Laibachek Wochenblatt N uhen und Vergnügen. Frey sag den 39. April lZ>6. Bemerkungen über die Stadt Odessa, am schwarzen Meere. Odessa, die.Licblingsstadt ihrcs Beschützers, des Herzogs von Rickelieu, liegt sehr angenehm, nah? an der Spitze einer Bay, zwischen dcn Flüssen Dniester und Dnepr. Di« Negierung hat nichts gespart es zu einem sichern und bequeme» Hafen zu machen, und so em?n Ort gebilder, in welchem Schiffe vonuichl unbedeutender Tyumnlast sicher vor jcdem Sturme liegen können. — Im Jahre 1L05 baute man mit unglaublich« Kosten einen Haftn--dämm, der sich beynahe z/2 Werft lang in das Meer himin erstreckt, damtt die Sclnffe Nlcht durch Lichter auszuladen genöthigt sind. Außer diesem großen Damm hat mau noch mehrere kleine gebaut und zu andern, die man auch schon zu bauen angefangm hat, Entwürfe gemacht. Es ist ein schönes Lazareth hj^. , das in einer sehr luftigen Gegend liegt, «nd eine Niederlage, wo Güter ,8 Monathe lang bleiben können, ohne ZoU zu bezahlen und, ^venn man sie nicht abzusetzen im Stande ist, gegen ein Unbedeutendes witder eingeschifft werden können. Die Rhede« außerhalb des Hafens sind im Somm-er sicher nnd der Ankergrund gut ; es liegen jetzt mehrere hundert Gchiffe darm , welche a^f Ladung warten. Die Stadt Odessa besteht erst seit mehrercn^ahren;die Bevökerung beträgt schon übcr ^o,«00 Seelen und ist täglich im Zunehmen. Die Häuser und Magazine sind wohl gebaut; man hat sich dazu einer Art von Q uadersteinen bedient, und da die Stadt nach einem Plane gebaut ist, so sieht man jetzt schon schöne Gtrassen, welche in wenigen Jahren vollendet seyn werden. Die Buden sind bequem und mit jedem Nothwendigen, sowohl deu Erzeugnissen dieses Landes , als entfernterer Gegenden reili'l^ch versehen. Der Markt ist grcß und im Sommer mit allen Alten von" Vegerabilien angefüllt. Die Straßen sind breit, aber wegen der klnzlicscn Entstehung der Stadt nocb una pflastert, was sie wegen ldes Staubes, bcl> trock, nem , und des Rothes bey feuchtem Wetter, sehr unangcnchm sür 'den FußsM-qer macht. — jBäume sind auf viele Weilen nicbt zu sehen , was von d<.n sc^ ad-lich'en Winoen herrühlin sol!, w>lch< z«^ ne's'n wehen und jede Pfia»;?, ioden Ban,n, zerstörn, den man nichc gegen ihre Einw-rkung skä^t. Man ftn^r jetzt an klein? Ga.ten, welche mii mu Mau« ern umhiebt, analogen, und schon sicht man Sträucher blähen, d',e fruhcchw in dieser Geg?nv ganz unbekannt waren. Odessa ist dec Sommera»ft»tt)alt ds4 polnischen Adels g worden, der sich hau-. ftg hierher b^qkbt um des Seebades zu genießen. Die öffentlichen Vergn^ungs-orte sind ganz artig: es ist ein kleines Theater vorhanden und an einem großem wird gebaut, Valle giebt es zwey oder drey Mal in der Woche u w aäe diess VcrgnuaunZen finden zahlreiche Theilneh-m:r. Die polnischen Edelleute sind sehr ' munter und die Frauen im Ganzen angenehm und schön. Des'Herzog, der mit Recht der Liebling cn.