>OA»«!W»0» Der Braman und das irdene Geschirr voll Mehl. . » Die leeren Anschläge verschwinden sobald man sie gemacht hat. ^,«f^ ..< „ Ein Bramcui ruhte am Ufer eines Flusses im Sande aus. Er hatte ein irde^ „ nes Geschirr voll Mehl bey sich, das man ihm so eben als ein Almosen geschenkt „ hatte, und ^machte itzt Anschlage glücklich zu werden. Dieses Mehl, sagte er zu „ sich selbst, will ich verkaufen, mir dafür junge Ziegen kaufen und sie auferziehn: „ Wenn diese groß sind, werden sie wieder Junge zur Welt bringen; und in wenig M^ „ naten werden sie zu einer ansehnlichen Heerde anwachsen. Danu will ich einige » davon verkaufen und mir dagegen Kälber und junge Kühe einhandeln, welche sich „ auf die nämliche Art vermehren werden; und so wird ich, noch ehe zwey Jahre, zu „ Ende sind, eine Heerde von fünf bis sechshundert Rindern haben. Nun will ich mir „ ein Haus bauen lassen und ein artiges Weibchen hcirathen, das mich in einem schö-„ neu jungen Knabchcn wieder neuerdings zur Welt bringen wird. Auch will ich jeden „ Morgen prächtig gekleidet zum König gehen und ihm das Wetter anküudigen. Aber, „ wenn ich nach Hause komme, und mein Weib antreffe, daß sie mein Kind schlägt, n was werd' ich dann thun? Ich will meinen Stock nehmen, und sie prügeln. Voll n Zom grif er nun nach seinem Stock; und indem er glaubte er schlage sein eingebib „ detes Weib, gab er seinem Mehlhaftn verschiedne Streiche, und schlug ihn damit iu w Stücke. Sein Glück ward nun ein Spiel der Winde. „ Die Schlange und die Kröte. „Cim Schlange stellte sich sehr schwermüchig an das Gestade eines Teiches. Eine >, Kröte sah sie, und fragte um die Ursache ihrer Traurigkeit. Leider! sagte die Schlaw „ ge, hat mich ein Buffer, den ich gebissen, zur Strafe meiner Vergehung ver^ „ fiucht, und dazu verdammt, daß ich nun diejenigen auf meinem Kopf tragen muß, „ die mir ehedem zur Speise dienten. Die Kröte verkündigte diese Neuigkeit geschnm" ,, de ihren Schwestern, kam ganz stolz wieder zurück und frug die Schlange: Ob sie „ ihre Sünde abbüssen und sie auf ihren Kopf sihen lassen wollte? Die^ Schlange wlb n ligte darein; aber nur um sie in ihre Hole zu tragen, und sie dort mit allen andern » Kröten, die eben das thun wollten, aufzufressen.,. l2? Der Mann, der Tiger und der Fuchs. »Man muß denjenigen keine»: Dienst erweisen, von denen man nichts als Undank » zu erwarten hat. »Ein Mann gieng in einem Wald und sah einen in der Falle gefangenen Tiger. -> Dieser bat den Wandrer, er sollte ihn Heransziehen, und der gutherzige Mann that " Hm diesm Liebesdienst. Aber kaum war der Tiger in Freyheit, da er, durch drey " Tage langen Hunger gereiht, seinen Befrcycr zerreißen wollte. Wie, sagte dieser, " "U könntest einen so boshaften Gedanken hegen, da du mir doch das Leben zu'daw " ken hast? So eben gicng ein Fuchs vorbey,, und beyde nahmen ihn zum Schiedrich-" ter ihrer Streitigkeit. Dieftr, nachdem er die ganze Sache vernommen, stellte " M) an als wcnn er tarb wäre, und sagte: Meine Herren, ich höre nicht wohl; " zeigt mir also, wie sich d:e Sache zugetragen hat. Der Tiger dachte anf " keinen Betrug, kroch w'eder m die Falle, und der Maun wollte ihn nochmal heraus; " ziehn. Aber der Fuchs sagte ihm : Was geht euch der Tiger an? Folgt mir, und ge^ " het euers Wegs. Dieß thaten sie auch beyde, und wünschten dem Tiger guten Ap-» Petit.,, Die Indier haben auch alte Mahrchcn, die so ziemlich unsern Novellen und lumemnährchen gleich kommen. Ich wlll nur eins davon als ein Beyspiel anführen;, ""n wird daraus ihre Art hinreichend kennen lernen.. Die zwey schlauen Weiber. «Die Frau eines Barbiers welche sich als Kupplerin brauchen ließ, kam zu der " Frau eines Leinenwebers und sagte ihr daß ein Liebhaber auf sie warte; und das war " zu Nachtszeit. Des Webers Frau lag bey ihrem Mann im Bette; stand aber ge-" schwinde aufund folgte der Kupplerin. Während dem sie weg war, erwachte der Mann " und war sehr betroffen sein Weib nicht in seinem Bette zu finden. Diese kam wieder " zurück; aber dcr Mann band sie sogleich an einen Pfahl, hieb sie derb mit Ruthen, " "st sie an dcm Pfahl angebunden, legte sich zu Bette und schlief wicder ein. In-" ^ß kau, die Barbicrsftau nochmal um jene zu einem zweyten Tetc-a-Tete einzula-" "n, war abcr höchlich erstaunt sie in dieser jämmerlichen Stellung zu sinden. Um " lndessen die Lustpartie nicht zu verabsäumen, that sie ihr den Vorschlag sich an ihren (l. Theil.) Q 122 5, Platz zu stellen, und die andre nahm ihn, ohne sich lange bitten zu lassen, an. Kaum >, war sie aus dem Hause, so erwachte der Meister Weber abermal,' und that einige „ Fragen, die aber des Barbiers Frau nicht beantwortete, um sich durch ihre Stimme „ nicht zu verrathen. Drob ward der Weber aufgebracht, schnitt ihr ohne weiters „ die Nase ab, und legte sich wieder auf's Ohr. „Kurz nach dieser gräßlichen Operation kam sein Weib nach Hause, und hörte „ von ihrer Freundin die ganze Geschichte. Nun stellte sie sich wieder an den Pfahl/ „ die andre aber steckte ihre Nase zu sich und gieng auch nach Hause. Ißt erwachte „ der Weber neuerdings, wollte hören, ob sein Weib noch immer auf's Schweigen „ erpicht wäre, und that wieder einige Fragen an sie; diese aber machte sich seinen Iw „ thum zu Nutze, hielt ihm eine derbe Strafpredigt über seine Eifersucht, und sagte : „ Der Himmel habe selbst ihre Unschuld bestätigt, indem er ihr die Nase wieder geschenkt „ die ihr der Mann ungerechter Weise abgeschnitten. Sobald der Weber dieses Wm" ,j derwerk sah, erkannte er seine Unbilligkeit, bat sein Weib um Verzeihung, „ schwur ihr auch, er wolle in seinem Leben nicht wieder eifersüchtig seyn, und sein Weib „ könne sich allenthalben ihrer Aufführung rühmen: Das Weib welches nicht rachsüch' „ tig war, versöhnte sich auf diese Bedingniß mit ihm, und legte sich wieder zu ihm „ in's Bette, „Die Barbiers Frau aber war ganz verzweifelt über den ihr gespielten Streich' „ Ihr Mann, der königlicher Bartschecrer war, wurde sehr früh nach Hof gerufen „ dem Fürsten den Bart zu putzen. Eilfertig begehrt er nun von seinem Weib das „ Scheermesserkistchen. Diese giebt ihm das schlechteste Scheermeffer. Der eilende Man" „ wirft ihr's an den Kopf, und begehrt nochmal das Kistchen; das Weib aber fängt „ sogleich an zu heulen, und stellt sich als ob sie ihre Nase vom Boden aufhebe. „ Der über dieses Unglück gewaltig erschreckte Barbier fällt ihr zu Füssen, bittet ft „ tausendmal um Vergebung, und erhalt sie endlich nachdem das Weib gesehen daß « ihre List vollkommen gut ausgefallen sey.,. Vierzehntes Kapitel. Von den Münzen. <^ie verschiednen Indischen Münzen sind die goldne und silberne Rupie , die pa? Jode, der Fanon und der Dudu. Die goldne Rupie gilt gewöhnlich zwey und vierzig französische Livres*). Sie ' ^n Handel gange und steigt oder fällt in ihrem Werth , je nachdem es in den benach? arten Provinzen ruhig ist oder Krieg giebt. Diese Münze ist rund und auf beyden "kllen stach. Es sieht allemal der Name des Nababs, seine Titel, seine ihm unter? Iebncn Provinzen , und das Jahr in dem das Stück geprägt ward, in Persischer Sprat He daraufgegraben, (XXIX. T gapatnam (Fig. 7.) gilt 7. S. 6. Deniers. — Der von Paliakate (Fig. 8.) 9. S-; aber das Gold daran ist so schlecht, daß er ausser dieser Faktorey bis auf drey Sols verliert. — Der goldne Fano» von Mangalor auf Malabar (Fig. 9.) gilt 9. S. — ^ N?3o 125 giebt auch noch einen klcinen Fanon (Fig. io.), deren sünft einen goldenen Fanon aus,' wachen. — Der goldne Fanon von Timpadi (Fig. n.) gilt y. S. Er ist aufciM Seite siach, auf der andern erhaben. — Der goldne Fanon von Madura (Fig. 12.) gilt 7. S. 6. D. Er ist aufder einen Seite^hohl, auf der andern erhaben ; das Gold daran ist sehr schlecht und hat die Farbe von rothem Kupfer. — Der goldne Fanon "ou Ulondurpote ( Fig. 13.) gilt y. S. Er ist auf einer Seite hohl, auf der ander» "haben , und hat gar kein Gepräge. — Der go-ldne Fanon von Latschimi - Dewi ^ig. 14.) gilt 12. S. Er ist sehr klein und auf beyden Seiten flach. — Der goldne Fanon von Balatschipote in der Provinz Arkate (Fig. 15.) gilt 15. S. Er ist auf beyden Seiten flach, und hat persische Karakicre. — Der goldne Fanon von Alinge-^' auch in der Provinz Arkate (Fig. 16.) gilt b. S. Er ist auf einer Seite siach, Und auf der andern sieht er einer Art von Hut ähnlich; das Gold daran ist schr schlecht Und roth wie Kupfer. __ Der goldne Fanon von Areni, in eben dieser Provinz (Fig. l?-), gilt 12. S. Er ist auf einer Seite hohl, auf der andern erhaben, und hat kein Gepräge. __ Der goldne Fanon von Ulear - Palcon, in dem Königreich Tanschaur ^g. 18.), gift 12. S. Er ist auf eiuer Seite hohl, auf der andern erhaben. Der Dudu ist eine Kupftrmüuze. Von deucn, die zu Pondischery geschlagen wen ^u (Fig. iy.), machen zwanzig einen Fanon oder 6. S. Sein Gepräge ist auf der eiw ^u Seite eine Lilie, und auf der andern sieht in tamulischcn Buchstaben pudnrsche-^- ^ Die Dudu von Madras und Bombay (Fig. 22. und 21.) gelten 1 S. — Der "on Arkate (Fig. 22.) gilt 6. Deniers. Er hat auf beyden Seiten versi'si-he Karakte-^ — Die Dudu von Tanschaur uud Madura (Fig. 25) gelten auch ti. Dmiers. Auf einer Seite sind zwey Bilder von Göttern, und auf der andern ein Lingam , der bekanntlich das Bild der zusammengesetzten Geburtstheile beyder Geschlechter ist, und w diesen beyden Königreichen sehr eifrig verehrt wird. Noch findet man im nördlichen Theil von Indien alte Gold ? uud Silber-Müuzm, "aranf die zwölf^Zeichen des Thierkreises geprägt sind. Die unaufhörlichen Rcvolmiouen, welche beständig diesen Theil der Erde erschüttern, machen daß die ältern Münzen in kurzer "kit allemal wieder verschwiudcu: Ein Usurpator, der sich ciner Provinz bemächtigt, bistort alle Denkmale, um, weuu cs möglich ist, so- 126 ««MK>GA««MGH>M>MV Zar den Namen des entthronten Fürsien zn vernichten. Da alle diese Münzen ganz ge> n>iß das ähnliche Schicksal erlitten haben , sind sie äusserst selten geworden. Man hat bisher immer geglaubt, nnd das selbst in Indien, anch haben es die Geschichtschreiber nnd Reiscbeschreiber öfters wiederholt, daß diese Münzen auf Befehl einer Prinzessin , die ihren Namen verewigen wollte, seyen geschlagen worden. Da sie einsehr machtiger Ksnig ausserordentlich lieb hatte, bat sie ihn dringend, ihr eine Gnade zu ertheilen; nnd dieß war , daß sie vier und zwanzig Stunden lang zn befehlen hätt te: Sie erhielt es , nnd wandte diese kurze Regiernngszeit dazu an, daß sie den ganzen Tag dergleichen Münzen schlagen ließ , von denen wir so eben gesprochen haben. Aber dieß ist ein altes irriges Mährchen ; denn man findet dergleichen Münzen, deren Präg' jähre um ganze hundert Jahre von einander abgehen. Man sucht diese Stücke iht sehr sorgfältig zusammen. Ende des ersten Buchs. Reise nach Ostindien «Nd Thina. Zweytes Buch. Einleitung in die Religion der Indicr, oder Abriß ihrer Mythologie. Erster Abschnitt. Von den Görrern. <^/ce meisten Leser finden wenig Geschmack an den fabelhaften Göttcrlehren, weil diese auf den ersten Anblick nichts als ein Gewebe von unzusammenhangenden Ungereimtheiten darstellen, die vielmehr der Auswuchs einer fieberhaften Einbildungskraft als die Frucht klner aufklärten Vernunft zu seyn scheinen. So schwach man sich immer den allgc? weinen Menschenverstand denkt, so ists doch nicht wahrscheinlich, daß man ihn zu allen Zeiten und an allen Orten durch abentheuerliche Mahrchen habe berücken wollen, die, um klauben zu finden, keine andre Empfehlung hatten, als ihre ausschweifende Albernheit. Die Philosophen, welche sich die Mühe gaben , diese Mährchen von Grund aus zu stu-U'en, haben mit mehr Nachsicht davon gemcheilt; sie fanden, daß dies lauter wohl "usgedachte Allegorien waren, unter deren Schleyer die Weisheit und Wahrheit eingehüllt lagen. Dtch Meynung erhält um so viel mehr Gewicht, wenn mau sie auf die Indicr "wendet, da ihr Geschmack für die Allegorien schon seit lange allgemein bekannt ist; denn bloß unter diesem geheimnißvollen SchKyer haben sie die Geschichte ihrer merkwür? digen vergötterten Männer, und die gewaltigen Revolutionen unsers Erdballs, davon er noch die Spuren trägt, verewigt. Wie die Aegyptcr, Griechen und Römer, haben sie eine Mcnge Götter, welche alle Anfangs nur einen einzigen vorstellten ; denn die übrigen entstanden bloß aus den verschied? nen Namen, die man jenem gab. Bald aber vergaß man, daß sie alle nur Einem Gott angehörten; und von diesem Augenblick an hatte man verschiedne Gottheiten. Die heidnischen Indier haben drey Hauptgottheitm: Bnnna, Schirven und U)ischelM, die nur Eine ausmachen; und dann heißt diese Art von Dreyeinigkeit, Trimurn oder Tritwan, welches Vereinigung der drey Machte bedeutet. Diese Glaubenslehre scheint ehedem in Indien allgemein gewesen zn seyn , wo man nur Eine Gottheit anbetete, olr dlese drey Eigenschaften in sich vereinigte; nämlich die Eigenschaft zu erschaffen, zu erhalten und zu zerstören. In der Folge der Zeit aber per' sonifizirten sie jede dieser Eigenschaften und machten drey Götter daraus, deren besondre Macht sie allegorisch ausdrückten: So ward Gottes Allmacht durch die Erschaffung, stp ne Vorsicht durch die Erhaltung, und seine Gerechtigkeit durch die Zerstörung ang^ deutet '). Die gemeinen Indier beten nur Eine dieser drey Gottheiten an; aber einige G^ lehrte verrichten ihr Gebet zu allen Dreyen insgesamt. Ihre Abbildung findet man in vielen Pagoden. Sie stcllt eine Menschengestalt mit drey Köpfen dar; heißt auf der Kü' sie Orixa Sari - Harabrama, auf der Küsie Koromandel Trimmri, und in der Samskrutam^ Sprache Tetratreyam. (XXXl. Tafel, ) Es giebt Tempel, die aus-schliessend dieser Gattung von. Dreyeinigkeit allein geheiligt sind; wie dcr von Perpenade auf der Küsie Koromandel im Königreich Tranianklirt, wo die drey Obcrgötttr um ter der Gestalt einer tauftndköxfigen Schlange angebetet werden. Das Fcst Amanda N?mdon, das man daselbst ihncn zu Ehren am Abend vor dem Vollmond des Monats pretaschi oder Weinmonats feyert, zieht allcmal eine Mcnge Volks herbey, welches wohl wegbleiben würde, wenn es nicht die drey vereinigten Mächte anbetete. Wisthcnu «') In dcm (.'ssl. Psalm , den die itzigen Juden am Abend dcy Anftng des Sabbats beten, wird G"^ auch a!s Crschassc!', Erhalter und Zersiorcr augclllsscn. J\Ti?32. /bisjon J V. Wischenu selbst wird in seinem Tempel von Tirkorvelur unter jenen dreyen Eigew schaften angebetet, und Glegerlanda >-perunal genannt. Erste Abtheilung. Brum a. Vruma, den man für Gott den Schöpfer hält"), hat weder Tempel, weder Ntesdienst, noch Anhänger ^); aber die Bramanen beten wegen ihres Ursprungs vch alle Morgen Gebete zn ihm, und verrichten ihm zu Ehren die Zeremonie des Sein Stolz bereitere ihm seinen Sturz : Er bildete sich ein, er sey eben so vies »Schiwen, weil er die Macht zu erschaffen hätte; darum wollt er auch den Rang vor "- lschenu behaupten, den er gröblich beleidigte. Darüber wollte sich Wischenu rächen; "" nun entstand ein fürchterliches Gefecht zwischen ihnen: Die Gestirne fielen vom Him? kl, die Andcms f) barsten, und die Erde zitterte. Die Dewerkels schlössen vor Drecken ihre Augen , und fiohen im Taumel ihrer Angst zu Dervendren , der sie " ^ailasson führte; sie baten den Herrn sie zu unterstützen, und Gott der in allm "'M ausgegossen ist, wie das Oel im Körnchen vom Gengeli sf), fühlte was die De^ " els leiden mußten ; er stellte sich in der Gestalt einer Feuerstiule, die weder Anfang ° ) Ende hatte, vor die Streitenden hin. Der Anblick dieser Säule stillte ihren Grimm; ^ um ihre Streitigkeit zu entscheiden , kamen sie dahin überein , daß derjenige vor Vem ""N kennt ihn auch noch unter dm Namen Brüma, Brahma, ^rannna, Birmah, Birm, Brcma. Alle diese Namen werden mit den gleichen Karaktercn geschrieben und nur verschieden alls- ^ gesprochen. -^"n findet in der Uebersetzung, die Herr von Mesiam von den Geheimnissen des Tempels ;u Sche-ktnguam (da cr in dieser Pagode, aus der die Franzosen eine Festung gemacht hatten, kommandir-^) veranstaltet hat, daß in den ältesten Zeiten auch Bruma seine Tempel hatte, wie Schiwen und 'dlschcnu, und daß man ihn durch einen besondern Gottesdienst verehrte; abcr die Anhänger der iln^'^ ^^"" Gottheiten verbanden sich zusammen, vertilgten die Sekte des Vruma und zerstörten 5) Nabk ^- "" ^ ""^ """'" '" ^^ Vergessenheit zu versenken. »ttr c^ ^"'""6 der Indier, ist der Andon die sichtbare Welt; sie besteht aus einer Sonne, ei-den ^/ "^ ^^.""^" ""b.Sternen; alles dieß ist mit einer runden sehr dichten Schaale umgc,,, der'sicil^ ^"^^ ^'^ ""'"^' "'^ ^ "'^" einander gestellt, wie man etwa Epcr ncbm cinan-^ E'" "eines Körnchen , aus dcm man in Indien Oel preßt. (I.Theil.) ^ andern den Rang haben ,ollte, der den Gipfel oder den Fuß dieser Säule ausfindig machen könnte. Wischen« nahm die Gestalt eines Ebers an, und machte mit seinen Hau- zähnen Löcher in die Erde, die bis in das Padalon *) eindrangen: Er durchliefm einem Augenblick tausend Aadons ^), und suchte auf diese Art tausend Jahre lang, ohne den Fuß der Feuersäule entdecken zu können; endlich ward er ermüdet, ließ von seinem Vorhaben ab, und konnte nur mit vieler Mühe wieder an den Platz kommen von dem er ausgegangen war: Nun erkannte er die Macht des Herrn und betete ihn an. Auch Bruma war in Aufsuchung der Säulenspitze nicht glücklicher : Er nahm die Gestalt des Vogels Annon '^) an, und erhob sich in einem Augenblick zweytausend Ka-dons hoch in die Lüfte. So durchfiog er sie vergeblich hunderttausend Jahre lang; aber nun waren seine Kräfte erschöpft ; er konnte nicht mehr stiegen, sah seine Thorheit ein / und erkannte den Herrn. Gott ließ zu seiner Prüfung eine Blüte vom Raldeir t) abfallen: Bruma sieng dieselbe mit der Hand auf; aber die Blüte, welche die Gabe zu reden hatte, bat ihn, ihr die Freyheit zu schenken. Bruma verlangte, sie sollte ihn zum Wischen« begleiten und Zeugniß geben, daß er die Spihe der Säule gesehen habe l lmd wirklich war er unbesonnen genug, dieses vor dem Wischen« zu behaupten , indeM er hinzusetzte, daß die Blüte des Kaldeir, die er mit sich brächte, Zeuge davon wäre: Die Blüte sagte auch wirklich ja; aber noch ehe sie das Wort geendet, barst die Sä"' le, die Aschtequedjams ff) spien Blut, und die Wolken wurden vom Feuer verzehrt. Gott erschien in der Mitte der Säule, und schlug eine Lache auf, gleich jener, mit der er die Tt'ruduront? zerstörte fff). Itzt warf sich Wischcnu einigemal zu seinen Füssen m'd lobte den Hcrrn ; Schiwen ward durch seine Rene geruhn, verzieh ihm ftincn Fehler/ und theilte ihm verschicdne tVarrons ^) zu. --) Ein Land das viel tiefer liegt als die Erde. '"") Drey Meilen machen einen Kadon aus. """) Eine Art von Schwan; Vruma reitet auf ihm. t) Auf Isle de France ist dieser Baum unter dem Name Vaqnois bekannt. 5cn wn Vüffo» "">>' ihu dcn garstige»» Vaum (1'arlne inäecent) , Mil aus seinem Stamme Wurzeln hcrvorwachs"^ die sich in die Länge dehnen nm in die Erde ;u schlagen, und die dem männlichen IcugnngsZlicd vo lomimn ahnlich sind- Sein Gipfel bildet eine Att von sehr fennl'arer Eichel. -f-s) Dicsi sind dic acht Elephanten, welche die Welt unterstützen. i i't) Drcn Festungen von Gold, Silber und Eisen, dannn dic Aschm-cr wm'en, welche die DelvN'kc bennnlhigten. Ein einziges Lüchen dcs Schiwen pcrwandelte diese drcp Frstmlgcn in Swib und A,, 2>oi^fon^c' länger mehr aushalten konnte; ihr Körper zuckte vor Schauder; ihre tausend zitternden Rachen machten die ganze Moll von Zischen ertönen; aus ihren Augen brach ein Feuerstrom hervor; ihre tausend schwarzen und weit herausgestreckten Zungen schlangelten sich wüthend, und sie spie ein schreckliches Gift aus, das sich im Augenblick allenthalben Umher verbreitete: Wischenu zeigte iht mehr Muth, als alle übrige Götter und Riesen, die vor Angst die Flucht ergriffen ; er sieng das Gift auf, und beschmierte sich damit den Leib, der auf der Stelle blau ward. Zum Andenken eben dieses Vorfalls ist er fast in allen ihm geheiligten Tempeln blau abgebildet. Die Götter und Riesen kamen wieder zurück, machten sich neuerdings an die Arbeit, und sehten dieselbe tausend Jahre lang fort; aber der Berg versank "ach und nach gänzlich in das Meer. Itzt nahm Wischenu die Gestalt einer auffcrorl dentlich grossen Schildkröte an (XXXVI. Tafel), kroch in das Meer, und hob ohne Mühe den versunkenen Berg wieder in die Höhe: Dafür überhäuften ihn die Götter Wit Lobsprnchen, und fiengen nun insgesamt wieder an den Berg zu drehen. Nach Mehrern Jahrhunderten kam endlich die Kuh Ramadenu "), das Pferd Urschijara: ^vam, der wcisse Elephant Airapadam ") und der Baum Ralpaga-N?rmscham aus dem Milchmeere hervor; auch brachten sie durch ihre Arbeit noch drey Göttinnen ans Licht: Die Latschimi Göttiu der Reichthümer, Frau des Wischenu; Sarassuadi Gott tin der Wissenschaften uud Harmonie, die Bruma zur Frau nahn,; uud Mudcwi Göttin der Zweytracht und des Elendes ( XXXVil. Tafel), die natürlicher Weise luemand wollce; denn die Indier behaupten, daß derjenige, den dieselbe beschuht, nicht tln Körnchen Reis sindcn würde seinen Hunger zu stillen: In ihren Abbildungen ist sie von grw "er Farbe, reitet anfeinem Esel, und tragt in einer Hand eine Fahne, iu deren Mitte ein Nabe gemalt ist. Eben diese zwey Thiere sind ihr zugceignct,weil sie den Heiden verächtlich sind. Nach allen diesen stieg der Arzt Danurvandri 5) mit einem Gefäß voll vom *) Ramadenu heißt die wünschenswürdige Ruh: Sie verschaffte alle Nahrungsmittel die man nur wünschen konnte. Ihr Vildniß stellt man in die Tempel des Wischen«; und auf dcmstlben h.u sie Flügel, einen Weibskopf, drey Schwänze und neben sich cin Kalb das sie sangt. ") Dieß «st cincr von den Elcfantcu wrlche dic Erde uulcrsnltzcn. Sein Bild stellt man in dic Tempel des Wischen«, ,vv er gan; wcisi, mit vier grossen Hamahncn uud am gMm Lcib um Dchwncll >. ^ Plaggen widern angethan vorgestellt wird, ^anuwandii wird als nnc Verwandlung des Wisthcnu angesehen, aber nur als cine zuMgr unö Amurdon aus dem Grund des Meeres empor. Wischen« theilte jenes nur den Gäb tern aus: Die Riesen, da sie sahen daß sie nichts davon erhielten, wurden nun ganz wüthend über den ihnen gespielten Streich, zerstreuten sich über die ganze Erde, und zwangen die Leuthe daß sie keinem einzigen Gott mehr irgend einen Dienst oder Vw ehrung erwiesen; verübten auch alle mögliche Grausamkeiten um selbst angebetet zu werden. Diese Unverschämtheit der Niesen gab Gelegenheit zu den folgenden Verwand lungen des Wischenu, der das ganze den Göttern aufsähige Geschlecht derselben ausrott ten wollte '). In dieser Verwandlung wird er uuter dem Namen AunnaltVata? ram angebetet. ^.' ^- Aus dem ganzen Gewebe dieser Fabel sieht wohl Jedermann die Verwandschaft der Indischen Mythologie mit jener der andern Völker ein. Die aus den Gewässern der Sündstmh errettete Erde ist vermuthlich durch den Berg N?andregiri verstanden,-den Wischenu in der Gestalt einer Schildkröte unterstützt. Der aus dem See Sarb^ nis hervorkommende Typhon der Aegypler, welcher alles mit seinem Athem vergiftet, ist auffallend ahnlich mit der Vergiftung der Schlange Adisseschen. 'Das Ambrosia ist ungezweifelt das Amurdon. Endlich die Göttin Latschimi, die Tochter des Milche meeres, ist sie mcht die Venus Aphrodite der Griechen; eben die Venus, welche Hesiod und der erhabne Homer aus dem Meer gebohren werden, und in den Olymp ewpor steigen lassen, wo sich alle Götter in sie verlieben? Wischenu mußte sich zum drittenmal verwandeln , um den Riesen Eremakschafse" zu würgen , der zum Spaß den Erdgeschöpfen alles mögliche Unheil anthat, und end-lich gar die Erde selbst über und über warf. Gott der Erhalter nahm iht die Gestalt eines Ebers an (XXXVIII. Tafel), rannte auf den Riesen los , und schlitzte ihm de" Bauch auf; dann tauchte er sich in das Meer, um die Erde wieder daraus hervor zu ho' len; augenblickliche, die bloß ein Theil von ihm selbst nar. Man baut ihm keine Tempel; sondern !Tmmm /büvofi il'c, ti°M' P. A'oniwralp'ouv ■ Jbij\'\»t*)l'' ten; er packte sie mit seinen Hauzahnen, stellte sie auf die Oberfläche der Gewässer, wis sie ehedem gestanden hatte, nnd setzte noch einige Berge darauf, nm sie im Gleichge? wicht zu erhalten. In dieser Verwandlung betet man ihn unter dem Namen Maran-gen an ; aber zu Tirumacon, wo dieser Gott einen sehr berühmten, eigens diesev Verwandlung geheiligten Tempel hat, verehrt man ihn unter dem Namen des Adiwa-tage - perunal. Zum vierteumal verwandelte sich Wischeuu um den Riesen Lrenien todt zu schla? sen, nnd erschien dabey Halb Mann und halb Löwe. Der Riese misbrauchte dis von Vruma erhaltene Gnade, kraft dcrihn weder Gotter, weder Menschen, noch Thiele würden todten können; und ließ sich in seinem ganzen Reich wi« ein Gott anbeten: Nur sem Sohn pragaladen, von der Huld des Mischenu belebt, wollte ihn allen, "lcht anbeten ; weder Schmeicheleycn , weder Drohungen, noch Strafen konnten ihn je; ^als dazu bewegen: Er sagte stinem Vater herzhaft ins Gesicht, daß der Gott, den Er ""bete, allmächtig, allgütig gegen seine Anbeter, und schrecklich für die Boshafte« seye. Erenien sprach hierauf, er möchte doch wissen wo dieser allmächtige Gott sich aufhatte, damit er sei«e Rache gegen ihn ausüben könne. Pragaladen antwortete ihm , daß derselbe an allen Orten sey , und daß er alles mit seiner Gottheit ausfülle. Werd' ich ihn "lso auch hier sinden, verfthte Ercnien voll Wuth , und schlug mit der blossen Hand an 'ine Säule seines Palastes ? Auf diese Worte spaltete sich die Säule entzwey (XXXIX. Tafel), und Wischeuu erschien mit einem Löwcnhaupt und Menschenkörper; eine Ge.-^"lt, an hie Erenicn nicht gedacht hatte, wie er sich von Bruma erbat, daß er weder durch die Hand der Götter, weder durch die Hand der Menschen, noch durch die Waffen der Thiere sollte können getödtet werden : Nun kämpfte er einen gewaltigen Kampf gegen Wi,Henu , dcr ihm aber den Bauch aufriß und all sein Blut soff. In dieser Verwandlung wird er uuter dem Namen Narassima - N?aturam angebetet, und ha« lween derselben gewicdmetc Tempel; den einen zu Arschiuak, einem Flecken eine Meile von Pondischcry , nnd den andern zu Ahoblon aufder Küste Orira. Am fünftcnmal verwandelte er sich unter dem Namen ttiamen in einen zwergew öligen Braman, und dieß in der Abficht den Stolz des Riesen Bely zu zahmon. teser hatte die Götter überwunden und sie aus dem Sorgon verjagt: Er war großmü- 'h'g, seinem gegebnen Wortgetreu, mitleidig und wohlthätig. Wischen« stellte sich w (I. Theil.) S IZ8 ««5»OO> ließ er das väterliche Haus , ward Büßer, und führte zugleich seine Frau Side und seinen Bruder Larschumanen mit sich fort. Er kam an das Ufer des Ganges, "ber den er sehte, um auf den Berg Sirrekondon zu kommen / wo er seine Schüler unterricht tete , und ihnen den Lehrsatz von der Seelenwanderung beybrachte. Nach diesem durch' lief er die Wüste Endagarenion , wo er sich zehn Jahre lang aufhielt um Proselytcn zu machen, und den Büßern die dort lebten Gefälligkeiten zu erweisen. Erst befreyte er dieselben von den Riesen und Niesinnen, die sie mishandeltm und in ihren Opfern und Gebeten störten; dann zog er sich in die Wüste pangiarvadi zurück, und baute sich cme Hütte um daselbst sein Leben zn enden. ") Diese Gen'chnhct ist noch in Indien üblich: 6m Indier kann einem Vram.incn lein Geschenk mache", ohne ihm Wasser in die Hand zu giesseu; cr dürfte ihm ohne diese Zeremonie nicht cmmal V^ reicken. iN) S. 11l. B, 5. 6. von dm Feste» der Indier. N%. Povrjon- Je. .NW P Sonnerat Itiuv. ftissort'S0' N?4* ■ P Sonneratpinx. Povs-son Jc Stolz auf die Menge seiner Proselyten , wollt' er seine Lehrsahe bis nach Zeylon verbreiten. Rawanen, der.König dieser Insel und mächtig in seinen Staaten, glaubte, daß er mit einer zahlreichen Armee von Rama nichts zu befürchten hatte. Wirklich überwand er ihn auch cimgemal und entführte ihm seine Frau Side. Aber Rama, von Nachbegierde angefeuert, brachte ^Diduschanen den Bruder des Riesen dadurch auf sei> Ue Seite, daß er versprach, ihn auf den Thron zu setzen , welches gute Wirkung that; Wibuschanen diente dem Rama zum Wegweiser und half ihm seinen eignen Bruder be? ^gen: Das Gefecht war eins der gräßlichsten die je gefochten worden; endlich fiel Rawa-nen durch ein Gewehr das Rama auf ihn schleuderte, und das er selbst von Bruma er-halten hatte. Die Büßer schloßen iht sogleich einen Reihen um Rama, sangen ihm Loblieder und'warfen Hm Blumen zu. Zufolge seines Versprechens krönte dieser den Wibuschanen zum König, der ihn anbetete; und, nachdem er seine Frau erledigt, gieng kr wieder in seine Staaten zurück und bestieg den Thron seines Vaters Dessaraden, den ^' eilftausend Jahre lang besaß, dann die Krone seinen beeden Söhnen Rufsea und La-Wen übergab und mit der Side ins N)aikondon ^) gieng, wo er noch herrscht, und von woher er das ganze Weltgebaude erhalt. In den dieser Verwandlung geheiligten Tempeln, wird Wischen« mit grüner Harbe unter der Gestalt eines vollkommen schönen Jünglings vorgestellt, der Bogen und Pfeile in der Hand hält (XI.I. Tafel); an seiner Seite ist Anumar, und war-let auf sein? Befehle. Eben dahin stellt man auch das Bild des Riefen , der mit lehn blauen Köpfen und zwanzig Armen gemalt ist, auch in jeder Hand verschiedne Waffen als Sinnbilder seiner Starke und Macht hält sXl.II. Caftl). Die Geschichte des Rama macht ein grosses Buch voll herrlicher Bemerkungcw aus. Die Indier lieben es sehr; denn sie sagen, das Buch lehre sie alles; sie lc-'^ es mit so vielem'Vergnügen , daß selbst die Anhanger des Schiwen es so lange "dttren bis sie es auswendig hersagen können. Am sicbentcnmal verwandelte er sich unter dem Nameu Balapatren wieder in ^"en Mann. In dieser Verwandlung wußte Balapatren nicht einmal, daß er ein ^)ctt von Wischenn war: Er lebte in der Einsamkeil und Bußfertigkeit und begnüg- ') Parades des Wischcm. te sich dcuwt, daß er ohne viel öarmens die Bösewichter todtschlug, die ihm aufstief sen. Er reinigte die Erde von einer Menge von Riesen, unter denen sich )Vn»ra rajsurer besonders auszeichnete, weil ec durch seine Grausamkeiten die Menschen so-gar gezwungen hatte, ihn zum Gott zu erheben, und ihm die den Göttern bestimme te Opfer zu bringen. Dieß ist alles, was die Indicr auf Koromandel von der G^ schichte des Balavatren wissen; sie vermuthen nur, daß einer der puranons, die noch nicht in's Tamulische übersetzt sind, die genauere Umstände seines Lebens enthab ts: Man malt ihn mit eit«m Pfiugscharr in der Hand (LXIII. Tafel). In der achten Verwandlung nahm er unter dem Namen parassurama noch-mal die Gestalt eines Mannes an, um die Menschen Tugendübung und Verachtung der irdischen Güter zu lehren. — Paraffurama war auch nur ein Theil von Wische nu: Er kündigte den Königen aus dem Stamme der Sonne den Krieg an, schlug sie alle, und schenkte ihre Königreiche den Bramanen; darauf wollte er sich in eine Ecke des Landes zurückziehn, das er ihnen so eben geschenkt hatte, um dort seine Tage in Ruhe zu enden; aber keiner von ihnen wollte ihm dieß gestatten. Da er also auf der Erde keine Freystatte mehr fand, stoh er auf das Gebürg Gate, deßen Fuß damals noch vom Meere bespült wurde; hier rufte er N>arunin < den Gott des Meeres zu Hilft, und ersuchte ihn, er möchte sein Gewässer ein bischen zurück' ziehen, damit er einen Platz fände wo er wohnen könnte: Er bat ihn nur um ft viel Raum als ein vom Bogen geschossener Pfeil durchstiegen würde. Waruuin wib ligte dazu ein; aber der Büßer Narader, welcher Zeuge von dem Versprechen sty" sollte das jener thun wollte, stellte ihm seine Unbesonnenheit vor, indem er ihn versicherte, dieser Paraffurama wäre Wischenu selbst, der seinen Pfeil über alle Me" hinaus schiessen würde,uud daß dannWarunin gar nicht mehr wissen werde,wo er mit seinemGe' Wässer hin solle. Warunin, ganz in Verzweiflung daß er sein Versprechen nicht mehr zmuckneh-men konnte, eilte zu dem Gott des Todes, und bat ihn, er sollte ihm in diesen Umständen beyst^ hen. Dieser verwandelte sich jenem zum Gefallen in eine weisse Ameise, die bey den Indiern Raria hcißt, und kroch während der Nacht an den Ort wo Parassurama sch^f' dort nagte er im Dunkeln die Saite seines Bogens so weit ab, daß nur noch so"" übrig blieb, als nöthig war den Bogen gespannt zu halten. — Parassurama, ve von dem Betrug uichts merkte, gieng den folgenden Morgen an das Ufer des M jsr^s. Pow.uyn <<;■ . N°.0' I*. tfonnan/t/>i/i~K ■ i4t kes, Mh legte aus seinen Bogen einen Pfeil, den er nun wit aller Kraft abzm drücken sich rüstete; da er aber die Saite anzog, um ihr mehr Schnellkraft zu ge? ben, brach dieselbe so entzwey, daß der Pfeil mcht weit stiegen konnte. Das Land Hber welches er hinflog, trocknete sich aus, und bildete das Land Malealon, well ches wir die Küste Malabar nennen. Paraffurama, den ihr die Undankbarkeit der Bralnaiien ärgerte, verfluchte dieselben, und verdammte sie dazu, daß jeder der tn diesem neu entstandnen Lande sterben nmrde, unter der Gestalt eines Esels wieder auf die lvelr kommen sollte; darum trist man auch wirklich l>ic ne Bramanen ^ Familie auf diescr vernlaledeyten Küste an. Zufolge der Tanullistl^n Tradition lebt dieser Gott noch ans der Küste Malabar, wo man ihn unter einer schrecklichen und widrigen Gestalt abbildet. Dafür malt man Hn auf Koromandel grün, mit einem viel sanfter« Gesicht, und giebt ihm in eine Hand eine Axt, und in die andre einen Fächer aus Palmenblättern. (Xl.1V. Tafel.) Vermuthlich wollten die Indicr durch diese Fabel ihren Abstämnüingen andeuten, daß die See ehedem das Gebürg Gate bespülte. Märe das richtig , so müßte dieses Volk ganz entsetzlich alt seyn. In der neunten Verwandlung erschien Wischenu in der Gestalt des schrvarzen Schäfers unter dem Namen (Quischena *), um die boshaften und grausamen Könige s" stürzen. Er ward von der Dewegi, Schwester des Königs Aanjen von Madura seboren. Dieser Fürst, dem mal» prophczeyt hatte, daß ihn das neunte Kind seiner Schwester todten würde, wandte alles an, ihre Kinder sogleich nach der Geburt erwür-^" zu lassen. Schon hatte er die sieben erstern abgeschlachtet, uud verdoppelte nun sei-"e Wachsamkeit bey der Geburt des achten; aber Wischenu hmtergieng ihn, indem er b" N7aye^) befahl, sie sollte sich als Tochter der Assuade und des Mandagobea ^bcrhirten im Dorfe Gokulam gebären lassen. Im gleichen Zeitpunkt kam auch Wi-'chenn auf die Welt, und zwar mit so viel Herrlichkeit, daß ihn seine Mutter als Gott l annte. Kaum war er alls seiner Mutter Schoos heraus gekommen , konnt er schon ^ en, und befahl ihr, ihn zu dem Hirteuweib Assuade nach Gokulam zu briugen , und Man kennt ihn m,ch noch unter den Namen Rrijnen, Rritnm u»d Rrixnu. Alle dicst Namen in y ""schiednen Sprachen bedeuten Schwarz. ") M«n baucht dieses Wert, allcs was falsch ist auszudrücken. 