Theologische Verantwortlicher Redacteur und Verleger: J>r. Johann Chrys. Pogazhar. J[3' /44. SamStag den S. November I8LS. Der Winter im Priester!eben» die Lampe des Geistes zil sammeln, und mögen wir auch Gar früh bricht oft der Winter herein, und ehe wir rüstig sein an Kräften, doch schon mit dem Gedanken an uns dcffen versehen, fühlen wir die nnläugbare Gewiß- unseru Lebenswinter uns zn befreunden, oder wenn dieser heit seiner Ankunft. Schneidende Winde singen der Na- Winter hereingebrochcn ist, nicht mit Zittern der Nacht tnr das Schlummerlied; diese sucht in ihre weiße Decke entgegen zu gehen, die ihm ein Ende macht. Darum sich hüllend sich zn erwärmen. Immer kürzer werde» entfaltet sich die Betrachtung des Winters im Priester- die Tage, spät ersteigt die Sonne hinter den beschneiten leben in die Erörterung der Lehren: Priester! cs Gebirgen herauf, und früh schon verläßt sic uns wieder, kommt die Zeit deiner Kraftlosigkeit — rüste als ob sic sich ihrer Ohnmacht schämte, da sic die er- dich; cs kommt deine längste Nacht — halte starrten Massen nicht wie sonst erwärmen und beleben ein Licht bereit; cs kommt anch für dich ein kann. Ta kommt die letzte Nacht; aber mit ihr tritt neues Jahr — mache cs dir znin Jubeljahre, auch die Sonnenwende ein und wir gehen länger» Ta- »Ich werde schon geopfert und die Zeit meiner Anf-gen, wie einem ueueu Jahre entgegen. Alljährlich wie- lösnng ist nahe« schreibt tu seine» Banden zu Rom der derholt sich diese Erscheinung in der Natur, einmal aber große Völkerlehrer Paulus. Zu seiner Beruhigung konnte tritt eine ähnliche im Leben jedes Menschen, so auch des er aber beifügen: »Ich habe einen guten Kampf ge- Priesters ein, wenn nicht ein plötzlicher früher Tod ihn kämpfet, habe meinen Lauf vollendet, meinen Glauben hinweg rafft. Seine Kräfte schwinden; er sehnt sich nach bewahrt, nun erwartet mich die Krone der Gerechtigkeit, Ruhe. Immer kälter wird cs ihm; seilte Wohnung welche mir der Herr, der gerechte Richter an jenem Tage dünkt ihm so heimisch, er will nicht mehr in die Außen- geben wird, jedoch nicht allein mir, sondern allen, die sich welt, es stürmt ihm dort zn gewaltig, er träumt von de» auf seine Ankunft freuen.« Was kann dem Priester vergangnen Zeiten, nennt nur diese schön, und kann sich wahre Seelenruhe geben, wenn er sieht, daß die Zeit mit der Gegenwart nicht mehr befreunden. Nun kommt seiner Auflösung immer näher rücke! wenn er an der die längste Nacht, die Nacht des Todes; aber unser Glaube Abnahme der Kräfte erkennt, daß sein Tagwerk zn Ende lehrt, daß »ach dieser Nacht ein neuer Tag beginne, mit gehe! Hat er gleich dein Weltapostel gearbeitet, so wird dessen Dauer die des verlebten in keinen Vergleich zu er auch gleich ihm Beruhigung finden im Bewußtsein bringen ist. Es kommt ein neues Jahr, aber kein Jahr dessen waS er gethan. Nicht irdische Weisheit, nicht der Aussaat und Pflege, sondern ein Jubeljahr, uueud- irdischer Ruhm und Besitz war das Strebezid des Völ-lich freudiger als das durch das mosaische Gesetz be- kerlehrers; er sagt so schön: »Was mir Gewinn war, stimmte, ein Jahr des Gcnnßcs dessen, was man zuvor habe ich um Christi willen für Schaden gehalten; ja ich gesammelt. Unaufhaltsam gehen wir diesem Winter ent- halte Alles für Schaden wegen der Alles übertreffenden gegen; das wissen und fühlen wir. Es kommet mit Erkenntniß Jesu Christi meines Herrn, um dessen willen jedem Tage näher die Nacht, von welcher'die ewige ich auf Alles verzichtet habe, und cs für werthlos halte, Wahrheit sagt, daß dann Niemand wirken kann. Ist damit ich so Christum gewinne.« Wer dieses Ziel sich es aber unsere Sorge, den Ameisen gleich, für den vorgesteckt, hat sich wohl vorbereitet auf die Tage seiner Winter Nahrung zu sammeln, um dann, weint wir nicht Kraftlosigkeit. Wenn auch feine Körperkräfte schwinden, erwerben können, nicht hungern zu müssen, ist es eine Er- der Allmächtige, den er zu gewinnen suchte, weicht fahrungswahrheit, daß matt, wie man am Tage sich bettet, nicht von ihm. Wenn auch seine Geisteskräfte zu schwach in der Nacht schlafe, so dürfen wir denn doch auch beim werden, um den neuesten Forschungen stets mit festem Hinblick auf den Winter des Priesterlebens unsere Hände Schritte zn folgen, so hat er doch eine Wissenschaft — n*cht in den SchooS legen, sondern, gerade durch diesen die Alles übertreffende Erkenntniß Jesu Christi — in uns bestimmen lassen für die Tage der Kälte Brennstoff deren Lichte erst jede andere in ihrer wahren Gestalt sich nm Altäre des Herzens für die lange Nacht, Del in zeigt. Nimmt auch Alles um ihn neue Formen an und kann er sich mit diesen nimmer befreunden; die Lehre vom Gekreuzigten, die er zum Mittelpunkte seines Wissens erkoren, bleibt immer dieselbe. Zwar hat er sich keine irdischen Schätze gesammelt, sondern sie hingegebe» um Christum dafür zu gewinnen; aber deßhalb quält ihn auch die Sorge für letztwillige Anordnungen nicht, und ist nicht genöthigt auf sein Besitzthum hinschauend voll Angst zu fragen: Was Du da gesammelt, wessen wird es sein? »Ihr seid in unserem Herzen mit uns und bleibt darin im Leben und Tode« sagt der heil. Paulus den Korinthern; und seinem geliebten Timotheus schreibt er: -»Ich ertrage Alles um der Auserwählteu willen, damit auch sie des Heiles, welches in Christo ist, theilhaft werden. Es ist ein wahrhaftes Wort: Sind wir mit ihm gestorben, so werden wir auch mit ihm leben. Harren wir mit Geduld aus, so werden wir auch mit ihm regieren.