2N2RRWNN3VM für Annst, Literatur^ Theater u. geselliges Leben« Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 7 4V . Montag am H.O. Septeinber ^833 . »»^^» N»,, dieser Zeitschrift erscheinen ivüchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Vossen. Der Preis des Blattei ist in Loibnch nanzjöhri» 0, " ^ dalbiübria ,^ ft. Durch die t. t. Post uniel Louv«rt mit r»rl»sle,er Zusendunq aanzjüdriü u, daldiädria 4ss. E, M., und wird l>n>b,ndr>a »»raus­bezahll. Alle t. f. Postämter nehme« Pränumeral,»» an. In üaibach vranumcrirl »,»» be>»> Nerleaer am staan, Nr. lyll, »n cislen ^!»ere. Der Freihafen von Trieft. (Beschluß.) I n diesem Zeitpunkte völliger Entmuthigung ging plötzlich eine neue, mit den schmeichelndsten Hoffnungen ge­füllte Aere auf, die späterhin auch wirtlich glänzend ge­rechtfertigt wurden. Car l vi . bewilligte der Stadt Trieft im Jahre 1717 eine Steuerfreiheit, die aber nur auf wenige Theile der­selben beschränkt wurde, und setzte im Jahre 1725 den Um­fang des Stadtgebietes fest. Eine Reihe wohlthätiger Anordnungen bezeichnete die letzten Tage dieses Monarchen, wovon die letzte im Jahre 1710 zur Erbauung des Carlsmolo erging. Die Kaiserin Maria Theresia, trotz der kummer­vollen Lage, die ihr gleich im Beginne ihrer denkwürdigen Regierung ein weites Feld eröffnete, um ihre erhabenen Eigenschaften zu entfalten, unterließ dennoch nicht, das Werk ihres Vaters fortzusetzen, dehnte die Steuerfreiheit im Jahre 1719 auf die ganze Stadt und ihre äußere Um­gebung in einer bestimmten Weite aus, wie sie noch be­steht. — So eilte der Wohlstand in Triest mit Niesenschritten vorwärts. Ein vom Kaiser Joseph ». mit dem Kaiser von Ma­rocco im Jahre 1783 geschloßener Traktat erlaubte der österreichischen Flagge nicht nur ausschließlich freien Zu­gang in alle maroccanischen Häfen, sondern sicherte ihr auch Schutz und Garantie gegen alle- Seeräubereien der übrigen Barbareskenstaaten zu. — Mitten in der regen Thätigkeit und dem Eifer, der hiedurch in den Commerz von Triest kam, gründete sich da­selbst im nämlichen Jahre 1783 eine Gesellschaft Actionäre für den ostindischen Handel mit einem Fonde von 400.000 Gulden. Der ansehnliche Gewinn, den ihre ersten Speku­lationen abwarfen, ließ wenigstens im Allgemeinen den bald nachher aus dem Falle der Theepreise hervorgegange­nen Schaden nicht fühlen; die ungeheuer« Vorräthe von Thee, die man aufgehäuft hatte, mußten mit Verlust los­geschlagen werden. — Nun folgt die Periode der französischen Revolution, die für Triest viel eher günstig, als nachtheilig war, indem es zum Mittelpunkte der größten Spekulationen wurde, die in so vielen anderen, des Krieges wegen geschlossenen, Häfen nicht mehr ausführbar waren. Hingegen war das zweimalige Einrücken der franzö­sischen Truppen (eines 17»?, das andere 1805) für Triest um so trauriger durch die drückendsten Schätzungen und andere Forderungen, wozu das zweite Mal sich noch die Einziehung der beträchtlichen Waarenlager, welche Unter­thanen der mit Frankreich kriegenden Mächte gehörten, ge­sellte. Seitdem es in französische Bothmäßigkeit gefallen, zeigte es kaum mehr eine Spur von Leben: es unterlag dem Drucke des Prohibitionssystems, der Hafensperre und so vielen seinem Interesse geradezu entgegengesetzten Ver­fügungen ; die Gelder verschwanden aus dem Umlaufe, ein großer Theil der vermögendsten Kaufleute übersiedelte, die ärmern Spekulanten und Agenten verschmachteten in Angst und Elend, und die