als Extra - Beilage zur Laibacher Zeitung. ^N 8. Donnerstag am tt. Mär.;. l»49. Dia Save Navigation zwischen Steindrucken in Krain liir das Allgemeine zu hoffende Nutzet» wichtiger sey und hoher angeschlageil werden könne, als der Nutzen dieser oder jencr andcru 35er. vollkomm»u»g, die in it glei ch cm oder geringer m Auswande zn erlangen ist. Der Nützen, den nun die Bevölkerung von nner Eisenbahn zwischen Steindrucken und Sissck haben könnte, wäre kein anderer, als jener der Schnelligkeit. Allnn, wenn der Staat die Frachten sür diese Scrccke nicht auf solch' beispiel-los niedere Sätze stcllte, daß die Eoncurrenz der Fluß. fahrt aufhören müßte, würde sich der Handelsmann der Eisenbahn nur in den wenigen Fällen bedienen, wenn am linger zu Laidach ein augenblicklicher Mangel an Getreide entstünde. — Für eineil sowohl, als für den andern Fall, entweder durch beispiellos niedere Frachtsätze, odcr durch die Nothwendigkeit der Eon. currcnzmit der Flußfahrt würde aber der Staatshaushalt einen solch enormeil Ausschlag erleiden, daß hier die Billigkeit des Opfers und dcs Bilanziers um so mehr seine Gränze finden müßte, als dem Allgemeinen der ganz gleiche Nutzen mit cincm weit geringern Geld^ aufwande durch eine andere Ve>vollkommnung— nämlich durch die Savc-Regulirung -. zugehend gemacht werden könnte. -- Und zudem, soll denn der Staat durch solchen, seine Finanzen nicht bloß durch das un-verzinste Baucapital, sourer» durch nie endenden jährlichen Verlust der Vcrwaltungs- und Erhal-tungskosten ties drückenden Bau ni hts anders erziehn, als daß eine arme Bevölkerung ill der Länge von :l2 österreichischen Meilen ihren — fthr oft einzigen — Erwerb, nämlich jenen, der ihr durch die Fluß fahrt zu Theil wird, verlieren soll? — Würde denn d"s G.treide, wenn es, statt zu Waffer, auf der Eisenbahn gebracht werden würde, wirklich wohl^ feiler werden? und soll denn diese »licht sehr kritische Frage erst »ach Verausgabung kostspieliger Millionen beantwortet werden? — Es ist eine theoretisch und practisch erwiesene That,-sache, daß sich eine Pserdekrast auf de» Straßen, Eisenbahnen und auf einem gewöhnlich strömenden Flusse (3 Fuß für die Secunde) wie l . l6 : 51 verhalte, und daß sich im Gegentheile die hieraus abgeleiteten effective»! Transportkosten wie 67-5 : 5 7 : l 8 verhalten. Die Vorlhc.l,, welche sich sonach für die Flußfahrt ergeben, sind also so bedeutend, daß es wohl »licht vorkommen darf, daß »nan entlang schiffbarer Flüsse und ströme aus dem Grunde Eisenbahnen bauen soll, um den Handelsverkehr zu erleichtern, im Gegentheile soll man überall bemüht seyn, die von der Natur gegebenen natürlichen Länderverbindungen eifrigst zu benutzen, und sonach Flüsse durch Bauteu lind Regulirungen in einen möglichst fahrbaren Stand zu versetze». — Zwar ist es nicht u»bcka»»t, daß man in einzelnen Ländern die Schissbarmachuiig der Flüsse bis ! her zu sehr vernachlässigte, in welchen man bis nun l keine» Aufwand zu groß fand, um bequeme Wasser-straßcn allenthalben, wo man sie für nothwendig odcr nützlich fand, zu bahnen. Allein man hat dort beinahe immer de» Bau der viel kostbarern Eanale vorgezogen lind dagegen die schönsten kleinen Flüsse vcr nachlässige, welche mit einen, nur geringe» Theile des Aufwandes, welchen jene erfordert haben, eine nicht viel minder bequeme Verbindimg gewählt habe,, würden, und wozu rie Natur selbst ei»zuladen schien. Vorzüglich war dieß in England und Frankreich