Nr. 36. SümMg den 9. September 1865. 9. IchlWg. Blätter au5 Hrain. (Beilage zur «Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränumerationspreiö ganzjährig 2 fl. östcrr. Währ. Der Spielmann. Ein Spielmann, daö bin ich Und freue mich sehr; Was wär' auch das Leben, Wenn der Spiclmann nicht wär'! Das ist keine Hochzeit, Wo die Fidel nicht klingt, Bis die letzte der Saiten Am Morgen zerspringt! Und gilt es dit Reise Ins moosige Haus, Der Spielmann, der geigt noch Die Leiche hinaus! In der Charwoch' am Chöre, Auf der Wiese im Mai — Wo Lust und wo Trauer, Ist der Spiclmann dabei! Frisch, Kelln'rin, daS Kriigel Gefüllt bis zum Streif — Bin gewohnt ja, daß Jeder So tanzt, wie ich Pfeif'! Der Blödsinnige. Novelle von Ludwig Vowitsch. Herr Reinberger war einer der angesehensten Männer des Marktfleckens. Er besaß ein hübsches Haus, betrieb eine ein« trügliche Lebzelterei und war überdem Gemeinderath und Feuer-Commissä'r. Was aber dem alten Herrn eine besondere Glorie verlieh, das war sein schönes Töchterlein Sabine. Konnte aber auch ein schmuckeres Kind erdacht werden? Zartes, blühendes Angesicht, üppige dunkelbraune Haare, dunlle Augen von langen seidenen Wimpern überschattet, freundlich lächelnde Lippen, schlanke, gazellenleichte Gestalt. Von allen Bewerbern hatte nur Einer das Herz der Jungfrau gewonnen, und dieser Eine, ein junger Arzt, der sich seit ungefähr einem Jahre im Orte etablirt hatte, war auch der Begünstigung werth. Max Oswald tonnte, wenn auch nicht als eigentlich schöner, doch als sehr angenehmer Mann gelten, Verband mit gründlicher Bildung echte Herzensgüte und wußte im geselligen Leben zu imponiren, ohne zu verletzen. Der Vater hegte gegen den Bewerber nicht die mindesten Bedenken. Er band jedoch seine Einwilligung zur Verehelichung an die Fähigkeit des Schwiegersohnes, eine Frau anständig zu erhalten, was jedoch bei der geringen Praxis im Orte nicht möglich war. El wollte nicht außer der Tochter noch deren Gatten versorgen. Oswald andererseits mochte sich nicht völlig vom Schwiegerc Vater abhängig wissen und drang nicht mit Gegenvorstellungen auf ihn ein. Sein heißes Bemühen war dahin gerichtet, eine stattliche Anstellung als BezirkZarzt, und zwar in einer Gegend, ! wo auch der Praxis ein größeres Feld offen stünde, zu erlangen. I Das ging freilich nicht so rasch; indeß für Liebende bat die Zeit Flügel. „Ich wäre herzlich froh," bedeutete oft Reinberger, „wenn das Oswalds Existenz sichernde Decret eintreffen würde; so ungern ich Dich von mir lasse, Sabine, so bereitwillig —" „Ich werde schweren HcrzenS —" „Laß es gut sein, denn in der Welt ist der Max — bin auch aus dem Elternhaus gewandert meiner Braut zu Liebe, und ein Mädchen geht viel leichter — muß es auch —" „Wenn Du nur auch, lieber Vater, dann bei uns wohnen würdest." „Wo denkst Du hin, mein Geschäft, meine Stellung in noch kräftigen Jahren aufgeben — wird Euch dereinst frommen, l nach meinem Ableben die Erfahrung zu machen, daß ich wacker gewirthschaftet. UebrigenZ zwei Wirthschaften unter einem Tacke taugen nicht; Du willst Frau sein, er will Herr sein, wie sich's gebührt — und ich — will auch nach meinen Ansichten, Launen, verstehst mich schon, handeln." Reinberger hatte ganz richtig geurtheilt, daß Sabine vor dem Gedanken, mit ihrem Gemal in die Ferne zu ziehen, nicht schaudere. So theuer dem Mädchen der Vater war, so ging doch sein ganzes Sehnen der Vereinigung mit dem Geliebten entgegen, würde auch als Preis ein bei Weitem größeres Opfer gefordert worden sein. So ruhig jedoch der Hausvater der Trennungsstunde entgegenblickte, so tieferschüttert bangte vor derselben ein Genosse des Hauses, dessen Empfindungen eben in die Wagschale der Entscheidung nur das