lV. Jahrgang. Nr. 90. Zeitschrift sur vaterländische Interessen. '^»< Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Insertionsgebühren: Für die Lspaltige Petit-Zeile oder deren Raum Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: bei Imaliger Einschaltung « kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal IN fr, Ganzjährig fi, ß,— Ganzjährig fi. 5.— Stempel jede« Mal 30 kr. Halbjährig ,3. — Halbjährig „ 2.50 Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzcile 9, Einzelne Nummer 5 kr. Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Die Redaktion befindet sich am alten Markt Nr. 155, I. Stock Geldsendungen sind zu richten an den Eigcnthüme r de« Blattes. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilungen nickt Hauptplatz, Nr. 313. berücksichtiget. Laibach, Dinstag am 9. November 1869. „Das Raubgesindel in der Vocche di Cattaro." Die „Zuk." widmet der Beurtheilung des dalmatinischen Auf­ standes einen ebenso such- als zeitgemäßen Artikel, den wir im we­ sentlichen hier folgen lassen. Aus der allgemeinen und der speziell österreichischen Geografie wußte man bis zur Mitte des vorigen Monats, daß im Süden der „dualistischen" Monarchie ein Land mit dem Namen Dalmatien be­ stehe, daß in diesem Lande Menschen slavischer und italienischer Na­ tionalität wohnen, deren Qualität in nichts der eines österreichischen, mindestens gewiß nicht der eines magyarischen Staatsbürgers nach­ stehe. Dieses Land hatte seinen eigenen Landtag und schickte seine Vertreter in den hiesigen „Halbreichslag," unter denen Herr Ljubma Stevo eine eigenthümliche Sprache sprach, und eine hervorragende Stelle einnahm. Die Küstenbewohner jenes Landes hatten seit alten Zeiten eine geografisch-historisch anerkannte seemännische Tüchtigkeit als Matrosen und Seesoldaten bewiesen, und gehörten in den ge­fahrvollen Jahren 1848 und 1859 zu den bewährten „loyalen" Elementen Oesterreichs. Plötzlich lehrt man uns in der dualistischen Wiener Journalistik unsere alten Kenntnisse über Word weifen, und stellt über Land und Leute ganz neuestatistisch-kulturhistorische Daten auf. Da heißt es nun: die Bocchesen sind ein „wildes," „rohes," „unnützes Volk," „Raubgesindel," von jeher „rebellisch" und schwer zu regieren, weil „unbildsam und barbarisch" :c. Mi t Recht fragen wir ganz erstaunt: Warum haben wir denn solche Belehrungen in den Lehrbüchern unferer Gymnasien bisher nicht vorgefunden? I n diesen wird vielmehr gesagt, daß die Dalmatiner und ganz besonders die Bocchesen ein abgehärteter, tapferer, schöner, von den Handels­schiffen aller Länder gesuchter Menschenschlag seien; auch entsprechen die bisherigen Thaten unserer Marine vollständig dieser Doktrin; man denke nur an Tegetthoffs heldenmüthiges Auftreten in den dänischen Gewässern und bei Lissa. Glaubt man in Wien, wo man die Märzgefallenen alle Tage glorifizirt, jedem Volke sogleich den Begriff der Barbarei, des Schimpfes der Raubgier an den Kopf werfen zu können, sobald es wenn noch so unüberlegt und ungerechtfertigt, zur Selbstwehr greift? O ihr Heuchler, wisset ihr nicht, daß die Polen schon unzähligem»! Rebellen gewesen sind und doch eure Abgötter, wahre Idole eurer deutschen „Fantasiefreiheit" find? Oder sollte nur die Rebellion gegen Rußland ein Zeichen von „Adel" sein und die Rebellion gegen Oesterreich das Zeichen „von Lumpenbagage und Raubgesindel?" Ja , an der Hand der dualistischen Entwicklung, im Geiste der von euch in Szene gesetzten „Zwangslagegeschichte" warnen wir euch, die Bocchesen so in Bausch und Bogen zu beschimpfen, denn — ihr könnt noch einen Bocchesen zum Ministerpräsi­denten bekommen; dann seid ihr ebenso seiner Rache preisge­geben, wie die Romanen, Kroaten, Slovaken von heute. Was hat z. B. dem Erzrebellen Andrässy zum Ministerpräsidinm verholfen? Der