NlO. III. ^^v 1805. Laibacher ^MW WochenNM I n nl Nutzen und V e r g n ü g c n^ Als Zugabe ;ur Edel von K l ei n m ay e r schen L a ib a che'r Z ei r u ng. Etwas über inländische G egcnstände. 28enn man die Frage auswirft, warum wir Süddeutsche in manchen Fäckern des Wissens soweit hinter dein nördlichen Deutschland zurück seyen, so legt man zwar mit Recht besondere Verhältnisse zum Grunde, die wir hier nicht erörtern wollen, aber man nimmt auch zu we-' nig Rücksicht auf zwey Hauptursachen, dic das Fortschreiten in der litterarischen Cultur hemmen, und welche ganz aus dem Subjektiven der Nationalindividualitat herftießen. Die,e sind: Mangel an Hang zur Schriftstcslercy, und Gleichgültigkeit'gegen eigenes litterarisches Verdienst. — Es giebt bey ^uns Wissenschaften und Gelehrte, ader es herrscht kein achter all« gemeiner Geist der Wissenschaften, und Gelehrsamkeit. Dort hat die Liebe zu den Wissenschaften in gelehrte Sucht ausgeartet, bey uns studiert man nur, was das Amt mit sich bringt. Dort bilden die Schriftsteller gleichsam cine eigene Klasse, hier kennt man nicht einmal den Namen des Gelehrten als sel.bststän-d i g. Dort weckt die Auwrsucht, oder die Begierde, als ein gangbarer Schliftstcllcr jede Leip-zigermcssc mit einem Gcistcsproducte zn beschenken manch treffliches Talent, das bey uns geschlummert hätte, sie nährt hundert mittelmäßige, die in ihrer untergeordneten Sphäre doch mittelmäßig nützen. Bey uns hält es mancher reise Gelehrte nicht der Mühe werth, das Re- sultat seiner Forschungen der Welt mitzutheilen' Was spornt ihn auch für eine Aufmunterung? Im Inlandc ist sein Werk gewiß am frühesten vergessen. Wir nehmen es schon gleichgültig in die Hände, gerade weil es ein heimisches Er-zeugniß ist. Das Ausland ist nun gerechter, als es ehemals war, es würdigt ehrenvoll alles, was Dsterreich im Allgemeinen gutes und verdienstliches hat. Man spricht sogar von einem Aufschwünge, den unsere Litteratur sichtbar nehme. Wir in den Provinzen wissen wenigstens nichts davon. Wer sagt uns dieß auch? Die Annalen dcr östcrr. Litt., die im Auslande so auszeichnend gerühmt werden, sind im Inlande immer noch in wenig Handen. Aber wie strenge, und unduldsam sind auch oft diese Annalen gegen vaterländisches Verdienst, welches dann doch die Journale des Auslands schätzen. Litteratur Zeitungen kommen überdirß oft mit ihren Beurtheilungen zu spät. Wir wollen ein Beyspiel geben. — Es erscheint in Wien ein historischer Allmanach. Einem Freunde der Litteratur in dcr Provinz kam vielleicht die Ankündigung zn Gesichte — aber was verspricht er sich von einem inländischen und noch dazu h i st 0 ri sch en"^ Taschenbuches Nun liest er nach langer Zeit in einem einige hundert Meilen entfernt erscheinen-! den Journale, daß dcr Wiener historische Allmanach vortrefflich scye, daß dcr Gclst^Possclts auf dem Verfasser ruhe ic. Er glaubt dem gründlichen Urtheile glauben zu dürfen, und' — bestellt sich nun erst das Werk. Kurz, es svNlen bey uns viele Dinge mehr zur Sprache kom« men, die man jetzt als geringfügig angeht, man sollte sich überall naher berüyren. Doch da ließen sich noch ganz andere Beyspiele, und Vorschlage anführen. Wir wollten nur cinm.U von inländischen Gegenständen, und inländischem Verdienste sprechen, aber die Veranlassung dazu ist nicht sehr wichtig, wir linden nicht üdcrunsere Sphäre, es Handel sich nur von — Zci-tli^ngsgedichten. Der verjährten Sitte dem alten Jahre ins Grab gut oder übel nachzureden, und das neue in Prosa oder Versen zu bekomplimentircn, find viele Zeitschriften auch hcucr treugeblil'ben, wahrend wieder andere ihr Blatt Nummer i, ohne allen poetisch-politischen Kepspuy ^anz werktäglich kleideten, und so gleichsam ohne Melden un) Anklopfen, ohne Grüß nnd Kompliment ins neue Jahr hineinrumpelten. Mir hadcn unsre