Laibacher Zeitung. ^ O^. Dinstag am 2». Mai FS4». cl>ie Laibacher ^eituna" »rsch">-t wö l tnllich 2 Mal: D'nstaq, Donnerstag und Samftaa. u>,5 kostet scimmt dem «Illyrifche» Blalt<" ,m Eomptvir g inzjähliq 9 fl.. halb-iU> ,a 4 si 3a tr fül d e ZustelllNlg nlsHau^ sin? jährlich ^sa tr. mehr ^u entricht,». Du»ch die f. k. Post unter Couver» mil qec»ruckierAdresse poriofrei ganzjährig », ft hilviähria 6 ss liM — I>'sert,o»s^et'ül)c fül- e Spallenzeile oder den Ncnl^, delselbc», für einmalige Einschaltung 2 kr-, fur eioe zweimalig, 4 lr.. für ene cre,m'a!,.,e 5 kr.' EM-' I»le.ate bis ^ijeUe.^ : fi. ft>r^2 Mal. Herzogthum Kraln Telegraphische Depesche von Sr Excellenz dem Herrn Gouverneur in Trieft Grafen Gyulay, an dcn Herrn Kriegsminister und die Sanderchefs in Laibach und Gratz dcn 28. Mal 1849 6 Uhr 40 Minuten Früh: ^eldmarschall l Lieutenant Thurn be, richtet auS Vtestre vom 2 7. d. M. Friih «V« Uhr. Das Fort Mal„hiera wnrde vom Feinde verlassen, «nd ist von unsern Truppen besetzt Laibach, am HH. Mai. Der k. k. Herr Landrath von Scheuchen -stuel hat dem hiesigen Transport - Sammelhaus Kommando eine Kiste mit vierzehn Leintüchern fünf Gattien, dann mit Charpie und Verband-stücken, welche ein patriotischer Frauen - Verein für die k. k. Armee gewidmet, zur Absendung an ihre Bestimmung übergeben. Das hohe illyr. mneröster-reichische General-Commando, welchem hierüber die Anzeige erstattet wurde, spricht für diese cdel-müthige Gabe den verbindlichsten Dank aus. H. K. Militär-Ober-Commando zu Laibach den 25. Mai 1849. Politische Nachrichten W i e n. Den 25. Mai. Heute Morgens um 5'^ Uhr sind Majestät der Kaiser, in Begleitung des k. k. Hrn. G. M. Grafen von Grünne, aus Warschau über Dlmütz hier angekommen. Se. Durchlaucht, der Hr. Ministerpräsident Fürst von Schwarzenberg und dicHerren Flügeladjutanten Sr. Majestät waren Allerhöchstdenselben vorausgeeilt und schon gestern mit dem letzten Zuge in Wien eingetroffen. Oesterrcichischcs Mltellland. *) Trieft, 2!. Mai. Gestern Nachmittags liefen die englische Kriegsbrigg »Frolic« und der neapolitanische Kriegsdampfer „Antilope," erstere von Venedig, letzterer von Manfredonia kommend, in unserm Hafen ein. Beide salutirten mit den üblichen 21 Kanonenschüssen, welche vom Castcll aus erwiedert wurden. Am Bord der »Antilope" befand sich ein k. k. Courier »wt Depeschen aus Neapel. Heute Morgens folgte gleichfalls, von Ancona kommend, der franzosische Kriegsdampfer »Pluto«. *) Pingue nte, 19. Mai. Eine neue und un erwartete Hilfsquelle ist in diesem Bezirke, insbesondere für die verarmten Bewohner der Gemeinde Pinquente, durch die Aussindung eines, gute Ausbeute versprechenden Steinkohlenlagers in Aussicht aestellt Bereits vor drei Jahren hatte die k. k. priv adriatische Gesellschaft an dem Puncte Vcla-Pech nächst Pmguente den Bau eines Probestollens auf Steinkohlen, jedoch ohne Erfolg unternommen. Nunmehr entschloß sich die benannte Gesellschaft, einen neuerlichen Versuch zu wagen und es ward m der Nähe jenes erfolglosen Stollenbaucs eine Schürfung vorgenommen, welche schon nach wenigen Tagen fortgesetzter Sprengarbeit und in gerin- ger Tiefe ein Steinkohlenlager von der Mächtig-' kcit von 33 Zollen reiner und guter Kohle aufdeckte. Ein regelmäßiger Bergbau, welcher nunmehr in Angriff genommen werden soll, verspricht das beste Resultat für die Unternehmung sowohl, wie für die armen Bezirks - Insassen. ") Duino, 19. Mai. Die zur Transportirung nach Amerika bestimmten und Behufs ihrer Weiterbeförderung zur See schon vor einigen Tagen in Monfalcone angelangten polnischen Emigranten, deren Zahl mit l88 angegeben ist, wurden im Laufe des gestrigen Tages von Sistiana aus auf dem österreichischen Kauffarthei - Schiffe »Gianmat. tcs" eingeschifft und stachen, ihrer Bestimmung zu-segelnd, heute um fünf Uhr Morgens in die See. *) Bairuth, 4. Mai. Auf den Wunsch des Gouverneurs von Bairuth, Vanik Pascha, und mit Zustimmung des dortigen k. k. General - Consulates , hat der Dampfer des österreichischen Lloyd, »Stambul« , Capitän Demattci, am 1. Mai l. I. einen mit Galeerensträflingen besetzten griechischen Schooner verfolgt, und dadurch nicht nur der türkischen Regierung, sondern der öffentlichen Sicherheit überhaupt einen allgemein anerkannten Dienst grlcistct. Der fragliche Schooner wurde zwar nicht aufgebracht, da die Strafiiirge das Schiff ohne Zweifel in den Grund gebohrt, und sich selbst in das Innere von Syrien geflüchtet haben mögen: allein dennoch hat der Pascha, qus Dankbarkeit für diese Expedition, den Netrag von 1500 Pia-stern dem k. k. General-Consulate zur Vcrtheilung an die Schisssmannschaft übersendet. C r 0 n t i e n. Der »Nepredak« veröffentlicht folgende Proklamation Sr. Excellenz des Ban an die Serben: Brüder! Serben! Unsere Nation hat sich hel-denmüthig für ihre Freiheit und die Erhaltung des österreichischen Thrones erhoben. Ihr Bewohner der Vojvodovina lenktet den staunenden Blick Europa's auf euch und eure Brüder. Die Croaten und Sla-vonicr erwiederten durch ein blutiges Echo eure an den Tag gelegten Drangsale mit dem Angriff des Feindes zu Iarak, Arad, Scrbobran und an anderen Wahlstätten eures Ruhmes. Die Sonne lächelte uns an? — unser Nhum sing zu wachsen an, aber das