Zeitschrift für krainische Landeskunde. Nummer 8. Laibach, im August 1894. III. Jahrgang. Reiseskissen aus Italien. Von A. M ü 11 n e r. (Fortsetzung.) Nicht minder interessant ist der Vergleich der in unseren Gräbern und Gradiščen gefundenen Waffen mit den in den italienischen Museen vorhandenen. Dieselben sind theils aus Bronze, theils aus Stahl. Aus Bronze besitzen wir ein Schwert aus Podzemel,v) welches mit dem in der Urne bei St. Francesco in Bologna* 2 3 *) gefundenen (Taf. II, Fig. 31), die grösste Aelmlichkeit zeigt. Es ist ganz aus Bronze gegossen und wiegt 064 kg., nur sind die beiden Spiralen am Knaufe geschlossen, Taf. XII, Fig. 1, während die des Bologneserschwertes offen sind. Es ist ein typisches Stossschwert. Bronzespeere kamen in Krain zwei zum Vorschein; einer in Watsch — gegenwärtig im k. k. Hofmuseo, der zweite in Podzemel, welchen das Laibacher Museum aufbewahrt. Beide lagen bei Leichenbrandresten in Urnen, der erstere mit einer Eisenaxt zusammengerostet, Taf. XII, Fig. 2. Der zweite, Fig. 3, angeblich ohne Mitbeigabe. Ein Vergleich mit den Speeren der s. g. alten Bronzezeit, welche wir in „Argo,“ II. Jhrg., p. 146, beschrieben und Taf. VI abgebildet haben, zeigt sofort den grossen Unterschied in der ganzen Mache dieser Waffen. Um so überraschender ist es auf einem antiken Monumente, der s. g. Oiste von Prae-neste,8) welche 1742 gefunden wurde, Speerformen zu sehen, welche mit unseren zwei krai- 0 Wir werden bei der Darstellung derWatsclier und Podzemljer Fundstätten noch darauf zurüekkommen. 2) Der Fund fällt vor den Verkehr mit Griechenland, also vor das VIII. Jhrh. v. Ohr., denn die Formen der Bronzen tragen noch meist den Charakter der s. g. „alten Bronzezeit.“ 3) C. 30 km von Born. Cf. Brönsted: Den Fieoroniske Cista, Kopenhagen 1847. nischen Speeren genau übereinstimmen, Taf. XII, Fig. 3 a. Diese Uebereinstimmung spricht dafür, dass bereits griechischer Einfluss auf die Formen-gebung wirkte, und die beiden Bronzespeere schon nach dem VII. Jhrh. v. Ohr. zu uns importirt wurden. Anders verhält es sich mit den Eisenwaffen. Diese finden |ich bei uns in ausserordentlicher Menge vor, unii das Laibacher Museum bewahrt allein über 300 Stück eiserner Speere und Aexte von verschiedenen Fundorten. Diesem Reichthum an Eisenwaffen gegenüber ist die Seltenheit derselben in den italischen Museen auffallend und nur dadurch zu erklären, dass man einerseits in früherer Zeit diese verrosteten Dinge nicht weiter beachtete, andererseits aber eben viele unserer Gradišča, in d e r e n N ä h e sich, die reichsten Tumuli befinden, Ei sen schmelzen und Eisenschmieden waren, wie wir dies am Gradišče von St. Michael bei Hrenovitz gezeigt haben und für andere noch zeigen werden. Wir stellen auf Taf. XII. Fig. 4—15, eine Auswahl von Formen unserer Stahlspeere zusammen. Es stammen z. B. davon Fig. 4—7 von Watsch, Fig. 8—10 von Podzemel, Fig. 11—13 von St. Magdalena und Fig. 14—15 von Nas-senfuss. Die Waffen von St. Michael bei Hrenovitz, welche zum Theile einen eigenen Typus repräsentiren, haben wir schon „Argo,“ I. Jhrg., Taf. VI, VII, Vili, abgebildet. Charakteristisch für unsere Speere ist es, dass die Klingen nicht wie die beiden oben besprochenen Bronzespeere rhomboidisch sind, sondern an der Basis und auch gegen die Spitze gerundet erscheinen, im übrigen aber sehr mannigfaltige Formen zeigen. Von besonderem Interesse sind jedoch die Eisenschwerter. Wir haben schon öfter Gelegenheit gehabt zu bemerken, dass wir dreierlei Formen- dieser Waffe aus unseren Gräbern zu unterscheiden haben: a) das spitzige zweischneidige Stossschwert, h) das stumpfe, fast durchaus gleich breite, zweischneidige Hauschwert und c) den einschneidigen Yatagan mit winkelig vorgeneigtem Griffdorn. Taf. XII, Fig. 18. Für die erste Form ist das Band-Damastsehwert aus St. Michael („Argo“ I, Taf. Vili, Fig. 9), ein schönes Beispiel, die zweite Form wird durch das keltische Schwert („Argo“ II, Taf. I, Fig. 4), von Kronau in Unterkrain reprä-sentirt, für die dritte Form giebt die Klinge von St. Michael („Argo“ I, Taf. VII, Fig. 1), ein Beispiel. Sie fanden sich auch in Watsch und eine dieser Klingen stammt aus der Laibach vom Volar am Moraste. Der Speer ist stets eine Stosswaffe, nicht so das Schwert, es kann für Stoss und Hieb verwendet werden, und aus seiner Form lässt sich auf die vorwiegende Art seiner Verwendung schliessen. Diese hängt aber wieder innig zusammen mit dem Charakter und der Taktik des Volkes, von dem es geführt wurde. Dass das stumpfe zweischneidige La Tène-Schwert nur zum Hiebe taugte, ergiebt ' sich aus seiner Form und wir würden an eine andere Verwendung dieser Stahlschienen gar nicht denken können, auch wenn uns die alten Autoren die Hautaktik der Gallier nicht ausdrücklich verbürgt hätten. Anders steht es mit den spitzigen Stoss-klingen unserer Funde. Diese waren für beide Kampfweisen brauchbar, und richtig sehen .wir auf griechischen gemalten Vasen wie auf gräko-etruskischen Sarkophagen, bei Kriegern und Amazonen, ihre kurzen Stossschwerter bald zum Stosse, bald zum Hiebe ausholend, gezückt. Eine Truppe, welche im Handgemenge die Stosswaffe gebraucht, ist einem hauenden Gegner gegenüber immer im Vortheile. Sie kann enggeschlossen vorgehen, da der Stoss hinter dem Schilde hervor, nur den Gegner bedroht und den Nebenmann nicht genirt; die Kämpfer exponiren sich viel weniger, da sie den Arm nicht zu heben brauchen wie der Hiebkämpfer. Die Stosswunden sind ferner gefährlicher als Hiebe. Endlich erspart der Stosskämpfer an Kraft, ermattet daher weniger als der mit seiner Klinge herumfuchtelnde Haukämpfer. Die Führung der Stossklinge setzt somit ein unbedingt höheres taktisches Raffinement voraus, als der Gebrauch der Hauwaffe. Kelten und Deutsche hauen, Italiener und Franzosen stossen. Die Uebereinstimmung von Kelten und Deutschen in der Raufweise, spricht vielleicht für die Blutverwandtschaft beider Rassen. Bezeichnend für die Kampfweise verschiedener Nationen ist die Thatsache, dass im Jahre 1849 die aus Italienern rekrutirten kaiserlichen Baron Kress- Ohe va uxlegers von den Husaren der ungarischen Revolutionsarmee gefürchteter waren, als die Kürassiere. Diese hieben bei den Attaquen auf die Gegner ein, die italienischen Chevauxlegers aber attaquirten mit zum Stoss ausgelegten Pallaschen, dabei war nicht nur der moralische, sondern auch der physische Effect der Attaque ein grösserer, denn erfahrungsgemäss Avar die Zahl der gefallenen Gegner nach Kress-Attaquen fasst doppelt so gross, als wenn die Kürassiere dreinhieben. x) Lateinisch heisst der Dolch also die Stosswaffe par excellence „pugio“ — „pligio dictus est, quod e o p un c tim p ugna tur“ und pugna (Schlacht) bedeutet eigentlich den Kampf Mann gegen Mann mit Stichwaffen. Dieses Ver-hältniss spiegelt sich noch heute in der italischen Sprache. Nachdem die reich und üppig gewordenen Italiker dem Waffendienste entsagten, verlor sich auch die nationale Bezeichnung für die Waffen. An die Stelle \7on galea und cassis2) (Helm), lorica und thorax (Panzer), gladius (Schwert), traten die deutschen Bezeichnungen : elmo, panciera oder usbergo (halsberge), und spada (aus Spatlia), brando, Degen, Schwert aus dem deutschen prant. Dazu die deutschen Namen Hil-tiprant, Wunnprant u. a. Nur für die Stosswaffen haben sich die Bezeichnungen lancia und pugnale (Dolch) erhalten. Eine dritte Kampfweise mit der blanken Klinge ist den orientalischen und unter orientalischem Einflüsse stehenden Völkern, z. B. Kaukasiern, Kosaken etc. eigen ; es ist der schneidende Zug mit einer einschneidigen krummen Klinge. Für diese Kampfweise eignet sich zunächst der Yatagan beziehungsweise die Waffe, welche wir in St. Michael und aus dem Moore bei Laibach, Taf. XII, Fig. 18, kennen. Vergleichen wir nun unsere kunstvoll geschmiedete Banddamastklinge, „Argo“ I, Taf. Vili, Fig. 9, mit den Eisenklingen des Museums in Bologna, „Argo“ III, Taf. Ill, Fig. 16, 17, 18, 19 und Fig. 14 aus Marzobotto,8) so bemerken wir die grösste Aehnlichkeit in der Form der Klingen, welche alle spitzige Stossklingen sind, welche sich aber nöthigenfalls auch für den Hieb gut eigneten. Die Grabungen im Gradišče von St. Michael haben unumstösslich beAviesen, dass sich auf dem- *) Nach gefälligen Mittheilungen Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten Hugo zu Windischgrätz und Herrn Major Kiesewetter. 