Meinung über diesen Punct, inag seyn, in schlechten Reimen, aber doch in bestimmten Ideen dem ersten Blatte an die Stirne geschrieben. Wozu politische Prologe? Mag der Beobachter der Zeitgeschichte noch fo scharfsinnig kombiniren ,— er rauscht sich. Und dringt er denn gar so tief, ft wird es wohl klüger ssyn, daß er das Beste für sich behalte. W^;u Neu-jahrsgcdichtc? Man sagt ja doch besser oder schlechter, gereimt oder ungereimt, maller oder erhabener, ungefähr das nemüche, wenn man sich anders genau an den Gegen'iand binden irill, den man besingen soll. Die meisien dieser alljährlichen Ergießüngeli gleichem sich wie ein Tropfen Wasser dem andern. Da kömmt ein nengeborner Sohn oder gencri« nem,'jii5 ein Kind der Zeit. Da walzen sich oder enteilen die Ereignisse in das Mecr der Vergangenheit, nnd der Strom der Zeit führt neue aus den unendlichen Hallen der Ewigkeit herbey, die der Vorhang dcrZuknnft noch verbirgt. Dann wird eine gnte Weile gewünscht, und gehofft, nn) endlich mit dein Wcltenlenker, oder mit irgend einem Genins, oder mit der Glücksfonnc so tröstlich als möglich geschloffen. Dergleichen Reimcrcyen lieferten uns auch beuer mehrere ausländische Blatter, und das anschaulichste Muster giebt uns alljährlich am getreuesien die ?lugsdurgcr Zeitung. Doch wozu, möchten die Leser fragen, derley Bemerkungen über einen Gegenstand, dessen Interesse so flüchtig als re-latiV ist, und wozu die Micdcrhohlung cincr Meinung, die wir schon aus den Eingangsrer-sen des ersinn Blattes vernahmen? Gerade — um von dieser damals und rbcn jeht geaußer« ten Meinung beo einigen inlandischen Zci« lungen eine ehrenrolle Ausnahme zu machen.—^ Den beyden Grayer Zeitungen ist man sch.il-dig, die Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, daß sie der obengenannten Zeitungsmode, auf eine ausgezeichnete Art huldigten. So unbedeutend auch dieser Vorzug an sick scheinen mag, ft charaeterisirt er doch das Verdienst dieser Blatter im Allgemeinen. Welche Provinzialstadt kann sich zweyer Journale rühmen, die nebst einer mehr als gewöhnlichen politischen Hausmannskost (was können Zeitungen unter so beschrankten Verhältnissen mehr geben?) also außer ihrer eigentlichen Bestimmung noch für so mannigfaltig befriedigenden litterarischen Hrnuß, bey emem fast gleichen Plane so anspruchlos, und eifrig sorgen? Die von Herrn Leykam verlegte Gläl.-cr Zeitung liefert seit >c Jahren ii ch.rcm Sonnabendoblatte praktisch' nüyliche, und mit Sachlelmmif; gewählte Nack-.. richten über die Fortschritte der Künste des Ackerbaues, der Gewerbe und des Handels. ' Das allgemeine Zeitungsblatt für Inner-ösierrcich enthält außer einem großen und vollständigen politiftlien Umfange, den cö immer mehr erweitert, in zwey Wochenblättern cincn überaus reichhaltigen Stoss zur Ve>.!)reiiul'.g nützlicher und zugleich angenehmer Kenntnisse. Es liebt Gegenstände, die auch a::f die Zeirae-schichtc Bezug haben, und bvcitet sich mehr in! Felde der s^öneu Wissenschaften aus. Bcpdc Zeitungen enthalten einen stehenden Artikel über die Gräherschaubühue, und liefern Beurlheilun-gen deren reifer ästhetischer Gehalt mehr als das ephemere Interesse fiüchliger Zeiluug^ lekcürl:, verdient, und die mau als vorzügliche Produeie einer g:ü''.dlichcn Dralnallngie ansehen kau.i.—-Wir dürfen keine ?lnwei',dung des Gesagten machen, denn sie fließt aus den Idecn von selbst, die wir »oran^ schickten, und wollen lieber zu. der eigentliche:'. Veranlassung dieser Bemerkungen zurück kehre:». Die Kräfter Zeitüüg bescl-enkte. ihre Leser mit einem prosaischen "Prologe, oder Epiloge, denn es sind Gedanken in der Nacht vom ^l. Dez. 1304 auf den l.Iancr »305, und sie können also eben so gut de-n alten als dem neuen Jahre angchbren. Wcnn anders die Frage: was wird aus der jetzigen Lage d?r Dinge erl-siehcn'? und die Antwort: der Vorhang der Zukunft ist noch »icht aufgezogen! — einer interessanten Behandlung fähig ist, so ist dieß dem Verfasser jener Nachtgedankcn durch seine lich!