Kriegsglück ist unstät und veränderlich, bis am Ende doch die Gerechtigkeit und Heiligkeit unserer Sache siegt. Am Felde, das mit dem Blute unserer Helden getränkt ist, werden die Keime unserer Freiheit und unseres Glückes aufblühen. Serben, Brüder! Lasset nicht ab von eurem Muthe, spiegelt euch an den Thaten eurer Voraltern und bedenket, daß große Dinge große Opfer erfordern. Jetzt bin ich näher bei euch, und meine Armee wird sich mit Gottes Hilfe mit der eurigen vereinigen. Ich, stets meinem Kaiser und König treu, stand immer bei meinem Volke, erglüht für dessen Rettung und Wohl, wofür ich, stünde es mir zu Gebote, hundert Mal mein Leben opfern wollte. Unseren heiligen Wunsch möge nur unsere gegenseitige Eintracht stärken und unterstützen. Brüder! Serben! In Kürze wollen wir, die wir bis jetzt nur im Geiste vereint waren, neben einander am Schlachtfelde für König und Freiheit stehen. Diese Vereinbarung möge der Anfang der unumstößlichen Eintracht und Brüderlichkeit der verbündeten Söhne Einer Mutter: Unftr^r Slava, seyn. Lasset uns auf die Gerechtigkeit Gottes und unser Heldenglück hoffen. Gott erhalte unsern Kaiser und König, Franz Joseph, und unsere ganze getreue Nation. Esscgg, am 15. Mai. Iellaöiö, Ban m. s». Se. Excellenz der Ban, Hochwelcher am 22. d. nach Vukovar abreiste, hat nachstehenden Aufruf erlassen : Soldaten! Se. Majestät, unser allergnadigster Kaiser und König, hat die Bildung einer Südarmee, welche aus dem früher bestandenen l. Armeecorps, dann den serbisch syrmischen und Banater Truppen zusammengesetzt wird, anzuordnen und mir den Oberbefehl über diese Heere mit unbedingter Vollmacht zu übertragen geruht. Stolz auf dieses lhrende Vertrauen meines erhabenen Monarchen, werde ich es mir z-ur heiligsten Pflicht machen, demselben zu entsprechen und rechne hicbei mit voller Zuversicht auf die hingebenste Mit wirkung jedes Einzelnen von Euch. Soldaten! Ihr seyd die nämlichen, deren Tapferkeit der Feind gar oft schon, kennen und fürchtrn gelernt hat; Ihr seyd die nämlichen , die ihr ihn bei Schwechat, Paren-dorf, Wieselburg und Altenburg, bei Raab, Moor, Mediasch, Stolzenburg, SzentTomasch, Pan/oVa, Verschec, Melence fliehen saht. Nach der Besitznahme der Hauptstadt des Königreichs Ungarn waren bald alle obern Comitate des ganzen Landes bis an die Theiß und Maros in den Händen der k. k. Truppen. Siebenbürgen war vom Feinde gereinigt, die treulosen Szetler hatten sich unterworfen. Da glaubte man sich der Hoffnung hingeben zu können, daß die Rebellen zur Pflicht zurückkehren und dem Lande der Friede gegeben werden könne. Aber eitel war die Hoffnung — der Auswurf der Menschheit, der unter dem trügerischen Vor wände der Freiheit für Alle nur zügellose Willtür, für sick allein nur i!ösung aller heiligen Bande, die dcn Menschen an den Menschen knüpfen, anstrebt, wählte dieses herrliche Land zu seinem Sammelplätze verführte einen Theil des so wackern magyarischen Volkes zum Abfall und Treubruch und brachte über unser gemeinschaftliches Vaterland die Gräuel des unnatürlichsten Bürgerkrieges. — Erlaßt mir es das zu schildern, was wir alle selbst erlebt! In der Treue und Tapferkeit des Heeres liegt die Bürgschaft des Sieges und des wiederkehrenden Friedens. Soldaten! Vorwärts sey unser Losungswort — noch eine Anstrengung, noch ein kräftiger Druck und die Rebellion liegt zertrümm rt zu unsern Füßen — von Eurer Tapferkeit, von Eurer Disciplin erwarte ich den Sieg. Euren Thaten werbe ich mit stolzer Freude Anerkennung zollen, die Verletzung der zweiten mit unerditterlicher Strenge ahnden: Tapferkeit ist der Stahl, Gehorsam das Gold eines Heeres; Tapferkeit ist glänzend, Gehorsam unentbehrlich; Tapferkeit erwarte, Gehorsam fordere ich. 31« Soldaten! unser Kaiser ist an der Spitze seiner Heere, seiner kräftigen Hand sehen wir mit Freude und Zuversicht das Wohl und die Ehre der Armee anvertraut; feine Jugend ist uns die Herr. lichste Bürgschaft stir's Vorwärts. Vorwärts also, im Namen unsers herrlichen Kaisers! Vorwärts im Namen der gerechten Sache! Vorwärts im Namen unsers schwer heimgesuchten theueren Gesammt-Vaterlandes! - Essegg, am !8. Mai 1849. Iellaöiö, F. Z. M. und Van. Agram. Der »VisiiMil^" vom 20. Mai bringt als »Neuestes« folgenden Kriegsbericht des Generals Kniöanin: Seit vorgestern häufen sich die magyarischen Truppen um unsere Positionen; von E^ka, Klein-Arad, Elemir und /abalj (Iosefsdorf im <^aik. Dist.) ziehen ihnen Verstärkungen zu; ihre Hauptmacht befindet sich in /adalj, wo Perczcl vorgestern eintraf und sich einquartierte. Gestern haben unsere Reiter die ganze Nacht hindurch pa-trouillirt. Zwei magyarische Cavallcrie-Escadronen sind gestern Früh nach Gjurgjevo gekommen, wohin sie auch einige Kanonen brachten; eine dieser Escadronen schlug die Richtung gegen Vilovo ein, um zu recognosciren. Ich schickte eine Truppenabtheilung mit 4 Kanonen ab und gab ihr den Befehl, der feindlichen Escadron in den Rücken zu fallen, welche aber unsere Absicht merkte, sich zurückzog und mit der andern Escadron vereinigte. Als die Unsrigen dieß sahen, traten sie den Rückzug in die Schanzen an, bei welcher Gelegenheit die Magyaren 3 Geschütze auf die Unsrigen abfeuerten und dann nach Xavalj zurückkehrten. Etwas später kam es