^s jeden, vom Kaiser bis zum Bettler hluad '-st, ?an erst einen Tag vor meiner Abreise an, so daß ich keino Gelegenheit finden konnte, mich ihm vorstellen zu lassen. Ich sah ihn indeß im Theater !.'nd auf dem Balle an selbigem Abend; er ist groß und schlank, aber von gut m Verhältniß, sein Gesicht hat dcn Ausdruck des Scharfsinns und sein Be-> nehmen ist einnehmend. Er scheint ungefähr 45 Iah? alt zu seyn. Der Pallast, den cr bewohnt, ist nur schr klein uno wno an Umfang und Verzierungen von manchen Häusern übertroffen, welche von Kousieuten bewohnt werden. Der Vice-Gouvcrneur der Stadt ist ein Engländer, ein gewisser General ^'obly, der frlihsr-hin Kaufmann zu Neapel war uvd fur den schönsten Mann in den beyden Gicilien gehalten wurde Die Kaufleute, welche in Odessa wohnen , stchzn in bess:rem Nuse als dle von Taqanvock; es sinden sich Leute aus allen Gegenden unter ihn:n. Es smd hier a»ch zwey englischs Hauftr; dec grö^ ßere Theil der Kausseute find indessen Deutsche und Italiener, deren Häuser sehr geachtet find und in gutem Credit stehen. Diese Kaufleute sind schr gastfrey-, ihr Hand«l ist ausgedehnt, denn .mau rech»et, daß im Iahe i^oo Gchiffs zu Odessa vcclaoen werde». Weitzen scheint der einzige Ausfuhrgegenstand zn seyn, er ist indeß bcy wettem schlechter als der von Taganrock, da er w?gen seiner Weichheit si,s> leicht erhitzt. Einige wenige andere Waaren, welcke eigentlich Erzeugnisse von Taganrock sind, werden hierher geschickt und von hieraus versandt. Die EilUuhr ist unbedeutend; einige von den Schiffen aus Itali n bringen Stücke von vercnbtitetem Marmor und die meisten maltesischen Schisse Steine von Malta als VaÜast nur, welcke sehr dem har, ten Kalk ähneln und mit henen man niedrige Häuser und Magazme baue". Die Einwohne? sind sehr gastfrey und erweisen Freundn a!l^ mögliche Ausmerk» samkeit. Da ich einigen der ersten Häuser empfohlen war, so behandelte man mich mit aüer möglichen Zuvorkommenheit und theilte mir, ohne Rückhalt, alle Nachrichten über kaufmännische Gegenstände mit, deren ich bedürfte und um de, ren willen ich diese Reift unternommen hatte. Eine besondere Gewohnheit zu Dum-mov, in der Grafschaft Essex. An dem besagten Orte war ehemals ein Klostör inl Ishre 1111 von einer vornehmen Dame gestiftet. W.'nn nun Ie< mand aus England dahin kam und auf 2 Steinen an der Kirchthür vor d^n Prior niederknietc, so kon'.ne er einen Schinken oder eine Speckseite fordern , er mM< aber vocher aus eini fei^rl che Art na hstchen-dcn Eid abschwören; „Ihr souet nach der Gewohnheit unserer Bekänntniß schwö« ren, daß :hr niemals euern Ehebund über-lrcrcn, es sei Mann oder Frau , so lange ihr verhenathet seid, weder durch Zank, Streit unI Widerstreben , oder auf eine andere Art, »vever im BcN? noch bei Tische ; daß ihr euch weder nnt Worten noch mit der That einander beeidiget, oder daß, seitdem der Priester über euch das Amen auegesprochen ihr beide gcrvünscht hakt, niemals vecheirachet zu seyn; oder daß ihr in l2 Monaten und einem Tage auf keine Weise darüber Reue em° Pfunden, sondern daß ihr euch treu geblieben und noch lieb und werth gchalten, als da ibr euch einander auf dem heiligen Cho/ die Hände gegcbcn. Wenn ihr auf diese Bedingungen ohnö'alle Furcht nach eurem eigencn" Belieben, frei schwören wollt, so sollt ihr einen Scknnkcn empfangen, »nd denselben mit Lie^e und guter Erlaubniß mitnehmen ^ — Dicftr Eid ward mit Violen» und feierlichen Singen über die Person vollbracht; darauf ftztc man ihn auf die Gaulter andevrr Männer, und so würds er um dsn Kirchhof der Priorei und nachher durch die Stadt begleitet, und in Gesellschaft allsr Mönche und Stadtleute mit frohlockendem Geschrei, und mit dem Scbinkcn vors , «n, hlruin getragen In dem Rtg'ster des Klosters hat" man 'och Z Vanmr, aber keine Frau, aufgez ichuct gefunden, die den Schinken erhaltcn. Der heilige Voi.qt bon Einzig. Au« dem Pariser