2) Nach Isidorus Origg. XVIII. 14, von den Eruskern angenommen 3) C. 20 km südlich von Bologna. selben eine Eisensohmelzstätte befand, wo der gewonnene Stahl auch zu Werkzeugen und Waffen ausgeschmiedet wurde, wie die hier zurückgebliebenen, theils unfertigen theils fehlerhaften Stücke, darunter unser Banddamastschwert, beweisen. Da diese Schwertform nicht gallisch ist, dafür aber mit den italischen Stahlschwertern übereinstimmt, so gewinnen wir damit einen Anhaltspunkt für die chronologische und ethnographische Stellung unseres Gradišče. Es stimmt mit seinen Certosa-, Kahn- und Bhomb enfib ein mit sonstigen italischen Fundstätten, wir dürfen daher die ältere Periode der Besiedelung den Italikern zuweisen, welche dem Kelteneinbruche erlagen. Ganz eigenthümlich ist aber die dritte Schwertform, eine Art Yatagan von der Taf. XII, Fig. 18, abgebildeten Form. Diese Waffe fand sich in St. Michael bei Hrenovic in mehreren Exemplaren und das hier abgebildete Stück stammt aus dem Laibacher Moore. Es wurde 1846 am Laibachflusse am Volar, zwischen dem Ižcaflusse und dem Perprozcagraben „v Blekah“ unte r d e m Torfe, auf dem Lehmboden, also auf dem alten Seegrunde gefunden und von Herrn A n t o n Breskvar dem Museo übergeben. Die Klinge ist aus Eisen, 65 cm, Griff 13 cm lang, der Knauf am Griffende aus Bronze. Dem Baue nach ist die Klinge eine Hiebwaffe und dürfte heute kaum mit Sicherheit zu entscheiden sein, welchem Formenkreise sie wohl zuzuweisen wäre. Dr. Hörnes in Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien XVIII, 1888, p. 231, reiht die Waffe in den Kreis der „Hallstätter“ Formen. Nach Dr. Hörnes ist diese Waffe in Italien aus Este, Folentino und Präneste bekannt, und auch auf etruskischen Denkmalen abgebildet. In Spanien fand sie sich in den Nekropolen von Almedinilla und Alcacer do Sol in Portugal. Vom Pindus und von Dodona ist sie auch bekannt, ferner aus Prozor bei Otočac in Oroatien. Endlich lieferten die Gräber von Ver m o bei Pisino und Idria di Bača im Küstenlande diese Klingen, wo Herr Gustos Szombathv den St. Michae-lern ganz gleichgeformte ausgrub. Aus diesen Fundverhältnissen geht somit hervor, dass diese Waffenform nicht dem gallischen Oulturkreise, sondern dem ihm vorhergehenden angehört ; dass sie aber schon in sehr früher Zeit in unsere Gegenden kam, beweist eben der Fundort der Taf. XII, Fig. 18, abgebildeten Klinge, welche wie schon bemerkt, a u f d e m Le h m-boden des Pfahlbau sees, also im selben Niveau wie das grosse, in „Argo“ I, Nr. 1, beschriebene Frachtschiff, gefunden wurde. Wir übergehen zu den Helmen und wollen auch die Formen dieser Waffen mit den in Italien gefundenen vergleichen. Es sind vier verschiedene Hehnfonnen aus unseren Fundstätten bekannt geworden, deren drei wir bereits abgebildet haben, nämlich: a) die Pickelhaube mit den Backenklappen Taf. Ill, Fig. 11, von Weisskirchen und St. Michael bei Hrenovitz; b) der Schüsselhelm mit Phaleren, Taf. XII, Fig. 16, aus St. Margarethen; c) die ein kantige gerundete Sturmhaube mit schmaler Krampe,' Taf. IX, Fig. 9, von Watsch, Podpeč, Zenjak in Untersteiermark, d) der zwei-kammige Helmhut (amphiphalos) Taf. IX, Fig. 8, von Watsch, St. Magdalena, Hallstatt. Die erste Form ist im Laibacher Museo, wie schon erwähnt, durch ein Exemplar aus Weisskirchen vertreten. Der Helm wurde hier im Jahre 1882 unter einem gefällten Obstbaume gefunden und soll noch der Schädel in ihm gesteckt haben. Er gelangte durch einen Laibacher Händler in das Museum, welches ihn käuflich erwarb. Blicken , wir nach Italien, so finden wir diese Helmform dort häufig, und zwar vorwiegend in Oberitalien vertreten. Sie ist, wie sich Dr, Pigorini in Rom ausdrückte „una forma di Italia superiore.“ Im Museo von Bologna finden wir einen dieser Helme mit einer etruskischen Inschrift, cf. Taf. Ill, Fig. 9, und einen ohne Inschrift, Fig. 10. Ebendort ist ein gleichgeformter Helm aber aus Eisen von Monterenzo (c. 20 km unterhalb Bologna), Taf. Ill, Fig. 13, aufbewahrt. In Florenz ist einer aus Bronze von Telamon, Taf. VII, Fig. 15, und vier weitere sind von anderen Fundorten zu sehen. Einen bewahrt das Museum Kircherianum in Born ebenfalls aus Oberitalien, doch ist sein Fundort nicht genauer bekannt. Ein bei Pästum gefundener ist bei Lin-denschmit II, 3, Taf. II, abgebildet, und der von Cannae in Apulien trägt wieder etruskische Schriftzeichen. Taf. Ill, Fig. 12. Dieser letztere ist ganz aus Erz, nicht geschmiedet sondern gegossen und wiegt sechs florentiner Pfunde. Diese Helme gelten ausserhalb Italiens als gallische. In Italien theilt man diese Meinung nicht, und hält sie für einheimisches Fabrikat, wofür auch die darauf angebrachten Schriftzeichen sprechen. Allerdings kann gegen die Annahme, dass sich dieser hübschen Pickelhauben auch gallische Krieger bedient haben mögen, kein vernünftiger Einwand erhoben werden, bewaffnete doch Hannibal nach der Schlacht am Trasymenus seine Carthager mit römischen Waffen, warum sollen die Gallier in Oberitalien nicht italische oder speciell etruskische Rüstungsstücke angenommen haben, da es doch selbst die Römer thaten. Eigenthümlich ist die zweite Helmform, weiche aus den Hügelgräbern von St. Margarethen s t a m m t. Sie besteht aus einem halbkugelförmigen Holzgeliechte, auf welches ringsum sechs kreisrunde, flach gewölbte Scheiben aufgesetzt sind, eine siebente deckt den Scheitel, Taf. XII, Fig. 16, Die leeren Räume zwischen den Bronzescheiben sind mit halbkugeligen Bronzeknöpfen von 7 m Durchmesser ausgefüllt ; diese haben an der Hohlseite Ringelchen, mit welchen sie am Geflechte offenbar durch Fäden befestiget waren. Während in Krain beim genannten Fundorte zwei solche Helmhüte gefunden wurden, ') kennt man aus Italien selbst, diese Form nicht, wohl aber tragen Krieger auf der Situla von Bologna Helme, welche den unseren sehr ähnlich sind. Taf. I, Fig. 1. Nicht unerwähnt kann hier eine Helmform bleiben, welche mit unserer die grösste Aehnlichkeit hat und von den asiatischen Hilfstruppen der Aegypter, den S c h a r d a n a, getragen wurde. Taf. XII, Fig. 17, (nach Rosellini mon. dell’ Egitto I, Ol.). Es scheint somit die Grundform dieser Waffe aus Asien zu stammen. Sicher italisch ist der dritte, bei uns ziemlich häufige Helm, Taf. IX, Fig. 9. Er fand sich in Watsch und Podpeč in Krain. In Steiermark fand man 1811 in Ženja.k, Pfarre St. Benedikten in den windischen Büchein, in einem Acker 25 solcher Helme, einen in den anderen gesteckt. Zwölf behielt das k. k. Münz- und Antikencabinet in Wien, darunter zwei mit Inschriften. Sieben kamen ins Joaneum, einen besitzt das Museum in Laibach. Einer soll im Stift St. Paul sein, .so dass vier Stück verloren sind. Die Inschriften der beiden Helme sind noch nicht enträthselt, werden aber für etruskisch gehalten und lauten nach Mommsen und Kenner: „thutni thanuathi“ — „siraku tfiusi iars' eisvi“ — „hari oliasti tei vai iup.