gegenüber von Kamen, jenseits der Theiß im Banate, zu einem Zusammenstoße zwischen unsern Vorposten und den Magyaren. Auf dicscn Ort mar-schirten 3 feindliche Colonncn aus^Elemir und Klcin-Arad. Die Nnsrigen haben, nachdem ich einige Geschütze auf die Magyaren abfeuern ließ, den Feind zurückgeschlagen, sein Lager in Brand gesteckt und ihm einen gebratenen Ochsen abgenommen, von wcl-chem unsere Krieger das Fleisch auf den Bajonneten brachten. — Gestern sind die Magyaren auch aus Perlez abgezogen, angeblich um nach B^kerck zu marschiren und diese Stadt gegen mich zu vertheidigen; glaubwürdige Berichte melden aber, daß auch diese feindliche Truppenabtheilung den Marsch nach dem Banate nahm, um sich dort mit Perczel zu vereinigen. In Perlez ließ der Feind eine Compagnie In-fanterie, 3 Kanonen und 40 Mann Kavallerie zurück. — Flüchtlinge aus Peterwardrin, die heute Nachts die Festung verlassen haben, berichten, daß die Magyaren in Pcterwaidcin und Neusatz eine unbedeutende Besatzung zurückgelassen haben und mit ihrer ganzen Macht abgezogen seyen, um zu Per^ czel zu stoßen und derart mit vereinigten Kräften den noch in unseren Händen befindlichen Theil das l'aikistenbataillon anzugreifen. Bei einem allenfallsi-gen Angriffe Seitens der Magyaren wird es ein fürchterliches Blutbad absetzen, mit welchem Erfolge — steht dahin. — Perczel hat gestern eine Depletion nach /abalj geschickt, um die Bewohner zur Rückkehr aufzufordern, weil sonst der Ort den Flammen preisgegeben und die dortigen Serben in die Gefangenschaft abgeführt werden würden. Die Bewohner haben nicht den Muth zurückzukehren; was mlt dem Orte geschehen werde, weiß ich nicht. Moäorin den ?. Mai ,849. Kniöanin m. z,., G. M. Al n g a r n. Scmlin, den 16. Mai. Die Gefahr, welche unserer Stadt vor einigen Tagen drohte, ist verschwunden. Perczcl scheint es nicht mehr zu gelüsten, auf Semlin und überhaupt auf Syrmien eine Diversion zu versuchen. Vor zwei Tagen rückten hier zwei Bataillons von Erzh. beider Sicilien mit zwei Grenadier-Divisionen cin. Die Jäger pa-trouilliren auf der Kriegsinsel und den Anhöhen von Semlin, den Wachdienst versieht die reguläre Mannschaft. Die Kanonen sind in dem hiesigen Contumazlocale untergebracht. Der Pascha von Belgrad hält sich auch schlagfertig, um unsern Feind gehörig zu empfangen. Syrmien ist außer den Frei-schaarcn mit regulären Truppen, theils Cavalleric, theils Infanterie überfüllt. Oberst Puffer hat sein Hauptquartier in Neu-Karlovitz (Sassa) aufgeschlagen. Der Nationalgeneral Kni^janin steht noch immer im ^'aikistcn-Bataillon. Privatnachrichtcn zu Folge, sollen die Russen bereits am 14. im unteren Banate eingerückt seyn. Außer der starken Truppcn-macht des Obersten Mamula bei Kamenic sind zwei tapfere Bataillons bewaffneter Kikindaer-Districts-bewohner in Kürlovitz angekommen. Die eben aufgezählte Hcercsmacht ist im Stande, nicht nur dem Feinde Widerstand zu leisten, sondern auch mit Erfolg die Offensive zu ergreifen. Auf bie erhaltene Nachricht dieser großartigen Kriegsvorbcrcitung sollen die übermüthigen Magyaren sich zur Retirade anschicken. Aus Pcterwardcin führen sie alle Uten-silicn weg. Privatnachrichten zufolge sind 60.000 Russen in vier Abtheilungen in Siebenbürgen eingerückt. — Der militärische Vezirkscommandant, General Mayer-hofer ist in Begleitung des Stratimirovic gestern mit dem Dampsboote Sr. Exc. dem Banus entgegen gegangen. Dieser Held des Tages, und Erretter der Nationalitäten vor magyarischem Ueber-muth, wird von der hiesigen Einwohnerschaft mit Sehnsucht erwartet. (Lloyd.) Preß b urg, 23. Mai. Aus Fr.istadtl wird uns aus sicherer O.uclle berichtet, daß es dem dort ope-rirenVen Corps der k. k. Truppen nach starkem und anhaltendem Feuern gelungen ist, die Ungarn aus diesem Orte zu vertreiben, den sie kurze Zeit inne hatten; die von ihnen abgebrannte Brücke wurde von dcm Pontonier-Corps wieder in portableu Zustand gesetzt, so daß die k. k Truppen ihren Einzug in Frcistadtl ungehindert hielten. InWieselburg ist es ruhig; aus dem Trentschiner Comitatc fehlen bis jctzt neue und glaubwürdige Berichte. Aus der Schütt wird gemeldet, daß es da bald zu einem bedeutenden Treffen kommen wird. Die Zahl der in der Schütt befindlichen Insurgententruppen wird mehrseitig auf nicht höher als 3200 Mann. angegeben, und die Zahl der in dortiger Gegend concentrirten k. k. Truppen beläuft sich, durch neue Zuzüge verstärkt, auf 30.000 Mann. Die Ungarn haben in Nyaros die herrschaftliche Amts-casse und in Böö's (in der Schütt) bedeutende Mehl-und Fruchtvorräthc mitgenommen. Durch die kleine Schütt zicht sich eine unabsehbare Masse anmar-schirender k. k. Truppen, deren Vorposten bereits in Mcgyer, einem Orte zwei Stunden herwärts von Komorn, stehen; ein anderes großes Armce-corps mit vielem Geschütz zieht gegen Neuhäusel und Hochstraß hin, und die mitgeführten Brücken werden zu einer spättrn Verbindung mit dcm erstem Corps dienen; beide Truppenkörper bewegen sich in paralleler Richtung rasch vorwärts. Von der ungarischen Besatzung Raab's ist cin Theil schon abwärts gezogen. Gestern ist Feldmarschall- icute-nant und Corpscommandant v. Haynau aus Italien in unserer Stadt angekommen und im Baron Dic-trich'fchcn Palais abgestiegen. In dcm