Nro. 42« MMchtt ^^M^ Ztlmg. Freytag den 27. May 1791. Inländische Nachrichten. ^ U3ien den 21. Mav. Se. K. K. apost. Maj. haben , verwög Hofdekrets vom ^. v. M. durch eine wiederholte allerhöchste Entschliessung festzusetzen geruhet, daß alle Kraft der vorigen Zwang-gesetzö in den öffentlichen Fonds zu 3 H v. H« angelegten Pupillare - und Stiftungs-kapitalien, so wie auch in Niederösierreich, die Majorats - Fideikommiß - und Studien-Fondskapttalien, vom i. d. M. May anzufangen < zu 4 v. H. verzinset, hingegen eben diese Kapitalien, welche gegenwärtig und künftig in die öffentliche Fonds angelegt werden, zu keinen höhern Zinsen , als welche für alle übrigen Staats-tzlaubiger bestimmt sind , angenommen werden sollen. Doch hat gegenwartige Be- ' günstigung durch höhere Verzinsung nur j«n?u Kapitalien zu Statten zu kommen, welche baar ungelegt, und nicht in 3 ^ procentigen Obligationen bloß zur Umschrei- bung bargebracht worden sind. — Der Erzherzog Karl tritt sogleich nach der Zu-rückkunft Sr. Maj. seine Reise nach den Niederlanden in Begleitung seines liebenswürdigen Hofmeisters des Baron v. Warns-tors an, unter dessen Leitung er den Re» gierunqsgeschaften sich widmen wird. —-Der ^ürst Adam Auersberg wird dennoch in kurzem eine Reise nach Neapel anlret-ten, da ihn der König so feycrlich dazu eingeladen; die Ursache, daß er ihm nicht gleich folgte, war blos die Nothwendigkeit bey der nunmehr nächstens zu erwartenden Königs - Krönung in Böhmen selbst Augenzeug?, und Mitwirker zu seyn. — Dm 8. dieses wurden bey der K. K Por-zelanfabrik in Wien, die von ihren Zöglingen in der daselbst errichteten Mahlerund Bildhauerschule verfertigten Stücke mr Beurtheilung vorgelegt, und zugleich auch W ^porzelan gebrachte Arbeiten, nebst emi-a?n ganz n?uen Erfindungen, vorgewiesen. Der k. k. Staatsmin ster^ Baron v. Rei-schach, verschiedene Hof - und Regierungsrache und einige Mitglieder der k. k. Akademie der bildenden Künste, beehrten diese Handlung mit ihrer Gegenwart, und bezeigten dem k. k. Hofrarhe/Hrn. V. Sorgellthal , der diese Fabrik dlrigirt , ihren Beyfall über den guten Fortgang eines In-stiturs, welches er selbst eingeführt hat. Es wurden nachher die für die besten Stücke bestimmten 14 AneiferungsprMe ve.rtheilt, und die Zöglinge zur fernern nützlichen Verwendung angeeifert. — Es zeigen slch dermalen in Wien 2 Frauenspersonen , die man in Absicht auf die Größe als ganz verschiedene Produkte der Natur betrachten kann. Die eine ist eine Riefln, vom schönsten Wüchse, aus Stargard, in Preußen gebürtig, und 19 Jahre alt, und mißt bereits 7 Zannische Schuh, die andere eine Italienische Zwergin von 23 Jahren, und stellt, bloß die Finger ausgenommen, sonst die gan;e Aujsenseite eines Ki'ndes von 4 Jahren da^. — Se. Maj. 0er Kaiser haden ans besonderer Milde den bey dem dissolvirtm Michalo-vitzischen Freykorps gestandenen Hen. ^aupt-leuten Mllinfowich, Petrowich, Stoiko-wich, Nikolajewich llnd Delligeorgie, dann den Hrn. Rittmeister Novakowich die Gage nach ihren bcgleittttil Karakter, so wie es die Granitzer beziehen, zu bewilligen ge« ruhet, auch sollen sie, wenn sie sich im Banat aufhalten, ein angemessenes Quartiergeld bekommen. — Der Herr Lieutenant v. Plodig von Kaiser Dragoner ist Von Sr. Maj. dein Kaiser zum Hofkonzi« pisten bey der Illyrischen Hosstells ernannt worden. — Nach Briefen aus Karlstadt hat der Bascha von Bosmell. einen Fer» man aus Konstantinove? erhalten, vermög welchem der Großherr dett Waffenstillstand gegen Oesterreich aufhebt; zwischen Wi-chacz und Novi versammeln sich schon die Türken, daher auch die kroatische Armee in 1,6 Bataillonen bestehend in ihre Lager am 2l. d. gerückt, sind, deren eines bey Voinich, das aiidere bey Predor geschlagen worden ist, sie erwartet vom Hofkriegsrathe Verstärkung, und weitere