Karholische Mission^-Leitschrift der Löhne deF heiligsten Herzens Zesu. .. -- Organ beg aWarlen-VcrelnS für Afrika. == Der 8eilige Tater Papst Pius X. hat ber Redaktion, den Abonnenten nie» »«hltSt«, den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Crfcheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 1 Mk. — | Franken. Redaktion und administration: /DIMnsbaus /Lilians bei »then, Tirol. ------- ----- InHcrtt: =---■ . — -■ ■ ■ = Unser Missionsgebiet 73. — Viehzucht bei den Schilluk (Fortsetzung) 78. — Aus dem Missionsleben : Der erste Brief in der Schilluksprache 85. — Gedankensplitter 88. — Unterhaltendes: Cingua Basse's Vertraute (Fortsetzung) 89. — Verschiedenes: Marieu-Verein für Afrika 95. — Besuch des Königs von Sachsen, in Khartum 95. — Aufforderung zur Teilnahme au dem Gebets-Kreuzzug für Afrika 96. Abbildungen: Tempelruinen von Theben in Aegypten. — Schillukknaben beim Kampfspiel. — Nillandschaft mit Dahabie oder Segelschiff. — Schillukkrieger. — Njam-Njam-Frau. — Schiffe im Sadd. — Steppenbrand. Wriefkcrsten der WedeckLion. Messe. Die Brixener Diözesantaxe für Meßintentionen beträgt zwar nur eine Krone, für gewöhnlich übersenden uns aber unsere Wohltäter solche von zwei Kronen. Wie Sie leicht einsehen werden, entspricht eben das Stipendium um so mehr einem Almosen, je reich- licher es bemessen ist. — fl\ Iß. %, /II). Besten Dank für gütiges Bemühen und Ucbersendnng der neugewonnenen Abonente». Wir können ihrer noch über 300 befriedigen; für Sic wird es wohl nicht allzu schwer sein, uns dieselben zu verschaffen. Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gebete aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Herr Roman Posch, Imst; Herr Laver Noll, Kohlgrub: Hochgeboren Herr Karl Gelb Edler v. Siegenstern, Salzburg: Herr M. Knicps, Walpvrtsheim; Frau Frontal. Zell aui See: Kathi Stringel, Ebermannstadt; Herr Josef Drumer, Kirchehrenbach; Margareta Wilhelm, Kirchehrenbach; Fr. Theresia Stöger. „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Dem Gebete zum heiligsten herzen Jesu, zur seligsten Jungfrau Maria und zum hl. Joses werden dringend verschiedene schwere Anliegen empfohlen, sonders wird um das Gebet für einen Soldaten gebeten, damit er eine gute Gencralbcicht ablege. Abonnements-Grneuerungen. Vom 10. Februar bis 10. März 1911 haben folgende Nummern ihr Abonnement erneuert : 2091 82 107 127 189 273 350 421 439 477 486 496 508 541 551 639 720 725 758 786-788 799 968 1000 1035 1077 1108 1117 1131 1190 1218 1226 1239 1244 1313 1388 1430 1432 1434 1436 1497 1676 1705 1735 1808 1810 1815 1823 1825 1833 1927 2004 2029 2153 2161 2235 2311 2322 2572 2580 2732 2785 2793 2925 2963 3059 3072 3108 3388- 3394 3407 3491 3550 3732 4022 4082 4151 4158 5015 5020 5030 5031 5034 5045 5068 5159 5162 5322 5354 5386 5400 5402 5493 5640 5680 5738 5809 5956 5957 6036 6063 6444 6449 6533 6606 6634 6749 6754 6957 7037 7086 7099 7156 7166 7168 7297 7299 E»ab en-Wevz erchnis vorn 10. Jebrucrv bis 10. Märrz 1911. -----------In Kronen. ----------- Gpferstock: Auerbach T. V. 3ol: Anras) N. 'Ji. 76; Brixcn Benes. B. 8: H. R. 20; I. Fr. >5; T. M. 2; B. H. v. L. 3; Bruck K. D. 2; Brunnenfeld W. W. 20; Cainpill Dech. I. P. 8; Cöln Kl. hl. M. 1-17; Cortina Th. M. 1: Ebenste v M. 200; Frcicn-feld I. Pl. 3; Gars Koop. G. 1; Giesingen hoch-würdiges Pfarramt 52; Graz F. W. 1: Grein D. Sch. 2; Grünhof G. R. G. 4'69; Haag Z. v. 9)1. 2; T. R. 1; Dötting I. A. 1; Kährlich I. H. 9-65; Klausen Kur. A. H. 8; Kollmann I. G. 1; Lambach P. B. G. 10 (Antoniusbrot); Laua F. C. 5; Lüsen bi M. 11; Marburg I. K. 3; Messendorf v. P. Z. 10; Milland B. 15; Sk.N. 100; Mühlbach P. G. l; München N. W. 9-36; Münster B. W. 0 65: Potten-brunn Schw. R. 4; Reifenberg M. H. 2-34; Reischach I. M. 2; Rohr I. W. 8; Salzburg K. B. 1; Titl. A. St. 2: St. Johann Pfr. S. 3; St. Johann in Pongau Dech. K. 1: St. Martin B. Los. G. W. 6; St. Michael F. M. 2; Saruthciu M. O. 10; Schluderns Pf. I. R. 3; Schwabmünchen I. W. 35-25; K. D. 11-70; Stammheim Pf. M. B. 3685; Sulzberg A. W. 1; Teising B. B. 3-51; Telfes M. G. ! 1; Thannstetten K. L. 2 ; Trens M. F. 20; Billanders ; R. N. 11; Waid bruck K. A. 2; Weerberg Koop. E. L. 1; Wcißenstein E. S. K. 80; Wenisbuck, M. Si. Ip Winklern A. B. 2. Sür das Werk der Erlösers liefen cut: 1491-11. sur Perfolvierung von heiligen Meffen sandten i ein: Ahrweiler 3919; Atzbach F. Sch. 7-20; Cöln St. M. Kl. 102-25; Eggenberg Ehrw. Sch. 24; Eik. F. W. 1120; Ettlingenweier H. B. 5-85: Gars Koop. G. 32; Grein Ä. Sch. 8: Hilborn G. W. 7 20; Las. berg Pfarramt 20; Latzfons Pfr. 20; Milland B. 2: A. W. 17-55; Mittelberg-I. E. 20; Münstereifel Marieuhosp. 47-01; Murna» K. A. 17-62; Schidlberg. Th. St. 10; Schonach H. M. 5-86; Saruthein M. G. 3; Steinhaus I. B. 10; Traunkirchen N. N. 200p Villnöß Al. M. 20; I. B. i. T. 394-40. Zur die heideiikinder: Saruthein T. M. £. 10; J. B. i. T. IV70. NNlschMlMmsrejLschH tlerHöhne öes heiligstenherrens Im! (Organ des Hlcmm-Wmns für Afrika) Dient rornebmUdb der Unterstützung und Ausbreitung der Mtsstonstätigbeit der Sobne des heiligsten Derzens Jesu und sucht Verständnis und werktätige Liebe des /BMsstonswerhes in Mort und ScLrttt zu fördern. Das arbettsfelö dieser tiDtssionäre ist der Sudan (Lentral-airtka). Der „Stern der Neger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Milland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. Nbonnementsprcis ganzjübrig mit ipostverfenSung Iftr. 2.—, Mt, 2.—, jfr. 3.—. Der Heilige »ater Papst Plus X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für di, Wohltäter werden wöchentlich zwei heilig« Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Briren, Brünn, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient. Triest und Wien. Delt 4. April 1911. XiV. Zabrg. XDlnfer MissLonsgebiet. (Zur Beilage der Es dürfte wohl manchen unserer geehrten Leser interessieren, zur Erklärung der Beilage der letzten Nummer eine nähere Beschreibung unseres Missionsgebietes zu erhalten; int folgenden wollen wir diesem Wunsche entgegenkommen. Zunächst aber werden wir die beiden letzten Dekrete der heiligen Kongregation der Propaganda fide wiedergeben, durch welche die gegenwärtigen Grenzen unseres Vikariates festgesetzt wurden: „Da das apostolische Vikariat vonZentral-Afrika schon im Jahre 1846 errichtet wurde, so erhoben sich im Laufe der Jahre verschiedene Streitfragen betreffs der Grenzen dieses ausgedehnten Vikariates. Um diese ein für allemal zu beheben, versammelte sich diese heilige Kongregation am 18. Dezember 1893 und beschäftigte sich eifrig mit dieser Frage. Nach reiflicher Überlegung beschlossen die Herren Kardinäle, das oben erwähnte Vikariat durch bestimmte Grenzen nach allen Seiten März-Nummer.) hin zu umschreiben, und zwar setzten sie folgende Grenzen fest: die Linie, welche beim Roten Meere beginnt und dem Breitegrad folgt, der die Stadt Assuan am ersten Nilkatarakte durchläuft, bis zur Westgrenze von Ägypten und der Lybischen Wüste: von hier folgt sie der Westgrenze von Ägypten gegen Norden bis zur südlichen Grenze von Tripolis und dieser bis östlich von Fessan, das bis zum 15. Grade östlicher Länge reicht; von diesem Punkte zieht sie sich in gerader Richtung gegen Süden bis zur Nordgrenze der apostolischen Präfektur des Oberen Niger, dort, wo der 12. Grad östlicher Länge und der 15. nördlicher Breite sich schneiden; von hier geht sie in gerader Richtung bis nach Jola am Benue - Fluß, dann ebenso weiter bis zum Punkte, wo der Helle den 4. Grad nördlicher Breite schneidet an der Grenze des Kongostaates. Sie folgt sodann diesem 4. Grade bis dahin, wo er mit dem 30. Grade östlicher Länge zusammen trifft. Von hier geht sie in gerader Richtung nach dem nördlichen Ufer des Albert - Nyanza, wo der Nil denselben verläßt; sie folgt weiter dem nördlichen Ufer bis zur Einmündung des Somerset in den See; diesem Flusse folgt sie sodann bis zum Dorfe Fauora, von wo sie> sich in gerader Richtung bis zum Berge Kassa fortzieht und dann gerade nach Norden bis zum Blauen Nil an der abessinischen Grenze, woselbst genannter Fluß den 35. Grad östlicher Länge schneidet. Die Linie geht von hier in gerader Richtung weiter bis zum Orte Tekeka, führt von da nach den Bergen Metbera und Kaltuma, indem sie die Stämme Kedewai und Walkait, die zum apostolischen Vikariat Abessinien gehören, beiseite läßt, und geht weiter bis zum Zusammensiusse des Setit und Manatebe, ungefähr am 14.10 Grad nördlicher Breite; nachdem sie nun den Stamm der Knmaina beiseite gelassen, steigt sie aufwärts nach Norden bis zum Dorfe Farfur und geht dann nördlich von der Stadt Keren vorbei; von hier wendet sie sich sodann nach Osten bis zum Roten Meere, indem sie in der Mission Abessinien sowohl die letztgenannte Stadt als auch jene Gebiete zurückläßt, die jetzt der italienischen Herrschaft unterworfen sind. Nachdem dieser Beschluß der Herren Kardinäle vom unterfertigten Erzbischof von Larissa, dem Sekretär dieser heiligen Kongregation, in der Audienz vom 7. dieses Monats Sr. Heiligkeit Papst Leo XIII. vorgelegt wurde, geruhte Seine Heiligkeit, ihn in allem zu approbieren und zu bestätigen, indem er sich jedoch nach dem Rechte die Vollmacht reservierte, die so bestimmten Grenzen zu verändern, je nachdem cs die jeweiligen Umstände verlangen sollten. Insoweit sollte nach seinem Willen das gegenwärtige Dekret Geltung haben. Gegeben zu Rom int Palaste der hl. Kongregation der Propaganda fide, 15./1. 1894. M. Kard. Ledochowski, Präfekt. Aug. Erzb. von Larissa, Sekretär." Bis zum Jahre 1910 blieben diese Grenzbestimmungen bestehen, erst im genannten Jahre tvnrde ein neues Dekret erlassen, durch welches dieselben im Süden einer kleinen Änderitng unterzogen wurden.* Dekret der heiligen Kongregation von der Verbreitung des Glaubens. „Da zwischen der apostolischen Präfektur von Uelle und Dem benachbarten apostolischen Vikariat von Zentralafrika eine bequemere Bezeichnung der gegenseitigen Grenzen aus Rücksicht auf die besonderen Umstände der Sache eingeführt zu werden rätlich schien, so haben Ihre Eminenzen die Väter dieser heiligen Kongregation für Verbreitung des christlichen Namens in einer Generalversammlung am 6. des laufenden Juni es für gut befunden, zu verordnen, daß die nördlichen Grenzen genannter apostolischer Präfektur von Uelle, die jetzt vom 4. Parallelkreis nördlicher Breite eingeschlossen wird, weiter nach Norden vorgeschoben werden, wobei ihr ein neues Territorium, das vom apostolischen Vikariat von Zentralafrika abzutrennen ist, hinzugeschlagen wird, welches durch den Unterlauf des Flusses Uelle von der Stelle an, wo genannter Fluß den 4. Grad nördlicher Breite überschreitet, dann durch den Lauf des Flusses Bomn bis zu seinem Ursprung, durch die Wasserscheidelinie zwischen dem Nil und Kongo und dann durch diese Linie begrenzt wird, wo sie den 4. nördlichen Breitegrad schneidet. Diesen Beschluß der Eminenzen aber, der unserm Heiligen Vater Pius X. vom endesunterfertigten Sekretär derselben Kongregation in einer Audienz am 7. des laufenden Juni unterbreitet wurde, haben Se. Heiligkeit geruht, in allem zu billigen und gutzuheißen, * Während des Druckes erfahren wir, daß ein neues Dekret betreffs Regulierung der Südwestgrenze in Vorbereitung ist. und befohlen, das gegenwärtige Dekret betreffs dieses Punktes bekannt zu geben. Gegeben zu Rom, aus der hl. Kongregation zur Verbreitung des Glaubens, 16./6. 