« volle Darstellung dcr bereits verflossenen Ereignisse durch die glückliche Zusammenstellung der noch unentwickelten Verhältnisse und durch seinen blühenden, einigemal vielleicht zn viel geschmückten Styl in cincm vorzüglichen Grade gelungen. Obschon sich aus allen Rachtgcdanken schlechterdings kein Resultat zic^cil laßt, so ist cS doch angenehm, einen hcllcrschendcn Zcitbe-obachter so treffend und zierlich fragen zu hören; dafür hatte cr mit dem Antworten etwas sparsamer seyn dürfen, denn die unaufhörlich n'iedcrhohlte nichtssagende Phrase: „Der Vorhang der Zukunft ist noch nicht aufgezogen" — klingt gar zu — Neuwicderisch. Das allgemeine Zeitungsblatt für Inncr« Hsterreich beschloß das alte, und begann das neue Ial>r mit reimlosen Gedichten. Beyde kann man mit Recht unter die vortrefflichen in ihrer Art zahlen. Das erste ist zn>ar nnr ein Guck-kastcnlied, worin die Geschichten des verflossenen Jahres bunt durch einander dem Auge des Zuschauers vorüdergaukcln. Dcr neugierige Gaffer vor dem Glase wird freylich manches vermissen, was wohl auch des Vorbeyführens werth wäre, aber was der Guckkasten produzirt, ist nicht gemeines Dudcldumdey. Wir können nur cmige abgerissene Proben geben. Der Verfasser geht von dem Seekriege auf Frankreichs Ereignisse durch folgende Wendung über: Die Scene weicht, und voll Erwartung Des Endes lechzt mein trunkurr Geist Nach cuiem kühnen Pinselstriche, Dcr diesem Blld Vollendung giebt. Ha sieh! was röchctt dort im Dnnkel? Ein Pichegrü, der seine Schwärme: seeie. Ein Georges, der seinen Rachedurst Im Blute hingestreckt, verhaucht; Hinweg '. hinweg ! schon hallet Jubel Durch Frankreichs neucrblühtc Anen, Ein Carnot spricht, das Volk bestimmt, Und lächelnd schwingt ein freier Corsc Den Scepter über Gallien, Das Er zum Kaifcrthumc schuf. Der Kirche Haupt durchwandclt segnend Die Fluren seiner treuen Hecrde, D?e nun vergnügt, und glaubensvoll ' Eich an des Hirten Füße schmieget. Was rauschest du so schnell vorüber? Du Schattenriß! — o laß dich schauenl Doch nein '. ein neues Bild entquillt Dem Wuudrrspicgel Fantasie — Ein Bild des Elends und dcs Jammers; — Mit gclbgcdorrtcn Anlliy wanken tausend — Und tausend Menschen dnrch die Gassen, Hier weint ein Kind auf Alternleicheu, Dort schleppt ein Freund den Freund zu Grabe, Und durch die öde Todtcnstalte Ertönt nur dumpfes Stcrdgeröchel, Das durch die giftcrfülltcn Wolken Umsonst — umsonst um Rettung ächzt. Entweiche! Bild des höchsten Elends! Schon schaudert meine bange Seele, Entflieh ! du Jammerbild '. entflieh i —< Nach einem flüchtigen Blicke auf die Heroen der deutschen Litteratur verweilt sich dcr Verfasser langer bco dcr Urne Kants, und gcht dann zum Schlüsse über: Ha'. Nacht ringsum ! — Der Spiegel trümmcrl;, Verronnen ist das Jahr! vergessen Die Wunden, die ?s uns geschlagen! Vergessen aller Gram! — die Hoffnung Dul-chglüh't mit stillem AhndunZöschaudcr Des Wandlers Brust, cr eilt und hascht Voll Zaubcrtaumrl nach dem ersten Entströmten Augenblick des Jahres Ein tausend und acht hundert fünf. Man sieht daß es diesem Gedichte au gefälliger Darstellung und an cincm gewissen origl» ncllcn Tone nicht schlt, aber cs lvird noch weil von der Ode zum Anfange des neuen Jahre« übcrtrosscn. Welche edle Einfachheit, welche ru-^ higc Erhabenheit! Wahrhaft cs athmet in der Ode — man sagt nicht zu viel — Horazischcr Geist. Möchte der Raum hier das Ganze fassen, denn gerade diese Einheit des Ganzen ist der Character des Vortrefflichen. Doch dem scharfern Blicke mögen vielleicht die folgende» Strophen voll tiefen Smnes genügen! Den Andern spornt der Ehrgcih mit AdlerS- flug, Ihm folgen heut die warnenden Wunsche nach, Daß er dem Ruhm mißtraue; denn cs Krümmet sein Pfad sich durch Fluch u^d Segen. Der Name Held i^ eitles Aci'n, wenn nicht Der Menschheit Hand ihm dankend den Lorber bricht. Und eitel auch ist Cäsars N.