Population, vor Kurzem auf 30.000 Seelen gestiegen, sank nun im Jahre 181L auf 20.000 d. i. auf nicht mehr herab, als sie im Jahre 177? aus­machte. Endlich gelangte Triest wieder unter die selbstgewählte österreichische Herrschaft, welche, stark und mächtig, es wohl durch 4 Jahrhunderte aufrecht erhalten hatte. Die energischen Maßregeln, die zur Heilung seiner Wunden und seiner Wiederemporbringung erfloßen, krönte der glücklichste Erfolg. Der Herr Verfasser zählt sie alle fleißig auf; wir jedoch erachten mit Bezug auf die Proben, die nach einan­der in einigen Nummern der pr. Mailänder Zeitung ein­geschaltet und theilweise in diesen statistischen Annale« wieder abgedruckt wurden, das bisher Angeführte als hin­länglich (sieh Seite 333, Bd. 48), um den besten Lobred­ner zu machen. R58 Der letzte Theil des Werkes ist der Beschreibung Triest's, rücksichtlich seiner administrativen Und finanziellen Organisation und seiner vielen Institute gewidmet. Die vortreffliche Wiederherstellung der nautischen Schule können wir nicht mit Stillschweigen übergehen; sie ist eine Vervollkommung jener, die von der Kaiserin Ma ­ria Thersia eingerichtet wurde. Das Merlantilgericht mit dem Seekonsulate, der Sa­ nitätsmagistrat, die Cameral-Verwaltung, die Börse mit ihren Satuten, die verschiedenen Versicherungsgesellschaf­ ten, das östr. Lloyd, die Werften, die Magazine, kurz Alles ist mit der größten Klarheit und Akkuratesse be­ schrieben. Hieran schließen sich mehrere Tabellen, die auf den Handelsbetrieb, unter verschiedenen Gesichtspunkten betrach» tet, Bezug nehmen, bearbeitet und zusammengestellt mit einer wahrhaft bewunderungswerthen Ordnung. Schließlich wollen wir hier einige besonders schnelle Fahrten von Triesterschiffen aus den letzten Jahren anfüh­ren: I m September 1834 kam die Handels-Brigantine ^mKl-oxil, von Hamburg in 39 Tagen, und binnen 22 von Lissabon nach Triest. I m nämlichen Jahre machte die Kauffahrtei-Brigg, Victor Fürst von Metler n ich, die Reise von Antwerpen nach Triest in bloß 31 Tagen. Die Brigantine^ Erzherzogin Hermine, mit 2Z» Ton­nen, kommandirt von dem österreichischen Kapitän Simon Coselich, lichtete am 1. Oktober 1835 vor Bergen in Norwegen die Anker^, und warf,sie wieder am 6. des fol­genden Monats in Tricst, nachdem sie so 40U0 Seemeilen in 35 Tagen zurückgelegt. Die Handelsbrigg, Ferdinand König von Ungarn, kam am «. November 1831 pou Valparaiso in Chili nach einer Reise von nicht mehr als 125 Tagen in Triest an. So eine Schnelligkeit ist erstaunlich, um so mehr, als jene das erste österreichische Schiff ist, welches das Cap-Horn umsegelnd mit österreichischer Flagge das stille Welt­meer betrat. Auf diese Weise sind die Hauptzüge des Werkes, von dem wir eine' Anzeige zu machen uns bemüssigt hielten, da es sowohl durch seinen Gegenstand, als durch die Art, wie dieser behandelt ist, sich einer besondern Aufmerksamkeit würdig zeigte, beendet.. Wir wünschen dem Herrn Verfasser aufrichtig Glück dazu^ daf, er diesen großen Handelsplatz^ der eigentlich von Oesterreich geschaffen ist, und dessen Regierung er seine ganze Blüte zu danken hat, so geschickt darzustellen wußte." Ritter Adrian K Valbi. I n diesen ehrenvollen Ausspruch des wissenschaftlich so hoch gestellten Referenten stimmen auch alle übrigen Journale ein. Unsers Erachtens beruht in der allseitigen Anerken­nung des Costa'schen Werkes nur eine Würdigung, die dem Herrn Verfasser für seine rastlose Thätigkeit und seine ausgebreiteten Sachkenntnisse auch gebührt, und die ihn allein zu ferner» derlei Leistungen aufmuntern kann. R. Rigler. Gin Vild aus dem Pariser Lebe«. Von I>. 