Nr. 9. Zkplemüer 3899. II. Jahrgang. W.^ - ; MG«. Ä ^TaTaT^TaWaW^M MNUM F^wn?g»srtcn • <1 • MOMKLLSUM-' wifywjm Debete um die Bekehrung der Lhamiten von Lentral-Afrika zu erlangen. Beten mir für die unglücklichen Ncgervötker Central-Afrikas, damit Gott, der alles verinag, von ihren Herzen einmal den Fluch Cham's hinwcgnchme und ihnen jenen Segen verleihe, den man nur im Namen Jesu Christi, unseres Herrn und Gottes erlangen kann, O Herr Jesus Christus, alleiniger Erlöser des ganzen Menschengeschlechtes, der Du bereits herrschest von einem Meere zum andern und vom Flusse bis zu den Grenzen des Erdkreises, öffne erbarmnngsvoll Dein heiligstes Herz auch den unglücklichsten Seelen von Central-Afrika, welche noch in der Finsternis und im Todesschatten sitzen, auf dass durch die Fürbitte der gütigen Jungfrau Maria, Deiner unbefleckten Mutter, und ihre- glorreichen Gemahls, des heiligen Josef, die Negervölker ihre Götzen verlassen, vor Dir sich niederwerfen und Deiner Kirche zugesellt werden. Der Du lebst und regierest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Gorrrresponöenz öer Gxpeöition. Eingegangene Gaben. (Monat September.) Johann Godec, Kaplan, Ober-Görjach, 5 fl. Canonicus Hagg, Brixen. 20 fl: Anna Meckert, Oppeln, O.-Sch, 1 ft.; Alois Weissteiner, Wien, 1 ft; durch Dr. I. Ehr. Mitterrutzner, Neustift von Ungenannt lOfl.; Maria Krill, Wien, 2 fl.; H Neher, Pfarrverweser Bronnen bei Laup-heim 60 M.; Johann Godec, Priester, Bistritz, 16 fl. Messstipendien, 4 fl. Gabe; I. Plafeller, Pfarrer, Mühland, 5 fl ; Ungenannt, Wien, 1 fl.; Seilerinacher Lorenz, Brixen, 0.50 fl.; Unge-nannt, Brixen, 10 fl; Ungenannt, 1.50 ft ; Friedrich Moll, Präfect im Bincentinnm, 7 fl.; Johann Godec, Kaplan, Ober-Görjach, 17.50 fl ; A. Henögl, Franciscancr, Maria-Trost bei Graz, 50 fl. Messstipendien; Hnbertine Blistain, Ahrweiler, 14.70 M. Aus Mühland, 2.60 fl.; Heinrich Mayer, Ried, Ob.-Ost., 0.75 fl.; Dr. Schacht, Soldau, 1 50 fl.; I. Malics, Lehrer, Braunsberq, 8 $t.; Julius Poppe, Bozen, 0.75 fl.; I. Manubach, Schiffweilcr 3 M; k. C. Jurasek, Linz, 13.50 fl.; Math. Kreuzberger, Bischofshofen, 0.76 fl.; Heinrich Smetana, Linz a D., 0.75 fl.; Marie Lasser, Hallein, 0.75 fl.; I. Stalbach, Waldbreitbach, 3 M. Aus Niederziessen, Rheinland, 4.50. fl. Aus München 40 M. Zielen und allen übrigen Wohlthätern sagen mir ein herzliches „Dergclt's Hatt!" nnd bitten um weitere milde Haben für unser Missionshans. Mustrmte IeitschkP fir m Afrika» Organ W Missionshauses der „Löhne des HP. Herzens Jesu". Erscheint am En5e jeden Monats. Nr- 9. September 1899. II. Jahrgang, Inhalt: Unser neues Missionshaus. — Ave Maria (Gedicht). — Maria, Ejilfe der Lhristen (Gedicht). — Unser Missionsgebiet. — Von Kairo nach Lhartum (Schluss.) — Aus dein Leben einstiger Neger-Sclaven: 7. Karl £)orži. — Verschiedenes, Wljer lieilks WssionsiMNs. pte wir in der letzten Nummer angekündigt hatten, wurde am 28. Aug., dem Feste des großen Afrikaners hl. Augustinus, unser neues Missionshaus, allerdings erst ein Theil des ganzen projectierten Baues eingeweiht. Bereits um 4 Uhr morgens kündigten Pöllerschüsse, die in vielgestaltigem/Echo durch Berg und Thal erdröhnten, den festlichen Tag an. Etwas vor 6 Uhr erfolgte die Ankunft Sr. Excellenz des Hochwürdigsten Fürstbischofes Simon Aichner. Um 6 Uhr setzte sich vom alten Hause aus die Procession unserer Mitglieder mit Sr. Excellenz in Bewegung und zog freudig bewegt zum neuen Hause, das im Fahnenschmücke prangte; hoch vom Dachgiebel wehten in der ganzen Länge und Breite des Gebäudes zahlreiche Flaggen in päpstlichen, österreichischen, tirolischen und Brixener Farben. Beim Haupteingange, wo bereits der eigens eingeladene Leiter der Bezirkshauptmannschaft Brixen, Herr Baron von Freyberg wartete, begann der Fürstbischof die Einweihung und durchzog dann segnend und abwechselnd mit unserer Ordensfamilie die vorgeschriebenen Psalmen betend alle Gänge und Stockwerke des Gebäudes, unter dem Donner der Pöller und den mächtigen Klängen der neuen Hausglocke. Zum Haupteingang zurückgekehrt betete der Fürstbischof das Einweihungsgebet. Alsdann nahm er Insul und 194 Unser neues Missionshaus. Stab und zog mit unserer Gemeinschaft betend zur Hauskapelle, die er einweihte. Nachher legte Se. Hochfürstlichen Gnaden die Messgewänder an und las unter Assistenz die erste hl. Messe in den neugeweihten Räumen. Während der Ponti--calmesse wurde von unserer Gemeinde die bekannte und immer schöne deutsche Singmesse von Michael Haydn „Hier liegt vor Deiner Majestät" gesungen. Während der Messe reichte der Fürstbischof den Unserigen die hl. Communion und setzte dann das Hochwürdigste Gut im Tabernakel ein, und seither weilt unser verborgener Gott in unserer Mitte. Der Fürstbischof und unsere Gemeinde wohnten einer zweiten hl. Messe bei. Erfüllt von Dank gegen Gott, der uns das neue Heim gegeben, und freudig bewegt stimmten wir am Schlüsse ans voller Brust das ewig schöne Herz-Jesu-Bundeslied von I. Seeber, für einstimmigen Chor von unserem berühmten Brixener Componisten Ignaz Mitterer, cm: feierlich und ernst, ganz wie ein Schwur, der aus begeisterter Seele kommt, klang es durch die schönen, lichten Hallen: „Heut' geloben wir auf's neue, Jesu Herz, Dir ew'ge Treue." Noch am selben Tage bezogen wir unser geweihtes Heim. Unsern Aufenthalt in demselben begannen wir mit den Geistlichen Übungen, die vom 30. Aug. bis 8. September unter Leitung des Hochw. P. Laaber S. J. ans dem Collegium zu Innsbruck, stattfanden. Am 9. September feierten wir das Fest des heiligen Petrus Claver, wobei die ersten zwei Einkleidungen im neuen Hause und das erste feierliche Levitenamt stattfanden. Vom 21. bis 23. September erfreute der Hochwürdige Generalobere P. Angelus C olomberoli unser Haus mit seiner Gegenwart. Möge Gottes Segen über dem Hause walten bis in die spätesten Jahrzehnte und mögen aus demselben recht viele seeleneifrige und opferfreudige Söhne des hlst. Herzens Jesu hervorgehen! Möge Gott aber auch uns die alten Wohlthäter erhalten und neue zuführen. Ein Bild des neuen Hauses kann erst in folgender Nuulmer erscheinen. Im Walde wohnt ein Vögelein, ! Das fingt so wunderschön, j Ls trinkt am Bachlein klar und rein, Schaut dankbar zu den ksöh'n. Lin Liedlein singt's aus voller Brust, Ls jauchzt uiit> singt vor Freud' und Lust: Ave Maria! Die Lerch' sich auf zum Fimmel schwingt } Wie eine Rose roth, i Lin Liedlein ihrem Schöpfer singt j Zum Dank für's, Morgenbrot. j Sie schärft das Äuglein, und von fern i Grüßt trillernd sie den Morgenstern: Ave Maria! { Ls fliegt hinauf der stolze Aar Zur Sonne pfeilgeschwind; tseut' bringt ihr seine Huldigung dar Sein erstes theures Kind. Die Mutter auf zum Fimmel blickt, Das Kind versteht's — ruft ganz entzückt: Ave Maria! Da klingt ein Glöcklein in dem Thal' Wie Himmelsmelodie, Die frommen Menschen allzumal Sich werfen auf die Knie; Das Aug', die Hände und das Herz voll Andacht rufen himmelwärts: Ave Maria! Bernhard Zorn, 5. d. h. Z). Bam, 8ilft der Khriften. voll Iiluthizer Krieger die Schiffs der Christen, Schon blickten von ferne die feindlichen Küsten. Bei £ e p a n t o roar’s, wo die tapfere Flotte Hoch schwenkte die Fahne, dem Halbmond 311111 Spotte. Das bläuliche Illeer, der noch J| blauere Bimmel, m™™ Sie schau’n voll Erwartung ins ÄWö bunte Gewimmel. ...................... Aus taufenden Herzen „GJung-, frati, versage" — Sie Schlacht ist entschieden, der Sieg unserm Ejeere, Sir, Jungfrau Maria, sei einige Lhre. Lrscholl's — „deine Hilfe nicht am heutigen Tage." Schon wirbeln die Trommeln und donnern Kanonen Sf| Und pfeifen die ^Kugeln, die keinen verschonen, Und heißer und wüth’ger der Kampf stets entbrennet, Doch keiner der Kämpfer noch Sieger sich nennet. Im/ Sa schwirrt's in den Lüsten — mit tödlicher Wunde Ali sinkt, es fliehen die türkischen Hunde. Sief. m. OorFeitliuber, E. S. C. ns« »jjsimiMliiet. Gin ZZLick auf die WoöenbefcHaffenHert Gentvatafvikas. Von Leopold Jcuiirb, F. S. G. )frifa, der dunkle Welttheil, das Haus der Knechtschaft, wie der berühmte Afrikaforscher Georg Schweinfurt es bezeichnet, arbeitet sich in den letzten Jahren gewaltig aus seinem Dunkel heraus und tritt in den Vordergrund des Interesses der europäischen Völker. Zuerst weckte der geheimnisvolle Schleier, der seit Jahrtausenden die afrikanische Welt verhüllte, Neugierde und forderte die von Kraftfülle strotzenden Nationen heraus, und nacfh dem es kühnen Reisenden gelungen war, denselben theilweise zu lüften, zieht die Großartigkeit und Mannigfaltigkeit der Erscheinungen, die in buntesten Bildern dort vor die Augen treten, die Geister an sich und fesselt sie mit dem Zauber der Neuheit. Und das tiefe Elend der afrikanischen Völker muss, wo immer es bekannt wird, in edleren Herzen, die für das Wohl und Wehe der Menschheit ein Mitgefühl haben, die Sehnsucht erwecken, den unglücklichen Völkern zu Hilfe zu kommen und ihrem Elende abzuhelfen. Wessen Horizont sich nur ein wenig über die Kleinstädterei und Alltäglichkeit seiner Heimat erhebt, der kann nicht gleichgiltig sein gegenüber den weltbewegenden Fragen, die jetzt in Afrika gelöst werden, zumal, wenn das Vaterland dabei nicht wenig zu gewinnen hat. Es handelt sich darum, ob Afrika, dieser wunderbare Erdtheil, noch länger der Barbarei angehören oder der Civilisation sich ergeben soll, ob Islam und Sclaverei oder Christenthum und Civilisation dort herrschen sollen. Solches zu bewirken liegt nicht in der Macht eines einzelnen, denn wäre er auch stärker als Samson und klüger als Salomon, er müsste der Größe des Werkes unterliegen; die Civilisierung eines ganzen Welttheiles und die Rettung einer Menschenrasse ist Sache großer Vereine, Völker und Reiche, und es wetteifern auch wirklich alle Völker und Reiche in der Betheiligung am großen Werke. Aber leider nimmt unser Österreich in diesem edlen Wettstreite einen sehr bescheidenen Platz ein! Es i9G Unser Missionsgebiet. ist wahr, dass Österreich keine Kolonien besitzt und deshalb für das civilisatvrische Werk der katholischen Missionen nicht einen Jo großen Eifer entwickeln kann, wie die Kolonialmächte; aber wer weiß, wenn Österreich mehr die Missionen unterstützt hätte, ob es nicht auch schon eine Kolonialmacht wäre oder eine solche werden könnte. Auch ist es es wahr, dass es in unserem Vaterlande selbst mit dem Glauben nicht ans das beste steht, ich meine aber auch, dass eine rege Betheiligung am Werke der Glaubensverbreitung das einzige Mittel sei, um einen neuen Aufschwung des religiösen Lebens herbeizuführen. Auch wird, wenn alle Österreicher eine erhabene Idee vor Augen haben und für hohe Ideale sich begeistern, der innere Zwist aufhören, der unser Vaterland zerrissen hat, und Eintracht und Liebe werden zurückkehren in unser liebes