Sieg der magyarischen Revolution im Jahre 1866; unter den Pickelhauben Preußens stacken eben soviele Kossuth's, Klapia's und Andrässy's. Die Anerkennung der 1848er Gesetze Ungarns war doch nichts anderes, als die Legalisirung der siegenden Revolution Un­ garns. Leisten die Bocchesen dauernden Widerstand, kann möglichen­ falls einer ihrer intelligentesten Stammesbrüder oder Parteigenossen an die Stelle des Grafen Taaffe treten! Wir treiben nicht Scherz, es ist dieser Gegenstand während der letzten Tage in manchem sehr konservativen Kreise Wiens in vollem Ernst besprochen worden. Die Volksmoral verletzende grobe Vcrir­ rungen ziehen eben vcrhängnißvolle Folgen nach sich. I n Ungarn reibt man sich ziemlich schadenfroh die Hände, daß es unter dem Ministerium Giskra zum Bürgerkrieg gekommen ist. Das ist der leibhafte „Fluch der bösen That." Die Militärgrenze ist ein zweites sehr böses Beispiel! Zisleithanien resignirt auf die Militärgrenze; es ist ja auch nur so eine „unkultivirte Eamarilla­ brut" — diese „krobotischen Grenzer!" — Ueberdieß wirb noch der Aufstand der Bocchesen vor Europa einen gewissen Schein der Op­ portunität auf die Nachtragsforderuug der „Magyaria" werfen. „Es muß das doch eine arge Mißregicrung sei», unter der eine Handvoll Landleute in wenigen Tagen der Staatsgewalt eine wohlorganisirtc Macht entgegenwerfen kann," — so wird es in der öffentlichen Mei ­ nung Europas heißen! Mit unserer Mühe, unseren Opfern wird das Land zurückerobert werden, damit — es dann die Magyaren verspeisen gleich der Militärgrenze! Freilich wird diese etwas un­ verdaulicher sein als z. B . Hannover im preußischen Magen. Wi r können eventuell auch Dalmatien verlieren, aber — Magyarien wird es mit nichten deßhalb gewonnen haben! So geht unser Sclbstver­ zehrungsprozeß ins unendliche fort. Wer kann uns sagen, wohin es die dualistischen Staatslenker abgesehen haben? Von „langer Hand" vorbereiteter Aufstand — diese banale Fräse wird jetzt vom gedankenlosen Publikum adorirt. Waru m hat denn aber unsere Staatspolizei so gar keinen Wind davon gehabt? Mit diesem Stichwort blamirt man ja die Staatsregierung, die man wegen der Ursachen des Aiifstandcs rein waschen will. Wie wird endlich die unparteiische Geschichte einst, ja bald über dieses Blutbad urtheilen! Unglückliches Oesterreich! Aus Dalmatien. Trotz der gemeldeten Unterwerfungsanträge haben, wie die „Zuk." schreibt, keine Unterhandlungen, sondern die Militäropera­tionen in größerem Maßstäbe begonnen. Die vorliegenden offiziösen Telegramme verzeichnen ein vierstündiges Gefecht der Kolonnen Fischer und Dormus gegen die Insurgenten, und sollen dieselben nach einem hartnäckigen Widerstände „mit geringen Verlusten" die Position bei HiTiä genommen haben. Am 3. d. M . standen die Truppen zwischen obiger Position und Kubasi, und die von den Truppen am 2. v. M . erlittenen Verluste belaufen sich auf 1 Tobten, 5 schwer und 2 leicht Verwundete. Z u gleicher Zeit haben, demsel­ben Telegramme zufolge, die Grafschaften Bojtovie und ViZnjeni ihre Unterwerfung angeboten. Am 4. war bei den Brigaden Dormus und Fischer Waffenruhe. Die Verluste beschränken sich auf 2 Todte, einen verwundeten Offizier und 8 Mann und 1 Vermißten, Das Hauptquartier der in ^upa cperirenven Truppen befindet sich ge­genwärtig in Sutvara. Interessant wäre es zu wissen, gegen wen die Truppen in der 2mpa operiren, wenn laut Telegramm die ganze I^upa ihre Unterwerfung angeboten hat. Es gingen auch Zuzüge uon Gensdarmcrie dahin ab. Die Operationen des GM . Dormus von Cattaro aus sind kombinirt mit jenen des Obersten Schönfeld, der von Budua herauf operirt. Die Vorrückung der Truppen dauert fort. Oberst Schönfeld sollte am 4. von Budua aus eine Demonstration gegen Bretiö machen, und am 5. fand eine allgemeine Vorrückung