Laibachee Woche n b l a t t Nutzen und Vergnügen. ^o 3. Fr 3ylag den 20. Ja>i ua r 18 ^ 5. Schilderungen aus London. (Fortsetzung.) -ü>underbar abstechend ist der Kontrast, wenn man aus dem Gewühl der City in den andern Theil der Stadt tritt. Hier deutet Alles auf bequemes, ruhiges Genießen ; kein rauschender Erwerb; kein Gedränge der arbeitenden Menge. Alles hat Zeit, Alles scheint einzig bedacht, diese auf's angenehmste hinzubringen. Die Magazine und Läden bieNn dar, was nur der raifimrteste Luxus verlangt, weit theurer alö in der City, aber auch schöner, moderner , eleganter. Der Schuhn.acher m der City verkauft z. B. seine Waarcn im Laden hübsch aufgcputzt, und n'mmt in scis ner, an denselben fcfenden, reinlich möblirten Stube das Maas, wenns verlangt wird; in Bond Street aber wird man in ein elegantes, mit Divan, köstlichen Lampen und scidnen Gardinen geschmücktes Boudoi'r zu diesem ^weckgeführt, und^ schwerlich würde der Artist eimn Fuß bemhren, der nicht ansciner Equipage festlegen wäre. Dafür kostet aber auch sem Kunstwerk zwey Guineen. Nach die-sem Maasstabe geht Alles. Nichts ist Ichöner als die großen Plätze iu diesem Theile von London; zwar umgeben sie keine Palläste, denn deren giebts ohnehin hier wenige , aber schöne große Hänser, Alles glänzend rein, Alles solid prächtig. Dazu die hübschen Voskets in der Mitte der Plätze, zu welchen jeder Bewohner der umliegenden Häuser sür eine Guinee emen Schlüssel haben kann. Glänzende Eqmpagen rollen, Mohren, bunte Livreen, geputzte Herren und Damen beleben die^rottons, ohne Gedränge, ohne Lärm Der Fremde aber kehrt bald gern Muck aus diesem vornehmen Quartiere, wo es wie ubnall in der großen Welt zugeht, und sucht das neue, sonst nirgeuds gesehene Labender, eigentlichen Stadt London. auf. 2) Lebensweise U London. Der größte, fleißigste Theil von Londons Bewohnern, der Handwerker und Laden^ Händler (beyde werdcn hier zu einer Klas-se gerechnet) führt im Ganzen ein trau^ riges Leben Die großen Abgaben, di^ Theuruug aller Bedürfnisse, die durch den einmahl herrschenden Luxus in Kleidung und dergleichen, ins Unendliche vermehrt sind, zwingt sie zu einee großen Frugalität, die in a idern Ländern fast< Ärmlichkeit heißen würde Ewig in den Laden und die daran stoßende, oft ziemlich dunkle Hinterstube gebannt, müssen sie fast jedem Vergnügen entsagen. Die Theater sind ihnen zu entlegen, meistens zu kostbar, kaum daß die Frau eines wohlhabenden Kaufmanns dieser letzten Klasse , zweymal im Jahre hinkommt. Ins Freye kommen sie fast gar nicht. Mehrere versicherten uns, sie hätten seit zehn Jahren keine andere Bäume, als die von St James Park gesehen. Die Woche über dürfen sie von Morgens neun Nhr bis Mitternacht den Laden fast gar nicht verlassen; dieser ist sehr oft das Departement der Frau, und der Mann sitzt dann in dem oben erwähnten Hinterzimmer un) führt die Rechnungen. Sonntags sind freylich alle Läden geschlossen , aber oie Theater auch, und da alle Untergebene an diesem Tage die Freyheit verlangen , auszugehen , so muß die Frau vom Hause es hüten. Der größere wirkliche Kaufmann führt ein nicht viel tröstlicheres Leben. Auch er muß in gesellschaftlichen und öffentlichen Vergnügungen , weit hinter den reichen Kausmanns-tzausern von Hamburg oder Leipzig zurück stehen. Doch liegt das wohl auch zum Theil an der Landcsart. Die Frauen lieben mehr häusliche Zurückgezogenheit, sie sind an das rauschende Leben, an die vielen großen Zirkel nicht gewöhnt. Sie wollen ihre Auhe, Ordnung und Gleichförmigkeit in ihrem Hause nicht derangiren. Die Männer hingegen, suchen nach vollbrachten Geschäften die Freude gern auswärts, in Kaffehäusern und Tavernen. Die Familien der meisten wohlhabenden Kaufieute wohnen den größten Theil des lIahres, oft das ganze Jahr durch, auf dem Linde in sehr zierlichen, größern oo^ A'inern Landhäusern , die sie Cottages, Hütten, nenn>n, obgleich sie diesen Namen nicht verdienen. Hier