142 «o«M35«OOW^MW»OOMV>n» an seine Stelle das Töchterchen dieses Weibes zu unterschieben, damit er der Wuth de5 Kanjen entkäme. . ,',V ZI6 ?jöo n li ^^l»' . Unter den Wächtern, die der König zu seiner Schwester gestellt hatte, war Dom dubi, ein eifriger Verehrer des Wischen«, so eben ganz allein, auf der Wache, daje-ue entbunden ward: Dieser nahm das Kind eilends zu sich, lief damit weg, und legte es der Assuade, die ihrer Sinne noch nicht wieder machtig war, an die Seite; nahm dN' für ihr neugebornes Töchterchen hinweg, und bracht' es eben so eilig wieder zur Dewegi zurück. Sobald Kanjen hörte daß seine Schwester geboren habe, rannte er wie rasend zu ihr; umsonst stehle sie zu ihm, er sollte das Töchterchen nicht erwürgen, weil er von demselben nichts zu befürchten hätte: Alle ihre Thränen waren vergeblich ; er packte das Kind bey den Füssen , riß ihr es aus den Armen und wollte ihm den Kopfan einem Stein zerschmettern ; aber das Kind warf ihn mit einem Fußstoß aufden Magen zu,Boden / und erschien in der Luft schwebend unter der Gestalt einer Göttin mit acht Armen: Sie sagte ihm, sein Neffe sey Wischenu selbst, der deswegen Mensch geworden um ihn todt zu schlagen; all sein Nachforschen würde fruchtlos seyn, weil jener in einem sichern Ort auferzogen würde; und nun verschwand sie. Kanjcn, durch schwcrmüthige Gedanken und Traume geplagt, sah überall die Ge? sialt des Wischen«, drohend ihn zu Boden zu schlagen. Lange ließ er ihn vergeblich i" seinem ganzen Reich aufsuchen, und endlich befahl er, man sollte alle junge Knabchen todtschlagen. Aber Affuade versteckte den Quischena, welchen, sie für ihr eigen Kind hielt/ fs sorgfaltig, daß er dem allgemeinen Blutbad entkam. Seme erste Iugeudbeschäftigun<1 war Viehhüten, wo er sich in den unschuldigen Spielen des Hirtenlcbens sehr vortheilhaft auszeichnete: Die melodischen Töne seiner Flöte lockten selbst die Thiere zu ihm hin, und bezauberten alle Schäftr und Schäferinnen, bey denen er sich vollends emsäMU chelte, da er die im Fluß Aomunadi sich aufhaltende Schlange Ralengam erlegte (Xl.V. Tafel). Dieses Ungeheuer war so giftig , daß der Wind der über dasselbe oder auch nur über dessen Wohnung hiuwehete, alles tödtete, was ihm aufstieß. Quischena sprang in den Fl«ß, um das Ungeheuer zu würgen; abcr die Schlange stürzte auf ih" los, umschlang seinen Leib in laugen Krümmungen und wollte ihn ersticken. Qmschen machte sich ohne Muhe von ihr los, nahm sie beym Schwanz, lratt' ihr mit dem 3"p alls den Kopf und zerschmetterte sie: Zum Andenken dieser Heldenthat wird er in dc>> JV°^S. ^o^™5^"£|*™ J'oi.WiO/l iS'c • Jf4*' :v/y/- A ^»'I'V.Tf /»w . /bts.iwi , »V ■ diesir Verwandlung geheiligten Tempeln abgebildet, wie ihm eine Brillenschlange den Leib umschlingt und in den Fuß iche, indeß daß er in einem andern Gemälde auf dem Kopf dieser Schlange tanzend vorgestellt wird (Xl.VI. und Xl.VII. Tafel). Seine Anhänger haben meistens beyde Abbildungen in ihren Hausern. Quischena überließ sich itzt allen Ausschweifungen, und ward ein Muster der Lü-derlichkeit: Er schlug die Niesen todt, welche Kanjen unter verschiednen Gestalten ausschickte, alle Jünglinge in seinem Reiche aufzureiben. Diese seine Siege machten ihn berühmt und gefürchtet, und zogen ihm eine Menge von Freunden zu, die ihn in allen seinen Schwarmereyen getreulich nachahmten. Sobald er einen tüchtigen Haufen sob Her Leute beysammen hatte, zog er gegen Kanjen zu Felde, überwand und erschlug Hn. Bald darauf heirathcte er sieben Weiber, und hielt sich uebeubey noch sechszehn? tausend Beyschläferinnen.' Während seiner Regierungszeit unterstützte erden Darma-Raja, welchem er so wie noch mehrern andern tugendhaften Königen zu Hilfe kam; dagegen aber Tyrannen und Riesen ausrottete. Da er endlich das vierte Alter herannahen sah, und nicht einmal das dritte, schon durch Unglücksfälle ausgezeichnete, überleben wollte, ließ er stch dlirch einen Jäger todten. Darma-Raja ließ am Ufer des Meeres einen Scheu terhaufei, aufrichten, um den Körper des Wischeuu zu verbrennen; dieser hatte aber Noch sterbend dem Meere befohlen, es sollte ihn wegspülen noch «he sein Leib verbrannt ^; auch bäumte sich, seinen Befehl gemäß, das Meer, sobald er auf dem Scheiter, ""ufcn lag, und trug ihn auf seinen Wellen von da weg. paritschiru, der Thron-^lger und Neffe von Darma-Raja, sah dann den Wischeuu im Traume, der diese Worte zu ihm sprach: „ Gehet an das Uftr des Meeres, wo ihr meinen Leib finden " werdet; nehmt ihn mit euch, und schließt ihn sechs Mouate lang in einen Tempel " kW. Nach Verlauf dieser Zeit könnt ihr ihn jederman jchm lassen, und ihn an-" beten. Paritschiton gieng wirklich mit grossem Geleite seines Hofes und einer Menge ^ Bramanm auf das Uftr des Meeres, und fand dort den Körper der Quifchcna. "ß denselben mit violcr Fcycrtichkeit von da wegtragen und in eincn Tempel vcr- 'Mn; aber aus uuzeitigcr Nengierde wollt' er ihn schon nach drcy Monaten scheu, fand ihn zu Stein verwandelt; machte ihn aber sogleich zu einer Gottheit uud be- 144 ^ tete ihn an. Eben diesen Leib beten die Indier auf der Küste Orira in einem Fle^ cken Schenaganaden genannt, der bey uns unter dem Namen Jagrenad bekannt ist, noch immer an; lind der Ort ist wirklich einer der heiligsten: Denn die Indier glauben sie können nicht selig werden, wenn sie nicht wenigstens einmal in ihrem Lebcu dahin gewallfahrtet haben; darum kommt alljährlich am Fest der Emweyhung dieses Tempels eine unzählige Menge Volks daselbst zusammen. Das nämliche Mährchen findet man auch in einem Buch, das sehr nnschicklich den Titel Azurrvedam führt, und vom Herrn von Voltare in die köuiglich? B'blio' theck ist verehrt worden; doch sieht daselbst, daß statt des Körpers vom «Ouischena sich Gott unter der Gestalt eines Baumstrunkes gezeigt habe, den das Meer an's Ufer warf, und den Indrodumeno, einer der ersten Könige auf der Küste Orir" zu sich nahm, um daraus das Bild des Wischenu zu schnitzen das für einen prächtigen Tempel bestimmt war, den er zur Ehre dieses Gottes so eben gebaut hatte; daß der ' Künstler der es schnitzen sollte versprochen habe, es in Einer Nacht fertig zu machen'? aber mit dem Beding daß ihm bey der Arbeit niemand zusehen sollte, sonst würde er das Werk unvollendet liegen lassen. Der Fürst willigte darein; wie aber der Künstler bey seiner Arbeit mcht das mindeste Geräusch machte, glaubte jener,, dieser sey weggegangen: Um die Sache gewiß zu wisse«, gieng er hin und guckte durch eine Ocffmlns nach dem Künstler; dieser aber bemerkte ihn, gieng sogleich von der Stelle und ließ das Werk unausgearbeittt liegen: Ungeachtet dem stellte der König diese nur cms dcm gr<^ ben genrbeitete Statue doch in den Tempel, betete sie an, nud opferte ihr. . Die Indier zählen das ihigc Weltaltcr vor. dem Tode des Omschena her; "HZ ich glaube zuversichtlich, daß ein Gelehrter, der Untersuchungen über das Alterlhl'w dieses Volks anstellen wollte, den Ursprung davon in dem Tempel zu Iagrenat auft finden würde. Dieser Quischeua scheint Einerley Person mit dem griechischen Apoll zu se^ der Admets Heerden lMet und die Schlange Python erlegt. Die Indier feye verschiedne Feste zum Andenken vom Siege des Qmschcna über die Schlange Kal"' gam, die mau mit den Pythischcn Spielen vergleichen kann, welche Apoll bey den (^ chen gestiftet hat. Eben so ähnlich sehen sich Kanjen uud Sacurn. D''e tf4s> J3. Sontisraf Pincc, Ib^'son Stf,' J\T'^- P. oofineral Panx. Ihisjofc »So ■ ^. #'£■ 1?. tVonnorui jPirux-■•. roi (l. Theil.) T ben ihm steht das Bild seines Weibes Latschimi. In einigen andern Tempeln stellt man ihn vor wie er aus dein 2lnumar ^) reitet, dem Minister des Königs der Assen, der ihm in seiner Verwandlung unter dem Namen Rama beystand; manchmal reitet er auch auf einem Gerudm, oder Indischen Geyer, den die Indier allemal in das Wappen und in die Fahnen des Wischenu malen. Es ist dieß Brissons Adler von Pom dischery, den die Europaer Miore nennen, und dessen Kopf und Hals weiß, der übrige Leib aber röchlicht ist. In gewissen Tempeln, wie zu Tirikatschikondon, ernähren die Bramanen diese Vögel, und haben sie so gewöhnt, daß sie zu gesetzten Smw den kommen ihre Speise zu holen, wozu sie durch das Geklapper von zwo gegen ein-der geschlagenen Kupferblatten gerufen werden. Die Indier bezeugen diesen Vög^n viel Ehrerbietung , weil sie glauben daß Wischenu auf denselben reite; welches, zusammen genommen mit seiner Geschichte die er als Quischena spielte, eine ziemliche Aehnlichkeit mit dem Jupiter der Alten zu haben scheint. '"). Ehe ich die Geschichte des Wischenu ende, muß ich auch noch etwas von dem Stein Salagraman melden. Er ist mchts anders als eine versteinerte Muschel, von der Gat' tung der Ammonshörner: Aber die Indier behaupten, er stelle den Wischenu vor, weil sie neun vcrschiedne Nüanzen davon entdeckt haben, welche sie mit den neun Verwandln"-gen dieses Gottes vergleichen. Man sindet diesen Stein in dem FlußRaschi, einem Arm des Ganges; er ist sehr grob, gewöhnlich schwarz, manchmal auch violet. Seine Gestalt ist oval oder rund, etwas glatt gedrückt, und sieht so ziemlich einem Probierstein ahnlich ; inwendig ist er hohl. Von aussen hat er nur ein kleiucs Loch ; aber von "" nen ist er fast ganz ausgehöhlt , und an seineu innern Wänden oben und unten mit ^p'' rallinien beseht , die gegen die Mitte zu sich mit einer Spitze endigen; in vielen solche Steinen berühren die zwo Spitzen einander. — Einige Indier glauben, es, gebe cim'N besondern Wurm der diesen Stein auf solche Art ausarbeitet, um darin dem Wi>hewt eine Wohnung zu bereiten ; andere wollen in jenen Spirallinien die Gestalt seines S")^ kran gefunden haben. ") Einige Schriftsteller haben ihn Hamman, Hamlimw, und Attcmonta genannt. A„, "-) Unter allen Alterthümern, die ich in Frankreich beobachtete, haben mich zwey Bas-Reliefs am ^^ gang des Chor's in der Domkirche ;n Vordeanr am meis«» ftapplrt: Das eine siellt Christi H"" ,„ fahrte vor, und das andre sei» Hinabsteigen in die Hölle. In dem ersten fährt Christus "'' ^ ^, Adler reitend zum Himmel; und im zweyten halt ihn Zerberus am Eingang der Hölle und ? im Pcrft'ettif sieyt man den Gott Wito mit seinem Drev;ack. Diese Steine sind sehr selten, und die Bramanen schätzen sie ungemein hoch, wenn sie die wohlthätigen Verwandlungen des Wischenu vorstellen. Wenn sie aber ein bischen an das Violet gränzen, dann bedeuten sie seine Verwandlungen in halb Mann halb Löwe, in ein Schwein u. s. f. Und dann getraut sich kein Anhänger dieses Gottes,, sie in seinem Haust zu behalten; nur die Saniassi sind kühn genug, dieselben bey sich zu tragen, und ihnen zu Ehren alltäglich gewisse Zeremonien zu verrichten; auch behalten sie einige davon in ihren Ampeln aujv - Dieser Stein ist für die Anhänger des Wischenu eben das, was der Lingam für bie Verehrer des Schiwen ist. Die Zeremonien welche sie ihm zu Ehren verrichten, sind ungefehr Einerlei: Jeder der ihn besitzt, trägt ihn beständig in sthr wcisse Leinwand verhüllt bey sich , badet sich jeden Morgen, wäscht dann den Stein in einem kupfernen Gefäß und verrichtet einige Gebete zu ihm. Die Bramanen waschen ihn allererst, legen lhn dann auf den Altar und beräuchern ihn , wahrend daß die übrigen Anwesenden ihm lhre Anbetung bezeigen ; darauf theilen sie ihnen ctwas wcnigcs von dem Wasser ans^ bannn der Stein gelegen hat, damit sie dasselbe trinken und also dadurch gcreimget werden. - Dritte Abtheilung. S ch i w e n. Schiwen ist Gott der Zerstörer ^)< Die Indier von seiner Sekte wollen nicht leb den , daß er Jemanden seinesgleichen neben sich haben soll ; und da sie nur Einen Gott "kennen , so sind ihnen Bruma und Wischenu nur Geschöpft von niederer Art als Schi- '") Man kennt ihn auch noch unter dem Namen Siwcn, Siwa, TschiwM/ Tsuvm, Xiwen, Sib^ Scib, Schib. In einigen Tempeln wird er unter dcm Namen Rutrm, Rudren, Rudea, Rüd>-den und Rüddiren; auch unter dcm Namcn Maycssuvcn, Istchüren, IMrcn, Esivara , Na-uara, iNahadeu und Sangara augrbttct. Ebcn so waren auch die Altcn gewohnt, ihren Gott^ hcitcn nn'hrcre Namcn zu gcbcn ; und je n,chr dcrK'ichen ein Gott hatte , je vornchmcr lvar cr. Aus diesem Grunde sagt Diana im Kallimachns zu ihrem Vater: Mache , daß ich meine Jungferschaft und die Menge mcmer Name«: für immer behalte. Jupiter, Apoll, Mars, Mettur und noch viele andre, hatten auch vcrsthiedne Namen. Die Priester des Baal sckriccn vollc halb^ Tage i„ Einem fort: T5aal, erhöre uns .' Und.daher ist eö sehr wahrscheinlich , daß sie ihm cine, Menge vcrschiedner Namcn gaben, damit sie nicht immer die gleichen Worte wiederholen müMn,, 143 ■ dessen Ufer er feine Bußwerke verrichtete. Die Indier wollen, daß sich alle diese Lingams in dem Fluß versteinert haben ; und da man wirklich manchmal daselbst Steine von dieser Gestalt findet, glauben sie zuversichtlich, dieses seyen die Lingams vom Wanajuren. Wer nun immer einen solchen Stein findet, stellt ihn auf ein Säulengestell, muß ihm aber die wirkende Kraft erst durch einen Bramanen beybringen lassen, der durch gewisse Gebete den Schiwen nöthigt, sich in dem Stein zu verkörpern: Eben dieser Braman lehrt den Besitzer dieses Schatzes auch den alltäglichen Gottesdienst womit er seinen Lingam verehren mnß; versäumt er das psticht-wässige Gebet und die gewöhnlichen Zeremonien nur einen einzigen Tag zu verrichten, so begeht er eine Sünde die ihm nie mehr vergeben wird. Nur wenn er krank ist, kann er diesen Dienst durch jemand andern der auch einen ähnlichen Lingam hat, statt seiner verrichten lassen. Die Anhanger des Wischen« leiten den Ursprung des Lingam noch aus einer an-bern Quelle her: Diese erzählen, daß einige Büßer durch ihre Gebete und Opfer grosse Gewalt erhalten haben, zu deren Fortdauer aber nöthig war, daß ihre und lhrcr Weiber Herzen stets rein waren. Schiwen hörte von der Schönheit dieser ih-l'er Weiber sprechen, und entschloß sich dieselben zu verführen : In dieser Absicht ^wandelte er sich in einen jungen, ausgebildet schönen Bettler, und den Wischenu "l cn, junges vollkommen schönes Madchen; befahl ihm dann dahin zu gehen, wo "e Büßer waren , und sie durch ihre Reitze verliebt zu machen. Wischenn gieng auch wirklich dahin , und warf so zärtliche Blicke auf dieselben, daß sie alle gegen 'hn entbrannten. Sie verliessen ihre Opfer, und liefen der jungen Schönheit nach, ^e ein Schmetterling um das Licht flattert, das er zu Nachlszeit gewahr wird. Ih, ^ Begierde drückte sich in allen ihren Bewegungen alls ; sie fragten das Mädchen '^0 es wohne, ob auf Erde oder im Sorgon? „Haben sich für euch die Aschurcr " wechselweise einander aufgerieben?,, sagten sie zu demselben: «Wir wissen zwar den " Beweggrund nicht, warum ihr Hieher gekommen seyd; sey es indessen was immer " mr einer, erweiset uns nur die Ehre, uns unter eure Diener aufzunehmen. „ ^)re dahinwelkenden Körper schienen ohne Belebung, sie waren wie Wachs das am ""hen Feuer schmilzt. Indessen gieng Schiwen mit einem Gefäß in dcr Hand zur Wohnung der Wei^ her, nnd sang wie einer der um Almosen bittet: Seine Stimme wachte solchen Eiw druck auf dieselben, daß sie alle auf die Straffe liefen, wo ihnen aber der Am hlick des Sangers den Kopf vollends schwindlicht machte. Einige darunter waren so ganz ausser jlch, daß sie all ihren Schmuck und ihre Schürzen verloren; uud ihm nachliefen ohne zu bemerken daß sie ganz nackt waren: Andere wollten ihm Reis schenken , wurden aber, als sie nahe zu ihm kamen, so ganz. zerstreut, daß sie rücklings auf die Erde sielen. Viele andre wollten mit ihm reden ; da er ihnen aber keine Antwort gab, schrieen sie vor Aerger ihren.Freundinnen zu, sie sollten ihm kein M mosen geben. „ Ihr habt eine so einnehmende Gestalt, (versicherten ihn noch andre) ^ warum wollt ihr von Haus zu Haus betteln? Bleibet bey uns, und ihr werdet tau-„ studmal glücklicher seyn. „ Weiber , so schön wie Latschimi, trugen Blumen und wohlriechenden Staub herzu, uud schütteten dieselben in solcher Menge vor-sciz,e Füsse hin, daß die Straffen ganz davon bedeckt wurden. Nachdem der Sänger das ganze Dorf durchgegangen, verließ er es wieder, aber uicht allem; deuu alle Weiber folgten ihm bis in ein uachgelegencs Lustwäldchen , wo sie ihm alles zugestanden , was er nur immer verlangte. Die Büßcr bemerkten bald, daß ihre Opfer nicht mehr die gewöhnliche Wirkung thaten, und daß ihre eigne Macht nicht mehr die ehemalige sey. Nach einigen Alp genblickm von Geistcssammlmig '^) erkannten sie, daß Schiwen unter der Gestalt ei-ms Jünglings ihre Weiber verführt, und daß Wischeuu sie selbst unter dem Bild cü nes Mädchens um ihre Unschuld gebracht. Ihr Zorn ward noch heftiger, da sie erfuhr ren , daß Schiwen den Wischenu zu diesem Streich verleitet habe; uud mm beschlösse« sie, ihn durch ein Opfer zu todten. Sie verrichteten also ein Opfer, das aber bloß aus gütiger Zulassung des Sch'ww selbst ewige Wirkung haben konnte. Dieses Opfer brachte zuerst einen Tiger hervor, dessen Nachen ciuer Berghöhlc, dessen Brüllen dem Krachen dcs Donners ähnlich war/ und aus dessen Augen brennende Fcuerfiammcn hervor spritzten. Die Büßer warfen M zu seinen Füssen, und baten ihn er sollte dcn Schiwen erwürgen: Aber Schiwen M ") I» den geheiligten Bücher» der Indicr findet «ilm , daß die Wüster und Drwcrkels, wenn sic cl'" wissen wollten, ihren Grist auf cmcn Augenblick smmmltcn: Dann siclltt sich ihnen das MwM ror, uud sie lasen iu der Zukunft,, ihm sein, Fell ab und brauchte es statt eines Kleides. Darauf brachte das Opfer einen Nlajn vor, welchen sie gegen den Gott abschickten ; der ihn aber in die Hand faßte, so wie auch einen Hirschen der auf Befehl der Büßer auf ihn los sprang, und dabey ein Ge, schrey machte vor-dem alle Wesen schauerten. Nach diesen schickten sie noch eine Menge Schlangen gegen ihn, aus denen aber Schiwen Halsbander machte; auch viele Budons die ein schreckliches Gebrüll von sich gaben. Die Büßer begehrten von ihnen, sie sollten den Schiwen todten; aber der Gott befahl ihnen für immer bey ihm zu bleiben um ihm zu dienen, und jene gehorchten. Nun erschien ein Kopf, der hüpfte umher und stieß ein fürchterliches Geheul aus. Schil wennahm ihn und setzte ihn auf den seinigen, damit er Niemanden was zn Leide thät. Da die Büßer sahen, daß ihre Opfer unwirksam waren, wurden sie sehr bestürzt Und endlich gar rasend. Obschon ihre Opfer nichts ausrichteten, setzten sie dieselben doch wieder fort, brachten den Riesen N7nyelagin hervor, und baten ihn crfollle den Schi-wen todtschlagen; in dieser Absicht schickten sie auch das Opftrseuer gegen ihu. Schiwen ergriff das Opferfeuer, warf den Niesen mit einem Fußstoß zu Boden und stieg auf seinen Rücken. Alle Dewerkels sangen ihm itzt Lobgesänge ; und der Schall den sie wachten, war gleich dem Brausm des Meeres am Vollmond. Endlich donnerten die Büßer Sabons gegen den Schiwen, um ihn zu morden ; aber auch diese Flüche thaten keine Wirkung, und ihr Mund ward müde, dieselben noch langer auszusprechen. Voll Schaam, daß sie ihre Ehre verloren und sich nicht rächen konnten, wagten sie noch einen letzten Versuch ; sie vereinigten ihre Gebete und Bußwerle, und schickten dieselbe gegen den Schiwen. Dieß war das fürchterlichste Opfer , dessen Wirkung der Gott selbst nicht hindern konnte; diese Gebete giengcn wie eine Feuermasse hervor , wel-He das Zeugungsglied des Schiwen ansteckte und ihm dasselbe vom Leib riß. Schiwen, "oll Wuth gegen die Büßer, wollte mit eben diesem Gliede die ganze Erde verbrennen; "Uch war der dadurch verursachte Brand schon wirklich beträchtlich, da endlich Wifchcnu Und Bruma, denen es darum zu thun war die Geschöpfe zu erhalten, cm Mittel such? ten der Feuersbrunst Einhalt zu thun. Bruma nahm die Gestalt eines Fußgestclles an, Und Wischenu die Gestalt des weiblichen Zeugungsglicdes; unter diesen Gestalten sien? "en sie d^s Zengmigsglied des Schiwen auf, und stillten den allgemeinen Brand, "rch jhr Bitten gerührt, willigte Schiwen endlich cm, die Welt nicht zn velbn'w nen, mit der Bedingung daß alle Menschen dieses von seinem Leib abgerissene Glied anbeten sollten. So stellt der Lingam cine Gattung von Dreyeinigkeit vor; die untere Einfassung bedeutet den Wischen«; aus ihrer Mitte ragt eine oben rund zulaufende Säule empor, die den Schiwen vorstellt, und das Ganze steht ans einem Fußgcstell, das den Bruma abbildet (I.IV. Cafel). Der Lingam wird in ganz Indien sehr eifrig verehrt; seine Anhänger sind gewab tig zahlreich : Sie beschmieren die Stirne, die Brust und die Schultern mit Asche aus Kühmist , welche sie für heilig halten, weil sie den Schiwen vorstellt der als Zerstörer das Feuer zu seiner Eigenschaft hat, dessen Wirkung ist, alles in Asche zu verwandeln. Sie tragen das Bild des Lmgams immer am Halse, oder hangen es wohl auch in einem silbernen Kistchen verschlossen an den Arm. Die Andächtigen tragen so wie die pandarons Hals - und Armbänder vom Kern des Nutren ; aber die Anhänger des Wischen« verachten diesen Gottesdienst und halte" ihn für unehrlich. Zufolge der Indischen Tradition scheint es , Wischen» habe jenen Dienst ganz ausi heben wollen, um seine eigne Lehrsätze, die er aus Siam brachte, mehr auszubreiten ; weil er abcr bey seiner Ankunft in ganz Indien schon allgemein war, hatte Wischcnu gewalw ge Mühe, die Begriffe welche das Volk von der Gottheit hatte, umzuschmclzen. Die Kriege, welche er und seine Schüler führen mußten, um Proselyten zu machcn, verhi"-derten ihn stets die vorgehabte Aenderung der Volksbegriffc ganz zu Stande zu bringen; und so verehren noch die meisten Indier den Lingam. Dieser Lingam hat viele Aehnlichkeit mit dem phallus oder dem Bilde welches das mannliche Glied des Atys des Geliebten der Zybele vorstellte, und mit Bacchus, die man in einerley Tempel zu Hierapolis anbetete. Die Aegypter, Griechen und Römer hatten Tempel dem priap gewei ht, der die nämliche Gestalt hatte wie der Lingam. Die Ijuae-liten beteten ebcn dieses Bild an und errichteten ihm Statuen : Die heilige Schrift lchrt uns, daß Asa, Rodoams Sohn, seine Mutter Maacha dem Priap nicht opfern ließ, und dieses Bild zerbrach. Die Juden liessen sich in den Geheimnissen des Beel-phegor einweihen; einer Gottheit, die dem Lingam sehr ahnlich sah', von den Moa- « bitern und Madianitern auf dem Berg Phegor angebetet wurde, und wahrscheinlich^ Weise von dcn AeZyvtem zu ihnen gekommen war. Dieses Bild des Lingam sieht ""> noch Jsr. č 4,, I'oursofi u/r . Off 7Y7>' F, SoTvneratl}Lrux , 'Poi'.\\?ori' €-*<•'- noch im Bas,-Relief an der Mauerschwelle des Umfangs vom Zirkus zu Nimes; auch über dem Eingang einiger unsrer alten Kirchen, z. B. an der Domkirche zn Toulouse und emü gen Kirchen in Bordeaux. Eben so wie die Priester des Atys thaten, beobachten auch die Büßer, die den Lim gam anbeten , die strengste Keuschheit; und wenn sie nicht Schwärmer genug sind , sich wie jene zu verschneiden , muffen sie doch durch niederschlagende Mittel sich ganz stumpf Und unempftnhHch machen. Zu diesem Zwang verbindet sie die Nothwendigkeit ganz nackt und in einem Znstand von Himmlifther Betrachtung vor allem Volk zu erscheinen ; denn wenn das Volk kömmt ihren Lingam anzubeten, (das dann in dem natürlichen Lingam nichts geringers als das Ebenbild Gottes selbst sieht), und bemerkte, daß sie nur die mindeste Fleischesregung verriethen, würden sie als Schandbuben angesehen und unfehlbar ^steinigt werden. Man bezeugt ihnen eben die Ehrerbietung, wie den Priestern des Atys; sie st'ld gleich jemn für Propheten angesehen , dercu Prophczeylmgen mau für unfehlbar halt. Dieser Gottesdienst ist ein Beweis von dem l,oheu Alterthum der Indier: Es ist eine ausgemachte Sache, daß die Aegypter denselben, so wie auch den Lehrsah von der Seclemvandming, erst dann in ihrcm Reich eingeführt haben, da sie schon nach Indien Zereist waren. Schiwen hatte vier Söhne, davon der erste und vornehmste der ßollear ist. Er 'st der Schuhgott dcr Ehen. Kein Indier baut je ein Haus ohne vorher auf den dazu bestimmten Grund den Pollear hinzustellen, den er dann alle Tage mit Oel begießt und mit Blumen bestreut. Sie glauben , wenn sie diesen Gott nicht vor Unternehmung )edes Geschäftes anrüsten, würde er machen, daß ihnen ihr Unternehmen aus dem Gedächtniß entfiel, und sie also vergeblich arbeiteten. Man stellt ihn mit einem Elefanten? köpf, und auf einer Ratte reitend vor (I.V. Tafel). Aber in den kleinern Pagoden steht kr mit fast kreutzweist gestellten Füßen auf einem Säulengestell , und vor der Thüre sei? "er Kapelle ist dann allemal eine Ratte abgebildet. — Diese Ratte war ein Riese Na? wens Gedje - muga-schurin , dem die Götter grosse Macht und selbst die Unsterblich? "t zugestanden hatten ; aber er misbrauchte diese Geschenke und that den Menschen viel "böses. Darum baten die Weisen und Büßer den Pollear, er möchte sie von diesem lesen befteyen : Pollear brach sich einen von seinen Hanzähncn aus, und warf ihn ge? eti den Gedje - muga, schurin; der Zahn drang in den Magen hes Riesen, und warf (1. Theil.) U ?S4 denselben zu Boden: Dieser verwandelte sich aber sogleich in eine Ratte, so groß wie «in Berg, und wollte den Pollear angreifen, der aber auf seinen Rücken sprang, und zu ihm sagte: Ich rvill nun zu allen 3eicen auf dir reiten. Wenn die Indier diesen Gott anbeten, legen sie die Arme kreuhweis, schliesscn beyde Fäuste zu, und geben sich so einige Stöße an die Schläfe; dann nehmen sie sich mit noch immer kreutzweis gelegten Armen bey den Ohren, und machen mit dem Knie drey Verbeugungen: Nach diesem verrichten sie mit gefallenen Händen ihre Ge? bete zu ihm und schlagen sich für die Stirne. Sie haben überhaupt viel Ehrfurcht für diesen Gott, dessen Bild sie in alle Tempel, auf die Gassen, Landsirassen und auf die Felder unter irgend einen Baum stellen, damit ihn jedermann vor Anfang seiner Geschäfte anrufen, und auch die Reisenden ihre Gebete und Opfer zu ihm verrichten können, ehe sie ihren Weg weiter fortsetzen. Man weiß daß auch die Juden Altare auf den Feldern hatten, woraus die Reisenden ihre Opfer schlachteten, um die Gnade zu einer glücklichen Reise zu erhalten. Der zweyte Sohn dcs Schiwen ist Supramamer, den ftin Vater aus sei-mm Auge mitten auf der Stirne hervorgehen machte, um den Riesen Sura-Parpl ma zu erschlagen. Dieser hatte durch seine Bußwcrke die Herrschaft der Welt und die Unsterblichkeit erhalten; ward aber in der Folge ein solcher Bösewicht, daß ihn Gott strafen mußte. Er schickte also den Supramanier gegen ihn, der sich zehn T^ ge lang vergeblich mit demselben herumschlug; endlich aber das Welle, ein von Schü wen erhaltenes Gewehr, ergriff, und damit den Riesen in zwey Stücke hieb: Eins von diesen verwandelte sich in einen Pfauen, und das andre in einen Hahn. Supramanlsr gab ihnen ein besseres Herz, und dann erkannten sie den Schiwen. Er befahl dem Pfauen, ihm statt eines Pferdes zu dienen, und dem Hahn, in seinem W^gen zu bleiben. ^ diesem Grunde wird er in den ihm eigeus geheiligten Tempeln, und in den Tempeln des Schiwen, darin er überall ein kleines Kapellchen hat, auf einem Pfauen reitend m« sechs Köpfen.uno zwölf Armen abgebildet, und hat auf beyden Seiten seine zwey Weu ber (l.VI. Tafel.) Wairewert der dritte Sohn des Schiwen ward aus seinem Athem gebohren uw den Hochmuth der Dewcrkels und der Büffer zu unterdrücken und den Bruma z" demüthigen, der sich für den größten der drey Götter ausgegeben hatte. Mairewert riß »h" N?So.. 'Sor*ne,xi£pin.v. Poi-jj-on «J> . fflfr- F. Sonne/izlfti/iJC . N0.