1—r. (Fortsetzung.) Der Beamte setzte seinen Spaziergang von einem Saale und von einem Spieltische zum andern, den er seit dem Eintritt der Pointeurs begonnen, ununterbrochen fort, zwar jeden derselben scharf, aber flüchtig fixirend, sich aber dennoch meistens in der Nähe der Bcmquiers aufhaltend. Da trat ein Mann in den Vierzigen in anständiger, aber ziemlich altmodischer Kleidung zum Faraotische, nahm aus den Rocktaschen zwei Goldrollen und aus einer Schreib­tafel mehrere Bankbillets heraus, und rief, seine Bar ­schaft vor sich hinlegend, nach Stuhl und Pointirbuch. Der Banquier grüßte ihn vertraulich und warf die Worte hinüber, indem er die Karte zur neuen Taille mischte: Schon lange entbehrten wir das Vergnügen, HerrMous­salt! O ja, erfolgte die trockene Antwort, ganze sechs Ta­ge sahen wir uns nicht. Glauben Sie aber, mein guter i>nive, daß man, nachdem man binnen zwei Tagen Frist 75.000 Franken verlor, so leichter Mühe wieder mit klin­gender Münze ins grüne Feld rücken könne? Eier und Küch­lein habe ich bereits geopfert und nun die Henne selbst geschlachtet, um mit ihr entweder alles das, was sie so treu­lich ausgeheckt, wieder zu mir zurück, und so sie selbst zu neuem Leben zu bringen, oder aber sie ihren Früchten M den Abgrund nachzuschleudern. Die Taille begann; man hörte nichrs mehr, als den eintönigen Ruf der todcenuoZelähnlichen Stimme des Bcmquiers, welcher die Karten abzog und die Blätter nebst deren Gewinn und Verluste benannte, dann das Rauschen der Bankbillets und das Klingen und Klimpern der Silben- und Goldstücke, welche von den Croupiers ent­weder mit dem langen Holzrechen in den gähnenden Schlund .der Bank hiuabgezogen, oder den Gewinnenden mit leiser Stimme zugezählt wurden. Moussal t spielte mit abwechselndem Glücke, war jedoch für den Anfang schon Gewinner. Der Polizeibe­amte war, durch dessen Reden etwas aufmerksam gemacht, Hinter ihn getreten, und sah über seine Schulter seinem Spiele und den Bewegungen des Banquiers sehr aufmerk­sam zu. Nun verlor der König neun Mal nacheinander, und die darauf Setzenden murmelten halblaute Flüche über bas hartnäckige Unglück dieser Karte. Da flüsterte Mous­salt leise vor sich hin: Neun ist eine glückbringende Zahl, das Quadrat von drei, darum frisch gewagt! Er schob rasch zwölf Bankzettel zusammen, und das ganze Häufchen auf den verhängnißvollen Fleck, indem er mit gellender Stimme rief: Auf den König! Der Banquier zog ab, der König hatte gewonnen. Fünf Mal wiederholte er den Versuch mit der gleichen Summe und demselben glücklichen t53 Erfolge, als er sich leise beim Aermel erfaßt fühlte. Nasch sich umwendend, gewahrte er den hinter ihmstehenden, ihm unbekannten Schwarzen, welcher ihm mit leiser Stimme in's Ohr flüsterte: Herr Moussalt, Sie. haben nach Ih ­ren eigenen früheren Aeußerungen die Summe von 7Z.000 Franks verloren, nun aber diese und wohl noch 4 3.000 Franks darüber gewonnen. Lassen Sie es dabei bewenden, seyn Sie zufrieden, den von Ihnen kürzlich so gewünsch­ten Urzustand ihres Vermögens wieder hergestellt zu ha­ben, und nehmen Sie den Rath eines wohlmeinenden Mannes an, indem Sie aufhören, die tückische Glücksgöt­tin länger zu versuchen, welche recht hämisch ihre auser­sehnten Opfer nur darum, und zwar oft mit reichlichen Gaben an sich lockt, um sie dann