'GW^ ^ ^ M<^ ^« ^«1 -WH >H ^x, >^ für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. H5 23. 8a,»8t«8 «Ion 2«. FFiir«:. K847. Eine einfache Geschichte aus dem Gesellschaftsleben der Engländer. , ' (Fortsetzung) «^ie Modistin stand sprachlos, rieb sick die Stirne und schien zu rechnen. Da näherte sich ein junges Mädchen, das bis jetzt in einer Ecke emsig genäht, ein Mädchen, hübsch gewachsen, aber Kummer im bleichen Gesichte, nnd die Augen ohne Glanz, wie vom Weinen roth. Während sie mit der Gebieterin leise redete, faltete sie die Hände. Dies; und ihr ganzes Wesen hatte den Ausdruck inniger Bitte. »Glauben Sie es zu können?" hörte ich die Modistin fragen. — »Ganz gewiß," war die Antwort; »ich nehme heute-Abend deu Leib und die Aermel mit nach Hause, und mache beides über Nacht so weit fertig, daß ich morgen früh den Rock annähen kann." »Wenn Sie das wollen," sagte die Andere, »so nehme ich den Auftrag an." Damit war, bis auf das Maßnehmen, das Geschäft abgethan, und als jenes, für mich unsichtbar, geschehen, und wir das Haus verlassen, blieb Mistreß Henton plötzlich stehen und sagte: »Aber, Liebste, Beste, mein Atlas wird doch sicher seyn?" »Wie meinen Sie das?" fragte Mistreß Füller; »die T ucker ist eine ehrliche Frau." »Ich bezweifle das nicht," antwortete die Andere; »haben Sie aber das junge Mädchen angesehen, das die Arbeit mit nach Hause nehmen will? Hunger und Noth. sprachen aus ihrem Gesichte, und vier und zwanzig Ellen Atlas, die Elle zwölf und einen halben Schilling, sind eine starke Versuchung." »Die Tucker muß Ihnen dafür gutstehen," erwiederte Mistreß Füller, und so kamen wir nach Hause. Vom weiteren Verlauf des kleinen Drama's habe ich nur den letzten Auftritt mit angesehen, kann aber den wei-rcren Hergang, der in mehrfacher Hinsicht das englische Leben charakrerisirt, aus guter Quelle, erzählen. Als die Modistin das Kleid zugeschnitten, und sie und das Mädchen die Heftfaden einschlugen, fragte jene Letztere, was das für ein Posten sey, den ihr Vater vorKurzem erhalten? »Ein sehr guter für seine Umstände," antwortete Elise Emden, »und deßhalb war ich so bange, Sie möchten mir das Geld zu seiner Reise verweigern. Wie glücklich, daß eben jetzt die Dame das Kleid bestellt!" »Du kannst es mir nicht verargen, Elise, noch mußr du es unfreundlich nennen," sagte die Modistin, »daß ich dir dcn Vorschuß abschlug. Ich fürchte jedesmal, dir Geld zu geben, denn ich weiß, wo es hinkommt. Dein Vater nimmt es dir ab, vertrinkt und vergeudet es, und du behältst kanm genug, dich nothdürftig zu ernähren. Das ist nicht gut, mein Kind. Du kennst seine unheilbare Trunksucht; du weißt, daß er sich in einem der besten Geschäfte hier im Orte zu Grunde gerichtet und deine arme Mutter zu Tode gekränkt hat; dennoch hörst du nicht auf, dich um ihn zu ängstigen." »Sie haben sehr Recht," erwiederte Elise, »das wird und soll nun anders werden. Ist er fort von hier und auf seinem Posten, so bin ich fest entschlossen, ihm nichts mehr zu geben, denn, wie George Morley sagt" — (bei Nennung dieses Namens lächelte die Modistin) — »George sagt, ist der Vater erst fort, so muß er sich auf sich allein verlassen, und was ich dann verdiene, kann ich für mich behalten." Spät Abends empfing Elise das gewünschte Geld, band mit leichterem Herzen die Arbeit für die Nacht in ein Tuch und eilte forr. Die Nacht war dunkel, die Straße still, Elisen's Wohnung abgelegen. Furcht beflügelte ihre Schritte, und obwohl sie Niemand begegnete, bangte ihr doch bei jedem Geräusche für ihr kostbares Bündel. Sie erreichte indeß glücklich ihre