1910. Fr. H. M. Kardinal Gotti, Präfekt. Aloisius Veccia, Sekretär." Afrika ist das Land der Gegensätze in packendster Ausprägung, eine Welt voll von Wundern in der Natur-, Menschen- und Tierwelt, eine Märchenwelt, wo das Wirkliche vom Fabelhaften nur durch eine schmale Grenze geschieden ist. Da gibt es Länder, wo der sonnverbrannte Boden keinen Keim des Lebens aufkommen läßt, und wiederum andere von einer beinahe wunderbaren Fülle und Mannigfaltigkeit der Produktion; Spuren von uralter Kultur und Länder mit alteingewurzelter rohester Barbarei, Völker ebenso verschieden in Hautfarbe als in Religion und Sitten. Vor den anderen zeichnen sich die großen Sudan-länder mit der reichen Fülle günstiger Lebensbedingungen, mit einer Bevölkerung voll Lebenskraft und Entwicklungsfähigkeit aus. Die physische Bodenbeschaffenheit. Die Mission von Zeutralafrika dehnt sich aus von Assuan, am ersten Nilkatarakt, bis zum Albert-Nyauza-See und von Suakin am Roten Meere bis zu den Felata-Staaten im Westsudan. Sie umfaßt somit nebst Nubien den ganzen Ost- und Zentralsudan oder das Tschadseebecken. Das Wort Sudan ist starker oder gebrochener Plural vom arabischen Worte äsuad — schwarz; also balad es-Sudan — Land der Schwarzen, Nigritien. Der ganze ungeheuere Länderkomplex wird nach der geographischen und nach der historischen Entwicklung in mehrere Gebiete eingeteilt: am Nil liegt von Assuan bis unterhalb der Mündung des Atbaraflusses Nubien, südlich davon auf dem rechten Ufer Senaar und noch südlicher das Negergebiet am Flusse Sobat. Zwischen dem Weißen und Blauen Nil dehnt sich die sogenannte (Sestra aus — d. h. Insel, da sie von drei Seiten von Flüssen umgeben ist — eine überaus fruchtbare Ebene. Am linken Ufer des Weißen Nil liegt zunächst südwestlich von Khartum die Provinz Kordofan, das Heimatland des Gummiarabikum; südlich von dieser Provinz beginnen die eigentlichen Negergebiete mit der Provinz Bahr-el-Ghazal und der ehemaligen ägyptischen Äguatorialprovinz. Östlich von Kordofan liegt das alte Königreich Darfur, südlich davon wohnen die freien Negerstämme in dem vielverzweigten Geäder des Bahr-el-Arab. Zum Zentralsudan oder Tschadseebecken gehören die muselmanischen Staaten von Wadai, Bagirmi, Bornu und Adamaua und südlich davon liegt ein beinahe ganz dunkles Negergebiet. Im Sudan ist vorherrschend die Form der Ebene, und zwar sowohl der mit neuen Alluvionen und Tertiärbildungen des Süßwassers bedeckten Niederungen, als auch der aus neptunischen Sedimenten gebildeten Tafellandschaften und der aus Urgestein gebildeten rauhen Hochstächen. Im allgemeinen erhebt sich der Sudan von Norden gegen Süden und von Westen gegen Osten. Im Süden, am Mwutan- oder Albert-Nyanza-See, erhebt sich das Land über 600 Meter über das Meeresniveau, bei Assuan nur noch 104 Meter und am Tschadsee 244 Meter. Die durchschnittliche Höhe der Hochebene beträgt 500 bis 600 Meter. Im Norden geht die Sahara-Wüste in unmerklicher Weise in den Sudan über; dem von Norden aus der Wüste vordringenden Reisenden bietet sich nach und nach eine Fläche mit merkbarer Vegetation; endlich verschwinden die Dünen; das Pflanzenreich fängt an, sich zu entfalten; zahlreiche Spuren von Antilopen, Gazellen und Hyänen, einzelne Raben und Aasgeier und kleine Singvögel deuten an, daß man sich am Ausgange der Wüste befindet. Den eigentlichen Übergang zu den fruchtbaren Regionen bildet die große Steppe Tintümma, eine unfruchtbare Ebene, hier mehr, dort weniger gewellt, hier mehr, dort weniger mit Gras bewachsen, doch fast nirgends ohne Vegetation. In der zweiten Hälfte vereinigen sich die vereinzelten Tundubbäume und Akazien zu Gruppen und der Weg des Reisenden wird allmählich zum ausgetretenen Pfade. Nun beginnt auch die Waldvegetation, und zwar in einer Fülle, die die Reisenden in Erstaunen setzt. „Welch malerische Gruppen," schreibt Dr. Gustav Nachtigall, „welcher Reichtum der Färbung, welche Mannigfaltigkeit der Formen! Mit inniger Lust weilt das Auge des Wüstenreisenden auf diesen Schöpfungen der Natur, deren Genuß ihm im Gegensatze zur toten Welt, die hinter ihm liegt, ins Unendliche vergrößert wird." Aber die Form der Ebene ist nicht die ausschließliche im Sudan. Zahlreiche, dichter beisammen liegende oder zerstreutere Berg-und Gebirgsinseln verschiedenen Umfanges erheben sich aus derselben und bringen Mannigfaltigkeit des Reliefs hervor. In Nubien, das in der neuen Zeit zum Sudan gerechnet wird, zieht sich das nubisch-ägyptische Küstengebirge, bestehend aus zahlreichen Reihen vereinzelter nackter und öder Gebirgsstöcke. längs des Roten Meeres nach dem Norden, wo es im Dschebel Elba eine Höhe von 1500 Metern erreicht, und schickt zahlreiche Reihen von Bergketten und einzelnen Bergen und Klippen nach den Wüsten des Inneren. (Vergl. den Artikel „Erkowit", XII. Jahrgang, Seite 193 und 218.) Dieselben erstrecken sich bis zum Nil und darüber hinaus und bilden die die Schiffahrt gefährdenden Katarakte. Kein Gewächs, nicht einmal ein Dornstrauch kann auf diesen isolierten, nackten und schwarzen Felsmassen aufkommen. Senaar ist größtenteils eben, nur im Osten und Südosten, wo es an Abessinien grenzt, ist es von Bergen umrahmt. Am äußersten Nordpunkte, bei der Vereinigung der beiden Ströme des Weißen und des Blauen Nils, den dürftigen Charakter der Wüstensteppe zeigend, nimmt es schnell den Charakter der Steppe mit fruchtbarem Boden an, während auf den Flnßnfern des Blauen Nils dichter Wald aufzutreten beginnt. Das Terrain wird im Südosten, d. h. gegen die abessinische Grenze hin allmählich unebener und man findet ungefähr in der Mitte der Gesira die ersten bedeutenden Erhebungen, welche, dort noch gänzlich isoliert, gleichsam die letzten Vorposten der sich im südlichen Teile zu Berggruppen und Bergzügen gestaltenden Gebirge sind, die wiederum als Ausläufer des großen nordostafrikanischen Gebirgsknotens der abessinischcn Alpen angesehen werden können. Im Südwesten verflacht sich das Land vollständig und geht an der Mündung des Sobats in eine Sumpfregion über. Kordofan, ans dem linken Nilufer zwischen 12. und 16. Grad nördlicher Breite, ist eine Grassavanne mit unbedeutenden Erhebungen im Süden und im Westen; die bedeutendsten unter ihnen sind: der Dschebel Tagalla und das Dav-Stuba im Südosten, die Gruppe von Daier im Süden, Kagga und Katanl im Nordwesten und der Dschebel Abn-Senuu, der Dschebel Kordofan und andere isolierte Berge im Westen. Diese Berggruppen sind meist von geringer Erhebung, die höchsten Spitzen 420—608 Meter über dem Meeresspiegel, jedoch wild zerklüftet und schwer zugänglich. Die Ebenen liegen insgesamt 410—420 Meter über dem Meere. Die höchste Erhebung hat das Land um El-Obeid und im Norden und Süden. Die Szenerie des Landes weist keine erfreulichen Züge auf. Ungeheuere Savannen, Mohnfelder, bloß hie und da von einer Adansonie beschattet, breiten sich über das Land. In und nach der Regenzeit, welche Mitte Juni beginnt und bis September dauert, bedeckt sich das Land mit anmutigem Grün und bietet einen erfreulichen Anblick. Das Land auf dem rechten Nilufer ist uns südlich von Senaar sehr mangelhaft bekannt. Allerdings weist ein bedeutender Strom, der Sobat, den Weg ins Innere, allein er ist nur an seinem Unterlaufe erforscht, der Mittel- und Oberlauf sind uns völlig unbekannt. Der Dschebel-Nyemati oder Dschebel-Dinka, nahe am 12. Grad nördlicher Breite, bildet den Markstein des eigentlichen Negerlandes. Das Land ist bis zur Mündung des Sobats eine unermeßliche Ebene. Die Ufer sind bald rechts, bald links mit anmutigen Wäldern besetzt, in denen sich zahlreiches Wild birgt. Südlich vom Sobat sind die Ufer des Bahr-el-Dschebel, wie der Nilstrom von der Mündung des Bahr-el-Ghazal an genannt wird, niedriger, die Wälder werden seltener und ungeheuere Grassteppen ermüden das Auge des Wanderers. Das ganze Land, bis zur ehemaligen Missionsstation Gondokoro, ist eine unübersehbare Ebene: auf Hunderte von Kilometern erhebt sich kein Hügel, der die Terinitenhaufen überragte. Die ehemalige Äquatorialprovinz auf den beiden Ufern des Nils, wo er aus dem Albert-Nhanza austritt, ist wiederum gebirgig. Die Mahdiberge ans dem rechten Nilufer und westlich vom Nyanza-See sind dagegen bedeutend niedriger und schicken mehrere Bergketten gegen Nordwesten, welche die Wasserscheide zwischen dem Nil, Kongo und Schari bilden. Das Gebirgssystem geht südlich von Lado in die Ebene über. Ungefähr am 4-9 Grad nördlicher Breite erhebt sich der Berg Logweik auf einer Nilinsel wie eine Pyramide empor und bildete bis 1875 das non plus ultra für die Nilschiffe. Dem Logweik gegenüber liegt ein Berg, Dschebel-el-Redjaf, Berg des Erdbebens genannt. In der Nähe der ehemaligen Missionsstation Gondokoro befindet sich ganz allein der Berg Nyerköni, südöstlich davon, auf dem rechten Nilufer, der Belenyan oder Bilingang in Verbindung mit dem Luri und Longe. Hinter diesen noch mehr östlich und südöstlich erheben sich die Berge von Lokoya und die der Sirin. Alle diese Berge sind vulkanischer Natur und werden häufig durch Erdbeben erschüttert; darauf deuten auch die Sagen der Bari-Neger vom Kampfe der Berge hin. „Einst", so erzählen sie, „stand der Berg Nyerköni auch auf dem rechten Nilufer neben dem Belenyan, jedoch in einer schönen Nacht fingen die Berge ans reiner Rauflust einen Streit untereinander an und alle fielen über den armen Nyerköni her. Der unglückliche Berg mußte den kürzeren ziehen und rettete sich mit heiler Haut auf das linke Nilufer, wo er noch jetzt steht." Daher auch sein Name Nyerköni, d. h. der durch den Streit da Seiende; seine Höhe beträgt gegen 1000 Meter. Das alte Königreich Darfur ist ein Hochplateau von durchschnittlich 600 Meter Meereshöhe, das sich gegen den Bahr-el-Arab int Süden und gegen Tschadsee im Westen allmählich abdacht. Den Kern Darfnrs bildet das wilde, von zahlreichen Flußbetten durchschnittene Marra-Gebirge, dessen höchste Spitze 1830 Meter beträgt. Die Flüsse befinden sich nur auf der südlichen und der westlichen Seite, die deshalb an Fruchtbarkeit des Bodens den Norden und Osten weit übertreffen. Das Marra-Gebirge mißt nach Dr. Nachtigall von Norden nach Süden vier und von Osten nach Westen zweieinhalb Tagemärsche. In den südlichen und westlichen Distrikten Darfnrs wird Dochn und Weizen kultiviert, während in dem weniger fruchtbaren Norden und Osten nur Dochn gebaut werden kann. Zwiebelpflanzen und Wald befinden sich in den fruchtbaren Teilen, während die unfruchtbaren sich desselben nicht erfreuen. Auch Tabak wird gebaut; ferner gedeihen Stachel-nnd Säufenbanme, im Süden viele Dattel-bäume, an der Ostgrcnze des Landes Äffen-brotbäume. Im Westen und Südwesten blüht die Viehzucht, int Norden und Osten finden wir das Kamel. (Schluß folgt.) Mekzuckt-bei den Lckilluk. Von P. 1s. Slang F. 8. C. (Fortsetzung.) Hat der Knabe Eifer, so wird er bald die ihm anvertraute Herde zur Zufriedenheit seines Vaters hüten und auch die besten und zuträglichsten Weideplätze für sie herausfinden. Sehr häufig hat er dann nicht nur die Herden seines Vaters, sondern auch die seiner Verwandten noch die Morgenmilch zu beanspruchen; doch ist für gewöhnlich sein Anteil sehr gering, da eine gute Ziege, die überdies noch ihr Zicklein zu nähren hat, kaum ein Viertel Liter Milch gibt. Ist ein Tier erkrankt, so macht der Hirte