H O tz A S O O » § * O O - G » O - * O W * O. - O * O » O * 1 » * * * * * G N * O k * ' » H, < « » .. ch . i * ' ^ » O ' * ' > * ' * " * . ch * . G « H . ' O " * "l O ' ch « » « » * » * » B t c.K.soW'LvriL Dritte Sammlung Mißlicher Znttmchke herausgegeben von der Kaiserlich Königlichen Gesellschaft des Ackerbaues und nützlicher Künste L a yba ch, gedruckt bey Joh. Friedrich Eger, Landschafts. Buchdrucker. -776. Dem Durchlauchtigsten zu Hungarn, und Böheim Königlichen Prinzen Maximilian Erzherzogen zu Oesterreich/ dc» Hoch ° und Deutschineifterthumö re. re. Durchlauchtigster Prinz! GW ßlßEuer königliche Hochheit s-ruhen MM «7^» -- xMMZ dieses geringe Denkmal unserer Ehrfurcht und Erge- L ' benheit anzunehmen. Cs sind die Früchte unsers Eifers / und unserer Bemühungen/ die wir zum Beßten des nützlichsten Theils im menschlichen Geschlechte gesammelt haben. Wir schmeicheln uns keiner Entschuldigung zu bedürfen, daß wir es MW, sie Euer königlichen Hochheit vor Augen zu legen. Wem sollte dieser dritte Theil mehr eigen seyn, M dem Sohne der großen , X 2 de- deren unerschöpfliche Güte die Wissenschaft des Ackerbaues mit Gesellschaften/ mit Lehrstühlen, mitFreyheiten, mit aufmuntern- dm Belohnungen versehen, und dadurch gegründet, und erwei¬ tert hat? als dem Bruder des weisen welcher die vortreflichen Entschlüßungen nicht Ein gutgeheissen, und unterstützet, sondern dm Ackerbau geadlet, da er Hande, die den Zepter zu tragen gewohnt sind, selbst an dem Pflug geleget hat? als einem Prinzen, welcher von die¬ sen erhabenenMeyspielen unterrichtet, den Werth dieser vortheil- haften Wissenschaften einsieht, und die Kanntniße, die er sich be- Mts darinnen erworben hat , auf seinen klugen Reisen durch die mehresten Provinzen Europens mit neuen Känntnißen ver¬ mehret ? Unter dem Einfluß eines so günstigen Gestirns hat der Ackerbau den glücklichsten Fortgang, der Landmann den gewis¬ sesten Lohn seines Fleißes, die Länder eine unerschöpfliche Ouelle des Reichthms, unsere Gesellschaft die dauerhafteste Un¬ terstützung zu hoffen. X Z Voll Voll von diesen reizenden Hofnnngen vereinigen wir un¬ sere Wünsche für das beständige Wohlseyn EllM köMg- W(N und verharren in tiefester Ehrfurcht Euerer kdnigl. Hochheit! Unterthänigste gehorsamste Georg Jakob Grafv. Hochenwart Direktor. visiTtLs Varbo Graf v- Waxensteitt Kanzler Md die Gesellschaft des Ackerbaues, und nützlicher Künste im Herzogthum Kram- r» »r L» »? r,» »! i» « L«. »2 r» r» 4^ r» »r >r r» 4-r ^> »2 i» ^r r* r» »r L» r» M> ch^D 57^D ^7^D -T^TD^TD >7^DI7^DL7^D -?^D >7^D >?^s 57^SS7^DS?^D^ d* ' L L^ ^F' S S Z Kurzer Inhalt des ganzen Werkes. I. «I^ettschrift über die von der K. K. Gesellschaft des Ackerbaues, und der nützlichen Künste im Herzogthume Krain aufgestellte Preisfra¬ ge: durch welche pragmatische Gesetzgebung in einem Staats der billigste stette Mittelpreis der Kornfrüchte könne bewirket werden? von Foh. Friede. Kryger kön. schwed. wirkl. Kommerzienrath, und Mitglied der kön. Aka¬ demie der Wissensch. in Stockholm; welcher den 28ten Lhristmon. 1772. der Preis zuerkannt worden. Seite 2. II. Wettschrift über die obige Frage, von Franz Grisellini, Ehrenmitglied der köm'gk. Gesellschaft in Louden, und Lyon, dann derer zu Bern, Gökz und Laybach; welche mit dem ^ccsssit beehret worden. 42. i. §. Was man nnter dem allgemeinen Nahmen der Lebensmittel verstehe. -»s- s. §. Der mittelmäßige Preis der Lebensmittel ist der nützlichste. 4S- z. §.Die theoretischen Anordnungen derPolitick find nicht vermögend den mittelmäßigen Preis zu veranstalten, sondern nur der freye Handel. ' Zo. 4- §. Die Freyheit des Handels die Lebensmittel belangend, gründet sich auf die Rechte der Natur, und kann ohne Ungerechtigkeit, und ohne sich den heiligen von dem Schöpfer zum Besten der Menschen vorgeschriebenen Gesetzen der natürlichen Ord¬ nung zu widersetzen, nicht gehindert werden. Z- §.Die vollkommeneFreyheit des Handels der Lebensbedürfnisse ist das beste Mittel den Ackerbau zu befördern, und der Gefahr des Abganges, und ausserordentli¬ chen Theurung vorzukommen. 62. 6. F. Beweise aus der Geschichte, Laß der freye Handel oblesagte Wirkungen hervor« dringe, und daß die Freyhcit sowohl zur Zeit des Ueberflustes, um dem Mangel vorzukommen, als im Falle des Mangels den Ueberssuß beyzuschaffen notwendig scy. Sz 7. 5. Bonden notwendigen Mitteln den fteyen Handel möglichst zu beförderen, und An« Wendung der vorigen Beweise, auf dem in der Aufgabe bestimmten Staat, wie er darinn gezeichnet ist. 78 §. § Entwurf einer Gesetzgebung zu Beförderung des freyen Handels in dem von der Aufgabe bezeichneten Staate. 8s s. §. Ein doppeltes Eemahld, in welchem das in der Aufgabe gezeichnete Land vorge» stellet wird, mit, und ohne dem Vortheile des fteyen Handels der Lebensmittel. § K^-"?5?Z, V, L "i"-'^ K U Es hat Jhro kaiserl. königl. apostol. Majestät aller- A gnadigft Gefallen für jetziges Jahr folgende Preisfrage K aufzugeben; ob, und durch was für eine pragmatische Gesetzgebung in einem grossen Staat, welcher aneinander hangt, und fahrbahre Strassen sowohl, als schiffreiche Flüße hat, der Gefahr des Abganges, und der übermäßigen Preissteigerung der zum täglichen Lebensunterhalt erforderlichen Körner, am sicher¬ sten , und standhaftesten vorgebogen werden möge, daß damit der Ackerbau am lebhaftesten beförderet, und der billigste stette Mit- telpreis erwirket werde: dann, ob und wie die allenfalls an ei¬ nem oder anderen Theile des Staats «Hängende See, in ein - oder anderen Theile, einen Einfluß haben möge? Und da kaum eine wichtigere auf die Wohlfahrt des ganzen menschlichen Geschlechts sich beziehende Frage aufgegeben werden kann; so würde meines A - Er- 4 Erachtens der Pflicht eines Weltbürgers zuwiderhandlen, wann ich nicht meiner geringen Einsicht nach meine Gedanken darüber eröfnete, obgleich keineswegs in der schmeichelhaften Einbildung, daß dieselben die Besten wären. Doch in der gänzlichen Uebcr- ^eigung, daß daraus einige nützliche Schlüße, als dienliche Bau¬ materialien zu einer dauerhaften Staatsverfassung in Ansehung des Ackerbaues, und billigen Getraidpreises gezohen werden. Es dürfte mir erlaubt seyn, hiebey zum voraus die An¬ merkung zu machen, daß man in uralten Zeiten selten von Man¬ gel, und Steigerung des Getraides gehöret, so lange nemlich die Freyheit des Ackerbaues, und der städtlichen Gewerbe durch kei¬ nem gekünstelten Zwang der Gesätze eingeschränkt wäre; dieses wird durch die Geschichte, und Erfahrung bestättiget; und es ist nichts gewisser, als dieses, daß die Klagen über Mangel und Theurung nicht eher entstanden, als seit dem der natürlichen Frey- hcit des Landmanncs, und Bürgers, unnatürliche Gesätze entge¬ gen gesetzet worden, welche derselben durch mannigfaltige, und unbeständige Gebote, und Verbote, samt drückenden Zöllen, und Auflagen gar zu enge und beschwerliche Granzen gesetzet haben; mancherlei) andere Ursachen haben zwar gleichfalls hiezu beygetra- gen, z. E. die gar zu ungleiche Theilung der Felder, Ungewi߬ heit der Besitzungen, Leibeigenschaft, Frondienste, Werbungen der tauglichsten Ackerleuthe, und d. gl. Es ist aber dennoch ge¬ wiß , daß das Uebel am ärgsten geworden, seit dem man bey dem Ackerbau, und Kornhandel mehr auf die Bereicherung der Fi- nan- 5 ranzen, als auf den Wachsthume der Nahrungen gesehen, da doch nothwendig der Leztere Endzweck das fürnehmste Augenmerk seyn muß, wenn man den ersteren so erhalten will, daß die wah¬ re Wohlfahrt des Staats gebauet, und nicht durch die Gesatze selbst im Grunde verderbet werde; weil aber dieses aus der Acht gelassen worden, so hat solches die Wirkung gehabt, daß Ucberffuß, und Mangel in einer beständigen Umwechslung gestan¬ den, zum äußersten Schaden beydes, des Landbaues, und der städtischen Nahrung; wenn denn dieses wie ganz natürlich oft zu ungewöhnlichen Preissteigerungen Anlaß gegeben, so hat mau entweder den Bauern einer Nachläßigkeit, und Faulheit, oder den Kornhandler eines unerlaubten Wuchers beschuldiget, da doch beyde mehrentheils unschuldig gewesen; in dieser Ueberzeigung ist man denn auf verschiedene Zwangsmittel verfallen, um der Noch der Unterthannen abzuhelfen; wodurch aber in der That für ei¬ nem kurzen und scheinbaren Nutzen ein gewisser, und öfters un¬ heilbarer Schaden verursachet worden. Doch es wird Zeit seyn, nach dieser vorläufigen Erin¬ nerung meinem Endzweck näher zu kommen; und da wird folgen¬ der Hauptsatz meine ganze Abhandlung in sich fassen; es kann ein solcher Mittelpreis des Getraides, welcher sowohl dem Land- manne, als Bürger vortheilhaft ist, und dadurch die Aufnahme aller Nahrungen, und Gewerbe beförderet wird, durch nichts anderes, als ein einziges unveränderliches Gesetz erhalten werden, wordurch die Landesregierung die ganze Vorsorge wegen zureich- A Z li- 6 liehen Vorrath des Getraides von sich ab, und auf dm Korn- Händler überführet; welches einzig, und allein durch einen M. ganz frcyen Kornhandel geschehen kann; es ist auS der rö¬ mischen Historie bekannt, daß, solange diese streitbare Nation mit ihren Eroberungen keinen anderen Endzweck hatte, als so viel Land zu gewinnen, welches ihren Bürgern den nöthigen Unter¬ halt durch den Ackerbau verschaffen könnte, sowohl der Ueber- fluß, als wohlfeile Preis des Getraides erhalten worden; nach- derns aber erstlich die gleiche Theilung der Aecker aus der Acht gelassen, und nachher» der Soldatenstand als die einzige ehrliche, und einem römischen Bürger anständige Handthierung angesehen ward; so ist der Ackerbau so in Verfall gerathen, daß das rö¬ mische Reich in Italien sein meistes Korn aus fremden, oder weit entlegenen Landern ziehen müssen; da aber auch dieses nicht durch einen freyen Kornhandel, sondern durch unmittelbare Anstalten der Regierung geschehen; so ist daraus eine Hungersnoth nach der anderen entstanden, welcher öfters nicht anderst, als durch unentgeltliche Austheilung des Getraides abzuhelfen wäre, um die Aufruhr des ausgehungerten Pöbels zu stillen. Selbige Ursachen haben in den nachfolgenden Zeiten, sel¬ bige Wirkungen hervorgebracht; die gar zu grosse Ungleichheit der Felder, oder auch Ungewißheit der Besitzungen, der Erober¬ ungsgeist, die Leibeigenschaft, und die daraus erwachsene Ver¬ achtung des Bauernstandes, sind die nächsten Ursachen des Man¬ gels, und der Steigerung desPreises gewesen; dieser leztere hät¬ te 7 te dennoch durch eine freye Ausfuhr des GetraideS vermieden wer¬ den können, wie man ja an Liestand und Pohlen sichet, da die grossen Landeigenthümer, oder Herrn Güter, und der Sklaven¬ stand keine besondere Preissteigerung verursachen; es haben aber die hohen Landesregierungen in preiswürdiger Absicht für daS Wohl ihrer Unterthannen diesem Uebel durch Errichtung öffentli¬ cher Kornhäuser oder Magazine abhelfen wollen; welche Anstalt wohl auf der einen Seite die gegenwärtige Noth in etwas Min¬ deret hat, auf dec anderen aber mehrerntheils die gewisseste Ur¬ sache zu einer neuen Theuerung gewesen ist; dieses leztere wird um so viel mehr einer Erläuterung bedürfen, als der Nutzen öffentlicher Vorrathshäuser, beynahe überall für unwidersprechlich angenommen wird; hier rede ich keineswegs von solchen Magazi¬ nen , welche zu Kriegeszeiten für die streitende Armeen angeleget werden, deren Nothwendigkeit ich gar wohl einsehe; sondern bloß von solchen, welche in Friedenszeiten den Landesinnwohnern, gegen den Mangel, und Theuerung zu Hilfe kommen sollen; daß aber diese in der That nicht den Nutzen, welchen man sich vor¬ stellet, mit sich führen, solches glaube ich folgendermassen bewei¬ sen zu können; ich setze hier zum voraus, daß in allen europäischen Ländern auf die eine, oder die andere Art, ein gewisser Korn¬ handel getrieben werde, wie wohl es an manchen Orten ehe Hö- rkerey, als Handel heißen möchte; denn in den Städten findet Man allezeit Bürger, welche des Landmannes Getraide erhand¬ ln, solches aufschütten, und damit andere, welche daran Mangel leiden, versorgen; wie auch wenn grosser Ueberfluß ist, etwas da¬ von 8 von mit Erlaubniß der Obrigkeit auswerts verführen, welche Freyheit doch in vielen Landern schwer zu erhalten, weil mau jederzeit in Sorgen stehet, die eigenen Unterthanen dürften, wenn etwa das künftige Jahre Mißwachs einstele, Noth leiden; sol¬ chergestalt wird die Absicht mit Errichtung öffentlicher Kornhau¬ ser keine andere seyn, als bey entstehenden Mißwachs theils der Preissteigerung vorzubeugen, theils dem wirklichen Mangel ab¬ zuhelfen , wenn etwa der Vorrath in den Magazinen der Kauff¬ leute nicht zureichlich wäre, wie auch wenn gesegnete Erndteu cinfallen, den unbilligen Unterpreis zum Schaden des Landmannes zu verhüten; um nicht zu weitlauftig zu seyn, will ich hier nicht die grossen Schwierigkeiten beschreiben, welche bey öffentlichen Vorrathshauscrn unvermeidlich sind; ich gebe zu, daß die hohe Obrigkeit selbige überwinden könne, weil sie jederzeit Mittel finden wird, sowohl die Unkösten, als den etwaigen Verlust, aus dem Vermögen der Unterthanen zu ersetzen; was aber hier hauptsächlich anzumceken, ist die gar zu grosse Ungleichheit zweener Kauffer: der Landesregierung, und des Kauffmanns; ei¬ ne Ungleichheit, welche sich nicht allein in der Starke des einen, und Schwache des andern, sondern auch in ihren verschiedenen Absichten zeiget. Oie erstem suchen keinen Gewinn, sondern nur so weit als möglich schadlos zu seyn, ja sie ist zufrieden, falls die Umstande es erfordern, mit Verlust zu verkauffen, weil sie schon Mittel sich zu erholten weiß; sie kauffet, und ver kauffek oder leihet dem Unterthann Getraide, auf eben die Weise wie ein verständiger Hausvater in seinem Hause; sie stehet blos darauf. daß ' 9 daß kem llnterthann Nothleiden möge; Ihre Augen sind beson¬ ders auf den Kauffmann gerichtet; in guten Jahren blechet sie höher, als dieser zu Ermunterung des Landmannes; ist aber Mißwachs, so verkauffet sie wohlfeiler, um der Lheuruna vor¬ zukommen ; der Kauffmann dagegen, hat ein ganz anders Inte¬ resse, dieser kauffet um zu gewinnen, ja er muß gewinnen, wo¬ fern? er die Handlung fortsetzen soll. Wenn aber dieses auf sol¬ che Art geschehen soll, daß der Staat zugleich dabey gewinnet, und die armen Unterthannen ihren nothdürftiaen Unterhalt finden; so muß er selbst nicht zu theuer Einkauffen; Nun geschiehet es, Laß wenn Ueberffuß vom Getraide ist, die Krone, (die Re¬ gierung) grosse Partheyen auf einmal erhandlet, um ihre Ma¬ gazine zu füllen; derLandmann, welcher dieses weiß, halt seine Waare im Preise wie allzeit bey einer starken Nachfrage, und grossen Ankaufs gewöhnlich ist; Wenn aber dieser Handel den Ge- Lraidhandlern allein überlassen wäre, so geschähe der Einkauff in so vielen kleinen Partheyen, daß der Landmann keinen unbillig hohen Preis setzen könnte; eben so wie er dagegen durch die Eon« curenre vieler Kauffleuthe, welche von sklbsten, wenn dieser Handel frey ist, entstehen, für einen ihm schädlichen Untcrpreis gesichcret wäre; denn nichts als die Eoncurrenre vieler Käuffcr, und Verkäuffer ist im Stande einen billigen Mittelxrcis zuwege zu bringen, weil die erstem so angelegen sind, die Waare zu er¬ handeln , als der lezrere ihrer loß zu werden. Eine andere schädliche Wirkung öffentlicher Kernhäuser ist diese; der Korn- händler sichet, daß er mit einem gar zu mächtigen Nebenläusier B zu ro EEEH zu thun habe, welcher alle seine Schritte, und Anstalten ab¬ messen, und verhinderen kann; ja mit einem solchen, welcher sich Nicht zu bereicheren sucht, und noch dazu sichere Mittel gegen allen Verlust in Händen hat; daher darf er nicht viel wagen, sondern muß mit der grösten Behutsamkeit handlen, er kann eben so wenig, als der Landesherr einen sicheren Überschlag über die Vedürfnüß der sämtlichen Einwohner machen, weil solches auf Mancherley Zufälle, die Niemand vorauösehen kann, beruhet; Er darf daher nie einen grossen Vorrath sammlen, sondern muß ehe zu wenig, als zffviel Aufkauffen, weil sein Verlust in dem lezten Falle unvermeidlich wäre, da es ihm ohne besonders aus¬ gewirkter, und schwer zu erhaltenden Freyhcit, nicht erlaubt ist, den Ueberssuß ausserhalb Landes zu versenden; Ich will zum Veyspiel setzen, daß der Kauffmann bey einem Mittelpreise ein grosses Quantum Getraide anschüttet; nachher entstehet ein Mißwachs, und die Krone eröffnet ihre Magazine, sowohl zum Verkauff, alsDarleihen; da kann dann entweder dec Kornhand- ler nicht so viel verkauffcn, als Er wollte, und könnte, oder die Krone zwinget ihn zu einen Unterpreis mit seinen Nachtheil; die¬ ses veranlasset ihn seinen Handel mehr einzuschränken; und wenn denn mehrere schwere Jahre auf einander folgen; so kann, wenn sowohl sein, als der Krone Vorrath ganz, oder grösten Theils erschöpfet ist, eine wirkliche Hungersnoth entstehen; da wird denn öfters dem Kornhandler die ganze Schuld beygemessen; er muß ein Korn-Jude heißen, ja wohl Gefahr lauffen, von den MMijlenden Pöbel gemißhandlet zu werden, wovon überflüßige Deyspiele in den Geschichten anzutreffen sind. Es dürfte daher das Urtheil nicht zu voreilig ftyn, wenn man hieraus schlüssen woll¬ te, daß solche Landesherrliche Vorrathshauser, wie hier beschrie¬ ben, ebensowohl eine Theuerung, oder wirkliche Hungersnoth zuwege bringen, als dieselbe abbeugen können; von einer anderen Beschaffenheit würden solche Magazine ftyn , welche die Landes¬ einwohner, in einem Kirchspiel einer Stadt, oder einer Provinz, unter sich errichteten, und darinn ihr überflüßiges Korn ver¬ wahrten , um dasselbe im Fall der Noch zur Hand zu haben. Liese wären nicht allem gar nicht schädlich, sondern auch auf alle Weift anzurathen, indem dadurch der große Plan, den ich hier treibe, so viel mehr gesichert wäre; bis der freye Kornhan- del in völligen Gang komme; doch daß die Regierung die Sache nur anrache, sich aber keineswegs in die Verwaltung mische. Laß aber ein ganz freyer Kornhandel die einzige richtige Verfassung ftye, einen billigen Mittelpreis beständig zu erhalten, solches will nun nach meiner wenigen Einsicht zu zeigen suchen. Zu einen ganz freyen Kornhandel erfordere ich ein solches prag¬ matisches Gesätz, welches den Kornhändlern erlaubet, nach eige¬ nen Gutbefinden, allerhand Getraide inn-und ausserhalb Landes aufzukauffen, selbiges aufzuschütten, und wieder an die eigenen Mitbürger, oder an Fremde zu verkauffen, ohne daß einiger Zwang der Gesätze ihnen bey Errichtung grosser, und kleiner Kornböden, oder in Ansehung des Preises beym Kaufs, und Ver¬ kaufs, Hindernüß im Weege legen könne; Es sind mir insonder- B 2 heit 12 Helt zwey Exempel aus der Historie bekannt/ welche diese Sache erläuteren; In Frankreich war vor den Zeiten Königs Heinrich IV. der Getraidhandel gesperret, die Preise waren zum Schaden der Nahrungen, grossen Veränderungen unterworffen, und die Einwohner wurden von einer Zeit zur anderen von übermäßiger Theuerung, und Hungersnoth gedrücket; Nachdem aber der Herzog von Sully eine offene Freyheit zum Ein-und Ausfuhren des Getraides verschaffet hatte, ohne daß die Regierung sich um weitere Anstalten bekümmerte, so verkauffte Frankreich eine solche Menge Getraides, daß England, weil es nicht selbigen Preis halten konnte, wegen des Verfalls seines Ackerbaues besorget war; wogegen in Frankreich in einer Zeit von 60. Jahren me¬ ntalen Mangel, oder Theuerung verspürtet worden. La man aber diesen Handel nach der Hand mit gar zu grossen Abgab n beschwerte, wodurch er nothwendig ins Abnehmen gerathen mo¬ ste, so ist man wiederum auf den vorigen Irr hum verfallen, ja harinn so weit gegangen , daß kein Getraide einmal von einer Provinz zur anderen ohne besondere Erlaubnis; hat dürffen ver¬ fahren werden, gleich als wenn man endlich den Landmann zwingen wollte, es selbst zu verzehren; weiches denn die unglück¬ liche Wirkung gehabt, daß die armen Einwohner seit ioo. Jah¬ ren, mancherley Wechsel erfahren müssen; ja die Nock) ist öf¬ ters so hoch gestiegen, daß Frankreich mitten unter seinen besten kriegerischen Anstalten, sich hat zu einen schleunigen Frieden be¬ quemen müssen. Las Königreich Schweden hat selbige Erfah¬ rung aus gleichmäßigen gegeneinander streitenden Verfassungen ge- -Z gehabt ; vor den Zeiten Königs Gustav I. wurde viel Gctrai- de von hier ausgeschiffet, die Anzahl der Einwohner war grösser, der Bauer sicherer in seinen Besitzungen, und dem Zufolge, das Land besser angebauet; Aber durch mancherley Unruhen, inson¬ derheit in des Königs Christians, und dem Anfang König Gu¬ stavs Regierung gerieth der Ackerbau ins Abnehmen; dazu käme die überaus schlechte Münze, welche die bessere Geldsorten aus dem Lande jagte, woraus denn nothwendig Theuerung, und Mangel am Getraide entstehen muste; daher ward der König veranlasset, die Ausfuhr dieser Waare zu verbiethen, welches doch ohne Zweifel nicht nöthig gewesen wäre, wenn man nur dem Handel den freyen Lauff gelassen hatte, indem die Gewinn¬ sucht des Kornhändlers schon würde von selbsten für die Anschaf¬ fung des Gctraides aus fremden Ländern gesorget haben, weil ja sein eigener Nutze ihn veranlasset hatte, seinen Vorrath innerhalb Landes zu verkauffen, wofern diese Waare da am meisten gesu- chet ward; Doch sollte der Absicht des Königs gemäß dieses Ver- both nicht lr ger stehen, als bis die damaligen schlechten Umstan¬ de verbesseret wären; Aber was die Noth damals veranlassete, das ward nachhero als ein unveränderliches Gesätz angesehen, und ist dieses die Hauptursach weßwegen Schweden jährlich hat so viel Getraide außerhalb Landes kauffen müssen; ob man gleich nicht in Abrede seyn kann, daß die vielen Kriege, und die ver¬ schlimmerte Eintheilung der liegenden Gründe ebenfalls das ihrige za dem Verfall des Landbaues bcygetragen haben; Indessen ist die vorige nützliche Verfassung bey den meisten so gänzlich verges- L> z scn, L4 fen, daß man die Schuld lieber auf hundert andere Umstande? als auf den gesperrten Kornhandel schiebet; ja daß man vielmehr versicheret ist, es würde die Frcyheit der Ausfuhr eine beständige Hungersnoth, oder wenigstens Theuerung verursachen. Daß aber diese Furcht ungegründet sey, solches kann äusser der un¬ streitigen Erfahrung voriger Zeiten eine unpartheyische Betrach¬ tung näher zeigen. So lange der Kornhandel solchergestalt gesperret ist, daß er bloß auf dem Verkehr zwischen dem Landmann, und städtischem Bürger beruhet; so kann das Cetraide eigentlich für keine rechte Handelswaare angesehen werden; und weil der emläudische Kauff, und Verkauffeinzig, und allein auf eine gute, oder schlechte Ernd- te gegründet, und solchergestalt gar zu ungewissen Veränderungen unterworffen ist, so kann unmöglich ein billiger, und dauerhafter Mittelpreis erhalten werden, wodurch alle Nahrungen nothwen- dig leiden müssen. Wenn geseegnete Jahre einfallen, so erhält der Landmann so wenig für sein Getraide, daß ihm keine Ermun¬ terung zur fleißigen Verbesserung des Landes übrig bleibet; viel¬ mehr da er stehet, daß er in mageren Jahren eben so viel Geld aus den Verkauff einer geringen, als in fetten Jahren aus einer grösseren Quantität lösen kann, so wird er nicht allein nachläßig, sondern läßt auch wohl einen Theil seiner Felder brach liegen, wo¬ durch nach der Hand alle die schlimmen Wirkungen, welche der Verfall des Landbaues mit sich führet, erwachsen; gleichcrgestalt, weil der Handwerksaesell, und Taglöhner bey einem gar zu wohl- fei- feilen Getraidpreise, nach welchem sich gewöhnlich die übrige» Eßwaaren richten, in drey, oder 4- Tagen so viel verdienet, als er die ganze Woche verzehret, so wird er sich auf die faule Seite legen, und