-? Wahrlich ein belehrendes Wort! Mit Liebe Alle umfassen, um der Gläubige» willen Alles geduldig tragen, damit sie zum wahren Heile gelangen, in Geduld ansharren bis an's Ende mit Christo leidend, das heißt weich sich betten für die Tage des Alters, heißt die Zeit der Auflösung zur Uebergangsperiode in ein Jenseits machen, in welchem wir mit Christo herrschen können. Und so soll cs mich sei». Hat der Priester sich ganz seinem Berufe und somit dem Heile seiner Mitbrüder geweiht, was er in ihrer Mitte erwarb, mit ihnen ge-theilt, gewiß, es wird nicht einzig Undankbare geben, die, nachdem sie den Saft ausgepreßt, die Schale zur Seite werfen. Liebe wird die Liebe vergelten; auch um den altersschwachen Priester noch wird die Gemeinde sich sammeln, seinen Rath sich erbitten, und wo sic kann ihm bezeugen, daß sie nicht vergaß, was er ihr gethau. Und sollte es auch so kommen, sollte gräßlicher Undank die letzten Tage des Priesters trüben, harret er auS in Geduld, so wird cr mit Christo regieren. Wohl müßte solch eine Prüfung schwer, und bitter vor allem der Gedanke sein, daß so viele seiner Worte vergeblich waren, aber cr hat ja gelernt und sich geübt nichts von der Welt zu erwarten und erfährt nun, wie nützlich eine solche Vorbereitung auf die Tage der Kraftlosigkeit war. Die Weltgeschichte und lcidcr anch die Erfahrungen unsrer Tage rufen uns durch den Mund verfolgter Priester die Mahnung zu: Priester! macht euch darauf gefaßt, daß, nachdem ihr mit Liebe Allen dientet, nachdem ihr der Pflicht der Nächstenliebe euer Leben geweiht, ihr in den Tagen der Kraftlosigkeit vielleicht Niemand finden werdet, der euch einen Liebesdienst erweise; macht euch darauf gefaßt, daß nachdem ihr dem Ehestände entsagtet, um ungetheilten Herzens eurem Berufe zu leben, ihr auf eurem Kraukeulager vielleicht kein gutherziges Wesen um euch haben könnet, das mit milder Hand euch pflege; machet euch darans gefaßt, daß, nachdem ihr auf die Vaterfreuden feierlich Verzicht geleistet, um von ganzer Seele geistliche Väter vieler Kinder zu werden, ihr vielleicht diese Kinder sehen könnet, wie sie gleich den Schergen auf Golgotha an eurem Sterbebette eure Kleider unter sich theilen, und über eure Habe das Loos werfen. Es thnt noth, daß wir uns darauf gefaßt machen, denn wer nicht Allem entsagt, was er besitzt, kann Christi Schüler nicht sein; nur wer sich ans solche Entsagung, sein Herz von der Welt losschälend, vorbereitete, dem wird sie möglich. Die Tage der Kraftlosigkeit nahen unanfhalsam, darnm sollen wir jetzt Gott, und den Meschen um Gottes willen dienen, die Zinsen der Schätze aber, die wir hiedurch sammeln, erst in der Ewigkeit erwarten. »Nimm hin die brennende Kerze und bewahre tadellos deine Taufe, halte Gottes Gebothc, damit, wenn dcr Herr zur Hochzeit kommt, du ihm entgegen gehen könnest mit allen Heiligen im Himmelssaale und das ewige Leben habest.« Mit diesen Worten wird dem Täuflinge ein Licht dargereicht; denn der Mensch bedarf gar wohl des Lichtes von Oben, um nicht anznstoßen auf den dnnkcln Wegen des Lebens. Eine brennende Kerze wird ihm wicdcr dargcrcicht in jener Stnnde, in dcr die längste Nacht, die Nacht dcs TodcS beginnt, da der Körper fortschlafe» soll bis zum großen Auserstchungs-morgcn; dcnn auch da bedarf er eines Lichtes für seine Seele, damit sie nicht in eine Finstcrniß gerathc, in dcr sie sich nicht zu rathen und zu helfen weiß, ans der sic nimmer den Weg zum Lichte finden kann. Wo ist abcr das Licht, das nie verlöschend durch solche Labyrinthe dcm Er> dcnpilgcr lcuchtct? Jesus zeigt es uns mit den Worten: »Ich bin daö Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wirb nicht im Finstern wandeln, sondern das Licht dcs Lcbcns haben.« Jesus ist das Licht, dcr Glaube das Auge, das dessen Strahlen uns znführet, das Herz der Herd, auf dem sie sich sammeln und das Jener dcr Liebe entzünden, das in Andacht und guten Werken seine Kraft kuud gibt. Darum, wenn Glaube und Liebe im Priester herrschen, ist jene lange Nacht nicht furchtbar für ihn, sondern an Hoffnungen reich. Der Herr ist sein Licht — er irret nicht; Gott sein Schutz nnd Hort — cr zittert nicht. Es liegt nur au uns zu sorgen, daß dieser Glaube, diese Liebe täglich neue Kräfte gewinnen, nm damals stark zu sein, wenn wir schwach sind, um damals zu leuchten und zu erwärmen, wenn unsre Lebensflamme erlischt und dcr Körper erstarren will. Deßhalb ist gerade diese Sorge des Priesters heiligste Pflicht, wenn nicht einem Gottvergessnen Leben ein trostloses Ende folgen soll. Bedenken und Zweifel befallen ihn oft bei den erhabensten Mysterien. Bald sind cs Prüfungen Gottes, der will, daß die Treue seines Dieners sich bewahre; bald sind es Schlingen des Versuchers, der ihn in seine Netze ziehen möchte. »ES wird ja doch nicht so sehr gefehlt sein, wenn ich dieß oder jenes Geboth unterlasse; dcr Allerhöchste ist ja doch so gnädig und erbarmungsvoll, ich noch so kräftig, daß ich daß Versäumte wieder nachholeu, das Verbrochene wieder gut machen kann. Ich sehe meiner Mitbrüder viele in dem gleichen Zustande, sehe sic ungestraft, ja wohl geehrt, geliebt von ihren Vorgesetzten; soll denn ich mir keine Freude gestatten, um so mehr, da ich die Hoffnung hegen darf, bei den Meinen mich hiedurch beliebt und so tauglich zu machen, recht erfolgreich auf sic zu wirken?