gleich den Vater daraus aufmerksam, der dann Tempelrutncn von Theben in Aegypten. und Nachbarn zu hüten, besonders wenn jene keinen jüngern Knaben mehr in der Familie haben. Es kann jedoch auch vorkommen, daß diese ans Furcht vor Dieben bei de» Leuten den Anschein erwecken wollen, als ob sie nur weniges Kleinvieh besäßen, und deshalb einen Teil ihrer Herden bei einem Nachbar unterbringen. Ist der Eigentümer mit dem Hirten zufrieden, so schenkt er ihm hie und da ein Lamm. Außerdem hat er bei Ziegen auch sofort die wenigen ihm zu Gebote stehenden Heilmittel anwendet. Das Hauptsächlichste besteht im Aderlaß. An der Schwanzwurzel oder an den Ohren wird eine Ader geöffnet, durch schwache Schläge mit der Hand oder einer Rute wird das Blut an der geöffneten Stelle gesammelt und fließt so in reichlicher Menge aus. Diese Prozedur wird öfters wiederholt. Hilft dieses Mittel nicht, so läßt man das Tier einfach verenden, das Fleisch Beilage zum „Stern der Neger“, Heft 3, 1911. wird dann verzehrt. Dies ist auch ein Beweis für die Ehrfurcht, welche die Schilluk gegen ihr Vieh hegen; nicht einmal wenn es krank ist, wagen sie Hand an dasselbe zu legen, um es zu schlachten. Gehörte das verendete Tier aber einem Verwandten oder Nachbar, so ruft man denselben herbei, wenn er nicht allzu weit wohnt, damit er sich selbst überzeuge, daß das Tier durch eine Krankheit zugrunde gegangen sei und nicht gewaltsam getötet Großhäuptlinge trugen auch Leoparden- und Antilopenfelle oder Kleider aus blauen Baumwollenstoffen. Erwirbt ein Schilluk eine Ziege oder gibt man ihm eine solche zur Obhut, so ist er sehr darauf bedacht, daß sein Sohn es ja nicht vergesse, das neu hinzugekommene Tier jeden Morgen mit einem seiner Tiere zusammen-znkoppeln, damit es nicht verloren gehe und sich an sein neues Heim gewöhne. Meistens Scbülufofmaben beim IRampfsptele. wurde. Ist dieser besonders großmütig, so überläßt er das Fleisch der Familie des jungen Hirten, während ihm dieser nach einigen Tagen das sorgfältig zubereitete Fell überbringt, welches dann einer seiner Töchter als Kleidungsstück dienen muß. Die bunten Ziegenfelle sind zu diesem Zwecke bei den Mädchen am beliebtesten. In früherenkZeiten bildeten Kalb-, Ziegen- und Schaffelle die ausschließliche Kleidung der Schillukfrauen, nur die Frauen ans königlichem Geschlechte sowie jene der muß dies einen Monat hindurch ^fortgesetzt werden, ehe sich so eine Schillukziege an die neuen Verhältnisse gewöhnt hat. Das größte Kopfzerbrechen bereiten den Schillukhirten eben diese Ziegen. Sie scheinen dort noch 'viel störrischer zu sein als bei uns. Als ich einmal einigen Knaben erzählte, daß man in unsern Ländern den Teufel öfters in Gestalt eines Ziegenbockes abbilde, wurden sie ganz nachdenklich und waren voll des Lobes über die weißen Männer, die so treffende Vergleiche fänden: denn der Teufel könne auch nicht viel schlimmer sein als so ein schrecklicher Ziegenbock, welcher durch seine Unbändigkeit die ganze Herde durcheinander und die armen Hirten selbst oft in halbe Verzweiflung brächte. In den Monaten November bis Mai, zu welcher Zeit kein Regen fällt und allgemeine Trockenheit im Schilluklande herrscht, ist den Knaben das Hüten ziemlich leicht gemacht, da sie ihre Herden einfach hinlaufen lassen, wohin es ihnen beliebt: die Hirten haben mtr darauf zu achten, daß sich dieselben nicht gar zu weit entfernen. Falls sie die Herden am Nile weiden lassen oder sie zur Tränke treiben, müssen sie ferner daraus achten, daß sie den auf Beute lauernden raubgierigen Krokodilen nicht zum Opfer fallen. Jni übrigen können sich die Hirten in dieser Zeit ganz ihren Spielen und dem Fischfänge hingeben. Ganz anders verhält es sich aber in den Monaten Mai bis Oktober, d. h. während der Regenzeit. Nun beginnen die Schillnk ihre Felder zu bestellen. Für die munteren Hirten heißt es da, von morgens früh bis abends spät ihren Herden nachgehen und sie mit aller Sorgfalt bewachen, damit dieselben die frisch aufgekeimte Saat nicht vernichten. Je nachdem der Vater mehr oder minder streng ist, wird auch der Sohn sich mehr oder minder seiner Pflicht bewußt sein. Wenn der Schilluk sein Feld bestellt, kennt er keinen Spaß. Schon oft ist es vorgekommen, daß ein leichtsinniger Hirte mehrere .Schafe, besonders aber Ziegen eingebüßt hat, indem er sie nicht vom Felde des Nachbarn fernhielt. Der erzürnte Eigentümer des Feldes, der sie schon öfters aus seinem Felde getroffen, hat sie einfach mit seiner Keule totgeschlagen oder mit seiner Lanze durchbohrt. Nebenbei gehen auch viele Tiere, die zu viel timt der noch unreifen Durra fressen, durch Blähungen zugrunde. Da heißt es also ans der Hut sein. Eine weitere Gefahr bringt zu dieser Zeit das Wetter selbst mit sich, so muß deuu der Hirte auch darauf achten. Die schrecklichen Gewitter der Regenzeit, die den sonst so tiefblauen afrikanischen Himmel in kürzester Zeit mit kohlschwarzen Wolken überziehen, bringen oft auch schweres Unheil für das Kleinvieh. Glücklich der Hirte, der seine Herde beisammen hat, wenn so ein afrikanisches Gewitter hereinbricht : er kann mit ihr schnell nach Hanse in den schützenden Stall flüchten. Unglücklich aber jener, der erst seine zerstreute Herde zusammen suchen muß: nur selten wird es ihm gelingen. Durch den wolkenbruchartigen Regen betäubt, durch Blitz und Donner geängstigt, zerstreuen sich die armen Tiere nach allen Richtungen hin, um Schutz zu suchen. Bricht dann noch zum Unglück die Nacht herein, so kann der arme Hirte froh sein, wenn er am anderen Morgen noch alle Tiere am Leben findet. So ist z. B. vor einigen Jahren int Distrikte von Lul durch einen solchen Gewitterorkan eine ganze Menge Schafe und Ziegen zugrunde gegangen, denen es nicht mehr gelang, den schützenden Stall zu erreichen-, sie wurden von dem dichten, wolkenbruchartig niedergehenden Regen förmlich erstickt; was das Unwetter verschonte, wurde in der hereinbrechenden Nacht von den gefräßigen Hyänen fortgeschleppt. Neben den blutgierigen Krokodilen sind die Hyänen wohl die größten und schlimmsten Feinde der Schaf- und Ziegenherden. Eine Hyäne schleppt oft gleich zwei Schafe mit sich fort: niemand, der sie nicht zur Genüge kennt, würde ihr eine solche Kraft zuschreiben, da sie nur die Größe eines Jagdhundes erreicht. Leise kommt sie des Nachts herangeschlichen und ist der Stall nicht gut verschlossen, so findet sie bald einen Zugang und zum größten Leidwesen der großen und kleinen Schilluk sind am anderen Morgen einige der besten Tiere verschwunden, und zwar ans Nimmerwiedersehen. Da mau im Schilluklande für das Kleinvieh meistens ältere Häuser als Ställe benützt, so kommt es öfters vor, daß die Hyänen die morsche Lehmwand einfach durch- wühlen, falls sie sonst keinen Zugang finden. Erst am nächsten Morgen sieht der verdutzte Schilluk, wie schrecklich dieselben während der Nacht gehaust haben. Nur selten gelingt es, dieses so unscheinbare, aber wegen seiner Freßgier so gefürchtete Raubtier auf frischer Tat zu ertappen -. gelingt cs jedoch einmal, dann freilich muß es meistens seine Untat mit dem Tode büßen: die herbeieilenden Schilluk umzingeln es und machen es mit ihren Lanzen nieder. Trotzdem das Dorf von zahlreichen Hunden bemacht wird, so ist die Hyäne doch schlau genug, dieselben mit List zu hintergehen, und falls sie keine andere Beute findet, so schleppt sie einen Hund mit sich fort. Meistens entgeht sie in raschem Laufe der Verfolgung der übrigen Hunde und rettet sich mit ihrer Bente ins Freie, wo sie, im dichten Grase verborgen, dieselbe behaglich verzehren kann. Auch die Schlangen können dem Kleinvieh äußerst gefährlich werden, wenn auch nicht in dem Grade wie die Hyänen oder Krokodile. Die Riesen- oder Boaschlange, welche zum Glücke nicht zahlreich vertreten ist, tötet gar manches junge Tier und verzehrt es in ihrem Verstecke. Mehr Schaden jedoch richten die zahlreichen kleinen Giftschlangen an. Diese sind umso gefährlicher, je schwieriger die Gefahr wahrzunehmen ist; man merkt es meistens erst zu spät, daß ein Tier gebissen wurde. Überdies scheint das Gift infolge der starken Hitze noch schneller zu wirken als bei uns; es wirkt oft ganz rapid und wenn man dem Tiere nicht sofort helfen kann, so verendet es in verhältnismäßig kurzer Zeit. Infolge der schlechten Nahrung haben die Tiere auch viel weniger Widerstandskraft, so daß sie oft wegen der geringfügigsten Ursachen zugrunde gehen. Besonders sind es zwei Arten von Schlangen, die dem Kleinvieh gefährlich werden. Die eine ist ganz schwarz und wird von den Schilluk „Detang" genannt; die zweite, „Abvkko" genannt, hat eine mehr erdbraune, schwarzgestreifte Farbe; letztere ist im ganzen Schillnklande sehr gefürchtet und ist nicht nur den Haustieren, sondern auch den Menschen sehr gefährlich. Viele Menschen fallen ihr besonders während der Regenzeit zum Opfer, zumal die einheimischen Ärzte und Zauberer nur geringfügige und meistens ganz ungenügende und sogar lächerliche Mittel gegen Schlangenbisse in Anwendung bringen. Die Schilluk haben eine fast abergläubische Furcht vor den Schlangen, deshalb wagt es niemand, eine zu töten, ans Furcht, dieselbe könnte ihn bei der Verfolgung beißen und so dem sichern Tode überliefern. Könnten sie sich dazu entschließen, alle Schlangen, denen sie begegnen, zu töten, so wäre das Land bald von ihnen gesäubert und das Kleinvieh würde nicht so viel geschädigt werden. Die meisten werden ans der Weide, wenn sie unversehens über die im dürren Grase verborgene Schlange dahinlaufen, von der erzürnten Bestie gebissen. Gern halten sich die Schlangen auch in der Nähe der Ställe ans und dringen dann in dieselben, wenn sich nachts das Vieh darinnen befindet. Soll das gebissene Tier gerettet werden, so muß es sofort gründlich behandelt werden. Zunächst erweitert man die Bißwunde und wäscht sie mehrmals mit einer Mischung von Ammoniak recht gut aus, außerdem macht man imi die Wunde herum kleine Einschnitte, um das bereits vergiftete Blut herauszupressen. Aus dem Gesagten geht zur Genüge hervor, daß ein Hirtenknabe im Schillnklande vieles lernen muß, wenn er seiner Obliegenheit zur Zufriedenheit seines Vaters nachkommen will, meistens muß er es aber ans eigener Erfahrung lernen. Ich bin oft Knaben begegnet, die erst sieben bis acht Jahre alt, mit ihrer Obliegenheit so vertraut waren, als ob sie beim Viehhüten schon ergraut wären. Es unterliegt keinem Zweifel, daß gerade das Hüten sowie die mannigfachen Gefahren, welchen Hirt und Herde dabei ausgesetzt sind, erzieherisch auf die Jugend einwirken und besonders ihre Verstandes- und Sinnestätigkeit wecken und zur Entfaltung bringen. Hat sich nun der junge Schillnkhirte beim Hüten des Kleinviehes zur Zufriedenheit seines Vaters bewährt, so wird er bald zur Hütung des Großviehes herangezogen, falls er einen kleineren Bruder hat. Ja, die Rinderherden sind für den Schilluk das Beste und Kostbarste, was er besitzen und sich wünschen kann; nur Grundlage für jede Familie. Ein jeder Jüngling muß dort, wenn er ein eigenes Heim gründen will, der Familie seiner zukünftigen Frau sechs bis acht Kühe und mehrere Ochsen zahlen: außerdem hat er noch allen Verwandten der Braut ein fettes Schaf oder eine fette Ziege zu schenken. Nur auf diese Weise kann er sein Ziel erreichen und sich eine Frau heimführen. Hat er keine Rinder oder Kühe, so muß er abwarten, bis er sich durch 1Rt lian b schaff mit ©abnbie ober Segelschiff. die äußerste Not vermag ihn dazu zu bewegen, sich ihrer zu entäußern. Neben seinen Familienangehörigen gelten ihnen bei Tag und Nacht all seine Gedanken und Wünsche. Nach der Überlieferung hat schon ihr fast göttlich verehrter Stammvater, ihr erster König Nykang, sowie dessen Sohn Dack große Viehherden besessen. Dadurch ist in den Augen der Schillnk das Vieh gleichsam geheiligt worden und verdient nach den Angehörigen der Familie den ersten Platz im Hause. 