“ Dieselben Helme sehen wir auf den Köpfen der Krieger am Gürtelblech Sr. Durchlaucht des Prinzen Ernst zu Windischgrätz aus Watsch, und ein gleicher ist als Kampfpreis den Turnern auf der Situla von Watsch dargestellt. Bemerkenswerth ist der Umstand, dass dem Krieger, welcher in Watsch mit diesem Helme begraben wurde, ebenso zwei Lanzen beigegeben waren, wie auch die Krieger auf dem Gürtelbleche mit je zwei Speeren gerüstet sind, ein ') Einen besitzt das Museum Rudolflnum, den zweiten das k. k. Hofcabinet. Gebrauch der auch den Griechen eigen war. In Italien sind diese Helme an zwei Reitern und acht Fusssoldaten1) in der ersten Zone der Situla von Bologna erkenntlich, auch auf einer Marmorurne von Volaterrae in Etrurien sind mit diesen Helmen bedeckte Krieger sculpirt. (Mus. Etr. Tab. 132.) Taf. IX, Fig. 10. Diese Helme sind sehr solid gearbeitet, stark im Metalle und zeigen auch öfter deutliche Spuren von Hieben und Stichen,2) dazu ist ihr Bau vorzüglich geeignet, darauffallende Klingenhiebe abrutschen zu machen, so dass diese Waffe für den Ernstfall unter allen Formen als die tauglichste erscheint. Ziemlich verbreitet ist auch die vierte Helmform, der Zweikammhelmhut, Taf. IX, Fig. 8 und 11. Wir kennen aus Krain drei Stücke; zwei aus Watsch, von welchen der eine im k. k. Hof-cabinete in Wien, der zweite im Laibacher Museo auf bewahrt wird. Er ist auf Taf. IX, Fig. 8, abgebildet. Der ' dritte stammt aus St. Magdalena bei St. Marein, ebenfalls im Laibacher Museo. Einer stammt aus Hallstatt, er ist bei Sacken, Taf. Vili, Fig. 5, abgebildet. Ein weiterer in Sa inni um gefundener ist im Museum Bourguignon in Neapel. Den im Museo Gregoriano in Rom befindlichen haben wir Taf. IX, Fig. 11, abgebildet, und den in Olympia gefundenen bespricht Furtwängler in seinen „ Bronzefunden aus Olympia“ p. 77. Die Durchmesser dieser Helme sind verschieden und lassen auf eine Fütterung schliessen. Sie zeigen folgende Masse: Helm von Längendurchmesser : Breitendurchmesser : Watsch a) im Hofm. : 216 mm 198 mm Watsch })) Rudolfin. : 230 mm 220 mm St. Magdalena: 215 mm 215mm Hallstatt: 235 mm 180 mm Die Form der Helme ist aus den Fig. 8 und 11 auf Taf. IX ersichtlich. An der Stirn- und Hinterseite sind Oesen oder Knöpfe zur Befestigung des Helmbusches, welcher zwischen den beiden Kämmen . lag, angebracht. Am Rande der Helm-krämpe aber verläuft ein 9 mm breiter Bronzestreifen, welcher mit der Krämpe durch 2—3 cm entfernte Stifte verbunden ist. Zwischen der Helm-krämpe und diesem Bronzestreifen fand ich Reste ‘) Doch sind möglicherweise diese Helme wegen des grossen über die Crista gelegten Helmbusches der folgenden Form zuzuweisen, da auf der einfachen Eante der eben behandelten Form der Helrn-buseh schwer zu befestigen war. Doch besitzt von den drei Helmen unseres Museums der von Ženjak in Steiermark vorne und hinten Knopf und Oese zur Befestigung eines Helmbuse lies. s) Eben dem Helme von Ženjak ist eine Krämpenhälfte heruntergehauen und an derselben Seite ist die Helmwand von zwei gewaltigen Lanzenstichen durchbohrt. von Leder, welche darauf scliliessen lassen, dass durch diesen Blechstreifen und die Stifte ein lederner Nacken schirm f e s t g e h a 1-ten wur de. Einen so ausgestatteten Helm trägt ein sonst nackter nur mit Beinschienen gerüsteter etruskischer Krieger hei Bori : Mus. Etruscum, Tab. ÖXIV. Of. Taf. XII, Eig. 19 a, b. Ob der Helm in Museo Bregoriano Lederreste enthält, konnte ich nicht wahrnehmen, da er zu hoch hängt. Die Helme dieser Form sind sämmtlich aus ziemlich dünnem Bronzeblech getrieben und weit weniger kriegstüchtig als die früher besprochenen schweren Sturmhauben, welche so rechte „Gommi s s h e 1 m e “ sind, während die übrigen Formen mehr Paradewaffen gewesen zu sein scheinen. Dafür spricht auch das Be wicht derselben. Es wiegen nämlich: die Sturmhaube von Podpeč P90 kg „ „ „ Watsch P74 kg „ „ „ Ženjak L46 kg welcher indess die Hälfte der Krampe herabgehauen ist. Der Doppelkammhelm von Watsch dagegen wiegt 1 • 09 kg und der von St. Magdalena P24 kg. Das geringste Bewicht besitzt die Pickelhaube von Weisskirchen, welches q. 1 kg betragen haben dürfte. Heute wiegt sie beschädigt 0-98 kg. Schliesslich wären noch die Befasse zu erwähnen. Es finden sich in unseren Gräbern solche aus Bronze und Thon vor, welche ihre Analogien in Italien haben. Vor allem gehören hierher die Bronzeeimer oder Situlen, theils ohne, theils mit Figuren in getriebener Arbeit geschmückt. Bekannt ist die Aehnlichkeit der Watscher Situla mit der von Bologna. Sie wurde öfter beschrieben und abgebildet, so von Deschmann in den Mittheilungen der k. k. Centralcoiiimission IX. Bd., 1883, und von Hochstätter in den Denkschriften der k. k. Akademie im XLVII. Bd., 1883. Eine ähnliche Situla von St. Magdalena haben wir in „Argo,“ II, Nr. 6, besprochen und abgebildet. Grosse gerippte cillindrische Bronzegefässe, s. g. gerippte Oisten, fand man in Hallstatt, bei uns in W a t s c fi und St. Magdalena. In Italien finden sie sich als Behälter für verbrannte Leichen in Bologna, in Este, aber auch noch weiter südlich in Picenum, Oampanien, Apulien und in Tarent. Der schwarzgebänderten Thonvasen und ihrer Verbreitung in Krain und Italien haben wir schon oben „Argo,“ Nr. 5, p. 96, erwähnt und auf Taf. IX, Fig. 18—21 solche abgebildet. Ein Vergleich unserer Fundobjecte mit denen Italiens lehrt uns, dass Italien über einen unendlich grösseren E e i c h t h u m an Formen und Objecten verfügt als wir, dass ferner eine Menge von Formen, weiche in Italien gefunden werden, bei uns bis heute fehlen, dass aber fast alle unsere For-men der Bronzen und die einzelner Thon-gefässe sich in Italien wieder finden. Wir dürfen daraus schliessen, dass die Gräberfunde Krains aus Italien importirt wurden, sei es wie Schmuck und Geräth durch Handel und Verkehr, oder wie Waffen als Rüstzeug von Männer, welche hierher vordrangen und in unseren Bergen i h n e n begehrenswerthé Producte suchten und gewannen, wie dies unter anderen z. B. Blei, Eisen, Kupfer, Gold und Salz waren. Ueber-dies durchzogen das Land hochwichtige Handelsstrassen vom Meere nach dem Norden und Osten Europas, über deren Anlage und Richtung wir noch des Näheren handeln werden. (Fortsetzung folgt.) Kleinere Mittheilungen. Die räthselliaften Fallen vom Laibacher Moore. Herr Johann Rosier sen. besitzt e. 5 km von Laibach westlich der Strasse nach Brunndorf einen mehrere hundert Joch umfassenden Complex Weidenau (Verbiča), welcher durch rationelle Bewirthschaftung schon grössten-theils in ertragfähiges Culturland, zum Theile sogar in Wald verwandelt ist. Einige Parcellen sind noch nnculti-virtes Moor und werden auf Torf abgebaut, welcher zu industriellen Zwecken hier verarbeitet wird. Im Mai d. J. stiessen die Arbeiter im Torfstiche auf ein Holzgeräthe, welches Herr Rosier dem Landesmuseum verehrte (Argo Nr. 5, p. 104). Es ist eine jener räthsel-haften Pallen, von welchen das Museum bereits zwei besitzt und deren einstiger Zweck noch heute nicht mit Sicherheit ermittelt ist. Das Vorkommen dieser Fallen ist den Torfschneidern am Moore schon lange