schwerlich regieren lassen; wenn aber andererseits der Kornpreis hoch ist, so gerath der Handarbeiter in schwere Um¬ stände, weil Tagelohn für seinen Unterhalt unzureichlich ist; auf grösseren Lohn darf er sich keine Hoffnung machen, weil der Haus¬ vater selbst seine Bedurfniße theuerer bezahlen muß; ja er muß sich vielmehr öfters gefallen lassen, mit einem geringeren Arbeitslohn zufrieden zu seyn, weil die Noch ihn zwinget, seinen Lebensunter¬ halt zu suchen- wie er kann; und wenn mehr dergleichen Jahre auf einander folgen, so werden die schlechtesten, und liederlichsten Arbeiter sich aufs Betteln legen, die beßten, und fleißigsten aber ihr Brod ausserhalb Landes suchen; denn für diese letztere, wel¬ ches ehrliebende Gemächer sind; hat der Bettelstab so wenig rei¬ zendes, daß sie gewiß ehe das äusserste versuchen, als ein ehrloses Leben führen werden; die ersteren aber werden, nachdem sie des¬ sen einmal gewohnt sind, nicht allein selbst damit fortfahren, son¬ dern auch ihre Kinder dazu anhalten; und weil diese solchergestalt in Müßiggang, und Liederlichkeit erzogen werden, so sind sie als vcrlohrne Mitglieder des Staats anzusehen; ja manche werden wegen begangener Missethaten unglückliche Opfer der Strafge- rechtigkeit; welches alles hatte vermieden werden könnenen, wan man für ihren nothdürftigen Unterhalt durch billige Mittelpreift aller Eßwaaren gesorget hatte, welche durch nichts anders, als billige Mittelpreift des Gettaides erhalten werden können. So i6 So lange -der Kornpreis nicht allein jährlichen Verände¬ rungen, sondern auch öfters schleunigen Falle oder Steigerung un- terworffen ist , so lange snd alle Nahrungen eben so unbeständig; dem Landmann ist in geseegneten Jahren sein Ueberfluß zur Last, und der schlecht? Preis gibt ihm keine Ermunterung zur Verbes¬ serung des Ackerbaues; wenn aber Mangel ist, so suchet er öffters durch unbillige Steigerung sich seines Schadens zu erholen, ja mancher arme Lauer hat nicht allein gar nichts zu verkauften, sondern es fehlt ihm wohl noch dazu die nöthige Ansaat. Die¬ sem Uebel kann durch nichts anderes als einen ganz fteyen Korn¬ handel abgeholffm werden; denn, wenn der Kauffmann versicheret ist, daß ihm nicht die geringste Hinderniß durch die Ersätze im Wege geleget werde, Getraide inn- und ausserhalb Landes zu kauften, und dasselbe wiederum wo, und wie er will zu verkauf- fen, so wird dieser freyc Handel eben dieselbe Wirkung haben, wie gewöhnlich mit allen anderen Maaren geschehet, wenn deren Kauft, und Verkauft keinen Zwang des Gesäßes unterworfen ist; des Kauffmanns Auge ist alsdenn beständig auf den Ucberffuß, oder Mangel des Getraides an allen Orten gerichtet, er unterhält ei¬ nen fleißigen Briefwechsel, mit auswärtigen Handelsplätzen, er gibt genaue Acht auf das Fallen, und Steigen der Prei'e, ziehet zeitige Nachrichten ein, wie sich der Jahrwachs, und die Crndte überall anlasse, und nihmt nach diesen Umständen die sichersten Maasregeln. Ist die Erndte in seinem eigenen Lande gefeegnet, so kaufte er denl-eberfluß nach den Marktpreise, und versendet ihn in solche fremde Länder, welche daran Mangel leiden; Siehet er aber 17 aber im Gegentheil/ daß Mißwachs in seiner Heymath zu befürch¬ ten sey, so füget er zeitige Anstalten, Getraide aus fremden Län¬ dern zu ziehen; solchergestalt wird der Landmann niemals mit sei¬ nem Ueberfluß in Verlegenheit seyn, noch der Handwerker und Taglöhner an Brod oderKorn Mangel leiden; ja die ununterbrochene Ein - und Ausfuhr muß natürlicher Weise einen billigen Mittel¬ preis zuwege bringen. So gewiß nun dieses ist; so ungegründet ist meines Er¬ achtens die Besorgniß, es werde der Kauffmann gänzlich Meister des Preises seyn, das Korn wohlfeil einkauffen, und theuer wie¬ der verkauffen, oder auch es so lange im Magazine liegen lassen, bis man genöthiget sey, ihm dafür zu geben, wie viel er verlan¬ get; denn dieses ist nur bey monopolischen Einrichtungen, und geschlossenen Innungen, keineswegs aber bey einer uneingeschränk¬ ten Handelöfrcyheit möglich; denn wie würden wohl so viele Kaufflcute, deren Anzahl nie geschlossen ist, und welche noch dazu in einem wcitlauffigen Lande in verschiedenen Städten zerstreuet wohnen, untereinander über gewisse Preise eins werden können? wo eine Loncurrenze vieler Käuffer, und Verkäuffer ist, da wird sich allezeit der Preis nach dem grösseren, oder kleineren Vorrath der Maaren richten; noch unnöthiger ist die Furcht, daß derKauff- mann sein Getraide so lange in Verwahrung halten sollte, bis er dasselbe nach eigenen Belieben steigeren könne; der Getraidehan- del ist gewiß einer der kostsamsten, und mißlichsten; es gehört ein grosser Vorschuß dazu, um einen beträchtlichen Vorrath zu samm- L len, is len, viele Unkösten zu dessen Verwahrung, tägliche Aufsicht, daß er nicht verderbe, und deine ungeachtet ist ein unvermeidlicher Ab¬ gang zu erwarten, (wie fürsichtig auch der Kornboden eingerich¬ tet ist) durch Mausefraß, und Wärme, ja auch bloß durch Zu¬ sammentrocknen der Korner, woferne nicht, wie in einigen Lan¬ dern löblich verordnet ist, das Gewicht zum Grunde des Kauffs, und Verkauffs genommen wird; bey allen diesen Umstanden, wür¬ de gewiß des jenigenKornhandlers Unbesonnenheit groß seyn, wel¬ cher eine so Lheuerc, und so leicht verderbliche Maare wollte lan¬ ge liegen lassen; insonderheit da er allzeit besorgen müßte, daß er bey einem mehrere Jahre fortdauerenden wohlfeilen Preise die¬ selbe mit Verlust zu verlausten gezwungen wäre, weil er sein aus¬ gelegtes Kapital nicht so lange fruchtlos liegen lassen kann; es ist über dem eine Hauptregel aller vernünftigen Kauffleute, sie mö¬ gen handeln mit welchen Maaren sie wollten, lieber mit einem ge¬ ringen Gewinn zufrieden zu seyn, um nur ihr Kapital so viel öf¬ ter umzusetzcn; als in Erwartung eines grösseren, und dennoch ungewissen Gewinnes dasselbe längere Zeit liegen zu lassen; man wird auch gewiß in allen Ländern jederzeit io. Kauffleute finden, - welche durch die erstere gegen einen, welcher durch die leztere Maaßrcgel reich geworden. Hiezu kommt noch dieses, daß un¬ ter Kauffleuten die wenigsten von so grossen Vermögen sind, daß sie lange auf den Verkauff ihrer Maaren warten könnten, daher werden allzeit die wenigen Kapitalisten genöthiget seyn, für sel¬ bigen Preise, als die grössere Anzahl ihrer Mitbrüder, welche weniger Vermögen haben, zu verlausten. Es dürfte mir erlaubt seyn, seyn , diesen meinen Hauptsatz annoch mit einer ganz neuen Bege¬ benheit zu erläuteren: Schweden ward in vorigen Zeiten von aus¬ wärtigen Ländern mit gesalzenen Häringen versehen; da nun die¬ ser Fisch vor etwa 16. bis 17. Jahren in so grosser Menge an den Westlichen Küsten dieses Reiches zu streichen anfieng, und die Einwohner sich mit dem Fange desselben bcschäfftigten, so giengen vieler Gedanken dahin, man müsse nun einen genauen Merschlag machen, wie viel des Reichs eigene Lonsumption erfordere, und. keine Ausfuhr, als von dem Merfluß verstatten; die Reichsstän¬ de giengen aber einen anderen Wege, ohne sich mit einer wcitläuf- figeu Rechnung über des Einwohner eigene Bedürfniß einzulassm, so beschlossen sie die Ausfuhr nicht allein zu erlauben, sondern auch durch eineLxxvrtLtiQn§-?remie zu ermunteren; diese Anstalt hat¬ te die beste Wirkung, die man nur wünschen können, gehabt, das Land ist reichlich mit dieser Maare versehen worden, und solches zu einem so billigen Mittelpreis, daß der ausländische Haring ohne verboten zu seyn von sich selbst ausgeschlossen worden, und wird über dem jährlich eine beträchtliche Menge auswärts, sogar nach Amerika versendet, obgleich die Lxxvrtsüons- kremie als nun- mehro nicht weiter nöthig bereits einige Jahre aufgehöret hat; ich bin gewiß versicheret, daß wenn man selbige Maßregeln, als mit dem Getraidehandel genommen, man vielleicht anfänglich un¬ gewöhnlich wohlfeile Preise erhalten hätte, weil aber der Ha- ringsfänger, und Bereiter dabey gar schlecht ermunteret worden, und der Merfluß ihm zur Last gereichet hätte, so hätte er an¬ fangs seine Arbeit, und Unkösten eingcschränket, und nachhero ei¬ ne so undankbare Nahrung gänzlich aufgegebcn. Soll- 2c> Sollten diese Gründe noch nicht zureichlich scheinen, die gemeinte Sorge wegen Mangel des Getraides aus dem Wege zu räumen, so will zum Ueberfluß noch folgende Anmerkung machen, ich glaube aus dem, was bishero angeführet worden, wenigstens so viel erwiesen zu seyn; daß kein Mangel zu befürchten sey, son¬ dern allezeit ein billiger Mittelpreis zu erhalten wäre, wenn alle benachbarten oder auch alle europäische Länder einen solchen ganz freyen Getraidehandel, wie ich hier beschrieben, beständig, und ohne Ausnahme erlaubten. Weil aber die wenigsten Staaten sol¬ che Maßregeln genommen, sondern die meisten, und vielleicht in¬ sonderheit die Benachbarten, die Ausfuhr des Getraides jederzeit gesperret halten, und nur allein, wenn der Ueberfluß deutlich er¬ wiesen, dieselbige gestatten, welches doch mehrentheils sehr schwer, und über dem zu einer gewissen Quantität zu erhalten ist, so ste¬ het man in Sorgen, daß wenn man allein ohne Absicht auf die ein¬ geschränkte Verfassung anderer Staaten eine völlige Handlungs- fteyheit eröffnen wollte, der in reichen Jahren gesammelte Ueber¬ fluß bald verschwinden, und dagegen m mageren Jahren eine un¬ gewöhnliche Theuerung erfolgen würde. Obgleich dieser Einwurf einen grossen Schein der Wahr¬ heit hat, so glaube doch, daß derselbe nicht sonderlich schwer zu widerlegen sey; ich setze hier vier Falle; denn mehr kann mir nicht vorstellen: i. das Land, wo der Kvrnhandel völlig frey, und uneingeschränkt ist, hat zurcichlich, oder auch Ueberfluß, aber eines, oder auch mehrere der benachbarten Lander leiden Mangel. Hier 2i Hier ist der Vottheil so augenscheinlich auf unserer Seite, daß vielleicht nichts erhebliches dabey zu erinneren seyn dürfte; das einzige, was man noch befürchten könnte, möchte etwa dieses seyn, es dürste die Gewinnsucht den Kornhändler verleiten, so viel Ge- traide auswärts zu verführen, daß wir zulezt selber daran Man¬ gel litten; daher am sichersten sey, solchem Uebel durch Ein¬ schränkung zu einer gewissen Quantität vorzubeugen; allein diese Furcht muß ebenfalls verschwinden, wenn man nur die Natur al¬ ler Handlung, und die Gesinnungen der Kauffleute ein wenig in Erwägung ziehet; Ist die Handlung frey, so verhalt sie sich auf gleiche Weise, als die Fluth und Ebbe des Meers; sie Lheilet den Ueberstuß denjenigen mit, welche Mangel leiden, und solches so lange, bis es wieder zum Gleichgewicht kommt; so geschiehet mit allen anderen Waaren, welche in die Handlung kommen, wa¬ rum sollte es dann mit dem Gctraide allein eine andere Bewand- niß haben ? cs ist zwar gewiß, daß der Kauffmann seinen Ge¬ winn suchet, wie, und wo er am besten kann, allein es ist auch eben so gewiß daß er denselben niemals in der Ferne Hollen wird, wenn er denselben leichter, oder auch nur eben so leicht in der Nahe haben kann; handlet er mit Jnnländischen Produkten z. E. mit Getraide, so ist der Natur der Sachen gemäß, daß es seinem eigenen Mitbürger, wenn er es von ihm kauffen will, weniger kosten müsse, als dem Einwohner in fremden Lande; denn diesem muß er noch darüber die Fracht, und andere Unkösten, wie auch die Gefahr, welche mit dem Transport insonderheit zu Wasser verknüpfet ist, in Rechnung bringen; ich schliesse daraus, wie ich L z glau- a? glaube, mit ziemlicher Gewißheit, daß noch kein wirklicher Man¬ gel innerhalb Landes sey, so lange der Mitbürger nicht für wohl¬ feileren Preis als der Ausländer, kauffen will, und der Kauff¬ mann noch seinen Vortheil mit vieler Mühe, und Kosten in der Fremde suchen muß. 2. Wenn im Gegentheil in unserem eigenen Lande sich Mangel ereignet; so ist gewiß unnöthig die Ausfuhr zu verbieten; denn der Kauffmann müßte sein Interesse sehr schlecht verstehen, wenn er das Cetraide dahin senden wollte, wo es ihm weniger bezahlt wird, und nicht vielmehr die Freyheit zur Ausfuhr, in benachbarten Ländern zu bewirken suchen sollte; wenn aber sel¬ biger Lander Obrigkeiten etwa ihrem eigenen Testen so weit ent¬ gegen handelten, daß diese Erlaubniß nicht zu erhalten wäre, so wird er nicht unterlassen solche Handelsplätze zu besuchen, welche darin keine Hinderniß im Wege legen; und da der beste Gewinn mchrentheils demjenigen zufällt, welcher mit der Waare zu erst zu Markte kommt, so werden die Kornhandler sich um die Wette bemühen, ihre Kornböden zu füllen, und dahero ihre Anstalten nicht so lange verschieben, bis der Mangel wirklich überhand ge¬ nommen , sondern genau auf die Umstände acht geben, welche den¬ selben schon von ferne zeigen. Die Erfahrung bestattiget dieses überall, wo der Getraidehandel frey ist, wogegen überffüßige Erempel bezeigen, daß obrigkeitliche Anstalten in anderen Lan¬ dern nicht ehe gemacht worden, als da das Geschrey der Unter¬ themen die wirkliche Noth anzeiget, wie denn auch dahero diesel¬ ben ken öfters zu spät kommen, nachdem die Plage der Hungerönoth schon überhand genommen, und solches wegen der mancherley Um¬ wege, welche erforderet werden, ehe es zum Schluß, und zur Wirklichkeit kommen kann. z. und 4. ich will die beyden lezteren Fälle zugleich vor¬ kragen : es ist entweder der Ueberfluß, oder Mangel zu einer Zeit unserem Lande mit den benachbarten gemeinsam; ich will dieses als eine Möglichkeit zugeben, ob gleich solches in weit- läuffigcn Staaten selten zu geschehen pfleget, weil das Erd¬ reich, dessen Kultur, und die Witterung nicht überall gleich sind, doch wird die Furcht oft für die Wirklichkeit angenommen, wie gewiß in einigen teutschen Staaten im verwichenen Jahre ge¬ schehen; hier will nur aufs neue erinneren ; daß ich in allen die¬ sen Fallen eine vollkommene, und jederzeit ununterbrochene Frey- heit des Getraidhandels voraussetze, dabey der Kauffmann seine gewisse Rechnung machen kann, ohne in beständiger Furcht zu seyn, es dürften etwo seine besten Maßregeln durch Obrigkeitliche Vor¬ schriften, und neuere Verfassungen gehinderet werden; wie groß ist nicht der Unterschied und Vortheil in unserem Lande, da die Freyheit des Kornhandels beständig ist, gegen unsere Nachbarn, da diese Freyheit auf willkürliche, und jährlich umwechslende Ge¬ setze beruhet? in dem ersten ist der Kornhandel eine der wichtig¬ sten Nahrungen, man findet da Kauffleute, welche selbigen zu ihrem einzigen Gewerbe machen, eigenes Nachdenken, und Erfah¬ rung setzen sie im Stande bey den Kauff, und Verkauff, äusser, wenn 24 wenn besonders unerwartete Unglücksfälle entstehen/ selten zu ver¬ lieren/ ein fleißiger Briefwechsel in die Nahe/ und Ferne gibt ih¬ nen zeitigen Unterricht von dem Wachsthum/ und Vorrath des Getraides an allen Orten; sie sind daher auf alle Vorfälle be¬ reit, und machen schon von weiten Anstalt, ehe dieselben wirklich da sind; sie schaffen Rath in den sweresten Umständen , da die unumgeschränkteste Macht selbst ihr Unvermögen bekennen muß; ihr Fleiß, und fürsichtiger Handel bereichert sie so, und ihre Ein¬ sicht ist so zuverläßig, daß die Obrigkeit sie für die bcßten Werk¬ zeuge ansehen kann, die großen Mane, in Kriegs, und Friedens¬ zeiten auszuführen; sie lassen auch ihre Mitbürger sowohl in den Städten als auf dem Lande nie in Verlegenheit, weder beym Ue- berffuß, noch Mangel; denn wenn der Absatz, oder Einkauff in der Nachbarschaft nicht zu erlangen ist, so treibt sie ihre eigene Wohlfahrt weit entlegene Lander, wenn es auch äusser Europa wäre, zu besuchen; denn ihr einziges, oder gröstes Gewerbe be¬ stehet darinn aus diesem Handel allen möglichen Vortheil zu zie¬ hen. Nun betrachte man dagegen die benachbarten Lander, da der Kornhandel gesperret ist, und nie anderst, als durch ausdrückli¬ chen Befehl, oder Erlaubniß der Obrigkeit in Bewegung gesetzet wird. Wer will wohl da auf ganz ungewisse Rechnung den Ue- berfluß kauffen, oder dem Zukünftigen Mangel durch zeitigen Vorrath abhclfen? da sind eigentlich keine Kornhändler, sondern sie werden nur zufälliger Weise verordnet; wenn der Landmann klaget, daß er nicht wisse, wo er sein überflüssiges Getraide an den Mann bringen könne, so werden weitlaufftige Untersuchungen an- angestellet, ob eS auch rathfam sey die Ausfuhr zu erlauben; man will voraus wissen, wie viel man ohne besorglichen Scha¬ den, an Fremde atlassen könne, und nach vielen Beratschlagung gen wird endlich eine gewisse Quantität festgesetzet; die Hoff¬ nung des Gewinns reihet hie, und da einen städtischen Bürger, welcher vielleicht nie zuvor an diesen Handel gedacht hat, den Landmann von einem Theil seines Überflußes zu befreyen, und dieser muß zufrieden seyn, wie wenig ihm auch davor gebothen wird, eben so, wie der Kauffmann Ursache genug hat, nicht viel aufs Ungewisse zu wagen; Im gegenseitigen Falle, nähm- lich in mageren Jahren sind die Ilmstände noch weit schlimmer: das gröste Unglück dabey ist, daß die Noth öfters nicht ehe ver¬ spürtet wird, als bis sie schon vor der Thür ist, denn es ge- schiehet ja nicht selten, daß die beste Hoffnung bey dem Herr¬ lichsten Anschein auf dem Felde Lurch eine schlechte Witterung in der Erndtezeit sechsten, zu Wasser wird. Die klagende Stim¬ me der Unterthannen erwecket das Mitleiden der hohen Obrig¬ keit, man will aufs schleunigste der Noth abhelffen, und dem Volk Brod verschaffen. Zu dem Ende werden Anstalten gemacht, Getraide von aussen zu Hollen, welches doch schwerlich anderst, als durch private Lvtrexreneurs thunlich ist: man ermunte¬ ret sie, sowohl für ihre eigene, als der Krone Rechnung den riöthigen Vorrath aufzukauffen. Weil sie aber auf diesen Vor¬ fall voraus nicht bereit gewesen, sondern ihre Gelder in andere Nahrungen gestecket haben; so muß die Obrigkeit sie mit Vor¬ schuß unterstützen; In benachbarten Staaten finden sie öfters D die 26 die gröste Schwürigkeit, Frcyheit zur Ausfuhr zu erhalten; weil dieselben entweder in gleicher Verlegenheit sind, oder besorgen darein zu gerathen. Und wenn gleich dieselbe hie, und da end¬ lich bewilliget wird; so muß doch die Erlaubniß durch hohe Ab¬ gaben, oder auf andere Weise erworben werden, welches nebst den theueren Einkauff, welcher allezeit erfolget, wenn der Kauf- ftr verlegen ist, verursachet, daß der Brod Korb der Armuth hoch genug zu hangen kommt. Will man aber die Hilft in weit entfernten Ländern suchen, so kann sie sehr oft zu spätt kommen; Mittlerweile bringt man doch durch mancherley Weege einigen Vorrath zusammen , weil aber selbiger theuer zu stehen kommt, und noch dazu in monopolischen Händen ist, so ist mancher arme Unterthann unvermögend sich seine Bedürfniß für Geld anzuschaf- ftn; Um diesen Elend abzuhelffen tritt villeicht die Obrigkeit ins Mittel; sie leihet, oder verkauffet ohne Gewinn, ja mit Ver¬ lust an die meist Nothleidende, und macht gewiß dadurch das Übel noch ärger; denn weil alsdann gemelte LatreprensurZ, wollen sie anderst ihrer Maaren loß werden, dieselbe ohne genügsamen Vortheil, oder auch mit ihren Schaden, verkauffen müssen, wie oben bereits erwiesen worden ; so wird es bey andern dergleichen Zufällen schwer, wo nicht unmöglich fallen jemand zu über-, reden, ein so müßliches Gewerbe auf sich zu nehmen; über dem allen ist noch folgender Umstand wohl zu merken: weil in solchen eilfertigen Anstalten eS mehrentheils fehlschlägt, so viel Getraide mit aller Mühe, und Kosten anzuschaffen, daß nicht dennoch einiger Mangel übrig bleibe; so dürfte manchen Bauersmann daö 27 ras nöthige Saatkorn fehlen, nachdem er sein geringes Vermö¬ gen in der Theurung auf den Lebens Unterhalt für sich, und seine Familie angewendct hat; und weil dadurch das Drachlie- gen verschiedener Felder verursachet wird, so erwachst daraus ein neuer Mangel für das folgende Jahr, daher auch die Er¬ fahrung bezeuget, daß gewöhnlich Z.oder 4. schlechte Jahre auf einander zu folgen pflegen. Aus den Deweißthümern , welche in voriger Handlung dargeleget worden, unterstehe mich mit Micher Gewißheit zu schliessen, daß kein besseres, und sicherers Mittel um einen be¬ ständigen Mittelpreis zu erhalten, und einer ungewöhnlichen Steigerung vorzuöeugen, erfunden werden könne, als einen ganz freyen Kornhandel, durch ein in allen Zeiten unverän¬ derliches Gesäß, ein für allemal fest zu setzen ; Ich kann auch nicht anders finden, als daß selbige Verfassung in allen Ländern nicht allein möglich, sondern auch die einzig zuverläßige sey. Denn wenn ich mir auch das schwerste vorstellen sollte, nähm- lich ein Land, welches weder ein angranzendes Meer, noch Seen oder Flüße hätte, und welches demnach alle Waaren auf der Achse führen müste, so würden doch schwerlich andere Maßre¬ geln zum gemeinschaftlichen Nutzen genommen werden können. Denn solle nicht der Landmann gezwungen seyn in geseegneten Jahren seinen lleberffuß, ich weiß kaum auf was für Art selbst zu verzehren, und solchergestalt alle Ermunterung zu besserer Kultur des Ackerbaues, zur Ehe, und Vermehrung seines Ge- D s schlecht 28 schl-'chts verlieren, so würde doch die einzige Hilfe dagegen seyn, den Kauffleuthen in den Städten Freyheit zu ertheilen, ja sie durch Belohnungen (z.E.Lxxo^LÜons?r . ..... Nun wird noch meine Schuldigkeit erfordern, kürzlich zu zeigen, daß durch einen ganz freyen Kornhandel nicht allein der billigste Mittelpreis erwirket, sondern auch dem Ackerbau am besten aufgeholffen werde. Um dieses zu erweisen, will hier einige xroUIemsrische Aufgaben beyfügen, aus welchen zugleich noch deutlicher, als schon vorhin dargethan, erhellen wird, daß wirklich durch die vorgeschlagene Anstalt ein beständiger, und bil- - ligcr Mittelpreis erfolgen müße, doch finde- nöthig hiebet) vor- läuffig zu erinnern, daß ich kein so genauer Kenner von dem in Teutschland üblichen Maaß, und Gelde bin, daß nicht vielleicht (ob ich gleich die Brüche mit Fleiß ausgelassen) dennoch etwa eine kleine Mißrechnung begangen sey; wie denn auch der Haupt- heweis dadurch keineswegs geschwächet wird; Indessen habe mich E hier 24 hier des Dresdnischen Schaffels zum Beyspiel bedienet, und dm Werth nach Kaiserthalern zu 32. gute Groschen bestimmet, samt jede Aufgabe auf 5. Jahre gestellt. Nun setze ich in der ersten Aufgabe wie das Verhaltniß muthmaßlich in Ansehung des Land¬ manns sey, so lang der Kornhandel gesperret, in welchem Zu¬ stand es auch natürlich ist, daß sowohl der Preis, als Jahr¬ wachs sich sehr ungleich verhalten müße. Erste Aufgabe - In den besten Jahren giebt ein Schüssel Ansaat das 7te Korn a i. Rthlr. - - 7. Rthlr. . Gutes Jahr - - 6te Korn i. Rthlr. i6. ggr. 9. Rthlr. - - ? Mittel Jahr - - zte äeto i.Rthlr. 24. ggr. 8. Rthlr. 24. ggr. Mageres Jahr - 4te 6eto 2. Rthlr. 24. ggr.n. - - --- Mißwachs - - - zte äeto z. Rthlr. i6.ggr.io.Rthlr.i6.ggr. Alle 5. Jahre zusammen - - 46. Rthlr. 8. ggr. Diesem zufolge wird der Mittelpreis 2. Kaiserthaler und etwa drey Groschen seyn, die Einnahme des LandmannS aber von einem Schüssel Aussaat in diesen fünf Jahren, xer rneäium sich auf 9. Reichsthaler 8. Groschen jedes Jahr belauffm. Nun setze, cs werde ein solcher frcyer Kornhandel wie ich hier vorgefchlagen durch ein immerwährendes Gesätz eingeführct, und der Ackerbau bleibe in den ersten Jahren, wievorhin ohne merk- 'zF merkliche Verbesserung. Weil aber der Kaufmann um einen sicheren Gewinn entgegen flehet, so wird er dem Landmann schon etwas mehr bezahlen: z.E. in folgenden Verhältnis Andere Aufgabe. Zn den besten Jahren giebt ein Schäffel Aussaat das 7teKorn ai. Rthlr. 24. ggr. i2.Rthlr.8.ggr, Gutes Jahr - - eteKorn 2. Rthlr. - - 12. Rthlr. - - MittelJahr - - zteKorn 2.Rthlr. 