del Fall. Allein man fängt endlich anch dort an einzu-sehen, daß man nicht selten einen Eanal mit großem Auswande gebant hat, während man vielleicht mit dem vierten Theile desselben einen gleich langen Flllß hätte schissbar machen, und einen nicht minder wichtigen Zweck dadurch l)ättc erreichen tonnen, und man beginnt endlich in jenen Staaten den noch nicht schiffbaren Flüssen diejenige Aufmerksamkeit und Sorg. salt zu schenken, welche sie nnstreitig verdienen. __ Ueberhaupt darf uns England, anf welches man sich in Bezug auf Handel lind Eommnnicationömitte! mit Recht zu berufen pflegt, i» dieser Beziehung nicht als Muster diene» , denn das allesbelebende Agens Eng^ lands ist Eisen, wovon es bekanntlich allein so viel erzeugt, als säst das ganze übrige Europa zusammen; es ist sonach auch begreiflich, daß dort, wo Eisen unmdlich dillig, hingegen Tagslöhnungen weit höher als bei uns sind, Eisenbahnen vor allen, Uebrigen den Vorzug sindc» müssen. — Und doch hat England 103 Eanäle in einer Gesammtlänge von 2682'/.^ k»^ lischcn Meilen, wovon der Ealedonia» 8 Millionen und der Regent 7 Millionen östeir. Gulden kosteten, und beide wurden zu einer Zeit (l820) i» Angriff ge nommen, wo nach allen Richtungen thcils vollendete und theils in Angriff genommene Eisenbahnen da standen. Hingegen darf Deutschland und Holland in dieser Beziehung als Muster allen übrigen Ländcrn aufgestellt werden. __, Die Nothwendigkeit lind von de> Natur herrlich ausgestattete Flüsse haben dort den Flnßbau unwillkürlich hervor gerufen.— Der Rhein, der Main und die Donau stehcu als glänzende Bei spiele da. — Es ist ei» vielfältig verbreiteter Wahn, daß es zlir Scdissbarkcit eines Flusses bedeutender Tiefen bedarf Allein die Schiff-Fahrt bedarf nur eine Wasi sertiese von einigen Zellen; doch aber ist dort, wo die Schiff-Fahrt noch einen Vortheil gewähren soll, eine Tiefe von 20 Zoll nothwendig. — Für Dampfschiffe ist eine Tiefe von 48 Zoll vollkommen genügend. Wahr ist es nun, daß uusere Save, von Stein-brücken bis Sissek, nicht überall diese Tiese von 48 Zoll besitzt; wahr ist es, daß sie von Steindrucken bis Gurkfeld streckenweise durch Stein» und Felsen maffen, und von Gurkfeld abwärts durch Sandbänke und durch die Ix'edurch hervorgerufenen Seichten beirrt ist; aber eben so wahr ist es auch, daß sich dieser sonst so schöne Fluß durch eine generelle Reguli-rung conccntrirkn und für Dampfschiffe fahrbar ma» cke» ließe. Freilich ist es auch ebenso wahr, daß sich eine solche Negulirung nicht mit cin Paar Tausend Gulden herstellen ließe, nicht durch partielle Bauten, ost ohne Rücksicht der obern und untern Stromver-Hältnisse; — allein, was wären den» auch ei» Paar Millions» Gulden gegenüber der Vortheile, die dem Ganzen hieraus erwachsen würden und gegenüber der Kosten einer Eisenbahn von 33 Meilen Länge. Die unuorthrilhafte, höchst unzweckmäßige Bauart unserer gegenwärtigen krainischen Savcschiffe ist bloß nur durch die Eanäle vom weißen Schwall und Plußnik, dann durch die unreinen Stromrinnen zwischen Stcinbrücken lind Littay bedingt, und da gerade diese, sür die unzweckmäßige Bauart der Schisse maßgebende Etrecke durch die Eisenbahn entfällt, so darf mit großer Bestimmtheit vorausgesetzt werben, daß diese Schisse sogleich nach der Eröffnung der ge-dachte» Staatsbahn eine förmliche wohlthätige Um-staltuna, erllidei, werden. — Der Ansang zur Vernichtung der unnatürlichen Zollschranken gegen unsere stammverwandten Eroaten ist geschehen; die Glänzzollämter sind mit den bishe-na/», sogenaimte» ungarischen Dreißigstämtern vereint, nnd sie werden ganz falleil diese ^ chranken und wir weiden nicht mehr i» einer ulinatürlichen Eilt« siciüdiinq zu unsern dortigen slavische!, Brüdern stehen. Bei Iess.