*8' f. SonneratßtAiV' /bts.fo/1 Sr ■ N?fr P. Jo/i/icratfisuv. • 155 emen seiner Köpfe ab, und fieng in dcff n Hirnschale alles Blut der Dewerkels und Büffer auf; doch erweckte er dieselben nachher wieder zum Leben und gab ihnen reinere Herzen. Eben dieser ist der Gott, welcher gemäß den Indischen Traditionen auf Befehl des Schiwen kommen, und am Ende der Zeiten die Welt zernichten wird. Sein Bild ist blau, hat drey Augeu und zween hervorstehende Zahne; er trägt einige Köpft in Gestalt wie Halsbänder die ihm über ^den Magen hinunter hängen: Statt eines Gürtels ist er mit Schlangen umwunden, hat feuerfarbige Haare, Schellen an den Füssen, in seinen Händen ein Schulu, ein Tidi, einen Strick, und die Hirnschale des Bruma, und reitet auf einem Hund (l.VII» Tafel) <- Er hat zwar eimge Tempel, wird aber besonders zu Kaschi nahe am Ganges verehre Der vierte Sohn des Schiwen ist N)lcrapatrm, den stin Vater aus seinem Schweiß erzeugte, um die Wirkung eines Opfers zu verhindern^ das Takln verrichtete, in der Absicht einen neuen Gott zu erschaffen. Witrapatrin ward mit tausend Köpfen und zweytausend Armen gebohren (l.VUI. Tafel). Er erwürgte den Takin und alle die beym Opfer gegenwartig waren.. Aber Schiwelr verzieh ihnen nachher, und erweckte sie wieder zum Leben. Witrapatrin hat zwar einige Tempel; sie werden abee weniger besucht als die der übrigen Götter. Die Indier beten auch den Aarmadenie Gott der Tugend an, den sie unter de? Gestalt eines Ochsen vorstellen. Sie ballen ihm allemal eine Kapelle vor den Tempeln des Schiwen, weil dieser Gott auf ihm reitet. In den kleinen Tempeln stellt man ihn vor die Thüre auf ein unförmliches Fußgestell, und in den grossen ist seine Kapelle von einer ganz andern Bauart als die Kapellen der übrigen Götter: Sie besteht aus einem viereckigten Fußgestell dessen vier Enden mit Säulen geschmückt sind, die eine Ober-decke tragen, umer welcher das Götzenbild vor den Zufallen der Witterung sicher steht. (l.1X. Tafel). In den Tempeln wo Schiwen unter einer Menschengestalt abgebildet 'st, reitet er m«f einem weissen Stier, welcher der Gott der Tugend ist. In einigen Büchern hat man den Darmadewe Baftva genannt, welches aber nur einen Ochsen bedeutet. Alle Schriftsteller, und selbst die Indier welche ihre Mythologie nicht voll-ommen gm inne haben, verwechseln diesen Gott mit dem Nandigessmer, dem Thür, "eher des Railasson, der auch mit einem Ochscnkovf vorgestellt wkd; aber die Vcrch- rung dieses letztern ist ganz von der des obige»! unterschieden, so wie auch die Kapellen die man ihm ebenfalls in den Tempeln des Schiwen einweiht. Sehr wahrscheinlich war der Ochse Apis, dem man in Acgypten prächtige Tempel baute, eben dieser Darmadewe der Indier. Das nebcn dem Berg Sinai errichtete gvldne Kalb der Israelite» war eine Nachahmung des Apis; ein Gottesdienst, den sie den Aegyptern abgelernt hatten, und den einige Zeit nachher der König Jerodeam im ganzen Königreich Israel einführte. Anumar und Gerudin haben ihre Kapellen auch in den Tempeln des Wischenu, der auf ihnen reitet. Die Indier haben auch noch den Manarsuami *), der iht ein ganz unbekannter Gott ist: Einige glauben es seye Schiwen; aber seine Priester, oder pmschari, sagen, er sey eine Verwandlung des Supramanier. Doch ist dieser Lehrsah nicht allgemein angenommen, und die Bramanen wollen ihn nicht zugeben. Seine sehr kleinen Tempel sind auf den Feldern. Gewöhnlich errichtet man neben der Thüre drey koloffa-tische Bilder aus Ziegelerde, welche die sitzenden Budons vorstellen, welche die Wächter des Tempels seyn sollen; inwendig sind neben dem Lingam als der Hauptfigur noch die Bilder der Söhne des Schiwen und zwölf junger Jungfrauen. Die alltäglichen Zerc-monien verrichten daselbst Schutres, niemal aber Bramanen; denn die verachten diesen Gottesdienst. Zweyter Abschnitt. Von den Halbgöttern. Die Indier haben auch Halbgötter oder Derverkels "), die im Sorgon f) wohnen: Die bekanntesten davon sind Den?endren -Z-f), Agini, Nimen, Nl'rU- ") Man ncnnt ihn auch Ramer-Roil: Ramer hcißt Jungfrau, und Roil Tempel. "*) Dcwerkcls ist die vielfache Zahl vom Dewin, welches Gott heißt; einige Schriftsteller haben sie D^ wetas genannt. 5) Sorgon ist das Paradies des Dewcndren. Es ist über der Erde, und der Aufenthalt derjenigen,^ sich nicht verdient genug gemacht haben, in das Railajson oder Paradies des Schüren emM^ hen. Me die in dieses Paradies kommen, bleiben nicht ewig dort; sondern nachdem sie eine Zeit lssw> alle Arten von Ergötzlichkeitm genossen haden, kommen sie wieder auf die Erde hernieder ein ncu^ Leben anzufangen. Einige Schriftsteller haben es Schuarctuam, Xoartam, Awarded» und D^ welogon genannt. -j-f) Dewmdrm ist der König der Halbgötter. Er beherrscht das Sorgon, und unterstützt den östlich" jX°.6o- P> Sonneratfi/uT, ^/bts!?ö/iJ'c'■' di, warunin/ N)a^u, Ruderen und Isanien. Diese acht Halbgötter sind die Beschützer der acht Enden der Welt: Man hat ihnen keine Tempel gebaut, sondern stellt ihre Bilder nur in die Tempel des Schiwen, und ruft sie um Nachkommenschaft an. Schurien "), Sandrin, AnguaraZuen, Buda, Barassuadi, Schuknn Und Sani 5 sind sieben Halbgötter oder sieben Planeten, deren jedem man einen Wochentag geheiligt hat. Theil des Weltalls. Man bildet ihn ab mit Augen bedeckt, mit vier Armen, mit einem Hacke«, einem Uulischon in den Handen, und auf einem weissen Elefanten reitend. Dewendren mnßte gegen die Niesen, die Feinde der Götter, viele Kriege führen, die in den heiligen Büchern umständlich beschrieben sind. Er war bald Sieger bald V.siegter, und ward einigemal aus dem Sorgon selbst verjagt Nur durch den Schutz dcs Schiwcn, Wischen und Bruma konnt' er die Niesen g^lich ausrotten, unb sich den ruhigen Vesch des Sorgon verschaffen. Aymi, Gott dco Fcuns, ist der zwcyte 0rr Gbtt«,, wrichr bie nchl Enden Her Welt beschützen. Er unterstützt dcn südöstlichen Theil des Weltgeba'uoes. In seiner Abbildung hat er vier Arme, halt in zween derselben einen Dolch, hat den Kopf mit Flammen umgeben , und reitet auf einem Widder. Hamen, Gott des Todes und König der Hölle, ist der dritte. Er beherrscht den südlichen Theil der Welt. Mau bildet ihn nnter schrecklicher Gestalt ab, mit einem Stock in der Hand und auf einem Bussel reitend. Nirudi, König der Teufel und dcr bösen Geister, ist der vierte. Cr unterstützt den sübwesilichcn Theil dcs Wcttgebaudes. Man stellt ihn vor, wie er von einem Niesen auf den Schultern getragen wird, und einen Säbel in der Hand hält. rvarunin, Gott dcs Meres, ist der fünfte. Er beherrscht dcn westlichen Theil. Man stellt ihn vor auf einem Krokodil reitend, mit cincr Peitsche in der Hand. N>ayu, Gott des Windes, ist der sechste. Er unterstützt den nordwestlichen TM. In seiner Abbildung reitet er auf einer Gemse, und trägt ein Schmrdt in der Hand. Ruberen, Gott der Reichthümer, ist der siebente. Er beherrscht dcn nördlichen Theil. M>m i::alt ihn auf einem weissen Pferd reitend und mit Fcdern geziert. Isnnien, ist der achte: Er beschützt den nordöstlichen Theil. Er hat die Erlaubniß dasi er unter der Gestalt bes Schiwen erscheinen dürfe. Man bildet ihn auch ab wie den Schiwen, weiß, auf einem Achsen rcitcnd, mit vier Armen, mit eiuem Hirschen und einem Tudi in den Handen; wrlckcs die Attribute dcs Schiwen sind» "') Gchurien isi die Sonne, welcher der Sonntag gelieUqct ist; Sandrm, der Mond, und Vorsteher des Montags; Anyuarayue»,, Mars, Vorsteher dcs Dienstags; der Mittwoch ist dem Auda oder Nudi» , dtM Mettur, geheiligt; Barassuadi oder peressuadi ist Jupiter; er ist dcr Guru der Dcwerscls und Vorsteher des Donnerstags: Einige Schriftsteller haben ih>, Vrasbaveti und Vrabas-Padi genannt; Vchukrin ist Venus; er ist Guru dcr Aschurer und Vorsieher dcs F^cvtaqs; in einigen Büchern heißt er welly, Sutrabawagam, Gutrassavi mid Sura; Gam ist der Gott, welcher die Menschen während ihrem Leben straft: Er naftert sich ihnen nur wenn cr jhncn Vösts thun WM; dcr ihm geheiligtc Tag ist dcr Samstag. Die Indicr fürchlcn ihn gcwaltig, nnd bctcn ih.i an. Er wi»d blan abgebildet, mit vier Armen, auf nnem Naben reitend, und ron zwo Schlangen umgeben, dle cinen Krcis nm ihn her bilde,, (I.X. CaftI). ^Mit der Idcc dcr Indicr, dic Pl.ulcttn zu Halbgöttern zu machcn, simmit auch dk- Meynung des "'no, Plato, Pbilo und analer Philosophen etwas libercin, die bchauptcn, Lonnc, Mond u,:d St"'' "'' »epcn Thicre, ^clche Bewußtseyn nnd Empfindung besitzen. 153 Neben diesen vornehmsten Halbgöttern erkennen die Indier noch drey und dreyßig-Kurus *) von Dewerkels, die pure Geister, alle Söhne des Rassiber und derAdi-di sind, im Sorgon sich aufhalten, und in Zünfte eMecheilt werden. Die erste dieser Zünfte enthalt die wassukels, die man AschteM?affukels nennt**), weil ihrer an der Zahl acht sind. — Die zwote Zunft enthält die NiarutM kels, deren nur zween sind. — Die dritte, die Ginerers, Götter der musikalischen Im strumente. — Die vierte, die Gimduruders, Götter des Gesanges. — Die fünfte, die Schidders. — Die sechste, die NAriaders. — Die siebente, die Geruders, welche Flügel haben, und eine Nase wie der Schnabel eines Adlers. Auf einem Get ruder reitet Wischenu. — Die achte, die Grandun>ers, welche wegen ihrer Schöw heit berühmt sind; si'm väterlichen HMsc sind gejagt worden und sich gcgcn Osicu ^ogcn haben, kon thum Anlaß gegeben; aber wenn man die geheiligten Bücher der Indl'er nachschlägt, findet man, daß sich die Bramanen erst seit der Epoche, da Wischen« unter dem Na; we Rama seine Lehrein Indien predigte, über dieses Land verbreitet haben: Folglich müssen wir die Lamas, die Bonzen des Foe, die Bonzen von Siam, Tunkin, und Kochinchina, die Talapoins aus Pegu und Ava, die Priester von Zeylon, Aegypten und Griechenland nur als Nachfolger der alten Bramanen oder ihrer Schüler ansehen; und ich glaube, daß nur die einzigen Saniassi, eine Gauung Indischer Mönche, die wahren Abstammlinge der Brachmancn siyen. Kein Volk hängt so eigensinnig an seiner Religion, wie die Indier; denn dieser ihre hat seit fünftausend Jahren, nämlich seit der Stiftung der Sekte des WischenuM die um einige Jahrtausende jünger ist als jene des Schiwcn, nicht die mindeste Abän? derung erlitten: Eben so steif sind sie auf ihre Landesgewohnheiten versessen, die sie für lauter herrliche Grnndsahe dcs Naturrechts halten, und vermöge deren die ältesten aus jedem Stamme die zwischen den Mitgliedern ihrer Zunft entstandenen Streitigkeiten schlich? ten. Ihr Abscheu gegen die Gewohnheiten auswärtiger Völker ist vollends unbeschreiblich: Die Mogolcn plagen und pressen sie im innern ihrcr Lander ganz entsetzlich , nnd doch ziehn sie dieses tyrannische Joch dem ruhigsten ungekränktesten Leben auf den Ew ropaischen Faktoreyen weit vor; und nichts ist vermögend sie mit unsern Gebrauchen ver, lraut zu machen; ja ihr Haß gegen die Europäer wächst nur noch mehr, wenn sie wter denselben lcbcn. Bloß einige Handelsleute zeigen — nicht aus Neigung, nur aus Eigennutz — etwas weniger Abscheu für die Fremden; aber die Bramanen,, die Busier und viele andre, haben einen unüberwindlichen Widerwillen gegen alles was nach Europäischer Denkart und Sitte riecht; daher glaub' ich auch, es werde nie möglich sey", sie zur Abänderung ihres Gottesdienstes zu bringen. Man könnte wohl eben so gräßlich wie die Mogolen ihre Lander verheeren, alle nur erdenkliche Arten von Grausamkeiten an ihnen verüben, lind sie mit eisernen Ruthen unter das Joch der Knechtschaft peitschen; aber niemal wird man sie dahin bringen, daß sie ihre Götter verlaugnm. sich sehr wohl il, Indien festgesetzt, und in diesem hißigen Himmelsstrich ein neues Volk gestiftet haben. Besonders ist der heilige lkpiphamus dieser Meynung, und sagt in seinem Buch yeyen die Rehe-reyen, daß die von der Cethun, dcm Abraham gebohrnen Kinder, da sic aus dem Hause verbannt, und von ihi cili Pater gleichsam verlassen wurden, sich in das Land MagHdm, cme Gegend des glücke lichen Arabien, geflüchttt habcn, von da sie wohl bis nach Indien kommen konnten. Man hat zwar manchmal einige zum Christenthum bekehrt, aber das waren elende Kerls vom niedrigsten Pöbel, bey welchen das Elend alle übrige Empfindungen erstickt hatte, ;md denen also natürlich alle Religionen gleichgültig waren: Zudem waren dieselben nie eingeweiht, und behielten auch als Christen noch immer die Gebräuche ihrer Vorältern bey. Aber alle Beredsamkeit der Christlichen Mißionarien hat noch nie so viel vw niocht, einen einzigen Braman zu bekehren; worüber sich auch nicht zu wundern ist: Denn, sollte ein solcher die christliche Religion annehmen, um einem Paria gleich zu wer> den; Er, der sich über die Könige erhaben glaubt, und sich als einen Theil des Höchsten Wesens ansieht? Mahomeds Schüler haben ihre Lehre zwar auch nach Indien ver, breitet, aber nur unter die Perser und Tataren; auch die Mogolen haben dieselbe durch ihre Eroberungen zugleich mit sich in Indien eingeführt; aber die Heiden wurden bloß ihre Sklaven, nicht ihre Proselyten. " Wenn man die alten Religionslehrcn der Brachmanen mit all den abgeschmackten Mährchcn und abergläubischen Gauckeleyen der heutigen Indier vergleicht, muß man beynahe denke,!, sie haben im Vergleich mit ihren Voreltern sthr aus der Art geschlagen, da jene bloß Einen vollkommenen und unveränderlichen Gott anbeteten; aber man wird auch bald emsehen, daß ein bloß intellektueller Begriff von der Gottheit bey einer mit so viel Apathie bezeichneten Nation sich nicht lange erhalten konnte. Man mußte sim" tiche Bilder ausfindig machen. Die Pfaffen heckten also Mahrchen und Allegorien alls, und unterschoben dieselben jenen erstem ungeschminkten Grundsahen ; diese wurden bald durch Unwissenheit und Liebe zum Wunderbaren gehciliget, und werden sich allem Al" sehn nach noch lange in ihrer Würde erhalten, weil es äusserst selten ist, einm Indicr zu finden, der sich durch Emporstrebung seines Geistes über di« Begriffe des Pöbels heraufschwingt. Durch ihr Klima entnervt, durch Sklaverey zu Vodcn gedrückt, schrumpft ihr ganzes Daseyn bloß auf den Wunsch ein, sorglos von einem Tag zum andern hin-leben zu können: Denken ist ihnen eine Beschwerde, die sie ängstlich vermeiden; und dämm überlassen sie den Bramanen das Geschäft, ihnen alle ihre Begriffe und Hand' lungen zu bestimmen. Unter allen Büchern, die von der Indischen Mythologie handeln, ist das Merk des Herrn Don? unstreitig das Beßte; aber auch dieser Schriftsteller gk'bt lins nur einen sehr flüchtigen Begriff von der Religion in Bengalen: Indessen sieht man bis auf cnu- ge kleine Verschiedenheiten, die aber bloß durch Sekten und besonders durch die um gleiche Sprache entstanden sind, daß die Grundsahe jener Religion mit denen der Tamu-lcr völlig einerley scyen. Herr Dow erhielt seine Nachrichten und Namen von Leuten die Bengalisch sprachen, und schrieb dieselben dann nach Englischer Aussprache -. ich hingegen habe eben diese Nachrichten und Namen von Tamulern, die sie nur in ih? rer Landessprache angaben; also muß zwischen unsern Namen natürlich eine grosse Ven schiedenheit entstehen, die aber im Grunde so viel nicht zu bedeuten hatte, wenn die Be? griffe von Erschaffung der Welt und dem Ursprung der Götter bey uns beyden beßer übereinstimmten. Die alten Volker Indiens beteten die Sonne und den Mond an ^): Diesem Got' tcsdicnst sind wirklich noch einige Indier zugethan, die, stets von den übrigen Mew schen entfernt, auf den Gebürgen und in den Wäldern lebten. Bald darauf beteten sie das Feuer an, entweder weil sie dieses Element als eine»: Theil der Sonne, und bes Wesens das alles belebt, ansahen; oder, weil sie in der Erlösthung desselben das Sinnbild des Lebens und des Dahinsterbcns der Natur betrachteten. Diese letztere Vermuthung scheint noch durch die Ehrerbietung bewiesen zu seyn, welche sie dem Agini, Gott des Feuers, bezeigen; denn sie beten ihn bloß darum an, weil das Feuer das Bild bes Schinx'n, Gottes des Zerstörers, ist; auch unterhalten sie noch wirklich auf dem Verge Tirunamalcy ein Feuer, dem sie grosse Ehre erweisen f). '') Alle Vclkcr haben die Sonne angebetet: Die Juden lind Israelite« bezeugten derselben ihre Unterwürfigkeit; dic Sekte der Eßäcr, bey den Hebräern, begrüßte alltäglich die aufgehende Sonne, und rüste dieselbe Morgcus a», mit Bitte sie sollte sich sehen lassen. Gott verbot aber diese Abgöttercp mit ausdrücklichen Worlcn, und befahl diejenigen zu steinigen die man als schuldig befinden würde, daß sie die Sonne oder den Mond angebetet hatten (Deuter. XVII. v. 3.). Im zweyten Kapitel des Ruch« d?v Aönige wirb diese Abgbttcrey als die Hauptursache vom Sturz des Jüdischen Reiches angegeben, das durch all die Feinde verwüstet ward, die Gott als MMcuge seiner Rache dagegen erweckte. — Plutarch suchle ekn diesen Gottesdienst bey den Griechen anszureuten. Er sagt in sei-nem Buch von dev Isis und dem Osiris, daß man weder die Elemente, weder die Sonne, noch den Mond anbeten soll, weil sie nichts mehr als Spiegel seyen, aus dcncn man einige Züge voll der unendlichen Weisheit dcs Schöpfers erkennen möge, der sie so schon und glan;end geschissen hat. Die Vramanen beten noch an jedem Mvrgen gewisse Gebete zu der Sonne, indem sie das Sandi-wane verrichten: Und noch in unsern Tagen hat man ein ungeheuer grosses festes Land gesehen, das keine andre Gottheit hatte. Alle Völker hatten geheiligte Feuer: Die Athenienser hatten ein ewiges Feuer, das durch Wittwe» unterhalten wurde; und die Römer liessen eden ein solches durch die Vestalischen Jungfrauen besorge,,. Die Brachmatlen, deren vornehmster Lehrsah die Ewigkeit Gottes war, wurden null ihre Priester. Die Beschäftigung dieser Philosophen war, wie die der heutigen Bramanen, dem Volk durch eine Gattung von Almanach Regen und Wind anzuknw digen. Ihre Uncigmmchigkeit, ihre nüchterne und stille Lebensart, ihre strenge Sittenlehre, nnd die herben Bußwerke die sie sich selbst auflegten, machten, daß man sie als Weise verehrte; und so ward ihre Lehre bald in ganz Indien herrschend: Aber nicht lange währte das, sondern die Bramanen rotteten diese Sekte aus, und veränderten den Gea. nstand des Gottesdienstes. Sie befahlen die drey Haupteigenschaften Gottes zu verehren; nämlich die Macht zu erschaffen, zu erhalten, und zu zerstören. Diese drey metaphysischen Wesm wurden in d»r Folge personifizirt, und bildeten nun drey ver-schiedne Götter, die man Bruma, NAschenn und Schnnen hieß. Aus dieser Zerthcilnng entstanden auch drey Sekten, die, durch ihre Pfaffen aufgehetzt, sich bald wechselweise die eine gegen die andere verbanden, und einen grau-samcn Krieg wider einander führten, in dem die Sekte des Bruma ganz und gar vernicht tet ward. Alle Verkörperungen ihrer Gotter sind eben so viele Denkmale der ZankcrerM oder Kriege, die diese vcrschiednen Sekten unter einander führten. Sie hieffen in ih-ren Traditionen die Gegner ihrer Sekte, Raschader oder Riesen; ihre eignen An^ Hänger hingegen Derverkelo. Die Anhänger des Wischen» keförchteten, es mögte ihnen ein ähnliches Schicksal bevorstehen wie den Anhängern des Bruma, und erkannten deswegen die Schiwenisten für die machtigcrn; nahmen einige Lehrsätze von denselben an, und erklärten, daß Sch^ wen und Wischemi gleiche Götter waren. Doch, die siegenden Schiwenisten wollten weder den Wischenu noch den Bruma erkennen; aber die Kriege welche sie bald darauf Das Buch Üevitiku« befiehlt den Juden, sie sollten ein heiliges Feuer haben, das unaufhörlich l'M'»l. Dic Griechen hatten ein solches im Tempel des Apollo. — Die Parsls oder Gebern, Al'stammlinge der alten Perser, die in GuM'ate wohnen, haben noch von ihren Stammvätern ein heiliacs Fcucr ^ sie stets anbeten, mil ste dasselbe als das Ebenbild Gottes ansehen. Auch dic Cyaldaer, ""^ ^ Bewohner von Amerika, beteten das Feuer an. Wenn cs erlosch, war es eine Vorbedeutung a - möglichen Unglücksfnlle für d<;s Lan). Kurz, alle Völker l^bcn dkses Element für die GrunduN"^ des Lebens , der Zerstörung un?> Wiederherstellung dcr Welt angeschen. Die brennende» Lamxcn den katholischen Kirchen sind selbst noch Ueberbleibsel der alten Feuclvcrchnmg. i67 Hegen ein Heer von Straffenräubern, die aus der entferntesten Wcltgegend herankal wen ihr Vaterland zu verwüsten, aushalten mußten, zwangen sie, ihre polemischen Gefechte einzustellen, ohne daß sie sich doch seitdem über die streitigen Punkte vereinigt haben. Beyde Sekten dauern uoch immer fort, und verachten einander mit solcher Er? bitternng, daß jeder Anhanger des Schiwcn, wenn er nur den Namen Wischenu aus: sprechen hört, sogleich wegläuft, um sich in einem Bade darüber zu reinigen. Dieß sind itzt die einzigen zwo Sekten in die sich die Indier theilen; übrigens haben sie einerley Gebräuche und Feste. Nur durch die alltaglichen Zeremonien, Gebete und änsserlichen Zeichen mit denen sie ihren Leib bemalen, unterscheiden sie sich: Aber in dem ersten Lehrsatz über die Einheit eines Gottes stimmen sie beyde zusammen. Alle erkennen diesen Gott als ein ewiges, unerschaffenes, allmächtiges., gerechtes, barmherziges und alles Leidens unfähiges Wesen. — Als Schöpfer des ganzen Weltalls, 'st Gott auch aller Orten gegenwartig; hört und sieht alles, und nichts entgeht seiner göttlichen Vorhersehung. — Nach dem Tod theilt er mit gleicher Gerechtigkeit Stra? fen nnd Belohnungen aus. Oft nahm er sichtbare Gestalten an, um die Endzwecke seiner Barmherzigkeit oder seiner Rache zu befolgen: Nnd noch geschieht es tagtäglich, baß er sich, durch das Flehen eines tugendhasten Herzens bewegt, auf dcr Erde offenbaret. Am Ende des vierten Wcltaltcrs wird er in einer durch seine ewigen Em-schlüsse bestimmten Zeit die Well zerstören, so wie er sie auch schon in den drey vorher-Iegangncn Weltaltern zerstört hat. Um sich der Schwachheit unsrer Sinne begreiflich in machen, hat er gestattet daß man ihn unter verschiednen Gestalten nnd Bildern verehre. Diese Gestalten uud Bilder werden in Gott selbst verwandelt, wenn sie ihm mit allen vorgeschrieben Zeremonien geweiht werden. Nebst dem erkennen die Indier noch Umergotcheitcn, denen das höchste Wesen einen Theilseiner Allmacht zugetheilt hat: Diese sind Geschäftträger semes Willens, haben jeder einen angewiesenen Platz und be? sorgen eine besondre ihnen anvertraute Amtspflicht: Auch will er, daß man diesen gött-bche Ehren bezeuge; doch unterschieden von denjenigen, durch die man ihn selbst ehret, ^'ese Untergotcheiten sind im Ranm der ganzen Natur zerstreut, und eben so viel "orsieher alles dessen was darin eristirt: Dcr Himmel, die Sterne, der Luft-k"um, die Erde/die Hölle, die Berge, die Wälder uud die Flüsse, alles hat '"ne beschützende Gottheit: Auch die Städte und Flecken haben dergleichen die man Ralli") nennt; und obschon ihre Anzahl entsetzlich groß ist, ist die Welt doch neben ihncn mit vielen theils guten theils bösen Geistern angefüllt. Ueber den Ursprung der Seele stimmen die Indier nicht zusammen: Einige be-Häupten, sie sey von Ewigkeit; andre sagen, sie wäre mit der Welt erschaffen worden, und ein Ausfluß von Gott selbst "); aber darin kommen sie alle überein, daß dieses be sterblich sey, und mit der Welt vernichtet werde f). Alles was athmet ,hat eine Seele, die ihre Kräfte nur verhältmßmäßig mit der Stärke der Organen des Körpers, den sie bewohnt, entwickelt — Alle Seelen sind dazu bestimmt, bey Gott die höchste Seligkeit zu gemessen; aber um zu dieser Seligket zu gelangen, müssen sie von allen, selbst dcn mindesten Flecken frey seyn; und diese Reinigung können sie sich nur durch die strengsten Prüfungen und Bußwerke verschaffen. Beym Tode jedes einzelen Menschen wird seine Seele vor dcn Richterstlchl des höchsten Wesens gefordert, von demselben gerichtet, und entweder belohnt, oder nach der Menge und Abscheulichkeit ihrer Laster gestraft: Nach dicscr letztern Aöbüssung kömmt sie wieder auf die Erde zurück, wo sie neuerdings cincn Körper belebt, der allemal desto schlechter und verworfner ist, je lastet haftßr sie sich in ihrem ersten Leben betragen hat. Ist sie unglücklicher Weise in dcw Körper eines Thieres gewesen , so kömmt sie allmahlig wieder in verschicdne thierische Körper, wenn sie nicht durch glückliche Umstände aus diesem jämmerlichen Zustand el" ledigt wird; denn ein Thier kann nie ein verdienstliches Werk verrichten. Diese glück-lichen Umstände bestehen darin, daß sie entweder in einem Tempel oder bey einem öffentlichen Umzug das Bild eines Gottes zu Gesicht bekomme. Auch die blosse Ansicht eines sehr ") Ebrn dicß glaubt?» d« Griechen und Römer: Auch bey uns haben die Provinzen und Städte ihre besondern Schutzpatrone. U'>) Auch Plato sagt: ,.Unsre Seelen sind schon da, ehe wir empfangen und gebohren werden«, ^c heilige Augusim schcint eben so gedacht zu haben. «Vriuenc« und die PriscMamsien alaublcn, daß die Seelen vor den Leibern erschaffen waren. .. Plato und die Stoiker sagten, daß tie Seel^ nicht blosse Ausflüsse von Gott, sondern von seinem eigenen Wcsrn seyen; nicht durch irgend etm Vermindenmg s.iner göttlichen Substanz, sondern wie ein Abglanz gleich dem Sonnenlicht, das sich l" " breitet ohne der Sonne selbst etnas ;u liiuben. t) Die Stoiker glaubten, d,ch die Seelen so lange «m Leben bleiben würden, bis Himmel und Erde ^ ' k'annt wären; aber nicht ewig. Denn sie behaupteten, daß die Secirn zu ihrer llrlmclk' zuructtchn ^ und sich folglich wicdcr m>t Ortt v^einkgcn wurden ro-n dem sie ausgegangen wären. Die A" dächtt», die, Seelen der Heiden, und allcr jener welche -in der Sündsiut umlameu, würden nicht nn, von den Totten auferstehen. sehr heiligen Ortes ist manchmal hinreichend ihre Erlösung zn bewirken. — Bey dieser glücklichen Epoche geht sie in den Körper eines Menschen über; nnd so irret sie von Kör? per zu Körper, bis sie dnrch gänzliche Vcrschmähnng aller irdischen Güter «nd Lüste, durch die strengsten Lcibeskreuhigungen nnd Bnßwerke, endlich hinreichend gereinigt, nnd würdig ist in den Wohnsitz dcr Gottheit einzugehen. Die Seelen aller jener, welche eines gewaltsamen Todcs sterben, müssen so lange ans der Erde in dcr Irre umher schweifen, als sie bestimmt wareil in dem Körper den sie ehedem belebten zu verweilen; und erst nach Verlaus dieser Zcit können sie gerichtet werden : Von dieser Straft sind aber diejenigen ausgenommen, welche in einem gerechten Krieg für Gott nnd ihr Vaterland streitend umkommen. Dieß sind die gemeinschaftlichen Grundsätze der Indier. Sie haben alle einerley heilige Bücher; und da sie nur Ein höchstes Wesen erkennen, wär' es unbillig , sie untcr die Abgötter zu sehen. Die übrigen Gegenstände ihres Gottesdienstes wurden bloß darum von den Bramanen vergöttert, weil diese kein anderes Mittel wußten, ihre Macht auszudehnen und festzusitzen; aus dieser herrschsüchtigen Quelle stammen alle die abgeschmackten Mährchen , mit denen sie die Einbildnngskrast des Volks täuschten , und die in dcr Folge vollends zu Glaubenslehren wurden. So ven achtungswürdig diese Mährchcn auch an sich ftlbst sind, so nöthig und wesentlich ist cs boch , dieselben kennen zu lernen. Die Religionen aller Völker, selbst die der rohesien Nationen, sind allemal ein Gemengsel von Weisheit und Thorheit; und die Philoso? pl)ie, welche diese Rcligionssysteme zergliedert, sammelt manchmal/ auf den Trümmern des Irrthums und der Allegorie selbst, branchbare Wahrheiten. Man verwundert sich zwar, daß die Indier, da sie einerley heilige Bücher haben, doch in ihrem Glaubenssystem nicht zusammen stimmen; aber die Ursache davon liegt ohne Zweifel in eben diesen Büchern selbst, die man entweder schlecht überseht, oder in den verschiednen Mundarten widcrsinnisch erklart hat. Die Tamnler hab n nur vier heilige Bücher; und selbst diese sind keine Urschriften, sondern blosse Ueber-setzungen der puranons. Dieses Volk kennt seine Religion nur auf Treu und Glaw be" solcher elenden Abschriften,' oder aus dem , was die Bramanen ihm vorschwa-^" , daß es noch in den übrigen nicht übersehten Büchern enthalten sey. Gesetzt "^r auch, daß jedermann die heiligen Bücher selbst in der Ursprache lesen könnte, würde man doch ganz gewiß noch sehr verschiedene Glaubenslehren und Religions-(I. Cheil.) , Feste,, der Indicr. 174 H0«!M«NH«<Ä"5 Die Andachtsübungen sind eben so einförmig als die Opfer; sie bestehen in Fasten, Ge-beten, Vußwerken, und besonders darin, daß man, wenn es möglich ist, den Na-men des Gottes welchen man anbetet, an jedem Tag tausendmal ausspreche. Eins der wichtigsten Bedingnisse um im zukünftigen Leben selig zu werden, ist auch dieß , daß man den Bramanen Almosen gebe. Auch das Baden im Meer oder in den geheiligten Flüssen , ist eine wesentliche Re-ligionspflicht. Noch müssen die Indier zu den berühmtesten Tempeln wallfartm; Wast ser aus dem Ganges schöpfen, und es nach Ramefsurin bringen , um den Lingam im Tempel dieses Fleckens zu baden. So glauben sie auch dadurch sich die Gunst der Götter zu gewinnen , wenn sie auf den Laudstrassm Teiche anlegen , und Tempel und Ruhege' bände aufführen , darin die Reisenden eine Freystätte gegen die Ungemächlichkeiten der Witterung sinden : Und sollte nicht diese Art Gott zu verehren die beßte seyn, da ft die physische Glückseligkeit seiner Geschöpft befördern hilft ? Abraham Noger versichert , cs sey eine alte Tradition im Lande, daß man ehedem alle Jahre dem Teufel Gauga (es ist dieß die Mariatale, Göttin der Kinderpocken) einen Menschen opferte? nach und nach aber habe man ihn gewöhnt, sich mit einem Büffel oder wilden Stier zn begnüge«. Diese Gewohnheit war auch lange bey andern Völkern im Gange. Die Rarthagmenser opferten dem Teufel Wcphundert Kinder aus den edelsten Häusern; pnusania« meldet, daß Aristomencs den Göttern zn Ehren fünfhundert Menschen abschlachten ließ. Die Dänen und andre nördliche Völker opferten dem Teufel alle Jahre im Monat Ieuner neun und neunu.a. Menschen, und mit diesen eben so viele Pferde und Hahnen. Die Druiden thaten allemal , wenn ein vornehmer Mann krank' wurde oder sonst in einer grossen Gefahr war, das Gclüdd ihren Göttern einen Menschen zu opft"', um seine Gcncs:ma zu erhalten; und glaubten dabe» steif und fest, man könne die Gefahr von dem» selben nur durch den Tod eines andern Menschen abwenden. Die alten Deutschen, Schweden und Gothen brachten eben solche Opfer. Dieser abscheuliche Gottesdienst hatte sick über den aanzen Erdboden verbreitet; als ob die Gottheit dadurch geehret würde, wenn man ihre Werke zerstört. Die Üateinev opferten dem Saturn Menschcu, die sie ror seinen Altaren erwürgten oder in die Tiber warfen. Herkules rieth ihnen bcy seiner Zurükkunft aus Spanien , sie soltten ihm kiwftii! nur Bilder von Menschen aus Stroh gemacht opfer» ; und fte befolgten einige ^cit nachher wirklich ft inen Rath. Opfer hatte man zu allen Zeiten. Sie entstanden mit der Religion selbst, sogleich nach EMMM im Welt, wie man aus der Geschichte Rail's und Abels siehet. Drittes Kapitel. von den heiligen Büchern der Indier. <7> ^^ie IVedams sind die ältesten und verehrtesten heiligen Bücher der Indier; sie bctcn dieselben wie die Gottheit selbst an, weil sie glauben diese seyen ein Ausfiuß und zugleich ein Theil derselben. Sie fürchteten, ihren Namen zu entheiligen, wenn sie ihn anders als während dem Gebct aussprachen. Diese Wedams waren, ihrer Sage nach, ungeheuer groß und unzählig; das Leben der Menschen war viel zu kurz um sie zu lernen; und da aus dieser Beschwerlichkeit eine allgemeine Unwissenheit entstand, blieb der wahre Gott ohne Anbeter. Wischen« erbarmte sich über die Völker die in dieser unwillkürlichen Finsterniß schmachteten. Und ließ ans einem Theil von sich selbst den NAafser ') gebohren werden: Dieser brachte die Wedams in Ordnung, machte einen kurzen Auszug davon, und hieß daher H)ede - wiasser: Er brachte das ganze in vier Bücher, die man itzt Iruku , Issm lu, Saman und Adrenam "') nennt; welches letztere wieder in vier Theile eingei Heilt war, und von der Magie handelte. Die Bramaneu behaupten, dieses Buch sey verloren gegangen; aber man wird bald sehen daß die übrigen drey Wedams eben so ^enlg mchr in der Welt sind wie der vierte. Wiasscr unterrichtete vier Büsser in den Wedams, den lVaijambaener, paila-Wer, Sayemum und Smnandu , damit sie dieselben in dcr Welt bekannt machen, Nnd so hje Indische Glaubenslehre verbreiten sollten. Einige Geschichtschreiber wollen behaupten, daß die Indier ihr Rcligioussysiem "us dem Alten Testament entlehnt, und die Wedams viel ähnliches mit dem mosai-^en peinareuchus hätten. Nach ihrem Sinn beschreibt der Irnkuwedam die Gedichte von der Erschaffung der Welt wie das Buch Genesis: Der Ezurwedam bc? !"N!nit den Gottesdienst, die Zeremonien, die Opfer »md die Art Tempel zu bauen wie ') Diese Verkörperung des Wischen» wird nur als zufallig angesehen: Man baut ihm zu Ehren derselben ,,„ leine Tempel; sondern stellt >mr das Vlld des Wiasser imter der Gestalt eines Vüssers in seine Pagoden. ") Man kennt sie auch mttcr den Namen Ruwwedam, Ifw odcr LFuvwedam, S Die Fagamons, vier und zwanzig an der Zahl, sind auch nach dem Muster der Wedams geschrieben. Diese Bücher handeln von verschiednen Gattungen von Opfern; von gewissen Umständcki in denen man sie darbringen mnß; von. den Gebeten die für jede Gottheit schicklich sind, und von den Geschenken mit denen man 'hre Altare schmücken muß. '"') Nach Dow, der in Bengalen schrieb, sind die vornehmsten zween Gasiers über 4800 Jahre alt, und nnr eine Verbesserung und abgekürzte Anzüge von der in den Wedams cnthalteuen Lehre; die-se hingegen die achten Origmalbücher der Indischen Religion, deren Entsichnngsepvcht man mit der Erschaffung der Welt gleichzeitig setzt. Auf diese Art hätten die Vengaler mit den Tamulcm einerley Meymmg. (I. Theil.) 