116er= dies bildet ja bei den Schilluk das Vieh die harte Arbeit so viel verdient, um sich einige zu verschaffen. In der Sorge für sein Vieh ermüdet der Schilluk nie. In jedem Dorfe befinden sich einige geräumige Ställe, wo das Großvieh während der Nacht einen sicheren Unterstand finden kann. Wie die Wohnhäuser, sind auch diese Ställe rund und kegelförmig gebaut; sie sind jedoch viel größer als jene und ihr Dach ist viel höher. Infolge der Größe der Ställe kann das Dach nicht nur gleich einem gewaltigen Schirme auf den Umfassungsmauern ruhen, vielmehr braucht es auch im Innern viele starke Stützpunkte. Zu diesem Zwecke werden in gleichen Abständen von der Umfassungsmauer zehn bis zwanzig starke Holzpfähle in die Erde gelassen. Die Pfähle dienen zugleich als Stützpunkte für die Lagerstätten der Hirten. In halberHöhe werden zwischen diesen Pfählen und der Umwallung starke Bambusrohre befestigt, so daß rings herum gleichsam eine Galerie gebildet wird. Bei den Schilluk ist es Sitte, daß die Hirten des Großviehes sowie die meisten größeren Knaben und Jünglinge im Viehstalle schlafen. Sobald am Abend die Kühe an ihren Plätzen angebunden sind, wird der während des Tages an der Sonne getrocknete Kuhmist hereingeholt und im Stalle selbst angezündet, um durch den sich entwickelnden übelriechenden Ranch die für Tiere und Menschen gleich gefährlichen und lästigen Moskitos fernzuhalten. Bei diesem Rauche fühlt sich dann während der Nacht alles wohl, die Jungmannschaft auf ihren taubenschlagartigen Lagern sowohl wie das zahlreiche Vieh unten. Bald liegt alles in festem Schlafe. Falls sich während der Nacht nichts Besonderes ereignet, werden die friedlichen Schläfer erst am nächsten Morgen durch den Hahnenschrei oder auch noch später geweckt. Ohne lange Toilette zu machen, begeben sie sich an ihre gewohnte Arbeit. Es ist gewissermaßen eine Ehre und Vertraueussache, wenn die jungen Schaf-und Ziegenhirten ihre Herden den jüngeren Geschwistern überlassen dürfen und zum Hüten der Rinder- und Knhherden bestimmt werden. 00B000B0BB0000000BB0000BBB000BB0B0B000BB 0 0 B B 0BBBBBBB00000B0BB00BB00000B000BBB0BBB0BB SdMUuhfu'tegcr. 0BBB0BB0BBBB0BB0B00B000000B000BBBB0BBB00 B B 0 B 00BBB00B000B00B0BB0000BBBBB00BBB0B0BB00O Für gewöhnlich sind sie dünn bereits zehn bis zwölf Jahre alt-. vorher wird ihnen dieses so hochwichtige Amt wohl nicht anvertrant. Gleich am Morgen müssen diese neuen Kuhhirten unter Leitung des einen oder anderen Dorfältesten das Vieh ans dem Stalle herausführen und auf dem gemeinsamen Viehplatz an die eigens zu diesem Zwecke in die Erde getriebenen Holzpflöcke anbinden; dann geht es an die Reinigung des Stalles, wobei natürlich ihre Finger und Hände als Kehrbesen und Mistgabeln herhalten müssen. Der Mist wird zum Dörren an die Sonne gebreitet. Während die Neulinge mit diesen Reinigungsarbeiten hinlänglich beschäftigt sind, beginnen die größeren Knaben und Jünglinge mit dem Melken der Kühe. Zunächst lassen sie das Kalb eine kurze Zeit allein sangen. Sobald sie merken, daß die Milch genügend angezogen ist, entfernen sie das Kalb und beginnen rasch zu melken: znm Schlüsse kommt das Kalb zum zweiten Male unter das Muttertier und muß sich dann mit dem Reste begnügen. Ist das Melken beendet, so tragen die jüngsten Hirten die verschiedenen Töpfe zu den einzelnen Besitzern. Es ist wohl klar, daß da die kleinen Schlingel nicht immer der Versuchung widerstehen können und einen Teil der Milch in ihren hungrigen Mägen verschwinden lassen, um dann die fehlende Milch durch Wasser zu ersetzen. Die Frauen merken jedoch bald, daß ihre Milch ziemlich wässerig ist: natürlich bekommen dann die kleinen Missetäter ganz gehörige Denkzettel, die sie sobald nicht vergessen. Es gibt aber auch gewissenhafte Kuhhirten, die bestrebt sind, ihren guten Namen zu wahren; als Belohnung bekommen sie öfters von der einen oder anderen Frau etwas zu essen. Frauen und Mädchen dürfen im Schillnklande nicht melken. Nachdem das Stallreinigen und Melken beendet ist und die Hirten ihr Frühstück zu sich genommen haben, wird auch das Großvieh auf die W^ide getrieben. Für gewöhnlich reichen zwei oder drei Knaben hin, um das Vieh auf gute Weideplätze zu treiben und tagsüber zu hüten-, abwechselnd bleiben dieselben drei oder vier Tage nacheinander bei dem Vieh, um dann von ebenso vielen anderen abgelöst zu werden. Die freien Tage verbringen sie mit Fischfang u. dgl. Oft jedoch müssen sie in der Zwischenzeit ihrem Vater oder einem älteren Bruder zu Hause beim Flechten von Stricken aus Fasern oder Fellen helfen. Die Felle werden zu diesem Zwecke in lange, dünne Riemen geschnitten. Diejenigen, welche beim Vieh bleiben, haben es für gewöhnlich auch nicht so schlecht, da das G oßvieh keine so schlimmen Eigenschaften besitzt wie das Kleinvieh. Es bleibt den Hirten deshalb noch Zeit genug, sich der Kurzweil hinzugeben. Die Zeit wird mit Fechtübungen- verbracht. Als Waffen dienen ihnen dabei leichte Bambusstöcke. Bald erlangen sie im Fechten eine solche Übung, daß man manchmal wirklich nicht weiß, ob man den Angreifer oder den Verteidiger mehr bewundern soll, so geschickt versteht er es, den Schlag zu parieren oder dem Gegn-er einen beizubringen. Einmal an seine Hirten gewohnt, weidet das Vieh in aller Ruhe weiter. Freilich bringt cs gar manchmal das plötzliche Zischen einer in ihrer Ruhe gestörten Viper oder ein in der Nähe sich aufhaltendes Raubtier in Unruhe-, doch kommt es selten vor, daß die ganze Herde plötzlich Reißaus nimmt. Zur besseren Unterscheidung hat jedes einzelne Tier gemäß seiner Farbe einen eigenen Namen. Niapong heißt z. B. der weiße Ochse, der gelblich-weiß gefleckte heißt Nialek und Detang ist der Name des schwarzen. Die Tiere kennen diesen ihren Namen ganz genau und schauen stolz umher, wenn man sie mit demselben ruft. Am behaglichsten fühlt sich der Schillukhirte, wenn er sich inmitten seiner Herde befindet: trifft man ihn dort an, so liebkost und preist er sein Vieh in allen Tonarten. (Fortsetzung folgt.) Nus dem fllMfftoneleben. Der erste Brief in der Lcbilluk-spracbe. Es ist ein kurzer, überaus einfacher Brief, beit ich unsern lieben Freunden und Wohltätern darlegen möchte, aber der erste, den je ein Schilluk mit eigener Hand zu Papier gebracht hat. Es ist die erste Schrift in der Schilluksprache, welche von Attigo ans den schwarzen Erdteil durchquerte, das Meer übersetzte und zu uns gelangt ist, um uns die Gefühle eines armen Negerknaben kundzutnn, der gestern noch ein Wilder war, heute aber betn Glauben und der Kultur gewonnen ist. Obwohl Gnabiel noch ein Kind ist, vereinigte er doch mit den sonstigen schlechten Eigenschaften und Neigungen eines wilden Negers einen ausgeprägten Hochmut. Als Schilluk unter den hochmütigen Schilluk, renter sich außerdem noch bewußt, der Sohn des Kagenbek, des Großhäuptlings von Attigo und Gnibodo, zu sein. Seiner Bekehrung setzten sich große Hindernisse entgegen. Aber der Geist Gottes weht, wo er will. Heute ist er ein ganz anderer geworden. Der von ihm verfaßte und niedergeschriebene Brief gibt Zeugnis dafür. Ich bringe ihn hier mit einer gewissen Befriedigung als Beweis für jene erhabene Umwälzung, welche die Missionäre unter jenen unglücklichen Völkern hervorgebracht. Hier der Brief des kleinen Gnabiel: Abuna! I miti Čuok. Jubeauena? Mati mai doc. Ananä iä köma kuagniPi Cuok o iä kada mal bange tau. Jabi lau men doč kiperä. Ka j ma! Kuagi Cuok kipo uati. Gnabiel. Ans deutsch: Unser Vater! Gott beschütze dich. Wann wirst du zurückkehren ? Grüße mir deine Mutter. Jetzt verlange ich wirklich nach dem Wasser Gottes (der Taufe), damit ich nach dem Tode in den Himmel gehen kann. Ich bin jetzt zu meinem Vorteile viel besser geworden. Und du, wohlan, bitte Gott für deinen Sohn Gnabiel. Es sind nur ein paar Zeilen, dennoch sagen sie uns viel. Ich glaube, dieses erste Schriftstück mit einem Meilensteine vergleichen zu können, der uns den Weg anzeigt, den wir Missionäre in diesen ersten Jahren zurückgelegt haben. Und was für einen Weg! Als wir in Lul die erste Station unter den Schilluk gründeten, wollten diese nichts von uns wissen, sie haßten uns sogar und strebten uns nach dem Leben. Ganz und gar unkundig der Sprache, die bisher noch von keinem Europäer erforscht worden war, mußten wir uns unter unsäglichen Schwierigkeiten abmühen, den Wilden jene Worte und jene Laute, die für unser Ohr so fremd klangen, abzulauschen. Wir bemühten uns, ihre Bedeutung aus den Zeichen und Umständen zu erraten und dann mit Hilfe unseres Alphabetes aufzuzeichnen: wir mußten uns unseres Alphabetes bedienen, da jenes Volk sich noch nie eines Zeichens bedient hatte, mit seine Gedanken zu Papier zu bringen. Den Schilluk war das unverständlich, sie lachten uns aus, indem sie uns Kinder und Narren nannten, die mit solchem Ernste nur damit beschäftigt waren, sich nur damit abgaben, die Wörter nachzusprechen und auf kleine Fetzen unver- stündliche Zeichen zn malen, d. h. auf Papier, denn auch davon hatten die guten Schilluk bis dahin nicht die blässeste Ahnung. Nach unermüdlichen Studien und nach BB00000B0B0000000B00B0B0000000000BB0 0 g 0 0 000000000000000000000000000000000000 Mjam-Mjam-Frau. 000000B0B00000000B000B00000000B00000 B B 0 0 000000000000000000000000000000000000 Überwindung unsäglicher Schwierigkeiten gelangte man endlich so weit, sich verständlich zu machen, und heute hat der um die Schilluk-sprache hochverdiente P. Banholzer bereits eine Grammatik samt Wörterbuch in Druck gegeben. Nun gaben wir uns den schönsten Hoffnungen hin. Man glaubte, daß man den Schilluk nur von der Schönheit des Himmels, für den sie erschaffen seien, zu sprechen brauche; daß man ihnen nur das Kruzifix zeigen und ihnen erklären brauche, daß das ihr Schöpfer selbst sei, der sich auf diese Weise für sie geopfert habe, um ihnen jenen Himmel zu verdienen: man gab sich» sage ich, der Hoffnung hin, daß die Schilluk haufenweise herströmen würden, um vor Christo auf die Knie zn fallen und die Taufe zu verlangen. Doch nicht lange währte diese schöne Hoffnung, es folgte bald die Enttäuschung. Beim Anblick des Gekreuzigten flohen die meisten unter Verwünschungen, da wir eine Person ans Kreuz genagelt hätten, andere begnügten sich damit, uns zu verhöhnen: „O ihr Toren! Gibt es vielleicht etwas Gutes dort oben im Himmel? Sehet ihr nicht die Vögel, wie sie vom Himmel zur Erde herniederkommen, um sich etwas Futter zu suchen und nicht Hungers zu sterben? Wir Schilluk sind zum Essen und Tanzen geboren, deshalb begnügen wir uns mit der Erde. Der Himmel möge für euch Weiße sein. uate dek, o ihr Toren!" Das waren harte Tage für uns. Nichts schien uns Trost zu gewähren, der Himmel schien wie vor einem drohenden Gewitter mit pechschwarzen Wolken bedeckt, so daß kein Sonnenstrahl durchdringen konnte. Manchmal war man versucht, mit dem Herrn zu rechten: Und warum hast du uns in dieses ferne, wilde Land gesandt? Unter diese Wilden, die nichts von uns wissen wollen? Zu diesem mit Fluch beladenen Volke, das nicht imstande ist, sich von der Erde loszuschälen?! .. . Gott konnte seine Gesandten nicht verlassen; er stärkte sie und erfüllte ihr Herz mit Hoffnung; sie hofften auch gegen alle Hoffnung. Sie hielten aus auf ihrem Posten, nnermüdet kämpften sie den Kampf Gottes zum Heile jener unglücklichen Seelen. Der Sieg konnte nicht ausbleiben — und ihre Gedanken und Gefühle dem Papier anzuvertrauen. Und jene Alten, denen der Missionär mit seinem Schreiben so verhaßt war, schauen fits), verdutzt an. Sie kennen sich fast nicht mehr aus Und fragen sich gegenseitig: Sind wir denn noch Schilluk? Sind dieses da nicht unsere Kinder? Wie kommt es also, daß sie auf dem Papier lese», daß sie denken, sprechen und schreiben wie der Fremde. . . ? Sie nennen den Missionär nicht mehr bogno, Fremder. Der Missionär hat sich Schiffe im Sah». Christus selbst hat ihn in seinem Evangelium versprochen! Das Papier und das Schreiben ist für die Schilluk keine Kinderei mehr, sie halten es nicht mehr für Zauberei. Ihre Sprache, in grammatikalische Regeln gefaßt, wird unter den Sprachen der zivilisierten Völker den Platz einnehmen, der ihr zukommt. Die Kleinen von Attigo sind heute bereits stolz darauf, daß auch sie lesen und auf das Papier schreiben können. Sie zeigen den Alten, wie auch sie jetzt imstande sind, die Schrift der Weißen zu erklären einen Platz unter ihnen erobert: er ist ein Gal duong, ein großer Mann geworden, ein Abuna, d. h. ein Vater. Die Verachtung, der Haß von einstens hat einer gewissen Hochachtung, ja dem Gefühle der Dankbarkeit, der Liebe Platz gemacht. Hütte uns der kleine Gnabiol einen schöneren Beweis seiner Anhänglichkeit und Liebe geben können? Während seine Landsleute, die uns einstens nach dem Leben strebten, noch leben, nennt er uns bereits mit dem Namen Vater und sehnt sich nach dem Missionäre, der ihm die Wahrheiten des Glaubens beigebracht. Das ist das erste Grauen des Tages, die erste Morgenröte, welche die dimkle Nacht durchbrechen wird. Möge ihr ein Heller, sonnenklarer Tag folgen, der Tag der Erlösung! Und er wird anbrechen und wahrscheinlich nicht mehr allzulange auf sich warten lassen. An jenem Tage werden nicht nur wir Missionäre, sondern auch unsere Wohltäter und Freunde, die uns in den Tagen des Kampfes so treu zur Seite gestanden, werden sich mit uns freuen und mit uns dein Herrn danken. P. 3. W. F. S. C. Steppenbrand. 0000000000000000O00000000000000 Gedankensplitter. Des Menschen Pflicht heiht hier auf (Erben: Im tiefsten Herzen glücklich werden! Set’s durch Verzicht — set’s durch (Empfangen, (Ein jeder kann bas (Bittest erlangen. ®. Tri-pel. * * Das beste Wappen in der Welt, Das ist der Pflug im Ackerfeld. * * * Wer mit Liebe dich warnt, Mit Achtung dich tadelt, Sei Freund dir. * * * Mancher hat noch eine Stunde Weges zum Tode Und sammelt Zehrung, als hätt’ er noch hundert Fahre zu leben. * * * Heft 4 Stern der 'Jieger. 89 Cmgua Basse's Vertraute. Lrzäblung von Dr. Dngo ZüSfoni. «Fortsetzung. Ramosina war klein von Gestalt; durch die Last der Jahre stark gekrümmt, erschien sie noch kleiner, als sie wirklich war; tiefe Furchen durchzogen das Gesicht, welches von silberweißen, zerzausten Haaren umrahmt war; der Mund war zahnlos und das Kinn so sehr nach oben gebogen, daß es beinahe die große, stark plattgedrückte Nase berührte. In diesem durchfurchten, unschönen Antlitze glänzten zwei große Augen, halb verdeckt von den gleichfalls schneeweißen Augenbrauen. Ihre Kleidung war nicht weniger Phantastisch: sie hatte ein paar Hosen an, die jedenfalls einstens rot waren, jetzt aber wenig von dieser Farbe sehen ließen, darüber hatte sie ein altes Hemd gezogen, das ihr bis unter die Knie reichte; das früher weiße Hemd war jetzt schokoladefarben; ans den Knöcheln der bloßen Füße ruhten große Eisenringe, die Zehen waren gleichfalls mit Eisenringen geziert sowie auch die bloßen Arme und die Finger. Außer den großen Ohrringen hatte sie noch drei Ringe an der Nase, welche ihr das Sprechen und Essen sehr erschweren mußten. Die Unterlippe war durchbohrt und in die Öffnung war eine Metallplatte getrieben. Der Hals war mit zahlreichen Perlenschnuren, mit Zähnen wilder Tiere und mit Krallen geschmückt. Auf den Rücken endlich trug sie ein Bündel Gras. „Schon lange harre ich deiner", sagte Senuessi. „Du bist sehr gutmütig, einer solchen Steinig feit halber erzürnst du dich nicht. Bin im Walde gewesen, um Giftpflanzen zu sammeln, ans denen ich ein starkes Gift bereiten werde. Hi! Hi! Hi! Fürchte dich nicht! Sie sind nicht für dich bestimmt, ich vertraue sie dir an für deine Gegner, für deine Feinde, da dn ein so liebenswürdiger und guter Herr bist. Hi! Hi! Hi!" Senuessi erwiderte nicht. Wie herzlos er auch war, den Anblick der Ramosina vermochte er doch nicht zu ertragen, er erfüllte ihn stets mit: Schrecken. Er war sich wohl der Macht bewußt, über welche die Alte verfügte, und wußte, daß er verpflichtet war, mit ihr stets auf gutem Fuße zu stehen. Sie öffnete die Türe mit den Worten: „Trete ein." Nun setzte er seinen Fuß in die von Rauch geschwärzte Hütte. Die Hütte luarberart, daß sie auch einem ganz Vorurteilslosen Furcht einflößen mußte. Die Lehmwände waren schwarz von Rauch und mit den verschiedenartigsten Gegenständen behängen: angefüllte Säcke, Waffen, geschwärzte Schädel, menschliche Knochen, schreckliche Gotzen-figuren. Am^hinteren Ende befand sich ein Herd, bedeckt mit"irdenem Kochgeschirr, das Feuer war ausgelöscht und ans der warmen Asche lag eine Riesenschlange; bei Senuessis Eintritt erhob sie zischend ihren Kopf. Erschreckt wich Senuessi einen Schritt zurück. „Kennst du sie noch nicht? Sie ist sehr klug und tut meinen Freunden nichts zu leide. Die Seelen von 68 Zauberern befinden sich in ihr, unter ihnen auch die meines Vaters. Sie ist meine treue Gefährtin, meine hochverehrte Lehrmeisterin", sagte die Ramosina lachend und streichelte dabei die Schlange; bei dieser Berührung zog sie den Kopf zurück, schloß den Mund und die kleinen runden Augen, indem sie ganz glücklich schien. Vögel schwirrten in der Lust und auf dem Boden krochen Schildkröten langsam dahin. Eine Lagerstätte mit übelriechendem Stroh, einPanther-fell, ans dem Boden ausgebreitet, sowie einige Elefantenzähne vervollständigten die Ausstattung der Hütte. Es ging das Gerücht, daß Ramosina außer der Hütte noch eine andere habe, wo sie das Geld verbarg, das sie von Senuessi erhielt oder durch den Verkauf von Giftsorten einlöste. Niemand vermochte jedoch anzugeben, wo sich diese zweite Hütte befände; der eine suchte sie im Walde, ein anderer unter der Erde, ein dritter gar in der Luft oder ans dem Monde. Sich bei der Alten darüber Gewißheit zu verschaffen, wagte niemand, aus Furcht, sich ihren Zorn zuzuziehen. Ramosina war mächtig, aber auch schlecht und deshalb fürchtete man sich sehr vor ihr und niemand wagte etwas zu sagen, was ihr nicht ganz genehm sein konnte. Die Alte gab Senuessi ein Zeichen, Platz zu nehmen. Den Kopf schüttelnd, sagte er: „Ich bin nicht müde." „Was willst du?" „Ich bedarf deiner." „Sprich. Dem Herrn steht es zu, zu befehlen, der Sklavin zu gehorchen." Er lächelte. „Du bist Cingua Basse's Freundin, vor allem brauche ich ein Gift." „Ein langsam oder ein rasch wirkendes?" „Wähle du, es muß jedoch so beschaffen sein, baß es kein Mittel dagegen gibt, daß es, einmal genossen, unbedingt den Tod nach sich zieht; daran ist mir wenig gelegen, ob in einem ober in mehreren Tagen." „Das Gift sollst du haben. Für wie viele Personen?" „Für zwölf. Die Dosen müssen aber sehr klein sein, um sie leicht verbergen zu können." „Zweifle nicht daran; du wirst mit mir zufrieden sein." „Wann werde ich es haben können?" „Eilt es?" »Ja." „Morgen früh kannst du es habe». Genügt das?" „Ja, siehe nur zu, daß es stark wird, und ich werde es dir reichlich entgelten." „Der Herr hat die Sklavin nicht zu entschädigen. Ich nehme jedoch das Geld an, um es Cingua Basse zu übergeben. Dem Gott sind die Geschenke angenehm." „Ich brauchte noch etwas." „Was?" „Bist du mächtig?" „Überaus mächtig?" „Hast du Gewalt über die Herzen?" „Zweifelst du daran?" „Vermagst du jeden Willen zu beugen?" „Jeden." „Ein Sklave verweigert mir den Gehorsam . . . ." „Töte ihn." „Es märe mir lieber, wenn er sich unterwerfen würde." Ramosina brach in ein höhnisches Lächeln aus. „Bon Tag zu Tag wirst du geiziger." „Wie kannst bit das behaupten?" „Weil du dich scheuest, einen Sklaven zu töten! Wie viel kann ein Sklave wert sein? Eine Handvoll Kaurimuscheln und du trägst Bedenken, sie zu opfern? Lasse ihn nur leben und du wirst bald sehen, daß dir niemand mehr gehorchen wird." In Gedanken vertieft, senkte Senuessi das Haupt. Ramosinas Worte waren wahr; wollte er sein Ansehen wahren, so mußte er Nup aus dem Wege schaffen; seine Rache lag ihm jedoch mehr am Herzen. „Ich ziehe es vor, ihn unterwürfig zu sehen, weil ich ihn notwendig brauche." Ramosina la hte von neuem. „Warum lachst du?" fragte Senuessi etwas überrascht. „Wegen deiner Frage. Wie treibt man einen ungehorsamen Sklaven zu paaren? Hast du nie etwas mit Sklaven zu tun gehabt? Was hast du in der Rechten?" „Die Peitsche." „Gebrauche sie bei dem Störrischen." „Die Peitsche nützt nichts. Die Missionäre haben ihn verzaubert." „Die Missionäre? Wie sehr hasse ich sie! Sie behaupten, daß Cingua Basse nicht existiere, und möchten ihn der wohlverdienten Verehrung berauben. Der mächtige Gott möge sie alle vernichten, jene Verruchten!" schrie Ramosina, ihr Auge sprühte Feuerfunken bei diesen Worten, vor Wit zitterte sie am ganzen Leibe. Senuessi lächelte vergnügt. Die Wut der Zauberin befriedigte ihn. „Verwende also Aufmerksamkeit auf das Gift, es ist für sie bestimmt", sagte er. „In diesem Falle wird es von unfehlbarer Wirkung sein. Ich werde mein ganzes Können Aufbieten, um es so herzurichten, daß es den sicheren Tod herbeiführe." „Gut. Wäre es dir sodann nicht möglich, mir den Sklaven gefügig zu machen?" „Das wird nicht leicht sein, da die Weißen mächtig sind", sagte die Alte, den Kopf schüttelnd. „Deine Macht ist jedoch größer. Du hassest die Weißen; wisse also, daß mir jener Sklave die Missionäre vergiften soll. Gebe mir ein Zaubermittel, das ihm das Herz mit Haß gegen sie erfüllt und ihn meinen Wünschen gefügig macht." Die Alte schüttelt von neuem den Kopf. „Du verlangst etwas überaus Schwieriges. Die Weißen sind mächtige Zauberer, aber Ramosina wird sich von ihnen nicht besiegen lassen, sie wird triumphieren", sagte sie. Sie begab sich in eine Ecke der Hütte und brachte eine Schale mit einer gelblichen Flüssigkeit und reichte sie Senuessi. „Gebe diese Flüssigkeit dem Sklaven zu trinken, morgen loirft du mir dann sagen, was für einen Erfolg es gehabt hat", bemerkte sie. „Wird diese Flüssigkeit den erwünschten Erfolg hervorbringen?" „Ich kann es dir nicht versichern. Ich ver-mag seine Macht nicht abzuschätzen. Muß es also vorher erproben. Sollte sie jedoch nicht wirken, so komme morgen her oder laß mich rufen. Ich möchte den ungehorsamen Sklaven sehen, dann werde ich dir sagen können, was zu seiner Bändigung zu geschehen hat." Senuessi schob die Hand unter die Leibbinde und zog eine Handvoll Kaurimuscheln hervor. „Nimm." „Es geziemt sich nicht, daß mein Herr mich bezahle", sagte Ramosina, während siemit lüsternen Augen das Geld betrachtete und die Hand ausstreckte, um es in Empfang zu nehmen. „Ein Herr meinesgleichen nimmt keinen Dienst unbelohnt entgegen", erwiderte Senuessi stolz. „Beuge mir den Sklaven und ich werde dich königlich belohnen." Die Frau legte die Rechte ans die Brust, um dem Sklavenhändler zu verstehen zu geben, daß sie alles tun werde, was in ihrer Macht stehe. Mit kurzem Gruße verließ Senuessi die Hütte, indem er die geheimnisvolle Schale mitnahm. 