8.ggr. n.Rthlr.8.W- MageresJahr - 4teKorn 2.Rthlr. is.ggr. io. Rthlr. - - Mißwuchs - - zteKorn 3.Rthlr. - - - - 9. Rthlr. - - - Alle Z. Jahre zusammen - - 5 4. Rthlr. i6.ggr. Hier ist der Mittelpreks 2. Reichsthaler und ohngefahr 9. Gutegrvschen , und die Einnahme des Landmanns von einem jeden Schüssel Aussaat in diesen Z. Jahren per meäium in je¬ den Jahre 10. Reichsthaler, und etwa 28. Gutegrvschen. ES ist übrigens merkwürdig, daß zufolge der andern Aufgabe des Landmanns Gewinn, in fruchtbaren Jahren in selbiger Propor¬ tion steiget, als die Erndte reicher ist; wogegen es ihm ver¬ möge der ersten Aufgabe gleich viel seyn kann, ob die Jahre fruchtbar, oder mager sind, weil er in den meisten lezteren mehr gewinnt, als in den ersteren, woneben doch ebenfalls gewiß ist, daß die andere Aufgabe zu seinem grösseren Vorteil aus¬ schlagt, wenn man alle 5. Jahre zusammen rühmt, welches eben E 2 das Z6 das ist, welches hier zu beweisen war; Meines Erachtens wür¬ de in Ermanglung anderer Gründe dieser Umstand allein zureich¬ lich seyn, einen freyen Getraidhandel anzurathen; indem beydcs der Staat, und Landmann dabey am meisten gewinnet. Hiezu kommt noch dieses/ daß ein jeder Burger, und der Landmann selbst, wenn sie anderst ihr eigenes Beste verstehen, wünschen müssen, daß die hohe Obrigkeit diesen Plan genehmige, und be¬ werkstellige, denn die Schlußrechnung muß sie überzeigen, daß magere Jahre ihren schlechten Vortheil bringen, indem sie ja den Arbeitslohn, und alle Waaren theurer bezahlen müssen, wenn das Gctraide hoch im Preise ist. Nun wird noch übrig ferm zu zeigen, was für eine glücke liehe Wirkung allem Ansehen nach ein solcher freyer Getraid¬ handel zum besten des Ackerbaues, und des ganzen Staats mit sich führen müße; weil es ganz unlaugbahr ist, daß das rechte Leben aller Nahrungen in dem lachten, und vortheilhaften Ver¬ fällst der Waaren bestehe; so muß auch solches bey dem Land¬ bau statt finden; Ist der Landmann nur für allen monopolischen Zwang von Seiten des Musters gesicheret, und kann er im Ge¬ genteil sein Getraide ohne Mühe, und für einem billigen Preis loß werden, so wird er nicht unterlassen, seinen Ackerbau aufs möglichste zu verbesseren um dadurch seine Einkünfte immer hö¬ her zu bringen. Er wird den Wiesenwachs höher treiben, um dadurch die Anzahl des Viehes zu vergrößeren, und mehr Dün¬ ger zu sammlen; ja er wird/ wenn er seine Kultur aufs höch¬ ste HHZAWWAHKH Z? ste gebracht , wüstes Land fruchtbar machen, um dadurch sich immer mehr zu bereichern ; der geringste Ackersmann wird auch den Triebe der Natur nicht lange widerstehen, sondern bald ehelich werden, weil viele Kinder sein wahrer Reichthum sind; insonderheit wenn er für schwere Frondienste, und gewaltsame Werbungen gesichert ist; so auch ein Stücklandes, wenn es auch noch so klein wäre, zum wörtlichen Eigenthum, oder wenigstens unter einer Verpachtung von vielen Jahren wie in Engelland gebräuchlich ist, besitzet. Hierbey erinnere mich gar wohl, daß die politischen Verfassungen vieler Länder in gegenwärtigen Zei¬ ten anders beschaffen sind, welche ohne grösseren Schaden anzu¬ richten , vielleicht nicht können in eine so glückliche Einrichtung, welche der Menschlichkeit näher kommet, verwandlet werden; al¬ lein ich glaube, daß mein Vorschlag dennoch der sicherste zum besten des Landbaues seyn wird, wenn man nur das Joch des Bauern so leicht als möglich ist machen will; Nach dieser vor¬ ausgesetzten nöthigen Anmerkung, glaube die Sache gar nicht zu übertreiben, wenn ich mir gewiß fürstelle, die Fruchtbarkeit werde in nachfolgender Proportion zunehmen, doch daß die Preise eben dieselben, wie in der anderen Aufgabe, bleiben. Dritte Aufgabe. In den besten Jahren giebt ein Schäffel Ansaat das iote Korn a i.Rthlr. 24. gr.-17. Rthlr. i6.ggr. Gutes Jahr - - Fte äeto 2. Rthlr. ------ 16. - - - Mittel Jahr - - 7te äeto 2. Rthlr. - 8.M15. - - 24. - E z Ma- ZS Mageres Jahr - 6teäeto 2.Rthlr.-i6.ggr.i5. Rthlr. - - Mißwuchs - - 4te äeto z. Rthlr. - - 12. ----- - Alle 5. Jahre zusammen - - 76. Rthlr. 8.ggr. Hieraus erhellet, daß der Mittelpreis 2. Reichsthaler und etwa 9. Groschen sey, die Einnahme des Landmanns aber von einem Schaffet Aussaat in diesen fünf Jahren per meäium sich auf fünfzehen Reichsthaler 8. Gutegroschen jedes Jahr belauffe. Man möchte sich etwa hier daransiossen, daß die jenigen, welche Getraide kauffen, um es selbst wieder zu verzehren, den Schaffet so lange dieser Handel gesperret ist, für 6. Groschen besseren Mittelpreis, als bey einem freyen Kornhandel haben; Es wird aber dieser scheinbare Zweiffel leicht verschwinden, wenn Man nur genau Acht giebt auf die grosse Sprünge, welche der Preis alle 5- Jahre nach der ersten Aufgabe gegen dem , welche er nach den letzteren Aufgaben machet. Wie denn die Erfah¬ rung z. E. gewisser Provinzen hier in Schweden zeiget, daß das Korn öfters in einem Jahre von dem niedrigsten zum höchsten Preise steiget, denn dadurch werden alle Nahrungen, und Ge¬ werbe , nicht aber durch eine geringe Zulage im Mittelpreise verderbet. Nun verändert sich der Preis nach der ersten Aufgabe, in einem Zwischenraum von 2. Reichsthalern 16. Gutengroschen rühmlich 1. Reichsthaler z. Gutegroschen unter, und 1. Reichs- tha- Z) Lhaler iz. Gutegroschen über dem Mittelpreise aller fünf Jahre, wogegen er bey einem freyen Kornhandel nach den beyden letzte¬ ren Aufgaben nicht mehr, als etwa 17. Gutegroschen unter dem Mittelpreise fallen, und 2 z. Gutegroschen über dem MittelpreiS steigen wird, welches letztere doch bey einem verbesserten Ackerbau nur selten geschehen kann; wie denn auch (welches sonsten das größte Übel ist) nie so oft wiederholte schleunige, und grosse Sprünge auf einmahl zu erwarten sind. Wenn es nöthig wäre, für einer so erleuchteten Gesell¬ schaft mehrere Deweisthümer anzuführen, so könnten wohl der¬ gleichen in Vorrath seyn; Es kann aber, wie ich glaube daS Veyspiel von Holland allein alle noch übrige Zweiffel heben; denn ob gleich der Ackerbau dieses kleinen Landes nicht den zehen- ten Theil des nöthigen Vorraths verschaffen kann, so ist doch die fteyc Ein - und Ausfuhr des Getraides allem im Stande aller Theurung vorzubeugen, und noch dazu den Staat ansehn¬ lich zu bereichern. Indessen beruhet doch die Wohlfahrth dieser kspubl^us bloß auf die Nachlaßigkeit anderer Völker: aber wie glücklich ist nicht dagegen ein Land, welches zureichlicheS Korn in seinen eigenen Granzen findet: denn cs kann sich einer wahren Selbstbestandigkeit rühmen, ohne von der Willkuhr an¬ derer Machte abzuhangen. Doch bin ich vielleicht schon zu weitläuffig gewesen, wel¬ ches doch mit meiner aufrichtigen Absicht, diese wichtige Sache in in das möglichste Liecht zu setzen, gütigst entschuldiget werden dürffte: wie denn auch selbige Nachricht erwarte, wenn etwa diese Abhandlung nicht sollte in ihren ganzen Umfang auf das Land, für welches die Frage eigentlich ausgestellet ist, sxpllci- ret werden können; denn ich bin zufrieden, wenn nur mein Haupt - Plan seine Richtigkeit hat. Uemo ismis 6sdet veUe impenlsm, sc lumpUum tscere in cultursm, li viäet nou xolle resici : Vsrro äe ruü. I-ib. I. csx. «. LeÄ. 8- welche Dm E" Lhristmonats 1772. mit dem ^cceült beehret worden Uebek -Le obige Frage verfasset von Franz Grisellini, Ehrenmitglied der königl. Gesellschaft in Londen, und Lyon, dann dek Gesellschaften zu Lern, Görz, und Laybach. - --- Latlabltur pambus: inaltabit acervum krugum : cvmeäent pansm irr f2turit3te: venietut tons weüis. krov. IL. b. 11.Lccl. Lo.ä. zo. krov. II. «-K» M Wenn man auch nur obenhin die Sitten, und den Karakter jener Zeiten betrachtet, da die Menschen nach verlasse- ner rauher, und wilder Lebensart das gemeinschaftliche Leben erwählten, und sich den Gesetzen, und der Oberherrschaft einzelner Vorsteher , so wird man endlich die Ursa¬ che ergründen, warum dieses Jahrhundert allgemein das erleuch¬ tete, und philosophische genennet werde. In den verstossenen Jahrhunderten wird man wechselweise einige finden, in welchen bald die Liebe zur Ehre, und Freyheit herrschte, die schönen Künste auf das prächtigste prangten., der Muth in den Waffen, der natürliche Hang zu Eroberungen, der Geist der Ritterschaft, und der Reisen über Meere, um, der grausammcn Gefahren ungeachtet, neue Länder zu entdecken, F s das 44 das allgemeine Lob verdiente. Bald zeigten sich einige frucht¬ bar an Rechtsgelehrten/ Weltweiscn, und Redner, und endlich erblickt man in einigen Bürgermeister, und Vorsteher des Volks den Ackerbau beehren, und nach erhaltenen Lorberkranzen im (ÜLpltoImm, mit eben jener Hand den Pflug regieren, und Er¬ de mnwüllen, mit welcher sie so viele Siege erfochten haben. Schönere Bilder, als diese wird uns kaum die Geschichte zeigen, aber auch diese müssen verfinstert werden, wenn man be¬ trachtet , daß zur nämlichen Zeit die Übermacht, die Grausam¬ keit, Barbareyund der Despotismus in die Wette stritten, wenn man sieht mehrere Tausende der unschuldigen Sklaven in den öf¬ fentlichen Kampfplätzen unter einem immerwährenden Jauchzen des Römischen Volks durch ein grausames Gesetz des Siegers von Tygern, und Löwen zerrissen werden, wenn man abergläu¬ bische, fanatische, unwissende, und von dem Geiste einer Lhy- merischen Ehre eingenommene Nationen entdecket, bey welchen die körperliche Stärke, oder Leibesübung durch Schwert, und Feuer den Streitigkeiten den Entschlag gab; und endlich wenn man zu gewissen Zeiten die Jugend, und das Verdienst belohnet sieht, und einen Eifer zum gemeinen Besten verspührt, zugleich aber die Verachtung, und Nachlaßigkeit der Wissenschaften, und nützlichen Künste bemerket, durch Hindannsetzung des Handels, und des Ackerbaues, welchen man dem niedrigsten, ärmsten, und meist unwissenden Theile der Menschen überläßt, so muß man nothwendig schliessen, daß man in eben diesen Zeiten alle Sorge den 4L Len Stand der Menschen zu besseren vernachläßiget. Aus diesen zeigt sich der Unterschied zwischen den verflossenen, und den gegen¬ wärtigen Jahrhundert. Die unnützen Untersuchungen der Sa¬ chen, welche allzeit in dem Liessen Abgrunde der Natur verblei¬ ben , die aberwützigen Fragen, jene Wissenschaften, welche der menschlichen Weisheit ein etwas prächtiges, doch unnützes An¬ sehen geben, sind schon nicht mehr der Stof der Anwendung un¬ serer Talente. Fast alle erhabenen Geister haben die praktischen Wissenschaften zu ihren Entzweck angenommen, und die Unter¬ suchungen nur nützlicher Wahrheiten zu ihrem Ziel; Dahers rühret die Errichtung so vieler Gesellschaften gelehrter Männer, welche sich unermüdet dem gemeinen Besten widmen. Aus dieser Duelle fliessen die so Häuffigen Schriften unserer Zeiten über den Handel, Bevölckerung, Ackerbau, Künste, und politischen Oe- konomie, und eben daher der schleunige, und ununterbrochene Um¬ lauf entdeckter Wahrheiten. Um dieses noch mehr zu bestättigen, darf man nur bemerken, daß die Erlehrnung jener Gesetze, wel¬ che dem gemeinschaftlichen Leben der Menschen nützlich sind zu unserer Zeit das Hauptaugenmerk der Landesfürsten sey, und da eben durch dieses Leben in allen tugendhaften Herzen die ge¬ heiligte Liebe zum Vaterlande sprühet, in jenen der Landesfür¬ sten mehr das Weesen liebreicher Vatter, als die Macht des Oberherrschers zeiget, durch welche angeeifcrt', sie jene Quellen zu erweitern suchen, aus welchen der Reichthum der Nation, die Macht, die Ehre, das Glück des Staates fliesset. § Z Alle 46 Alle erleuchten Nationen unseres Welttheiles bewun¬ dern die Vorsehungen die zu solchen Ende von weisen Fürsten vorgekehret werden, da zur nämlichen Zeit ihre Unterthannen die daraus fliessende gutthätige Wirkungen empfinden. Und wäre hier der Ort nur einige anzuzeigen, welch ein edles, und weites Feld würden mir jene eröfnen, welche die große, die mächtige, die von dem Himmel ihren Böllern geschenkte Therese zum vollen Glücke ihrer Untergebenen hervorgebracht! Ihr adeliche Mit¬ glieder ! Ihr beste, und dem Nutzen des Staats gewidmete Bür¬ ger, Ihr erkennet sie allzugut, als daß Ihr euch meiner Anzeige gebrauchen sollt, doch sey eS mir erlaubt zu sagen, daß, da ich einerseits den durch Sie beförderten Ackerbau, belohnten Fleiß, und den durch heilsame Gesetze, denen die liebreichsten Züge mütter¬ licher Sorgfalt eingeätzet sind, erleuchteten Handel betrachte, ich zugleich anderseits die Vorsicht entdecke, wodurch Sie ein grosses Werk auszuführen gedenke, zu welchen ich die ersten Zü¬ ge in jener Frage sinde, welche mit Ihren Gutachten von dieser verdienten Gesellschaft aufgegeben worden. Man fraget: Ob, und durch was für eine pragmatische Gesetzgebung in einem grossen Staate, welcher aneinander hangt, undfahr¬ bare Strassen sowohl, als schiffreiche Flüsse hat, der Gefahr des Abganges, und der übermäßigen Preissteigerung der zum täglichen Lebensunterhalt erforderlichen Körner, am sichersten, und standhaftesten vorgebogen werden möge, daß damit der Acker¬ bau 47 bau am lebhaftesten befördert, und der billigste stette Mittelpreis erwirket werde? dann ob, und wie die allenfalls an einem, oder anderen Theile des Staats anhangende See, in ein oder ander« Theile einen Einfluß haben möge? Die Belohnung, welche der Auflösung der vorgetrage- nen Aufgabe bestimmet ist, muß in den Augen jedes eifrigen Bürgers allen Reitz verliehren, wenn man die Ehre aus einer hinreichenden Beantwortung erhalten kann. Von diesem Beweg¬ gründe gerühret, erhebe ich mich über meine Mittelmäßigkeit, um wenigstens den Ruhm eines dazu Willens zu erhalten. Um meine Meynung besser zu erklären, sey es mir er¬ laubt vorauszusetzen - - - daß der freye, unumschränkte Handel der Lebensmittel nicht allein das einzige Mittel sey einen mit¬ telmäßigen Preis beständig zu erhalten, sondern auch allem Ab¬ gänge, und ausserordentlicher Theurung vorzukommen, den Acker¬ bau, die Künste, Manufakturen, und die Bevölkerung zu be¬ fördern. Bey dem Beweise der dreyen in diesem Satze enthaltenen Theilen werde ich zugleich zeigen, daß dieser freye Handel den Gesetzen der Natur, die von dem Schöpfer zum besten des ge¬ meinschaftlichen Lebens gegeben sind , gemäß sey; aus welchem erhellen wird, daß die Gesetzgebung in diesem Falle den Handel durch 4S durch Annehmung jener Mittel, welche zu solchen Ziel die ge- schiktesten sind, leiten, und beschützen müsse. Ilnd Ihr hoch¬ zuehrende Mitglieder! werdet, wie ich hoffe, erkennen, daß der in einem Staate erlaubte, und beförderte Handel den Preis der Lebensmittel anbelangend, die vortheilhaftesten Wirkungen sowohl für den Kauffer, als Verkauffer hervorbringen, die Furcht auser- ordentlicher Theurungen , und ihrer grausamen Folgen verjagen, den Weeg zu jenen Grad des Reichthumes, welcher allein im Stande ist das Glück der politischen Gemeinde zu befestigen , und die Macht vorsichtiger Fürsten zu vergrösseren eröfnen werde. Ich fange die Entscheidung der Fragen an nach dem Wege, welchen mir der vorgelcate Plan zeiget. §. i. Was man imteo dem allgemeinen Nahmen dep Lebensmittel verstehe? Ich verstehe unter dem Nahmen Lebensmittel alles Ge- treid, sey es in ihren natürlichen Zustande, oder gemahlen, und zu Brodgebacken, alles Oel, Wein, und was immer statt des Weins kann gebraucht werden, mit einem Worte, alles, was die Erde, und das Thierreich zur Erhaltung der Menschen, und der nützlichen Thiere hervorbringt. Der Ueberfluß dieser Erzcugniße wird in jeden politischen Körper als ein Geschenk der anbettungswürdigen Vorsicht, die über die Nothwendigkeit der Geschöpfe wachet, betrachtet; er ist der vornehmste Gegen- . - stand 49 stand der eifrigen Wünsche des wahren Patrioten/ des Menschen¬ freundes , er macht die Hauptsorge des Tugendhaften Fürsten aus, dessen Hauptaugenmerk das Wohlseyn, und die Sicherheit seiner Untergebenen ist. §. 2. Der mittelmäßige Preis -er Lebensmitteln ist -er nützlichste. In Betrachtung dieser allgemeinen Wünsche, und Fürstl. Sorge muß man sich nothwendig verwundern , wenn man höret, daß die Inhaber der Felder^ und die Ackersleute nichts mehr wünschen, als den erhöhten Preis der Lebensmitteln, da zur nämlichen Zeit der übrige Theil der Gemeinde, in dessen Umfan¬ ge die Künstler, und Handarbeiter, und alle jene, welche ih¬ ren Unterhalt von ihrem Fleiße erhalten, begriffen sind, nichts mehr wünschet, als obbesagte Lebensmittel um den mindesten Preis zu überkommen. Ein solches Verlangen verursachet, wie man sieht, in der gänzlichen Masse einer politischen Gemeinde zwey gerade entgegen gesetzte Wünsche, da doch in einem regelmäßigen Kör¬ per nur ein allgemeines Verlangen allein herrschen soll. Man kann von keiner andern Duelle solchen Unterschied hcrleiten, als von dem Abgänge genügsamer Ueberleguvg, und der Unwissenheit des wichtigen Satzes: daß der Preis der Le- G bens- öensmittel die standhafte Maaß der Manufaktura , Handarbei¬ ten, und des Lohns sey. Und in der That in jenen Oertern , in welchen der Preis der Lebensmitteln gering ist, sind auch der Lohn, und der Preis der Handarbeiten in nämlichen Ver- haltniße; welches zum allgemeinen Schaden gereichet, weil eben dieser verminderte Preis die Einkünften der Inhaber vermindert, den Gewinn der Ackersleute, und anderer Lcmdesinwoher, der Kauffleute, und der Handwerker, und aller jener, deren Un¬ terhalt vom Fleiße ihrer Hande, und von der Industrie abhangt, heruntersetzet. Liese Wahrheit, steiffet sich auf eine bestättigte Erfah¬ rung , und weil dann weder aus dem verminderten, noch aus dem ausserordentlich erhöhten Preise der Lebensmittel für jeman¬ den em Nutzen fließt, so folget von sich selbst, daß das wahre Interesse eines Landes den mittelmäßigen Preis erfordere. §. 3. Die theoretische Anordnungen der politick sind nicht vermögend den mittelmäßigen Preis zu veranstalten, sondern nur der freye Handel. Nachdem man erkennet hat, daß der mittelmäßige Preis der Lebensmittel der vorteilhafteste sey für das Gemeinewesen, hat man nicht unterlassen, verschiedene Anordnungen zu machen, um ihn einzuführen, ja man hat sogar in gewissen Ländern, um ihn unveränderlich zu behalten öffentliche Gesetze bestimmet. Wenn EEKASM» sr Wenn man aber überleget, daß es mit dm Preise der Lebensmittel eben so, wie mit allen anderen Maaren Zugeht, so wird man leichtlich ersehen, daß es kein menschliches Unter¬ nehmen sey ihn auf beständig festzusetzen, da es nicht in unserer Macht ist jene natürlichen Ursachen zu leiten, welche dessen Ver¬ änderung verursachen. Menschliche Vorschläge bringen in diesem -Falle nichts als oftmalige, und höchst empfindliche Veränderun¬ gen vor, alle vorgegebene vorsichtige Anordnungen, welche theils die allzugrossen Ausfuhren verhindern, die Einfuhr nach gewissen Umständen einschranken, theils sie gänzlich verbieten, oder mit Zulaß einiger andern abschaffen, die Errichtung der Vorraths¬ hauser befördern, alle, sage ich, diese vorgegebene Anordnungen dienen zu nichts, als in einem gewissen Zeiträume den Preis der Lebensmittel, weiter, als es der Nutze der Gemeinde erfordert, herabzusetzen, ohne in der Folge verhütten zu können, daß dieser nämliche Preis nicht ausserordentlich steige, und zugleich das grausame Verfahren befördere jener Leute, welche um sich selbst zu bereichern, sich nicht scheuen Tyrannen des allgemeinen Ve¬ sten zu werden. Das Verhütten, Einschranken, oder der Zusatz starker Auflagen auf die Ein-und Ausfuhr der Lebensmittel von einer in die andere Landschaft, von einem Staate in den anderen bringt eine ganz andere Wirkung hervor, als jene des mitttlmäßigm Preises. Dergleichen Hinderm'ße benehmen dem Inhaber der Felder, und dem Landmann den Much; die Furcht, die Er- G 2 zeig- zetaniße ihrer Felder, die Wirkungen ihres Fleißes hintertrieben zu sehen , und die Sorge von dem Überflüße beschädigt zu wer¬ den schröcket sie also, daß sie leichtlich vom Baue eines grossen Erdreiches, zu welchem grosse Ausgaben nöthig sind, abstehn. Die Verminderung des angebauten Erdreichs vermindert zugleich die Summe der Erzeugung, aus welchen der Abgang, und aus diesem endlich der erhöhte Preis der Lebensmittel folget, der Handel gerath ins Stecken, und mit ihm trocknet die Quelle der gemeinen, und Privateinkünsten ein. Da ist es, wo das Manopolium auf diese vorgegebene Anordnungen gegründet, unumschränkt herrschet; die öffentlichen Vorrathshäuser, welche zu Verhüttung des Abganges errichtet sind, werden für das gemeine Volke eine neue Plage, weil die Ausgaben, welche zum Unterhalte solcher Hauser nöthig sind, der Schaden, den verschiedene Thiere, und noch mehr der Betrug der Besorger verursachen, alsdenn auf das gemeine Volk fallen, da doch zu gleicher Zeit der natürliche Preis der Lebensmittel steiget. Mitte unter solchen ökonomischen Anordnungen, wie könnte man den Preis unveränderlich bestimmen? Es wäre die¬ ser Gedanke eine Lhimere, wenn man auch wirklich zulassen wollte, daß aus dergleichen Anordnungen keine Verwirrung ent¬ stehen könnte, denn dieses wäre so viel, als den Jahrszeiten, und Elementen Gesetze verschreiben, die Natur nach eigenen Willen lenken, und in dem Preise der Lebensmittel, durch Ursa¬ chen, die mit ihren natürlichen Preise nicht verbunden sind, ein- flüssen, HEEEH sz fliessen, eß wäre eine Ungerechtigkeit den Nutzen der Käuffer mit dem Schaden der Verkäuffer befördern, und mit einem Wor¬ te soviel, als den Ackerbau, die Mutter, und Stütze aller Künste, durch welche jeder Staat blühet, die Macht der Für¬ sten aufrecht erhalten wird, und das Glück der Unterthanen stehet, zernichten. Weil es dann durch dergleichen Mittel unmöglich ist, ei¬ nen mittelmäßigen Preis der Lebensmittel, einen Preis, der für alle Stande vortheilhaft wäre, zu erhalten, welches wird wohl hinlänglich seyn? gewiß kein anderes, als dieses: daß der Preis in allen Umständen nicht nach dem strengen, sondern möglichst ausgedehnten Verhältniße zwischen der Menge, und dem Ge¬ brauche der Lebensmittel sey, zwischen dem Anträge, und dem Ansuchen, zwischen den Kauffern, und Verkauffern. Dazu kann man nicht gelangen, als durch den freyen, und höchst wirksamen Handel; ich will sagen, es ist höchst noth- wendig, daß man den Inhabern der Felder, Kauff-und Ackers¬ beuten, ja jedermanne eine vollkommene, unumschränkte Frey- heit mit allerhand Lebensmitteln zu handeln ertheile, ohne ihnen ein Hinderniß in dem Weg zu setzen, ohne sie zu zwingen, ge¬ wisse bestirnte Freyheiten, oder Erlaubnißen von Landesfürsten, oder seinen Ministern zu erhalten, damit jedermann nach eigener Willkuhr, was immer für eine Gattung der Lebensmittel im nämlichen Staate von einer Landschaft in die andere, ja auch G z aus- 64 äusser dem Staate verschicken, oder von fremden Landern em¬ pfangen könne, nachdem jeder diesen Empfang oder Verschickung sich selbst, oder andern vorteilhaft erachtet. La diese unumschränkte Freyheit die Lebensmittel in ei¬ nen gewissen Umlauff bringet, so eröffnet sie zugleich dem inn- und ausländischen Handel ein weites 'Feld; sie befestiget den möglichsten Zulauff, vereiniget die Landschaften eines Staates, und verbindet gewissermassen jeden Staat mit andern nahe, oder weitgelegenen, einige zwar, um sich im Falle der Noch mit dem Gehörigen zu versehen, andere aber, um sich eines beschwerlichen Ueberflußes zu entledigen. Nicht alle Lander sind am Getreide gleich fruchtbar, nicht alle sind zur Viehzucht tauglich, Del, Wein, und andere Produckten, die dem menschlichen Leben, der Ausübung der Künste, und Manufakturen nothwendig sind, werden nicht von jedem Lande hervorgebracht; Läßt man den Eigcnthümern, den Kauffleuten die unumschränkte Freyheit mit diesen zu handeln, so werden sie unfehlbar diese dahin