Wahlipruch: wir begehren von der Zukunft Fernen Brot und Arbeit uns gerüstet stehen, unsere Kinder in der Schule lernen unsere Greise nicht mehr betteln gehen. G. -öcrrocgh. mim. Telephon Nr. 2338. Her EchMonto 38.415.1 kisenbahner Zentralorgan des Oesterreichischen Eisenbahn-Personales. $c6aftion: Wien VA, gentagaffe Ar. 5. Redaktionrschlutz: Zwei lege vor pcm Erscheine» des Vlettes. Sprechstunden sind jeden Tag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage von 10 Uhr vormittags bis >/,4 Uhr nachmittags. Insertionspreis: Iczcile oder d, uftmg LLabatt. Erscheint jeden L, 10. und 20. im Monat. Die zweimal gespaltene Nonpareiüczeile oder deren Raum 40 Heller Bei Iahresauftrag LLabatt. Abonnements-Bedingungen: Halbjährlich...............................Kr. 288 Ganzjährlich................................„ 576 Für das Deutsche Reich ganzjährlich Mk. 6'—. Für dos übrige Ausland ganzjährlich 9 Franken. M. 16. Wien, den 1. Straf 1911. 19. Sehre. Ser Wahltomvs der Fabrwnten-vertei. Immer deutlicher offenbart sich auch für den Beflriffstützigsten die freilich schon früher ziemlich verbreitete Erkennntnis, wessen Geschäfte die sogenannte deutschvölkische „Arbeiterpartei" besorgt. Die unsauberen Mittel, mit denen von den unterschiedlichen deutschvölkischen und deutschsreiheitlichen Kandidaten der Wahlkampf geführt wird, lassen keinen Zweifel inehr darüber aufkommen, daß es den guten Leuten diesmal ediglich darum zu tun ist, als getreue Soldknechte )er Unternehmer den politischen Einfluß der Arbeiterschaft zu schwächen und ihre Macht für die wirtschaft-, ichen Kämpfe int Interesse eines triumphierenden Aus-beutertums zu dezimieren. Wie und auf welche Art von dieser löblichen Absicht geleitet, der Wahlkampf gegen die eigenen deutschen Volksgenossen, gegen die Arbeiter geführt wird, das ist besonders interessant und lehrreich. In den Versammlungen, wie in den Flugblättern, der unterschiedlichen Teutonen, die einsteilen noch für ein paar Tage von der Wahlbewegung an der Oberfläche gehalten werden, hört und liest man nichts von sachlichen Argumenten, womit etwa alle die unterschiedlichen volksvcrräterischcn Taten der Deutschnationalen und Deutschsreiheitlichen zu rechtfertigen versucht würden. Darüber, weshalb die Herren im Parlament die Anträge auf Beseitigung der lediglich im Interesse der Großgrundbesitzer wirkenden Lebensmittelzölle niederstimmen halfen, schweigt man, und man schweigt weiter, weshalb man alle sonstigen von den Sozialdemokraten gestellten sozialpolitischen Anträge, die für die Staats-und Eisenbahnbediensteten genau so, wie die für die übrige Arbeiter-ichast, restlos, nur weil es die Unternehmer so wünschten, zum Falle brachte. Und auch kein Wort der Rechtfertigung, weshalb man der Regierung die wahnsinnigen, die Teuerung ins Immense steigernden Rüstungskredite widerspruchslos bewilligte, die nebenbei bewirkten, daß die Rothschild und Gut mann Ueue Millionen aus den Steuerkreuzern der Bcvölke-^ng verdienen. Und es wäre doch hier ebenso reichlich Gelegenheit für die Deutschnationalen gewesen, ihren Antisemitismus, mit dem sie so gerne prunken, praktisch M betätigen, wie bei den von ihnen mit zum Falle gebrachten Anträgen auf Verkürzung der Arbeitszeit, vor der sich die Besitzer der Eisenwerke und Kohlengruben Uon Witkowitz und Ostrau so sebr fürchteten. Witkowitz und Ostrau, da-» ist zudem heute für dft Charakteristik der deutschuatioualen „Arbeiterpartei" ehl eigenes Kapitel. Wir haben bereits früher die Rach-l'lcht mitgeteilt, daß die deutschnationalc „Arbeiterpartei" ihre ursprünglich für den Wahlbezirk Ostrau-Wttkowitz geplante eigene Kandidatur fallen ließ und uusür in einem Wahlrufe aufforderte, ihre Leute mögen bereits im ersten Wahlkampfe für den Rotschildkaudi-daten, den jüdischen Advokaten Dr. Stephan Licht [Ultimen. Warum? Ja, das „Warum" ivird mau ebeu-lowenig erfahren, wie auch die Gründe in geheimnis-olles Dunkel gehüllt bleiben werden, weshalb Herr mstdiitani) Er t l, nachdem er noch vor Jahresfrist das Zusammengehen der deutschen Arbeiter mit den Deutsch-. Urgerlichen verwarf und die parlamentarische Politik t.eJ letzteren in Wort und Schrift bekämpfte, urplötz-ich auf das Programm der von ihm befehdeten ^eutschbstrgerlichen sich um ein Mandat bewirbt. Nicht tj0» die Wege des Herrn sind wunderbar, zuweilen 1 Ud es sogar die des Herrn Ferdinand Ertl, es sei j/U», man legt sich eine Erklärung daraus zurecht, f. h diese Wege mit den von den Ncunkirchner Fabriken bezahlten Würsteln und Freibier gepflastert sind, l«: < Der Herr Ferdinand Ertl, der es nicht ver-mchden kann, daß just Herrn Otto Kroy allein das Da -a ^i, wird überhaupt immer interessanter. Ji vor ein paar Tagen in Wien ein ganz eigen-Ui*?6? Wuhlschwindcl bekannt geworden. Damit man Christlichsozialen, den Schwindel allein verstehen, wurden im Parkviertel seitens der Freisinnigen, für die ein Herr Friedman n kandidiert, Wähler dadurch „gemacht", daß man Leute, die gar nicht im Bezirk wohnen, einfach dort polizeilich meldete. Und nun kommt man darauf, daß für diese „Wähler-Meldungen" eine eigene Zentralstelle existiert. Wohl hat der Magistratsbericht von einer „Geschäftsstelle" gesprochen, aber er hat sorgfältig unterlassen, nicht unabsichtlich, die Zentralstelle genauer zu bezeichnen. Wir können den Bericht nun genau ergänzen. Der Magistratsbericht erwähnte, daß die so „Gemeldeten" sich ans die „. . . Geschäftsstelle im siebenten Bezirk, Lerchenseldcrstraßc", beriefen. Nun liegt vor uns ein Büchlein: „Deutschfrciheitlicher Wahlkatechismus", hcrausgegeben von der Deutschnationalen G e s ch ä f tsst el l e, VII., L er ch e n f el d er straße N r. 5, wonach es nun keinem Zweifel unterliegt, daß die Organisierung jenes verwegenen Wahlschwindels in der Hand dieser „Deutschnationalen Geschäftsstelle" lag. Wer ist nun diese — „Geschäftsstelle"? Das erfahren wir wieder aus einem (geheimen) Zirkular des „Leitungsverbandes der Deutschsreiheitlichen Westschlesiens", in dem es heißt: „Es wurde, und zwar hauptsächlich über Betreiben deS Herrenhausmitgliedes Herrn Hermann Braß in Wien eine sogenannte D eu ts ch n ati o n a l e G e s ch äft 8 st ell e gegründet, mit der Hauptaufgabe, schon lange vor den Reichsratswahlen die deutschsreiheitlichen Parteien in jenen Bezirken, in denen Aussicht auf Erfolg eines deutschen Kandidaten besteht, vorzubereiten." Man sieht also nun klar: Die „G e s ch ä f t s st e l l e", d i e H e r r H e r-mann Braß gegründet hat und mit seinem Geld erhält, hat jenen frechen Schwindel organisiert und ihre Tätigkeit aus Wiener Boden mit dieser Schamlosigkeit begonnen! Wer ist nun dieser Hermann Braß und in welchen Beziehungen steht er zu Herrn Ferdinand Ertl? Hermann' Braß ist ein Fabrikant aus Hohenstadt, ein bekannter Scharfmacher. Und die Antwort auf die zweite Frage liegt wohl hinreichend in der Tatsache, daß in der „Reichspost" am 18. Mai einer von den Friedmann-Briefen veröffentlicht wurde, der „streng vertraulich" und „nach Kenntnisnahme sofort zu vernichten war". Mit „treudeutschem Gruß" unterschreibt den Fälscherbrief ein Herr „Alfred Nowak, VI., Matrose ngasse 8", der also dort sitzt, wo sich die Kanzlei des Reichsbundes deutscher Eisenbahner und die Zentralkommission deutscher Arbeitnehtttervereinignngen befindet, und tu o also auch Herr Ertl feinen Stamm-sitz hat. Und plötzlich taucht Herr Alfred Nowak in — Neunkirchen auf, als „Leite r" der W a h l-kanzlei des Herrn Ertl, dessen Kandidatur nach N e u n k i r ch e n ja auch die „G e-sch äs tsst eile" vermittelt hat: er ist also, nachdem er als Angestellter des B r a ß die „Aktion" zur Korrigierung der Wahlchaucen des Herrn Fried-niann in Wien durchgeführt hat, von den Herren der „Geschäftsstelle" nach Neunkirchen geschickt worden, um dort im Solde der Fabrikanten für den Herrn Ertl zu agitieren! Das ist doch ein wundersames Zusammentreffen von Umständen, daß der Fabrikant und Millionär Hermann Braß eine „Geschäftsstelle" für Wahlagitation gründet und daß just ausgerechnet der Herr Alfred N o w a k, der für diese „Geschäftsstelle" tätig ist, an derselben Stelle sitzt, von wo aus Herr Ertl die Geschicke des „Reichsbuuoes" und der „Zentralkommission deutscher Arbeitnehmervereinigungen" leitet. Natürlich weiß Herr Ferdinand Ertl von all dem nichts. Natürlich nichts. Man braucht ihn doch nur zu fragen. Sie wissen nämlich alle zusammen nichts, die Herren deutschvölkischcn „Arbeiterführer", und sind unschuldig wie ein neugeborenes Lämmlein. Bor ein paar Tagen erst, am 26. Mai, hat der Kan- didat der nationalen „Arbeiterpartei", ein Herr Doktor. Schubert, der im Liesinger Wahlkreis gegen den Ge-! nossen T o m s ch i k kandidiert, ganz kühl aus das ihm vorgehaltene nationale Sündenregister erklärt, „die übrigen" Deutschnationalen gehen'ihn nichts an und er kann nicht für die anderen verantwortlich gemacht werden. i Eine sonderbare Rechtfertigung, die sich übrigens Herr Ertl schon bei früheren Gelegenheiten zurecht-gelegt hat, und die nur zeigt, wie feige einer den anderen verleugnet, wenn es gilt, den „Ehrenschild" der Partei zu verteidigen. „Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt" — so hieß es einmal, wenn die Herren, wie sie es immer taten, sich als die allein berechtigten Vertreter des deutschen Volkes auf-1 protzten. Heute freilich fürchten sie sich untereinander und scheuen den Augenblick, wo sie, die Einheit der eigenen Partei bekennend, über deren Taten und über die Sünden der eigenen Mitgenossen Aufschluß und Rechenschaft geben sollen. Und so lebt die sonderbare „Arbeiterpartei", so sehr sie sich auch bläht und spreizt, nur noch von der Gunst der Unternehmer und vielleicht auch ein wenig von dem Mangel an Beweisen. Aber die Erkenntnis ist auch unter den Jrrcgeführten unter den Bediensteten und Arbeitern nicht mehr ein-zudänzmen, daß unter der Marke einer „Klassenpartei" unechter Pofel verschleißt wird. Und so wird man' vielleicht schon nach den Wahlen abschätzcn können, wie weit sie noch vom Konkurs entfernt ist, d i d Firma Ferdinand Ertl u. Kontp. Set 3erfe6tmo0üro$e§ in der chrWWsMen Partei. Seitdem der Wiener Bürgermeister Dr. Luegev tot ist, geht es mit der christlichsozialen Partei zusehends bergab. Und das ist kaum länger als ein Jahr! her, und doch schon klaffen die Wunden und Spalten! innerhalb dieser dereinst so stolzen und sieggewohnten Partei an allen Ecken und Enden. Gerade in dev gegenwärtigen Wahlbewegung fühlt man cs mit allen Schärfe, wie sehr die Partei innerlich am Hund ist, und wie bei oft kleinlichen Personenfragen das ganze, Gefüge außer Rand und Band zu gehen droht. Dich letzten Monate waren natürlich mit ihre# fortgesetzten: Enthüllungeg, die sich innerhalb und astßerhalb des^ Gerichtssaales vollzogen, ganz besonders geeignet, den! Glanz der Partei vollends zu verwischen, so daß heutg selbst in den Kreisen des Wiener Kleinbürgertums immer mehr werden, die erlernten, wie schäbig unbi verschlissen die Partei in den wenigen Jahres ihres) Bestandes geworden ist. Der Mißmut über die den einzelnen Personeist nachgewiesenen Fälle von persönlicher 55 c-1 r e i ch e r u it g, A emterk n in u l i e r u n g unÄ Korruption aller möglichen Arten, hat natürlich zu-< nächst dazu geführt, jegliche Disziplin zu lockern. Und so sieht man auch im gegenwärtigen Wahlkampf, wie der Partei aller Einfluß auf die eigenen Anhängest verloren ging, und wie jeder einzelne tut und läßt* was ihm gerade beliebt. Neben den offiziellen Kandidaten der Partei sieht man in den Wiener Bezirken! auch noch die Kandidaten auf eigene Faust, oder solche-die von einzelnen christlichsozialen Korporationen dew offiziellen Parteikandidaten gegenübergestellt werdend Dabei geht cs natürlich nicht ohne persönliche Beschimpfungen ab, die mitunter schon im ärgsten Spe-i lunkenton gehalten sind. Im Bezirk Margarethen er=( klärt Herr Rosenberger die christlichsozialen Mandatsträger für „g e m ä st e t e S ch w e i'n e", und Prälat Sch ei eher, der schon längst als das enfant' terrible der christlichsozialen Partei gilt, findet es wieder für angezeigt, in einer seiner Reden besonders darauf hinzuweisen, „daß er reine Hände> Hab e" und daß auch „seine Knopflöcher M$T Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auslage von -16.000 Exemplaren. r—---------------------------------------------— - . ... leer geblieben^cien". Und so spielt einer auf den anderen an und erzählt, was er von den anderen weiß. Ein gegenseitiges Bespucken, wobei nach einem jalten Grundsatz „einer von den Lumpenhunden von feen ändern abgetan wird". i _ Als besonders auffallend in dem Bruderkrieg darf wohl auch die Tatsache verzeichnet werden, daß es nun auch in den Kreisen der christlichsozialen Arbeiter tagen beginnt. Während diese bisher recht folgsam Idie Befehle der Parteileitung vollzogen, beginnt man jetzt, wo man ihnen keine Mandate einräumen will, jzu rebellieren. Und so bringt das Hauptorgan der christlichsozialen Arbeiterpartei, Kunschaks „Christ-llchsoziale Arbeiter-Zeitung", an der Spitze des Blattes seinen „Aufruf der Gesamtpartei", in den: es mit Be-Mg aus die Aufstellung der christlichsozialen Kandidaten in Wien heißt: Eine engherzige Kirchturmpolitik, die über Interessen von untergeordnetster Bedeutung die große gemeinsame Sache uberfieljt, hat den Erfolg für sich. Von einer Bezirksbergerei, die sich hart an der Grenze von Lächerlichkeit und Borniertheit bewegt, sind alle Rücksichten jaus die Gesamtpartci niedcrgetretcn worden. Ein Klaffcn-«goisrnus schlimmster und rücksichtslosester Art hat gcsicgp über die Pflichten einer aufrichtigen Solidarität aller ehrlich schaffenden Stünde, wie sie bisher in der christlichsozialen Partei verkörpert erschien. In zahllosen Kämpfen sind die christlichsozialcn Arbeiter mit dem Einsatz der größten Begeisterung und Opferwilligkeit für die christlichsoziale Partei in die Bresche gebeten. Manche Position konnte nur behauptet und mancher Sieg nur Erfochten werden dank der selbstlosen Treue, der bis zur Selbstverlcugnung gesteigerten Disziplin der christlich, sozialen Arbeiter. Dieses Verhältnis zwischen Partei und Arbeiterschaft hat einen argen Riß erfahren.,Nicht, daß die christlich, sozialen Arbeiter an die Partei neue, unerfüllbare Forderungen gestellt hätten, man verwehrt ihnen den Besitz dessen, was ihnen im Jahre 1907 zugestandcn worden war. Sechs Kandidaturen wurden den christlichsozialen Arbeitern im Jahre 1907 überlassen, vier davon werden ihnen heute streitig gemacht. Die christlichsozialen Arbeiter müßten ein verächtliches Bettelvolk ohne Rückgrat und eigenen Willen fein, würden sie tauch nur einen Augenblick daran denke», sich diese Behandlung ruhig gefallen zu lassen. Nicht um die Mandate geht der Kampf. Mandate haben schon lange nicht mehr den Wert, den man ihnen zuschreibt, und schon gar nicht solche des Reichs-rats; darüber sind sich die christlichsozialen Arbeiter klar, daß die Entscheidung in den sozialen Kämpfen und Bestrebungen immer mehr von den Parlamenten auf die organisierte Selbsthilfe übergeht. Was die christlichsozialen Arbeiter verteidige», /ist nur ihr bißchen Recht, das sie sich sauer genug um die Partei verdient haben. Das sind Worte, die man von Kunschak bisher nie gehört hat. Die Christlichsozialen haben jedes Arbeiterschutzgesetz niedergestickimt — Herr Kunschak fügte sich der Parteidisziplin. Die Christlichsozialen haben die Selbstverwaltung der Arbeiter in der Sozialversicherung bekämpft — Herr Kunschak ging mit jhnen Hand in Hand. Die Christlichsozialen haben die iagrarische Teuerungspolitik gefördert — Herr Knn-schak zählte zu ihren lautesten Verteidigern. Die jChristlichsozialen haben die ungeheuerlichen Militär-Ausgaben bewilligt — Herr Kunschak war in heller «Begeisterung. Die Christlichsozialen haben die Er- Höhung der Personaleinkommensteuer für die Reichen, ihre Ermäßigung für die Armen abgelehnt — Herr Kunschak wußte nichts dagegen einzuwenden. Soviel Selbstverleugnung! Jawohl, Kunschaks Selbstverleugnung ist sehr zu bewundern, noch mehr die Selbstverleugnung derer, die ihm folgten. Und heute bricht der Freund Geßmanns plötzlich mit aller Selbstverleugnung und ruft: „Die christlichsozialen Arbeiter müßten ein verächtliches Bettelvolk ohne Rückgrat und eigenen Willen sein, würden sie auch nur einen Augenblick daran denken, sich diese Behandlung ruhig gefallen zu lassen." Was ist denn geschehen? Man hat der Arbeiterpartei einige Mandate weggenommen. Man hat aber den Arbeitern früher viel mehr getan, als ihnen durch den Verlust dieser Mandate geschieht; man hat die Arbeiterforderungen niedergestimmt und die soziale Umgestaltung der Steuervorlagen bekämpft. Spät, aber doch scheint dies nun den christlich-sozialen Arbeitern zur Erkenntnis gekommen zu sein. Wenn heute Kunschak gegen seine Partei vorgeht, so geschieht es, weil er gedrängt'wird von den hinter ihm stehenden Arbeitern. Und unter diesem Drange findet Kunschak plötzlich das erlösende Wort: „Nicht um Mandate geht der Kampf... Darüber sind die christlichsozialen Arbeiter klar, daß die Entscheidung in den sozialen Kämpfen und Bestrebungen immer mehr von den Parlamenten auf die organisierte Selbsthilfe übergeht." Sehr richtig... und damit ist auch Kunschak zum Prediger des Klassenkampfes geworden.' Die christlichsoziale Arbeiterschaft tut aber damit den ersten Schritt auf dem Wege zur Sozialdemokratie. Eine Tatsache freilich muß bei all dem besonders festgestellt werden. So auffallend als es nämlich erscheinen mag, daß die Partei zu Lebzeiten Luegers trotz ihrer widerstreitenden Interessen, die sie in sich vereinigte, und trotz ihrer Verrätereien und des aufgestapelten persönlichen Schmutzes stramm zusammengehalten wurde, so erklärlich ist es dennoch. Doktor Luegr war als Person der Typus des Wiener Kleinbürgers, und als solcher das Programm. Seitdem der Partei diese volkstümliche Persönlichkeit mangelt, steuert das Parteischiff ohne Kompaß, da ihr jedes prinzipielle und sachlich ern st e Programm fehlt. Das ist eben der weltbewegende Unterschied zwischen einer Partei, die, wie die Sozialdemokratie, auf streng wissenschaftlichen Grundsätzen fußt, und einer Partei, die auf innerer Unwahrheit, Demagogie und persönlichem Kultus aufgerichtet wurde. Ihr folgt der Niedergang dem Aufstieg, wie ein ehernes Naturgesetz. Der Fäulnisprozeß in der christlichsozialen Partei ist dafür ein Schulbeispiel, aus dem man viel lernen kann. Gelesene Nummern des „Eisenbahnen wirft man nicht weg, sondern gibt sie an Gegner nnd Indifferente weiter. „A Sozi is entweder a Jud' oder er is ka Jud' und dann is er no ärger als a Jud'." Also sprach einmal der christlichsoziale Denker Hermann Vielohlawek. Er meinte es natürlich ernst. Aber hätte er sich über die Art lustig machen wollen, wie die bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokraten argumentieren, boshafter als mit diesen Worten hätte er sie schwerlich verspotten können. Denn (wer die bürgerliche Presse aufmerksam verfolgt, hat es hundertmal erfahren) was immer uns die Gegner vorwerfen mögen, es dauert keine acht Tage und sie wmfen uns das — Gegenteil vor. Ja, wenn's gut geht, können wir in einer Nummer derselben Zeitung lesen: Die Sozialdemokraten wollen die Religion abschaffen — die Sozialdemokraten verbünden sich mit den Klerikalen gegen das freiheitlich gesinnte Bürgertum. Oder: Die republikanischen Sozialdemokraten — die k. f. Sozialdemokraten. Oder: Die Angestellten der sozialdemokratischen Partei mästen sich von den blutigen Arbeiterkreuzern — die Sozialdemokratie beutet ihre Angestellten ärger aus, als der schäbigste Privatunternehmer je die seimgen ausgebeutet hat. Oder: Die Sozialdemokraten wollen den gewaltsamen Umsturz alles Bestehenden — die Sozialdemokratie hat sich gemausert und ist eine friedliche Neformpartei geworden. Oder: Die Sozialdemokratie ist eine einseitige Klassenpartei und kümmert sich nur um die Arbeiter — die Sozialdemokratie hat für die Arbeiter noch nichts getan und das ist begreiflich, denn sie steht im Dienste des jüdischen Großkapitals. Und so weiter und so weiter ins Endlose. Jede Behauptung, durch die unsere Gegner die! Unhaltbarkeit unserer Theorie oder die Nichtsnutzigkeit! unserer Praxis dartun zu können glauben, wollen sie ergänzen und verstärken, indem sie sie widerrufen, das heißt indem sie auch die entgegengesetzte Behauptung aufstellen. O sie sind Schlaumeier! Sie denken: Mit den Sozialdemokraten muß man auf alle Arten fertig zu werden suchen, auf irgend eine Art wird es dann schon gehen. So oder so. Am eifrigsten wird dieser So-oder-so-KamPf gegen unsere Partei in Wahlzeiten geführt. Das ist begreiflich./ Vor Wahlen erreicht die Verlegenheit und Konfusion im! bürgerlichen Lager immer ihren Höhepunkt und in einer solchen Situation kann man natürlich nicht wählerisch sein, da muß alles herhalten, da ist einem jedes Argument recht, mag es so oder so sein. Unsere Bürgerlichen halten es also jetzt mit dem alten Protagoras: Entgegengesetzte Behauptungen sind gleich wahr. Und wer sich die bürgerlichen Wahlredner anhört und die Wahlartikel in den bürgerlichen Zeitungen liest, der kann im Handumdrehen eine reichhaltige Sammlung der sinnlosesten, schreiendsten Widersprüche zusammenbekommen. Wir werden eine solche Sammlung anlegen: es wird eine sehr nützliche und auch eine ganz unterhaltliche Arbeit sein. Fangen wir gleich an. Die nationalistische Presse i „konstatiert" jetzt mit großer Entrüstung, daß unsere Partei in keinem Wahlbezirk, den sie erobern kann, einen Arbeiter kandidiert, sondern daß sie in solchen Wahl-* bezirken nur Parteisekretäre, Gewerkschaftsbeamte,' Redakteure, Schriftsteller, Kassenbeamte, Aerzte, Ad-' vokalen, Geschäftsleute u. s. w. als Kandidaten aufgestellt und dadurch den Anspruch auf den Namen einer Arbeiterpartei verwirkt hat. Sonderbar, höchst sonderbar! Wenn die Arbeiter in einer Auseinandersetzung mit ihren Feuilleton. Der sozialistische Dorsschulmeister. ___' Vom Stoanbrecher-Friedl. . Im Markt Steifkragel hatte sich ein pensionierter Ober-jkondukteur niedergelassen. Er wollte noch nicht in Pension gehen, man gab ihm aber gegen seinen Willen frühzeitig den blauen Vogen. Bald nach seiner Niederlassung im Orte Steifkragel Jhmrde der pensionierte Oberkondukteur Lichtauf ein allseits beliebter Mann. Lichtauf war nicht schmeichelhaft, aber gegen jeden Menschen freundlich, entgegenkommend und mannbar. Auch den Besitzern vom Kleinhäusler bis zum angesehensten Würger, den Aerzten, Notaren und sonstigen Beamten im Orte war er bald ein erwünschter Gesellschafter. Wenn Lichtauf hie und da abends nicht „zum blauen Krieg" sein Viertel Wein trinken kam, dch bestürmten der Notar, der Oberlehrer und an-bete Bürger besorgt den Wirt mit Fragen, was denn mit dem alten Lichtauf sei, daß er heute nicht komme. Der Slbend beim blauen Krug" sei so langweilig und leer, wenn der Lichtauf fehle, klagte» alle. Freudig lachend und mit einer sichtbaren Zufriedenheit reichten die OrtSgrößen dem Pensionisten Sicht-straf beim Betreten der dunklen Kneipe jedesmal die Hände Hum Gruße, denn er brachte »timet Humor in die Gesellschaft. jEines Tages trat eine grausame Umwandlung ein; der Arzt, idcr Schulmeister, der Notar, die angesehensten Bürger im Orte gingen nun dem Herrn Lichtauf weit aus dem Wege. Ja. die «alten Stammgäste vom „blauen Krug" meldeten seit einer iZeit sogar ihr beliebtes Stammgasthaus, weit Herr Lichtauf stran jetzt täglich dort verkehrte. Der Verlust ihres so sicher vermeintlichen Mandats, das ssie durch die Reichsratswahlen des allgemeinen, gleichen Wahlrechtes zu erhalten hofften, hatte die Herren gegen Herrn (Qichtauf verstimmt. Die ganze Ursache ihrer schmählichen Niederlage konnte ja nur dieser Oberkondukteur i. R. Herr Lichtauf sein. Mau Dörte ihn zwar nie in einer Versammlung sprechen, man nahm [ar nichts wahr, daß er agitiert hätte, und war zudem noch "ufig unter den Herren. Herr Lichtauf schien aber diese Abneigung gegen seine ersou gar nicht zu Herzen genommen zu haben, er ging nie-and aus dem Wege, suchte aber auch keinen seiner alten Ge-ellschafter auf. V _ So waren Monate vergangen, die Gemüter der Herren peruhigt; der Groll, daß jeder Knecht, Taglöhncr oder Arbeiter 3 gleiche politische Recht habe wie der Intelligenzler, Fürst, raf und Bürger, hatte sich bereits gelegt. Einer nach dem an-eren bon den OrtSgrößen suchten den alten Stammtisch „zum blauen Krug" wieder auf. Eines Abends traf der Notar mit Herrn Lichtauf am Stammtisch zusammen, lieber das schöne Wetter der mondhellen Nacht fingen sie zu plaudern an, dann kamen sie auf die Zusammenstöße auf der Südbahn zu sprechen und dann auf die Lebensmittelteuerung, Zolltarif und Parlament. Der Notar sprach nach einem tiefen Seufzer sein Erstaunen über das Anwachsen der roten Armee aus. Als Herr Lichtauf dein Notar die rote Armee nach der letzten Stimmenzahl ziffernmäßig mitteilte, da schwindelte cs dem Notar vor dieser Ausbreitung. Herr Lichtauf lachte vergnügt in seinen grauen Bart hinein und sagte gelassen: „Aber, Herr Notar, was wundern Sie sich denn gar so über das Anwachsen der roten Armee? Und was kränken Sie sich über die Flauheit der Arbeiter Ihrer Partei gegenüber? Ihrer Partei fehlen halt auch die Lehrkräfte, die die rote Armee schon hat." „Was Sie da zusammenreden, Herr Lichtauf", sagte der Notar und ein lautes, höhnisches Lachen folgte, dann fuhr er im Tone eines Gelehrten fort: „Wir Deutschen verfügen doch über mehr intelligente Kräfte als die rote Armee, und mag sie noch so groß sein. Schriftsteller, Dichter, Professoren, technisch Gebildete finden Sie in unserer Partei zum Sonnenverfinstern !" „Das stimmt!" antwortete Lichtauf. „Aber das Licht in die untere Volksmaffe zu tragen, dazu fehlen Jhre^ Partei die Dorfschulmeister, wie wir sie haben........" „Wie meinen Sie das?" fragte der Notar mit Span- nung. „Nun, hören Sie, Herr Notar! Ich saß vor einigen Tagen abends beim Schreibtisch, um einige dringende Korre- spondenzen zu erledigen. Da wurde meine Zimmertür hastig aufgerissen und ein junger Knecht stürmte, ohne angeklopft zu haben, in mein Zimmer." „Daö ist eine Ungezogenheit", unterbrach ihn der Notar. „Nein, Herr Notar, so etwas von einem jungen Knecht kann mich nicht beleidigen. Hören Sie weiter! Der Junge hatte seinen Hut tief ins Genick geschoben, in der Hand hielt er ein gefallenes Papier; so stand er etwas erregt vor mir." „Was?! Mit dem Hut auf dem Kopfe?" „Ja, mit dem Hut auf dem Kopfe stand er vor mir wie ein Grenadier", entgegnete Lichtauf lächelnd. „Ein ungehobelter Junge!" rief der Notar verächtlich aus. » „Eitras ungehobelt mag er schon sein, da? macht nichts, deshalb geht er ja zum Dorfschulmeister. Sehen Sie, Herr Notar, dieser ungehobelte Knecht überbrachte mir einen von ihm selbst verfaßten Aufruf an seine Arbeitskollegen, er will sie damit aufmuntern in seiner Art zur Einigkeit, in ihm schlummern Solidarität und Gemeinsinn, Befehlerisch überreichte er mir seine geschriebenen Gedanken, ich sollte sie zum Druck befördern." I „Nun, ich danke, Herr Lichtauf, für eine solche Begegnung," meinte der Notar und lachte. „Ich las." fuhr Herr Lichtauf ernst fort, „den Inhalt seines Schreibens, währenddessen stopfte er sich seine Pfeife an; der Rauch ging bald über meinen Kopf, bald vor meinem Gesicht vorbei und mein Zimmer glich einem Talkessel, in dem ein dichter ^Herbstnebel lagert; dabei spuckte er große Platten auf! den Fußboden vor sich hin und setzte sich auf einen nebenstehen-, den Sessel. Ich hatte vergessen, ihm gleich einen Sessel zitf bieten." Da überkam den Herrn Notar ein sichtlicher Zorn, als stehe er vor dem Knecht, und erregt fragte er: „Und das lassen Sie . sich alles ruhig gefallen? Ja von wo hat denn dieser Mensch seine klägliche Bildung, seine Erziehung genossen?" „Von den Bürgern und Besitzern in Steifkragel, wo er seit seiner Kindheit als Knecht diente." „Das kann nicht sein." fuhr der Notar völlig erzürnt auf, „das müßte ein scheußliches Bürgertum sein, das einem jungen Menschen eine so lückenhafte Bildung beibringt." „Ja, Herr Notar, es ist so! Die Besitzer von Steifkragel benötigten eben nur die Sehnen und Knochen des Armen und waren froh, daß es im oberen Stockwerk des Lastträgers finster blieb. Wir, die rote Armee, aber haben ihn in unsere Reihen ausgenommen und werden seine geistige Kräfte pflegen, ihnen Licht und Wärme zuführen." „Ha, ha, ha," lachte der Notar aus voller Brust, und sagte spöttisch: „Sie wollen diesen wilden, ungehobelten Bengel bilden? Ha, da lernt mein Pudel früher Medizin, — Guten Appetit hierzu, Herr Lichtauf!" f „Ich tue es mit einer Vorliebe, Herr Notar," entgegnete Herr Lichtauf. „Wie werden Sie aber btep anfangen?" fragte höhnisch lachend der Notar. „Nun, das brauchen wir sticht erst anzufangen, wir sind' eben schon bei der besten Arbeit," sagte Lichtauf mit zufriedenem Lächeln, und fuhr fort: „Als ich seine schriftlichen Arbeiten geprüft und auf die Fehler aufmerksam gemacht hatte, nahm ich hin bei der Hand und sagte in väterlichem Ton: Schau, Hans, du bist noch jung und mußt dir noch vieles ttn Leben an- und abgcwöhnen. Merke dir! Wenn du wieder einmal zu mir kommst und mit mir reden willst, dann frage diw in der Küche daneben an, ob du mit mir reden kannst. Wen" ja, dann klopfe an die Tür und auf mein Herein! tritt ein-Weißt, du könntest mich bei einer dringenden Arbeit, wie heute, stören. Sehen Sie, mein Schüler Hans nickte zustimmend. Da^ gehört zum Anstand, zur Bildung, die ein Organisierter vor allem auch haben soll, sagte ich ihm noch. Da. Herr Notar, lächelte mich mein Hans dankbar an. Und weißt, sagte ich ihm weiter: Wenn du in ein freot' des Zimm ertrittst ,so nehme den Hut vom Kopf, selbst wenn d» BV" Sorget dafür, datz der »Eisenbahner" auch vom reifenden Publikum gelesen werde! "tSSE bürgerlichen Gegnern erklären, daß sie sich als Arbeiter fühlen und daß sic sich darnni in Gegensatz zu den anderen Klassen der Gesellschaft stellen, da bekommen sie immer den Einwand zn hören: „Ja, sind denn wir Bürgerlichen keine Arbeiter? Muß der Kaufmann, der Handwerksmeister, der Fabrikant, der Arzt, der Advokat nicht auch arbeiten?" Da will niemand etwas anderes sein, als ein Arbeiter. Jetzt ans einmal wollen die Nationalen nur den als Arbeiter gelten lassen, der in die Fabrik geht. Daß die meisten sozialdemokratischen Kandidaten in die Fabrik gegangen sind, hat nichts zu bedeuten, denn fühlen kann mit den Arbeitern doch nur der, der selber ein Arbeiter ist. Welche Behauptung die bürgerlichen Kandidaten nicht hindern wird, die Stimmen der Arbeiter zu verlangen; dieses Verlangen begründet man einfach mit der Erklärung: „Wenn ich auch nicht am Webstuhl arbeite, so habe ich doch ein fühlendes Herz in der Brust und weiß, wo den Arbeiter der Schuh drückt." Nur ein Sozialdemokrat darf so etwas nicht sagen und die sozialdemokratische Partei begeht einen Verrat an der Arbeiterklasse, wenn sie Leute kandidiert, die den Webstuhl mit dem Schreibtisch vertauscht oder gar überhaupt nie in der Fabrik gearbeitet haben. Wo aber ein Arbeiter kandidiert, da können die Genossen mit Gewißheit darauf rechnen, daß ihnen die Gegner erklären, ihr Kandidat sei als Arbeiter ein zu ungebildeter Mensch, um über politische Fragen mitreden zu dürfen, es sei eine Schande, daß sie keinen anderen Kandidaten hätten. Wir haben's ja schon erlebt, lind es ist auch schon dagewesen, daß kandidierende Arbeiter geinaßregelt worden sind. Und die Möglichkeit solcher Maßregelungen ist ja der eigentliche Feind, aus dein sich unsere Gegner gar so sehr nach sozialdemokratischen Kandidaten sehnen, die „wirkliche" Arbeiter sind. Hei! Das kennte eine fröhliche Hatz werden, wenn die Arbeiter noch nicht so weit wären, daß sie ihre Wortführer vom Kapital unabhängig machen können. Da könnte man diese Kerle herumjagen, daß es ein Vergnügen wäre. Aber die gute alte Zeit, in der inan sich dieses Vergnügen so ohneweiters gönnen konnte, ist vorbei. Die bürgerlichen Parteien müssen den Sozialdemokraten heute Rede stehen und da sie die Arbeiter auf keine Art der Sozialdemokratie entfremden können, versuchen sie cs auf alle möglichen Arten. Wer weiß, ob's nicht doch irgendwie geht. So oder so. Aber sie werden daran glauben müssen, daß es trotz aller So-oder-so-Politik weder so noch so geht. Arbeitemord auf der Ausstg-Tevlitzer Ksenbahn. Der Eisenbahnerberuf macht nicht sentimental. Die häufigen Unglückssälle stumpfen die Gemüter der Eifen-bahnbediensteten ab. So sich diese ganz den Eindrücken hingeben würden, die das Verunglücken von Berufskollegen hinterläßt, würden sie untüchtig zur Ausübung ihres schweren Berufes. Der stete Gedanke an all die Gefahren des Eisenbahndienstes würde ihren Arm und ihre Beine lahmen und ihre Gedanken von den Verrichtungen ab* „Een deren Verfehlung allein schon unübersehbares neues Unheil heraufbeschwören kann. Scheu passieren sie die dunklen Flecke am Oberbau, die die Stelle kennzeichnen, an welcher vor einigen Stunden oder Minute« der Jugend- §sahrtc oder der Kollege aus der gleichen Partie, der :eund oder Sohn seine Glieder oder sein Leben ließ, an sucht zu vergessen, was trübe Gedanken nicht zu in die Wohnung deines Bruders kommst. Also, merk', Hans! Wenn du in ein Zimmer kommst und cs regnet dir darin nicht auf den Kopf, so nehme den Hut ab. Da lachte mein Hans aus doller Brust. Ich zeigte ihm auch den Spucknapf und erklärte ihm den hygienischen Wert desselben, zeigte ihm auch die Platten des Fußbodens, die er mir hinspuckte, und erzählte ihm von der Reinlichkeitsliebe meiner Frau und ihrer Strenge. Darauf suchte ich meine Pfeife und sagte zu ihm: Hans, stopfen — wir — uns eine an! Siehst, Hans, in einer fremden Wohnung wartet man, bis man einen zum Rauchen ladet oder man fragt, ob cs gestattet ist. Sehen Sie, Herr Notar, und heute abends, als mein Hans bei mir war, geschah alles genau, wie ich es ihm vor einigen Tagen gelernt'hatte." „Ich danke für einen solchen Gesellschafter, den man bei jedem Wort, bei jedem Griff und Schritt schulmeistern soll," sagte der Notar geringschätzig. „Dann, Herr