mindeste Gewicht zu legen vermochten. Dieser Hausgenosse war der als Troddel im ganzen Markte bekannte und verrufene Stefan. Sohn eines fernen, blutarmen Verwandten, war derselbe als Waise, der von allen Seiten die roheste Behandlung widerfahren, von Reinberger in Obdach und Pflege übernommen worden. Stefan zählte kaum 26 Jahre, aber man hätte ihn leicht über ein halbes Jahrhundert hinaus schätzen können. Sein aufgedunsenes, von struppigen Haaren dünn besäetes Haupt ruhte auf einem kolossalen Blähhalse. Die hagern Beine schienen von der Wucht des Oberleibes erdrückt. Das grünliche Augenpaar schillerte gläsern und trübe. Im mißgestalteten Körper waltete ein verkrüppelter Geist. 142 Trotzdem besorgte Stefan mehrere ihm zugewiesenen Beschäftigungen mit der größten Sorgfalt und Pünktlichkeit. Reinberger äußerte oft: „Ich bereue nicht, mich des armen Teufels erbarmt zu haben. Er gibt den trefflichsten Knecht ab." Freilich hatte der unglückliche Stefan auch manch sonderbare Grimassen. Wurde ihm in gewissen Dingen widersprochen, so blitzten allsogleich unheimlich seine Augen, die Fäuste ballten sich, die Zähne knirschten: doch derlei Wallungen gingen rasch vorbei und ein freundlich Wort genügte, den Zornigen zum willigsten Sklaven umzuwandeln. Was aber am meisten über ihn vermochte, das war ein Wink von Sabine. Dem Mädchen gegenüber schien Etcfan gar nicht sich selbst anzugehören; ihr zu Liebe achtete er weder Hunger noch Durst, weder Frost noch Hitze. Sabine aber trug auch wahrhaftes Mitleid mit dem Unglücklichen. Sie vermittelte, wenn der bei manchen Capricen Stefans nicht ganz gleichgiltige Vater aufzubrausen drohte: sie war bedacht, ihm zuweilen durch irgend eine Spende Freude zu bereiten, und fuhr ihm mit ihren weichen Händen schmeichelnd über das häßliche Angesicht, wenn er seinen Dienereifer, feine Dienertreue durch eine Leistung glänzend bewährt hatte. Ein milder Maimorgen war angebrochen. Vöglein sangen, Käfer summten, Falter flogen. Sabine war früher als gewöhnlich in den kleinen Garten geeilt. An einem alten knorrigen Birnbäume lehnte Stefan und weinte bitterlich. „Was fehlt Dir, Stefan?" „Ist es wahr, Sabine, Du wirst mit dem Doctor fortziehen, mich allein lassen?" „Freilich — verlasse ungern das Haus, die Heimat, meinen Vater und Dich." „Wirst fortziehen —" „Mit meinem Gatten." „Sabine — und da soll ich nicht weinen?" „Der Vater ist ja gut mit Dir, hat Dich lieb, wird auf Dich denken: darfst für die Zukunft nicht bangen." „Aber Tu, Sabine — fort — nein — das — das kann ich nicht überleben!" Sabinens Augen waren bereits feucht und sie würde selbst geweint haben, wenn nicht des Vaters Ruf an ihr Ohr geklungen hätte. „Nun, Gott füg' es, daß die Sache bald und günstig sich erledige," äußerte Reinbergcr. „Oswald muß in die Residenz: wie Du weißt — will ihn bis ** begleiten und von da nach ** reisen, um mit meinem Vetter Krüger die leidige Streitsache der Müller'schen Erben wo möglich mündlich abzuthun : magst derweil als Hausfrau schalten — hoffe nicht gar lange auszubleiben." Vater und Bräutigam bestiegen den Wagen, der sie von dannen trug. Sabine blickte den Scheidenden mit hochllovfendem Herzen nach und stand uoch einer Statue gleich in Gedanken verloren, als längst jede Spur von Veiden dcr Beobachtung entschwunden war. (Schluß folgt.) Ueber das Bessemern und seine volkswirthschast-liche Dedeutnng. (Mit besonderer Bedachtnahme der Verhältnisse Krains.) Von Wilhelm Ritter v. Fritsch. Bereits seit einem halben Decennium beginnt der neue Frischproceß des „Bessemern" auf unserem Continente immer festere Wurzel zu fassen und in dem gesammten Eisenhütten -wesen eine Reform anzubahnen, von deren Tragweite man sich zur Stunde noch keine entsprechende