verschicken, allwo sie sich selber mit Nutzen entledigen, oder mit Vortheile verwechseln können nach Maaß der Noth, und des Ansuchens. La nun die wechselseitige Noth, und das Ansuchen den Zulauff der Kauf- fer, und Derkäuffer bestimmet, so wird sie zugleich den natür¬ lichen mittelmäßigen , und mit dem gemeinen Vortheile höchst verbundenen Preis der Lebensmittel bestimmen. Es wird folglich der 5 s der wahre Preis der Lebensmittel nicht von der Fruchtbarkeit, und Erndte, weder von dem Localgebrauche, sondern von dem allgemeinen Verhaltniße der schon in Umlauff gesetzten Lebens¬ mittel , und von den Notwendigkeiten der handelnden Nationen abhangen, und je weiter sich dieser Handel erstrecket, je grös¬ ser werden die Wirkungen seyn. Ein Staat, welcher jene Eigenschaften hat, die in der Aufgabe vorgcstellet sind, darf folglich keine Verwirrung, noch minder das gähe allzugrosse Steigen , oder Fallen des Preises der Lebensmittel wegen einer überflüßig reichen, oder höchst ar¬ men Erndte befürchten. Mittels dieses freyen Handels werden seine Lander wechselweis unter sich, und diese mit den fremden genau verbunden, und folglich wie ich es weiter beweisen wer¬ de, eines fast immcrwehrenden Ueberflußes, und mittelmäßigen Preises der Lebensmittel geniessen. Und weil dieser Preis stets in gleicher Höhe bleiben wird, wird jeder Inwohner mit gewis¬ ser Sicherheit den Überschlag seiner Ausgaben übersehen kön¬ nen , welches nicht der mindeste der Vortheilen dieses Handels ist, eines Handels, welcher das Monopolium vernichtet, den Landesfürsten von der Sorge der Errichtung, und Erhaltung gut versehener Vorrathshauser befreyet, welche hauffig in solchen Falle von den Inhabern der Felder von den Kauff, und Ackers - leuten werden errichtet werden. Glückliche Freyheit! wie viel liegt es daran, daß sie ohne Hinderuiße bey allen Völlkern in allen Staaten herrsche, und von allen Landesfürsten beförder t und Ls und erhalten werde. Die Gerechtigkeit, die Politlck erfordert dieses, ja das Gesetz der Natur selbst welches ich im folgenden Abschnitte zeigen werde. §- 4- DieFeeyheit des Handels die Lebensmittel belangend , gründet sich auf den Rechten der Natur, und kann ohne Ungerechtigkeit, und ohne sich den heiligen von dem Schöpfer zum Besten der Menschen vsrgefchriebenen Gesetzen der natürlichen Ordnung zu widersetzen nicht gehindert werden. In der ersten allgemeinen Versammlung der Menschen hat jeder das Recht sich mit seinem Fleiße und Emsigkeit, alles, was zum menschlichen Leben nützlich, und nothwendig ist, zu ver¬ schaffen , doch ohne Schaden seines gleichen. Dieses Recht sich mit allen zum Unterhalt des Lebens nützlich, und nothwendigen Sachen vorzusehen, welches auch das Recht des persöhnlichen Eigcnthums genennet wird, setzet unumgänglich voraus dasRecht diesen zu überkommen, und folglich das Recht des Eigenthums auf das überkommene; welches das wirkliche Eigenthum gcnen- net wird. Diese Vorrechte des Eigenthums sind dem Menschen unumschränkt nothwendig, denn ohne diesen könnte er unmöglich für seine Erhaltung sorgen , welches doch das erste Gesetz ist, das ihm die Natur verschreibet, und von welchen alle seine Rechte ihren F? Hren Ursprung nehmen. Diese Rechte können von niemanden ohne augenscheinlicher Ungerechtigkeit gestöhret werden; denn da sie dem Menschen unumschränkt nothwendig sind, so sind sie zu¬ gleich unumschränkt gerecht. Diese ist die natürliche, und anfängliche Ausdehnung des Eigentumrechts, welches die Menschen hatten, da sie sich um Hr gemeinschaftliches Glück zu vergröfferen versammleten. Da sich ihr geringe Zahl nach der Physischen vom Urheber der Na¬ tur bestimmten Ordnung vermehrten, waren die natürlichen, und freywilligen Erzeugniße der Erde zu ihrer Nahrung nicht hin¬ länglich. Aus diesem Abgänge, aus der Schuldigkeit, und aus dem Rechte seiner Erhaltung vorzusehen, entstund die Schul¬ digkeit , und das Recht die Erde zu bauen, um hinlängliche Le¬ bensmittel zu erhalten. Jedermann weiß, daß man ohne grossen Ausgaben em Feld Nicht pflegen könne, dahero ist es nothwendig, daß jener, der ein Stück Feld zu bauen anfängt, der Erde einen Theil sei¬ nes eigentümlichen Reichtums schenken müße; nun dieser Reich- der Erde einverleibt, und kann von jener nicht mehr abgesondert werden, so ist es folglich klar, daß sich jeder¬ mann ein solches Feld zu bauen entschließet, mit dem Teding- niße, daß er den Eigentum dieses Feldes behalte, sonst würde der wirkliche Eigenthum des angewandten Reichthums verlohren, von daher nimmt seinen Ursprung ein dritter Eigenthum, wel- eher 5» cher der Grund - Eigenthum genennet wird, dessen alle jene theilhaftig seyn müssen , welche die Erde bauen. Man kann die Einsetzung dieses Eigenthums nicht als wilkührlich annehmcn, indem er nichts anders ist, als eine Entwicklung des persöhn¬ lichen , und der letzte Grad der Ausdehnung, dessen er fähig ist , ja wenn man die Sache reif überleget, so sind der persöhn¬ liche, wirkliche, und Grundeigenthum nichts, als das Recht deS persöhnlichen Eigenthums, welches nach dem Wesen der verschie¬ denen Gegenstände den Namen verändert. Daraus erhellet, daß der Grundeigenthum nothwendig den Eigenthum der Produckte in sich enthalte, der Eigenthum ist nichts als ein Recht des Genusses, der Genuß eines Feldes ist der Genuß der Produckten. Sollten jene, die das Feld bauen, den Eigenthum der Produckten nicht erhalten, so würde der Tau aufhören, und die Früchte der Erde zur Erhaltung der Gemeinde Nicht hinlänglich seyn. So ist es dann unumgänglich nothwen¬ dig, daß man diese Rechte verehre. Nichts lieget dem Menschen so am Herzen, als das Recht des Eigenthums, welches festgesetzet, und in aller mög¬ lichsten Ausdehnung muß erhalten werden. Aus diesem Ziel, und Ende setzet sich jedermann unter dem Schutz der Gemeinde, und des Landesfürsten, der über sie herrschet, von welchem er alle Sicherheit erwartet. Nie 59 Nie wird man sagen können, daß der Mensch der Rechte des Eigenthums in aller möglichen Ausdehnung genieße, wenn er nicht die vollkommene Freyheit hat mit seinem Eigenthume anzuordnen. Wenn dann der Eigenthum nichts anders ist, als das Recht des Genusses, so kann man sich unmöglich diesen ohne der Freyheit des Genusses einbilden: Dahero die Beleidigung des Eigenthums eine Beleidigung der Freyheit ist, und die Ein- schränckung der Freyheit jene des Eigenthums. So ist dann un- widersprechlich, daß Eigenthum, Sicherheit, und Freyheit alles dasjenige sey, was man sucht, und in den Gesetzen des gemein¬ schaftlichen Lebens unumgänglich finden muß. Es folget aus diesem, daß unter den ersten Rechten der Natur das Recht des Eigenthums sey, und weil es wesent¬ lich ein Recht ist, so kann es weder durch Einschränkung, noch Ausnahm verändert werden, da das wesentliche Recht allzeit ein Recht bleibt. Die Menschen in gemeinschaftlichen Leben su¬ chen hauptsächlich die Sicherheit dieser Vorrechte, die das Grund¬ gesetz ihrer Vereinigung ausmachen, und eben darum haben sie einer Obrigkeit die schirmende Macht anvertrauct, welcher sie ei¬ nen Theil ihrer Erzeugnisse dargegeben, um eben diese Obrig¬ keit von allen sowohl innern, als äußern Anfällen zu verteidigen. Diese unwidersprechliche Gründe weisen uns klar, daß es unumgänglich nothwendig sey, daß jeder Beherrscher einer Gemeinde die vollkommene Freyheit -es Handels der Erzeug- H 2 nißen 6o nißen der Erde, und besonders der zum täglichen Gebrauche erforderlichen Nahrungen ohne aller Einschranckung zulasse, um nicht die Gesetze der bewundcrlichen Ordnung , die zum besten der Menschheit von dem Urheber der Natur bestimmet ist, umzustossen. §. 5. Die vollkommene Fpeyheit des Handels den Lebens Be¬ dürfnisse ist das beste Mittel den Ackerbau zu befördern, und der Gefahr des Abganges, und ausserordent¬ lichen Theurung vorzukommen. Nach diesem Beweise wende ich mich zu meinem ersten Satz, und da ich gezeigt habe, daß der freye Handel der Le¬ bens-Bedürfnisse das einzige Mittel sey, stein einem fortdauren- dcn mittelmäßigen, und ftwohl dem Kauffer, als Verkäufer vortheilhaften Preise zu erhalten, so werde'ich jetzt zeigen, daß kein schicklicheres Mittel sey, um aller Gefahr des Abgan¬ ges sowohl, als ausserordentlichen Theurung vorzukommen, als auch dem beklemmten Ackerbaue aufzuhelfen. Ich fange vom lezten Satze an, um dadurch mit unumstößlichen Proben den vorhergehenden zu beweisen. Es ist eine ausgemachte Wahrheit, daß die Erde die ein¬ zige Qnelle des wahren Reichthums der Nation sey, und daß der Ackerbau die einzige Kunst sey, welche ihn entweder erse¬ tzen, oder vergrößeren kann, so muß dann dieses ein Grund- ge- H'L gesetzt jeder Regierung seyn , daß man diese über alle ander Künste beschützen, und erleichtern müsse. Soll der Ackerbau zunehmen, so müssen alle jene, die entweder durch Arbeit, oder eigene Unkosten ihn befördern kön¬ nen, angeeifert werden; was könnte aber den Ackersmann, oder Innhaber eines Grundes stärker aneifern, als die Sicherheit des Gewinns, welchen er von dem eilfertigen Verkauffe seiner Erzeugnisse erhalten kann; diesen Verkauff kann man wohl von nichts, als von dem freyen Handel erwarten; so ist dann der freye Handel das wirksamste Mittel den Mersmann zur Arbeit anzueifern, und den Ackerbau zu befördern. Nie wird man häuffkge Erndte erwarten können ohne M'lauffig grosse Unkosten zu einem gut bestellten Feldbau anzu¬ wenden , solche Unkosten können ohne vorrathigen Reichthunr nicht unternommen werden, welcher durch nichts, als durch die Erzeugnisse der Erde ersetzet werden muß, um ihn alsdenn nach einer vortheilhaften Erndte auf das neue anzuwendm, und auf solche Weise ihn stets anwachfen zu sehen. Ist der freye Han¬ del , ist der eilfertige Verkauff der Erzeugnisse gesperrt, wie wird man die zur Bearbeitung des Feldes nöthige Unkosten be¬ streiten? wie die gewünschte reiche Erndte »erhoffen können? Jede Kunst wird groß durch den Gewinn , diesen G e- winn kann man in keiner Kunst finden, wenn der Künstler nicht 6r einen sichern, und leichten Verkaufs seiner Arbeit findet; dieser Satz ist allzu klahr, als daß er eines Beweises bedürftig wäre: wird wohl der Ackerbau zunehmen, wenn der Handel seiner Er¬ zeugnisse eingeschränket ist? In dem Bezirke eines Landes ist die eontumtion in unveränderlichen Verhältnisse mit der Bevölke¬ rung, übersteigen einmal durch den verbesserten Ackerbau die Erzeugnisse dieses Verhältniß , so ist es klahr, daß sie den In¬ habern , und Uckersleuten zu Last bleiben; der Staat verliehret -en zum Ackerbau, und Beförderung der Künste nöthigen Ge¬ winn, der Innhaber, und der Ackersmann, da er aus Abgän¬ ge des Geldes nichts anders thun kann, findet sich genöthiget -ie Unkösten, und Bemühungen einzuschränkcn, und den Feldbau selbst bis zum Verhältnisse der Bevölkerung zurück zu ziehen: Befindet sich der Ackerbau in diesem Stande, so wird ein Theil der Erde unbebaut, und ohne Frucht liegen, die Uckcrsleuthe mit einer eingeschränckten und gemessenen Arbeit mühselig beschäftiget um eine kleine, und arme Bevölkerung dem Staate ohne Nutze zu erhalten, das Volk selbst wird aus eben dieser Ursache dem veränderlichen Preise der Lebensbedürfnisse, die oft von der Unbeständigkeit der Witterung allein verursachet wird, unterliegen, und endlich ohne Schutz, ohne Hülfe wider -ie grausamen Wirkungen -es Abganges in der äussersten Noch schmachten müssen. Die EEMEKH 6z Die Freyheit des Handels allem kann sothanne Unord¬ nungen heben, denn, da sie den Ackerbau befördert, erweitert sie zur nämlichen Zeit die Quelle jenes Ueberflusses , welcher der Gefahr einer ausserordentlichen Theurung zuvorkömmt, jenes Ueberflusses, welcher verursachet, daß im Lauffe des Handels die Summe der ausgeführten Gütter, jene der eingeführten vie¬ les übersteigen, und dadurch den wahren Reichthumdes Staats in dem sie eingeführet ist, vergrößert, da sie ihn zu einen glück¬ lichen Gläubiger der benachbarten Lander machet (a) §. 6. Beweise aus der Geschichte, daß der freye Hansel dee Lebensbedürfnissen obbefagte Wirkungen hervorbringe, und daß diese Freyheit sowohl zur Zeit des Ueberflusses, um dem Mangel vorzukommen, als im Falle des Mangels den Ueberfluß beyzuschaffen noth- wendig sey. Die Geschichte giebt mir genügsame Proben an die Hand, welche beweisen, daß diese die glücklichen Wirkungen ftyn de§ freyen Handels der Lebensbedürfnissen, gleichwie die unglückli¬ chen Folgen der beklemmten Freyheit das Widerspiel zeigen. Holland, und Seeland, Landschaften, die mit grossen bevölkerten, und reichen Städten besäet sind, der Genuesische Staat erzeugen wenig oder gar kein Getraide, nie hört man doch, <3 ) Hlelvn kUIH ior 1s Lomercs. 64 ' -och, daß in diesen Ländern, in welchen der freye Getraidehan- -el erlaubt ist, ein Mangel, oder eine Theurung herrsche, der Preis des Getreides, Mehl, und Brods ist zu allen Zeiten fast gleich. Zöllen mußte im Jahr 1765. und 1766. einer grausamen Noch unterliegen, man sähe mitten auf den Gassen der Städte, und auf dem Felde in Königreich Neapel, und Sicilien, und dem päbstlichen Staate jämerlich verhungern je¬ ne, welche sich aus diesem Stande zu ziehen nicht fähig waren; Die Holländer, und Genueser, die Kauffleute von Hamburg, und Danzig, kämmen den Italienern zu Hül^e, und zohen sie aus jener Noch, aus welcher sie dle öffentlichen Borrathshäu¬ ser', und das System der gesperrten Ausfuhr^ nicht ziehen konnten. 'a, /. Was damals in Toscana vorgieng, wird noch mehr die Vortheile der Freyheit im Handel, und die unglücklichen Fol¬ gen der Beklemmung zeigen. Im Jahr 176z. hat dieses Land eine unglückliche Erndte. Es wurde in diesem Umstande die Schärfe in den gefaßten Maßregeln verdoppelt, Ban untersuchte alle Scheuern, alle öffentliche Vorrathshäuser, die Wachsam¬ keit über den Derkauff, und Ausfuhr des Getreides wurde auf das äusserste getrieben, der Staat versähe sich für seine Unter¬ thannen mit dieser nothwendigen Maare, und erkauffte sie aus den Händen der Fremden mit grossen Verlust, um zu Nutzen der Armen,, das Brod in einem leidentlichen Preise zu er¬ halten. Mit 65 Mit allen diesen Vorkehrungen (a) stieg der Preis des Getreides ausserordentlich, und blieb bis auf- die neue Erndte unverändert, man zahlte einen Florentiner Metzen zu 7- und 8. I^irs (b) das Brod war sehr schlecht/ und ungesund / in vielen Oertern mangelte es gar, die Backer fanden Gelegenheit durch Vermischung fremder untauglicher Sachen das schlechte Drod noch zu verschlimmern, sie erfüllten das Publicum / und die Tribunalien mit Klagen, daß sie von ihrer Kunst Schaden, und Untergang zu erwarten hätten. Der Staat selbst erlitte einen Verlust, welcher die folgenden Jahre ersetzet werden sollte, und zwar von den nämlichen Armen, denen zu helfen solche Maßregeln sind genommen worden. Es ist zu bemerken, daß alles dieses in ei¬ nem Jahre geschah, das dreyen reichen Erndten folgte. Im Jahre 1767./ welches auf ein sehr unfruchtbares Jahr folgte, wagte seine König!. Hohheit Peter Leopold der erleuchte, und großmächtige Fürst, dessen Geist den Gesinnun- * gen seiner königlichen Mutter, und durchläuchtigsten Bruder dem V' .ischen Kaiser nicht entspricht, allen verälteten Vor- urthe^n zu troz,zum Vesten seiner Unterthannen in Toscana den Herkulischen Schritt, durch das goldene Gesetz des freyen Handels des Getreides unter allgemeiner Erlaubniß Drod zu backen. («) Uavlettl äei veri ä> reifere kslic! le'Locieta x. 98. äi U"»'- 177- (d) Ein Florentiner Metzen enthält heyläuffig 40. Pfund Getreide. 66 Daher geschah es, daß jedermann, der zu handeln fähig war, das manglende Getreide von allen Orten Herkommen ließ, die Zahl der Verkäufer wurde vergrößert, die Backöfen vermehret: man sähe in Floren; in kurzer Zeit das Brod auf den Gaffen, und Plätzen aufgehaufft, man erinnerte sich nicht auch in den guten Jahren ein so schmackhaftes Brod genossen zu haben. Die Preise des Getreides sielen täglich wegen der ver¬ größerten Zahl der Verkauffer so, „ daß man bekennen müßte „ (wie es ein Schriftsteller von Toscana schreibt ) (a) daß „ das Systeme des freyen Handels in jenen gefährlichen Um- „ ständen das Heil von Toscana gewirket habe. Annoch dauert sie fori die Freyheit, und annoch herrschet im Lande der Ueber- fluß, die Stütze der Künste, die Quelle des gemeinen Glückes, da der Ackerbau von dem eilfertigen Verkaufst der Erzeugnisse angeeifert wird. Nicht lange hernach wurde im näml'chen Lande die Frey- heit des Viehhandels erlaubt, und man sah augenblicklich die Fleischbänke vermehrt, und alle Märkte mit Fleisch versehen. Die Jnnhaber der Felder, die Ackersleute unterlassen nicht von einem doppelten Nutzen angeifert, die Wiesen und Waiden zu verbessern um die Viehzucht zu vermehren, welches sie mit Nu¬ tzen (g) kroictU eben daselbst. M verkauffcn können , nachdem sie den Dorthcil der Arbeit, und Dunges zur Verbesserung des Vaufeldes erhalten haben. Es sey mir erlaubt Frankreich mit einem Blicke zu über¬ sehen; man konnte zur Zeit Heinrich des IV. Ludwig des XIII. und in den ersten Jahren Ludwig des XIV. dieses Königreich den Getreidboden von Europa nennen; dem unsterblichen Herzoge von 8uU^ einem Minister des iten der obbesagten Könige mußte Frankreich dieses Glück zuschreibcn, weil er den Ackerbau, und die Viehzucht diese zwey, wie er sie nennte, Nährerinnen eines Staats, und wesentliche Gründe seiner Macht, und Starke durch den freyen Getreidhandel empor zu bringen suchte. Und in der That so lange als in Frankreich diese Frepheit dauerte, stieg der Preis des Getreides nie ausserordentlich ; ein 8ex6er (2) kostete nicht mehr als 25. französische Livres damaligen Wcrthes , welches, da es den Reichthum des Staats bis auf 120O. Millionen brachte, verursachte, daß in einer um ein Drittheil grösseren Bevölkerung der beneidenswürdigste Neben¬ fluß herrschen konnte (b) doch leider ward dieser Reichthum um 5. Sechstheil vermindert, und dieser Abfall fleng im Jahre r66r. an ; Goldert der Ite Minister des großen Ludwigs um die Manufakturen Frankreichs empor zu bringen , und deren Werth im Ooncurs mit den fremden zu schmälern, suchte den Preis der Nahrungs- Mittel im Lande selbst zu verringern; um dieses zu I 2 erhal- (s) Ein Ssxtier ist eine Maaß, das »40. Pfund Getreide halt. (U) eu. IstoillSL LloAö ils I^Ir. sts 68 erhalten, verboth er die Ausfuhr des Getreides „ Man hatte „ keine Mühe (schreibt Thomas im LloZs äe 8uII^) dieWir- „ kungen dieser Veränderung zu empfinden. Der Preis des „ Getreides fiel zwar bis auf io. I^vres den Lexüer, aber „ zu gleicher Zeit verfiel auch der Ackerbau. Die Erzeug- ,, Nissen der wenig fruchtbaren, und magern Felder ertrugen „ die Unkosten nicht, und man mußte sich entschliessen, sie zu „ verlassen; nach, und nach zeigte das Land öde Felder, und „ Frankreich , welches sonst mehr, als 70. Millionen 8ex6ers „ erzeugte, ist heutiges Tages kaum in Stande 40. Mi.Vonen „ zu erzeugen „ Sully in 15. Jahren, in welchen er den Fi¬ nanzen verstund, konnte durch sein System trotz den Ausgaben des Staats, und des Königs, die sich auf mehr als Z8. Mil¬ lionen beliessen, die Schuldendes einen, und des andern, welche die Summe von mehr als zzo. Millionen ausmachten, bezah¬ len , er verminderte die öffentlichen Abgaben um 5. Millionen , vermehrte die Einkünfte des Staats um 4. und man fand nach dem Tode Heinrich des IV. mehr als 40. Millionen m Borrath. eoldert betrachtete alles dieses nicht, weil er vielleicht unterließ zu rechnen, daß 2. Millionen Ackcrsleute im Stande sind mehr als 1002. Millionen Produkten zu erzeugen, wo doch z. Millionen Handwerker, oder Künstler in einem Staat kaum vermögend sind 720. Millionen Manufakturen hervorzu- bringen. Unfern Zeiten war das Glück gegönnt, dieses Ver¬ hält- EEEH 69 haltniß zu entdecken. Im Jahre 176z. wurde durch ein Gesetz des Staatsrath der freye Umlaufs der Lebensmittel vom Lande Zu Lande im Königreiche selbst erlaubet, und in folgenden Jahren erschien das Gesetz des freyen Handels auch ausserdem Königreiche, Ihr müßt es sehr wohl Hochgeehrteste Herren, zu wie vielen kritischen Schriften, und Vertheidigungen dieses Gesetz Ge¬ legenheit gegeben habe, bey einer Nation, die sich von dem Geist der Partheylichkeit oft hinreissen läßt. Die Monopolisten, und Vorkäuffer, die in diesem Gesetze den Untergang ihrer boßhaften Laballen, und die Quelle ihres unerlaubten Gewinns getrock¬ net sahen, waren die jenigen, welche durch gekünstelte Theurun- gen das Volk zu erschröcken suchten, um die bescheidenen , und vortheilhaften Maaßregeln, die ihren niederträchtigen Vortheile zuwider waren, umzustürzen. Um doch die heilsamsten Wirkungen dieses Gesetzes zu weisen, werde ich unter vielen auch durch den Druck bekanntge¬ machten Schriften nur wenige hervorbringen, welche von der Lie¬ be des Vaterlandes, und der Menschheit verfaßt sind wordm. Ich werde am iten dasjenige anführen, was im Jahre 1768. das Parlament von vauxkine in seinen Acten einregisiriren ließ,, ,, die Erde (schreibt man) „ durch die Unfruchtbarkeit dreyer „ nachfolgenden Jahre getroffen, wies unserem Lande einen „ schröckvollen Anblick, doch waren die Märkte dieses Landes „ stets mit hauffizen Getreide versehen, und der Preis stieg nie I z s° 7O ,/ so hoch / als er zur Zeit der verbotenen Ausfuhr war. Auch „ in den Jahren der reichern Erndte, in welchen das Getreide „ selbst sehr oft so seltsam war, als zur Zeit der Noch,, . In dem Triefe aber / welchen dieses Parlament dem König zu¬ schrieb, drückte es sich folgendermassen aus: „ der Feldbau lebt „ wieder auf wegen der Sicherheit des Verkaufes der Erzcug- „ Nisse, welche den Inhaber, und Ackersmann aneyfern', die „ Tau-Unkosten zu vergrößern, und die Arbeit zu verdoppeln. „ Man sieht nach dem freycn Umlaufe des Getreides im vau- „ pkiue' fast alles Erdreich bebauet, da vormals ein grosser „ Theil öde lag, die Erde beschäftiget nunmehro viele Hände, „ die vorhin von der Armuth gedruckt, müßig waren; in vcr- „ schiedenen Lettern wachst schon der Lohn der Arbeiter, und ,/ es ist zu hoffen, daß dieser Wachsthum allgemein werde, und „ dadurch allen Ständen, der Vortheil dieses weisen Gesetzes „ versichert werde „ . Aus allen diesen schloß man endlich „ „ daß, da der im Jahr 176z. erlaubte Umlauf des Getreides „ in dem Lande, als ein grosses Gut anzusehen war, so müßte „ man dennoch die im Jahre 1764. erlaubte freye Ausfuhr aus „ dem Lande, als die wahre Duelle des Reichthums ansehen. „ Die ite sagte man giebt Werth, und Thätigkeit unseren Er- „ zengnissen, und theilet sie andern Landschaften mit, ohne doch „ die Masse des Geldes zu vermehren, da das 2te des Vor- „ theils genießt das Geld des fremden cinzuführen, und in der /, Nation diese nämliche Masse zu vergrößern. Die 7i Die Parlamente von Lreta§ne (^ualcome, Provence, ^LNK-ueäoc waren in ihren Meynungen nicht verschieden; Die¬ ses letzte aus Furcht, daß die Laballen der Monopolisten den König verleiten könnten, das gemachte Gesetz zu widerruffen, oder seine Ausdehnung einzuschränken, unterließ nicht in einem Berichte, welchen sie vor dem Thron brachte, sich folgendermas¬ sen auszudrücken: „ Sir! wir ruffen zum Vesten dieses Ge- „ setzes, die Wünsche, und die Stimme aller Inhaber, aller „ Völker, aller Lander, und der Natur selbst an , wir beruf- „ fen uns auf die öffentlichen Erfahrungen, auf die Gemach- „ lichkeiten, derer alle Stande sind theilhaftig worden, auf die „ Vermehrung des Feldbaues, auf den Bau so vieler öden „ Felder, auf das neue Aussehen, welches nach der Kund- „ machung des Gesetzes der Ausfuhr Euer ganzes Königreich „ erhalten. Würdiget Euch