üitz tritt die in Krai» entspringende Save nach Ei-^ll'en Von Stem brücke» bis Iessem'tz sind etwas mehr als 8 Meilci, und gegen 16 Meil>N sind croatisch. Dieß bestimmt mich zu der Ansicht, daß die Reguliinngsarbeite» von Agram aus geleitet werden müßte:'«. Zu diesem B.'hufe müßte zu Agram eine Save-stromö - Neguiiiungs - Central- Eommission — und zwar oorläusiq zu Vorerhcbu»gcn und zur Versassung der Strombette zusammengesetzt werde», deren Oberleitung eincm gediegene» und im Wasserbaue ersahre-»cn Techniker als Ober-Ingenieur dermaßen überlas, sen werden mußte, daß sich die politischen Behörden i„ seine Anordnungen nicht mehr, als es unumgänglich nothwendig ist, me»gcu dürste», und er müßte so-lach ausschließlich allein dem Ministerium der öffent. liclM Arbeiten untergeordnet werden. Zur Besorgung der Kanzleigeschäste, und um ihm überhaupt berathend an die Hand zu gehen, wäie demselben ein Ingenieur' Adjunct — der ebenfalls Techniker ft^i müßte — dami cin Schreiber zuzutheilen. Nun müßte die ganze Etrccke von Steindrucken bis Sifffk in drei Sections» eingeheilt werden, diese wären: , Section die krainische, von Steinbrücken bis zur croatischen Gränze. !l. Section die ober,c r o at ische, von der Gränze bis unter Agram. III. Section die n icd er-c r oa t isch e, von hier bis Sissck. Einer jeden solchen Section wären zuzutheilen: Ein Sections-Ingenieur; Drei Ingenieurs.'Assistenten Von diesem Personale beginnen die Voserhebun-gen nach folgender Geschästszuweisung: 1« Das Bureau in Agram bildet d>;s Centrale < und leitet alle Arbeiten direct. Es besorgt die Corre- f spondenzcn mit dem Ministerium, den Staatsbehör- z den und mit den drei auswärtigen Sectionen ; empfängt l von den letzteren Berichte und Rechnungen, übernimmt l von den Finanzbehördcn die Gelder, zahlt die Erfordernisse oder weiset solche an, führt das Hanptcassa- , Journal u. s. w. Der Ober-Ingenieur, oder in dessen < Verhinderungs - Falle der Adjunct, revidirt alle l 4 Tage , ein Mal die von den Sectionen aufgenommenen Ver-Messungen u. s, w. DieSec tions-Ing eni eu re leiten nach früherer Anweisung und Instruction des Oder-Ingenieurs die Vermessungen indirect und sind in steter Verbindung mit den Assistenten. Sie besorgen die Bei-stellung der zur Vermessung nöthigen Requisiten, Schiffe u. s. w.; sie pflegen die Correspondenz mit dem Ober-Ingenieur und sind für die Thätigkeit und Verläßlichkeit der Arbeiten der ihnen unmittelbar" zugewiesenen Assistenten verantwortlich; sie liefern mit Bezug auf die Vermessungen die nöthigen Dc-tailbcschrcibungen der Etromverhältnisse, erheben für jede Gegend die Gattung und die Preise der Mate-rialien, und bereiten sich überhaupt vor, der nach Beendigung der Vermessungen zusammen zu tretenden General-Commission über alle vorwaltenden commer-ziellen, öconomischen und technischen Verhältnisse die wünschenswerthcn Auskünfte zu ertheilen. Die Assistenten sind manipulircnd: 1. für die Situation; 2. für das Längenprosil mit Bezug auf das Äti-veau des Flusses und der Stromrinnen; 3. für die Qucrprosilc; 4. für die Auszeichnung dcr Pläne.