Wohnung und hörte, daß ihr Vater kurz vorher heimgekommen. Sie fand ihn, wie gewöhnlich, im trunkenen Zustande. George Morley, der in demselben Hause wohnte, hatte ihn zu Bette gebracht, wo er nach und nach ruhiger wurde und endlich einschlief. Nun wollte Elise das Kaminfeuer anzünden, aberGeorg flüsterte ihr zu, seine Mutter habe Kassel) gekocht und lasse sie dazu auf ihre Stube einladen. »Und daß ich es Ihnen nur sage, Elise," schloß er, »ich vermuthete Ihren Vater in dcn »acht Glocken," ging deßhalb hin und versuchte, ihn wegzubringen, damit wir 90 unser Abendbrot in Rllhe essen könnten, und ich freue mich, daß es mir geglückt." »Ich danke Ihnen sehr und Ihrer guten Mutter," versetzte Elise; »aber ich muß die ganze Nacht arbeiten." »Arbeiten, Elise?" wiederholte der junge Mann und blickte ihr in das bleiche Gesicht. »Wenn Sie das so forttreiben , werden Sie mit Ihrem Leben bald fertig seyn. Müssen Sie jedoch arbeiten, so können Sie es auf unserer Srube besser, als hier. Dort brennt ein helles Feuer, und meine Mutter wird sich freuen , Ihnen, wo möglich, zu helfen." Elise folgte, ohne sich länger bitten zu lassen, und schneiderte die ganze Nacht hindurch. Des Morgens erbot sich Georg, ihren Vater auf das Bureau zu begleiten, von wo der öffentliche Wagen abging, der ihn nach dem Orte seiner Bestimmung bringen sollte. »Denn thue ich das nicht," setzte er hinzu — »und Sie dürfen mir das nicht verübeln, Elise — so bin ich überzeugt, er vertrinkt das Geld, das Sie ihm zur Neise geben wollen, ehe er auf das Bureau kommt." Elisc wußte nur zu gut, wie mehr als wahrscheinlich dieß sey, und willigte tief bekümmert ein. »He, Elise!" rief's über den Gang, »wo steckst du? Weißt du nicht, daß lch fort muß? und kümmerst dich gar nicht um deinen alten Vater?" Damit trat Emden in die Stube, die George ihm geöffnet, und wo Elise saß. »Sie hat die ganze Nacht hindurch gearbeitet," sagte George. — »Die ganze Nacht? Und wcßhalb das?" fragte der Vater. — »Um das Geld zu verdienen, das ihr Mistreß Tucker zu Eurer Reise vorgeschossen." »Weiter nichts? Nun freilich, fie thut, was sie kann, mich los zu werden. Aber ich sehe, Ihr habt Frühstück. Mich dürstet. Gebt mir eine Tasse Thee, und hättet Ihr ^inen Tropfen Branntwein dazu, wär' mir's noch lieber." Da dem letztern Wunsche nicht willfahrt wurde, verzehrte der alte Mann sein Morgcnbrot höchst mürrisch und wollte sich dann zur Reise anschicken. Elise ging mir ihm auf ihr Zimmer, hier von ihm Abschied zu nehmen und ihre Arbeit zu vollenden. Nur ein Trunkenbold konnte keine Augen haben für ihre schlaffen, eingesunkenen Züge, und kein Herz für die Thränen der Tochter. Er blieb mürrisch, wie zuvor, und als Georg e M orley sich zu seiner Begleitung einstellte, lehute er das schlechterdings ab, mit dem Bemerken, daß er weder eines Hofmeisters, noch eines Wegmeisters bedürfe, alt genug sey, sich selbst zu beaufsichtigen, und bekannt genug im Orte, den Weg zu finden. Keine Bitte fruchtete, bis er so heftig wurde, daß Elise und George abstehen mußteu. Ohne Dank empfing er das Geld, wünschte Elisen verdrießlich Lebewohl, nahm keine NoNz von George und verließ das Haus. Sein Benehmen preßte Elisen viele und bittere Thränen aus. Sie trocknete sie, um sich an die Arbeit zu setzen. Auch George ging an sein Geschäft, wollte aber zugleich den alten Emden nicht ans den Augen verlieren. Elise war so fleißig, daß sie ihre Aufgabe beendigt hatte, als die Modistiu die übrigen Theile des Kleides schickte, um das Ganze znsammen zu fügen. Als sie das gethan, prüfte sie, ob nichts fehle. Nichts fehlte, außer