« — Diese und ähnliche Sirenentone versuchen es, im Priester die Liebe zu Jesu einzuschläsern, und die Lehren des Glaubens, damit er den Schlummer nicht störe, nnvernehmbar zu machen. So nahe aber die Prüfung, eben so nahe ist für den Priester auch der Ausweg aus derselben; denn er steht täglich an der unerschöpflichen Oncllc des Lichtes, die Sonne nnscrs geistigen Lebens, Jesus selbst, kommt täglich zu ihm auf den Altar, und cs kann fein Auge, wenn cs noch nicht erblindet ist, sich am milden Glanze dieses Lichtes freuen, feilt Glaube Stärkung finden gegen die Versuchungen dcs Tages. An ihm ist cs da die belebenden Strahlen dieses Lichtes zum Herzen dringen zu lassen, damit das Feuer der Liebe hell auflodere und brenne. So wird er im Lichte Jesus das Licht, das man nicht unter den Schcffcl stellt, sondern auf den Leuchter, damit cs leuchte allen, die im Hause sind, so vermag er sein Licht vor den Menschen leuchte» zu lassen, damit sie seine guten Werke sehen und den Vater, der im Himmel ist, lobpreisen; so, und nur so, hat er beim Beginn der Todesnacht das Licht dcs Lebens und kann zu Jesus sagen: In deinem Lichte werde ich das Licht sehen; so nur geht die Bitte der Gläubigen, die sic dem Verstorbenen nachsenden, in Erfüllung: Herr gib ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm. Wir leseu im 3. Buche Moses (25, 10 — 13.): »Du sollst das fünfzigste Jahr heiligen und cs Erlaßjahr nennen allen Bewohnern deines Landes; denn es ist das Jubeljahr. Da soll jeder wieder zu seinem Eigenthum kommen und jeder zu seinem Gesch(echte zurückkehren; denn cs ist das Jubeljahr, das fünfzigste Jahr; ihr sollt nicht säen auch nicht ärntcn, was voir selbst auf dem Ackcr wächst und die Erstlinge dcs Weinbergs nicht sammeln, um der Heiligung dcs Jubeljahres willen, sondern sollt essen was euch vorkömmt. Im Jubeljahr sollen alle wieder zu ihrem Eigenthum kommen.« Auch dem Menschen ist eilt Jubeljahr bereitet, in welchem er frei sein soll von den Banden der Sklaverei, frei von der Last drückender Schuld, frei von den Sorgen für die täglichen Bedürfnisse, wo er das Eigeuthum erlangen soll, das ihm Gottes Sohn durch sein Blnt erkaufte, wo er heimkehren soll zu seinem Geschlechte, der Leib zur Erde, ans der er genommen ward, der Geist zu Gott, der ihn gegeben. Durch die Nacht dcs Todes kommt dcr Mensch zum Tag des Lebens, mit dem das endlose Jubeljahr anbricht. Vom Gebrauche seiner Freiheit hängt cs ab, ob dieß Leben, wahres Leben, oder eilt nie endendes Sterben, feilt soll. Von der Erfüllung seiner Pflichten hängt es ab, ob er mit der Erinnerung an sein Thun und Lassen erfreut, oder ewig gcqnält, ob wirklich ein Jubeljahr für ihn anbrechen, oder das Sklavenjoch, das er bisher oft bewußtlos getragen, mit unerhörter Schwere ihm, bei vollem Bewußtsein es verdient zu haben, für immer anf-gebürdet werden soll. Wie erquickend sind oft einige Tage dcs Spätwinters, die uns den nahenden Frühling verkünden, wie eilen wir da uns zu sonnen und die drückende Zimmer- lust zu vertauschen mit dem stärkenden Hauche dcr sich verjüngenden Natur. Wollten wir nicht auch den Ueber-gang aus dem Lebenswinter zu einem endlosen Frühling freudig begrüßen und alles aufbieten, um die Gcnüßc, die dieser bietet, nicht zu verscherzen? Da stehen wir aber wieder bei der so oft gehörten Ermahnung: Bereite dich auf das Jubeljahr d. i. jetzt säe, jetzt sammle, damit du, wenn du heimkehrst, wo nicht mehr gesäct und gcärn-tct, nur die Ernte verzehrt wird, nicht mit leeren Händen kommest und darben müßcst. Doch was soll ich säen, welche Ernte mir bereiten? Als Priester dcs Herrn kennst du deine Pflichten und weißt, daß von der Art ihrer Erfüllung dein künftiges Loos abhängc. Darum kann ich nur auf die Gefahr hin bereits Gesagtes zum Theil zu wiederholen dir zum Schlnße dcr Betrachtungen dcr vier Jahreszeiten im Pricstcrleben jene Tilgenden empfehlen, welche dcs Priesters beste Aussaat sind wenn er ein ewiges Jubeljahr finden und genießen will. Die erste dieser Tugenden ist Andacht, die uns bei allen Verrichtungen dcs geistlichen Amtes beseelen muß. Heiliges muß heilig behandelt werden. Moses darf es nicht wagen ohne dem Ausdruck tiefster Ehrfurcht dem brennenden Dornbüsche zu nahen. Welch eine ärgerliche Erscheinung ist ein Priester, dcr die erhabensten Gebete mit frecher Gleichgültigkeit stammelt, und eine Rücksicht, die er gegen den gemeinsten Mitbruder, mit dem er spricht beobachtet, gegen den Herrn Himmels und der Erde außer Acht läßt. Da spricht wohl der Herr mit Recht: Dieß Volk ehret mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit von mir. Kann eine glaubenslose Welt die Möglichkeit und Wohlthat eines andächtigen Gebetes nicht fassen, so dürfen doch wir sic nicht in ihrem Wahne bestärken, und den Schwachen zu Verführern, den Guten zum Anstoße werden. Weh der Welt, weh uns wenn der Geist der Andacht unter uns erstirbt, und Gottes Strafgerichte herein brechen, weil feine Diener nicht unablässig um seinen Segen gebetet. Wollen wir den langen Tag des Lebens uns zum Tage der Freude machen, so muß unser fester Vorsatz lauten: Ich will beten, will beten aus ganzer Seele oft und gerne zu meinem Schöpfer, meinem Erlöser und Heiligmacher, will beten mit den Worten dcr Kirche, mit Inbrunst und ohne Versäumniß, was sie mir verschreibt: will beten nach dem Drange meines Herzens, nach dem bedeutungsvollen Zuruf der Umstände, in welche ich komme und will nimmer mich schämen, ein emsiger Diener meines Gottes zu sein — ich will mit Gott vertraulich reden; denn ich will zu ihm kommen und bei ihm wohnen. Willst du ein hohes Gebäude der Tugend aufführen, so muß Demuth dessen Grundlage sein; will der Priester durch die Tugend sich ein ewiges Jubeljahr bereiten, so muß Demuth sein Thun und Lassen vom Frühlinge bis zum Winter des Lebens leiten und begleiten. Leider scheint cs Priestern so schwer, den rechten Mittelweg der Demuth zu finden und kriechende Wegwersnng und selbstsüchtiger Hochmuth sind die Abwege, in welche sie nur zu leicht sich verirren. Aber im Lager der Hochmüthigen selbst sehen wir wieder Spaltung. Hier den Stolz ans das theoretische Wisse» des Neuen, dort hochtrabendes Brüsten mit den gemachten Erfahrungen und der Zahl der Dienstjahre. Und so zersplittern Jene, die in Demuth an ihrem Berufe wirkend Großes leisten sollten und könnten, in selbstsüchtigen Kämpfen gegen einander ihre Kraft. Nicht das