Nutzen nnt» Vergnügen. Fveytag, den ^. Jänner 1622. Der lebendig Begrabene. >Hch hatte eine lange Zelt an einem abmattcndenFie-, ^»'gelitten, meine Starte nahm nach nnd nach ab, «ber das Gefühl des Daseyns schien nur um desto leb» han«r ^, werden, je mehr meine körperlichen Kräfte ^"schw^lden. Ich sah an den Blicken des Ar;teS , daß ^ an me-inem Aiifkommen verzweifelte, und der stille Sch.nerz memer Freunde überzeugte mich, daß mir «lne Hoffnung übrig blieb. Eines Tsges gegen Abend ttellt« sich d^ Krisis ein — ich fühlte ein ungememes ^"d unbeschreibliches Zittern, — es rauscyce mir wie Wasser m den Ohren, unzählige fremde Gesichter schweb« ^" um mein Lager her; sie walvn glanzend und ^chl und hatten teine Ko^^ei'. Csw^r h^ll und feyer- tch !ln^ ich wollt« mich bewegen, vermochte es abcr »Ncht. _ ^^,, ^^.^ ^^^ ^^ fühlte ich wich in der ^l»cklichsten Verwirrung — sobald di>cse «ber vov ^^' >var, kehrte meine Erinnerung m der größten 'Utlichkeit zurück , die Fähigkeit mich zu bewegen "b aber aus. — Ich hörte neben mk weinen, uud " Stimm« der Warterinn, welche saKte, er ist todt. ^- Nas ich bey diesen Worten-fühlte, M unbeschreib- 7' Ich strengte meine äußerste WiUenikrafc an, um ^ »u rühren, aber ich tonnte nicht einmahl ei,» 'genlied beweg««. Nach einer kurzen Pause kam mein "U"d «äh,r, und fuhr,, schluchzend und vom tiefsten ^Hmerz bewegt, mit der Hand über mein Aesicht mid ^oß «„ine Augen. Jetzt war mir der Anblick der Welt "sperrt, aber mir blieb das Heh»r, d»S Gefühl und ^eid,T. Als «eine Augen 5«schl»ffen w«r«n^ hvr» te ich von den Leuten, daß mein Freund das Zimm», verlessen und die (I.Inlwi'tatke^) Begrübnißüntei--nehmer singen an, mir die Grabesgewä'nder anzulegen. Ihre Gedankenlssigkeir war miv noch gräßlicher, als der Schmerz meincr Freunde. Sie lachte» über einander als sie mich von einer Seit« zur andern schoben, und behandelten das, was sie a!ä eine Leiche ansahen, mit dem abscheulichsten Scherz. Als sie mich in Staat gelegthatten, zogm sich diese Elenden zurück, imd die erniedrigende Ceremonie der angenommenen Trauer begann. Drey Tagelang besuchten mich Freunde; ich hört« sie über mich flüstern, und mehrere berührten „ich mit den Fingern. Am drillen Tage sagte einer derselben , man vrche die Fäulnis; im Zimmer. Man brachte den Sarg — ich wurde aufgehoben und hin« eingelegt. Mein Freund legte mein Haupt auf den Pfühl, den man alt meinen letzten anfnh, und ich fühlte seine Thronen auf meine Gesicht fallen. Als alle, die mich besondets angingen, mich eine tuvze Zeitlang im Earge angcblickr hatten, horte ich sie weggehen und des Begrabniß-Unternehmers Gehul. fen jchraubte». d«n Sargdeckel fest. Es waren d«? reu zwey zugegen, — ein»r derselben mußte sich entfernen, ehe diese Arbeit vollend«! war. Ich horte wie der zurückgebliebene Kecl psiff, wahrend ev die Echrbu« ben herum drehte j er bemeistette sich «her und vol. lendete die Arbeit im Stillen. Jetzt blieb ich allem, ein jeder vermied das Zimmer. Indessen wußte ich, daß ich «och nicht begraben war; ui,o obgleich im Finstern und unbelveglich, hatte ich doch Mmer noch Hoffnung; dl«ß dauert« Ader nicht lang,, Der B«Iräbl>ißtag t^n Heran, ich fühlte, wle m«n den GargZaufhob und hinwegtrug, ich hörte und fühlce ihn in den Leichenwagen niedersetzen. Eine Menge Leute standen umher, von denen einige mit Bedauern von mir fvrachen. Der Wagen setzte'sich in Bewegung, ich war mirs bewußl,° baß er mich zum Grabe führte. Er hielt an und der Surg wurde herausgenommen ; ich^ühl« bey.H«>r Un« sicherheil der Bewegung/ bÄsmich einige Leute