bekannt, die Leute nennen sie čolničke „Schiffchen“. Die älteste Nachricht über die Existenz dieser Fallen im Toife des Laibaeher Moores dürfte eine Mittheilung des Hauptpfarrers von Mannsburg Herrn J. Zorc sein, 8 ** welche er mir am 13. September 1866, damals noch in Golo stationirt, machte. Pfarrer Zorc erzählte mir nämlich, dass ein Insasse von Cerna vas — Schwarzdorf, ein circa 8' langes und gut 1/2‘ breites „Schiffchen“ unter dem Torf gefunden habe, welches in der Mitte eine Öffnung hatte. Eine zweite Nachricht erhielt ich von Mravle in Podpeč, der zufolge ein solches „Schiffchen“ 1° unter dem Torfniveau zwischen Brezovca und Aussergorica auf dem grauen Thone liegend (?), gefunden wurde. Das erste solche „Schiffchen“ kam indess erst nach 1880 in das Museum. Es wurde bei Schwarzdorf gefunden und vom Finder nach Laibach gebracht. Dieses Stück ist ganz aus Eichenholz gearbeitet und das besterhaltene von den bisher vorhandenen. Ein zweites bei Laver ca erhobenes, wurde von Herrn Lenče in Laverca ebenfalls c. 1880 dem Museum übersendet, und das im Mai 1894 in Weidenau gefundene ist das dritte Stück, welches dem Museum zukam. Die beiden letzgenannten sind indess aus Ulmen holz geschnitzt, nur die beiden Fallenklappen sind aus Eiche. Wir hätten somit 5 Stücke constatili, davon drei erhalten sind. Indessen von keinem der früheren Fundstücke sind die Lagerungsverhältnisse im Moore genauer bekannt, erst der Sorgfalt des Herrn Kosler verdanken wir die Möglichkeit, über diese wichtige Frage genaueres zu erfahren. Wir -wollen uns nun zunächst über die Construction dieser Fallen unterrichten, dann die Lagerungsverhältnisse im Moore prüfen und schliesslich über gleiche oder ähnliche Funde im übrigen Europa einige Mittheilungen machen. Die drei Objecte vom Laibacher Moore sind aus 86 bis 90 cm laügen, 30 cm breiten und 10 cm dicken Pfosten von Eichen- oder Ulmenholz gearbeitet. Gegen beide Enden verjüngen sie sich auf 18 cm Breite. Taf. XIII. Fig. 1. In der Mitte ist ein viereckiger Ausschnitt von 18 cm Länge und 22 cm Breite, in den zwei Klappen aus Eichenholz hinein passen, welche sich mit zwei Zapfen in Zapfenlagern auf und ab bewegen lassen, Taf. XIII, Fig. 2; die Zapfenlager sind, jedoch nach oben offen, so dass man beide Klappen wegheben kann. Diese Klappen haben je zwei halbrunde Ausschnitte, welche sich, wenn die Klappen geschlossen sind zu kreisförmigen Öffnungen ergänzen. Q Die Oberseite der Klappen ist sanft gewölbt und trägt über den beiden Zapfen, von einem zum anderen verlaufend, eine Hohlkehle, deren Bestimmung wir später kennen lernen werden. Bei den beiden Fallen aus Ulmenholz ist in die Unterseite der Eichenholzklappen je ein Loch eingebohrt, in welches ein Holz von der Taf. XIII. Eig 3, abgebildeten Form passt, dessen Bestimmung die war, die beiden Klappen auseinander gespreizt zu halten. Von dem D Diese Ausschnitte scheinen jedoch nicht wesentlich für den Zweck der Falle, da sie bei einem in Norddeutschland gefundenen Exemplare fehlen, sie hatten den Zweck, das Öffnen der Falle zu ermöglichen. viereckigen Klappen-Ausschnitte weg, sind nach den beiden Enden der Falle hin, zu beiden Seiten einer Mittelrippe, Einschnitte ausgestemmt, welche sich gegen die Enden hin senken, Fig. 1 b, b. An den Enden, wo diese Einschnitte am tiefsten sind, gehen durch die Wände und die Mittelrippe Löcher Fig. 1 c, c, durch welche Stäbe quer durchgesteckt waren. Denken wir uns nun die Falle zur Action bereitgestellt, so ergibt sich folgendes Bild. Die beiden Klappen werden in aufrechte Stellung gebracht und durch die Spreitzhölzer auseinander gehalten. Über die beiden Hohlkehlen der Klappen spannen sich federnde Stäbe (vielleicht aus Eibenholz), deren Enden sich in die Einschnitte legen, wo sie unter die Querstifte hineinreichen, von welchen sie festgehalten werden. Fig. 4. Bei Berührung der Spreitzen fallen diese, und die beiden Klappen werden durch die federnden Stäbe mit Vehemenz zugeschlagen und kräftig niedergehalten. Betrachten wir nun die Lagerungsverhältnisse unserer Falle. Wie schon bemerkt, sind dieselben für die beiden früher gefundenen Exemplare nicht erhoben worden, anlässlich des jüngsten Fundes Hess Herr Kosler die Fundstätte im status quo, um die Lagerungsverhältnisse zu constatiren. Es sind an der Fundstelle fünf verschiedene Schichten wohl zu unterscheiden, Taf. XIII. Fig 5: a) zu unterst die in unbekannte Tiefen reichende „polskerca“. Ein lichtgrauer Oonchylien führender Lehm, der ehemalige Seegrund; auf diesem Lehmgrunde lag das in Argo I. Nr. 1 beschriebene Frachtschiff. b) Ein brauner, Pflanzenreste führender Lehm, das sogenannte „rujavo blato“ der Grabenschneider, in diesem liegt die Culturschichte der Pfahlbauten. In der Periode seiner Bildung begann die Versumpfung des Sees. c) Ein zum Heitzen unbrauchbarer lockerer Fasertorf, „cujna“, „Fetzentorf“ von den Torfschneidern genannt. Seine Mächtigkeit beträgt an der Fundstätte der Falle 65—70 cm und sinkt bis 10 cm an manchen Stellen des Moores. Q d) Es folgt nun der eigentliche Torf „šota,“ welcher dunkler als der Vorherige ist und als Brennmateriale gebraucht wird. Er ist hier 40 cm mächtig. Genau an der Grenze der beiden letztgenannten Torfschichten, nämlich auf dem Fetzentorf „cujna“ und unter dem Brenntorf „šota,“ lag die Falle horizontal eingebettet. Sie lag somit 110 cm über dem alten Seeboden durch eine braune Lehmschichte und eine Torfschichte von ihm geschieden. e) auf den Brenntorf folgt die jüngste Bildung: der Abraumtorf „trebež“, ein ebenfalls zum Heitzen unbrauchbarer faseriger lockerer Torf. Diese Schichte ist der *) Dieser Torf wird nach Abstich des Brenntorfes —• šota — mit dem Abraumtorfe •— trebež — niedergebrannt, wenn das betreffende Terrain in einen Acker verwandelt werden soll. Die Asche wirkt als Dünger. 72cMMM Toc/-JOT- Überrest der jüngsten Moorwucherung, welche vor der Cultivirung den alten Specktorf des ganzen Moores wie ein ungeheuerer Schwamm bedeckte. Bei Babnagorica z. B. lag er noch im Jahre 1858 fast 6 m höher als heute, denn in diesem Jahre hatte der ehemalige Magistrats-Ökonom Podkraišek beim Hauptkanale nächst dem Hügel Babnagorica die Römerstrasse in 11 ' Tiefe angefahren, und bei Kostajnovica fand man 1834 einen aus Pfosten gezimmerten Kahn in 15'Tiefe, und ältere Kenner des Moores wissen auch zu erzählen, dass man von Skofelca aus den Kirchthurm von Brunndorf nicht sah, so gewölbt war das Moor. Aus diesen Lagerungsverhältnissen geht somit zur Evidenz hervor, dass unser Apparat nicht auf dem See geschwommen sein konnte, auch nicht in der Pfahlbauzeit, welche ihre Residua im braunen Lehme eingebettet zu-rückliess, in Anwendung stand; aus dem c. 70 cm starken Torffilze, auf welchem er lag, ist zu schliessen, dass schon sehr lange Torfmoose und Sumpfgewächse über dem braunen Lehme wucherten, ehe die Falle hienein gerieth; dass sie ferner in diesem Niveau, und zwar sogar gerade in dieser Gegend, circa drei km vom Ostufer und fünf km vom Nordufer des Sees entfernt, auch gestellt worden war, dafür spricht ihre horinzontale Lage und das Vorhandensein des Spreitzholzes, welches noch dabei lag.1) Dass die Verfertiger der Objecte endlich mit unseren Werkzeugen, als Axt, Säge, Stemmeisen, Bohrer etc. ausgerüstet waren, beweist die exacte Arbeit. Die Apparate sind somit chronologisch entschieden tief unter die Pfahlbauzeit herab zu setzen, mit welcher sie gewiss nichts zu thun hatten. Ausser diesen im