später desto sicherer zu verderben. Aber Moussal t war bereits durch sein so unver­ hofftes als seltenes Glück in die Trunkenheit des Spielers getaumelt, eine Trunkenheit, die fürchterlicher, als jene der geistigsten Gerränke auf Seele und Körper gleich verderb­ lich einwirkt. Heftig entgegnete er: Das Spiel hat sich gewendet; des Glückes lächelnde Miene verheißt mir die Fortdauer seiner Gun^, und ich gehöre nicht den matther­ zigen Thoren an, die, nachdem sie die bittere Erfahrung von dessen Ungnade gemacht, seinen ersten Sonnenblick so feige als unweise unbenutzt vorüberziehen lassen. Darum, mein Herr, behalten Sie Ihren unverlangten Rath für sich und enthalten Sie sich jeder ferneren unberufenen Einmischung, um mich nicht in meinen wichtigen und ein­ träglichen Conbinationen zu stören. Kalt und spöttisch lä­ chelnd verbeugte sich der Fremde und blieb von nun an ein teilnahmsloser, wenn auch aufmerksamer Zuseher. Noch zwei bis drei bedeutende Sätze schlugen dem ju­ belnden und schon jede Schranke der Selbstbeherrschung überschreitenden Spieler zu, eine bachantische Freude rö­ thete sein Antlitz und machte sein Auge erglühen, und em­ sig bemerkre er der Blätter Gewinn und Verlust im Bü­ chelchen. Eilf Mal hatte die Sieben verloren, da stürzte Mussalt einen Becher eisgekühlten Bieres, die gewöhn­ liche Erfrischung rasender Spieler an solchen Orten, hinab, schob mit zitternden Händen einen Haufen Bankzettel rasch übereinander und brüllte: die Sieben! Beim viercen Abzüge schon erschallte des Banquiers monotoner Ruf: Die Neun gewinnt, die Sieben verliert! und eilig hackte der nächste Croupier den dritten Theil von M u ssa l t's Vermögen in die Bank. Noch verläugnete sich des Spielers Muth nicht. Quitt oder doppelt! rufend, setzte er einen neuen Stoß der benannten Geldpapiere, und wieder harte die Sieben verloren. Die Bank zog die Sätze der Spieler von allen Seiten an sich, wie der in die Micte einer mit Eisenspännen gefüllten Schachtel ge­ brachte Magner diese ihm verwandten Körper, und Mous­ salt starrte einen Augenblick, wie vernichtet, auf die Trümmer seiner Habe. Dies heillose Blatt ist noch drei Mal in der Karte, und muß nach dreizehnmaligem Ver­ luste doch endlich, und sicherlich mehrere Male nacheinander gewinnen I sprach er in sich hinein. — Unbegreiflich schnell hatte er den ganzen Inhalt seiner Schreibtafel und seiner Taschen geleert; noch einige Bank­noten, ziemlich viel Goldrollen, und selbst zwei, als bisher zu geringfügig verschmähte Säckchen mit Silberstücken, der letzte und einzige Rest eines bedeutenden Vermögens, wur­den von dem unglücklichen Eigenthümer in einem Gesammt­betrage von noch immer beinahe 60.000 Franks wieder auf die Sieben gesetzt. Mi t zurückgehaltenem Athem, stieren Augen, des Angstschweißes dichte Tropfen im bleichen Ant­litze, harrte er des Erscheinens seines Blattes. — Endlich hallte es ihm, wie die Donner des Weltge­richtes in die Ohren: ?Die Dame gewinnt, die Sieben verliert." Eine Minute sank er betäubt gegen die Lehne seines Stuhles zurück, eine zweite, und es überflogen gichte­rische Zuckungen sein Gesicht, dann schien er gefaßt und ein starres Lächeln nahm seine Züge ein. Aber dies Lächeln war das Lächeln eines Steingebildes, von ungeschickter Hand dem unbeweglichen Gesichte eingemeißelt. Er erhob sich und lehnte sich in's Fenster, bewußtlos auf das unten sich drängende Gewühl schauend. (Fortsetzung folgt.) Das Leben eines braven Bürgers. (Einc