doch, SirEuere Unterthancn, „ und besonders jene dieser Landschaft zu versichern. Stat „ neuer Maßregeln,derer sich das privat - IwereNs mißbrau- „ chcn könnte, würdiget Euch zu untersuchen, ob nicht diejenigen, „ die man vormals genommen, die Ursache des oftmaligen Man- „ gels gewesen seyn. Stat neuer verbietender Gesetze suchet „ jenes der Ausfuhr allgemeiner zu machen. Es sey die Cin- „ fuhr fremder Lebensmittel durch den Vcrboth der Ausfuhr nicht „ verhindert: Es herrsche zwischen den Landschaften dieses Kö- „ reichs der freye unumschränkte Umlauff, alsdenn können wir „ hoffen, daß aller Mangel unempfindlich für Euere Völker, „ und alle von mißgünstiger Witterung verursachten Uuglücks- „ fälle 72 „ fälle vermindert werden. Was wir begehren / Sir! ist eben „ so wesentlich zu Euerem Dienste, als zu ihrem Vortheile. Die „ Ausfuhr allein hat die L^nZueäoc jm Stande gesetzt ihre „ Gaben zu zahlen, sollte diese Ausfuhr verbothen werden; „ Sir! der Eyfer Eurer Völker wäre der nämliche, doch eine „ thätige Ohnmacht würde ihre Kräften zurückhaltcn, und der „ Aufschub selbst wäre hinreichend ihnen allen Muth zu be- „ nehmen. „ Diese war die Stimme der Vorsteher einer grossen Land¬ schaft , um ein Gesetz beyzubehalten, dessen Vortheile sie nicht allein kannte, sondern auch augenscheinlich empfand; dahingegen Zur nämlichen Zeit der Vorsteher, und der Rath von Elsaß, welches von einer grausamen Roth gedruckt war, jenem Gesetze zu trotz die schärfesten Verbothe, und Maßregeln wieder auf¬ leben machten , und dadurch den Mangel und den Preis des Ge¬ treides vergrößerten; hier ist eine Abschrift eines Lriefes den in diesen Umstande einer der ersten Staatsmänner Deutschlandes schrieb: „ Elsaß ist endlich durch ihre vorgegebene Maßregeln „ auf die höchste Stusse der Roth gelanget, hätte man die ,, Freyheit nicht gehemmt, so würde das Getreid, welches man „ aus Deutschland in die Schweitz schickte, ihren Zug, den „ ein besserer, und kürzerer Weeg zeigte, durch dieses Land ge- „ nommen haben, sobald aber der Entschluß des Vorsteher, „ und Raths bekannt war, die mit fremden Getreide Handlende „ zu zwingen, entweder ihren Vorrath um den vom Magistrat // ZU „ zu bestimmenden Preise herzugebcn, oder ihre Waare sperren ,, zu lassen, gab man eiligst allen Fuhrleuten den Befehl um- „ zukehren, und den obwohl langern , und schlechteren Weeg ,, ohne Berührung des Königreichs zu nehmen. So gewiß ist „ eS, daß dergleichen Maßregeln, die Nahrungsmittel betref- ,, send fürchterlich sind. „ llnd in der That wo ist wohl der Handelsmann, der seine Waaren in ein Land verschi¬ cken wird, in welchen man für diese den Preis bestimmen sollte, der sich ohne auf seinem Schaden die mindeste Acht zu haben, für fremden Vorthei! am besten schickt. Aen Enget- landern gicng eS nicht anders, als den Inwohnern von Elsaß, da sie im Jahre 1767. von dem Mangel gedrückt, die benach¬ barten Holländer einluden sie mit Getreide zu versehen, doch mit den nämlichen Bedingnissen. Holland liegt Engelland gegenüber, die Reise dahin ist sehr klein, leicht, und ohne Gefahr, und es fand sich doch keiner, der den Nothleidenden helfen wollte, da sich die Holländer viel eher entschlossen ihren Vorrath unter so vielen Gefahren durch einen mehr als dreyhundert Meile langen Weeg nach Livorno zu bringen, wohin sie der freye Handel der Lebensbedürfnisse lockte, den der Großherzog durch sein gol¬ denes Gesetz vom 1766. schützte. Aber, wird hier jemand sagen : wie stehet es denn, mit dem so berühmten Systeme der Engländer den Getreid-Handel betreffend? auch trotz der un- ermessencn Lobsprüche so vieler ökonomischen Schriftsteller, die ihn für einen Ausbund der feinsten Politick ausschreyen, ist es nicht im Stande Engelland von dem Mangel sicher zu stellen? K nein 74 nein gewiß nicht! denn dieses System ist fehlerhaft, weil es eigentlich nur die Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse befördert, und alle fremde verwirft, welches in der That ein beständiger Eigenhandel, und eine immerdaurende Ueberschreittung der Ge¬ setze des wechselweisen Handels ist. Ja so gar das von einer Parlaments Akte im Jahre i689- unter dem König Wilhelm den National - Handelsleuten bestimmte (a) Geschenk war ein allzugewaltthätiges politisches Mittel um die möglichste Ausfuhr zu bewirken, daher geschah es, daß in Betrachtung dieses gefaßten Entschlusses alles fremde Ge- treid zu verwerfen in den Jahren 1765. 1766. und 1767. in welchen die Erndte fast in ganzen Königreiche ausserordentlich klein war, der Mangel, und die Noch dermassen anwuchsen, daß man dessen Wirkungen in vielfältigen aufrührischen Schriften, und bedeutenden Empörungen des Volkes ersah (d) um dieses Unheil zu hemmen verboth die Regierungen, die Ausfuhr, und lud die fremden ein, wie ich es kurz bevor sagte, ihren Vor¬ rath nach Engelland zu überführen, doch die angeführten Be¬ dingnisse welche dieser Einladung beygesetzt waren, verursach¬ ten, 0) Dieses Geschenk ist von Schillings für jeden Quarter Getreide, und von 2. Schillings, und §. kence für die nämliche Maaß Haber, welche aufcinem Englischen Schiffe, in dem zwey Dritthetl der kyuixaZs Engelländer wären, ausgcführer werden. (b>) XoUmsn ein berühmter Engelländischer Schriftsteller, beschreibet diesen Mangel , und dessen Wirkungen mir den Worten des IHtus, welcher eine gleiche zur Zeit des Kaiser i'iberius beschrieb: Aeavitses juxes seältiooem vencum, mulca^us, Li xlurez llias iu Ikeatro 1i- ceutiur ellsZitaca 1*Lcie. snn. 6. 7F ten, daß sich keiner dazu wenden wollte, dahero des Verbotes der Ausfuhr ungeachtet wuchs die Noch dermassen, daß im Jahre 1768. der Preis des Getreides, und der übrigen Lebensmittel unleidentlich war, der Schaden erstreckte sich über die ganze Nation, welchen man noch empfindet, und das Gesetz des obge- meldten Geschenkes ist noch heutiges Tages nicht hergestellet. In jenen Landern, in welchen dergleichen Systeme den Getreidhandel betreffend, gehalten werden, können die nämlichen Wirkungen nicht lange ausbleiben, wie sie dann viel schlimmer seyn müssen in jenen, in welchen dieser Handel noch mehrern und scharfern Beklemmungen unterworfen ist. Man nannte Sicilien zur Zeit der römischen Republick den Getreidbodcn Italiens, Rom wurde von ihr mit Getreide häuffig versehen, Rom ward von mehr Millionen Menschen be¬ wohnt , und dennoch schwamm die sehr grosse Bevölkerung dieses Eylandes im Ueberffuße. Heutiges Tages, da der Handel der Lebensmittel nichtftey ist/erstaunet man, da man höret, wie we¬ nig ihrer Erzeugnisse, wie klein ihr Handel, und wie gering ihre Bevölkerung sey. Das nämliche kann man vom päbstlichcn Staate sagen, in welchen die sogenannte LonZreZatio annonaria auf den Na¬ men dec Apostolichen Kamer alles Getreide, Del, u.d.g. zum Unterhalt der öffentlichen Vorrathshäuser kauffet, und nichts K 2 desto- 76 tzZEtzEtzM» destoweniger die Jnnhaber zwinget, sie um einen Preise zu las¬ sen, der sich meistens auf ungewisse Ideal-Rechnungen gründet. Der gelehrte Engelländer, ^äilloa (a) weiset die Ungeräumt- heit dieses Systems, welches einerseits den Grundeigentum der Unterthannen angreift, den Ackerbau andererseits dermassen drückt, und ihm Kräften, und Hande, die ihn blühend machen könnten, berühmt, daß ein Theil der fruchtbarsten Felder nicht ein Sechstheil desjenigen hervorbringe, was man erzeugen könnte, der andere aber ganz öde liegt. Man weiß, wie reich am Volke, und Erzeugnissen zu andern Zeiten gewesen sey das Römer-Feld, heutiges Tages liegt es unbebauet, und unbevölkert, die Luft ist so schädlich, daß es Gesundheit, und auch das Leben Men¬ schen, und Thieren berühmt. Der fürwitzige Reisende fliehet von diesem Orte, in welchem er nichts als Elend, Traurigkeit, und den Anblick des Todes ersieht. Dahero sind die Fehljahre in diesem Staate' so häuffig, und ich habe schon angemerkt, daß in diesem, gleichwie in den Königreichen Neapel, und Sicilien in Zahr 1766. die Armen auf den öffentlichen Gästen verhungerten. Ein Veyspiel, wel¬ ches mit den übrigen, die ich angeführet habe, genugsam be¬ weiset, daß gleichwie einerseits alle Gattungen von Feseln, mit denen man den Handel der Lebensmittel beleget, eine Ursache des Mangels seyn, also auch anderseits der freye Handel für das ein- -0 Jli seiner Reise durch Italien. einzige Mittel den Ackerbau zu befördern, und den Ueberfluß rinzuführen, müsse angesehen werden. Aus diesem Beweise fliesset, als eine Folge, daß die Freyheit nicht minder nothwendig sey zur Zeit des Überflusses um dem Mangel vorzukommen, als zur Zeit des Mangels um den Ueberfluß herzustellen. Entweder ist ein Staat mit Getreide, und Lebensmitteln über das Verhältniß seiner Bevölkerung versehen, oder die Er¬ zeugnisse des Staats sind dem Maaße seiner Bevölkerung nicht angemessen; im iten Falle ist der freye Handel nothwendig um einen guten Preis, und leichten Verkauff zu erhalten, sonst würden die Erzeugnisse den Jnnhabern, und Ackersleuten zur Last bleiben, welche dann statt den Bau zu vergrößern, ihn aus Ursache der dazu zu verwendenden Unkosten nach Maaß der Kon¬ sumtion einschränken werden, in diesem Falle, wenn durch Un¬ beständigkeit der Witterung, wie es gar oft geschieht, die Erndte zu gering ausfällt, ist es ganz gewiß, daß man dem Mangel auch nach den Jahren des Ueberflusseß nicht entgehen könnte» Ganz anderst verhält es sich in Ländern, in welchen die freye Ausfuhr erlaubet ist, denn diese, da sie einen geschwinden sichern , und vorteilhaften Verkaufs der Erzeugnisse verspricht, so vermehret sie den Fleiß, die Arbeit, und die Produckte des Feldbaues, diese Vermehrung ziehet den immcrwehrendcn Ucber- K 4 fluß 7? fluß, nach sich, der aller Noch vorkömmt, oder selbe vermindert, da er wenigstens dieses bewirket, daß wir die schröckbaren Fol¬ gen weniger empfinden. Sollte aber ein Staat mit den Lebensmitteln nicht ge¬ nug versehen seyn, so wird diese Freyheit desto nothwendiger, nm die fremden Dcrkauffer anzureitzen. Jeder Handelsmann wendet sich dorthin, wo er sieht, daß seine Waare einen Anwerth findet, wo ihm kein Gegenstand im Weege liegt, und sein Vor- Lheil sicher ist. Wir haben es schon gesehen, daß die vollkom¬ mene Freyheit des Handels unter andern guten Wirkungen auch diese hervorbringt, daß es den Preis, der sowohl dem Kauffer als Verkauffer am vortheilhafttsten ist, bestimmt; wenn dann ein mangelndes Land mit Vortheile durch die Freyheit des Handels mann versehen werden, so ist es nicht zu zweifien, daß sienoth- wendig scy, um zur Zeit der Noch den Ueberfluß herzustcllen. §. 7: Von den nothwendigen Mitteln den freyenZ anbei -er Lebensmittel möglichst zu befördern, und Anwendung -er vorigen Beweise , auf dem in der Aufgabe bestimmten Staat, wie er daeinn gezeichnet ist. Nachdem ich das eigentliche des Satzes, den ich anfäng¬ lich anführte, bewiesen habe, schreite ich zur gänzlichen Auflö¬ sung 7S sung der Aufgabe durch die Anwendung der vorigen Beweise auf den Staat, der in dieser Frage gezeichnet ist. Bevor ich aber zur Sache selbst komme , muß ich noch die nothwendigen Mit¬ tel den freyen Handel zu befördern vor Augen legen. Gute Strassen / schiffbare Flüße, sichere wohlbestellte Hafen, da man durch diese, und jene mit Gelegenheit und Ge¬ schwindigkeit , mit Ersparung der Unkosten zum Vortheile der , Käuffer, und Verkäuffer alle Erzeugnisse von einem in das an¬ dere Land, von einem Staate in einem andern fortbringen kann, sind die vorthcilhaftesten Mittel dazu. Diese aus den Einkünf¬ ten des ^rarium zu verschaffen, ist die edelste der Thaten, ei¬ nes erlauchten großmüthigen Fürsten, durch diese wird der Glanz seiner Krone, die Vortheile seines Staates unendlich vermehrt, keine andere Ausgabe, wenn sie mit Menschlichkeit, und Bescheidenheit behandelt , und nicht durch zerstörende Systeme gezwungener Dienste der Leute, Thiere, und zum Acker¬ bau benöthigten Werkzeuge erpresset wird, ist nach den Beweisen der berühmtesten Meister in der politischen Oekonomie (a) im Stande den Fürsten das 25. xro Gento zu verschaffen. Nun der Staat, welchen man in der vorgetragenen Auf¬ gabe bezeichnet, ist nicht allein groß, und vereinigt, sondern auch mit (a) Ich besitze annoch einen Brief von einem berühmten Freunde dem ^dde Oeoovek. und er redet auch davon in seinen bekannten Vorlesungen der Llvlt - Oekonomie. 82 EEEHH mit gelegenen Strassen , schiffreichen Flüssen, und Hafen verse¬ hen, da er beyderseits an Meere angränzet , schönster Staat! kann man sich wohl einen bessern vorstellen, um dem freyen Han¬ del seine ganze Thätigkeit zu geben, und zum Vortheile seiner Innwohner die unausbleiblichen gutthätigen Wirkungen hcrvor- zubringen. Mittelst diesen gelegenen Strassen , und schiff¬ reichen Flüssen wird sich der schnelle Umlauff der Lebensmittel von den angränzenden Landschaften in das Mittelland, und von den lezten in die ersten beständig erhalten, der Ueberfluß der ei¬ nen wird mit der wcchftlweisen Aus - und Einfuhr der Noch der andern abhelfen, so, daß alle zugleich mit den zum täglichen Gebrauch nöthigen Erzeugnissen versehen werden, ohne des zum Unterhalt der zur Ausübung der Künste nöthigen Viehs zu entbehren. Die Häfen mit denen er beyderseits versehen ist, da von ihnen die besten Strassen abgehen, und sich durch den ganzen Staat ausbreiten, dienen unvergleichlich den fremden allen Ue¬ berfluß mitzutheilen ; und von ihnen das nothwendige zu empfan¬ gen , und so wird durch sie jener Handel stäts blühender wer¬ den, welcher alle Nationen verbindet, und aus vielen Gemein¬ den eine einzige macht, die mit den Banden des wirklichen Dor- theils verbunden zum Wachschum des allgemeinen Glückes zielet. In diesem Staate wird der Preis der Lebensmittel nie ausser¬ ordentlich steigen, und der Jnnhaber, dem Ackersmanne, dem Vol- 8r Volke, das ist allen Handwerksleuten, und jenen, die vom Loh¬ ne leben, vorthcilhaft seyn. Der Mangel wird seltsam Vorkommen, oder wenigstens durch die Freyheit der fremden Einfuhr, welche die größte Aneyftrung zum National-Ackerbau ist, dessen Wirkungen un* empfindlich machen; so wird sich der wahre Neichthum vergrös- sern, der die Bevölkerung (a) die Künste, und Handwerke ver¬ mehrt, die Masse des Geldes vervielfältigt, den Umlauf aus¬ dehnet, und leichter macht, von welchen das Glück aller Stan¬ de eines Staates, und folglich die Macht, Starke, und Ruhm eines Fürsten abhängt; die Einkünften eines solchen werden an¬ statt zu fallen, im Verhältnisse der Freyheit zunehmen, nach dem grossen politischen Ariom: wo mehrere Freyheit ist mit den Erzeugnissen des Feldbaues zu handeln, ist mehr Rcichthum, wo mehr Neichthum ist, ist mehr Ueberfluß, die Einkünfte der Eigenthums- Herrn, und des Staats grösser. Und in der Thai, wer sieht es nicht? daß der Wachsthum dieses Reichthums den Werth der unbeweglichen Güter, und den Bestand vermehre, folglich ist es notwendig, daß zu gleicher Zeit die Einkünfte der Dominicalr echte zunehmen. Berühmte Schriftsteller (K) L und <») Die Natur sagt l^ontkfqmeu neiget uns zur Ehe, wenn sie von dem Mangel des Unterhalts nicht abgeschröckt wird. Lsxri't NsL Lmx Uiv., LZ. Llisx. io. (d) Dsvsusnt, Nesutudre, und andere / siehe auch das Buch: SU ple. das Buch Udzfaocrarie, und den Ae'tttkel Lrsälis in der Loc^clo- xeäie. 8r und besonders der Iv'Ili?LvSLu, (a) und ^!r. äe la Riviere (d) haben die augenscheinlichsten Beweise dieser Ver¬ grösserung beygebracht, dahero enthalte ich mich in diesen Theil der Finanzen einzugehen, um nicht Sachen zu wiederholten, die andere vor mir mit Ueberstusse der Einsicht, und Gelehrsam¬ keit dargethan haben, und Ihnen selbsten meine Herren nicht unbekannt sind. Mir ist es genug, wenn sie überzeuget sind, daß der Beherrscher des Staats, der in der Aufgabe gezeichnet ist, un¬ umgänglich grösser, und mächtiger werden müsse zur nämlichen Zeit, da er zur Vergrösserung des Glücks seiner Unterthanen arbeitet, durch kein anderes Mittel, als durch die Ausübung der Gerechtigkeit, da er sie , als Verwahrer, und Verfechter der unveränderlichen , und vom Urheber der Natur selbst bestimmten Ordnung im Besitze der heiligsten Rechte des persöhnlichen, und Grundeigenthums, die von dieser Ordnung, als von einer Quelle herfliessen, erhaltet. §. 8.' Entwurf einer Gesetzgebung zur Beförderung des freien Handels in dem von der Aufgabe bezeichneten Staate. Wenn es denn gewiß ist, daß derfreye Handel der zum tag- (s) In seinem Buche Z' Z>SE§, Zck , und «Ze /' Zm- ^c>e. Im Buche äs I' orärs llLtirrel L ekelltiel äes Locietss xol!ti- diese Stücke seyn eben in dem Stalle gewesen , wo die umge¬ fallenen waren. Ich muthmassete also, daß die Unsäubrigkeit des Ortes (ein Uebel, welches dem gemeinen Haussen der Jllyrischen Nation eigen ist,) wo noch ein Theil der ausgeworffenen Ma¬ teriedes vorjährigen umgefallenen Viehs war , Schuld daran sey, welcher übler Zunder aber nicht eher angefangen hat zu wirken, als bis sich die Wärme der Jahrszeit spüren ließ. Meine Muth- massung war gegründet. Nachdem ich den Stak reinigen, und ein Theil des Erdbodens aufhacken, und vergraben ließ, zeigte sich nicht das geringste mehr von diesem Uebel. Es verstehet sich unter der Säuberung des Stalls, neue Krippen, und Heuregen zu machen re. Drittens zweifle ich auch nicht, daß scharfe Kräu¬ ter , als der scharfe Ranunkel, (k-anuncolug acris) die Wolfs¬ milch, Eselsmilch (Luxkorlüa) das grosse Schelkraut , oder Schwalbenkraut, (Llieliäonium M3>8) u. d. g. Entzündun¬ gen verursachen, wenn sie genossen werden; So wie überhaupt alle milchgebende Pflanzen hiesiges Landes dem Hornvieh schäd¬ lich sind. Nachdem ich nun die Ursachen der Krankheit berühret habe, muß ich auch dessen Kennzeichen, und Heilungsmethode angeben. Der Puls ist allemal eines der sichersten Kennzeichen in Entzündungskrankheiten. Diesen kann man spüren an dem inwendigen Theke der Hintern, oder vordern Schenkeln; wie auch an der Kopfschlagader, welche vom äusseren Augenwinkel zum Ohr gehet, auch am Halse, aber nicht so leicht. Im O z gesun- gesunden Zustande schlägt er in einer Minute 40. bis zomal, wie Barberet richtig angemerket hat. Uebersteigt er nun diese Zahl mit einem heftigen prellen, (welches aber doch nicht leicht jemand entscheiden kann, wenn er sich nicht schon lange dabey geü- bet hat) so ist man beynahe ganz gewiß, daß eine Entzündung vorhanden sey. Lcr Mund ist gemeiniglich trocken; die Zunge mit einer gelben in das schwarze fallenden Rinde überzogen, die Augen etwas trübe, das Weisse des Augapfels aber feurig. Hat aber die Entzündung schon eine Zeit gewahrt, daß die Lunge, oder das Rippenfell angegriffen wäre (*) so ist stets das Vieh mit einem schweren Schnauffen oder Einathmen, und Husten geplaget. (**) Ist aber die Entzündung in eine Eiterung über¬ gangen , so wirft das kranke Vieh beständig Eiter aus dem Mun¬ de , und cs ist auch beynahe alle Hülfe umsonst. In dem ersten Vorgänge der Krankheit ist vor allen die Aderlässe an dem Halse, oder in der Weiche vvrzunehmen. (***) Hier zu Lande wird sie an dem Schweisse gemacht nach der Anweisung des Tollumella, welches aber nicht so dienlich, und ausgebig ist. (****) Für die ganze Nahrung wird nichts, als stets laulichtes Kleyenwasser wahrender Krankheit gegeben, mit leichten Futter. IndasKleyen- wasser (*) So oft ich Vieh eröffnet, daß an dieser Krankheit starb, hake ich alle Zeit bcydcs, sowohl das Rippenfell, als die Lunge entzündet gefunden. Jedoch glaube ich die Möglichkeit vom Gegcntheile. (**) Der Harn ist roth, und klar, der Mist trocken. Letztere Ader heissen die Schmide die Spohrader. (**") Man muß die Aderlässe nach Umstande wiederholten. Bey einer Ader» lasse müssen 2. bis 3. Pfund Blmabgezaft werden, ich vergehe das Apo- tecker Pfund zu 24- Lorh, man muß das Blut in einer Schüssel aussangen, -um zu sehen, wie cs sich ändert; gemeiniglich hat cs zu Anfang eine Ent« zündungs»Rinde, welche dick, weiß, und zähe ist. wasser Hut man etwas Eßig, und Hönig, des Tages aber zu viermal, jedesmal ein halb Loth im Wasser aufgelösten Salpeter (hierum) eingegcben. Da alles Hornvieh geneigt ist saure Sachen zu nehmen, so hat man keine Mühe, es ihm beyzubrin- gcn. Wollte es doch nicht so angehn, so giebt man ihm diese Mirtur mit einem Horn ein. Nicht minder dürfen die Klisti- ren versäumt werden; hierzu nihmt man durchgeseuchtes lau¬ lichtes Kleyenwasser ein Maaß, und löset ein Loth Salpeter darinn auf, mit 3. bis 4-Loth Baumöl vermischt, und spritzt es mit einem bequemen Instrument ein. Eine des Tages ist hinlänglich. Sehr dienlich ist es, wenn man dem kranken Vieh auf eine jede Seite der Brust ein Haarseil setzt. Der berühmte Herr Professor Erxleben rathet in seinem praktischen Unterricht der Viehartzneykunst an, man soll in die Wunde spanisches Fliegen- pulver einstreuen um es desto geschwinder zur Vereiterung zu bringen. Was ein Haarseil sey, will ich kürzlich erwehnen. Man mhmt eine dreyeckig, oder schneidende Packnadel, welche mit eini¬ gen wollenen Fäden versehen ist. Ein Gehülf hebt die Haut auf der Brustseite in die Höhe mit einer Hand, und der Ope¬ rateur mit der Linken, und durchsticht die Haut mit erwehnter Nadel, die er in der rechten Hand gefast hat, nachdem die Eiterung stark ist, ist auch erforderlich die darinn hängende Fa¬ den zu ändern. Vor allen muß man allzeit das krank gewordene Vieh von dem Gesunden entfernen, und es in einem temperirten Orte bringen, Hier ist ein Umstand, wo sich der größte Theil der "2 der Landleute nicht zu helfen wissen, indem sie keinen überffüßk- gen -Ort haben. Es wäre also zu wünschen, daß in einem jeden Orte ein Nothstall errichtet würde, der als ein Spitall genützt werden könnte. In dem Gebürge aber müßten allezeit io. bis 12. Bauern zusammenstchen, und ein solches Gebäude von den Hausern ent¬ fernt errichten; doch so, daß man zu allen Jahrszeiten dazu kom¬ men könnte. (*) Wenn man auf diese Art verfährt, so hebt sich die Krankheit gemeiniglich den dritten oder vierten Tage, und man hört also auf mit dem Gebrauche des Salpeters. Der Kleyentrank muß aber noch eine Zeit angehalten werden. Ist aber die Krankheit schon weiter gekommen, so, daß man wahr- mmt, die Entzündung sey in eine Eiterung übergangen, so ha¬ be ich öfers mit Nutze die mitlere Eichenründe zu Pulver gestossen, und des Tages ein, zwey bis drey Loth mit Kleyenwasser, wo¬ runter ein paar Loth frischer Terpentin gemischt war, gegeben. Mit diesem Mittel muß man eine Zeit anhalten , bis das Vieh sich in etwas erholt, und der Auswurf weniger wird. Erlaubt es die Iahrszcit, so ist es nicht undienlich dem Vieh zur ersten Nahrung frische Alpcnkräutcr zur Fütterung nehmen zu lassen ; in derer Abgänge kann man täglich ein paar Handvoll Guendel LerxMuin, Gundelreben, (Ueäera tsrrsüns) und ( unter (') Lolumella, und mehrere aus den Alten haken schon von einem Nothsialle gepredigct, aber eö ist bis diese Stunde noch ein pium äosläerivm gedlie» den, obgleich das Ausbleiben dieser heilsamen Anstalt schon Millionen ge» schadet hat. VEBZEBH riž Mer das Futter mischen. Auf erwehnte Art hake ich vieles Dich hergesteltt/ welches mit dieser Krankheit behaftet war, an dessen Aufkommen ich und die Eigenthümer gezweifelt haben. Wenn ein Seitenstechen, Lungenentzündung schon in eine Lungensucht übergangen ist, so ist freylich die Fieberrinde wirksamer, als die mittcre Eichenrinde; aber ihrer Kostbarkeit halber kann sie nicht allemal der arme Landmann anschaffen. Aus diesem Verfahren ist zu sehen, wie unvernünftig'cs fcy, die Viehkrankheiten alle auf einen Schlag heilen wollen. Was würde man ausrichten nach der Engländer, und Campers