Vorstellung zu machen im Stande ist: ja es scheint sich durch die glückliche Vermittlung dieser geistvollen, die schönsten und überraschendsten Erfolge bereits aufweisenden Neuerung an der vaterländischen, unter dcr gleichsam nicht weichen wollenden Wucht einer hartnäckigen Krisis lahm gelegten Eisenindustrie, welche Jahre lang und vergeblich nach stabilen Handels- und finanzwirthschaftlichen Zuständen, billigen und ausgedehnten Verkchrsverhältnissen, niedrigem Kapitalszins und ermäßigter Besteuerung ringt, das Sprüchwort zu bewahrheiten : „Wenn die Noth am größten, ist Hilfe am nächsten." Es dürfte dieser Umschwung zumeist der in Inner-Oester-reich vorherrschenden Holzkohlen-Eisenindustrie gelten, nachdem gerade dieses reine, meist aus trefflichen, manganhältigen Spath-eisensteinen erblasene Hochofengut sich für den Vessemerproceß ganz vorzüglich eignet und auch der Qualität seiner Erzeugnisse nach, gegenüber dem Coak?-Noheisen und den aus letzterem gewonnenen Vessemerprooucten, immer eine entschiedene Euperio-,rität behaupten und in Folge dieser Frischmethode auch der Vrennstoffaufwand, welcher bei den bislang hier zu Lande gang und gäbe gewesenen Frischprocessen durch seine Größe und Theuerung zumeist die Eoncurrenzfähwkcit unserer heimischen Producte abschwächte, auf ein gleiches Niveau mit dem Auslande heruntergedrückt werden wird. Wie nun jederzeit das „Bedürfniß" der regste, wirksamste Impuls zur Erweckung, Assimilirung und Ameliorirung von Heil bringenden Neuerungen ist, so hat sich auch die österreichische Eisenindustrie, gerade in der Periode des größten dieselbe belastenden Druckes, mit richtigem Verständnisse und voller Energie dieser segensreichen Erfindung bemächtigt und dieselbe aus> dem verhältnißmäßig sehr kurzen Versuchsstadium schnell und sicher zur dauernden Einbürgerung in unseren vaterländischen Gauen gebracht. In der That scheint das „Bessemern" berufen, dem Bedürfnisse des nach unvariabeln Sorten und billiger Massen-production derzeit begehrenden Publikums nach allen Richtungen hin im befriedigendsten Maße zu entsprechen und so für unsere Eisenindustrie eine neue Aera zu inauguriren, von welcher an sich ein vortheilhafter Umschwung, eine erfolgreiche Concurrenz-fähigkcit derselben und somit wenigstens ein theilweises Wiedererschließen der lange versiegten Wohlstandsquellen datiren dürfte. Nachdem diese Neuerung — jedenfalls eine der werth-vollsten Blüthen moderner Intelligenz — gerade in jenen Kronländern feste Wurzeln geschlagen hat, welche, dem Kronlandc Krain benachbart, durch ihre Woche für Woche sich mehrenden Bessemerproducte auch auf Krains Eisenindustrie einen unfehlbaren Rückschlag ausüben müssen, nachdem die Frage nach Schaffung eines wiederbelebenden Surrogatmittels auch an die diesländischen Eisenproducenten stündlich, so zu sagen, in immer unabweisbarerer Gestaltung herantritt, nachdem ferner der Bessemerproceß möglicherweise ja auch für das dem ersten Anprall ausländischer, durch Trieft (dem Hauptemporium Oesterreichs) wie durch einen Trichter hereinbrechender Concurrenz exponirte Land Krain ein wenigstens theilweise ^) schützender Damm und mittelbar ein neue verwandte industrielle Thätigkeiten erweckender Factor werden kann — ähnlicb der billigen Kohle, welche auch neue Industriezweige ins Leben ruft. — Nachdem insbesondere dieser Proceß schon durch die Einfachkeit seiner Anlage, seines Verlaufes und überhaupt seiner ganzen Gestaltung und Leitung nach an und für sich schon das Interesse jedes Gebildeten erregen muß, so sei es gestattet, das „Bessemern" in diesen Blättern in möglichst populärer Weise des Nähern zu beleuchten und die bisherigen reichen, gewichtigsten Erfahrungen in diesem Gebiete