Laibacher Moore gefundenen Pallen sind jedoch noch in anderen Torflagern Europas fast gleiche oder doch sehr ähnliche Apparate gefunden worden, und zwar in Oberitalien,Nor ddeutschlandundG ros s-britannien. Der italienische Fund wurde bei Vicenza im Valle di Fon tega, welches Thal in den See Fimon mündet, gemacht und von Dr. Luigi Meschinelli beschrieben. Es wurden hier drei Exemplare aus Eichenholz von ungleicher Erhaltung gefunden, deren eines w7ir Taf. XIII. Fig. 6 abbilden. Es lag zusammen mit verschiedenen anderen Gegenständen, als Geschirr scher ben, Feuerstein-geräthen, Bronzeäxten und einer Münze von Hadrian. Bezeichnend für die Fallen von Fontega ist der Umstand, dass der Ausschnitt sich nach unten erweitert, so dass die Öffnung an der Basis 29 cm lang und 14’5 cm breit, an der Oberseite aber nur 17 cm lang und 9-5 cm breit ist. Die norddeutschen Funde zerfallen in zwei Gruppen von zwei und einem Exemplare. Von den beiden ersteren wurde eines 1874 im Moore bei Samow *) Das nämliche gilt auch für die Ulmenliolzfalle von Laverca bei welcher die Spreitze auch noch erhalten ist. bei Gnoien in Meklenburg, Fig. 7, das zweite 1873 14 km NÖ davon bei Tribsees (SW von Stralsund) in Neuvorpommern 5—6' tief im Torfe gefunden, Fig. 8; das dritte kam nächst Friedrichsbruch bei Flattow in Pommerellen zu Tage. Aus Grossbritannien sind folgende zwei Funde bekannt geworden. Der eine von 1875 am Farm von Nant-y-rast in der Pfarre Caio in Wales, Fig. 9; das Stück ist auch aus Eichenholz und 75 cm lang. Es hatte nur eine Klappe, welche aber fehlt. Auch hier erweitert sich der Ausschnitt nach abwärts, Fig. 9 b. Ein zweites Exemplar, Fig. 10 a, b. stammt aus dem Moore von Coolnaman, Pfarre Aghadowey, der Grafschaft Derry im äussersten Norden von Irland. Die Falle lag mitten im Torfe 4' tief, und Torf war noch in grosser Tiefe darunter. Auch bei diesem Exemplare war die Öffnung unten grösser als oben, wie bei den italienischen und der aus W ales. Bezeichnen wir die bekannten Stücke mit Nummern, so erhalten wir folgendes Verzeichniss: Nr. 1 Valle die Fontega bei Vicenca, » 2 „ „ „ „ „ !1 3 „ „ „ „ J) „ 4 Laibacher Moor bei Schwarzdorf (verloren), „ 5 von ebendort im Museo, „ 6 Laibacher Moor bei Weidenau (Ulmenholz), „ 7 „ Laverca „ 8 „ „ „ Aussergorica (verloren), „ 9 Samow in Mecklenburg, „ 10 Tribsees in Neuvorpommern, „11 Flattow in Pommerellen, „ 12 Nant-y-rast in Wales in England, „ 13 Coolnaman in Irland. Wir hätten somit im Ganzen dreizehn Exemplare constatirt, welche sich folgendermassen vertheilen: Nr. 1, 2, 3 Italien Valle di Fontega bei Vicenca, Nr. 4, 5, 6, 7, 8 a’m Laibacher Moore, davon drei erhalten, Nr. 9, 10, 11 in Norddeutschland, davon zwei ganz nahe beisammen, die dritte 300 km Luftlinie östlich davon, Nr. 12 in Wales und Nr. 13 im äussersten Nordwinkel Irlands. (Schluss folgt.) Antike Ackergerätlie von Maunitz. Seine Durchlaucht Prinz Ernst zu WindiSchgrätz verehrte im Juli d. J. dem Landesmuseum vier Stück von Ackergeräthen aus Eisen, welche bei Maunitz zwischen Haasberg und Rakek, in einer Felsspalte gefunden wurden. Es fanden sich sechs Stücke, und zwar eine Pflugschar, ein Sech ei sen, eine vier zackige Haue, eine dreigliedrige Kette, eine Sense und eine Hacke. g *** Die Pflugschar —- vomer — Taf. XII. Fig. 20 ist 31 cm lang und 19'5 cm breit, am untern Ende 2 cm in der Mitte 3 cm dick. Rückwärts ist das Eisen zusammengebogen und bildet eine Rinne zur Aufnahme des Holzes, an welchem es stack. An der Oberseite der Pflugschar ist dort, wo die umgebogenen Flanschen enden, ein Absatz von 1 cm Stärke, weshalb dort auch das Eisen um sovie dicker wird. — Das Stück wiegt 5'05 leg.1) Das Landesmuseum besitzt zwei ähnliche Pflugeisen aus Dernovo, welche indess vom Maunitzer darin abweichen, dass sie an der Oberseite keinen Absatz besitzen. Fig. 21 und 22-Dafür bemerkt man an beiden Eisen an der Unterseite parallel zu den Rändern derselben, Eindrücke, in welche das Holz eingriff, Fig. 21 wiegt 7 kg, Eig. 22 aber 8 55 kg. Miniaturpflugscharen von dieser Form von 4'5— 5'5 cm Länge besizt das Museum aus der Wochein, letztere scheinen dort zu Yotivzwecken angefertigt worden sein. Endlich eine 15 cm lange, 9 cm breite aus Oberlaibach. In Goris Mus. Etrus. ist auf Taf. GG ein etruskischer Pflüger sammt bespanntem Pfluge abgebildet. Das kostbare Stück wurde bei. Arretium gefunden und war damals im Mus. Ivircheriauo aufbewahrt. Fig. 23 gibt die Abbildung des Pfluges und zeigt die Befestigung der Pflugschar an den Baum. Das Bronzemodell eines ähnlichen Pfluges aus Florenz haben wir in Argo Hr. 4, Taf. VII, abgebildet. Diese beiden antike Pflüge sind indess ohne Sech (coltello dell’ aratro), der Maunitzer Fund ergab aber neben der Pflugschar ein Eisen, welches wir als Sech erklären müssen, Taf. XII, Eig. 24. Es ist dies ein messerartiges Werkzeug mit breitem vierkantigen Griff, welcher sich gegen die Klinge verjüngt und offenbar von oben herab in einem Ausschnitt des Pflugbaumes eingesetst und darin verkeilt wurde. Die Klinge ist 33 cm lang, 6'5 cm breit und zu oberst am Rücken 2 cm dick. Das Einsatzstück ist 20 cm lang, am Ende 6'7 cm breit und 1 5 cm dick; beim Uebergang in die Klinge verjüngt es sich von 6 7 auf 2 cm. Auch von diesem Pflugbestandtheile fand man Miniaturexemplare von 6 5—9 cm Länge in der Wochein. Man scheint somit in circa 1/6 der Naturgrösse ganze kleine Votivptlüge angefertigt und den Feldbau-Göttern als Opfergaben dargebraeht zu haben, in Taf. XII, Eig. 25 versuchen wir eine Reconstruction des Pfluges, wie er ursprünglich ausgesehen haben mochte. Fig. 26 ist die vierzackige Haue abgebildet. Zwei fast gleiche Exemplare besitzt das Museum, eines vom Moraste und ein zweites von Neudegg. Fig. 27 stellt die in Maunitz gefundene Kette dar. Die Abnützung der Glieder an den Berührungsstellen beweist ihren längeren Gebrauch. Sie diente zum Vorspannen eines zweiten Rinderpaares. Die Sense und die Haue sind Fig. 28 und 29 abgebildet. Die Klingenlänge der Sense beträgt 1 m. Eine moderne Pflugschar wiegt 3—4 leg. Müllnet. Römische Ausietllimg und Ziegelei hei Brezovic. Sieben bis acht Kilometer von Laibach liegt an der Strasse nach Oberlaibach die Ortschaft Brezovic. Beim siebenten Kilometer befindet sich an einem sanften Hügelrücken der hier gegen das Moor vorspringt, das Haus des A. Remškar vulgo Potokar. Bei Anlage eines Wirtschaftsgebäudes traf man im Hofraume des Hauses an der Hügelböschung die Reste eines ziemlich grossen Ziegelofens, der aus Ziegeln aufgebaut war, welche die Spuren der heftigen Brände, denen sie ausgesetzt waren, an sich tragen. Der Platz ist eine Fundstätte von römischen Gefässscherben und trägt alle Spuren einstiger Besiedlung. Hier wurde auch die obere Hälfte einer Lampe mit der Heliosdarstellung gefunden. Die Spuren der Römerstrasse nach Nau-portum liegen gegen das Gebirge nördlich von der heutigen Reichsstrasse. Es wurden hier die bekannten grossen Leistenziegel gearbeitet, von denen zahlreiche Ueberreste zu Tage kamen. Der Ofen war aus mit Thon verbundenen Ziegeln aufgebaut, welche durch den Brand innig verbunden sind. Die Ziegel, aus welchen die Wölbungen construct waren, sind keilförmig, 40 cm lang, 30 cm breit und am oberen Ende 8 cm, am unteren 4 cm dick. Milliner. Thomas Chrön, Fürstbischof von Laibach (geh. 1560 f 1630). Ein Lebensbild von P. v. Badi es.1) ' II. Bischof Thomas Chrön, der sich ab und zu auch aus dem so vielseitigen Getriebe seines öffentlichen