Anleitung mit dieser kranken Materie das übrige gesunde Vieh einzuimpfen? oder beständig Salz zu geben, wie einige an- rathen? Aber mancher ist schon von diesem Vorurtheile zurück¬ gekommen , und das nie ohne dem größten Schaden. Nichts ist aber lächerlicher, als daß gewisse Leute ein für allemal das Abziehen der Häute des abgestandenen Viehs für unschädlich aus- geben, indem sie die Erfahrung hätten, daß die Häute dem ge¬ sunden Viehe umgehängt worden wären ohne dem geringsten Nachtheile. Wenn man nun diese Leute fragte: was für eine Krankheit hat das Vieh gehabt? so zürnen sie, daß man so dumm fragen möge; und sagen: Die Seuche! zum Glücke aber für dem Eigenthümer, daß die Seuche, worunter diese Leute die Viehpest verstehen, nur in ihrem Gehirne ist. Ich habe einmal die Probe damit machen gesehen, als man die Haut ei¬ nes an der Pest gestorbenen Viehs einem andern umhieng, als P sie f EEZEM x -H. sie noch warm war, kaum waren 25. Stunde vorbey, so verfiel das gesunde Vieh in die nämliche Krankheit, und starb. Was ist es dann Wunder, wenn man eine Haut eines an dem Sei¬ tenstechen gestorbenen Viehs einem gesunden ohne Nachtheile an¬ hangt, und vice versta. Die Heilungs Methode, die ich in dieser Krankheit im¬ mer mit glücklichen Erfolge gebrauchet habe, verleitet mich doch nicht, die Mittel zu verwerfen, die bewehrt befunden worden; aber ich habe nur gezeigt, daß sie nicht in allen Krankheiten Genüge leisten, sondern bey einigen höchst schädlich seyn können. Noch viel weniger wollte ich den Schluß machen , daß man die Viehkrankheiten eben so behandeln solle, wie die menschlichen, ganz, und gar nicht: indem mir durch die Anatomie beydec Theile nur gar zu wohl bekannt ist, wie verschieden die Physi¬ schen Maschinen sind, und also die Safte eines Menschen, der andere Nahrung empfängt, ganz anderst beschaffen seyn müssen, als der wiederkäuenden Thieren ihre. Allein die öftere Oefnun- gen des hinfallenden Viehs hat mir das meiste erläutert. Da¬ rum hat sich Herr Ellius, welcher in diesem Fache (äe inve- üiZLÜOlls I-uis dovillL) recht gründlich geschrieben hat, sehr verdient gemacht. Jedoch rathe ich einem jeden, ein hingefalle¬ nes Vieh nicht gleich warm zu öffnen, wenn er seiner Gesundheit nicht verlurstig werden will. "F Da nun diese Krankheit eine der gemeinsten in hiesigen Lande unter dem Hornviehe ist, und ich damit die meisten Er¬ fahrungen angestellt habe, so achtete ich für nothwendig sie zum ersten zu kehandlen. Ich glaubte diesen Punkt der Oekonomie für Achtungswerth genug, um allen Fleiß darauf zu wenden, dem Staate nützlich zu seyn. In dem nämlichen Thone werde ich noch mehrere einzelne Krankheiten hiesiges Landes beschrei¬ ben. Ich werde immer alle Weitlauftigkeiten mit Anführung anderer Schriften auf die Seite setzen, indem man nicht alle¬ mal versichert ist, ob sich das für unser Land schicke, was sie uns anrathen: allein die Erfahrung muß mir die Wahrheit Watti¬ gen , welche immer in dem einfachsten Thone gesagt werden soll. Dann hier kömmt es blos darauf an, daß man seinem Nebenmen¬ schen Vortheil schaffen könne, da die Erhaltung des Viehs zur Aufnahme des Ackerbaues sehr vieles beyträgt. Vielleicht kömmt noch einmahl die Zeit, daß man von uns sagen wird, wie (Madame Karschin) von den Römern singt: Zur Zeit als von dem Wugzerrissnen Acker Bestaubt, und braun der Römer kam. M für das Vaterland enthusiastisch wacker Die rostbefreyte Waffen nahm. Als ich aber diese Abhandlung schreibe, kömmt mir der erste Theil äelle inemorls eä ollervariorü pudllcate äalla Locietä. ä'^Zricoltura prstica ä'uäive, e raccolte 1771. karte xrüna 177s. i»8vo. in die Hände. P s Sei-- -Lrs Seite 195. findet sich ein Brief eingerückt des ?rvto- meäicus 6iov. Fortunato RmnelimL über die in Friaul be¬ merkte Wiehseuche, die gewöhnlichste soll aus Hungarn in dieses Land gekommen seyn, und welches noch dermahlen geschieht, daher man weiter kein Vieh aus diesem Reiche Hollen sollte. Er halt diese Krankheit für kein bösartiges Fieber; sondern für ei¬ ne Lungenentzündung. Er sagt: er habe mit Nutzen kühlende Mittel, Aderlässe, Salpeter u.s.w. nehmen lassen, aber es ge¬ be eben so wenig ein sicheres Mittel für diese Krankheit, als e§ eins wider die Pest gebe. Ist dies nicht ganz unsinnig geschwatzt 2 Es scheint der gute Mann habe seine ganze Beobachtungen in diesem Fache bey seinem Schreibtische gemacht, wie es mehr seines gleichen ma¬ chen. Ware es der Mühe werth ihn zu wiederlegen, so wollte ich ihm es auf Ort und Stelle Lhun. Zum Glücke seiner Lan¬ desleute, daß die Republik weiser ist, als Herr Bkanchini, und nicht auf sein Anrathen das Eintreiben des Hungarischen Viehes, welches ohne Nachtheil gesund durch unser Land gehet, verbie¬ tet, sonst würde man zu Weiden, und in ganz Friaul wenig Fleisch zu essen haben. Dies gilt auch für Venedig. Abhandlung Von dem Brande der Fruchtkörner / dem Ur» sprunge dieses Uebelö/ und Mittel wider dasselbe. verfasset von Herrn Friedrich Edlen v. Entnersfeld Der K. K. R. Oe. Lekonomischen, wie auch des Ackerbaues und der nützlichen Künste Gesellschaft im Herzogihum Krain Mitglieds und Hochfürstlich - Passavischen wirklichen Hofrath. Mit Anmerkungen begleitet von einem Mitgliede unserer Gesellschaft vMXMMMMXXXXMXMX XXXXXLXXXXXXXZeXXXXXZcX Mv 8 O O O O O -J- O O O O O O O O G O O S <-M<^ K>4- >Hv-> K M Bey dem grossen Eifer, mit welchem man zu unseren Zeiten U:LF" die ökonomischen Wissenschaften empor zu bringen bemühet ist, wollte ich, als ein besonderer Liebhaber dieses Ge¬ genstandes einen Versuch wagen, zum Nutzen der Feldwirtschaft, einen kleinen Veytrag zu machen; Nebst verschiedenen andern in dieses Fach einschlagenden Unternehmungen setzte ich mir auch vor dem Brande der Körner, der Ursache desselben, und Abhülfe um so fleißiger bis auf dem Grunde nachzuspüren , als von dieser Materie meines Wissens noch wenig Richtiges zum Vorschein ge¬ kommen ist, indem die meisten Meinungen hievon auf bloßen Mut¬ maßungen, unrichtigen, ja öfters recht lächerlichen Urtheilen be¬ ruhen. Die, welche darauf bestehen, als rührte der Brand der Körner von den Nordwinden, Nebeln, Finsternißen, giftiger Luft, Mehlthau, und dergleichen her, verdienen gar keine Wi¬ der- Lerlegnng; (2) jene aber, welche wahrscheinlichere Meynungerr hievon haben, werden in Folge dieser Abhandlung doch meisten- theils eingestehen müssen, daß auch ihre Urtheile eben nicht all¬ zeit auf der Erfahrung, als welche in diesem Stücke die beste Lehrmeisterinn seyn sollte, gegründet waren, da man in Land- wirthschaflssachen nicht bald so wenig richtiges, als bey diesem Gegenstände findet, aus der nicht schwer zu machenden Ursache, weil nämlich die Veranlassung des Brandes nicht sichtbar in die Augen fällt, auch nicht anderst, als mit großer Mühe, Fleiß, und Geduld kann ausfindig gemacht werden, wozu noch öfters eine Zeitfrist von mehreren Jahren erfordert wird. 1. §. Die verschiedenen Brandkrankheiten in den Rorn- früchten. * Ich habe in den verschiedenen Korngattungen hauptsächlich dreyerley Krankheiten bemerket, denen der Namen des Brandes bcy- O) Daß die Finsternissen, oder die von selben vergiftete Lust eine Ursache des Brandes sey, kann wohl zu selben Zeiten Statt gefunden haben, als man noch bey einer so natürlichen Erscheinung verderbliche Folgen auf die Waßer, Lust, und auf unfern Erdboden befürchtete; jetzt, da man auch bey dem gemei¬ nen Manne nicht leicht mehr eine solche Furcht bemerket, muß diese Mcynung gänzlich wegfallen. Die Nordwinde hingegen, Nebeln, und Mehlthau getraute ich dennoch nicht platterdings als Ursachen anzugcben, die einer Widerlegung un¬ würdig waren , indem cs noch nicht ausgemacht ist, ob diese, wenn sie gleich nicht die einrige Ursache des Brandes sind, doch nicht wenigst zu selben etwas Leytragen möchten, denn alles, was nur einigermaßen zur Faulung, Gahrung, oder Stotung der Safte bey einer Pflanze Gelegenheit geben kann, möchte wohl auch eine Mituriachc des Brandes sevn: und wem sollte es wohl zweifelhaft scheinen? daß Nordwinde, Nebeln und Mehlthau öfters solche Lerderbniße bes andern Pflanzen , und Bäumern angerichtet haben? - Der Verfasser nennet diese Krankheiten Brandkrankheiten, weil die öko« römischen Schriften eben nicht Übereinskommen, und selbe bald überhaupt NN* ter dem Namen Brand ansühren, bald eine davon das Mutterkorn, die andere aber den Nuß nennen. 121 beygeleget wird; die eine, welche den Kern ganz, und gar zer¬ störet , und in den Hülsen einen bloßen schwarzen Staub zurück¬ laßt; die andere, so nicht nur daß Aeußere der Frucht mit ei¬ ner schwärzlichen Farbe überzieht, sondern auch das Innere Weisse in etwas weniges schwächet, und den Rocken meistens stark auf¬ schwellen, oder auswachsen machet. Die dritte endlich, welche nur einen ganz kleinen verletzten Theil hat, der schwarz übertün¬ chet , oder wovon wenigst die Beschädigung mit einem schwarz¬ braunen Rande eingefasset ist; die erste Gattung ist für den Landmann ganz, und gar verlohren, sie dienet weder zur Speise, noch zur Saat, sondern zerstäubet ganz unvermerkt. Die zwote Art ist zwar zum Anbauen beynahe völlig un¬ tüchtig , indem aus hundert Körner, ob sie schon mit besten Fleiße gewartet werden, kaum mehr als vier, höchstens fünf, oder sechs aufgehen, anbey aber auch diese wenige sehr schlecht gedeyen,da weder der Stock noch die Aehren den jenigen von gesun¬ den gleichkommen, (d) Diese Brandichten ohne andern guten Körnern vermischt, sondern allein genommen, verschaffen zwar kein weisses, sondern ein braunes Mehl, und das Brod ist etwas Q unan- (l>> Wenn so wenige Körner aufgehen, ist es eine «an; natürliche Folge; ja es müßte wohl nach den ächten Grundsätzen der Statik der Pflanzen gar keiner aufgehen. Denn nachden Beobachtungen, die HerrAimen gemacht hat , jener uner¬ müdete Rachforscher, der gewiß die Krankheiten der Kornfrüchte auf das genaue¬ ste untersuchet , hatte kein einziger aus den mit dieser Krankheit behafteten Kör¬ nern einen Keim, folglich waren sie zur Fortpflanzung vollkommen untüchtig. Wenn aber nach des Verfassers Aussage dennoch einige zwar sehr wenige auf¬ gegangen , ist es ein Zeichen, daß unter die Kranken vielleicht wider Vermachen einige gesunde auvgesaet worden, die alsdenn aufgegangen sind: diese Krankheit wird sonst das Mutterkorn genannt. *22 unangenehm zu verspeisen; doch wenn selbe mit den unbeschädigten gemahlen werden, verursachen sie nicht den geringsten Unter¬ schied. (c) Die dritte Sort, dessen Verlezung ganz gering ist, gc- deyet sowohl zur Nahrung als zur Saat vollkommmen gut, es müßte nur seyn, daß eben dec Keim verdorben wäre (welches ich aber niemalen wahrgenohmen habe) denn diesfalls könnte eö freylich keine Früchte tragen. Alles dieses hat sich durch genaue angestellte, und öfters wiederholte Proben vollkommen bestattiget. 2. §. Ursachen öer ersten Gattung des Brandes. Nun auf die Ursachen des Brandes der ersten Klaffe zu kommen, so ist folgender von mir beobachteter Unterschied voraus¬ zusetzen; daß ich die Krankheit entweder in allen Nehren des ganzen Stockes, oder nur in einigen desselben, oder endlich blos M ein und andern Körnern der Achten gefunden habe. In dem ersten Falle waren immer die Wurzen des ganzen Stockes durch¬ aus (c) Der Ueberketzer der praktischen Feldwirthschaft des Herrn John Mills, merket an, daß solche Korner zuweilen schädliche Folgen auf die Gesundheit der Menschen , die davon gegeßen, verursachet haben; indem es geschehen seyn soll, daß im Erzgebürge eine Witrwe sammtihren Kindern, eine nachdem andern in Zeit von einer Wochen gestorben , nachdem sie Brod, zu dem eine gar zu große Menge der kranken Körner genommen war, aßen. Manches Jahr sind sie schad« lich setzet er hinzu, manches Jahr nicht- S. Mills s. Th. S.443. DodarL, Lang, Fagon, Delahire, Noel, und Salerne erzählen gleichfalls allerhand Krankheiten, wonnc viele Leute in manchen Jahren angcfallen worden, und nichts anders zur Ursache angaben, als daß sie Brod gegeßen harren, daS ausRocken, in welchem solche kra cke Körner sich befanden, gemacht war; Man sehe auch des Herrn Hofcarhs LothemuS Nachricht von der Schädlichkeit des Mutterkorns. Schmers Sammlung r. Th. S. 41g. aus verfaulet, verbrennet, oder zerfressen, wie indem zweytev nur zum Theile nach Proportion, und zwar meistens in den näm¬ lichen Gegenden der verdorbenen Aehren; woraus denn ohne vie¬ ler Mühe klar zu ersehen ist, daß der Ursprung dieses Uebels unter der Erde zu suchen, und in dem Grundstücke selbst zu sie¬ den sey; als von welchem dem Fruchtstock entweder keine gute, tüchtige, oder hinlängliche Nahrung zugefloßen, oder demselben auf eine andere Art von daher ein beträchtlicher Schaden ist zu- gefüget worden. Gemeiniglich fand man die Wurzen wegen übermäßiger Feuchtigkeit verfaulet, oder von Ungezifer, auch von der Schärfe des gahrenden Dunges abgenaget; Es müßten also in einem, wie in dem andern Falle die zarten Körnchen wegen des ermangelnden, oder ihnen nur zugekommenen kranken ver¬ brennenden Saftes verderben, in die Fäulung,und Vermoderung gerathen. Da sich aber der Brand vorzüglichst in jenen Kornfel¬ dern zeiget, die eben frisch gedunget worden sind, hingegen bey den nebenliegenden ungedungten nichts von dieser Krankheit zu hemerken ist, so darf ich wohl den Veyfall aller Naturkündigen, und Landwirthschaftsverstandiaen hoffen, wenn ich behaupte, daß die Düngung des Ackerfeldes mit einem nicht hinlänglich verfaul¬ ten, und zu seicht untergebrachten Mist eine Hauptursache des Brandes sey. Wie oft sieht man es mit Augen , wie der Bauer sei¬ nen noch nicht genug verfaulten Dung auf den Acker bringet; dieser geräth also erst unter der Erde in die Gährung, der Saa- Q 2 men 124 mm schlagt Wurzen, sie wachsen, erreichen den gahrendm Un¬ rath , ziehen den faulenden brennenden Saft an sich, führen ihn durch den Halm bis zur Frucht, und wie wäre e6 möglich, daß selbe nicht brandicht werden, und vermodern sollten? da doch ihre ganze Nahrung in einer gahrendm, mithin vermodernden Wesen¬ heit bestehet. Setze man die blühendsten Blumenstöcke in eine faulende Erde, die schönsten abgeschnittenen Tulipm, Veilchen, Rosen, Nalchen re. in ein faulendes Wasser, dm frischesten Apfel, Dirn re. zu einem derley faulenden Obst, und sie werden insge- sammt ganz unwidersprechlich die nämliche Krankheit erben; folg¬ lich wäre es in der That ein Wunder, wenn ein Korn, welches ihre nährende Kraft aus einer gahrendm faulenden Quelle schöpfet, endlich nicht auch in die Gahrung , und Fäulung g^rathen sollte. Ziehen aber die auf allen Seiten sich verbreitenden Wurzen auch zum Theile guten Saft an sich , so entstehet dieser Un-erschi d daraus, daß mancher Stock zugleich mit guten, und brandichlen Früchten versehen, und vermischet ist. Es geschieht aber auch, daß eine Aehre überhaupt genom¬ men gut, und mitten unter den gesunden Körnern nur einige Hülsen mit dieser brandichtm Masse angefället, anzutrcffm sind. Liese haben aber ihren Unfall nicht allzeit einer unterirdischen Ursache, sondern auch öfters äußerlichen Zufällen zuzuschreiben, als zum Beyspiele, wenn ein Korn von dem andern gar zustark geprcsset, oder auf eine andere Art geguetschet wird; desglei¬ chen, sofern einige Körner von den andern also verwachsen, daß von von außen weder Wärme, Luft, noch Feuchtigkeit wohl zukom¬ men möge, (6) nicht minder, wenn der Bau der Aehren also gestaltet ist, daß eine anhaltende Feuchtigkeit sich bey einigen Früchten dermaßen festsetzet, daß selbe von der Sonne, Wind, oder Staub nicht leicht aufgetrocknet wird, so muß natürlicher Weise endlich die Frucht in die Fäulung gehen, und mit dem Brande angesteckt werden; Wie denn dieser Unfall auch nach der Erndte den gesündesten Körnern dazumal begegnest kann, wenn solche zu wenig ausgetrocknet auf einem feuchten Boden gelagert, oder in schlechten Scheuern dem Regen, und feuchter Luft zu stark ausgesetzet sind. Wer von der Richtigkeit alles dessen noch mehr überzeu¬ get zu seyn verlanget, der beliebe von verschiedenen Getraidartm zu bauen, und zur Zeit des Wachsthums der Körner zu veran¬ stalten , daß ein selbst gefälliger Platz also zugerichtet werde, damit (6) Dieses kann ferner durch einen Versuch bestätiget werden, den der wohl- ehrwürdige Herr Derer Daul Glavar Weltpriester, und Jnnhaber der Herrschaft Landvrcis, unserer Gesellschaft einaesendct har. Einer, aus unfern Miralicdern, der die eingeschickte Waizenaehren genau untersuchet hat, bemerkte, daß bey den kranken Aehren alle Drandkörner so sehr aneinander angehäuftt, und verwachsen waren, daß der Umlauf der Safte durch die zu sehr zummmengepreßte Saftröhrchen nothwendig mußte aehemmet werden, welches sodann eine Faulung, oder Stockung verursachte. Noch eia anderer Um- stand findet sich bey gegenwärtigem Versuche: daß der Halm der kranken Aehren niemals dem Wachsthume der gesunden gleich kämme, da alle um die Hälfte kür¬ zer waren, als die guten; Herc Glavar haltet diese für die spätern Nachtriebe, und schließet also, daß der Brand seinen Ursprung habe, entweder von der durch bas Wachsthum der vorigen Triebe bereits entkräfteten Würze: oder aber U ld wahrscheinlicher ans Abgänge der Sonne in der Milchet, weil die Morgensonne den anklebenden Thau, den die Aehren einsaugen, da selbe zu tief, uw nebst dem noch zu dichte unter dem andern Gewächse liegen , (denn a'ft Vrandahren wurden auf der innern Seite bemerket) nicht hinlänglich verkochen mag, indem durch die äußerlichen Feuchtigkeiten die Milch verlauret, und in eine Gahrunz gebracht wird, folglich zu Mehl nicht kann ansqekochet werden. Dieser Versuch ist in dem wöchentlichen Kundschaftsblatte des Herzogtum Hrain auf das Jahr im 7- und Lten Stücke eingetragen. 126 damit durch Beybringung des zuvielen, oder scharfen Wassers, wie auch des Dunges das Unterste des Stockes verfaule, so wird man zur Zeit, da die andern guten Früchte reif find, diese ins- gesammt gleichsam in Ruß verwandelt finden. Ferner drücke, oder quetsche man einige Körner, man bedecke eine Seite einer gesunden Aehrc also, daß weder Luft, noch Feuchtigkeit durch¬ dringen könne, an einer andern Aehre benetze man eine ausgcwählte Zahl der Früchte beständig mit Waßer, bis sich von außen eine Faulniß äußert; Es wird sich zeigen, daß blos diejenigen, und etwa die nahe anliegenden Früchte, welchen , den Brand hat einimpfen wollen, an diesem ganz gestorben, da doch die übrigen der nämlichen Aehren frisch, und gesund verblieben sind. Don dem, daß auch die gesündesten Getreidsorten in den nassen Pansen öfters verfaulen, bcdarfen wir wegen der öftern traurigen Erfahrung keiner weitern Probe mehr. Z. §. Ursache -er anderen Gattung. Die Ursache des Brandes von der zwoten Gattung ist meines Dünkens blos die gar zu viele Feuchtigkeit, die dem Ro¬ cken entweder mittels des eigenen Nahrungssaftes, oder auch durch den Thau, und Regen zu häufig zufließt. Letzteres wol¬ len nicht wenige Landwirthschaftsverständige vermuthen, ja bey- nahe durchaus behaupten, daß sich in feuchteren Zähren diese Krankheit weit starker, als in trocknen einfinde; Zch kann auch Kiefer Meynung nicht gerade zu widersprechen, denn sie ist eini¬ ger- 127 gemäßen richtig; nur muß ich hier noch anmerken, daß e§ eben nicht allzeit überhaupt auf ein naßes Jahr ankomme, da die anhaltende naße Witterung zu einer solchen Zeit, bevor noch der Kern zu einen merklichen Zunehmen gelanget, oder aber, wenn selber schon vollkommen reif, und trocken ist , keineswegs die erwähnte Krankheit verursachet, sondern nur dazumal, wenn diese Feuchtigkeiten zur Zeit, da die Frucht eben im besten Wachs- thume begriffen ist, anhalten, alsdenn dringen selbe nicht nur durch die Lecke, und äußerste Schalle, sondern in die fein¬ sten Theilchen, ja sogar in das innerste der Frucht, welche nach Maaße der immer mehr sich einschleichenden Näße aufschwüllet, die Hülse wird zu klein, es vermag der drückenden, Gewalt nicht mehr widerstehn, sie spaltet sich, das Korn findet alsdenn keine Hinderniß noch stärker aufzulaufen, es wird recht ausserordentlich groß, und öfters ganz unförmlich; diese übermäßige Feuchtig¬ keit verursachet eine Auflösung, Gährung, dann Entzündung, und das azende davon veranlaßet durch Beyhülfe der Luft, und Sonne die schwärzliche Farbe, welche doch von aussen weit beträchtlicher, als von innen ist, weil sowohl die Näße, als Luft und Hitze mit längerem, und stärkerem Nachdrucke auf da§ äußere wirket. So groß auch diese Rockenkörner immer seyn mögen, so sind sie doch an Gewichte nicht schwerer, als die kleinen, und gesunden, die Ursache kann wohl keine andere, als diese seyn, daß durch die Aufschwellung nur ihre inneren Bestandtheile aus¬ einander getrieben , keineswegs aber vermehret worden sind- Eben -28 Ebendiese Ausdehnungdes Körpers ist die Ursache, daß derley zur Probe angebauten Körner fast niemals aufgiengen, indem die zu sehr von einander entfernten Theilchen jene zur Beförderung des Wachsthums erforderliche Verbindung nicht mehr haben. Derje¬ nige also, welcher blos solche ringens ausgewählte Frucht an- saen wollte, in Hofnung dadurch eine Art derley große Getreid- sorten zu erziehen, würde sich wohl recht sehr betrügen. Aus dem nämlichen Grunde find diese brandichten Körner in Ansehen ihrer äußerlichen Größe im Mahlen von einer gar geringen Er¬ giebigkeit , indem sich dessen Mehl wiederum so dick, als jenes von der gesunden Gattung zusammensetzet. Aus diesen meinen angeführten Sätzen ist es nun auch ganz leicht zu entscheiden, woher es komme, daß manches Jahr --r Metzen Korn im Mahlen weit ergiebiger ausfällt, als in andern ; Ist die Zeit des Wachsthumes der Früchte sehr feucht, so lauffen natürlicher Weise die Körner auf, füllen den Metzen eher aus, und geben also, weil die Vestandmasse nur ausein¬ ander getrieben, nicht aber vermehret ist, destowenigcr Mehl, da hingegen in den nicht zu nassen Jahren mehr trockene, mit¬ hin feste und kleine Körner erfoderet werden, die Maaß auszufül¬ len ; da nun der kleine stark zusammgewachsene Körper so viel Mehl abliefert, als ein aufgeblähter, und von dieser festen Art viele tausend mehr auf einen Metzen kommen, so muß ja in diesem Falle die Erndte in der Mühle weit reicher, als im ersteren ausfallen. Das Gewicht könnte uns diesfalls zu einer weit bessern Richtschnur, als die Mäßerey dienen. Es 129 Es äußert sich nebst dem diese Krankheit auch öfters, wenn durch gewaltige Regengüße, Ueberschmemmungen , oder heftige Winde der Halm dermassen niedergeschlagen wird, daß dessen Aehren zu lange an die naße Erde gebeugt natürlicher Weise vom Vrandeangestecket werden müssen, welches auch schon geschnittener Frucht wiederfahren kann, wenn sie durch lange Zeit auf dem Felde der feuchten Witterung ausgesetzet liegen muß. Es geschieht aber auch nicht selten, daß sich der nämliche Vrand auch in den troknesten Jahren , doch keineswegs so allge¬ mein zeiget, und da ist keine äußerliche fremde Feuchtigkeit Schuld daran, sondern der eigene viel zu überiiüßige Nahrungssaft, wel¬ cher sich gemeiniglich in den fetten zu stark gedüngten, oder sonst recht gut gelegenen Feldern äußert, wenn nun diese Materie nicht mehr genug Raum findet, sich in dem Körper auszubreiten, so verschaffet sie sich Luft, und Platz , sie dringet über den Halm hinaus, setzet den Rocken in eine allzugroße schädliche Feuchtig¬ keit , und bringet sodann die nämliche Wirkung herfür, welche wir kurz zuvor angezeiget haben, nur mit dem Unterschiede, daß dergleichen Früchten gewöhnlich etwas schwarzer, und wenn sie mit einem Vergrößerungsglase betrachtet werden, mehr an¬ gefressen aussehen, als die obigen, weil der mit so vielen Salz- theilchen vermischte Saft weit beissender ist, als es immer Thau und Regen scyn können. Wenn der Halm g nz oben verletzet, und also der verschlossene Feuchtigkeit Luft gemacht wird, so geschieht nicht selten ein gleiches. Man findet ost ganze Aehren, R ja -zo ja auch de» Halm selbst mit dieser zähen ktebrichten Materie bestrichen , und das auf unaegründete Vorurthcile sich stützende Landvolk glaubet fest, es wäre dieses ein Mehlthau, da doch die mindeste Überlegung dasselbe überzeugen sollte, daß ein Mehlthau auch andere zunächst stehende Aehren, Baume, Zäune, und dergleichen hätte befeuchten, und an selben gleiche Wirkung hervorbringen müssen. 