genießen sie die feye Luft, halten gute Nachbarschaft, uad crf^en sich gan; gelassen und anstandig, vielleicht etwas langweilig oes Lebens, währenddes Hcnlpt der Familie den Tag in London auf seinem Comtoir zubringt, und sich dann Abends in ein Paar (Stunden auf den herrlichen Wegen zu Pferde oder Wagen zu den Smügen begabt. Von dslLchenswcise derG^oßsn nndVor-nehmen läßt sich inchts sagen; diese gehören in keinem Lande zur Nation, sondern sind sich überall gleich , in Rußland wie in Frankreich, in England wie in Deutschland. Auch ist von de;': Lurus, den sie, besonders auf dieser Insel, aufs höchste gesteigert haben, von der Art und Weise, wie sie Jahres - und Tages-Zeiten durch einander wirren, schon von Andern so viel geschrieben, als man in unserm'Vaterland? zu wissen braucht. 3) Mcrlilts Museum. Nicht die Merke des alten berühmten Hexennleisters dieses Namens bewundert man hier, wohl ober vielleicht die eines seiner Nachkommen; wenigstens hat der verstorbne Eigner, Erfinder, und zum Theil Vn-fettiger der in diesem Museum aufbewahrten mechanischen Kunstwerke sich Merlin genannt. Vormittags bey Tageslicht und Abends bey einer artigen Erleuchtung werden sie zu bestinmtten Stunden den Schaulnstigen gezeigt, und verdienen wohl, daß man einen müßigen Abend daran wendet. Neben vielen , durch Erfindung und Ausführung merkwürdigen und nützlichen Dingen fmden wir auch manche Spielerei), manches oft Gesehene. Zu den erstern gehört ein sehr bequemes Krankenbette mit einem Tisch daran, der so wie das Bttte aufmannichsaltige Weise sehr leicht verändert und in alle mögliche Stellungen versetzt werden kann. Eine über der Thür angebrachte Uhr braucht me aufgezogen zn werden, weil das Auf-und Zumachrn der Thüre diesen Dunst mstet. Eine andere Uhr ohne alles Räderwerk , an wescher der Perpendikel durch.zwey einander entgegengesetzte Magnete im Gang erhalten wird, müssen wir zu den Spielereyen rechnen , denn sie gieng ungleich. Viele andere artige Sä-chelgen, du ch Magnete, inancherley Arten Spiegel und alle Künste der Mechanik hervorgebracht, amüsirten uns nicht wenig, doch findet man dergleichen in jeder bedeutenden Kunstkammer. Ein sehr hübsches Caroussel, an welchem die hoch in der Lust 1chw?benden Pferde ans die ^ natürlichste Weise von der Welt ganz ordentlich galoppireu, machte dem lün-gttn Theile der Versammlung große Freude, 1o auch ein Paar Stühle, wovon der ems Ach und Wch schrie, wenn man sich daranf letzte, her andere aber weit höflicher seinm Gast mit einem Tusch von Pauken und Trompeten emvfieng. Noch vieles Andere wurde uns gezeigt, jedes in seiner Art aufs vollendetste gearbeitet, doch nichts erwarb sich so vollkommen unsern Beyfall, als vielleicht das Einfachste von allen, ein Haustelegraph, der wegen seiner Nützlichkeit wohl verdimt allgemein bekannt und eingeführt zu werdm. Daß das Wohnzimmer der Herrschaft über dem der Bedienten sey, M dazu ein Hanpterforderniß; in erstem hangt neben der Klingel eine Tafel von lautem Bleche, von der Gestalt em.es 5o.n'ometers, ein feiger, den man kann, :st damnf befestigt. (Fortsetzung'fol^s.) Ost wiederholte Warnung. Einen neuen Beweis, wie gefährliche es sey, sich an unterirdische Orte zu begeben,, welche lange verschlossen waren , liefert folgender Vorfall: Ein Kavallerist speiste bei einem Bürger zn Afragola zu Mittag. Da der Wem ausgisng, begab sich ersterer in einen abgelegenen Keller, um frischen zu holen; da er nicht wieder zurückkam, ging der Hausherr ebenfalls dahin um nachzusehen, ob ihm irgend etwas zu gestoßen sey; allein auch diessr ' blieb aus^ Dasselbe geschah mit noch ' fünf Gasten , die den beiden ersteren aufzusuchen sich nach dem Keller bcg.ben hatten. Die übrigen zurückgebliebenen Gäste geriethen hierüber in Angst, und beschlossen einen Polizeykommissär zu holen. Dieser begab sich sogleich an Ort und Stelle, traf die gehörigen Vorsichtsmaasregeln, und gieng dann, von einigen begleitet, in