das Fischbein für das Corfttt. In zwei Stunden sollte das Kleid abgeliefert werden ; so entschloß sich denn Elise, das Fischbei» zu holen. Vorher aber hing sie das Kleid an die Thür, hob den einen Aermel auf, um das Ganze voll zu betrachte», und glaubte Ursache zu haben, sich ihrer Hände Arbeit zu freuen. »Wie wünsche ich, daß es gut sitzt!" sagte sie und schloß die Thüre. Bei der Modistin begegnete sie Mistreß Henton's Zofe, die eben von jener die Versicherung erhalten hatte, oaß das Kleid zur bestimmten Stunde bei ihrer Herrin seyn werde, eine Versicherung, welche Elisc bestätigte. Diese nahm dann das Fischbein und den Korb, worin die Putzsachen ausgetragen wurden, und verabredete mir der Modistin, sie im Pfarrhause zu treffen. Die Modistin erschien pünktlich. Von der oberste» Stiege rief ihr Mistreß Heu ton zu: »Ich hoffe, Sie bringen das Kleid?" Die andere crwicderte, daß in wenige» Minuten ihre Gehilfin damir zur Stelle seyn werde. Aber Minute auf Mimnc rerging, schon war eine Viertelstunde vorüber, und Elise kam nicht. Die Frauen wurden unruhig. Mistreß Heu ton nannte es Leichtsinn, einem Mädchen, nnd überdirß einem armen Mädchen, eine so werrhvolle Sache anzuvertrauen, und die Modistin erbot sich, i» Eli-scn's Wohnung zu gehen, um den Grund des Verzugs z" erfahren. Sie ging und ging immer schneller; ein uiiertläv-liches Vorgefühl trieb sie, zu eilcn, und in Kurzem war das Haus erreicht. Bcim Einnirce hörte sie laute Stimme», ElisenS Stube stand offen, ohnmächtig lag sie auf dei» Bette; Georg's Mutter war mir ihr beschäftigt, Leute suchten im Zimmer umher, auch ein Polizeidiener. Die Frau errieth, was geschehen — das Atlaskleid war gestohlen. < Fortsctzur. g folgt.) Die vier Heinriche. (Aus d.n „Franks. (5onvl>is, blättern.») Am flackernden Herdfeuer einer armseligen, traurigen Hütte, deren verwittertes Strohdach sich einsam mitten ix' Walde von Samt Germain erhob, kauerre ein greises Müc-rerchen, die Lippen hastig zum Gebete bewegeud. Drauße» schnitte uud heulte die Windsbraut, der Regen goß i>> Strömen herab und in den Zweigen der Bäume stöhnte es und ächzte, als sey eü, tönendes Leben in ihnen versteckt« Die alte Frau wohnte hier ganz allein und abgeschieden vo» aller Welt. Sie sammelte Kräuter im Wald, die sie in de>' Stadt an die Aerzte verkaufte, uud stand bei der Umgege»^ im Ruf einer He.re, so daß ein jeder Bauer des nächste' Dorfes, wenn ihn sein Weg bei Nachr an ihrer Wohmu's vorbeiführte, nicht versäumte, ein Kreuz zu schlagen und da»" eiligst weiter zu ziehen. Mit einem Male wurde heftig geklopft. Die Alre c>" hob sich laugsam, um zu sehen, wer draußen sey, als ^ zweiter ungeduldiger Schlag an die Thüre geschah. 55>'" 91 Riegel zurückschiebend, sah sie eine» Reiter, der, vom Regen triefend, eine Unterkunft für sich und sein Pferd be-gehrce. Sie brachte das Thier in einen kleinen Schoppen ueben der Hütte und liest den Besitzer eintreten, der ein vornehmer, junger Herr schien. Die alte Frau schürte das Feuer an und fragre den Fremden, ob er etwas essen wolle. Auf seine bejahende Antwort brachte sie ihm ihren ganzen Speise-vorrath , bestehend in Käse und einem Stück Schwarzbrot. »Das ist Alles, was ich einem hungrigen Reisenden bieten kann," sprach sie, „denn die hohen Steuern, lieber Herr, nehmen unser Einem da? Meiste weg." »Nun," entgegnete der junge Mann, »wenn ich einmal König von Frankreich werde, will ich die Abgaben verringern und das Volk von diesem Druck befreien." »Gott gebe es!" seufzte die Alce. Der junge Herr rückte an den Tisch, um sein Mahl einzunehmen; da pochte es