'i 4-§. Uesirche Heu dritten Gattung dieser Rrankheit. Die dritte Art des Kornbrandes bestehet in einer Ver¬ letzung der Frucht, da die Wunde, oder der Rand herum ge¬ meiniglich schwarz übertünchet ist. Dieser Schaden wird über¬ haupt von dem Stiche, oder Bisse der Vögel, oder Insekten ver¬ ursachet, wodurch dann geschieht, daß sich der Nahrungssaft an diesem beschädigten , der Oberhaut entblößten, und der äußer¬ lichen Witterung zu sehr ausgesetzten Theite nicht mehr erhal¬ ten kann, sondern dem Verderbniße unterliegen muß. (e) Ein durch (s) Herr Tillet ist gleichfalls der Meynung , baß die Insekten solche Krank* Heiken verursachen können, und besonders leitet er die erst oben beschriebene zwore Gattung des Brandes, oder das sogenannte Mutterkorn von dem Suche eines Insekts her, und Herr Sckreber, der eben dieser Meynung gar nicht beypstichten wollte, überzeugte sich alsdenn selbst, da er die Aehren von kaum verblühten Rocken sah, die von kleinen hochcorhen Farmern mit schwärzlichen Köpfen bele» bet wurden, er bemerkte mit vielen andern seiner Freunde an den noch weichen Körnern ernen klebrichren Saft, der aus selbigen mittelst einer kleinen Öffnung ausgetremn war, er bezeichnete vrele Aehren im Felde, woran die Würmer so häufig ficheiufanven, uns wurde nachher gewahr, daß die Körner an selbigen durch die Winde gewaltig angeworfener Sand, ein Hagel zur Zeit des noch schwachen Körpers dürfte ganz vermuthlich ein gleiches wirken. Es ist aber diese Krankheit von gar keiner Erheblichkeit, denn der hieraus entspringende Mangel an Mehl ist eben nicht beträchtlich, und im Anbaue gerathen derley an¬ gegriffene Körner sowohl, als die unverletzten, daß man dies¬ falls auch nicht den geringsten Unterschied hat wahrnehmen kön¬ nen. Wie Vögel, und Insekten sich an dieser schmackhaften Nahrung zuweilen weiden, können wir leicht mit blossen Au¬ gen sehen, wer aber unverdrossen genug ist, sich mehrere Mühe zu geben, wird durch die Hülfe eines Vergrößerungsglases die kleinsten Würmchen an den Getreidern, und an solchen, wenn er sich die Aehren, und Körner bemerket, ganz deutlich die R 2 Urhe- fast insgesamt in Mutterkorn ausgewachsen waren, er schloß also hieraus, daß dieses Auswachsen von den rothen Würmern verursachet worden. Das aus die» sem Würmchen entstehende Insekt har Herr Kamerherr von Geer unter dem Na« men Blasenfuß (?K>lspu8) zu erst beschrieben, in den Abhandlungen der kön. Schwedischen Akademie der Wissenschaften LH. vi. S. 4. u. f. In des Herrn Rit- ter von Linne neuen Ausgabe von der Usuna Lvecics 6. 2.1761. aber S. 26S. ist es 1027. unter dem Namen iHx>8 beschrieben, und dabey angemerkc worden : llsec körte, uncle I.oti corniculgtss ssoieg clsuli intumescunt, Ll lecL- 1e8 spicse tsexe sbvrtiunt; In dem Werke Delle mslatis stel Arsno in erda äsl Lvnte Ursncelco Oinsooi , kstrirlo lbsvennste b'esgro 1759. wird die Ursache des Mutterkorns gleichfalls gewißen Würmern zugcschrieben, und der Herr Ba¬ ron von Hohenthal erzählt in dem 7ten Theile der ökonomischen Nachrichten S- 433. daß er selbst an den Nockenahren nicht nur das kleine zinnoberrothe Würmchen, sondern auch Fliegen von allerhand Art gefunden habe / er zweifelt aber, ob nicht dieses Ungeziefer sich vielmehr von dem süßen Safte nähre, als. Laß es die nächste Ursache der Krankheit seyn sollte, weil die Berderbung der Körner schon vor dem Fließen des Hönigrhaus wahrzunehmen ist. Herr SÄre- ber löset den Zweifel ganz kurz auf. Der Nothe Wurm, sagt er, gehet nach der Aehrc, macht eine kleine Oefnung ins Korn; daraus qmller der süßliche East, welcher von dem gemeinen Manne fälschlich für dem Höntgthan gehalten wird izr EtzMMAM Urheber des erst besagten Uebels nicht ohne Verwunderung enk- deken. 5. §- Mittel wider diese Reankheiterr der Rornfrüchten. Nachdem ich also nicht nur die Krankheiten des Korn¬ brandes in seinen verschiedenen Arten, sondern auch die so ma- mchfaltigen Ursachen desselben gezeiget habe, muß ich noch eini¬ ge Mittel an die Hand geben, wie man diesem Uebel vorbeu¬ gen könne. Die erste Gattung des Brandes laßt sich nicht an¬ ders , als durch den Fleiß des Landmannes verhindern : Wird selber seine Aecker von den Mäusen, und andern Ungeziefer reinigen, welche die Würze abnagen, die Vertiefungen, in wel¬ chen sich zu vieles Wasser sammlet, und dadurch den Stock zur Faulung bringt, ausfüllen, keinen unverfaulten Mist, welcher erst in der Erde gahren sollte, auf sein zu düngendes Grund¬ stück wird: dieser ist dem rothen Wurme angenehm, so wie auch den Fliegen. Das angestochene Korn wachset aus, wie die Galläpfel an den von Insekten verletzten Blättern der Eichen , und formiret sich in länglicher Gestalt, wie das bekannte Mutterkorn aussieht. Sieh Schrebers-Sammlung isterTheil. S. 480. allerdings ist die Sacke Untersuchung^ werth, und könnte man noch fragen, wenn solches Ungeziefer das Mutterkorn verursachet, warum es nicht auch die Weihen , oder die Körner von andern Früchten eben so auswachsen mache, welches man doch selten findet? Freylich konnte wohl dieses eine Ursache sepn, weil das Häutchen des Weitzenkorns stärker, und fester, als das von Rochen ist , folglich auch dem Zahne dieser Tierchen mehr widerstehe, als der Rocken, und vielleicht auch nur eine kleine Verletzung verursache, so , wie diese ist, welche unser Herr Verfasser den dieser dritten Gattung des Kornbrandes beschreibet. Uebrigens könnte ein Vernich durch den Stich mit einer Nadel in verschiedene Körner diese Sache vielleicht noch bester erörtern.^ IZZ stück bringen, oder selben wenigst etwas tiefer unterpffügcn; wird er nebstdem Sorge tragen, daß Kinder, oder Erwachsene die Frucht nicht quetschen, alles, was den Zugang der Son¬ nenstrallen hindert, aus dem Wege raumen, und die zuviele Feuchtigkeit, wie auf dem Ackerfelde, also auch in den Scheuern aözuwenden wissen, so kann er versichert seyn, daß diese Krank¬ heit, die aus allen übrigen die gefährlichste, und in der Wirt¬ schaft die schädlichste ist, seine Früchten wenig mehr verderben werde. Dem Uebel der zwoten Klaße, wo die Frucht auswachset, und gleichsam von einem Roste angefressen wird, vorzubeugen, muß ein ohnehin fetter Grund nicht zu stark gedünget,und die übermäßi¬ ge Nahrung, welche gleichwie Menschen, und Viehe, also auch den Erdfrüchten nachtheilig ist, benommen werden , der Saft wird sodann weder Ursache, noch Kraft genug haben, sich aus¬ zugiessen, die Frucht aufzublahen, und mittelst einer beißenden Schärfe in Brand zu bringen. Nachdem aber dieses Uebel nicht selten von der zur Zeit des besten Wachsthums zu lang anhal¬ tenden feuchten Witterung, besonders, wenn die Aehren durch einen Platzregen, oder Wind gar zu lange auf dem naßen Bo¬ den darnieder gedrückt liegen, entstehet, so wird man zur Abwendung der besorglichen Krankheit nicht leicht ein Gegen¬ mittel vorzukehren wissen. Doch scheinet mir, daß es vielleicht nicht undienlich seyn dürfte, wenn in diesem Falle, da durch einen N4 einen zu lang anhaltenden Regen die Feuchtigkeit sich gar zu sehr jn die Aehren gelagert hat, und bey Ermanglung der Wärme, oder eines Windes nicht wohl abgeschittelt, oder aufgctrocknet werden kann, wenn, sage ich, in diesem Falle, wofern es an¬ ders die Lage des Ackers zugiebt, zwenn Männer mit einer durch die Hände angezogenen Schnüre behutsam das Fruchtland einige Male dergestalt abgehen, daß mittelst der Schnüre die Aehren gerittelt, allenfalls von der Erde aufgehoben, und die Wassertropfen abgestreifet werden. Es versteht sich jedoch von selbst , daß solches nicht zur Zeit, wenn die Frucht schon über- flüßig reif ist , geschehen könne; weil dadurch gewiß sehr viele Körner verlohren gehen würden, und zu dieser späten Zeit der Brand ohnehin schon nicht mehr zu besorgen ist. Was endlich das letzte Mittel wider die dritte Gattung Les Brandes betritt, so lohnet es sich kaum der Mühe, eines solchen zu erwähnen, weil der durch diese Krankheit sich äußc- rende Schaden von keiner Erheblichkeit ist; Will aber ein fleißi¬ ger Landwirth auch diese Genauigkeit beobachten, so darf er nur sein Kornfeld ringsumher mit wenigen Hanf anpflanzen, er wird erfahren, daß weder Vögel, noch andere Thiere seine Korn¬ früchten anfressen, folglich auch keinen Brand verursachen wer¬ den. Lie Vögel werden sich alsdenn an dem ihnen weit ange¬ nehmeren Hanf weiden. Würmer, und anderes Ungeziefer aber einen solchen Acker gänzlich verlassen , wie uns die Erfahrung bey rZL bey dem Kraut - und Kohlackern, oder Garten (obschon sie sel¬ be vorzüglich lieben) zum Ueberffuße lehret, (k) Ich schließe hiemit diese vorläufige kurze Abhandlung vom Brande der Körner, dessen Ursprung, und Mittel dage¬ gen ; meine künftigen weitern Beobachtungen aber dürften viel¬ leicht noch ein mehreres entdecken. (t) Wie haben ein andermal angemerket, baß wir eben nickt die Ursache einsehen , warum die Würmer, und Insekten den Hanf sosehr fliehen sollen, wenn es nicht vielleicht daher aeschicht, daß der Hanfkern die Vögel herbeyiocke, welche alsdann auch dieses Ungeziefer aufzehcen möchten, daß also auch weniger Schaden bep den Kraut-und HohlpflanM von selben verursachet würde. AA NA Nie M -4- AA H N A H Nach- izS Nachtrag. gegenwärtige Abhandlung von Traube der Kernfrüchten eben unter der fresse war, übersendete uns der Herr Verfasser derselben die Erläuterungen jener Stellen, welchen man einige Anmerkungen beygefügt hat, die auch dem Ver¬ fasser vorläufig zugeschickt worden. Wir tragen sie hier nach, weil sie neue Beobachtungen und Versuche enthalten: Erläuterung -er Stellen, über welche -Le Anmerkun¬ gen gemacht wor-en. Zu (a) Daß die Nordwinde, Nebeln, und Mehlthau ebenfalls zum Brande der Körner etwas beytragen können. WM man eben nicht ganz in Abrede stellen ; doch kann jch selbe als eine Hauptursache, da bereits wahrscheinlichere vorhanden sind, niemalen gelten lassen; denn um diese Zeit, da sich der Brand in den Kornfrüchten anzusetzen pfleget, sind eben diese Winde und Nebeln seltnere Erscheinungen, oder doch weniger schädlich; was ich aber vom Mehlthaue gedenke, habe ich in einem anderen Aufsatze entworfen. Zu (d) (c) (ä) (e) Da diese mir mitgetheilten An¬ merkungen meine Meynung meistens bestärken, habe ich nur s- viel -Z? viel zu erwchnen: daß aus iooo. Trandichten oder sogenann¬ ten Mutterkörnern 500. der am allermeisten ausgewachsenen gewählet, in einem Garten in 5. kleinen Abtheilungen jederzeit ioo. gestecket, die auch mit möglichem Fleiße gepffeget worden sind; da nun in einem Lette z., in einem andern Z., und indreyen4. Rockenkörner aufgegangen sind, ist es ein untrügliches Zeichen, -aß bey 20. unter 500. der Keim nicht verdorben gewesen sey. Zu (e) In Hungarn genoß eine Familie, dessen Ge¬ treide sehr viele kranke Körner der von mir angeführten zwoten Gattung hatte, beständig von dem hieraus gebackenen Brod, ja sogar eine kleine Portion, welche fast ganz aus Mutterkorn nur zur Probe zubereitet worden, ohne daß jemand hierüber er¬ krankte ; allein der Staub der ganz verbrannten Körner mit dem guten Mehl vermenget muß ungleich schädlicher seyn. Zu (e) In der that ist es zu bewundern, daß das Weizttikern nicht eben so, wie jenes vom Rocken auswachst, und daß bey jenenr weniger Insekten, als bey diesem angetroffen werden , da doch der Saft des Weizen so süß und angenehm als des Rockens ist, wir wollen also die Ursache indessen in dem Unterschiede des schwächer» und starkem Häutchen dieser Erdfrüchten beruhen lassen. Man hat es bereits versuchet, und mit einer sowohl sehr feinen, als stärkeren Nadel, wie auch mit Fischgräten den Weizen und Rocken 1.2.3. auch mehrere Stiche theils auf ein¬ mal, theils in verschiedenen Tagen und Orten beygebracht, wor¬ auf zwar das Auslauffen des Saftes bald in größerer Menge, öfters aber weniger erfolgte, doch war es niemalen zu bemerken, daß cs in eiü rechtes Mutterkorn auswuchse, sondern zur Zeit S des izr der Reiffung waren die Hülsen entweder taub/ oder die Frucht sehr klein / bisweilen auch in etwas ungestaltet, gemeintglich in ihrer natürlichen Größe, und nur gar selten etwas weniges größer¬ alles dieses erfodert noch eine vielfältige Untersuchung / und ich habe eben das gegenwärtige Jahr dazu widmen wollen, allein ein Umstand, welcher mir eine weite Reise, und längere Abwesenheit aufleget, vereitelt mir meinen bereits gefaßten Vorsatz. Zu (k) Was die Vertilgung der Insekten durch den An¬ bau des Hanfs betrift. So ist nichts richtiger, als daß der süße schmackhafte Hanfkern die Vögel herbeylocke, welche, wenn sie Würmer fin¬ den, selbe gar bald aufzehren werden; allein da auch schon vor der Reiffung des Hanfkerns keine oder nur sehr wenige Würmer in diesen Gegenden zu sehen sind, dürfte es gar wohl möglich seyn, daß durch diese Wanze ein den Insekten unerträglicher Geruch ausdufte, wodurch sie alsdann abgetrieben werden, oder daß sie vielleicht durch den Genuß der Hanfblätter ihren Todt finden. Ich unterwerffe aber diese meine Gedanken und Meynungen dem Ur- Heile erfahrner Landwirthe, der ich auch bereit bin mich eines besseren belehren zu lassen. * * Nachdem sich diese Erläuterungen meistenthcils auf die eigene Beobachtung und Erfahrungen des Herrn Verfassers be¬ ziehen , die wir eben nicht in Zweifel ziehen wollen, indem wie von seinem Fleiße in Untersuchung solcher ökonomischen Ungewi߬ heiten genugsam überzeuget sind, so haben wir auch ferner keine neue Anmerkungen beyzusügen. Ucbcr die M, und Weise eine schon längst erwünschte Feuerschaden - Affeku- rationsgesellschaft in Erbherzog- thume Kram zu errichten. MK 4- M Ueberssüßig würde es seyn die rührenden Bilder jener trauri- gen Verwüstungen, welche öfters die wüttenden Feuers¬ flammen anrichten, hiervorzustellen: Jedermann kennet das Un¬ glück , und glücklich jener, den es noch nicht getroffen. Man hat zwar zu deren Abwendung in den Städten mit Feuerlöschordnungen gesorget, und es würde eben nicht schwer seyn, diese Anstalten in gewissen Maaße auch auf das Land anzuwenden, wodurch jedoch das Uebel nicht gehoben, sondern nur seltsamer, und weniger um sich greifend gemacht würde. Der Beschädigte mußte noch immer sein Unglück tragen, ohne daß er durch diese Veranstaltung schadlos gehalten wurde. Eine von der Landschaft bewilligte zweyjahrige Erlaßung der Steuer, welche zwar eine Beyhülfe, doch lange nicht hinreichend " ist, 142 ist / den erlittenen Schaden zu ersetzen, und der wenige einge- fammelte zugleich aber sehr ungewisse Beytrag einiger mitleidi¬ gen Hände, der gleichfalls zur Herstellung der verunglückten Gebäuden nicht erklecket, waren die einzige Gutthat, der sich ein verunglückter versehen dürfte. Sollte dann ein redlich gesinnter Patriot nicht auf Mit¬ tel bedacht sehn, etwas zum Besten des Vaterlandes in Vorschlag zu bringen, wodurch jenen betrübten Folgen gestern et würde, welche dem Ackersmanne, oder dem Handwerker auf einmal die Lurch den säuern Schweiß seiner Handarbeit von vielen Jahren her erworbenen Früchte oft ganz zernichten, oder doch wenigst Leträchtlich vermindern? Und kann wohl an der Wichtigkeit des Gegenstandes gezweifelt werden, wenn jedem sein Gebäude ver¬ sichert, und eben dadurch derselben Werth namhaft erhöhet wird ? Mehrere einsichtsvolle Beherrscher aus väterlicher Sorgfalt gegen ihre Untergebene angetrieben, haben bereits derley vorsichtige Anstalten mit besten Erfolge in ihren Ländern eingeführet, warum sollte dann die Einführung dessen nicht auch in unserem Batcrlande, und überhaubt in allen österreichischen Staaten ihre gewünschte Wirkung haben können ? besonders da die voll- Lrachte allgemeine Beschreibung der Häuser den sichern Grurid darbiethet, worauf dieses so nützliche Werk gestützet, und die sonst beschwerlich gewesene Bcwerkstellung um sehr vieles er¬ leichtert werden kann. Es i4; Es wird eben nicht nöthig ftyn , den Nutzen einer sol¬ chen Feuerschäden-Vergütungsgeftll schäft mit vielen Beweisgrün¬ den darzuthun, indem es jedermann, der nur von Vorurthci- len frey die Sache in ihrem ganzen Umfange betrachten will, gar leicht einsehen wird. Es kömmt alles lediglich darauf an, daß die Möglichkeit, und sodann die Art, und Weise, wie eine solche Gesellschaft einzuleiten wäre, und unter welchen Bedingungen selbe bestehen sollte, erwiesen werde. In so weit es das Herzogthum Kram betcift, so ist eS aus der zu Stande gebrachten Beschreibung bekannt, daß in selben sich 7097z. beschriebene Hauser besinden, wenn man also den Satz annimmt, daß ein Haus gegen das andere gerechnet pur za. Gulden werth sey, so zeiget sich , daß der Werth al¬ ler beschriebenen Hauser Z5486Zc>.fl. betrage; welche Summe ein zulängliches Kapital ausmachet, denen wenigen beschädigten den Werth ihrer abgebrannten Gebäude zu erstatten. Darun¬ ter sind weder die Gotteshäuser, noch andere zu Wohnungen nicht bestimmte Gebäude gerechnet worden, welche jedoch den Brandbeschädigungen ebenfalls ausgesetzet sind, und eben da¬ rum zu dieser Gesellschaft könnten beygezozen werden. Da noch keine Vormerkungen über den Werth der bis¬ her im ganzen Lande vorgefallcnen Brandschäden geführet wor¬ den, so laßt sich auch aus dem, was geschehen ist, auf jemS, so geschehen kann, keine muthmaßliche Berechnung ziehen, man muß r44 muß sich also nur selbst eine Vorstellung machen, wie viel die Feuerschäden ein Jahr in das andere nur beyläufig betragen können , und hieraus wird der Schluß für sich selbst folgen, daß der Teytrag der Beygesellten niemals groß, oder empsind- Lich ausfallen könne. Denn setze man Beyspielweise den Fall, daß der tau¬ fende Theil des Werths aller Häuser, und Gebäude jährlich durch einen unglücklichen Brand beschädiget, oder wohl gar verzehret werde, welches sich jedoch sehr selten ereignen dirfte, so zeiget sich ganz klar, daß der Beytrag von Zo. Culdm Werth , oder von einem Hause in das andere gerechnet, mehr nicht als g. kr. betragen könnte, welchem sich gewiß jeder ein¬ sichtige Hausbesitzer ganz bereitwillig unterziehen würde. Nachdem also der Nutzen der Einrichtung einer solchen Gesellschaft, in welcher der Ersatz der entstehenden Feuerschä¬ den versicheret wird, ohnehin bekannt ist, die Thunlichkcit auch erwiesen worden, muß noch die Art, und Weise angezei-gct werden, wie dieses Werk einzuleiten wäre, und unter welchen Ledingniffen es bestehen sollte. Der ganze Vorschlag beruhet jn folgenden: imo. Müßte diese Gesellschaft auf eine gewisse Zeit, zum Beyspiele auf io. Jahre ihr unveränderliches Verbleiben haben, so, daß binnen dieser Zeit Niemand, der sich unter die Zahl Zahl der Mitglieder hat eintragen lassen, ja nicht einmal des¬ sen Nachfolger auf einem solchen versicherten Gebäude, befugt wäre, von selber wieder auszutretten; nach Verlauf der io. Jahren aber, wenn sich der wahre Nutzen gezekget hätte, sie sodann einige Veränderung, wenn es nöthig, vornehmen, oder neuerdings auf eine bestimmte Zeit fortgeführet, oder auch für beständig festgeseßet werden könnte. säo. Soll jeder fähig seyn in diese Gesellschaft ausge¬ nommen zu werden, welcher inner der Gränzen des Herzog¬ tum Krams ein Wohnhaus, oder was immer anderes Ge¬ bäude besitzet. gt'io. Stehet es zwar jedermann frey der Zahl der Mit¬ glieder beyzutretten, oder sich davon auszuschliessen, wenn das besitzende Gebäude ihm eigentümlich zugehörig ist, oder da sol¬ ches nicht sein Eigenthum wäre, für dessen Werth doch eine wirkliche Oamion geleistet würde. Woraus dann folget, daß 4to. Doch alle jene, welche ein Gebäude zum Frucht- genuß, oder Besorgungsweise innen haben , und für den Werth keine wesentliche Oamion leisten könnten, oder wollten, sich dieser Gesellschaft beyzugesellen verpflichtet seyn müßten. Sol¬ che sind die geistlichen Pfründner, Fideikommiß - Jnnhaber, Miethbesitzer, Vormünder, Kuratoren, Sequester , u. d. g. und endlich alle öffentlichen Gebäude. T zeo. 146 Zto. Wird es Jedermanns sreyen Willen überlassen, jene Gebäude, die er vor allen Brandschaden versicheret haben will, nach einem ihm selbst beliebigen Werth, jedoch allzeit Aach der zehenten Zahl, als io. 20. zo. 40. 50. re. iso. re. looo. re. zu schätzen, doch wird hievon ausdrücklich ein zur Ge¬ fährde übertriebener Werth vollkommen ausgeschlossen. 6to. Jenen aber, welche em Gebäude nur zum Genuß, oder zu besorgen innen haben, kann es nicht frey stehn, das Ge¬ bäude nach einem beliebigen Werth selbst zu schätzen, sondern solche müssen den wahren Werth entweder durch zween geschworne Schätzmänner, oder durch jene, denen es daran gelegen ist, mit den nöthigen Zeugnissen bekräftigen, und unterfertigen lassen, damit die Nachfolger, Anwärter, und Eigenthümer aus einer geringem Schätzung bey einem solchen Vorfälle nicht zu Scha¬ den gebracht werden. Aus dieser Ursache sollte es denenselben selbst obliegen, auf die wahre Einlage des wirklichen Werths genaue Obsicht zu tragen. 71N0. Oer auf diese Art festgesetzte, und von jedem selbst angezeigte Werth müßte auch der Grund seyn, nach wel¬ chem zu seiner Zeit sowohl die Erstattung der Brandschaden, als auch die Eintheilung der Bepträge verhältnißmäßig reguli- ret werden sollte. 