Österreich. Afrika ist das Land der Gegensätze in packendster Ausprägung, eine Welt voll von Wundern in der Natur-, Menschen- und Thierwelt, eine Märchenwelt, wo das Wirkliche vom Fabelhaften nur durch eine schmale Grenze geschieden ist. Da gibt es Länder, wo der sonnverbrannte Boden keinen Keim des Lebens aufkommen lässt, und wiederum andere von einer beinahe wunderbaren Fülle und Mannigfaltigkeit der Production; Spuren von uralter Kultur und Länder mit alteingewurzelter rohester Barbarei, Volker ebenso verschieden in Hautfarbe als in Religion und Sitten. Vor den anderen zeichnen sich die großen Sudauländer mit der reichen Fülle günstiger Lebensbedingungen, mit einer Bevölkerung voll Lebenskraft und Entwicklungsfähigkeit aus und verdienen in hohem Grade das Interesse Europas. Vor allem aber hat Österreich sowohl der bereits gebrachten Opfer an Geld und Leuten, als auch seines eigenen Vortheiles und seiner Ehre wegen, das Recht und die Pflicht, dem Sudan, der eben jetzt in ein neues Stadium der Entwicklung tritt, und der Mission von Kentral-Afrika, der die Missionierung dieser gewaltigen Ländercomplexe obliegt, das wärmste Interesse entgegenzubringen. Die Kivilisieruug eines so ungeheueren Gebietes kostet zwar große Opfer, ich bin jedoch überzeugt, dass kein Österreicher, der die Sache erkennt und einsieht, sich vor den Opfern, die unserem Vaterlande zum Wohle und zur Ehre gereichen werden, scheuen wird. Um diese Erkenntnis in etwas zu fördern, will ich hier, nach den Angaben der deutschen Afrikaforscher Schweinfurt, Nachtigal, Vogel, Barth und des verdienten Missionärs Johann Dicht!, eine kurze Schilderung des Missionsgebietes zusammenstellen. Die physische Bodenbeschasienheit. Die Mission von Kentralafrika dehnt sich aus van Assuan, am ersten Nil-cataract, bis zum Albert Nyanza-See und von Suakin am Rothen Meere bis zu den Felata-Staaten im Westsudan. Sie umfasst somit nebst Nubien den ganzen Ost- und Kentralsndan ober TsLdseebecken mit einer Bevölkerungszahl von 50,000.000 Menschen. Das Wort Sudan ist starker ober gebrochener Plural vom arabischen Worte äsuad = schwarz; also beled es Sudan — Land der Schwarzen, Nigri-tien. Der ganze ungeheuere Ländercvmplex wird nach der geographischen Lage und nach der historischen Entwicklung in mehrere Gebiete eingetheilt: am Nil liegen von Assuan bis unterhalb der Mündung des Atbaraflusses Nubien, südlich davon auf dem rechten Ufer Senaar und noch südlicher das unerforschte Negergebiet am Flusse Sobat. Am linken Nilufer dehnt sich die Provinz Kvrdvfan aus, südlich die noch größteutheils unerforschten Negergebiete und nördlich vom Albert-See, an den beiden Ufern des Obernils, die ehemals ägyptische Aequatvrialprvvinz. Östlich von Kvrdvfan liegt das alte Königreich Darfur, südlich davon wohnen die freien Negerstämme in dem vielverzweigten Geäder des Bahr-el-Arab. Zum Kentralsudan ober TsLdseebecken gehören die muselmännischen Staaten von Wadai, Bagirmi, Bvrnu und Adamaua, und südlich davon liegt wiederum ein beinahe ganz dunkles N gergebiet. Unser Mssionsgebiet. 197 Im Sudan ist vorherrschend die Form der Ebene, und zwar sowohl der mit neuen Alliivionen und Tertiärbildungen des Süßwassers bedeckten Niederungen, als auch der ans neptunischen Sedimenten gebildeten Tafellandschaftcn und der ans Urgestein gebildeten rauhen Hochstächen. Im allgemeinen erhebt sick der Sudan von Norden gegen Süden und von Westen 'gegen Osten. Im Süden, am Mwutan- oder Albert Nyanza-See, erhebt sich das Land über 600 Meter i Drix, 198 Unser Missioilsgebiet. über das Meeresniveau, bei Assuan nur noch 104 Meter und am TsLd-See 244 Meter. Die durchschnittliche Höhe der Hochebene beträgt 500 — 600 Meter. Im Norden geht die Sahara-Wüste in unmerklicher Weise in den Sudan über; dem von Norden ans der Wüste vordringenden Reisenden bietet sich nach und nach eine Fläche mit merkbarer Vegetation; endlich verschwinden die Dünen; das Pflanzenreich fängt an sich zu entfalten; zahlreiche Spuren von Antilopen, Gazellen und Hhänen, einzelne Raben und Aasgeier und kleine Singvögel deuten an, dass man sich am Ansgange der Wüste befindet. Den eigentlichen Übergang zu den fruchtbaren Regionen bildet die große Steppe Tintümma, eine unfruchtbare Ebene, hier mehr, dort weniger gewellt, hier mehr, dort weniger mit Gras bewachsen, doch fast nirgends ohne Vegetation. In der zweiten Hälfte vereinigen sich die vereinzelten Tundubbäume und Akazien zu Gruppen, und der Weg des Reisenden wird allmählich zum ausgetretenen Pfade. Nun beginnt auch die Wald-vegetation, und zwar in einer Fülle, die die Reisenden in Erstaunen setzte. „Welch' malerische Gruppen," schreibt Dr. Gustav Nachtigal, „welcher Reichthum der Färbung, welche Mannigfaltigkeit der Formen! Mit inniger Lust weilt das Auge des Wüstenreisenden ans diesen Schöpfungen der Natur, deren Genuss ihm im Gegensatze zur todten Welt, die hinter ihm liegt, ins Unendliche vergrößert wird." Aber die Form der Ebene ist nicht die ausschließliche im Sudan. Zahlreiche, dichter beisammenliegende oder zerstreutere Berg- und Gebirgsinseln verschiedenen Umfanges erheben sich aus derselben und bringen Mannigfaltigkeit des Reliefs hervor. In Nubien, das in der neuen Zeit zum Sudan gerechnet wird, zieht sich das nubisch-äghptische Küstengebirge, bestehend ans zahlreichen Reihen vereinzelter, nackter und öder Gebirgsstöcke, längs des Rothen Meeres nach dem Norden, wo es im Dschebel Elba eine Höhe von 1500 Metern erreicht, und schickt zahlreiche Reihen von Bergketten und einzelnen Bergen und Klippen nach den Wüsten des Inneren. Dieselben erstrecken sich bis zum Nil und darüber hinaus und bilden die die Schiffahrt gefährdenden Katarakte. Kein Gewächs, nicht einmal ein Dornstrauch, kann auf diesen isolierten, nackten und schwarzen Felsmassen aufkommen. Senaar ist größtentheils eben, nur im Osten und Südosten, wo es an Abessinien grenzt, ist es von Bergen umrahmt. Am äußersten Nordpunkte, bei der Vereinigung der beiden Ströme des weißen und des blauen Nil, den dürftigen Charakter der Wüsteusteppe zeigend, nimmt es schnell den Charakter der Steppe mit fruchtbarem Boden an, während auf den Flussufern des Bahr-el-Asrag dichter Wald aufzutreten beginnt. Das Terrain wird im Südosten, d. h. gegen die abessinische Grenze hin allmählich unebener, und man findet ungefähr in der Mitte der Dschesira (b. i. Insel, weil die Provinz, an drei Seiten von Strömen begrenzt, einer Insel gleicht) die ersten bedeutenden Erhebungen, welche, dort noch gänzlich isoliert, gleichsam die letzten Vorposten der sich im südlichen Theile zn Berggruppen und Bergzügen gestaltenden Gebirge sind, die wiederum als Ausläufer des großen nordostafrikanischen Gebirgsknotens der abessinischen Alpen angesehen werden können. Im Südosten verflacht sich das Land vollständig und geht an der Mündung des Sobat in eine Sumpfregion über. Cordofan, auf betn linken Nilufer zwischen 12° und 16° nördlicher Breite, ist eine Grassavane mit unbedeutenden Erhebungen im Süden und im Westen; die bedeutendsten unter ihnen sind: der Dschebel Tagalla und das Düv-Stuba im Südosten, die Gruppe von Daier im Süden, Kagga und Kataul im Nordwesten und der Dschebel Abu-Senun, der Dschebel Cordofan und andere isolierte Berge im Westen. Diese Berggruppen sind meist von geringer Erhebung, die höchsten Spitzen 420—608 Meter über dem Meeresspiegel, jedoch wild zer- Unser Missionsgebiet. 199 flösset und schwer zugänglich. Die Ebenen liegen insgesammt 410—420 Meter über dem Meere. Die höchste Erhebung hat das Land um El-Obeid und im Norden und Süden. Die Scenerie des Landes weist keine erfreulichen Züge auf. Ungeheuere Savanen, Mohn-Felder, bloß hie und da von einer Adansonie beschattet, breiten sich über das Land. In und nach der Regenzeit, welche Mitte Juni beginnt und bis September dauert, bedeckt sich das Land mit anmuthigem Grün und bietet einen erfreulichen Anblick. Das Land auf dem rechten Nilufer ist uns südlich von Senaar sehr mangelhaft bekannt. Allerdings weist ein bedeutender Strom, der Sobat, den Weg ins Innere, allein er ist nur an seinem Unterlaufe erforscht, der Mittel- und Oberlauf sind uns völlig unbekannt. Der Dschebel-Nyemati oder Dschebel-Dinka, nahe am 12° nördl. Br., bildet den Markstein des eigentlichen Negerlandes. Das Land ist bis zur Mündung des Sobat eine unermessliche Ebene, durch die sich der Bahr-el-Abiad mit seinen weißlich-grünen Wogen mühsam dahinschleppt. Die Ufer sind bald rechts, bald links mit anmuthigen Wäldern besetzt, in denen sich zahlreiches Wild birgt. Südlich vom Sobat sind die Ufer des Bahr-el-Dschebel, wie der Nilstrom von der Mündung des Gazellenflusses an genannt wird, niedriger, die Wälder werden seltener, und ungeheuere Grassteppen ermüden das Auge des Wanderers. Das ganze Land, bis zur ehemaligen Missionsstation Gondocoro, ist eine unübersehbare Ebene, auf 100 Kilometer erhebt sich kein Hügel, der die Termitenhaufen überragte. Die ehemalige ägyptische Äguatorialprovinz auf den beiden Ufern des Nil, wo er aus dem Mwutan-See austritt, ist wiederum gebirgig. Die Madi-berge auf dem rechten Nilufer und westlich vom Mwutan-See sind dagegen bedeutend niedriger und schicken mehrere Bergketten gegen Nordwesten, welche die Wasserscheide zwischen Nil, Congo und Schürt bilden. Das Gebirgssystem geht südlich von Lado in die Ebene über. Ungefähr am 4° 9' nördl. Br. erhebt sich der Berg Logweik auf einer Nilinsel wie eine Pyramide empor und bildete bis 1875 das non plus ultra für die Nilschiffe. Dem Logweik gegenüber liegt ein Berg, Dschebel-el-Redjaf, Berg des Erdbebens genannt. In der Nähe der ehemaligen Missionsstativn Gondocoro befindet sich ganz allein der Berg Nyerköni, südöstlich davon, auf dem rechten Nilufer, der Belenyan oder Bilingang in Verbindung mit dem Suri und Longe. Hinter diesen noch mehr östlich und südöstlich erheben sich die Berge von Lokoya und die der Stria. Alle diese Berge sind vulcanischer Natur und werden häufig durch Erdbeben erschüttert; darauf deuten auch die Sagen der Bari-Neger vom Kampfe der Berge hin. „Einst," so erzählen sie, „stand der Berg Nyerköni auch auf dem rechten Nilufer neben dem Belengan, jedoch in einer schönen Nacht stetigen die Berge aus reiner Rauflust einen Streit untereinander an, und alle fielen über den armen Nyerköni her. Der unglückliche Berg musste den kürzeren ziehen und rettete sich mit heiler Haut auf das linke Nilufer, wo er noch jetzt steht." Daher auch sein Name Nyerköni, d. h. der durch den Streit da seiende; seine Höhe beträgt 3000 Fuß. Das alte Königreich Darfur ist ein Hochplateau von durchschnittlich 600 Meter Meereshöhe, das sich gegen den Bahr-el-Arab im Sudan und gegen Tsüdsee im Westen allmählich abdacht. Den Kern Darfurs bildet das wilde, von zahlreichen Flussbetten