zwei Stunden von hier entfernten Ratzcrsdorf, so auch in der hiesigen Vorstadt Blumenthal, die meist von der arbeitenden Classe bewohnt ist, zeigt sich die Cholera in nicht unbedeutendem Grade; es sterben täglich acht bis neun Personen. Auch in dcm hiesigen Milltärspitalc zeigt sich diese Seuche. Im Schloß sind wieder eine ganze Zwölfpfün-der- und eine Raketen-Batterie aufgestellt worden Heute ist ein gut organisirtcs slavisches Freicorps über Oedenburg angekommen, und in einer Vorstadt einquartiert worden. Der zweite Vicegespan des Preßburger Co-mitats, von Pettöz, der, wie bekannt, bei dem letzten Treffen in der Schütt sich verrätherisch betrug, ist gesanglich eingebracht und nach genauer Untersuchung als dcs Hochvcrraths schuldig, zum Tode durch den Strang uerurtheilt worden. Das Urtheil wird morgen durch Pulver und Blei vollzogen. (Noyd.) Hradisch, 22. Mai. Man glaubt, daß vor dem 24. oder 25. von Seite der Russen, die vor-dcrhand das zweite Tressen zu bilden scheinen, keine Offensiubewegung unternommen werden dürste. Die russische Cavallerie wird noch erwartet. Der weite Marsch, die Bivouaks in feuchter kalter Nacht, und der Wechsel dcs Klima hat auch unter den Russen schon seine Opfer gefordert; ein Soldat ist bereits in Hradisch gestorben, mehrere sind erkrankt. Fürst Lichtenstcin soll die beiden Schlösser in Ostrau und Lundenburg zu Militärspitälern bestimmt, und auch Graf Chorinsky sein Schloß in Wesselly zu gleichem Zwecke dargeboten haben. Die Agiotage hat sich nun auch der russischen Rubel bemächtigt, leider bcgcqncn wir wieder hier namentlich Juden, welche sich beim Geldwechölungsgcschäft in Hradisch Schmutzereicn erlaubt haben. Welcher Art ihre Gebarung war, geht daraus hervor, daß auf Verlangen der Russen sich kein Jude länger als 12 Stunden in Hradisch aufhalten darf, und Schlag 6 Uhr Abends alle Juden die Stadt täglich räumen müssen. Drei dergleichen Wechsler wurden vcr-. haftet, und der Cameralrath Ritter von Neuwall (ehemal. Neichstagsabgcordneter) dann der Brünner Großhändler Ritter von Herring eigens dazu bestimmt, während der Anwesenheit der russischen Truppen in Hradisch das Geldwechsclqeschäft zu überwach n. Das Agio der Silberrubel betrug am 19. Mai schon 8 kr. C. M. (Presse.) Semlin, 19. Mai. Dcr militärische Bezirkst Commandant, General Mayerhosscr, ist vorgestern, von Stratimorovich begleitet, von hier nach Essegq gegangen, um daselbst Sr. Excellenz, dcm B^nuZ, die Aufwaitlmg zu machen. Letzterer sott gestern, nachdem er zur Vermehrung dcs Geschützes bei Illok und Kamenicze vierzehn Kanonen von großem Kaliber vorausgeschickt hatte, in Karlovitz eingetroffen seyn, und wird hier erwartet. — Um die Serben neuerdings zum Kampfe a/gen den Feind aufzumuntern, hat er einen Aufruf in serbischer Sprache an dieselben ergehen lassen, welcher in den, Herzen aller Serben den lebhaftesten Widerhall fand. — Alle sind für den Kaiser und den Ban begeistert und greifen zu den Waffen. Die Truppen gehen massenhaft bei Surduk über die Donau nach dcm Banat. Vorgestern mar schirren 4000 Mann von der Armee des Banus dahin. KnlV'janin soll, von diesen Truppen unterstützt, dem Feinde Perlaß entrissen haben.,— Gestern langten hier vier Kanonen, von vierzig Ban-derialHusarcn begleitet, an und wurden heute mit dem Dampsboote nach Slankamcnt gesendet. General Maycrhosser ist heute von Essegg wieder hier eingetroffen. — General Mamula operirt mit unverdrossener Thätigkeit gegen Petcrwardein, ohne sich durch das Fcucr von dieser Festung in der Aushebung der Schanzen stören zu lassen. — Perczel weilt noch immer in Pancsova und sucht fortwährend durch prahlerische Versprechungen die Pancso-vaer und andere Banaler Bewohner zur Rückkehr zu bewegen; seine Worte sind jedoch bei den Serben vergebens. Er ist bemüht, seine Truppen durch Rckrutirung zu vermehren und dcn im Banat einrückenden Russen kräftigen Widerstand zu leisten. Er wird sich aber überzeugen, von welchem Geiste die Serben und die Banustruppen beseelt sind und sich in seinen Berechnungen irren. Lombard. Veuotmmlchco SSmgrcich. Berg a mo, 12. Mai. Gegenüber dem Geiste des Aufruhrs, welcher sich im März l. I. in den Provinzen Bergamo und Brescia kundgab, haben sich die Gemeinden des Sesiathalcs, Bondoina, i!iz-zola und Fiumcncro wirklich durch die friedlichsten und ehrenhaftesten Gesinnungen ausgezeichnet. Als nämlich die Insurgenten damals Miene machten, At? die zur Prüfung dcr in Bondionc befindlichen Artillerie-Laboratorien ernannte k. k. Militär-Commission anzugreifen und gefangen zu nehmen, wurde ihnen von Seiten der gedachten Gemeinden bedeutet, daß sie bei einem folchen Versuche zur Vertheidigung der bedrohten Soldaten Sturm läuten und zu den Waffen greifen würden, indem sie gleichzeitig zur Sicherheit des kaiserl. Militärs Civilwachen vor dessen Wohnungen aufstellten. — Sc. Excellenz der Feldmarschall Graf Nadctzky, hiervon unterrichtet , ordnete nun den Hauptmann des Regiments Piret, Grafen Hartig, dahin ab, um im Namen des Hrn. Oberbefehlshabers den Pfarrern und übrigen Vorständen der erwähnten Gemeinden für die bei jenem Anlasse an den Tag gelegte loyale Gesinnung seinen Dank und seine Zufriedenheit zu bezeigen. D a l m nti e n. Cattaro, den 14. Mai. Am 