— Die Angabe, wie weit über die gewöhnliche Fun-dation die Situation aufzunehmen fty, wo und nach welchen Ricbtungen allenfalls Ncben-Niveau's und Profile zu nehmen sind, so wie die Größe der Maßstäbe , die Art und Weise der Auszeichnung der Plane u. s, w,, hängt von der Verfügung des Ober-Inge-nieurs ab. Sind auf diese Art alle Vorerhebungen geschehen und die Pläne bis auf das kleinste Detail — ohne allen Luxus, bloß nur in einfachen, aber bezeichnenden Linien — entworfen, dann tritt eine G e n e r a i-Commission gründlicher, erfahrener österreichischer Ingenieure zusammen (dcr Ober-Ingenieur, sein Adjunct und die drei Sections-Ingenieure sind Mitglieder dieser Commission), bereis't mit den Plänen in der Hand, alle Verhaltnisse reiflich erwägend, alle drei Eectionen und beschließt sofort den General-Plan der Ratisicirung. Die Linien, innerhalb welchen die Flußleitung zu geschehen hat, werden sogleich von der General-Commission selbst gezogen, Ort, Lage und allenfalls auch die Dimension specieller Bauten werden überall dort, wo es möglich ist, gleich ausgemittelt und überhaupt wird alles festgestellt, was zur beabsichtigten General-Negulirung nothwendig seyn sollte. Sobald nun der Ober-Ingenieur mit den un abanderlichen Beschlüssen der Gestimmt - Commission ganz vertraut ist, und ihm cin Parec des Commissions-Protokolles übergeben wurde, beginnt derselbe mit Zlihilfiwhme semcr Beamten die Detail - Projects rung, Nach Maßgabe der fersigen Pläne wird — nachdem die betreffende Finanzbehörde slüher das Erfor-derniß angewiesen l>>tte — alsoglcich ohne alle wei terc Vorlagen nüt der Bauausführung in eigener Staats regle begonnen, — Aerarialbauten durch Private ausführen zulassen, taugt »ach mehrjähriger Erfahrung nicht, und sollte insbesondere bei den wlit heiklichern Wasserbaulichkeiten sorgsam vermieden werden. Hierüber ließen sich weitläufige Abhandlungen schreiben. Nur auf diese Art läßt es sich erwarten, daß in dieser Beziehung etwas Genügendes zum Wohle des Staates geschehen werde, und so lange die hohe Ne- ;ierung nur Partialregulirungen, ohne genereller Ueber-icht, in der Save vornehmen läßt, so lange ist es zewiß, daß Tausende und wieder Tausende — und nit der Zeit summarisch Millionen ohne Erreichung )es Zweckes vergeudet werden. Die gegenwärtigen Navigations < Baubehörden müssen aber seiner Zeit eine gänzliche Organisirung erleiden, indem das gegenwärtige — von einem der allerschwachsten illyrischen Baudirectoren »Münzel« herstammende — System, in mehr als einem Puncte faul ist. Zur Necrutirungsfrage in Krain. Aie im Zuge befindliche Nccrutirung gibt den Anlaß, eine,» Hierlands seit Jahren dabei geübten Miß-brauch, dem auch durch das heurige Nachtragsgesetz nicht im mindesten abgeholfen wird, zur Sprache zu bringen, und die Vertreter des krainischen Volkes beim Reichstage hierauf zur geeigneten Abhilfe aufmerksam zu machen. Es ist bekannt, daß im Lande Krain von der Linie nur das l 7. Linien Infanterie Regiment Prinz Hohenlohe den Werbbezirk hat, lind die Complcti-rung dieses Regimentes ausschließend aus der Bevölkerung Krain's bewerkstelliget wird; nicht minder ist es bekannt, daß dem Linien-Infanterie-Negimente Prohaska das untheiIbare Herzogthum Kärnten, den beiden Linien . Infanterie-Regimentern Kinsky und Piret aber das gleichfalls unth eil bare Herzogthum Steiermark als ihre respective,, Werbbe zirke zugewiesen sind, und in diesem Sinne die Com-pletirung dieser Regimenter ausschließend aus der Bevölkerung ihrer