Besserwissen-wollen charakterisirt den Weisen, sondern gründliche Bildung mit dem Bewußtsein ihrer Unvollkommenheit. Wer stolz ans das, was er aus de» Büchern gelernt, und ans die erhaltnen Talente seine Wirksamkeit beginnt, er findet der Hindernisse so viele; denn Gott widersteht dem Hossärtigen, nur dem Demüthigen gibt er seine Gnade; er muß es sehen, wie sein an Talenten schwächerer Mitbruder vor ihm empor ragt ohne es zu suchen, wie dieser sich die Liebe der Gemeinden und die Zuneigung der Vorgesetzten so leicht gewinnt; und legt am Ende dem Stande zur Last, was er sich selbst durch seinen Hochmuth aufgeladen. Wer mit der Zahl seiner Dienstjahre und der Berufung auf seine gemachten Erfahrungen der Welt und feinen jünger» Amtsbrüdern imponiren, dabei aber die Hände in den Schoos legen oder nur im Dienste zeitlicher Sorgen bewegen will, hat sich auf den Dornen des Stolzes übel gebettet für die Tage des Winters und sich keine Ernte bereitet für das lange Jubeljahr. Ohne Deninth kein wahrer Fortschritt zum Bessern, ohne Demuth keine Opser-willigkeit und Selbstbeherrschung, ohne Deninth keine Pflichttreue, keine segenreiche Wirksamkeit, keine Ruhe für Zeit und Ewigkeit. Lernet von mir, sagt die ewige Wahrheit, denn ich bin sanftmüthig und demüthig vom Herzen, so werdet ihr Ruhe für eure Seele finden. »Wer mein Schüler sein will, so spricht eben dieser untrügliche Lehrer, verläugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.« Mit diesen Worten hat er uns die dritte Priestertugend die Selbstbeherrschung als unerläßliche Bedingung, um in die ewige Herrlichkeit Nachfolge» zu können, bezeichnet. Auf zwei Wegen vom Pfade der Selbstbeherrschung abirrend schlagen Priester der Kirche empfindliche Wunden — ich meine durch Uncnthaltsamkeit und Unmäßigkeit. Lauigkeit im Gebete, geschäftiger oder geschäftsloser Müßiggang, unvorsichtige tändelnde Conversation mit Personen des ändern Geschlechts geht diesen Fehlern voran, Unlust an jeder ernsten Berufsbeschäftigung, Oberflächlichkeit in dem, was unvermeidlich gethan werden muß, Sakrilegieu bei den Amtsverrichtnngen, peinigende Unruhe im In- nern, Achtnngslosigkeit von Außen begleiten dieselben, nahmenloses Unglück der Gläubigen, noch mehr aber des schwelgerischen Priesters ist dessen Folge. Ich sage nichts von dem Stande der Sklaverei, in der sich Jener befindet, der das Gesetz der Ehelosigkeit in verbrecherischer Weise umgeht, wie er oft gerne feiner Ketten entledigt sein möchte, aber aus Furcht vor Rache und Verrath sie nicht zu lösen oder zu brechen wagt, wie er seinen Haushalt schlecht bestellt, seine Umgebung, seine Amtsbrüder unzufrieden und die Ausbrüche ihres gerechten Unwillens erfahren muß; dieß Alles steht in keinem Vergleiche zu dem Jammerzustande in seinem Innern. Vielleicht hat er Jahre und Jahre hindurch keine Beicht abgelegt, oder sich einen Beichtvater anögewählt, dem er die gehoffte »milde« Behandlung in gleicher Weise vergelten kann; vielleicht hat er de» Glauben an die Gegenwart Jesu im heiligsten Altarssakramente in sich erstickt, und sich so das Herz des katholischen Kultus unzugänglich gemacht; oder er glaubt noch nnd zittert, aber nicht aus Ehrfurcht, sondern aus knechtischer Scheu; oder — wenn wir auch auf de» Trunkenbold Rücksicht nehmen — eine völlige Lethargie ist an die Stelle feiner Thätigkeit getreten, todt für alles Heilige ist er fast willenlos hingezogen zu feiner Gewohnheit, gleichgültig für jede Erhebung feiner selbst aus dem Schlamme, in dem er sich befindet, nachdem er den Mnth verloren, dieß abermals zn versuchen, steht er da als das elendste Geschöpf, als der lebendige Ausdruck arge» Widerspruches, als abschreckendes Beispiel moralischer Versunkenheit, als das leibhafte Bild sittliche» Elends. Herr des Himmels und der Erde! erhebst du nicht deine rächende Hand, um seinem Sündenleben, in dem er ergraute, ein Ende zu machen? Du bist ja auch Richter! Ja du bist auch Richter, ei» zwar langmüthiger, aber dann unpartheiischer Richter, mib das ist die furchtbarste Seite des Elends, das über den Wüstling kommt, der sich in das Heiligthum des Priesterstandes eüigeschlichc». Gott hat ihm zugerufen, bei jeder Verrichtung feiner heil. Standespflichten ihm zugerufen: er hörte nicht. Gott hat es ihm nahe gelegt, wie er feine Baude zerreißen könne: er wollte cs nicht. Gott hat ihm Zeit zur Buße gegeben: aber »durch seine Härte, durch seine Uubußfertigkeit sammelte er sich die Rache des Herrn für den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichtes« wo das längst gesprochne Wort Bewährung findet, daß kein Säufer, feilt Unkeuscher das Himmelreich sehen werde. Gott verlassend im Leben sind solche Priester gewöhnlich von Gott verlassen im Tode, und sterben ohne die Heilmittel dahin, die sie als willenloses unwürdiges Werkzeug so oft im Namen Gottes ausgcspendct, sterben unbußfertig, gewöhnlich gähcn Todes dahin, um in die Hände des gerechte» Gottes zu fallen, den sie so oft sakrilegisch auf ihren Händen getragen. Denn »wer wird hinaus steigen zum Berge des Herrn, wer wird wohnen in seinem Hcilig-thuine? der unbefleckten Herzens ist und reine Hände hat, sagt der fromme Sänger. Darum wohl wahr sind des heil. Hieronymus Worte: Grandis dignitas sacer-dotuin, scd et grandis coruni ruina, si pccccnt. Laetcmur ad ascenscum, scd timeamus ad lapsum; non cst tanti gaudii excelsa tenuisse, quanti mocroris de sublimi corruisse. Doch ich wollte von dcr Selbstbeherrschung sprechen und spreche nur gegen zwei ihr entgegen gesetzte Fehler. Aber ich hoffte, daß auch dieser Weg zum Ziele führe, und habe ihn gewählt, weil eine nur zu bedauerliche Erfahrung lehrt, daß selbst dcr Le-benswinter nicht vor diesen Fehlern schütze, und daß gerade durch