gegen Pobori statt. Die Insurgenten haben ihrerseits eine auf dem Rückwege von Castelnuovo begriffene Transportkolonne angefallen. Das Haus des griechischen Popen Iovo Nadovanoviö von Sutvara siel den militä­rischen Operationen zum Opfer, es wurde niedergebrannt. Derselbe ist angeblich einer der Haupträdelsführer, von denen ein anderer, der Podesta von Nisano verhaftet wurde. — Außer den unterwor­fenen^ (?) ^,upa, Bojkoviö, und Vi^njeni, sollen auch die Insurgenten von 8iZio und Verblaje (?) ihre Unterwerfung angekündigt und bis 4. die Waffen eingeliefert haben. Die Haltung der Montenegriner ist bei unleugbarer Sympathie für die Insurgenten bisher neutral. Ist diese Nachricht nicht ein erzwungenes „katLi -peocavi " für die ministeriellen Organe, welche immerwährend Montenegro grundlos beschuldigen? — Noch einen Widerspruch der Ministeriellen. Visher war die Führung der In ­surgenten eine ausgezeichnete, „ihre Organisation ließ fremde An­führer vermuthen" und heute? Die „N. Fr." antwortet auf diese Frage: „Nach den bisher gemachten Wahrnehmungen entbehrt die Insurrektion einer bestimmten Organisation und Führung. Der Haupträdelsführer ist ein reicher ^upaner Bauer Namens Pancsie, der sich mit zwölf anderen in die Führung theilt." — Das neueste, was aus Cattaro gemeldet wird, betrifft die aus Pol« dort einge­troffenen zerlegbaren eisernen Blockhäuser, welche auf Maulthieren den Truppen nachgefühlt werden, um die einzelnen bereits otkupirten Punkte zu befestigen. Bis jetzt sind drei solcher Blockhäuser aufge­stellt und sollen weitere sieben zur Aufstellung gelangen. Interessant ist auch nachfolgender Brief eines deutschen Offiziers, den derselbe in der „Grazer Tagespost" veröffentlicht. Nach einer kleinen Einleitung sagt das Schreiben: Wären die gegen­wärtigen Staatsleiter weise, so würden sie nicht verkennen, daß nur ihre eigenen verkehrten Maßregeln die Insurrektion hervorgerufen haben. Wien zählt etwa 600.000 Einwohner, worunter 40.000 Italiener. Man dekretire, daß die Verwaltung und die Schule :c. in Wien fortan italienisch werden foll, und man hat in einem Mo­nate wahrscheinlich auch Wien in vollem Aufstande. Die geduldigen Slaven in Dalmatien ertrugen dieses Mißverhältnis welches eine Insulte ihrer Nationalität involvirt, ruhig viele Jahre, wohl teil­weise in Anbetracht gewisser Privilegien, die man eben in neuester Feuilleton. Bekenntnisse eines Vagabunden. Novelle. Drittes Kapitel. Ein Freund. (Fortsetzung.) Er schien sich an meinem Erstaunen zu weiden, denn erst nach einer Weile stieß er ungestüm hervor: „Das sind falsche Rubelscheine, die eben deßhalb einen unend­lichen Werth haben, weil sie falsch sind, und die weiterhin um so wcrthvoller sind, da sie russische Kassenscheine sind. Jetzt verstehen Sie mich doch?" Aber ich verstand ihn nicht, ich konnte die räthselhafte Konse­quenz seiner Worte nicht begreifen, und staunte ihn womöglich noch verblüffter an. Er mochte das bemerken und nahm wieder das Wort. „Nun, ich sehe, Sie kennen den Wagen Ihrer Gedanken nicht in das Geleise der meinigen einlenken, und will mich daher deutlicher ausdrücken. Sie sehen in mir hier einen Falschmünzer, aber nicht von gewöhnlichem Schlage, denn während andere die Triebfeder des Erwerbes zu diesem Verbrechen treibt, ist das mich leitende Motiv, so unglaublich es Ihnen auch scheinen mag, der reinste, uneigen­nützigste Patriotismus, die Liebe zu meiner armen Nation, welche Zeit antastet, ohne anderweitig gerecht sein zu wollen. „Warum nicht den legalen Weg betreten?" heulen die Journalisten. Nur weil im dalmatinischen Landtage die 40.000 Italiener im legalen Wege die 400.000 Slaven mundtodt machen können und im Reichs­rathe auch die billigsten Beschwerden höchstens mit einem staatsmän­nischen Lächeln der Herren Kuranda und Konsorten