der Eisentechnik in einem möglichst gedrängten Rahmen zusammen zu fassen. Um nun bei der beabsichtigten Betrachtung dem allgemeinen Verständnisse zu Hilfe zu kommen, sei vorerst eine kurze Andeutung über das aus den Hochöfen gewonnene, der weiteren Vsrfrischung, d. i. Darstellung von Stahl und Stabeisen, zugeführte Roheisen erlaubt. Das Roheisen ist eine theils chemische, theils mechanische Verbindung von 2^ bis 5 "/„ Kohlenstoff mit reinem Eisen. Ist die erstere, d. i. gebundene Form des Kohlenstoffes im Eisen vorherrschend, so nimmt das Roheisen den Charakter von Weiß eisen an, welches in dem sogenannten Spiegeleisen, dem reinsten Eisen, in welchem 4 Atome Eisen auf 1 Atom chemisch gebundenen Kohlenstoff kommen, seinen vollendetsten Ausdruck findet*"). Ist hingegen die mechanische Verbindung von Kohlenstoff, in Form von Graphit, die präva-lirende, so nimmt das Roheisen den Charakter von Graueisen an. Zwischen diesen beiden Extremen von Spiegel- und Graueisen bewegt sich nun eine große Anzahl von Sorten, welche tnan, vom ersten zum zweiten in absteigender Linie gerechnet, gewöhnlich als strahlige oder blumige, großluctige, kleinluckige, gekrauste Flossen, stark halbirtes, schwach balbirtes ^*), graues Und übergraues Roheisen zu bezeichnen pflegt. Wird nun dieser Kohlenstoff durch Verbrennung desselben 'n Kohlenoxyd und Kohlensäure beim Frischproceß bis zu einem Aeste von '/, bis 2 "/<, aus dem Roheisen entfernt, wobei auch gleichzeitig die Verschlackung und Abscheidung der, die sogenannten Unarten des Eisens begründenden heterogenen Bestandtheile, *) Im Verlaufe dieser Abhandlung wird noch augedeutet werden, M im Kronlcmdc Krain nur sehr wenige Eisenwerke zur Dnrch-Uihnmg dicscö, besondere Vorbedingungen erheischenden Processes be-luien sind. ^) Dcr englische PHMcr Faraday hat zwar versucht, größere M,lcnstoffvcrbinduiigcn als 5"/« mit Eisen hervorzubringen, allein ,M gclaug nicht; cr erhielt ein übcrgaareö Product, ringsum von ^laphit umgeben, dessen Kern doch mir ans Spicgelcisen bestand. 555) Stark, und schwach halbirtcö Roheisen ist cine Mengmig von ^eiß- und Graueisen; bci ersterem ist das Weiß-, bci letzterem das Haueisen vorwiegend. 143 z. B. von Silicium, Phosphor, Antimon, Kupfer, Arsen, Calicum, Magnesium angestrebt wird, so erhält man Stahl,- wird die Entkohlung noch weiter getrieben, so gestaltet sich das Enoftroduct Zu Stabeisen, dessen weichste, also entkohlteste Sorte immerhin noch mindestens ^„"/o Kohlenstoff enthält. Dabei nun gilt die Regel, daß die Härte des Stahles oder Stabeisens mit dem Gehalte an Kohlenstoff im geraden, die Streng flüssig keit desselben jedoch mit dem Kohlenstoffgehalte im umgekehrten Verhältnisse stehen. Der bei dem Roheisen am meisten ins Spiel tretende und daher gewichtigste Nebenbestandtheil ist das Silicium, dessen Verwandtschaft zu dem Sauerstoffe jener des Kohlenstoffes gleich kömmt, da diese beiden Körper in demselben Verhältnisse im Stabeisen wie im Roheisen, nur in verminderter Percent-Anzahl vorgefunden werden; die Kohlenstoffatome werden hingegen durch ihre Beweglichkeit, jene des Siliciums aber durch ihre starre, nur durch hohe Temperatur zu brechende Unbcweglichkeit charakterisirt. (Fortsetzung folgt.) Die Slabtrechte von Krainburg im Mtelaltcr. (Fortsetzung.) Die Grenze des Landgerichts gegen Nadmannsdorf bildete der Bach Lipniz, fo daß dieselbe in der Mitte des Baches gedacht wurde und die Krainburger daher auch die Hälfte der „Fischwcide" in Anspruch nahmen. Die Grenze gegen Lack bildete die Save der „Wassersaig" nach, von dem St. Iostenberg durch die ganze Veßnih „was gegen der Sau hangt, hing auf den Bach Lipniz." Das Steiner Landgericht endlich reichte ganz bis in die Nähe von