Zur Verbindung dir hnchgrlimrikn Hm« Victor Nrichsgrascn von Wimpfse mit drm hnchwihigidirknen Fiiialrm Anastasie /rriin von Siva, mn Tran-Attnn in dir römisch-katholischm Kaprile Vivis am gensersee, den II. Jänner 1860, Franz Tav. Schütz, Als der Allmächtige den ersten Stammvater seines auserwählten Boltes in die neue Gottessamilie einführte', sprach er zu ihm: Wandle vor mir, und sei vollkommen! Ich werde Sie demnach. Hochedles Brautpaar! wohl ans die gotteswürdigste Weise in ihr neues Familienleben einführen, wenn ich in seinem Namen dasselbe Wort an Ihr Herz spreche: Wandeln Sir vor Gott und seien Sie vollkommen! Denn hierin liegt das ganze Geheimniß Ihres ehelichen Glückes. Und nun frage ich Sie, Hochgeborener Herr Reichsgraf Victor von Wimpffen! ich frage Sie vor Gott und den gegenwärtigen Zeugen: Ist es Ihr freier und ungezwungener Wille, diese hier gegenwärtige, Hochgeborene Baronesse, Anastasia von Sina zu Ihrer Ehefrau und rechtmäßigen Gemalin anznnehmen, Freuden und Leiden mit ihr zu theilen, durch Liebe und Sorgfalt das Leben ihr zu erleichtern, und bis zum Tode in dieser ehelichen Verbindung zu verbleiben, so bezeugen Sie dieß durch ein lautes: Ja! Hochgeborene Baronesse: Anastasie von Sina! ich frage auch Sie vor Gott und den gegenwärtigen Zeugen: Ist cs Ihr freier, ungezwungener Wille, diesen hier gegenwärtigen Hochgebornen Herrn Reichsgrafen Victor von Wimpffen zu Ihren Ehemann und recht¬ mäßigen Gcmal anznnehmen, Freuden und Leiden mit ihm zn theilen, durch sorgende Liebe das Leben ihm zn erleichtern, und bis zum Tode in dieser ehelichen Verbindung zu verbleiben, so bezeugen Sie dieß durch ein lautes: Ja! Da Sie nun vor Gott dem Allmächtigem Liebe und Treue angelobet haben, so wollen Sie sich jetzt auch die Vermählungs-Ringe reichen! Der Ring ist das Sinnbild der Unzertrennlichkeit. Man weiß nicht, wo er anfängt, wo er aufhört. So soll auch dis ehelich Liebe von keinem Anfänge, von keinem Ende wissen. Tragen Sie also diese bedeutungsvollen Ringe als das bezeichnende Bild Ihrer Treue! und nie sollen Sie dieselben erblicken, ohne ihre Bedeutung zu fühlen und die Stunde zu segnen, welche Sie auf immer vereinigte. Sie werden Hand in Hand durchs Leben gehen! So wollen Sie sich denn auch jetzt die Hände reichen! — Groß und ernst ist auch die Bedeutung der znsammengefügten Hände! Was biedere und redliche Christen durch einen Handschlag versprechen, ist wie mit einem Eide bekräftiget; da bedarf es keines weiteren Pfandes mehr. — Ein Symbol der Hilfe ist ja die mensch¬ liche Hand! Durch die Zusammeiigebung der Hände erklären Sic also still und feierlich, daß keine Hand'je von der andern lassen wolle, sondern daß Sie stets vereint bleiben wollen, bis Sie der Tod scheidet. (Folgt die Einsegnung). fühlen, sondern auf Grundsätzen und Gesinnungen beruht, die nur in reinen und gebildeten Herzen gedeiht, wie die liebliche Blume im nährenden Boden — die der Apostel als die vornehmste Quelle des häuslichen Glückes schildert. Denn wo diese Liebe ist im Ehestande, da ist auch die Trene, da ist die Freude, der Friede und die Einigkeit, da ist Geduld — kurz! wo diese Liebe ist, da ist jede eheliche Tugend, da ist der Segen des Himmels — da ist wahre, eheliche Zufriedenheit zu finden. Allerdings Hochedles Brautpaar! liegt in der glücklichen Wahl, die Sie gegenseitig getroffen, schon eine Bürgschaft dieser, Ihrer ehelichen Zufriedenheit. Sie, Hochgeborner Herr Graf! haben gerade diese edle Braut sich erkoren, weil Sie von dieser Wahl das Glück Ihres Lebens erwarten. Und dieß mit Grund! denn entsprossen aus einem höchst edlen Hause, das Tausende mit tiefster Ehrfurcht und mit dankerfüllten Herzen nennen — bringt sie Ihnen die schönsten weiblichen Tugenden, zu denen sie gebildet ward in einer weisen und sorgfältigen Schule; und dazu den Segen eines überaus guten und liebevollen Vaters — und die Thränengebete einer sehr edlen, für das Wohl ihrer Kinder innigst besorgten Mutter. Dieß Alles berechtigt Si- wohl zu dem schönen Vertrauen, Sie werden an ihrer treuen Hand finden, was Sie gesucht haben — herzliche bleibende Zufriedenheit! Sie, Hochgeborene Baronesse! verlassen Ihr theueres, väterliches