abgefertigt zu werden pflegen, oder aber der freisinnige Herr Pratobeuera hier­über zur Tagesordnung zu schreiten hochsinnig anempfiehlt. Wenn ferner die in Wien weilenden Deputirlen der Dalmatiner flavischer Nation in die gelesensten Blätter der Residenz blickten, so konnten sie keineswegs die Hoffnung hegen, daß die öffentliche Meinung, wie sie systematisch von gewissen Leuten mit breiter Geschwätzigkeit, mattem Herzen und gierigen Händen, verhetzt und mißleitet wird, je geneigt sein dürfte, ihre Beschwerden auch nur anzuhören. Was blieb den Leuten übrig? Von der Regierung den Wälschen über­antwortet, von diesen im Landtage verhöhnt, von dem zisleithanischen Reichsrathe verspottet, von der Presse, sonst dem natürlichen Anwälte der Bedrängten und Unterdrückten, mit der Lauge der bittersten Sarkasmen übergössen, blieben ihnen nur die Waffen, mit denen sie von frühester Jugend her wohl vertraut sind, — was Wunder, daß die Bewegung, welche von der eigenen Regierung und seit 1861 so wohl eingeleitet und vorbereitet worden war, endlich losbrach? Da die Regierung jedoch auch dermalen nicht einsieht, daß nur sie, aber durchaus nicht Montenegriner und Russen, die Bewegung hervor­gerufen habe, so kann von Energie gar nicht die Rede sein, deim ohne Einsicht gibt es wohl stupide Hartnäckigkeit, aber niemals eine echte Energie. Diese würde erheischen, das in Dalmatien unhaltbare Regierungssystem ohne Zeitverlust aufzugeben und zu jenem über­zugehen, welches allein ein Staat der Neuzeit verträgt und dessen Devise ist: Gleiches Recht für alle!" — Aus Cattaro, 3. November, wird der „N . P." telegrafirt: „Gestern fand ein Gefecht in der ^upa statt, wobei die Truppen einen Tobten und zwei Verwundete verloren; für heute stehen grö­ßere Gefechte in Aussicht. Oberst Schönfeld fährt mit dem Kriegs­dampfer „Hofer" nach Budua und nimmt überall Truppen auf. Der Bürgermeister von Risano wurde verhaftet und hier eingebracht. Die bisherigen Verluste der Truppen betragen 37 Todte und 95 Verwundete. Die Artillerie hat eine Kirche bei Cattaro, worin sich Infurgenten verborgen hielten, zusammengeschossen." Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 9. November. — (Die Generalversammlung der Landwirt h­schafts-Gesellschaft) in Laibach findet zufolge Beschlusses der letzten Zentralausschußsitzung am 24. d. M . statt. — (Die Landtage.) I n der „Politik" begegnen wir einer treffenden Schilderung der Landtage in Zisleithanien, welche ganz unter den Hieben der russischen Knute seufzt und seufzen wird, wenn innerer Zwist im Fleische derselben wühlt, aber — und das ist der Gedanke, der uns nicht erlahmen läßt — zu Grunde gehen wird sie nie." Das Feld der Politik war mir gänzlich fremd, obschon ich die Geschichte der Polen genau kannte und deren Charakter nach Ro­manen beurtheilte. Obschon mir der Sinn der Rede noch immer dunkel blieb, so begann ich dennoch meinen Freund zu bewundern und hörte ihn gläubig an. „Während einflußreiche und energievolle Männer," fuhr er fort, „Habichten gleich über Rußland schweben und es offen bedrohen, ist uns die kleinere, wenn auch deßhalb nicht weniger wirksame Aufgabe vorbehalten, gleich Mäusen und Maulwürfen im Innern zu wühlen. Heutzutage spielen die Finanzen in jedem Staate die wichtigste Rolle, sie sind die Lebensadern desselben und nirgends ist die Wunde gefährlicher, als eben hier. Ich besitze eine eigene Fertigkeit im Nachmachen von Unterschriften; die Blanquette werden in der Tiefe jenes Gewölbes erzeugt, welches Ihnen bekannt ist, und so ist es mir gelungen, dieses Palet zu fabriziren, welches, wenn der Inhalt, woran kaum zu zweifeln, in Kours gesetzt wird, für die russischen Banken ein verderblicher Aderlaß von einigen Millionen fein wird." Ich erschrack ob dieser Mittheilung und begann an dem Ver­ stände dieses Menschen zu zweifeln. Aber er ließ sich in seinen Aus­ einandersetzungen nicht beirren und fuhr fort: „Vi s jetzt befindet sich noch nicht ein einziges dieser Falsifikate vorzüglich das Spiel betont, das man sich in Wien mit diesen jetzt einzig noch konstitutionell scheinenden Institutionen erlaubt. Es heißt darin unter anderm i Der trainisch e Landtag war im Begriffe, eine Resolution zu berathen und zu fassen, welche allerdings auf nichts geringeres ausging, als auf die trockene Erklärung, daß die Dezemberverfassung die Interessen des Landes in jeder Beziehung schädige. Der trainische Landtag ist eine „legale Volksvertretung," er war daran, offen und nicht maulwurfsartig auf die zahlreichen Gebrechen unserer „Verfassung" hinzuweisen, freilich auch derselben ganz ernstlich an den schmalen Leib zu gehen; allein man erinnere sich nur, daß die „Verfassung" eine Pflanze ist, die den scharfen Luftzug einer ernsten Diskussion nicht verträgt, und man wird es vom zisleithanisch-freiheitlichen Standpunkte begreiflich finden, daß man es auf eine Gefahr nicht ankommen lassen durfte. So prasen­tirte denn der Landeschcf einen Schreibebrief, demzufolge der Landtag augenblicklich geschlossen werden mußte. Nun gibt es freilich Leute, die da meinen, die Landesvertretung sei berufen, der Stimme des Landes auch gegen die Regierung Ausdruck zu geben, und es sei Pflicht der letzteren, einen Körper, mit dem sie sich in prinzipiellem Zwiespalte befindet, aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben, so verlange es die ehrliche konstitutionelle Praxis. Nun freilich — aber darin liegt des Pudels Kern, daß es die Regierung nicht wagen darf, gewisse Landesuertretungen aufzulösen, ohne sich der zuverlässi­gen Gefahr einer Blamage auszusetzen. Deßwegen schließt man den Landtagsabgeordneten den Saal zu. — Den gleichen Verlegenheiten ist die Negierung in Tirol ausgesetzt, und auch hier wird die gleiche, mehr von platter Gescheitheit als wahrem Freiheitssinn zeugende Praxis geübt. — Der Leichtsinn und die Geringschätzung, deren sich die Regierung gegen die Landtage befleißigt, muß gewiß ziemlich urwüchsiger Art sein, wenn selbst der streng gouvernementale nieder­österreichische Landtag gegen dieselbe remonstriren mußte. — (Ein Justiz Ministerialerlaß.) Der Herr Iustizmi­nister hat, und zwar wie es scheint, bloß an die hierländ'gen Ge­richtshöfe die Weisung erlassen, daß, wenn richterliche oder Gerichts­beamte um Übersetzung auf gleiche Stellen kompetiren, sie künftighin in den Vorschlägen zuerst zu setzen sind, und scheint ei in Bezug auf Hierlandes offen gewordene Gerichtsadjunktenstellen auch so pral­tiziren zu wollen, weil er seit einiger Zeit her solche immer mit Nebersetzungen besetzt, und die dadurch sich ergebenden Vakkaturen von neuem ausschreibt, obwohl dafür geeignete Individuen sich mit­beworben haben und in der Gerichtsinstruktion vorgeschrieben ist, daß derlei Vakkaturen aus den übrigen geeigneten Kompetenten aus­zufüllen sind. Mehrere glauben, daß dieß eine neu erfundene Me­thode des Iustizministers Dr. Herbst und seines slovenenverschlin­-genwollenden Sektionschefs Wase r rekte Voza r zur Maßregelung der slovemschen Auskultanten ist, weil sie wissen, daß diese in der im Umlauf, daher sind wir hier verhaltnißmäßig sicher, denn nie­mand hat eine Ahnung von der Fabrik und deren Arbeitern. Trotz­dem wären Sie, wen man sie bei mir fände, ein Kind des Todes, ja noch mehr, ich selbst würde keinen Augenblick zögern, sie zu tödten, falls Sie in irgend einer Weise es versuchen wollten, mein Vorha« Ken zu vereiteln, obwohl ich Sie dem sichern Tode entrissen, denn, mein lieber Freund, es ist kein Opfer so groß, daß ich es nicht meiner Nation brächte." Ich schauderte und sah zweifelnd den Rasenden an, der mir in