Krainburg. „Wann da die pawrn Montags in die Stadt auf den Wochenmarkt kommen und sich voll antränken, daß sie mit einander kriegen und in der Stadt nicht Türrn anfachen noch flachen, so svarts Einer dem Andern, bis sy aus der Stadt für das Thor kommen, da warten Etlich auf ein bey der Kankerpruckhen oder unterwegen (unterwegs) und flachen (schlagen) denselben zu Tod oder vi?l todtlich wunden, und laufen über die prucken oder wo sy an die ander feiten in Steiner Gericht kommen, so seynd sie sicher, denn die Kanker scheidet beide Gerichte." Auch mit den Radmannsdorfcrn waren die Krainbnrger im Streit besangen wegen des Landgerichts in derFeistril; und „soweit diese vorhaltet." 1458 nach dem Suntag Lätare zu Mittcnfasten erließ Kaiser Friedrich den Befehl wegen Abhaltung einer Commission dieserwegen und sprach den Krain-burgern das streitige Recht zu. Hierüber hat Caspar Melz, Verweser der Hauptmannschaft in Krain, und Georg Steiner, Vicedom, unterm Datum: Erichtag vor S. Lorenzen 1458 den Krainburgern nach genommener Beschau Brief und Siegel ausgefertigt: 1479 bestätigte (Gräz am Mittichen nach dem Suntag Lätare iu der Fasten) Kaiser Friedrich diese Gerichtsbarkeit; 1494 bestätigte, Wien am S. Antonitag, wie oben angeführt, Kaiser Max den Krainburgern das Gericht über Nakl :c. Es kam vor, daß Gläubiger von Krainburger Bürgern, welche ihr Recht vor dem Krainburger Gericht nicht durchzusehen sich getrauten, ihren Schuldner, wenn er in ein anderes Land 1 144 «der Landgericht tam, oder auch einen andern Krainburger, an j welchen sie gar keinen Rechtsanspruch hatten, vor den fremden ! Nichter forderten und auf seine Habe Verbot legten. Ueber die ^ diesfällige Beschwerde der Krainburger ertheilte ihnen Kaiser ^ Friedrich die Freiheit, daß sie nur vor ihrem eigenen Richter belangt werden dürften. Schon 1422 Samstag nach Philippi und Iacobi zu der Nainstadt empfahl Erzherzog Ernst seinem „lieben Oheime" Graf Heinrich von Görz, feinem Hauptmann in Krain, daß wer in der Stadt Krainburg „Hewser habe" milder Stadt leyde mitStewrn vnd andern Sachen als die Bürger daselbst tvend (thun), ausgenommen die von den Vordern (Vorfahren) löblicher Gedachtnuß oder von ihm dafür wercn gefreyt worden. Dem zu Folge mußten auch Priester und Edelleute, die ihre eigenen Häufer in der Stadt hatten, mit der Stadt in allen Steuern, Rabuet, Wacht, Vehütung der Tbore und überhaupt allen Anliegen, so oft es nöthig, gleiche Vürde tragen. Der Ursprung des Rechteö der Stadt Krainburg, fremde Unterthanen („Leut" oder „Holden") und HandwertZgefellen aufzunehmen, zeigt uns, wie boch Kaiser Friedrich die Stadt hielt. Es heißt nämlich wörtlich in unserer Quelle: „Kaiser Friedrich hat dieStadt hoch und werth geachtet, unddafür gehalten, dahimFürstenthume Krain leine festere Stadt mit dem Purg st all und Ge« legenheit zur Wehr nicht gefunden werde, davon man das ganze Landin Kriegslüuftenbehalten, und wenn die (diefe) durch den Feind ab gedrungen, das ganze Land verloren wäre und der Landesfürst und die anderen Lande in Gefahr kommen könnten, und fo hat er zum bessern Emporkommen und zur Vertheidigung der Stadt den Bürgern die Freiheit verliehen, daß ein ehrsamer Richter und Rath die Fremden im Namen des LandeSsürsten aufnehmen, ihnen Bürgerrecht verleihen und sie Niemand auszuliefern schuldig sein möge. Es ist eine interessante Erscheinung, daß in Kram gegen das Ende des Mittelalters unter der Bauernschaft, befonders von Odertrain, sich ein reger HandelLtrieb zeigte, der den Städten gefährlich zu weiden begann und gegen welchen sie daher auch nicht zögerten, ihre Privilegien zu Hilfe zu rufen. Eine folche Beschwerde hatten denn auch die Krainburger anzubringen und sie beriefen sich auf