1900 ,I»N). ^\citt Q iW 31 für JHmiltmgsuimrricht Herausgeber: Prof. Rudolf 6. Pccrz, F. f. Bezirksfchulinspektor in Laibach. Die „Blätter für Abteilungsunterricht" erscheinen als Beilage zur „Laibacher Schulzeitung" monatlich. Bezttgsgcbühr 2 K jährlich. Einzelnummer 30 h. Inhalt: 1.) Zwei Schulen. — 2.) Der ungeteilte Vormittagsunterricht. — 3.) Die Wechsclrcdc. 4.) Briefkasten. 5.) Von Schule zu Schule. Blumen sind an jedem Weg zu finden, Doch nicht jeder weiß den Kranz zu winden. Anastasius Grün. Zwei Schulen. „Womag nur die Schule des Ortes stecken?" — „ „Sie stehen ja grad davor I" " Richtig,richtig, da treten ans dein alten Gemäuer ein paar Buchstaben tjcruur; allmählich ergibt sich das Wart „Volksschule". D», inein Gott, wer hätte hinter dem Kvtmeer die Bildungsstätte des Volkes vermutet! Treten mir ein, das Tor ist ja weit geöffnet! Echtes »»verfälschtes Schnlaroma strömt »ns entgegen, eintöniges Leiern wellt durch den Hausflur. Welch dumpfe Luft, welch dumpfer, öder Raum! Von den Wänden herab spricht das Mittelnltcr, aus dem Bvdeil herauf die Neuzeit, verdolmetscht durch die Vertreter des Hausgeflügels, die bei ihrem Mvrgenspaziergange Spuren hiuterlasseu. Für zoologischen Anschannngsunterricht ist trefflich gesorgt: In den Ecken habe» Spinnen einen Staat gebildet, zu meinen Füßen kreucht allerlei Getier und drüben in dem stillen Winkel tut sich eilt Mäuslein gütlich. Wagen wir uns weiter vor, über die Treppe hinaus! Nichts stört die Einheitlichkeit des Gesamteindruckes: Überall Öde und innige Lebensgemeinschaft der sonst nicht gern gesehenen Gäste des Hanfes! — Pst, pst! Es ist noch Unterricht; also rasch zur Frau des Schulleiters geschlüpft und dort die Ankunft des Gewaltigen abgewartet! „Entschuldigen Sie, ich kann Sie nicht ins Zimmer führen; es ist noch nicht aufgeräumt! Mein Mann muß gleich kommen; gerade schlägt es zehn." — Hm, hm, um zehn Uhr morgens noch nicht aufgeräumt! — Er kommt: Vvrftellen, Verlegenheit! „Wenn ich einen Besuch erwartet hätte, würde ich mich besser gekleidet haben." Die Entschuldigung trifft zu: Glänzende Flächen auf Rock und Weste, hier ein Loch ohne Knopf, dort ein allzuvertrauliches Hervvrgncken des Ellbogens, nngepntzte Schuhe, bependelt von Bändchen ans der Höhe. Mit Lärmen und Toben ist die Jugend dahin; also können wir auch in die Schnlstnbe blicken. Süße Harmonie! Statt des Getieres Papierschnitzel und Speisereste auf dem Boden, Staub und Spinnen in den Ecke», ein Wvlkenflor ans den sorglich geschlossenen Fenstern. Mit liegt's wie Alpdruck auf den Lungen und ich schreite hinüber, die Luft hereinströmcn zu lassen. Vergebliches Bemühen! Der Spinnenstaat hat seine Herrschaft auch ans den Verschluß der Fenster ausgedehnt und der unerbittliche Sauerstoff ist über die Eisenteile geraten: Die Hebel wolle» nicht aus der starren Umklammerung; es wurde also niemals gelüftet. Noch einen Blick auf die Wände und dann fort, fort aus dem Kerker! Eine vergilbte Landkarte, ein Kaiserbild anno 1854, ein umsponnenes Christusbild grüßen herab, grüßen aus läitgstvergangeuen Tagen. . . „Halten, halten, lieber Kutscher, halten! Sehen Sie nur das hübsche Schulhaus an! Da muß ich doch einmal Nachsehen." Und das Wägelchen steht still. Welch lieblicher Duft empfängt mich hinter dem zierlichen Gitter des Vorgartens! Links und rechts dicht behangene Rvscnstöckc, in den Beeten allerhand Blumenvolk in scheckigen Röcklein, ringsum Bienengesnmm und Vogelgezwitscher. Das Schulhaus schließt den Garten ab. Über dem Tor glänzt in stolzen Lettern der Name, im Hausflur mahnt ein Spruch an Redlichkeit, ein anderer an Fleiß; eine Gedenktafel sagt, wann und wie der Bau zustande gekommen. Die breite Treppe führt in den Gang. Ei, was es da zu sehen gibt! Bilder ans der Geschichte, Landschaften, die sonst ans Bahnhöfen zur Sommerfrische locken, dazwischen wieder ein kernhaftes Wort, ein Bildchen aus der engeren Heimat, ein Fahrplan, eine Umgebungskarte usw. — usw. Mau fühlt sich in einem Bildcrsaal, in einem Tempel. Nichts regt sich in den Ecken und an den Wänden, nichts stört die stille Betrachtung. Noch ein Viertclstündchen bis zur Pause, die Frau des Lehrers wird es würzen. Wo wird sie sein? Jedenfalls in der Küche. Richtig, da krabbelt sie ja in ihrem Reich. Wie schmuck ist doch das rundliche Dingelchen! „Bitte, gehen wir in das Arbeitszimmer meines Mannes!" Schau, schau! Zwei Zimmer, davon ein Arbeitszimmer I Das läßt sich