Wirkens als Oberhirt der Diöcese, Leiter der Gegenreformations-Commission, Mitglied der krainischen Landschaft, wozu später noch die Stellung als Statthalter von Innerösterreich kommen sollte, zurückziehen zu können wünschte, zu welchem Zwecke ihm selbst die Abgeschiedenheit der bischöflichen Sommersitzung in Oberburg nicht genügen mochte, liess sich 1609 in dem damaligen Carthäuserif loste r zu Freudenthal eine eigene Zelle einrichten, die er dann zurZeit frommer Betrachtungen bezog. Ueber-haupt ein besonderer Freund und Gönner der Ordensleute, war er in erster Linie den Mitgliedern der Gesellschaft Jesu zugethan und hegte für den Gründer derselben eine hervorragende Verehrung. So sehen wir ihn eine eigene Denkschrift: Memoratu digna atque imitatione, verfassen, worin er für die Heiligsprechung des Ignatius von Loyola plaidirt, wofür er sich übrigens auch in einem eigenen Bittschreiben an den heil. Vater wendet (1610) und zu- 0 Durchwegs nach zeitgenössischen Quellen, die in der umfassenden Biographie des Bischofs aus der Feder des Verfassers dieser Zeilen zum Nachweise gelangen werden. gleich übergibt er dem Bector des Laibacher Collegiums R. P. Nicolaus Jagnitoviüs (19. Juni 1610) seinen Beitrag von 100 fl. zur Bestreitung der Canonisationskosten. Zwölf Jahre später 1622 ward (5. Juni) zu Laibach — wie wir in einem Manuscripte der k. k. Hofbibliothek in Wien lesen — die Feier dieser Canonisation mit stattlicher Procession abgehalten „da dann die (Bürger) von Laibach bei dem Bathhaus und die Brüderschaft Bedemptoris Mundi auf Mitte der BrückeJ) stattliche Triumphpforten aufgerichtet“. Im Jahre 1621 war auch wieder ein päpstlicher Visitator in der Laibacher Diöcese erschienen, welcher dem Bischöfe eine Beihe von Fragen zur Beantwortung vorlegte und dann ein Zeugniss „über die genaue Pflichterfüllung und Thätigkeit“ Thomas Chrön’s ausstellte. Seine oberhirtliche Thätigkeit war aber auch eine ganz hervorragend rege und den Erfordernissen und Ansprüchen des Gegenreformationswerkes entsprechend ausgedehnte. Es genüge zu bemerken, dass Bischof Thomas Chrön bloss in dem Zeiträume von 14 Jahren (1612—1625) 28 Kirchen und. 54 Altäre geweiht und 17562 Personen gefirmt hatte. Speciell sei noch angeführt, dass er zur Aushilfeleistung in der Seelsorge zu Laibach die Kapuziner anher berief, zu deren Kloster (an Stelle der heutigen Sternalle) er 1607 den Grundstein legte und selbe schon am 7. September 1608 einweihte, dass er 1611 den Grundstein zum Kapuzinerkloster in Cilli, 1613 zu dem in Marburg gelegt ;- 1606 hatte er den Grundstein zur Kapelle Beatae Mariae Virginis zu Brunnthurn bei Feldes gelegt, 1614 die durch Plünderung devastirte St. Georgs Kirche zu Sonneck wieder eingeweiht, 1615 die neue Kirche des Jesuiten Collegiums zu St. Jakob in Laibach consecrirt. Im Jahre 1622, schon im 63. seines Lebens bestieg er am 30. Juli noch den bei 5000 Fuss hohen St. Ursula Berg an der Grenze von Steiermark und Kärnten, hielt Abends in der am Gipfel desselben erbauten Kirche Vesper, weihte am kommenden Tage die Altäre, celebrirte eine feierliche Messe, firmte alsdann über 1000 Personen, worauf er in slovenischer Sprache predigte. Ueber seine nicht geringe Thätigkeit als Prediger geben die von dem Dechanten und Historiker Joh. Ludwig Schönleben (1660) gesammelten noch heute in Handschrift erhaltene 90 theils deutsche theils slovenische Predigtentwürfe Chröns einen Beweis. Sie sind zum Theil mehr zum Theil minder ausgeführt; manchmal enthalten die Aufzeichnungen blos die zu benützenden Stellen der heil. Schrift, und erscheinen zumeist bestimmt, bei Cohsecrä'tionen neuer Kirchen und an Marien-Festtagen gehalten zu werden. Wie nämlich schon Eingangs angedeutet worden, predigte Chrön widerholt auch in slovenischer Sprache, was er jedesmal in seinen Kalenderaufzeichnungen ausdrücklich bemerkt, so z. B. auch unterm 5. Juni 1622 bei Beschreibung der Heiligsprechungsfeier für Ignaz Loyola: „Ego Thomas *) Wahrscheinlich auf der Schusterbrücke. Anm. d. Verf. Concionem Pontificaliter indutus Slavico idiomate et Sacrum Pontificale habui.“ Bei Gelegenheit der Grundsteinlegung des Kapuzinerklosters in Laibach, recitirte er die Geschichte der alten krainischen Heidengötter : „Lada, Plejn und Poberin“. Der Umstand, dass sich in seiner Diöcese auch eine Anzahl Angehörige der griechischen Kirche befanden, brachte ihn dazu, 1626 (11. Nov.) an den Hof in Graz einen Bericht darüber zu erstatten, „wie die Uskoken vom griechischen Schisma und von der Jurisdiction des Con-stantinopler Pascha ad gremium S. R. Caesaris gebracht werden mögen“. — Einem Presbyter Glogolita, der 1617 in der Gegend von Neumarktl die Messe nach einem glagolitischen Missale las, stellte der Bischof auf die Klage der dortigen Bewohner das Messelesen ein. Es wird dies — meint Kopitar -— ein aus Istrien oder Croatien vertriebener Pope gewesen sein, der sich dadurch den Lebensunterhalt zu verdienen suchte. In den oben erwähnten 14. Jahren allein ordinirte Bischof Chrön in den Quatemberwochen 285 Subdiakone, 272 Diakone, 244 Priester, conseerirte drei Bischöfe und benedicirte zwei Aebte. Ein hervorragender Geist, eine kraftvolle Natur und ein ausgeprägter Charakter, als welcher sich Chrön in den Stürmen des kirchenpolitischen Lebens seiner Tage, ja in denselben zumeist bestimmend und lenkend, darstellt, hatte er sich bei all dem massenhaft auf ihn eindringenden Geschäften — kirchlichen und weltlichen — doch immer die Muse zu gewinnen gewusst, Kunst und Wissen als mächtig fördernder Mäcen, zu pflegen und zu fördern. In erster Linie war es die Ausschmückung der damaligen gothischen Laibacher Kathedralkirche zu St. Nikolaus und der Kirche in Oberburg mit schönen Gemälden, was Thomas Chrön besorgen liess, indem er u. a. im Laibacher Dome ein Votivbild der Gründung des Laibacher Bisthums durch Kaiser Friedrich III. und dessen Gemahlin: Leonora Augusta Portugaliae Begina Fundatrix und mit Beziehungen auf die weiteren Gönner dieses Bisthums die Kaiser Maximilian I. und Ferdinand I. zur Ausführung brachte. Das Grab Christi in Oberburg liess er kostbar vergolden, zu welchem Zwecke er von der einen Seite 67 von anderer 28, dann wieder 25 Venetianer Ducaten zum Geschenke erhielt u. s. w. Da verdingt er bei einem Bildschnitzer in Graz die Lieferung eines „Urstandbildes“, bei einem Goldschmied in Laibach die Lieferung kostbarer silberner Leuchter. Mit M. Abel Degen, Stein- und Siegelschneider in Laibach, verdingt er um ein grosses bischöfliches kirchliches Siegel, „darin Unserer lieben Frau und Jesu des hl. Kindleins Bildnis in einem königlichen Saal auf beiden Seiten aber des Bisthums und mein (des Bischofs) Wappen sauber und statlich sammt der Schrift herum gegraben werden solle per 40 fl. und so er sich meisterlich mit der Arbeit verhält, ein Ehrung“ „dazu — schliesst die eigenhändige Bemerkung des Bischofs — fein Silber geben 7 Loth“. Die prächtigen noch heute erhaltenen Grabdenkmale, die er seinen Vorgängern auf dem bischöflichen Stuhle in Laibach, in der Kirche in Oberburg widmete, zeugen für seine Pietät wie für seinen Kunstsinn. Nicht minder förderte er die Musik, wie dies seine Aufzeichnungen über Erwerbung von Musikalien, Beistellung von Musikern für seine Kirchenchöre beweisen. Die thea-tralen Aufführungen im Laibacher Jesuitencollegium durch die Zöglinge des Convictes beehrte Bischof Chrön so oft er konnte mit seiner Gegenwart und betheiligte er sich an dem Erfolge