Museum som,rt alles wieder al» seinen Plaz, c,:ck der sogenannte heilige Voigt von Einzig, den die Franzosen nach Par's acschlc;'pt halten. D^se natürliche Mumie wurde in tmer Seitenkapclle der Pfarrkirche zu Sir» zig, in öinem Sarg mit gläsernem Dc?el, verwahrt, und jährlich in Prozessen durch dab Städtchen getragen, welches überdieß dadurch weg(N des Kuftuffes von Fremden viele Nahrung erhiett, und ist wahrscheinlich aus den Zeiten der Röme-. oder der Franken. Vor etwa 3 80 Iahrcn wurde sie bei dem TuWeilibvechen entdeckt, wo man sie 'n einenz gr^ßln, schwcrcn , steinernen Sarge in eincr veljchüttetcll ^3l-senkannner fand. . 3>r, plulnpe S«7g war mit feiner Pfeiftn - E:de cusgegcssen; ein wohlfeiles Mittel, V^stelben.' vor Verwesung zu schürn. 3'sr Kö'rper isi völlig tmjgelrocknct, sehr leichrund treWch echaltrn, nur daß d-e Franzosen scbon im siebenjährigen Kriege ein Stuck aus der lin-ktn Schulter aetamn. Die Hant>ühlssich wle feinesHk.roan'ent an; die ?<ägcl a,uf dcn Handen scheinkn.n5cb morgenlcn!''jcher Art gefärbt zu seyn. Ue^nacns kündigt alles einen arofen schönen V,cnn von 5.0 bis 60 Jahren an. So lange er in S'N-zig war, hotte er dle Klci^ urg an , in wel« cber er gesunden nar, neni^cb ein lcngeH weisses Kleid mit weiter Oefnnra cm Hälfe und mit em^r Krause an den Dcrmeln, über wclche kupferne Ringe schlcsscn: um len Ll'b e-ren ß lnlel mit krpserncn Platin ; leinsp^ Ctrrwp^e und roth? Tuch-scl nhe n it Schleifen; um dcn Hals hing eine Ec' vm dicker, bläulicher Pellen von Glavfiuß. Merkwürdiger Jahrmarkt. Auf dem Jahrmarkt in der Stadr V?skar-.w (an d^i Molga, in- Couv'iueF n'cnt N'.schnii^on ogrcd) treffen Leute von vcrschlcdenen Natwnen zuson n cn. I) aM sieht Perser, Kalmuttn, Bucharcn, ^.r^ menier, Tataren )c., und sehr interessant i t es, wie mehrere von'diesen, ohne ein Wn't russisch zu verstehen, mit den Ru sen Handelsgeschäfte treiben. Sie t ^ten nemlich, ein gewöhnliches R?chen-b ctt mit knöchernen aufDrath gerechcten Kugelchen bei sich habend , in den Laden, zeigen auf die Waare oder S ichen, die si; haben wollen, legen dann alles auf d^e Seite, un) geben dem Lade^herrn ihr Rechenbrett, um ihnen den Preis fur alle bei Seite gelegte Waaren aufdemselben anzuzeigen ; daucht es dem Käufer zu viel, so zeigt dieser lezters auf dem Rechenbrett an , wie viel er davon abzuziehen fur angemessen hält, und so win ech-tzten Tone bemerkte: „Jude ! vergesst er nichc, daß mein Mann ver-heirathet ist!" '— Madame ! Ich wsiß es wohl, war die Antwort des Israeli-ten, aber der Herr Gemahl scheint es vergessen zu haben. E'm Unbekannter schlich sich aus dem Wirthshause fort, ohne die Zeche bezahlt zu haben. Der Wirth bemerkte es , verfolgte ihn; und rief Jemand auf der Strasse zu, denselben fest zu halten. Als der Entgegenkommende den Flüchtling packen wollte, trat er den unberufenen Hulfsvollstrecker, welcher seit Hurzsm erst vom Podagra besucht wurde, so unsanft auf den Fuß, daß dieser in ein verzweiflungsvolles Schreien und Wehklagen aus-brach , wodurch der Abencheurer Zeit gewann, sich durch Flucht zu retten. Den Herbeieilenden, welche sich des Vorfalls wegen bei ihm erkundigten, erzählte er im Voruberlaufsn, daß jener Mann , der so geschrien, mit der Zeche durchgegangen , und vom Wirth ertappt worden sei, weßwegen er eine Tracht Schlage erhalten tzabe. Auflösung. des in Nco. ig. enthaltenen Logogryptzs Schmerz. Scherz.