^ue. Wcnn ihn das Volk nicht erhebt zum V a r e r. Bist du Erobrer, sind Antonine nicht Dein Bild, und ruft der Herold diirck) Macht das Volk Zum Schwüre, dann erbeben tan send Arme sich, aber der Herzen — Kcines. Und dann die schöneSchlußstrop)e: Vor Allem trage männlich des Lebens Last! Nur wenige Tage'heiceit das Iabr! doch wenn Der Himmel nachtlich sich umhüllt, so Blick in den Busen, und find' — die Sonne! Diese innere Kraft, diese Klarheit des Ans-druckes, der man gar nicht jene conoulsivische Anstrengung nach erhabenem Schwünge, und kühnem Fluge ansieht — sie ist das achte Gepräge der Genialität. Je mehr Geist, desto weniger Hiatus! — Wir wollen diese Bemerkung mit einem Beyspiele belegen. Der Herausgeber der Ofner Zeitung—> ein auch im Anslande gc-sckätzter.Dichter —hatte gewiß sein erstes Blatt mit einer buntfarbigen prunkenden Blume mit einem feycrlichen, bilderreichen, hochklingenden Iahrsgedichte schmücken können — aber was gab cr? ein schmuckloses duftendes Blümchen — oder, aufrichtig gesagt, wohl gar ein heilsa-nves Offizinal-Krautlein. — Wie einfach, und h.rftimmt spricht sich nicht schon die erste Strophe aus. Mit Lust und Muth der Zeit vertraut! Wie auch ihr Flug sich wandelt; Und immer vorwärts nur geschaut'. Und immer brav gehandelt! Sann trifft auf seiner Zirkelbahn Uns jedes Jahr zufrieden an. Ökonomisch e Gegenstand c. Vom Kleebaue. Der Kleebau ist viel zu sehr bekannt, als daß «an über den weitläufigen Nutzen desselben »och viel sage« sollte. Der Hauptstreit über den Kleeban ist noch immer der, daß derselbe bey manchen ^Wirthen außerordentlich gute, und bey manchen wieder sehr schlechte Ernten verursacht haben soll^ Beydes kann erfolgen; aber beydes hat sowohl in der Art des Bodens als in der Behandlung der Stovpoln seinen Grund. Sandiger und kiesigter Boden taugs nie zum Kleebau, wohl aber aller andere. Wird die Klee-sioovel gehörig gestürzt, so dienet der Klee alle«-' m^l als ein mäßiges Düngmittel, weil die in'' dem Acker sehr ha.ln.; und dick gewachsenen Kleewurzcln eine st:'>chiige Dün^mg sind. Denn die Wurzeln sind fettig, gehen'b,ü) in Fäulnis i:!.'er, und wegeilen dcn ohnedies sch?n selbst ls-ckern Boden: sobald aber diese so wie jede andere vegetabilische Düngnng der Luft stark aus-gei'eht i,i. so oerzebrt sich dieselbe wegen ihrer Leichtigkeit in der 5,'usl. Um oieses zu verhin^ dern, muß der Acker mit der gchörigen Aufmerksamkeit gepflügt werden, welches freylich nicht jedes Ochsenjungens Gcschäst ist. Soll dieses gut befolget weiden, sc» innß man dem Kleeacker wo möglich den letzten Schnitt lassen; die Furchen müssen so angetrieben werden, daß eine die andere gleichsam ganz bedeckt, und eine an die andere anlehnt, damit die vom Pstng durchschnittene Wurzeln nicht der Luft ausgesetzt sind und austrocknen. Man thut auch wohl, wenn man gleich in den gestürzten Acker das Getreide säet, und den Acker zuegget, um dadurch das Eindringen der Winde zu verhüten: denn der durch die Wurzeln schon selbst locker gewordene Acker behalt noch Lockerheit genug,, um die zur Befruchtung nöthige Luft anzunehmen. Anf diese Art bekommt man eine schöne Korn-und cinenoch schönereWcihenernte. Man» che düngen auch die Klcesioppcl noch zur Wintersaat ctwas, und dieses schadet anf keinen Fall. Glosse. Wenn einmal aller Menschen Ehre Die Neigung zu erfreuen wäre, Wie gut wär' es ein Mensch zu seyn!, Wenn all einander froh umsiengen. Durch Tücke niemals hintergicngen — Durch Neid und Rachgier nie entstellt: Wenn niemals andere Thränen flössen, Als welche Lieb und Dank vergössen. Wie glücklich wäre dann die Welt!