Notar, klagen Sie niemals mehr über die Einflußlosigkeit Ihrer Partei bei den unteren Schichten der Bevölkerung. Wir danken dieser Schulmeisterei unsere Stärke, unsere Macht! Aus dieser Schule gehen unsere natürlichen und besten Agitatoren hervor. Herr Notar, ich sehe heute schon, wie der ungehobelte Hans vielleicht innerhalb von zehn Jahren auf der Rednerbühne steht und seinen Hobel auf einen Gegner anfetzt und hobelt, dvtz die Splitter der Lüge und Heuchelei nur so in der Luft fliegen. Die aus eigener Kraft erworbene Bildung, die Ersah, rungen, der Gcmeinsinn werden ihn feinfühlend machen, werden ihm erst zeigen, wer und wie an seiner geistigen Verkümmerung gearbeitet wurde." „Das, Herr Dorfschulmeister der roten Armee, können Sie tun. — Uns, den gebildeten Ständen, läßt es die Standesehre nicht zu...." ..Ich, Herr Notar, bin stolz, das zum Teil vollführen zu können, was der Staat — das Land — die Gemeinde und der Pfarrhof an unseren Brüdern vernachlässigt, um durch die Dunickheit der Armen Nutzen zu ziehen. Unsere erste Teilerei, die wir als Sozialdemokraten durchführen, ist, daß wir unser ganzes gewonnenes Wissen kostenlos und ohne Neid unseren, nach Wissen und Bildung suchenden Brüdern übertragen." Freudig lachend erhob Herr Sichtauf, der pensionierte Oberkondukteur, sein Glas und hielt cd gegen den Notar und sagte: „Ein Hoch unseren sozialistischen Dorfschulmcistern, ein Hoch ihren Schülern, so ziehen wir in den neuen Wahlkampf! Aufs Wiedersehen, Herr Notar!" „Jetzt begreif' ich das Anwachsen der roten Armee. Hol' sie der Teufel, diese sozialistischen Dorfschulmeister! Auf diesen pegett können und wollen wir nicht folgen," fluchte der Norar seinen Spitzbart, ändern vermögen, und dein Unfallsnachweis, der Statistik sowie den Vertretern der Eisenbahnbediensteten in den öffentlichen Korporationen ist es überlassen, das System anzuklagen, das wütender mordet und verstümmelt als die blutigsten Völkerkriege. Aber trotz der Apathie gegen dieses namenlose Unheil, gegen die Grüße des Heeres der Verstümmelten und gegen die Größe der Zahl der Hingemordeten ist ein Gesetz dem Eisenbahner heilig, heiliger als afle anderen ihm mit noch so viel Nachdruck ausgetragenen Verpflichtungen zusammengenommen: das von Menschlichkeitsgefühlen diktierte Gebot, Verunglückten zu helfen. So groß die Zahl der Helden im Eisenbahn dien st ist, die ihr Leben aufs Spiel setzten, um UnfjIfidSfälle zu vermeiden, s o gering i ft die Zahl jener Eisen-bahn bedien steten, die den Rock schändete n, den sie tragen, indem sie dieses heilige Gebot mißachteten. Wir sind bedauerlicherweise genötigt, über einen derartigen Fall zu berichten. Der Kondukteur Wenzel Kraus der Aussig-Teplitzer Eisenbahn, ist einem schweren, aber nicht tödlichem Unfall erlegen. Wir haben durch diesen Todesfall den Verlust eines langjährigen, treuen und opferfähigen Parteigenossen und Organisationsmitgliedes zu beklagen. Die Umstände, die es herbeiführten, daß unser braver Genosse Wenzel Kraus bei seinem Unfall das Leben lassen mußte, wiewohl er unschwer am Leben hätte erhalten werden können, veranlaßt uns, es nicht bei einigen Worten des Nachrufes bewenden zu lassen. Am Mittwoch den 17. Mai I. I. sollte Genosse Kraus als Schlußmann mit dem Güterzug 367 von Aussig abfahren. Der Zug muß vor feinem Absahren von der Zugspartie rangiert werden. Beim Herauskriechen zwischen den Wagen, die Genosse Kraus eingehängt hatte, bekam dieser einen Stoß, da eine zweite Wagengruppe anlief. Genosse Kraus fiel dadurch so unglücklich, daß ihm ein Wagenrad über den linken Oberschenkel ging. Beim Herauswinden des Beines wurde sein linker Fuß ein zweites Mal gebrochen. Der Bedauernswerte lag nun nahezu eine Stunde ohne Hilfe zirka 300 Meter vom Stationsgebäude entfernt. Man unterließ beim Herbeirufen des Bahnarztes, diesem die Art des Unfalls bekanntzugeben, so daß dieser ohne dem notwendigen. Verbandzeug erschien. Man wollte nun den Verunglückten ins Krankenhaus schaffen, um das gebrochene Bein zu amputieren. Doch der Transport verzögerte sich derart, daß nahezu zwei Stunden seit dem Unfall verflossen waren, ehe Kraus ins Krankenhaus gebracht wurde. Obwohl im Krankenhaus dem Genossen Kraus das linke Bein sofort abgenommen wurde, starb er am 19. Mai infolge des großen Blutverlustes nach qualvollen Stunden. Bei der Sezierung wurde festgestellt, daß Genosse Kraus, der ein gesunder, rüstiger Mann war, nicht gestorben wäre, wenn rechtzeitig Hilfe vorhanden gewesen wäre. Der diensthabende Beamte S ch m o tz der Station Aussig war sofort nach dem Ereignis von dem Unfall telephonisch verständigt worden. Der Transport verzögerte sich dadurch, daß der Beamte Schön den Schlüssel zur Tragbahre mitgenommen hatte, als er zum Essen gegangen war. Nun wäre rvohl in der nahen Werkstätte eine zweite Tragbahre zur Verfügung gestanden. Diese darf aber nur über spezielle Erlaubnis seitens der Werkstättenleitung aus* gefolgt werden und diese Erlaubnis konnte zur Mittagstunde nicht eingeholt werden. Da Kraus, der bei Bewusstsein war, wiederholt selbst bat, weggeschafft zu werden, ging der Manipulant Höger zum diensthabenden Beamten um die Bahre. Sch motz herrschte ihn an: „Jetzt kommen Sie auch noch! Schaut doch, daß ihr mit dem Zug herauSkoinmt1* Erst als ein Schlosser den Raum, in dem die Tragbahre aufbewahrt war, mit einem Sperrhaken aufgesperrt hatte, konnte der Transport vor sich gehen. So mußte Genosse Kraus an der Pflichlvergcsscnhelt eines gewissenlosen Beamten, de in das richtige Abgehen ciitcS Zuges höher steht als ein Menschen leben und an der Schlamperei einer, jeder Rücksichtnahme auf den Schutz des Lebens ihrer Bedien st eten baren Bahnverwaltung verbluten. Genosse Kraus war ein vorsichtiger und erfahrener Eisenbahner. Daß diesem Mann im Dienste ein derartiger Unfall zustoßen konnte, ist an und für sich schon eine schwere Anklage gegen das auf der Aussig-Teplitzer Eisenbahn besonders üppig wuchernde System einer schrankenlosen Ausnützung des Menschenmateriales. Der Unglücksfall wäre unmöglich gewesen, wenn für »die Sicherheit des Personals und des Verkehrs bei dieser Bahnverwaltung genügend Sorge getragen würde. Das Personal der Zugs- und Verschubpartien wird bei der Aussig-Teplitzer Eisenbahn so stark reduziert, daß es nur durch Außerachtlassen der notwendigsten Vorschriften und durch das Anspannen der letzten Kräfte den Bediensteten möglich ist, die Arbeit zu bewältigen. Die Zugsführer oder Verschubleiter, die für die anstandslose Abwicklung der Verschubmanipulationen verantwortlich gemacht werden, müssen infolge des Personalmangels die Arbeiten der Zugsbegleiter oder Verschieber verrichten, ja selbst in vielen Fällen den Weichensteller ersetzen. Das Zugs- und Verschuvpersvnal verrichtet den gefahrvollen Dienst daher ohne jede Aufsicht, es ist sich in den meisten Fällen und in den gefährlichsten Situationen allein überlassen, wie es auch in diesem Falle war. Wäre ein Organ am Platze gewesen, das den Genossen Kraus aus die kommende Wagengruppe aufmerksam gemacht hätte, wären die rollenden Zugsteile mit Zugsbegleitern besetzt gewesen, so wäre das Unglück nicht geschehen. Triff; die Verwaltung dieser Bahn schon eine erdrückend schwere Schuld dadurch, daß dieser Unglücksfall möglich war, um noch viel schwerer ist ihre Schuld als Saumseligkeit und Lässigkeit, Pslichtvergessenheit und Gewissenlosigkeit es verhinderten, daß nach dem Unglücksfall eine wirksame Hilfe geleistet worden wäre. Mit einem geringen Kostenaufwand können die Mittel bereitgehalten werden, die bei Unglücksfällen eine erste Hilfeleistung ermöglichen, und doch mangelte es beim Unfall des Genossen Kraus am Notwendigsten zur Hilfeleistung. Kraus mußte verbluten, weil kein Verbandzeug zur Stelle war. Die Tragbahre in der Aussiger Werkstätte ist ein Jnventarstück, das um seiner selbst willen gehalten wird, zur Schaustellung, und um be, Visitationen vorgezeigt werden zu können. Wenn man mit dieser Tragbahre Genossen Kraus rechtzeitig in das Krankenhaus befördert hätte, wäre dies, wiewohl damit ein Menschenleben hätte erhalten werden können, ein schweres Verbrechen gegen den bei der A.-T. E. herrschenden unbedingten Kadavergehorsam fordernden Geist ae-wesen, der verbot, diese Bahre ohne Ermächtigung der Werkstättenleitung zu benützen. Der diensttuende Beamte, der einen verunglückten Bediensteten fast eine Stunde lang ohne Hilfe liegen läßt, ist eine Individualität, die nur dort zur Entwicklung gelangen kann, wo jedes menschliche Empfinden erstorben ist, wo man aufgehört hat, im Bediensteten noch immer den Menschen zu respektieren und wo man diesen und dessen Leben und Gesundheit niedriger wertet als irgendein Materialstück. Mit diesem System, das auf der Aussig-Teplitzer Bahn die Mißachtung des Bediensteten bis zum Arbeitermord aus grober Fahrlässigkeit gedeihen ließ, sind auch die Träger dieses Systems zu verdammen. Der General»1 direkter der Aussig-Teplitzer Eisenbahn, der Gründe dafür zu haben scheint, durch Duldung unreiner Wahlen seine Bediensteten von einem Einfluß auf die Unfallverhütung auf dieser Bahn fernzuhalten, ist an diesem System, das Genossen Kraus mordete, nicht schuldlos. Der Geist des Beamten S ch m o tz ist Geist vom Geiste des Generaldirektors. Sö sehr sich Herr E n d e r e 8 aufbäumt, wenn der Vorwurf des Arbeitermordes im Falle Kraus erhoben wird, und soweit er eine Mitschuld an diesem von sich weisen möchte, es ist kein Zusammentreffen von Zufälligkeiten, an dem Genosse Kraus verblutete. Auf keiner der österreichischen Bahnen gedeiht die Rücksichtslosigkeit und Gewissenlosigkeit gegen die Bediensteten, die' Lässigkeit bei der Beobachtung der Maßnahmen zum Schutz des Lebens derselben in gleichem Maß, als bei der Aussig-Teplitzer Eisenbahn. In der gänzlichen Mißachtung der Rechte der Bediensteten und der Pflichten gegen dieselben vermeint man hier den kapitalistischen Aktionären unb damit auch sich selbst, den verwaltenden Beamten, am besten zu dienen. > Um eine öffentliche Anklage wegen des Falles Kr ans zu erdrosseln, hat der schuldbewußte General-! direkter End er es zu einem seigen Erpresserakt gegriffen. Er suchte die Vertrauensmänner des Personals, unter Androhung von Repressalien dazu zu zwingen, über! diesen Fall eine die Bahnverwaltung entlastende Erklärung abzugeben. An der Meinung der Oeffentlichkeit über diese Sache würde wohl eine abgepreßte Erklärung keine Aenderung zu vollziehen vermögen. Direktor E n d e r e s aber hat mitj diesem feigen Mißbrauch der Ueberlegenheit seiner Stellung, wehrlosen Bediensteten gegenüber ein Schuldbekenntnis abgelegt und moralisch abgewirtschaftet. So er sich die ge-' fürchtete Anklage vom Hals schaffen wollte, hat er nur! das erreicht, daß in der Oeffentlichkeit nunmehr die Frage aufgerollt ist, ob derartig gewissenlosen Leuten die Leitung eines Betriebes überlassen bleiben darf, an dem doch nicht die Aktionäre allein, sondern die ganze Oeffentlichkeiti interessiert sind. Auch einem verunglückten Passagier wäre nicht mehr Hilfe geleistet worden, als dem Kondukteur Kraus. Ein Kapitalistenblatt letzter Güte hat sich sofort bereit gefunden, die Reinwaschung der Verwaltung der Aussig-Teplitzer Eisenbahn vorzunebmen. Das »Aussiger Tagblatt" behauptet in einem jedenfalls von der Direktion dieser Bahn inspirierten oder verfertigten Artikel, daß lediglich eine Verkettung unglückseliger Zufälle den Transport des Verunglückten verzögert habe, daß aber von einem Verbluten infolge verspäteter Hilfeleistung keine Rede jein könne. Die berechtigten Anklagen, die am Grabe des tzin-gemordeten und im Aussiger Parteiblatt gegen die Verwaltung dieser Bahn erhoben wurden, bezeichnet dieses-Blatt als eine sozialdemokratische Wahlmache. Es ist also nach der Meinung dieses Blattes vollkommen in Ordnung, wenn Verunglückte stundenlang ohne entsprechende Hilfe gelassen werden und wenn beim Eintreten eines derartigen Unglücksfalles die Mittel zur Leistung der ersten Hilfe gänzlich versagen. Wir ivissen die Liebe; der Blätter vom Schlage de$ .Aussiger Taablattes" zu! den inserierenden und Freikarten spendenden Bahnverwal-! tungen entsprechend zu würdigen und lassen uns durch j keine bezahlten Vertuschungsversuche darin ablenken, die Verwaltung der Aussig-Tepli-tzer Eisen-' bahn wegen ihrer sträflichen Gewissen-« losigkeit anzuklagen. Der Mord an Genossen Wenz-el Kraus er«, regte über die Kreise der Aussiger Eisenbahnbediensteten' heftige Erbitterung. Die große Beteiligung an dem Leichenbegängnis des in den schönsten Mannesjahren Dahingerafften zeigte von der Anteilnahme an dem verhängnisvollen Mißgeschick und von der Achtung, die Genosse Kraus im Kreise seiner Berufskollegen und unter der Aussiger Arbeiterschaft genoß. Möge unserem treue« Mitkämpfer Wenzel Kraus die Erde leicht fein! PF Sie Wahlen in den zentralansschnk der Betriebskranlenlasta der 1.1. österreichischen Aaatsbahnen. Die Schlacht ist gefchlagen, die Waffen ruhen uni>\ man kann jetzt die Walstatt ruhig übersehen und den Sieg, den wir errungen, abwägen und beurteilen. Und wir haben einen Sieg, einen bedeutsamen Erfolg er«; rungen, auf den wir stolz fein können, denn er zeigt beut-; lich, in wessen Lager die österreichischen Eisenbahner ^ stehen. Die nackten Ziffern reden hier eine gar beredte] Sprache und alles Leugnen, alle Verdrehungskünste, olle; Rechnungsoperationen nützen nichts. Die Wahl in detV Zentralaiisschuß der Betriebskrankenkasse der k. k. öfter-' reichischen Staatsbahnen hat die unleugbare, feststehende Tatsache gebracht: In unser e in Lager stehen die Bediensteten der k. k. österreichischen '© t a fl t ß b o t) n e n. Mögen sich die Herren Gegner drehen und ausreden wie sie wollen, diese Tatsache wischen sie nicht weg. Wir können uns des schönen Erfolges um so mehr freuen, als uns die Herren Gegner den Kampf und den Sieg wahrhaftig nicht leicht gemache BMcht nur Lokale, in welchen der »Eisenbahners artfliegt! ':T~ Naben. Mit allen möglichen Mitteln arbeiteten die Herren jBeamten, Bahnmeister, die größeren und kleineren Vorgesetzten, um den Sieg an ihre Mahnen zn heften; mit Drohungen, großangelegtem Schwindel, mit Terrorismus ohnegleichen nützten sie ihre Macht als Vorgesetzte aus, um den armen niederen Bediensteten und Arbeiter entweder zu zwingen, ihre Kandidaten zu wählen oder ihnen überhaupt das Wahlrecht zu rauben. Die große Anzahl von abgegebenen leeren Stimmzetteln spricht da-für, daß man teils den Mitgliedern das Wahlrecht vor-enthält, indem man einfach unausgefüllte Stimmzettel für die Mitglieder abgegeben hat, wenn sie sich sträubten, aufgezwungene Kandidaten zu wählen, ander-seits aber ist die leere Abgabe der Stimmzettel als eine Folge der Verhetzungsarbeit unserer Gegner zu betrachten, die eine Betätigung an den Wahlen, verschiedenen Aktionen und an der Organisationsarbeit den Bediensteten direkt verekelt. Anch darf nicht vergessen erwähnt zu werden, daß die Abgabe der leeren Stimmzettel, besondcis in jenen Staatsbahndirektionsbezirken, wo das tschechische Element überwiegt, eine Demonstration der Tschechischnationalen, des Gauklers Burivals fein soll. Die Herren Tschechischnationalen sind nämlich furchtbar gescheite Leute; sie wissen genau, daß, wenn sie bei Wahlen, wo die Gesamtheit der Eisenbahner zu wählen hat, trotz der „Slawischen Liga" ein fürchterliches Fiasko und greuliche Blamage sich holen müßten, daß eben bei solchen Wahlen jene Demagogie nicht getrieben werden kann, wie bei Wahlen in die Lokalkommissioncn oder Personalkommissionen, wo die Bediensteten, die in einzelne kleine Bezirke, Dienstzweige und Gruppen zerteilt, eitte Beute der nationalen Demagogie, Kategoriendünkels und nationalen Schwindels werden. Die leeren Stimmen körnten die Burival-Leute leicht für sich reklamieren, sie brauchen ja keinen Nachweis führen, daß alle leeren Stimmen von ihren Anhängern abgegeben wurden. Doch derjenige Eisenbahner, der die Verhältnisse kennt, der wird den Schwindel mit den leeren Stimmzetteln sofort durchschauen. Nun gehen wir zu den Zahlen über. Wir kommen zwar etwas zu spät mit dem Resultat des Skrutininins; wir wollten jedoch authentische, offizielle Ziffern bringen und diese haben wir erst in den letzten Tagen bekommen. Die Anzahl der Wähler der Betriebskrankenkasse betrug 200.000. 169.782 Eisenbahner, das sind 84-8 Prozent. haben von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Hiervon waren 1976 Stimmen zersplittert und ungültig und 38.164 Stimmen oder zirka 19 Prozent wurden leer abgegeben und 80.260 bis 101.577 oder 50vi Prozent entfielen auf dic sozialdemokratische Liste; die Deutschnatio-nalcn erhielten 14.864 bis 15.010 oder 7 4 Prozent und die Christlichsozialen 4699 bis 7195 Stimmen oder 3-6 Prozent. Rechnet man die d e u t s ch n a t i o n a l e n, christlichsozialen und die leeren Stimmen zusammen, so ergibt sich, daß die Gegner 57.727 bis 60.369 gegen 80.260 bis 101.577 sozialdemokratische Stimmen bekommen haben; im Verhältnis gerechnet stellt sich dasselbe wie: 50’1 zu nicht ganz 30. Jedenfalls eine schmähliche Niederlage. Interessant sind die Resultate der einzelnen Staatsbahnbezirke und darum lassen wir sie folgen, um auch unseren Genossen eine Grundlage zu einer weiteren Agitationsarbeit zu geben. Tabelle I. Dl-nftft-ll- £22 Sft sM’Si Z e ® D baruntet waren fl e"a «iö * leer im« flültlf! K. r. Eisenbahnministerium 236 170 _ 66 K. k. Nordbahn 27973 5696 114 22163 StaatSbahndirektionen: Wien 15208 2110 101 12997 Linz 9882 749 418 8715 Innsbruck 8267 894 46 7327 Villach 10233 1010 30 9193 Triest 5791 1411 185 4195 Pilsen 9389 2740 34 6615 Prag 13053 7046 — 6007 Olmütz 3781 473 116 3192 Krakau 6642 — 6642 Lemberg 13010 3077 761 9172 Stanislau 6898 1279 — 5619 Czernowitz 2080 241 9 1830 k. k. Böhmische Nordbahn 3502 889 75 2538 k. f. St. E. G 18715 6009 53 12653 k. I. Oe. N. W. B. ... 15122 4370 34 10718 Summe. . 169782 38164 | 1976 129642 Diese Zusammenstellung liefert den strikten Beweis von der Disziplin unserer Genossen, die trotz aller Machinationen für die von der Organisation empfohlenen Kandidaten ihre Stimmen abgegeben haben. Wir sind unseren Genossen eine Erklärung schuldig. Es wird so manchem Leser dieses Blattes aufgefallen sein, daß in den einzelnen Staatsbahnbezirken für den Kandidaten der Bediensteten der £. k. N. W. B. so wenig, in einigen gar keine Stimme abgegeben wurden; ebenfalls, daß dic Kandidaten der k. k. St. E. G. in der Zusammen-stellung überhaupt nicht enthalten sind, so daß die Meinung entstehen könnte, daß sie überhaupt nicht gewählt wurden. Dem ist nicht so. Zu einer Zeit, als die Organisation bereits das Wahlmaterial versendet hatte, die Kandidatenliste demnach fertig war, wurde die Einverleibung der Betriebskrankenkasse der N. W. B. perfekt und das Eisenbahnministerium legte in der letzten Sitzung des Zentralaiisschnsscs die Statutenänderung der Betricbskrankenkasse. § 26 (Wahlparagraph), vor, nach welchem der Zentralausschuß um zwei Mandate erhöht wurde. In der Meinung, daß die Statutenänderung, dem neuen Zentralausschuß überlassen und zu dem Ausweg der Kooptientng der zwei Mandate als Vertretung der neu verstaatlichten Bahnen gegriffen wird, wurde die Zusammenstellung der Kandidatenliste vorgettontmeit und nachträglich die Klebezettel für die Kandidaten der N. W. B. hergestellt und versendet. Sei es nun, daß die Genossen Vertrauensmänner diese Klebezettel nicht in die Hand bekommen oder über den Modus der Wahl sich nicht genügend informiert haben, wurden die Klebezettel nicht in Verwendung genommen. Auf diese Weise ist der Ausfall der Stimmen bei der Direktion der k. k. N. W. V. zu erklären. Bei der St. E. G. konnte leider — weil, wie erwähnt, die Kandidatenliste vor der Perfektionierung der Einverleibung festgestellt wurde — nicht mehr ans die vorgeschriebene Einteilung der Dienstesgrtippcn Rücksicht genommen werden und so kam es, daß die Kandidaten der St. E. G. in der Dienstesgruppe „Werkstättendienst" und „Bahnerhaltungsdienst" um je einen zuviel wurden und nach der Wahl ausgeschieden werden mussten. Wir können aber mitteilcn, daß bereits beim k. k. Eisenbahnministerium Schritte eingeleitet worden sind, daß ein Vertreter der Mitglieder der verstaatlichten St. E. G. als Experte in den Zentralausschuß einberufen wird. Wenn wir daher sagen, daß wir mit unserem Wahlerfolg sehr zufrieden fein können und daß dieser Erfolg eilte tödliche Blamage für die Gegner bedeutet, so haben wir lediglich eilte feststehende Tatsache konstatiert. Bevor wir aber diesen Artikel schließen, so müssen wir auf eine merkwürdige Begebenheit aufmerksam machen, die mehr als eigentümlich genannt werden muß und die den Einfluß, den das Eisenbahnministerium durch seinen Vertreter auf die Agnosziernng der Wahlen nimmt, in einem grellen Licht erscheinen läßt. Bei der Agnosziernng der Wahlen erklärte der Vertreter des Eisenbahnministeriunis Ministerialrat Herr Dr. P o l l a k, daß die Agnosziernng des mit 101.577 Stimmen gewählten Genossen K n o 11 e k nicht vorge-nominen werden kann, w e i l e r a n g e b l i ch n i ch t i n Wien, sondern in K l o st e r n e u b u r g wohnt, und wurde statt seiner ein Herr G a 11 e r m a y e r (Offiziant beim Eisenbahnministerium), ein Deutschnationaler, aus den 14.972 Stimmen entfielen, von Herrn Dr. P o l l a k in den Zentralausschuß berufen. Was soll man von einem solchen Vorgang denken, wie soll man sich eine solche Handlungsweise erklären? E i n M a n n, der das Vertrauen der Mehrzahl der Kranken-kassemitglieder genießt, der fast siebenmal soviel Stimmen bekommen h a t als sein Gegenkandidat, wird einfach zur Seite geschoben und ein anderer, der dem Herrn M i n i st e r i a I r a t g u t z u G e s i ch t st e h t, a l s g e-w ä h l t e r k l ä r t. Wo und in welchem Paragraphen der Statuten ist diese willkürliche Handlungsweise des Vertreters des Eisenbahnministeriums begründet? Wir suchen umsonst. Wenn schon die Wahl Knotteks wegen eines Formfehlers annulliert werden muß, warum wurde der Ersatzmann, auf den 101.222 Stimmen entfielen, nicht zum A u s s ch u ß m i t g l i e d vorgeschoben? Im übrigen ist aber die Auslegung des Wortes „Domizilstatiou" überhaupt falsch und beweist nur, wie wenig praktische Erfahrungen im Eisenb^Hndienst Herr Dr. Pollak besitzt; er möge doch gefälligst unter die Eisenbahner in ganz Oesterreich gehen und möge Nachfrage», was „Domizilstation" im Eisenbabnerjargon bedeutet, er wird erfahren, daß unter „Domizil" nicht der Wohnort, sondern der Dienstort verstanden wird. Wir sind überzeugt, daß bei einer solchen Auslegung zum Beispiel bei den Beamten, eine Wahl sehr schwierig wäre, weil mehr als die Hälfte der Herren draußen in der Um- gebung Wiens wohnt. Also eine Wortreiterei, Herr Ministerialrat, nichts anderes; Sie wollten eben die Gelegenheit beim Schopf packen, um sich eines Mannes zu entledigen, der in seinem Pflichtbewußt s ein I h it c n u n a tt-geneh m w ii r b e. An dieser Tatsache ändern auch die schönen, süßen Worte nichts, Herr Ministerialrat. Warum, fragen wir, werden nicht die Stimmzettel so hergestellt, wenn man schon Wortklauberei betreiben will, warum wird ja in den Stimmzetteln außer Vor- und Zuname, Diensteigeitschast. auch noch die dritte Rubrik: „Dienstort" vorgedrnckt? Warum nicht Wohnort? Und Knotteks Dienstort ist eben „Bahnamt Nußdorf", folglich besitzt Knottek das p a s s i v e W a h l r e ch t und darf auch die Willkür oder die Animosität eines Ministerialrates an diesem Rechte nicht rütteln. Diese Angelegenheit ist noch nicht erledigt und Herr Ministerialrat Dr. Pollak mag ganz beruhigt sein: Wir werden noch jene Instanzen finden, die eine abweichende Auffassung haben. Die A n s f a s s u u g des Rechtes und der Gerechtigkeit! Die Wahlen sind beendet, dank der Solidarität/ Ueberzengung und Disziplin unserer Genossen sind wieder unsere Vertrauensmänner in den Zentralausschuß eingezogen, wo sie ihrer Pflicht gemäß die Interessen . ihrer Wähler, die Interessen der kranken Eisenbahner vertreten werden; wir haben nur eine Bitte an unsere Genossen: Unterstützet die Vertrauensmänner in der Erfüllung ihrer Pflichten, damit ihr Wort, das sie im Interesse ihrer Kollegen sprechen, jenes Gewicht hat, um auch gehört zu werden. —d— Sieefhmfelliflieit, RenftMtmslich' tot und EmerbrimUiMN. (Schluß.) Die Notwendigkeit, den Begriff der Invalidität dein Bediensteten gegenüber näher zu begrenzen, entstand erst dann, als durch die Einführung der Unfallversicherung dein in Ruhestand versetzten Bediensteten die Möglichkeit gegeben wurde, neben der Pension auch die llnfallsrente beanspruchen zu können; der Bahuver-waltung gegenüber entstand diese Notwendigkeit deswegen, weil im Jahre 1890 für die k. k. Staatsbahnen die Stabilisierung der Bediensteten in der Richtung ein-geführt wurde, daß der Bahnverwaltung die Möglichkeit benommen wurde, die Bediensteten ohne Angabe von Gründen kündigen zu können. Damals hat ein Bediensteter, welcher ans der Existenz der Invalidität einen materiellen Gewinn schöpfen konnte, ein Interesse gehabt, dieselbe zu erweisen,' aber anch die Verwaltung hätte ein solches Interesse haben können, da es ihr möglich war, durch die Erweisung der Invalidität sich eines Bediensteten entledigen zu können, dessen Dienstesausübung den Bedürfnissen des Dienstes nicht entsprochen hat, wenn auch das Recht, den Bediensteten „ans Dienstesrückslchten" in den Ruhestand versetzen zu können, der Bahnverwaltung auch für weiterhin gewahrt geblieben wäre. Die Absicht der Bahnverwaltung ist ja klar, sie wollte das Odium von sich weisen, welches an einer Handlung der letztgenannten Art hastet. Zu eiltet authentischen Definition der „Dienstunfähigkeit" aber ist es nicht gekommen. Die im Jahre 1890 erlassene Dienstordnung, welche der schon erwähnten Aenderung der Bestimmungen über die Kündbarkeit der Bediensteten halber im VII. Abschnitt: „Ueber die Versetzung der Bediensteten in den Ruhestand" in einem neuen Gewand erschienen ist, bestimmte bloß, daß bezüglich der Bedingungen über den Eintritt in die Pension die analogen Normen für die k. k. Staatsaugestelltcn Geltung haben. In diesen Normen für die k. f. Staatsangestellten wird aber der Begriff der Invalidität nicht präzisiert. In den alten Quellen der Pensionsversiche-rung der Staatsangestellten (vor dein Jahre 1844) wird gesagt, daß ein Angestellter nicht in Ruhestand versetzt werden kann, wenn er noch fähig ist, Dienst zu leisten. (Kabinettsvorschrift vom 14. Mai 1762.) Anderseits ist es die Pflicht eines jeden Ehrenmannes, der einen Ge-halt bezieht, solange es seine Kräfte znlassen und der Staat seiner bedarf, auch dann noch fortzndienen, wenn er selbst das 40. Dienstjahr überschritten hat. (Franzens Sammliutg der Provinzialgesetze, Band 52, Nr. 116, Seite 419.) Vom Staatsangestellten wurde verlangt, daß er eilte zehnjährige Dienstzeit hinter sich hat und unver-schuldet vollkommen dienstuntauglich nicht nur für den öffentlichen Dienst, sondern auch für jeden Erwerb überhaupt geworden ist. (Pensionsnormale vom 26. März 1781, Nr. 471, Absatz 1.) Ein solcher Fall kann dem Gesetz nach vorausgesetzt werden, wenn das diesbezügliche Individuum nachgewiesenermaßen wegen Wahnsinn, erlittener Verletzung, andauernder Krankheit. Erblindung zu einem Brotverdienst überhaupt unfähig ist und hauptsächlich, wenn ihm in seiner Dienstesausübung ein litt-gliickssall zuaestoßen ist. (Pensionsnormale vom 26. März 1781, Nr. 471. — Interessant ist die Aehnlichkeit der Textierung im § 5 des deutschen Gesetzes über In-validitäts- und Altersversorgung vom Jahre 1899.) Die physische Untanglichkeit mußte durch eine amtliche Superarbitrierung von einem zu diesem Akt gcfchlim berufenen Arzt erwiesen werden. (Hofdekret vom 24. Mat 1816, Sammlung der Provinzialgesetze, Band 44, Nr. 62, Seite 181 bis 183. — Schwabe: Das allgemeine österreichische Zivilpensions- und Provisionssiistem. Wien 1844. K. k. Hos- und Staatsdruckerei.) Dasür bestimmen dic Normen, daß der Staatsangestellte daS Recht hat, nach vollendetem 35jährigen Dienst und nach Vollendung des 60. Lebensjahres um du Versetzung in den Ruhestand nachzusuchen**). *) Siche „Eisenbahner" Nummer 14 d. I. **) Gesetz vom 15. April 1873, R.-G.-Bl. Nr. 47, welches durch die später erschienenen Gesetze vom 19. November 1898, R.-G.-Bl. Nr. 172, vom 26. Dezember 1898, R.-G.-Bl-Nr. 255 und iom 14. Mai 1896, N.-G.-Bl. Nr. 74, in diese' Richtung bin. unverändert geblieben ist. Erst durch das Gese» vom 19. Februar 1907, R.-G.-Bl. Nr. 34, wurde für dic k. 1 1 Staatsangestellten dic 35jährige Dienstzeit eingcführt. In der zweiten Tabelle ist ersichtlich, wie viel Stimmen für unsere Kandidaten in den einzelnen DirektionSbezirlen ab gegeben wurden. Tabelle II. Samt tz 6 ü s 1 j? 5 | £ cs "ff $ •£ M e » » Q « Lemberg 1 • i 3 3 D S> A Knottek 6 16.776 9.767 5.657 4.933 7.634 3.483 1.732 5.037 2.566 6.386 7.898:5.619 l 1.175 1.843 E Grün. . . 4 16.678;9.758 5.646:4.930 7.580 3.460 4.7145.035 2.557 6.298 7.878 5.619 1.1731.843 A Pollak . 6 16.716 9.765 5.658 4.933 7.633 3.483 4.732 5.037 2.519 6.374 7.906 5.619 1.175 1.843 E Kubitschek . 4 16.677 9.760 5.649 4.931 7.576 3.462 4.711 5.035 2.556 6.221 7.874 5.619 1.173 1.843 A Sch u b e r t 4 17.242 9.874 5.753 4.954 7.831 3.582 4.813 5.048 2.592 6.450 6.688 5.619 1.173 1.844 E Freiler . . 4 17.205 9.853 5.746 4.941 7.786 3.529 4.800 5.087 2.584 6.303 8.667 5.619 1.173 1.843 A Kutterer 4 17.248 9.869 5.7 58 4.934 7,818 3.573 4.812 5.048 2.569 6.446 8.645 5.619 1.173 1.843 E Schneider . 4 17.205 9.849 5.754 4.934 7.796 3.518 4.801 5.087 2.582 6.298 8.632 5.619 1.173 1.843 A C l a b i a n. 4 16.546 9.737 5.611 4.932 7.5 60 3.498 4.686 5.036 2.514 6.354 7.632 5.619 1.175 1.843 E Patak. . . 4 16.525 9.728 5.612 4.932 7.513 3.480 4.683 5.075 2.513 6.185 7.677 5.619 1.172 1.843 A S r o m . . 4 16.552 9.732 5.611 4.925 7.570 3.485 4.685 5.036 2.512 6.325 7.628 5.619 1.175 1.843 E Freiwillig. 4 16.525 9.723 5.613 4.929 7.524 3.474 4.685 5.075 2.508 6.221 7.670 5.619 1.172 1.843 A Winter. 4 16.336 9.723 5.611. 4.929 7.556 3.575 4.684 5.035 2.515 6.343 7.615 5.619 1.173 1.843 E Scholz . . 4 16.300 9.718 5.622 4.930 7.508 3.565 4.675 5.074 2.512 6.229 7.666 5.619 1.170 1.843 A Tants in 4 16.222 9.712 5.611 4.928 7.549 3.571 4.681 5.075 2.494 6.343 7.618 5.619 1.173 1.843 E Heider . . 4 16.307 9.710 5.613 4.928 7.499 3.561 4.676 5.074 2.508 6.231 7.650 5.619 1.170 1.843 A Kinder- mann . — 15.400 8.966 4.086 4.714 6.344 1.773 4.299 2.032 4.304^6.590 5.619 35 E MadSra. . 15.400 8.960 4.087 3.714 6.342 1.784 4.393 • 2.033 4.475-6.571 5.619 • 28 © ö S St K 65 Summe 10. 10. 10. 10 10. 10. 10. 10. 10 10. 10 10 10 10 10 10 761 815 790 m 788 729 714 759 715 7 20 711 716 .710 8.701 8.742 7.287 7.37 7.370| 7.370, 7.370, 7.287: 7.27l| 7.287 7.271 7.287 7.271 7.287 7.271 7.397 7.407 101.577 101.222 04.174 98.739 94.282 103.300 194.294 103.258 100.7(12 100.517 100.718 100.571 100.567 100.497 109.476 100.275 80.260 79.555 AuSfchußmitglied. E — Ersatzmann. / Dadurch wurde auch bei den k. k. Staatsbahnen das Prinzip der sogenannten präsumtiven Invalidität eingeführt, obzwar dadurch in die Pensionsversicherung der Bediensteten der k. k. Staatsbahnen die Aufgabe der Altersversicherung noch nicht ausgenommen wurde. Bon Personen, die in 35jähriger Dienstesausübung das 60. Lebensjahr erreicht haben, wurde durch das Gesetz gewissermaßen vorausgesetzt, daß sie schon invalid sind, und das war die Begründung ihrer Pensionsansprüche. Der 35jährige Dienst wurde als Norm aufgestellt, trotzdem es dem Staatsangestelltcn möglich ist, erst nach 40 Dienstjahren die volle Pension zu erreichen. Die Präsumtion der Invalidität hat auch die heute geltende Dienstordnung der k. k. Staatsbahuen vom Jahre 1898 übernommen. Diese Bestimmungen Weichen aber von der Kombination des Lebensalters mit der Dienstzeit, wie sie in den Normen für die k. k. Staatsbeamten Vorkommen, vollständig ab. Trotzdem nun jedermann annehmen mußte, daß mit Rücksicht auf die Möglichkeit die volle Pension schon nach 35 Mitgliedsjahren, also beiläufig nach einer 37-jährigen Dienstzeit zu erreichen, die Altersgrenze der Eisenbahnbediensteten schon der Beschwerlichkeit des Eisenbahndienstes, welche immer anerkannt wurde, niedriger gesetzt wird, als bei den k. k. Staatsangestellten, ist cs nicht geschehen. Im § 130, 1 a und 2 a, wurde die Altersgrenze, die mit der Präsumtion der Invalidität identisch ist, auf 65 Jahre vorgeschoben. Nach § 130 D.-O. hat der Beamte, Unterbeamte und Diener das Recht: 1. zu verlangen, in dauernden Ruhestand versetzt zu werden: a) nach Vollendung des 65. Lebensjahres: b) wenn er durch ein körperliches oder geistiges Gebrechen unfähig wird, seine Dienstesobliegenheiten auszuüben ; c) wenn ihm die volle Pension oder Provision gebührt. 2. In allen diesen und noch außerdem in nachstehenden Fällen kann ein Bediensteter gegen seinen Willen im amtlichen We g e in Ruhestand verseht werden: a) bei Verlust der Mündigzeit: b) wenn er ununterbrochen ein Jahr durch Krankheit in Ausübung seiner Dienstespflichten gehindert war und die Möglichkeit besteht, daß er weiterhin in der Dienstausübung gehindert wird: c) wenn er in zeitlichen Ruhestand versetzt und innerhalb drei Jahren nicht reaktiviert wird: ck) wenn das Interesse des Dienstes seine Entfernung aus dem Amte notwendig macht und durch seine Versetzung auf einen anderen Posten derselben Diensteskategorie eine Abhilfe nicht geschaffen werden kann. 3. In zeitlichen Ruhestand kann ein definitiver Bediensteter nach § 131 D.