3 i?8 ^ Die achtzehn puranons ") sind ebenfalls Kommentarien über die Wedams: Sie enthalten die ganze Geschichte der Götter des Landes: Beynahe eben so, wie die Geschichte der griechischen Gottheiten in Ovids Verwandlungen verfaßt ist. Zehn von diesen Büchern sind dazu bestimmt, das Lob des Schiwen, seine Oberhen" schaff über die übrigen Götter, die ans seinen Willen veranstaltete Schöpfung der Welt, seine Wnnderthaten und Kriege zu besingen. Sie bestehen ans dreymal hunderttausend Strophen. — Viere sind zu Ehren des Wischcnu; aber sie erheben diesen Gott den Erhalter, ohne den Schiwen, welchen sie mit jenem vergleichen, dadurch herunter zu setzen. — Das fünfzehnte und sechszehnte enthalten die Lobsprüche des Bruma, den sie mit Schiwen und Wischenu in gleichen Raug setzen. Man kann keinen deutlichern Begriff davon geben, als wenn man sagt, daß sie einer Para-phrase, die man in liturgischen Ausdrücken über die letzte Strophe uusrer Hymuen, nämlich über das Ehre sey Gott dem Vacer und dem Sohn u. s. f. machen würde, sehr ähnlich seyen. Die letzten zwey Puranons besingen die Sonne und das Feuer, unter dem Namen Agini; die eine als die belebende, und das andre als die zerstörende Gottheit. — Die Namen der Puranons sind, Sayrvon, paudigon, Mahmkandon, Ilingon, Aandon, N?aragon, N)amanon, Matschion, Aurmon und peramandon: Diese zehn sind dem Schiwen geweiht. Die viere zum Lobe des Wischenu sind das Rarudon, Naradion, Niaischenawon "nd Bagawadon. Das padumon und paramon sind zu Ehren des Bruma. .I" paramakaschiwalon und Agineon endlich wird die Sonne und der Gott des Feuers besungen. Obschon die Puranons kein so grosses Ansehen haben wie die Wedams, 5'^ sie doch auch eine Glaubensregcl; und wenn man sie über einen streitigen Rei" gionspunkt zitirt, ist aller Zweifel aufgehoben und die Frage entschieden. Alle diese Bücher waren im Samskrutam oder Grandon verfaßt; einer SM"?e die ganz im Verfall gerathen ist, und die nur noch wenige Indicr und selbst diese noch sehr unvollkommen verstehen. ") Oder Gedichte. Die Indicr Mlbe»,, Wiasser habe ganz Mm die Pm-mions gemacht ; aber cs l! nicht möglich, daß die Lebenszeit eines einzigen Menschen hingereicht habe diese hciliM Vüchcr;« ^ ' fasscu, weil mau eine solche ganj nöthig hat, bloß um sie M,schreiben. Nur vier Puranons sind in's Tamulische übersetzt, nämlich das Saywon, Kan,' don, Kurmoll und Bagawadon: Diese sind also die einzigen welche die Europäer nebst noch einigen altern und neuern Schriften lesen konnten, darin das Leben und die Kriege einiger Könige umständlich beschrieben sind, die von ihren Unterthanen geliebt Und endlich gar vergöttert wurden. Diese darf auch das gemeine Volk lesen. Die Wcdams enthielten die Lobsprüche des höchsten Wesens unter verschiednm Attributen.'— Um das Volk mehr in der Unterwürfigkeit zu erhalten, ordneten die Bramanen für jedes Attribut einen besondern Gottesdienst: Weil aber der erste Lehr,' satz der Brachmanen die Einheit Gottes war, und also ihr Glau'benssystem demjenigen, das in den Wedams vorgetragen ward, widersprach, raubten die weisen Brachmanen die heiligen Bücher den Bramancn; worüber dann ein Krieg entstand, in welchem die Hälfte aller Indier aufgerieben ward, und die Wedams selbst verloren giengen. Die siegenden Bramanen unterschoben denselben nun den Shasta; weil ihnen aber die WedamZ eine in allem Betracht gänzlich unumschränkte Macht einräumten, und sie über die Gesetze und Fürsten selbst erhoben, streuten sie umer das Volk aus, es sey bloß das einzige Buch verloren gegangen welches von dcr Magie handelte. Das sicherste Mittel diesem Betrug das nöthige Ansthn zu verschaffen, war, daß man einen Glaubensartikel daraus machte. Dieß thaten die Bramancn auch wirklich, und heck ten deswegen das Mährchcn von der ersten Verkörperung des Wischenu aus. Ein Riese der die Brachmanen vorstellt, hatte die Wedams geraubt: Wischenu verwandelt sich in "nen Fisch ^) um ihn zu bekämpfen: Er schlägt den Riesen todt; aber dieser hatte die geraubten Bücher verschlungen; und da ihm Wischenu den Bauch aufschlitzt um die Bücher wieder heraus zu holen, war das vierte schon verdaut. Damit man ftrners die Bramanen nicht zwingen könnte, diese Bücher vorzuweisen, verboten sie deren Ansicht dem Volk; erklärten es als unwürdig dieselben zu lesen, und eigneten sich selbst als Absiämmlwgen der Gottheit dieses Recht ganz allein !U. Wenn man sie itzt frägt wo die Wcdams seyen, geben sie zur Antwort: Die Bücher liegen zu Benares in einem Gcwölbe eingeschlossen. Kein Mensch hat sie jemals öu Gesichte bekommen: Man hat weder Abschrift noch Uebersetzung davon; also ist ") S. Erste Verkörperung des Wischenu, cbEH>C»<'H>»GI>«M!Ä' Viertes Kapitel. Von den Tempeln. ^)ie Indischen Tempel sind eben so viele Denkmale, welche das hohe Alter, den Reichthum, die ausharrende Geduld und den Aberglauben des Volkes beweisen, das sie gebaut hat. Die anf Koromandcl sind alle nach einerley Form errichtet, nnd unterscheiden sich nur durch die Grösse, durch die Anzahl der Pyramiden, und durch die mehrere oder mindere Menge der kleinen Kapellchen die sie in sich enthalten (I^XI. und I.XII, Tafel. ). In Bengalen sind sie nicht so prachtig gebaut wie aufKoromandel: Und die auf Malabar sind auch. ii, nber an einigen bemerkt man doch die Spuren der entferntesten Jahrhunderte. Die btrühmtesten Tempel der Anhanger des Schiwen auf Koromandel sind Tirm namaley , Schalembron und Tirrvalur. Für diese drey Tempel haben die Indier so viele Ehrfurcht, daß darüber folgendes Nationalsprichwort bey ihnen entstanden ist: 2. Um selig zn werden (sagen sie) muß man entweder zu Tirwalur gebohrcn werden, „ oder in der Todesstunde Schalembron sthen, odcr an Tirunamaley denken, oder zu „ Raschi am Uftr des Ganges sterben. « Die berühmtesten Tempel für die Anhänger des Wischcnn sind zu Tirupadi, zu Schirangam, und zn Rangiwaron : Alle diese haben gewisse heilige Histörchen oder Mirakel für sich , die ihnen dann mehr oder Minder Ruhm und Ansehn verschaffen. - Der Tempel, genannt die sieben Pagoden, zwischen Sadras nnd Pondischery, muß einer der ältesten auf der ganzen Küste Koromandel seyn; dcnn, nahe an das Uftr dcr See gebaut, reichen die Wellen iht bis an das erste Stockwerk cmpor : Die Erkla< rung dieses Phocnomens überlasse ich den Untersuchungen der Physiker. Auch die Pagode von Schalembron tragt das Gepräge eines hohen Alterthinns; aber die Inschriften darauf, aus wclchen man die Epoche ihrer Erbauung bestimmen könnte, sind fast gänzlich verloschen ; und die noch übrigen lesbaren Karaktere sind mm ganz unbrauchbar, weil sie aus einer Sprache sind, deren Töne sich schon aus der We verloren haben. jV°6j. /'.'A/VVV/ i'I1 . JWSz. '^nmratnJT Eben so wenig weiß man den Zeitpunkt, wenn die Pagode zu Schirangam erbaue worden sey. Die häusigen Staatsverandcrungen, welche bald dieses, bald jenes Volk zu Beherrschern von Indien machten , haben ein undurchdringliches Dunkel über die Vorzeit verbreitet. Wollte man den Jahrbüchern' und heiligen Schriften der Indier glauben , so wäre die Pagode zu I^grenat ^) unstreitig die älteste von allen. Zufolge der Berechnungen der Bramanen, fallt ihre Erbauung in die Zeiten des pan'tschitu, ersten Königes auf Orixa , dessen Regicrungsjahre sie zu Anfang des vierten Meltalters setzen : Folglich stühude dieses Gebäude bereits 488I. Jahre. Die Aegyptischen Pyramiden, von denen man soviel Rühmens macht, sind in Ven gleichung mit den Pagoden von Salcerte und Fllltra nur sthr geringfügige Denkmale der Baukunst des Alterthums. Denn die Verzierungen dieser Pagoden, die Statuen, die Basreliefs und all die taufende von Säuleu, womit sie geziert, und welche alle aus Einem Felsen gehauen sind, beweisen daß man wenigstens tausend Jahre in Einem fort daran ge? arbeitet habe; und die Verwüstungen, welche dieselben von der Zeit erlitten, zeigen oft fcubar, daß sie wenigstens dreytauseud Jahre lang stehen müssen. Man wird sich also nicht sehr verwundern, wenn man hört, daß die kurzsichtigen Indier die Erbauung der erstem den Göttern selbst, und die der letztem den Halbgöttern zuschreiben. Alle etwas beträchtlichere Tempel sind mit mehrern viereckigten Einfassungen von dicken und sthr hohen Mauern umgeben, deren Winkel meist mit Bastionen verstheu sind "). All jeder Seite ist gewöhnlich ein Eingang , und über demselben ein pyramid dalsörmiger Thurm, Robrom genannt, dcr eine ruude und ansserordentlich dicke Masse kröut. Diese Thürme, die bald höher, bald niederer sind, werden mit verschiednen meist lGA«»K^Mß)HMH^ tagen aber werden alle diese Fenster beleuchtet. Mitten im innersten Umfang ist das Allerheiligste oder die dem Gott geweihte Kapelle. Wenn dicse Kapelle dem Schiwen geheiligt ist, so stellt das vornehmste Bild darin den Lingam vor: Rings um dieselbe ist eine Menge kleinerer Kapellchen, die seinen Söhnen oder den vornehmsten Göttern seiner Sekte geweihet sind. Darmadetve, Gott der Tugend, welcher unter der Gestalt eines Ochsen vorgestellt wird, hat daselbst seine Kapelle allemal vor der des SchiweH weil dieser auf ihm reitet. Wischen» hat als Tenv pelbewahrer seine Kapelle dicht neben dem Eingang. Die obere Wölbung dieser Gebäw de ist eben so wie die Thürme mit schmutzigen Figuren bemalt- In den Tempeln des Wischen« enthält die innerste Einfassung nichts als das Hei-ligthum dieses Gottes, in welchem er mit seinem We,b LaischwU woym. Längs der Mauer hin haben Anumar und Gerudin ihre Kapellen, darein , so wie in die andern auch, das Tageslicht nur durch eine äusserst niedrige Thüre fällt; welches sie sehr dunkel macht. Wahrend dem Gottesdienst werden sie durch viele Lampen erleuchtet; und da der Dampf des Oels und Unschlitts keinen andern Ausgang findet als die enge Thüre, bleiben sie lange mit einem äußerst widrigen Geruch angefüllt. Die berühmter« Tempel haben neben sich einen geheiligten Teich, den die Brama-nen vergöttern, und ihm die Kraft zuschreiben, daß er alle die sich darin baden, reinige / und sie von der Seelenwanderung befreye: Dieser heilige Betrug zieht viele Fremde und viele Opfer dahin. Die übrigen Einfassungen enthalten Ruhegebaude und Säulengänge, die manchmal entsetzlich weitläufig sind, und worunter das Volk und die Reisenden siH vor der ungestümmen Witterung flüchten. Nebst diesen sind daselbst noch kleine abgesonderte Platzchen, wohin man die Bilder einiger Heiligen und Könige stellt, die durch ihre Tugenden die Göttcrwürde verdient haben. Auch die Bramanen haben hier ihre Wohnungen. Oft zieht der ausgebreitete Ruf eines Tempels die Fürsten der entferntesten Länder an sich. Diese erlauchten Pilger bringen kcstbare Geschenke mit sich, und bitten daselbst um ganz besondre Gnadenbezeugungen. Die berühmtesten Tempel sind dem Schiwen, dem Wischenu, und dem Supral"^ nier / OG>WK«üMOS«HMw. 185 liier, Sohn des Schiwen, errichtet: Die zu Ehren der linder des Schiwen und Jede Pagode enthält zwo Statuen der nämlichen Gottheit: Eine äussere, der das Volk seine Opfer selbst darbringt; und eine innere, welcher es dieselben durch die Brama-nen überreichen läßt, weil diese allein das Recht haben sich ihr zn nähern. — Eben diese Priester waschen die Bilder der Götter auch mit Milch, mit Kokos -oder Gengeli? Oel; bekränzen sie mit Blumen , und verrichten die Salbungen und alle täglichen Zeremonien bey denselben. Das Volk steht indessen ausserhalb unter einem Vordach, das auf vcrschicdnen Säulenreihen ruht. Es wohnt mit gefallenen Händen und vieler Ehrfurcht den Zeremonien bey, wahrend denen die Bayaderen nach dcm Ton der Instrumente tan-zen und den Göttcrn Loblieder singen. Wenn diese zu Eude sind, theilen die Bramanen den Anwesenden die Blumen aus , mit denen man so eben die Götter geschmückt hatte. Die Einweihung cincs Tempels crfodert sehr viele Unkosten. Manchmal harret man viele Jahre lang ehe man einen Tag ausfindig macht, der zu dieser hohen Feyerlichkeit, welche vierzig Tage währt, schicklich ist: Wahrend dieser festlichen Zeit hält man alle die Bramanen gastftcy, die man immer hat zusammentreiben können. Sobald der Tempel gebaut ist, erwählt man einen Bramanen zum Patriarchen oder Dberprieste-r: Dieser darf sich nicht verheirathen, auch niemal aus der Pagode herausgehen. Er läßt sich alljährlich nur Einmal, mitten :m Heiligthum sitzend und aufPolstcrn gestützt, öffentlich sehen. Das Volk wirft sich vor ihm zu Boden, und bleibt in dieser Stellung, b's er sich dessen Blicken entzieht. Die Würde des Obcrpriesters ist in seiner Familie erblich , und bleibt allemal beym (I.Theil.) AN' 186 ««aMKVGI^lKnCMVOKMlMZ' Oberhaupt derselben : Diesdr nimmt zu seinen Gehilfen so viele Bramanen an, als er nur ernähren kann. Zn dem Ende überläßt ihm der Landesherr einige Stücke Landes, N7a-nions genannt, die von allen Auftagen frey sind: Ueberdas erhält er noch das N7aga? me - Recht über die Waaren und andre Mobilien seiner Religi.onsuntergebncn, welche die Ein - und Ansftchre bezahlen. Es scheint, die Indier nehmen diesen ihren Oberpriester zum Bürgen für alle Land? plagen ; denn wenn die Fasten, Bußwerke und Gebete nicht erhalten daß die Plagen nachlassen , so muß sich der Patriarch kopfüber von der Zinne der Pagode herunter stür-zen, um durch diese Selbstaufopferung die erzürnten Götter zu besänftigen. Wenn die Einweihung des Tempels vollendet ist, so feyert man zn Ehren des vor-nehmsien Gottes, den man daselbst anbetet, ein Fest, das Tirunal heißt, und alljährlich am gleichen Tage wiederholt wird: Die Beschreibung davon folgt im nächsten Kapitel. 187 Fünftes Kapitel. Fesie der Indier. ^)ie ersten Fesie der Indier waren Spiele, und dazu bestimmt, das Andenken wichtiger Begebenheiten oder berühmter Männer zu verewigen. Wer immer durch ausgezeichnet schöne Thaten sich um das Vaterland wohl verdient gemacht hatte, ward bey seinen Lebzeiten bewundert, nach seinem Tode bedauert, und in der Folge endlich gar vergott tert. Auf diese Art häuften sich die Gottheiten bey allen Völkern an , und eben so verwandelten sich jene Spiele in Neligionsübungen : Ihre ächte Urquelle verschwand unter dem vielfarbigen Schleycr der Einbildungskraft; und die Philosophie, welche diese Grundquelle wieber aufsuchen will, verirret sich in der Dunkelheit die ringsum herrscht. Die Tamuler richten ihre Feste nach dem Mondcnjahr ein; doch sind einige davon' ausgenommen, die mit den Nacfcherrons übereinstimmen, wie z. V. das Tirunal, das sie alle Jahre am gleichen Tage feyern , und das pongol welches mit dem Monat Tai anfängt. Die Völker Indiens haben, den Men gleich, zu ihren Fester, nächtliche Stunden bestimmt. — Diese Fests bestehen darin, daß sie den Gott, zu dessen Ehre das Fest gefeycrt wird, mit vieler Pracht in einer Prozession umher tragen, welche entweder innerhalb der Pagode oder ausser dem Dorf veranstaltet wird. — Sie richten vor dem Tempel ein« Halle aus Blättern und Zweigen von Bäumen auf, und tragen das Gö? hcnbild rings um dasselbe herum ; worauf jeder sein Opfer bringt, das die Bramanen zur Ehre der Götter kochen lassen, und das Volk dann aufessen darf, sobald man es-dcn Göttern vorgezeigt hat *). Das pongol ist das größte Fest der Indier, und jeder aus ihnen muß es feyern. Das zweyte ist das Aidapursche, oder das Fest der Waffen. Das Fest ^) So richteten auch die Syrer am Fackel - oder Scheiterhaufen 5 Feste, und die Juden am Osier-feste, einige Bäume vor ihren Tempeln auf; trugen ihre Götter um dieselben herum, und verbrannte, sie dann. Nach diesem brachte das Volk seine Opfer dar, die meist aus Lammern und Hammeln bestanden; und nachdem der Priester die erste Libation darüber vorgenommen hatte, naöm ftderman sein Schlachlopfer wieder mit sich nach Haust, um es aufzuessen. S. Das durch seine Gebräuche aufgedeckte Alterthum. -88 «0WlMOD>«W^H«OD»^^ des Tirunal, welches unstreitig das feyerlichste ist, und wozu sich am meisten Leute versammeln, ist eigentlich nur in" so weit berühmt, als der Ruhm des Tempels selbst ausgebreitet ist; dann laufen nämlich alle Frommen im Lande mir Opfern dahin zw sammen. Von dem Fest des Tirunal. Das Fest des Tirunal oder des N)agens "ist die Tempelweihe; hat folglich auch keine allgemein festgesetzte Tage. In den berühmtesten Tempeln wie zu Scha-tembron, Scheringam, Iagrenat u. s. f. dauert es zehen Tage lang; und mall besucht es von allen Gegenden Indiens her. — Einige Tage vor dem Anfang des^ Festes bringt man dem Götzen seine Opfer, und richtet überall Hallen '') auf, wo das Bild stillhalten muß. Diese Hallen sind mit den schönsten Tapeten behängen, welche die Lebensgeschichte und die Verwandlungen des Gottes vorstellen. — Am Abend vor ^ der Feyer zieht man mit den Tamtams und andern musikalischen Instrumenten durch alle Gassen, durch welche die Prozession gehen soll: Dieses dient den schwangern Frauen zum Zeichen, daß sie während den zehn festlichen Tagen diese Gegend verlas-, sen müssen , weil sie den Gott auf seinem Wege aufhalten würden. — Am ersten Tag verrichtet man gleich anfangs viele Opfer: Darauf folgen Prozessionen innerhalb des Umfangs der Pagode unter dem Schall einer Menge von Instrumenten; dann läßt man die um den Mast auf der Pagode gewickelte Wimpel stiegen, und am Abend führt man das Götzenbild unter einem Thronhimmel umher. — Am Morgen des zweyten Tages tragt man das Bild in feyerlicher Prozession, und setzt es am Abend auf eine Art von Schwall, welcher Annon ^heißt. — Am dritten Tag wird der Umgang am Morgen gehalten. Man trägt dabey den Gott auf einem Löwenbilde mn-her, das Simgam heißt; und des Abends auf einer Art von Vogel, Mlli ge-nannt. — Am vierten Tag, wenn das Fest zu Ehren des Wischen« gcstyert wird, trägt man sein Bild Morgens auf einem aufferordentlich grossen Affcn, Anumar ge< nannt; denn auf diesem Assen ,rettet Wischenu, welchem er wichtige Dienste leistet, da dcr Gott mit dem Riesen Rawanen, König der Insel Langet y, Krieg führte. -"') Eine Gattung von bedecktem Altar, der aus Vaumasten und gedruckter Leinwand ci'ncM wn'b. "--) Diese Insel heißt manchmal auch iianka; aber am bekanntesten ist sie unter dem Name der I"^ Abends wird das Bild dieses Gottes auf dem Gerudin, auf welchem Wischen« ebenfalls reitet, herumgeführt. — Ist aber das Fest zu Ehren des Schiwm, so trägt man dessen Bild am Morgen auf einem Budon oder Riesen, und am Abend auf eincm Ochsen, dem Darmaderve, Gott der Rechtschaffenheit nämlich, umher. .— Am fünften Tag tragt man das Götzenbild des Morgens und Abends auf der Schlange Adisseschen, die mit ihren tausend Köpfen die Erde unterstützt, und dem Wische? nu auf dem Milchmecre statt eines Bettes dient. — Am sechsten wird es des Mor-gens aus einem Assen, und des Abends auf einem weiffen Elefanten herumgeführt. — Am siebenten ist knne Prozession; sondern man stellt des Abends das Götzenbild oben auf den Thürmen der Pagode an ein Fenster, und der Tag ist für die Opfer bestimmt, die man dem Gott darbringen will. Iederman ist an diesem Tage bemühet, der Habsucht der Bramaucn zu frohnen. Einer unter ihnen zahlt alle die gebrachten Opftr ge« nau ab; man bietet sie dem Götzenbild an, und dann nehmen die Bramanen dieselben zu sich. — Am Morgen des achten Tages tragen die Bramanen selbst das Bild in eincm Palankin innerhalb dem Umsang der Pagode umher; und Abends macht man damit auf einem Pferde die gewöhnliche Prozession. — Am neunten Tag wird die Prozession Morgens und Abends nur innerhalb der Einfassung der Pagode verrichtet, und das Götzenbild dabey von den Bramanen unter einem Thronhimmel getragen. — Am zehnten und letzten Tag wird ein ganz besonders feyerlicher Umgang gehalten, zn welchem eine entsetzliche Menge Volks mit Geschenken für das Götzenbild zusammenläuft. Man setzt dasselbe auf eiuen steinernen Altar, der mit Blumen, und Fahnchen geschmückt ist, und Termmi'') heißt. Dieser Stein dient dazu, daß man das Bild leichter auf den zu der Prozession bestimmten Wagen hinauf heben, und wieder herunternehmen könne, wenn solche zu Ende ist. — Der Tag selbst heißt das Fest des Proton, oder der M^genumgang: Sechs bis sieben tausend Menschen ziehen nanu lich an demselben den Götzen auf eincm grossen Wagen, und lärmen, mit wiederhol/ tew Jauchzen, zu dem Getöse einer Menge von musikalischen Instrumenten. An eben ) 3>v heißt wagen, und Muti eine Stütze zum Aufsteigen. Diese Stütze ist ausser den Tempel»; "nd mm, steigt auf einigen an der Hinterscite angebrachten Stuffcn hinauf: Nur die' zu den Protonen des Schiwcn, Wischenn und Supramanier bestimmten Wa'gcn sind so hoch, daß man dabey cine Stütze zum Hinaufsteigen nöthig hat. diesem Tag jHenken auch die Oberhaupter der Dörfer Almofengelder zum Brautschaß für die verwaisten Bramanen. Der Wageu ftlbst ist eine ungeheure Maschine, aus Holz geschnitzt, und mit den Feldzügen, der Lebensgeschichte und den Verwandlungen des Gottes verziert; auch mit wehenden Wimpeln und Blumen geschmückt (LXlll. Tafel). An den vier Ecken stehen Löwen ans Kartendeckel welche alle diese Verzierungen unterstützen: Am Vordertheil sind Pferde ebenfalls von dicscm Stoff angebracht; und in der Mitte das Götzen-bild selbst auf einem Fußgestell. Neben demselben befindet sich ein ganzer Schwärm Bramanen, welche ihm unaufhörlich mit Fächern Luft zuwehen, damit sich keine Mücke darauf sehen könne. Nings u:n diese herum sitzen die Bayadere« und Musikanten, die mit dein betäubenden Getöne ihrer Instrumente weit umher die Luft erschallen mn chen. - Ehedem war's nichts seltnes, Vater und Mütter zu sehen, die sich, mit ihren Kindern in den Armen, queer über deu Weg hinlegten, damit sie der Wagen zerquet? sche; weil sie wähnten, Gott würde ihnen dafür eine ganze selige Ewigkeit schenken. Dieses Schauspiel hielt den Magen des Götzen im geringsten nicht auf, weil sonst die Vorbedeutungen nicht günstig würden gewesen seyn. Das ganze Geleit schritt' ohne die mindeste Empfindung über die Körper dieser Unglücklichen weg; und am Ende quetschte sie der schwere Wagen vollends zu Stücken. Heut zu Tage sieht man nicht den nu'«' desien Eifer mehr zu einer so schauerlichen Aufopferung; entweder weil der Aberglaube nachgelassen hat, oder weil die Iudier auch allmählig die Rechte der Menschheit besser einsehen lernen. Nur sehr wenige tolle Fanatiker werfen sich noch manchmal unter die Räder, um davon zerdrückt zu werden. Feste eines jeden Monats. Der eilste April ist der erste Tag des Monats Schittere, mit dem sich das Indische Jahr anfangt: Die alljährliche Wiederkunft dieses Tages seyern die Tann'ler durch cin Fest tVaruscheiParupu genannt, welches so viel heißt als der Geburt^ tag des Jahrs. Dieses Fest wird nur inner den Häusern begangen, wo man für den Tod seiner Voreltern die Zeremonie des Darpencm *) verrichtet. Besonders muß man ") S. das na'chsifolgende 6. Kap. Von den des>«^«r»»OOM5»5> 191 an demselben den Armen und den Bramcmen Almosen austheilen: Auch ist jedes an demselben verrichtete gute Werk vollgültiger als zu einer andern Zeit Hunderte dergleichen. Die noch übrige Zeit dieses Tages verwenden die Indier auf Ergöhlichkeitm und wechselseitige freundschaftliche Gastmahle, damit sie das ganze Jahr hindurch glücke lich seyen; denn sie glauben, dieses hange von der Art ab womit man das Jahr anfängt. Am pannvon oder Vollmond ftyert man das Schierere? parmvon? Fest: Man verrichtet das pongol ) für den Cittra-Pmnn, Schreiber des Mmen, Gott .des Todes, der das Register von den Tugenden und Lasiern der Menschen in seiner Gewalt hat. Mr eben diesen begehet man auch die Fasten llrschendi ^) genannt. Dieses Fest wird ebenfalls nur inner den Hausern gefeyert. Im Monat Nlayaffi, der mit unserm Mai übereinstimmt, ist am Sadmatafsl des Anmrasie oder am Vorabend des Neumonds, das Fest Narsinga-Ieinti, welches nur i,l den Tempeln des Mischenu begangen wird. Dasselbe währet neun Tage larg, während welchen man Prozessionen anstellt, wenn sich jemand sindet der die Ko? sten davon bezahlt: An eben diesem Tag verwandelte sich Wischen« in die Gestalt von Halb Mann und Halb Löwe um den Riesen Cremen todt zu schlagen 5). Am paruwon oder Vollmond ist das Fest MaharawaisaZi, das nur von den Bramanen geftyert wird: Diese verrichten dabey Gebete und Zeremonien sür ihre verstorbnen Voreltern. Im dritten Monat Ani, der unserm Iunius einspricht, haben die Tamuler kein Fest; doch halten sie die kleine Fasten und das Darpenon für ihre verstorbnen Voreltern : Eben diese Zeremonien müssen sie alle Neu- und Vollmonde im jedem Monat beobachten, wenn nicht eben ein Fest auf diese Tage einfällt. Im vierten Monat Addi, der mit unsern Julius eintrifft, ist am Narschetron, ") p<,ng«! ist, wie man es nachher (bey den Festen des zehnten Monats) am grossen Fest pongol sehen wird, eine Zeremonie die darin besteht, daß man Neis in Milch kocht, und ihn dein Gott an? bietet zu dessen Ehre man ihn gekocht hat; nach welchem alle Leute im Hause etwas wcnigcs davon essen müssen. **) Uvschendi ist die kleine Fasten. D. i. man darf während derselben innerhalb vier und zwanng Stunden nur Einmal essen: Dagegen ist die Fasten Obarasso" die vollkommene Fasten, und besteht darin, daß man innerhalb vier und zwanzig Stunden gar nichts ißt. 5) S. die vierte Verwandlung dcs Wischen«, oben S. ,37. iy2 «aU)H>^M)2, puron genannt, der in diesen Monat einfällt, das Fest Addi'pttron, welches man zn Ehrcn der Göttin Parwadi in den Tempeln des Schiwen ftyert: Bey diesem F ß führt man die Göttin m Prozession aus-einem Wagen herum; welches man acht Tage zuvor auch in ihren Tempeln thut, wenn jemand die Kosten davon bezahlt. -^ Am Tldi-Schaoti, nach dem AmaN)asse, oder vierten Tag nach'dem Neumond, wird das Naga-putsche '') gefeyert. Im fünften Monat, An?ani, der mit dem August übereinstimmt, am pansche mi, nach dem Amawaffe, oder fünften Tag nach dem Neumond, ist das Fest Ge-rudin ^ panschemi, welches in dem ^"lagapucsche besteht. Am nächsten Freytag vor dem Vollmond, ist ^? Fest N)arlaschimi-Noembl», welches nrr wenige Iüdicr feyern, weil man sich und simeu Nachkommen die Verbind lichllit zuzieht, es allemal zu thun, sobald man es nur ein einzigmal gethan hat. Die' ser Verbindlichkeit beladen sich vorzüglich gerne die Bayaderen, weil solche ihnen Gele? gcnheit verschafft von ihren Liebhabern, und von allen bey denen sie an diesem Tag singen und tanzen, Geld zu bekommen. Dieses Fest ist zu Ehren der Latschimi eingcscht, und wird nur in den Häustrn gefeyert. Man beobachtet dabey die kleine Fasten; bindet sich einen Faden von gelber Baumwolle an den Leib, die Männer an den rechten Arm und die Weiber an den Hals: Auch kommen die Bramanen dazu und verrichten das putsche. Am Natschetron-Mulon, welches alls den nämlichen Monat fällt, ist das Fest Arvam-Mulon, welches man in dcn Tempeln des Schiwcn ftyert, weil dieser Gott an dem gedachten Tag folgendes Wunder gewirkt hat. — Manikawafseger oder Mamkavvasser, ein Minister des Pandi-Naja, Königs von Madura, reiste mit einem grossen Gefolge und mit neun und vierzig Kurus Goldmünzen, um danut eine beträchtliche Zahl Pferde für den König einzukaufen; und eben dieser Ministe hatte schon seit langer Zeit einen unwiderstehlichen Trieb, sich in dcn Geheimnissen des Schiwen einweihen zu lassen. Schiwen, der sich über die Ncchtschassenheit desselben freute, wollte selbst dessen Guru seyn: Er nahm deswegen die Gestalt einen Bramanen an, und stellte sich mit einem Gefolge von yyy. Budons, die sich in stine Scbu' lcr ") V. das nachsifolgcllde 6. Kap. von den befdildern Gebräuchen ber Indies ler verwandelt hatten, unter einen Baum, bey dem Manikawasser vorbey reisen mußte. Kaum hatte der Minister den vorgeblichen Bramanen erblickt, da er sogleich auf ihn zugieng, ihn fragte wer er wäre, und was er für ein Buch unter seinem Arm trage? Der verstellte Gott sagte ihm, er sey ein Guru, und sein Buch Heisse Schi? We l Zama - podu. Manikawasser bat ihn um die Erklärung jedes dieser Worte; und Schiwen erklärte sie ihm mit einer so durchdringenden Weisheit, daß der erstaunte Minister nicht langer zweifeln konnte, dieß sey Gott selbst; und sich darum sogleich zn seinen Füssen warf, ihn anzubeten, und um die Gnade zu bitten, er sollte ihn uw ter' seine Schüler aufnehmen. Seine Bitte ward erhört, und Schiwen verrichtete selbst die Zeremonie der Einweihung. — Manikawasser legte all seinen Schmuck von sich, bestreute seinen Leib mit Asche, und bot dem Schiwen alles Geld an, das er zum Ankauf der Pferde mit sich genommen hatte. Gott befahl ihm einen Theil davon unter die Armen auszutheilen, und von dem übrigen in seinem Namen Tempel zu en bauen. Die übrigen Hofherren von seinem Gefolge glaubten er habe den Verstand verloren, und meldeten dem König seine Aufführung. Der König schrieb an seinen Minister) er sollte wieder nach Hanse kehren; und da es dieser abschlug, gab jenerden Anführern des Geleits den Befehl, sie sollten ihn mit Gewalt zurück führen. In dieser Verlegenheit wandte sich Manikawasser an seinen Gott Schiwen, der ihm befahl, zu dem König zu gehen, und ihm zn sagen, die verlangten Pferde würden am Tage des Mnlon im Mouat Arvani richtig bey ihm eintreffen; auch sollt' er dem König einen Rubin schenken, den ihm Schiwen zu diesem Ende selbst gab. Der Minister zog iht seinen Schmuck wieder an, und kam mit seinem Geleite in die Stadt. Dort sagte er dem König, die erwarteten Pferde würden gewiß am Tage des An?ani-N?ulon eintreffen, und schenkte ihm den Rubin. Dieser kostbare Stein war so aufferordentlich schön und so vollkommen, daß der Minister statt eines Verweises von seinem Fürsten "och sehr gnädig aufgenommen ward. — An dem für die Ankunft der Pferde bestimmten Tage sah man wirklich eine erstaunliche Menge derselben gegen die Stadt zu tra-ben. Der König welcher voll Neugierde war dieselben zn sehen, nahm einige wohlerfahrne Pferdehändler zu sich welche sie genau beschauen sollten, nnd gieng ihnen also entgegen. Die Pferdehändler waren über die Vollkommenheit dieser Pferde so erstaunt, b"ß sie nicht ein einziges davon zurück wiesen, Nun führte man sie in die dazu bereit (l. Theil.) ^ Bb gemachten Ställe: Aber den Tag darauf hörte man ein schreckliches Getöse in denselben ; man eilte hm, und fand zu seinem größten Erstaunen, daß alle Pferde in eben so viele Adnves ^) verwandelt waren, welche die alten Pferde des Königs sämtlich aussrasscn. Sie waren auch wirkliche Adiwes, welche Schiwen in Pferde verwandelt, und durch die Dewerkels unter der Gestalt von Handelsleuten nach der Stadt hatte treiben lassen. Der König glaubte, sein Minister habe ihm diesen Streich aus Bosheit gespielt, ward deswegen ganz wüthend gegen ihn, ließ ihn öffentlich mit Ruthen streii chen, dann nackt an die Sonne stellen, und zwang ihn so auf Einem Fuß zu stehen. Der unglückliche Minister rief den Schiwen um Hilfe an; uud sogleich schwoll der Fluß N)äge an, zerriß die Damme, und drohte die ganze Stadt zn verwüsten. Auf dieses Wunder erkannte der König, daß eine allmachtige Hand seinen Höfling beschütze: Er eilte also zu demstlben, bat, er sollte ihm verzeihen uud der Ueberschwemnmng Einhalt thun. — Manikawaffcr versammelte geschwinde die Arbeitsleute, und diese stellten den Damm bald wieder hcr. Schiwen selbst machte sich unter dieselben ; aber ein mürrischer Baumeister versetzte ihm eincn Streich mit einem indianischen Rohr, uud dieser Streich theilte sich der ganzen Natur mit: Die Götter, die Menschen, die Thiere, kurz, alle Geschöpfe empfanden ihn. Durch diese Macht hatte er also sein Daseyn zu erkennen gegeben, und mm verschwand er. Der Minister gab ungeachtet alles Bittens des Königs seine Stelle auf, verließ seine Güter, uud gieng in einem Büfferkleid von Pagode zu Pagode, um Gott für alle seine Gnaden zu danken: Aber während daß er im Tempel Ciddambaron, der iht Sch'Uemdron heißt, seine Andacht verrichtete, verschwand er urplötzlich,'und ward in das Kailasson, die Wohnung des Schiwen und das Paradies seiner Anhanger, verseht. Am N^tscherron-Aoron, ist das Fest Awani-Aoton, welches man in den Tempeln des Schiwen feyert: Alle Indicr, welche Scherpenschnüre tragen, wie die Bramancn, die Scheti, die Kometi und Kamalcr "), lassen sich erst die Haare sch^' ren, und baden sich dann am Gestade der Teiche oder Flüsse; auch legen sie da ihre alten Schnüre ab, und nehmen dafür neue: Endlich heiligen sie noch diesen Tag be< -5) Eme Art von Füchsen, dtc ,tt Potldischery unter dem Namen der zottlchte,» Hunde bekannt si"d.