auf den Schulter», trugen. Es erfolgte eine Paus«/ ich hörl« das Rasseln der Seile um den Sarg, fühlte mich in denselben schwingen, er wurde hinabgelassen u»d ich fühlte mich auf dem Boden des Grabes — die Stricke fielen auf den Deckel, ich hörte sie fallen. — Ich machte die gewaltsamst« Anstrengung, um mich zu bewegen, aber alles vergebens, mein« Kraft« wa^ rcn gebunden. Bald darauf warf man eil» Paar Hände voll Erde auf den Sarg; dann folgte eine andere Pause. Hierauf bediente m^n sich der Schaufel, und mit dem Schrecken des Donners rollte die Erde auf mich herab. Ich konnte mich aber nicht bewegen. Der Schall nahm immer mehr uud mehr ab, ich wußte, daß das Grab voll war, und bey dem leisen Schütteln des Sarges, konnte ich nur noch abnehmen, daß der Todtengräder die Erd« festtrat, und das Grab mit seinem Spaten eben schlug. Auch dieses hörte auf und dann war alles stille. — Ich hatte kein Mittel, um den Gang der Zeit zu erkennen; und die Stille dau« «rte fort. Dieß ist der Tod, dachte ich, und ich muß hier b/tz zum Tage der Auferstehung liegen bleiben. Bald wirb der Korper in Fäulniß zerfallen, und der schwel« Heisch« Wurm, dem nur das Fleisch des Menschen genügt, wird sich an dem Mahle erfreuen, das mit so Vieler Sorgfalt und Ängstlichkeit für ihn vorbereitet worden ist. Wahrend ich diesem fürchterlichen Gedan» ten nachhing, hör« ich ein dumpfes Gerausch in der Erde über mir, und ich bildete mir «in, die Würmer und anderes Ungeziefer seyen schon auf dem Wege, der Maulwllrf und die Grabratte würden bald übe« mich herfallen. Das Geräusch tam indessen immer naher und wurde immer deutlicher. Ist es möglich, dachte ich, daß es meinen Freunden eingefallen, daß sie mich zu bald begrabe«. Diese Hoffnung war ein wahrhafter Lichtstrahl, welcher meine Grabeidmikelheit erhellte. — Das Geräusch hörle auf, und bald oarauj fühlte ich die Hand elnes Barbaren, der mich bey der Brust faßte und beym Kopf aus dem Sarge hervor, ist. Ich fühlte die lebendige Lufi, wieder, aber es war öic< ter kalt. Man packle mich auf pnd schleppte mich eiliK davsn — mir schien es zum Gerichte, vielleicht zur Verdammniß. Nachdem man mich eine Strecke fortgetragen hatte, warf'man mich wie einen Klotz darnieder — es war nicht aufdie Erde. Ich entdeckte bald, daß ich mich auf einem Wagen befand; und horte aul einigen Woften, die um mich her fielen, daß ich mich in den Handen zweyer Lcitte befand, die sich m ic3eiu^ melten. Einige derselben kamen zum Tisch und unter^ suchten mich genau. Sie freuten sich, daß man ihn«" ein so gutes Subject gebracht hatte. Zuletzt kam oel Zergliederer selbst. Ehe er sein Geschäft ansing, schlug er vor, einige galvanische Versuche an mir zumachen/ und man höhlte in dieser Absicht den Apparat herbey. Der erste Stoß ging mir durch alle Nerven, sie zitterten nnd erklangen wie die Saiten einer Harfe^S^ 'Studenten verwunderten sich über die gichtensche Wi^ kung. Der zweyte Stoß riß mir die Augen auf, und die erste Person, die mir ins Gesicht fiel, war del Arzt, der mich in meiner Krankheit besuchthatte. Ab indem die zufammenMornen Dünste, die sich m seiner Nahe bewegten, eine solche Gestalt annahmen. Weinessig und Ciironensaft fror im Schiffs. Ganz starker Weinessig fror dey 25" unter Null, aber nur zit einer honigdicken Masse, ohnedieFlaschen zu zersprenge«. Die Reisenden hatten ein Haus> zu Beobach« tungen am Himmel, am Lande errichtet ^ das un« glücklicher Weise zufällig in Brand kam. Bey dein Loschen nahinen sich die Gesichter der Matrosen unl» Officiere höchst sonderbar aus, indem, wie Parrp sagt/ nach weniger als 5 Minuten, wir uns fast alle die Nasen und Backen erfroren hatten, so daß die Wund«' ärzte, mit einigen andern, die ihnen Hülfe leisteten^ beständig umher gehen mußten, den Leuten, während iiese bey dem Feuer arbeiteten, die «rfrornen Glieder mit Schnee zu reiben. Dieser Vorsicht ungeachtet, hatten wir am andern Tage 16 Kranke mehr auf d?