den in solcher Weise zu Tag tretenden Mangel an Selbstbeherrschung Gebern Libanons, Führer dcr Herden für das Jubeljahr dcr Ewigkeit sich unfähig und unwürdig machen. Was dem Priester schon auf Erden den Himmel seelsorglicher Freuden, was ihm Jenseits den Himmel endloser Seligkeit bereitet, das ist die werkthätige Liebe d. i. rastloses Wirken in seinem Berufe aus Liebe zu Gott und den Menschen. Es klingt so sonderbar, Priester über Mangel an Arbeit klagen und dadurch ihr oftmaliges Vcrwcilen in Schänken und ändern Velustigungs-vrtcn entschuldigen zu hören, während sic doch, wollten sic ihre Pflichten eines kiefern Blickes würdigen, dcr Arbeit in Menge fänden. Priester! es ist ein wahres Wort: Wenn deine Weisheit kcincn Zuwachs mehr gewinnen, deute Frömmigkeit nicht mehr grösser werden kann, wenn fein Fehler die dir Anvertrauten entehrt, wenn sic Alle dic Wahrheiten des Evangeliums mit Verstand und Herzen ersaßt haben, wenn kein Leidender mehr zu trösten, kein Irrender mehr zu führen, kein Unwissender mehr znr Kennt-niß dcr Wahrheit zu bringen ist, kurz wenn Niemand mehr deiner Hilfe bedarf — ich sage nicht, selbe sucht —• dann hast du nichts mehr zu thutt. Bis dahin aber arbeite; jedoch arbeite ans Liebe zn Gott und den Menschen. Rastlose Thätigkeit allein öffnet uns nicht den Himmel, die Liebe ist es, die so, wie sie für den Lebenswinter die Erwärmungsmittel des Dankcs vorbcrcitct, auch den Eintritt in das ewige Jubeljahr eröffnet. Ob wir Werke der Barmherzigkeit geübt oder unterlassen haben, das wird nach dem Ausspruche nnsers göttlichen Richters über unser einstiges ewiges Wohl oder Weh entscheiden. »Was wir dem Geringsten ans unfern Mit-trübem ans Liebe zu Gott geth.111, das will er ja so Ansehen, als Hätten wir es ihm gethan«, «nb »jene, die viele am Wege der Gerechtigkeit führen, werden wie Sterne leuchten in alle Ewigkeit.« Starre Selbstsucht wird unserem Stande so oft zum Vorwurfe gemacht, und das Gesetz der Ehelosigkeit legt in der That Manchem die Gefahr nahe, ohne Opfcrwilligkcit »für sich«, zu leben, wahrend der Familienvater durch die Bande der Natnr zur aufopfernden Thätigkeit hingezogen wird. Eben darum ist es aber unsere heil. Pflicht auch gegen diese Versuchungen anzukämpfen, und mit Paulus Allen Altes zu werden, mit Alle Christo zu gewinnen, geistige Väter derer zu seilt, die an unsre Hülfe angewiesen sind, und durch unsere Handlungen und Opfer zu zeigen, daß wir durch Werke der Liebe die Herzen gewinnen wollen. Die Welt, dic am schwarzen Rocke jedes Flecken mit Späheraugen sucht, soll nicht die Freude haben, Schmutz au demselben zu gewahren, und soll keinen Vorwand zum Tadel finden, Priester hätten den Eigennutz für fich aus dem Sündenregister gestrichen. Zwar haben die Zeitereignisse dic Kraft zu vielen wcrkthätigcn Beweisen dcr Liebe genommen, aber dennoch soll es die Welt erfahren, daß es am festen Willen hiczu nicht fehle, und foll, weit» sic fchctt will, Gelegenheit haben zu beobachten, daß Jene, welche Gottes- und Nächstcn-Liebe predigen, sie auch iibett. Es ist ja doch »die Liebe die Erfüllung des Gefctzes,-? und es »bleibt ja, wer nicht liebt, im Tode« und es ist ja doch gewiß, -daß felbst Glaube und Hoffnung im großen Jubeljahre dcr Ewigkeit ein Ende nehmen, dic Liebe aber, dic das Größte ans allen ist, bleibe.« »Der Endzweck des Gebotes ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und unverfälschtem Glauben« darum soll sic auch dcr Endzweck unsers Strebens und dic Stütze nnsers Lebens-endes sein, damit wenn nnsers Lebensjahrs letzte Stunde schlägt, ein neues komme, das keinen Winter keine Nachtfröste, Sornmerfchwüle und Gewitter, nur ewige Früh-lingsfreuden und Herbstesfrüchte hat. Und was war der Endzweck meiner Betrachtungen der vier Jahreszeiten im Priesterleben? Nicht etwas bisher Unbekanntes zu sagen; bieß läge außer dem Bereiche meines Wissens — nicht Mentor zu sein; beim bieß stäube mir nicht zu — nicht in leerem Wortgepränge mir mtb ändern die Zeit zn tobten; denn da müßte ich ändern Stoff und andere Formen wählen. Ich wollte als Freund zu Freunden von dem, was uns Allen thencr sein muß, rcdcu, wollte Sandkörnchen herbei tragen zum Ban, an dem wir bis ans Lebensende arbeiten, wollte unsere Blicke hiitleitfen auf bieß Ziel, damit wir unser Werk im Frühling bes Lebens voll Aitbeicht mit Gott beginnen, wenn Stürme kommen ltnb Gefahren brohen, burchSelbstbchcrrsch11 n g bie zerstörende Kraft dieser Sommers-Ungewitter brechen, was wir wirken und äriiten im Lebensherbst e, voll Demuth dem Herrn zuschreiben, und durch Liebe uns weich und wann betten für den Winter unsers irdischen Seins, und so hingclangcn, wo die ewige Liebe herrscht. Dr. Wicry. Vortrage über christliche Metaphysik. (Fortsetzung.') 7. Die Lust. Das Leben jeglicher Substanz, also auch bas bcr Natttrsnbstanz, besteht in bem Bestreben: ans und in ihrer Differenz sich zugleich als mit ihr selbst eines und identisch, — als Selbstheit, als Snbject, zu affirmtmt und vor sich selbst darznthun, im Wissen um sich als Substanz, die Gewißheit und Sicherheit ihrer Substan-zialität zu erlangen. Die Natursubstanz, bereit Differenz eine wesenhafte, substanzielle ist, wenn sic sich als mit sich selbst wesenhast eins, d. H. als Substanz affirmiren will, kann nur mit dem Versuche beginnen: diese ihre wesenhafte Gegensätzlichkeit abzuthnn und auszugleichen, sich aus dem Gegensätze heraus zur Einigung und Jnnigung (bis zur Jnnewerduug) zu vermitteln. Dieser Versuch, wissen wir, setzt ein Product, d. H. ein Resultat, in welchem das Naturprinzip wirklich und thatsächlich sich selbst als ein Eines und Ganzes bestätiget und bezeugt, — aber auch ebenso seine innere Entzweiung oder wesenhafte Differenz bestätigt und bezeugt; also ein organisches Gebilde d. H. ein in und mit der Materialisiruug sich veriunern-dcs und in und mit der Selbstverinnerung sich materiali-sirciides Resultat. Der wesenhafte Gegensatz (Differenzirung) ist also die Voraussetzung für alle Lcbcnsbewegung in der Natur, — für alles sogenannte Werden oder Bilden in derselben. Indem aber die Gegensätze Differenzirnng sind des Einen Wesens, mithin dieses mit ihm selbst in Widerspruch setzen, in welchem es nicht stehen bleiben kann, sondern in den Differenzen sich als Eines wieder geltend machen muß, so ist mit dem Erwachen der Gegensätze (mit der Differenzirung) wie im Geiste, so in der Natur, zugleich nnd zumal daS Erwachen der Tendenz gesetzt zur wechselseitigen Ausgleichung der Gegensätze. Das erste leise Erwachen derselben fällt zusammen mit ihrer Ausgleichung, — als deren Produkt die atmosphärische Luft erscheint. Wie die Energie der Gegensätze im Augenblicke ihres ersten Erwachens nur als eine unendlich schwache zu denken ist, eben weil dieser Moment nothwendig zugleich der ihrer ersten wechselseitigen Ausgleichung werden muß, so steht die Luft als Organismus auf der niedersten Stufe, Vergeistigung oder Ver-innernng und Materialisiruug erscheinen hier noch aus der Stufe der größten Unentschiedenheit. Die Luft ist organisches Product, — ist das sich nach Außen stellende Resultat des ersten Versuchs der Natursubstanz: ans und in der Differenz ihrer selbst zur Einigung und Vcrinnignng ihrer selbst zn kommen. In diesem Versuche und Producte hat die Natur — eben weil sie nur ein Product gesetzt hat — ihr Ziel und ihren Zweck nicht erreicht (nämlich: zum Wissen um sich selbst zn gelangen). Ihre Verinnernng konnte nur eine solche sein, die als gleichzeitige Veräußerung sogleich ins Stocken gerieth und sistirte. Das Product (die Luft) ist deßhalb in einem eben so geringen Grade subjectiv als objectiv. 3st aber die Ausgleichung der primitiven Differenz der Natursubstanz in der Region der Luft nicht zur Durchführung gekommen, so besteht sie noch in derselben, — was nichts Anderes heißen kann, als: Die Gegensätze sind auch i n dem gesetzten Producte noch lebendig, und zwar in neuer Weise lebendig, nämlich so, daß sie auf der Basis dieser Region und über sic hinaus — also eilte neue, höhere und darum intensivere Ausgleichung postuliren. Und das ist die habituelle clcctrischeSpannung der Luft, — die also nichts Anderes ist als das Streben und Drängen der in dem Producte noch lebenden und höher gespannten ursprünglichen Gegensätze zu ciuer abermaligen und anderweitigen Ausgleichung. Die Electricität der Luft ist die natürliche, und sic ist der Luft so eigenthümlich, daß der Gruudtypus aller Lufterscheinungen eben die Electricität ist. Vorzüglich und am gemeinsten gibt sie sich im Gewitter knnd, welches entsteht, wenn die elektrische Spannung (oder die Tendenz der iu der Luft wieder lebenden und webenden Factoren des alten Gegensatzes nach Ausgleichung) unter dem innigen Lebensverkehre zwischen Sonne und Erde (oder unter dem Einflüsse von Wärme und Licht) sich dergestalt steigert, daß es zu einer wirklichen Ausgleichung kommt und der sogenannte positive und negative Factor mit Blitz und Donner zusammenschlagen, sich gegenseitig neutralisiren und — in der Wasserbildnng aufheben. Aller Regen beruht auf elektrischem Processe, und was in der Bildung des Gewitterregens mit Eklat geschieht, geht in dem gemeinen und Landregen sanfter, aber auch nachhaltiger vor sich. 8. Das Wasser. Die Wasserbilduiig ist also das Ergebniß der gesteigerten Intention des Naturlebens: zu sich selbst zu kommen; im Wasser muß also die Verinnerung, wie die Veräußerung, und diese wie jene, — es muß der Or-ganismns schon entschiedener und geschiedener sich kund geben, die Materialität und die Formation schon intensiver erscheinen. Daher die tropfbar-flüssige Form des Wassers und die Kugelgestalt des Tropfens als die möglichst einfachste Darstellung deS Orgauismns. Gleich der Lust ist das Wasser noch flüssig, bildet ein Continnum, aber die Natursubstanz hat in ihm schon jene (höhere Organisationsstuffe erreicht, daß sich in der Kontinuität die Besonder» n g gleichsam ankündigt, der runde Tropfen ist der Prototyp des Individuums und des Organismus. Das Wasser schwebt zwischen Luft und Erde, vermittelt beide miteinander; — nnd in dieser Schwebe kann cs durch ein abnormes Ueberwiegen des einen oder des ändern Factors im Wechselverkehre zwischen Sonne nnd Erde, sowohl in die lustige Dunst- und Dampfform erhoben, als in die feste Krystalgestalt condensirt werden. — (Die Bedeutung von Hitze und Kälte — Para-lellisirung des Gefrierens oder der Krystallifation des Wassers mit der Jnfnsorienbilduug "iis der Pflanze, so wie des Uebergangs des erster« in Dampfform mit der Verwandlung des letztem in Hu in» s.) Die Region des Wassers im Macrocosmus des Planeten erkennen wir somit als das Resultat eines zweiten, über das Gebilde der Luft hinansgehenden, Versuchs der Natursubstanz: aus ihrer wesenhasten Differenz zu sich selbst zu kommen. Sie mußte diesen Versuch machen, weil sie in der Luft diese ihre Lebenstende.nz: zum Wissen um sich selbst vorzndringen, nicht hatte du?ch-führeit können. — Und daß sie nicht durchgeführt war, sondern der alte Gegensatz auch in dem Product der Lust sich regte und lebendig war, deß gab die Electrici-tät derselben Zeugniß. Nun fragt sich: Ist die Natursubstanz im Gebilde des Wassers zu ihrem Ziele gekommen?