12. l. M. kam von Ecttigne, Giorgio Pctrovich Gncgust, Geschwisterkind des Vladika von Montenegro, hier an. Er begab sich nach Eatraro, wo er übrigens sehr selten zu erscheinen pflegt, zum Theil in Privatangelegenheiten , theils aber auch, um den Kreishauptmann Ritter von Ivacich zu bewillkommnen und ihm neue Grüße von Seite des Vladika, dann die Versiehe-rungeii des festen Entschlusses desselben zu überbringen , die freundnachbarlichen Beziehungen mit diesem Kreise zu erhalten. Vor einigen Tagen tauchte in Eattaro das Gerücht auf, daß ein Bewohner von Krimovizze in Zuppa seinen eigenen Schwager mit Verletzung der ihm gewährten Gastfreundschaft meuchlings ermordet habe. Die über ein so schweres Verbrechen entsetzten Bauern versammelten sich sosort, über Zustimmung einiger Ortsältesten, in der Absicht, das Haus des vermuthlichen Mörders, welcher jedoch die Flucht ergriffen haben soll, der Erde gleich zu machen, und ihi, nnt rinrr großen Geldstrafe zu belcgl'N. Indessen beschränkten sie sich darauf, mit Stcinwürfen das Ziegeldach jenes Hauses einzuschlagen, wornach es scheint, daß ihre Absicht keine andere gewesen sey, als einen heilsamen Schrecken vor andern Missethaten einzustoßen. Jedenfalls ist zu hoffen, daß ähnliche Scenen von Voltsjustiz nicht weitcrs Statt sindcn, und daß es der entsprechenden Einwirkung der Behörden und Geistlichkeit gelingen möge, in den Land- und Gcbirgsgemcindcn des Kreises die Kraft der Gesetze und die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. P a r m a Die „Gazzetta di Parma« vom 14. Mai meldet: Gestern Nachmittags verkündete Kanonendonner die Ankunft Sr. königl. Hoheit, unseres erhabenen Souveräns. Graf Eaimi, Syndicus der Stadt, erwartete in Begleitung zweier Stadtältcsten Se. königl. Hoheit bei Crocetta, wo er dem Landcsfürstcn die Schlüssel der Stadt überreichte. V a l i ; i e n. Lemb erg, li>. Mai. Der General der Infanterie, Ezeodacff, hat an das 4. Armeecorps am 23. April 1819 in Dubno folgenden Tagesbefehl erlassen-. »Der wahnsinnige Haufe schlecht denkender Menschen hat Anfangs durch geheimes Aufwühlen der Unerfahrenen, und zuletzt durch schlaue Ucber-listung in einigen Staaten den öffentlichen Aufstand Leichtsinniger und Leichtfertiger, gegen die Regierungen bewaffnet, und diese Irregeleiteten haben in ihrer Blindheit Nationalunglück herbeigeführt. Unter der milden und wohlthätigen Regierung war die österreichische Monarchie für ihre Nationen eine ruhige Zufluchtsstätte der Wohlhabenheit, der Ordnung und des Glückes. Allein im Laufe der Völker-Revolutionen brach aucd über diesen uns befreundeten glücklichen Staat eine schwere Prüfungszeit herein. I" Folge dcs freundschaftlichen Hilferufes von Seite Oesterreichs hat unser allergnädigster Kaiser in seiner Großherzigkeit zur Erhaltung der Ruhe in Galizien allerhöchst zu befehlen geruhet, in dasselbe mit dem mir anvertrauten Kriegshecre vorzurücken. Seine Erlaucht, dcr Ooercommandirendc der Armee hat in seiner unermüdlichen Sorge alle nothwendigen Anstalten getroffen, um uns gegen jedwede Noth sicher zu stellen. Gott segnet unser gutes Wirken. Vorwärts, Brüder, zur That der Ehre, zur That des Ruhmes ! Ich befehle euch, die Ordnung und Disciplin, welche euch immer beseelten, zu wahren. Mit den ruhigen Bürgern geht sanft und freundlich um, damit wir bei unserer Heimkehr mit reinem Gewissen sagen tonnen: Wir haben heilig uilsere Be. stimmung erfüllt, wir halsen den Nachbarn, und gewanneil uns Achtung und Freundschaft in fremden Landen. Sollen Bajonnet und Schwert gebraucht werden , dann werden die Anführer euch anweisen, dieselben zum Ruhme unseres Monarchen und Vaterlandes zu gebrauchen, und ihr werdet einstimmig »Hurrah!" rufen." Deut s ch l a n d Die „Ost-D.Post" enthält folgenden Bericht ans Frankfurt v. 19. d.M. Ich theile Ihnen das Resultat der Abstimmung dcr Nationalversammlung in ihrer heutigen Sitzung mit: Der Antrag von Biedermann und Eonsorten wurde, nachocm die von demselben zur Abstimmung gebrachten Anträge abgeworfen worden waren , in der von der Minorität des Dreißiger-Ausschusses (Wclcker, Ekert, Wurm, Kieruls) vorgeschlagenen Fassung (Wcglassung dcs Punctes Vli., wonach dem Herrn v. Gagcrn bis zum Regierungsantritt des RcichsstatthaUers die verantwortllche Regentschaft selbstständig übnjr^g^'N werden soll) bei namentlicher Abstimmung Mlt 126 gegen l16 Gtimmcn angclwmml'n. Die vmke stimmte sür den Antrag. Der Blschluß lautet: Die verfassungsgebcnde Reichsvcrsammlung: In Anbetracht der gefährlichen Lage des Vaterlandes und der dringenden Nothwendigkeit, alsbald einen festen, verfassungsmäßigen Zustand für Deutschland herbeizuführen. In Erwägung, daß eine kräftige Durchführung der beschlossenen Reichsverfassung erst dann möglich wird, wenn dieselbe in allen ihren Theilen vollendet, insbesondere sür Ausübung der Be. fugnisse des Reichsobcrhauptes Fürsorge gctrof-scn ist. ! In Erwägung, daß eine starke, selbstständige Regicmngsgewalt bei den täglich drohender werdenden Ereignissen nicht länger entbehrt werden kann, zur Zeit aber schon viele Tage hindurch nicht einmal ein Ministerium mit voller Verantwortlichkeit dasteht: beschließt auf Grundlage und zur Ergänzung ihrer Beschlüsse vom 4. Mai: l. Die Versammlung wählt sofort — wo möglich aus der Reihe der regierenden Fürsten — einen Reichsstatthalter, welcher bis zu dem im Beschlusse vom 4. Mai (Nr. 5 und 6) vorgesehenen Zeitpuncte die Rechte und Pflichten des Rrichsober-hauptes — nach Abschnitt l!l. der Reichsverfassung — ausübt. II. Dcr Rcichsstatthaltcr leistet den in §. 