durchschnittene Marra-Gebirge, dessen höchste Spitze 1830 Meter beträgt. Die Flüsse befinden sich nur auf der südlichen und der westlichen Seite, die deshalb an Fruchtbarkeit des Bodens den Norden und Osten weit übertreffen. Das Marra-Gebirge misst nach Dr. Nachtigal von Norden nach Süden vier und von Osten nach Westen ungefähr zweieinhalb Tagemärsche. In den südlichen und westlichen Districten Darfurs wird Dochn und Weizen cultiviert, während in dem weniger fruchtbaren Norden und Osten nur Dochn gebaut werden 200 Unser Missionsgebiet. kann. Zwiebelpflanzen und Wald befinden sich in den fruchtbaren Theilen, während die unfruchtbaren sich desselben nicht erfreuen. Auch Tabak wird gebaut; ferner gedeihen Stachel- und Säufenbäume, im Süden viele Dattelbüume, an der Ost-grenze des Landes Affenbäume. Im Westen und Südwesten blüht die Viehzucht, im Norden und Osten finden wir das Kameel. Die zwischen dem Bahr-el-Arab, Bahr-el-Dschebel, Uelle und Nepoko gelegenen Gebiete sind bis jetzt noch sehr unvollkommen erforscht worden, weshalb uns die Physiognomie des Bodens nur äußerst mangelhaft bekannt ist. Das ganze große Gebiet ist seit der Eroberung Senaars und Cordofans ein Revier der Elefanten- und Sclavenjäger gewesen, die sich zum Betriebe ihres Geschäftes gewisse Stützpunkte im Lande verschafften, wo sie ihre Schätze aufspeicherten und von denen aus sie ihre Jagdzüge und Sclavenrazzias unternahmen. Es ist das ein prächtiges, von der Natur reich gesegnetes Land. In Thal und Berg entfaltet die tropische Vegetation eine wunderbare Pracht und Mannigfaltigkeit und ersetzt reichlich, was dem Lande an Cultur gebricht. Um die Senkungen des TsLd-Sees gruppieren sich die Länder Bornu, Kanem, Bagirmi und in größerer Entfernung Wadai. Das merkwürdige Reich Wadai hat in der Bodenbeschaffenheit viele Ähnlichkeit mit dem östlichen Nachbarlande Darfur und dem westlichen Bagirmi. Der Boden senkt sich gegen Westen dem TsLdsee zu, dem auch seine Gewässer zuströmen und zeigt nur im Osten bedeutendere Erhebungen. Das Land ist Reich an Waldungen und fruchtbar. Besser bekannt als Wadai ist das südöstlich vom TsLdsee am Geäder des Schari-Fluffes gelegene Negerreich Bagirmi. Die Grenzen sind zumal gegen Süden, wo es an freie Negerstämme stoßt, nicht festgesetzt, jedenfalls dürfte es sich sammt den abhängigen Negerländern vom 8. bis 12° nördl. Br. erstrecken mit einem Flächenraum von 50.000 Quadratmetern. Vorherrschend ist die Form der Ebene, die sich von Südost gegen Nordost zum TsLdsee abdacht; kleinere Erhebungen hat das Land nur an der Peripherie des engern Bagirmi in den tributpflichtigen Ländern Sokoro und Saria. (Schluss folgt.) |on Kairo noch Cliirtnin. Von P, Ii. A'av. dciicr, F. S. C. (Schluss.) ^^ie Hauptsrucht Afrikas ist die Dattel, die zweimal des Jahres gedeiht. Die Befruchtung muss durch die Übertragung der männlichen Blüte in Büscheln auf die weiblichen Bäume geschehen, die allein Früchte tragen. Die Blüte beginnt in Chartmn im Februar, die Frucht reift im Juni. Die Dattelpalme ist eine Hauptnahrung der Eingebornen (die Ausfuhr aus dem Sudan ist unbedeutend, wichtiger von Dongola und Koroško). Das Holz dient als Baumaterial, die Zweige werden zu Flechtwerk und Angarebs gebraucht, aus der Frucht wird Syrup und Wein bereitet. Seltener als die Dattelpalme ist die Fächerpalme (Dum) mit gabelförmigen Ästen und fächerartigen Blättern; das Stammholz der letzteren ist härter als das der Dattel. Ein weiterer Nntzbanm des Sudan ist die Tainarinde (Tamr hindi, b. h. Frucht Indiens), die eine bedeutende Größe erreicht, ähnlich unseren großen Birn- und Kirschbänmen. Die Frucht bildet einen ergiebigen Ausfuhrartikel. Die Sykomore oder der wilde Feigenbaum (Ficus sy-comorus), von den Arabern Dschummez genannt, mit breitästiger Schattenkrone, bildet eine angenehme Abwechselung in den Gärten und Anlagen. Er er- Von Kairo nach Chartum. 201 reicht eine ansehnliche Größe: ich maß am Ufer des Blauen Nil einen Stamm von 7,50 m. Umfang; in 2 m. Höhe von der Erde breiteten sich vom Hauptstamm mehrere dicke Äste aus, deren jeder durchschnittlich 11/2—2 m. im Umfange maß. Die Früchte, die sogenannten Eselsfeigen, werden von den Ein-gebornen gegessen. Der Gnmmi-Banm, der sich bereits bei Soba und Elefun am Blauen Flusse findet, liefert den Hauptausfnhrartikel des Sudan. Von den übrigen Bäumen und Sträuchern haben wir gelegentlich der Nilfahrt einiges erwähnt, was auch für Chartum gilt, da sich der Vegetationscharakter erst am Blauen und Weißen Flusse ändert. Die Ausnützung des Thieres bildet einen Hauptnahrungserwerb des Sudan. Obwohl die höckerigen Rinder anstatt von unserem fetten Klee und Wiesenheu sich von holzigem Wüsten- und Dnrrahstroh nähren, sind sie doch nicht hässlich. Eine besonders schöne Rasse mit Fettschwänzen und langen Ohrenlappen sind die Schafe, die nicht geschoren werden; die Ziegen hingegen sind niedlich und mager. Das eigentliche Schlachtvieh ist der Hammel (Charuf). Pferde kommen in geringer Anzahl vor. Tauben und Hühner sind zahlreich, Katzen selten. Ein eigenthümlicher Schlag ist der Sudanesel; er ist stark, flink und ausdauernd und trägt gewöhnlich l]/2 Centner; seltener ist das Maulthier. Der Hund, in verwildertem Zustand, von Wolfsgestalt und hässlicher gelber Farbe, findet sich, wie in Ägypten, massenhaft im Sudan, ist feig und faul und nährt sich von den Abfällen des Fleisches. Das nützlichste Thier ist das Kameel. Die Eingebornen essen das Fleisch. Ein großer Vorzug dieses Thieres ist dessen Genügsamkeit auf der Weide. Während der ganzen Reise von Suakin nach Berber nährten sich die Kameele von den dornigen Zweigen des Akazien- und Suntstrauches. Die reißenden Thiere finden sich in der Umgebung Chartums nicht, dagegen gibt es viele Jagdthiere: Hasen, jedoch kleiner als die in Europa, Gazellen, Hyänen, Tetel-Antilopen, Füchse (klein), Luchse u. s. w. Der Wolf ist selten. Am zahlreichsten ist die Vogelwelt vertreten. Die Sandbänke und Inseln beider Flüsse wimmeln von Sumpf- und Wasservögeln aller Farben und Größen. Wir finden wilde Gänse, Enten, Reiher, indische Hühner, Schnepfen, Strandläufer, Löffelreiher, Wachteln, große Pelikane; am Ufer Kraniche, Adler, Trappen, Geier; der Storch findet sich in der Nähe Chartums jedoch seltener; ebenso der Strauß, von dessen gebrochenen Eiern man ganze Strecken besät findet. Der Ibis (Ibis reli-giosa) ist an den Flussufern häufig; er macht sich als Vertilger von Schlangen nützlich. Außer den Schlangen (Hornviper, Brillenschlange u. s. to.) sind die Scorpione gefährlich. Diese, viel größer als die größten Hausseorpione in Oberitalien, die ich während zwei Jahren dort gesehen, machen die Wohnungen unsicher. Ich maß ein solches Thier von 5x/a Zoll Länge. Während meiner Anwesenheit in Chartum wurde ein Knabe gestochen. Als Gegenmittel werden Einreibungen mit Ammoniak erfolgreich angewendet. Ebenso und vielfach noch gefährlicher sind die zweibissigen Riesenspinnen, Taranteln. Wie die Scorpione gefährlich, sind die Termiten schädlich, wie wir früher gezeigt haben. Eine besondere Eidechscnart mit breitem Kopfe wird häufig als Jnseetenvertilger in Wohnungen gehalten. Für den Feldbau schädlich ist die Pharaonsmaus, ein ebenso großer Feind der Krokodile, deren Eier jtc bcr^c^rt. Von den Krokodilen, die im Weißen und Blauen Fluss sehr häufig sind, sprachen wir früher. Die Fische beider Flüsse find zwar mitunter von außerordentlicher Größe, jedoch von nicht anziehendem Geschmack. Im Weißen Fluss findet sich der sogenannte Boradah, elektrische Fisch. Vom Nilpferd bekam ich leider nichts zu sehen als dessen Haut, aus welcher eine Peitsche (Korbatsch) von 3—4 cm Dicke geschnitten wird. 202 Vml Kairo nach Chartum. Nun noch ein kurzes Wort über Industrie und Handel des Sudan. Die unbedeutende Industrie war meistens in den Händen der Mittelclasse, b. h. Araber aus Ägypten. Unter ihnen fanden wir Schuster, Schneider, Weber, Töpfer, Fleischer, Bäcker u. s. w. Sämmtliche Handwerke waren jedoch noch in primitivem Zustande, der nur durch die anwesenden Europäer etwas vervollkommnet wurde. Die Jndustrieproducte der Eingebornen überschreiten nicht die engsten Hausbedürf-uisse. Diese Genügsamkeit der Eingebornen ist der Grund des tiefen Standes der sudanesischen Industrie. Eine umso größere Bedeutung hatte der sudanesische Handel, der von den faulen Eingebornen unabhängig ist. Die innerafrikanischen Producte flössen in Chartum zusammen und wurden von dort an die Küste des Rothen Meeres befördert. Chartum bildete den Schlüssel zu sämmtlichen Provinzen des ägyptischen Sudan. Zwar war der Export von Gold aus Fasokl und Kordofan unbedeutend. Aber wilder Honig, Bienenwachs, Elfenbein, Gummi, Kautschuck, Ebenholz, Thier-häute, Eisen für das Arsenal in Chartum wurden aus den Gebieten des Weißen Flusses, Ebenholz, Straußfedern, Tamarinde, Senna, Quassia aus Kordofan und den Gebieten des Weißen Flusses geliefert. Über die Einfuhrartikel berichteten wir bereits früher. Der Sudanhandel hätte eine große Perspective vor sich, wenn ihm die Wege gebahnt würden. Der erste Schritt zur Hebung des Handels ist der Bau einer Sudanbahn. Die Karawanenstraßen über Kassala, Berber, Suakin und noch mehr über Koroško sind zu beschwerlich. Der Handel ist auf diese Weise vom guten Willen der Eingebornen und Kameelsührer abhängig gemacht, die allein Wege und Wasserplätze kennen. Hätte der Sudan damals seine Eisenbahn gehabt, so wäre es leicht gewesen, Chartum zu halten. Frankreich wiegte sich seit Jahren in dem riesenhaften Plane einer Saharabahu, um seine Besitzungen in Algier mit denen am Niger in Verbindung zu setzen. Ein weit weniger kostspieliges und für die Civilisation nicht weniger günstiges Project ist die Sudaneisenbahn. Ein zweites, höchst wichtiges Mittel zur Hebung der Civilisation im Sudan ist die Colonisation durch geeignete europäische Elemente. Ich sage europäische Elemente, denn die noch kindliche Cultur der Türken ist a priori total unfähig, im Sudan segensreich zu wirken, und wird durch ihren Egoismus und Schmutz nur die Eingeborenen empören, wie wir es eben vor Augen hatten. Ich sage ferner: geeignete europäische Elemente, da eine traurige Erfahrung lehrte, dass die moderne Philantropie in Afrika sich meist sehr selbstsüchtig zeigte. Es waren Europäer im Sudan, die den Namen Europa's durch Gewinnsucht und unschönes Leben schändeten. Die Missionen sind der erfolgreichste Factor im Civilisationswerke Afrika's. Aber wenn dieselben nicht unterstützt, vielmehr in ihrem Werke gehindert werden, so bleibt auch ihre Mühe fruchtlos. Im Sudan war dies letztere der Fall. Die Missregierung des Landes hinderte natürlich auch das Werk der Mission. Hätte man, statt das Land auszusaugen, Agricultur-Jnstrumente, Sakien und Pflanzungen angelegt und die indolenten Eingeborenen zu Landbau angeeifert, nicht um die Vorrathskammern der Türken zu füllen, sondern zum Segen der Neger, so müsste bei der großartigen Productionsfähigkeit der Nilufer der Sudan zu einem der reichsten und glücklichsten Länder geworden sein. Die Eingeborenen waren aber keineswegs gleichgiltig geblieben. Wir haben schon oben gesagt, dass ihre Unzufriedenheit sich das erstemal im Jahre 1822 in Schendi Lust gemacht hat. Nun noch einige Worte über die Entwickelung der großen Rebellion im Sudan. Diese allgemeine Erhebung war nicht ein Werk weniger Wochen. Die Verbrennung Ismails in Schendi 1822 war das erste Zeichen der Unzufriedenheit unter den Stämmen. In den folgenden Dezennien hatte die ägyptische Regierung bald hier, bald dort zu kämpfen gegen Empörungen. Eine Stadt nach der anderen Von Kairo nach Chartum. 