— So gewiß nicht, als das Wasser eben Gebilde ist, d. H. als das Resultat ihres zweiten Verinncnmgs-versuches ebenfalls, wie der erste, zugleich und zumal Veräußerung, also ein materielles Product ist. Ist cs aber dieses, so muß auch noch im Innersten dieses Productcs der alte Gegensatz sich regen, d. H. auf einen neuen und dritten Versuch der Ausgleichung dringen und ihn ankündigen. Diese Tendenz aber, da sic der Wasserregion inne-wohnt, kann sich nur in flüssiger, also schon intensiverer Gestaltung, mithin' auch mit intensiverer Gewalt kund geben; es erscheint der ursprüngliche Gegensatz in der Form des Chemismus, als das Streben der Natursubstanz: durch den Wechselproccß der Orydation und Desorydation aus ihrer Differenz zu sich selbst zu kommen. Der Chemismus ist also wesentlich nichts Anderes als die Electricität, nämlich: der sich auch hier, auf der höher» Stufe des Tropfbarflüssigen, also auf mehr verinnerte und gesteigerte Weise und darum zugleich in mehr materieller Form wieder geltend machende alte Gegensatz, und deutet in der Erdrcgion des Flüssigen auf eine andere über dicfcr stehende hin, in welcher der nur möglichst gesteigerte Gegensatz und seine zur höchsten Energie entwickelte Tendenz zur möglichst vollkommenen Ausgleichung gelangt ist. Diese Region ist die des Minerals. (Fortsetzung felgt.) Neue Predigten. Apostolska lirana bogoljubnim tlusam dana po branji apostolskili listov iiio drugib buk uv sv. pisma za ncdelc ino svetke cerkveniga Iota. Pisal Anion Slomsck nekdajni nadlajinoster v Vozcnici. V Ce-lovci natisnil in na prodaj ima Jane/, Leon. 1849 in 1850. Wir beeilen uns die Freunde der Prcdigtllteratur auf dieses eben erschienene Werk aufmerksam zu machen. Der hochwürdigste Verfasser hat seinen Ruf als gediegener katholischer Schriftsteller bereits durch Verausgabe anderer Werke hinlänglich begründet und bei dcn Slovcncn nah' und fern sich einen solchen Grad von Beliebtheit und Popularität erworben, daß ihm anf dem Felde der religiö- sen slovenischen Muse nicht leicht Jemand die Palme entwinden wird. Darum trieb uns zur Anzeige dieser seiner neuesten oben benannten Schrift nicht etwa Rezen-sirlust, nicht die eitle Anmaßung, als Richter über das Werk eines fo vielfältig bewährten Kirchenfürsten aufzutreten — es trieb uns einzig das Verlangen, ihm feines unermüdet thätigen Wirkens, feiner großen allfeitigett Verdienste um die Bildung feiner Stammgenossen, fo wie dieses vortrefflichen Buches wegen die Anerkennung öffentlich anszusprechen, welche ihm in vollem Maße gebührt; und folgerichtig auch der Wtrnfch, das Erscheinen dieser Schrift in den weitesten Kreisen bekannt zu geben. Der Raum dieser Blätter erlaubt uns nicht, ins Detail oder in eine nähere Bezeichnung der bei jedem Epistel-Abschnitte besonders hervorgehobenen Materien eiuzugeheu, nur über die Art und Weise der Behandlung und Ausführung des gegebenen und gewählten Stoffes wollen wir in Kürze einige Worte sagen. Das Erste und Notwendigste, bei einer Predigt ist, sagt Jais in seinen Bemerkungen über die Seelsorge, daß man recht verstanden werde, und diese Eigenschaft muß man vorliegenden Predigt-Homilien gewiß im hohen Grade zuerkennen. Der hochw. Verfasser hält sich zwar nicht an die alte schulgerechte Form, wie sie aus dem sechzehnten Jahrhunderte üblich, er selbst bemerkt in der Vorrede IV., diese altübliche regelrechte Form hätte sowohl für den Redner als Zuhörer wesentliche Nachthcilc, womit auch wir einverstanden sind: doch würde man fehr irren, wenn man daraus fchließen wollte, daß in der Anlage kein Plan, in der Ausführung keine Logik sichtbar sei; im Gegentheile ist sowohl die Partition als auch der Jdccngang so natürlich, daß nicht der mindeste Gedankenzwang bemerkbar ist. Uebcrall voran fleht eine kurze Einleitung, daraus folgt die Erklärung der betreffenden Pcrikope und dann die Anwendung einer befonders herausgehobenen Glaubens- oder Sittenlehre, und zum Schluße steht eilte kurze, herzliche ErmahiOng, fo daß nach Erforderniß bald der erste bald der zweite Theil ausgelassen und die übrigen verbunden werden können. Ohne die Dogmenlehrc abseits zu lassen, tritt doch Überall die praktische Seite in den Vordergrund, und gerade diese lebendige Hinweisung aus die praktische Anwendung abstrakter Lehren ist unseres Erachtens ein wesentlicher Vorzug üt allen Schriften des hochw. Verfassers, ist ein Hauptgrund, daß sie allgemein von Gelehrt und Ungelehrt mit fo viel Interesse ausgenommen und gelesen werden. Dazu kommt ein fließender, an-muthiger und bilderreicher Styl, der Kraft und Würde, Einfachheit und Gemeinfaßlichkeit in schöner Harmonie verbindet; und die schon an sich so interessante Darstellung wird durch die viele» eingeflochtenen sowohl profan- als kirchengefchichtlichen Notizen, wie auch durch Bei-fpiele ans dem Leben der Heiligen noch mehr erhöhet. Wie gut der Prediger vorkommende Naturerscheinungen in seine Vorträge einweben könne, zeigt uns z. B. die Predigt auf den vierten Sonntag in der Fasten. Ferner muß hervorgehoben werden der echt katholische Geist, die streng kirchliche Richtung, die Alles durchweht, wie nicht minder der fromme, demutksvolle Sinn, der diesen Homilien eine eigene, himmlische Salbung verleiht, das Gemüth des Lesers mit wohlthuender Kraft und Wärme erfüllt, und zum innerlichen Leben, zur Tugend und Frömmigkeit anspornt. — Wir können sie hie-mit bestens empfehlen und sind der festen Ueberzeugung, hat die im Jahre 1845 in zweiter Auflage erschienene lirann evangelskili naukov allgemeinen Anklang gesunden , so wird ohne Zweifel gegenwärtiger lirana apostolskih naukov von Priestern und Laien in manchen Beziehungen noch größere Würdigung zu Theil werden. Kirchliche Nachrichten. CD er Sozialismus und die C ho lera). Zu den von der Cholera am ärgste» mitgenommenen Ortschaften Frankreichs gehört die kleine Stadt Nerondes im Cher-Departement, wo die sozialistische Brüderlichkeit unbehindert herrschte, begünstiget von einem Bürgermeister, welcher der eifrigste Apostel der sozialen und demokratischen Republik ist, und dessen Bruder unter der Bergpartei in der Pariser Kammer sitzt. Die Cholera bot allerdings eine treffliche Gelegenheit, um die Grundsätze der »Brüderlichkeit und Gleichheit-« zu welchen die Einwohner Nerondes sich bekannten, durch die That in ihrer ganzen Herrlichkeit leuchten zu lassen, und der alten christlichen Welt ein Beispiel der neuen revolutionären Tugend zu geben. Der- Bürgermeister war voll unerschrockenen MutHeS und voll der Hingabe, so lange kein Cholerakranker in seiner Gemeinde war; als aber die Krankheit daselbst eine gewisse Heftigkeit erreichte, verlor er mit einem Male den Kopf, und vergaß alle Grund* fätze und Betreuerungen sozialistischer Brüderlichkeit. Er machte bekannt, daß die Krankheit hauptsächlich wegen enge» Znsammenwohnens so sehr um sich greife, und forderte Alle, die cs könnten, auf, die Stadt zu verlassen. Er selbst beeilte sich, mit gutem Beispiele vorauzugehen. Alle Beamten folgten demselben; der Apotheker, sämmt-liche Bäcker und Metzger thaten desgleichen, und es blieben nur 500 Arme int Städtchen zurück,“ denen die Mittel fehlten, um dem guten Rothe ihres Bürgermeisters zn jllgat. 'Nur einer blieb bei ihnen, um die Sorge für die armen Kranken auf sich zu nehmen — der Pfarrer. Man hätte glauben sollen, daß die Unglücklichen, bereit trauriges Los ihn zurückhielt, mit dankbarster Ergebenheit zu ihm sich hingewandt hätten. Doch nein; — man hatte die Köpfe dieser Leute durch die sozialistischen Lehren derart verdreht, und allen religiösen und kirchlichen Sinn dergestalt in ihnen vernichtet, daß sie erst nach reiflicher Ueberlcgung sich seiner Pflege und Sorge anvertrauten, intern sie aus seiner jahrelang bewährten Nächstenliebe den Schluß zogen, er könne doch unmöglich ein Vergifter fein, der im Dienste der Reaktion stehe. Der eifrige Pfarrer fühlte sich bald durch die Anstrengungen bei Tag und Nacht völlig erschöpft, und fürchtete, daß er unterliege, und so seiner armen Gemeinde die letzteHilfe entzogen werde. Er wandte sich daher um Mitarbeiter in der Krankenpflege nach Bourgcs. Man schickte ihm von dorther einige christliche Schnlbrü-dcr. Allein bei ihrer Ankunft zu NcrondcS verbreitete sich dort bas Gerücht, man müsse ihnen nicht trauen, sie feien Helfershelfer ?ber Reichen uub bcr Reaktionäre, und die Jünger der christlichen Liebe wurde» ohne Weiteres von den Jüngern der sozialistischen Brüderlichkeit mit Flintenschüssen znrückgejagt. Der Pfarrer verlor den Mnth noch nicht. Er erinnerte sich, daß vor einigen Jahren ein Jesuit mit Beifall in seiner Gemeinde gepredigt, und die Liebe des DGtes in hohem Maße sich erworben hatte. An biefyt schrieb er, verheimlichte ihm nicht die Gefahren, die ihm bevorstehen könnten, die Anftmiguitgcn, die feiner Harre-tc», und bat um seinen Beistand. Der Gebetene eilte sofort hin, iii Begleitung eines jungen Mannes, der Mitglicb des Vinzenzinsvereins zu Bourges .tv/tr. Sic wurden zu Nerondes ziemlich kalt empfangen; nach einigem Zandern jedoch ließ man sich ihre Pflege und Hilfeleistungen gefallen. Der Minister de Fallonr, der sich damals gerade zu Neris aufhielt, Hörte von dem fürchterliche» Ele»dc, welches die Cholera z» Nerondes jmb in ber ilmgegeiib aiirichte. Davon ergriffen bat er seinen Freund, den Abbe Girardin, ihn auf einem Besuche nach betn Stäbt-chcit zu begleiten, um sich von ben bortigen Zuständen mit eigenen Auge»' z» überzeugen^ und soweit möglich Abhilfe zu verschaffen. Kaum' waren beiden Herren bei dem Pfarrer eingekehrt, als.ihnen «»gezeigt wurde, daß bewaffnete Leute sie auffucht'e», uub tobte» wollte», weil sie zu den Reichen und Arifk'Fratc»,. gehörten, und obnt Zweifel Gift bei sich fiihrfr». Follour antwortete mit der ihm- eigenen Entschloßeuheit und Ruhe ganz freundlich : »&un den», wie konnte man einen schöneren Tod finde», als indem man Leidenden Trost,unb Hilfe bringt,?« und fing aii, mit seinem Begleiter von Haus zu Haus zu gehen, uild ließ in jebem Hilfe' Trost imb Beruhigung zurück. Svbanit schrieb er bem Bürgermeister, er werbe bie an bcr Cholera erkrankten Arbeiter eines in der Nahe gelegenen Bauplatzes der Eisenbahngesellschaft besuche», und hoffe ihn bei seiner Rückkehr zu Nerondes i» Mitte seiner leidende» Administrirten zn spreche». Der Bürgermeister wagte nicht, der Aufforderung deS Ministers zuwiderzuhandeln, uub war zur bestimmten Zeit ba; aber alle Versuche, ihn zum Bleiben in bcr Stabt zu bewegkn, waren fruchtlos; zwei Stimbeit später verließ er bieselbc von Neuem. Das französische Blatt Voix «le la vorite, welches diese Erzählung in allen ihren Einzelheiten verbürgt, richtet am Schluffe derselben an alle braven Arbeiter bie Anfforbernng, über diese einzelne Thatsache weiter uach-zubenke», »»b bara»S z» entnehmen, was sie zur Zeit bcr Roth und Leiben von jene» CbarlatanS zu erwarte» habe», bie mit ihre» falsche» Lehren sie berücken und vergiften, 1111b welche es (Tiib, bie sic in ben Tagen der Bedrängnis! nicht im Stiche lassen, ihr Herz uub ihren Beutel ihnen öffne», imb auch bas Leben für sic zu opfern keinen Anstanb nehmen. Paris. Die Zeitverhältnisse drängen die Katholiken zu einem immer engeren Anschlüsse an Rom imb beit heil. Vater selbst im Acnßerlichcn ititb minber Wescut-lichcn. Dicß erfettitctib habe» bcr Erzbischof von Paris uub feilte Snffragancn einstimmig beschloße», bem Papste ihre Absicht zu erkennen zu geben, in ihren Diözesen bic römische Liturgie ciitzusühren, jeboch babei bemerklich zu machen, baß zu ihrem Leidwesen in einzlncn Diözese» wichtige Umstiinbc uub materielle Schwierigkeiten wohl noch einige Zeit bic Ausführung bieser Maßregel hinaus-schieben würben. Kath. Bl. v. T. Gedruckt bei Josef Blasnik in Laibach.