diesem Momente in einem dämonischen Lichte erschien, und der Nimbus des Retters begann nachgerade von ihm zu schwinden. Was stand mir bevor? Auf welche Art würbe er sich meiner Verschwie­genheit versichern, wenn ich ihn verließ? Doch mein sonderbarer Freund ließ mir keine Zeit zu langen Meditationen, sondern begann wieder, dießmal minder erregt: „Si e werden meine Heftigkeit meiner Begeisterung für meine Nation zugute halten, denn an die eben geäußerte Eventualität glaube ich nicht, und zwar aus dem Grunde nicht, weil Sic ein Slave sind. Vielmehr erwarte ich von Ihnen die größtmöglichste Förderung meiner Absichten und Zwecke." Er sah mich durchbohrend an, doch lag in diesem Blicke etwas unendlich melancholisches, überwältigendes, daß ich unvermögend, ihm zu widerstehen und jedes Gedankens unfähig ihm meine Hand reichte, welche er so feurig drückte, daß ich vor Schmerz aufschrie, denn durch die Anstrengung des ErHebens war meine Wunde auf­gebrochen. (Forts, folgt.) slovemschen Sprache routinirt sind, und sich fürchten, daß die vor. geschützten Bedenken zur Einführung derselben ins Amt durch diese immer mehr verschwinden würden, zugleich ihnen aber die dadurch mögliche Gelegenheit entginge, diesen oder jenen mißliebigen Bezirks­richter zu chitaniren und ihn 2—3 Monate ohne Adjunkten an dem schweren Lastwagen des Bezirksgerichtes allein ziehen zu lassen. — (?aota la^urlutur.) Als der Präsident der Handels kammer Herr V . C. Supa n in einer ordentlichen Sitzung über die modernen Handelsverträge und über die sogenannte wilde Kon­kurrenz eine in der Kammer sehr beifällig aufgenommene Rede hielt, wurde er vom hiesigen „Tagblatt" durch hohle Fräsen leidenschaftlich angegriffen. Kurz darauf und zwar im Monate Jul i erschien von Herrn Supan in national-ökonomischer Richtung die bekannte Bro­schüre „Schutz der heimischen Arbeit," und darin heißt es wörtlich schon in der Vorrede: „daß auch Frankreich eine bedeutungsvolle Wendung in der Handelspolitik anstrebe" und unter der Vorrede steht die besondere Notiz „Nie hat die Normandie so viele Zah­lungseinstellungen erlebt, als jetzt, :c. lc." Nun lesen wir in dem neuen „Wiener Tagblatt" vom 30. Oktober l. I . Nr. 301 aus der Hauptstadt der Normandie (gegenwärtig: Departement Nieder-Seine) folgendes Telegramm: „Ronen, 29. Ottober. Hier fand ein von 2000 Personen besuchtes Meeting statt. Nach einer beifälligst auf­genommenen Rede Puyer-Quertier's erklärten die Deputirtcn Estan­celie, Corneille, Quesne, Vuisson und Desseaur, daß sie die Kündi­gung aller Handelsverträge verlangen werden. Die Versammlung beschließt, daß ein Nouener Könnt« in Permanenz bleibe und den Zusammentritt eines Generalkomitäs der gesammten Industrie Frank­reichs in Paris herbeiführen werde. Die Versammlung trennte sich unter den Rufen: „Es lebe Quertier!" — (Vom Kriegsschauplätze.) Da die Niederwerfung des Aufstandes voraussichtlich Iustifizirungen zur Folge haben wird, so können diejenigen, welche mit diesem Gedanken vertraut sind und es kaum erwarten, Zeit und Lust dazu haben, ihre müßige Zeit dabei reichlich zu verwerthen. — (Das Grazer neue l.t. Gymnasium) zählt im ganzen 195 Schüler, wovon sich die Mehrzahl in den unteren Klassen be­findet. Die Oktav« zählt 6, geradesoviel als Lehrer, die Septima 20, die Sexta 8, die Quinta 31 Schüler, ein deutliches Zeichen, wie wenig nothwendig eine solche auf slavische Kosten errichtete An­stalt war. Wenn ein ncuerrichtetes slavisches Gymnasium so wenig Schüler aufzuweisen hätte, welch ein Gefchrei würden da nicht die deutschen Blätter erheben, um es als überflüssig und die Steuer­zahler nur belastend hinzustellen. Zweites offenes Schreiben an Seine des Herrn Raimund Pirker, Mitglied des konst. Vereines, konst. Gemeinderath und k. t. Nealschullehrer Wohlgeborn in Laibach. I