-O. verseht werden: a) wenn durch eine Organisationsänderung oder durch Verminderung der Agenden auf seine Dienstleistung verzichtet werden kann; b) wenn er ununterbrochen durch ein Jahr von der Dienstesausübung. gehindert war, jedoch seine Drensttauglichkeit wieder zu erwarten ist. Hier erscheint zum erstenmal das Lebensalter ohne Rücksicht auf die Dienstzeit als Ursache der Versetzung in den Ruhestand: es bildet jedoch keinen Anspruch auf eine Pension. Wenn es auch als ausgeschlossen erscheint, daß ein 65 Jahre alter defintiver Bediensteter in den Ruhestand versetzt wird, ohne aber einen Anspruch auf eine Pension erreicht zu haben, so ist doch sein Lebensalter dennoch in keinem kausalen Zusammenhang mit der Pensionsversorgung. Wenn ein 65 Jahre alter Angestellter, ob jetzt mit oder ohne, seinen Willen in den Ruhestand versetzt wird, I? ist die Ursache derselben immer die Invalidität, wenn sie auch von seiten der Verwaltung in vielen Fällen vorausgesetzt wird. Wenn ein solcher Bediensteter gleichzeitig den Anspruch auf volle Pension erreicht hat, so wirkt in diesem Falle schon dieser Umstand zwar sehr impulsiv wit, dochscheint es, daß auch hier der Abgang in den Ruhestand regelmäßig nur dann _ eiutrittt, wenn im Alter von 65 Jahren die Invalidität vorhanden ist. Sonst dient aber ein solcher Bediensteter aus purem Beharrungsvermögen gerne weiter. Weil auch in solchen Füllen, wo der Anspruch auf sUne hohe Unfallsrente den Bediensteten zur Erweisung der Invalidität und Erreichung der Pension antreibt, 'si wenigstens formell als Begründung dieses Anspruches we Invalidität zu nennen und es kann kühn die Behauptung aufgestellt werden, daß bei den k. k. Staats-bahnen eine richtige Altersversicherung gar nicht erisiert. Die richtige Altersversicherung nimmt schließlich duch in der Gesetzgebung des Deutschen Reiches einen lehr geringen Raum ein, da die Erreichung des 70. Lebensjahres als eine Bedingung des Anspruches gestellt •Vrb. Die Erreichung dieses Alters ist einerseits eine sichr minimale und dort, wo sie bei unselbständig erwerbstätigen Personen ausnahmsweise vorkommt, gleichartig mit der Invalidität verbunden. Dieser Umstand sowie der, daß ein aktiver Bediensteter das 70. Lebens-mhr selten erreicht, hat bei der Novelle des deutschen f-sifetzos betreffs der Jnvaliditäts- und Altersversicherung om 22. Juni 1889, welche im Jahre 1899 durchgeführt jourde, zur Folge gehabt, daß das neue Gesetz die Be-?e,chiutng „Altersversicherung" nicht mehr enthielt, sott* r.^n lediglich als Gesetz betreffs „der Jnvaliditätsver-werung" bezeichnet wurde. Dadurch sollte ausgedrückt ^kden, daß der Altersversicherung eine untergeordnete 'wste zugewiesen wird. Dagegen findet man den Schutz : Alters in der französischen Gesetzgebung in erster 5r \ * ^-si'setz vom 5. April 1910.) Es besteht hier der „mspruch auf eine Altersrente mit der Vollendung des «?• -iSechtes. Nach 55 Jahren jedoch ist es möglich, die .“erstellte nach den faktisch eingczahlten Beiträgen be-; ‘‘wriichen zu können. 5» Alles das gilt jedoch fast zur Gänze von jener •jjWvUenschaft und Bedienstetenschaft, deren Dienstesaus-r,,.Ang mit einer besonderen Beschwerlichkeit nicht per-ini? jfr Bei der Bedienstetenschaft, deren Leistungen “eit ßr°&creu Beschwerden verbunden ist, kommt es Cp;jn .äu einem freiwilligen Eintritt in den Ruhestand, .->ch,selten das Alter von 65 Jahren, erreicht, ander- seits aber bei Erreichung dieses Alters durch den Verlust eines Teiles des Quartiergcldes sowie auch in vielen Fällen der variablen Bezüge beeinflußt wird. Bei dem zuerst erwähnten Teile der Bedienstetenschaft wirken mehr oder weniger Momente moralischer und iutc-lektueller Natur, bei der letzteren aber Rücksichten materieller Natur. Warum bei den k. k. Staatsbahnen gerade das 65. Lebensjahr gewählt wurde, wo doch in den älteren Bestimmungen (zum Beispiel Lemberg-Czernowitz-Jassy, die Normen fiir die k. k. Staatsbeamten ec.) das 60. Lebensjahr als Altersgrenze angenommen haben und auch in der seit 1889 in Deutschland geltenden Alters- und Jnvaliditätsversicherung die Altersgrenze mit dem 70. Lebensjahr festgesetzt wurde, können wir freilich nicht bestimmen. Wir finden in den uns zur Verfügung stehenden Quellen keinerlei Aufklärung. Daß dieser Standpunkt seine Begründung fand, dafür spricht der Gesetzentwurf über die soziale Versicherung, welche am 3. November 1908 dem Parlament vorgelegt wurde, wie auch, und zwar aus gut erwogenen Gründen der Anspruch auf die Altersrente mit dem 65. Lebensjahr gewählt wurde. Die Fälle, in welchen der Bedienstete in den dauernden oder zeitlichen Ruhestand abgeht, sind jene zu nennen, die unter II b, 111b und sodann I a, b, c er* ■ wähnt wurden. Nachdem der Bedienstete in den sub I b nur dann in Ruhestand versetzt wird, wenn er von einem körperlichen Gebrechen heimgesucht wird, welches unheilbar erscheint (zum Beispiel Blindheit, Taubheit), die ober nur selten Vorkommen, nachdem weiters der Modus zur Gewohnheit wurde, dich der Bedienstete ein Jahr vor der Erreichung des Anspruches auf volle Pension, sei es einer wirklich tatsächlich bestehenden oder nur angeblichen Krankheit wegen den Dienst nicht ausübt, und daß ein Bediensteter, welcher das 65. Lebensjahr nicht erreicht hat. in den Ruhestand abgeht, kann behauptet werden, daß die Versetzungen in Ruhestand meistens ans Grund des § 130 ad I b, II b vorgcnommen werden. Aus diesem Grund spielt eigentlich die Erreichung der Invalidität bei Versetzungen in Ruhestand keine Rolle. Ausnahmslos ist der Nachweis der Invalidität bei Personen, die bei ihrem Abgang in den Ruhestand auch einen Anspruch auf eine Unfallsrente erheben können, ein überaus schwieriger. Was ist also die Invalidität im Sinne unserer Vorschriften? Nach den Bestimmungen der Dienstordnung bedeutet die Invalidität die Unfähigkeit, die Dienstespflichtcn auszuüben. Welche Dienstespflichten es sind, wird zwar ausdrücklich nicht gesagt, es geht aber aus dem Ausdruck „seine" amtlichen Pflichten hervor, daß dadurch die Berufspflichten gemeint sind, welche der Bedienstete bis dato ausgeübt hat. Es handelt sich daher um sogenannte Berufsinvalidität. Es scheint aber, daß diese Interpretation dem Geist der Dienstordnung nicht entsprechen würde, sondern daß vielmehr dem Geist der Dienstordnung die heurige Praxis der Begriffe der „Arbeitsinvalidität" entspricht. Ein Bediensteter, der in Ruhestand versetzt werden soll, wird in der Regel ärztlich untersucht und dabei wird konstatiert, ob er weder zu dem gegenwärtigen Beruf, noch aber zu einem anderen Eisenbahndienst untauglich ist, der ihm seiner Vorblidung und seiner Ausbildung nach und mit Rücksicht auf die Dienstesvorschriften auferlegt werden kann. Welcher Dienst einem Bediensteten auferlegt werden kann (das heißt gegen seinen Willen), muß in den Grenzen des § 40, Absatz 1, D.-O. entschieden werden, das beißt, es darf das dem Bediensteten gewährleistete Recht, „in jener Kategorie ständig verwendet zu werden, welche seiner Dienstkategorie entspricht", nicht genommen werden. Unter der Diensteskategorie wird verstanden, in der Kategorie der Beamten, Unterbeamte», Diener oder Hilfsbediensteten. Daß hier an einzelne Diensteszweige gedacht wurde, welche die Zirkularverordnung der Generaldirektion vom 29. August 1889, Nr. 190 (Normaliensammlung I vom Jahre 1894, Seite 164) ebenfalls als Kategorien bezeichnet, bezeugt § 40, Absatz 1, D.-O., in welchem § 2, Absatz 1, lit. a—c *) zitiert wird und die ganze historische Entwicklung des erwähnten Paragraphen**). Nach dem Vorhergesagten kann man zum Beispiel einen Oberkondukteur zu dem Dienste eines Kanzlisten, nicht aber als Kanzleigehilfen oder Portier, den Bahnmeister als Magazinsmeister, nicht aber als Bahnwächter u. s. w. einreihen. In den Grenzen der Diensteskatcgorie kann man sie zu jeder Dienstleistung einreihen, ohne dadurch das Recht der Bediensteten zu verletzen. Selbstredend ist dies ans Dienstesrücksichten bestimmt, nicht aber deswegen, um damit das Recht des Bediensteten auf Anerkennung der Invalidität zu irritieren. Denn im , § 130, Absatz 2, wird ausdrücklich gesagt, daß die Möglichkeit der Erfüllung seiner Diensiespflichten entscheidend ist. Nachdem unsere Dienstordnung sich dem Begriff der Berufsinvalidität nähert, geschieht alles, was- ohne Rücksicht auf diese Bestimmungen vorgenommen wird, *) Unter die gewährleisteten Rechte gehört auch die „Belastung in jener Kategorie, welcher der Bedienstete schon angehört" (§ 40, Absatz 1). **) Die Dienstordnung vom Jahre 1884 hat im 8 36 die Bestimmung enthalten, daß die Bediensteten im allgemeinen das Recht haben: 1. auf die Beibehaltung jener Kategorie, der sie angehören (§ 1 und § 2)........ 2..... Das Zitat der §§ 1 und 2 deutet ebenfalls auf die Diensteskategorien. Damals hat 8 36, welcher als Grundlage des heutigen 8 40 D.-O. bezeichnet werden muß, nicht nur auf die Definitiven Bezug gehabt, sondern auf alle Bediensteten, die sich a) in Beamte und Beamtenaspiranten, b) Unterbeamte, c) definitive und provisorisch Angestellte teilten; als Hilfspersonal wurden bezeichnet: d) Arbeiter und andere Individuen im Tag- oder Monatslohn, e) Diurnisten und f) weibliche Bedienstete. Dieselbe Bestimmung hat die'Dienstordnung aus dem Jahre 1892 enthalten. In der Dienstordnung vom Jahre 1896 kommen sub c) lediglich „Diener" und sub f) die Bezeichnung „Manipulantinnen" vor, ' 1 " nur deswegen, weil die Mehrzahl der Bediensteten sehr ungern in den Ruhestand eintritt und gern jeden Dienst übernimmt, wenn ihm nur nicht der Anspruch auf die gleiche oder annähernd gleiche Vorrückung geschmälert wird. Inwieweit es sich um Fälle handelt, in welchen der Bedienstete ein Interesse auf die Anerkennung der Invalidität hat (bei gleichzeitigem Anspruch auf eine Un-fallsrcute), so entsteht für ihn gewiß die Pflicht, nachzuweisen, daß er dienstfähig ist und in diesem Falle sieht die Staatsbahnverwaltung einen jeden für dienstfähig, der nicht dauernd und vollständig oder so viel als voll-« ständig zum Erwerb unfähig ist. Hier wird der Begriff der Invalidität auf den Begriff Erwerbsuntauglichkeit verschoben, weil es sich um einen Unfall handelt. Wie aus dem Gesagten hervorgeht, ist dieser Standpunkt vor der strengen Auslegung, in der Theorie unhaltbar und in der Praxis dem Be-diensteten schädlich. ! Die Unterscheidung zwischen der Invalidität, ^ sei es der Arbeitsinvalidität, sei es der Berufsiuvaliditätt oder Erwerbsunfähigkeit ist wissenschaftlich streng be-’ grenzt, trotzdem auch in den Gesetzen die Begriffe „irt-j valid" und „erwerbsunfähig" verschiedenartig nnge«1 wendet werden. (Vergleiche § 5, Punkt 4, § 15 dew deutschen Jnvaliditäts- und Altersversicherung vom 19. Juui 1889 und § 4 und § 28 des früheren Gesetzes! sowie § 8 des österreichischen Gesetzes betreffs der Peitt sionsversicherung der Privatangestellten vom 1.6. De« zember 1906, R.-G.-Bl. 1 für das Jahr 1907.) Der Gesetzentwurf betreffs der Sozialversicherung benützt im Abschnitt über die Alters- und Jnvaliditätsversicherung konsequent den Begriff „invalid". Den Begriff „arbeitsunfähig" benützt der Entwurf über die Krankenversicherung (§ 40, Punkt 2, 41 it. s. w.). Der Begriff „arbeitsunfähig" ist hier mit dem Begriff „berufsinvalid" identisch und im Texte über die Unfallversicherung wird konsequent der Begriff „Erwerbsunfähigkeit" (§ 173, 174 u. s. w.) verwendet. Demgegenüber wird im § 6 des heute geltenden Krankenversicherungsgesetzes der Ausdruck „erwerbsunfähig" unrichtig gebraucht. Es wäre zu wünschen, daß in diese Frage in dev Praxis volle Klarheit gebracht wird. Nur einem kleinen Paschalik. Man schreibt uns: Die in der Südbahnbewegung des vorigen Jahres be* wiesene Disziplin der Gewerkschaftsmitglieder und der Um-1 stand, daß daö Personal der Südbahn der Gewerkschaft volles Vertrauen entgegenbringt sowie die Erfolge, die die Gewerkschaft für die Bediensteten dank ihrer klugen Taktik in dieser Bewegung zu verzeichnen/hatte, zeigten, in klarer Weise dis Macht der Gewerkschaft und die Ohnmacht ihrer in dieser Bewegung plötzlich „koalierten" Gegner. Darob furchtbare Empörung im gegnerischen Lager. Man schwor allen gewer» schaftlich organisierten Eisenbahnern blutige Rache. Man ent« blödete sich sogar nicht, im „Deutschen Eisenbahner", Nr. 29 vom 10. Oktober 1910, einen fulminanten Aufruf erscheinen zu lasten, in welchem die Herren Beamten ganz offen aufgefordert wurden, an den Gewerkschaftsmitgliedern Vergeltung zu üben. Bezeichnenderweise ist dieser Aufruf mit: „Reichs- bündlerische Südbahnbeamte in der Personalkommission Sektion A" unterzeichnet. Dieser Ausruf zeigt die deutliche Absicht der Herren, nur Haß zu säen. Hierfür können sie natürlich wieder nur Haß ernten. Sie hätten besser getan, wenn sie aus dieser Episode ein für allemal die Lehre gezogen hätten, daß sie allein nichts, mit der Gesamtheit aber alles vermögen^ und demzufolge nun trachten würden, das Vertrauen dev Gesamtheit zu erringen. In der Station Bruneck sah man sich veranlaßt, diesem gehässigen Aufruf in ganz besonderer Art nachzukommen, Trotzdem die dortigen Herren fand ihrem Führer Herrn Stationschef und Betriebsleiter Thomas Ach atz sehr viel Butter auf dem Kopse hatten, so wollten sie doch nach dir erlittenen. Demütigung schwere Vergeltung an den Gewerkschaftsmitgliedern üben. Die Station Bruneck sollte von ihnen gereinigh werden. Als erstes Opfer suchten sie sich das Gewerkschaft* Mitglied Herrn Adjunkten Franz S ch e g u l a aus, der sich, unterfing, dem jungen Pi Won bei Ausbruch der „Passiven“'1 auf dessen diesbezügliche Frage, ob er mittun werde, zu er* klären, daß er als Gewerkschaftsmitglied nur die Direktiven, der Gewerkschaft befolgen werde. Nun ist Herr Schegula ein äußerst ruhiger, fleißiger und verwendbarer Beamter, der auch gesellschaftlich sehr zurückgezogen lebt. Seine einzige Leidenschaft ist die Jagd. Vergeltung zu Üben, sollte dennochj den Herren bald Gelegenheit geboten werden. Herrn S ch e g u l a wurden bei der Kastenführung von der Direktion aus für eine bestimmte Tageszeit Hilfskräfte , zugewiesen. Gleich nach Ausbruch der passiven Resistenz ent- -zog der Vorstand eigenmächtig Herrn Schegula diese Hilfe' und ließ ihn trotz der vielen Arbeit allein schuften. Mit äußerster Kraftanstrengung und Opferung eines Teiles seiner freien Zeit gelang es Herrn Schegula dennoch, seine Arbeit pflichtgemäß täglich zu bewältigen. Aber schließlich wurde durch die lange Bureauzeit ein alteö chronisches Halsleiden bei Schegula wieder akut, und er war gezwungen, in den Krankenstand zu treten. Der Arzt empfahl ihm frische Luft. Nun wurde Herr Schegula im Krankenstand mit einem Jagdgewehr von einem liebevollen Kollegen gesehen, der ihn natürlich sofort dem Herrn Chef denunzierte, und dieser wieder ergriff sofort die Gelegenheit, Herrn Schegula eins am Zeug zu flicken. Die Folge war eine Rüge für Schegula. Da man aber Herrn Schegula von nun an bei jeder Gelegenheit schikanierte, ihm auch die eigenmächtig entzogenen Hilfskräfte nicht wieder zuließ, sah er sich veranlaßt, seitens der Generaldirektion protokollarische Einvernahme zu verlangen. Diese protokollarische Einvernahme, durchgeführt durch, das Direktionsorgan Herrn Polland, zeigte, daß Herr A ch a tz und Konsorten bedeutend besser getan hätten, wenn sie sich nicht gar zu sehr an die Sonne gewagt hätten. Es wurde nämlich bet dieser protokollarischen Einvernahme in unzweifelhafter Weise nachgewiesen, daß StationSchef und Betriebs* leitet Herr Thomas Ach atz als Vorgesetzter parteiisch vor-' geht, wo nur möglich, die älteren Beamten zurücksetzt, und' Posten, die etwas tragen, nur fernen jungen Beamten, die die Gesellschaft seiner Frau bilden, zuzuschanzen sucht. Ferner, daß er diesen jungen Beamten alles nachsieht, ihnen leichtere Posten zuweist, während er gerade die älteren Beamten in auffallender Weise herablassend behandelt und ihnen die anstrengenderen Arbeiten zuweist. Es wurde auch nachgewiesen, dah er ganze Nächte in Gesellschaft seiner jungen Beamten durchsauft und zu seinen Gelagen mit besonderer Vorliebe das Bahnhofbüfett wählt. Dieses muh zwar um 10 Uhr nachts geschlossen werden. Dessenungeachtet wurden dort von ihm mit den eigenen und Privatbcamten ganze Trinkgelage, Abschieds-dalete, Gesangabende und Polterabende veranstaltet, die oft bis über Mitternacht, ja bis 2 Uhr und später dauerten. Dafür zahlte er für den Büfettbcsitzer die diesem wegen Uebcrschrei-tung der Sperrstunde getroffene Strafe. Ein besonders unverantwortliches und niedriges Vorgehen gegenüber dem auf eigenes Ansuchen nach Bruneck versetzten Expedienten Krombholz zeigte seinen edlen Charakter. Vor Eintreffen des Krombholz erklärte den eigens zu diesem Zwecke versammelten Beamten Ehrenmann Achatz, dah Expedient Herr Krombholz ein Denunziant sei, der beim Jnspektorat und bei der Direktion Verbindungen habe und vor dem man sich hüten müsse; er selbst hoffe, ihn schon bald los zu haben. Es wurde weiter nachgewiesen, dah der Herr Stationschef und Betriebsleiter die zur Belustigung der Gesellschaft des Herrn Chefs dienende Eisbahn seit drei Jahren widerrechtlich das erste Jahr durch Rescrvclampcn, die andere Zeit durch drei elektrische Glühlampen — natürlich wurde das Jnstallie-rungsmaterial sowie auch der elektrische Strom der Lokalbahn entnommen — beleuchten lieh. Ebenso wurde das zur Instandhaltung der Eisbahn nötige Wasser der Lokalbahn entnommen. Das Personal muhte zudem alle Arbeiten gratis — nur ein Mann erhielt einmal 60 H. — verrichten, wobei stets die Eisbahnarbeiten den eigentlichen Dicnstarbeiten vorgingcn. Auf Kosten der Bahn und der Arbeiter konnte sich dann die feine Gesellschaft des Herrn Chefs ihrer Unterhaltung ungestört hingeben. Aber auch noch weitere Unzukömmlichkeiten wurden bei dieser Gelegenheit aufgedeckt, obwohl man die die Wahrheit rmssagenden Arbeiter mit Ohrfeigen bedrohte — was Herrn P o II a it d als Protokollaufnehmer bekannt war. So wurde noch nachgewiesen, dah Arbeiter grundlos mit Geldstrafen belegt wurden, daß der Herr Chef Achatz selbst mit im Krankenstand befindlichen Beamten Spritzfahrten unternahm — ja, Bauer, das ist was anderes als bei S ck' e g u l a — dah er dem Jüngling P i w o n, der im Dienste oft wie ein Verrückter sang und ^Mundharmonika" leierte wie ein Kuhhirte, überall schützte rc. Und der Effekt dieser Geschichte? Herr S ch e g u l a wurde, weil ihm bei diesem Protokoll nachgewiesen Ivorden sein soll, dah er auch schon einmal vor Jahren während des Krankenstandes auf der Jagd war, nach Villach versetzt, Herr P i w on hingegen, dem beim Protokoll ziemlich viel Zeug nach, gewiesen wurde, ward nach Jenbach versetzt, wohin - er sich sowieso wünschte, und der Herr Ehef und Betriebsleiter — der bleibt natürlich in Bruneck; denn würde diesem Menschen nur ein Haar gekrümmt werden —- dann würde doch die Süd. bahn ihrem bisherigen Prinzip, grohe Lumpen zu schützen, untreu werden, und das geht doch nicht im Interesse der Schlamperei und Unordnung, die bekanntlich bei der Südbahn noch immer ein schützend Dach gefunden haben. Eines hätte man doch voraussetzen zu können geglaubt, dah nämlich Herr Achatz nun endlich vernünftig und etwas gerechter werden wird. Weit gefehlt. Jetzt suchte der Mann Rache zu nehmen an jenen, die aus Pflichtbewusstsein bei der Protokollaufnahme gegen ihn die Wahrheit aussagten. Vom Personal der Lokalbahn Bruneck-Sand i. T. wurde durch die Gewerkschaft schon vorher an die Südbahn eine Beschwerde gerichtet, wonach das Protcktionskind des Herrn A ch a tz, Herr P a u l m i ch l, Stationsleiter in Sand, die Dienstkohle on Private verkaufe, dafür aber die zur Heizung vorgeschricbenen Diensträume nicht heize, dah weiter die Dienst-kohle ungerecht verteilt werde und andere Unkorrektheiten mehr. Die Südbahn machte sich die Untersuchung dieser Sache sehr bequem. Es fuhr ein Herr -S ch l c s i n g e r nach Bruneck, der verhandelte mit Herrn Achatz und stellte noch eine oder zwei Fragen an Paul m i ch l, schließlich eine an Arbeiter A ch-müIIer, der von nichts wußte, und natürlich war die Beschwerde nicht wahr, erfunden und erlogen. Die Folge war, dah man dem vermeintlichen Urheber der Beschwerde, dem provisorischen Kondukteur Ludwig Gögl, der anläßlich des Protokolls S ch e g u l a eben die Wahrheit aussagte, den Dienst zufolge eines geharnischten Berichtes des Herrn Achatz 14tägig kündigte. Auf dje Intervention der Gewerkschaft einerseits und des Verwaltungsrates der Lokalbahn anderseits wurde eine neuerliche Untersuchung dieser Sache ungeordnet. Zu diesem Zwecke erschien in Bruneck Herr Oberrevident B a r u. Er schien mehr als Freund des schon so sehr diskreditierten Herrn Achatz denn als energischer Erhcbungskommissär zu kommen. Den ersten Vormittag benützte er ganz, um sich von Herrn Achatz Informationen geben zu lassen; erst später sollten die Leute einvernommen werden. Dies geschah aber so parteiisch, dah seitens des Personals eine weitere Einvernahme abge-sehnt wurde, um so mehr, als bekannt wurde, dah der beschuldigte Paulmichl wiederholt die Acuherung bezüglich Herrn Baru gemacht haben soll: „Der hat mir auch.noch nicht die Preiselbccrensendung bezahlt, der Schuft, der!", und Herr Baru nicht zu erforschen suchte, ob Paulmichl tatsächlich solche seine Ehre schwer kränkende Aeuherungcn getan habe, sondern lediglich Herrn Paulmichl vor Herrn Bahn» Meister Guschlbauer erklären ließ, dah er Herrn Paul-michl nichts schulde und seine Preiselbeeren bezahlt habe. Das aber dessenungeachtet Herr Paulmichl obige Aeuße-rung, ob mit Recht oder Unrecht ist gleich, gemacht haben könnte, lieh ihn kalt. Die Verweigerung einer weiteren Ein vernähme durch Herrn Baru war somit begreiflich, vielleicht auch berechtigt. Natürlich fuhr nun Herr Baru wutentbrannt nach Wien, und welch objektiven Bericht er seinem obersten Chef, dem Herrn Generaldirektor, erstattet haben wird, läßt sich denken, denn gleich hierauf erfolgte die Kündigung des provisorischen Bahnmeisters Guschlbauer, während Paulmichl noch festsah. v Nun rafften sich die beiden Genossen G ö g l und Guschlbauer auf und fuhren selbst zum Generaldirektor, dem sie nun die auf der Lokalbahn herrschenden Zustände schil derten. Der Herr Generaldirektor erbat sich hierüber ein Protokoll, und erklärte, falls sich das Vorgebrachte als wahr erweisen sollte, die beiden entlassenen Genossen wieder in den Dienst einstellen zu wollen. Nun wurde unserseits mit den Genossen Gögl und G u s ch lb a u c r ein Protokoll ausgenommen, das sofort dem Herrn Generaldirektor übermittelt wurde. Wir geben hier nur auszugsweise die im Protokoll geschilderten Fakten wieder, Der Stationsleiter der Station Sand i. T., Herr Paulmichl, ein Günstling des Herrn Achatz, hat in den Jahren 1908 und 1909 Dienstkohlen an das Hotel „Post" abgegeben, hierfür aber zu heizende Diensträume nicht geheizt. Er verkaufte auch die vom Südbahnlebensmittelmagazin bezogenen Waren an Private. Im Jahre 1908 hatte der Mann wegen eines Betrugsdelikts eine dreiwöchige Freiheitsstrafe abzusitzen. Den hierzu notwendigen Urlaub erlangte er mit Hilfe des Betriebsleiters Herrn Achatz, der das diesbezügliche Gesuch bewußt falsch einbegleitet haben musste. Paulmichl fertigte dem Verwaltungsrat Beikirchner zuliebe die Züge verspätet ab, schrieb aber deren Abfahrt als recht in den Stun-denpah. Cr rauchte auch ungeniert im Magazinsraum, strafte willkürlich Arbeiter, war mit den Passagieren grob, verschlief Züge rc. re. Der Betriebsaufseher der Lokalbahn, ein Herr K u b a t, stellte dem Bahnmeister Guschlbauer vor Weihnachten im Jahre 1908 den Antrag, sieben Stück von der Bauleitung aus« rangierte, dem Bahnmeister nicht übergebene Schienen zu verkaufen. Genosse Guschlbauer lehnte diesen Antrag ab; nichtsdestoweniger verschwanden diese Schienen über die Nacht. Um 3 Uhr früh sollten sie vom Lehrjungen des Schlossers Mäher und noch einer Person weggeschafft worden sein. u b a t verkaufte an denselben Schloffermeister Mayer neun Stück Ausleger und lieh den Transport derselben durch den Arbeiter I o a S und d en Lehrling des Schlossermeisters Mayer besorgen. Kubat lieh sich durch die Oberbauarbeiter Seb. Joas, Joh. Niedermayer und Josef Schott Kohlen und eine Fensterscheibe aus der Remise in die Privat-Wohnung schaffen. Der Herr Betriebsleiter muhte von allen diesen Mih-ständen wissen, da ihm hiervon wiederholt Anzeigen gemacht wurden, ging jedoch der Sache nicht auf den Grund, erklärte alles für unwahr und deckte so diese Unkorrektheiten und Diebereien. Schließlich wurde für die Unkorrektheiten des Betriebsleiters auf das Protokoll S ch e g u l a verwiesen. Zur Erhebung dieser Angaben kam Herr Modena von der Generaldirektion nach Bruneck. Er nahm seine Aufgabe nicht gar ernst, denn während er mit dem Herrn Achatz die Angelegenheit sehr genau besprach, stellte er an die im Protokoll Gögl angeführten Zeugen die Fragen so, dah nichts Bedenkliches herauskommen konnte. Und wollte ein Arbeiter oder sonst ein Zeuge mehr sagen, als.cs dem neuen Erforscher der Wahrheit, Herrn Modena, in den Kram patzte, so wurde er zur Ruhe verwiesen und muhte schweigen. Entsprechend der Protokollaufnahme war natürlich auch deren Resultat — die Erledigung des Protokolls der Genossen Gögl und Guschlbauer an die Gewerkschaft. Nach der Erledigung der Generaldirektion an die Gewerkschaft wird wohl zugegeben, dah Herr Paulmichl im Jahre 1908 eine Arreststrafe abbüßte und sicy hierzu einen Urlaüb erschlich, aber Herr Achatz wird sofort als Menschenfreund gelobt, denn er habe angeblich von dieser Tatsache die Direktion „aus Menschlichkeitsrücksichten" nicht in Kennntis gesetzt, es wird weiter geleugnet, dah Paulmichl aus dem Lebensmittelmagazin der Südbahn an Private verkaufte, es wird geleugnet, dah er im Magazin rauche, dah er Personal und Passagiere grob behandle rc. Der Verkauf der Dienstkohle wurde als harmloses Ausleihen einer minimalen Menge Kohle an das Hotel „Post" für einen Bügelofen hingestcllt. Bezüglich des Verkaufes von Schienen seitens des Betriebsaufsehers wurde die Sache so hingestellt, als wären diese Schienen wohl zum Schlossermeister Mayer transportiert worden, aber der habe daraus zwei Prellböcke für die Remise anzufertigen gehabt. Auch Ausleger sollen keine fehlen sowie K u b a t auch nur minderwertige Kohle und eine kleine Glasscheibe in seine Wohnung geschafft haben soll. Kurz und gut, es wird alles abgeleugnet, und was nicht mehr zum Ableugnen geht, wird so harmlos und ehrlich hingestellt, dah uns Herr Modena aufrichtige Bewunderung ob seiner Kunstfertigkeit abringt. Gögl und Guschlbauer bleiben „natürlich" entlassen I Der Ausgang dieser Angelegenheit veranlahte unsere Redaktion, eines ihrer Organe nach Bruneck zu entsenden, um an Ort und Stelle Erhebungen zu pflegen, inwieweit die Angaben Gögls und Guschlbauers richtig sind oder inwieweit die Direktion recht hat. Wir konstatieren gleich, dah unser Gewährsmann die Angaben der Genossen Gögl und Guschlbauer durch Zeugen bestätigt fand. Wir sind bereit, Herrn Generaldirektor v. W e e b e r den Beweis zu erbringen, dah die im bewußten Protokoll von den Genossen Gögl und Guschlbauer gemachten Angaben wahr sind — er möge uns hiezu die Gelegenheit bieten. i Herr Paulmichl hat nicht verschwindend kleine Quantitäten Kohle für einen Bügelofen an das Hotel „Post" abgegeben, sondern wiederholt Quantitäten von 40 bis 60 Kilogramm ; auch wurden diese Kohlen nie rückerstattet. Hat sie Paulmichl verschenkt V Wir können Nachweisen, dah Herr Paulmichl ge-wohnheitsmähig im Magazin rauchte, dah er besonders den Stationsarbeiter ungeniein grob behandelte, dah er weiter die aus dem LebenSmittelmagazin bezogenen Waren an Private verkaufte ec. ec. Wir können auch den Nachweis erbringen, daß Paulmichl wiederholt bezüglich Herrn Baru die Aeuhe-rung tat: „Der Schuft ist mir auch noch die Preiselbeeren schuldig." In den Fakten Kubat stellen wir bezüglich des Schiencnverkaufes fest, daß die zwei Prellböcke, die nach Bericht des Herrn Modeika aus den fraglichen Schienen angc fertigt worden sein sollten, laut Rechnung vom Unternehmen Riehl mit 120 Kr. bezahlt wurden — das heißt also, der Bauunternehmer Riehl muhte seine eigenen Schienen beim Schlossermeister Mayer bezahlen. Die Rechnung lautet: Bruneck, 18. Dezember 1908. Rechnung über gelieferte zwei Stück Prellböcke in der Wagcnremisc Bruneck-Sand i. T. inklusive Aufstcllen 120 Kr. NB. Die Prellböcke wurden aus starken Schienen an-gefcrtigt, mittels Stutzen an den Schienen mit starken Mutterschrauben befestigt. Hochachtungsvoll _ Fritz Mayer. Diese Rechnung wurde merkwürdigerweise direkt dem Zentralburcau in Wien präsentiert, von dort aus beglichen und trägt keinen Nevisionsvermerk (?!). Sollte der Herr Schlossermeister Mayer gar so teuer sein, nur für die Anfertigung und das Aufstellen der zwei ! Prellböcke 120 Kr, zu verlangen — was schließlich mit dem Wortlaut der Rechnung in Widerspruch stehen würde? Wir glauben, Herrn Modena standen mehr Hilfsmittel zur Verfügung als unserem Genossen aus der Redaktion, und bei etwas gutem Willen hätte auch er diese Tatsache konstatieren können. Aber wenn man durchaus nicht will, dann fällt einem auch die sonst zum Schienentransport ungewöhnliche Zeit — 3 Uh morgens — nicht auf. Warum denn auch in Bruneck soll dies ja öfters Vorkommen! Wir erforschten weiter, dah Herr Kubat im Jahre 1909 durch einen Arbeiter eine 60/80 Zentimeter, ziemlich dicke Glastasel in seine Privatwohnung schaffen lieh — was gewiß keine kleine Scheibe zu nennen ist, weiter, dah er sich durch die genannten Arbeiter gute und einmal vom Arbeiter A ch* müller schlechte Kohlen in die Wohnung transportieren lieh rc. Schließlich tonnten wir noch feststellen, dah es sich nicht um Doppelausleger — wie es die Direktionserledigung annimmt, handelt, sondern um neun Stück einfache Ausleger, die also zu der von der Direktion angegebenen Arbeit nicht verwendet werden konnten und dah selbstverständlich ein Abgang nicht zu verzeichnen sein konnte, weil sowohl die Schienen als auch die Ausleger ausrangiert und überzählig waren — was in unserem Protokoll ausdrücklich festgehalten wurde. Ein Arbeiter ist auch bereit, Zeugenschaft abzulegen, dah er beim Schlossermeister Mayer gesehen habe, wie diese Ausleger für Fensterstöcke verwendet wurden und dah ihm der Lehrjunge dezidiert erklärte, diese Ausleger habe Meister Mayer von Kubat gekauft. Wir wiederholen: Alle Angaben, die die Genossen Gögl und Guschlbauer in dem von uns vorgelegten Protokoll gemacht haben, sind wahr. Auch Herr Modena hätte diese Tatsachen konstatieren können, wenn er sich Mühe genommen hätte, der Sache auf den Grund zu kommen. Aber er wollte und vielleicht durfte er Herrn Achatz nicht zu sehr blohstellen. Aufreizend wirkt in der Erledigung der Generaldircktion, daß Herr Achatz aus „Menschlichkeitsrücksichten" einen Bericht über die wahre Ursache des dreiwöchigen Urlaubs des Herrn Paulmichl an die Direktion nicht erstattet habe und die Direktion dies als einen besonders schönen Zug des Herrn Achatz darstellt. Dies tut sie in einem Atem mit der Bestätigung der Entlassung der Genossen Gögl und Guschlbauer, die beide Familienväter sind. Weder Gögl noch weniger Guschlbauer haben sich irgend etwas Dienstliches zuschulden kommen lassen, was nur eine etwas schwere Strafe rechtfertigen würde. Gegen diese zwei ehrlichen Familienväter kannte weder Herr Achatz noch die löbliche Direktion ein „Menschlichkeitsgefühl", da war in ihnen der Mensch erstorben, es handelte sich ja nur um Sozialdemokraten. Was ist- es, daß Herr Achatz selbst so viele Unkorrekt*, hciten beging, was ist, daß er alle angeführten Unredlichkeiten wuchern ließ, bis sie sich zum qualifizierten Diebstahl steigerten — gegen das Sozialdemokrat zu sein? Betrügen, stehlen, lügen, denunzieren, das alles wird von der Südbahn verziehen,j nur ehrlich und dabei Sozialdemokrat sein, darf man in Bruneck nicht. Und sollten einst wieder einige Mohren zum Weißmachen sein — dann bestimme man wieder die Herren Baru unif Modena hiezu! Zum Schluß noch eines: Der Herr Generaldirektor hat den beiden gekündigten Genossen in unzweideutiger Weise die Wiederaufnahme zügesagt, falls sich ihre Angaben bewahrheiten sollten. Wir führten hier Momente an, die bezeugen, dah das Einvernehmungsorgan nach der uns von der Direktion zugckommenen Erledigung zumindest vieles unterlassen hat, was die Angaben Gögls und G u s ch l b a u e r s bestätigen würde. Wir führten auch schon einige Beweise an. Wenn sich der Herr Generaldirektor von dem Verdacht rein halten will, Gögl und Guschlbauer nicht wegen ihrer Gesinnung gemahrcgelt zu haben — auf die anderen Ausreden geben wir nichts — wohlan, dann möge er uns Gelegenheit bieten, ihm die Wahrheit unserer und Gögls und Guschlbauers Angaben zu beweisen. Man anerkannte ja schon die Wahrheit unseres^ Protokolls durch die Entlassung Paulmichl 8, jetzt möge Herr Generaldirektor nur noch sein Wort einlösen und sowohl Gögl als auch Guschlbauer wieder in Arbeit stellen. Oder erlaubt dies Ehren-Achatz nicht? Wir sind aber heute mehr denn je der Meinung, daß die Genossen Sch e-gula. Gögl und Guschlbauer Opfer der letzten Bewegung. Opfer der Rachsucht einzelner Beamten sind. Sie TumusersteüuW und ihre Die Turnuskommission ist zusammengesetzt aus Vertretern der Direktion, des Bahnbetriebsamtes und des in Betracht kommenden Fahrpersonals und hat mit der Erstellung der Turnusse eine der wichtigsten Aufgaben zu erfüllen. Sie hat insbesondere zu bcrüKsichtigen, daß einerseits die Baynverwaltung, anderseits das Personal mit den von ihr erstellten Turnussen zufrieden ist. Aber auch in strafrechtlicher Beziehung ist die Turnuskommission zu jencni Faktor ausersehen worden, der mit vollem Äewußt-sein die Verantwortung zu tragen hat, denn die Kommission ist ausgestattet mit allen auf die Turnuserstellung bezug-habenden Erlassen und Bestimmungen, welche nicht überschritten werden dürfen. Es ist darum von jeder Turnuskommission vorauszusctzen, daß sie ihre Aufgaben mit gründlichem Verständnis, mit aller Sorgfalt und Mühe erfüllt. Um dieses zu bewerkstelligen, muß sich die Turnuskommission klar sein, daß ihre Mitglieder in der Vertretung als Mandatsträger erscheinen, weshalb sie sich völlig gleichwertig gegenüberstehen. Das Hervorkehren deS Vorgesetzten, die befehlshaberischc Tonart k la Prinz muß hier' einem sachgemäßen Eingehen in den Gegenstand weichen; die Vertrauensmänner des Personals müsse» feste, männliche Charaktere, intelligente, reife Männer fern-In dieser Beziehung spricht der Erlaß des Eisenbahnministeriums (Z. 18.443/1 V, 1897) von „versierten Vertretern". Und nur wenn die Grundlage eine solche ist, dass die Turnuskommission die Verhandlungen mit der Sache durchtränkt, so durchtränkt, daß die Ergebnisse restlos oste Interessen einhellig befriedigt, nur dann hat die Turnuskominission ihre Aufgabe vollständig erfüllt u«? sind die erstellten Turnusse r c ch t s w i r k s a m. Dies nnro durch ein ausführliches, von allen Vertretern Unterzeichnete» Protokoll bekräftigt. Diese Auffassung scheint nun bei den verstaatlich«1' Bahnen noch nicht durchdringen zu wollen. Dort nur" die Turnuserstellung wohl auch kommissioncll vollzogen. allein die Vertretung des Personals wird als ein lästiges, aber zugleich jeder Bedeutung ermangelndes Anhängsel betrachtet und empfunden. Die Wünsche und Beschwerden des Personals bleiben vollständig unberücksichtigt, es gilt nur der herrische Befehl, der selbstverständlich nie eine sachliche Verhandlung zuläßt, und der Protest des Personals wird gänzlich mißachtet. Sohin werden dort nicht aus Grund von Verhandlungen erstellte Turnusse, sondern jene Turnusse gefahren, welche von der Direktion im Einvernehmen mit dem Bahnbetriebsamt erstellt worden sind, das heißt also Turnusse, welche das Personal, weil seine Wünsche und Beschwerden unberücksichtigt gelassen werden, nicht genehmigt hat, gegen welche es sogar sachlich protestiert hat. Es muß daher betont werden, daß die aus solche Weise erstellten Turnusse nicht rechtswirksam sind und nie sein können und daß deshalb daS Personal, beziehungsweise seine Vertreter, von jeder Verantwortung als enthoben zu betrachten sind. Von allen uns in dieser Sache zugekommenen Klagen wollen wir ganz besonders Stadlau herausheben, weil dort die Turnuserstellung ganz eigentümliche Verhältnisse zutage fördert. Die Turnusvertrauensmänner haben wohl jim allgemeinen einen schweren Stand, doch können sie bei den alten Staatsbahnen auf mannigfache Erfolge Hinweisen, weil die Turnuskommission immerhin auf Grund vnn Verhandlungen und Vereinbarungen wenigstens halbwegs sachlich ihre Aufgabe zu lösen trachtet. Aber die verstaatlichten Bahnen wollen die Eigentümlichkeiten früherer Verhältnisse nicht gerne aufgeben und alle Kraft wird aufgewendet, sie auch jetzt noch zu bewahren, ungeachtet der verschiedenen Errungenschaften der alten auch bei den neuen verstaatlichten Bahnen einzuführen. Die Vertrauensmänner der neu verstaatlichten Bahnen strengen sich deshalb allerorts an, diesen Zugeständnissen zum Durchbruch zu verhelfen und richtet sich ihr Augenmerk hauptsächlich auf folgende Punkte: 1. Der freie Tag innerhalb einer Turnusperiode. 