« Krankenlisten beyder Schiff«. Einige der Patienten mußten mehrere Tage im Bette bleiben; Iyhn Smich aber (Capilan Sabine's Bedienter), der mit dem Ser» geanten Msrtin im Hause gewesen war, als dai Feuer ausbrach, war noch bedeutender beschädigt. Um de« Inclinations-Compaß , welcher dlcht am Ofen stand, und dessen Werth sie kannten, zu retten, liefen sie sogleich damit in das Freye; Smith hatte keine Zeit gehabt, Handschuhe anzuziehen, und seine Finger waren daher in einer halben Stunde so erstarrt, und das Leben darin so völlig erloschen, daß, als ihn Hr. Edwarde (der Wundarzt) mit an Bord nahm, und ihm die Han-de in kaltes Wasser steckte, sich die Oberflache bessel, ben sogleich mit EiS bedeckte; der durchdringende« Kal« te wegen, die ihm so plötzlich mitgetheilt wurde, uns der unablässigsten Aufmerksamkeit der Ärzte ungeach. tet, war es nicht'möglich, 7 von seinen Fingern, H an der einen und 3 an der andern Hand, zu retten, vel» che abgenommen werben mußten. — Die Stimm« war bey der großen Kälte ungemein weit hörbar. Eil» Mensch , der mit einem andern in gewöhnlicher Stärke sprach, wurde z. B. eine englische Mtilt weit gehört. M Nettere Denk- und kehr - Sprüche. Wenn der Wandersmann getrunken hat, so wen« tzet er den Rücken gegen den Brunnen. Es ist besser, auf dem rechten Wege hinken, als «uf dem umtchten Wege die Post reuen. Wenn die Pest einen Pfennig von Dir fordert, so ßlb ihr zwey , damit sie üch bey Dir nicht aufhalte. Dinch Meinen und Bedanken muß manche gute Soch' ertrinken. Es ist keine besser« Festung, als getreue Nachbarn. Wie sich die Mauern blähen, wenn sie fallen »ellen, so brüsten sich die Stolzen vor ihrem Unter- Di« Demuth ist «in Diamant m Bley gefaßt. Die best« Ehe ist, in welcher der Mann daS H Fr. Raßmann. D e r Adler und die Schnecke. (Gin« Fabel). Vs hob ein Adler sich zur So,m' empsr Aus niedrem Moorgrund sah ihm nach Die Schnecke, die so wohlbeoächtig sprach-. ^Ey! warum trägt dein Flügel dich, du Thor, ,To mühevoll zur dritten Region,, »Wo nimmer d',r sin Thlerchen Nahrung, b«,ut.« — Vr r^st: > „Umstrahlt v«n Ivvis Thron, ^ ^„EntfchwmZ' ich mich der Erde Niedrigkeit. »»Dort l^den, für dein. finnlos Schwatzen taub» „„Gewahrt mein Blick — welch ein. Gewinn ! — „Dich nimmermehr, verworfner Staub!"" -» ,O zähme deinen stoben Siiw!" — So kreischet sie — »Dem frecher Flug ist Wahn; ,Zur Gottheit, reiht, nie Sterbliches sich an!" — Benennet nicht oetz Thoren Faseley, " De, sclacksch «n >« Thiecheit kl" gung, wie der Lust->md dem Schmerze, und eine Hoss" N4:ncz, die jenseits des Lebens hinter dem Gr^be wohnt» Jeder Mensch hat ^»vey Engel, einen guten und «inen böse». Her gntt ist dic Hoffnung, der böse dlt Furcht. Weiler gibt es auf Erden nichts, gar nichts, bis man, am Grabe steht; denn das Gc^b ist etwas Wirk" kches. 6 h a ra d e. Was streng dich erforschet, was Lockung einst wart Zu fährlichem Frevel, dn siehst's h«r gepaart. Das Erste spürt gern dir dat Vvse heraus, Doch fpaht es auch Gutes bereitwillig au«. Die Sünde, zu der einst das Zweyte verführt"^ Sie selbst wohl nie hätte das Erste erspurt, Allein die Anlage dennoch vielleicht; Denn so seiner Kunst das Verborgene weicht. Das Ganz« schemr,