8vo. r47 8vo. Muß die Anzeige des Werths- oder der Deytret- tungsschein zu dieser Gesellschaft nach einem gewissen Formulare, welches bey der Einrichtung dieses Werkes vorzulegen wäre, mit Unterschrift, und Petschaftsfertigung geschehen, und jede Obrig¬ keit soll für ihre Untertanen die Einlage machen. In dieser muß das Landesviertl, oder Kreis, der Namen der Stadt, Marktes, Dorfes, oder Ortes, die Numern des Hauses, dann besonders die Anzahl, und Benennung der Gebäude, das Maaß derselben nach der Länge, und Breite, wie auch der Werth eines jeden Stückes in Sonderheit ausdrücklich ange- setzet werden. yno. Nicht minder sollen jene, welche sich auch nicht beyzugcsellen gedenken, eine solche Einlage zu machen haben, jedoch mit dem Unterschiede, daß sie die Schätzung ihrer Ge¬ bäude, welche doch ins besondere müßten angemerket seyn, bey- zusetzen nicht verpflichtet waren, wohl aber müßten sie sich da- bey ausdrücklich erklären, daß sie mit diesem, oder jenem ihrer Gebäude, oder mit allen insgesamt dieser Versicherungsgesell¬ schaft nicht beytretten wollen. Wenn nun alle diese Einlagen durchaus eingegeben wor¬ den , worzu etwa ein Termin von beyläusig 6. Wochen zu be¬ stimmen wäre, müßten. T 2 Usmo. -48 lamo. Die hierzu erforderlichen Bücher bereitet, daS Wesentliche in selbe eingetragen, und eine Abschrift dessen, was einen jeden Kreis betrift, den Kreisämtern zugestellet werden. rimo. Wenn sich alsdann ein Brandschaden ereignet, werden die Verunglückten entweder selbst, oder vielmehr deren Obrigkeit binnen 8. Tägen dem betreffenden Kreisamte die An¬ zeige von ihrem Unglücke zu machen haben, nach welcher sich der Herr Kreishauptmann sogleich selbst an den Ort verfügen, oder da er verhinderet wäre, einen andern unpartheyischen, der eben von dem verunglückten Orte nicht zu weit entfernet wäre, benennen könnte, welcher in Gegenwart der Beschädigten, und vier Schätzmännern die Größe des Unglückes beurtheilen, und untersuchen sollte, ob der Schaden das ganze Gebäude, oder nur zum Theil betreffe. Damit aber diese Untersuchung, und Schatzung des Scha¬ dens bey allen gleichförmig, und nach einer gewissen bestimmten Richtschnur vorgenommen werde, sollen i2mo. Nachfolgende Maßregeln beobachtet werden: Erstens: Müßte man vorzüglich auf den ersten Ur¬ sprung des Brandes bedacht seyn, man müßte untersuchen, ob selber nicht etwa vorsetzlich, oder aus einer allzugrossen Nach- läßigkeit (äolo ealpa lata) welche jedoch bewiesen seyn soll, ent- entstanden, oder ob das in dem Hause ausgebrochene Feuer heim¬ lich gehalten, und vertuschet worden sey, weil in diesen dreyen Fällen nicht allem kein Ersatz zu leisten , sondern sogar die Ur¬ heber zu der Erstattung des Schadens anzuhalten, und nach den Umstanden zur verdienten Bestraffung anzuzeigen waren. Zweitens: Müßte 'zugleich nachgesehen werden, ob bey Gelegenheit des Feuers einige Nebengebäude (es versteht sich aber nur von jenen , welche in die Assckurationsliste ein¬ getragen sind) zur Rettung, oder sonst abgerissen worden, oder auf was immer Art einen Schaden gelitten haben , in wel¬ chem Falle solche bey dem Ersatz des Schadens den vom Brache beschädigten vollkommen gleich zu halten sind. Drittens: Sollte festgesetzet seyn, daß ein Gebäude dazumal für ganz, und gar, vom Feuer beschädiget solle ange¬ sehen werden, so oft alles, was brennbar ist, verzehret, ver¬ derbet , oder sonst bey Gelegenheit des Brandes unbrauchbar gemacht worden. Viertens: Wenn aber ein Theil desselben gerettet worden, so hätte in diesem Falle der Herr Kreishauptmann, oder jener, welcher von ihm an seiner Stelle hierzu bestimmet war, die Einlage des Werths zur Hand zu nehmen, und das darinnen enthaltene Maaß zur Richtschnur der Schatzung auf solche Art zu gebrauchen, daß der unbeschädigte Theil nach sei¬ nem Ass nem Maaße von dem ganzen abgezogen, folglich nach demsel¬ ben der Brandschaden berechnet würde. Wobey cö dann ganz billig wäre, daß Fünftens: Gleichfalls alle Nebenumstände, als zum Beyspiele, ob der abgebrannte Theil mehr oder weniger baufäl¬ lig , oder sonst am Werth höher, oder geringer zu schätzen war, als der unbeschädigte, in die Berechnung müße genommen werden. Sechstens: Muß die Theilschätzung allzeit nach den be¬ stimmten Brüchen des zwanzigsten Theils geschehen, folglich nie¬ mals unter x-ztl. ausfallen, weil man auch die geringste Beschä¬ digung allzeit mit^ztl. gut zu machen haben wird; Wenn aber Siebentens: Ein Zweifel entstehen sollte, ob zum Beyspiele, die Beschädigung 4z. oder zz. betrage, so ist alle¬ mal das zweifelhafte ,4- Lu Gunsten des Beschädigten zum Er¬ satz anzusetzen. Achtens: Endlich muß der Bericht von dieser ganzen Untersuchung, und Schätzung längstens binnen 14. Tägen an die Oberaufsicht dieser Feuerentschädigungsgesellschaft eingeschi- ket werden, wobey auch zu beobachten, daß diese Schätzung genau auf die Werthseinlage ihre Beziehung, und mit selber ei¬ nen richtigen Zusammenhang habe, welches nach einem gewissen For- Formulare geschehen könnte; davon man wenigst das Wesentliche zu bemerken hatte. iztio. Nachdem der Bericht von der Schätzung der Brandschadens eingegangen, hat die Direktion der Gesellschaft sogleich durch ein Lirkularschreiben den bey diesem Unglüke er¬ littenen Verlust ins besondere kund zu machen , die Brandschä¬ tzung beyzusetzen, und den Dividenten auf io. ff. anzuzeigen. i4to. Damit aber die Ausschreibung der Veyträge de¬ sto geschwinder erfolgen möge, auch die Mitglieder alsogleich er¬ sehen können, wie viel der sie betreffende Beytrag ausmache, sollen einem jeden Mitglicde verläßliche Tabellen zugestellet wer¬ den , in welchen der angemessene Beptrag gleich beym ersten An¬ blicke zu finden wäre. Nach der erfolgten Ausschreibung waren dann iZto. Binnen z. Monaten von der Zeit des erfolgten Feuerschadens von allen ohne Ausnahme die betreffenden Bey- träge an ihre Obrigkeit, und von selber bey einem, der zn dieser Einsamlung gleichsam als Kaßenbewahrer müßte bestimmet, und gleich bey der Ausschreibung benennet werden, so gewiß zu erlegen, als im widrigen Falle der Saumselige durch das Kreis¬ amt mit 6. pro Lent Straf, und den Exekutionsunkösten ge¬ waltsam dazu zu verhalten wäre. l6to, i6to. Diesen Beytrag müßten alle Mitglieder, davon auch die Beschädigten selbst nicht ausgenommen waren, die ih¬ ren Theil zwar nicht zu bezahlen, doch aber in Abrechnung zu dringen hatten, nach einem geometrischen Verhältniße ihrer Werthseinlage abführen, und sofern diese in so kleine, und nicht zahlbare Brüche ausfallen sollten, müßte die Reparation auf das nächste Geldstück, welches in Zahlungsumlauf gangbar ist, erhöhet, und der aus allen Antheilen zusammgenommen er¬ wachsende, wie immer kleine, nothwendigc Ueberschuß auf Rech¬ nung der künftigen Summe, welche bey dem nächsten Brand¬ schaden wiederum neuerdings einzusammten wäre, zu Guten ge¬ halten werden. Als zum Beyspiele: wenn der Feuerschaden fl. iZOO. beträgt, so wird nach denü oben zum Grunde voraus¬ gesetzten Gesellschaftsfond pr. fl. ZZ486A0. auf jede io. fl. der Divident mit Pf. ausfallen, da nun der Bruch dieses Pfennings nicht zahlbar, so müßte der Beytrag auf 2. Pf. von fl. 10. erhöhet werden, dadurch aber würden anstatt der gesuch¬ ten fl. 1500. fl. 282 z. 12. 2. Pf. folglich ein Ueberschuß von fl. iZ2Z. 12. 2.Pf. bleiben, welcher sammt den 6. pro Lent Strafgeld dem nächstfolgenden Brandschaden zu guten kommen sollten. Es wäre auch für die Gesellschaft nützlich, und zu Be¬ handlung des Kassenrestes ungemein vortheilhaft, wenn 17M0. I7MO. Dieser Ueberschuß zur landschaftlichen Kredits¬ kassa alsogleich zur Fruchtbringung zum Nutzen der nächsten Ausschreibung angelegt würde, wobey jedoch die Verfügung müßte getroffen werden, daß die von derFeuerschadenvergütungs- gesellschaft angelegten Kapitalien allezeit nach vorläufiger ein monatlicher Meldung sammt dem bis diese Zeit verfallenen Interesse zurückbezahlet werden, und könnte auch deswegen um so weniger ein Anstand ftyn, als vermög des obbemeldten Vor¬ schlags die Summe niemalen st. 1450. übersteigen kann. i8vo. Nachdem nun alle Beytrage entweder in Güte, oder durch Zwangsmittel eingebracht worden, haben die Be¬ schädigten binnen 4- Monaten, oder allenfalls noch eher den Er¬ satz des ganzen durch die Schätzung bestimmten Schaden von dem benennten Kassenbewahrer in baaren zu empfangen, und dafür die zu diesem Ende in Druck zu legende Quittung zu unterfertigen. 19110. Der Beschädigte hat alsdann die Schuldigkeit das durch das Feuer verderbte Gebäude wiederum herzustellen, worauf in Ansehung der Unterthanen die Grundobrigkeit, bey den übrigen aber das Krcisamt wachsame Aufsicht haben muß. Doch soll wegen dieser Herstellung dem Beschädigten in der Art, und Zeit keine Beschwerde gemacht, sondern ihm hierzu eine genügsame Zeit eingeräumet, und seiner Willkühr überlas¬ sen werden, ob er das wieder zu erneuerende Gebäude größer, oder kostbarer, oder auch minder, und wohlfeiler aufrichten, U oder -54 oder wenn es etwa entbehrliche, unnütze, und vielleicht gar überstüßige Gebäude waren, auch ungcbauet lassen wollte. Lvmo. Ferner sollte es einem solchen frey seyn nach voll¬ führten Gebäude seine gleich anfangs eingelegte Werthschätzung entweder zu vermehren, oder zu vermindern; wo es hingegen allen übrigen in dem Laufe der zehen Jahren die Schätzungs¬ einlage , oder den angezeigtcn Werth seiner Gebäude herunter¬ zusetzen keineswegs erlaubet wäre, wohl aber könnten sie ihn erhöhen in jenem Falle, wenn sie an ihren Gebäuden merkliche Erweiterung - und Verbesserungen angebracht hatten. Was nun die Behandlung selbst betrift, damit alles in der gehörigen Ordnung, und Wirksamkeit vor sich gehe, was bishero erwehnet worden, müßte 2imcr. Eine eigens dazu bestimmte Direktion, oder Oberaufsicht ausgewählet werden, welche aus vier patriotisch gesinnten Direktor» bestehen sollte, von welchen wenigst zween bey allen Zusammenkünften , und Unterschriften nothwendig er- foderet würden. Nebst diesen sollten zween von den Rathen der Landesstelle, und von Seiten der Herren Stände die zur Zeit angestellten Herrn Verordneten zu den Versammlungen, denen der Herr Landeshauptmann selbst vorsitzen könnte, einge- laden werden. 22äo. 155 22äo. Diese sollten, so oft der Fall eines Brandscha- dens sich ereignet, nm die Eintheilung der Beyträge, und der¬ selben Ausschreibung zu besorgen, zusammen beruffen werden, sonst aber sollte im Jahre hindurch einmal eine allgemeine Ver¬ sammlung, welche öffentlich kund zu machen wäre, bey offenen Thore abgchalttn werden, bey welcher nebst den obigen Herren Beysitzern auch allen jenen Mitgliedern, die ihre Schätzungs¬ summe von st. zvoo. oder darüber eingegcben haben, zu er¬ scheinen erlaubt wäre. Es verstehet sich aber, LZtio. Daß diese allgemeine Versammlung von den ein¬ mal festgesetzten Satzungen weder etwas aufzuheben, noch abzu¬ andern die Gewalt habe, sondern solches müßte von allen bey- gesellten Mitgliedern , oder doch dem größeren Theile abhangen; der Gegenstand dieser Zusammenkünfte hätte also blos in dem zu bestehen, daß man die Satzungen in die Erfüllung bringen, und das etwa zweifelhafte erläutern könnte. 24to. Ucber dieses sollte bey der jährlichen Zusammen- trettung nicht nur allein ein getreuer Bericht von allem dem, was im ganzen Jahre hindurch vorgekommen, erstattet werden, sondern man müßte auch alle vorgefallene Brandschäden und der¬ selben Schätzungen vorlegen, solche gegen die Einlagen halten, die gemachten Ausschreibungen untersuchen, die Quittungen des U 2 Er- l§6 Ersatzes aufzeigen, die Rechnungen des Krßiers, und Kassen- rests richtig stellen, wovon der Schluß allezeit öffentlich durch die Zeitungsblätter bekannt zu machen wäre, damit jedermann von der redlichen, und aufrichtigen Verwaltung überzeuget, und versicheret seyn möge. Was den Kassaverwalter selbst betrift, könnte sZto. Selber in der Person eines ohnehin schon in .Dien¬ sten stehenden Kaßiers gewählet werden, dem man jedoch keine andere Rechnung, als die Führung eines Handtagesbuchs, wo¬ zu man das zu genügsamer Sicherheit erfoderliche Formulare zu entwerfen sich vorbehaltet, auftragen sollte, welches nach der ganzen Vergütung eines jeden Brandschaden übersehen, und nach befundener Richtigkeit von zween der Direktorn unterfer¬ tiget werden sollte. Da aber eine solche Gesellschaft niemanden mit eines entbehrlichen Ausgabe zur Beschwerde, sondern nur vielmehr zur möglichsten Hilfe der verunglückten seyn solle, welches nicht so leicht könnte erreichet werden, wenn man auf Besoldung, und Belohnungen der Direktem, des Kaßiers, und anderer ei¬ nen Antrag machen wollte, weil dieses blos zur Last der Mit¬ glieder gereichen würde, als hatten weder diese, noch auch der Herr Kreishauptmann , oder die von ihm abgeordneten Kom- missarien, desgleichen die bestellten Schatzmänner die geringste Ge- »57 Gebühr anzunehmen, noch minder zu fodern, damit den Be¬ schädigten ohne aller Last, und Unkosten die ganze Erstattung zu Nutzen kommen möge. 27ms. Aus eben dieser Ursache wäre auch bey Ihrs Kays. Kön. Ap. Majestätt Unserer Großmüthigsten Landesmut¬ ter mit tiefester Ehrfurcht, und Unterthänigkeit die dringende Bitte zu machen, daß allerhöchst Dieselbe diese ganze Brand¬ schadenerstattungsgesellschaft in dero gnädigsten Schutz zu neh¬ men geruhen möchten; womit den mit diesem Geschäfte ver¬ knüpften Handlungen die Befreyung vom Gebrauche des Stem¬ pelpapiers ertheilet, im gleichen auch der Briefwechsel, wel¬ cher nothwendig bey diesem Werke in Erstattung der Berichte, und Ausschreibungen müßte gepflogen werden, postfrey erkläret würde; doch sollten die Briefschaften, um allem Jrrthume vorzukommcn, in der Aufschrift mit der Rubrik: In Ferreu- Ajsekurationssachen, gezeichnet seyn. 28V0. Hingegen sollten gleich nach Errichtung dieser Gesellschaft alle sowohl inn- als ausländische Brandsammlungen gesetzmäßig, und bey schärfester Straffe verbotten werden. 29N0. Weiters wäre auch eine Allerhöchste Verordnung anzusuchen, vermöge welcher den Drandschadensbeyträgen nicht allein ia concurtu creäitorum das stu3 keparätlomZ L ex^sa- Lsrum m coiluvunsm utUitatem verlaruw vor allen andern, was 158 Ms immer Name habenden Forderungen erngeraumet, sondern auch zu leichterer Erbringung dieser Leyträgen gestattet wür¬ de , daß jenen, welche für andere die Zahlung gutwillig lei¬ sten, das Recht den Betrag sammt dem 6. pro Eento Straf- gelde Mit Zwangsmittel cinzutreiben erlaubet wäre. * Da aber dieses Geschäft einzuleiten dennoch nicht leicht möglich wäre ohne einigen Unkosten, welche auf Beyschaffung der Kanzleynothdurften, Bücher, Kasten, und Truchen zu Be¬ wahrung der Einlagen, und des Kassenüberschußes, dann zur Bezahlung des Druckerlohnes erfoderlich seyn würden, und man solche zur Last der beygesellten Mitglieder aus obigen Be¬ wegursachen eben nicht ansetzcn dürfte, dagegen aber bekannt ist, daß eine Löbliche Landschaft den durch das Feuer Verun¬ glückten die zweyjährige Erlassung der Steuer bisher gütigst erthei- let hat, welches vermög eines gemachten Auszugs, den wir in Händen haben, in den letzten verflossenen io. Jahren fl. 9234» io?, kr. betrug, so wäre dann ZOmo. Eine Vorstellung an die Herren Landesstande zu machen, daß sie anstatt dieser Steucrerlassung, welche als- denn * 0n dem letzthin zu Ende des vorigen wahres kundgemackten Königlichen preußischen allgemeinen Wittwen- Derpflegungevatent lesen mir mehrere der« gleichen Befrerungen, welche Seine Majestät der König in Preußen derselben ertheilet hat; Darum sollten nicht auch wir von Unserer allergnädigsten Mo» narchinn, Die für das Beste der Unterthanen zu sorgen Sich als ein Haubtae- schäft 9brer Regierung Vorgesetzer hat, ein gleiches hoffen ? Bey einer Sache, die gewiß von eben so großer, wenn nicht von größerer Wichtigkeit seyn würde, als die oben angeführte Veranstaltung in Königlich»preußischen Landen. L 59 denn ohnehin überflüßig wäre, einen jährlichen Beytrag von fl. iOOo. in die Feuerkassa bewilligen möchten, womit nicht al¬ lein die nöthigen jährlichen Ausgaben bestritten, sondern auch der Überschuß zur Verminderung der Vrandbeyträgen ange- wendet würde. Weil jedoch dieses ganze Werk von der zahlreichen Zu- gesellung der Mitglieder abhanget, indem eine solche Gesell¬ schaft unter wenigen gar keinen Fortgang, und Bestand haben könnte, so müßte zimo. Zur Einbringung der Erklärungen, und Schä¬ tzungseinlagen der Termin bis «en Oktober festgesetzet werden; damit man von selber Zeit an bis zum Anfänge des darauf¬ folgenden Jahres alles in Ordnung, und Richtigkeit bringen, und dazumal das ganze Geschäft seinen Anfang nehmen könnte. Dieses wäre nun die Anleitung, nach welcher man zu Werke gehen könnte; um eine solche Gesellschaft zu errichten, und in ihrem Fortgänge zu erhalten; Es-bleibt nun nichts mehr übrig, als daß noch die Einwendungen, welche man vielleicht diesem Vorschläge entgegensetzen möchte, beantwortet werden; Und zwar i. Könnte jemand in Sorge stehen, daß der Sandmann durch die öfteren Beyträge zur Feuerkasse außer Stand gesetzet wer- r6o werde, die Steuern zu entrichten, weil selber ohnehin bereits mit Schuldensteuer, Quartiersbeytrag, Fleischdaß, Spechengel- der, Strassenrobothen, und mehreren andern Abgaben beschwe¬ ret ist, daß es vielmehr zu wünschen wäre, ihm eine Ernüch¬ terung verschaffen zu können, als durch derley Nebenanlagen in die gänzliche Unvermögenheit zu versetzen, wodurch auch die Ein¬ bringung dieser Leyträge sehr schwer ohne Zwang des Unter- Hans würde bewirket werden. Es könnte zwar diese Sorge für wichtig genug angesehen werden, wenn nicht bereits bewiesen wäre, daß der Beytrag, welcher zur Brandentschädigungsgesellschaft abzuführen wäre, nie¬ mals so groß ausfallen werde, daß der Landmann hierdurch in eine Unvermögenheit versetzet würde, seine Steuern zu entrichten. Denn, da wir vermög der Beschreibung im Herzogthum Kram 7097 z. Häuser zum Grunde legen , deren eins gegen das an¬ dere gerechnet nur 50. ff. an Werth betragen sollte, würde der Werth aller zusammen ein Kapital von z 548650. fl. ausma- chen. Setzen wir nun, daß der tausende Theil des Werths jährlich durch das Feuer verzehret würde, welches sich jedoch sehr selten ereignen dürfte, könnte von 50. ff. der Beytrag nicht mehr als g. kr. betragen, und sollte wohl dieses wenige den Landmann so sehr schwächen, daß er äusser Stand geseßet würde, seine Gaben abzuführen? Wir dächten vielmehr, daß ihm eben dadurch eine Erleichterung zuflicße, wenigst in dem Falle, da ihn das Unglück des Feuers getroffen, indem ihm mit- r6l Wittels dieses Vorschlags der erlittene Schaden ganz ersetzet wird, da ihm bey der jtzigen Verfassung zwar eine Beyhülfe der zwey, oder dreyjährigen Steuer-Erlassung zukömmt, die aber lange nicht hinreichend ist, ihn aus der Unvermögenheit zu zie¬ hen , in die er durch das Unglück auf viele Jahre versetzet wor¬ den. Dahero cs auch nur gar selten auf die Zwangsmittel an¬ kommen dürfte, weil jeder sich zu einem so geringen Beytrage um so bereitwilliger entschliessen wird, je gewisser die Hoffnung ist des vollkommenen Ersatzes bey einer Feuersgefahr, von wel¬ cher sich niemand genug sicher stellen kann. 2. Ware noch ein Zweifel, ob die Anzahl der zum Grunde des Vorschlags gelegten Häuser sich eben so hoch be¬ laufen werde, da unter den 7097 z. beschriebenen Hausern auch viele unbewohnte Weinkeller, und Ladstuben gezehlet sind, wo¬ von niemand zum Deytrage verhalten werden könnte. Dieser Zweifel wird eben nicht schwer zu heben seyn: In Betrachtung dessen, daß bey unserem Vorschläge die Kirchen, und andere öffentliche Gebäude in keine Rechnung kommen, welche jedoch, weil sie gleichwie andere, der Feuers¬ gefahr ausgesetzet sind, zu dieser Gesellschaft könnten beygezo- gen werden, diese würden gewiß die geringe Anzahl der Wein¬ keller , und Badstuben ersetzen. Ueber das sehen wir wohl gar nicht ein, warum nicht auch eben diese unbewohnten Ge- L bäude r 162 HHHAAKAWAH daude, als Weinkeller, und Badstubcn unter die versicherten Hauser sollten genommen werden; denn haben sie nicht eben, wie andere.ihren Werth? und sollte eS den Eigenthümern, und Jnnhabern , wenn sie gleich Gemeinden sind, nicht gleich¬ falls daran gelegen seyn, daß ihnen der bey solchen Gebäuden entstehende Feuerschaden von der Gesellschaft ersetzet werde, den sie sonst selbst ertragen müßten? Wir glauben ganz sicher, daß sie der eigene Vortheil zur Beygesellung, und folglich auch zum Beylrage in die Feuerkaffen verhalten wird. ! z. Im Falle, daß der Unterthann zum Beytrage um¬ vermögend , oder saumselig wäre, müßte es den Grundobrig¬ keiten zur Last fallen, für ihre Unterthannen zu haften, zu welcher Haftung sie auch mit den vorgeschlagenen Bedingnissen, als! dem Iure , 6c ex^Lnlarum - und dttl Straf¬ geldern sich nichr leicht entschliessen , oder vielleicht auch selbst nicht vermögend seyn werden. Es würde dieser Einwurf wirklich von größerer Wich¬ tigkeit seyn, wenn der Beytrag, welcher zur Brandsteuec ab- zuführcn wäre, auf eine so große Summe anwachsen sollte, daß es den Unterthann in der That in eine solche Unvermö¬ genheit setzen könnte; da wir aber schon öfters erinneret, daß, wenn auch der Lausente Theil des ganzen Werths durch das Feuer verunglücket würde, dennoch der Beytrag von 50. fl. nicht höher, als auf z. kr. ausfallen könne, der eben nicht ss empfind- empfindlich ist; so ist dann auch die Last, die den Grundob- rigkcittri zur Haftung für ihre Unterthannen aufgebürdct wird, nicht fo schwer, daß sie sich nicht entschliessen sollten, zum Be¬ sten ihrer Unterthannen dieses wenige zu erlegen, besonders bey der Versicherung des gewissen Ersatzes, welchen sie vermög dem sure lexarationis, expenlsrum, und dktt Strafgeldern ganz sicher zu verhoffen hätten. Sollten aber dessen ungeacht die Grundobrigkeiten für diesen geringen Betrag gar nicht haf¬ ten wollen, oder auch nicht können, so bleibt uns ja noch zu vermuthen übrig, daß sich doch andere finden werden, welche Menschenliebe genug besitzen, den kleinen Antheil für die aus¬ ständigen vorzustrecken, und dieses um so gewisser, als ihnen gleichfalls die erwähnten Vorrechte zucrkennet sind. Und über alles dieses aber wird der Fall nur gar selten sich ereignen, weil kein Hausinnhaber bey so geringen Betragen es so leicht auf die Zwangsmittel wird ankommen lassen, in Ansehen dessen, daß ihm dafür die gänzliche Vergütung des Schadens bey einer Feuergefahr zu hoffen übrig ist. 4. Wäre es nicht so leicht zu begehren, daß die Schä- tzungskommrßion zur Erhebung der Brandschäden von den Herren Kreishauptlcuttn besonders in entfernteren Ortschaften unent¬ geltlich sollte vorgenommen werden. Dieser Einwurf ist in der That Zu gering, als daß er diesem so lang erwünschten Werke jm Wege stehen könnte ; L 2 Denn i64 EEEES Denn sollte eS gleich für die Herren Kreishauptleute wegen Menge der übrigen Geschäften zu beschwerlich seyn; diese Schä¬ tzung selbst vorzunehmen, würden ja noch immer in allen Ge¬ genden des Landes einige unpartheyische zugleich auch uneigen¬ nützige Patrioten vorhanden seyn, welche unweit von dem Un- Lersuchungsorte wohnhaft, gewiß zu Liebe ihrer Nachbarschaft diese geringe Mühe auf sich zu nehmen keinen Anstand haben werden. Wenn es aber dennoch auf die Bezahlung der Zim¬ merleute , und Maurer, welche 'gleichfalls zu der Schatzung müßten zugezogen werden, ankämme, könnte dieses doch nicht so viel betragen, daß man entgegen seyn sollte, es aus dem Kasse¬ überschuß abzuführen, ohne derselben einen merklichen Verlust zu verursachen * 5. Endlich würde der vorgeschlagene jährliche Teytraz pr. IOOO. ff. von Seiten der Landschaft einer Bedenklichkeit unterliegen. Da dieses von der großmüthigen Bewilligung der Her¬ ren Landcsstände abhanget, haben wir auch so viel Zutrauen auf derer liebreiche Gesinnungen für das Wohl des Vaterlandes, daß - Es wäre freylich zur allgemeinen Beförderung des ganzen Werkes un¬ gemein vortheilhafr, wenn diese Schatzungökomnnßion unentgeltlich abgehal« ten würde, weil es aber mehr zu wünschen, und nicht so leicht zu hoffen tst, daß sich jemand den Vortheil des Verunglückten so sehr zu Herzen nehmen sollte, so könnte man, um allen Hindernissen auszuweichen, auch diesen Lommiffarie» den Ersatz der Reisekosten aus eben dem Wasserest bestimmen. EEKtzHEH daß Sie, um em Werk zu unterstützen/welches einzig, und allein zum allgemeinen Vesten der Unterthannen abzielet, diesen Beytrag um so weniger versagen werden, als Sie ohnehin aus vätterlicher Sorgfalt jährlich sehr vieles, und bisweilen auch ein mehreres zur Beyhülfc der vom Feuer beschädigten bishero bestimmet haben. Der Eifer, mit dem Sie so viele ansehn¬ liche Summen zu dem, was zum Nutzen des Vaterlandes, und zum Deystande der Inwohner auf was immer Art gereichen kann, darbieten, läßt uns dann auch hoffen, daß dieser ange¬ suchte Beytrag gar keiner Bedenklichkeit unterliegen dürfte. Wir lassen es übrigens dem unpartheyischen Leser zu beurtheilen über, ob diese Anstände, wenn sie gegen den all¬ gemeinen Nutzen dieser Gesellschaft gehalten werden, wohl von einer solchen Wichtigkeit wären, daß sie diesem so lange gewünschten Werke in der That hinderlich seyn sollten. * * O * - * * * 4' O * K» * » O * * * ch."»N« .7*»* 7.« *.- 7tz-*^ 4 .* . * .»'*'* .*' *. ß ' * ' * 7*. 4 ' , . o . 4 4 " -VE-: