Illyrtsches Blatt Nutzen und Vergnügen. Nro. 9> Freitag den 26. F ebru a r 1L19. Don Carlos/ Infant von Spanien. *) tAus dem dritten Theil von Llorente Geschichte der Inquisition.) ^lorente virstchert, da3 den handschriftlichen Memoiren, zufolge, die er in Handen gehabt hat, «m Vater ne er nie mißhandelt hat, mit folgenden Worten: »Ich ends den 23. Jänner i565, Euel sehr Großer, der stets was Ihr fordert thun wird; der Prinz." Folgendes ist der ganze Inhalt eines and«rn Briefs: ,An meinen Lehrer den Bischof. Mein Lehrer, ich habe rIH-ren Brief im Walde erhalten. Ich befinde , m>ch wol)l. Gott ists bekannt, wie ich mich freun würde, Euch mit der Königinn zu besuchen. Laßt mir sagen, wie Ihr Euch in dieser Rücksicht befindet und ob es viele Kosten macht, (es n>ar von der Neise der Königinn nach Banonne die Rede). Ich bin von Ala-meda nach Buitraga gegangen und das schien mir sehr gut. I, den Wald ging ich in zwei Tagen; hiehtV-zurück kam ich auch in «wey'Tagcn, und bin nun' daselbst von Mlttwoch bis heute. Ich befinde mich wohl. Ich endige. Vom Lande den zweiten Iu«. Mein bester Freund, den ich in der Welt habe, ich werde alles thun was Ihr wünscht. Ich der Prinz." Wenn der Prinz seine Anfälle von Wuth hatt,, fiel er alle Welt mit dem Dolche an. Oft wollte er den Herzog von Eboli, seinen Hofmeister ermorden, de» Herzog von Alba und sogar Don Juan »0» Z4 Österreich, seinen OheiM/ der seiner Erziehung vor-g-standen hatte. Da sein Vater ihn in ein)ie Wache dci ihm. Nachde a er ge-. beichtet, versagte ihm der Priester wegen der bösen Absicht, mit welcher er umging, die Absolution; nun beichtet« el einem zweiten Priester mit eben dem Erfolg. Der Prinz sagte zu > ihm: „Entscheidet Euch schneller." Der Priester antwcrttte: »Euer Hoheit müssen über diesen Fall die Ge ehrten befragen." Nun wars acht Uhr des Abende. ? Der Prinz schickt« seinen Wagen, um die Theologen des Klosters unsrer Frau von Atocha kommen zu lassen. <3s kanten dsren vierzehn, je zwey und z v^y; je!U schickte er uns auch nach Madrid, zween Mönche Al« darado, der eine Augustiner, der andre Matyuriner, herbeizuführen. Er stritt sich mit ihrlen allen herum und verlangte durchaus die Absolution, wobei er wiederholte, er Verfolge einen Menschen, bis er ihn wer- ^) 5.« )ubil<>. ein mehrjähriger Ablaß, welchen der Paust ail diesem Tag zu ertheilen pflegte. D. N. de umgebracht haben. Nachdem «hu au'e diese Theo^ logen versichert hatten, es sey unmöglich ihm seine Forderung zu bewilligen, schlug er einen andern Aus' weg vor. Er verlangte eine ungeweihte Hostie, damit der Hof glaube, er habe so wie die andern Glieder der königlichen Familie seine Obliegenheit erfüllt. Dieser Vorschlag erschreckte die geistliche Versammlung aufs Äußerste. Es wurden in dieser Unterredung noch viele andr: Punkte von der größten VcMnalich-tcit erörtert, die nur nicht erlaubt sind, >u wieder' holen. Alles ging sehr schlimm: „Dcr Prior lvom Kloster Atocha nahm den Prinzen bei Scite und sua> te auf eine geschickte Weise von ihm den Namen und den Rang der Person zu wissen, welche er todten wollte. Dcr Prinz antwortete: es sey ein sehr vor» nehmer Mann. Dabei blieb er. Endlich betrog ih" der Prior, indcm er zu ihm sagte: „Gnädiger Herr, sagt wer es ist. Je wie die Art der Genugthuung ist, welche Ihr fordert, ist es vielleicht möglich, daß ma« Euch die Absolution geben kann." Nun gestand Car» los, es sey sein Vater, nach dessen Tod er strebe. Der Prior sagte darauf ganz ruhig: „Euer Hoheit, wollt ihr den König allein todten, oder Euch Iemands dazu bedienen?" — Der Prinz veyarrte so eigen« sinnig auf seinem Entschluß, daß er die Absolution nicht erhielt und das Jubiläum nicht gewinnen konnte. Dieser Auftritt endigte sich um zwey Uhr nach Mltl teruacht, alle Geistliche, vor allen der Beichtvater, be« gaben sich von Müdigkeit und Schmerz überwältigt nach Häuft. Den folgenden Tag begleltcte ich denP""' zen in dcn Pallast zurück, und man schickte zum 5c" nig, ihn von dem Vorfallen unterrichten. Der M<" narch kam Samstag 17. Jänner i56ä nach Mad"d wo er mit seinen Brüdern und dem Prinzen die offe," ' l.che Messe hörte. Don Juan, obschon krank und verdrießlich, begab sich an diesem Tage zu Don Car' los, der seine Thüren schloß und ihn fr'agte, von waS an jenem Tage beym Könige die Nede gewesen sey -— Don Juan antwortete: von den Galeeren, d" «an zu bewaffnen gedenke. - Der Prinz that ihm viele Fragen, um mehr zu erfahren; wie es ihm aber nicht gelang, zog er den Degen. Don Juan zog si« bis an die Thür zurück, da er sie verschlossen fand, 55 riefer: Nehme sich suer HoheitwaM^ud stellte 5ch zur Wehr. Wie man draußen den Lärm hörte, öffnete man und Don Iua„ begab sich in seinen Pal' last. Ta der Prinz sich unbaß sülilte, l.gte er sich nieder bis sechs Uhr, dann stand er auf und zög ei» nen Schlafcock an. Da er noch nüchtern war, ließ er sich einen gekochten Kapaun kommen, um halb neun legte er slch wieder nieder. Diesen Tag hatte ich noch den Dienst und speiste im Pallast zu Abend. Um eilf Uhr sah ich den König die Treppe herab-. kommen; der Herzog von Fcria, der Groß Prior, der General, Lieutnant der Garde und zwölf dieser letzten begleiteten ihn. Er war unter seiner Kleidung gcpan» zert und hatte einen Helm auf. So nahte er slch der Thüre, wo ich stand. Er befahl mir, sle ohneAusnah: Mc Niemand zn öffnen. Diese Menschen waren schon alle bey dem Prinzen eingetreten, als er rief: Wer da? Die Offiziere hatten sich seinem Bette genaht und sich seines Dolchs und Degens bemächtigt, der Herzog von Feria ergriff eine mitzwey Kugeln gcladneFlinte. Wie der Prinz, der aus dem Bette gesprungen war, sich m Schmähungen ergoß, antworten» sie chm: Der Staatsrath ist hier. Er wollte sich seinc? Waffen bemächtigen, da trat der König ein. Jetzt rief der 'Prinz: Was will Euer Majestät von mir? — Ihr werdet es erfahren, versetzte der König. Darauf ver-'wahr« man alle Thüren und Feister und der König befahl seinem Sohn, bis auf wettern Befehl, ruhig i„ seinem Zimmer zu bleiben. Nun rief er dem Herzog von Feria <:t daß' ich mich zu diesen Äußersten werd« gec^.edcn sehen; nicht aus Verrücktheit, llder aus Verzweiflung — Man sprach noch Manches aber nichte Bestin'' ^e^,. denn Zeit und Ort erlaubten es nicht,. Der König oe. gab sich hinweg, nachdem er alle Schlüssel zu sich ^e-nommen, schickte Nnchte zu. Im Monat Iunius verweigerte cr jede Nahrung und genoß vier. zehn Tage lang nur Eiswasser^ oadurck schwächte ee 36 k! _'Hch dergestalt, daß man sein Ende nahe glaubte. Wie der König seinen Zustand erfuhr, besuchte mit Gallen^ «uöleerungen und einer gefährlichen Ruhr, der Doktor Olivarez, erster Leibarzt des Königs, besuchte ihn allein, und wenn er von ihm kam, berathschlagte er sich, in Gegenwart des Füisten Eboli mit den andern Ärzten." Die Untersuchungen/ welche Don Diego Bribr^a «Mugnalone machte, gingen indessen fort; die Akten-stucke bewiesen unleugbar/ daß Don Carlos einen Watermord beabsichtigt hatte, und willens gewesen war, die Oberherrschaft von Flandern vermöge, eines Bürgerkriegs an slch zu reißen. Es ist lein geschriebenes Urtheil vorhanden, es findet sich nur ein kleiner Zettel >cs Sekretärs Pedro dcl Hoyo, in wachem stcht: „daß der Prozeß so weit fortgeschritten gewesen sey, ckls der Prinz an seiner Krankheit gestorben, und al-. so kein Urtheil gefallt worden.« Da der König ein: sah, daß seines Sohnes Zustand durch die Unordnung seiner Lebensweise unheilbar geworden sey, hielt er es ' für eine Milderung seiner Leiden, wenn man in der Sorgfalt, alle seine Launen im Essen und Trinken zu befriedigen etwas nachliesse; nach der Verwirrung sei: per Begriffe werde er sich unfehlbar einem Übermaß «rgeden, das ihn bald zum Grabe'sührcn müsse. Der König sagte: was ihm einzig am Herzen liege, sey, den Prinzen von der Unoermeidlichkeit seines Todes zu überzeugen, und wie es deßhalb unerläßlich noth-Hvcndig sey, daß er zur Rettung seiner Seele beichte, durch welches Bemühen er auch seinem Sohn und sei: ncm Volte den größten Beweis seiner Liebe zu geben glaube. Wie der Kardinal Epinoza unddcrPrinz Eboli dieses von Philipp II. gesprochne, mündliche Urtheil honen, glaubten sie, scine wahren Absichten würden erfüllt, wen»: man den T^ des Prinzen beschleunigte. S^c meinten, cs tonnnc dem Arzt zu, diesen über scmen Zustand zu unterrichten, ohne des Zorns des Königs dabey zu erwähnen, nur dannt er die Noch, weu^gtclt einsaht seia cMe5 H^il zu sichern. Ho hoffte man Ihn znr Beicht» zn bewegen und ar.f den Tod, welchen ihm Gott sein Elend abzukürzen zuschicke te, vorzubereiten. Fürst Edoli hatte eine Unterrodung mit dem Arzt Olivarcz. Er sprach in dem wichtigen, gchcimnißvollen Ton, welchen Menschen, die in der Hofpolitik ergrauten, so gut zu nehmen wissen, um ihrer Herren oder ihre eigne Plane, durchzusetzen. Der Arzt begriff sehr gut, daß er ein vom König aus-gcsvrochnes Todesurtheil vollziehen, daß die Ehre des K5mqs darin unberührt bleiben undvder Tod als eine natürliche Folge dcr letzten Krankheits Stufe angesehen werden sollte. Er suchte dem Fürsten Eboli zuerkennen zu geben, daß er seine Absicht verstehe und sie als einen Besehl des Königs ansehe, den er vollzieh' en solle. Den zwanzigsten Julius verschrieb Olivarcz eine Arzney, welche Don Carlos einnahm; sie hatte keine günstige Folgen; die Krankheit schien tödtlich, und der Arzt kündigte dem Kranken an, daß es gut gethan sey, wenn er sich bereite, als guter Christ zu sterben und die Sakramente zu empfangen. (Der.Meschluß solgt.) Anekdote. Ein Wiener Mahler übernahm von einem Großet» das mit Diamanten geschmückte Portrait der unvergeß«» lichcn Kaiserinn Maria Theresia, um an selbem etwas zu verbessern, und der Mann hatte das Unglück, das Kleinod un Rückwege aus der Tasche zu verlieren. Der Unglückliche eröffnete den Fall auf der Stelle dem Eigenthümer, und erboth sich zur einzig möglichen Mr> gütung, uaymlich nach allen fruchtlos abgelaufenen Forschungen den Scha'^cu im Gelde wieder zu erschau; allein der aufgebrachte Beschädigte war dadurch nicht zu beruhigen, und sem erstes Wort blieb auch das letzte: Sein Vlld! Verzweifluugsvell wagte co der Arme, Thcresen sich zu Füßcn zu werfen, und ihr unter einem Strome von Thränen seine Lage vorzu» tragen. Der b>dr^ngte Bittende war Thcrcscn nicht unbekannt; gerührt entfernte sich die gütigste Mona» chinn in ein Ncbengemach, brachte ein noch kostbare» res Bild hervor, gab es tröstend dem zagenden Mah» ler, und bcfabl ihm, eo dem F'Ühllosenzubehändlgen. Durcb tausende solcher Handlungen lebt, und nnrv ewig leben die große Theresia in den Herzen gutec Vasallen des durchlauchtigsten Erzhauscs vou Mer-«ich.