5. Kapitel. Der?lMrtgrer. Nachdem Senuessi die Hütte verlassen hatte, ließ sich Ramosina auf das wenige Stroh nieder, welches ihr als Lager diente. Das Kinn auf die Knie gestützt, saß sie in Gedanken vertieft lange Zeit da. Sie ivar sehr gefürchtet und erfreute sich eines großen Einflusses in der Pflanzung. Die Sklaven verehrten sie, der Herr, von allen gefürchtet, war gegen sie herablassend und furchtsam, er wagte es nicht, ihr Vorwürfe zu machen, sie zu strafen, mit Ehrfurcht näherte er sich ihr; auch auf ihn übte sie einen gewaltigen Einfluß aus. Sie war eine Sklavin, aber nur dem Namen nach. In Wirklichkeit genoß niemand mehr Freiheit als sie. Auch reich war sie. Hätte man unter dem Herde ein Loch gegraben, so wäre man auf eine unterirdische Höhle gestoßen voll kostbarer Elesanten-zähne, Säcke voll Kauximuscheln lagen da. Jene Macht, jenes Geld, jene Freiheit genügten ihr nicht, sie waren nicht imstande, sie zu befriedigen, und viel weniger noch, sie glücklich zu machen. Ihr Herz, ihr armes Herz war nicht befriedigt. Sie fühlte eine große Leere darin, welche die Reichtümer nicht auszufüllen vermochten, sie fühlte ein Verlangen in sich, welches durch nichts ans dieser Welt gestillt werden konnte. Wie oft sah sie im Geiste ein schönes, schwarzes Haupt mit gekräuselten Haaren, mit zwei großen, durchdringenden Augen, mit großen, aufgeschwollenen Lippen, die ihr zuriefen: „Mutter, Mutter!" Dieses Wort „Mutter" ertönte in ihren Ohren wie himmlische Musik, wie der Gesang, den die kleineren Götzen an Cingua Basses Throne anstimmten, wie die Harmonien, welche die himmlischen Geister, ewig junge Knaben, ertönen lassen, sobald sie in Mohammeds Himmel in die Saiten der diamantenen Harfen greifen, um Gott den Allmächtigen und Mohammed seinen Propheten zu erfreuen. Sie fühlte das Verlangen in sich, jenes liebe Haupt zwischen ihre Hände zu nehme», ihre Lippen auf seine Wange zu pressen, ihm einen feurigen, ewigen Kuß zu geben; sie brannte vor Verlangen, jenem Lieben zurufen zu können: „Sohn, mein Sohn, mein geliebter Sohn!" Eines einzigen Kusses wegen hätte sie gerne alle Elefantenzähne, die Kaurimuscheln, die Hütte, ihr Leben hingegeben, alles hätte sie hingeopfert, wenn es ihr vergönnt gewesen wäre, die teuern Züge des geliebten Sohnes noch einmal zu sehen, noch einmal, ein einziges Mal von ihm den süßen Namen „Mutter, Mutter" zu hören. Sie hätte dafür ihren ganzen Einfluß preisgegeben, sie wäre gerne wieder eine arme Sklavin geworden, von morgens früh bis abends spät hätte sie mit Ketten beladen gearbeitet, mit Freuden wäre sie dafür unter den schrecklichsten Qualen gestorben. Wie sehr beneidete sie jetzt jene armen Sklavinnen, welche auf den Feldern arbeiteten und unter der Last der Arbeit zusammenbrachen! Diese blickten mit Bewunderung und zugleich mit Neid auf die Zauberin. Die Törichten! Sie wußten nicht, wie beneidenswert sie waren; sie konnten am Abend, wenn sie müd und matt von der Arbeit in ihre Hütten zurückkehrten, ihre eigenen Kinder an ihre Brust drücken, sie konnten sie küssen und hörten sich anrufen mit dem süßen Namen Mutter. Jene Frauen wußten nicht, wie glücklich sie waren! Auch die alte Zauberin war Mutter gewesen, sie hatte einen Sohn gehabt, einen guten, lieben Sohn, den sie so sehr liebte. In der Mutterliebe vergaß sie auf ihre Zauberei, vergaß Cingua Basse und ihren Kult, ihren blutigen Kult, vergaß ihre Zaubermittel, hatte aller Zauberei entsagt, lebte nur noch für ihn, mit ihm spielte sie, mit ihm vertrieb sie sich die Zeit, war ganz in ihm aufgegangen. Sie hatte ihn sehr geliebt und wollte ihn zu etwas Großem erziehen. Sie wollte ans ihm einen berühmten Mann machen, einen mächtigen Zauberer, mächtiger als sie, ja noch mächtiger als sein Großvater sollte er werden, einen Zauberer, der die ganze Gegend unterjochen, einen großen, mächtigen Zauberer, der unermeßliche Reichtümer aufhäufen und einstens ein mächtiger Häuptling, ein gewaltiger Sultan werden würde. Sie hatte sich den Sohn glücklich geträumt und hoffte mit ihm das Glück zu teilen. Das Dorf wurde hingegen von den Feinden zerstört, ihr Mann ermordet und sie mit ihrem Sohne gefangen und auf den Sklavenmarkt geschleppt. Vieles hatte sie in der Sklaverei erduldet, sie hatte sich aufgebäumt gegen jene Ketten, aber die Nähe ihres Kindes machten sie ihr fast leichte Doch nur von kurzer Dauer war jenes Zusammenleben. Auf dem Marsche von ihrem Heimatsorte zum Sklavenmarkte war ihr Sohn an einen Sklavenhändler veräußert worden. Was hatte sie nicht ausgestanden bei der Trennung vom Sohne! Sie hatte den Sklavenhändler angefleht, ihn nicht zu verkaufen, sie hatte den Käufer gebeten, auch sie zu erstehen und ihm Treue, unermüdliches Abmühen versprochen. Aber der eine wie der andere hatten mit Spott auf ihre Bitten geantwortet, sie lachten über jenes demütige Flehen. Der Kauf kam zustande. Sie schrie auf vor Schmerz, krümmte sich wie eine verwundete Hyäne, der man ihre Jungen entrissen, ein Strom von Verwünschungen ergoß sich über ihre Lippen, sie rief den Zorn der Götter auf den grausamen Verkäufer und den nicht minder unmenschlichen Käufer herab, sie machte übermenschliche Anstrengungen, ihre Ketten zu zersprengen, um sich auf die Araber zu stürzen und für die Freiheit ihres Sohnes zu kämpfen, auf den nur sie als Mutter ein Recht hatte. Die Peitsche machte ihren Klagen ein Ende, die Peitschenhiebe fühlte sie jedoch nicht, der leiblichen Schmerzen gedachte sie jetzt nicht, sie waren ein Nichts im Vergleich zu den seelischen, die durch die Trennung hervorgerufen wurden. Man hatte ihr nicht einmal erlaubt, den Sohn zum letzten Male zu umarmen und ihm den letzten Kuß auf die Stirne zu drücken, ihm zum letzten Male Lebewohl zu sagen. In jenem Augenblicke verging ihr armes Herz, sie hörte es nicht mehr pochen, aber eine Stimme vernahm sie, die ihr beständig den Namen ihres Sohnes zurief und sie an ihr eigenes Unglück erinnerte. Wozu dienten ihr jetzt die Ehren, die Reichtümer, die Freiheit, da sie ja ihren geliebten Sohn verloren hatte? Alles hätte sie für ihn hingegeben. Sie weinte und jene Tränen, die Tränen einer leidenden Mutter, machten die alte Ramosina fast sympathisch. Wieder zu sich gekommen, sprang sie auf und begab sich zum Herd. „Bereiten wir das Gift", sagte sie. Sie nahm einige der mitgebrachten Pflanzen, legte sie in eine Schüssel und goß Wasser dazu. Aus einer Flasche fügte sie noch eine bräunliche Flüssigkeit hinzu, dann zündete sie ein großes Feuer an. Das Wasser kam bald zum Sieden. Mit einem Stocke aus Ebenholz rührte sie das Gemisch und sang dazu ein melancholisches Lied, Cingua Basses Lied. Während Ramosina das Gift bereitete, welches den Missionären das Leben rauben sollte, befand sich der arme Nup in einer engen Hütte hingestreckt auf seinem Schmerzenslager. Der Unglückliche war noch besinnungslos. Niemand befand sich bei seinem Lager und wachte bei ihm; niemand dämpfte seine Fieberhitze, niemand verband seine Wunden, niemand verschaffte ihm eine Erleichterung. Millionen Fliegen schwirrten um ihn, ließen sich auf seine Wunden nieder und stillten ihren Durst mit seinem Blute, sie ruhten ans seinen offenen Wunden und impften ihm den Keim tödlicher Krankheiten ein. Endlich öffnete er die Augen. „Mein Jesus," stöhnte er, „lebe ich noch!" Der Gedanke, noch zu leben, bereitete ihm keine Freude. Er verkündigte ihm neue Quälen, neue Leiden, neue Schmerzen, die zu ertragen er sich nicht stark genug fühlte. Wäre er wenigstens gestorben! Der Tod flößte ihm keinen Schrecken ein; er war jenem Leben in tausend Qualen vorzuziehen. Ohne Maß waren die Schmerzen, die er verkostete. Die Wunden brannten ungemein. In Fieberhitze schoß das Blut durch die Adern, die Stirne schien ein Glühofen zu sein. Er fühlte sich ungemein schwach und ganz zerschlagen. Zum Überfluß war er auch noch mit Ketten beladen, die ihn an jeglicher Bewegung hinderten. Er versuchte, sich zu sammeln, seine Gedanken zurechtzulegen, es gelang ihm jedoch nicht. Ohne Zusammenhang schossen ihm die Gedanken durch das in Fieberhitze kochende Gehirn. Gedanken an seine frühere Freiheit, seine erste Sklaverei, an sein Verweilen in der Mission, an die guten Priester, an den einzig wahren Gott. Er wollte beten, er wollte sich Gott empfehlen, dem lieben Heiland; er wollte seine Hilfe anrufen; aber die Bitte wollte ihm nicht über die Lippen kommen, er vermochte dieselben nicht mehr zu bewegen, wenn er es aber auch gekonnt hätte, so hätte er sich doch nicht mehr an die Gebete erinnert, die er gelernt hatte, so verwirrt war er. Er erinnerte sich an nichts mehr .. . Während er so unbeweglich auf seinem Schmerzenslager lag, näherte sich ihm Senuessi. Das Opfer starrte seinen Schlächter an. Ein unbeschreiblicher Haß wollte sich jetzt seiner bemächtigen, ein natürlicher Haß des Unter-drückten gegen seinen Unterdrücker. Aber er tat sich Gewalt an, er erinnerte sich an Christus am Kreuze, an das Gebet um Gnade. „Verzeihung, Verzeihung", murmelten seine Lippen. „Bist du bereit, die Formel ausznsprechen?" fragte ihn Senuessi, indem er einen eisigen Blick auf ihn warf. „Nein." „Erfülle mir wenigstens meinen zweiten Wunsch!" „Ich kann es nicht." Senuessi nahm das Fläschchen aus der Tasche und neigte sich über den Verwundeten. „Trinke!" sagte er zu ihm. Was sollte das für ein Trank sein? War es ein Stärkungsmittel oder Gift, mit dem ihn sein grausamer Herr aus dieser Welt schaffen wollte? Der Ärmste ivnßte es nicht. Er vernahm nur den Befehl und war entschlossen, ihn auszuführen. Er war bereit, seinem Herrn in allem zu gehorchen, was nicht augenscheinlich Sünde war. Er öffnete den Mund und Senuessi goß die Flüssigkeit hinein. „Trinke, trinke!" Die Flüssigkeit ergoß sich über seine Lippen; mit Mühe brachte er die dickflüssige, braune Masse hinunter; er verschluckte sie, ungewiß, was für Folgen es nach sich ziehen würde. Nachdem er alles getrunken hatte, brach Senuessi in ein Hohngelächter aus, und seines Erfolges sicher, entfernte er sich aus der Hütte. Der arme Verwundete folgte ihm mit seinen matten Blicken. Er wollte sodann beten, er wollte sich an Gott wenden, um eine glückliche Sterbestunde zu erflehen, die er nach diesem Trank erwarten zu müssen glaubte; es gelang ihm jedoch nicht. Er fühlte sich umnebelt, die Stirne brannte ihm noch mehr, die Augenlider I wurden so schwer, daß sie sich auf die Augen senkten; sie schlossen sich, um sich an diesem Tage nicht mehr zu öffnen, er fiel in einen tiefen Schlaf. Freudige Bilder bewegten seine Phantasie. Er sah sich frei, reich, glücklich; er genoß die Freuden der Freiheit. Freuden, die ihm die traurige Wirklichkeit beim Erwachen um so bitterer machten. 6. Kapitel. 