190 dcr Verfassung vorgeschriebenen Eid auf die Reichs-vcrfassung vor der vcrfassungsgebenden Reichsvcrsammlung , und tritt dann die Regierung an. III. Der Reichsstatthalter hat sofort nach Antritt dcr Negierung wegen Leistung des in den M 191 und 194 vorgeschriebenen Eides der Neichs-bcamtcn und der Angchörigen dcr Einzclstaaten auf die Rcichsverfassung das Nöthige zu verfügen. IV. Er hat ferner wrgcn Vollziehung der Wahlen zum ersten Reichstage und Berufung des Reichstages, in Gemäßhe!t der Beschlüsse vom 4. Mai (Nr. 2 und 3) Vorkehrung zu treffen. V. Sollten der in Nr. 5 und « der Beschlüsse vom 4. Mai vorgesehenen Ucbertragung der Oder-hauptswürdc auf den Monarchen des größten oder eines der nächstgrößten Staaten Deutschlands nicht zu beseitigende Hindernisse im Wege stehen, so sührt der gewählte Reichsstatthalter sein Amt auch nach dem Zusammentritt des Reichstages fort, und es hat sodann Letzterer wegen Ausführung des F. 69 dcr Verfassung die nöthigen Bestimmungen zu treffen. VI. Mit dem Vollzug dieses Beschlusses, als wodurch das Verfassungswerk für Deutschland in Ausführung gebracht wird, hört, gemäß dem Gesetze vom 28. Juni 1848, §. 15, die Thätigkeit der provisorischen Eentralgewalt auf, und es gehen deren Befugnisse in dem erweiterten Umfange, wie solches der Abschnitt »die Reichsgewalt« bestimmt, auf dcn Reichsstatthalter übc'r. Bei einfacher Abstimmung hat die Nationalversammlung ferner beschlossen auf Reden's Antrag : (Die Linke stimmte dafür.) 1) zu erklären, daß sie jedem Angrisse gegen die verfassungsmäßigen Regierungen derjenigen Staaten, welche die Neichsverfassung anerkannt haben, ihrerseits entgegentreten wird; 2) die verfassungsgetreucn Negierungen aufzu fordern, sofort, in Uebereinstimmung mit der (5cn-tralleitung durch planmäßiges Zusammenwirken, die zur Durchführung der Verfassung und Aufrechthaltung der gesetzlichen Ordnung erforderlichen Maßregeln zu treffen. Endlich wird noch auf dieselbe Weife der nachstehende, höchst wichtige Antrag von Uhland angenommen : „Sollte der Rcichsoerwescr, nach Androhung des Reichsministeriums, versuchen, seine Gewalt in andere Hände als die der Nationalversammlung niederzulegen, so erklärt die National Versammlung d^esc Uebertragung für nichtig, ungesetzlich und unverbindlich.« Frankfurt, 21. Mai. Die Räume der Pauls-tirche sind viel zu weit sür die Versammlung geworden, welche, ein Schatten von der was sie war, fruchtlos gegen ihr Verlöschen kämpft. Abgeordnete erscheinen nur noch deßhalb, um Abschied von ihren Freunden zu nehmen. Das Abbcrusungsschreiben der sächsischen Abgeordneten wud vorgetragen. Vice-präsident Eisenstuck erklärt im Namen von 10 säch sischeu Deputirten (darunter Biedermann), daß sie sich weder für berechtigt, noch verpflichtet hielten, dieser Abberufung, welche materiell auf einer königl. preußischen Verordnung beruhe, zu gehorchen. Der Austritt von I I Abgeordneten, unter ihnen Basscrmann, v. Boddicn, Sepp, wird angezeigt und darauf die gemeinsame Austritts-Erklärung vo>, mehr als 60 Mitgliedern des Easinoclubbs, Dahl-mann an der Spitze, weiter H. v. Gagern, Arndt, v. Saucken, Beseler, Brieglcb, Plathner, Stedt-mann, Sylv. Jordan, Mathy, Simson, Waitz. Frankfurt, 21. Mai. Der Reichsvcrweser hat unttr dem heutigen Tage den grosiherzoglich hessi schcn General-Lieutenant Fürsten August von Sayn-Wittgenstein-Berlcburg zum Rcichskriegsminister, und den königl. preuß. General-Lieutenant von Peuckcr zum Obcrcommandanten der am Main und bis zum Neckar concentrirten, resp. noch aufzustel-lenden Neichstruppen ernannt, und diesem die Commandanten der in Frankfurt gärn sonirenden Truppen, General v. Bechthold, und des an der badischen Gränze aufgestellten Eorps, General v. Schaffer, untergeordnet. Oberst Fischer hat täglich Eon-fercnzen mit den Reichsministcrn. Preußen. Halle, 20. Mai. Wir hatten gestern Abend einen Straßcnkrawall. Ein Offmer von dcr Linie hatte einen Landwehrmarm arretiren lassen, weil er ihm nicht die vorschriftsmäßigen Honneurs gemacht hatte. Auf die Nachricht davon versammelte 318 sich eine Anzahl Landwehrmänner von der Haupt-wache, und verlangte von dem wachthabenden Un-terofficier die Freilassung ihres Cameraden. Auf Anlaß dieser Begebenheit versammelte sich bald eine größere Menge. Unter diesen Umstanden konnte natürlich dem Verlangen um so weniger nachgegeben werden; dagegen versprach Major v. Alvensleben, cr werde bei der Unbedeutendheit des Vergehens sofort den Arretirten wieder frei lassen, sobald sich nur die Menge ruhig auseinander begeben würde. Es erhob sich darauf zu wiederholten Malen ein wüstes Geschrei, und die Menge begann ein Paar Lieder zu singen , deren Text: »Schlegswig - Holstein meerumschlungen," »Ein freies freies Leben führen wir," jedoch genügend zeigte, daß es ihr nur um ein Bischen Skandal und Verhöhnung der Polizei zu thun war. Zuletzt sah sich doch das Militär genöthigt, mit einigen Diversionen sich