Verhaltungsbefehle. Brunn den atz. Mav. Mit zuVerlaß igen Briefen aus Berlin, hat man schon am ic>. dieses die Nachricht von einer Veränderung im preußischen Kabinett erhalten, welche wichtiger ist, als sie vielleicht in öffentlichen Nachrichten aus Berlin erscheinen wird. Nach der Angabe dieser Briefe hat der König ein neues Departement für die auswärtigen Angelegenheiten niedergesetzt, und zum Haupte desselben den Grafen von Finkenstein ernannt. Der Graf von Herzbcrg bleibt dabey blos als Staatsminister, ohne daß er, wie diese Berichte melden, einen wesentlichen Einfluß haben dürft?; und die andern Glieder sind: der gewesene Mini' ster bey dcm Seehandel, Graf v. Schul-lenberg Kennert, und der ehemalige preussische Gesandte an dem Londner Hofe/ Graf v. Alvensleben. Dieser letztere wird im Grunde das seyn, was bisher Graf Von Herzberg war. Preßburg den 21. Ma?. Die UN< garische königl. Gerichtstafel hat am y» d. M> in dem Gebäude des ehemaligen Generalseminanums '.«Pest, die Gerichtssitzungen eröffnet. — Den 12. hat auch der Tavernikus, Peter v. Vegh, den auf dem Landtage wieder hergestellten Tawr-nikalstuhl in Ofen förmlich eröffnet. --Der rühmlich bekannte Doktor der Arj" neyNmbe und Professor an der Pester hohen Schule, Herr v. Trnka, ist am ,2. d. M. verstorben, und wird allgemein bedauert. Er hat verschiedene gelehrte Schriften herausgegeben , und mehrere Werke im Manuskript zurückgelassen. Prag den 16. Ma?. Nachdem St« Maj. den böhmischen Ständen ebenfalls die Wiederherstellung des ehemals bestandenen Landesausschußes bewilliget haben, wurde zu dessen Wahl am 10. d. M. Landtagssitzung gehalten. Von Seüe des gelstlichen Standes wurden gewählt: der Archidiakon , Kanonikus und erchischöft. Konsistorialrath Johann Michael Wahrlich Von Bubna, nnd Herr Wenzel Mayer, Abt des Pramonstratenser - Stifts.ob dem Serahose in Prag, und in Mühlhausen; von Seite des Herrnstandes der k. k. Gubernialrath, Hr. Wilhelm Hugo Frey' Herr von Macneven , und der Graf Hart» mann v. Klarstein; von Seite des Ritterstandes der Landesunterkammerer und Gubernialrath, Johann Marzell Ritter v. Hennet, und der k. k. Apellazionsrach, Heinrich Losy Ritter von Losenau, end-lich von Seite des Bürgerstandes der k. k. Rath, und Bugermeister unserer Haupt-^ stadt Prag, Herr Andreas Steiner, und ^ der Magistratsrath, Herr Johann Stie-^ panowsky. — Tags darauf hielt dieser ^ Ausschuß die erste Sitzung , wobey der ^ bisherige Gubernialsekretar Herr Anton ' Weiß , zum Direktor des standischen Stelleramts gewahlet wurde, welcher gegenwartig die Direkzion der ständischen Kanzley besorgt. Oraz den 23. Mav. Wie man wissen will, so hat unser Hof auf ein * nmliche Note des Hrn. Baron v. Iako bi geantwortet: "Der Wiener Hof habe di guten und weisseu Gesinnungen mit beson derm Vergnügen und Zufriedenheit aufg« nommen, mit denen das preußische Kabl-net die Einwilligung gegeben hat, daß bey dem künftigen Friedensschluß mit der Pforce von der Reichmbacher - Konven-zion keine Meldung geschehen soll; dagegen wolle man den Kömg auf das stand« hafteste versichern, daß man sich an den strikten 3tam8 yuo , so wie er vor dem Bruche war und hatte seyn sollen, halten werde. Indessen bezieht man sich von Sme unsers Kabinetts auf den im Jahre 17^9. zu Belgrad mit Karl VI. geschlossenen Frieden', dem zufolge die Festung Qrsova den Türken unter gewissen Bedingungen, die sie aber nie erfüllten, überlassen wurde: man verlangt daher nicht nur die Festung Qrsova und hie Schleifung der Festungswerke von Belgrad, sondern auch du Unna zur Grenzscheide Kroaziens. — Ausländische Nachrichten. Italien. Turin den 12. Mav» Man spricht hier stark von einer Gegenrcvoluzion i» Frankreich / die der Duk d' Artois aus« führen will, welcher zu diesem Ende alle französische Offiziere, so sich hicr, unh in Italien aufhalten , nach Worms berufen hat, wo zugleicher Zeit bey 60,000 Mann eintreffen sollen. Oesterreich, Preußen, Rußland, und Spanien sollen solche gut- - gehcissen, und versprochen haben sie mög-^ Uchst zu unterstützen. A.om den i. rNay. Der mehrmals erwähnte Urtheilsspruch über den sogenann- e ten Grafen Caglicstro, ( welcher wege» » Mangel an Raum nicht eher hat mitge» e theilt werden können) lautet also: - " Zehen von den gedachten Consus-!