Parolclle.) So wie die Erde eine zweifache Bewegung, nämlich um ihre eigene Achse und um die Sonne hat, gerade so soll des Bürgers öffentliches und Privatleben seyn. Letzteres drehe sich immer um den Kreis seiner Familie und seines Hausstandes, ersteres aber lehre sich nach der Son­ne, dem Wohle des Vaterlandes und des Monarchen; denn ohne diese Sonne wäre die Erde nur ein dunkler Körper, und selbst keiner Bewegung um die Achse fähig. Der Egoist aber ist, wie die Erde nach dem kopernilanischen Welrsystem; alles dreht sich um sie, oder soll sich wenig­stens um sie drehen; sie selbst aber bleibt in behaglicher Ruhe in der Mitte. — ^ 2. V—t. 3teVn«^cs Mannigfaltige». Wenn man annimmt, daß auf der uns bekannten Erde tausend Mttionen Menschen wohnen, so entsteht alle 33 Jahre ein neüZ MensclMgeschlecht, denn während dieses ZeicrauMes -sind -taufend Millionen gestorben. Nach die-^ ser-Rechnung ist die Anzahl der Gestorben«,: H^^x A in einem Jahre ... . 30,000.0^^X>^//X in einem Monate ... . 2,500^>0^V ) < /' in einer Woche . . . ^ «235000 ^V^// in einem Tage .... 82I000 ,^ l/ ^ > in einer Stunde . . . . ^l.lOO 1 / , in einer Minute .... , «0 ^ , in einer Sekunde .... ^ i ,» Vor nicht langer Zeit gab es in Wien 80.000 Hun­de, welche (4 Loth täglich für jeden gerechnet) in einem Jahre 2,318.3 lO Pfund Brot, oder (22 Loth täglich) in einem Jahre 2»t8 Ochsen verzehrten. Man hat vor län­gerer Zeir schon berechnet, daß man »l Frankreich 200.000 Menschen mir dem ernähren könnte, was die unnützen Hunde (Schoßhündchen mancher Arr nicht einmal mitge­rechnet) jährlich verzehren. Die Abtragung der Thurmspitze des Wiener-Niescn­thurmes ist seit der Abnahme des Kreuzes (20. August) fortwährend im Werke begriffen, kann aber wegen der äu­ KO» ßerst mühsamen und gefährlichen Ausführung, und durch heftige Winde und Regen gehemmt, nur langsam vorwärts­schreiten. Man ist bisher noch nicht einig, ob die Wieder Herstellung der Spitze abermals aus Stein oder aus Guß­eisen mit Kupferverzierungen und einem dem Originale ähnlichen Firnisianstriche, ausgeführt werden soll. Uebri­gens dürfte Gußeisen auf der Thurmspitze wegen Anzie­hung der elektrischen Materie bei Gewittern nicht beson­ders zusagend erscheinen. Korrespondenz. Rumbur g in Böhmen am 4. September l»5y. Ihr ergebener Korrespondent befindet sich seit einigen Wochen an ei< nem Orte, welchen angefichllich kennen zu lernen, längst sein Wunsch ge­wesen ist. Ru m bür g hotte durch seine Leinwandfabrilation einen europäischen Ruf gewonnen, aber die Zeit ist vorüber, welche diesen Ruf gerechtfertigt hat. Jetzt ist nur »och ein einziges Haus hier, dessen Geschäfte an die aus­gebreiteten Verbindungen der alten Handelsstadt erinnern. Das heitere, le­bensfrohe Treiben, das den Ort einst ausgezeichnet hat, ist hier nicht mehr zu finden. Als ich am ersten Abende meines Hierseyns in dem besten Gast­hofe der Stadt allein saß und »ach den Fremden fragte, welche, wie man mir ges«gt, aus allen Gegenden Europa's hier zusammen ströme», zuckte der Wirlh mit den Achsel» und meinte: tempi i>-!55i!ti. Am folgenden Tage aber repräsentirte ein phlegmatischer, türkischer Jude, aus Konstanti­nopel kommend, sämmtliche europäische Nationen, welche sonst ihre Hand» lungsreisenden Hieher gesandt hatte». Hier u»d zu Warnsdorf , welches zur Herrschaft Rumburg gehört, und unbezweifelt das merkwürdigste Dorf der Monarchie und vielleicht unscrs ganzen Erdtheiles ist, soll man vor we­nigen