2. Regelung der Reserve: a) Einteilung der Reserve in die I., II., Ul., IV., V., u. s. w. b) Bezahlung der I. Reserve. 3. Festsetzung des Rangsverhältnisses und strenge Durchführung nt der Besetzung höherer Dienstposten. 4. Schaffung einer Zugsführerreserve und Ernennung der Reservezugsführer zu Oberkondukteuren. 6. Die Ernennung der Manipulanten zu Ober-kondukteuren. 6. Schaffung des zehnprozentigen Reservestandes. 7. Anerkennung der Turnusvertrauensmänner als die Vertrauensmänner der Zugsbegleiter, so zwar, daß Turnusveränderungen oder Turnuszerreißungen ohne Turnuskommissionsverhandlungen nicht stattfinden dürfen. Das sind die Bestrebungen der Turnusvertrauens-männer, denn auch die unverstaatlichten Bahnen gelten jetzt als k. k. Staatsbahnen und was bei den letzteren durchgeführt ist, wollen die Zugsbegleiter der neuverstaatlichten Bahnen nicht entbehren! Wir haben nur Stadlau herausgehoben und wollen ;m folgenden die eigentümlichen Verhältnisse aufzeigen: 1. Die Zugsbegleiter haben keinen freien Tag. 2. Ihre Reserve wird nicht bezahlt. 3. Sie haben keinen lOprozentrgen Reservestand. . , f Ihre Reservezugsführer sind 'nicht ernannt; selbst viele turnusmäßige Zugsführer sind noch nicht Obcr-kondukteure. _.r A Die Dienst- und Ruhezeiten entsprechen nicht dem Elsenbahnmimstenalerlaß Z. 2725, welcher eine 40prozentiae Drenst- und eme60prozentige Ruhezeit vorschreibt; im Gegen-teil: der derzeit in Kraft getretene Turnus weift 40 5 Prozent Dienstzeit aus, welche dadurch auf 45 bis 60 Prozent erhöht wird, weil erfahrungsgemäß gewisse Züge Verspätungen machen müssen. Bei den alten Staatsbahnen wurden solche Fälle meistens berücksichtigt, so daß die Kommission die Turnuserstellung derart aufbaute, daß auf dem Papier höchstens eine 36- bis 37prozentige Dienstzeit verzeichnet wurde. 6. Die Verhandlungen in den Stadlauer Turnuskommissionen ergaben bis jetzt immer: vollständige Ignorierung aller Wünsche und Beschwerden des Personales und die deshalb vorgebrachten Proteste waren bisher immer ohne jede Wirkung. Deshalb enthalten die Turnusse geradezu unmenschliche Härten und deshalb nur mußten me Vertrauensmänner anläßlich der letzten Turnns-konserenz und ihrer Ergebnisse jede Verantwortung ablehnen. Auf nähere Einzelheiten wollen wir uns heute nicht einlassen, weil wir die Hauptmomente in der Turnuserstellung in ganz besonderer Weise hervorheben wollten. Und diese erscheinen uns so wichtig und dringend bei den neuverstaatlichicn Bahnen, daß wir das k. k. Eiscnbahn-ministeriuin hiermit auf das nachdrücklichste erinnern, dafür Sorge zu tragen, daß die Erlässe, die es selbst geschaffen hat, unbedingt einzuhalten sind. Rur dann kann auf die ehrliche, rechtschaffene Mitarbeit bei den Vertrauensmännern gezählt werden, aber auch nur dann kann bei der Erstellung der Turnusse eine Mitverantwortlichkeit der Vertrauensmänner erwirkt werden. Bei Turnussen, die den Erlässen und der Gerechtigkeit, ja selbst der Menschlichkeit Hohn sprechen, müssen die Vertrauensmänner jede Verantwortung auf das entschiedenste ablehnen! __________________ F. S. Sie neue Rensteinteilung der Bahn-erhaltnngrsektion Wie» Ul- Am 3. Mai 1911 ist bei der Bahnerhaltungssektion ^Lren III eine neue Diensteinteilung für die ambulanten -Wächter auf der Wiener Stadtbahn herausgegeben worden. Man wäre der Ansicht, daß, wenn eine Bahn zwölf ^ahre im Betrieb steht, wie dies bei der Wiener Stadtbahn der Fall ist, früher eine Verkürzung der Strecke» bei der Ausarbeitung eines Dienstturnusses eintreten hier trat aber das Gegenteil ein. Den Wächtern hat Uran die Strecken um die Hälfte dadurch verlängert, daß jfian die Posten in der Strecke von Heiligenstadt-Meid-"ng°Hauptstraßc und Hütteldarf-Kettenbrücke von drei °uf zwei reduzierte. Die Folge davon ist, daß die Wächter r?durch mit Arbeit so überhäuft werden, daß sie nicht Mr in der Lage sind, ihren Dienst vorschriftsmäßig zu "berjehen, Um das zu verstehen, muß man vor allem anderen wissen, welche Pflichten diesen Leuten bei der Ausübung ihres Dienstes obliegen. Zu den Obliegenheiten gehört das Messen und An-schreiben der Geleise. Es heißt zwar auf der Wiener «Stadtbahn, das; in der Geraden die Stöße und nur in den Bögen das Mittel zu messen ist. Das wäre ja mit Rücksicht auf den starken Verkehr auf dieser Bahn, wo täglich über 370 Züge verkehren, eine Erleichterung für die Wächter, welche aber leider sehr wenig oder gar nicht eintrifft, da bekanntlich auf der Wiener Stadtbahn ein Bogen in den anderen ist. weil es aus technischen Gründen bei dem Bau nicht anders möglich war. Eine nicht minder notwendige Arbeit ist das Anziehen der locker gewordenem Nägel und Schrauben. Denn bei so einem Verkehr ist es selbstverständlich, daß immer Defekte austreten, welche fofort behoben werden müssen im Interesse des Verkehrs sowie der Reisenden, wenn nicht einmal eine Katastrophe eintreten soll ä la Paris, was wir ja nicht herbeisehnen, da wir nur zu gut wissen und die Erfahrungen gemacht haben, daß bei solchen Gelegenheiten immer wieder'der unschuldige Bedienstete zur Verantwortung gezogen wird, und diejenigen Herren, welche beim grünen Tisch solche Ersparungen ausklügeln, frei ausgehen. Daß die Arbeiten auf dieser Strecke sich intmer mehr anhäufen, das ist ja selbstverständlich, da der Oberbau durch die langen Jahre sich bedeutend verschlechtert hat. Einerseits durch den starken Verkehr, anderseits, daß man in den letzten Jahren aus Sparsamkeitsrücksichten die Oberbaupartien stark reduzierte, weshalb es sicher nicht zu hoch gegriffen wäre, wenn man die Partien um ein Drittel verstärken würde, um allen Arbeitern, welche notwendig wären, gerecht zu werden. Wenn man diese Arbeitsleistungen betrachtet, so muß man überhaupt staunen, daß die Wächter bei so einem Zugsverkehr noch imstande sind, diesen Arbeiten gerecht zu werden, denn die Zugsintervalle sind meistens drei bis fünf Minuten, mit Ausnahme zwischen 9 und 11 Uhr vormittags sowie zwischen 3 und 5 Uhr nachmittags, wo auch einige Intervalle acht bis zehn Minuten betragen. Nun kommen aber noch die Zugsverspätungen hinzu, so daß man mit fahrplanmäßigen Pausen überhaupt nicht rechnen kann. Es ist uns vollkommen klar, wenn sich die Bahn-erhaltung und die Abteilung III der Staatsbahndirektion beim Eisenbahnministerium halbwegs für die Wächter eingesetzt hätten, daß das Eisenbahnministerium sich hoffentlich eines Besseren belehren lctssen haben würde, da ja die Herren nicht die rechte Uebersicht und Beurteilung über die Dienstverhältnisse bei der Wiener Stadtbahn haben können, daher auch sich verlassen müssen aus ihre außenstehenden Organe. Man muß annehmen, daß die Bahnerhaltungen sowie die Abteilung III sich nicht in dem Maße für ihre Bediensteten einsetzen, wie andere Abteilungen, da es gerade bei der Bahnerhaltung am schwierigsten ist, Verbesserungen für das Personal durch-zusetzen. (Siehe Ausfolgung der Pelze.) Die Wächter machen die Oeffentlichkeit sowie die Verwaltung daraus aufmerksam, daß es ihnen physisch unmöglich ist, ihren Pflichten voll und ganz nach§ukammen und sie daher im vorhinein einen großen Teil ihrer Verantwortung in puncto Streckenüberwachung ablehnen müssen. Die Leute haben seinerzeit in der Personalkommission um eine Verkürzung ihres jetzigen 18/18 auf 16 Stunden Dienst und 24 Stunden frei abzuändern angesucht, unter dem Hinweis ans die schlechten Verhältnisse in sanitärer sowie hygienischer Beziehung auf der Wiener Stadtbahn. Anstatt der Verkürzung der Dienstzeit ist eine Verlängerung der Strecken eingetreten. Das macht jedenfalls die Sozialpolitik, mit welcher die Herren bei jedem Anlaß prunken. Und da ist man noch immer der Anschauung, daß die Leute verhetzt werden. Wir sind der Ansicht, daß durch so eine Maßregel das Personal niemand braucht, der es verhetzt, sondern dieser eine Fall schon so groß ist, daß die Verhetzung die Verwaltung am allerbesten selbst besorgt. Das Urteil über diesen provozierenden Vorgang überlassen wir ganz ruhig der Oeffentlichkeit. Jas Pensionsinftitnt der Verbände» der österreichischen Lolalbahnen. Man schreibt uns: Schon wieder ist unser Pensionsinstitut passiv! Diesmal handelt es sich um einen sehr nennenswerten Betrag von Kr. 203.626-13. Diese Unterbilanz ist, wie der Vorstand des Pen-sionsinstituts den beteiligten Lokalbahnverwaltungen in seinem Schreiben vom 19. April 1911 mitteilt, infolge Vornahme der versicherungstechnischen Bilanz aus Anlaß der Einbekennung des dem Gebührenäguivalent unterliegenden Vermögens für das siebente Dezennium sowie der Berechnung des der Gemeinde Wien — Städtische Straßenbahn zu überweisenden Vermögens für den eigenen Ponds festgestellt worden und ist laut Statut, § 42, 3 bis 5, von den Unternehmungen zu tragen. Gegen diesen Vorgang kann man eine Einwendung nicht machen, wenn man aber berücksichtigt, daß die Lokalbahnverwaltungen dem Pensionsinstitut nur diejenigen Beträge abliefern, zu denen sie statutarisch verpflichtet sind, daß man aber beabsichtigt, um solche Unter-bilanzen zu vermeide», die ohnehin hohen Beiträge von je 7 Prozent auf je 8 Prozent zu erhöhen, so kann das nicht so rnhig hingenommen werden. Bahnen mit eigenen Fonds zahlen nicht nur die pflichtgemäßen Beiträge, sondern lassen ihren Hnmanitätsinstituten noch ziemlich hohe Summen von den Betriebsiiberschüssen jährlich zu» fließen, und berücksichtigt man die auf die einzelnen Bahnen entfallende» Beträge der Unterbilanz, so muß man sagen, daß diese außerordentliche Leistung der einzelnen Verwaltung verhältnismäßig gar nicht einmal als zu hoch angesehen werden kann. Auch werden diese Ab-gänge nur vorschußweise von den Verwaltungen gedeckt. Angesichts der immer hartnäckiger aufiretendeir Gerüchte von einer geplanten Erhöhung der Pensionsversicherungsbeiträge und in Erwägung dessen, daß der § 42, Absatz 4 und 5, die Deckung der versicherungstech, uischen Abgänge durch die Verkehrsunternehmungen genau vorschreibt, müssen die Mitglieder der Pensums- lasse die geplanten Maßnahmen als einen Uebergriff des dermalige», in seiner Mehrheit den Bediensteten feindlich gesinnten Vorstandes des Pensionsinstituts auf die Rechte der Mitglieder bezeichne». Sie müssen daher heute schon erklären, nichts unversucht zu lassen, um diesen Angriff auf die Taschen der Versicherten mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren. Jnbesondere muß dafür gesorgt werden, daß in die diesjährige Generalversammlung des Instituts mir jene Delegierten von den Lokalpensiansansschüssen entsendet werden, die sich verpflichten und energisch auch dafür eintreten, daß derartige von dem Vorstand geplante Statutenänderungen nicht beschlossen werden dürfen, und ist es daher für die Versicherte» notwendig, nicht wie üblich sich durch andere Lokalpensionsausschüsse vertreten zu lassen, sondern trachten, daß ihre gewählten Männer den nötigen Urlaub bekommen, um ihre Pflicht persönlich ausüben zu 'können. Ferner sollten eure Delegierten sich nicht verpflichten, in diesem Sinne eure Interessen zu vertreten, so liegt cs an den versicherten Mitgliedern selbst, immer und immer wieder bei sich ergebenden Neuwahlen der Lokalpensionsausschüsse der einzelnen Bahnen genau zu prüfen, wer der geeignetste Mann ist, der mit aller Energie eure Interessen zu vertreten geeignet ist, und nur solchen Leuten kann man dann seine Stimme geben. Denn nur auf diese Art wird cs möglich, aus dem Pensionsinstitut dasjenige zu machen, was es eigentlich sein soll. Schauen wir uns einmal die Präsenzlisten der Generalversammlungen an. Wir ersehen hieraus, das; e i it Delgierter einige Lokalpensionsausschüsse vertritt und »och dazu eyi Verwaltnngsvertrcter ist. Ja, solche kieute können und dürfe» nie zugunsten des Personals stimmen. Blicken wir auf die vorjährige Generalversammlung zurück. Da haben wir Wohl genügend Gelegenheit gehabt, zu sehen, mit welchen unerlaubten Mitteln gearbeitet wird, um die Beschlußfähigkeit der Generalversammlung zu ermöglichen, um die zum Wohle des Personals zu verhandelnden Anträge niederzustimmen. Unserer Ansicht nach wäre es auch Pflicht der Aufsichtsbehörden, einmal hier hineinzuschauen, um sich von der richtigen Handhabung der Statuten zu überzeugen. Das sind Dinge, die nicht aus die Dauer geduldet werden können. Somit rufen wir euch zu: Wollt ihr, daß die zugunsten der Versicherten gestellten Anträge angenommen, diejenigen ans die Taschen der Bediensteten ab-zielenden niedergestimmt werden sollen, beschickt die heurige Generalversammlung bestimmt und nur mit solchen Vertreter», die sich gegen derartige Bestrebungen des Vorstandes ganz energisch zur Wehr setzen. Sie Wiedereinstellv« der gerne!-regelten Wenbahner in Frankreich. Das neue französische Ministerium hat in der Kammer in sehr energischer Weise fiir die gemaßregelten Eisenbahner Partei ergriffen und die Eisenbahnkom-panien aufgefordert, die schon seit sechs Monaten olme jeden Lebensunterhalt auf dem Pflaster liegenden Angestellten wieder aufzunehmen. Und unter großem Beifall ersuchte der Ministerpräsident Monis die Deputierten um Handhaben, damit die Regierung in energischerer Weise ihre Forderungen den Kompanien gegenüber vertrete» könne. Es waren dies ungewohnte Töne in der Deputiertenkammer. Nach der Herrschaft eines (Slemcnceau und des Renegaten Briand war man gar nicht mehr daran gewöhnt, daß die Regierung auch eiiy mal Partei für die Arbeiter ergreifen könne. Das Ultimatum, das nach dieser Sitzung der Minister der öffentlichen Arbeiten Dunwnt den Kompanien ^ übersandte, ließ an Energie ebenfalls nichts zn wünschen übrig, und wenn die Regierung von der Kammer und dem Senat unterstützt wird, so werden die Eisenbahngesellschaften Wohl ihr bisheriges kategorisches Niemals zurücknehmen müssen. Jedoch, werden Regierung, Kammer und Senat den mächtigen Kreisen widerstehen können, die die Eisen-bahngesellschaften hinter sich haben? Nach dem vorjährigen Streik wurden auf de» verschiedenen Linien zusammen 2558 Eisenbahner gemäß* regelt, und darunter befanden sich 617 mit 10* bis 20-jähriger Dienstzeit. 150 hatten eine Dienstzeit von 20 bis 30 Jahre» und 15 waren sogar 30 bis 45 Jahre im Eiseiibcchndienst beschäftigt. Es sind also durchaus nicht jugendliche Draufgänger, sondern im Dienste ergraute Angestellte, die zum größten Teil verschiedene Diplome und Anerkennungen für ihre professionelle Tüchtigkeit und für ihre Ehrlichkeit von den Kompanien erhalten haben und die nur gemaßregelt wurden, weil sie entweder den Posten eines Kassiers oder den eines Sekretärs der Ortsgruppe ibres Verbandes bekleideten. Die Kompanien wehren sich zwar gegen diesen Vorwurf, aber ihre Versicherungen finden in der öffentlichen Meinung keinen Glauben, da ja die Tatsachen das Gegenteil ihrer Behauptungen beweisen. Die Antworten der Eisenbahngesellschaften aus das Ultimatum der Regierung waren entweder ablehnende oder ausweichende. Seitdem hat der Ministerpräsident mit den Generaldirektoren der verschiedenen Kompanien persönlich konferiert, doch scheinen sie in ihrer ablehnende» Haltung verharren zu wollen. Der Direktor der Südkoinpanie erklärte unter anderem: „Trotz der Ratschläge des Ministerpräsidenten wird sich die gegenwärtige Situation kaum ändern. Wir sind verantwortlich für das Leben der Reisenden und unser fester Wille ist es, alles mögliche zu tun, nm eine Unterbrechung des Transportes zu verhindern. Die Wieder-cinftellung der Gemaßregelten würde des weiteren auch bedeuten,' daß es weder eine gesetzliche noch eine bürgerliche Sanktion gegen Kontraktbruch und das Verlassen eines öffentlichen Dienstes gibt." Der Direktor der Südkompaiiie hat damit indirekt die Forderung ausgesprochen, die alle Kompanien, erheben, nämlich: Möge die Regierung Gesetze schaffen, durch die in der Zukunft Streikende int öffentlichen Dienste strafrechtlich verfolgt werden können. Das ist) der Punkt, bei dem die Eisenbahnkompanien niemals nachgeben werden. Wenn die Regierung aber einlcnft, find auch sie vielleicht zu Konzessionen bereit« ' ' ' Der Renegat Briand hatte, wie vielleicht noch er. innerlich sein wird, nach dem Eisenbahnerstreik der Kammer einen Gesetzentwurf zugehen lassen, nach dem außer der (Schaffung eines Schiedsgerichts für die Eisenbahner auch jede Vorbereitung oder Organisierung eines Streiks strafrechtlich verfolgt werden sollte. Es waren Geldstrafen von 50 bis 300 Franken und Gefängnisstrafen von 15 Tagen bis zu einem Jahre vorgesehen. Der jetzige Ministerpräsident hat nun am 5. April der Kommission zur Druchberatung dieses Gesetzes erklärt, das; die gegenwärtige Regierung sehr lebhaft die Durchführung eines Schiedsgerichts und dre Einführung von obligatorischen Arbeiterausschüssen wünsche, jedoch der strafrechtlichen Verfolgung wegen Vorbereitung und Organisierung einer kollektiven Arbeitsniederlegung ablehnend gegenüberstehe. Die Regierung hält diese Maßnahme für unwirksam und auch -gefährlich für die Republik. Diese Stellungnahme der jetzigen Regierung bat die Eisenbahnkompanien, die den reaktionären Anschlägen des Renegatennnnisteriums freudig zugestimmt hatten, natürlich verschnupft. Und nur daraus ist ihre ablehnende Haltung trotz des Re-gierungswunsches und des Parlamentsbeschlusses zu verstehen. Wird die Regierung nun weitergehen und darin auch von dem Parlament unterstützt werden? Das wird die Zukunft lehren. Es gibt ein Radikalmittel, die Frage zu lösen: das ist die Verstaatlichung aller Eisenbahnen. Aber es ist sehr fraglich, ob da die französische Bourgeoisie mitmachen wird. Aber die Regierung hat auch noch andere Mittel. Sie braucht nur zu verlangen, daß die gesetzlichen Vorschriften über Hygiene einge-halten werden oder daß das Gesetz vom 13. Juli 1906 über den wöchentlichen Ruhetag auch auf die Eisenbahnen ausgedehnt wird. Damit würde eine große Ungerechtigkeit beseitigt und den Angestellten ein genügender Ruhetag geschaffen, auch würde das Unternehmertum zum erstenmal fühlen, daß cs nicht immer ungestraft gegen den Willen des Parlaments handeln kann. Der Regierung bliebe dann allerdings immer noch die Verpflichtung, sich um eine Arbeitsgelegenheit für die gemaßregelten Eisenbahner, die von den Privatunternehmern ebenfalls boykottiert werden, zu bemühen. Inland. Der von der k. k. Negierung protegierte Reichs-bund. Für die Schandivirtschaft in der Verwaltung seit Bienerth ist der folgende Fall höchst charakteristisch. Vor einiger Zeit wurde von Wien das Mitglied des »Deutschnationalen Reichsbundcs", der Offiziant Zehl von der Nordbahn plötzlich nach Warnsdorf versetzt. Nun erfährt man, daß diese Versetzung eigens zu deutschnationalen Wahlzwecken erfolgt ist. Herr Z eh l hat nämlich seine Tätigkeit in Nordböhmen schon ausgenommen. Diese Tätigkeit besteht natürlich in der .Bekämpfung der Sozialdemokratie"; dazu ist der Herr nach Warnsdorf eben ge» schickt worden. In B o d e n b a ch fand kürzlich eine Eisenbahneroersammlung statt, in der Herr Z e h l debütierte; da das dortige dcutschnationale Blatt erzählt, seine Rede sei auf die Sozialdemokraten .uiedergesaust" und er habe ihnen »Tatsachen ins Gesicht geschleudert', so kann man sich schon vorstellen, was für Geschimpfe der Herr produziert hat. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir nun, daß Herr Zehl Mitglied der Hauptleitung des Reichsbundes ist. Es entrollt sich also vor unseren Augen folgendes anmutige Bild: Die Herren Langeuhan frnid Heine brauchen für die Eisenbahner im Wahlkampf einen Preis-fchimpfer und Herr Zehl ist ein renommierter. Also wenden sie sich an die Regierung und die stellt ihnen den benötigten Agitator gratis und franko nach Warnsdorf zu 1 Ein hübsches Exempel für die jedem „Zugriff der Parteien" entzogene „unbefangene Verwaltung"! Und auf der anderen Seite erblicken wir wieder die deutschnationale Eisenbahnerbewegung. die ihre Dispositionen im Einvernehmen mit der Negierung trifft und so die Spezialität einer k. k. Gewerkschaft d a r st e l l t! Eine saubere staatliche Verwaltung, die Agitationsarbeit besorgt, und eine ebenso saubere Gewerkschaft, die von der Negierung geleitet wird! Wgrnm wurden die Wahlen für den 13. Juni ausgeschrieben? Man hat sich gewundert, daß die Regierung die Wahlen gar so rasch ausgeschrieben hat, während cs anfangs hieß, die Wahlen wurden erst Ende Juni stattfinden. D?r Grund ist sehr einfach. Dadurch, daß die Wahlen am 13. Juni sind, können die Wahlen im allgemeinen Ende Juni erledigt sein und nur in wenigen Wahlkreisen Galiziens, wo durch das komplizierte Wahlsystem noch ein vierter Wahlgang möglich ist, werden die Wahlen bis in den Juli hinein dauern. Das mußte im allgemeinen verhindert werden. D e n n a m 1. I u l i würde jedem Menschen die Volksfeindlichkeit der Regierung offenkundig werden, uud.es würden die Regierungsparteien schlecht abschneiden. Am 1. Juli wird nämlich ein Beutezug auf die Taschen der Bevölkerung unternommen» der dein Fiskus m e h r o l s 8 0 M i l l i o n e n K r o n e ii jährlich tragen soll. Es sollen von diesem Tage an die Zigarre n, Zigaretten und Tabake verteuert werden und zwar die billigen Sorten mehr als die teueren .So sollen die „ungarischen Zigaretten" von 1 Heller auf 2 Helle r, ebenso die „Dramazigaretten" von 1 H. auf 2 H., das ist um 10 0 P r o z e n t verteuert werden, die Sport- und Donauzigaretten von 2 auf 3 Heller, das ist um 50 Prozent, die „Damen" und „Herzegowina" von 3 auf 4 H., die „Memphis", „Sultan" und Kaiser" von 4 auf 5 H. erhöht werden. Der Mehrertrag aus der Verteuerung der „Sport" allein soll dem Finanzminister 29 Millionen Kronen ein-bringen: insgesamt die Verteuerung der Zigaretten 50 Millionen. Von den Zigarran soll die „Lange" von 3 auf 4 H., die „Kurze" von 5 auf 6 H., die „Portoriko" von 7 auf 8 H., die „Kuba" und die „Virginier" von 10 auf 12 H. verteuert werden. Insgesamt soll die Verteuerung der Zigarren mehr als 16 Millionen Kronen tragen: davon die Verteuerung der „Kurzen" und der „Portoriko" allein 6,600.000 Kr., die Verteuerung der billigen Zigarren, die bisher nicht mehr als 10 H. ge kostet haben, 15 Millionen Kronen. Auch der Rauch tabak soll um ein Fünftel verteuert werden, was wieder 15 Millionen Kronen trägt. Weil die Zigarren und Zigaretten und der Rauchtabak am 1. Juli verteuert werden sollen, m ü s s c n d i e W a h l c n vor d e ni 1. Juli beendet sein. Denn die Racke des Volkes würde dann diejenigen treffen, die den sozial-deniokratischci, Antrag, welcher die Unterlassung dieses Raubzugcs forderte, ablehnten. Rothschild für den christlichsozialeii Mahlsands! Die in Wien erscheinende „Montagsrevue" erzählt: Eingedenk ihrer antisemitischen Hauptwurzel — Bienerth, Mciskirchncr, 'Hochenburger. Stürgkli — hält die Negierung es für ihre Pflicht, dieser bei den im Zuge befindlichen Wahlen so sehr bedrängten Partei, die außerdem kein Geld hat, weil die Schwarzenberge und Lobkowitze nichts hergeben und die Weinbauern nichts hergeben können, mit den nötigen Mitteln beizuspringen. In den letzten Tagen hat sich eine Episode abgespielt, welche klar beweist, wie freund-chastlich Christlichsoziale und Juden nebeneinander wohnen, wenn die Juden das Geld für christlichsoziale Wahlen auf* bringen. Baron Rothschild kann mit seinen Hunderten von Millionen gefällig fein, wenn er es tun will. An andere könnte bei passender Gelegenheit die Frage gerichtet werden, ob sie auch zu dein WablwudS der Christlichsmialen beigesteuert haben oder nicht. Solche Gaben werden freilich aus den „Dispositionsfonds" bestritten, welche nicht bloß Ministerien haben. Genug, den Christlichsozialen ist durch gute Worte und morali-chc Gefälligkeit geholfen worden, und manches Mandat gelang wieder in die jöändc eines „reichSdeutschen" Christlich» ozialen, dem cs sonst zum Triumph der Etaatsgrundgesetze entrissen worden wäre. Das heißt: Bienerth ist bei Rothschild für die Christlichsozialeii schnorren gewesen. Was sagen die deutschnationalen Antiklerikalen und Antisemiten dazu? Sie werden schweigen und ihrem Bienerth mit noch größerer Hingebung dienen als bisher. Amtliche Wahlagitation für deutschradikale Re-giernngskandidatcn. Daß sich in sämtlichen Bezirkshauptmannschaften Böhmens das regste „Interesse" für alle Vorkommnisse während der Wahlbewegung kundgibt, ist natürlich kein Zufall. Aber nicht nur die politische Behörde, sondern auch in der Finanzverwaltung, beim Postbetrieb und in anderen Staatsbetrieben bemühen ich die Herren Vorgesetzten, unter den „niederen" Kategorien der Staatsangestcllten Stimmen für die Re-gierungskandidaten aufzutreiben. Bis zu welchem Grade von Unverschämtheit sich manche k. k. Agitatoren versteigert, zeigt folgender Vorfall: Der Deutschradikale Pacher arbeitet, das ist ganz buchstäblich zu nehmen, mit allen Mitteln. Die deutschbürgerlichcn Verrätereien an den Staatsangestellten in den letzten vier Jahren haben das sonst so elastische Gewissen der deutschbürgerlichen Demagogen jetzt vor der Wahlentscheidung arg beschwert. Wohl darum müssen für den radikalen „Volks-mann" Pacher die befsersitnierten Staatsangestellten im Dienstwege Agitation leisten. Erst kürzlich hielt Herr Pacher in Konto tau eine Versammluug der Staatsangestellten ab. Unter den Eisenbahnern der k. k. Staatsbahnen wurde die Agitation auf die Art gemacht, daß während der Dienststuuden, in Form und Inhalt genau wie eine dienstliche Verordnung, von den Vorgesetzten die Einladung zur Pacher-Versammlung als Zirkulär Verbreitet wurde. Jeder Angestellte mußte auf das Zirkular schreiben „Zur Kenntnis genommen" und seine Unterschrift dazusetzen. Versteht sich, daß dieser Versuch, auf dem Dienstwege die Eisenbahner zur deutschradikalen Versammlung zu pressen, bei allen aufrechten und charakterfesten Eisenbahnern die Wirkung hatte, daß sie just diese Versammlung mieden. Es hat übrigens den Anschein, als ob es sich dabei nicht um den ersten Versuch der „allen Einflüssen unzugänglichen Bicnerth-Ver-waltung" handeln würde, den staatlichen Vcrwaltungs-apparat für die Dreadnoughts» und Steaerwahlen dienstbar zu machen. Die deutschen Regierungsmaniclucken und die Skoda-Aktien. Daß die deutschen Regierungsparteien durch die Bewilligung der neuen Rüstungsansgabeu für die Regierung den Völkern Oesterreichs wahnsinnige Lasten auferlegten, ist nicht das einzige Ereignis ihrer ersprießlichen Politik. Diese hat nämlich auch noch eine zweite, nicht minder interessante Seite. Als die riiftmtgS» wahnsinnigen Pläne der österreichischen Regierung bekannt wurden, da stiegen die Aktien der Kriegsmaterial erzeugenden Jndustriegescllschasten zu unerhörter Höhe. Allen voran bewegten sich die Aktien der Pilsener L-koda-Werke in aufsteigender Linie. Die Skoda-Werke gehören zu den größten österreichischen Unternehmungen, sie beschäftigen rund 500 Beamte und mehr als 6000 Arbeiter. Als die Riistungspläne auftauchten, hörte man davon, daß das Unternehmen bedeutend vergrößert werden sollte. Es war geplant, nunmehr 12.000 Arbeiter zu beschäftigen. Die Arbeiter der Skoda-Werke fronen um niedrigen Lohn und müssen außerdem noch auf jede freie Betätigung verzichten, denn die Werksleitung fuhrt ein strenges Regiment und duldet keine gewerkschaftliche Organisation. Die Verwirklichung der Pläne auf Be-triebsvergrößeruug konnte also die Arbeiter ziemlich kühl lassen, denn es war davon weder ein höherer Lohn, noch sonst eine Verbesserung ihres Daseins zu erwarten. Anders aber die Kapitalisten! Als diese die Nachricht voii der Betriebsausdehnung vernahmen, da stürzten sie sich mit Gier auf die Aktien der Unternehmung. Im ^'ahre 1909 waren die Aktien der Skoda-Werke um Kr. 249 50 gehandelt worden. Dann kam der Dreadnoughtrummel und nun ging es mit Riesenschritten auswärts. Am Anfang des Jahres 1910 wurden die Skoda-Aktien schon um 395 Kr. verkauft, Ende Jänner 1911 stiegen sie aus 479 Kr., Ende Februar auf 525 Kr., Ende März auf 659 Kr. Mau mag an diesen enormen Preissteigerungen ermessen, welche Riesengewinne die alten Aktionäre ein* sackten. Für sie erwies sich der Dreadnoughtban in der Tat als ein Glücksfall sondergleichen, erhöhte er doch ihr Vermögen in wenigen Wochen um das zwei- und dreifache! Soweit also die „deutschen Volksgenossen" Aktionäre von großmdustnellen Unternehmungen sind, dürften sie immerhin mit der Politik der Bienerth-Mamelucken zufrieden sein! Ein dcutschnationaler Freiheitsheld. Aus Salzburg, 22. v. M., meldet die „Deutschnationale Korrespondenz": In einer Wählerversammlung, die Landeshauptmann- stellvertreter Dr. Stölzel in Leopoldskron-Moos abhielt, interpellierte der Ortspfarrer Saigger den Kandidaten, wie sich dieser im Parlament Verhalten würde, wenn Fragen zur Verhandlung kämen, die kirchliches Gebiet berühren, wie dies beispielsweise bei Ehegesetz-gcbung und in S ch u l f r a g e n der Fall wäre. Dr. Stölzel erwiderte, daß auch vor vier Jahren die Kandidaten hierüber interpelliert wurden, daß aber während der ganzen vier Jahre seither das Parlament gar keine Veranlassung hatte, hierzu Stellung zu nehmen, daß cs sich wahrscheinlich auch in nächster Zeit nicht damit werde befassen müssen, denn es gelte vor allem, in nationaler und wirtschaftlicher R i ch t u n g tätig z u s e i n und sei ganz verfehlt, wenn die dentschbürger-lichen Parteien mit allem Eifer untereinander das Trennende suchen, während die Gegner ihre Stellung bedrängen. Die beste Beantwortung der Frage finde man im Evangelium in dem bekannten Ausspurch Christi über die Frage, ob es recht sei, daß man dem Kaiser Zins gebe. So müsse man auch in Bezug aus Staat u n d Kirche Vorgehen. Aeußerlich befriedigt sagt hierzu das Jesuitenblatt, die Wiener „Reicbspost": „Wenn sich Dr. Stölzel so geäußert hat, wie die „Dentschnationale Korrespondenz" meldet, so hat er Anschauungen vertreten, die auch Von den Christlichsozialen geteilt werden." Das ist der richtige deutschfreiheitliche Held, der allen Fronen ausweicht, wo es hieße, den programmmäßigen Antiklerikalismus zu beweisen. So haben es die deutschnationalen Parteien im Parlament auch gehalten, wie die Debatte und wie die Abstimmung über die Wahrmund-Affärc (Antrag Masaryk, Antrag Pernerstorfer) aexeigt hat. . • Pfui, christlichsozial! In einer Versammlung des Vereines Mittelstand in Favoriten hat der Gewerbetreibende Kafka über die Ehristlichsozialen ein gar packendes Wort gesprochen. Er führte aus: Seit 25 Jahren bin ich Christlichsozialer. Da erlebt man seine blauen Wunder. Aus dem Hepp! H epp'! H epp! der Neunzigerjahre wurde immer deutlicher eilt Ehap ! Chap ! Ch ap! (Stürmische Heiterkeit.) G o t t N i m m hat ein Janusgesicht; sein Tempel ivird nur zu Mahlzeiten geöffnet. Wenn er mit seinen Priestern allein ist, teilt er die Gaben aus, da heißt es: Nimm! Nimm! Nimm! — ein Nimmersatt mit seiner ganzen Priesierschar — und wenn man endlich die Tempelpforten öffnet und uns einläßt, thront Gott Gib auf dem Altar! Jetzt heißt es: Gib! Gib! Gib! alles, ivas du hast! (Stürmischer Beifall.) Einmal muß auch die Dummheit 8er Wähler ein Ende haben. Mein Programm besteht nur aus den Worten: Pfui, christlichsozial! (Stürmischer Beifall.)______________________________ Ausland. Vom amerikanischen Eisenbahnkapitalismus. In seinem „Kapital" gibt Karl M arx folgendes Zitat wieder: „Kapital flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit ober sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechenden Profit wird Kapital kühn. 10 Prozent sicher und man kann es überall an-wenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des GatgenS." An dieses berühmte Zitat wird erinnert, wer die verbrecherische Ausbeutung der amerikanischen Eisenbahnen durch die Kapitalisten beobachtet. Die meisten Eisenbahnunfälle der Vereinigten Staaten sind auf das Konto der Profitgier, die nicht vor Außerachtlassung der Sicherheitsvorkehrungen zurückschreckt, zu buchen. Dieser Tage hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten eine Entscheidung getroffen, die gegen die Leicht-sinnigkeit gerichtet ist, mit der verschiedene Eisenbahnlinien ihr altes und fast unbrauchbar gewordenes Material an Schutzvorrichtungen, Kuppelungen u. f. w. weiter benutzen, ohne dafür zu sorgen, daß diese für das Leben und die Sicherheit der Passagiere o wichtigen Vorkehrungen sich im tadellosen Zustand befinden. Nach der Ent-scheibung des Obersten Gerichtshofes macht sich lebe Eilenbahngesellschaft strafbar bereit Sicherheitsvorrich-imtgen und Kuppelungen nicht den strengsten Anforderungen entsprechen oder benutzt werden, ohne vorher einer strengen Kontrolle auf ihre Wirksamkeit unterworfen gewesen zu sein. . Trotz dieser Entscheibung wirb kaum ein Unglücks-fall weniger passieren, beim „für 100 Prozent stampft das Kapital alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß * Eine weitere Beschränkung des Gewcrkvereins-rechtes in Großbritannien bedeutet ein neues Urteil, das die Chancery-Äbteilung Ende April, in den Spuren des Orborne-Urteils fortschreitend, gegen den Maschinen-banerverband gefällt hat. Auf die Klage eines Verbandsmitgliedes wurde nämlich ein gerichtlicher Einhaltsbefehl gegen die Gewerkschaft erlassen, wonach sie fortan von ihren Mitgliedern keine freiwilligen Beiträge mehr für die Zwecke der Arbeitervertretungen in den städtischen VerwaltungÄörpcrschaften erheben darf. Wahrend die bisherigen Osborne-Urteile nur die zwangsweise Erhebung von Beiträgen für bie parlamentarische Arbeiter-Vertretung verboten, wirb nunmehr auch bie Einziehung von freiwilligen Beiträgen für alle sonstigen politischen Vertretungszwecke unterbunben; beim, so führte Juchtet Parker aus, bie freiwillige Beitragsleistung laufe bei den Gewerkschaften in der Praxis doch auf einen moralischen Zwang hinaus. Die Reform des britischen ©ewert-vereinsrechtes durch ein Gesetz wird, nach diesen Gerichtsurteilen, die alles ins Ungewisse fuhren, immer dringlicher. Die bestorganisierte Arbcitergewerkschast ist der Deutsche Buchdruckerverband. Sein Jahresbericht fur> 1910 weist aus, daß jetzt 93 Prozent aller Verufsgenosseir in ihm organisiert sind, nachdem im letzten Jahre allem 2900 neue Mitglieder gewonnen würben. Seinem ®e‘ samtmitglieberbestanb von 62.514 Gehilfen steht die etn* zige (christliche) Konkurrenzorganzsatwn mit 3000 Mit' gliedern ziemlich hilflos gegenüber. Das Verbandsver-Mögen bezifferte sich auf 8,207.361 Mk-, die Jahresein-nähme auf zirka 1 Million Mark. Bei den kommenden Kämpfen um die Verlängerung der Tarifgemeinschaft, die bekanntlich mit diesem Jahre, abläuft, wird die Einheitlichkeit und der Umfang dieser Musterorganisation schwer ins Gewicht fallen. Der jetzige Tarifvertrag komt 7331 tariftreuen Firmen und 61.6i7 Gehilfen zugute. In den letzten vier Jahren sind nur 80 Kontrakt-bräche von den gemeinsamen Schiedsgerichten anerkannt worden. Die Geschäftslage im Buchdruckgewerbe wird nicht als glänzend bezeichnet, wenn sie sich auch etwas gebessert hat. Für den Abschluß der neuen Tarifverträge ist das ein bedeutsames Moment. Unter den organisierten Eisenbahnern des Nordens zeigt sich reges Leben. In Schweden arbeiten die Schiedsgerichte an der Erneuerung der Tarife zwischen Personal und Direktionen der Privatbahnen. Meistens werden kleine Aufbesserungen für das Personal errungen. Vom 18. bis 20. April waren die Repräsentanten des Verbandes beisammen. Auf der Tagesordnung standen statistische Fragen, Anstellung von zwei Agitatoren und Pensionierung der angestcllrcn Verbandsbeamten. Die beiden letzten Punkte wurden vorläufig noch zurück-gestellt. Eine sehr interessante und bedeutende Frage ist durch den Antrag Winbergs im Parlament über die Einführung einer Verhandlungsordnung für alle int Staatsbetrieb angestellten Beamten und Arbeiter aufgerollt worden. Die Lösung dieser Frage wird dem jetzigen Reichstag Gelegenheit zu wichtigen Diskussionen und Beschlüssen geben. In Norwegen trat Aslaksrud als Vorsitzender des Verbandes zurück. Er wurde aus dem Kontrollbureau als Lehrer an die Norwegische Eisen-bahnbctriebsschule versetzt. Im Verband selbst scheinen innere Zwistigkeiten ausgebrochen zu sein. Die Finnländer hielten vom 8. bis 10. April in Kuopio eine Zusammenkunft ab, in der zur Gründung einer Einheitsorganisation (Eisenbahner, Hafen- und Transportarbeiter) Stellung genommen wurde. Die Beschlüsse sind uns noch nicht bekannt. Bei dieser Gelegenheit wollen wir darauf aufmerksam machen, daß ein gewisser Plathan, der als Bremser bei den Finnländischen Staatsbahnen angestellt und auf dem Finnländischen Bahnhof in St. Petersburg stationiert war, im Verdacht steht, ein Spitzel und Provokateur zu sein. Er ist plötzlich nach dem Ausland abgereist. Wir warnen vor diesem Mann. Plathan spricht fließend russisch und finnländisch, gutes Deutsch, leidlich schwedisch und etwas englisch. Hg».i l > ...... . Aus dem Gerichtssaal. Zusammenstoß am Linzcr Bahnhof. Am 28. November 1810, nach 10 Uhr abends, fuhr eine von Budwcis kommende Üofomtive, auf der sich der Lokomotivführer Heinrich Nagt und der Heiner Wenzel Ehrt befanden, bei der Einfahrt am Personenbahnhof in Linz auf eine leere Zugsgarnitur, wodurch Mcht nur ein Materialschaden verursacht, sondern der Heizer Ehrt schwer verletzt wurde. Laut Angabe einiger Zeugen behauptete der Lokomotivführer unmittelbar nach dem Unfall, das; die automatische Bremse versagt hätte. Durch die sofortige Untersuchung und Probefahrt wurde jedoch festgestcllt, daß die Bremsvorrichtung tadellos funktionierte. Heinrich "2.9 1 *?,Pr' ,1U'C CU angab, mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 80 Kilometer auf den Bahnhof eingefahren: der Ge-schwindigkcitsmcsscr zeigte tatsächlich eine so hohe Geschwindigkeit unmittelbar bis zum Zusammenstoß. An dem Zusammenstoß hat auch der Umstand mitgewirkt, daß der Lokomotivführer entgegen der bestehenden Vorschrift von dem damals diensthabenden Vcrkehrsbcamten Oskar Hillebrand nicht verständigt worden war, daß er in Linz auf ein besetztes Geleise entführen werde. Wegen dieses Vorfalles hatten sich der Lokomotivführer Heinrich Na gl und der Assistent Oskar Hillebrand am 18. Mai l. I. bei der unter Vorsitz des Landesgerichtsrates G 1 n t h e r stattgehabtcn Hauptverhandluug wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens gemäß §§ 335 und 337 St.-G. *n verantworten. Die Staatsanwaltschaft war durch den Staatsanwaltstellvertreter Schwelle vertreten; als Verteidiger intervenierten die Wiener Advokaten Dr. Leopold K a tz (für N a g l) und Dr. Gustav H a r p n e r (für Hille-b r a n d). Die Anklage legte dem Lokomotivführer N a g l hauptsächlich zur Last, daß er mit einer viel zu großen Geschwindigkeit in den Bahnhof eingefahren sei, und die Langsam- und Haltsignale des Kontrollwächters Frey nicht beachtet habe. Dem Assistenten H i l l c b r a n d fiel zur Last, daß er den Lokomotivführer von der Einfahrt auf ein besetztes Geleise nicht verständigen ließ sowie, daß er den letzten Wagen der leeren Garnitur unbeleuchtet lieh, so daß dieser in der Dunkelheit nicht leicht erkennbar war. Heinrich N a g l bekannte sich als nicht schuldig. Ueber -befragen des Vorsitzenden teilt er mit, daß er hauptsächlich buf Lastzügen gefahren sei und nur ausnahmsweise die leere Maschine geführt habe. Wenn er früher mit Lastzügen ankam, ^folgte die Einfahrt stets auf dem Geleise V in der Mitte der Station. Der Zusammenstoß war in der kritischen Nacht auf bean Geleise I erfolgt, das er früher nie befahren hatte. Er gibt an, daß er mit der zulässigen Fahrgeschwindigkeit ein-gefahren sei. Bei der Einfahrt habe er ein Vorwärtssignal gesehen; erst knapp vor dem Zusammenstoß wurde ihnt ein Eangsamsignal gegeben, ein Haltsignal habe er überhaupt nicht gesehen. Er sei der Meinung gewesen, daß er bis zur -iwrkehrskanzlci borzufahren habe und habe nicht gewußt, daß lchon bei Beginn des Aufnahmgebäudcs eine leere Garnitur . Der zweite Angeklagte Oskar Hillebrand bekannte ich gleichfalls nicht schuldig. Er erklärt, daß cS in Linz nicht üblich sei, den Führer einer leeren Maschine in der Vornation zu verständigen. Diese Praxis, von der auch die Vorgesetzten Kenntnis hatten, werde schon feit Jahren so gehand->abt; der fixierte Haltepunkt für leere Maschinen fei 00 ^Nritte vor dem Perron. Der Angeklagte bemerkt, daß er den -i°ntr°llwächter Karl Frey rechtzeitig beauftragt habe, das Nltsignal zu geben, die Maschine sei aber mit großer Gc-ichwindigkeit eingefahren. Er sei zum Geleise gelaufen, doch >et d,e Maschine nicht mehr aufzuhalten gewesen. Als er nach e>n Unfall den Maschinsührcr zur Rede stellte, habe dieser cr-A daß er die Signale wohl bemerkt habe, daß jedoch die fjj.enise versagt hätte, was sich dann als nicht zutreffend Ausgestellt habe. Eine Vorschrift wegen Beleuchtung einer Djlgelösten Zugsgarnitnr bestehe nicht. Der Unfall sei infolge ^Rweachtung der Signale durch den Lokomotivführer cnt- Der schwerverletzte Heizer Wenzel Ehrt bestätigte die "gaben des Maschinführers. {, y Der Kontrollwächter Frey gibt an, daß er von Hille- k den Auftrag erhicst, die Maschine gegenüber dem »utmagazin anzuhalten, dak er der Maschine schon auf 350 Schritte das Langsamsignal und etwa auf 40 Schritte daS Haltsignal gegeben habe, daß jedoch der Mafchinführer viel zu schnell eingefahren sei. Nach dem Unfall habe sich Nagl dahin ausgereoet, daß der Automat versagt habe. Maschinen, nteifter Franz Kalten Huber gibt an, daß die Automat-bremsc an der Lokomotive tadellos funktionierte. Es werden hierauf noch die Zeugen Ferdinand Kirch-b erg er, Kondukteur; Blocksignaldiener Binder, Oberinspektor Püring er, Bahnadjunkt F ü r l i n g e r, Wcichcn-wächter R i t t n e r und Lokomotivführer Josef Mayer ein-vernommen. Der Sachverständige, Oberrevident K r o l, bezeichnet den Unfall als Konglomerat von verschiedenen Umständen. Er hält den Hausbrauch in Linz für ausreichend, ja sogar für sicherer und zutreffender als die Instruktion. Den Umstand, daß die in der Station stehende leere Garnitur nicht beleuchtet war, hält er nicht für vorschriftswidrig, da eine besondere diesbezügliche Vorschrift nicht besteht. Die Geschwindigkeit der Maschine sei allerdings eine sehr große gewesen. Es wäre vorsichtiger gewesen, wenn der Lokomotivführer eine geringere Geschwindigkeit bei der Einfahrt auf ein ihm unbekanntes Geleise cingewendet hätte. Der zweite Sachverständige, Ingenieur Müller, schließt sich dieser Anschauung an, gibt jedoch auf Befragen oes Verteidigers Dr. Katz zu, daß der Gcschwindigkcits-streifen, welcher dem Gerichtshof vorlag, keinen verläßlichen Beweis für die tatsächlich unmittelbar vor dem Zusammenstoß eingehaltene Geschwindigkeit gibt, da die Nadel des Geschwindigkeitsmessers, wie der Verteidiger richtig bemerkt, nur von 12 zu 12 Sekunden einsticht, weshalb die unmittelbar vor der jähen Bremsung eingehaltene Geschwindigkeit möglicherweise auf dem Streifen nicht zum Ausdruck gelange. Der Vorsitzende erklärte hierauf das Bcweisvcrfahren für geschlossen. Staatsanwalt Schwelle beantragte die Bestrafung beider Angeklagten. Verteidiger Dr. Katz führte in längerer Rede aus, daß der Lokomotivführer Nagl, da er von der Einfahrt auf ein besetztes Geleise nicht verständigt worden sei, die drohende Gefahr nicht ahnen konnte, er habe, da er mit dem Hausbrauch in Linz nicht vertraut war, die ziemlich weit entfernte Stier-kehrSkanzlei für den Haltpunkt gehalten. Der Verteidiger nahm ferner gegen die Aussage des Kontrollwächters bezüglich der angeblich gegebenen Signal Stellung und erklärte, daß die Angabe des Heizers viel wichtiger sei, weil dieser die Situation von der Maschine aus beobachtet habe. Eine so grobe Fahrlässigkeit, wie sie die Anklage behaupte), fei dem Angeklagten Lokomotivführer, der ja zu allererst persönlich gefährdet war, gar nicht zuzumuten. Der Verteidiger Dr. Katz beantragte daher die Freisprechung seines Klienten. Verteidiger Dr. H a r p n e r erklärte, daß für die Beurteilung der Handlungsweise des Assistenten H i l I c b r a n d die Aussagen der Zeugen über den in Linz bezüglich leerer Maschinen geltenden Usus, von grundlegender Wichtigkeit sei. Da Herr Hillcbrand sich strenge an den Usus gehalten hat, könne von einem Verschulden seinerseits keine Rede sein, denn dieses würde Pflichtwidrigkeit voraussetzen, während die Beobachtung einer auch den Vorgesetzten bekannten Gepflogenheit keine Pflichtwidrigkcit sei, und auch nicht daS Vorausschen einer Gefahr involviere. Daher beantrage auch er die Freisprechung seines Klienten. Nach mehr als einstündiger Beratung verkündete der Vorsitzende das Urteil, wonach beide Angeklagten von der erhobenen Anklage zur Gänze freigesprochen wurden. Die Begründung des Urteils schloß sich den Ausführungen der beiden Verteidiger an. Unfall auf der Donauufcrbahn. Am 17. November vorigen Jahres gegen 6 Uhr abends gab auf dem Kaibahnhoje der Donavuserbahn der Verschieber M a r s ch a l l dem Lokomotivführer D o l l a k den Auftrag, mit der leeren Maschine dem Lastzug 6299 nachzufahren und dann vom Lagerhause Hofmann Wagen zu holen. Als Dollak, vom Geleise XVIII ausfahrend, die Geleise traversierte, kam ihm bei Annäherung an das Geleise X plötzlich vor, als ob die in dieses Geleise mündende Weiche 28 nicht für ihn stünde. Dollak traf sofort alle Anstalten zum Halten, vermochte aber eine Streifung mit dem in Ausfahrt aus dem Geleise X begriffenen Lastzug 6299 nicht mehr zu verhindern. Nach umfangreichen Vorerhebungen waren beim Bezirksgericht Leopoldsladt I der Lokomotivführer Leopold Dollak und der Stationsvorstand Julian Struhersky wegen Uebertretung gegen die körperliche Sicherheit nach § 432 St.-G. angeklagt. Ein vom Sachverständigen kaiserlichen Rat LiebI nach durchgeführtem Augenschein im schriftlichen Wege eingeholtes Gutachten meinte, der Lokomotivführer sei vom Verschieber M a r s ch a l l schon bei der Traversierung des GeleiseS XVI auf die unrichtige Stellung der Weiche zum Geleise X aufmerksam und mit Rücksicht aus die gleichzeitige Ausfahrt von Zug 6299 zum Stillstände gemahnt worden. Bei entsprechender Achtsamkeit musste er die leere Maschine auf die allerkürzeste Distanz an-Hanen können, zumal er auf dem TraversierungSgeleise mit der größten Behutsamkeit fahren mußte. Der Stationsvorstande wurde jum Vorwurf gemacht, daß er am kritischen Tage für das rechtzeitige Anzünden der an der Unfallstelle befindlichen Starklichtlamve Sorge zu tragen unterließ, wodurch das Entstehen des Unfalles möglicherweise begünstigt worden sei. Bei der Verhandlung am 18. Mai I. I. gelang jedoch dem Verteidiger Dr. H a r p n e r der Nachweis, daß der Verschieber M a r s ch a l l nicht bei der vom kaiserlichen Rat Liebt vermeinten Grenze zwischen Geleise XVIII und XVI, sondern erst bei der späteren Grenze vom Geleise XIV zum Geleise XII den Lokomotivführer aus die unrichtige Stellung der Weiche 28 und zur Bedachtnahme aus Zug 6299 aufmerksam gemacht hatte, so daß Dollar nicht mehr Zeit hatte, auf die ganz kurze Distanz die Maschine «um Halten zu bringen. Bezüglich deL Beamten Struhersky kam hervor, daß er einen Defekt an der in Frage kommenden Starklichtlampe der StaatS-bahndirekton schon lange angezeigt, die Bahnerhaltung aber durch Monate nichts zur Behebung des Defektes veranlaßt hatte. Der Richter, Bezirksrichter Dr. Kietze, ging daher in Gemäßheit der Ausführungen des Verteidigers mit einem Freispruch beider Angeklagten vor. Streiflichter. Heiteres vom Kandidaten Ertl. In unserem Wiener-Neustädter Parteiblatt lesen wir: Bei der Wählerversammlung in Hirschwang ist ei dem Kandidaten des Neunkirchner Scharfmacherverbandes, dem famosen Herrn Ertl, recht schlecht ergangen. Von den Hirschwangern erhielt er eine nicht mitzzu-verstehende Absage, indem sie den Fabrikantenkandidaten einfach ablehnten. Nach der Versammlung schlich Herr Ertl, ganz kleinlaut über die Niederlage, aus dem Versammlungslokal. Da trat plötzlich ein Hirschwanger auf Herrn Ertl zu und im biederen Tone reichte er diesem dar Weinglas und sagte: ,,Na, Herr Ertl, trinkanS amol." Herr Ertl, sichtlich erfreut über diesen Freundschaftsbeweis an der Stätte, wo nur die fit Sozi hausen, tat sofort wie ihm befohlen, führte das Glas zum Munde und machte daraus einen kräftigen Schluck, nachdem er ein kräftiges „Heill" ausgebracht. Man kann sich aber vorstellen, welches Gesicht der Herr Ertl machte, als sich nach dem labenden Trunk folgender köstlicher Dialog entspann. — Der Hirschwanger: „Hat’S g'schmeckt?" Ertl: „Danke, sehr gut war’s I" worauf der Hirschwanger replizierte: „Herr Ertl, die Wurstln müassn'S Jhua aber selber dazu laufen I" Tableau: Abzug Ertls unter großem Gelächter. — Zur Orientierung unserer Leser fügen wir bei, daß dies eine Anspielung aus Ertls Neunkirchner Wählerversammlungen ist, wo bekanntlich Gratisbier und -Wursteln auf Kosten der Fabrikanten verabreicht werden. Die Menschenschinderei auf der Südbahn. Am 23. November 1910 verunglückte der Lokomotivheizer Alois Schrieb! dadurch, daß er während der Fahrt im Wolfsbergtunnel von der Lokomotive stürzte, wobei ihm der linke Fuß abacführt wurde. Der Verunglückte hatte durch acht Tage keine Nachtruhe und ist offenbar ein Opfer seiner Ucbermüdung geworden. Der gewesene Abgeordnete von Mürzzuschlag, Genosse Ausobsky, richtete daher am 24. November eine Interpellation an den Eisenbahmninister, die jedoch knapp vor Auflösung des Abgeordnetenhauses beanwortct wurde. In der Zuschrift des Eisenbahnministeriums heißt es: „Die Verunglückung des Heizers Alois Schrieb! ist, wie die Erhebung ergab, dadurch herbeigeführt worden, daß Schrieb! wegen Unwohlseins, welches, wie er selbst angibt, von einer Magenindisposition hcrrührte, im WolfSbcrgtunnel sich über die geschlossene und versicherte Schutztüre der Lokomotive zu weit hinausbeugte, hierbei das Uebcrgewicht nach außen bekam und abstürzte. Die Dienstleistung des Genannten betrug in der Zeit vom 16. Juni 1010 bis zu seiner Verunglückung nur 38-5 Prozent gegenüber dem normal zulässigen Ausmaß von 45 Prozent, jedoch fielen allerdings die Ruhepausen größtenteils auf die Tageszeiten. Der genannte Hilfsheizer stand nicht in einem turnusmäßigen Dienst, sondern war über sein Ersuchen in die Erfordernisleistungen, welche Verwendungsart die Aussicht auf größeren Verdienst eröffnet, eingeteilt, doch ist auch für letztere Fälle eine genaue Vormerkung borge* schrieben, xim die jeweiligen Dienstleistungen nach den Normen für die Ruhezeiten überhaupt und die freien Nächte insbesondere zu regeln. Diese Vormerkung sowohl wie die Bestimmungen über Dienst- und Ruhezeiten, speziell auch hinsichtlich der Nachtruhe, waren den die Einteilung für Erfordernisleistungen besorgenden Maschinenmeistern des Heizhauses Mürzzuschlag bekannt, wurden jedoch nicht genügend beachtet. Diese Organe trifft der berechtigte Vorwurf, daß sie nicht für die Einhaltung der Normen sorgten, und dem Heizhaus ch e f fällt zur Last, daß er die Dispositionen der Maschinenmeister nicht regelmäßig kontrollierte. Die erwähnten Organe wurden seitens der k. k. priv. Südbahngesellschaft strenge verwiesen und ihnen die strikteste Einhaltung der Normen über die Dienst- und Ruhezeiten des Lokomotivpcrsonals neuerlich zur Pflicht gemacht." Wir haben diese Zuschrift einem Fachmann vorgelegt, der hierzu folgendes bemerkt: Aus dieser Beantwortung ist zu entnehmen, daß die Herren Maschinenmeister wahrscheinlich sogar mit Wissen des Heizhausvorstan-oes gegen das Gesetz verstoßen haben. Und das vielleicht nur um der lieben Gunst willen, um nach oben lieb Kind zu sein und, waS der Hauptgrund für ihre Handlungsweise sein dürfte, um einen traurigen Nebenverdienst in Form von Ersparnisprämien, welche sie auf Grund der Ueber-bürdung des Maschincnpersonals aus dessen Knochen heraus« schinden, zu erlangen. Daß diese angedcuteten Weisungen an die betreffenden Organe wirklich ergangen sind, muh be-weifelt werden, da die Herren angesichts des derpialigen Ver-ehres bei der Ausnützung des Personals die gesetzlichen Bestimmungen ebenfalls nicht achten und zumeist hinter ein-einen Kreaturen, sogenannten Kilometerjägern, verschanzen, ic sich selbst zum ungesetzlichen Dienstmachen antragen, jedoch stehend auf der Lokomotive schlafen. Aber auch bas ist noch nicht der Gipfel der Ungerechtigkeit, denn das Betriebs* inspektorat in Wien, in welchem der Zugförderungsreferent Oberinspektor Krauch, fungiert,,.„,hgt..im verflossenen Herbst Turnusse herausgegehcn, die von den Bediensteten zuge-mutcten Ucberbürdungcn strotzen. Man sehe sich nur den gemischten Personen- und Lastzugsturnus oder den Sommer-schncllzugSturnus an. ja cS bestehen Lastzugsturnusse, nach welchen das Personal das ganze Jahr keinen dienstfreien Tag hat und trotz bittlicher Einsprache der Vertrauensmänner, trotz Fürsprache der Personalkommission als von der Bahnverwaltung anerkannte Personalvertreter, ist den Wünschen des Personals nicht im entferntesten Rechnung getragen worden. Im Gegenteil, der berüchtigte Herr Oberinspektor Krauß hat als Antwort auf die Einsprache des Personals ein Schreiben herausgcgcben, wonach dem Wunsch des Personals nicht entsprochen werden kann, der Turnus bleibt unverändert aufrecht. DaS heißt, der Turnus muh gefahren werden, und wenn das Personal auch auf der Lokomotive e i n s ch l ä f t. Nachdem die neuvorge-legtcn Turnusse ebenfalls keinen freien Tag dem Personal bieten und der oben erwähnte gemischte Frachten- und Personenzugsturnus aufrecht bleibt, kann bas k. k. Eisenbahnministerium gleich dacangchcn, neuerlich papierene Weisungen hinauszugcben. Ob damit die Gefahren für die Sicherheit des Dienstes beseitigt werden, bezweifeln wir aber sehr. Die Wächter der Strecke Tarvis-Pontafel wurden kürzlich mit folgendem Erlaß belästigt, der ihnen die bisherige Begünstigung der Ablösung raubt. In dem Erlaß heißt es: , An die k. k. Bahnerhaltungssektion in Tarbis. Da die Streckenwächter der Strecke TarviS - Pontafe! laut der mit 1. Mai d. I. in Kraft tretenden Sommerfahr, orbttung nur eine sechsstündige zugsfreie Pause zur Nachtzeit haben, wird die k. k. Bahnerhaltungssektion ermächtigt, während der Dauer der Sommerfahrordnung diese Wächter von der ersten Streckenbegehung zu entheben und letztere von eigenen Streckenbegehern in der Weise durchführen zu lassen, daß für jede zwischen zwei Stationen gelegene Strecke ein Begeher bestimmt wird, der diese vor dem ersten Frühzug (965), beziehungsweise (928) zu begehen und zu kontrollieren hat. Die Wächter selbst haben 15 Minuten vor der Signal-zeit des ersten Zuges auf ihrem Posten zu erscheinen und da. selbst den Dienst anzutreten. Neben dieser Enthebung von der ersten Begehung bleibt die mit dem hierämtlichen Erlasse vom 11. Mai 1008, Zahl 15.907/3, den Wächtern des Kanaltales zugestandene Begünstigung der dreimaligen monatlichen Dienstablösung auf je eine Diensttour aufrecht. Weitere Begünstigungen hinsichtlich der Dienstablösung dürfen den genannten Wächtern nicht zugestanden werden. Für den k. 1. Staatsbahndirektor: ' Balentinitsch m. p. Also achtzehn Stunden Dienst und sechs Stunden Ruhe. > Wer soll daS aushalten? Christlichsoziale Schwindler. Vom Obmann des Kondukteur»UnterstühungS- und Rechtsschutzverein der österreichisch-ungarischen Eisenbahnen, Herrn Kögel, erhalten wir folgende Zuschrift: Sehr geehrter Herr Redakteur I !■ ') Mit heutiger Post erhielt ich eine vom christlichsoziale«: Exekutivkomitee des XV. Bezirkes gefertigte Einladung zu der am 24. d. M. stattfindenden „Wählerversammlung für Staats-und Eisenbahnbedienstete" zugesendet, auf welcher mein Slams, als Einberufer zu lesen ist. Nachdem ich nicht zur christlich-sozialen Partei gehöre, weil ich mich als Obmann des obigen Vereines keiner politischen Partei anschlietze, daher auch nicht ein Mitglied des genannten Exekutivkomitees sein kann, ist es erwiesen, das; von unberufener Seite mein Name mißbraucht wurde. Es wäre mir somit sehr angenehm, wenn Sie in Ihrem geschätzten Blatt eine Erklärung aufnehmen würden, die Be» sagt, dah ich jener Veranstaltung vollständig fern stehe und dagegen Protest einlege, daß mein Name zu einem solchen Wahlmanöver benützt werde. In der Erwartung, daß Sie meiner Bitte entgegen-'kommen werden, danke ich Ihnen im voraus bestens und zeichne in aller Hochachtung Tögel. Wir haben dieser Zuschrift nichts hinzuzufügen. Sie spricht für die saubere Art, wie die Herren Christlichsozialen Wählerfang betreiben, mehr als hinreichend. Eisenbahnunglück bei Hochwesscly. Sonntag den 21. v. M. hat sich auf der Strecke Smidar-Hochwessely, einer Abzweigung der Strecke Chlumetz-Parschuitz, ein schweres Eisenbahnunglück ereignet. Die Linie Smidar-Hochwessely ist eine Lokalbahn, die früher zu den böhmischen Kommerzialbahnen gehörte; jetzt gehört die Strecke zur Direktion für die Linien der Staats-eisenbahngesellschast und steht im Betrieb der Nordwestbahn. Auf dieser Strecke ist der um 12 Uhr 20 Minuten mittags von Hochweffely abgehende gemischte Zug kurz hinter der Station entgleist und den glücklicherweise niedrigen Bahndamm herabgestürzt. Die Ursache der Entgleisung soll, wie es heißt, darin liegen, daß die Bahnschwellen angefault und morsch waren und die Schienen daher unter dem Druck des Zuges auseiuanderbarsten. Nach einer amtlichen Meldung sind von den Passagieren sechzehn leicht und einer schwer, aber nicht tätlich verletzt. , Die „gelben" Gewerkschafter auf Gimpelfang bei den Magazinsmeistern und -Aufsehern. Ein Freund unseres Blattes schreibt: Vor einigen Tagen bringt mir der Briefträger einen Brief, enthaltend eine Beitrittserklärung des Allgemeinen Magazinsmeistervereines der österreichischen Eisenbahnen in Linz und einen Wunschzettel dieses Vereines, in welchem über die Generalversammlung dieses Vereines im langen und breiten auseinandergesetzt wird, was der Verein schon alles geleistet hat. Ich hätte beide Schriftstücke auf einen stillen Ort mitflenontmen und damit wäre die Sache für mich erledigt gewesen. aber da fällt mir ein, daß es meine Pflicht ist, die Magazinsmeister und -Aufseher über die Schädlichkeit und Augenauswischerei eines solchen Vereines aufzuklären. Die Erfolge über die dieser Magazinsmeisterverein berichtet, ist nur ein Schmücken mit fremden Federn. Im Dezember 1909 fand im Arbeiterheim in Favoriten eine vom Allgemeinen Rechtsschutz» und Gewerkschaftsverein einberufene gut besuchte Magazinsmeister und -Aufseherkonferenz statt. In dieser Konferenz wurden Beschlüsse gefaßt, die sich, mit Ausnahme einiger unsinnigen, mit den Forderungen des Magazinsmeistervereines decken. Auch wurden daselbst die Zentralkommissionsmitglieder beauftragt, für diese Forderungen Anträge einzubringen und zu vertreten. Also, nicht durch die Intervention des Magazi ns m ei st ervereine 8, sondern durch das Eintreten der sozialdemokratisch organisierten Mitglieder des Zentralausschusses wurden diese Anträge angenommen. Aber jetzt zu einer anderen Frage: Die Anträge wurden wohl angenommen, iqje stellt sich aber der Magazinsmeisterverein die Durchsetzung dieser Antritze vor? Wie viele wünschenswerte Beschlüsse wurden im ZentralauSschuß schon gefaßt und sind noch nicht durchgeführt? Wie stellt sich dieser Magazinsmeisterverein vor, daß er seinen Forderungen auch einen Nachdruck geben kann? Vielleicht indem er in dem Ministerium herumbettelt und verspricht, daß er Sorge tragen wird, daß seine Mitglieder schön brav bleiben werden? Der Magazinsmeisterverein berichtet ja von einer solchen Audienz, bei welcher der Minister die Vermutung aussprach, daß die Magazinsmeister wahrscheinlich nicht genügend organisiert waren und infolgedessen den übrigen Bediensteten bei den früheren Gehaltsregulierungen zurück« blieben. Ja, das ist das einzig Wahre in diesem Wisch! Die Magazinsmeister haben sich immer als etwas „Besseres" ge-halten als die übrigen Bediensteten. Daher haben sie es jetzt zu leiden. Sie haben es unterlassen, sich der allgemeinen Organisation anzuschließen und sich dort zu betätigen und Schulter an Schulter mit den übrigen Bediensteten ihre Forderungen zu vertreten. Die Magazinsmeister und »Aufseher sind einzeln auf der ganzen Staatsbahn verstreut als daß sie Gelegenheit hätten zusammenzukommen, um ihre Lage zu besprechen, viel weniger noch können sie ihre Lage ohne Mithilfe der übrigen Bediensteten verbessern. Einzig und allein in der allgemeinen Organisation haben sie die Möglichkeit, ihre Wünsche und Beschwerden in den Ortsgruppen der.allgemeinen Organisation vorzubrin-gen und zu vertreten und sich dadurch Gehör höheren Orts für ihre Forderungen zu verschaffen, indem nicht ein paar Streber bei dem Ministerium herumbetteln, sondern Tausende von Bediensteten für ihre Forderungen Eintreten. Als alter, erfahrener Gewerkschafter und als treuer Kollege meiner Berufskollegen warne ich dieselben, sich von einer gelben Organisation einfangen zu lassen und ihre sauer verdienten Heller diesen nutzlos zu opfern, sondern Mann für Mann dem Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsverein beizutreten, dann wird sich auch unsere Lage bessern. G. G. Die Bahnrichter der Südbahn. Sonntag den 23. April fand int Arbeiterheim in Wiener-Neustadt eine sehr gut besuchte Bahnrichterversammlung statt, welche sich hauptsächlich mit der Frage der Bezahlung der Ueberstunden sowie Bezahlung der Sonn- und Feiertagsarbeit und Einführung eines Strecken» pauschals von jährlich 360 Kr. befaßte. Genosse Weigl als Vertreter der Zentrale verwies auf die bei der Reichskonferenz aufgestellten Forderungen und machte aufmerksam, daß unter allen Umständen an denselben festgehalten werden müsse, um so mehr, da diese Forderungen bereits überreicht worden feien. Nachdem noch unter anderem die Genossen Egger, Stangl und Baumann über die Lage der Bahnrichter gesprochen hatten, wurde eine viergliedrige Deputation, bestehend aus den Genossen Bau mann, Egger, Stangl und Weber, einstimmig gewählt und beauftragt, unter Führung des Genossen Weigl in der zweiten Hälfte des Monats Mai bei der Generaldirektion der Südbahn vorzufprechen und dort die Forderungen der Bahnrichter zu vertreten. Freitag den 19. Mai sprach diese Deputation beim Generaldirektor Sektionschef a. D. Herrn Dr. Ritter v. Weeber vor, welche, von demselben sehr freundlich empfangen wurde. Genosse Weigl vertrat den Standpunkt, daß die Forderung auf Bezahlung der lieber-stunden und Bezahlung der Sonn- und Feiertage vollkommen Berechtigt ist, weil die Bahnrichter durch die Anstellung einen Schaden bis über 400 Kr. per Jahr erleiden, und zwar resultiere dieser Schaden daraus, weil der Berechnung des Jahres-arbeitsverdienstes nur der Lohn von 800 Tagen zugrunde ge-legt wurde, die Entschädigung für Ueberstunden, Nachtschichten sowie für die Sonn- und Feiertagsarbeit jedoch unberücksichtigt blieb. Er verwies auch auf die Instruktion betreffend die Ver-rcchnuna und Evidenzhaltung der k. k. Staatsbahnen, wonach die Bahnrichter Anspruch auf Bezahlung der Ueberstunden sowie Sonn- und Feiertagsarbeiten haben. Genosse Stangl begründete die Forderung des Streckenpauschals, schilderte die Lebensweise der Bahnrichter auf der Strecke und die sich mit den kroatischen Arbeitern ergebenden Schwierigkeiten. Gleichzeitig bat Genosse Stangl um Beteilung der Bahnrichter mit Regenmänteln oder Kapuzen. Die Genossen B a u m a n n und Egger schlossen sich den Ausführungen der beiden Vorredner an und ersuchten den Herrn Generaldirektor um Erfüllung der vorgebrachten Wünsche. Dem Herrn Generaldirektor erschien es unglaublich, daß die Bahnrichter durch die Anstel-lung einen so großen Schaden erleiden und bemerkte hierzu, daß es gewiß nicht in feiner Absicht liege, jemand zu schädigen und er werde sich diesbezüglich genau informieren. Der Hinweis, daß bei den k. k. Staatsbahnen die Ueberstunden sowie Sonn-und Feiertagsarbeit Bezahlt werden, kamt für die Südbabn nicht maßgebend sein, da diese Einführung schon vor dem Erscheinen des Zirkulars 385 bestand. Er werde aber dennoch über diese Frage sowie über jene des Streckenpauschals nach* denken. Im Übrigen erklärte der Herr Generaldirektor, jeder be-rechtigten Forderung sympathisch gegenüberzustehen und diese nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Eine Strafanstalt für Eisenbahner. Hieflau ist bekanntlich eine Strafstation der k. k. Staatsbahndirektion Villach. Wird von irgendeiner Station ein Bediensteter strafweise verseht, so kommt er gewöhnlich nach Hieflau. Dies war auch Ende Dezember 1910 bei dem Nachtwächter Cresnik der Fall. Das Verschubpersonal wird aber bei solchen Versetzungen manchmal sehr stark in Mitleidenschaft gezogen, und so war es auch diesmal. Nachtwächter Eresnik bekam nämlich bei der hier herrschenden großen Wohnungsnot keine Wohnung. Um aber die Versetzung durchführen zu können, mußte das Vsrschub-personal aus ihrer Kaserne ziehen und wurde dem Nachtwächter diese als Wohnung angewiesen. Ob dieser kleine Raum, bestehend aus nur einem Zimmer mit kaum 20 Quadratmeter Bodenfläche, für eine fünfköpfige Familie geeignet ist und den hygienischen Anforderungen entspricht, lassen wir jedem einzelnen zur Beurteilung über. Weiters sei noch bemerkt, daß die Kinder keinen anderen Spielplatz haben, als knapp neben den Geleisen, auf welchen sehr viel verschoben wird. Dem Verschubpersonal wies man als Unterkunftsraum einen leerstehenden, vernachlässigten, ohne Beheizung dastehenden Blockturm an, in welchem es im Winter vor Kälte nicht zum aushalten ist, da der Wind durch und durch bläst. In einem solchen Raum soll das Verschubpersonal seine Pausen zubringen, die es oft vor Nässe triefend oder in sehr eihitztent Zustand antritt. Das Verschubpersonal wohnt aber infolge der obenerwähnten großen* Wohnungsnot zum größten Teil weit vom Bahnhof entfernt und ist gezwungen, sich die Speisen nttizuneljritrn, da die nötige Zeit mangelt, die