W^rbbezirke zu erfolgen l:ätte, Aber leider ist dieß nicht der Fall, Seil Jahren ist es Praxis geworden, aus dcr Bevölkerung Klin's auch für die Regimenter Prohaska, Kinsky lind Piret bedeutende Nccrutenauäh?bu,igen zu veran lassen, und auf die Firma dieser unthcilbaren Her zog thu m er, ohne die Bezugsquelle namhast zu inachen, ja wohl auf schonen dein Wege ta pfere Vertheidiger des engern und Glsammtvattrlan-des zu erwerben, Es frägt sich, mit welchem Rechte? etwa, weil es Söhne des stiefmütterlich behandelten slavischen Krain's, die sich in überwiegender Mehrzahl zum >V,i litärdienste vorzüglich eignen, oder etw,,, weil die Be völkerung der beiden Nachbarprovinzen für die respcc-tiuen Ncrbdczirke nicht ausreicht, oder gar wegen der gepriesenen Gleichberechtigung? In keinem Falle läßt sich dieses Verfahren rechtfertigen, und es bleibt immer ein Uebergriff, der nur zum Schaden des Landes geübt wiid. Wenn die beiden Nachbarprovinzcn so eifersüchtig auf ihre politische Untheilbarkcil sind, so wi>d es auch am Platze seyn, wenn die Vertreter dcr Provinz Krain auch dessen Untheilbarkeit wahren, und gegen pflichtwidrige, auf die Namen eines fremden Werbbezirkes und einer andern Provinz angeordnete Necru-tenstellungcn zu Regimentern anderer Provinzen pro-testiren, und dieß um so mehr, als die bei oen vorjährigen mehrmaligen Recrutirungcn übermäßig in Anspruch genommene krainische Bevölkerung, deren Unwille sich schon öfter gegen dieses soldatenprcssende Verfahren ausgesprochen, heuer mit den, ihr Pflicht-mäßig obliegenden Contingente schwer auslangen wird. Darum, wackere Vertreter des krainischen Volkes am Reichstage, helfet diesem Uebelstände ab, und Ihr seyd des aufrichtigen Dankes des krainischen Volkes gewiß! Die Wissenschaft im (Hessenhalte zur politischeu <3rziehu«ss Wie es erwiesen ist, daß jedes Zeitalter den W^hn h^tte, sich im Besitze der höchste" bis dahin gekannten GeistesCultur zu befinden, so verliert auch das jetzige nicht in seinem Rechte, das,l>lbe zu glauben. Ich will es Andern überlasse», zu untersuchen, ob es jemals vorher eine Zeit gegeben, in welcher Geistesbildung mehr sür den practischen Comfort der Menschen geleistet hat, als es in neuerer Zeit dcr Fall gewesen. So viel ist gewiß, daß sich dem Beobachter eine betrübende Ueberzeugung aufdringt, näm- lich die, daß die außerordentlichen Furtschritte, welche mit Ansang des gegenwärtigen Iahrhundertes m Künsten, Wissenschaften und Aufklärung aller Art Statt gefunden, sür die materielle, sociale und staatsbürgerliche Stellung des Volkes in unserem und i» den nächsten Ländern viel weniger geleistet haben, als man zu erwarten berechtigt war. Das größte Ereigniß der Zeit ist ohne Zweifel die Verbesserung in der physischen Erziehung der Individuen, uno .,!s dessen natürliche Folge jene gewaltig angewachsene Bevölkerung j denn in Eurova leb8l«, endlich auch bei uns, wie in Deutschland, die Wahrheit erkannt worden, daß nur der gebildete, der freie Mann, nicht aber der rohe Sclave'), wahre Vaterlandsliebe fühlen, und daß diese allein einen dauernd kräftigen Widerstand gegen fremde Eroberer bilden könne. Doch bald nach ls! 5 erschrack man über die,Riesenschritte, welche die Geistesbildung unfehlbar in einigen Iahrzehcnten machen müßte, und die Regie-ruügei,, deren Einfluß und MaclU unterdessen wie der erstarrt war, versuchten nüt Ersolg durch ?l> schließungcn aller Art, der Geistes . Cultur bloß ei'»e wl1>cnscha,llichc