n stürmisch bewegten Zeiten hat sich die Weltgeschichte immer beeilt, große Männer zu gebären. Daß Sie unter denselben einen beachtenswerthen, wenn nicht einen hervorragenden Platz einnehmen, dagegen weiden Sie, so viel wir Ihren Eigendünkel kennen, am allerletzten protestiren, seitdem Sie nämlich nicht nur k. l. Neal­schullehrer, sondern auch noch mit konstitutionellen Würden behaftet sind. Dieß haben wir Ihnen bereits im ersten Schreiben angedeutet, worauf Sie mit der Antwort großmüthig im Rückstande sind. Große Männer werden groß durch ihre Thaten, wennschon die neuere Epoche nachsichtiger oder, weil es auf Euer Wohlgeborn besser Anwendung findet, genügsame r geworden, da schon bloße Worte zur Größe verhelfen. Und in dieser Richtung muß man der Vor­sehung, der Lenterin der Weltgeschichte, tatsächlich grollen, daß sie Euer Wohlgeborn nicht zeitiger in die Welt setzte, daß Sie jenen Mann für die Wirren des nationalen Schwindels aufsparte, der in der letzten Gemeinderathssitzung den denkwürdigen, die herrlichen Träume der Slovenen auf ewig vernichtenden Ausspruch that: „Tic Einführung des Slovemschen in die Schule ist eine pädagogische Unzulässigkcit," O großer Mann, warum thaten Sie diesen welterschütternden, nationenvernichtenden Ausspruch nicht früher? Vielleicht säßen Sie bei der jetzigen Zeitströmung nicht auf dem Nealschullehrersitze, aber auf einem Ministerstuhle und würden nicht unwürdigen Schülern, sondern Reichen imponiren, vielleicht wäre dann der Schritt, den Sie gelhan haben sollen, um k. k. Realschuldirektor zu werden, nicht nothwendig gewesen, vielleicht würden Sie dann nicht Ihren Schülern armselige Pens«, sondern ganzen Bezirken Befehle dittircn und mit Kandidaten für Realschuldirektorstellcn wie mit Schachfiguren spielen. Indeß, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und wir sind voll­kommen überzeugt, daß Sie das, was Sie noch nicht sind, zu weiden hoffen. Daß Sie einstens dem Panslavisnms huldigten, beweist nichts, als daß Sie Wandlungen unterworfen sind. Tempora mutanter et no8 mutamur in iI1i8.'^) Es gab eben schon vor Ihnen na­tionale Renegaten und Sie haben durch diese Schwenkung kein ori­ginelles Manöver ausgeführt. Wir wollen auch nicht Ihrer Weisheit zu nahe treten und diese Schwenkung tadeln, denn wir sind über­zeugt, daß Sie wissen, was Sie lhun. Trotzdem gibt es eigentümliche Käuze, welche behaupten, daß Euer Wohlgeborn selbst eine pädagogische Unzulässigkeit sind, ja die sonderbaren Schwärmer behaupten sogar, Sie hätten besser gethan, wenn Sie jene glorreichen Worte in einer geheimen Sitzung gesprochen hätten, damit dieselben nicht gedruckt worden wären, ja — hören Sie ! — eben diese unwissenden Kritiker be­haupten, daß an dem, was Euer Wohlgeborn sprechen, ga r nicht s gelegen ist, und daß — hören Sie die Anmaßung! — die An­sichten der Landtagsmajorität maßgebender sind, als Ih r ohne Zweifel auf pädagogische Erfahrungen gestützter Ausspruch. Noch mehr: Dieselben Schmäler Ihres konstitutionellen Ruh» mes und Neider Ihrer Triumfe auf pädagogischem Felde erfrechen sich sogar, der Ansicht zu sein, daß Euer Wohlgeborn diesen epoche­machenden Ausspruch im Rathe der dreißig Weisen bloß deßwegen gethan hätten, weil Sie des Slovenischen nicht in dem Maße mächtig wären, um darin tonst. Reden halten zu können! Kann man von einem einstigen Panslavisten eine derartig beleidigende Meinung ha­ben, zumal Ihre außergewöhnlichen Geistesgaben unmöglich den Ver­dacht aufsteigen lassen, als ob Sie des Slovenischen nie mächtig ge­wesen wären oder dasselbe gar — Korridile äiotu *^) — sy schnell vergessen hätten? Nein, wir glauben es nicht und zählen diese Men­schen in die Klasse der Verleumder, von welchen große Talente stets benagt werden. Bei so bewandten Umständen überrascht es uns nicht