Mahlzeiten während der Dienstzeit zu Hause einnehmen zu können. ES fehlt aber in dieser Ruine jede Vorrichtung zum Wärmen der-selben. Es sieht gerade so aus, als wenn die k. k. Staatsbahn-direktion Villach die ohnedies durch den so anstrengenden Ver-schubdienst sehr stark leidende Gesundheit des Verschubperso-nals vernichten will. Das Verschubpersonal wurde schon wiederholt beim Herrn Stationsvorstand sowie auch öfter bei der k. k. Staatsbahndirektion Villach um Abhilfe dieses Uebelstandes bittlich, jedoch blieb es bis heute nur bei den Versprechungen. Daher sind wir gezwungen, in die Oeffentlichkeit zu treten, damit auch das k. k. Eisenbahitministerium hievon Kenntnis erhält und vielleicht doch von dieser Seite Abhilfe geschaffen wird, bevor das Verschubpersonal der Station Hieflau feine Gesundheit gänzlich eingebüßt hat. Einigen Bediensteten wollen wir bei dieser Gelegenheit auch raten, nicht soviel Spitzeldienst zu leisten, sondern sich mehr der Organisation zu widmen, dann wird auch so mancher Uebelstand eher abgeschafft werden können. Bon der Kahlenbergbahn wird uns geschrieben: Nun ist er gegangen worden, der Herr Direktor P a st o r e l l i, der vor einigen Jahren als strammer Christlichsozialer gekommen war, um, nach feinem AuSspruch, die „jüdische Mißwirtschaft" auS-zumerzen und ordentliche Verhältnisse einzuführen. Von feinem Parteistatidpunkt ausgehend, führte er aber Parteiwirtschaft und Protektiottswesett ein, die in kürzester Zeit für das Unternehmen verhängnisvoll tourt, n. Ein Feind des tüchtigen Per-fonals, und speziell derjenigen, die sich durch Kenntnisse und Intelligenz auszeichneten, hat er besonders die verfolgt, die sich erlaubt haben, gegen die von ihm ausgehenden Anordnungen, die oft sehr schwere Folgen nach sich gezogen hätten oder einen Unsinn enthielten, zu widersprechen oder auf die Uninöglichkiet und den Widersinn der Ausführung aufmerksam zu nrnjyn. Daher kam der Haß gegen dieselben, denn er wollte als unfehlbar gelten, und die Verhältnisse bei der Kahlenbergbahn, wo weder durch eine Dienstordnung noch Vorrückungsschema die Rechte der Bediensteten geregelt sind und daher das Personal vollständig rechtlos ist, waren ihm sehr geeignet, um seine Autorität dem Personal fühlen zu lassen. Nach seiner Auffassung ist das Personal nur ein nebensächlicher Faktor, der gar keine Verantwortung hat. Sc sagte er einer Deputation von Lokomotivführern, daß nur er die Verantwortung trage. Also der Lokomotivführer trägt keine Verantwortung. Der Zugs-führet, dem die Pflicht obliegt, bei der Bergfahrt die Strecke allein zu überwachen, hat auch keine Verantwortung und der Heizer ist quasi so eine stillgeduldete, überflüssige Person. Nach dieser Auffassung hat Direktor Pastorelli auch gehandelt. Daraus hat sich ein System entwickelt, das durch die Protektion groß gezogen wurde, wonach einige um geringen Lohn Unmögliches leisten sollen, wohingegen auf der anderen Seite man überhaupt nicht konstatieren kann, welche Obliegenheiten dein einzelnen zukommen. Gerade diejenigen Leute erfreuen sich bei der Direktion der größten Protektion, die am wenigsten leisten und leisten können. Es ist daher kein Wunder, wenn unter solchen Umständen das ganze Betriebsmaterial, von den Lokomotiven angefangen bis zum letzten Schienennagel, sich in einem der Verkehrssicherheit hohnsprcchcndcn Zustand befindet. Man scheint aber dieses System Pastorelli auch weiterhin praktizieren zu wollen, und da wollen wir die Verwaltung darauf aufmerksam machen, dah es bei diesem unzulänglichen Lohn und der langen Dienstzeit bei aller Anstrengung nicht möglich sein wird, allen diesen Anforderungen in Hinkunft gerecht zu werden und daß in kürzester Zeit die Folgen dieses Systems sich einstcllen werden. Bon der Nordwestbnhn. In den Monaten März und April fanden in den Stationen Floridsdorf, Jglau, Nintburg, Groß» Wossek, Prag, Schreckenstein. Tetschen, Königgrätz, Jaromfr, Timfcht, Trautenau und Reichenberg Eisenbahnerversamm-lungen statt, die alle sowie die Versammlung am 17. Mai 19U in Wien „Brigittasaal" dieselbe Tagesordnung hatten, und zwar: „Die Humanitätsinstitute der k. k. Nordwestbahndirektion: a) Krankenkasse: L) Unterstützungsfonds; c) Provisionsfonds; d) Lebensmittelmagazin. In diesen 18 Versammlungen referierten die Ver. trauensmänner Genossen B a r t e y s, Beck, B. König und Schwab. Die Referate umfaßten die Aktion der Vereinigung der ersteren drei Institutionen, die über ein Jahr lang geführt werden mußte, die aber nach dem schweren Kampfe mit einem schönen Erfolg abschloß. Die Vereinigung der Krankenkassen wurde vom Eisenbahnministerium bereits Mitte Dezember 1909 in der Krankenkassen-auSschußsitzung angesetzt, wo aber die gewählten Ausschussmitglieder die Vertagung dieser Angelegenheit verlangten, nachdem über den Unterstützungsfonds und den Provisionsfonds itoch keine Klarheit geschaffen wurde. Das Eisenbahnministerium verlangte die bedingnislose Einverleibung der Krankenkasse. Unsere Genossen wiesen auf die Differenzen der Benefizien der beiden Krankenkassen hin und erklärten, es kann nur eine Einreihung stattfinden, wenn aus den Mitteln des vorhandenen Reservefonds ein Fonds geschaffen wird, aus dessen Erträgnis die entfallenden Benefizien gedeckt werden. Die^ Berechnungen ergaben, daß der Reservefonds der Krankenkasse der k. k. Staatsbahnen anfangs 1910 4,100.000 Kronen bei 185.000 Mitgliedern betrug, somit per Mitglied Kr. 22 10 entfallen. Der Reservefonds der Krankenkasse der Oe. N. W. B. und S. N. D. V. B. betrug um dieselbe Zeit 925.000 Kr. bei 19.000 Mitgliedern, mithin per Mitglied Kr. 48 60 entfallen. Die Differenz des Reservefonds per Mitglied beträgt Kr. 26 50 X 19.000 — 503.500 Kr. Diese rund 500.000 Kr. wurden als Fonds verlangt, au8 welchem Zinserträgnis zu 4 Prozent eine jährliche Summe von 20.000 Kr. abwirft. Dieses Erträgnis wurde zur Deckung der entfallenden Benefizien verlangt, und auch gegeben. Nachdem aber die alten Nordwestbahner sich allmählich verringern, so wird jährlich ein Dreißigstel von den 500.000 Kronen in den Reservefonds der k. k. Staatsbahnen überführt. Nachdem weiters bei der Oe. N. W. B. und S. N. D. V. B. jedes Mitglied mindestens Str. 2'40 per Monat zahlen mußte (definitives Personal), bei den k. k. Staatsbahnen aber nur 2 Prozent vom Gehalt als Leistung verlangt wird, so ergibt sich, daß bei 778 Unteibeamten Kr. 7880'80 und bei 61 Dienern Kr. 123 20, das ist zusammen 8004 Kr. mehr eingezahlt wird als früher, hierfür aber bet 916 Unterbeamten 1988 Kr. und bei 4566 Dienern 17.820 Kr.. das ist zusammen 19.808 Kr. w e* Niger eingezahlt werden, somit eine Minderleistung von den Mitgliedern von 11.804 Kr. aufzuweifen ist. Der Unterstützungsfonds bleibt für die alten Nordwest-Bahner mit einem neuen Statut gesichert. Nur wird auch mit Rücksicht auf das Wenigerwerden der alten Nordwestbahner jährlich ein Fünfunddreißigstel in den allgemeinen Unter« stützungsfonds der k. k. Staatsbahnen überführt. Auf Grund dieser Vereinbarungen wurde nun auch die Uebersührung des Nordwestbahnprovisionsfonds mit der 71/£prozentigcn Einzahlung in den Provisionsfonds der k. k. Staatsbahnen mit 4 Prozent Einzahlung vom Eifcnbahntnini« stertum durchgeführt. Die Finalisiermtg dieser Aktion, welche für die Nord-westBahner schöne Erfolge bedeutet, verdient beit Dank den Vertrauensmännern, die diese Ausgabe durchführten und über ein Jahr hierfür im Kampfe standen. Der Bericht über das Lebensmittelmagazin des abgc* laufenden Jahres 1910 fand überall die volle Befriedigung der Konsumenten. Speziell die Aktion wegen den Transportbegünstigungen sowie die Aktionen der Statutenänderung und der verschiedenen Bauten und Umgestaltungen der Verkaufs- und Lagerräume fanden volle Befriedigung und Anerkennung. In allen Versammlungen wurde den Vertrauensmännern der Dank und die Anerkennung für das Wirken und für die Interessenvertretung der Nordwestbahner in den verschiedenen Humanitätsinstituten einstimmig ausgesprochen. Ferner wurden die Vertrauensmänner aufgcfordert, in dem Bisherigen Sinne und mit der bisherigen Ausdauer in den diversen Köicherschasten zu wirken. An den Nordwestbahnern liegt es aber nun, auch durch den Ausbau der Organisation den Vertrauensmännern den Nachdruck zu verleihen, damit diese zum Wohle der Allgemeinheit gedeihliche Arbeit verrichten können und Ansehen und Respekt bei den Funktionären der Direktion und der Eisenbahn-Ministeriums genießen. „Eiscnbahncrvcrtretung." Eine Dithyrambe hat der „Südbahner" Nr. 9 vom 10. Mai d. I. auf den am 23. Avril 1911 in MatzleinSdorf im Dienste tödlich verletzten Ober« Verschieber Matthias Haydn gefunden, welche in den Dank an alle ausklang, die ttt treuer Eisenbahnerkameradschaft ihr Scherflein zur Linderung der Schmerzen der Witwe beigetragen haben. Es ist was Schönes um die Pietät und die Witwe wird gewiß allen jenen danken, die ihren Schmerz durch die Bezeugung der Liebe, Treue und des Mitleides durch ihr Erscheinen beim Begräbnis gelindert haben. Das harte Leben aber erfordert nicht nur schöne Reden, sondern zu der Pietät, der Liebe muß sich auch die Tat gesellen, die das schönste Zeugnis von der Treue, der Kollegialität bildet, die schaffend der Hinterbliebenen Familie materielle Hilfe bringt und sie vor Not und Sorge schützt. Auf diese Pflicht hat der „Südbahnverband" den Hinterbliebenen gegenüber vergessen; die Herren gehen ja doch nur auf das Aeutzere und der Pflanz geht ihnen vor allem. Sich darum zu kümmern, daß die Witwe so schnell als möglich tu den Besitz der Witwenrente gelangt, das ist selbstredend dem verehrlichett „Südbahnverband" nicht im Traume eingefallen. Zu solchen „Nebensächlichkeiten" hoben die Herrschaften keine Zeit. Erst die vielgelästerten Sozi, die zwar weniger Worte machen, desto mehr aber int Interesse der Eisenbahner tätig sind, mußten kommen, um die Rechte der Witwe zu wahren. Am 23. April ist Haydn verunglünt und am 26. Mai war die Unfallsanzeige noch nicht erstattet, wie das Mitglied des Vorstandes der berussgenossenschastlichen Unfall-Versicherungsanstalt, Genosse Hand 1, in der Anstalt sestgestellt hat. Genosse Handl hat sofort die nötigen Schritte eingeleitet, um eine Baldige Erledigung der Sache zu betreiben. So schaut die Interessenvertretung der Eisenbahner in solchen Organisationen aus! —d—. Korrespondenzen. Triest. (21 n die k. k. Staatsbahndirektion T r i e st.) Das Lolomotivpcrsonal Triest, Heizhaus St. Andrea, erlaubt sich das letztemal an die k. k. Staatsbahndirektio" die öffentliche Anfrage zu stellen, ob dieselbe geneigt sei, die von ihr selbst sestgestellten Amtsstunden am 15., Iß. und 1-jeden Monats einzuhalten. Das Lokomotivpersonal ist tu:1 Nachlässigkeit und Schlamperei einer k. f. Staatsbahndirek" tion schon satt und wird diese auch nicht mehr dulden. Wenn das Zugspersonal feine Gebühren schon am letzten, bczieljunfl5' weise am 14. jeden Monats bekommt; wenn die auswärtigen Stationen die Auszahlungen regelrecht und anstandslos an den vorgeschriebenen Tagen durchführen können, so glaubt das Lokoinotivperfonal im Heizhaus St. Andrea cm dieser Begünstigung dasselbe Recht zu haben. Es liegt nicht an uns, den Schuldtragenden an dieser Mißwirtschaft zu entlarven, nämlich daß das Lokomottv-personal jeden 1. und 15. des Montts den ganzen Tag umhe^ steht uni) auf die Auszahlung wartet, weil die Zahlungsltstc jeden Monat in Verlust kommt oder mangelhaft dutchgefüOf wird. So hat man jeden Monat das Vergnügen, drei B'e vier Tage zu warten, Bis man 'die verdienten Gebühren erhält. Hat man nebstbei das Pech, eine Tour nach Pola * Nr. 16 machen, die 70 Stunden dauert, so hat man dann das Vergnügen, von Pontius zu Pilatus zu laufen, um Quittungen 1 und Unterschriften zu sammeln, daß man das Geld, welches mittlerweile an die Direktionskasse rückgcwiesen wurde, beheben kann. i Nebst aller dieser Kommodität noch die Schlamperei in der Verrechnung der Gebühren. Die Zahlungsliste der k. f. Staatsbahndirektion stimmt nie mit der Gebührenverrechnung der Rechnungsleger der Heizhausleitung überein. Einmal bekommt man 15 Kr. zu viel ausbezahlt, nächstens 30 Kr. zu wenig. Eine Schande für eine k. k. Staatsbahndirektion ist es, daß ihre Rechnnngsbeamten nicht so viel rechnen können (wie ein in die niedrigste Kategorie angereifter Bediensteter, der sich die ihm gebührende Gebühr selbst an den Fingern ausrechnet. Wir ersuchen, die maßgebenden Organe mögen die ihnen untergeordneten Beamten besser kontrollieren, daß dieselben sich besser um bre ihnen zugewiesenen Arbeiten kümmern; das; nicht, wenn die Auszahlung durchzuführen ist, erst dom Heizhausvorstand "telephonisch ein paarmal die Zahlungsliste gefordert werden muß, die dann nie zu finden ist. Wenn eine k. k. Staatsbahndirektion dieser Mißwirtschaft kein Ende macht; wenn die nächste Auszahlung nicht an dem laut Dienstordnung bestimmten Tage und laut Bestimmung der k. k. Staatsbahndirektion bestimmter Stunde nicht durchgeführt wird, so werden wir uns unsere Gebühren bei der k. k. Direktion selbst abholen, und zwar das ganze Personal korporativ. Daß wir nicht in Frack und Glacehandschuhen kommen, diene als Bormeldung. g Also, Ordnung einmal oder wir machen sie selbst. , Lokomotivpersonal Triest St. Andrea. Triest. (A n die G e n o ff e n Lokomotivführer und -Anwärter der k. k. S t a a t s b a h n e n O e st e r-r ei H,s!) Da gefertigte Ortsgruppe nicht imstande ist, alle Briefe, die an ihre Adresse einlanfen zwecks Erkundigung um die Verhältnisse in Triest (f. k. Staatsbahn), zu beantworten, g?ben wir ein für allemal folgende Aufklärung: t; Die Stadt Triest ist im Sommer der größten Hitze, rm Winter der stärksten Bora nusgesetzt. Wohmingszins für eilte kleine Familie stellt sich auf 450 Kr. jährlich. Quartier» Seid ist normiert mit 80 Prozent vom Wiener Qnartiergeld. in Bezug auf TeuerungSverhältnisse zählt Triest in die erste Stufe. 'Aussicht auf beständigen Lokomotivführerdienst hat höchstens der Prüfungsjahrgang 1906. Der Dienst beträgt bei Lokomotivführer Serie 60, von Triest nach Pola 129 Kilometer, Dienst 70 Stunden; Verdienst 130 bis 140 Kr., cs bestehen sechs Partien und keine Aussicht. v_ Bei Lokomotivführer Serie 180, von Triest nach Opcina, Schiebedienst 14'8 Kilometer, 28 Promille Steigung durch vier lange, von Stickgaö erfüllte Tunnels. durch welche sich noch kein Organ der Direktion oder vom k. k. Ministerium aus der Schiebelokomotive zu durchfahren getraute. Dienst drei bis vier Schübe bei Tag oder bei Nacht; Verdien t 130 Kr. Bei Lokomotivführer Serie 73, vier Partien von Triest - Herpelje - Divacca, 30 Kilometer Promille Steigung, Gotscheer Kohle, Menst außer Haus zwei Tage; Verdienst 120 Kr. Bei Lokomotivführer Serie 178, eine Partie, von Tuest-San Sabba, 4 7 Kilometer, Dienst von 6 Uhr früh bis 7 Uhr abends täglich; Verdienst 100 bis 120 Kr. I. Stationsreserve 14 Partien, Dienst 12 bis 19 Stunden, ausgezeichnete Lokomotiven; um diesen Dienst begreiflicher zu machen, diene zur Kenntnis ein täglicher Verbrauch in zwölf Stunden bei einer Reserve 5, 6, auch 7 Tonnen Eibe-■"DO^iS lOoVr"*1 ''15 biä“2Cl Kubikmeter Wasser; Verdienst "och weitere Versetzungen nach Triest zur k. k. Herzhausleitung St. Andrea angestrebt werden, ist es dem ^oiomotibpcrfoual recht, da es dann leichter von hier wegkommt, t __ Ortsgruppe Triest V. . , Btiinn. (Heizhaus Staatseisenbahngesell-tchaft.) Einfach unhaltbare Zustände drohen unter dem Megime des Herrn Ingenieurs F. hier einzureißen. Trotz« oem dle>er Herr evst seit paar Monaten hier ist, hat er es tchon zustande gebracht, sich unter dem Personal recht unbeliebt zu machen. Herr F. will cs durchaus nicht verstehen, vaß der 12/24stündige Turnus der Stationsreserven eingehakten werden muß, und so sah er sich bemüßigt, mit Kundmachung vom 20. Mai zu verlautbaren, daß das an Sonntagen dienstfreie Personal der Stationsreserven Vergnügungszüge in die Mährische Schweiz zu führen hat. Außerdem wird dieses Personal an Wochentagen in der dienstfreien Zeit gezwungen, verschiedene Lokalzüge zu machen, wodurch dasselbe in seiner Ruhezeit geschädigt wird. Diese Zugaben vor oder nach der Turnusdienstleistiing verlängern dem Personal die Dienstdauer auf 18 bis 20 Stunden. Nachdem nun diese Leistungen ganz ungerechtfertigt sind, cs befinden sich nämlich acht Anwärter im Heizerdieiist eingeteilt, so ersuchen wir um sofortige Einstellung dieser Praktiken, sonst wären wir gezwungen, die k. k. Generalinfpektion auf diese Sache -rufmerksam zu Machen. Wir bringen dem Herrn F. in Erinnerung, daß das beteiligte Personal eingewilligt hat, nur 3U einer Nebendienstleistüng verwendet zu werden, das ist die nachmittägige Beistelln..g der Schottergrube, welche vor der Nachttour zu leisten ist. Verkehrt an einem Tag dieser Zug nicht, dann entfällt jede andere Leistung. Im übrigen möge der Herr zur Kenntnis nehmen, daß dieser Turnus vom k. k. Eisenbahnministerium angcordnet wurde, und dieser mutz von ihm sowie von uns respektiert werden. Als Betätigungsfeld möchten wir diesem Hern, folgendes anraten: zu veranlassen, daß die Reparaturen und Revisionen an den Lokomotiven durchgeführt werden, ferner, daß die Lokomotiven vorschriftsmäßig mit warmen Wasser und gründlich ausgewaschen werden, damit nicht so viele Lokomotiven total verlegt sind und dann Kesselrissc bekommen, weiters daß cie Lokomotlvputzmannschaft vermehrt wird, damit auch Brünn einmal reine Maschinen bekommt. Im Übrigen lyöge sich Herr F. gesagt sein lassen, daß früher Personalverfügun-fien und Turnusänderungen nur unter Beiziehung der Vertreter des .Personals vorgenommen wurden. Auch sind wir ge° Hwungcp, uns mit. dein Herrn Maschinmeister M. zu befassen. -Was dieser Herr sich in Bezug auf Personalkommandierungen erlaubt, das überschreitet schon das Maß des Erlaubten, -luch diesen Herrn ersuchen wir. zur Kenntnis zu nehmen, die vom Ministerium angeordneten und genehmigten -Turnusse samt Ablösungen unbedingt eingehalten werden wussen. Als Betätigungsfeld würden wir diesem Herrn an-raten, sich um Abschaffung all der Uebelstände einzusetzen, die ^ früher als Führer kritisiert hat, oder sich darum zu bekümmern, daß das Brünner Heizhaus endlich einen Komman-orerungsbeamten bekommt. Denn heute ist der Maschinmeister nur Schreiber, wir würden ihm sehr gern die Wege zu dieser Aktion ebnen. Zum Schluß führen wir nun an, daß nicht per-lonlicher Haß das Leitmotiv dieser Schilderung ist, sondern Uur die schlechten Verhältnisse, die sich hier einzubürgern drohen. . Wien I. (ZolIamts - Cxpositur.) Herr Ma-»azinsmeifter H o f i r e k wird aufgefordert, seine Arbeiter jtt Hinkunft besser zu behandeln und dieselben nicht mit Titulaturen, wie „Kotaffen" und dergleichen zu beschimpfen, ^origenfallL wir gezwungen wären, uns energischer gegen tfrartiüe Beleidigungen gu* Wehr zu setzen. „Der MsenvalMer." Komotau. Seit einiger Zeit kursiert unter den Bediensteten der Buschtiehrader Eisenbahn das böswillig verbreitete Gericht, unsere Organisation hätte in der Unfalls-sache des verstorbenen Kondukteur Uhlig ihre Pflicht nicht erfüllt, so daß der Wiener Kondukteurverein, dessen Mitglied Uhlig ebenfalls gewesen ist, eingreisen mußte. Wir erlauben uns daher folgenden, der Wahrheit entsprechenden Tatbestand bekanntzugeben. Nachdem durch unsere Organisation die Unfallsangelegenheit eingeleitet war, hatte die Witwe Uhlig den Auftrag von seiten des die Erhebungen leitenden Vertrauensmannes, Genossen Stütz erhalten, diesen von jeder wie immer gearteten Entscheidung der berussgenossenschastlichen Unfallversicherungsanstalt sofort in Kenntnis zu setzen. Diesem Auftrag ist die Witwe, welche kurz vor dem Hinscheiden ihres Mannes zwecks Einleitung der besonders schwierigen Erhebungen den Weg zu genanntem Genossen fand, nicht nachgekommen, dieselbe, wir wissen nicht, ob vor Aufregung oder geflissentlicher Abmachung, hat »ach Erhalt des abweislichen Bescheides seitens der berusSgenossenschaftlichen Unfallversicherungsanstalt, anstatt den Genossen Stütz, Herrn Grund, Lokalbevollmächtigten des Wiener Kondukteurvereines, verständigt, welcher ohne mit Genossen Stütz sich ins Einvernehmen zu setzen, die Schiedsgerichtsklage seitens des Wiener Kondukteurvereines anstrebte. Als uns der abweisende Bescheid bekannt wurde, war die Schiedsgerjchtsklage bereits eingebracht. Die Schieds-gcrichtsklage, in welcher die von uns gepflogenen Erhebungen als Grundlage dienen mußten, endeten mit einem Erfolg der Witwe, Wir sind der Ansicht, daß es Hauptsache ist, daß die Witwe zu ihrem Rechte gelangte, zumal cs nicht nur Pflicht der Organisation, sondern auch des Wiener Kondukteurver-eines war, einzugrerfen. Wir erwarten, daß in derartigen Fällen mit Rücksicht auf das bestehende Koalitionsverhältnis von feiten des Herrn Grund eine männliche Taktik eingeschlagen würde, wett eine derartige, wie sie im Falle Uhlig war, nur zu leicht zum Schaden der Rcchtsuchenden nusfallen könnte. Dies erlauben wir uns zur allgemeinen Kenntnis zu bringen, um so mehr, als wir gezwungen sind, Verleumdungen (sollten dieselben auch vom Vater der Witwe, Herrn Philipp kommen), welche nichts weiter als eine Schädigung unserer Organisation und eine Entwürdigung des Koalitionsverhältnisses bezwecken, in Zukunft gerichtlich verfolgen zu lassen. Wiudischgrati. (K. k. Bahnerhaltungssektio n.) Unser derzeitiger Vorstand der k. k. Bahnerhaltungs-sektion, Herr Oberossizial Merz, ist ein passionierter Jäger, der oft in Begleitung verschiedener Herren Jagdausflüge in der Umgebung von Windischgratz unternimmt. In den meisten Fällen werden die Teilnehmer an dem Jagdvergnügen mittels Draisine heimbcfördert. Die Draisine wird über Anordnung des Herrn Merz für die Herren bereitgestcllt, und in fröhlicher Stimmung wird die ganze Gesellschaft auf dem bequemen und dabei kostenlosen Wege heimbefördert. Ueberhaupt ist der Herr Oberossizial Merz ein großer Freund von diversen Unterhaltungen, denn die dortigen lokalen Blätter berichten öfters, daß Herr Oberossizial Merz bei dieser oder jener Faschingsunterhaltnng in hervorragender Weise sich beteiligt hat. Doch gegen das Personal ist Herr Merz sehr strenge und bei jeder Gelegenheit kann man den damaligen Pionierhauptmann heraussinden. Insbesondere von seinen Bahnmeistern verlangt er eine stramme Haltung und militärische Disziplin. Selbst das geringste Versehen seiner Untergebenen wird umsichtig notiert und getreulich der Direktion rapportiert. Dadurch gilt Herr Merz zumindest bei der Direktion als umsichtiger Streckeitches. In dienstlicher Beziehung ist Merz nicht sehr umsichtlich und läßt es gerne geschehen, wenn ein anderer seine Arbeiten verrichtet oder seine (Merz) Unterschriften auf dienstliche Akten schreibt. Sffiic wollen in dieser Beziehung nur aus den ehemaligen Adlatns des Herrn M e r z, den früheren Offizianten Karl, verweisen, dessen betrügerisches Vorgehen mit den Legitimationen der Arbeiter allgemein bekannt war. Wien-Simmering. (Protektionswirtschaft in der W e r k st ä 11 c Simmering S t. E. G.) In unserer Wertstätte scheint das sonderbare Bestreben obzuwalten, die Arbeiter bald tmrät künstliche.Herabdrückung der Verdienste, bald wieder durch Einteilung unfähiger Vorgesetzter und dergleichen absichtlich in Erregung zu bringen. Es ist nicht ein-zusehen, warum die Werkstättenleitung Derartiges unternimmt, Tatsache ist jedoch, daß in letzter Zeit Protektions-gefchichten an der Tagesordnung sind; mußten doch erst vor kurzem Arbeiter, die jahrelang auf einem Platze waren, Verwandten von Vorgesetzten Platz machen. Doch wollen wir herrte eine andere Protektionsgeschichte besprechen: Seit einiger Zeit werden Werkmeisteraspiranten angcstellt. Es ist ja bei der Eisenbahn gebräuchlich, daß man hierfür nicht die Tüchtigsten aus der Arbeiterschaft herausnimmt, sondern solche, die sich irgendein Schulzeugnis verschaffen können, eventuell noch das Verwandtschafts- oder Bekanntschastsberhältnis zu irgendeinem Beamten und dergleichen ins Treffen führen können. Natürlich meldeten sich eine Reihe Bewerber, welche glaubten, den geforderten Bedingungen zu entsprechen; unter diesen auch einer aus der Abteilung Fb, der zwar über eine schöne Handschrist, aber auch über eine große Portion Dummheit verfügen soll. Wahrscheinlich konnte er aber keine Verwandtschaft, wie beispielsweise sein glücklicher Mitbewerber aus der Abteilung BI, Nachweise», kurz, er wurde nicht akzeptiert. Doch die Werkstättenleitung glaubte dem Mann eine Entschädigung hierfür geben zu müssen, darum inachte sie ihn zum Partieführer einer Schlosserpartie. Muß schon das Recht der Ernennung durch die Werkstättenleitung ohne vorherige Befragung der iit Betracht kommenden Arbeiterschaft bestrUten werden, weil das Geld, welches der Partieführer bekommt, die betreffende Partie erarbeiten muß, so könnte wenigstens verlangt werden, daß die Werkstättenleitung. wenn sic schon Liebkindern derartige Posten verschaffen will, diese auch bezahlt, und nicht die Kosten den in der Partie arbeitenden Leuten aufhalst. (Ein ähnlicher Fall spielt sich jetzt in der Abteilung B I ab.) Wie kommt denn die Partie dazu, für die Dummheit eines Partieführers zu büßen, der nicht einmal die Bestandteile eines Wagens, viel weniger deren Bearbeitung kennt. Anstatt die Arbeiter, die ihm unterstellt sind, zu unterrichten, müssen diese den Partie-führet erst unterrichten. Kommt e 8 doch vor, daß fertige Wagen nur deshalb wieder a u s g e b u n-den werden müssen, weil der Partieführer, trotz des Protestes der damit beschäftigten Arbeiter, Räderpaare verschiedener Typen in die Wagen einbinden läßt. Aehnliche Sachen kommen täglich vor, Obendrein müssen sich dann die Arbeiter von den Vorgesetzten schikanieren lassen, denn, anstatt daß die Vorgesetzten dem Partiesührer seine Unfähigkeit Vorhalten, schimpfen sie mit den Arbeitern, als ob diese die Schuld für die grenzenlose Dummheit des Liebkindes tragen müßten. Wenn hier die Direktion nicht bald Ordnung schasst, so wird die Arbeiterschaft Simmerings gezwungen, selbst Ordnung zu machen. I Triest. Die k. k. Staatsbahndirektion Triest hat Loko. motivführeranwärterposten für die Heizhausleitung Görz ausgeschrieben. Wir warnen jeden Kollegen, sich ßu einer Versetzung verleiten zu lassen. Die Verhältnisse m Görz sind schlecht, der Dienst bis auf das äußerste zusammengezogen, der Verdienst gegen früher um ,4Q Prozent . reduziert, die Seite 11 ------------------------------------------------------- it Strecke von allen die schlechteste durch ihre Tunnels (44 art der Zahl, mit einer Gesamtlänge von 32 Kilometer), in denen! man wegen Mangel eines jeglichen Rauchabzuges Gefahr läuft, zu ersticken. Schweißgebadet und verrußt, mit schwindelndem Kopf, mehr tot als lebendig durch die äußerst schäd« liehen Rauchgase, kommt man aus denselben heraus. Nun! denke man sich noch die enorme Hitze dieser Gegend, dazu! den Mangel an Trinkwasser. Brunnenwasser ist in Görz! etwas Unbekanntes, hier sind Zisternen, in denen das Grund-, und Regenwasser zusammenläust, ein Lieblingsausenthalt füfl Würmer und Molche, und sogar diese Zisternen trocknen ausj und man muß zwei bis drei Straßen weit um Wasser betteln« gehen. Die Wohnungen sind teuer und höchst unpraktisch, miti offenem Herd und Holzkohlcnfcuerung. Zu deu sieben Plagen? Aegyptens gehören auch die Mengen Ungeziefer in den Woh-i nungen, wie Russen, Schwaben, Wanzcn und die lieblichem Skorpione. Auch die Billigkeit in Görz ist eine Fabel; es! kostet zum Beispiel ein Kilogramm Rindfleisch Kr. 224, ein Kilogramm Erdäpsel 16 H. u. s. w. Außer dem allen, als Krone des Ganzen wird ein Fremder hier aus das infamstes von Händlern ausgebeutet und durch Nationalhaß verfolgt^ Es haben sich bereits fremde Kollegen für Görz ge-> funden, doch streben sic mit allen Mitteln bereits ihre Rück-! Versetzung an und fahren wo anders lieber als Heizer alsj in Görz als Führer. I Das Lokoinotivpersonal von Görz. Prosznitz. Wie von einem schweren Druck befreit, atmete! das Personal von Körnitz auf, als die Versetzung des stramm tschechischnationalen Stationsmeisters Schnajdr von Kor»' nitz nach Boschowitz mittels Amtsblatt verlautbart wurde. Ein mehrmaliges „Hol' ihn der Teufel" konnte man des öfteren, wenn sich mehrere Bedienstete gegenseitig über die Versetzung aussprachen, vernehmen, überhaupt diejenigen, dic! unter seinen nationalen Manieren zu leiden hatten. Lauge hätte es gedauert, bis die Versetzung verwirk»! licht wurde, denn es wurden alle erdenklichen Mittel und: Wege seitens der Stationsvorstehung angewendet, um die j Versetzung rückgängig zu machen, aber die Direktion gab dem: Schnajdr'mittels Schreibens bekannt, daß die Versetzung aus»' recht bleibt. I Dem Herrn Schnajdr rufen wir ein „Lebewohl auf,' Nimmerwiedersehen" nach. Linz a. d. Donnn. Die organisierten Eisenbahner von St. Georgen an der Gusen ersuchen uns um Ausnahme folgender Zeilen: Anläßlich der Versetzung unseres Stationsvorstandes Hermann Moritz Lederer nach Summerau rufen: wir dein Scheidenden und seiner Frau ein herzliches Lebe-< wohl zu. Herr Stationsvorstand Lederer hat sich während1 seines Wirkens in Sl. Georgen wirklich als ein humaner und wohlmeinender Vorgesetzter gezeigt; er kannte keinen Pärteihaß, sondern behandelte alle Bediensteten gleich objektiv,, wenn ihm irgendwelche Bitten oder Beschwerden vorgetragen! wurden. Wie schön wäre es, wenn wir lauter solche Beamte, Und Vorgesetzte.hätten, dann würde sich gar manches ändern,; Insbesondere fühlen sich die im Ruhstande befindlichen. Eisenbahner igemt Lederer zum Danke verpflichtet, da sie ihm jederzeit und ohne Scheu ihre Wünsche bekanntgeben konnten. Aber nicht bloß die Eisenbahner, sondern auch die übrige Bevölkerung, soweit sie mit Herr» Lederer zu tun* hatte, bedauert seine Versetzung. Dem Personal in ©unuuetau; können wir nur gratulieren zu ihrem neuen Vorstand, denn! er wird demselben gewiß ebenso ein gerechter und humaner| Vorgesetzter (ein, wie er es uns war. Nochmals ein herzliches' Lebewohl mit dem Wunsche, Herr Lederer und seine Frau, mögen stets vom Gluck begünstigt sein. Bielili. Daß den Vorgesetzten die Veröffentlichung von > Angelegenheiten unangenehm ist, finden wir begreiflich; Ijalt; man doch bei jeder Gelegenheit die diesbezüglichen Bestim-muugeu der Dienstordnung vor. Hat man doch erst, vor kurzem, einen Bedienstete^, weit er nächgmiesetie Tatsachen Kollegen erzählt hat, in Disziplinaruntersuchuiig gezogen und mit der Begründung bestraft, daß dadurch die Disziplin gelockert werde. Was soll aber so ein armer Teufel von Taglohn-arbeiter tun, wenn ihm das Enthalten des Dienstweges un»j möglich gemacht wird 2 Er ist dann gezwungen, seine Bitten' und Beschwerden im Wege der Oeffentlichkeit den Vorgesetzten zur Kenntnis zu bringe». Dieses prinzipielle Äb-weisen berechtigter Bitten kommt beim Herrn Vorstand in Bielitz zwar häufig vor, wir wollen uns aber diesmal nur mit einem Falle beschäftigen: Die Stationsarbciter der Station Lodygowicc ersuchten den Vorstand Pospiech unt Erhöhung ihres Taglohnes, was um so berechtigter war, wcili in den Stationen Witkowice und Ezechowitz derselben Strecke die Stationsarbeiter bei kürzerer Dienstzeit und weniger, Leistung mehr Lohn bezahlt haben. Bei nächster Gelegenheit!! brachten die Stat'onsarbeiter dein Verkehrskontrollor dieselbe Bitte vor, der ihnen den Rat gab, ein diesbezügliches Gesuch' dem Vorstand zur Wciterleituug an die Direktion zu über» geben. Bei Uebergabe dieses Gesuches setzte der Herr Vyr-j stand alles in. Bewegung, um die Leute von der Zwecklosigkeit ihres Gesuches zu überzeugen. Die Arbeiter rechneten aber doch aus das Wohlwollen des Vorstandes und erkundigten sich; einige Zeit später um die Erledigung ihres Gesuches, wobei! Herr Pospiech ihnen mitteilte, daß er daS Gesuch nicht weitergeleitet habe, stellte aber die Retournierung der drei-Stempel k 1 Kr. i» Aussicht. Ob dieses Ansuchen gerecht-! fertigt war oder nicht, wollen wir unter Angabe einigen Daten den maßgebenden Faktoren zur Beurteilung anheim-1 stellen: Josef Govny dient 3 Jahre, Sigmund Mrowiec 'i'A Jahre, Laurenz CzerneI 2 Jahre in der Station! Lodygowice für den Lohn von Kr. 1'80 täglich, bei folgender« Diensteinteilung: Erster Tag von 5 Uhr früh bis U Uhr abends; zweiter Tag von 7 Uhr früh bis 11 Uhr nachts^ dritter Tag von 9 Uhr früh bis 6 Uhr abends. Dabei sind! folgende. Arbeiten zu verrichten: Bei 9 Güterzügen oft stundenlang verschieben, aus- und einladen; bei 10 Personen-zügen Eilgut und Gepäck atis- und einladen, wobei oft biss 60 volle und ebenso viele leere Milchkannen in größter Eilet täglich aus- und eingeladen werden müssen; in den Zwischen-' pausen im Magazin Stückgüter und Wagenladungen ein- und] ausladeit, wozu noch in netterer Zeit die Kanzleireiitigung^ gekommen ist. Jeder Mensch muß zngeben, daß diese Arbeits-! leistung mit Kr. 1'80 zu schlecht bezahlt ist. Was wor also die Ursache, Herr Vorstand, das Gesuch nicht wegzuschicken?