Luft zu machen, wobei es auch einige Bajonnetstiche gegeben haben mag. In wenigen Minuten war die Masse vollständig zer-stoben. (D. Ref.) Carlsruhe, 19. Mai. Seit gestern befindet sich der Großherzog mit seiner Familie in Hage-nau, wo cr vorerst einige Tage zu bleiben gedenkt. Die französischen Behörden behandeln den flüchtigen Regenten mit aller Rücksicht und der zartesten Aufmerksamkeit. Von Straßburg sendete der dortige Militärbefehlshaber eine Abtheilung Lan-ciers nach Lauterblirg, um den Großherzog nach Hagenau zu geleiten, wo er bei dem dortigen' Oberst wohnt. Ucberhaupt genießen unsere Flüchtlinge, besonders die Ossiciere, bei unsern elsässischcn Nachbarn im Allgemeinen eine fast rührende Unterstützung, wahrend sich in allen Classen der jenseitigen Bevölkerung und am allermeisten noch bei den Bauern ein großer Unwille über unscre dicßscitigcn Ereignisse ausspricht. Vorgestern sind die Reichs-, commissäre Christ und Zell von hier nach Rastatt und von da nach kurzem Aufenthalt nach Freiburg abgegangen. Vom Reichs - Kricgsministerium ist in diesen Tagen auch ein österreichischer Officier aus Frank' fürt nach Rastatt gesendet worden, um über das Festungsbauwesen, über die Verhaltnisse und Stellungen der gegenwärtig die öffentlichen Angelegenheiten leitenden Militärpersonen sich zu unterrichten , und über den Fortbau der Festungswerke Anordnungen zu treffen. In letzterer Beziehung war jedoch nichts mehr zu ändern, da die Festungsar-better bereits entlassen waren. Carls ruhe, den 19. Mai. Gestern fand hier ein Vorfall Statl, der in die Stimmung wenigstens eines Theiles unseres Militärs einen Blick thun läßt und leicht ernste Folgen hätte haben können. Ein Bataillon des dritten Infanterie - Regimentes , nach der Pfalz bestimmt, sollte vor dem Abmarsch auf die Reichsverfassung beeidigt werden. Es wird ihm die von der Struve'schen Partei im Landesausschusse durchgesetzte Eidesformel voi-gele-scn, die keinen Vorbehalt der badischen Landesverfassung enthält. Die Officiere erklären, nur einen diesen Vorbehalt in sich begreifenden Eid leisten zu wollen. Die Soldaten werden aufgefordert, andere Ossiciere zu wählen, was sie aber verweigern. Es wird hierauf zwischen dem Landesausschuß und den Officieren verhandelt, und endlich tritt Brentano auf den Balcon des Nathhauses und verkündet, der Landesausschuß habe beschlossen, die Verfassungsclausel in den Eid aufzunehmen, der nun willig geleistet wird, worauf das Bataillon nach der Pfalz abmarschirt. (W. Add. Bl.) Landau, 18. Mai Abends. Die Festung Landau hat (Dank sey es dem Neichscommissär Eisenstuck, der das einzige verläßliche Militär, die Preußen, nicht einziehen ließ) eine Besatzung gehabt. Die beiden Regimenter Infanterie — ihre Namen werden leider in der Geschichte verzeichnet bleiben, wenn wir sie auch nicht mehr nennen hören möchten — haben sich aufgelös't. Was nicht einzeln schon vorher fortgegangen war, verließ heute truppweise die Festung; immer Abtheilungen von 10 bis 12 Mann, im Mantel, mit gepacktem Tornister, Gewehr und Säbel, wie eine ausrückende Patrouille anzusehen, zogen hinaus, jubelnd und lachend. Ein Theil hat blecherne Feldschüsseln, Andere Laibe Brot hinten aufgeschnallt; etlichen ziehen Pioniere, andern Tambours voran. Vor dem Thore schießen sie die Gewehre meist los; Vorräthe an Patronen nehmen sie auch mit. Rückbleibende werden heiter aufgefordert, nicht die Narren zu machen und da zu bleiben. ... Wir hätten Niemand rathen mögen, an Fahneneid und Pflichten gegen eine deutsche Reichsund Gränzfestung zu erinnern. Officiere stehen Posten auf den Wällen. Von den Außenwerken sind die Kanonen und Mörser hereingebracht. Die Bür-gerwchr ist jetzt zum Dienst in der Festung für den äußersten Fall aufgeboten, und sie wird dem Rufl.' entsprechen, zu dem sie auch Rücksichten auf unangenehme Gäste, die »das Beste« wollen könnten, auffordern. Wir könnten Ihnen einzelne Züge schildern, die schwärzere Schatten in d',eß Nachtgemälde deutscher Ehrenhaftigkeit werfen, wie ein ehrlicher Soldat, der seine Wache ausgehalten, heimkommend, nichts mehr vorfindet, was ihm gehört, weder seine Menage, noch seine Wäsche oder sonstiges------Lassen Sie uns über dieß und anderes einen Schleier ^ ziehen. Bereits, regt sich in unverdorbenen Gemüthern junger Landleute der Gedanke, freiwillig sich zum Dienst der Festung zu stellen, die doch nicht Alle in Stich lassen können. Frankreich. Paris, 2l. Mai. Die allgemeine Aufmerksamkeit nehmen jetzt die Wahlen für den gesetzgebenden Körper in Anspruch. ! Das »Journal des Debars« gibt folgende Uebersicht über das Resultat derselben -. 38 Departements haben lauter Candidate« gewählt, die der gemäßigten Meinung ange- gehören.......... 347 15 Departements lauter Candidate« von der socialistischen Opposition ... l!6 30 Departements Candidate« von beiden Meinungen, und zwar für die gemäßigte Meinung .,...... l64 für die socialistische Opposition . . 10! 3 Departements sind noch nicht bekannt I I Ferner noch unbekannt die Colonien in Algerien ......- - ^ '"^"" , , - , ?50 Die Wahlen der gemäßigten Partei betragen sonach........ 51! Die Wahlen der socialistischen Opposition........... 217 Noch unbekannt .....