und theoretische Tendenz zu gel"'", , währeud der frcieste Verkehr mit andern Nationen nur allein geeignet seyn konnte, diejenige Weisheit >n das practische Leben der Massen u überstreu, welche, gegründet auf Wahrheit und Tugend, niemals fehlen kann, dem Werthe der verschiedenen Stände die richtigste Schätzung, den vollen Gehalt und die höchste kraft zu geben. — Einzig in seiner Art steht da ein Ausspruch des entseelten Kaisers Franz I., 'vomit er cine Deputation pcdanter Professoren naä> Anhörung ihres cigenen Panegyrikons abgefertigt- „Trachten Sie, saqte er, nicht so sehr die Jugend zu Gelehr-ten zu biloen, als vielmehr zn g u t e n B ü rg er n ."' — Ewig schade, d.iß der eben von diesem Fn^e" siinctionirte Studienplan diesen bedeittungsvollcn ^ch zu einem gewöhnlichen leeren Floskel ge^ampclt haben mußte, — Darf m.in also über Resultate erstaunen, ,vie diejenigen sind, welche ^vir in neuester Z^it, z-B. in Frankreich, a/f>he" haden. wenn wir uns er-innern, daß ",,->>, seit mehr denn dreißig Jahren die ^anzc große Bevölkerung in jenem Lande wie Kindcr behandelt und r^iert hat, nach dem krassesten Systeme der Centralisation, durch Erschwerung des H^»oeli5 mit srcmden Nationen mittels Prohibi'tiv Zöllen und durch Al'schließusigen aller Art; ließ alles nnt eintt folchcn Vclblenduüg und Arroganz in seincr AnsM-rung, daß soqar die Evlcrnimg fremder Sprachen für beinabe unnöthig erachttt wurde. Man hat in Oesterreich und Dmtlchland v>'cl gethan, jenes niederdrückende System den Franz"^'" nachzuahmen. Die fortdauernde!! Erschütterungen ih'ls bi'irgerlichen Bodens schcinen unscre Grwalthaber noch jetzt' nicht eines Bessern belehrt zx haben. Dahin we-»igstens deuten die Verhandlungen ^, Frankfurt und j^ncr nicht minder unglücklich,', „„„ Gottlob verworfene Entwurf eines Gemeindegefttzes sür Oest.ntt^ mit seinem un'nitteldaren Uebergangc von den K^^' gemeinden und dem ,ilre>s - Präsidenten zur C^t'"!-Vertretung und Gny^lf. — Sonst hat man zw"l I)icrl."'0S der Ausbreitung von Gelehrsamkeit '»'d Künsten krine directen Gränzen gesetzt, allein durch deN arbiträren Willen der Regierungen wurde die frcie Ausbildung des practischen Geistes'der Menschen gehemmt, und in diesem Sinne der Elementar-Erziehung der Massen eine Richtung gegeben , die ihnen niemals dc'l vollen Vortheil des Unteriichtes gcwährt hat, indc»' sclde immer die selbstsüchtigen Absichten der Regierungen (welche seit vielen Jahren, die Gefahr erkennet, ichon die Furcht vor der Sicherheit der eigenen ^r>' sienz vor Augen hatten) höher stellte, als die Sorg' fall für die wahren Interessen der Massen es gereck' terwcise hätte gebieten sollen. - Daher die politil"'? Unreife der Gegenwart in unserem und den im'i!>e> ^achl^rländern; hier eine Auflösung dcr wichtigM'' socialen Verhältnisse, dort verworrene und meisten-qanz falsche Begriffe von Volks - Regierung und '"" ü'onaler Wohlfahrt; daher überhaupt jene Confuse" und Unkunde über die richtigen Bedürfnisse und M^. lichen Leistungen, so des Volkes wie der Krone. ^ Wunder also, wenn sogar dem hellsten Staatsma" !ür den Auqenbück in Betreff der Reorganisation Aussicht in die nächste Zukunft erschwert ist! ( VchlI, s> folgt-) ') Pesta„0en ja ^ll'st !',s a„f die nächste Vcrqan^nbcttH verkauf baren Gca,e„stäü0e bci cin.'M i,'a„dqltte >">^ in Haus.r,i »,,0 Gemeinden. so»5cr» axch i» Mensch"'' Verleger: Ignaz M^g Kleinmayr. — Verantwortlicher Nedacteur: Leopold Kordesch.