abermals an die Thüre; ein zweiter durchnäßter Reiter bat um Aufnahme. Es war ebenfalls ein junger, vornehmer Herr. »Bist Du es, Heinrich?" sagte der Erste. »Ja, Heinrich," antwortete der Andere. Beide Hiesien Heinrich und die Alte erfuhr aus dem Gespräche, das: sie zu einer zahlreichen Jagdgesellschaft Carl IX. gehörten, die durch das Unwetter zerstreut worden sey. »Hast Du weiter Nichts, Alre?" »Nicht das Miudeste," war die Antwort. »Nun, so theileu wir." Der erste Heinrich zog ein verdrießliches Gesicht, als er die Entschlossenheit des Andern sah. Sie setzten sich also einander gegenüber und schon wollte der Erste das Brot mit seinem Dolche auseinander schneiden, als es zum dritten Male klopfte. Es war seltsam, noch ein Reiter kam, noch ein junger, vornehmer Herr, noch ein Heinrich. Ueberrascht blickte die Alte sie an. Der Eiste wollte Käse und Brot verstecken, der Zweite aber stellte Alles wieder auf den Tisch und legte sein Schwert daneben. Der dritte Heinrich lächelte: »Ihr wollt mir also Nichts geben," sprach er, »ich kann warten. Ich habe einen guten Magen." »Der Imbiß gehört dem ersten Besitzer,» sagte der Erste. »Nein! dem, welcher ihn am Besten vertheidigt," fügte der Zweite hinzu. »Vielleicht gehört er dem, der ihn erobert," meinte der Dritte. Sogleich zog der erste Heinrich seinen Dolch; die beiden Anderen rissen ihre Degen aus der Scheide. Als sie eben handgemein werden wollten, wurde zum vierten Male geklopft; ein vierter Reiter, ein vierter vornehmer, junger Herr, ein vierter Heinrich erschien. Beim Anblicke der gezückten Waffen zog auch er sogleich sein Schwert, stellte sich auf des Schwächsten Seite und griff an. Angstvoll verkroch sich jetzt die alte Frau; die Degen der jungen Herren zerschlugen Alles, was sie trafen. Die Lampe fiel um und verlosch; sie fochten im Dunkeln. Geraume Zeit dauerte das Degengeklirre, dann wurde es schwächer und hörte endlich ganz auf. Nun wagte sich die alte Frau wieder hervor; sie zündete die Lampe von Neuem an und sah ihre vier Gäste verwundet auf dem Boden liegen. Bei näherer Untersuchung fand sie jedoch, daß alle mehr aus Ermattung, als wegen Blutverlust gefallen waren, und Einer nach dem Anderen richtete sich auf. »Laßt uns verträglich zusammen essen," sprachen sie und schämten sich ihres Benehmens. Aber Brot und Käse waren in dem Getümmel hcruntergcworfen, mit Füßen getreten und von Blut besudelt worden. Auch in der Hütte war Alles verwüstet. Die alte Frau aber saß düster in einem Winkel, und heftete ihre grauen Augen, in denen ein eigener unheimlicher Glanz zuckte, starr auf die jungen Leute. »Was stier'st und schau'st Du uns so an?" fragte der erste Heinrich. »Ich sehe Euer Geschick auf Eueren Stirnen geschrieben," antwortete sie. Der zweite Heinrich befahl ihr, ihnen die Zukunft zu enthüllen und auch die beiden Letzteren stimmten lachend in diesen Wunsch ein. Da richtete sich die Alte langsam empor; ein finsterer, geheimnißvoller Geist schien über sie zu kommen, und ihre dürre, knochige Rechte feierlich ausstreckend, als wollte sie die Mächte des Schicksals heraufbeschwören aus ihrer grauenvollen Nacht, rief sie mit heiserer Stimme: »Wie ihr alle Vier in dieser Hütte Euch zusammengefunden habt, so wird Euch auch alle vier dasselbe Schick^ sal treffen. Wie Ihr das Brot, das Euch die Gastfreundschaft bot, mit Füßen getreten, so werdet Ihr die Macht, welche Ihr theilen könnet, mit Füßen treten und mit Blut beflecken; wie Ihr diese Hütte verwüstet und in Armuth gebracht habt, so werdet Ihr Frankreich verwüsten und in Armuth stürzen, und wie Ihr alle