^ ") Die 3chtti, Komcti und Kamalcr sind aus vcrschicdncn Klassen von dcr Z'mft der Schuttes. ^' bben I. V. 5. Kap. von ber Emtheilung der Otämme. sonders dadurch, daß sie Gott um Verzeihung aller das Jahr hindurch begangenen Sünden bitten. Am Atschemi nach dem paruwHN, oder am achten Tag nach dem Vollmond, 'st das Fest Unkati-Tinmal. Dieß ist der Geburtstag des Quischena, den man in den Tempeln des Wischcnu feyert: Während den neun Tagen die das Fest dauert, führt Man diesen Gott in einer Prozession durch die Straffen: Vor allen andern ftyern die Hirten dasselbe, zum Andenken daß Q'lischena unter ihnen erzogen ward. Man rich,' let dabey vor den Thüren der Tempel uud an den Kreutzsirassen Hallen aus Baumästen Und Leinwand auf. Im Mittelpunkt dieser Hallen hangt man eine Kokosnuß auf, m welcher ein Fanon ") steckt. Diese Kokosnuß hangt an einem Faden, dessen Ende an. dem aussern Theil der Laube festgemacht ist; und zwar so, daß man damit die Nüsse nach Belieben in die Höhe ziehen, uud wieder uiedcrlassm kam:. — Der Stamm der Hirteu, oder doch jene, die noch ihren ursftrünglichen Stand beybehalten haben, zik hen mit einander durch die Gassen; und wenn sie zu den Hallen kommen, müsseu sie, ehe sie weiter gehen dürfeu, mit ihren Stöcken die aufgehangue Kokosnuß zerschlagen, welches man ihnen aber so viel möglich zu erschweren sucht, indem man durch schnelles Aufziehen und Niedersenlcn dieselbe stets ihren Streichen entzieht. Ohne Zweifel hat dieses Spiel seinen Grund, den aber iht niemand mehr anzugcöeu weiß. Im sechsten Monat, pretaschi, der uuserm Herbstmouat gleichkömmt, ist am vierten Tag nach dem Neumond das Fest pollear.Schaoti, oder das Geburtsfest dieses Gottes. Dasselbe wird in den Tempeln und in den Häusern gefeyert: Man halt die kleine Fasten, kauft einen Pollear aus gebrannter Erde, und stellt ihn iu sein Haus, NM vor ihm die gewöhnlichen Zeremonien zu verrichten. Tags darauf tragt man den Göheu ausser die Stadt, uud wirft denselben in einen Teich oder Brunnen. Wer eiuiges Geld auf dieses Fest verwenden will, sitzt das Bild auf einen schönen Wagen, und laßt es durch Tänzerinnen und Musikanten begleiten. Noch andre lassen es durch einen Lastträger aus dem Kopfe wegtragen. Am panjemi, das uumiuelbar auf jenes folgt, oder am fünften Tag nach dem Neumond, ist das Fest Rischi-Panjemi, welches in den Tempeln des Schiwen ge-^yert wird. ,^'^ ") Eine Silbernmnze, die 5, französische Soss gilt. Am darauf folgenden Sadurarasi oder Vorabend des Vollmonds, ist das Fest Ananda-tVurdon, welches zu Ehren der höchsten drey Götter, Wischen», Schi-wen und Bruma gefeyert wird, welche man unter der Gestalt einer tausendköpsigen Schlau ge anbetet; und die unter diesem Bilde Ananda-Perpenadesuami heiffen. Das Fest wird in den Häusern gefeyert, und alle, welche dasselbe begehen, nehmen innerhalb vier und zwanzig Stunden nur das Abendbrod *) zu sich. Sie binden an ihl ren rechten Arm eine roth seidne Schnur, und die Bramanen kommen zu ihnen um die Götter vom Himmel herab zu rufen. Der einzige Krug, dessen man sich zu dieser Zeremonie bedient, ist aus Kupfer, allenthalben herum mit Kalk beschmiert, und mit einer Kokosnuß bedeckt, auf welche man Blatter vom Herbe") und vom Mango-bäum legt. Zur Feyer dieses Festes, so wie auch zu der des N)m-elaschimi-t"loembu im August, und ekan, Gingi belagerte, wählte er sich diesen Festtag aus um den Platz zu bestürmen, weil er wohl wußte daß man sich an demselben nicht vertheidigen würde: Er nahm auch den Platz wirklich ein, ohne den mindesten Widerstand zu sindcu. An dem unmittelbar darauffolgenden Z)eschemi, oder zehuten Tag nach dem Ncu-"wnd, feyert man das Fest Wigra-Deschemi, welches den Ergöhlichkeim, gewied- met ist. Man verwahrt seine Waffen wieder, die man Tags vorher zur Schau aus? gestellt hatte; aber noch ehe man sie in die Scheide steckt, ahmen einige paleagars das Beyspiel der alten Könige nach, welche verschiednen jungen Ziegen die Köpfe ab-gehauen. Nach dem Mittagessen trägt man die Götzenbilder ausser die Stadt zur Jagd, und tödttt dort ein vierfüssiges Thier. Am Saduratasi vor dem Avvamasse oder am Abend vor dem Neumond, ist das Fest Diwawali, zum freudigen Andenken des Todes eines Riesen Raschadin, Naraga - Schurin genannt, welchen Wischenu todt schlug, weil er den Menschen viel zu Leide that. Dieses Fest wird bloß in den Hausern gefeyert, und besieht einzig darin, daß man sich vor Aufgang der Sonne den Kopf wasche *), Es ward von Wischenu selbst eingesetzt, welcher die Versicherung von sich gab, daß jederman, der sich so waschen wurde, das nämliche Verdienst haben sollte, als wenn er sich i»n Ganges gebadet hätte. Die übrige Zeit des Tages wird mit verschiednen Ergötz-lichkeitcn zugebracht. In Guzurate wird dieses Fest besonders feyerlich begangen. Im achten Monat, Rartige, oder unserm Wintermonat, am Amawajse oder Vollmond, ist das Fest «Quedararvurdon '") zu Ehren der Göttin Parwadi. Iederman der es feyert, nimmt nur ein Abendbrod zu sich, und bindet eine gelbe Schnur an den rechten Arm. Am darauf folgenden Oredame, oder Tag nach dem Neumond, ist das Fesi Aander? Schasti, das bis auf dcn Sattami oder siebenten Tag des Neumonds dauert, und zum Andenken der Niederlage des Sma-Parpma, eines mächtige« Aschurin, geftyert wird, den der Gott Supramanier nach einem Krieg von sechs Ta-gen überwand f). Am siebenten Tag des Festes trägt man des Bild des Gottes iu einer Prozession umher; und an einigen Orten stellt man auch das Tressen vor in dem *) Obschon sich die Indicr alltäglich einigemal baden, heisscn sic dieses doch nicht das Haupt wssschcn^ weil sic sich nur im Wasser baden. Um sich das Haupt Nl waschen, gehört nach il)len Vcgristcn o^ zu, daß mmi.sich crst mit Ocl salbe, dann im Wasscr bade, »md nach dichm Vade wcnigsteus vicr lM zwanzig Stunden lanF die chelicheu Freuden nicht ^cuicsse ^ auch lriuc erfrischende Speistn zu aikondon Fagadeschy: Nur die Anhänger des Wischem, begehen dasselbe, fasten dabey den ganzen Tag, und bringen die Nacht mit Beten und Wachen zu. N>aikondon heißt das Paradies oder der Auftnthalt des Wischenu. Am darauffolgenden paruwon oder Vollmond, ist das Fest iNaharegi-^t-rumangenon, welches nur in den Tempeln des Schiwen, besonders zu Schalem-bron geftyert wird, und wobey man diesen Gott unter dem Name Sabadadi angebetet. Im zehnten Monat, Tai, der mit unserm Ienner einfallt, am ersten Tag dieses Monats nämlich, ist das pongol, das größte Fest der Indicr, welches zween Tage lang ") S. die fünfte Verwandlung des Wischenn. *u) Ein Indisches Maß. Zwölf Kalons macheu ungefehr eine Kanne'. N^4\ P- t/i*v ■ /h/.f'W" csc'' Wti- /'■agen. Am Natschetron-NIagon, dss auf den Tag des Vollmondes oder den darauf folgenden fällt, ist das Fest Majfimagon, welches darin besteht, daß man sich in geweihtem Wasser reinige. Die Indischen Bewohner von Pondischery, welche in ihren Pagoden keine heiligen Teiche haben, gehen zu diesem Ende eine kleine Strecke über Millenur ") hinaus, an den Fluß Tirkangi. Noch muß man an diesem Fest auch fasten, und für die Verstorbnen beten, oder das Darpenon verrichten. Am Tradeschi nach dem paruwon oder dreyzehnten Tag nach dem Vollmond, ist das Fest Schirve-Ratri, für welches die Anhanger des Schiwen viele Hochach' ") Das Pongol ist nichts anders als daä heidnische Fest ju Ehren der Gcbntt dcs Mtthvas. Dics" Fest stcllte die Allegorie der Wiederkunft der Sonne vor; und das Pongol ist ju Ehren der Nücttuns dieses Gestirns. Die Erneuerung des Sonnenjahrs ward ;u allen Zeiten und bev allen Völkern stc mit der größten Pracht gefepert. n>') Ein Flecken, eine Meile von Pondischerp, wo ein berühmter Tempel ist. Wng bezeugen: Sie müssen am Tage desselben fasten, die Nacht hindurch beten, M mosen austheilen, und den Pandarons zn essen geben. Schirve-Ratri heißt die ^acht des Schiwen. Im zwölften Monat pangumi, oder unserm Merz, ist am Vollmond das Fest Aamadenu, welches in den Tempeln des Schiwen gefeyert wird. An eben diesem Tag schoß dieser Gott Flammen aus dem Auge das er mitten anf der Stirne hat. Diese Flammen verzehrten den Liebesgott N7anmadin, der ganz in Asche verwandelt ward, weil er es wagte seine Pfeile gegen den Schiwen loszuschießen; doch erweckte ihn Gott nach einiger Zeit wieder zum Leben. Am Natschetron-Nrron, ist das Fest Pangnmi-Iltron, das zu Ehren der Göttin Parwadi, Frau des Schiwen, in den Tempeln dieses Gottes gefeyert wird. Am Naomi des Aman?asse, oder am neunten Tag nach dem Vollmond, der allemal in den Monat Schirrere fällt, ist das Fest Srri-Rama-Naomi, oder das Geburtsfest des Rama: Dieses währet neun Tage lang, und wird in den Tempeln des Wischcnu sehr ftyerlich begangen. Jeden Abend führt man den Gott in Prozession auf verfthiednen Thieren reitend durch die Strassen, und setzt ihn dann nach geendeter Prozession in einem N?adan ") des Tempcls öffentlich aus, damit ihm das Volk seine Gebete und Opfer darbringen könne. In vielen Tempeln styert man noch besondere Feste, zu denen aber niemand aus Pfiicht verbunden ist, und welche nicht in die Klasse der allgemeinen jährlichen Feste gehören: Auch sind sie nur bey Gelegenheit gewisser Histörchen oder Wunder entstanden, die eine Gottheit an dem Plaß gewirkt hat, wo man sie anbetet. Eines der beträchtlichsten ist das Nianmagon welches zu Aombukonom einem Dorf^in Tan-schaur sehr berühmt ist, und viele Leute dahin zieht; aber nur alle zwölf Jahre Ein? w.al im Monat Massi gefeycrt wird. Das Jahr, auf welches dieses Fest einfällt, hält man für so unglücklich , daß sich während demselben niemand zu verheirathen ge-traur, welches die Abergläubischsten sogar auch am vorhergehenden und darauf folgew ") Madan ist cm ei, ^' ^///. c^. 3.) sagt, man müsse sich die bösen Geister durch blutige Opfer, die guten aber durch Feste lind Ergötzlichlciten günstig machen; die ersten, damit s,c uns nichts zu Leide thun; uud die andern, damit sie uns Wohlthaten erweisen. Denn alle alttn Völker haben zwey höchste Wesen anaenom-meu, davon das erstere Grosmades, Und das andre Arimam's hieß. Orosmades war aus dem reinsten Licht entsprungen; An'manes hingegen aus den tiefsten Finsternissen. Der crstcrc hatte, ihrer Sage nach, allc nützliche Dinge erstbaffcn: Die Gestirne, die Menschen, die Wan;en nnd alle Thiere, der andre hinwidcr alle schädliche Sachen, wie ;. V. das Gist, die Krankheiten und den Krieg. Dl«> ftr Gegenstand ist in der 5lsts und dem Ojlris des Mümhs schr weitläufig abgehandelt. Auf diese wunderliche Mcymmg verfi.len dic Alten bloß darum, wc:l sie g!cu:bten, ein seinem Wesen nach M^' Gott, und der die Quelle a>les Guten ist, könne nicht zugleich die Ursache alles Uebels seyn, das dl^ Menschen alltäglich verüben; und es scy nicht vmumft^ ni gruben, daß eben dieser gute Gott n» einer Hand Lcbcn und Nahrung, und mit der andern Gift und Tod austheile. Ktnd verschaffen; und diese bescherten ihr den Ratarvarayen, den die Parias itzt wechselweise zugleich mit seiner Mutter anbeten. Er ist der einzige unter allen Göttern , dem man gekochtes Fleisch, gesalzne Fische, Tabak u. s. f. opfert, weil er aus einem Körper von dem Geschlecht der Parias abstammt. Auch zu Ehren des Ayenar ftyert man keine öffentlichen Feste; weil er zwar ein Sohn des Schiwen und Wischem,, aber kein Gott vom ersten Rang ist: Indeß, weil man ihn doch für den Schützer der guten Ordnung und Polizey en kennt, verehren ihn wenigstens die, welche von ihm einige Gnade erhalten wollen. Sie opfern ihm Ziegen und Hahnen in seinen von den Städten, Dörfern nnd Landsirassen entfernten Tempeln; auch bringen sie ihm zu Ehren Pferde alls gebrannter Erde, welche sie unter einigen bedeckten Gängen vor seine Tempel hinstellen. Zur Ehre des Manarsuami ftyert man während dem ganzen Jahr verschiedne Feste; aber doch an keinem festgesetzten Tage. Sie werden in seinem Tempel mit vie; leu Zeremonien begangen: Denn obschon dieser Gott wenig bekannt ist, verehren ihn doch einige Indier sehr eifrig, weil sie glauben er sey mit dem Supramanier Einerley Gottheit. — Aber die Bramanen wollen dieß nicht zugestehen, und verwerfen sei? nen Gottesdienst. Zu Ehren des Darma^aja und der Drobede hat man ein einziges öffentliches Fest, das Nerpu-Tinmal, oder Feuerfest, weil man dabey über dieses Element gehen muß. Es dauert achtzehn Tage lang; und wahrend dieser Zeit müssen alle, welche das Gelübd thun es zu feyern, fasten, sich der Weiber enthalten, ohne Ma-traze auf der Erde schlafen, und über einen glühenden Kohlhaufen gehen. Am achtzehnten Tag ziehen sie dazu unter dem Schall der Musik auf; das Haupt mit Blu-mcn bekränzt, den Leib mit Safran beschmiert, und marschieren auf den Takt den Bildern des Darma - Raja und seiner Frau Drobede nach, die man beyde in Prozession dahin tragt. Wenn man zum Kohlenhaufen selbst gekommen ist, rüttelt man Hn tüchtig unter einander, damit er desto feuriger werde: Die Andachtigen nehmen dann etwas Asche, beschmieren sich die Stirne damit; und nachdem man die Götzenbilder dreymal rings um denselben herum getragen hat, gehen sie alle, schneller oder langsamer, wie es jedem seine eigne Andacht eingiebt, über den sehr glühenden Hausen hin, der ungefthr an die vierzig Fnß lai^g ist. Einige tragen dabey ihre Kinder unter den Armen; andre aber Lanzen, Säbel und Fahnen (I.XVII. Tafel). — Die eifrigsten gehen einigemal hintereinander über die Kohlen. Wenn die Zern monie zu Ende ist, sammelt das Volk sehr sorgfältig etwas weniges von der Asche auf um sich damit die Stirne zu beschmieren: Auch bittet es die Andächtigen um einige Blumen mit denen sie bekränzt waren, und behalt dieselben mit vieler Ehr^ furcht auf. Diese Zeremonie geschieht zu Ehren der Drobede. Sie heyrathete fünf Brüder zugleich; aber alle Jahre verließ sie einen, um sich in die Arme eines andern zu werfen; doch reinigte sie sich zuvor allemal durch das Feuer. Dieß ist der Ursprung dieses widersinnischen Festes : Es hat zwar keine be-stimmten Tage; doch darf man cs mcyc fty^rn , nussrr lu den drey ersten Monattw des Jahrs, nämlich im Monat Schlttere, Mayassi oder Am. Sechs' No.Gj. ^»^atpinT I'oisson J'c, 'Sechstes Kapitel. Besondre Zeremonien der Indies Von dem Putsche. 200 ^.nter dem Name putsche versieht man alle jene Zeremonien, die bey der alltäg/ lichen Verehrung der verschiedenen Gottheiten nöthig sind. Diese bestehen darin, daß man den Gott in Wasser lind Milch badet, mit Butter und wohlriechendem Oel salbet, wit reichen Kleidern schmückt und mit Edelsteinen umhängt, die man samt dem übrigen Schmuck alle Tage abändert, wenn die Pagode reich genug dazu ist. Auch zündet man vor dem Götzenbild Lanipen an , darin statt Oel Butter brennt. Ucberdas wirft man ihm eine gewisse durch die heiligen Bücher bestimmte Zahl einzelner Blumen, je eine nacr/der andern, zu; und diese müssen von cincr besondern ihm geheiligten Gattung seyn. Wäbrend dieser ganzen Zeremonie tanzen die Tänzerinnen in gemessenen Schritten nach dem Ton der Instrumente vor seiner Bildsäule. Ein Theil der Bramanen verjagt mit Wedeln aus weissem Roßhaar oder Pfauenfedern die Insekten; und die übrigen beschäsi tigen sich damit, ihm die Opfer darzubieten; denn die Indier kommen niemal mit leeren Handen in den Tempel. Sie bringen, nach ihrem Belieben, Reis, Kampfer, Butter, Blumen und Früchte; und wenn sie nichts von alle dem haben, geben ihnen die Bramanen eben einige Blumen, davon sie stets einige Körbe voll in Bereitschaft haben: Diese lassen sie sich erst baar bezahlen, und opfern sie dann im Namen der Andächtigen den Göttern. Nur die Bramanen allein dürfen das Putsche in den Privat-Häusern verrichten, weil die Gottheit selbst dabey gegenwartig seyn muß, und jene allein das Recht haben, dieselbe vom Himmel auf die Erde hernieder sieigen zu machen. An ^wissen Festen des Jahrs sind alle Indier zu dieser Zeremonie verpflichtet, die darin besteht, daß man der Gottheit nebst andern Opfern auch ein Brandopfer darbringe. Zu diesem Ende bereitet der Braman einen tauglichen Plah, den man mit Kühmist und Kühharn reinigt, indem man mit dem erster« dcn Fußboden des Zimmers übertüncht, llnd mit dem andern dcssen Wa»ü>e bcsprcngl, In die Mitte eben dieses Zimmers stellt (l. Theil.) D d man emeu mit Wasser gefüllten Krug, und rings um denselben zündet man einige mit Butter gefüllte Lampen an. Wenn alles dieß in Ordnung ist, seht sich der Braman mit blossem Haupt auf die Erde, sagt einige Gebete her, und wirft wahrend denselben von Zeit zu Zeit Blumen und Reis auf den Krug; und wenn dieses heilige Aufgebot zu Ende ist, muß der angerufene Gott nothwendig in dem Krug gegenwärtig seyn: Nun bringt man ihm Opfer dar, aber mit sehr eigennützigen Absichten; denn man schenkt ihm nur solche Dinge, die man das Jahr hindurch hundertfaltig zu erndten wünscht; nämlich Früchte, Reis und Betel, aber kein Geld. Nach diesem verrichtet der Braman das Brandopfer, welches darin besteht, daß er vor dem Krug mehrere Stückchen Holz verbrennt, über die er allein das Recht hat, je eins nach dem andern in's Feuer zu werseu ; und zwar in den Augenblicken wo es das Gebet, welches er dazwischen hersagt, erfordert. Wenn die ganze Zeremonie geendet ist, besiehlt der Braman durch ein anderes Gebet dem Gott, wieder aus dem Hause zu weichen. Von dem Dibaradane. Das Dibaradane oder Feuer-Opfer ist auch eine alltagliche Zeremonie zu Ehren der Götter, und macht einen Theil des Putsche aus. Der zu Verrichtung derselben bestimmte Braman hält in einer Hand ein Glöckchen mit dem er schellt, und in der an? dern eine mit Butter gefüllte küpferne Lampe, die er einigemal um das angebetete Gö' henbild vorwärts und rückwärts im Kreise herumschwingt ; und wahrend diesem singen die Bayadcren unter beständigen Tanzen der Gottheit Loblieder "). Das anwesende ") Die Gewohnheit, an ftyerlichen Tagen wahrend dem Gottesdienst vor den Bildern der Götter zu tanzen, war eine bey unsern Alten sehr allgemein eingeführte Zeremonie. Die Priester des Mars, ^"" genannt, standen bey den Römern in grosser Hochachtung, und waren sehr geschickte Oeiltä'izer. ?" DelHs tanzte man ebenfalls während dcm Gottesdienst. Vcy den Griechen und Römern wurde» diese heiligen Tcknje auf eine sonderbare Art vorgenommen: Man tanzte nämlich von der linken Seitt des Altars gegen die rechte, und wollte dadurch den Himmelölauf nachahmen, der sich von Morgen g^ gen Abend dreht: Darauf kehrte man von der rechten Seite wieder auf die linke ,M'ück; wodurch M«" die Bewegung der Planeten vorstellen wollte. Der Ursprung dicscr Tanze ist fthr ungewiß. Der König David tanzte vor der Archc her, al man sie von den Philistern zurück brachte; und vermuthlich tanzten mehrere seiuer Ilntcttdanen "" ihm, da er auf der Harfe spielte. Im zweyten Vuch Mose witd mahlt, daß die Juden um da goldne Kalb tamtcn; aber bey keinen, Volk findet man, daß es nach dem Beyspiel der Indicr schl"^ te Dirmn zu dcu gottcsdienstllchen Tanzen erwählt habe. Indessen halt man diese Mädchen »vegcn ihrcs Dienstes für sehr ehrlich, obschon man sie übrigens wegen ihrer Ausgelassenheit, für "^ Volk steht dabey in tiefer Betrachtung mit gefallenen Handen , und trägt dem Götzen sein Anliegen vor. Wenn dieses zu Ende ist, zerreißt der Braman die Blumenkränze Mit denen das Bild geschmückt war, theilt die Trümmer davon dem Volk aus, und empfangt von demselben die Opfer welche er der Gottheit darbringt. Von dem Abischcgam. Das Abischegam macht ebenfalls einen Theil des Putsche aus, mid besieht darin, daß man Milch über den Lingam gießt. Diese Milch behalt man dann mit der größten Sorgfalt, und giebt den Sterbenden einige Tropfen davon zu trinken, damit sie dadurch die Freuden des Kailajson verdienen. Von diesem Abischegam findet man schon in den ältesten Zeiten einige Spuren. Die ersten Menschen hatten eine An von Opfer, Libation genannt; welches darin bestand, daß man zu Ehren der Gottheit etwas Saft, besonders aber Oel ausgoß: Auch unter deni. geschriebenen Gesetz war dasselbe in Uebung. *). Die Indicr haben diese Gewohnheit beybehalten, nicht allein zu Ehren des Liw gam, sondern auch noch zum Dienst ihrer übrigen Götter. Sie bringen ihnen in der That Libationen, begicffcn sie mit Kolosöl, mit geschmolzenem Butter, oder mit Wasser aus dem Ganges; und beschmieren dieselben mit Oel und Butter, so oft sie Gebete zu ihnen verrichten oder ihnen Opfer bringen. Daher sind auch alle ihre Götzenbilder schwarz, von Rauch und stinkendem Fette ganz übcrschmiert und verunstaltet. bessers als für öffentliche Hliren ansehen sann. Vielleicht sind aber diese Pagoden-Mädchen privilegirt, und als die Liebchen der Götter angesehen, seitdem ciner von ihnen folgendes Abentheuer be? gcgnete. Dewendrcn gieng nämlich einst unter dcr Gestalt eiucs schönen Jünglings aus, und suchte eine solche Tochter der Freude auf, um zu erfahren ob sie ihm gctreu seyn würde. Er versprach ihr ein hübsches Geschenk, und sie machte ihm die ganze Nacht herrliche Freude. Am Morgen stellte sich Dcwcndrcn an als ob er todt wäre; und das Mädchen glaubte es so ernstlich/ daß sie sich ohne Weilers mit ihm wollte verbrennen lassen, obschon man ihr vorstellte, der Verstorbne sey ja nicht ihr Mann. Eben wic sie sich in die Flamme stürzen wollte, erwachte Dcwcndren wieder ans seinem Schlaf und gestand ihr seinen Betrug; aber zum Lrhn ihrer Treu nahm cr sie nun zum Weibe, und führte sie mit sich in das Paradies. (S. Abraham M'gcr). ") Die Talüpoms pon Pcgu und Ma, desgleichen die Priester in SiaM/waschen die Götzenbilder mit Milch? Del und andern flüssigen Dingen. Man weiß daß auch die Juden heilige Ltcine hatten/ die sie mit Oel salbten, und dann Vetoes nannten. 252 «HW^^AMKM^^HM^W^ Von dem Sandiwane. Das Sandnvane ist eine Zeremonie, welche die Bramanen allein alltäglich zu Ehren der Götter überhaupt, und jeden Morgen zu Ehren des Bruma, ihres Schöpfers, insbesondre verrichten. Bey Aufgang der Sonne schöpfen sie mit der hohlen Hand Wasser aus einem Teich; giessen es bald vor sich, bald hinter sich über die Schul-' nr aus; rufen dabey den Bruma an, und preisen ihn durch Lobsprüche; welches alles sie reinigt, und ihnen seine Gnade erw,irbt. Nach diesem spritzen sie auch gegen die Sonne Wasser, um derselben ihre Ehrfurcht und Dankbarkeit dafür zu bezeugen, daß sie sich wieder sehen lassen und die Finsternisse zerstreuet hat: Zum Beschluß reinigen sie sich noch durch ein Bad. Diese Art von Gottesdienst ward schon von den ersten Ertzcbewohnem eingeführt, nnd die Indier haben ihn ununterbrochen beybehalten *). Von dem Darpenon. Das Karpenon ist zu Ehren der Verstorbnen eingesetzt. Wenn die Indier dieses Fest feyern, reinigen sie sich allererst durch ein Bad, und setzen sich dann vor einem Bramanen hin, der Gebete herftlgt: Eben dieser gießt ihnen mit einem kleinen kupfern uen Geschirr, Schimbu genannt, Wasser in eine Hand, die sie ihm offen und gegen ihn gekehrt hinstrecken: Auch wirft er ihnen Blatter von der Pflanze Herbe, und Gengeli-Körner auf diese Hand, und nennt dabey die Personen für welche er betet. Diese Gebete werden für die Pidurs-Derve-Dekels verrichtet, welche die schützenden Dewerkels der Verstorbnen sind. Von dem Nagaputsche. Der Ausdruck Nagaputsche heißt der Schlangendienst ; und diese Zeremonie müssen meistens die Weiber verrichten. Wenn sie nun an gewissen Tagen des Jahrs diese ihre Pflicht befolgen wollen, gehen sie an das Gestade eines Teiches, wo der Arischi und tNargosier wachsen. Unter diese Bäume stellen sie ein steinernes Bild, das den Lmgam zwischen zwo Schlangen vorstellt. Die Weiber selbst baden sich/ wa? ") Die allen Aegyptischen Priester reinigten sich ebenfalls am Morgcl, durch das Vad, und tauchten s>urdon, oder die Buße für den Taly. Mangelion und Taly sind gleichbedeutende Worte. k") Diesen widersinnigen Gottesdienst findet mau trotz seiner Ungereimtheit doch bep, allen Men; unh die Neuern haben sie wohl noch gar darin übertreffen. 214 Siebentes Kapitel. von den Indischen Mönchen. c>Hn allen Religionen entstanden einige Schwärmer, die sich in die Wildnisse verliefen/ und ihr Leben unter Gebeten und Leibeskreutzigungen zubrachten. Aber diese heilige Raserey dauerte nicht lange. Die Zöglinge jener ersten Anachoreten schlichen sich bald wieder in die Städte zurück; machten zwar noch immer die Miene als wenn sie sich bloß mit überirdischen Dingen beschäftigten, hiengen sich aber im Grunde sehr gierig an die Erdegüter: Gleißneten Verachtung aller irdischen Größe, Uneigennützigkeit und tieft Denunh; rangen aber sehr eifrig nach Ehre, Macht und Reichthum. Wenn sie fette Erbschaften wegschnappten, geschah es mir um zu verhindern, daß dieselben nicht in unheilige Hände sielen, oder damit der Sterbende durch ein solches Denkmal von Nächstenliebe sich den Weg zum Himmel erleichtere. Wenn sie prächtige Paläste aufführten, thaten sie es ja nicht in der Absicht um sich bequeme Wohnungen zu ver-schassen, sondern nur um der freygebigen Frömmigkeit ihrer Wohlthater ein ewiges Aw denken zu stiften: Und wer hätte ihren Absichten nicht trauen sollen? Sie sahen ja in ihrem Aeusserlichen so bußfertig aus; ihre Verachtung gegen den Genuß vergänglicher Güter erschien in einem so betrüglichen Dunst von wohlmeynendem Ernst, daß man sie gelassen alle Reihe des Lebens gemessen sah, ohne sich einfallen zu lassen, daß sie auch nur einen Begriff von dem hätten was sie wirklich ausübten. So machten es die ersten Diener aller Religionen; aber nur in Indien trift man noch einige jener überspannten Schwärmer an, die ihre Lust darin suchen, die beschwerlichsten Selbstopsir und hie strengsten Bußwcrke zu verrichten. Die Indicr haben sehr viele Arten von Mönchen. Die vcrehrtesien darunter si"d die Saniassi oder Sanaschis : Das Volk sieht sie für Heilige an. Der Saniass» ist entweder ein Braman oder ein Schutre: Er opfert sich ganz der Gottheit auf; schwört/ arm, keusch und nüchtern zu leben: Er besihr nichts, hat ganz und gar keine An? hänglichkeit: irrt allenthalben beynahe nacl: , nnt gcschornem Kopfe herum, und hat zu seiner Bekleidung bloß ein Stück gelber Leinwand über dem Rücken (I^XVM Tafel)' N°&<9. /bi+rjon Sc. JW /* Sowi.eral Pi/ur. Jbüjo/i Je ■ Er lebt einzig vom Almosen, und iffet nur so viel daß er nicht vor Hunger sterbe. Leute aus allen Stämmen, die Parias ausgenommen, können Saniassi werden; und jede Sekte hat die ihrigen: Sie leben wie die alten Brachmanen, und folgen genau ihrer Lehre, welches auf die Vermuthuug führen könnte, sie wären die Abstäimnlmg« derselben. Die pandarons werden eben so sehr verehrt wie die Saniass». Sie sind von der Sekte des Schiwen, beschmieren sich das ganze Gesicht, Brust und Arme mit Asche aus Kühmist. Sie durchstreifen die Gassen, betteln um Almosen, und singen Loblieder zur Ehre des Schiwen: Dabey haben sie ein Büschel Pfauenfedern in der Hand, Und den Lingam am Halse hangen (I.X1X. Tafel): Neben dem tragen sie gewöhnlich auch noch eine Menge von Hals - und Armbändern aus Ntraschon "). Die Pan-darons welche sich nicht in gelbe Leinwand kleiden, verheyrathen sich, und leben mit ihrer Familie: Diejenigen welche das Gelübb der Keuschheit ablegen, heijsen Taba? schi, und unterscheiden sich dadurch von den Saniassi, daß sie in Gesellschaft entweder ihrer Familie, oder anderer Pandarons leben: Sie bezeugen allen die ihnen Almosen geben ihre Erkenntlichkeit dadurch, daß sie ihnen Asche von Sandelholz und Kühmist austheilen, die sie aus heiligen Orten zu bringen vorgeben. Dcr Name pandaron ist ein gemeinschaftlicher Titel für alle Mönche welche Schiwens Anhanger sind, so wie der Name Tadin für alle von der Sekte des Wischen«. Der Rarelpacrepandaron ist eine Gattung von Pandaron, der das Gelübd thut niemal zu reden: Er geht in die Häuser und bittet um Almosen indem er die Hände gegen einander schlagt, ohne ein Wort dabey zu sagen. Alle die ihm Almosen geben, schenken ihm Reis schon völlig gekocht, und legen ihm denselben in die Hände; Und der Mönch isset ihn auf dcr Stelle wo er ihn bekömmt, ohne sich etwas davon auf? zubehalten: Wenn er noch nicht ganz satt ist , geht er in ein anderes Haus , und '"') Dieß ist dcr Saame einer bittern Frucht die nur im nördlichen Theil von Indien wachst. Man heißt ilm auch den Nern des Nutre,,, 'veil die Anhänger dieses Gottes glauben, er verschliesse sich darein. Die Andtichligen tragen stets wenigstens Einen solchen bey sich, um den Pamcn, Gott des Todes, von sich zu verscheuchen, wenn sie etwa plötzlich auf der Strasse stürben. Dieser Kern ist be„-,«ahe rund , sehr hart, und fast wie ein W'rslchker» gestaltet. Aus seinen crhrbnen Schnirkelchen, dio Manchmal zufälliger Weise einem Bilde gleicheu, wolle» die Saniassi, Schiwens Anhänger, und auck die Pandarons, irgend eine dcr Verwandlungen dieses Gottes entdecken. 