- toren waren der Meynung, daß der in k Verhaft geletzte Joseph Balsamo, genannt Gr«f Caglivstro, welcher mehrerer Verbrechen angeschuldigt, überwiesen und einiger gestandig ist, in alle wieder die förmlichen Ketzer , Stifter dogmatischer Ketzerenen, aberglaubige Haupter der Magie und ihre Anhanger verhängte Kirchen« bulen und Strafen verfallen sey, und daß er in die durch die apostolischen Satzungen Clemens Xll. und BemdlktXlV. wider die Personen, welche am irgend ein Weise die Gesellschaft und Conventicula der sogenannten Freymaurer hegen und befördern, und durch das Edckt des Staatssekretariats wider diejenigen / so dergleichen in Rom selbst und an Orten des pabsili-chen Gebieths begeben, bestimmten Kl'r-chenbussen und Strafen verfallen sey. In Rückficht jedoch auf gewisse besondere Umstände , hielten sie dafür, daß der heil. Vater gebethm werden sollte, aus besonderer Gnade die Strafe, den Verurtheilten dem weltlichen Arm m überliefern , in eine ewige Gefangenschaft in einer von Sr. Hei-Agkeit zu bestimmenden Festung zu verwandeln , wo er, ohne Hoffnung auf Gnade strenge verwahrt würde, nachdem er zuvor in Gegenwart Ihrer Eminenzen, der Kardinale und Generalinquisitoren , der Herrn Consultanten, und anderer Perso« nen die Abschwörung gethan, von den Kirchenbussen losgesprochen sein wird, ihm jedoch einige andere schwere und heilsame Bussen auferlegt senn werden. " — Aber drey von den Consultanten waren der Meynung, daß die AbMvörung in der Kirche St. Maria lopra Minerva geschehen ioCte. Ein anderer meynte, daß nach her Abschwörung und auferlegten heilsamen Bussen er auf zehn Jahre zum förmlichen Kerker verurtheilt werden, und darauf, nach geleisteter Sicherheit, Rom auf Lebenslang zum Gefängniß haden sollte« Alle aber waren darin eins, das Manuskript von der Egnptischen Maurerw, indem es Gebrauche, Sätze, Lehren und ein Snstem enthält, welches die Strafft zum Aufruhr öffnet, und die christliche Religion zerstöHrt, sollte als abergläubisch gotteslösterlich und ketzerisch verurtheill und zugleich mit den In'frumenten diese/ S>k-te durch des Nachrichtirs Hand öffentlich verbrannt werden. Es wäre auch Ihro Heiligkeit zu rathen, durch ein apostolisches Gesetz die Gesetze ihrer Vorfahrer/ welche die Gesellschaft und Conventicula der sogenannten Freymaurer verbiethen, zu erneuern und darin besonders die Egypti-sche Sekte und die Sekte der sogenannten Illuminaten zu erwähnen, und schwerere Strafen wider alle diese Sekten und ihre Be« günstiger zu bestimmen.— Alle kamen gleich-falls überein, die Frau des IosephsBalsamo tanguam sponlie comparemem , nach der Ab« schwörung, mit Absolvirung von der Exkommunikation und Anstegung heilsamer Bußübungen zu entlassen u. s. w. — Man erfahrt, und ersieht auch zum Theil aus obigemDekre-te, daß die Frau des Cagliostro diejenige war, die ihn angegeben und alle seine Geheim» nisse aufgedeckt hat. — In Folge dieses Dekrets ist Cagliostro bereits nach der Festung St. Leo gebracht, und ist am 4. May obenerwähntes Manuskript / welches die Lehrsätze der sogenannten Egyptischen Freymaurerey enthält, sammt allen Attributen dieses geheimen Ordens durch die Hände des Scharfrichters öffentlich verbrannt worden. Wird alle Diemt - und Freyere n ichmittaqs um 4. Uhr auf dem Platze Nro. 183. in 0er von Kleiumayerschen Blichhandlung ausgeaeden.