^ Schreckenstein. Seit Jahren war das Bemühen des< hiesigen Zugbegleitungspersonals daraus gerichtet, sich! menschenwürdige Turnusse zu erkämpfen. Tatsächlich war auch! dieses Bemühen nicht umsonst gewesen. In den letzten Jahreni wnrden im Einvernehmen mit dem Personal Turnnsse cr-i stellt, welche das Personal wohl im allgemeinen befriedigten, t Nnn hat cs aber den Anschein, als ivenn nach der lieber» | nähme des Personals durch die k. k. Staatsbahnverwaltung' alles ausgeboten werden würde, um eine Zufriedenheit unter! dem Personal nicht aufkommen zu lassen. Und so wurde auch die Erstellung der diesjährigen Sommerturnusse dazu benützt, unt den jetzt so stark unt sich greifenden Sparsystem auf Kosten des Personals Konzessionen! zu machen. Dabei wurde ein Vorgang geübt, der wenigstens die letzten Jahre nicht mehr üblich war und der geeignet ist, iirr Verhandeln mit der Verwaltung an Treu und Glauben stark zu zweifeln. Wenn mit diesem Vorgang wohl ein neuer Kurs; cingeleitete werden soll, so wäre dies ein Rücksall in etrt .System vergangener. Jahre, wo d.eZr Perkonal jedes Reckt^auL Sette 12 die Mitgestaltung seiner Dienstverhältnisse verweigert worden ist. Doch zur Sache. Im April erhielt das hiesige Zugbegleitungspersonal vom Betriebsinspektorat in Prag den Auftrag, für die ab 1. Mai gültigen Sommerturnusse Vorschläge zu machen. Zur Erstellung dieser Turnusse wurden (37 Zugspartien 29 Ergänzungskondukteure und 27 Manipulanten bewilligt. Da jedoch mit dieser Nominierung sich nur Turnusse erstellen ließen, welche gegenüber den zuletzt geltenden Turnusse eine Verschlechterung bedeuteten, so verlangte daö Personal ursprünglich eine Erhöhung der Nominierung. Nach längerem Verhandeln erklärte sich aber das iPersonal mit der Anzahl der vorgeschlagenen Partien und Wrgänzungskondukteure einverstanden. Der Ausgleich wurde durch die Streichung eines Reservetages erzielt. Dagegen wurde der Beginn und Schluß der Reserve mit Rücksicht auf eine bessere Ausnützüng des Personals derartig verschoben, daß durch die Streichung des einen Reservetagcs der Verwaltung keinerlei Schaden entstanden wäre. Nun ereignete sich etwas, was man wohl schwerlich für möglich halten sollte. Auf den letzten Vorschlag des Personals, mit welchem dasselbe bestimmt eine Erledigung der Verhandlungen erwartet hatte, antwortete die Verwaltung damit, daß sie ihre ersten Vorschläge bezüglich des nominierten Personals um eine Zugspartie, zwei Ergänzungskonduktcure und einen Manipulanten reduzierte. Begründet wurde diese Maßregel damit, daß im Auftrag des k. k. Eisenbahnministeriums, angeblich wegen nicht vollständiger Ausnützung der Züge, die Anzahl der regelmäßigen Züge vermindert wurde. Wie unstichhaltig diese Angabe ist, kann daraus ersehen werden, daß die durchschnittliche höchste Belastung der Züge nach einer größeren Anzahl Stichproben im April und Anfang Mai in der Richtung von Schreckenstein nach Nimburg 561 Tonnen und in der Richtung von Nimburg nach Schreckenstein 541 Tonnen betrug. Dabei steht aber in dieser Strecke noch eine größere Anzahl Maschinen der Serie 151 im Verkehr, bei deren Benützung die Maximallast der Züge bei der Belastungsgruppe F durchwegs 500 Tonnen und bei der Belastungsgruppe G streckenweise 550 Tonnen beträgt- Daß die durchschnittliche Belastung der Züge in der ganzen Strecke einesteils wegen Abfall von Brutto, das nicht mehr ergänzt werden kann, anderseits wegen Berücksichtigung von Bruttoavisierungen einzelner Stationen geringer ist, ist wohl leicht begreiflich. Daran ändert auch die Auflösung der regelmäßigen Züge nichts und die Folge davon ist nur, daß eine größere Anzahl Erforderniszüge in Verkehr gesetzt werden muß, wobei es aber immer noch vorkommt, daß die Abbeförderung von Brutto verspätet wird. Tatsächlich verkehrten in Schrcckcnstein vom 1. bis 20. Mai in der Richtung gegen Nimburg 77 und in der Richtung von Nimburg 73 Erforderniszüge. Daraus wird auch ersichtlich, warum die regelmäßigen Züge aufgelöst worden sind. Es soll eben auf Umwegen ein Personalersparnis erzielt werden. Obwohl der von der Direktion dem Personal oktroyierte Turnus gegenüber dem Turnus, der vom Personal vorgeschlagen wurde, keine Steigerung der Dienstleistung auf-Weist, fo wird doch der fcstgcstellte Turnus vollständig illusorisch, weil durch den Verkehr der vielen Erforderniszüge eine beständige Umstoßung des Turnus erfolgt. Der Personalmangel wird noch durch das neue Bremsnormale verschlimmert. Weist doch dasselbe bei der Belastungsgruppe F in der Strecke Lcitmcritz-Nimburg eine 40prozentigc Steigerung der Bremsprozente gegen das frühere Brcms-normale auf. Dadurch wird oft die Verstärkung der normalen Partie notwendig, ohne daß aber eine Vermehrung des Personals deshalb stattgefunden hat. Die Verhältnisse sind nun schon so weit gediehen, daß von einer Aufrechterhaltung des. Turnus ggr nicht gesprochen werden kann. Durch die fortwährende Umstoßung des Turnus kommen die größten Ungleichheiten vor, durch welche das Personal nicht nur in seinen Ruhezeiten, sondern auch materiell stark geschädigt wird. Da infolge oes Personalmangels dem Personal auch seine Ruhezeiten zu Hause beständig gekürzt werden, ebenso der Antritt der Urlaube nicht erfolgen kann, so betrachtet es das Personal als sein gutes Recht, das Verlangen zu stellen, daß diese unhaltbaren Zustände eine baldige Acnderung erfahren. : Aßling. So mancher Uneingeweihte wird glauben, daß 'in den ncuerbauten Kasernen für die Zugsbegleitcr alles in bester Ordnung sein muß. Insbesondere wird sich der Herr Vorstand in Aßling bemühen, auf peinlichste Ordnung und Reinlichkeit zu drängen, doch weit gefehlt. Schauen wir uns vor allem die Hcizhauskasernen einmal gründlich an. Die Waschbecken starren vor Schmutz. Im Zimmer steht ein mit Oelfarbe gestrichener Tisch, auf dessen Platte soviel Fett und Schmiere abgelagert ist, daß jeden ordnungsliebenden Menschen vor dieser Schweinerei grausen muß. Die Bettdecken dürften, Zeit dem sie von der Fabrik geliefert wurden, noch niemals gründlich ausgeklopft worden sein. Beim Ausguß für das Spülwasser finden Ratten, Mäuse und sämtliches Ungeziefer stets einen gedeckten Tisch. In der unteren Kaserne bei der Station ist es nicht besser. Ucbcrhaupt seitdem der Herr Vorstand alle Monate mit den Kasernenaufräumerinnen wechselt, verlottern die Kasernen immer mehr und mehr. Wir hatten Ivohl eine ordentliche Aufräumerin, die durch volle drei Jahre ihre Arbeiten anstandslos machte, und niemals Grund zu seiner /Beschwerde gab, doch diese-Frau paßte dem Herrn Vorstand nicht und wurde deshalb entlassen. Aber nicht nur an Ordnung und Reinlichkeit fehlt es in den Kasernen, cs herrscht zudem ein riesiger Platzmangel, weil vier Zimmer für die Herren Beamten leer stehe». Am meisten unter dem beständigen Platzmangel haben die Manipulationskonduktcure der Triester und Villacher Züge sowie die Zugsbegleitcr der Erforderniszüge zu leiden. Diese Leute finden in den meisten Fällen kein leeres Bett. Einzelne Betten werden innerhalb 24 Stunden von nicht weniger als drei Partien benützt. Selbstverständlich ist da keine Möglichkeit vorhanden, daß die Zimmer und die Betten ordentlich gelüftet und gereinigt werden können. Der Herr Vorstand möge sich einmal die Mühe nehmen und die Kafernen bei starkem Verkehr befinden und dann die aufgefundenen Uebelstände- an die Direktion berichten. Denn, wenn in den Kasernen in Aßling nicht bald Ordnung werden sollte, dann allerdings wären wir gezwungen, andere Mittel in Anwendung zu bringen, i Marburg. Vor einigen Tagen ist unter den Eisenbahnern ein Wahlaufruf verbreitet worden, in welchem für die Wahl des Alldeutschen Herrn Dr. Wanek Propaganda gemacht wird. ES wäre wohl eitel Zeitverschwendung, wollte man über den Inhalt dieses Wahlaufrufs Worte verlieren, denn was da zusammcn--geschmiert wurde, ist wohl für Idioten anzuwenden, aber nicht für Eisenbahner. Ist es schon an und für sich traurig, daß es einzelne Kollegen unter den Eisenbahnern gibt, welche diesen Kuddelmuddel von einer Partei nicht meiden können, um so mehr ist es traurig, das; es Leute gibt, welche ihre Funktionen in wirtschaftlichen Vereinen dazu benützen, die Wahlaufrufe dieser politischen Horde im Namen dieser nflrtschaftlichen Vereine zu fertigen. So ist es hier in Marburg beim Allgemeinen Verband der Südbahnbediensteten der Fall, welcher von einer kleinen Clique von Leuten beherrscht wird, welche eigentlich gar keine politische Reise besitzen, obwohl die Mehrzahl der Mitglieder durchaus anders gesinnt ist. Herr V o i t, wir machen Sic speziell daraus aufmerksam.daß. obgleich Sie Schriftführer des Allgemeinen Verbandes sind, Sic dennoch kein Recht besitzen, im Rahmendes Vereines Politik zu treiben. Es mag ja den Herren Burn-dorser, Voit c tutti qu.-uiti gelüsten, als Politiker zu glänzen, wir jedoch, die wir das Tun und Treiben dieser Herren zur Genüge kennen, wissen, daß ein Glanzen dieser Herren in der Politik einer schwarzen Wolke glcichkammt. Vorläufig wünschen wir den Herren samt ihren Verbündeten den besten Erfolg. Am 13. Juni werden die Eisenbahner Marburgs mit dem Stimmzettel in der Hand zeigen, daß sie weder mit Herrn Doktor Wanek noch mit Voit, Burndorfer o tutti quanti etwas gemein haben wollen. Friedck-Mistek. (Wächter- und Arbeitersreuden.) Unsere Bahnerhaltungssektion macht bald Bankerott. Die Arbeiterschaft will nicht für einen Pappenstiel schinden und man sieht daher aus der Strecke nur drei Weiber und sieben alte zusammengeschundcne Männer, die sich schon mehrere Jahre um den Taglohn von Kr. 2-10 schinden. Zwei von ihnen sind schon mehr als 20 Jahre beschäftigt. Die jüngeren Arbeiter haben 2 Kr. und diejenigen, die neuausgcnommcn wurden, haben Kr. 1°90 Taglohn. Der Chef Herr Nowak, ersuchte Arbeiter, die korporativ Friedek verließen und sich nach Ungarisch-Hradisch wendeten, daß sie in die Arbeit zurückkehrcn sollen. Aber die slowakische Bande ist nicht so dumm und will nicht in Friedek für einen Bettel schinden. Die Arbeiter ersuchten den Cnes, er möge Kr. 2-60 täglich zahlen und am Samstag nur bis Mittag arbeiten lassen. Aber davon wollte derselbe nichts hören. Der Herr Novak soll es anders ausstecken, und zwar in einer Kundmachung bekanntgcbcn, daß die Bahnerhaltungssektion Friedek Leute für stabile Arbeit zu folgenden Bedingungen auf-nimmt: Arbeitsdauer von 7 Uhr früh bis 6 Uhr abends, l'/zstü>tdige Mittagspause, Ueberzeit wir anderthalbfach bezahlt. Taglohn Kr. 2-40 bis Kr. 2'60, alle zwei Jahre Lohnaufbesserung von 20 Hellern. Dann werden sich auch Einheimische um diese Arbeit bewerben, und zwar junge, gesunde und starke Leute, wie sie der Herr Ches wünscht. Allerdings braucht er keine Arbeiter, da er für Friedek keinen Bahnwächter hat, nur den Kommißknopf Kaminsky, der vom selben Kaliber ist als der Herr Chef selbst. Dieser spart, wo er nur sparen kann. Für die auswärtigen Arbeiter find alte Eisenbahnwagen zu Baracken eingerichtet, in welchen diese Arbeiter übernachten. In diesen sind nur Pritschen und etwas Strohstaub. Die Arbeiter ersuchten den Bahnmeister Kaminsky, er möge ihnen neues Stroh besorgen. Er rotes sie aber grob ab. Er verspricht den Arbeitern nur Ohrfeigen und schimpft sie Diebe und anderes, wie ein polnischer Schaffer im Hose bei den Ochsen. Er fordert von den Arbeitern, sie mögen die Pfeife aus dem Mund nehmen und „Habt acht!" stehen, wenn er mit ihnen spricht. Kurz, er benimmt sich wie ein echter Kommißknvpf. Er zwackt den Arbeitern sogar an der Schmierseife und den Wächtern an dem Petroleum ab und kontrolliert die Bestellscheine für das Lebensmittelmagazin, damit kein Bediensteter zu üppig lebe. Wir werden genötigt sein, uns öfter mit Herrn KaminSky zu beschäftigen. Penzing. (Wiener S t a d t b a h n.) Der Herr Bahnmeister D o r n e r versieht den Dienst als Bahnmeister auf der Wientallinie wie bei der Rekrutenabrichtung: „Abtreten, M a r s ch ! K e h r t euch !" tt. f. w. Als die ambulanten Wächter der Bahnerhaltungssektion Wien III am 1. Mai 1911 ihre 4-600 Kilometer-Strecke zu gewiesen erhielten, hatte der Bahnmeister D o r n e r die größte Freude. Am 3. Mai trat die neue Streckeneinteilnng in Kraft. Wo früher drei Posten waren, sind jetzt zwei. Der Herr Bahnmeister fragte den Wächter mit höhnischem Ton: „Sie, kommen Sie schon von der .Kettenbrückengasse?" Der Wächter beantwortete diese Frage mit „Jawohl" und erlaubte sich folgende bescheidene Bemerkung: „Herr Bahnmeister, die Strecke ist ziemlich lang: bei so einem Zugsverkehr ist es sehr schwer, alles zu überwachen, wenn da einmal ein Unglück geschieht — wer dann die Verantwortung trägt, weiß ich nicht. Ich kann für eine so lange Strecke die Verantwortung nicht aus mich nehmen." Darauf antwortete Herr Dorn er: „Was, Sie wollen den Dienst verweigern? Sie! — Marsch, abtreten, kehrt euch! Werden Sie gehen oder nicht? Wenn Sie nicht gleich gehen, so lasse ich Sie ablöfen und stelle Sic der Direktion zur Verfügung." Herr D o r n e r, gehen Sie mit Ihrem Personal menschenfreundlicher um, sonst müßten wir mit Argumenten kommen, die Ihnen vielleicht unangenehm wären. Nachdem auch bei den Oberbauarbeitern von seiten dieses Suppagen Sekkaturen verkommen, so erwarten die organisierten Wächter und Oberbauarbeiter, das Eisenbahnministerium möge bei Auswahl von Zertifikatisten Gewicht darauf legen, zu diesem Dienst nur solche Leute anznstellen, welche für die BahnerhaltnngS-arbeiten das nötige technische Wissen mitbringen, aber nicht militärischen Drill, der zwar für Rekruten gut sein kann, jedoch für Wächter und Oberbanarbeiter keinen Wert hat. Czcrnowitz. (Heizhaus.) Ein Beweis dafür, daß die Zustände im Heizhause Czcrnowitz für die Lokomotivführer und Heizer in letzter Zeit unerträgliche geworden sind, ist der Umstand, daß nach der Lokomotivsührerkonferenz ein großer Prozentsatz der im Heizhause stationierten Lokomotivführer und Heizer der neu-gegründeten Sektion der organisierten Lokomotivführer und Heizer beigetreten ist. Trotz aller möglichen Machinationen, Drohungen, Bitten, Beschimpfungen und Versprechungen der Verkehrsbundleute ist es nicht mehr gelungen, unsere Kollegen vom Beitritt in die Organisation auszuhalten. Detsi größten Radau treiben nun die Maschinenmeister Nikorowicz und Zacher, welche sich, wie man uns erzählt, in den Kops gesetzt haben, daß noch binnen einem Jahre unsere Organisation in der Bukowina von der Erdoberfläche verschwinden und von der christlichsozialen aufgesrcssen werden muß. Sie mißbrauchen dabei ihre Stellung als Maschinenmeister und Vorgesetzte, um dann willkürlich schalten zu können. Unsere Organisation ist diesen Herren unbequem, weil sic andere Zustände im Heizhause verlangt. So vor allem einen menschlicheren Turnus, nicht einen derartigen, nach welchem wie in der dritten Turnusgruppe fünf Nächte hintereinander und in der zweiten Turnusgrnppc sogar sechs Nächte gefahren werden muffen. Unsere Herren in der Bukowina sagen, daß bis Mitternacht oder von Mitternacht im Dienste zu keinem Nachtdienst gerechnet werden kann. Das Prämienausmaß wurde aufs unverschämteste reduziert, weil, wie die Herren behaupte», das Konto angeblich um viele Tau ende Kronen überschritten wurde. Das Ausmaß wurde derart reduziert, daß einem großen Teil der Lokomotivführer noch am 15. Mai l. I. die ins Verdienen gebrachten Prämien aus der letzten Zeit gekürzt wurden. Die 40 Prozent-Prämien werden bei uns in der k. k. Betriebsleitung so verstanden, daß das Lokomotiv-persvnal immer den kürzeren ziehen muß. Bei dieser Gelegenheit erlauben ivir uns die k. k. HeizhanSleitüng zu befragen, was mit den Unterschriften ist, die seinerzeit der Herr Ingenieur Greipel für oder gegen die gruppenweise Berechnung der gemeinschaftlichen Prämien sammelte. Dem Lokomotivführer oder Heizer ist es nicht gestattet, Fehler im Dienste zu machen, sie müssen alle den Dienst fehlerfrei ausüben, sonst regnet cs Strafen. Bei der Berechnung der Prämien werden sehr oft, und dazu noch große Fehler gemacht und zum größten Teil zum Schaden des, Personals. Auch die JnstandhaltungSprämien geben bei uns in der Bukowina viel zu wünschen. Jedes Jahr wird das Ausmaß, respektive die auszuzahlende Summe kleiner. Es waren Fälle da, in welchen man so einen Rechenmeister am Fehler erwischte. Ganz verlegen sagte dann dieser Herr: „Bitte jetzt niemandem etwas davon zu sagen, weil ich einen Putzer dafür bekommen könnte, das künftige Jahr werde ich Ihnen das Fehlende einrechnen." Die Lokomotivführer- und Heizerkasernen in Czcrnowitz, Jtzkanh und Stanislau wimmeln von Wanzen. Der Schmutz, der dort angehäuft ist, ist unbeschreiblich, die Bettwäsche schmutzig, und das alleS, um auf Konto des Personals zu sparen. Wir fragen wo ist bei derartigen Zuständen die entsprechende Erholungsmöglichkeit? Nr. 16 Wir sollen weiters von den christlichsozialen Verkehrs^ bündlern ausgemerzt werden, weil wir verlangen, daß der Rangsturnus streng cingehaltcn werde, daß nicht jüngere Lokomotivführer den Führerdienst machen sollen, während ältere als Heizer fahren müssen, und weil wir verlangen, daß unsere Maschinenmeister nicht eine kontrollose Protektionswirtschast bctreiben sollen. Mit dem Rangsturnus im Heizhaufe ivird immer gedreht nach allen Seiten, roje es den Herren beliebt. Wir verlangen, cs soll ein jeder einen gedruckten Rangsturnus ausgefaßt bekommen und nach diesem in den Dienst eingeteilt werden, und nicht wie es jetzt geschieht. Kommt man zum Inspektor, um über den Rang Klage zu führen, und verweist man auf die Tabelle im Führerzimmer, dann wird gesagt, diese Tabelle gelte nichts, die in der Kanzlei fei die richtige. Somit eine gute und eine falsche Tabelle! Wohin sollen solche Zustände führen? Aus die Lokalbahnen werden ganz junge Aushilfslokomotivführeranwärter, welche kaum die gesetzliche Lokomotiosührerprüsung bestanden haben, versetzt, wie der Deutschnationale T a n g l von Czcrnowitz aus die Lokalbahn nach Bcrhometh unlängst versetzt wurde. Zuerst wurde gesagt, daß er dort nur als Heizer den Dienst machen wird, um dadurch nicht zu große Erbitterung bei den Lokomotivführeranwärtern zu erzeugen. In Bcrhometh fährt Tangl nur als Lokomotivführer, weil logisch genommen ein solcher dort nötig war. Es wird darüber sehr laut gesprochen, daß unser Hosrat Herr Dr. Hermann Tschiggsrey, der Tanals Landsmann ist, den Wunsch ausgesprochen haben soll, daß Tangl nach Bcrhometh versetzt werde. In Czcrnowitz darf ein solcher Anwärter den Regulator nicht einmal in die Hand nehmen, sonst fressen ihn die Maschinenmeister aus. Er wird denunziert und zahlt Strafe, daß er blau wird. Dagegen kann auf der Lokalbahn, wo der Dienst selbständig und "deswegen noch verantwortungsvoller ist, ein solcher als Führer fahren. Nach der Meinung unseres Herrn Inspektors S chn e e b a u in sind nur diejenigen für die Lokalbahn verläßlich und tauglich, welche recht viel Protektionen haben. Dagegen sind ältere und erfahrene Lokomotivführeranwärter, die auch Praxis haben, dazu nicht tauglich. Wenn sich ein Lokomotivsühreranwärter, welcher alch Heizer den Dienst ausübt, aus der Strecke krank meldet, wird er als Simulant erkannt, mit Geldstrafen bedroht und „fauler Kerl" genannt. Die Lokomotiven können defekt werden, der Mensch, das Aus» beutungSobjekt der Tantiemenschinderci, darf nie krank werden, sonst ist er ein Faulenzer. Die Lokomotivführer in der Strecken« rescrve werden ohne entsprechende Ruhezeit (cs waren Fälle, wo nach 4 Stunden Ruhezeit weitergefahren wurde) in den Dienst kommandiert und wenn sich einmal einer um seine Ruhezeit meldet, läßt ihn der Maschinenmeister, um ihn kirre zu machen, auf einige Zeit zu Hause sitzen oder er erhält Touren, welche weniger erträglich sind. Beschwert sich jemand gegen dieses Unrecht, bekommt er znr Antwort. „Ja,Siewallen Nuhezeithaben,ietzt haben Sie dieselbe." Eine Beschwerde gegen solche Härten im Dienste beim Herrn Jnfpektor Schneebaum nützt so viel, daß man zur Antwort bekommt: „So habe ich es ungeordnet und so bleibt es, schauen Sie, daß sie hinauskommen." Ein jüngerer Bediensteter bekommt noch die Worte zu hören: ,,Marsch hinaus 1" Die christlichjozialen Mafchinenmeister und der jüdischnationale Heizhausvorstand sind verbündete Brüder, wenn cs gilt, am Personal Ungerechtigkeiten zu begehen und Tantiemen herauszuschinden. Auf fünf Lokomotive sichrer in der Streckenreserve haben sich unsere Herren beschränkt, auch dann, wenn eine große Güterzugssrequenz Eintritt, wird der Stand nicht erhöht, sondern immer mit demselben Tag und Nacht gerackert oder protektivnsweise von Zeit zu Zeit jüngere als Lokomotivführer auf die Strecke geschickt. Bis einmal aus diesem leichtsinnigen Schlendrian eine Katastrophe entsteht, welche horrenden Schaden für die Bahnverwaltung anrichtet und Menschenleben kostet. Das Ergebnis der Untersuchung nach der Ursache des Unglücks ivird dapn ivie immer lauten: „Aus unbekannten Gründen" oder durch „Vis rnnjor“ ist die Katastrophe entstanden. Merken sollen sichs die Herren dort oben, daß wir in einem folchen Falle nichts vertuschen lassen werden. Schuldtragend werden die Behörden sein, die die Ministcrialerlässe über Dienst- und Ruhezeiten nicht gehörig respektieren und nur recht hohe Tantiemen aus dem Personal herauspressen wollen. Wir werden mit der Schilderung der Zustände im Heizhaus Czcrnowitz in der nächsten Nummer des „Eisenbahner" fortsetzen. Bndweis. In Budweis befindet sich ein Adjunkt namens K o p p e n als Verkehrsbeamter. Dieser möchte in Bezug auf Sachkenntnisse, Bildung und Jntcllegenz überall früher hingehören als aus einen so verantwortungsvollen Posten. Am besten könnte er seine Grobheiten in einer Menagerie im Verkehr mit wilden Tieren, seine Kindlichkeit aber im Pimperl-theater betätigen. Wie beliebt derselbe ist, beweist am besten, daß nicht einmal seine Kollegen, die Herren Verkehrsbeamten, mit ihm verkehren, sondern ihn entweder zum Narren halten oder vollkommen ignorieren. Im Dienste trifft er oft solche verkehrte, Anordnungen, daß nur durch die Nichtbefolgung derselben und die Kaltblütigkeit der untergebenen Organe dienstliche Schwierigkeiten, ja sogar Katastrophen vermieden werden. Dabei ist er aber so grob, daß sogar alte Bedienstete, trotz ■ der festesten Vorsätze, sich mit dem Herrn nicht herumzuschlagen, mit ihm in Konflikte und Wortwechsel kommen. Und welche traurige Folgen folche, von Vorgesetzten provozierte-Streitigkeiten für die Untergebenen bei der Staatsbahn haben, ist allgemein bekannt. Daher erlaubt sich das im Exekutivdienst befindliche Personal des Bahnbetriebsamtes Budiveis, den Herrn Oberinspektor v. Fodermaier sowie die Staatsbahndirektionen Pilsen und Linz auf diesen Menschen aufmerksam zu machen und die dringende Bitte zu stellen, das Personal gegen die Jnfultcn und Provokationen des Adjunkten K o p p e n in Schutz zu nehmen und diesen über die Verkehrsvorschrtsten sowie über der Paragraph 20 der Dienstordnung einer eingehenden Belehrung zu unterziehen. Poliöka. In der Station Skutsch-Stadt substituiert seit Erkrankung dc.S StationsleitcrS 8 a f a i- der Aushilss-StationSmeister Smrdka aus Poliöla. Wie bekannt fahren im Frühjahr auf allen Strecken bedeutend mehr Kontrollore (Diätenjäger) herum, um irgendwo einen Arbeiter zu ersparen. (So kamen die Herren von Olmütz auch auf unsere Strecke und wollten in den Stationen Arbeiter reduzieren. Jedoch die Stationsleiter wehrten sich entschieden dagegen und einige wollten sofort auf ihren Posten verzichten. So blieb diese Reduzierung aus. In der Station Skutsch-Stadt kam es aber anders. In Skutsch-Stadt sind zwei Arbeiter beschäftigt, davon verrichtet einer den ganzen Tag, von 7 Uhr früh bis 7 Uhr abends, Kanzlcidienste. Der zweite Arbeiter hat einen Tag Dienst von 3 Uhr früh bis 7 Uhr abends, am zweiten Tag von */28 Uhr früh bis 9 Uhr abends. Es wurde daher jeden zweiten Tag von 3 Uhr bis 6 Uhr früh und von 6 Uhr bis 9 Uhr abends ein Oberbauarbeiter beschäftigt, damit der Arbeiter, welcher beinahe den ganzen Tag in der Kanzlei Beamtenarbeit verrichtet, vom Maschinenrüsten und Klassenputzen enthoben war. Diese Einteilung bestand seit der Reduzierung des zweiten Stations-meisters, das ist zirka 12 Jahre. Als am 21. April Herr Oberrevidcnt B a r f u 8, Abteilung V, nach Skutfch-Stadt kam und dem Aushilfsstationsmeister S m r L k a sagte, daß vielleicht doch dieser Oberbauarbeitcr reduziert werden könnte, war Herr Smröka sofort einverstanden. Mit Hilse des Herrn Smröka sandte die Direktion -Olmütz sofort einen neuen Turnus und zwar sollte durch sieben Tage hindurch der eine Arbeiter von 3 Uhr 60 Minuten früh bis 6 Uhr 60 Minuten abends, und die zweite Woche von 7 Uhr 30 Minuten früh bis 6 Uhr 30 Minuten abends Dienst machen. Nachdem aber der Arbeiter nicht um 3 Uhr 50 Minuten, sondern mindestens um 3 Uhr früh im Dienste und abends erst nach 7 Uhr die Garnitur reinigen muß, welche Arbeit bis 9 Uhr abends dauert, waren die beiden Arbeiter mit dem Turnus nicht zufrieden und bcschwerdep. sich Juror Herrn Betriebsleiter, welche? anordnete, daß Smrcka einen neuen Turnus machen soll, •wchbem Smröka ganz unfähig zu einer solchen Arbeit, aber dafür tüchtig im Denunzieren ist, machte er einen lügenhaften Bericht an die Direktion über die beiden Arbeiter und zwar, das; der eine Arbeiter halb angeheitert, der zweite Arbeiter mit Manschetten und Kragen in be« Dienst kommt u. f. w. Das; der Srnröta als Stationsleiter unfähig ist, wird dadurch bewiesen, daß er zu der Zeit, wo die meiste Arbeit in der Station ist (wie Abends beim Zug Nr. 2480) der Direktion vorschlägt, bnsj blos; ein Arbeiter am Platze zu sein braucht. Was die Trunkenheit des Arbeiters anbelangt, so kann bas ganze Personal beweisen, daß der Arbeiter Wenzel Stach, welcher ♦uns kleine Kinder zu ernähren hat und bereits das 14. Jahr bei der Bahn ist, »och niemals im Dienste betrunken gesehen wurde, diese Denunzierung fällt auf Herrn SmrSka zurück. Smröka kam schon einigemale kurz vor den Frühzügen aus dem Gasthaus und verrichtet dann schlafend auf dem Sofa die viele Arbeit, welche aber der Arbeiter W o r a l verrichten muß. Die zweite Denunziation, welche den Arbeiter ffioral betrifft, betreffs des Dienstes in Manschetten und Kragen glauben wir, das; cs der Bahnverwaltung mehr zur Ehre gereicht, wenn Arbeiter, welche mit dem Publikum verkehren, im Dienst rein erscheinen. Gewiß mehr, als wenn der Berkehrsbeamte öffentlich vor dem Publikum am Perron sich mit seiner Frau prügelt, wie es HerrnSmrSka schon einigemale in Skntsch-Stadt passierte. Einstweilen sagen wir: „Bessern Sie sich Herr Smrkka, sonst wird noch Ihr Treiben auf der Substitution in Borowa vom 2. und 3. Jänner d. I. veröffentlicht." Die k. k. Staatsbahndirektion Olmütz ersuchen wir jedoch, es in der Station Skutsch-Stadt beim alten Turnus, welcher bereits durch 13 Jahre besteht, zu belassen, denn hier ist jede Reduzierung der Arbeiter eine Gefahr für die Eisenbahn. Wenn die £. k. Staatsbahndirektion schon ctivas reduzieren will, so kann sie eS mit dem AushilfSstationSmcister Sniröka tun, weil derselbe auch in Poliöka übern normierten Stand ist, und das Per« lonal in Poliika denselben vollauf satt hat. Czernowitz. (B a h n e r h a 11 u n g.) Mehrere Oberbauarbeiter der k. k. 'Bahnerhaltungssektion Czernowitz, welche in der Station Czernowitz beschäftigt sind und schon drei und vier Jahre bei der Bahn arbeiten, ersuchten unlängst den Bahnmeister Onuleac um Ausnahme in den Provisionssonds. Bahnmeister Onuleac gab zur Antwort, das; jetzt der Herr Inspektor W o l a t keinen in den Provisionsfonds aufnimmt, weil kein Platz vorhanden ist. Wir machen den Bahnmeister Herrn Onuleac und den Herrn Inspektor W o l a k auf das Amtsblatt Nr. 47 der k. t. Betriebsleitung Czernowitz, ausgegeben am 10. Oktober 1909, aufmerksam, da» lautet: »Erlaß vom 4. Oktober 1909, Z. 32.543, an alle Dienststellen, betreffend die Behandlung der Gesuche um Ausnahme m den Provisionsfonds. Es wurde Hieramts neuerlich Beschwerde geführt, daß die Lienstvvrstände trotz der diesbezüglich zahlreich ergangenen Erlässe den um die Aufnahme in das Provisionsinstitut sich be-werbenden Arbeitern Hindernisse in den Weg legen. Diese - bedauerlichen Vorkommnisse veranlassen die Betriebsleitung, nachstehend den im h. s. Amtsblatte Nr. 9 ex 1907 sub Post Nr. 41 verlautbarten Erlas; des k. k. Eisenbahnministeriums vom 12. Februar 1907, Z. 3300/5, mit dem Beifügen neuerlich zur strikten Darnachrichtung zu reproduzieren, das; jedes Gesuch anzunehmen und ohne Ausnahme anher vor» zulegen ist. Weiters ist das gesamte Arbcitcrpersonal über die bezüglichen Bestimmungen des Provisionsstatuts, wonach jene Hilss-bebieusteten in den Provisionssonds ausgenommen werden können, welche das 55. Lebensjahr nicht überschritten haben, Mindestens ein Jahr im Dienste der k. k. österreichischen Staats-vahneu gestanden sind, die österreichische Staatsbürgerschaft bc= !l«tn und vollkommen gesund sind, eingehend zu belehren, schließlich wird bemerkt, daß gegen Zuwiderhandelnde mit aller "Strenge vvrgcgangcn werden wird. Der k. k. Betriebsleiter: Dr. T s ch i g g s r c tj m. p." _ . Amstcttcn. In Nr. 15 vom 20. Mai I. I. erschien auf ttette 7, Spalte 3, eine Notiz über einen BerkehrSbeamten in Jtmftctten, ohne Nennung cineS NamenS. Um eventuelle falsche Schlußfolgerungen zu vermeiden, erklären wir, daß dieser Herr, auf welchen sich die betreffende Notiz bezieht, K o t t e k heißt. VersammlungsberichLe. Wicn-FünfhanS. (Eine christlichsoziale Wähl er-Versammlung.) Mittwoch den 24. Mai fand in Steurers Gasthaus in der Zinckgasse eine vom christlichsozialen Exekutivkomitee einbernsene Wühlerversammlung der Eisenbahn-, Post-Und StaatSbediensteten statt. Aber die Eisenbahn- und Post-Bediensteten haben noch in zu guter Erinnerung, wie schamlos 'hre Interessen von den Ehristlichsozialen verraten wurden. Der ®*lte Redner war ein Herr Bartelme, Postunterbeamtcr. Der "tonn imponierte durch seine Unwissenheit. Mehr ist von diesem Wijtlichfozialen BezirkSrat nicht zu sagen. Der zweite Redner war ein Herr Fieber, Inspektor der mederösterreichischen Landes-“ahnen. Ein lieber, sanft lächelnder Mann, der gewiß keiner o'.negc ein Leid antun kann. Er tat auch uns nichts, rein gar nichts. Dann kam, nach einem Cbcrbaurat Engelmann, der Eisenbahner Heil in einer vernünftigen Tarlspolitik sah, der wgar das Wort ^Sozialpolitik" in fc ner Rede gebrauchte, der *8 fertig brachte, sich tn einem Satze gleich mehrmals zu widerlichen, endlich die Sensation des Abends: Ernst Schneider. wenigsten der Anwesenden kannten ihn. Sie hatten sich ihn anbei-g vorgcstcllt, war er buch auch einmal ein Programm bet wmiichfojialcn Partei. Er hielt eine Rede: Jud war sein erstes, pno mar sein letztes Wort. Sonst nichts, nichts, nichts. Alle yalten das Gefühl - Wenn der Mann mehr kann, als bloß den »lappfttz mit seiner Körperschwere drücken, bann hat er boshafter-■ocijc bic Berfammlnog zum besten gehalten. , . Noch Schneider sprachen die Genossen Klein! und Wa-r * t f ch, die unter stürmischem Beifall den Betrat ber Christlich-l°imlcn brandmarkte», ben sie während der letzten Legislaturperiode an der Bevölterrmg begangen haben. Sie legten dar, ™'e die Ehristlichsozialen bei den Teuerungcanträgcn die Intet-bi m öer etäbtct an die Agrierer verrieten, sie branbrnarkten *e Bolläfeinblichkeit biefer Partei, die gegen die Anträge, das i euersreie Existenzminimum von 1200 auf 1600 Kr. zu erhöhen, J’"8cgcn das Kaiserhaus und die Offiziere zur Steuerleistung Jctnuzuziehen, geschlossen stimmten. Wabitsch ging mit bem K®nbelßminiftcr Weiskirchner, bem „Gbef" ber Postbedienfteteit, jttli ins Gericht. m Hierdurch wurde eine Stimmung vorbereitet, die bem "^'sitzenden das Abstimmen verleidete, so daß er, obwohl noch , *lGc Redner zum Worte gemeldet waren, bie Versammlung fettig schloß. j,. Eine von Genossen Wabitsch ergangene Aufforbetung für e vl Kandidaten Forstner die Hand zu erheben, ergab die bpi ödende Mehrheit. So endete bas Debüt Schneiders bcn Eisenbahn- unb Postbediensteten, ni Choban. Am 4. D!ai sprach hier in einer gutbesuchten MoMmlimg Genosse Buchar aus Prag. t0 Leoben. Vorigen Monat fand hier eine gutbesuchte Ver-sler t 8 statt, wo bic Genossen Beck und Decker über bie luiägeno(fenschaftliche Unfallversicherungsanstalt referierten. BnfLidiicimti Am 14. Mat fand hier eine gutbesuchte Eisen-tiber r10CL*anunlll,,6 'll welcher Genosse Losar auS Brünn Organisation und Lohnautomatik referierte. Bischoföhofcn. Am 15. März 1911 fand in Bischofshosen eine Versammlung der Wächter unb Blocksignalbiener des Direktionsbezirkes Innsbruck statt, in der Genosse So nun cr> feld, ZentralkommissionSmitglied und Genosse Mayer, Per-sonalkommissionSmitglied, ihren Bericht erstatteten. Die von 105 Wächtern und Blocksignaldienern besuchte Versammlung wurde von den Genossen Mayer, Renner und Weiglhofer geleitet. Genosse © o m in c r s c I b erstattete einen ausführlichen Bericht über feine bisherige Tätigkeit unb besprach bie Haltung ber Bahnverwaltung zu den eingebrachten Forderungen. Seine Ausführungen fanden lebhaften Beifall und war aus der Erregung der Versammelten zu ersehen, baß auch biefe Kategorie nicht mehr willens ist, länger bem passiven Verhalten der Bahn-Verwaltung zuzusehen. Anschließenb brachte sobanti Zentralkommissionsmitglied Genosse Spielmann einen kurzen Bericht,ber gleichfalls lebhafte Anerkennung fand. Nachdem noch Genosse Mayer seinen Bericht brachte und dinige Anfragen durch Genossen Sommerfeld beantwortet wurden, fand nachfolgende Resolution einstimmige Annahme: .Die heute am 15. Mai 1911 in BifchofShofen versammelten Blocksignaldiener und Wächter sprechen ihrem Vertreter, dem Zentratkommissionsmitgliede, Genossen Sommerfeld bas vollste Vertrauen für sein tatkräftiges Eintreten auS und ersuchen denselben, im Verein mit der Zentrale deS allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereins darauf hinzuarbeiten, daß endlich die dringendsten Forderungen, das ist Nachtdienstzulage, Dienst» zeitrcgelung, Uniformierung und Ausgleichsavancement für alle Wächter unb Blocksignalbiener burchgeführt wirb. I» allem Uebrigen hat sich ihr Vertreter den Forderungen deS Gesamtpersonals, wie zweijährige Vorrückuitgssrist bis zum Endgehalt, Herabsetzung ber Dienstzeit auf 30 Jahre re. anzuschließcn und für die Durchführung dieser Forderungen auf bas enschie-benste einzutreten." Aus den Organisationen. Straßwalchen. Sonntag ben 7. Mai hielt die Z a h l-stelle Straßlvalchen in FelbbacherS Gasthaus in Neumarkt bei Salzburg bie diesjährige Generalversammlung ab, wobei Genosse G r a b n e r, Werkmann aus Salzburg, als Referent erschienen ist. Bei der hierauf erfolgten Neuwahl wurden folgende Genossen in den Ausschuß gewählt: Johann P a u s ch i tz, Obmann, Johann Veixler, Stellvertreter; Joses 3t ach bau er, Schriftführer; Franz Weber, Kassier; Alois Trawög er und Franz Spitzl, Kontrollore; Florian Pt am et und AloiS Vital, Subkassiere; Franz Spitzl, Bibliothekar. Alle Zuschriften in Vereinsangelegenheiten sind an Genossen Johann Pauschitz zu senden. Verschiedenes. Die Volkszählung in Oesterreich. Die Volkszählung ist nun in der Hauptsache abgechlossen. In nachstehender Tabelle neben wir unseren Lesern ein übersichtliches Bild über die am 1. Jänner 1911 in Oesterreich gezählte Bevölkerung, ferner über die damals vorhandenen Wohngebäude und die Zahl der Wohnparteien. Länder und BerwaltungL« OrtSanwesende Wohn- Wohn- gebiete Bevölkerung Parteien gebäude Nieberösterreich......... 