2iö HW«»' wiederholt die nämliche Zeremonie (l.XX Tafel). Sein Name deutet seine Lebensart an; Aare heißt Hand, und parre, Teller, Der paem'Raori ist auch eine Gattung Pandaron, dessen Pflicht es ist, die Opfer zu tragen welche die Indier in den dem Supramanier geheiligten Tempel paeni darbringen: Diese Opfer bestehen in Geld, Zucker, Honig, Kampfer, Milch/ Butter, Kokosnüssen u. s. f. Der Mönch ist gewöhnlich gelb gekleidet wie die Pan-darons, und trägt die Geschenke, die er überreichen muß, an den zweyen Enden eu ner Stange. Um sich gegen die Sonnenhitze zu schützen, spannt er über die Stange cm kleines Zelt von rothen Tuch, das dem auf einem Palankin ziemlich nahe kömmt (I.XXl. Cafel). Die Rasch iRaori sind noch eine andre Gattung Pandarons, die nach Kaschi wallfahrten, wo sir Wasser uns oem Ganges schöpfen, nnd rs m irdenen Geschirren mit sich nach Hause nehmen "). Dieses Wasser müssen sie bis nach Ramessurin nahe am Kap Komorin hintragen, wo cm sehr berühmter Tempel des Schiwen ist (LXXll. Tafel). Dort wird dasselbe über den in dem Tempel befindlichen Lingam ausgegossen "'"); dann wieder aufgefaßt, und nachher so den Indiern ausgetheilt: Diese bewahren es sehr sorgfältig; nnd wenn ein Kranker in den letzten Zügen liegt, gießt man ihm eine« oder zween Tropfen davon in den Mund und über das Haupt. Noch ") Jeder Mann, der kein Paria ist, darf ebcn dieses Geschäft verrichte«, wenn er auch schon ttM Mönch ist. ^ . ^ ^>^ , -N-) Die Indier glauben, daß dieser Llngam cbeu derselbe sey, den der Gott Anumar auf Vefehl des RaM aus dem Ganges mit sich gebracht habe; daß Rama denselben anbeten wollen nachdem er den Nicsi" Rawauen todtgeschlafen hatte; ,md daß der Deich welcher in eben diesem Tempel ist, durch die Han-de des Wischen« selbst sey gegraben worden. Dieser Lingam heißt Nama„ada-Giwmi, welches P ,icl sagen will, als der von Nama angel etete Gott. Der Teich hcißi Dnnul-obi. Die Vrama-neN s um mehr Leute dahin tu jichen, lxhaupkn, alle, die sich darin baden, crbalten Vergebung ihre Sünden; und reinigen darum dieselben. Die Indier bringen Opfer, und verrichten aus den enlsil^ testen Proviuzcn Wallfahrten dahin: Aber um diese Unternehmung verdienstlich zu machcn, muß pilgrim erst am Uftr des Ganges gewesen seyn; nuiß während seiner Reise auf der Erde geichlaft« und gefastet haben, und sein bestimmtes Maß Wasser aus jenem Fluß mit sich bringen, um n tingam darin M baden, dcn er anbeten will. Herr Paw redt in semen philcscphisck en llntersU' chunyen von eben dnstn Pilgrinicn; aber irrigcr Weise behauptet er, dasi sie bis nach Sil'incn z^ ?^' Dieftr Irrthum hat ihn auch dazu M'fühtt, daß er voraussetzte, die Religion der Indier stamme v der des Lama her, da koch die Indier diesen Götzen nicmal gesaunt haben. N°70. 1 'll'/miy\r//>//*.r - /'.'/■i'.tM/i ti\' , N97*- ■ lf°'lru.>sirf-f>tfUT. 2\>i*r»GH««V^ Wischennwisten behaupten, dieser Gott sey nichts anders, als eine Verwandlung des Supramanier, Sohn des Schiwen. — Die Putschari des Darma^Raja, können nach ihrem Belieben von dieser oder jener Sekte seyn; aber sie sind niemals weder Pandarons noch Tadins. — Der Pntschari des Manarsnami zieht dnrch die Strassen und singt dem Schiwen und Supramanier Lobgesänge; während daß der andre den Darma-Raja besingt: Der erstere begleitet seine Stimme mit dem Schelimbu, der andre hat bloß eine Schelle (LXXVII. Und I.XXVIII. Tafel) : Aber meistens begleitet diesen auch noch sein Weib mit Kastagnetten, und sagt zu Ende jedes Ver^ ses Ja, als wenn sie ihren Beyfall zu dem gäbe, was ihr Mann so eben gesungen hat. Manchmal tragt der Putschari des Darma-Naja auch Gemälde mit sich, auf denen das Leben nnd die Kriege seines Gottes abgebildet sind; liest oder singt auf offner Strasse einige Stanzen aus, desselben Lebensgeschichte, und zeigt zugleich die Thal ten dieses vergötterten Königes vor. Ein andermal deklamirt er seine^ Kernsprüche, oder sagt eine Fabel von ihm her; nnd dieß alles, um von der Vorbeygchenden ein Almosen zn erbetteln. — Der Pntschari des Manarsnami übet fast ähnliche Knisse aus: Er seht sich auf die Gassen, auf die öffentlichen Platze und die gangbarsten-Strassen hin, und singt die Lobsprüche des Heiligen oder des Gottes den er verehrt: Verschiedne Schüler begleiten dabey seine Stimme; die einen mit einer kleinen Tronu mel, Nduka genannt, welche sie mit den Fingern schlagen ; die andern schreyen von Zeit zu Zeit mit ihm, um das zu bekräftigen was er sagt: Der Mönch selbst trägt ein Kistchen voll Kühmist, davon er jenen mittheilt die ihm Almosen geben. Die Putschari verheyrathen sich, verlassen aber ihre Weiber wieder wenn es ihnen beliebt. Ihr Name kömmt von putsche, das eine alltägliche gottesdienstliche Feremome heißt. Die Götttn Mariatale hat auch ihre Putschari, die man Bamier uennt, weil sie ihre Gesänge mit einem Instrument, Baini genannt, begleiten. Diese Bainicr sind größtentheils aus dem Stamme der Parias : Sie laufen nicht auf den Strassen herum, wie die übrigen Mönche, und betteln auch ihr Almosen nirgends als in den Tempeln der Mariatale. Endlich haben die Indier auch noch die Mönche, Büßer genant, mit deren Beschreibung ich dieses Kapitel enden will. Dieselben sind unter diesem Volk eben N°j?. /'•ti/W') Dow, ill seiner Abhandlimg zur Erläuterung der Geschichte, Religion und Staatsverfassung von Hin-dostan, erzählt von den Fattrn eben solche Dinge. Bey Anlaß der deutschen Uebersetznng, welche von derselben Ao. 1773. erschienen, rüclte Herr Wieland in semen Deutschen Merkur (May/ 1775. S. 152. u. f.) Unterthain'ge Zweifel gegen da« llasssche Alischen des Herr Dow in semer Nach-' richt von den Falirn, ein. „Ich wünschte wohl von Jemand (sagt W.), der in der Wissenschaft des Möglichen weiter gefom-,. men als ich, unterrichtet ;u werden, ob es, natürlicher Weise, möglich sey: Daß ein Mann s.incn „ Arm in einen, fort so lange in die Höhe halte, bis er ganz steif wild, und sei», ganz übriye« ile-' „ ben hindurch in dieser Stellung bleibt?------Und wie hoch wohl der besagte Mann init seinem'steif », cmprrsiehendcn Arm sein ganzes übriye« Üeben bringen würde?------Ingleichcn, ob es möglich „ sey: Daß ein Mensch stine Fäuste so feste zusammen drücke 1'is ihm die Nägel in die flache Hand „ einwachsen, und auf der obern Hand wieder herauskommen?,, Kurz, Herr Wieland erklart diese Fakirischen Zeichen und Wunder platterdings für unmöglich. Indessen hatte auch Hcrr Dohm in seinen Anmerkungen zu Ivcs Reisen (I. Th. S. 128,129, 130.) eben diese seichen und Wunder von .eben diesen Fakiren mit den gleichen Ausdrücken eingerückt: Und nun erzählt Herr Eonnerat dasselbe Ding neuerdings; gestehet aber bald unten, daß er es nicht mit eigne,, Augen gesehen habe. . . .' Ich überlasse es also dem biderbcu Leser, ob er die Sache den Herren Dow , Dohm und Eonnerat ------davon sich doch keiner als Augenzeugen angiebt — auf ihr und andrer alterer Ncisebeschni- ber Wort glauben ; oder, nach der Negcl gebührender philosophischer HaNaMbigfeit, mit Hcrrn Wieland für unmöglich halten will? A. d. Ueb. ren zu lassen. So giebt es auch welche, die ein Gclübd gethan haben, ihr Lebelang stets anstecht zu stehen: Diese stützen sich zu Nachts mir au eine Mauer oder au einen Baum; und damit sie ja niemal bequem schlafen können, schlicssen sie ihren Hals in gewisse Maschincu ein, die ziemlich einem Rost ähnlich scheu , und welche sie nie mehr von sich legen können. Einigestehen Stuudeu laug auf Einem Fuß, die Augen gegen die Sonne gekehrt, und betrachten dieselbe mit grosser Anstrengung des Geistes: Andre, um es noch verdienstlicher zu machen, halten den einen Fuß in die Luft aus' gestreckt, stehen auch mit dem andern nur auf Einer Zehe, und heben überdas noch beyde Arme empor: In dieser Stellung bleiben sie zwischen vier mit Feuer gefüllten Gefaffen, und schauen mit unbeweglichem Blick in die Sonne. Einige erscheinen vor allem Volk ganz nackt; und dieß, um demselben zu zeigen, daß sie keiner Leidenschaft mehr fähig, daß sie wieder in den Stand der ersten Unschuld zurückgetreten seyen, seitdem sie ihre Körper der Gottheit geopfert haben. Da§ Volk glaubt auch wirklich an ihre vorgebliche Tugend, sieht sie als Heilige an, und denkt daß sie alles von Gott erhall 'ten was sie von ihm verlangen. Da jederman ein herrliches Werk zu verrichten wähnt, wenn er diesen Schwärmern Gutes thut, so laust alles Volk zu; briugt ihnen zu essen; steckt denjenigen welche den Gebrauch ihrer Hände verschworen haben, selbst die Bissen in den Mund, und säubert sie von ihrem Unflath: Einige Weiber treiben es so weit, daß sie die Zeugungsglieder derselben küssen und anbeten, wahrend daß der Büst ser unbeweglich in seiner Betrachtung fortfahrt. Indessen ist doch zu bemerken, daß die Zahl aller dieser fanatischen Thoren unter den Indiern mn vieles abgenommen hat, besonders seitdem das Volk unter auswärtiger Herrschaft und Bedrückung steht. Der Einzige, den ich gesehen , hatte sich mit einem Eisen die Backen und die Zuuge durchstochen, und dasselbe mit einem andern Stück Eisen, das ihm unter dem Kmne' durchgieng, unablöslich an den Mund geschlossen (LXXIX. Tafel). Vielleicht hat ihr Eifer darum nachgelassen, weil sie das'allgemeine Elend der Nation schon für eine hinlängliche Buße hielten. — Und in der That ist es eben nicht nöthig, sich durch Ersiudung neuer Leibeskreutzigungcn zu quälen, wenn die Natur und unsre Nebenmenschen alles dazu beytragen uns zu peinigen: — Man darf sich nur den zerstörenden Landplagen der einen und der Tiranuey der andern überlassen! Der Karakter dieser Indischen Büßer besteht hauptsächlich, in einer ungeheuern M7.9 ■ o/**icfti/pi/id' ■ /b/tfiW/i iCC' Masse von Hochmuth, ungcmessenem Stolz auf ihr eignes werthes Selbst, und auf dem Wahn, daß sie Heilige seyn. Daher vermeiden sie sehr sorgfältig, daß sie ja von niemandem aus einem niedrigen Stamme oder gar von Europäern berührt werden, aus Furcht sie wären dadurch verunreinigt. Selbst ihr weniges Geräthe lassen sie niemals betasten; und wenn man sich ihnen nähern will, entfernen sie sich sehr hastig. Kurz: Gegen alle und jede, die nicht ihres Ordens sind, hegen sie die äusserste Verachtung und sehen dieselbe als profane Geschöpfe an. Auch muß alles, was sie bey sich haben, irgend ein Geheimniß enthalten, und höchst verehrungswürdig seyn. Die Indische Geschichte enthalt das Andenken einer gewaltigen Menge solcher Büßer, die in den altern Zeiten sehr berühmt waren, und welche sich die heutigen rühmen als ihre Muster nachzuahmen. Doch, auch unsre Alten hatten verschiedue Sekten von Menschen, die diesen Indischen Mönchen ziemlich ahnlich waren; gleich ihnen ein unstätes herumirrendes Leben führten, von Stadt zu Stadt zogen, die Siege der Götter besangen, und, da sie sich zn einer freywilligen Armuth verschworen, unter dem Deckmantel der Religion sich überall durchbettelten. So glaubten z. B. die Efsaer, sie wären heiliger und reiner als die übrigen Juden: Sie thaten das Gelübd der Keuschheit, lebten in der Wüste, assen nichts was Leben hatte, und nährten sich von Wurzeln: Sie verabscheuten jede Blutsvergiessung, besonders die bey den Opfern, und sangen ihre Hymnen, wie die meisten Indischen Mönche, tanzend. — Die pychagoräer bey den Griechen hatten alles gemeinschaftlich, enthielten sich vom Fleisch und geistigen Getränken, und nährten sich bloß vom Gemüse; sie waren bestandig in Betrachtungen vertieft, und beobachteten das strengste Stillschweigen. — Auch die Druiden der alten Gallier lebten einsam in den Wäldern wie die Indischen Mönche, und blieben unverheyrathet. 222 Achtes Kapitel. Von den verschiedenen Tugendübungen. — Von der Seelenwaw derung, dem Paradies und der Hölle. <^)as höchste Wesen anbeten , feine Schutzgötter anrnfen, freundlich gegen seine MW menschen seyn, sich der Unglücklichen erbarmen und sie unterstützen, geduldig die Be-schwerlichkeiten dieses Lebens übertragen, nicht lügen, vor dem vierten Tag der monat-lichen Reinigung sich seines Weibs enthalten, m,r dasselbe lieben, nicht Ehebrechen, die göttlichen Geschichten lesen und lesen anhören, wenig reden, fasten, bettn, zur bestimm-ten Zeit sich baden ^): Dieß sind die allgemeinen Psiichten, zu welchen die heiligen Bü-cher alle Indier, ohne Ausnahme irgend eines Stammes oder einer Zunft, insgesamt verbinden. Eben diese Bücher enthalten aber auch noch besondere Gebote: So müssen z. V» die Bramanen, wenn sie die Würde eines Guru ") bekleiden, die N)edams studie? ren und erklären f); die Opfer verrichten, oder wenigstens dafür sorgen daß sie ver-richtet werden; das Almosen in Verwahrung nehmen, und es unter die Dürftigen VW theilen, u. s. f. Die Rajas, welche die zwote Zunft ausmachen, müssen die Wedams studieren, Opfer anstellen, das Land beschützen, und die Feinde des Staats bekriegen. Die Wajsicr oder Waniger, welche die dritte Zunft vorstellen, müssen ebenfalls die Wedams studieren, Opfer anstellen, und ihrem Beruf eifrig nachkommen; nämlich/ ''-) Der Gebrauch der Vader ist in einem so hitzigen Lande gain natürlich: Man mußte von selbst darauf verfallen, theils um sich zu erfrischen, theils um den Leib reinlich zu halten. In der Folge beciferte sich PoliUk und Religion zugleich, vollends eine gesetzliche Verbindlichkeit daraus zu machen; und der Aberglanbe dichtete dann gar bald den Vottheil dazu, sich dadurch zu heiligen, und gewisse eingebildete Vollkommenheiten zu erlangen. n") Der Guru ist der Hohepriester: Er unterweiset in der Religion, und veranstaltet und verrichtet die Opfer. (G. die Note G. Z?.) 5) Vermuthlich verstehen die Iudier durch die Wcdams die Kommentarien über eben dttfe heiligen Bacher; da wir schon weiter oben gesehen haben, daß die Manianen dieselben niemandem der nicht vo« ihrer Zunft ist, in die Hände kommen lassen, und daß es sogar noch Weifelhast isi, ob sic wirklich ,l" ^ »mls elisiirt haben. die Bons?N?assiers sollen das Feld bebauen; die Gowassiers die Heerden hüten und für derselben Vermehrung sorgen; und die Donawassiers den Geldwechsel be« treiben. Die vierte.Zunft, deren Mitglieder Schutres heissen, muß den erstem dreyen getreulich dienen. Die Pflichten der einzelnen Personen dieser Zunft bestehen von Seite des Weibes darin, daß sie das Hauswesen besorge, sich die Liebe und Hochachtung ihrer Verwandten verdiene, und sich putze um ihrem Mann zu gefallen: Ist dieser ein Taugeuichts, so ist sie deswegen nicht von ihrer Pflicht losgesprochen; sie soll sich stets so betragen daß sie denselben wieder auf bessere Wege bringe; ja sie soll ihn wie ihren Gott ansehen. Wenn sie alles dieses genau beobachtet, wird sie in diesem und jenem Leben dafür belohnt werden. Der Bramassari, oder junge Braman, muß nüchtern, bescheiden, und kein Schwär her seyn; er muß seine Gebete zu den bestimmten Stunden hersagen, die Wedams studieren, seinen Guru ehren, ihm beym Anfang und Ende jeder Unterweisung danken, uud ihm alle Arten von Gefälligkeiten erweisen: Nur in Gegenwart und auf die Erlaubniß desselbeu darf er den Reis, welchen er von Haus zu Haus gebettelt hat, essen: Seine Unterscheidungszeichen muffen seyn das punannl *), das Bündchen der Tugend-Blätter welches er in der Hand trägt, ein Grashälmchen in Gestalt eines Ringes den er an seinen Fiuger steckt, uud ein Gürtel aus dem Kraut t^anel. Seine Blosse soll er mit einem Stück Leinwand decken, und statt des Bettes auf einer Hirschhaut schlafen. Besonders soll er den Umgang mit Weibern meiden; denn das Herz des Mannes ist wie Butter der bey Annäherung des Feuers schmilzt: Die Gesellschaft der Weiber macht weichlich, und facht die Liebe an: Selbst Bruma , da er einst allein bey seiner Tochter war, ward durch eine lasierhafte Leidenschaft dahingerissen, und that der: selben Genüge. Der Einsiedler soll sich nur von den in der Wüste wachsenden Früchten und Wurzeln nähren; doch Varf cr mitmtter ein wenig Reismehl dazu mischen, und es gemessen nach? bem er es vorher dem höchsten Wesen dargeboten hat. Seine Nahrnug soll er sich suchen so oft er eiuige nöthig hat: Seine Haare soll er zusammeugebuuden tragen, in einer Grotte wohuen, auf der Erde schlafen, und sich mit Baumrinden bekleiden. ") Das pmmnul ist cine baumwollene Schnur welche dic Vramane» queer über den Leib trage». 224 «c5WK»AH^«MO^M!M«)' Wenn seine Kräfte hinreichen, soll er zwölf Jahre auf diese Art leben; und wenn er nichts mehr thun kann, soll er sich aller Nahrung enthalten, und mit allem Ernste darnach streben, seine Sinne in seine Seele, und seine Seele in das höchste Wesen, welches Gott ist,, zu verschlieffen. Der Saniassi, welcher fähig ist ein religiöses Leben zu führen, soll keine andre Kleider haben als ein Stück Leinwand seine Blosse zu dc? cken, und kein andres Geräthe als einen Stock und einen Krug: In keiner Stadt und keinem Dorfe darf er sich länger verweilen als Eine Nacht. Er soll über die Wahrheiten der Wcdams Betrachtungen anstellen, aber nie über diese Dinge disputiren: Er soll nüchtern seyn, des Tags Einmal etwas wenig Reis oder Linsen essen, und sich nach seiner letzten Stunde sehnen. Hat er noch mehr Entschlossenheit, so wird er auch sei< nen Stock und Krug von sich werfen; wird stumm, taub, blödsinnig und verrückt werden: Hitze, Kälte, Unbill, Lobsprüche, Reichthum, Armuth, alles muß ihm gleichgültig seyn. Der Laye muß Gott alles Gute aufopfern was er thut, nnd nichts davon sich selbst zueignen. Er soll die Predigten der Weisen andächtig anhören; alle Güter dieses Lebens wie einen Traum ansehen und keine Anhänglichkeit für dieselben haben, nicht einmal für sein Weib und seine Kinder: Er soll die vorgeschricbncn Abwaschungen und Gebete verrichten, Almosen austheilen, besonders den Bramanen, und denselben zu essen geben zur Zeit der Finsternisse, zur Zeit der Neu-und Vollmonde, wenn sich die Sonne von Norden gegen Süden und von Süden gegen Norden umwendet; am achten und zwölften Tag des Mondes, wenn er mit dcr Konstellation Tiruwauam eintrifft, und am neunten Tag des Vollmondes im Monat Aartige "). Auch ist er verpflichtet die Zeremonien für die Schwangerschaft seines Weibs, und für die Verstorbnen zu verrichten; sich die Nativität seiner Kinder stellen zu lassen, und die heiligen Orte zu besuchen. Die Wohnung in der sich viele Bramanen versammeln, ist sehr heilig; die Würde dieser Manner ist über alle Vergleichung erhaben; Wischenu selbst verehrt sie; *) Alle dicst Tage sind dcr Andacht gen'ictmct; imd rbcn so auch tie Gedachtnißtage dcr Verstorbnen und der Kousitllatloncn unttr denen man gcbohrcn ist. Auf glciche Art ist cs der dritte Tag nach dein Vollmond dcs Monats tVa^assi, der sn'witc „ach dem Vollmond des Mointts Mas,«, dcr süuft zehnte dcs Neumonds im Monat Prewschi, und jcdcr jwölste T,g drs Mondes dcr mit dcn Kon-stella?io!M! Utram, Mvndam, Utraladi, oder den VMntcn Margit, Tai, Massi und Pang"' m, zuslMMtt'ntt'ift. sie; Der Staub von ihren Füssen wird im Himmel, auf Erde uud in den Abgründen hochgeachtet. Indeß ist doch ein Weiser noch ungleich edler als ein Braman. Die Handwerker endlich sind verbunden, sich den Pstichten ihres Berufs nicht zu entziehen. Jeder, der sich klug, leutselig und weise beträgt, wenn er auch aus dem niedrigsten Stamme' ist, wird auf dieser Welt geliebt und in der zukünftigen belohnt werden: Denn, nur eiue unbescholtne Lebensart macht den Menschen wirklich edel; und der Adel der Geburt ist bloß ein aufferliches und willkürliches Unterscheidungszeichen. Man sieht aus diesem Abriß, daß die Sittenlchre der Indier sehr rein seyn muß. Sie verehren die gleichen Tugenden wie wir; uud obschon die meisten Figuren in ih,' ren Tempeln sehr ärgerlich sind, ist ihnen doch die Wohlaustanoigkeit ausdrücklich geboten, und sie beobachten dieselbe auch wirklich. Eben so ernstlich ist ihnen die Enthalt? samkeit vorgeschrieben, an die sie sich aber nicht so genau halten: Die Leichtigkeit z. B. womit sie sich die Gunst der Tänzerinnen, welche sich aus Eigennutz und Wollust je-dermau Preis geben, erkaufen können, verleitet sie, eine Tugend zu verabsäumen die ihnen doch geboten ist. Indeß erlaube,; ihnen die Gesetze, aus Nachsicht für das hitzige Klima, die Vielweiberey; deren sie sich aber nicht leicht bedienen, ausser wenn sie nach mchrcm Jahren ihres Ehestandes von der ersten Frau keine Kinder bekommen. Die ihnen vor allen andern empfohlenen Tugenden sind: Dankbarkeit und Dienst-sertigkeit, welche letztere auch alle Iudier ohne Ausuahme strenge befolgen. Unter den gesellschaftlichen Tugenden, ist ihnen das Mitleiden, zufolge dessen man das Leben allcr seiner Mitgeschöpfe schonen soll, weit heiliger als der Eifer, welcher am derwärts dieselben den Göttern zum Opfer briugt. Jede auf dem Altar abgeschlachtete Kuh wird in der andern Welt ihren Opferpfaffen unaussprechliche Schmerzen verursn chen '). Das wesentlichste Opfer ist das Opfer der Seele, Nur Unwissende richten ihre Gebete an Götzenbilder durch Menschenhände gemacht; der Weise betet Gott im Geiste an. Wer seinen Leib verachtet, überwindet auch bald seine Begierden, und macht sich die Tugend leicht. Die Tugenden theilen sich in zwo Klaffen ab, die man nicht mit «inander vermengen muß: Die eine heißt prarvarty, und die andere Ninmrty. — Die erstere enthält zween Artikel, Ischeram und Bunam genannt. Ischetam be- n) Dieses ware also ein Beweis, daß die Iudier ihren Göttern ehedem Thiere opferten. (1. Theil.) Ff greift alle bey den gottesdienstlichen Zeremonfen verrichtete Handlungen in sich; Bun tam aber heissen: Das Tempeln und Ruhegebäude bauen, Teiche graben, Alleen pflanzen, und andre dergleichen gute Werke. Alle, die diese verrichten, werden zu der Zeit stw ben, wenn die Sonne sich gegen Süden bewegt, und m der Nacht nach dem Tage an welchen der Mond in seinem zweyten Hause ist; und nach ihrcm Tode werden sie in das Land des Mondes kommen, wo sie nach ihren Verdiensten glücklich sind. In dcm Zustand vom Niwarty , brennt die Seele vom Feuer der Weisheit; ihre Kraft zernichtet alle Handlungen der Sinne, und diese Seele geht in die Unermeßlich-keit des allumfassenden Wesens ei,:. Jeder Mensch, der sich im Zustand des Niwarty befindet, wird zu der Zeit sterben, wenn die Sonne gegen Norden läuft, und am Mor-gen eines Tages wo der Mond in seinem ersten Hause ist: Er wird auf den Strahlen der Sonne in das Paradies des Bruma, Sacialogam genannt, eingehen, und dort die unaussprechliche Seligkeit gemessen, welche das Antheil der Götter ist: Die Materie aus der er zusammengesetzt war, wird verdünnen, und verändert sich in die allgemeine Körpermasse; und durch die Weisheit seiner Seele vernichtet er die Kräfte seines zufälligen Körpers. Aus diesem Ort der Freuden kömmt er in das Sorgon, von wo aus die Anhänger des Wischen« in das Waikondon, und die Anhänger des Schiwen in das Kailasson eingehen. Iederman der die neun Brumas verehrt, wird die Gnade erhalten, viele Kinder zu zeugen: Die Göttin Saraffuadi wird ihren Anbetern Reichthümer zutheilen; und der Gott des Feuers wird die Seiuigen mit Schöuheit schmücken: Die Anbeter der Sonne werden das Geschenk der Gesundheit zu ihrem Alttheil bekommen; und die Gott ter der acht Enden der Welt schenken ihren Verehrern die Leichtigkeit gute Werke aus-zuüben. Nach dieser Eintheilung wendet sich jederman an eine besondere Gottheit, um von obigen Dingen dasjenige zu erhalten nach dem er am meisten gelüstet; aber alle die zur Seligkeit gelangen wollen, halten sich bloß an Gott allein. Die ersiern, welche uur zeitliche Güter verlangen, vergessen, daß ihnen der Tod einst wieder alles rauben wird; und dann werden sie es bedauern, daß sie sich nicht eifriger an Gott gehalten haben. Ohne Gottesvcrehnmg gleichen die Menschen den Bäumen in der Wüste; und alle die nicht durch diese Verehrung aufgeklärt werden, sie mögen auch sonst noch lo vielwissend seyn, sind doch nicht besser als Lastvieh. Die Weisen, welche, um sich genauer mit Gott zu vereinigen, die irdischen Güter verachten, nnd ihm alle ihre Begierden aufopfern, werden zu ihrem Lohn die ewige Herrlichkeit erhalten: Ihre Seelen, entledigt von ihrer sterblichen Hülle, werden nicht mehr das Unglück haben, neuerdings gebohren zu werden: Sie werden in Gott seyn, und Gott in ihnen: Sie werden ihn besitzen. Die Lasterhaften, welche sich nicht dämm bekümmert haben, Gottes Grösse zu be? trachten, werden in die Hölle gestürzt; einen On unter der Erde, padalon genannt, der an der Südseite des Weltgebäudes liegt. In diesem schrecklichen Abgrund sind Feuerftüsse, scheußliche Ungeheuer, mörderische Waffen, pestilenMischer Gestank, und alle mögliche Uebel aus Einer Stelle zusammen gehäuft. Sobald cm solcher Elender stirbt, packen ihn die Emagingillier '), und führen ihn gefesselt dahin, wo er dann zerprügelt, mit Ruthen gehauen, und mit Füssen getretten wird; auf spitzigen Nägeln gehen muß; sein Leib von Raben zerhackt, von Hunden zerrissen, und endlich in eu nem Feuerstrom geworfen wird. Erst nachdem jene Diener des Todes alle mögliche Grausamkeit gegen dergleichen Bösewichter ausgeübt haben, führen sie dieselben vor den Thron des Pamen ; welcher unbestechliche und strenge Richter sie dann zu einer ihren Lastern angemessenen Straft verdammen wird. Alle, welche die Glaubenslehren verachten, werden auf einen Haufen schneidender Waffen geworfen, und so viele Jahre lang daselbst gepeinigt, als sie Haare auf dem Leibe haben. — Alle, welche die Bramanen mid andere in öffentlichen Würden stehende Pcrfonen beschimpfen, werden in Stücke gehauen. — Die Ehebrecher werden gezwungen eine glühende Statue zu umarmen. — Jene, welche ihre nächsten Pflichten verabsäumen, ihre Familie nicht besorgen, uud dieselbe verlassen, um in der Welt herum-zuschwcifen, werden unaufhörlich von Rabm zerhackt. — Alle, welche den Menschen Uebcls thun, oder Thiere todten, werden in Abgründe geworfen, und dort von reissenden Thieren gepeinigt. — Alle, welche ihren Eltern und den Bramanen die gebührende Ehre nicht erwiesen haben, werden in einem Feuer brennen, dessen Flammen zchentausend Pogenäs hoch aufprasseln. — Jene, welche alte Leute und Kinder mis' handelt haben, werden in glühende Oefen geworfen. — Alle, die sich bey Tage mit Huren zn Bctte legcn, müssen auf Dornen gehen. — Die Vcrlaumder und Uebelnach- -) Ein RicsciWschlccht, Diener des Pamen, Gottes des Todes und Königs der Hölle. 228 OK««M«W«OOM!MK nder, werden auf Betten von glühenden Eisen gebunden, und muffen ihren eignen Uuftath eff^n. — Die Geihhälse werden von den Würmern gefressen. — Die, welche die Bramanen bestehlen, werden mitten entzwey gesägt. — Alle, die aus Eitelkeit bey den Opfern Kühe und andre Thiere todten, werden auf einem Ambos zerschlagen. — Die falschen Zeugen, werden von Bergespitzen in die Tiefe gestürzt. — Die Wollüstlinge endlich, die Müßiggänger, und alle die kein Mitleiden gegen Elende und Arme bezeigt haben, werden in brenneude Schlünde geworfen , unter Mühlsteinen zerquetscht und von Elefanten zertretten; und ihr zerrissenes Fleisch wird den Thieren zur Speise werden. Alle diese elenden Sünder werden die angeführten Peinen Jahrtausende lang leiden müssen, und ihre Körper, welche trotz aller jener Zerstückungen und Höllenqualen unver? gänglich sind, werden sich allemal auf der Stelle wieder zusammenfügen, wie Quecksilber. Nach dieser Zeit des Leidens werden sie zur Verlängerung ihrer Pein zu einem neuen Leben verdammt, und durch eine besondre Wirkung der göttlichen Macht in männlichen Saamcn verwandelt. Dieser in die Gebährmutter des Weibes ausgegossene Saame wird eine ganze Nacht lang nur wie Unflath daselbst liegen bleiben: Am fünften Tag wird er wie kleine Wasserkügelchen seyn: Im vierten Monat werden sich die Nerven des Kindes gestalten; im fünften wird es Hunger und Durst fühlen; im sechsten wird das Oberhautchen stillen Leib umhüllen; im siebenten wird es sich schon merklich bewegen können. Es wird auf der rechten Seite stiner Mutter liegen, und sich vom Saft der Nahrungs-mittet derselben erhalten; es wird sich in seinem eignen Unstach walzen, und von den Würmern gebissen werden; die scharfen Speisen, und das warme Waffer welches die Mutter trinken wird, werden ihm sehr heftige Schmerzen verursachen. In dem engen Durchweg auf dle Welt wird es ebenfalls viel auszustehen haben, und, wenn es endlich gebohren ist, noch einer unendlichen Menge peinlicher Zufälle unterworfen seyn. Diese qualvolle Wiedergeburt werden die Unglücklichen so oft nnd so lange wiederholen müssen, bis sie sich zuletzt entschliessen , ganz und in allem Ernst ein tugendhaftes Leben zu führen. 