derselben durch Aussetzung von Prämien und andere Beisteuern. Wie er die lateinische Schule der Jesuiten durch mannigfache Unterstützung förderte, so willfahrte er auch der Bitte der Laibacher um eine deutsche Schule beim Dome (um 1620). Er trug sich mit dem Plane der Errichtung einer eigenen Buchdruckerei in Laibach und war eine gute Kunde der auswärtigen „Buchführer“; die protestantische Bibliothek der krainischen Landschaft, die er in seiner Eigenschaft als Leiter der „Gegenreformation“ gleich den ansonst im Lande gefundenen protestantischen Büchern confisciren liess, hat er aber durch deren Transportirung nach Oberburg, von wo sie später wieder nach Laibach kam, vor der Vernichtung bewahrt. Er selbst besorgte eine Neuherausgabe der Evangelien und Episteln in slovenischer Sprache, die 1612 im Drucke erschienen. Seiner lateinischen Jugendgedichte haben wir bereits Eingangs Erwähnung gethan. Es erübrigt uns nun die, ebenso knapp zu bemes-sende, Darstellung seiner weltlichen Thätigkeit als Mitglied der krainischen Landschaft und als Statthalter— Locumtenens—des ßegenten von Jnner-österreich zu Graz. Kraft seiner kirchlichen Würde als Domdechant von Laibach und in Abwesenheit seines Vorgängers auf dem bischöflichen Stuhle, der wie wir gesehen haben, bis zu seinem Tode das Statthalter-Amt in Graz versehen, war Thomas Chrön schon lange, bevor er Fürstbischof geworden, im krainischen Landtage thätig, wo es eben um das Ende des 16. Jahrhunderts, da die Gegenreformation in Innerösterreich ins Werk gesetzt wurde, zu heftigen Controversen kam. Die Gegensätze spitzten sich immer mehr zu — wir haben schon an anderer Stelle hervorgehoben wie es schon 1597 beim Huldigungslandtag zwischen Chrön und Achaz von Thurn zum Streite gekommen — und 1598 i,n der Ausschusssitzung vom 21. Februar war Niemand da, der das Landesmarschallamt versehen wollte. Chrön notirt darüber in seiner Aufzeichnung folgendes: „1598 21. Februar. Als Niemand sich zum Landmarschaisamt bewegen und gebrauchen lassen wollen, bin ich von Einer Ehrsamen Landschaft erwählt und von den landesfürstlichen Herrn Commissarien zum Landmarschall behandelt worden“ ; — er war zur Zeit bekanntlich bereits ernannter Fürstbischof von Laibach, — ChrönfungirtealsLand-marschall auch in der Ausschusssitzung vom 27. Februar 1598 und zum 28. Februar notirt er: „Primum habui statuum conventum“. (Ich habe die erste Ständeversammlung abgehalten.) Unterm 2. April 1598 ergab sich wieder ein Streit mit Achaz von Thurn wegen des Vortrittes in die Landtagsstube, welcher Streit sich am 9. Februar 1599 erneuerte; der Bischof machte für sich geltend „ die Freiheiten seines bischöflichen Titels und weil die Privilegien auszutheilen nicht bei den Ständen sondern bei den Erblandfürsten sei“. Thurn führte dagegen seine Eechte als Erblandhofmeister ins Feld „er wolle dem Bischöfe nichts entziehen, sei jedoch dessen „Freiheiten“ zu hören begierig“. Die Angelegenheit gieng an den Hof und die darüber unterm 21. April 1599 erflossene Resolution entschied zu Gunsten des Bischofes. Die Stellung Thomas Chrön’s als Chef der Gegenreformations-Commission, die es in ihrer Thätigkeit in erster Linie mit den zum grössten Theil protestantisch gewordenen Ständen des Landes zu thun hatte, brachten ihn in seiner anderen Stellung als Mitglied der Landschaft mit den hier massgebenden Ständen in immer weitere Conflicte und so sehen wir, als die Gegensätze am ärgsten aufeinander prallten, die Landschaft als solche eine eigene Beschwerdeschrift, als: Querela statuum Carniolae contra Episcopum Labacensem“ an den Hof senden, die 13 Blätter klein folio umfasst und sich in Details ergeht, ja selbst den bischöflichen Rittmeister, den Anführer seines Oontingentes an gerüsteten Pferden zu den Landschaftstruppen mitein-bezog. Diese Beschwerdeschrift der Stände erwiderte der Bischof mit einer Gegenschrift: Responsum Episcopi Thomae Labacensis ad querelas Provincialium (klein folio.25 Blätter), worin er Punct auf Punct der gegen ihn gerichteten Anwürfe durchgeht und beantwortet ; in Betreff der Musterung und des erwähnten bischöflichen Rittmeisters sagt er, „wie er für daš Bisthum und für Oberburg ein ausgezeichnetes bei den Musterungen anerkanntes Contingent stelle und wie sein Rittmeister Josef Posarell vortrefflich sei, wie dieser Einer Fürstl. Durchlaucht Rath und Landmann in Krain in die 21 Jahre des Bisthums Pferde führe und der Schlacht bei Sissek ruhmvoll beigewohnt habe“. (Schluss folgt.) Die Krebsseuclie in Krain. Bekanntlich ist seit dem Jahre 1880 auch in Krain die Krebsenpest aufgetreten, welche in wenig Jahren fast den ganzen Krebsenstand des Landes vernichtete. So gingen 1880 die Krebse in der Kulpa bei Mottling zu Grunde, 1881 in der Lahinja, 1882 in der Gurk, ferner der Laibach und in den GewässernOberkrains. 1887 ergriff die Seuche die Lacknitz und 1892 die Temenitz in Unterkrain und 1898 die Eeifnitzer Feistritz. Heute findet sich der Krebs noch in den Gewässern am Nanos, um Haasberg, theilweise in der Gegend von Zirknitz, auch die Gewässer bei Hopfenbach sind noch nicht verseucht. Es ist begreiflich, dass abgesehen vom wissenschaftlichen Interesse, auch aus ökonomischen Eücksichten •— der Schade, welcher z. B. dem Lande Krain erwächst, wird auf mindestens 20.000 fl. per Jahr veranschlagt, — die Frage von verschiedenen Forschern studirt wurde, um wo möglich Eemedur zu schaffen. Die jüngste diesbezügliche Publication bringt das heurige Programm des k. k. Untergymnasiums in Laibach, in welcher Herr Prof. JosefHubad seine Beobachtungen über die Krebsenseuche veröffentlicht und ein Mittel ihr zu steuern in Vorschlag bringt. Wir geben hier das Wesentliche aus Herrn Hubads interessanten Auseinandersetzung. Prof. Hubad geht von der Nahrung der Krebse aus und bemerkt, dass dieselben vor allem dort ihr günstiges Fortkommen finden, wo bereits ihre junge Brut hinlängliche Nahrung findet, w7elche in kleinen Wasserthieren als den Cyclops-, Cypris- und Daphnia- Arten L u. a. besteht. Im Jahre 1891 beobachtete Prof. Hubad Cyclopse oder Flohkrebse in einem Wasser, welches ihm der Leiter der Landesfischereistation, Prof. Franke, aus einer Pfütze von Bizovik2) brachte und bemerkte, dass viele von ihnen abstanden, nachdem sie früher anschwollen und die Farbe veränderten. Auge und Kiemen der todten Flohkrebse zeigten sich bei lOOOfacher Vergrösserung mit winzig-kleinen Bläschen bedeckt. Es wurden nun 6 Gefässe mit filtrirtem Wasser gefüllt, in jedes wurden 20 gesunde Flohkrebse eingesetzt und in drei Gefässe Stückchen von diesen infizirten Krebsen zugesetzt. In drei Stunden waren sämmtliche Cyklopse in den drei Gefässen todt, die anderen blieben frisch und munter. Das nämliche Eesultat ergab sich beim Experimente mit Muschelkrebsen und Wasserflöhen. Es war damit bewiesen, dass die kleinen bläschenartigen Körperchen auf den kleinen Krustern für letztere tödtlich waren. Leider konnte Hubad die Beobachtungen nicht weiter fortsetzen, da die Pfütze bei Bizovik inzwischen eingetrocknet war. Inzwischen beauftragte 1893 das hohe k k. Ackerbauministerium Herrn Prof. Franke mit der Untersuchung der krainischen Fisch- und Krebsenwässer; Herr Franke übergab verschiedene dieser Gewässer Herrn Hubad zur mikroskopischen Untersuchung. Gleichzeitig erhielt Herr Hubad aus Globok potok3) die Füsse, Augen, Kiemen und Schleimhäute eines jüngst *) Es sind dies selbst kleine Krebse aus den Familien der Flohkrebse, Copepoda, Musehelkrebse, Ostraeoda