Haus, gehorchend einem höheren Rufe, von welchem geschrieben steht: der Mensch wird Vater und Mutter verlassen und einem Andern anhangcn, und fie werden Zwei sein in Einem Fleische. Jndeß! was Sie immer verlassen werden, Sie werden Ersatz finden in dem schönen Bemühen Ihres liebe¬ vollen Bräutigams, denn Ruhm seiner Ahnen und Vorvordern, welche in der Geschichte unseres theuern Vaterlandes so ehrenvoll verzeichnet find — die hohen Thaten, an welche der Name ^Viinplleu erinnert, zuerst in seinem eigenen Leben darzustellen, und dann auf seine Nachkommen fortzu¬ pflanzen. Zn diesem schönen Bestreben, so wie in dem liebenden Gemüthe Ihres treuen Geniales haben Sie eine sichere Gewährleistung: er werde als das Haupt der Familie, als der stärkere Theil Sie, Hochgeborene Baronesse! als seine zartere Lebensgefährtin durch männlich feste Anhäng¬ lichkeit stützen, leiten, und jede frohe Erwartung welche Sie von dessen Besitze sich gemacht haben, auch freudig erfüllen. Möge Ihnen nun auch, Hochedles Beautpaar! jenes hohe Glück zu Theil werden, welches Ihnen die Eigenschaften Ihres Geistes und Herzens verbürgen! Mögen Sie aller Güter genießen, welche für Sie zu erflehen, heute die heißesten Wünsche Ihrer theuern Angehörigen zum Himmel emporsteigen. Mele dieser Feste und Feierlichkeiten gingen auch auf das Christenthum über, in welchem sie mit einigen Abänderungen auch eine hei¬ ligere, erhabenere Bedeutung erhielten. - Achon die ältesten Völker haben sowohl im bürgerlichen, als im Kirchlichen Leben gewiße wichtige Ereignisse mit besonderen Feier¬ lichkeiten umkleidet, die der lebendige Ausdruck ihrer Gefühle, ävas öffentliche Zeugniß ihrer, mit Liebe, Dank und Freude Eine solche Feier ist auch die gegenwärtige, wo zwei liebende Herzen einen heiligen Bund schließen für's ganze Leben; und in der klaren Erkenntniß, wie folgenreich ein solcher Bund der Einzelnen ist, nicht nur für deren eigenes Glück in aller Zukunft, sondern eben so für die Gesammtheit, für die Fort¬ erhaltung und den Ausbau der irdischen Societät, finden wir es begreiflich, wie die Kirche bemüht ist, die Feier einer Hochzeit mit unvergeßlichen Erin¬ nerungen, mit Zeichen freudiger, wie ernster Theilnahme zu umgeben, und dieselbe mit dem Aufgebote erhabener Ceremonien als einen religiösen Akt darzustellen und zu feiern. Der Geist bescheidener Berathung hat Sie, Hochedles Brautpaar! zum Entschlüße geleitet; aus freiem, ungezwungenem Willen haben Sie sich schon vorläufig die Ehe gelobet; nun verlangen auch Ihre Herzen sich beständig zu besitzen, und diesen Entschluß und diese Liebe wollen Sie jetzt an den Stufen des Altares, im Angesichte Ihrer erhabenen Familien und Freunde, unter dem Segen Gottes vereinigen — vereinigen durch den heiligsten Schwur. Ans dem Hochpmikte Ihres Lebens und Ihrer Liebe stehen Sie also, Hochcdles Brautpaar! in dieser festlichen Stunde! Doch eben dieser Augenblick wird zum Wurzelschlag Ihrer ganzen Zukunft; er bildet die merkwürdige Scheidelinie zwischen Ihrem vorigen und künftigen Leben. Der Stand, den Sie antreten, gibt von dieser Stunde an, Ihrem Leben eine neue Richtung; es ist die Stunde des Abschiedes und der Vereinigung; der ernste Blick in die Zukunft löscht unzählige Verhältnisse der Vergangenheit aus"'nnd versetzt Sie in ganz neue Verbindungen, neue Aussichten und neue Pflichten. Da mir ganz unvermuthet die überaus freudige und ehrenvolle, aber unverdiente Auszeichnung zu Theil ward, das Amt der Kirche hier zu ver¬ walten und deren Segen Ihrem Bunde zu ertheilen: so mag ich in dieser -meiner Eigenschaft und Beauftragung wohl Umgang nehmen von der Beleh¬ rung über das Wesen — und von besonderer Mahnung über die Pflichten des Standes, in welchen Sie von Heute an treten. Gewiß haben Sie dieselben oft schon in diesen Tagen erwogen und sich still gelobet, sie zu erfüllen. Ich müßte auch fürchten, die Freudigkeit des heutigen Festes zu stören, und den Glanz dieser hohen Versammlung zn trüben, würde ich sprechen von den mancherlei Leiden und Beschwerden dieses Standes. Sie wissen es ja selbst, daß jeder Stand seine Arbeiten, seine Sorgen, Gefahren und Leiden — aber auch seine Tugendhelden habe, und daß man den Lorbeer