diesen gefährlichen Keller ^ wo er alle in einem 'halbtodten Zustande liegend fand. Er ließ sie sogleich^ von da wegbringen, und rettete so alle, bis auf einen, der ungeachtet aller angewandten Mittel ein Opfer seiner Unvorsichtigkeit wurde. Englische Missionsberichte ausChma. In den Provinzen Sutschuen, Yun nau und Kuitscheou zahlt man 40,000 Christen; allein der täglich größer werdende Mangel an Lehrern droht den Pssanzschn-len des Christenthums den Untergang. Es gibt in diesem Theile von China nur 7 eurcpäische und 2 chincsische Geistliche -daher der Dienst äußcrst beschwerlich ist,' Oft müssen die Gastlichen 4 Tagreisen machen, um einen Kranken zu besuck'n Die Gemeinden sind so zerstreut, daß ein Miwonair oft mehr als t00 Stunden zurücklegen muß, um nur 20 bis 30 Christen zu besorgen Die zahlreichste Gemeinde ist in der Stadt Tschong-Kin-hon, wo sich 5 Schulen , 2 für Knaben, und 3 für Mädchen, befinden. Wel - e schöne Fruchte der milde, menschenfreundliche Geist des Christenthumes auch in dieser Gegend der Erde trage, davon geben gedachte Missionsberichte folgende rührende Beispiele. Eine junge Katechu-meno von 19 Jahren, deren ganze Familie, mit Ausnahme der Mutter, tzeid-uisch war, wurde vor einigen Jahren an einen Heiden verheirathet Der Mann hatte ihr versprochen, ihr die freie Ausübung ihrer Religion zn gestatten, allein er hielt nicht Wort. Er und die Schwiegermutter wollten die junge Christin zwingen abtrünnig zu werden, bewiesen ihr stäten Haß, überhäuften sie mit Schimpfteden und fch, ugcn sie sogar. Das sanfte, aber glaubensstarke Weib widerstand allen diesen Zwangsmitteln. Man drohte ihr, bey Gericht Klage zu führen, aber auch dieses blieb ohne Erfolg. Endlich starb sie, nachdem sie ihre Mutter gcbtten hatte, „ihren D)d nicht zu rächen, weil Rache dem Christen n cht zieme." Nahe an den Mauern der obbengenanntenStadtTschong-Kmghon befindet sich eine Hohle, die 20 bis 25 Fuß tief ist, und ungefähr ic> Fuß im Durchmesser hat. Sie heißt b^y den Landeseinwohmrn Suooa-Ken, d. h. Höhle der verlassenen Kinder, weil d'e Heiden- die aus einer ehebrecherischen Verbindung, ja oft auch die aus einer gesetzmäßigen, entsprossenen Kinoer hineinwerfen, ohne daß sich die Regierung diesem widersetzt. Wenn nun die Christen bemerken, daß die hineingeworfeneu Kindsr noch lebendig sind, so zichen sie dieselben mit ScUen aus dem Abgrunde hervor,, nehmen sje zur Pfiege und Er-zlchnng m ihre.Häufer, und retten so die nnschuldigen Schlachtopftr eines barbarischen Gebrauches. Unglückliche Liebe. In einem Handslshause zu Frankfurt dienten scic 2 Jahren ein junger Mensch als Bedienter und ein Mädchen als Gar-deroöcmädchen. Beyde liebten sich einander , und letztere soll sich seit 4 Monaten schwanger befunden haben. Der junge Mensch hatte sich einiges Vermögen erworben , und aus blinder Leidenschaft wollte er dazselbe durch das Spiel vergrößern. Er spielte daher seit einiger Zeit mit abwechselndem Glücke, verlor aber zuletzt, in verflossener Woche, indem, eine halbe Stunde von Frankfurt gelegenen kurhessischen Dorfe Bockenheim , wo eine Spieler-bando srey uud ungehindert ihrWesen treibt, sein ga".zcs erworbenes Vermögen. In höchster V^rzweiftunq eilt er nach Hause, entdeckt seinem Mädchen das ihm widerfahrne große Unglück. Dieses hing wahrscheinlich mit unerschütterlicher Treue an dem Irregeleiteten , und gelobte , sein Schicksal zu theilen, welches es auch seyn wolle. Noch an demselben Tage verließen beyde dasHaus ihrer Herrschaft, in welchem sie vielleicht hie glücklichsten Tage itzresLebens verlebt hätten. Sie hatten wckt das Geringste, entwendet, ausser eine Pistole. Am folgenden Taas fand luai das unglückliche Paar in eine« Walds bey Hanau; das Mädchen war zwisch^: den Augen durch den Kopf ao-schossm, und ihr Geliebter lag mit zerschmettertem Gchtrne und ganz unkenntlich in ihrcm Schoose. Auflösung der in Nro< 1. enthaltenen Charade» B u s e n s eh l e i e r.