3,530.698 807.230 248-790 Oberösterreich............ 852.667 189.368 123.012 Salzburg.................. 214.997 46.108 30.833 Steiermark..............; . . 1,441.604 302.156 210.160 Kärnten................... 394.735 80.697 54.749 Ktain..................... 525.083 107.320 91.014 Triest unb Gebiet......... 229.475 47.691 11.958 Görz und Gradiska .... 261.721 48.903 41.914 Istrien................... 345.050 76.119 68.594 Tirol..................... 946.498 193.151 145.190 Vorarlberg....................- 145.794 29.438 26 985 Böhmen.................... 1 . 6,774.309 1,547.031 826.817 Mähren................... 2,620.910 580.466 374.131 Schlesien................. 756.590 166.626 86.433 Galizien................. 8,022.126 1,589.864 1,251.139 Bukowina.................. 801.364 177.451 158.918 Dalmachn..................... . 646.062______111.016 129.319 Zusammen . . 28,567.898 6,100.535 3,879.958 Die anwesende Bevölkerung betrug mit 1. Jänner 1911 28,567.898. Die Ziffern dcr letzten Zählungen waren: 1869 20,394.980, 1880 22,144.244, 1890 23,895.413 und 1900 26,150.708. — Die Zahl der Wohnparteien betrug 6,100.535. Im Jahre 1869 wurden 4,455.167, im Jahre 1880 wurden 4,760,538, im Jahre 1890 wurden 5,029.919 und im Jahre 1900 wurden 5,553.006 Wohnparteien gezählt. — Die Zahl der Wohngebäude betrug bei der letzten Zählung 3,879.958. Die korrespondierenden Ziffern beliefen sich im Jahre 1869 auf 2,887.359, im Jahre 1880 auf 3,147.902, im Jahre 1890 auf 3,339.750, im Jahre 1900 auf 3,584.263. — Aus vorstehenden Ziffern ergibt sich, dcch die Bevölkerung gegen 1900 um 2,417.190, die Zahl der Wohnparteien um 547.529 und die Zahl der Wohngebäude um 295.605 zugenommen hat. Zur Lcbcnömittclvcrteucrunq. Nach einer Broschüre des Wiener Professors Dr. Rudolf K o b a t s ch kosteten die nachbenannten Lebens- und Genutzmittel in Wien Weizenmehl (50 Kilogramm) . . Roggenbrot (1 Kilogramm) . . Gemischtes Brot (1 Kilogramm) Gewöhnliche Gemüse (1 Kilogramm) Speck (1 Kilogramm) .... Schmalz (1 Kilogramm). . . Butter (1 Kilogramm) . . . Bier (1 Liter).................. Branntwein (1 Liter)........................—50 Kartoffeln (1 Hektoliter)..................5‘80 Es sind also die Preise dieser voii neun Jahren um Quoten von 321 bis 101-7 Prozent gestiegen, im Durchschnitt aber wohl um 50 Prozent. Ob wohl die Löhne der Arbeiter in diesem Zeitraum auch um 50 Prozent gestiegen sind? Professor Äobatsch steht unseren Scharfmachern sehr nahe, ist er doch Sekretär des nieder-österreichischen Gewerbe-vereines. Trotzdem wird er und feine Auftraggeber auch weiter über die Begehrlichkeit der Arbeiter schimpfen, wenn sie einige Heller Lohnerhöhung verlangen, um die Folgen der Teuerung wenigstens teilweise gutzumachen. Ländlich, sittlich. Im „Regat-Boten", einem fränkischen Lokalblatt, findet sich folgende originelle Schilderung über einen widerspenstigen Gemeindestier: „Im nahen WernfiM ist biefer Tage ein heiteres Stückchen passiert. Das Ist cm Kreuz, sagte ber Heiner, ber jetzige Zuchtbullenhaltcr unb Polizeibiener a. D.» wenn man für eine ganze ©cmcince 1900 1009 Zunahme K r 0 lt C II in Brozenten . 8'76 1550 84 . --20 -28 40 . - 25 — 35 40 ) -'28 -•44 57-1 . 1-08 1-45 37 . 1-12 1-61 47-3 . 2-30 308 33-9 .—•28 --37 32-1 1-13 1017 7-88 35-8 dieser Artikel im Verlauf einen Bullen (Stier) laufen soll. Voriges Jahr haben wir einen gekauft, ber war allein Leuten zu klein. Heuer haben wir einen schönen Kerl, sagt er, unb ber Gemeindekassier sagt cs auch, dcr Bürgermeister war selbst dabei, wie wtr ibn gekauft haben, aber springen will er nicht. Nun warten wir halt, meinte er; und sic haben gewartet. Richtig sollte er wieder einmal feines Amtes walten. Die ganze Nachbarschaft war neugierig und hatte sich versammelt, aber es war wieder nichts. Den heben wir hinauf, sagte so ein Pfiffikus. Ein paar Schubkarrenträger her, Habens gefchrien und gehoben Habens, ein Wirt, dcr Gemeindekassier und noch zwei bis drei' tüchtige Handfeste, daß sic geschwitzt haben, aber in die Höhe gebracht Habens ihn nicht. Laßt ihn gehen, sagte bet Oe« mcindckassier, und jagt ihn zum Teufel, wenn uns jemand sieht, werben wir auf die Fastnacht gespielt. Donnerwetter, sagte darauf der Heiner, wcnn's nicht anders geht, müssen wir eine Winde nehmen, da geht mir zuviel Geld verloren. Sonst hat mir mein Ochs etwas eingetragen und mit dem ist'S nichts, seufzte er schwer. Und beinahe wären ihm die Tränen ge« kommen. Nun wollen sie extra eine Patentwinde bestellen, wie es mit der geht, müssen wir halt abtnarten." Hoffentlich gehtS den Wernfeldern dabei nicht so tote den Schildbürgern, als sie ihre» Ochsen zum Grasen auf die Stadtmauer zogen. FachLechmsches. Technische Erfindungen in der StaatSbahnerauSstellung. Die Slmateurausftetlung der Bediensteten der österreichischen Staatsbahnen im Zubaii des Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie in der verlängerten Wollzeile zeigt nicht nur das künstlerische und kunstgewerbliche Schaffen der Staatsbahner, sondern auch das rege Interesse, das in bem Staatsbahnpersonal für den technischen Fortschritt herrscht. Selbstverständlich wendet sich dieses Interesse in erster Linie dem Eisenbahnwesen zu, wie bie fast in jeder Direktion in mehreren Exemplaren vorhandenen, sehr präzis und sauber gearbeiteten Modelle von Lokomotiven bartun. Ein wahres Kabinettstück mühsamer unb genauer Arbeit ist das im Raume der Nordbahndirektion aufgestellte Modell einer Schnellzugslokomotive, das in neunjähriger Arbeit von dem Kanzlisten August K r i s ch k o v S k y hergestellt wurde. Die Ausstellung der Direktion der Staatseisenbahngesellschaft führt zwei vom Adjunkten Erle verfertigte Modelle von Lokomotiven in kompletter Ausführung vor, von denen eines von der technischen Hochschule in Wien für ihre Modellsammlung angekauft wurde. Lokomotivführer August Weber aus Hainfeld hat eine ganz aus Schmiedeeisen verfertigte Lokomotive ausgestellt, alles an dieser durchaus betriebsfähigen kleinen Maschine ist Handarbeit. Sie ist bic Frucht eines fünfjährigen FleitzeS. Besonders bemerkenswert aber ist es, daß eine ganze Reihe von Erfindern in dieser Ausstellung vor die ,große ©Öffentlichkeit tritt, unb der Vorzug der auSgeftetltenr Erfindungen liegt darin, daß sie durchaus praktisch berwartbar sind. So findet sich in der Exposition der Nordwestbahn ein Apparat zur automatischen Aufnahme von Depeschen, der durch einen Elektromotor selbsttätig im Moment der De« pefchenabgabe in Bewegung gesetzt wird, ein vom Signalmeister Hafenecker erfundener Zugschranken, ein Schlittenfahrrad von Offizial A11 nt a n n, eine Knallsignalbüchse des Bahnmeisters Schäfer und vieles andere. Sehr interessant unb originell ist ein Apparat bes Kanzleibieners Bartel von ber St. E. B., mit welchem der Text von Telegrammen auf Zwirnfäden ausgenommen wird, eine Erfindung, welche für die Beförderung von Depeschen durch Brieftauben von großer Bedeutung ist. Der Werkmann Johann A b I i n g e r der Wiener Direktion hat eine Jnduktiousmagnetglocke erfunden, bei der durch gegenseitige Schaltung die Pole der Magnete abwechselnd in Nord- und Südpol verwandelt werben, wodurch die Glocke zum Läuten gebracht wird. Von den maschinentechnischen Arbeiten verdienen noch Erwähnung die Objekte des Maschin-führeranwärterö Martin Imcrl aus Knittelfeld. Seine Stabilmaschine für Nichtbetrieb sowie bic Dynamomaschine für Gleichstrom bilden um so mehr eine hervorragende Leistung, als die Zeichnungen unb Berechnungen von rem Aussteller selbst hergestellt wurden unb die Ausführung ausschließlich in Heimarbeit erfolgte. Ebenso ist die Tyresschmiervorrichtung des Werkmannes Dobrava aus Eisenerz eine nennenswerte Leistung feiner eigenen Idee. Eine Erfindung von praktischem Wert ist auch der Rohölbeheizungsavparat für Zimmeröfen des Werkführers Alexander Lewicki aus' Strhj, bie bald, namentlich in Galizien, für Wohnungen Anwendung finden dürfte. i lieber schnelle, aufenthaltslose Zugverbindungen plaudert der „Internationale Volkswirt". Da-3 Geheimnis der Verkürzung der Reifezeit liegt heute fast ausschließlich in der Vermeidung von Aufenthalten zwischen den Hauptstationen. In dieser Beziehung kann aber Deutschland vom AuSlande, insbesondere England und Frankreich, noch recht viel lernen. In England legt einer ber schnellsten Züge die Strecke Wake-field bis London, 280 Kilometer, tu 3 Stunden 6 Minuten ohne Aufenthalt, also mit einer Fahrgeschwindigkeit von 91‘8 Kilometer per Stunde zurück. Die von der Großen Westbahn gestellten Bravourzüge durchfahren die enorme Distanz > London-Plymouth von 363-2 Kilometer ohne Aufenthalt mit! einer Geschwindigkeit von 88'2 Kilometer per Stunde. Die 310 Kilometer lange ©trecke London-Liverpool wird von vielen Zügen der Nordweftbahn aufenthaltslos mit einet Durch* schnittSgefchwinbigkeit von 86 3 Kilometer genommen. In Frankreich ist es vor allem ber berühmte Este b'Azur-Expreß, der die Strecke PariS-Dijon, 318 Kilometer, aufenthaltslos in 8 Stunden 52 Minuten durchfährt. Die Nordbahn von Paris bis Calais nimmt diese 300 Kilometer lange Strecke mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 89 Kilometer, die von Paris »ach Boulogne, 254 Kilometer, mit der gleichen Geschwindigkeit, während die OleanS-Bahn die Distanz Paris-Tours, gleich 235 Kilometer, in 2 Stunde» 37 Minuten durchmißt. j Vergleichen wir damit Deutschland, so sehen wir daß nur ga»z wenig Züge eine Distanz von mehr als 200 Kilometer aufcnthalllos durchfahren. Es sind dies der seit dem 1. Mai 1011 eingestellte Zug D 20, der Berlin um 8 Uhr 40 Minuten verläßt und nach Hamburg um 12 Uhr kommt, also die 286-7 Kilometer lange Strecke in 3 Stunden 20 Minuten durchfährt. Die Durchfchnittsgefchwidigkeit beträgt auf diesen Zügen 86 Kilometer per Stunde. Ebenfalls erst seit dem 1, Mai geht der neue Zug Berlin-Liegnitz, ab Berlin 7 Uhr 47 Minuten, an Liegnitz 11 Uhr 8 Minute», der die 264"3 Kilometer lange Strecke oh»c Aufenthalt mit einer Geschwindigkeit von 78'1 Kilometer durchfährt. Bisher war der schnellste Zug Berlin-Hannover, der eine Entfernung von 254" 1 Kilometer in 3 Stunden 9 Minuten, also mit einer Fahrgeschwindigkeit, von 80 7 Kilometer zurücklegte. Im Süden Deutschlands warft noch der Zug D 37 zu erwähnen, der München um 9 Uhr verläßt und um 12 Uhr 25 Minuten in Wützbutg eintrifft, also die Distanz von 277-1 Kilometer in 3 Stunden 25 Minuten — 816 Kilometer Fahrgeschwindigkeit durchmißt. Der Gegenzug hat in Steinach einen kurzen Aufenthalt, legt aber die 225 Kilometer von Steinach nach München in 2 Stunden 35 Minuten, also mit der Geschwindigkeit von sogar 87-l Kilometer per, Stunde zurück. Das sind in Deutschland alle Züge, die Strecken von 200 Kilometer ausenthaltlos durchfahren, ' v Seite 14 > ■■■■■■■ - ■■■■' ■ ■ ■»..■■■ —---------------------------------- Oel statt Kohlenfeuerung. Für die rumänische Petrv-tcummbujtrie ist ein Vertrag von größter Wichtigkeit zwischen bev Gesellschaft „Stemm Romana" und der Leitung der Ana» talischeu Eisenbahngesellschast abgeschlossen worden. Durch diese» Vertrag geht die Anatolische Eisenbahngesellschaft zur Oelfeucrung über und wird in kürzester Zeit ihre Loko-inotiven zu diesem Zwecke entrichten lassen. Man hat bereits mit den Arbeiten begonnen und werden augenblicklich 25 Lokomotiven umgebaut. Die erforderlichen Oelbehälter sind auch bereits von der Anatolischen Eisenbahngesellschast bestellt worden. Die Hauptölbchälter werden in der Kopfstation Haidar-Pascha errichtet, während die anderen auf der ganzen Linie verteilt werden. Das erforderliche Oel wird die „Steaua Nomana" liefern. Die Anatolische Eisenbahngesellschast hat bereits seit zwei Jahren den Versuch ausgesiihrt, zwei Lokomotiven mit Oel zu seuern, und da diese Proben gut ausgefallen sind, so hat man sich eben entschlossen, die sämtlichen Lokomitiven für die Oelfeuerung cinzurichten. Es wären 75 Lokomotiven umzubauen. was innerhalb dreier Jahre ausgeführt sein wird. Man gedenkt auch für die Bagdadbahn eine gleiche Feuerung vorzusehen und sollen die erforderlichen Behälter in Alexan-drCttc erbaut werden. Auch die orientalischen Eisenbahnen beabsichtigen das Gleiche und ein vorläufiges Abkommen ist bereits mit den Ge-eüfchaftcn getroffen worden. Es handelt sich ebenfalls um etwa 75 Lokomotiven. Die große Bedeutung dieser Feuerungs-art, die bei den Schiffen des „Servicul Maritim Roman" und den meisten Lokomotiven der rumänischen Bahn angewendet wird, ist auch von den türkischen Behörden anerkannt worden. Das Marineministerium hat die Absicht, vier von der Schichauwerft bestellte Torpedoboote mit Ocl Heizen zu lassen. Auch die „Stihirtct Hairie" zeigt Interesse dafür. Ferner wollen die Dampfer für den Personenverkehr im Goldenen Horn diese Feuerung einführen. Erforderlich für alle diese Unternehmungen wären im Jahre etwa 40.000 bis 50.000 Tonnen, welche von der „Steaua Romana", die der Deutschen Bank nahesteht, zu liefern wären. Von dieser Gesellschaft beziehen für dieselben Zwecke die englische und italienische Flotte und auch der österreichische Llohd. Das zur Feuerung verwendetet Oel besteht aus den Rückständen, die nach Entfernung des Petroleums, Benzins, der Schmieröle u. s. w. aus dem Rohöl verbleiben. Dieses Oel besitzt ein viel höhere Heizkrast als wie die der Kohle und können demzufolge höhere Strecken befahren werden. Dies bedeutet eine wesentliche Ersparnis an Spesen und außerdem geht das Füllen der Vorratsräume wesentlich schneller vor sich. E. Hartmann. Eine neue automatische Eisenbahnbremse, die sich besonders durch große Einfachheit auszeichnet, ist von einem französischen Ingenieur erfunden worden. Vor der Lokomotive ist auf jeder Seite, ungefähr 20 Zentimeter Über den Schienen, eine Flasche aus starker,, Glas oder Porjellan angebracht, welche mit der automatischen Bremse in Verbindung steht. Anderseits ist mit den Signalscheiben bei den Stationseinfahrten u. s. w. ein kleiner Klotz verbunden, der bei geschlossenem Signal so auf den Schienen liegt, bc-s, die Flasche vor der Lokomotive zerbrochen wird. In diesem Falle entweicht1 mit der in der Flasche enthaltenen Luft auch diejenige in der Bremsleitung und der Zug wird zum Stehen gebracht. Ebenso tritt die Bremse felist-tätig in Funktion, wenn auf offener Strecke ein Hindernis liegt, das einigermaßen Widerstand leistet. Die Erfindung besitzt unter anderem den Vorteil, daß die Aufmerksamkeit des Lokomotivführers nicht vermindert wird; vielmehr wird seine Verantwortlichkeit genau festgestellt, sobald er über ein geschlossenes Signal hinausfährt. Literatur. Der Kampf, ©oyieteß Bild der Gegenwart in fünf Auszügen von Ferdinand Haimsch. Preis 1 Mk. Verlag von Rauh u. Pohle, Leipzig. Dieses neueste dramatische Werk des Genossen F. Hannsch löst ein schweres Problem in geschickter Weise. Hier Unternehmerorganisation mit allen Rücken und Tücken — dort Arbeiter, kämpfend um ihr Brot. Das Entstehen und Durch-ringen eines großen Streiks durchleben wir in dem Stück. Ohne Phantasie, direkt aus dem Leben gegriffen, jede Person der Wirklichkeit entsprechend geschildert. Ter Preis ist so niedrig, daß die Anschaffung auch dem Genossen möglich ist, der es nur für seine Privatlektüre verwenden will. Au sämtliche Srtsgiuvvensunltioniire zur gefälligen Beachtung! Um den durch mangelhafte Adressierung der für die Zentrale bestimmten Telegramme wiederholt herbeifteführten unliebsamen L>erzögerungen in Hinkunft vorznbengen, hat die Zentrale bei der k. k. Tclegraphenzentralstation in Wien nachstehende einheitliche Telegrammadresse registrieren lassen: „Rechtsschutztomschtt Wien". Die geehrten Ortsgruppensunktionäre werden daher ersucht, von nun ab alle für die Zentrale bestimmten Telegramme ausschließlich mit der Adresse: „Rechtsschutztomschik Wien" zu versehen; weitere Zusätze zu dieser Telegrammadresse sind überflüssig. Die Zentralleitung. Eingesendet. i gs st ör ungen, Schlaflosigkeit, Taubwerden einzelner Glieder oder Haut stellen, U e b e r e m p f i n d 1 i ch k e i t gegen Geräusche und Gerüche, Melancholie, Neigung zu st arten Getränten, ©ehslöruttgcn und viele andere Symptome, die einzeln oder zu mehreren vereint aus-treten können; in schweren Fällen kommt es zu hysterischen Anfällen, vollständiger Verrücktheit (Paranoia) und zu schweren Rückenmarksleiden. Wo ist Hilfe? Nervenleiden sind (Erschöpfungszustände veranlaßt durch Ueberanstrengung der Nerven zum Beispiel durch Ueberarbeitung, Ausschweifungen, Ausregungen, Kummer u. s. >v. Erschöpfungszustände können nur durch eine wirksame Kräftigungskur geheilt werden. Jede Arbeit verbraucht Nährstoffe, die Arbeit der Nerven verbraucht vor allem Lecithin. Dieses muß ihm in ausreichender Menge gugesührt werden. Es ist nun der medizinischen und der chemischen Wissenschaft gelungen, diesen Stoff in höchster Konzentration zu isolieren und ihn zu einem äußerst wirksamen Präparat zu verarbeiten, dem bekannten Ncroemmhrmittel „Visnervi n* von Doktor Arthur Erhard. Dieses ausgezeichnete Mittel hat Tausenden geholfen, selbst in ganz verzweifelten Fällen und es wird noch Tausenden helfen. Täglich gehen feit Jahren schon,Dank- und Anerkennungsschreiben ein. So schreibt z. B. Herr Walther ZiclinSki in Chemnitz: Teile Ihnen mit, daß ich mit der ersten Sendung sehr ziv frieden bin und das; ich damit einverstanden bin, wenn Sie mir eine zweite Sendung schicken. Ich fühle mich jetzt, da ich täglich 3—4 Pillen genommen habe, bedeutend besser und hoffe nach dem Gebrauch der vier Dosen vollständig hergestellt zu fein. Mich plagten sehr heftige Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Gedächtnisschwäche, so daß ich trotz meines besten Willens heiterer Laune zu sein, stets mißgestimmt war. Nach dem Gebrauche Ihre? werten „ViSnervin" bin ich jetzt vollständig von diesen liebeln befreit, so daß ich Ihnen dafür meinen besten Dank ausspreche. Auch werde ich, fojpcit.cg in meinen Kräften steht, „Visnervin" jedem Nervcnleidendcn empfehlen." In ähnlicher Weise äußert sich Frau Sophie Spring, in Psaffenhausen: Ich leide schon seit drei Jahren an heftigen Rücken- und Kopfschmerzen, unruhigem und teilweise gar keinem Schlaf, beim Auswachen heftige Schmerzen in der Magen- und Herzgegend. Ich schrieb Ihnen um die Pastillen und siehe da, schon als ich die zweite Dose genommen hatte, verspürte ich Besserung. Konnte gleich besser schlafen, die Schmerzen in der Magen- und Herzgegend waren ivic weggeblasen. Ich fühle mich um 20 Jahre jünger. Ich habe nun Schaffensfreude und Lebenslust und alles durch Ihr lobenswertes Tonikum „BiSnervin". fcchon etzt herzlichen Dank, Herr Doktor! ES wäre mir am liebsten, wenn ich allen Nervenleidenden auf der ganzen Welt zurufen könnte: „Geht hin zu Dr. Erhard und holt feine Nervenpastillcn". Derartige Briese liegen zu Tausenden vor! Weil aber die eigene lleberzeuyung der beste Beweis ist und weil unser Mittel eilte Prüfung nicht zu scheuen hat, so senden wir eine Probedose gratis an jeden Ncrvcnleibcndeii, der uns seine Adresse aufgibt. Ebenfalls gratis fügen w i r ein interessantes und jehr lehrreiches Buch über Nervenleiden und ihre Heilung bei. Man sende also kein Geld ein, sondern nur und zwar sofort, die genaue Adresse per Postkarte an Dr. Arthur Erhard G. m. b. H., Berlin 36;Post;ach P. 411. Die Ermüdung, wie sie bei schwerem Dienst eintritt, bekämpft man am besten durch einen Teller kräftiger ütmdfuppe, die alle anregenden Eigenschaften des Alkohols besitzt, aber ohne dessen erschlaffende Folgewirlung. Diese Erkenntnis hat sich schon lange Bahn gebrochen: allein eine Rindsuppe war früher nicht immer leicht zu beschaffen. Heute ist das anders: Man gibt einen MaggiS Rindsnppewürfel ä 5 H. in einen Teller, gießt einen Viertelliter kochendes Wasser darüber und die feinste Rindsuppe ist fertig. Beim Einlauf achte man auf den Namen Maggi und die Schutzmarke Kreuzstern. Mitteilungen der Zentrale. Bcrwaltungskomitccfitzung am 26. Mai 1911. — Es liegen 229 Unterstützungsansuchen vor, welche wie folgt erledigt werden: Bewilligt für 190 Fälle Kr. 443.r40; abgewiesen 33 Fälle; an die Ortsgruppe rückgeleitet 6 Fälle. — Der Rechtsschutz wird für 87 Fälle bewilligt; 2 Fälle abgewiesen. — Zur Begleichung von Expensnoten wird ein Betrag von Kr. 9176-14 angewiesen. — Erledigung mehrerer Perfonalangelegenheiten sowie des vorliegenden Einlaufes. ' ________ Sprechsaal. Achtung, Bahnrichter! Am SamStag den 3. Juni, um '/ß Uhr abends, findet in HikeSberaers äB ein Holle, Alferoachstraße 41, eine Bahnrichterversanimlung nach 8 2 des Versamm-lungSgesetzes statt. Tagesordnung: Bericht über die Tätigkeit der Personalkommission und Beratung betreffs Entsendung einer Deputation zur Staatsbahndirektion sowie zum Eisenbahn-minister. Bestimmtes Erscheinen erwünscht. Die Vertrauensmänner. II , ..... Iipuma ■ II ........ Offene Anfragen. An das k. k. Eisenbahnministerium in Wien« Ist es einem k. k. Eisenbahnministerium bekannt, daß bi« k. k. .Staatsbahndirektion Linz der Bauunternehmung Stern »nd Hascrl 800 Altschwellen verkauft hat, daher sehr viele Arbeiter sich das Brennholz nun beim Holzhändler kaufen müssen? Die Oberbauarbeiter bitten, das k. k. Eisenbahnministerium möge der k. k. Staatsbahndirektion Linz verständlich machen, daß Altschwellen nur an Arbeiter und Bedienstete zu verkaufen smd. Die Oberbauarbeiter der k. k. Staatsbahndirektion in Lsnz. Alt die k. k. Staatsbahndirektion in Innsbruck. Die Streckenwächter der Strecke Schwarzach-St. Veit bis Wörgl, bitten eitle k. k. Staatsbahndirektion um baldige Einführung eines besseren DienstturnusseS, da bei dem gegenwärtigen Verkehr von täglich 39 regelmäßigen und 4 bis 6 Erfordernis« zugen auf der eingeleisigen Strecke ein 16stiindiger Dienst mit nur 12stündiger Ruhezeit für das Wüchterpersonat zu anstrengend ist. Im Interesse der Sicherheit deS Verkehres, erhoffen die Bittsteller eine baldige Erledigung. Weiters erlauben sich die Streckenwächter der k. k. Bahn-erhaltungSsektion Kitzbühel an die k. k. StaatSbohndirektioit, Innsbruck die Frage zu stellen, warum die Gcbührenregulative nicht zugestellt werden. An die Direktion der Österreichischen Nord-westbahn in Wie». Die Ablösewächter der k. k. Streckenleitung Leitmeritzüberreichten int Monat Februar dieses Jahres ein Gesuch um Bewilligung eines dienstfreien Sonntags int Monat zum Zweck deS SUrchenbefuchcs und tun Gewährung eines Erholungsurlaubes. Da bis heute keine Erledigung erfolgte, so bitten die Gesuchsteller um eine baldige günstige Erledigung ihres Ansuchens. An die k. k. Staatsbahndirektion in Oliniitz. Ist cs der k. k. ©taatsbahnbireftioti bekannt, daß bei den k. k. BahnerhaltungSsektionen den Oberbauarbeitern die nach drei Jahren gebührende Lohnaufbesserung von 10 H. täglich ohne Grund und Ursache nicht gewährt ivird ? Ist der k. k. StaatSbahndirektion bekannt, daß bei den k. k. Bahnerhaltungssektionen die für die Prosessionisten angeschafften Werkzeuge denselben nicht ausgefolgt werden? Ist der k. k. StaatSbahndirektion bekannt, daß bei den k. k. BahnerhaltungSsektionen die Oberbauarbeiter, die Anspruch aus eine Legitimation besitzen, dieselbe trotz Einhaltung deS Dienstweges nicht erhalten können? An das hohe k. k. Eisenbahmninisterium. DaS Zugbegleitungspersonal der Station Mährisch-Schön» berg stellt an das hohe k. k. Eisenbahmninisterium das höfliche Ersuchen, das hohe k. k. Eisenbahmninisterium wolle sobald wie möglich, behnss Kontrolle der für das ZugbegleitnngSpersonal hercnisgegebenen Fahrturnusse, welche ohne Einverständnis desselben bei der löblichen k. k. Staatsbahndirektion Olmütz erstellt und herausgegeben wurden, Organe hinaussenden, welche nicht nur Einsicht in die Fahrturnusse nehmen, sondern auch ntit dem Zugbegleitungspersonal Rücksprache pflegen mögen. Diese Fahrturmisse sind mit den vom hohen Eisenbahn« miriistcrium für Dienst- und Ruhezeiten herausgegebenen Vor* [Christen in gar keiner Weise in Einklang zu bringen. Das Zugbegleituugspersonal in Mährisch-Schönberg. Freie Eisenbahnerversammlungen. Wien XIX. Am Donnerstag den 1. Juni I. I., abends 72R Uhr, findet im Brauhaus-Restaurationssaale .zur goldenen fllofe" in Nußdors. Wien XIX, Nußdorserpiatz, eilte öffentliche Eisenbahnerversammlung statt. Tagesordnung: Die WohnungSmisere und die Eisenbahner. Referent: Genosse Spieß. Auslösung de« Reichsrates und die Neuwahlen. Referent: Landtagsabgeorüiieier August S i g 1. Das Parlament und die Eisenbahner. Referent: Genosse Franz Joles D u s e f. Alle im XIX. Bezirk wohnenden Eisenbahner werden ersucht, zu dieser Versammlung bestimmt zu erscheinen sowie nach ihren Kräften für einen guten Besuch Sorge zu tragen. Natt, ftomotnu und Sporii,! Am Pfingstsonntag den ■t. Juni nachmittags findet um 2 Uhr in Herrn Franz S t n j e s Gasthaus in Sp or itz eine Eise » b ahner-W ä hlerver-sa ut nt luitg statt. Am Pfingstmontag den 5.Juni nachmittags eine gleiche Versammlung in 11 o nt o t a u im Lagerkeller. Referent in beiden Versammlungen: Redakteur Genosse Franz LiII aus Wien. Genossen, Eisenbahner! Erscheint massenhaft! Schwarzach-St. Bcit. Den 4. Juni, um 7 Uhr abends, findet in Frau Hutters Gasthaus eine freie Eisenbahner« Versammlung statt. Referent auS Wien. Ried im Jnukrei«!. Pfingstmontag de» 5. Juni findet m Ried in Iungreithmayers Gasthaus eine öffentliche Eisenbahner-Wählerverfainmlung statt. Tagesordnung: Die bevorstehenden ReichSratSwahlen und die Eisenbahner. Referent» Genosse Vogl aus Wels. Allgemeiner Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereia für Oesterreich. 1 Ortsgruppe Weran. ES diene den Mitgliedern zur Kenntnis, daß die nächste Mvnatsverfammlung Mittwoch den 7. Juni stattfindet. Die Mitglieder werden ersucht, die MonatS-verfammlungen fleißiger zu besuchen und auf die Ausschuß-sitznngen nicht zu vergessen. Außenstehende Bücher aus unserer Bibliothek sind zur Monatsverfammlung niitzubringen. Ortsgruppe Gänserndorf. Den Mitgliedern diene zur Kenntnis, daß die nächste AuSschußsipung sowie Einzahlung Samstag den 3. Juni um 2 Uhr nachmittags stattfindet, da urN 7 Uhr abends in SchwabS Gasthaus eine Wählerversammlung stattfindet, wozu die Mitglieder eingeladen werden. . Ortsgruppe Äudweis. Die Monatsversammlung wtl0 am 3. Juni um 8 Uhr aeends beim .roten Herz" äbgchalten-Laut Beschluß der AuSschnßfitzung bleibt die Bibliothek »n’ den Monaten Juni, Juli, August an Sonn- und Feiertagen 0*', schlossen. Bücher können bei jeder Versammlung und Ausschuß sitznng ausgeliehen und zurückgegeben werden. Zahlstelle Fl-ridod»rf. Die Einzahlungen finden ie&cn ersten und dritten Donnerstag um 7 Uhr abends im Arbeiter heim statt. . , ' In Geldangelegenheiten wollen sich die Mitglieder on nossen Amadea, Wten, XXI., Rechte Nordk> ah gaffe 515, wenden. Ortsgruppe Jedlefee. Der Vereinsabend im Mona» Juni findet wegen der Pfingstfeiertage am 10. Juni statt. \ Ortsgruppe Kudweiv. Den Mitgliedern' des Sterve^ fonds wird bekanntgegeben, daß Genosse Vinzenz Kotek 0n Korben ist. Es sind daher 20 H. für den Sterbefonds zu erlege»^ Ortsgruppe Steyr. Am 11. Juni um 2 Uhr mittags findet in Herrn RoubinS Gasthaus in Großraming C‘V freie Eisenbahnerversammlung statt. Vollzähliges Erscheinen n»1* wendig. Gäste willkommen. Ortsgruppe Pilsen. Im Monat Juni werden die Vereinsversammlungen wie folgt abgehalten: Die Mitglieder- und Einzahlungsversammlungen finden Dienstag den 6. Juni um 8 Uhr im Vercinslolal, Gasthaus „Junn* statt. Die AuSschußsitzungcn, bei welchen sich auch die Mitglieder ■ beteiligen können, finden Montag den 12. und 26. Juni um 8 Uhr abends statt, wobei auch Einzahlungen der Mitgliedsbeiträge entgegengenommen werden. Ortsgruppe Wührisih-Ostrau-Odrrfurt. Die Vereinsbibliothek ist ab 6. Juni l. I. wieder geöffnet. Bücher werden an den üblichen Vereinsabcnden in der Zeit von 7 bis 9 Uhr abends den Mitgliedern nur gegen Vorweisung des Mitgliedsbuches tJnterimskarte) und der vom Bibliothekar auszustellenden „Leih-larte" ausgegeben. Ohne diesen genannten Legitimationen findet eine Bücherausgabe unter keinen Umständen statt. Wir ersuchen unsere werten Mitglieder, folgendes zur Darnachrichtung zu beachten. Im Bibliotheks(Vcrcins)zimmer liegt die neue Bibliothcks-ordnung auf. Diese hat jedes die Bibliothek benützende Mitglied durchzulesen. Durch Hinterlegung eines beim Bibliothekar erhältlichen -Erlagscheines", welcher von dem betreffenden Mitglied eigenhändig zu fertigen ist, verpflichtet sich dieses, der Bibliotheks-ordnung zu entsprechen. Ein Weitcrleihen von Bibliotheksbüchern an Nichtmitglieder ist verboten. Jedes entliehene Buch must nach Ablauf der EntlehnungS-frist — 14 Tage — beziehungsweise der bewilligten Verlängerung in die Bibliothek zurückgebracht und übergeben werden. Es dürfen Bücher, ohne dast diese in die Bibliothek rückgegeben wurden, auch an andere Mitglieder nicht weitergetiehen werden. Mit Rücksicht aus die Kostbarkeit und den Wert des Bücher ist cS Pflicht eines jeden die Bibliothek benützenden Mitgliedes, entliehene Werke zu schonen und vor Beschädigungen zu bewahren. Die Bücher müssen in reines Packpapier eingehüllt, abgeholt und rückgestellt werden. Für jede Beschädigung und Verlust der Bibliotheksbücher haftet das betreffende Mitglied. Ortsgr uppe Purlrersdsrf. Den Mitgliedern der Orts gruppe PurkcrLdorf diene zur Kenntnis, dast am 1. Juni 1911 der Vereinsam notwendig. bend abgehaten wird. am Zahlreiches Erscheinen Inhalt der Nummer 15 vom 30. Mai 1911. »Die Feinde der Eisenbahner." Artikel: Der Achte deutsche Eisenbahnertag. Ein neuer Notleine. Inland: Die „Deutsche Arbeiterpartei" für den Rothschildkandidaten. Eine Lüge über Dr. Nenner. Wahlaufruf des ArbcitgeberwahlkomitceS. 43.705 Reklamationen gegen die Wählerliste. Die deutschnationale „Arbeiterbewegung und ihre Gegner. Ein Hirtenbrief an Wiens Arbeiterschaft. Der Wahlaufruf der deutschvölkischcn Arbeiter. Ausland: Organifationserfolge der englischen Eisenbahner. Eiscnbahnkatastrophc in Nordamerika. Aus dem Gerichtssaal: Ein Neujahrsunsall in Rimburg. Der Eisenbahnunfall der Haremsdamcn. Tödlicher Unfall bei Bozen. Beleidigung eines Untersuchungsrichters. Streiflichter: Ein Separatzug für Hospferde. Eine »Inspektionsreise". Die Lohnregulierung für die Arbeiter bei der Staatscisenbahngesellschast und Oesterreichischen Nordwestbahn. Bo» der Kaschau-Öderberger Bahn. Zwei christlichsoziale Redekünstler. Von der Lokalbahn Wien-Baden. Eine Deputation der Südbahnportiere. Ein« leichtfertige Verdächtigung der .Zugsbegleiter. Wächterelend auf der Pyhrnbahn. Wenn ein Oberinspektor der k. k. Staatsbahnen reist. „ r Vu's den Amtsblättern: Ein Erlast der Südbahn betreffs des Matcrialverkaufes. Korrespondenzen: Marburg. Jglau. Gablonz. Os-wieccm. Tirschnitz. Sußenbrunn. Amstcttcn. Weipert. Amstetten. Innsbruck. Amstetten. Pcttau. Wien II. Floridsdorf. Reichenberg. Klostergrab. Triest. Amstetten. Mürzzuschlag. Judendorf. m ,, Wer samml irn gsberichtc: Wien-Heiligenstadt. Pettau. Wolssbcrg. Ried im Jnnkreis. Amstetten. Aus den Organisationen: Jglau. St. Beit an der Glan. BischofLhofen. Neulengbach. Schärding. Wörgl I. Breitenstein. Fach technisch es: Zur Sicherung des Eisenbahnbetriebes. Die Eisenbahner Australiens. Literatur: Geschichte der Revolution. Dr.Kr. Floericke, Vögel fremder Länder. Eingesendet: tzartberg. Mitteilungen der Zentrale. Zentmlausschuß-sttzung. I _ Mitteilungen des Rechtsbureaus: Warnung. Sprechsaal: Achtung! Eisenbahner von Teplitz und Umgebung I Offene Anfragen: An' die I. k. Staatsbahndirektion in Wien! An die k. k. Staatsbahndirektiou Wien. An die t. k. Direktion für die Linien der Staatscisenbahngesellschast. An die Zentralwagendirigierung der k. t. Staatsbahnen. Freie Eisenbahnerversammlungen: Wien XIX. Troppau. Allgemeiner Rechtsschuz- und Gew rrkschaftS-verein für Oesterreich: Prostnitz. Biscnz. Pisck. Güding. Aussce. Chodau-Parschnitz. Rudig. Bozen 1. PurkerLdorf. ©aaz. Fünfhaus. Stauding. Wickowitz. Turnau. Prerau I. Böhmisch-Lcipa. Hausbaufonds. Reichenberg: I. Z. Kr. V—. Briefkasten der Redaktion. Bozeu II. Wenn wir über den A. B. C.-Berein schreiben sollen, dann müssen Sie uns Tatsachen berichten. — A. V. in tallein. In diesem Falle hat er keinen Anspruch. — I. P. in . '4, Leider ist es so, wie Ihnen die Genossenschaft schreibt. Sie hätten eben die Statuten prüfen sollen, ehe Sic Ihre Unterschrift hergaben. Jetzt können Sie nur die eingegangenen Verpflichtungen erfüllen und dann ordnungsgemäst kündigen. Für den Inhalt der Inserate übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-0 o antwortung. o llrafe Für den Inhalt der In-«erate übernimmt die Redaktion und Admlnl-«tratlon keine wie Immer geartete Ver-o o antwortung. o o Weptte Genossen u. Parteimitglieder! Wir machen euch aufmerksam, dass Gastwirt Genosse Franz Döltl infolge Differenzen mit der Hausbesorgerin von seinem früheren Lokal, XII. Murlingengasse 41, ausgemietet wurde und sich jetzt um zwei Häuser weiter entfernt, und zwar ItffluHingengasse 45 befindet. Trotzdem wird wieder in dem alten Lokal von jemand anderem das Gastgewerbe ausgeübt und werden die Parteigenossen ersucht, das alte Lokal zu meiden und nur im Gasthause des Genossen Franz Döltl, XII. Murlinaenuasse 45, znsammenzukommen. Zur Erfrischung im Dienst, besonders in der Nacht, empfiehlt sich eine kräftige Rindsuppe aus U neer Würfeln (fertige Rindsuppe) Nur mit kochendem Wasser zu übergiessen. Man achte auf den Namen MAGGI und die Schutzmarke Kreuzstern. nrAUF RATEN!-« Jeder der IC 14'— cinscndot, erhält sofort eine prachtvolle echte Silbcr-Remontoir-Ubr, feinste Gravierung, moderne, tlaclio Fasson. Und eine 141caratigo Goldketto, k. k. nunziert, modernste Fasson, 60 Gramm schwer, für K 140'— auf Raten nach meinen günstigen Bedingungen nur K 4’--monatlich.UhrsowioTCettoauch für Damen. Lieferung überall hin, auch gegen Nachnahme des ereten Betrage« von K 14—. 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