Vier im Dunkel verwundet worden seyd, so werdet Ihr alle Vier durch Verrath eines gewaltsamen Todes sterben." Die vier jungen Leute wollten ob dieser Prophezeiung lachen, doch gelang es ihnen nicht recht; es waren die vier Helden der Ligue: zwei als deren Häupter, die andern zwei als deren Gegner. Heinrich von Cond«, vergiftet zu Samt Jean d'Angely durch seine Gemahlin. Heinrich von Guise, ermordet zu Blois durch die Fünfundvicrzig. Heinrich von Valois (Heinrich III.), ermordet zu Samt Cloud durch Jacques Element, und Heinrich von Bourbon (Heinrich lV.) ermordet in Paris von Ravaillac. Brosamen ans der Vergangenheit. (Großartige Verschwendung der Vorzeit.) Naim u n d V., Graf von der Provence, hielt im Jahre 1171 zu Beaucaire ein glänzendes Tournier, bei welchem jeder Ritter durch seine Pracht und Liberalität zu ercelliren strebte. Raimund ließ durch zwölf Gespann Ochsen im Schloßhofe und in dcr Umgebung weite Furchen aufreißen 92 und ,"0,000 Solls (30,000 Flanken nach jetzigem Gelde) darin aussäen. Guilanme Großinarrel ließ alle Gerichte für seine Tafel und für 300 Ritter bei Wachskerzen-feuer zubereiten und kochen. Raimund von Verroux liest im Schloßhofe 30 der schönsten Pferde, welche er mitgebracht hatte, verbrennen — den Damen zu Gefallen. — Der Himmel behüte uns vor Damen, die an einem so grausamen Schauspiele ein Wohlgefallen finden können! — Feuilleton. Gin recht niedliches Vögelchen. — Vor Kur zem wurde ein Arbeiter in den Bleiminen im Canton Wallis von einem riesigen Geier in dein Augenblicke angegriffen, als er in die Hütte der Bergleute treten wollte. Der Geier, dessen Flügel in der Ausspannung zehn bis zwölf Fuß masicn, harre ihn bei den Schultern gepackt, mußte aber seine Beute wieder fahreu lassen. Dieses nette Vögelchen hatte sein Nest auf einem hohen, senkrechten Felsen in der Nähe der Minen, und hatte schon große Verheerungen uuter den Schafen angerichtet. Gine Vision. — In Braunschweig starb am 20. Februar der Abt, Hof- und Domprediger, auch Seminar-Direcror, I)l'. tll«o>. Westphal. Der »Hamburger Corre-spondent" berichtet, es soll nach einer allgemein verbreiteten und von seinen nähern Bekannten bestätigten Erzählung ihm schon seit langen Jahren der 20. Februar 1847 als sein Todestag bekannt gewesen seyn. Früher Landprediger, wild er in einer Nacht durch Klopfen an der Thüre aus dem Schlafe geweckt und fieht vor derselben einen Mann mit einer Laterne stehen. In der Meinung, daß ein Kranker oder Sterbender seinen Beistand verlange, eilte er hinunter, wo der Mann auf seine Fragen nicht antwortet, sondern Zeichen macht und immer vorangeht, bis er sich plötzlich zu seiner Ueberraschung auf dem Kirchhofe vor der offenen Kirchenthüre befindet. An dieser steht i» deutlicher Schrift: „Abt Westphal, gestorben den 20. Februar 1847." Wahrend er dieses liest, ist seiu Begleiter verschwunden ; er macht aber einige Zeichen, um sich zu überzeugen, daft er nicht geträumt habe, welche er auch am andern Tage wieder findet, übrigens aber die Begebenheit sofort seiner Familie mittheilt, ohne jedoch das Jahr des Todes zu nennen. Viele Jahre sind .verflossen, er ist wirklich zum Abt ernannt worden, der Monat Februar ist stecs für seine Familie eine Zeit der Angst gewesen, und mag es nun als ein Fieberbild oder sonst zu Erklären seyn, er ist am 20. Februar l,847 gestorben. Giue Legion Friseure. — Nach einein kürzlich erschienenen trefflichen, staatsöconomischen Werke waren im Jahre 1796 nicht weniger als 500.000 Friseure; diese verbrauchten »n einem Jahre »8,250.000 Pfd. feines Mehl zu Haarpuder ; aus dieser