Jahren noch das gesellige Lebe» einer Residenz nicht vermißt haben. Warnsdorf hat sechs Gemeinden und in etwas über einhun­der t Häusern zehntausen d Einwohner, die zahlreiche» Fremden, welche in den Baumwollwaoren-Fabriten des Ortes arbeiten, ungerechnet. Unter diesen lioo Häusern befinden sich sehr viele, welche Städten Ehre machen würden, und einige, deren innere und äußere Pracht de» Pallästen in der Hauptstadt nicht nachsteht. Im Ha n i sch'schen Hause befindet sich ei» Saal, von welchem Kaiser Franzi , einst gesagt hat: »Einen schönern habe ich nickt zu Wien in meiner Burg.« Der nun verstorbene Gründer dieses Hauses war einmal in eigener Person zur herrschaftlichen Robotarbeit ausgezogen, und hatte Thiere vor seinen Pflug gespannt, deren Hörner vergoldet waren. Das Dorf Warnsdor f hat auch ein eigenes Theater, welches, sehr geschmackvoll hergerichtet, Logen, Gallerieu und Sverrsstze enthält, erst i» neuerer Zeit erbaut wurde, und alljährlich einmal durch eine herumzie­hende Truppe benutzt wird. Ueberhaupt hat dieses Dorf den Mutlerort Rumburg i» jeder Beziehung seit Lange,» überflügelt, und diesem in mer­kanlüischer Hinficht keine» a»dern Vorzug mehr, als de» gelassen, daß hier jeden Mittwoch noch ei» Wechseltag —Börse , wie man ihn hier nennt — gehalten wird. Die Erzeugnisse, welche aus Baum-, so wie aus Schaf­wolle die Warnsdorfer Fabriken liefern, ss»d wirklich ausgezeichnet, und daher kömmt es auch, daß dieser Ort ungeachtet der geänderten Zeitverhält­nisse doch noch einen Thcil seines alten Glanzes gerettet hat. Man schreibt: Die Insel Malt a sey der bevölkerteste Fleck der Erde, weil da lö.onll Menschen auf einer Ouadrat-Mcile leben. Die Herrschaft Rumburg aber, welche fünf Viertel Quadrat-Meilen enthält, hat 27.U« Emwohncr, und ist daher bevölkerter, als Malta selbst. Aber das Zusam­mendränge» so vieler Menschen auf einem s» kleinen Räume, zieht den llebelstand nach fich, daß hier eine Theuerung herrscht, welche selbst dann noch sehr überrascht, wenn man aus einer Gegend hichcr kömmt, welche de« hohen Preises der Lebensmittel wegen ein Gegenstand der Klage aller Besoldeten ist. Ich habe vordem geglaubt, Leitmerit z sey rücksichtlich der Kostspieligkeit aller Lebensbedürfnisse das »London« von Böhmen, allein genügsamer werde ich von hier dahin zurückkehren; denn in Rumburg und seiner Umgebung bezahlt man die meisten Artikel, welche für das Haus ge­braucht werden, mit dem nämlichen Netrage in preußisch Courant, um welchen sie in, Binnenland«: in Wiener-Währung sich verschafft werden. Und dies trägt gerade das Dreifache aus. Die Sladt Rmnburg hat wenig Schcnswerthes, und obgleich ziem­lich regelmäßig gebaut, sind die meisten Häuser doch noch größteutheils von ^ -- ^, Holz. Dieses Uebclstandes ungeachtet, weiß man hier wenig von Feuers brünsten, ein Beweis, daß Vorsicht hier allenthalben zur Gewohnheit ge­worden ist. Das fürstlich lichtenstein'sche Schloß ist ein anspruchsloses Gebäude durch wenig anders von den Nürgcrshäusern als durch seine Höhe ausge­zeichnet, da es, das einzige Haus in Rumburg, drei Stockwerke hat. Auch ist ein Kapuzinerkloster hier, dessen treue Wohlthäter die wendischen Slo­vcn sind, welche alljährlich zu de». Ordensfeste am 2. August zu vielen Hunderten Hieher konime» und bei ihrer Ankunft unter Anführung ihres Priesters einen feierlichen Einzug in das Kloster halte». Ihre Wohnsstzc in der Lausitz find nur Z bis 4 Stunden von Rumburg entfernt, wo sie Milien