203 erhielt ihre Garnison, um die unzufriedenen Eingeborenen im Zaume zu halten. Diese Thatsache kann sich jeder selbst beweisen durch das Studium der Regierungsgeschichte des Sudan von Ismail bis Raus. Die Maßregeln gegen die Slcaverei erhöhten die allgemeine Erbitterung. Die Predigt der göttlichen Sendung Mohammed Achmeds war der Funke, der die Unzufriedenheit zum allgemeinen Rebellionsbrand entfachte. Achmed trat im August 1881 seine Mission an. In Dongola geboren, hatte er zehn Jahre in einer Höhle auf der Insel Abba, einige Meilen südlich von Kaua am Weißen Fluss, gelebt. In dieser Zeit wollte er von Allah den Auftrag erhalten haben, ein neues Gottesreich, mit Mekka als Herrschersitz, zu gründen. Alsbald gewann er Proselyten, und unter der Bevölkerung von Kaua verursachtens eine Lehren eine Gührung. Die Regierung sandte am 11. August 200 Mann zur Herstellung der Ruhe nach Kaua, die jedoch schmählich gelobtet wurden. Der neue Mahdi sandte Boten an die Scheichs mit der Aufforderung, ihm auf seinem Triumphznge nach Mekka zu folgen. Die Regierung concentrier'te etwa 1400 Mann bei Kaua, worauf sich der Mahdi einstweilen in die Winkel JHisftonssfation Sl=©6eiö vor &cra Slufffan&c 5cs BttiljüL zurückzog, so dass die Soldaten nach mehrmonatlichem Lager anfangs October in ihre Stadtquartiere zurückbeordert wurden, ohne die Rebellen verfolgt zu haben. Ein entschlossener Angriff hätte damals den Funken gelöscht. Nur Raschid Bey, Gouverneur von Faschoda, zog auf eigene Faust mit 400 regulären und 100 Schillukkriegern gegen die Tekeleberge, den Sitz Mahdi's. Am 8. December schlug er sein Lager bei Dschebel Gedir im Angesicht der Rebellen auf. Der Ausgang der Schlacht war traurig: der Mudir, der König der Schilluk und sämmtliche Truppen wurden von den Baggara niedergemacht. Einige Flüchtlinge brachten die Trauerbotschaft nach Faschoda. Zum zweitenmale hatten die Rebellen Remington-Gewehre, Munition und Proviant erbeutet. Dieser zweite Sieg erhöhte den Muth der Rebellen. Von Chartum wurde eine neue Garnison von 200 Mann nach Faschoda gesandt. Unter dem Commando Jusef Pascha's, ehemals Untercommandant Gessi's, gieng am 15. März eine Expedition aus 4000 Mann nach Tekele ab, doch bereits in Kaua desertierten mehrere Soldaten. Am 6. April wurde Sennar von 10.000 Rebellen bedroht, die Garnison zurückgeworfen, die Stadt geplündert. Von Kaua und Kadaref wurden Garnisonen nach Sennar gesandt, so dass die Operation Jnsef Pascha's durch die Dislozierung der Truppen eingeschränkt wurde. Der größte Fehler der Regierung in Chartum war, dass die 204 Von Kairo nach Chartum. Gefahr verdeckt wurde. Endlich gieng der lieft! der Hokomdarie selbst nach Senna ab und konnte nach langer Zeit mit dem Scheich der Schukrieh, Aued-el-Kerim Bey, vereint den Rebellenchef Achmed Taha von Muselemieh besiegen. Indes fanden auch in Kordoian bereits Scharmützel zwischen den Rebellen und Regierungssoldaten statt. Die in Nuba gegen den Selavenhandel stationierte Truppe sollte nach El-Obeid zurückkehren. Die Eingeborenen verweigerten die Tulba und tödteten die Steuereintreiber. Die Karawanenstraße durch den Stamm der Hassanieh von Tura-el-Hadra nach El-Obeid war von den Rebellen besetzt, Obeid von 60.000 Rebellen umlagert. Endlich am 12. Mai 1882 traf der neue Generalgouvernenr Abd-el-Kader Pascha in Chartum ein. Er wurde von den Einwohnern als Erlöser begrüßt. Abd-el-Kader erkannte sofort die Gefahr der politischen Lage. Da die Streitkräfte Jusef Pascha's theils durch Krankheit, theils in Scharmützeln aufgerieben worden, sandte er Truppenabtheilungen nach Faschoda, Kaua und Kordofan, wo die Baggara- und Homr-Araber alles verwüsteten. Um Chartum gegen Ueberfälle zu schützen, errichtete er fünf Forts mit je einer Kanone und einem Piquet Infanterie, umgab die Stadt mit Kordons in Distanz von je 100 Schritt. Im Süden der Stadt ließ er durch einen 5100 m langen, 7 m breiten, 4 m tiefen Kanalgraben den Blauen mit dem Weißen Nil verbinden, wodurch die Stadt völlig isoliert wurde. Gegen einen Fehler war jedoch auch Abd-el-Kader machtlos; die Regierung hatte strengste Befehle ertheilt, die Gefahren des Aufstandes möglichst geheim zu halten. Während die Regierung stets schwieg und die Gemüther beruhigte, wurde, besonders in Kordofan, die Lage von.TagzuTag trüber. Obwohl am 19. August die Rebellen bei Bara eine Niederlage erlitten und die Verbindung zwischen Obeid und Chartum momentan hergestellt worden war, gewann die Rebellion doch Tag für Tag an Ausdehnung. Die Regierungstruppen erlitten große Verluste bei Kaua, und der Verkehr mit El-Obeid wurde abermals unterbrochen. Der Mahdi besetzte jene Provinz und am 8. December 1882 rückten unabsehbare Heerscharen gegen El-Obeid. Nachdem sie jedoch mit großeir Verlusten zurückgeschlagen worden, begannen sie die Einschließung der Stadt. Nur mit großer Mühe konnte Abd-el-Kader ein Expeditionscorps für Kordofan zustande bringen, das nach argen Leiden und Kämpfen am 25. October bei Bara anlangte, wo die Rebellen besiegt wurden. Die großen Verluste der ägyptischen Armee wurden nicht bekannt. Der Mahdi war jedoch nicht unthätig. Er hatte den Stamm der Nuba durch Emissäre unterworfen und die dortigen kathol. Missionäre gefangen nach El-Obeid führen lassen. In Sennar wiegelten seine Gesandten die Stämme auf. Ant 2. Jänner 1883 begab sich Abd-el-Kader selbst nach Sennar. Indes kamen fortwährend Bataillone von Baschi-Bozuks aus Kairo an, die in Omdurman (am linken Ufer des Weißen Flusses) unter Zelten untergebracht wurden, von wo sie direkt nach Kordofan abgehen sollten, sobald Sennar pacistciert sei. Der englische Oberst Stewart (der sich mit Gordon in Chartum befand) studierte seit Mitte December 1882 die politische Lage. Er erklärte in Chartum, dass England gemeinsam mit Aegypten und der Türkei die Ruhe int Sudan herstellen werde. Am 27. Jänner langte aus Sennar ein Siegesbulletin Abd-el-Kaders an, der einen Theil der Rebellen besiegt hatte; unter Kanonendonner wurde in Chartum die Siegesnachricht verkündet. In Kordofan war indes die Sache zum Aeußersten gekommen. Am 17. Jänner war El-Obeid durch Hunger gefallen. Die Einwohner mussten die Stadt verlassen und konnten nur die Kleider mit sich nehmen; die Schriften der Regierung wurden verbrannt, die Missionäre mit den Gefangenen von Nuba vereinigt, lieber eine Million Thaler au Geld und Wertsachen fielen dem Mahdi zu, die Soldaten mussten auf seine Fahne schwören, fpiemit war Kordofan für die ägyptische Regierung verloren. Von Kairo nach Khartum. 205 Die Unklugheit und Nachlässigkeit war Schuld daran, dass ein einfacher Fakir die Paschas und Armeen niederwerfen und sich auf den Thron der Provinzen setzen konnte. Diese Siege und Erfolge bekräftigten den Prophetenruf des Mahdi bei den Stämmen. Abd-el-Kader war glücklicher in Sennar. Am 24. Februar gewann er eine bedeutende Schlacht gegen den Rebellenchef Achmed Woad el Makaschef. Durch diesen Sieg ward Sennar von den Rebellen befreit. Endlich am 4. März traf Hicks Pascha mit seinem Generalstab in Chartum ein und wurde mit militärischen Ehren empfangen. Den ganzen Monat März hindurch wurden die Soldaten in ihrem Lager bei Omdurman mit allem Eifer von den englischen Officieren unterrichtet. Der Plan war, zuerst die Linie des Blauen und Weißen Flusses von den Rebellen zu säubern, dann gegen El-Obeid zu ziehen. So verließ General Hicks am 3. April Chartum in der Richtung nach Kaua. Während der Generalstab in Kaua war, gieng in Chartum ein Gouverneurswechsel vor: Der siegreiche Abd-el-Kader Pascha hatte in Sennar sein Absetzungsdecret erhalten, und bereits am 26. März war Allahs el-Din Pascha als neuer Gouverneur in Chartum proklamiert worden. Abd-el-Kader, von Sennar zurückgekehrt, reiste am 26. April nach Kairo ab. Es war ein großer Verlust für den Sudan. Mit Abd-el-Kader hatten in Sennar zwei deutsche Officiere gefochten: Baron v. Korff und Freiherr v. Seckendorfs. Ersterer kehrte am 21. April nach Kairo zurück, letzterer folgte der Expedition Hicks Pascha's nach Kaua und später nach Kordofan. Am 23. April erfocht Hicks einen bedeutenden Sieg über die Rebellen bei Marabia am Weißen Flusse. Die Kugel-spritzen, Raketen und Kanonen richteten ein entsetzliches Blutbad an unter den Rebellen, wie uns die betheiligten Officiere in Chartum selbst erzählten. Eine zweite Schlacht verloren die Rebellen im Mai bei Dschebelön. Die Ufer des Weißen Flusses galten nun als von den Rebellen gesäubert. Man brauchte nur noch das Ende der Regenzeit abzuwarten, um die große Expedition nach Kordofan zu unternehmen. Indes wurden die Truppen, die nach Omdurman zurückgekehrt waren, fleißig eingeübt. Was den Muth dieser Soldaten betrifft, so kann man ihnen nicht das beste Zeugnis geben. Mehrmals klagten uns Baschi-Bozuks ihre Lage und erzählten mir mit thränenden Augen von den Gefahren, denen sie in Kordofan entgegengehen würden, ja sprachen sogar von dem Plane, zu entfliehen. Das Lager von Omdurman umfasste 6000 Mann Infanterie, 4000 Baschi-Bozuks. 20 Kanonen (4 Krupp, 6 Mitrailleusen, 10 Gebirgskanonen), 500 Pferde. Dazu kamen für die Expedition nach Kordofan noch 5500 Kameele. Das entsetzliche Ende dieser Armee in der dreitägigen Feldschlacht vom 3. bis 5. November 1883 bei Melbas ist bekannt. Diese tragische Niederlage war die Folge jener Nachlässigkeit, mit der die Regierung die revolutionären Ereignisse im Sudan behandelt hatte. V. Rückkehr von (Et)aitum nach Kairo. Gewisse Umstände hatten unsere Abreise von Chartum länger hinausgeschoben, als wir gehofft hatten. Der Tag der Abreise nach Kairo war der 13. Mai. Gegen 6 Uhr abends gab die europäische Kolonie mit mehreren Kosten und Arabern dem apostol. Vicar das Abschiedsgeleite bis zum Ufer des blauen Flusses, wo die Dahabie bereit stand, welche die Regierung bereitwilligst zur Verfügung gestellt hatte. Damals verließen wir Chartum in der festen Hoffnung, bald wiederzukehren. Doch das Ende des Jahres 1883 und der Beginn von 1884 brachten so furchtbare Unglücksschläge über den Sudan, dass auch die übrigen Europäer Chartum verlassen mussten. 