22Y Neuntes Kapitel. Von dem Ganges. ^eberdrüßig, daß sie bloß nach den Eindrücken der Sinne denken und urtheilen sollten, versuchten es die Menschen sich von der Herrschaft derselben unabhängig zu mal chen, und sich zu metaphysischen Begriffen emporzuheben. Steigt man aber bis zur Quelle dieser vorgeblichen erhabnen Abstraktionen hinauf, so wird man bald einsehen, daß sie ihren Ursprung eben bloß den Eindrücken sinnlicher Gegenstände zu danken haben. Aus keinem andern als diesem Grunde ist man z. B. auf den Einfall gerathen, das Wasser für heilig zu halten, und ihm die Kraft anzudichten, daß es Ven brechen tilgen könne. Man sah, daß es die Flecken vom Leibe wegwasche <— Also mußt' es eben diese Wirkung auch aus die Seele thun. Dieser Irrthum ward allmählig allgemein, und bevölkerte die Brunnen, Flüsse und Meere mit einer Menge eingebildeter Gottheiten. Man durfte nicht mehr darü? ber sehen, ohne den Schutzgeist davon begrüßt zu haben ^). Alle Nationen belferten sich in die Wette um den Vortheil, heilige Gewässer zu besitzen. Die Juden schrieben dem Brunnen der Tugend göttliche Kraft zu; diese Ehre thaten die Aegyvtcr den für sie so wohlthätigen Quellen des Nils an, und die Indier allen Flüssen an deren bezaubenen Ufern sie wohnten. Indessen kann man diese Letztern noch entschuldigen, wenn man die Vortheile überdenkt welche sie von diesen Gewässern ziehen. Unter einem brennenden Himmelsstrich, durch die Hitze eines uuunterbrochnen Sommers aufgezehrt, und durch den Kreislauf elncs verbrannten Geblütes gepeinigt, war es ihnen schr natürlich, jcnes Element zu lieben das ihnen die heilsamste Kühlung verschaffte; und es ist sehr wahr- ") Der Ganges, Cwischena, Pollen, Rawri, und Roiram wurden zu heiligen Flüssen, über welche die Iudicr nicmal wandeln, ohne sich die Hände in den» Wasser derselben ;u waschen, und ohne dte Untergöttcr die darin wohnen, und den Lauf derselben leiten, mit ihrem Gcbct beehrt ;u haben. Eben so setzten auch die Griechen und die Aegypter über keine» Fluß, ohne den Schutzgeist desselben begrüßt, und die Hände in seinem Wasser gewaschen zu haben. scheinlich, daß die erfte Verehrung die sie demselben erzeigten bloß ein Zeichen der Dankbarkeit war. Diese Eigenschaft des Herzens ist ein so kostbares Geschenk, daß man sie selbst dann schätzen muß, wenn sie sich gegen unempfindlichen Wesen äuffert. Indessen haben die Indier jene ursprünglichen Ergiessnngen des Dankgefühls mit so jämmerlich abgeschmackten Mahrchen verunstaltet, daß sie beynahe unkennbar geworden. Die Geschichte des Ganges, so wie sie im Randon aufgezeichnet ist, wird jederman hinreichend von dieser Behauptung überzeugen. Die Göttin Parwadi sireckte einst ihre Hände über die Augen dcs Schiwen^ und sogleich war die ganze Natur in Finsternisse verhüllt: Die lichtstrahlenden Körper verloren all ihreu Glanz, weil sie ihn nur von den Augen des Schiwen erhall ten. In der That waren sie bloß einen Augenblick lang verdunkelt; aber dieser Augeublick machte für alle erschaffene Wesen einige Weltalter aus. Schiwen, um diese allgemeine Finsterniß zu zerstreuen, sah kein anders Mittel vor sich, als, ein neues Aug auf seine Stirne zu sehen *). Sobald dieses an seinem Platz war, erhielten Sonne und Mond ihren eigenthümlichen Glanz wieder. Auch Parwadi, so-bald sie die Zerrüttung sah welche sie angerichtet, zog schnell ihre Hände zurück! aber sie waren von einem Schweiße benetzt, den sie davon abschütteln wollte; und nun entsprang aus jedem Finger ein Gangesfiuß, grösser als das Meer selbst. Diese zehn Ströme vergrösserten sich, je weiter sie fortströmten, so, daß sie die Welt mit ennr allgemeinen Ueberschwemnumg bedrohten. In dieser dringenden Noch warfen sich Wischeliu, Bruma uud die Dewerkels zu den Füssen des Schiwen, und sagten ihm: „Herr! Wir wissen nicht, welche Wasscrftröme sich über den Erdball ergießen; „ denn sie kommen nicht aus dem Meere: Wenn ihr uns nicht davor in Sicherheit u stellet, wird das ganze Weltall unter Wasser gescht. „ Schiwcn berichtete den Göttern, wie diese Ströme entstanden; befahl den lehtern, sie sollten, auf eine kleine Masse Wassers ciugeschränkt, vor ihm erscheinen; nahm sie dann, und versetzte sie auf sein Haupt. Iht baten Mischem«, Dcwendrcn uud Bruma den Schiwcn, er sollte jedem einen Theil von diesen Gewässern gcben, die nun heilig geworden ") Schiwen wird allemal mit cincm dnttm Auge an der Stirne abgebildet. Um diescs nachMhmcn, malen scine Anhangcr cm rm^dcs Z ichlu von rother Farbe auf die Stirne, um sich dadurch vou dcn AttlMgM! des Wischenu zu unmscheiden» waren, weil sie aus der einen Hälfte seiner selbst entsprungen, und auf sein Haupt versetzt gewesen. Schiwen gab wirklich jedem etwas Masser in die Hand, und sagte zu ihnen : „ Icder aus euch bringe dieses Wasser in sein Land ,, und es wird „ dort ein grosser Fluß daraus entstehen. „ Der Ganges entstand aus dem Theil welchen Brmna erhalten hatte: Die Gebete und Bußwerke des Bagiraden zogen ihn auf die Erde hernieder; und er grub sich sein Bett nach den Gleisen welche die Wagenräder dieses Büssers in die Erde drückten, da er sich bemühte, die Asche der vom Labiler erschlagenen Könige, seiner Voreltern, wieder lebend zu machen. Das Bagarvadam, eins von den Puranons zu Ehren des Wischenu, erzählt dieses Mundcr auf folgende Art. Baganden ward durch seine Feinde überwunden , stoh in eine Wüste, und starb daselbst: Sein Sohn Sagaren kam erst nach seinem Tode zur Welt; ward von dem Büsser Arourunen auferzogen; hatte Muths genug die Feinde seines Vaters anzugreifen, und überwand sie. Nun eroberte er in kurzer Zeit mehrere Königreiche, und ward endlich einer von den sechs Sakrarvartis oder König der ganzen Welt. Wie er mit seinen Eroberungen zu Ende war, heyrathete er die Sumudy und Ouessiny; die erstere gebahr ihm sechszigtansend Kinder, die andre aber nur einen einzigen Sohn, der unter dem Name Angifsamanden bekannt ist. Im Besitz diesir Macht und Reichthümer wollt' er hlmdert Aswamedmgon verrichten (hundert Pferde opfern); und hatte schon wirklich neun und neunzig vollendet, da ihm Dcwendrcn ans Eifersucht das Pferd stahl, -welches am letzten sollte geopfert werden. Noch war er mit diesem Schelmenstück nicht zufrieden, sondern band aus Bosheit das Pferd nahe an dem Platz hin, wo Kabiler in seinen Betrachtungen vertieft war; welches bald Anlaß gab, daß alle sechszigtaustnd Kinder des Sagaren ums Leben kamen; denn diese suchten allenthalben das zum Schlachtopfer bestimmte Pferd, fanden es neben dem Büsser; glaubten also, dieser wäre der Rauber, und überhäuften ihn mit den gröbsten Beschimpfungen; aber Kabiler tödtete sie alle mit einem einzigen Blick. Wie sie nun nicht mehr zurückkamen, sandte Sagaren den einzigen Sohn, der ihm uoch übrig war, aus, um Nachricht von seinen Brüdern einzuholen. Dieser brachte dem Vater bald die Gewißheit von ihrem 2Z2 Tode; worüber Sagaren so sehr gerührt ward, daß er die Krone seinem Sohne abtrat, sich in eine Wildniß zurück zog, und dort als Büsser starb. Angissamanden herrschte einige Zeit mit vielem Ruhm; überließ aber auch den Thron bald seinem Sohne Tidilen, und ward ein Büsser, in der Absicht, Gott sollte ihm zum Lohn seiner Leibeskreuhignngen den Ganges zutheilen, kraft dessen er seine Voreltern wieder könnte aufleben machen; aber er starb ohne dieses erhalten zu haben. Gleiches Schicksal hatte auch Tibilen. Der sechszehnjährige Bagiraden hatte nun Entschlossenheit genug, in die Fnßl stapfen seiner Vorganger zu treten. Er beschwor die Göttin Genga, auf die Erde hernieder zu kommen: Aber ihre Antwort war, sie dörfe es ohne Einwilligung des Bruma nicht thun. Anf diese Nachricht verrichtete Bagiraden eine strenge Buße zu Ehren jcnes Gottes; und dieser sagte ihm, er könne jenes Gewässer nirgends hin als zu den Füssen dcs Wischenu siiessm lassen. Bagiraden verrichtete also neue Pußwerke zu Ehren des Wischenu, welcher ihm sagte, daß er auch die Einwilligung de.s Schi-wen haben müße. Endlich, nach einer Menge von Bußwerken und Gebeten zu Eh-ren dieses letztern, erschien derselbe, und willigte in das Begehren des Bittenden. Genga erhielt Befehl, dem Gleise von Bagiraden's Wagen zu folgen, und ihm alle die Dienste zu leisten, welche er fordern würde. Bagiraden fuhr also vorwärts, und Genga folgte den Furchen, welche die Räder seines Wagens auf dem Boden dahin zogen. Sie kamen durch den Garten des Büsscrs Sannon: Dieser Mönch besorgte, der Strom könnte seinen Garten zerstören; faßte also dessen Wasser auf, ballte es in eine Kugel zusammen, und verschlang es. Bagiraden ließ auch über diesen Vorfall seinen Muth nicht sinken, sondern verrichtete eine strenge Buße zu Ehren dcs Sannon; und dicftr gab den Ganges wieder durch sein Ohr von sich. Bagiradcn fuhr mit seu mm Wagen über die Asche seiner Voreltern, die, durch dieses göttliche Wasser befeuchtet, sich neuerdings belebten, so, daß die sichszigtauscnd Söhne dcs Sagaren wieder von Todten auferstanden; aber nicht um auf der Erde zu leben, sondern in das Waikondon überzugehen. Zufolge dieser Geschichte hat man dem Ganges auch die Na-men Sanmmadi, Bagiradi, und Wischcnubadi gegebm. Iedcrman weiß, daß die Indier diesem Flusse die höchste Verehrung bezeugen: Sie glauben, er entspringe unmittelbar aus den Füssen des Bruma; und vermöge d»e, scs sis heiligen Ursprungs hat er grosse Wunderkraft. Wer immer an seinem Gestade stirbt, und von seinem heilsamen Wasser trinkt, ist von der lästigen Pflicht befreyt, wieder auf die Welt zurückzukommen, und dort ein neues Leben anzufangen: Sobald also ein Kranker von den Aerzten aufgegeben ist, eilen seine Anverwandte, ihn an das Ufer des Ganges zu bringen, wo er viele Züge von dem heiligen Wasser thun muß. Sie vermengen sogar etwas Schlamm mit dem Wasser das sie ihm in den Mund giessen; und der Unglückliche stirbt endlich, wenn er von diesem schlammichten Wasser vollgestopft ist. Oft taucht man den Kranken ganz in den Fluß, der dann sein Grab wird. Alle, die wegen grosser Entfernung nicht an den Fluß selbst kommen, haben stets etwas von diesem kostbaren Wasser bey sich, das man ihnen in ihren letzten Zügen zu trinken giebt. We»zn ein Todter verbrannt ist, sammelt man die von dem Feuer übrig gelaffe? nen Knochen alle zusammen, und behält diese traurigen Ueberbleibsel mit vieler Gewisi ftnsängstigkeit auf, bis man eine bequeme Gelegenheit ausfitü>et, sie in den Ganges wer? sen zu lassen. (I.CHeil.) Gg Zehntes Kapitel. System der Indier über die Schöpfung der welr. vr8u!i!ctpnlllu,g und Verdickenmg dafür an: Pythagoras brauchle bloß Zahlen und Harmonie; lkmpedotles, die vier Elemente mit Zusammenstimnumg und nicht Zusam«-mcusiimmung: He^od verheyrathtte die Erde mit der Eonne: Melessus-Zareta glaubte, Licht und Finsterniß si-yrn die Schöpfer aller Dinge: Zenopl'des behauptete, daß alles aus Luft und Feuer; Neyiauus/ dasi es ans Fcuer und Wasser, und ?l'u'natvitus, daß es aus Wasser, Luft uud Feuer entstanden sey: Kpikur ließ alles ans dem blossen Ungefehr werden, und der Verfahr des Systems der Natur allcs aus Nothwendigkeit. Zeno und Spinoza nahmen Gott und die Materie an: So-t'rates und Plato sehten noch die Idee hinzu: Aristoteles statuirte die Materie, die Form und das Nichtseyn; Gassendi, das Leere und die Atomen; Deslartes, das Volle. Unsere Neuern begnügten sich, statt Welten zu erschaffen, damit, daß ste die Revolutionen erklärten, welche die Bildung der Erde veranlaßt haben. Wision glaubte, die Erde sey ein Komet gewesen, der noch im Mittelpunkt einen brennenden Kern enthalte, welcher rings mit Waffer umgeben ist, auf dem die Crde schwimme. Eben so dachte auch N?od-ward. Bourget behauptete, die Erde ware ehedem in einem Zustand vou Flüssigkeit gewesen, und sey darauf vom Feuer angesteckt worden, welches sie verzehrt, uud einst durch einen heftigen Auswich gänzlich zerstören werde. Üeibnitz glaubte, die Erde sey eine von aller brennbaren Materie entblößte ausgebraunte Sonne, und nichts mehr als ein verschieden modisimter Klumven Glas. M"illet versicherte, sie sey erst eine Sonne gewesen, und dann zu einem gnu; mit Wasser übechhwemmten Planeten geworden; und leitete aus jenen Wasscrsirömen und ihrem zurückgelassenen Bodensatz die verschied? mn Anordnungen der Erdschichten her. Herr Rönnet beweist, sie ftp erst eine fiüßige Masse gewesen , darin sich die Körper nach Verhältniß ihrer Schwere fesisctzttn, und auf diese Art Mccre und festes Land bildeten. Herr von Vüffon endlich glaubt, die Erde und die übrigen Planeten siy,-n abgeflossene Trümmer von der Sonne, die durch einen Zusammenstoß mit einem Kometen, der einen Enom von ihrem Stoff abfliessen machte, gerunzelt ward; und aus welchem Stoff dann alle jene Mper entstanden , die sich um dieselbe bewegen. nöthigt, Ich will hier die genaue Beschreibung der Schöpfung des vierten Weltalters «n einer Uebcrsetzung aus dem Randon und Bagawadam mittheilen, um die Begriffe der Indier über diese grosse und denkwürdige Begebenheit bekannt zu machen: Abw dabey muß ich zum voraus meinen Lesern über die Trockenheit dieses Gegenstandes Ab-bitte thun; sie werden ziemlich Geduld nöthig haben, weil es nicht möglich ist dieser Trockenheit auszuweichen. System der Schöpfung nach dem Kandon. Der Kandon berichtet, daß nach der gänzlichen Zerstörung des Weltalls , am Ende des dritten Weltalters, Gott/ der wie eine Feuerfiamme oder ein Licht übrig geblieben war, gewollt, die Welt sollte wieder ihre vorige Gestalt bekommen. Er theilte sich in zwo Personen, davon die eine Mann war, und paraschiwen ") hieß; die andre aber Weib unter dem Name parasini '): Darauf erschuss er den Nadu; dieser den N>indu, und der den Sadaschitven, welcher den Mayessura zeugte: Von diesem kam Rutren f), welcher den Wischenu zur Welt brachte, aus dessen Nabel eudlich Bruma hervorkam. Dieser erhielt den Auftrag die Welt zu erschaffen; überdachte denselben genau, uud brachte dann aus scinem Herzen sieben Personen her? vor, welche sind: Nanssen, Angira, pulatien, pulagin, Reradu, Atri uud Schanadadi. Aus der grossen Zehe seines rechten Fusses kam Takin, und aus seinem Magen pirugu hervor ff). Takin hatte fünfzig Töchter, die er alle verheyrathete; nämlich zcheu an verschied? ne Dewerkcls und Büsscr, dreyzehn an den Aajsiapen einen berühmten Büsser, und sieben und zwanzig ^n den Sandrin oder Mond. Samdudi, eine von den zehen ersten Töchtern des Takin, heyrathete den Na-rissen, den ältesten aus den sieben die aus dem Herzen des Bruma hervorgekommen ^) Einer von den Namen des Schiwen. "'"') Ciln-r von dcn Namen der ParMidi. 1-) Dil-st fünf Ramm gchörcn ;u dcujclngci, untcr welchen S'chnvcn angebetet witd. 1"t) Diese nemi Personen waren grosse Vüsser, welche die Unsterl'lichkeit und grosse Macht erhielten. Ill der kcmeilnn Eprachc nennt nnm sie die zehn Rrumay, weil man auch dcn Bni.na darunter versieht. Diese Unsterblichkeit isi auf die Dauer des Tages des Vruma eingeschränkt; nämlich mif vier Weltalrcr, oder 4,320,000. Jahre. Wenn dieser Gott schiäst, so M'l» alles jersiort was er erschaffen hat. 2Z8 ^D«W^>°" sind. Aus dieser Heyrach hatten sie vier Kinder, davon das älteste ^afsiapen war: Eine andre Tochter des Takin wurde an den pirugu vermahlt, der von ihr den Aa, N)i, Scharvaner, und die Larschmn, Frau des Wischen«, hatte. Aawi, der ältere von den zween Knaben, ward der Vater Schukrins oder der Venus, — Eine andre Tochter Takins, NArudi genannt, heyrachcte den An? gira und erzengte mit ihm viclc Grandurvers ''). — Eine andre Tochter Takins, 3lnufsugee genannt, ward mit Atri verehlicht, und gehahr ihm den Schandrin, Sani^), Schatinerin und Sangaralin. — Wieder eine andre Tochter Takins, Manschandadi genannt, heyrathete den pularien, welcher der Vater der Rasche ders ^), der NXmaringels "^) und der Ginerers f) ward. — Noch eine andre Tochter Takins, pindi genannt, verehlichte sich mit pulagin, und gebahr die Gim' buruders sf), und alle Thiere. — Noch eine andre Tochter Takins, Nrsche ge-nannt, heyrathete den N^assister, den Guru des Rama. — Abermals eine andre Tochter Takins, Su.:n?e genannt, heyrathete den Agini, Gott des Feuers, und hatte mit ihm drey sihr starke und sehr tapfere Söhne. — Wieder eine andre Tochter Takins, Rame gcnannt, hatte von ihrem Manne Aeradu drey Kinder. — Suade endlich, vnheyrathcte sich mit pidera, und gebahr viele Töchter. Schanadadi erzeugte emige Grc.nduwers, und die Ascheten?assukels fft). Von den drcyzehn Töchtern des Takin, die mit dem Kassiapen verheyrathet wur^ den, gcbahr die altcste, Midi genannt, einige Dewerkels. — Die zwote Frau des Kassiapen, Didi gcnannt, hatte zween Knaben, den Arenien und Erenaschaden sfff> Crcnien hatte fünf Söhne, davon der älteste pragüaladen ist: Dieser hatte drey Söh^ ne, davon einer, N>irogenin genannt, dcr Vater des Mahabely war. N)anajureti/ *) Eine von den Mften der Dewerkess: Diese sind Geister. S. oben S. 758. 65) Dieses isc der Planet, welcher dem Samstag vorsieht, und der Gott, welcher die Menschen wahrend ihres Lebens fräst. S. oben S. 157. *"") Ein Rich'lMM'cht. *""") Dieß sind die Affen. t) Eine Zimft der Dcwerkels: Cie sind die Götter der musikalischen Instrumente. 5t) Einc andr-, Zunft Dcwerfels, und Götter des Gesangs. 5t') Eine ftunstvon D. wcttels. 5t1t) Diese zwcrn Naschaders waren Könige ihrer Mft, nnd tegicn.qen so viele Schandthaten, daß s>e Wischn:« todtschlug. S. die dritte und vierte Vertörxmmg dieses Gottes/ ybcn, S. ^6. 2Z5 1 sein Sohn, war so andächtig, und that so grosse Bußwerke, daß ihm Gott so viel Macht gab, daß sich selbst Bruma ihm zu Füssen warf. — Tam», die dritte Frau des Kassiapen, hatte vierzig Kinder, lauter Raschadcrs, davon der älteste Schambarin war. — Die vierte Frau, Namens Siugmde, gebahr vier Raschaders, davon die älttstcn Ragu und Duedu ") waren. — Die fünfte, sechste und siebente, Namens p>mne, Fane und Atgu, hatten jede einige Raschaders. — Die achte. Rale genannt, brachte sechs Ralegeirs ^) zur Welt. — Die neunte, winde genannt, hatte sechs Söhne, davon die ältesten Gcrudin und Arunm ^ sind. — Die zehnte, Rarru, war die Mutter aller Schlangen. — Die eilfte, Namens Arire, hatte zwölf sehr reihende Töchter, davon die älteste, Arambe, die Tänzerin der Dewerkels ist. — Die zwölfte, Ilangeje, brachte eine unzählige Menge Granduwers zur Welt. -^ Die dreyzehnte, labile, hatte zehn Söhne. Schandrin hatte von seinen sieben und zwanzig Weibern keine Kinder. Er erhielt dnrch das Ragesttge-Hagon f), welches er verrichtete, grosse Gewalt; mißbrauchte sie aber, und entführte die Carre, Frau des peresnadi, seines Guru, und die Weiber aller Dewcrkels. Diese, ganz aufgebracht über einen solchen Streich , zwangen dm Schandrin, die Tarre wieder von sich zu lassen; aber Peresuadi, ihr Mann, befahl ihr, noch ehe er sie wieder zu sich nahm, sie sollte sich des Kindes entladen mit dem sie von einem Fremden schwanger war: Tarre gehorchte, und gebahr ein so schönes Knochen, daß es den Gnrn gewaltig verdroß, daß er nicht dessen Vater war. Dieses Kind hieß Buda, und ward zum Stammvater der Könige aus dem Geschlechte des Mondes. Die Frau des Schmien ff) konnte die Hitze ihres Mannes nicht aushalten ; keß also ein Schattenbild, das ihr selbst ganz gleich sah, ncbm ihm, verwandelte sich ^) Diese zween Naschaders wurden iu zwo Schlangen, in eine rothe und cine schwane? verwlmdctt Sie sind Feinde der Sonne und des Mondes, welche sie verhinderten, einen Theil des Amu:do>lo oder Vetters der Unsterblich keis zu verschlingen. D'e Indicr wohnen, daß die FmMnsse dahcr entstehen , wenn diese beyde Schlangen die Sonne und den Mond angreifen. *") Ein Micsengeschlecht, und zwar das schrecklichste und »mlchligfte ans allen. S'e wohnen lm Padalon. """) Einer von den Dewcrkels, den man hinkend abbiloelv Er füyrt den Sonnenwagcn. 5) Cms von den größten Opfern die man verrichten kann. Man muß aber nicmnnd wichtigern über sich haben, der die Verrichtung desselben verhindern könnte. 5t) Einer von den Dcwerkels^ nämlich die Sonne. in eine Sttttte, und sioh nach Rurschetron "), um daselbst Buße zu thun. Schurie,^ der dieser Betrug merkte, veränderte sich in einen Hengst, suchte fein Wcib auf, und spritzte ihr feinen Saamen in die Nase. Jene athmete ihn ein, empfieng also, und brachte die Marmukels ^) und noch viele andre Dinge zur Welt. Ans diese Art haben sich die Geschöpfe vermehrt. System der Schöpfung, nach dem Vagawadam. Das Bagawadam erzählt, daß im Anfang.'der Zeiten, da das ganze Weltall in dem Wesen des Wischen« eingeschloffen war, dieser Gott in einem betrachtenden Schlunu mer versenkt gewesen. Er lag auf der Schlange Adiffeschen im Milchmeer, hatte keine andre Gesellschaft als die Macht und Weisheit; und brachte so tausend göttliche Jahre zn. Nach Verlauf dieser Zeit entschloß er sich, neuerdings das Weltgebäude zu erschasi fen. Iht wuchs augenblicklich ans seinem Nabel ein Stengel von Tamarey f) her; vor, welcher eine Blume trug, die sich bey dem Anstralen der göttlichen Sonne, web che Wischenu ist, aufschloß. In dieser Blume ward Bruma erschaffen: Dieser wollte das Geheimniß seiner Schöpfung ergründen, gieng also lange Zeit in die innere Höht lung des Stengels hinein, und konnte doch den Anfang desselben nicht finden. End-lich ward er seines vergeblichen Nachsuchens müde, gieng wieder zurück, setzte sich auf die Blume nieder, und rufte den Schöpfer an. Nach einer Buße von tausend göttlichen Jahren, fühlte er sich vom himmlischen Licht erleuchtet: Gott erschien ihm; Bnu ma warf sich v.or demselben nieder, betete ihn an, und sang sein Lob: »O Bruma/ « liebstes Kind! (sagte Gott zu ihm) Ich scheuke dir meine Gunst, und ertheile dir u die Macht das Weltall zu erschaffen ff). Ich habe dasstlbe und alle Leben in meinem Schooß s) Eine Provinz von Indostan, welche durch die Feldschlachten des Darma-Raja bekannt ist. ^') Eine Zunft von Dewerkels, deren aber nur zween sind. f) Eine Gattung von weisser Sceblume, bey jtmnäus, ^/«?«i>rt; den» im I. Kap. beym heiligen Johannes, Y «s, daß Gott die Welt durch seinen Sohn erschaffen IMc. Hermes ärwmeMu« Me, Gott (l 241 « Schooß verborgen: Ich befehle dieselben hervorzubringen, oder eigentlich, sie zu entwü n ckeln, und das zu unsrer Ergötzung; denn ich bin in den Leben, und die Leben sind » in mir. „ Durch diese ausserordcmlichen Gunstbezeigungen ward Bruma nuithig, ficng seine Bußwerke wieder von vorne an, und bereitete sich dadurch zu dem grosscn Werke. Er trank alles Gewässer des Meeres auf, unter dem die Welt verschlungen war, und sah die Erde aus dem Wasser hervorsteigcy. Zu allererst errichtete er das Sorgon und das Padalon; dann schuff er die Götter, die Menschen und die Thiere; endlich die Pftaw zen, die Bäume und die Berge ^). Wahrend daß Bruma fein Wcrk fortsetzte, ließ er sich durch seine unordentlichen Leidenschaften dahinreissen , und crschuff einige von Sünden angesteckte Wesen. Bald aber besserte ihn eine ernstliche Reue: Er wandte sich zu Gott, und fchuff dann den Sanagen, S.manaden, Sanarkomaren und Sanartschufsaden; vier Büffer mit Tugend begabt: Diesen befahl er das Menschengeschlecht zu erschaffen; Sie aber,, schon von ihrer Geburt an in Betrachtung vertieft, weigerten sich dieses zu thun. Darüber ward Bruma erzürnt, bracht' aus seiner Stirne dcu Rntren hervor, und bcsahl ihm, in dcr Sonne, dem Mond, dem Wind, dem Feuer, dem Raum, der Erde, dem Wasser, dem Leben, der Büße, dem Herzen, und in dem Schall zu wohnen. Rutren verwandelte sich in eilf Gestalten, davon jede den Namen der eilf )^utrens führt: Dieß sind Geschöpft die von der Wirkung des Willens des Rutren herkamen, und dann selbst auf die nämliche Art wicdcr eine unendliche Menge andrer hervorbrachten. Dieselben nun wurden boshaft, und führten ein schändliches Leben; aber Bruma brachte sie in Ordnung, und dann thaten sie Buße. Vruma entschloß sich itzt, sanfte, liebenswürdige, weise, und mit allen Turn- er wie die Ittdier die Kraft des Mannes und Weibes zugleich beylegt)' habe einen andern Gott gezeugt, der die Welt, »nd all.s was darinn ist, erschaffen habe. *) An einer andern Stelle des Vaganadam über die Schöpfung, heißt es, daß Wischcnn drey Krafle oder Eigenschaften hervorgebracht habe: Das ssanmdam, W„ss5d"m und S'ntvtgam; und durch di'swcn vcrschiedne den Görten:, Menschen, Rieft«, Vögeln uud Thieren anpassende Korper, u. s. f. Dcr Naum ward durch das Denken erschaffen r Dieser Raum machte den Wind; der Wmd erzeugte das Feuer, das Feuer das Wasser, und das Wasser die Erde. Die Vereinigung dieser Elemente bildete in dcr Folge alle Gattungen pon Geschöpfen, sowohl die empfiudlichcn als die uncmpfmdkchcn., (l. Theil.) H h 242 «oMW>OH««WM5W»O3»«5m, dm versehen« Menschen zu schaffen: Er schuff aus seiner Zehe den Takln, aus seinem Nabel pulagin, ans seinem Ohr puläjen, aus seinen Schultern pirugu, aus scii nen Händen Reradu, aus seinem Angesicht Schanadadi, aus seiner Nase Angira, aus seinem Geist t^arijsen, und aus seinen Augen Atri. Diese neun Personen heisi ftn die neun Brumas. Darmaderve oder die Tugend, ward aus der rechten Seite der Brust des Bru-nia geschaffen; Adarmen oder das Laster, aus seinem Rücken, und N7anmadin, Gott der Liebe, aus seinem Herzen. Der Zorn kam zwischen den zwey Augenbramen heraus; der Geitz, von seinen Lippen; die Göttin der Wissenschaften, oder Sarasi suadi, von seinem Angesicht: Seine Geburtsglieder erzeugten den N)arunin, Gott des Meeres, und Nirudi, König der Teufel: Seine Gesichtszüge endlich, brachten den Patriarch Rarcamen zur Welt. Bruma verliebte sich in die Sarassuadi, und begattete sich wirklich mit ihr; worüber er sich aber die Vorwürfe uud Verachtung der neun Brumas zuzog. Diese Ven achnmg demüthigte ihn so sehr, und die Bisse seines Gewissens nagten ihn so heftig, daß er den Körper verließ, mit welchem er jene Blutschande begangen hatte. Dieser verlassene Körper brachte die Dunkelheit und die Nebel auf die Welt. Bruma nahm einen andern Körper mit vier Gesichtern an, welche die vier N^edams und die Wisi senschaften hervorbrachten. Auch diesen Körper warf er von sich, hüllte sich neuerdings in einen andern; und da er zur Fortpflanzung des Menschengeschlechts einen gesellschafd lichen Umgang zwischen beyden Geschlechtern errichten wollte, schuff er den Suba 5 Namdu-Manu, und ein Weib Namens Sadarubay. Diese zeugten mit einander zween Knaben, den prianuraden uud Nrana-Baden; auch drcy Madchen, Na-mens Aghdy, Daroaghdy und prasfudy. Aghdy ward an Russigen verheyra? thet, Dawaghdy an Ranamen, und Prassudy an Cakin. Diese drey Paare bk völkerten die ganze Welt. Bruma segnete den Suba?Pambu-Manu, und befahl ihm, sein Geschlecht zu vermehren: Dieser aber stellte ihm vor, daß er nirgends festen Fuß sehen könnte, weil die Erde ganz mit Wasser bedeckt war. Bruma wandte sich deswegen an Wischeuu; und dieser verwandelte sich in einen Eber, und hob mit seinen Hauzähnen die Erde aus dcm Masser empor. Bruma hatte gleich Anfangs einige bösartige Geschöpfe erschaffen, aber, sobal» er die Fehler dieser Erschaffung einsah, dieselben sogleich wieder unterdrückt. Indessen hatten diese Geschöpfe, ungeachtet ihrem kurzen Daseyn, doch schon viel schlimmes gewirkt, indem sie mehrere Millionen Riesengeschlechter zur Welt gebracht, Bruma nahm in der Folge einen vollkommnern Körper an, und verließ ihn wieder, nachdem er eine unendliche Menge von Göttern erschaffen hatte. Die von Bruma erschaffenen Riesen waren so ausschweifend lasterhaft, daß sie ihre schandliche Fleischeslust mit Brnma selbst stillen wollten; aber der Gott entstoh ihrer Zudringlichkeit, indem er den Körper wieder verließ den er so eben angenommen hatte. Dieses göttliche Ucbcrbleibsel bracht' ein vollkommen schönes Madchen zur Welt, das Sandia-Dirvi hieß, und mit dem die Riesen ihre Begierden stillten. Bruma brachte mit seinem nenen Körper die Granduwers und cine ziemliche Anzahl Weiber zur Wclt. Statt dieses Körpers nahm er neuerdings einen andern leichtern und unsichtbaren an, mit dem er die Götter, Petrus genannt, schuff, welche unsichtbare Kön per hatten, und dazu bestimmt waren, sich von den Opfern zu nähren die man den Göttern brachte. Mit einem andern vollkommenen Körper schuff Bruma die N)i-readers, und wieder mit einem andern die Ginerers und Gimbmuders; wie er aber sah, daß sich diese Geschöpfe nicht so sehr vermehrten als er es verlangte, ward er darüber aufgebracht. Sein Zorn machte einige seiner Haare zittern, welche den Nm-lanf der Zeit und dcr Jahrhunderte verursachten. Diese letztere Schöpfung brachte dem Bruma grosse Freude; und die Freude machte die Brama-Rischys aus seinem Herzen hervorgehen. Einer von diesen, Rarmmen, der unmittelbar von Bruma ge? bohren ward, rufte den Wischenu an, und bat ihn um die Fortpflanzung siincs Geschlechtes. Wischenu, dcr mit siinen Bußwerken zufrieden war, erschien ihm bey dem Fluß Bindu, und weissagte ihm , daß Suva-Aambu-Manu mit sciner Tochter Diroaghdy kommen würde, um ihm dieselbe zur Ehe zu geben; daß er von derselben neun Töchter bekommen, dieselben an die Brama-Rischys verheyrathen würde, und daß Er Wisckem, selbst sich unter dcm Name Radiler zu seinem Sohn utuschassen würde, um ihn in dcr Wahrheit zu unterrichten und zu erhalten. Diesi Heyrach gc-schah auch in der That. Der Patriarch prüfte crst eine Zeit lang den Gehcrsam seines Weibes; war mit ihrer willigen Ergebenheit zufrieden, und nahm dann die Gestalt eines schönen Mannes an, um sich mit ihr zu begatten. 244 <«<^H«OA>«HMW^OM!M0. Diwaghdy empsieng neun Töchter auf Einmal, und brachte sie zur Welt: Nach diesen gebahr sie einen Sohn, welcher Wischenu selbst, unter dem Name Kabiler, war. Bey dieser Geburt ertönte der ganze himmlische Hof von Freudengeschrei): Bruma und alle Patriarchen kamen, dem neugebohrnen Kind ihre Ergebenheit zu bezeugen. Die Töchter wurden nachher den vornehmsten Patriarchen zur Ehe gegeben, l^a-rissen nahm die älteste, Ixalcy genannt; Arri heyrathete die Anufiicy, Agira die Strarey; ^lrvir^pussey ward mit dem plrlatien verehelicht; «Duedy ward zur Frau des f)ulagen, B^ricy des Keradu, und (Quiady des pirugu; Wassisier vcr-mahlte sich mit der Arunudy, und Schanabady bekam die Sandy für sich, Aghdy, die mit Nussigen verehelicht war, brachte den Knaben Ecnüen zur Welt, welcher Wischenu selbst war. Er heyrathete die BadltNana-Ban?ady und die Latschimi: Diese zwo Schwestern brachten zwölf Götter zur Welt, welche eine zahlreiche Nachkommenschaft hatten. Die dritte Tochter des Suba?Zamdu-Manu, Namens prassudi, nahm den Takin zur Ehe, und ward Mutter einer grossen Zahl von Kindern, welche durch ihre Abstammlmge die Himmel, die Erde und die Abgründe anfüllten und bevölkerten. 245 Eilftes Kapitel. System der Indier über die Dauer der N3elc und die verschiednen N?elcalrer. ^)ie Tamuler theilen die Dauer der Welt in vier Weltaltcr ab. Drey von die-sin sind schon verflossen; das vierte muß bis auf eine gewisse Zahl von Jahren dauern, nach deren Verlauf das Daseyn dcr Welt aufhören wird, um wieder so wie ehedem von neuem anzufangen. Die Dauer der drey verflossenen Weltalter, und die des vierten, AalyuZam genannt, werden auf folgende Art berechnet *). Die Zeit, welche der Mittelsinger nöthig hat, um sich, wenn er gegen den Daumen gestützt ist, lebhaft von demselben zu trennen, ist einem Augenblick gleich, lind heißt Matire;. zwey Matires machen ein Schipuron; zehn Schipurons, ein Sche-non; zehn Schenons ein Winadige; sechszig Winadiges, ein Najige; sieben Na« jiges und ein halber, ein Samon; acht Samons, einen Tag von vier und zwanzig Stunden; vierzehn Tage, ein siannvon; zwey Paruwons, einen Monat; zwölf Monate, ein Jahr; und hundert Jahre sind das gewöhnliche Ziel des menschlichen Lebens. Diese hundert Jahre nnt I6o mnltiplizirt, weil jedes so viele Tage in sich hält, giebt I6000. Diese Zahl, wegen den sechs Untcrabchcilungen dcr Matires, Schipnrons u. s. f. mnltiplizirt mit sechs, giebt 216000, welches die Grundlage der Berechnungen über die Dauer dcr vier Weltalter ist. Diese Zahl, wegen der Gleich? heit der Tugenden und dcr Laster, multiplizirt mit 2, giebt 432000, welche Zahl die Dauer des RalynZam oder des itzigen vierten Weltakcrs ausdrückt; diese, wegen den vier Wedams, nmltiplizirt mit 4, giebt 864000, die Zahl der Jahre des Tuna-barayngam, oder dritten Weltalters; dieses, wegen den sechs Schastrons, multiplizirt mit b, giebt 12YÜOO0, die Zahl der Jahre des Tredayugam , oder zweyten Wcltalters: Dieses endlich, zu Ehren der acht Weltenden, mnltiplizirt mit 8, giebt 1728000, die Zahl der Jahre des Rredayugam, oder ersten Weltalters. ") Diese Berechnung ist aus dem RanVon, einem der puranon« zu Ehren des Schiwen, gezogen. 