und W a s-serflöhe, Daphnidea. J) C. 5 km östlich von Laibach. a) Bei St. B up recht in Unterkrain. der Pest erlegenen Krebses. Prof. Hubad füllte nun 10 Gefässe mit Wasser, welches von gesunden Flohkrebsen, Muschelkrebsen und Wasserflöhen wimmelte. In 5 dieser Gefässe legte er Stücke der Schleimhaut des verendeten Krebses. Binnen zwei Stunden zeigte sich die Wirkung an den Thieren, sie begannen zu ermatten und die Farbe zu verändern, zuerst die Cyclopse und die Wasserflöhe, unter dem Mikroskope aber zeigten sich auf den Thieren wieder jene Bläschen, welche schon 1891 auf diesen kleinen Krustern aus der Bizoviker Pfütze beobachtet wurden. Ein gesunder Cyclops, welcher dem verseuchten auf dem Mikroskoptische zugesellt wurde, war bald mit den kleinen Bläschen behaftet. Diese vermehrten sich so rasch, dass er in 2 Stunden abstarb. Die Krustenthierchen aber in den 5 Gefässen, in welche kein Stück des abgestandenen Krebses gelegt worden war, blieben gesund und munter. Solcher Versuche stellte Prof. Hubad an die 100 an, und stets mit demselben Erfolge. Im Monate Juni nahm er 20 gesunde Krebse aus Innerkrain und ebenso-viele aus oberkrainer Gewässern und vertheilt sie in mehrere Gefässe. Am 24. Juni legt er um 6 Uhr früh in ein Gefäss ein Stück der infizirten Schleimhaut zu den Krebsen ein, in ein zweites Gefäss wurden verseuchte Flohkrebse und Wasserflöhe eingesetzt, in das dritte Gefäss wurde verseuchtes Wasser zugegossen, im vierten Gefässe wurden die Krebse ausschliesslich mit verseuchten Flohkrebsen gefüttert.J) Die Wirkungen waren folgende: Im ersten Gefässe verendeten die Krebse um Uhr Nachmittag, im zweiten um 11 Uhr Vormittag, im dritten um 4 Uhr Nachmittag, im vierten um *) 1j211 Uhr Vormittag. Der Versuch lehrte, dass Flohkrebse und Wasser flöhe als Seuchenverbreiter zu betrachten sind, und dass der Schädling ein kleiner Pilz ist, welcher auf diesen Krustern wuchert. Professor Hubad betrat nun den von Th. Kitt in seiner Bakterienkunde und pathologischen Mikroskopie p. 126—192 vorgezeiehneten Weg. Er isolirte einige der beobachteten Pilze und übertrug sie auf Agar-Agar,2) auf Pepton-Gelatine wie sie Koch empfiehlt, und auf Kartoffel. Die hier gezüchteten Pilze übertrug Hubad um 5 Uhr Früh mit einer Platinnadel einem gesunden Krebse auf die Schleimhaut des Mundes, die Kiemen, und auf die Bindehäute der Gelenke des 5. Fusspaares. Schon am selben Tage zeigten sich gegen Abend die Krankheitssymptome. Der Krebs wurde unruhig, wezte die Füsse aneinander, das gestielte Auge sinkt trübe in die Grube zurück, der Gephalothorax wird röthlich braun, die Athmung wird rascher, an zarteren Hautstellen entstehen blassbraune l) Indem den Krebsen die infieierten Flohkrebse direct in den Mund eingeführt wurden. s) Eine Gelatine aus den Algen Graeilaria lichnoides und Gigartina speciosa. Flecken. Nach etwa einer Stunde erscheint das Thier wie aufgeblasen, zugleich treten im Hinterleibe und den Beinen krampfartige Erscheinungen auf. Das Thier versucht vergeblich aus dem Wasser zu steigen, es wälzt sich und windet sich am Eücken liegend, zuletzt bewegt es nur mehr schwach den Schwanz, die Beine und Fühler und verendete gegen 11 Uhr Abends. Der ganze Verlauf dauerte somit 16 Stunden. Der Sec-tionsbefund war folgender: das weisse Blut war dünner und gelblich geworden, das Fleisch blasgelb, das Eingeweide entzündet, besonders die Leber geschwollen und mit einer gelblichen Flüssigkeit getränkt. Das ganze verbreitet einen höchst üblen Geruch. Im Magen und Darminhalte aberzeigten sich jene Pilze, welche auf der Pepton gelatine, dem Agar-Agar und der Kartoffel gezüchtet wurden. Damit war der Beweis erbracht, dass dieser mikroskopische Pilz der Seuchenerzeuger ist. Es ist ein Spaltpilz von 0’7 ,« Durchmesser*) der sich schnell vermehrt und die beschriebenen Erscheinungen bewirkt. Indess ist er nicht allein dem Flusskrebse gefährlich, sondern allen Krustenthieren und selbst den Süsswasseralgen. Am Agar-Agar bewirkt er einen gelblichgrünen Anflug, auf Peptongelatine und Kartoffeln erscheint er in ebenso gefärbten Häufchen. Sehr ähnlich ist er in seinen Eigenschaften dem Staphylococcus pyogenes aureus, welchen Ogston im Archiv für klinische Chirurgie Bd. 25, 1880, beschrieben hat, und dem Staphylococcus pyogenes citreus, welchen Passet beobachtete. Dieser Nomenclatur zur Folge kann daher der Krebsenverwüster: Staphylococcus pyogenes viridiflavus genannt werden. Zum Schlüsse bespricht der Verfasser die Mittel und Wege zur Bekämpfung der Seuche. Den Höhepunkt erreicht sie im Juli und August und hört im November ganz auf. Es ist somit die Wärme der Entwickelung des Seuchenerregers günstig, ohne dass er der Kälte erläge. Herr Prof. Hubad experimentirte mit verschiedenen Mitteln, welche den Schädling tödteten, natürlich im stehenden Wasser. Es vernichtete denselben: 1. Verdünnte Sublimatlösung 1:1000 in 6 Tagen. 2. Verdünnte Salicylsäure 1:1000 in 8 Tagen. 3. Schwefelsäure 1:100 in 10 Tagen. 4. Alkohol 1:200 in 14 Tagen. 5. Karbolsäure 1:200 in 12 Tagen. 6. Aetzkalk in 14 Tagen. Natürlich steht die Sache im fliessenden Wasser anders und die meisten dieser Agentien würden auch andere Lebewesen tödten. Glücklicher war Verfasser mit Versu- chen, welche , er, mit verschiedenen Pflanzen anstellte, die er in verseuchtes Wasser einlegte. Hier zeigte es sich, dass unsere Spierstaude,1) Sumpf oder Ulmen-Spier-staude, auch Krampf- oder Wurmkraut, Wiesenkönigin, Mädelsüss, Spiraea Ulmaria L. sich als Gegenmittel zu bewähren schien. Nach sechs Tagen waren die Seuchenpilze abgesto r ben und die Kr uste r blieben gesund. Der Verfasser empfiehlt daher die Spierstaude in verseuchte Wässer einzulegen beziehungsweise an den Ufern der Wässer anzupflanzen. Müllner. Mittheilungen aus dem Museum. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1894. I. Geschenke. Herr Graf Alfons Auersperg: Eine kaum acht Tage alte, MitteAugust gefangene Wachtel. Herr Emerich Fili pan, k. k. Finanzprocuraturs-Beainte : Eine chinesische Zeitung bestehend aus 10 einseitig bedruckten Beispapierblättern von 28 cm Breite und 9’5 cm Höhe, in gelben Umschlag, auf welchen der Titel in rothen Zeichen aufgedruckt ist. Die Blätter sind durch zwei Sehlingen aus Papier zusammengebunden. Herr Gruden, k. k. Steuereinnehmer a/D in Oberlaibach : Eine römische Bronzefibel, gefunden an der Bömer-strasse nach Loitsch am Baskovec nahe der Eisenbahnbrücke. Frau Klobutschar: Neun Stück neuerer Kupfer- und Nickelmünzen. Herr Emil Lauenstein: Eine Münze von Flavius Victor, gefunden am deutschen Grunde. Frau M a t a j c in Stražiše : Folgende Münzen, welche in ihrem Garten ausgegraben wurden: Denarius von Antonius und Cleopatra. Ein kupferner Aurelianus mit Concordia militum. Eine Kupfermünze von Johann Cornaro 1624—1629 und eine von Maria-Theresia für Görz. *) *) Sie enthält nach Dr. Karsten Salieylaldehyd, rieht schwach aromatisch, schmeckt bitterlich herb. Früher war sie wie Spiraea Aruncus, letztere gegen Fiber und erstere gegen Würmer angewendet. Heute soll sie mit Hopfen gemischt in der Bierehemie eine Bolle spielen. D 1 fi — 1 mikromillimeter = O'OOl mm. Dieser Nummer liegen 2 autografirte Tafel bei. Das Blatt erscheint monatlich 1—lx/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 11. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark. Redakteur, Herausgeber und Verleger : Alfons MüHner, Musealeustos in Laibach. — Druck von Klein & Kovač in Laibach.