206 Bon Kairo nach Khartum. Bei der Rückreise nach Kairo beschränke ich mich auf Beschreibung des Weges von O-Bnk über Ariub in der Wüste der Bischarin und auf Angabe der Daten der Reise, um mich nicht durch Wiederholung aus der Reise im Februar lästig zu machen. Bei theilweisem Gegenwind erreichten wir am Morgen des 22. Mai Berber, nachdem wir in den letzten drei Tagen von jenen Gewitterstürmen überrascht worden waren, die den Beginn der Regenzeit signalisieren. Schon am folgenden Tage konnten wir die Reise nach Suakin antreten, da die Kameele bereits von einem freundlichen Handelsmann in Bereitschaft gehalten wurden. Gegen 7 stz Uhr-abends am 23. Mai ritten wir aus der Stadt Berber fort nach Ost-Nord-Ost. Am 26. Mai morgens 7 Uhr bestiegen wir die Sandhöhen von O-Bak. Um 53/4 Uhr nachmittags brachen wir von den südlichsten Brunnen auf und verließen nach einer halben Stunde die Sanddünen. In 3 Stunden 15 Minuten passierten wir die Ebene Takarieh und betraten dann die steinreiche Anhöhe gleichen Namens. Der Mond beleuchtete mit fahlem Lichte unsern Weg. Auf der Höhe begegnete uns eine Anzahl Soldaten mit Pferden, die nach Chartum gehen sollten.' In nordöstlicher Richtung zogen wir zwischen den südlichen Vorhügeln des Dschebel O-Fik. Um 11 Uhr wurde Halt gemacht in einem kleinen Wady. In der Nähe unseres Lagers befand sich ein sonderbar geformter Granitblock von der Figur einer Sphinx, zahlreiche, riesenhafte Granitklötze lagen über das Wady zerstreut. Am 27. Mai wurde um 63/4 Uhr aufgebrochen. Das Wady, in dem wir gelagert, besteht theils aus Geröllflächen, theils ans mageren Grasstreifen mit wenigen Wildakazien. Ein mäßig hoher Schieferrücken führt in nordöstlicher Richtung in das Wady Lämeeb. Anfangs kahl und unfruchtbar, bedeckt sich das Thal allmählich mit üppigem Graswuchs; das meterhohe Panicum turgidum bildet breite Flächen; das Erdreich ist von großen Rissen durchfurcht, verursacht von der Sonnenhitze; die Tiefe dieser Risse war mitunter 35 cm., deren Breite an der Oberfläche 14 cm. Die Kronen zahlreicher Selem-Akazien beschatten die Ufer der periodischen Wasserzüge. Die Rinnsale der temporären Regenwasser ziehen sich in der Richtung des Wady nach Nordwest, und ihre weitere Richtung scheint auf den Dschebel Schakrtb (nordwestlich vom Dschebel O-Fik) zu gehen. Dies stimmt mit den Beobachtungen des Dr. Schweinfurth, der die vereinigten Rinnsale im Wady Lämeeb am Ostabhange des Dschebel O-Fik vorüber, in nordwestlicher Richtung um den Dschebel Schakrtb herum dem Nil zufließen lässt. Um 10 Uhr machten wir Halt in der Mitte des Wady Lämeeb unter dem Schatten einer Akazie. Das ausgedehnte Wady ist reich an Brunnen, die jedoch nur schmutziges Regenwasfer enthalten, das mit dem Vorrücken der Jahreszeit versiegt. Die Umgebung der Brunnen ist ausgezeichnet durch dichteren Baumwuchs und gewöhnlich durch die Anwesenheit von Heerden der Bischarin. Die Eingeborenen brachten uns Milch und einen Hammel für vier Thaler. Um 53/4 Uhr setzten wir den Marsch nach Nordwest fort. Wir überschritten einen Chor, der noch sehr feuchten Schlamm vom Regenwasfer enthielt. Nach einem Marsch von einer Stunde verwandelte sich der bis dahin mit Wüstengras bedeckte Boden in eine ansteigende Geröllfläche. Ein kurzer Schieferrücken führte uns in ein neues Hügelgebiet. Von hier aus bietet sich ein schöner Überblick über die hinter uns liegenden Berge: Fast im Westen der zweispitzige, isolierte Schakrtb, im Südwest der finstere O-Fik mit sechs niedrigen Nebenspitzen. Zwei isolierte Hügel zu unserer Rechten endigen den Schieferrücken; unser Weg führt in nordöstlicher Richtung vier Stunden lang zwischen Hügeln, abwechselnd über felsige Abstiege und Schluchten hin. Um 11 Uhr-abends schlugen wir das Nachtlager auf in Wady Eiakameeb. 28. Mai: Um 63/4 Uhr Aufbruch durch das Wady nach den vorliegenden Hügelketten. Das Wady ist reich mit Büscheln von Wüstengras besetzt, theilweise Äon Kairo nach Chartrml. 20? von gespaltenen Schieferrücken durchzogen. Um 81U Uhr hatten wir die vorliegende Hügelgruppe erreicht, wo sich ein weiter Blick auf die Berge bot: im Norden zu unserer Linken die schwarzen Berge von Matschüa mit dem einzeln dastehenden Bergkegel Kilei-Dada und dem hinter diesem sich erhebenden, zackigen Gebirgsstock (Sunit; im Osten die Bergketten von Rauaih, von denen nur einige Spitzen am Horizont sichtbar sind; vor uns im Nordost die Berge von Baraüd, bis an deren Fuß sich das große Wady Matschüa ausdehnt. Das Wady ist mit wenig Gras und Gesträuch bedeckt; Kiesel- und Quarzflüchen wechselten mit Schieferlagern und kahlen Sandstrecken. Um 93/4 Uhr erreichten wir einen isolierten kegelförmigen Sandhügel, der sich etwa in der Mitte des Wady erhebt, links vom Karawanenweg; am Südabhange des Hügels ist aus großen Steinen im weißen Sande ein Torba errichtet, die weithin sichtbar ist, indem der Kranz der großen Steine sich scharf vom blendenden Sande abhebt. Im Südwesten des Wady dehnt sich eine blendende Sandfläche aus, in der sich zwei Sandhügel erheben. Nach O-Bak ist dies Wady die sandreichste Gegend der Wüste, soweit ich sie beobachten konnte. Um 10 Uhr lagerten wir in der Nähe des erstgenannten Sandhügels. In der Nähe befanden sich zwei Brunnen mit schmutzigem Regenwasser; Ziegen- und Schaf-heerden weideten in der Wasferumgebnng. Um 5 Uhr nahmen wir den Marsch wieder auf gegen die Berge von Baraüd. Nach einem Ritt von einer Stunde bestiegen wir einen steinigen Rücken, indem wir zwei Hügel zur Rechten ließen. Es folgte ein kurzes, steinreiches Wady, aus dem eine enge Schlucht durch eine Hügelkette in ein zweites Wady führte. Ein steiniger Pass geleitete uns dann in das Gebiet von Baraüd; unter Anrufen ihres Patrons, des Scheich Abd-el-Kader, führten die Kameeltreiber die Karawane mit größter Vorsicht die gefährliche Schlucht hinab in das Wady Baraüd. Es ist Sitte der Kameeltreiber, bei gefährlichen Passagen, sowie beim Aufbruche unter eigenthümlich melodischen Absingen des Namens Abd-el-Kader den Schutz jenes Patrons der Karawanen zu erflehen. Um 10 Uhr abends machte man Halt im Wady. 29. Mai: Aufbruch um 6 Uhr. Nach einstllndigem Marsche im Wady überstiegen wir einen Hügelrücken und betraten das Gebiet von Arial. Unsere Weg-richtung ist nordöstlich. Zuerst folgte ein enges Wady mit üppigem Akazienwuchs; die Hügelketten int Süden des Wady waren malerisch gruppiert und boten einen ähnlichen wohlthuenden Anblick, wie die Vorgebirge von Kokrüb vom Wady Haiaba aus. Das Wady schmückt sich allmählich mehr und mehr mit Baumwuchs; auf der Nordwestseite zweigen sich mehrere grasreiche Seitenthäler vom Hauptwady ab. Um 10 Uhr wandten wir uns mit dem Thal nach Nord-Ost-Nord; in dieser Richtung scheint das Thal am Fuße der hohen Gipfel von Ariäb zu enden. Bereits winken uns von fern große Schattenkronen am Fuße der Berge entgegen; Ziegen, Esel, Schafe, werden zahlreicher. Um 10l/2 Uhr lagerten wir an den Brunnen von Arial. Arial bildet mit Kokrtzb eine der angenehmsten Oasen der Wüste. Das Wasser des 6 m tiefen Brunnens ist rein wie unser Quellwasser, ziemlich frisch, aber gänzlich geschmacklos; obwohl schmutzig, ist das Wasser von O-Bak in Bezug auf Geschmack dem von Arial weit vorzuziehen. Sinai ist ein Hanptlagerplatz der Karawanen; an dem Tage, als wir passierten, lagerten acht Karawanen daselbst (darunter einige mit mehr als hundert Kameelen.) Zwei hohe Akazien erheben sich am Brunnen, die höchsten, die ich in der Wüste gesehen; der Stamm der größeren Maß SVa m im Umsang, ihr Schatten gewährte ein willkommenes Zelt. In der Nähe befindet sich ein kleines Dorf aus Zelthütten, darunter die Wohnung für die zwei Baschi-Bozuks, die hier als Wache stationiert find. Die Vegetation dieses Thalkesfels ist reich: Akazien und Sunt, zahlreiche Asclepias gigantea beschatten die Ufer der Rinnsale, in denen sich breite Bouquets von Weiden erheben; Wüstengräser und Binsen wuchern dazwischen; grünende Grasstreifen bilden die Weide 208 Bon Kairo nach Chartmn. für die Heerden der Umgebung, die sich in Ariüb sammeln. Auf mich machte AriLb den angenehmsten Eindruck auf der ganzen Wüstenreise. Um 61U Uhr verließen wir das angenehme Plätzchen. Der Weg geht anfangs in fast westlicher Richtung im Rinnsal eines Chor aufwärts, dessen Ufer sich durch reiche Vegetation auszeichnet; das Flussbett ist von schwarzen Bergspitzen eingeengt. Hier begegneten uns einige von Suakin kommende Griechen, die berichteten, dass nächsten Montag ein Schiff mit Mekkapilgern von Suakin über Dscheddah nach Suez abgehe. Wir beschleunigten also unseren Marsch, um nicht noch acht Tage in Suakin auf das nächste Postschiff warten zu müssen. Nachdem der ansteigende Chor beendigt, traten wir in das Wady Jumga ein, wo wir um 9>/3 Uhr das Nachtquartier aufschlugen. 30. Mai: Aufbruch um Uhr. Wady Jumga ist reich an Grasfluren; wir durchzogen dasselbe in nordöstlicher Richtung. Im Vordergründe tauchten im Nordosten die Bergspitzen von Badab im Morgennebel auf. Nach einer halben Stunde wurde rechts im Vordergründe eine doppeltgespaltene Felsspitze sichtbar, an der wir bald den Grenzfels Beled-el-nnss erkannten. Die Hügelzüge des Wady Jumga sind reich an Metallerzen. Beim Ausritt aus dem Wady bietet sich ein ausgedehnter Überblick über die Gebirgs-zacken des Badab und die Bergketten von Kokreb, auf den Dschebel Bokmareb im Norden des Wady Jumga und die ausgedehnten Bergreiheu im Süden des Wady. Wir lassen den Felsen Beled-el-nuss rechts liegen und durchreiten die große Ebene Lagag (oder Lagag Aueiy) in westlicher Richtung. Nach dreistündigem Marsch machten wir Halt in der ausgedehnten Ebene, da die Sonnenstrahlen eine niederdrückende Hitze in der freien Ebene verbreiteten. Kaum konnten wir eine kleine Akazie finden, die uns Schatten gewährte. Um 6 Uhr abends brachen wir in der Richtung gegen Wady Kokrtzb auf und hielten um 10 Uhr am Dschebel Badab. Am 31. Mai Aufbruch um 6 Uhr 50 Minuten, um 9 Uhr Halt beim Brunnen im Wady Haiüba; Aufbruch um 5 Uhr 30 Minuten, Nachtlager in der Ebene Oklei-Tada um 10 Uhr 40 Minuten. Am 1. Juni Aufbruch um 7 Uhr 40 Minuten, Halt um 10si3 Uhr in derselben Ebene. Aufbruch 6 Uhr, Nachtlager um 81/* Uhr im Wady Arüb. —■ 2. Juni Aufbruch um 5Va Uhr, Halt um 9 Uhr im Wady Harettereb. Aufbruch 4 Uhr 40 Minuten über Wady O-Druß. Um 11 Uhr 20 Minuten Halt am Ende des Wady. — 3. Juni Aufbruch 6 Uhr 20 Minuten, Halt um 10s/4 Uhr bei B. Dissibel. Aufbruch um 4 Uhr. Nachtlager in O-Tan um lO.1^ Uhr. — 4. Juni Aufbruch 4 Uhr. Um 2 Uhr nachmittags Ankunft in Suakin. Allein wir hatten die Abfahrt des Dampfers bereits versäumt. Wir mussten also acht Tage in Suakin warten. Am 11. Juni verließen wir auf dem ägyptischen Dampfer „Schebln" Suakin mit mehreren Mekkapilgern an Bord. Gegen 8 Uhr morgens am 12. Juni legte man beim klippenreichen Hafen Dschedda an. Der Markt dieser Hafenstadt Mekka's ist einer der reichsten der Erythräischen Küste. Die bunte Kleidertracht des gesammten Orients entfaltet sich dortselbst. Die Schiffe ankern fast eine halbe Stunde außer der Stadt und zahlreiche Segelbarken vermitteln den Transport zwischen Bord und Stadt. Gegen Mittag des 13. Juni verließ der „Schetnn" Dschedda in der Richtung nach Suez. Die asiatische Küste verschwindet bald aus dem Gesichtskreis. Nach einer glücklichen Fahrt von nahezu vier Tagen liefen wir am Morgen des 17. Juni in den Hafen von Suez ein. Um 8 Uhr früh am! 18. Juni fuhren wir aus dem Bahnhof von Suez und befanden uns gegen 3 Uhr nachmittags im Bahnhof von Kairo. Alis dem Cini mftiget |egn'=Stlnucii. 