1in der Dütte des Sklavenhändlers. Gegen Abend kam ein Sklave zu Senuessi. Der Sklave betrat den abgeschlossenen Raum, ohne daran zu denken, daß zu jener Stunde allen der Zutritt strengstens untersagt war. Die Frauen des Arabers und die Kinder, welche im Hofe spielten, schrien erschreckt auf. Es war etwas Unerhörtes, daß ein Sklave es wagte, zu dieser Stunde den geheiligten Raum zu betreten. Nicht einmal Amatosa hätte so etwas gewagt; auch er betrat ihn nur zur heißesten Tageszeit, weil er wußte, daß sich die Familie des Sklavenhändlers in der Hütte befand. Bei Sonnenuntergang hingegen begaben sich alle Familienglieder ins Freie, um die frische Luft zu genießen, deshalb durfte zu dieser Zeit kein Fremder den Hof betreten, und das hauptsächlich Senuessis Aberglauben wegen. Er hatte eine ungemeine Furcht vor dem sogenannten „bösen Auge"; er fürchtete sich stets, daß irgend ein neidischer Neger einen bösen Blick auf eine seiner Frauen werfen könne und ihr so Verderben brächte. Der Schrecken, welcher beim Erscheinen des Negers sich der Frauen und Kinder bemächtigte, war daher leicht erklärlich. Jenes Geschrei rief Seuuessis Aufmerksamkeit wach, der sich gerade in der Hütte befand. Er sprang auf, ergriff die Peitsche und trat hinaus. Seine Hütte verließ er nie ohne die Peitsche. Draußen erkannte er gleich die Ursache der Aufregung. Sein Zorn entbrannte bei diesem Anblicke; die Peitsche schwingend, stürzte er sich auf den Waghalsigen, der es gewagt hatte, die Heiligkeit dieses Ortes zu profanieren. Der arme Neger kreuzte beim Herannahen des Herrn die Arme auf der Brust und machte eine tiefe Verbeugung. „Eine hochwichtige Nachricht . . ." begann er, konnte aber nicht weiterfahren, denn schon sauste die Peitsche auf sein gelocktes Haupt, auf die Schultern und den Rücken hernieder. Jeder Schlag ließ einen gewaltigen Striemen zurück, der zuerst blaß, alsogleich dunkelrot wurde, rasch anschwoll und sich öffnete, um reichliches Blut auszuströmen. Der arme Sklave enthielt sich jeglicher Klage, um den Herrn nicht noch mehr zu erzürnen; dieser aber freute sich, so der Familie ein Beispiel seiner Entschlossenheit und seiner unvergleichlichen Grausamkeit geben zu können, denn auch deshalb fand er Freude am Schlagen und Verwunden, weil er so seine Frauen und Kinder besser in Schach halten konnte und ihnen so jede Lust, sich seinen Wünschen zu widersetzen, ein für allemal benahm. Der arme Neger fiel endlich in seinem eigenen Blute zu Boden. „Verruchter! Siehst du, wie Senuessi die Profanierung seines Harems bestraft!" schrie der Araber, als er den Neger auf der Erde liegen sah. „Emir, Emir! Eine überaus wichtige Nachricht! Amatosa schickt mich", sagte der Ärmste. Senuessi blickte ihn bestürzt an. „Eine wichtige Nachricht?" sagte er. „Warum hast du es mir nicht gleich gesagt?" Der Sklave schwieg. Er wagte nicht, ihm einzuwenden, daß er ihm mit seinem Unmensch-lichen Handeln den Mund verstopft hatte, da er sich zu sehr vor ihm fürchtete. „Worum handelt es sich denn eigentlich? „Eine Karawane nähert sich." „Eine zahlreiche?" „Mit hundert Gewehren." „Sind es Neger?" „Ja, Neger." „Sklavenjäger?" „Ihr Anführer ist ein Weißer; sonst weiß ich nichts. Amatosa schickt mich, dir dieses mitzuteilen." Die Ankunft einer Karawane war nichts Ungewöhnliches. Jeden Monat laugten ihrer verschiedene an, um Geschäfte abzuschließen, um sich zu verproviantieren oder Sklaven zu verkaufen. Wozu mochte wohl Amatosa, jener kluge Amatosa, so viel Aufsehen machen? „Wo ist Amatosa?" „Er ist der Karawane entgegen gelaufen, um mit ihrem Anführer zu unterhandeln. Er bittet dich, ihm zu folgen." „Amatosa ist verrückt! Ich, der Emir Senuessi, soll einem Unbekannten entgegengehen?" schrie der hochmütige Araber. „Ich brauche niemanden. Wer etwas von mir will, weiß, wo ich wohne. Mache dich fort von hier!" Der Neger erhob sich mühsam und begab sich unsicheren Schrittes zur Türe. Ein Blutstreifen zeigte den Weg an, den er genommen. (Fortsetzung folgt.) Vermiedenes. spanenderem für Afrika. Die Pfarrgrnppe von St. Rochus, III. Bezirk, hielt am 24. Februar im Gemeindehaussaale III. Bezirk ihre Generalversammlung ab. Dieselbe war außerordentlich gut besucht. Der hochw. Konsulent, Herr Kooperator Nttschmann, eröffnete die Versammlung und begrüßte die Anwesenden aufs herzlichste, besonders Monsignore Schöpf-lenthner, Domkapitular von St. Stephan, geistl. Rat Pfarrer Gold, den hochw. Rektor von St. Gabriel und Kooperator Hochw. Herrn Haas. Der hochwst. Herr Kanonikus Schöpfleuthner hielt die erste Ansprache, worin er zuerst die wirklichen Gründe, die gegen unsere Beteiligung an dem Vereine sprechen, abschwächte und die Scheingründe zurückwies. Wir dürfen eben auch nicht mit zu optimistischen Augen nach Afrika blicken, aber eben so wenig mit zu pessimistischen die armen Schwarzen beurteilen. In anschaulicher Weise wurden einige rührende Züge von den schrecklichen Sklavcnmärkten geschildert, die zeigen, mit welch inniger Liebe Eltern und Kinder aneinander hängen. Vor allem munterte der hochwst. Herr Redner zum eifrigen Gebete für die armen Schwarzen auf, bat, ihnen auch durch das gute Werk des Almosens zu Hilfe zu kommen, und schloß mit dem frommen Wunsche, daß wir alle einst zur Rechten des Herrn stehen mögen, um den Lohn für unsere guten Werke zu empfangen. Hierauf hielt der hochw. Rektor von St. Gabriel eine interessante, zu Herzen gehende Rede. Er erzählte von seinen Erfahrungen beim großen Kolonial-Kongreß in Berlin, mit loelchem Eifer die protestantischen Missionäre für ihre Sache und Mission eintreten und tvelch große Geldmittel sie dafür aufbringen. Wir Katholiken sollen uns nicht von ihnen beschämen lassen. Wenn auch die katholische Caritas ihre Werke im stillen zu tun liebt, so sollen wir aber auch nicht ermüden, Opfer für die Missionen zu bringen; gerade die kleinen Opfer, gleich dem Heller der Witwe im Evangelium, ziehen besonders Gottes Segen auf das gute Werk herab. Tief ergreifend wurde nun auch von den Greueln erzählt, die bei dem doch von der christlich portugiesischen Regierung geduldeten Sklavenhandel verübt werden und sich so schrecklich am Mntterlande Portugal gerächt haben. Hochw. Redner erinnert besonders an die Bitte im Vaterunser „Zukomme uns dein Reich". Das Gebet für die Missionen wird auch Gottes Segen auf unser Vaterland herabziehen. Es wurde nun noch die Neuwahl des Ausschusses vom hochwst. Diözcsan-Direktor vorgenommen, welcher auch mitteilte, daß ihm eben vom hochw. Herrn Konsulenten 170 Kronen 32 Heller von den zuletzt eingegangenen Mitgliederbeiträgen und Spenden übergeben wurden. In den Zwischenpausen erfreute Frau Kaiser wieder die Anwesenden mit ihrem schönen Gesänge und am Schlüsse wurde auch noch dem Fasching Rechnung getragen und zwei kurze Lustspiele von den Töchtern des Apostolats von der Landstraße sehr gut aufgeführt, die allgemeine Heiterkeit erregten. Besuch des Königs von Sachsen in Ikhartum. Unter den zahlreichen und hochstehenden Gästen, die alljährlich im Winter die aufstrebende Hauptstadt des Sudans besuchen, befindet sich heuer ein gekröntes Haupt, König Friedrich August von Sachsen. Der hohe Gast traf mit einem besonderen Schiffe derHamburg-Amerika-Linie in Port Sudan ein, too ihn General-Inspektor Slatin Pascha empfing und in einem Sonderzuge der Sudan-Eisenbahn nach Khartum begleitete; am Bahnhof umt Khartum empfing der General-Gouverneur Sir Reginald Wingate Pascha seinen königlichen Gast und geleitete ihn in seinen Palast. Kurz nach seiner Ankunft unternahm der König einen Spaziergang in die Stadt. Am nächsten Morgen erschien der katholische Herrscher in der bescheidenen Kapelle der katholischen Mission und wohnte einer vom Apostolischen Vikar Bischof Geyer zelebrierten heiligen Messe bei. Am Abend gab der Generalgouverneur ein offizielles Essen zu Ehren seines königlichen Gastes, zu dem auch Monsignore Bischof Geyer eingeladen war. Am Morgen des nächsten Tages besuchte der König nach der heiligen Messe in Begleitung des Generalgouverneurs Omdurman, die Stadt des Kalifen, und besichtigte auch die Missionsstation Pater Ohrtoalders dortselbst, deren spartanische Einfachheit großen Eindruck auf ihn machte. Am Nachmittage besichtigte der König das Gordon Kolleg in Khartum und stattete sodann auch der katholischen Mission Hierselbst einen längeren Besuch ab. Von Bischof Geyer am Eingänge seines Wohnhauses empfangen, besichtigte der König die Fundiernngsarbeiten sowie die Pläne der im Bau befindlichen katholischen Kirche. Dann wurde die Knabenschule besucht. Der König ging durch alle Klassenzimmer hindurch und stellte gelegentliche Fragen. Es erregte seine Verwunderung, daß ganz kleine Knirpse schon mehrere Sprachen beherrschen. Nach einer kurzen Besichtigung der Schreinerei mit Motorbetrieb verabschiedete sich der König aufs huldvollste vom Bischof. Am Abend gab General-Major Slatin Pascha ein Essen zu Ehren des Königs, an dem auch Bischof Geyer und Pater Ohrwalder teilnahmen. Nach demselben verließ der König mit seinem Gefolge auf einem von der Regierung beigestellten Nildampfer Khartum, um am Weißen Nil der Jagd zu obliegen. In seiner Begleitung befindet sich auch Pater Ohrwalder als Reisekaplan. Der König gedenkt am 19. März von seinem Jagdausflug zurück zu sein. Huffovbevung zur Teilnahme an dem Gebets-lkrreuzzuge kür Sfrifoa vom 28. April bis 7. /Dat etiiscblicßlicb. Wer könnte sie zählen, all die Aufrufe mannigfaltigster Art, welche heutzutage, in Tausenden von Broschüren und Flugschriften verbreitet, die Interessen der Menschheit für dieses oder jenes Unternehmen zu begeistern suchen? Leider sind es nur zu oft Interessen, ivelche einzig darauf abzielen, Glauben und Tugend wankend zu machen, dem lieben Gott die mit seinem Herzblut erkauften Seelen zu entreißen. Und dennoch finden sie Gehör, finden begeisterte Anhänger in Massen. Sollte dem kein Gegengewicht geboten werden können? Sollten nicht auch die Guten sich aufraffen zu einem Sturme, bei dem es gilt, Jesu Herz zu trösten für all die Schmach und all das Leid, das eine glaubenskalte Zeit Ihm verursacht? Die Macht des Gebetes ist so groß, so allgewaltig! Beten wir, beten wir heiß und innig! Ringen wir mit der Kraft des Gebetes dem Höllenfürsten auch jene Seelen ab, welche er noch in seiner vollen Gewalt hat — jene unglücklichen Seelen des dunklen Afrikas, die, so tief im Heidentume befangen, nie das süße Glück kennen gelernt, einem guten Gott zu dienen, Ihn zu lieben. Daher auf, teure Missionsfreunde! Wie alle Jahre, so auch heuer, sollen die neun Tage, welche dem Schntzfeste des hl. Josef vorausgehen, das ist vom 28. April bis inst. 7. Mai, einem Anstürme auf Jesu erbarmungsreiches Herz um Gnade für Afrika, einem echten Gebets-Kreuz-zuge geweiht sein. Jedes Gebet hat dabei seine Gültigkeit, wenn es eben nur ein inniges, von Herzen kommendes Gebet ist. Großmütige Seelen geben vielleicht noch mehr: sie schenken den Ärmsten der Armen die eine oder andere heilige Kommunion. Jesu Herz wird so getröstet, es wird alles reichlich lohnen und die Seelen werden gerettet. Denn daß das Gebet vor allem nottnt, sagen auch die jüngst eingetroffenen Hilferufe der verfolgten und vertriebenen Missionäre der portugiesischen Kolonien, welche alle die armen Neuchristen, die sie nun verlassen müssen, so warm dem Gebete ihrer europäischen Landsleute empfehlen. Also beten — beten ohne Unterlaß! Vevantwovlfdbec Sdn'tftleitev: IRchtov P. Dr. slß. IRaffetnev F. S. C. — Muchdruckers! XEstoUa, Mriren, Südtirol. M P. Münch: Furth Pf. J. St. 7-65. Ziir die Neger Afrikas: Petersburg Pfarramt 10. Zur Taufe von kseidenkinderm Anras N. N. 24 (Barbara); Brixen I. K 100 ,Ignaz v. 8., Josef, Karl, Barbara, Gertraud); Engelswald Pf. 9t. ti. 20 (Augustin); Kortsch 9t. Sch 24 (Maria). gür die Mission: Bcurou 9t. Sch. 2 34; Buchau a. F. 2-57; Furth i. W. 931. N. 1*56; Haag Th. R. 1; Steiubach Pfr. 1. * * * ,,© Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben!" Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. Snleitung kür fromme Seelen zur Lösung der Zweifel im geistlichen Leben. Bon P. Karl Josef Quadrupaui, Barnabit. Deutsch bearbeitet und mit 9lumerkungen versehen von Dr. Ewald Bierbauui. 'Jieimtc Auflage, herausgegeben von einem Priester des Franziskänerordens. Mit Appro-bation des hochwürdigsten Herrn Erzbischofs von Freiburg und der Ordensobern. (9tszetische Bibliothek.) 12". (XII n. 184.) Freiburg und Wien 1910, Herdersche Verlagshandlung. Mk. 150 — Kr. 180; geb. in Kunstleder Mk. 2 — ----- Kr. 2 40. Seit mehr als hundert Jahren schon ist dieses Büchlein frommen Seelen ein treuer Berater in ihren Aengsten und Zweifeln. Mit Milde, aber auch mit aller Bestimmtheit werden ihnen die tröstlichen Wahrheiten des Christentums entgegengehalten und durch klare Unterweisungen über die wichtigsten Punkte des geistlichen Lebens, aber nicht bloß über das, was Sünde, sondern ganz besonders auch über das, was nicht Sünde ist, wird ihre törichte, oft so verderbliche Unruhe bekämpft. Das Merkchen bietet die solidesten Lehren einer gesunden, natürlichen Frömmigkeit, die sich von allem 9lußergewöhnlichcn fernhält und die jeder pflegen kann und muß. Seelsorgern wird das Büchlein bei der Leitung ängstlicher Beichtkinder vortreffliche Dienste leisten. Auch der Prediger wird ihm manchen guten Gedanken und manche Anregung entnehmen können. 30 tlhartenltedcr im Wolkston, alte und neue, für eine oder zwei Singstimmen, herausgegeben von Johannes Schweitzer. Op. 28. Die Singstimmen auf einem System. Neunte 9luflage. 8". (32.) Freiburg und Wien 1910, Herdersche Verlagshandlung, 30 Pfennig = 30 H eller. Im Volkston sind diese alten und neuen ein- ober zweistimmigen Lieder als 9lusfluß einer stillen herzlichen Marienverehrung erdacht. Schlicht und ernst im Ton, einfach und anmutig in der Form wenden sic sich an jene Sängerchöre, wie sie in Kongregationen, Pensionaten und namentlich bei Mai-andachten von selbst erstehen. Die leichteSangbarkeit des tadellosen zweistimmigen Satzes hat im Vereine mit den: niederen Preise, mit der soliden klaren Ausstattung und den schon angeführten Vorzügen bewirkt, daß immer wieder erneute Auflagen auch äußerlich den Beweis der Volkstümlichkeit für diese Sammlung erbringen konnten. Eine Begleitung für Orgel oder Harmonium (Mk. V—) ist für sich erhältlich. Die Demut nach VerLebre des bl.Wenediktus. In zwanglosen Erwägungen dargestellt von einem Benediktiner des Klosters Ettal. 9)iit Approbation des hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. (As-zetische Bibliothek.) 12°. (VI und 166.) Frei bürg und Wien 1911, Herdersche Verlagshandlung. Mark 150 — Kr. 108; geb. in Kunstleder Mk. 2 — — Kr. 2 40. Auch in das Gebiet des geistlichen Lebens oder des Strebens nach Vollkommenheit sind Neuernngs-ideen eingedrungen; Klarheit, Sicherheit und Gründlichkeit haben dadurch gelitten. Demgegenüber will obiges Büchlein den Kernpunkt der alten Benediktiner-9lszese zur Darstellung bringen. Der hl. Benediktus organisiert nämlich in seiner heiligen Regel nicht bloß das Kloster in seinem Bestände und Leben, sondern auch das aszetische Streben der einzelnen Ordensangehörigen. Sprache, Stil und Entwicklung sind nicht schulmäßig systematisch oder klassisch gefeilt, noch andererseits modern bestechend und fesselnd, sondern tragen den Charakter des 6. Jahrhunderts an sich. Die Logik nun, die psychologische Feinheit, die Diskretion, Innerlichkeit und Sicherheit dieser schlichten Lehre anschaulich zu machen, setzt sich das Büchlein zur 9lufgabc. Viele Zeugen treten für ihre Verläßlichkeit auf, vom Evangelium, auf dem sie gründet, bis zu den Päpsten Lev XIII. und Pius X. So erscheint unser Weg als ascesis perennis. Willkommen dürfte das Büchlein sein den Tausenden von Benediktinern »nd Benediktinerinnen — besonders deutscher Zunge — in allen Weltteilen und den 9lngchörigcn der Zweig-orden (Zisterzienser, Trappisten, Kamaldulenser, Oli-vctaner). Wer sich erinnert, in welch innigen Beziehungen die Anfänge der Familie des hl. Franziskus und der Gesellschaft Jesu zum Bcnediktincrorden standen wird sich nicht wundern, wenn es auch da Interesse findet. Es werden aber auch Christen in der Welt, die nach solider Tugend streben, das Büchlein nicht ohne Nutzen zur Hand nehmen, jfübrer durch die deutsche katholische/ihisstonss literatur. Von NvbertStreitO.A. I. (MissionsBibliothek.) Gr.-8°. (XII und 140.) Freiburg und Wien 1911, Herdersche Verlagshandlung. Mk.2'40 — Kr. 2-88; geb. in Leinwand Mk. 3 — — Kr. 3 60. Im letzten Jahrzehnt hat das Missionswerk einen neuen Aufschwung genommen. Draußen, auf dem großen 9lrbcitsfelde, haben sich seine 9lufgaben zu ernsten, problemreichen Fragen ausgewachsen, ist die Mission infolge der rasch vorwärts drängenden Kultur und Zivilisation für ganze Weltteile zur religiösen Lebensfrage geworden. — Daheim, iiu missionstreibenden Mutterlande, ist man auf den Ernst dieser Missionslage aufmerksam geworden. In den weitesten Kreisen ist das Bedürfnis erwacht, fiel, mit der Mission intensiver und eingehender zu beschäftigen »nd sich mit den akuten Missionsfragen bekannt zu machen. Es ist zu begrüßen, daß, zumal in Deutschland, eine wissenschaftliche Missionsbcwegung größeres Interesse und Verständnis für die Mission unter den Gebildeten verbreitet. Es ist daher eine unabweisbare Pflicht der leitenden Kreise, diesem Bedürfnis nach Aufklärung und Verständnis des Missionswerkes Rechnung zu tragen und durch Vermittlung von Missionsschriften, vorab aber durch das gesprochene Wort, ihm entgegen zu kommen. In unsere Volks- und Unter-haltungs-, Jugend- und Schüler-Bibliotheken gehört auch ei» guter Bestand von Missionsliteratur. In der Lesemappe darf das Missionsblatt nicht fehlen, in bent Bercinsprogramm nicht der Missionsvortrag. Diesem Bedürfnis soll auch vorliegendes Werk dienen. Ein Führer soll es sein durch die deutsche katholische Missionslitcratur. Was vom 19. Jahrhundert an in den Ländern deutscher Zunge an Missionsliteratur geschaffen wurde, das soll der Führer namhaft machen und mit genauer Jnhaltsskizzierung bekannt geben. In vier Teilen entledigt der Führer sich dieser 9luf- gäbe. Der erste Teil umfaßt unter dem allgemeinen Titel Theoretische Missionskunde alle Werke mit wissenschaftlichem Charakter und von prinzipieller Bedeutung. Der zweite Teil, der weitaus größte, behandelt die Missionsgeschichte. Ein besonderes Kapitel wurde den Werken gewidmet, welche über die deutschen Kolonien handeln. Der dritte Teil betitelt sich Missionsgeographie und Missionsstatistik. Der vierte Teil endlich bietet die reichhaltige periodische Missionsliteratnr. Zwei Anhänge über die Missionsliteratur zur Unterhaltung und über die Missionsliteratnr über die ältesten Zeiten sowie ein Nachtrag geben einige notwendige Ergänzungen. Ein ausführliches Sachregister erleichtert den Gebrauch des Führers. Da mit peinlicher Gewissenhaftigkeit der Missionsliteratnr nachgegangen wurde, so bietet der Führer ein zuverlässiges Material und einen Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte. Vor allen Dingen aber wird er das Studium der Missionsfrage erleichtern und das erste Buch sein, mit dem eine Missionsbibliothek zu beginnen ist. Möge dem Führer beschieden sein, einen kleinen Beitrag zur Hebung und Belebung des Missionsstudiums gegeben zn haben. Der bl. Gertrud der Groben Gesandter der göttlichen Liebe. Nach der Ausgabe der Benediktiner vonSolesmes von Johann Weißbrodt. Dritte Auflage. Mit Approbation des hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. (Aszetische Bibliothek.) 12°. (XVI und 620.) Freiburg und Wien 1911, Herderschc Verlagshandlung. Mk. 4 20 — Sir. 5 04; geb in Kunstleder Mk. 5'— = Kr. 6 —. Das neu aufgelegte Werk gehört unstreitig zu den geistlichen Schriften ersten Rangs. Von den 5 Büchern, die es zählt, stammt allerdings nur das zweite direkt von der Hand der hl. Gertrud, alle aber sind von ihrem hochsinnigen Geist durchweht und führen uns in ihr frisches, begnadetes Innenleben eilt. Biele Partien sind selbstbiographischen Gepräges und da Gertrudis eine sehr begabte, trefflich ausgebildete, charaktervolle, mit gewöhnlichen und außergewöhnlichen: Gnaden reich bedachte Frau, war, besitzen gerade jene Abschnitte einen uttgemeinen Reiz und Wert. Der „Gesandte" kündet unermüdlich, aber auch nn-ermüdend von der Liebe Gottes: das ist der Kern und Hauptinhalt des Buches; Gottes liebe zn wecken und zn steigern: das ist seine erhabene Mission und Absicht. Die Gedankenwelt des berühmten Buches ist hoch und tief, dabei aber doch verständlich und von lichter Klarheit. Gertrud steht auf deni Gold gründ kirchlichen Glaubens und Lebens. Das verleiht ihr Bestimmtheit und Ruhe, Sicherheit in ihrem Geist und Objektivität. Sie fand auch in besonderem Maße die Anerkennung der Kirche. Gertrud wußte an guten Quellen zn schöpfen. Sie hatte viel von der Heiligen Schrift in sich aufgenommen, ans der sie nach Inhalt und Form reife Gediegenheit gewann. Eine andere Quelle ist ihr die Liturgie gewesen, in der sie lebte, dachte und fühlte. Ein reiches Maß der großen Ideen, der Weihe, der Schönheit und Frucht barkeit der Liturgie ging auf ihre Seele und in ihre Schriften über. Das bildet wohl deren ausgesprochenste Eigenart und gibt ihnen einen ebenso hohen wie unvergänglichen Vorzug. Der „Gesandte" ist darum auch recht eine Schrift für die Gegenwart. Noch ein Zug läßt es für unsere Zeit besonders geeignet erscheinen. Gertrud war oft und lange krank und hatte beständig mit Schwäche zn kämpfen. Sie verstand aber christlich zn leiden und andere im Leid wunderbar zn trösten. Die Trostlvorte, die int „Gesandten" aufbewahrt sind, haben die Kraft noch nicht verloren. Was am Leiden oft so schwer fällt, ist ihre scheinbare Unfruchtbarkeit und das scheinbar Irrationale an ihnen. Die Heilige sah Tiefes über den Zweck der Leiden, die nach ihr zu erhabenem Tun, Können und Wirken werden, meint man sie richtig trägt. Der „Gesandte" wird so zu einem ernsten, gründlichen Trostbnch. Die Ueberträgnng von I. Weißbrodt auf Grund der einzigen kritischen Ausgabe von Solesmes ist fließend, treu und feinsinnig, in musterhaftem Deutsch. Die neue Auflage hat an Wert gewonnen, teils durch glückliche kleine Ber bessernngen, teils durch dankenswerte Nachweise vieler Zitate. . Das unentbehrliche Hilfsmittel des Gebildeten ♦ Herders Konoerfations* Lexikon ergänzt bis 1910. Tieun reichillustr.Bänbe. K 138.— Dieses Lexikon zeichnet sich dadurch aus, daß es in nur 9 Bünden den ganzen ungeheuren Wissensstoff ausS sorg, fälligste verarbeitet hat. Es erhält dadurch den Vorzug der :: Qanblidihelt und Billigkeit. :: Segen bequeme Ratenzahlungen (oon K 4.- art monatlich) durch alle Buchhandlungen zu beziehen. oi Prospekte kostenfrei oon Oer (jerbersdjen üerlagsljanölung, Freiburg im Breisgau. ro Berlin • Karlsruhe • München • Strafiburg > Wien « London • St Louis, Mo.