mehr, wenn Verkleinere»,- Ihrer Größe es ungescheut öffentlich aussprechen, daß Euer Wohlgeborn durch Ihre Reden die Welt nicht umstürzen werden; obschon wir weit entfernt sind, dieser Ansicht beizutreten, so bedauern wir es gleich Ihnen sehr lebhaft, daß Sie noch nicht Landtagsabgeoidneter sind; wir meinen nämlich die Gallerie, welche durch Ihre Reden ohne Zweifel in steter Heiterkeit erhalten worden wäre. Wi r haben hier absichtlich die beiden Worte „noch nicht" betont, weil Sie zweifelsohne, wenn Sie auf diesem Wege fort­fahren, demnächst im Nedoutensaale zur Rechten DeLmans sitzen werden, denn Verdienst bricht sich immer Bahn. Mit Berücksichtigung aller Ihrer bekannten und unbekannten Verdienste um liberale Tendenzen, welche jedenfalls einsten s wer­den gewürdiget werden, können wir unmöglich umhin, Euer Wohl­geborn Genie die gebührende Bewunderung zu zollen und Sie zu versichern, daß wir mit Sehnsucht auf einen ähnlichen Ausspruch warten, um ihn dann gebührend anstaune n zu können. I n Oester­reichs Interesse aber sprechen wir den Wunsch aus, daß Sie sich vervielfältigen könnten, damit jede Stadt ein so weises Gcmeinde­rathsmitglied, jeder lonst. Verein einen so unfehlbar den Nagel auf den Kopf treffenden Redner und jede Realschule einen pädagogisch so zulässigen Mann hätte wie Laibach, das auf dem besten Wege ist, durch Euer Wohlgeborn weise Sprüche berühmt zu werden. I n früheren Zeiten pflegte das Auftauchen großer Männer mit Himmelserscheinungen wie Sterne mit Schweifen verbunden zu sein, jetzt tragen solche Männer selbst häufig ein derartiges An­hängsel in Form eines Zopfes , welcher sich vorzüglich in Reden zu offenbaren pflegt, die von minder begabten Zuhörern dann in ' ) Für den Fall, daß Euer Wohlgeborn auch die lateinische Sprache „unzulässig " wäre, folgt hier die Übersetzung: „Systeme ändernsich und tonst. Realschullehrer mit ihnen." " ) Aus demselben Grunde deutsch: „Slovenisch zu sagen" oder was gleichviel: „Unzulässig." Der Setzer. trivialer Mundart „Stiefel" getauft werden. Dieß haben wir indeß eben bemerkt, ohne Euer Wohlgeborn damit in irgend einer Weise in Verbindung bringen zu wollen. Hiemit empfehlen wir uns Ihnen mit der Bitte, uns huldvollst in gutem Angedenken behalten zu wollen und verbleiben mit gebüh­rendem Respekt Euer Wohlgeborn in Bewunderung zerfließende Unzulässige. Zweites Krankheits-Bulletm. Nach festgestellter Diagnose Erliegt Frau Austria dem Lose, Dem jeder Körper unterliegt Wiebald ein Glied die anderen drückt. Verstorbene. Den 20. Oktober. Dem Auto» Blojek, Taglöhner, sein Kind männli­che!! Geschlechtes, nothgetanst, in der Stadt Nr. 89, tootgeboren, in Folge schwerer Gebmt. — Matthäus Moikcrz, Bettler, alt 42 Jahre, im givilspi­tal, an der Wassersucht. Den 21. Oktober. Martin Ierma», Inwohner, alt 58 Jahre, im Zivil­spital, an der Gehirnhöhlenwassersucht. Den 22. Oktober. Herr Kaspar Salomon, Marqneur, »lt 45 Jahre, im Zivilspital, am Gedärmbrande, — Herr Franz Gonget, Gastgeber, Haus­unb Rcalitätenbcfißer, alt 41 Jahre, in der Stadt Nr. 88, an bei Wassersucht. Den 23. Oktober. Dem Herrn Franz Udermann, f. k. Patental-Inva­lide-Feldwebel, sein Kind Ursula, alt 1 Tag, in ter St. Petersvorstadt Nr. 40, an der Lebensschwäche. Den 24. Oktober. Helena Cuudcr, Kleinviehstccherswitwe, alt 44 Jahre, in der St. Petersvorstadt Nr. 45, an ler Leberentartung. loli rnaotie cisiu ?. ^. Publikum ä,6 6rA6k6U3t6 ^2261^6, 6^33 illti lür 6i6 ^Villt6r-8ai3oii ein reicklial­tiAL3 I^zsr von vLM« - pe^MiMIl 6rtililt6li IiÄ,I)6 imä mioli nun r6olit ^alilroilllieill 2ll­8pruotis 1)63tsu8 em^tslils, in voraus clis rssIZts uuä KilliAZts LscliolinnA 2N8ioIi6riiä. 102—1. UanptplatL Nr. 13. 8«. IInollSSborn <^nt Ilorm D oralen Hermann ^norspvrS. 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