7. Kart KorL. ^^M^ie Heimat dieses Negers liegt im Südwesten von Abyssinien im Stamme der ßimu. Der Hauptort des Landes ist ©affet, etwa unter 8° nördl. Breite und 37° östl. Länge gelegen. Die Eingeborenen gehören zum MMZLL gro^en Stamme der Galla oder Oromo; der Stamm nennt sich selbst Oromo, während der Name Galla bei ihren Nachbarn in Abyssinien und im Sudan gang und gebe und auch auf den Karten der gewöhnlichste ist. Dieser große Volksstamm ist einer der merkwürdigsten in Nordostafrika. Zuerst traten die Galla im 16. Jahrhundert aus der Mythe heraus und wurden sehr gefährliche Nachbarn Abyssiniens. Von Natur aus wild und kriegerisch, grausam und raubsüchtig, bildeten sie lange Zeit den Schrecken Abyssiniens und besetzten nach vielen Kriegen und Raubzügen mehrere Provinzen desselben. Zuerst Hirten, wurden sie an manchen Orten Ackerbauer. In Bezug auf Religion waren alle Galla Heiden und vier Fünftel sind es noch heute; diejenigen Zweige, welche im Osten Abyssiniens mit Muselmanen in dauernde Berührung kamen, haben den Islam angenommen, während jene in Schoa sich theils zum Christenthume jenes Landes bekehrten. Unter den Sinnt sind Muselmanen nur vereinzelt, die Mehrzahl sind Heiden. Die Galla verehren einen Baum von der Gattung der Sykomore und mehrere Pflanzen, sowie gewisse Sterne und Steine. Allgemein ist der Glaube an Dämonen, denen Krankheit und sonstiges Unheil zugeschrieben wird. Die Dämonen zu vertreiben oder unschädlich zu machen, Regen und Sonnenschein zu machen, ist Aufgabe der Zauberer, deren es viele gibt. Auch besteht eine Art Priester, Luba oder Kalidscha genannt, die zuweilen königliche Gewalt ausüben. Einzelne ihrer heiligen Bäume bilden den Schauplatz zahlreicher Opfer. Bei den Zingero, welche die wildesten der Gallagruppe sind, der Hora entstammt, bilden Menschenopfer eine stehende Einrichtung. Am ersten Tage jedes Neumondes besteigt der König den Gipfel des Bor-Gudda. Das Schlachtopfer schreitet mit auf den Rücken gebundenen Händen neben ihm, während es rechts und links zwei Männer an einem Stricke festhalten. Die Menge folgt hinterher und schreit ohne Ende: «hu! hu! hoho! huhu!» Angelangt am bestimmten Platze, nähert sich der König dem Opfer und stößt ihm eine Lanze in den Bauch. Die Vornehmen und das Volk thun dasselbe, bis das Opfer erliegt. Die Leiche wird nicht beerdigt, sondern den Hyänen und Aasvögelu zum Fraße überlassen. Gewisse Familien genießen seit undenklichen Zeiten das Privileg, die Schlachtopfer zu stellen. Die Zahl der Opfer wechselt in den einzelnen Monaten; in nur zwei Monaten finden keine Opfer statt; in drei Monaten wird je ein Opfer geschlachtet, in einem'Monate werden zwei geopfert, in vier Monaten je drei, in zwei Monaten je fünfzehn. Das macht jährlich siebenundvierzig Menschen, welche geschlachtet werden, um die 210 Aus bent Lebet: einstiger Neger-Selaven. Gunst des Himmels zu erlangen! Es werden meist Greise und Kinder geopfert; die Jünglinge und Männer suchen sich durch Flucht dem grausigen Lose zu entziehen. Häufig werden sie jedoch von den Henkern eingeholt. Ebenso werden Kriegsgefangene zu Schlachtopfern bestimmt. Die Galla theilen sich in zahlreiche Stämme, welche theils republikanische, theils monarchische Verfassung haben. Ein großer Theil erfreut sich jedoch nur einer geringen Selbständigkeit, indem sie von Abyssinien abhängig geworden sind. Dies gilt besonders für die Gebiete von Kaffa, Djimma, Gherx, Gomma, Guma, Limn - Ennarya, Nonno u. s. tu., überhaupt für die Gebiete am Oberlauf der Flüsse Didesa und Omo. Alle diese Gebiete unterstehen mehr oder weniger dem Könige von Schoa, der seinen Einfluss durch sogenannte Dedjazmatsch, militärische Verwalter, ausübt. Das Ziel der abyssinischen Oberherrschaft besteht viel weniger in Einführung geordneter Verhältnisse, als in Ausbeutung der unterworfenen Häupter und Stämme. Die militärischen Verwalter besuchen von Zeit zu Zeit ihre Districte, nehmen den Tribut in Empfang, der in Honig, Früchten, Schafen u. s. w. besteht, recrutieren Krieger für die Raubzüge des Königs, wobei die Selbständigkeit der eingeborenen Häupter und Fürsten immer mehr geschmälert wird. Das letztere geschah besonders im Geburtslande Horn's. Der Geburtsort des Knaben Horn heißt Dame im Lande Limu. Der Vater, Sambattö, und die Mutter, Djadjane, hatten außer ihm noch einen Sohn, Badade, und eine Tochter, Aizanö.^ Einer jener häufigen Kriege, welche die Galla unter sich oder mit Abyssinien führen, vernichtete das Glück dieser Familie, zerstreute deren Mitglieder und brachte Horn um Heimat und Freiheit. Dies geschah auf folgende Weise. Als Horn bereits ein munteres Knäblein war, starb der Fürst des Landes Limu. Die Wahl des Nachfolgers fand nach Galla-Sitte statt. Der Fürst oder König, Ganna genannt, wird aus den adeligen Familien gewählt. Der Adel und das damit verknüpfte Stimmrecht wird durch Tüchtigkeit int Kriege erworben. Alle Adeligen jedoch, welche an der Königswahl theilnehmen, müssen über vierzig Jahre alt sein; wer jünger ist, muss die fehlenden Lebensjahre durch eine entsprechende Anzahl getödteter Feinde ersetzen, wozu die vielen Kriege und Raubzüge Gelegenheit bieten. Die Wahl selbst findet unter dem heiligen Baume Wanzey statt. Der Neugewählte wird mit einem Kranze von Laub und Blüten des Baumes gekrönt und erhält als Scepter einen Stock von eben diesem Holze. Diesmal gieng aus der Wahl ein König Namens Rasso-Sagno hervor. Der erste Regierungsact des Gallakönigs besteht nach einer uralten Tradition in einem Raubzuge auf benachbartes oder feindliches Gebiet. Auch Rassö-Sagnö unternahm diesen obligaten Raubzug. Alle Waffenfähigen nahmen daran Theil. Der König bewährte sich als tüchtiger Krieger und brachte viele Leute heinn Diese Art und Weise des Regierungsantrittes spricht hinlänglich für den wilden und kriegerischen Charakter des Volkes. Krieg und Raub gehen ihnen über alles, ihr ganzes Leben und Trachten ist auf Kriegstüchtigkeit gerichtet. Da sie in der Schlacht familienweise kämpfen, so strebt jede Familie darnach, möglichst viele kriegstüchtige Mitglieder zu zählen. Es soll vorkommen, dass die Frau den Mann bittet, die Zahl seiner Weiber zu vermehren, um eine zahlreichere waffenfähige Nachkommenschaft zu erlangen. Junge Frauen, welche zwei Kinder geboren haben, schlagen manchmal dem Manne eine andere junge Frau vor, gehen selbst auf Brautwerbung aus und führen die Erwählte dem Manne zu. Ohne jede Eifersucht und nur vom Wunsche beseelt, die Zahl der männlichen Nachkommen sich mehren zu sehen, damit sie nicht ein Opfer in der Schlacht werden, wohnt die erste Frau neben der zweiten. Aus der gleichen Sorge für die Kriegstüchtigkeit der Familie zieht sich der Vater, wenn er kriegsuntauglich wird, zurück und übergibt alles dem ältesten Sohne. Stirbt der Erst- Aus bent Loben einstiger Neger-Selaven. 211 geborene und hinterlässt er eine noch junge Frau, so heiratet sie der jüngere Bruder, und die Kinder dieser Verbindung gelten als Kinder des Erstgeborenen. Die Kriegsführung der Galla ist eine höchst wilde. Sie schwimmen durch Flüsse, sich am Schweife ihrer Pferde haltend und machen sich überhaupt durch ihre Reiterei furchtbar. Unbeschreiblich ist ihr wüstes, durchdringendes Kriegsgeschrei. Zweifelhaft ist es, ob sie die hässliche-Sitte, die gefangenen Feinde zu entmannen, in Abyssinen eingeführt oder von dort empfangen haben. Die Art und Weise, wie sie diese Sitte üben, ist haarsträubend und zeugt von unmenschlicher Roheit der Sitten. Nachdem der König Rasse-Sagne von seinem Kriegszuge zurückgekehrt war, legte er durch einen Gewaltact den Grund zum Bürgerkriege. Er nahm nämlich die Witwe des verstorbenen Fürsten mit Gewalt zur Frau. Dagegen erhob sich deren Sohn Bati und traf Anstalten, die Mutter mit Gewalt zu befreien. Er (Brttppc Imtt Hcflcrfraucn im Negerborf (Sestra. (9ftu$ jiner Photographie d.'s Hochw. P. Karl Titz.) wurde jedoch gefangen und in einen hohlen Baum eingeschlossen, too er dem Hunger-tode erliegen sollte. Nachdem er mit Hilfe seiner Anhänger dem sonderbaren Gefängnis entronnen war, eilte er nach Abyssinien und rief den König von Godscham zu seiner Hilfe gegen den gewaltthätigen Rasse-Sagne auf. Natürlich waren die Abyssinier, denen solche Gelegenheiten, die Macht der eingeborenen Fürsten zu brechen, stets willkommen sind, sofort zur Hilfe bereit. Die Abyssinier fielen verheerend in Limu ein und befreiten die Mutter Ball's, der mit ihr sich auf ein sicheres Gebiet zurückzog. Der Krieg war aber damit keineswegs zu Ende, vielmehr entbrannte er mit großer Heftigkeit zwischen den Abyssiniern und dem Limu-Fürsten Rasse-Sagne. Wie der Krieg endete, weiß Horst nicht zu erzählen. Wir wissen aber aus anderweitigen Nachrichten, dass Reiste ©eigne der letzte König in Limu war. Die Abyssinier verheerten das Land und vertrieben den König, der im Jahre 1888 im Nachbarlande Djimma starb. Limu wurde eine Provinz von Schoa. 