246 Die gesammte Summe aller Jahre dieser vier Weltalter, giebt die Zahl 4320202, welche Sadnyugam heißt, d. i. die vier Weltalter. Das erste Weltalter war in allem Betracht vollkommen: Sein Name Areda-yugam heißt die Zeit der Unschuld. Es ist das goldne Alter unsrer Dichter. Damals herrschte die Tugend unter der Gestalt einer Knh; war, nach der Sage der Indier, auf der Erde, und gieng auf ihren vier Füssen. Im zweyten Weltalter, welches unser silbernes Alter vorstellt, ward sie schon schwächer, und gieng nur noch auf drey Füssen. Im dritten Weltalter, das mit unserm ehernen übereinstimmt, mußte sie auf zwey Füssen gehen. Im itzigen Weltalter endlich, das unftrm eisernen gleichkömmt, stützt sie sich gar nur noch auf Einen Fuß; und dieses heißt Aalyugam, oder das Weltalter des Elends und Unglücks *). Das Jahr 1782 ist mit dem Jahr 4883 des vierten Weltalters gleichzeitig: Nach diesir Berechnung wären also seit Erschaffung der Welt I892883 Jahre verstosscn. Zweytausend Sadry-Ugams, d. h. 8,640,002200 Jahre, machen einen Tag und eine Nacht des Bruma, oder vier und zwanzig seiner Sttmden aus. Nach tau? send Sadry-Ugams entschläft dieser Gott; alles was er geschaffen, wird zerstört, und bleibt in der Verwüstnng während seines ganzes Schlafes, der 4,320,000,000 Jahre lang dauert. Bey seinem Erwachen erschafft er neuerdings die Götter, die Riesen, die Menschen und die Thiere. SechsziMuseud Sadry-Ugams machen einen Monat des Bruma, zwölf dergleichen Monate eins seiner Jahre; und hundert Jahre sind das Ziel seincs Lebens. Die ganze Lebensdauer des Bruma, macht nur Einen Tag des Wischenu; dreyßig solche Tage machen einen seiner Monate, und zwölf Monate eins stincr Jahre. Dieser Gott stirbt nach hundert Jahren. Bey seinem Tode wird alles durch Fener verzehrt: In der ganzen Natur exisiirt dann nichls mehr als Sckiwen; und Schiwcn selbst verliert die verschiednm Gestalten welche er angenommen hatte da die Wclt noch war. Er wird dann eincr Fcuerstamme gleich, die auf der in Asche vcrwandcltcn Welt herumtanzt ^'). ") ^aly heißt Zei^ulüt, mid l L««, UnglüH. ^ Müll sicyl wohl, dliß dieß d„s Syjiem cmc's Gchiwabater ist, wc'l e!' dc;, pchiw.'N sür den cmzi-L3N Gott clk.nnt, dn nach dem Tode des Vruma «nd Wischcnu noch i'i.'sig llcib,. 1^9 So. f. Son/i£ra/:/firuv;, /hiifso/i J c' Wem, Bruma stirbt, bedecken die Gewässer alle Welten, alle Andons bersten, und es bleibt nichts mehr übrig als das Kailasson und das Waikondon: Dann nimmt Wischen« ein Blatt von den: Baum, Allemaron *) genannt; setzt sich ,n der Gestalt eines sehr kleinen Kindes darauf, und schwimmt also auf dem Milchmeer, indem er an der grossen Zehe seines rechten Fusses saugt. In dieser Stellung bleibt er, bis Bruma neuerdings in einer Tamareblume ^) aus seinem Nabel hervorwächst. Auf diese Art folge»: sich Zeiten und Wellen in einen ewigen Kreislauf. In vielen Tempeln betet man den Wischen« unter der so eben beschriebnen Gestalt an, welche N>atapattasch.u heißt (I.XXX. Tafel); und die Indier haben in ihren Häusern allemal ein Gemälde, das diesen Gott unter jener Gestalt vorstellt. Die Anhanger des Wischen« sehen dm Watapatraschai als das höchste Wesen an, das von der Dauer der Zeiten er.-zeugt ward» Die Indier haben in dem vierten Weltalter eine merkwürdige Epoche, die sie Salirvagana-Sagapram, oder die Aere des Saliwagana nennen, und nach welcher sie ihre Jahre zählen. Diese Epoche schreibt sich seit dem Tode des Saliwaga-ua, Königs von Wisnagar, her, der in das Z179 Jahr des vierten Weltalters einsiel, und mit dem Jahr 73 der christlichen Zeitrechnung gleichzeitig ist. Dieser König war von niedrer Herkunft, ward aber ein sehr mächtiger Monarch, und rottete die berühmten königlichen Geschlechter aus, die von der Sonne und dem Monde abstammten. Er liebte die Wissenschaften, stellte die Sternkuude wieder her, und schützte die Bramanen, die zu seinem ewigen Andenken mit seinem Tode eine ueue Zeitrechnung anftengen. "") Dieser Vaum ist der /7«/5 acl»»>«/«7« des Linnäus. Man nennt ihn den grossen Pagode,,'Fei? gcnbaum: Er ist in Indien ziemlich gemein; seine Aeste treiben Schößlinge, welche, wenn fte auf den Boden reichen, sehr schnell in der Erde Wurzel schlagen, und von da zu einem neuen Vaum aufwachsen. A. d. Verfassers. Vey Lmnaus findet man dnl FVc«»/ acl/^>«/>//w< nicht; wohl aber den ^icum lel^msum^ den heiligen Feigenbaum; ^^«^ , n. Mnl. I. 57. Auch den F7cm« /««i/^«, Indischen Feigenbaum, Ftt^ss/«, il. Nll!. in. 57. Kieser ist ohne Zweifel der grosse Pagoden-Feigenbaum. Er wird mit seinen wurzelnden Acsten ein Baum von ungeheurer Grösse, wie dic Fi?,^,^. Ivcs beschreibt den Aanianenbaum, der nach Dohm der F/c-/« ^/-M/« des Linnaus ist, unter den gleichen Eigen? schaftcn; sagt aber, daß er sthr selten sey. A. b. Ueb. 8") riolir cle I'innaie. Isi vermuthlich die nämliche VInme, wclche oben, S. 240. Fanlare? heißt; als» die Vlume von der Indischen Seeblume: ^>m^^l Aclumbo des Linnauv : I'amllru, ll. ^1^1. XI. 3»» ?l. d> Ueb. Der Almanack) der Tamuler ist auch nach der Aere des Saliwagana und nach den Berechnungen der Schasirons eingerichtet: Man nennt ihn fXmdjanZam, d. h» die fünf Glieder, weil fünferley Dinge darin enthalten sind; nämlich i. Das Cidl/. oder die Mondesverandenmgen; 2. Die Atscheia ^) Auch dicst Periode ist astronomisch. Da die Firsterne, wie man im vorhergehenden Kapitel gcsthcn hat, alle Jahre ihren Grad der Lange um 54 Sekunden abändern: so folat daraus, daß sic nach sechsjig Jahren 54 Minuten durchlaufen. Daher haben die Indier den Coclus, wovon hier die Neoe ist, angenommen, d-r die grosse Periode von 2.5000 Jahren, innerhalb welcher der «anjliche Umlauf des Himmels vor sich geht, genau abtheilt. 254 Das Jahr 1782 kommt mit dem Jahre Supragredu dieser Periode überein, und hat den loten April um zwölf Najiges, d. i. um zehn Uhr acht und vierzig Minuten Morgens den Anfang genommen: Es ist das siebzehnhundert und vierte nach der Aere des Saliwagana, und das viertausend achthundert drey und achtzigste des vierten Weltaltcrs. Das Indische Jahr ist ein Sonnenjahr, und in zwölf Monate abgetheilt: Nach der allgemeinen Meynung besteht es aus dreyhundert fünf und stchszig Tagen, sieb? zehn Najiges, und drey und dreyßig Winajiges; welche dreyhundert fünf und sechs' zig Tage, sieben Snmden, eine Minute, zwölf Sekunden , nach Europaischer Rech' nung betragen ^). Weil das Jahr, wie man sieht, einige Stunden mehr beträgt als dreyhundert fünf und sechszig Tage, so haben die Tamuler, welche den Gebrauch der Schalljahre nicht kennen, kein anderes Mittel gefunden, um die Jahre gegen einander auszugleichen, als die übrigen Stunden auf die Monate zu vertheilen; und daher kommt es, daß ihre Monate nicht in allen Jahren gleich sind. Eben dieß ist auch eins von den Mitteln, deren sich die Bramanen bedienen, um sich unentbehrlich zu machen, und das unglückliche Volk in der größten Geistesuntcrwürsigkeit zu erhalten: Daher verwundert sich niemand, der Indien nur ein wenig kennt, über den daselbst allgemein herrschenden Aberglauben. Die Unwissenheit und die Apathie seiner Bewohner werden dieselben stets unter dem Joch derjenigen erhalten, die sich für die Geschäftsträger der Gottheit ausgeben. Obwohl wir gesagt haben, das Indische Jahr betrage nach der allgemeinen Mey^ nung dreyhundert fünf und sechszig Tage, siebzehn Najiges, und drey und dreyßig Wlnajigcs, so giebt es doch Jahre die gerade nicht mehr als dreyhundert fünf und ftchszig Tage, und wieder andre die einige Najigcs mehr oder minder in sich halten. Die Indier sind vielleicht das einzige Volk das sein Jahr und scine Monate ten die gnlcn nnd die bösen Vorbedeutungen zu lesen. Die Chineser fangen nichts an, wenn die GchNdtvöte oder die Karaite« des Rcngfuzee, die sie alle Morgen um Rath fragen, ihnen einen unglücklich?» Tag ankünden. Dic alten Gallier zogen ebenfalls Wahrsager zu Rathe: Sie beobachteten die VorbchcuttmW« , und wagten es an gewissen Tagen des Monats und der Woche nicht aus dein Hause Nl geften. In jenem glücklichen Jahrhundert, da Franfreich durch einen grossen König beherrscht ward, erholte sich Maria von MeVicis und der ganze Hof noch Naths bey ben ^eichendcutern, u,ud trugen gewisse Nnmleltc um glücklich zu werden cden jo wie die Zudicr, Chmescr, UrilMcr und Amerikaner. (I. Theil.) Kk 258 Der Tidi dauert auch sechszig Najiges , und fangt mit dem Mondeswechsel an; oder eigentlich zu sagen, die Najiges sind die Namen der Tage des Mondes: Man zählt ihrer vierzehn, davon aber der Neumond und Vollmond ausgenommen sind, welche besondere Namen haben. Dieselben Tidis werden nach dem Vollmond in der nämlichen Ordnung wiederholt, wie sie nach dem Neumond auf einander folgten; und eben diese Stunden in denen sich die Tidis anheben, sind auch in den Pandjangans angezeigt. Die Lakenons sind die zwölf Zeichen des Thierkreises, und dauern alle zusammen sechszig Najiges. Am ersten Najige des Tages fangt das Lakenon des Monats an, und die übrigen folgen auf einander bis auf den künftigen Tag. Das Ragukalu und das Kuligen, dauern nur drey Najiges drey Viertheile , i< den sechszigen, und fallen auf jeden Tag zu festgesetzten Stunden. Das Wartschion, welches nur auf einen gewißen in den Pandjangans bestimmten Tag fallt, dauert auch nur drey Najiges, drey Viertheile. Unter den Natfchetrons, Pogons, Tidis, Lakenons, Karemons, und Wochen-tagen , giebt es gute und böse: Ist der größere Theil von allen diesen obigen Abtheilum gen gut, so ist auch der Tag keiner von den unglücklichen ; im Gegentheil aber ist er ein böser Tag. Das Ragukalu ist allemal böse, und das Kuligen allemal gut; so lange dieses dauert, darf man keine traurigen Dinge, wie etwa Gebete und Zeremonien für die Verstorbnen, verrichten. Das Wartschion ist fürchterlich: So lange dieses dauert, unternehmen die Indier ganz und gar nichts, sollte auch ihr ganzes Glück an dem allenfalls nöthigen Geschäfte hangen. Ich fange bey den Wochentagen au, die ich nochmal wiederholen muß, um die guten und bösen unter ihnen anzuzeigen ; und so auch die Stunden , auf welche das Ragukaln und Kllligen fallt. DaSKllliqenfänqtail zu diese» Stunden : DaS Ramkal», fanqt zu diesen Otuxdcn an Sonntag. Montag. Dienstag. Nair. Tingel. Schewoai. Böse. Gut. Böse. UM um um 22 Najiges 18 . . . 15 . . . 2! // UM UM um 26 Najiges 3 ... 22 ... 1 4 Mittwoch. Buda. > Bodin. > G, l. um 11 ... 1 um 15 . . ' // Donnerstag. Freytag. Samstaq. Wiaqam. Welli. Sani. Gut. Gut. Böse. um um IM 7 ... 3 ' ' . 1 ... z '4 // um um um 18 . » ' 11 . . » 7 . . ' 3 4 4 2FY Die Natschetrons sind, nach dem Glaubender Indier, sieben und zwanzig Sterne, die der Mond-hinter einander allmählig durchläuft, und in deren jedem er sich vier und zwanzig Stunden oder sechszig Najiges aufhält. Aus diesem Grunde nennen sie dieseb ben die Hauser des Mondes, und heiligen jedem insbesondre ein vierfüßiges Thier, einen Vogel und einen Baum ; auch die Sylben ihrer Sprache, so, daß die Namen ^ welche mit dieser oder jcncr Sylbe ansangen , diesem oder jenem Nafchetron heilig sind. Ich will sie in ihrer gehörigen Ordnung hersetzen, und zu jedem diejenigen Thiere und Pstanzen, welche ihm gewiedmet sind. N a t s ch c t r o n s. Namm der Natschctrons. vierfüßige Thiere. Vögel. pfianzen. i Assuadi. . . . Gut. Pferd............ Etti. -M) 2 Varani. . . . Böse. Elefant ° Männchen. Krähe. .... Nelia. , Z K artige. . . . Büst. Ziege...... Pfau..... Atti. 4 Roqeni. . . . Gut. Pnlwischlange. , . ...... Iambelon. 5 Muraasn-jam. . Gin. Ochar. *) ... Henne. .... Ebenholz. <5 Tirwadcre. . . Böse. Hund.. .... Palm - Ra^c. -f) Schingerekali. 7 Puarpuschott. . li^tt. Katze. ..... Ocl'wan. . . . Bambus. 8 Puschon. . . . G»t. Büffel - Männchen. Taucher. . . . Arescki. 9 Arili^n. . . . Bösc. Kacer. ..... ...... Mmmnaron. io Maqmi. . . . Gut. Hausratte. . . . Geyer ° Männchen. Alemaron. il Purom. . . . Böse. Buschratte. ") . . Geyer ° Weibchen. Pilaschi. ,i Ntnom. . . . Gut. Slier. ..... ...... Arcli. i5 Afiom. . . . . GM. Büffel . Weidchen. . Miote,eineAttAdl« Atimavon. 14 (^chtttcrl. . . . Böse. 3>a.er...... ...... Kuwelemaro». 15 Suadi. . . . Gut. Bock. ..... Mücke. 1"f) > . Marondemaron. ,6 W'llaqom. . . Böse. Tu;cr. Weibchen. . ...... Welamaron. 17 Amnschon. . . 5''»t. H,rscl'f,cil es F!ügcl hat. -M) Da cs schwer und umuverlüißg wäre, von vielcn dieser einzeln unbelalmlcn Namen ctlras richtiges n< sa- aba Wdis, oder Tage der Mondsperiode. Der Tag des Neumonds heißt Amarvafse , und der Tch des Vollmonds, parurvon : Diese zween Tage sind allemal böse. Die Zeit des wachsenden Mow des hußt Songilaparscham ^), oder paruwapatscham '"); die Zeit des abnehmenden Mondes heißt Ritschanapatscham f), oder Abarapatscham ff). Die Namen der lunarischen Tage sind: 1 Prcdame. . . oder Pattyami. . . . Böse. 2 Tondigci. . . oder Witiya. . . . Gnt. Z Trcdigei. . . oder Tiya. . . . Gut. 4 Schaoti. . . oder Sawondi. . . Böse. 5 Pangemi. . . oder Pangsami. . . Gut. h Schasti. . . . odcr Saschti. . . . Gnt. 7 Sattami. . . oder Schademi. . . Gut. 8 Atschemi. . . odcr Astitni. ... Gleichgültig. 9 Noami. . . . odcr Nawami. . . . Böse. 10 Decenn, . . odcr Tasami. . . . Gut. 11 iyagadeschi. . . oder Egakatasi. . . Gut. 12 Duadeschi. . . oder Tuwatasi. . . Gut. iZ Tredeschi. . . odcr Tiriyotasi. . . Gnt. 14 Saderataschi. . oder - Saduratassi. , ^. Gut. Um die Zeit nach dem Vollmond auszudrücken, braucht man das Wort Bagm la, welches Dunkelheit heißt; und das Wort Sutta, welches Klarheit heißt, nimmt man, um die Zeit seines Nenlichts anzuzeigen. gen, muß der Leser schon bis ;nr Ausgabe des zweyten Bandes Geduld Migcn, wo Herr Sonl»er<«t'm rinem besondern Artikel von den Indischen Pflanzen handelt, und vermuthlich die in diesem Valldc angeführten umständlicher beschreibt. In dieser Zuversicht hat man die hier stehenden Namen dcr Pflanzen bloß aus dem OriMal nachgeschrieben hergesetzt. A- d. Ueb. ") Gonyilam heißt weisse, Üicht; und dieß wegen der Helle, womit der Mond am Anfang der Nacht nach scincm Neulicht bekleidet scheint. "") parurvo», HM Anfang, vorderer Aheil. 1-) Ritscham oder (Nuischen heißt OchMrZe. -i-f) Abatam heißt hmterev Theil. .>»4i^^ ^>^,, <^WK«OO»«HM^KK>^«M a6t Wenn man einen Tidi oder Tag des Mondes ausdrücke»! will, sagt man : Die-ser oder jener Tidi nach dem Amawaffe, oder nach dem Paruwon dieses oder jenes Monats. Die Namen der Tidls sind numerische Namen aus der Samskrutam- Sprache; nnd die Indier haben in der Folge der Zeit Gottheiten daraus gemacht. Die Tage des Amawaffe und des Paruwon aller Monate, sind Fast 5 und Bettage für die verstorbnen Voreltern, wenn nicht etwa eben ein Fest auf dieselben einfallt, L a k e n 0 n s. Die Lakenons sind die Zeichen des Thierkreises: Jeden Monat tritt die Sonne in eines dieser Zeichen, und alle Zwölfe bewegen sich alle Tage zur Erde. Um zu wissen unter welchem Lakenon man sich zu irgend einer Stunde des Tages besinde, muß man bey der ersten Stunde des Tages das Lakenon des Monats zu zäh,-len anfangen, und dann die übrigen nach ihrer Ordnung dazu rechnen: Die Dauer eines jeden Lakenon ist bestimmt, und ihre Totalität macht sechszig Najiges. Namen ber Monate. Namen der Üakenyns. Tägliche Dauer. April. . . . Schwere. . Mejchon , Widder. . Gut. 4 Najigcs i Mai. . . . Wayassi. . Rischebon, Stier. . . Gut. 4 ... ^ Zunius. . . Am. . . . Mdunon, Zwillinge. . Gut. 5 . . . ^ ,Julius. .,. Addi. . > . Karkadagon, Krebs. , Böse. 3 . . . z August. . . Awani. . . Singam, Löwe. . . Gut. 5 - . . ^ September. Pretaschi. . Kanni, Jungfrau.. Gut. 5 ..." Oktober. . Arp.ischi. . Tolam, Waage. . Böse. 5 ... " 5 . . . ^ Dezember.. Margazi. . Danasson, Bogen. . Böse. 5, . . . < Januar.. . Tai. .... Maharan, Krokodil. . Gut. 5 . . . z Februar. . Massi. , I Kunbon, Gefäß. . . Böse. 4 . . . z '' März. . . Pangumi. > Minon, Fische. . . Gut. 4 . -. ^ ß 6c> Najiges. 2Ü2 lMMa» Diese Namen bedeuten eben das, was die unsrigen, ausgenommen NAdunon , welches Zwillinge heißt, davon der Eine eine Streitkolbe und der Andre eineZitter hält; statt der Streitkolbe und dem Pfeil, welche wir unsern Zwillingen geben. Danafson heißt ein Bogen, und nicht, wie bey uns, ein Schütz der den Bogen führt. Niaha-ran ist eine Art von erdichtetem Fisch, der durch seine Heldenthaten berühmt ist, und viele Achnlichkeit mit dem Krokodil hat: Die Indier nennen ihn auch Surra. Die glücklichsten Monate zum Heyrathen, ein Haus zu bauen, einen Brunnen zu graben , ein Ruhegebäude zu errichten u. s. f., sind die Monate Schierere, N>ayasi si, Addi und Tai; die übrigen minder glücklichen, und in denen bloß gewiße Umstäw de die Indier bewegen können, irgend ein wichtiges Geschäft zu unternehmen, sind die Monate Am, Arvani, und panguni. In dem Monat Aarrige ftyert man nur eine zwote Heyrath; aber in allm übrigen Monaten des Jahrs wird kein Indier jemals eine wichtige Sache unternehmen, wenn er nicht mit Gewalt dazu gezwungen wird; denn diese Monate hält man für sehr unglücklich. V o g o n s. Es jmd sieben und zwanzig Fogons, davon jedes gemeiniglich stchszig Najiges dauert. Sie folgen ohne Unterbrechung auf einander. Ihre Namen sind : , I Wischekambon. Gut. ic> Getom. . . Böse. 19 Parigon. . Gut. 2 Pridi. . . . Gut. ii Wirti. . . Gut. 2O Schiwon. . Gut. Z Aischtneman.. Gut. 12 Durnwon. . Gut. 21 Schiddon. . Gut, 4 Saubagmon. Gut. l3 Wiagadon. . Böse- 22 Saddion. . Gut. 5 Sabonon. Gut. 14 Ärschen on. . Gut. 2Z Sub on. . . Gut. Adikandon. . Böse. t5 Watschetron. Gut. 24 Subranion. . Gnt. ? Sngarneon. . Gut. 16 Siddi. . . Gut. Brnmon. . Gut. 8 Durti. . . Gut. 17 Wedibadon. . Böse. 26 Mahandrou. Gut. 9 Schulom. . . Böse, 18 Warianon. . Gut. 27 Waitredi. Böse. Das siebzehnte Pogon, welches ich nach der Tamulifthen Aussprache N?edibadon geschrieben habe, wird zu Smate Watidace ausgesprochen, und für so böse gehalten, daß man es für den gemeinsamen Namen aller unglücklichen Tage braucht : So dap, 25) obschon dieses Pogon nur alle siebzehn Tage einmal eintrift, man zu Surate alle unglücklichen Tage Watibate nennt; und wenn sich die Indier von irgend einem Geschäfte wegen einem eingefallenen unglücklichen Tage entziehen wollen, sie nur sagen: Es ist heute Watibate. K a r e m o n s. Raremons sind an der Zahl eilfe. Auf jeden Tag fallen ihrer zwey , und jedes dauert dreyßig Najiges. Ihre Namen sind : i Baron. .... Gut. T Balewon. . . . Gut. ^ Kaulewon. . . . Gut. 4 Tahüdele. ... Gut. 5 Genessi. . . . . Gut. 6 Wani. .... Gut. 7 Pattire. . . . Gut. 8 Sagunon. . . Böse. y Saduschudon. . Böse. iO Nagaron. . . . Böse. 'ii Gimedugenon. . Böse. Die Tidis, die Natschetrons uud die Pogons dauern gemeiniglich fechszig Najiges. Indeß geschieht es doch manchmal, daß sich ihre Dauer auch bis auf sechs und sechszig und eine halbe Najige ausdehnt, oder wohl auch bis auf drey uud fünfzig und eine halbe einschränkt; niemals aber mehr oder weniger als diese Zahl enthält. Die Karemons können sich auch um drey Najiges verlängern oder verkürzen. Der Grund dieser Abweichungen ist ißt den gemeinen Bramanrn und Schutres ganz unbekannt. Mit all meiner Mühe konnt' ich doch von keinem Bramanen erfahren, was ein Pogon und ein Karemon sey. Die Indier selbst, obschon sie diese Dinge für sehr wesentliche Stücke zur Glückseligkeit oder zum Unglück ihres Lebens halten , wissen doch m'cht mehr davon , als die Namen derselben, ihre Dauer, und ihre Gut - oder Bösar? tigkeit. Sie überlassen sich in allen wichtigen Angelegenheiten ganz und gar den Brat Manen ; so, daß sie allemal zu'denselben ihre Zuflucht nehmen müssen, so oft sie etwas ihre Religion und selbst ihre Sitten betreffendes wtjsin wollen. Jene abcr theilen ihnen ihre Kenntnisse äusserst sparsam zu , aus Furcht , man könnte hinter ihre Geheimnisse kommen, welches sie ihren allgewaltigen Emfiuß auf den Geist der Nation verlieren ma- 2b4 «««^»OAWDn^^ODM»»»» chen würde. Viele Indier, bey denen ich mich Raths erholen wollte, waren zwar in der Geschichte ihrer Gottheiten wohl unterrichtet; wußten aber im geringsten'nicht, und bekümmerten sich auch wenig darum, an welchem Tage sie lebten. Sie waren mit dem zufrieden, was ihnen die pandjangankarers jeden Morgen ankündigten, und ven langten nie mehr zu wissen. Nicht die Tamuler allein bedienen sich dieser Art die guten und bösen Tage zu berechnen; sie ist in ganz Indien angenommen. Der pandjangan oder Almanach der Tamulcr, kündigt die N^arons oder Wochentage an, auch die Natschetrons, Logons, Karemons und Tidis; und zeigt zugleich, ob sie glücklich seyen, und um welche Zeit sie anfangen. Die Pandjangankarers oder Bramanen, welche die Pandjangans besorgen, müst fen sie jeden Morgen in den Häusern,, mit welchen sie in Verbindung stehen, ankündigen: Dabey sagen sie ihnen auch noch (obschon sie nicht dazu verbunden sind) welcher Monatstag es sey, und wenn das Wartsthion einfällt. In Ansehung des Ragukalu, Kuligcn, und der Lakenons ist keine Ankündigung nöthig, weil dieselben ihre sestgesetzre Dauer haben, und jcdcn Tag an bestimmten Stunden eintreffen. Eben so verhält es sich auch mit den Festen: Da sie (mit Ausnahme des Pongol , und Neujahrstages der mit der Sonne anfängt), auf die Natschetrons und Tidis fallen , ist es genug wenn man. diese, letztem angekündet hat. Die übertriebne Ncugierde der Indier, zukünftige Dinge zu wissen, spornt sie unaufhörlich, alle Mittel hervorzusuchcn, um dieselben auszuspähen. Ihre Ueber-zeugung, daß die Bramanen in die Zukunft schauen können , treibt sie alle Augenblicke zu diesen scheinheiligen Betrügern hin. Die reichern- und aus den ansehnlichern Stämmen entsproßnen Personen, lassen sich nicht nur alle Tage die Natschetrons und Tidis ankündigen, fondern auch allemal dabey wahrsagen; und richten dann alle ih-. re Geschäfte nach diesen Weissagungen der Pandjangankarers ein. Man kann sich vorstellen, wie widersinnisch und mährchenhaft diese Wahrsagereyen abgefaßt sind. Die guten oder bösen Tage, die glücklichen oder unglücklichen Smnden, - btt' Zm'ückknnft von einer Neise, die Genesung eines'Kranken, der Verwrst einiger Mo- bitten. bilien, kurz, alle mögliche Zufälle im gemeinen Leben geben Stoff sich an die Wahrsa- ger zu wenden. Ueberdas sucht man durch den Flug / das Geschrey oder Gesang der Vögel die Zukunft zu ergrübeln: Und nichts ist hinreichend einem Indier die Furcht zu benehmen, die ihm eine böse Vorbedeutung beygebracht hat, wenn er schon täglich überzeugende Beweise von der Nichtigkeit seiner Zeichendeuterey vor sich sieht. Die periodischen Krankheiten der Weiber prognostizieren ; Vorbedeutungen aus der Art, wie man genießct hat, ziehen; Träume auslegen; die Tage ausspähen, an denen es gut Bart scheeren, ein neues Haus beziehen, oder ein solches zu banen, ist; Versuche anstellen, um zu entdecke»:, ob ein schwangeres Weib ein Knabchen oder Mädchen zur Wclt bringen wird ; die giftigen Thiere beschwören; bestimmen, ob die Bewegung oder Ansicht dieses oder jenes Thieres von guter oder schlimmer Vorbedeutung sey, u. s. s. dieß alles hrißt bey den Indiern wijsenschaft, und macht das hauptsachlichste Studium der Bramanen ans , deren Interesse es ist, das Volk ewig in diesen abergläubischen Albernheiten zu bestärken und zu erhalten, weil sie ihren Nutzen davon zieheu. (I. Cheit.) L l Vierzehntes Kapitel. Symbol der Bramanen. c^ch glaube diesen Band nicht füglicher schließen zu können, als mit dem Symbol der Bramanen; welches zeigen wird , daß die abergläubischen Gauckelcyen des kurzsichck gen und fanatischen Pöbels unendlich weit von der Philosophie dcr Bramanen abstehen, dkren Moral wirklich sehr gereinigt ist *). „ Das höchste Wesen, welches wir Schirven , andere aber NAschenu heiffm, ,^ ist das einzige, welches wir für allmachtig erkennen. Derselbe ist die Grundursache „ der fünf Elemente, der Handlungen und Bewegungen welche das Leben und die Zeit „ zu Stande bringen: Mit unsern Seelen vermischt, giebt er uns unser Daseyn ; und „ so ist die Substanz der Seele, und die Kenntniß welche sie hat, nichts anders als „ Gott selbst. Er hat alles erschaffen, erhält alles mit seiner Güte, und muß am En? „ de alles zerstören: Er ist der Golt der Götter, der allmachtige Gott; er allcin ist „ höchster Herr: Die Wedams, die Pagamous, die Schastrons und die Puranons „ versichern es. Alle Untergottheiten sind nur Geschöpfe : Er hat schon einigemal die „ ganze Welt zerstört, und wieder von neuem erschaffen : Er ist ein unermeßliches We-„ sen, und , gleich dcm Lichte, breitet er sich allenthalben aus; er ist ewig, von Nie-„ manden geboren; ist Allcs , und wird zu allen Zeilen seyn. Er allein kennt sich selbst, „ und ist allen andern Dingen unbegreiflich : Die Götter selbst sehen seine Wesenheit ^ nicht ein. Seine höchste Substanz ist es , die der Sonne und dem Mond ihre Klar, „ heit mittheilet. Dieser Gott allein hat das Weltall durch seine schöpferische Kraft er,-„ schassen, und zerstört es durch seine zernichtende Gewalt ; so, daß er es ist, den „ man unter dem Name der drey Götter, Trimurri genannt, vorstellt. Er hat die » Götter, die Menschen und die Thiere nur darum erschaffen , um seine Güte fühlbar ,> zu machen : Dem Feuer ähnlich , das in Holz und Stein, im Wasser und in der Luft » sich findet, ist Gott im Innern aller Dinge. Seine Weisheit, seine Macht und sei-„ ne Anschläge sind wie ein unermeßliches Meer und ohne Gränzen; niemand ist fähig '-) Dieses KaMl ist cine blosse Uebrrsetzung dcs Kandon. „ dasselbe zu überschiffen Und zu ergründen. Ob er schon die Eigenschaft nicht hat ir-„ gend einen Körper, weder aus einer grossen Masse noch aus einem kleinen Sonnen-„ staubchen zu besitzen, so nimmt er doch manchmal eine Gestalt an, damit diejenigen, „ welche er erschaffen hat und welche in den Finsternissen vergraben waren, Licht enu ,. pfangen; und ungeachtet der verschiednen menschlichen Gestalten , die er angenommen » hat, ist er hoch weder gegen Wollust noch gegen Schmerz ewv find lich, ssndern durch ,, seine Natur alles Vergänglichen unfähig. Es sind keine andere Götter als er. Nie? » mand kaun die Blendwerke, welche er über die Welt verbreitet, weder entwickeln, ,» noch entscheiden noch ausweichen. Er füllt das ganze Weltall mit seiner Unermeßliche ,. keit aus; er ist die Grnndursache aller Dinge, ohne selbst eine Grundursache für sich « gehabt zu haben. ' ' „ Gott, der unendlich kleiner ist als ein Sonnenstäubchen, ist zugleich auch uw ). endlich grösser als das ganze Weltgebäude: Dieser unabhängige Gott , dieser freye „ Gott, dieser Gott der alle Dinge ist, war von jeher allein, ohne Attribut , ohne „ Handlung, ohue Eigenschaft; weder irgend einer Zeit noch einem Orte uuterworfen, „ so , daß er unbeweglich ist. Dieses einzige und einfache Wesen hat keine wesentliche » Verbindung mit der Materie, so, wie die im Wasser zurückgeprellten Stralen des ,, Mondes sich mit dem Waffer zu bewegen scheinen , ohne daß dieses in Bezug auf den ,) Mond sich wirklich so befinde. Dieß ist das Bild der Verhältnisse jenes Wesens, mit „ allem was Materie und Attribut, Leidenschaft oder Thätigkeit heißt; oder> es ist dicse „ Verbindung auch den Träumeu ähnlich, welche machen daß man die vorkommenden „ Dinge zu sehen und zu berühren glaubt. Gott offenbart sich in mehrern Körperu, auch » in mehrern Seeleu ; wie die Sonne, die nur Eine ist, ihr Bild in mehrern mit >, Wassrr gefüllten Gefäßen zeigt: Auf seinen Befehl bläst der Wind, scheint die Sow „ ne, wärmt das Feuer, und fällt der Regen. Endlich ist er die Vollkommenheit, dcr » Aufang , das Ende uud die Glorie seiner Anbeter „ Was die Götter aubetrift, deren wir eine so grosse Menge haben , und unter ss ^ verschiednen Bildern anbeten; so sind diese nur den unwissenden uud schwachen Seelen « zu liebe also gestaltet wordeu, weil ihre rohen Religionsbegriffe etwas materielles und « handgreiftichcs nöthig hatteu: Sie würden die Güte und Größe des höchsten Wesens !>. ohne alle diese Vorstellungen nicht haben begreifen können, die sie nun allemal an Gott 268 ^H^VOOW^MMGKMHwV n erinnern, wenn sie stwe Attribute sehen , aus denen man, so zu sagen, eben so viele „ verschiedne Götter gemacht hat. Dagegen haben diejenigen, welche diesen Gott begrei; „ fen können, keiner Bilder nöthig; denn die Abbildungen, welchen wir unsre Ehren „ bietung bezeugen, sind eigentlich nichts anders als Vorstellungen seines Wesens, um s> ter denen er manchmal auf Erde etsthienen ist, und' die wir nunmehr zum Andenken sei? » ner göttlichen Erscheinungen, und der Wohlthaten die sie. uns verschaft haben, verehren. « Wir verehren die Heiligkeit verschiedner Orte und Flüße, weil uns Gott ver>' » sprechen hat, er wolle seine Gnaden über diejenigen ausgießen, welche dieselben „ bewohnen werden. chss „Die Abtheilungen unster Familien sind auf ihren ei^gnm Ursprung gegründet: « Wir betrachten die Bramancn als die ersten , weil sie aus dem Angesicht des Bruma » hervorgegangen sind; die Schatriers als die zweyten , weil sie aus seinen Schultern „ herstammen; die Wassiers als die dritten, weil sie aus feinem Bauche herkommen; und ^ die Schuttes als die vierten , weil sie aus seinen Füßen entstanden sind. Vielleicht » sind diese Abstammungen nur allegorische Figuren der Wahrheit; aber wir glauben dw « selben als ganz wahrhaft. « Dieß ist unser Glaube. Er ist nicht vollkommen, weil wir die Weise Nichtwissen, z, Gott noch mehr zu gefallen; aber das Uebermaß und die Größe seiner Barmherzig-„ keit erseht das , was an unserm, Gottesdienst mangelt. Wir wissen nur, daß wir Gott n fürchten ." d ihm dienen müssen; und in diesem Punkt stimmen wir alle zusammen. Uw 2, geachtet der Verschiedenheit unsrer Sekten, glauben wir alle und bekennen es einheb „ lig, daß diejenigen, welche Gutes thun, nach ihren gulen Werken belohnt; und him n gegen jene , die Uebels thun , nach ihren bösen Thaten gestraft werden. Die Güte « Gottes entkräftet seine Gerechtigkeit nicht, und seine Gerechtigkeit schadet hinwieder „ seiner Güte nicht; aber die Geheimnisse semes Betragens sind unerforschlich. Wer kann „ die Tieft seiner Gerichte messcn ? Wir beten sein unbegreiftichcs Wesen an. ^ Ende des ersten Bandes. Nachricht an dm Buchbinder / welchen Seitenzahlen m die Kupfertafeln einzuverleiben W. Rrc». Seite. I. . . , . . . l?. II. ...... 21. Hl. ...... 25. IV. . . . . . Ebendaselbst. V. . , , . . . . 26. VI. ...... Ebendas. VII....... 28. VIII. . . . . , ,. Ebendaf. ! IX.....'. , ;^. X. . . . . . . ^ 39. XI. ...... 42. XII. ...... Ebendas. XIII. . . . . . . 70. XIV.......78. XV. ...... 8l. XVI. . . . . . . 87. XVII. ...... Ebcndas. XVIII. ..... 8?. XIX. ..... Ebendas. XX. ..... Ebcndas. XXI. ..... 90. ,XXII......Ebcndas. XXIll. . . . . . 92. XXIV...... Ebendas. XXV. ... . . Ebendas XXVI. .'.... 9Z. xxvii. .... . in. XXVIII......ti6. XXIX. ... . . 12;. XXX. . . . . . 124. XXXI. ..... 128. XXXII. . . . . . ,;2. XXXIIl......Ebenbas. XXXIV...... l,z. XXXV. . . . ' . . 1,4. XXXVI. ..... i;5. XXXVII.. . . . .Ebendaf. XXXVIÜ. ...... i;6. XXXIX. ..... i;7. Xl.. . ,. '. . . . i;8. ^ra. ^ Seite. XU. . . . . . i;y. XI.II. . . . . .Ebendas. XI.III. ..... lcho. xuv. . . . . . ,4l. XIXIX. . . . > . 21;. I.XX. . . . . . 216. 1.XXI. . . . , , . Ebendas. ^ I.XX1I. '. . . . < Ebendas. I.XXIII. . . . . ' . 2,7. LXXrv. ..... Ebendas I.XXV. .-. . . . Ebendas. I.XXVI. ..... Ebendas. . I.XXVII. . . . . . 213. I.XXVUI. . . / . . Ebendas I.XXIX. . . . . . 220. I.XXX. . , . . . 247.