nicht immer im Schoße der Freude pflücke. Aber Eines möcht ich! — Der Dollmetsch Ihrer eigenen Gefühle in dieser feierlichen Stunde möchte ich sein! Den frommen Empfindungen Ihrer Seelen möchte ich hier Ausdruck und Wort verleihen! und ich glaube mit voller Gewißheit überzeugt sein zu dürfen, daß unter all' den seligen wie ernsten Gefühlen, die sich während dieser Augenblicke in Ihren Herzen drängen, Sie gerne den Gefühlen des Dankes den ersten Platz und Rang einräumen werden — Gefühlen des Dankes gegen Diejenigen, welche es Ihnen möglich gemacht haben, so zu empfinden - so rein, so glücklich zn fühlen, wie Sie heute fühlen und empfinden — Gefühlen des innigsten Dankes zuvörderst gegen die ewige Güte Gottes, und sodann gegen alle Jene, deren sich diese Güte des himmlischen Vaters zn Werkzeugen seiner Rathschlüsse für Ihr Heil bedient hat — gegen Ihre treuen, überaus guten Eltern und Angehörigen. Wunderbar sind oft die Führungen Gottes! Wenn Sie, Hochedles Brautpaar! znrückblicken, ich will nicht sagen: bis zum Beginne Ihres Denkens, sondern nur von jener Stunde an, wo Ihre Herzen sich das erste Mal begegneten, bis zn diesem Augenblicke, wo Sie am Ziele Ihrer Wünsche stehen: so werden Sie ein höheres Walten über sich, eine höhere Hand, die Sie geführt, nicht verkennen. — Darum wird Sie auch in dieser Stunde das Gefühl des Vertrauens beseelen — des Vertrauens, daß die Vorsehung Sie auch immerhin mit weiser und gütiger Hand leiten und beschützen werde. Und wie dieser Gedanke tröstend ist in diesem Augenblicke, so wird er es auch sein in aller Zukunft. — Im Geleite Gottes werden Sie dann Hand in Hand — Herz an Herz — ruhig und standhaft Ihre Lebensbahn durchwandern und das hohe Ziel Ihres Standes erreichen. In Ihren sestgeschlnngenen Händen liegt dann der goldene Friede, die häusliche Zufriedenheit, das Glück der Ihrigen; durch Ihre stets vereinigten Herzen erhält und behauptet der Geist die höchste Entschlossenheit in allen Ereignissen dieses unstäten Lebens, bei jeder Wendung des Schicksals, bei jedem Sturme der Zeit. Sie werden sich gesegnet fühlen und Sie und Ihre Nachkommen werden noch spät die Stunde segnen, in welcher sich Ihre Herzen zusammen gesunden haben. Diesen glücklichen Zustand einer gesegneten Ehe sehe ich nicht ohne Grund von der heutigen Verbindung vor. — Da, wo ein frommer, ver¬ trauensvoller Sinn in den Familien herrschend ist, weissagt fie auch der Zukunft glückliche Ereignisse. — Da, wo die Veredlung des Geistes und des Herzens eine der ersten Angelegenheiten gebildeter Häuser ist, werden die Häuser fortfahren zu blühen und glänzen. Da, wo Väter und Mütter, ebenso ansehnlich durch hohe Eigenschaften, als durch Geburt und Stand, öffentliche Beispiele geben der schönsten Eintracht und Liebe; Beispiele des Zusammen¬ wirkens zum Besten des Hauses; Beispiele des preiswürdigen Strebens, das Glück der Ihrigen zu vollenden — da, wo der Auswärtige sich hochgeehrt fühlt, solche Häuser besuchen zu dürfen — da, wo endlich das schimmernde Auge der Vorsehung schon bei mancher Gelegenheit gezeigt hat, daß es über ihren Wohnungen und Häuptern wache — da wird es nicht aufhören, seine goldenen Strahlen auch auf jene Zweige und Pflanzen auszudehnen, die sich nach und nach von den schönen Familienstämmen in die Welt verbreiten. Dieses erhabene Gemälde ausgezeichneter Familien sehen wir hier lebend vor unseren Augen, als die tröstlichste Weissagung, als das schönste Unterpfand gottesfroher und glücklicher Tage, die Ihnen, edelstes Braut¬ paar! zubereitet sind, wie auch Ihre Herzen fie verdienen, und Ihre erhabenen Eigenschaften fich versprechen können. Beide sollen Sie von nun an Ein Herz und Eine Seele sein, und sollen, wie sie vom nächsten Augenblicke nur Einen Namen tragen, so auch nur Ein gemeinschaftliches Interesse kennen. Sie sollen einander nie mehr, auch in der Trübsal nicht verlassen, bis Sie der Tod scheidet. Daß Sie dieß getreu erfüllen werden, sagt Ihnen das Gefühl und das Bewußtsein Ihrer Liebe zu einander. Es hat ja nicht Zwang oder Convention oder sonst eine unlautere Absicht Sie zusammengeführt; sondern nnr die reinste, heiligste Liebe; eine Liebe die nicht bloß ans sinnlichen Ge-