212 Aus beut Leben einstiger Neger-Selabeu. Was geschah indes mit Horü? Als der Krieg entsetzlich im Lande wüthete, beschlossen mehrere Familien, den Kriegsschauplatz zu verlassen und zu dem beliebten Bati zu flüchten, der, wie erwähnt, auf friedlichem Gebiete lebte. Dieser Entschluss ist wohl darauf zurückzuführen, dass jene Familien aus nur wenigen männlichen Gliedern bestanden und daher als schwach und kriegsuntüchtig sich dem Kampfe zu entziehen suchten. Unter den Flüchtigen befand sich auch Horn's Familie, die nur im Vater ein waffenfähiges Glied hatte. Sie machten sich also auf den Weg zu Bati. Die Heimat zu verlassen, fiel ihnen nicht schwer, da sie als Galla zum Nomadenleben Neigung hatten. Leider wurde ihnen aber diese Flucht zum Verderben. Nach einigen Tagesmärschen stieß ein feindlicher Reiter auf sie, während in der Ferne mehrere andere Feinde sich zeigten. Bei diesem Anblick stoben die Flüchtigen nach allen Richtungen auseinander, ohne viel zu überlegen; jeder suchte sich gleich einem aufgejagten Wilde zu retten und zu entkommen. Der Knabe Horü hatte bei dieser Verwirrung sich von seiner Familie getrennt und war mit fünf Landsleuten in derselben Richtung geflohen. Was mit seiner Familie weiter geschehen ist, weiß er nicht zu sagen; er hat sie nie wieder gesehen oder von ihr gehört. Wohl aber weiß er manches über sein eigenes wechselvolles Schicksal nach jener unheilvollen Trennung von Eltern und Geschwistern zu erzählen. Nachdem er mit den fünf Geführten den Rest der Nacht hindurch in Angst und Furcht fortgelaufen war, kamen sie am frühen Morgen zu einem Berge, wo sie sich erschöpft niederließen und bis Nachmittag ruhten. Alsdann brachen sie von neuem auf und wurden auf dem weitern Marsche von heftigem Regen überrascht. Plötzlich tauchten abermals Feinde zu Pferde auf. Der arme Knabe trennte sich in seinem Schrecken von den Gefährten und versteckte sich im Gebüsche. Als er von Gefährten und Feinden nichts mehr sah, kroch er aus seinem Verstecke hervor. Da war nun der völlig nackte Knabe, der ein Alter von 6—7 Jahren gehabt haben mag, ganz allein und verlassen unter freiem Himmel in buschiger und bergiger Gegend. Was thun? Wohin sich wenden? Der Hunger und Durst quälte ihn, überall vermuthete er feindliche Reiter, vor denen er große Angst hatte, da er in der Heimat oft gehört hatte, dass die Reiter Kinder stehlen. Er getraute sich nicht, dahin zurückzukehren, von wo er gekommen war, da er die Begegnung mit Reitern fürchtete. In seiner traurigen Lage entschloss er sich nun, dahin zu laufen, wohin ein Kind in seinen Jahren zu laufen pflegt, nämlich nach der Heimat, wohin, wie er meinte, auch Eltern und Geschwister zurückgekehrt wären. Er bildete sich ein, dass die Heimat in einer bestimmten Richtung liegen müsse, und unter Anspannung aller seiner Kräfte begann er nach jener Richtung zu laufen. Hunger und Furcht vor Reitern trieben ihn an. Bereits näherte sich die Sonne den Spitzen der Berge, und der Knabe glaubte der Heimat immer näher zu kommen: er wollte seinen Eltern und Geschwistern in seiner Einfalt den Vorsprung ablaufen, vor ihnen die Heimat erreichen und ihnen dann, so dachte er, erzählen, wie sehr er laufen könne. Der arme Knabe! Während er nach Eltern und Geschwistern lechzte, erblickte er plötzlich in der Ferne einen Reiter, der auf ihn zukam. Den Reiter sehen und in entgegengesetzter Richtung fliehen, war das Werk desselben Augenblickes. Aber diesmal war es zu spät. Der Kriger hatte ihn bereits erspäht und ritt im Galopp auf ihn zu. Ohne Mühe ward der Kleine eingeholt und gleich einem gehetzten, ermüdeten Wilde in Beschlag genommen. Der Fremde, der sich als Soldat der Partei Ball's entpuppte, ergriff den widerstrebenden Knaben und brachte ihn nach seiner Behausung. Nachdem er sein Schicksal und seine Wünsche vernommen hatte, beruhigte er ihn mit dem Versprechen, ihn bald nach der Heimat in Sinnt zurückzubringen. Der Knabe beruhigte sich dabei. In Wirklichkeit hatte der Krieger ganz andere Absichten: ein rüstiger Galla-Knabe, ohne Kampf und Blühe auf der Steppe gefunden, war ein zu verlockender Handelsartikel. Aus betn Leben einstiger Neger-Selaveii. 213 Die Galla-Neger bilden einen der gesuchtesten Artikel auf den Sclavenmärkten Abyssiniens. Die Abyssinier betrachten die Galla und mehr noch die an Abyssinien grenzenden und im Laufe der Zeit wohl etwas gemischten Stämme, welche mit dem Stamme Schangalla bezeichnet werden, als Sclaven. Zu diesen Schangalla rechnet man auch Limu und die Nachbargcbiete. In frühern Zeiten war es Sitte der abyssinischen Könige, bei ihrem Regierungsantritte eine große bewaffnete Razzia in die Länder der Schangalla zu machen, wobei hauptsächlich Sclaven geraubt wurden. Heute noch sind die Sclaven in Abyssinien zumeist Galla und Schangalla. Wegen ihrer geistigen Eigenschaften werden sie, wie die Mädchen außerdem wegen ihrer körperlichen Vorzüge, andern Sclaven vorgezogen. Infolge bet, Nähe ihrer Wohnsitze und des leichtern Transportes find sie auch billig. Welcher Überfluss an solcher Ware vorhanden ist, lässt sich aus dem geringen Preise beurtheilen, der gerade in der Heimat Horn's in Limu, Djimma u. s. w. für Sclaven bezahlt wird. Dort schwankt der Preis eines Sclaven zwischen 5 und 15 Thalern. (Ein Mariatheresienthaler gilt ungefähr 3,20 Mk.); junge Mädchen sind theuerer und Bliflrionsffatimi BfdjcBcI Ihtim vor Sem Aufstäube bes ITMj&i. kosten 20, 25, 30 Thaler. In Abyssinien kostet der Sclave 30 und mehr Thaler, und in Arabien 100 und mehr Thaler. Daraus lässt sich berechnen, welch' großen Gewinn die Händler aus ihrem Geschäfte ziehen, indem sie für einen Sclaven in Abyssinien das 3- bis 6fache, in Arabien das 10- bis 20fache des Einkaufspreises erhalten. Freilich ist der Transport besonders nach Arabien mit nicht geringen Gefahren verbunden. Die ©datieret war von nun an das Los Horn's. Der gewinnsüchtige Krieger hielt ihn etwa zwei Monate lang in seinem Hause und brachte ihn dann nach der großen abyssinischen Provinz Godscham, einem Hauptstapelplatz der Galla-Sclaven. Dort ließ er ihn im Hause eines Abyssiniers mit der Versicherung, er werde ihn nach Erledigung seiner Geschäfte bei Verwandten der Umgegend wieder abholen. Der Kleine wartete jedoch vergeblich auf die Rückkehr des Soldaten, der ihn in Wirklichkeit um 30 Thaler an den Abyssinier verkauft hatte. Nach Landesgesetz ist es dem abyssinischen Christen verboten, Sclavenhandel zn treiben; eine Übertretung dieses Gesetzes wird strenge bestraft. Obwohl dem Gesetze heimlich vielfach zuwider gehandelt wird, so ist die Thatsache des Verbotes doch sehr ehrend für das Christenthum Abyssiniens; dass sogar die schismatischen und häretischen Abyssinier den Sclavenhandel gesetzlich verwerfen, ist Beweis genug, wie sehr derselbe 214 Aus beut Selen einstiger Neger-Mlaveu. dem Geiste der Reliction Christi zuwider ist. Die mohammedanischen Unterthanen Abyssiniens können Selavenhandel treiben. Der König suchte wiederholt das Verbot auch ans diese auszudehnen, aber vergeblich, da die Muselmanen sich empörten und den Selavenhandel als ein Stück ihrer Religion beanspruchten. So blieben die Muselmanen Abyssiniens bis heute öffentliche Sclavenhändler. Es kam auch vor, dass Christen Muselmanen wurden, um Negerhandel treiben zu können. Der Abyssinier, welcher Horn gekauft hatte, war Christ und somit im Widerspruch mit dem Landesgesetz, als er den Knaben nach Verlauf etwa eines Monates nach Haine brachte und dort heimlich um 40 Thaler an einen Djellab oder Händler aus Darfur verkaufte. Hiermit war der arme Knabe in die Hände eines professionsmäßigen Sclavenhündlers gelangt; denn die Djellaba, welche, meist den mohammedanischen Stämmen des Sudan angehöhrend, das große Gebiet vom rothen Meere bis nach Bornü und von Ägypten bis an den Äquator in allen seinen Theilen handelnd und schachernd durchziehen, betreiben den Menschenhandel fast durchwegs als ausschließliches Geschäft. Der Djellab brachte denn auch den Sclaven mit andern, die er an verschiedenen Orten erhandelt hatte, nach der Provinz Galabat, einem Sammelpunkte der Sclavenhändler aus Abyssinien und Sudan; dort kommen die Sclaven von Osten, Süden und Westen haufenweise zusammen. Der Djellab scheint dort die Mehrzahl seiner Sclaven verkauft und nur einige wenige behalten zu haben, unter welch' letztern sich Horn befand. Mit der Ankunft in Galabat tritt die weitere Geschichte des Knaben in Berührung mit den Kämpfen der Mahdisten, und auf diese Weise ist es möglich durch Vergleichung der Angaben desselben, die oft ungenau sind, mit den bereits bekannten historischen Thatsachen des Mahdiaufstandes die Daten der Ereignisse einigermaßen wenigstens annähernd festzustellen. ' (Schluss folgt.) DttsllMcilks. Wie die hl. Jungfrau auch gegen öie Wngtäubigen ZLeweife 6er Liebe g« erkennen gibt. m verflossenen Monat Mai konnten — Dank dem lieben Gott und seiner hl. Mutter — 35 Kinder die hl. Taufe erhalten, eine bedeutend größere i d Änzahl als die in den vorhergehenden Monaten. Zn diesen Glücklichen gehörte auch eine kleine Schülerin aus unserer Schule. Zedelmal, so hieß die Kleine, war im Jahre 1895 zu uns gekommen und konnte damals kaum die ersten Worte lallen. Sie war in Ladö am Weißen Nil geboren und gehörte dem Stamme der Borno an. Ihre Eltern waren mit ihr ans der Heimat geflohen, um den Mahdisten zu entgehen. Der Weg, den sie einschlugen, war äußerst schwierig, und oft mussten sie sehr steile Berge überschreiten. Um von solchen hinabzugelangen, gebrauchten sie eine ganz neue Art. Das Gepäck beförderten sie zuerst, indem sie es hinunterstießen, und dann kamen sie selber nach; die Kleine auf dem Rücken der Mutter festgebunden, rutschten sie langsam die Berge hinab. Solch ein Transport war zwar äußerst mühevoll und gefährlich, doch der liebe Gott schützte sie wunderbar, und glücklich langte die Familie in Kairo an. Die kleine Zedelmal wurde in unser Institut gebracht, blieb jedoch nicht lange hier, da die Eltern sie zu sich nahmen. Kurze Zeit darauf hörten wir, dass die kleine Zedelmal schwindsüchtig geworden und schwer krank sei. Sogleich dachten wir daran, eine Seele für den Himmel gewinnen zu können, und zwei von unsern Schwestern Verschiedenes. 