--- 22 750 Am Schlüsse dieser approximativen Berechnungen fügt das „Journal des Debats« hinzu: »Im , Angesicht einer Mehrheit von mehr als zwei Drit-theilen in der gesetzgebenden Versammlung dürfen die Freunde der Ordnung an dem Heil des Staates nicht verzweifeln. Mit Disciplin, Kaltblütigkeit und Mäßigung wird man die Schwierigkeiten des Augenblicks überwinden und bald wieder dahin gelangen, Ruhe und Vertrauen in die Gemüther zurückzuführen. Wir wissen, daß die Aufgabe schwer ist, aber sie übersteigt nicht die menschlichen Kräfte. Hoffen wir demnach.« (Corr.) Der »Estassette« zu Folge haben die Minister dem Präsidenten ihre Entlassungen eingereicht, der sie unter der Bedingung annahm, auf ihren Posten zu verbleiben, bis ein neues Minsterium gebildet worden ist. (Add. Bl. z. W. Z.) Paris, 20. Mai. Das »Journal des Debats« setzt seine Ansichten über die Wahlresultate in einem Leitartikel auseinander, dem wir folgende Stellen entnehmen: »Klar uno deutlich erhellet es, daß wir an die Wcchselfälle des allgemeinen Stimmrechtes noch nicht gewöhnt sind. Unser National-Charakter kann sich der allzu großen Beweglichkeit und Empfänglichkeit für die Eindrücke des Augenblicks noch immer nicht cntschlagen, und so springen wir in wenigen Tagen, ost im Verlauf weniger Stunden, von einem Ertrem zum andern. Es sind kaum sechs. Monate vorüber, daß eine imposante, unwiderstehliche Majorität einen Namen erfaßte, in welchem sie die Personisicirung der Ordnung erblickte. Die Wucht einer Stimmenmehrheit von 6 Millionen hat alle Geister auf die zur Ordnung führende Richtung hingewiesen, über die man vielleicht aus allzu großem Eifer hinausgefchritten ist; in zu weit getriebener Zuversicht hat man sich der Ansicht hingegeben, als müßten die allgemeinen Wahlen nothwendig dieselbe Tendenz verfolgen. Man erwartet dieses Resultat mit so großer Bestimmtheit, daß s lbst einsichtsvolle und besonnene Männer ein zu eifriges Anstreben desselben fürchteten. Unnütz, ja selbst gefährlich wäre es, sich das Irrige dieses Urtheils noch länger zu verhehlen. Die auf grundlosen Hoffnungen beruhende Enttäuschung verleiht jedoch durchaus noch kein Recht, kaltes Blut und ruhige Entschlossenheit in einem Augenblicke zu verlieren , wo beide nöthiger als je erscheinen. Aus dem Extrem des Vertrauens geht man zu jenem übertriebener Beunruhigung über; beide sind in unseren Augen eben so thöricht, als sie auf keine Weise gerechtfertigt werden können. Dcr Zeitpunct ist weder für Klagen, noch Spaltungen passend; Einigung und Organisirung müssen vielmehr unscre Losungsworte seyn, an denen wir fester als je zu halten bemüßigt sind. Hierin gehen uns unsere Widersacher, wir könnten sagen , unsere Feinde , mit dem nachah-menswerthen Beispiel voran; sie handeln und vo-tiren im vollkommenen Einklang, wie ein in sich abgeschlossenes Ganze. Benutzen wir die Lehre; möge die neue Majorität in der gesetzgebenden Kammer das Verfahren der Minorität bei den Wahlen durchgreifend adoptiren. Uebrigens gewahren wir durchaus keinen Grund zu übermäßiger Beunruhigung. Der politische Horizont erscheint nur Jenen schwarz, dic sich ihn in sanguinischer Gcmüthöstimmung bereits zu licht und hell geträumt. Die sür Aufrcchthaltung der Ordnung stehende Partei gelangt mit einer beträchtlicheren Majorität in die gesetzgebende Kammer; sie zählt mehr als 500 Stimmen unter 750. Auch muß jene Ansicht als falsch bezeichnet werden, nach welcher alle der radicalen Partei angehörigen De-putirten als Verfechter dcr Anarchie und des Umsturzes betrachtet werden. Ferner ist es hinlänglich bekannt, daß viele Wähler, um sich Ruhe zu schaf-fen, mit derselben politischen Theilnahmslosig-keit in diesem Jahre für irgend einen Candidate« der Armee stimmten, als sie es im Vorigen für Caussidiere thaten. Solche Thatsachen erlauben sich die Menschen, wenn sie dieselben für ungefährlich halten, so wie das Volk in den Straßen stets schreifertig »es lebe die Reform!« ruft, ohne däß es ihm je beifällt, etwaiger späterer Folgen dabei eingedenk zu seyn." Die gestrige »Patric« enthält folgenden Artikel: »Seit mehr als vierzehn Tagen hatte bekanntlich das Ministerium, über mehrere wichtige Fraa/n in seinen Meinungen getheilt, beschlossen, sobald das Resultat der Wahlen bekannt seyn würde, abzutreten. Da dieser Augenblick nun da ist, haben sich die Mitglieder des Cabinets gestern Abends bei Herrn Odillon-Barrot versammelt, und nach einer sehr lebhaften Discussion, die bis tief in die Nacht hin ein dauerte, ist wiederholt anerkannt worden, daß es von der höchsten Wichtigkeit sey, daß die Regierung vor der neuen Versammlung mit vollständiger Einheit und Gleichförmigkeit der politischen Ansichten auftrete, die unter den Mitgliedern des Cabinets nicht mehr in allen Puncten obwalte; demzufolge ist beschlossen worden, daß sich das Ministerium heute Sonntags ins Elysee verfügen solle, um diesen Beschluß dcm Präsidenten anzukündigen und ihn zu bitten, auf andere Mtttel bedacht zu seyn. — Wir glauben übrigens vernchern zu können, daß die verschiedenen ministeriellen Combinationen, die seit gestern in Umlauf waren, und heute in mehreren Journalen bekannt gemacht werden, durchaus ungenau sind.« (Abd. Bl. z. W. 3-) Verleger: Ign. Al. Kleinmayr. — Verantwortlicher Redacteur: Johann Hladnlk