unter einem deutschen Volte eine slavische Kolonie bilden, u-id Sprache und Titten ihrer Altvordern seit mehreren Jahrhunderten treu bewahrt habe». Es sind diese Slaven ein stämmiges, kräftiges Völkchen im auffallendsten Gegensatz zu ihren Landsleuten, den dünnen Sachsen. Dies ist Alles, was ich Ihnen für den Augenblick aus meinem ge­genwärtige,! Aufenthalte mittocilen kann. Nehmen Sie einstweilen damit vorlieb, doch werde» Sie demnächst vielleicht aus eiucm ander» Orte wieder vo» mir hören. Lithographie. Im I»telligc»zblatte, Nr. yy der »Laib. Zeitung« vom l?. August d. 3. lasen wir eine A»tüudigu»g, daß die trainische Schweiz, das ist Nei­des und Wochcin, nebst den Ansichten Von Laibach, Krainburg und den vor­züglichsten Gegenden Obersrains hier in lithoaraphirtcn Kunstblättern heraus­gegeben werden sollen, und wir müssen gest,hen, daß wir auf einen ersten Abdruck gespauut waren. Derselbe erschien nun unter dem Titel »Roscnbach« im Intelligenz­blatte Nr. 1N4 der »Laib. Zeitung« angekündigt, und ist bei Lcop. Pa­te rn oll i uni 20 tr. C. M. zu haben. Nun sey es uns erlaubt, unsere Meinung, darüber unveihohle» auszusprechen. Es ist für den Landschafts­maler ein Hauptllugcumert, die Natur in jenen Punkten aufzusuchc» und aufzufasse», wo sie fich zu einer treuen Darstellung am vortheilbaftesten und besten eignet; ferner ist es unobläßig, daß eine Landschaftszeichnung, soll sie durch eine gute Anordnung charakterifirt werden, einen Vorder-, Mittel- und Hintergrund besitze, und mit zusammengehaltenen Musscn'von Licht und Schatte» durchgeführt werde. Im Blatte »Rosenbllch« ist in­des, auf keines obiger Augenmerke Rücksicht genommen worden, denn das Blatt besitzt allein Mittelgrund, aber weder Vorder- noch Hintergrund; ferner ist das Licht so zerstreut, daß wir nicht wissen, wohin wir die Augen zuerst wenden sollen, mehrerer Fehler der Perspektive und der Zeichnung gar nicht z» gedenken. Das schöne »Rosen dach« wurde gerade von dem un­ günstigsten, schlechtesten Punkte aufgefaßt; es schien dabei nur die an, Rande des Bildes bei einen» abgeschnittenen Tischesitzende, zwcipersonige Kaffehpor­thie zum Hauptaugenmerk genommen, hingegen die schöne Aussicht g.aen das zur Andacht einladende, Tanne» und Fichten überragende, niedliche Mo­ricukirchlein ans dem Berge, gar nicht beachtet worden zu seyn. Jedem hier Wohnenden find indessen seine Lieblingsplätze zu wohl bekannt, als daß er durch einen Griffel, wie diesen, wenn die noch zu erwartenden Ansichten nicht besser ausfallen, irre geführt werden könnte. Indem wir dem Herausgeber, dessen Talente in der Portroitmolerei wir Volle Gerechtigkeit wiederfahren lassen, zu seine,» Unternehmen aufrich­tig Glück wünschen, können wir nicht umhin, ihm freundschaftlich zu cm­fehlen und zu rathen, in Zukunft bessere Aufnahmspunktc für Landschafts­zeichnungen zu wählen und sie sorgfältiger durchzuführen. Kurz v. Goldenstein. Logogryph Lieben Zeichen kleiden dich. Sechs bewirken eine» Stich, Fünf erweisen kopflos sich. I. V. Nachricht. Morgen steht den Theaterfreunden ein seltener Genuß bevor. Der gefeierte Tenorist Herr Wild , k. k. Hofopernsänger, wird als Sever in »Normo« gasiiren. Berichtiau ng. In, Vorigen Blatte Nr. 2Y, Seite 154, Zeile 2? uo» oben wolle gefälligst statt ^ss,ir>,5 — ^8« l>itn gelesen, und i,n Blatte Nr. Zu in der Schlüsse,ichligung das Wort »w i sse n tl ich'' als uberflußig betrachtet werden. Laibach. Druck und Verlag von Joseph Vlasnik.