215 machten sich auf, die kleine Kranke zn besuchen und ihr die hl. Taufe geben zu können. Sie fanden die arme Zedelmal in der That sehr krank, konnten aber im Augenblick nichts für sie thun, da sie von mehreren mohammedanischen Frauen umgeben war, die sie mit Argusaugen bewachten. Beim Weggehen fragte Schwester X. eine derselben, die an der armen Kranken Mutterstelle vertrat — ihre Mutter war nämlich todt und der Vater im Gefängnis — ob sie ihr nicht Zedelmal mit nach Gesira geben wolle, um sie dort curieren zu können. Die Frau willigte ein, und Schwester de. trug ihre kostbare Bürde auf ihren Armen nach Hause. Hier wurde ihr wirklich die Kur zutheil, nämlich für die Seele; denn in aller Ruhe wurde ihr die hl. Taufe ertheilt, in welcher sie die Namen Maria Sylvia erhielt. Einige Tage darauf, am 28. Mai, nahm Gott ihre Seele zu sich in den Himmel, wo sie, vereint mit allen lieben Engeln und Heiligen, Ihm und seiner hl. Mutter ewig Lob und Dank spenden kann. Eine Wiffi-nsschwcster. Ehrung. Eine Missionsschwester schreibt uns aus Ägypten, 28. Aug. 1899: „Unserer Schwe ster Mathilde, Oberin des österreichisch-Ungar. Spitales „Rudolf" in Kairo wurde in diesen Tagen eine seltene Auszeichnung zutheil. Dieselbe hatte die Aufforderung erhalten, sich am 18. August, dem Geburtsfeste unseres Kaisers, in das österreichische Consulat zu begeben, um eine ihr vom Kaiser verliehene Medaille in Empfang zu nehmen. Zur bestimmten Stunde fand sich die Oberin, von einer Schwester begleitet, im Consulat ein, wo bereits die Spitzen der österreichischen Kolonie versammelt waren. Auch der Patriarch der Kopten und der Apostolische Vicar des Sudan war zugegen. Nach den üblichen Ansprachen zur Feier des Tages wandte sich der Vertreter des auf Urlaub abwesenden diplomatischen Agenten und Generaleonsnls, Herr von Kahlenberg, an Schwester Mathilde und sagte, dass Se. Majestät in Anbetracht ihrer großen Verdienste um das Rudolfsspital die Medaille des Elisabethordens verliehen habe, die vor kurzem erst zum Andenken an die verstorbene Kaiserin Elisabeth und ihre große Namenspatronin, die heilige Elisabeth von Thüringen geprägt worden fei. Die bescheidene Ordensschwester wies das ihr gespendete Lob ab und sagte, die Ehre gebäre nicht ihr, sondern Gott, und dann musste sie es wohl oder übel dulden, dass sie mit der Medaille ausgezeichnet wurde. Alsdann brachten ihr die Anwesenden der Reihe nach ihre Glückwünsche dar. Als dieser Act beendigt war, entfernten sich die Schwestern schleunig und waren froh, wieder in ihr stilles Kloster zurückkehren zn können. Alles zur größeren Ehre Gottes. Arabische Sprichwörter. Die arabische Sprache besitzt eine große Anzahl von Sprüchivörtern, die manches treffliche Wort, manche kernige Wahrheit enthalten. Viele decken sich mit deutschen Sprichwörtern, und die meisten sind ohne weiters verständlich. Eine Auswahl möge hier folgen: Der Mensch gleicht einer Brücke, über die Gutes und Schlechtes geht. — Außen Marmor, innen Ruß. — Frage einen Erfahrenen und nicht einen Gelehrten. — Das Feuer brennt niemand außer den, der es austreten will. — Niemand kann zwei Melonen in einer Hand tragen. (Niemand kann zweien Herren dienen.) Treibe einen Anderen vor dir ins Wasser. (Sei nicht zu waghalsig.) — Sei unter Einäugigen auch einäugig. (Man muss mit den Wölfen heulen.) — Auch der hässliche Affe ist in den Augen seiner Mutter eine Gazelle. — Ein Vogel in der Hand ist besser als eine Gazelle, die dich foppt. — Sein Vater ist ein Zwiebel, seine Mutter ein Lauch; woher soll da ein guter Geruch kommen? — Deine Zunge ist ein Stück Fleisch, wie du sie 216 Verschiedenes. drehst, dreht sie sich. — Ein enges Haus fasst hundert Freunde. — Der leere Brunnen füllt sich nicht von Thau. — Öder Geist, scharfe Zunge. Die Technik der Neger. Vor Kurzem wurde in die Sammlungen des Armee-Museums in Paris eine interessante Nummer einverleibt. Es ist dies ein vom französischen Marine-Jnfanterie-Hauptmann Pillivnyt einem aufständischen Einge-gebornen bei Sikasso in Westafrika abgenommenes Gras-Gewehr, das von einem Schmiede des Ortes hergestellt worden ist. Auf die Frage des Hauptmannes, ob die Eingeborenen viele solcher Flinten besäßen, erwiderte der Neger, sie hätten vier, die nach dem Modelle eines bei einem gefallenen französischen Soldaten gefundenen Gewehres angefertigt wurden. Die Neger hatten geduldig Stück für Stück das Gewehr auseinandergenommen und ohne besondere Werkzeuge und Maschinen die Waffe fabriciert, mit der vor noch zwanzig Jahren die ganze französische Armee ausgerüstet war. Die Arbeit ist natürlich eine sehr grobe, aber es fehlt keine Schraube; alles ist da, ausgenommen der Bügel, dessen Bedeutung den Schwarzen offenbar nicht einleuchtete. Vielleicht hatten sie auch wegen der darauf gravierten Ziffern angenommen, es sei eine Art Amulett mit einem den Bleichgesichtern günstigen Gebete, weshalb der mit der Ausführung der Waffe betraute Künstler sich wohl hütete, es nachzumachen. Panorama von Mühland. Die Zeichnung des Panorama auf Seite 197 stammt aus der Feder des Hochwürdigen Beneficiaten Gatt zu Brixen. Es stellt die Pfarr- und Wallfahrtskirche sowie einzelne Gebäude von Mühland dar, so im Vordergründe den Winkelhof und links das Christele-Anwesen, an welches letztere das auf dem Bilde nicht sichtbare Vintler- Anwesen, unser altes Missionshaus, stoßt. Auf der Höhe der Berge sind die Pfarrkirche von St. Andrä und das Kirchlein von Klerant sichtbar. f Am 16. August dieses Jahres entschlief in Kairo sanft im Herrn der Bruder Florentius Dalla Rosa. Geboren am 15. October 1869 zu Matran in Südtirol, gehörte er seit 28. October 1885 der Congregatidn an. In der Station Assuan zog er sich eine gefährliche Krankheit zu. Er wurde in das österreichische Rudolfspital nach Kairo gebracht, wo er sich einer schweren Operation unterzog, die glücklich gelang. Es kam jedoch nachträglich eine heftige Lungenentzündung hinzu, der er erlag. Wohlvorbereitet und gotterben starb er eines ruhigen Todes. R. I. P. Für die Redaction: P. Xaver Gc»cr, F. 8. C. — Druck von A. Weger's fb. Hofbnchdrnckerci, Brixen. Einladung zur Bestellung der illustrierten Zeitschrift für Gluubensverbreitung in Afrika „Klern öer Weg er" herausgegeben vom Missionshaus Ler „Söhne 5er hlst. Herzens Jesu" in Mühlanö bei Brixen (Tirol). Mit Juli 1899 begann der „Stern der Neger" das zweite Halbjahr des II. Jahrganges. Die Zeitschrift, welche am Ende jeden Monats erscheint, bringt Aufsätze und Abhandlungen über die Neger, ihre Christlichmachung und Eivilisierung, sowie Besprechungen von Ereignissen, welche das ewige und zeitliche Heil, Wohl unb Wehe der Neger berühren, ferner Originalbriefe, Mittheilungen und Nachrichten unserer Missionäre in Afrika, endlich die wichtigeren Begebenheiten ans unserer Congregation, sowie aus unserem Missionshause. Als Organ der „Söhne des hlst. Herzens Jesu" und ihres Missionshauses, das dem Herzen Jesu geweiht und unter den Schutz unserer Lieben Frau gestellt ist, wird der „Stern der Neger" bei seinem jedesmaligen Erscheinen das hlst. Herz Jesu und die allerseligste Gottesmutter durch irgendeinen Artikel verehren oder auch etwas zu Ehren der hl. Familie bringen, die den Boden Afrikas durch ihre Gegenwart geheiligt hat. Durch die Gnade Sr. Eminenz des hochwürdigsten Cardinals Gruscha, Fürsterzbischofes von Wien, wurde unsere Zeitschrift zum Organ des „Marien-Vereines für Afrika" gewählt, und wird dieselbe daher auch die wichtigsten Mittheilungen aus diesen, altehrwürdigen und um unsere Mission hochverdienten Vereine bringen. Den Text erläutern Abbildungen aus unseren Missionsstationen, Land und Leuten des Missionsgebietes. Die nun erfolgte Erschliefzung des Sudan öffnet unserer Congregation einen ungeheuren Wirkungskreis: derselbe reicht vom rothen Meere bis nach Adamaua und vom ersten Nilkatarakt bei Assuan bis an den Albert-Nhanza-See: ein Land voll Wunder und Seltenheiten in Natur-, Thier- und Pflanzenwelt, wo 40 Millionen Menschen ihr Heil erwarten. Dieses Gebiet dem liebevollen Herzen Jesu zu gewinnen, ist Aufgabe der Congregation „Söhne des hlst. Herzens". Die erweiterte Missionsarbeit wird uns in Stand setzen, unsern Lesern eine Fülle von Erlebnissen und Erfahrungen zu berichten, die das opferfreudige Wirken der Missionäre umfasst, und dies in einem Gebiete, das unter allen afrikanischen Ländern durch die jetzige Lage der Dinge in den Vordergrund des öffentlichen Interesses gerückt ist. Möchten sich recht viele Berufene für diese Missionscon-gregation melden! Wer sich berufen fühlt, möge sich behufs Aufnahme vertrauensvoll an den unterzeichneten Obern des Missionshauses des hlst. Herzens Jesu in Mnhland bei Brircn (Tirol) wenden! Wir bitten aber auch alle, die es vermögen, durch Bestellung des „Stern der Neger" unsere heilige Sache unterstützen zu wollen. Der jährliche Preis beträgt mit Postversendung 1 fl. 50 kr. Ö. W. (3 Mark); für das Halbjahr, Juli—December 75 kr. Wir bitten recht herzlich, die Bestellungen bald uns zukommen zn lassen. Bestellungen erbittet und nimmt entgegen in WüHkcrnö bei (prtxm (Girok). P. L. L Geyer, F. 8. C. AnstiHlis-KkimigliWil brr Haitgrrption brr Zähne brs hkiligßni HrHiis |tsn. Die Congregation besteht aus Ordenspriestern und Ordenslaienbrüdern. Es.werden in dieselbe außer Priestern aufgenommen Studenten und Laienbrüder. Hiezu wird von der Regel erfordert: 1. Für Studenten: dass sie wenigstens 16 und nicht über 34 Jahre alt, von guter körperlicher Gesundheit, hinreichenden Fähigkeiten, gediegenem und beständigem Charakter, von habituell guter Aufführung, frei von Schulden und Familienhindernissen sind; ferner, dass sie nie in Missionen gewesen sind und nie einer anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben, dass sie den aufrichtigen Willen besitzen, Ordensleute zu werden und sich für immer der Mission zu weihen; dass sie so viele Studien gemacht haben, um regelrecht der Philosophie und Theologie sieb widmen zu können, zum mindesten jedoch, dass sie die 5. Gymnasial-classe absolviert haben. 2. Für Laienbrüder: dass sie das 20. Jahr vollendet und das 30. nicht überschritten haben, feste Gesundheit- und körperliche Kräftigkeit, offenen Sinn und gesunden Verstand, Kenntnis irgend einer mechanischen Kunst oder eines Handwerkes , genügenden Unterricht und Befähigung, um an Ort und Stelle fremde Sprachen zu erlernen, besitzen; dass sie von bürgerlichen und militärischen Verpflichtungen und von Seite ihrer Familien frei sind, keine Schulden oder sonst, Verpflichtungen welcher Art nur immer haben; dass sie noch nicht in Missionen gewesen sind und keiner anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben; vor allem aber, dass ihre sittliche Aufführung derart ist, dass man mit Grund Gutes von ihnen hoffen kann. Alle müssen zwei Jahre Noviziat machen, worauf sie, wenn nach dem Urtheile der Obern kein Hindernis entgegensteht, die heiligen lebenslänglichen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. Die Studenten setzen daun ihre Studien für das Priesterthum fort. Beim Eintritt in die Congregation muss jeder eine bescheidene Ausstattung an Kleidung und Leibwäsche mit sich bringen und soviel Geld, als zur Rückkehr in die Heimat erforderlich ist, wenn solche aus einem triftigen Grunde sich als nöthig erweisen sollte. Nach ihrem Eintritte, seien sie Studenten oder Laien, übernimmt das Institut ihre Versorgung in allem Nöthigen, in Gesundheit und Krankheit, wie für seine Söhne. Behufs Aufnahme in die Congregation ist an den P. Rector des Missionshauses der Söhne des hl st. Herzens Jesu in Mühland bei Br ixen (Tirol) Folgendes einzusenden: 1. Ein Anfnahmsgesuch mit kurzer Lebensbeschreibung und der Erklärung Ordensmann und Missionär für die Neger lebenslänglich sein zu wollen; 2. das Zeugnis des Bischofs der eigenen Diöcese; 3. das Tauf- und Firmungszeugnis; 4. ein Sittenzeugnis, ausgestellt vom eigenen Pfarrer; 5. ein ärztliches Gesundheitszeugnis; 6. (bei Minderjährigen) die Znstimmungserklärung des Vaters oder Vormundes; 7. (bei Studenten) die Zeugnisse der absolvierten Gymnasialelassen, besonders der letzten; 8. (bei Laien) im Gesuche angeben, ob sie ein Handwerk verstehen.