Quantität hätten 5,300.000 Laibe Brot, im Werthe von l2 Millionen Gulden, gebacken werden können. — Wie würden wohl die Kornwucherer jubeln, wenn die Mode des gepuderten Haares jetzt bei uns wieder auftauchte! — Sperrsitze in einem Omnibus. — Die Pariser Omnibus werden in neuerer Zeit mit großem Comfort ausgestattet.; ejnige derselben sind sogar mit grünem Sammet tapezirt und in Sperrsitze abgetheilt. In mehreren derselben sind Orgelwerke angebracht, welche während der ganzen Fahrt Polkas, Qnadrilles und andere beliebte Musikstücke spielen. Die große Concurrenz scheint alle diese an sich mehr drolligen , als. zweckdienlichen Einrichtungen und Speculationen hervorgerufen zu haben, Hllnuzi^uo t»nl!om'? ! Scheintod. — In einem Dorfe bei Erlau erwachte kürzlich ein Familienvater in der Gruft vom Scheintode. Eine Frau, welche einige Tage nach dein Begräbnisse durch ein schmales Fensterchen in die Gruft blickte, sah mir Entsetzen den Deckel des neuen Sarges auf dem Boden liegen. Sie meldete den Vorfall bei der Obrigkeit, welche die Gruft sogleich öffnen ließ, und wirklich schien der Deckel gewaltsam auf das Pflaster geschleudert worden zu seyn. Die Hände und Füße des Todten waren in jener Lage erstarrt, wie er wiederauflebend mit letzter Krafr den zugenagelten Sargdeckel aufstieß; — vermuthlich starb er gleich in den ersten Augenblicken des wiederkehrenden Bewußtseyns eines schrecklichen Todes. Und noch immer zögert man in Ungarn mit der Errichtung von Leichenhäusern ! Papierkorb des Amüsanten. In der Gerhard'schen Buchhandlung in Danzig ist erschienen: „Ehestands-Grammatik, oder Anleitung: Eine Frau so zu dressiren, daß sie auf jede» Wiuk gehorcht und sanfr wie ein Lamm wird." Ein Noch- und Hilfsbüchlein für alle Ehemänner. Preis 5 Sgr. — Man erzählt sich, daß am Tage nach der Ankündigung dieses Buches der Verleger seine Äugen habe assecuriren lassen, so viel Frauen-Hände sollen ihm diesen zartesten Gesichrstheil zu zerkratzen gedroht haben. Aus Würzburg wird geschrieben: „Unser Tenor heißt Abler, früher hieß er Gabler, har aber schon lange das hohe G verloren. bald verliert er noch das A und dann heißt er „Blärr." Eine stets geputzte Frau, die häufig auf Bällen war, glaubte eine Maske zu kennen und rief sie an: »Ich er-räche, wer du bist, was gilt die Wecre?" — »Darf ich die Wette bestimmen?" fragte die Maske. — »Ja!" ant-worrece die Dame. — „Nun denn," sprach die Maske, „zwölf Ellen Leinwand auf Hemden für deine verwahrlos'tei» Kinder." In einer spanischen Oper „Adam" kommt eine Arie vor, in welcher Adam den lieben Gott auf den Knien anfleht, ihn doch zu erschaffen. In einem norddeutschen Blatte lasen wir in jüngstel' Zeit: Zwischen Menschen und Blumen oder Pflanzen kann man viele Vergleiche herausfinden. Böse Schuldner sind: Jelängerjelieber, die Gläubiger: Vergißmeinnicht. Mädchen sind mir ihren schonen Tausenden den Männern: Tau send schön; die Geschäftigthuenden sind: Zeitlose, und das Futter der vierbeinige!'. Esel: Disteln und Kletten, sind sehr viele zweibeinige Esel! — Charade. (Dreisylbig.) Ein Glied nennt euch tie erste Sylbe, Das wohl — vom Elephanten bis zur Milbe — Nicht leicht ein Thier entbehren kann, Dock führt es and're Namen dann und wann. Die letzten beiden Sylben, ob sie sckon Gewöhnlich mehr als and're ihres Gleichen Geschicklichteit und Kunst erreichen. Nennt man doch oft zum Spott und Hohn. - Das Ganze wird zwar überall getroffen. Doch darf man, es in eincr größern Ktadt. Wo häufiger man lange Ncile hat, Am sichersten zu finden hoffen. V'"i> Verleger: ZgAaz Alois Gdler v. Kleinmayr.