Freiheitsbriefe zweier römischen Kaiser und Fürsten von Oesterreich, daß lein Bauer, noch jemand Anderer auf dem Lande keinerlei Handwert, Gewerbe, noch Handel mit Kaufmannfchaft, Waar, Lederwert, Leinwand, Eisen, Vieh u. A. treiben noch auch Tafernen, die nicht fchon von Alters her gewesen, errichten, noch fremde Straßen mit solchem Handel betreten dürfe, wodurch dem LandeZfürsten an seinen Mauthen, Zöllen und anderem Einkommen Nachtheil erwachsen könnte. Nun hätten sich die Bauern seit einigen Jahren der „Handelschast" gewaltiglich angenommen. Die jungen, ledigen Vauernsöhne kaufen das Gevill, Wildwert und Anderes im Land auf, führen es auf fremden Straßen, die ihnen bekannt sind, über die Gebirge aus dem Lande. Wollen nun die Bürger folche Waare kaufen, müssen sie sie theuer von den „Fürkäusseln" (Vorläufer) erhandeln. Nun foll je aller Handel nur in den Städten und keiner auf dem Lande sein. Der Bauer soll seine Hübe bearbeiten, der Bürger soll sich des Handels und Gewerbes nähren. Dazu tritt noch der Edelmann mit dem Bauer in Compagnie, legt sein Geld im Handel an, während doch dem Edelmann der Handel verboten ist. Da3 trägt zum Verfalle der Stadt bei. Die Bauern in „vrintzka" und nachent bei der Stadt in andern Dörfern fchenken Wein und halten ungewöhnliche „Tafernen," haben Oel und andere Gattungen feil und geben sie pfundweis her, was dieser Stadt ein großer Abbruch ist und den armen Bürgern, die sich des nähren sullen, das Brot vor dem Mund abschneiden und noch mehr, sie taufen und verkaufen in derselben „Tafern" Vieh, Eisen, Leinwand, Oel, Gevill :c. vertauschen Roß und Ochsen, treibens und führens hinweg, geben kein Mauth noch Zoll davon, denn es kommt nicht in die Stadt. Nachdem viel Eisen, Stahl und ander Güter von Kärnten durch das Steiner Gericht über die Flednik, dann auf der Fuhrt und den Schiffen über die Sau geführt werden und leine Mauth geben, während doch von Kaisers Majestät zur Erhaltung der Brücke (über die Save) verordnet worden, daß alle Kaufmanns-waare und andere Güter so über den Krainberg und Leubl in das Fürstenthum Kram gebracht werden, keine andere Straße geführt werden soll, als auf Krainburg und hier in Krainburg den Brückenzoll entrichten soll, so soll eine Ordnung zur Vefol« , gung dieses Weges erlassen werden. Die Entstehung dieses Brückenzolls ist auf Kaiser Friedrich III. zurückzuführen, der mit Urkunde Freitag nach St. Pauli Bekehrung zu Speyer, 1487, Mauthreckte für den Brückenbau über die Save bewilligte. Kaifer Friedrich IV. bewilligte zur Erhaltung der Brücke eine kleine Mauth von jeder Waare, die darüber geführt, getragen ober getrieben wird. Die eine Hälfte der Einnahme folle an den Vicedom abgeführt, die andere zum Bau und zur Erhaltung diefer und der Kanker-brüse verwendet werden. Dieses bestätigte Kaiser Friedrich 1494, Wien St. Antonitag, und unter Einem auch die Abhaltung zweier Jahrmärkte. (Schluß folgt.) Eine allslovemsche Handschrift. Vor einigen Monaten entdeckte A. Kralicty in der Bibliothek des Basilianerllosters auf der ^eruack^k ^org. ein altslove^ nisches Psalter. Dasfelbe ist au^ Pergament geschrieben und enthält 150 Psalmen vollständig und außerdem den Gesang Moses: „Singen wir dem Herrn" auf vier Blättern, das Ende fehlt. Allen Anzeichen nach ist es abgeschnitten worden. Die Worte sind nicht getrennt, sondern wie sonst in alten Denk" malern dicht aneinander geschrieben. Der Entdecker der Handschrift, ein Mönch des erwähnten Vasilianertlosters, erklärt, er sei bereit, sie einem gelehrten Slavisten auf einige Zeit mitzutheilen. _______________(Oest. Wochschst.)^ Verantwortlicher Redacteur I. v. «lewmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr «5 F. Bamberg in Laibach.