hübsch anhören. — Wir plaudern vom Garten, vom Volk, von der Schule, über die Bücherei des Lehrers, über sein Wirken, über Unterricht, über Gemeinde und Land: überall hält das tapfere Weiblein stand. Fast geraten wir zu tief in die Kreide, da zischt es draußen in der Küche und gleichzeitig geht ein Klingen durch das Haus: Erholungspause. Trab, trab — die Kinderschar ist im Hofe hinter dem Hause und erfreut sich am Spiel. Indes hole ich mir den Kollegen und besuche mit ihm das Schulzimmer. Eine Visitknrte an der Tür nennt den Namen deutlich, den ich bei der Vorstellung unklar vernommen. Schönste Harmonie! In sinngemäßer Anordnung, in angenehmer Farbenverteilung hängt alles an den Wänden, ivas der Unterricht aus dem Bilderkasten gelockt hat. Auch die Schülerhand hat manches geschaffen, was dem Zimmer zum Schmucke dient. In diesen Bildersaal lacht der Frühling herein, die offenen Flügel laden ihn zu Gaste ein. Wir stehen am Fenster und blicken auf den Blumenflor herab. „Ein herrlicher Garten! Hat er viel Arbeit gekostet?" — „„Allerdings! doch wer wird sie nicht leisten wollen, da man sich ein traulich' Plätzchen hingezaubert und ein freundliches Bild!"" — „und", setze ich fort, „da mau den .Tempel der Wissenschaft' durch Rosengewinde vom Alltagsverkehre abschließt und sich selbst der leidigen Prosa entrückt".... Zwei Schulhäuser! Leser, welches hat dir besser gefallen? Wähle und bilde in den Ferien die Wahl zur Tat! Der ungeteilte Vormittagsunterricht. (Vortrag, gehalten vom Schulleiter Hans Petschauer in der Bezirksichrerkonferenz zu Gottschec am 7. Juli 1906.) § 60 der neuen definitiven Schuluntcrrichtsordnung lautet: Die Landesschulbehörde kann auf wohlbegründetes Ansuchen der Vertretungen der cingeschulten Gemeinden oder der Ortsschulbehörde die Einführung des ungeteilten Vormittagsunterrichtes an einzelnen Volksschulen bewilligen, wenn die sanitären und wirtschaftlichen Verhältnisse des Schulsprengels sowie die örtlichen Weg- und Witterungsverhältnisse die erbetene Schuleinrichtung als notwendig erscheinen lassen. Schon vor mehr als Jahresfrist wurde diese Frage in den „Blättern zur Förderung des Abteilungsunterrichtes“ — wie sie damals hieben — aufgeworfen und viele Urteile für und wider wurden in der Wechselrede niedergelegt. Es sei im folgenden nur auf einige Vorteile, ebenso aber auch auf Nachteile in Bezug auf die Landschule hingewiesen. 0) Der Schulbesuch bessert sich. Am Vormittage kann das Kind leichter entbehrt werden als am Nachmittage. Während der besseren Jahreszeit benötigt der Bauer das Kind oft dringend bei den Arbeiten im Hause, auf dem Felde oder im Walde. Deshalb nimmt die Lehrer- und Schulfrcundlichkeit der Landleute zu, weil sie sehen, daß man ihre Not kennt und die edle Absicht hat, derselben nach Tunlichkeit zu steuern. b) Unentschuldigte Schulversäumnisse könnten schärfer geahndet werden. c) Mancherlei überaus lästige Schulbesuchserleichterungen werden durch den Vormittagsunterricht überflüssig. d) Die Klage, daß die Kinder geistig überbürdet und zur Arbeit nicht herangebildet werden, verliert ihre Berechtigung. Der Vormittag gehört der Geistesbildung, der Schule, der Nachmittag der Arbeit oder der Erholung. e) Für den Unterricht haben die Stunden am Vormittage einen größeren Wert als die am Nachmittage. Wie schön sind die Unterrichtsstunden, wenn Lehrer und Schüler mit ganzer Seele bei der Sache sind, wenn Frage und Antwort Schlag auf Schlag erfolgen und der Lehrer aus den Köpfen der Schüler herausholen kann, was er diese lehren will! Solch fruchtbarer Stunden bietet der Nachmittag wenige. Denken wir gar an die heiße Jahreszeit! Da ist die Mattigkeit doppelt groß und mit Grauen kann der Lehrer das Umsichgreifen einer Gähnepidemie beobachten. Was soll er, vielleicht selbst abgespannt, anfangen, wenn er sich einer solchen mattäugigen, gähnenden Gesellschaft gegenübersicht? Die Stunden am Nachmittage sind eine Qual für Lehrer und Schüler. f) Für den Vormittag bringen die Schüler eine größere Arbeitsfreude mit, wissen sie doch, daß der Nachmittag ihnen gehört. g) Sollte in der vierten Stunde die geistige Spannkraft nachlassen, so kann man für diese Stunde Gegenstände ansetzen, die an das Denkvermögen keine so hohen Anforderungen stellen, z. B. Singen, Turnen usw. h) In gesundheitlicher Beziehung ist die Frage dieser Art des Unterrichtes nicht weniger wichtig. Die nahe dem Schulorte wohnenden Schüler nehmen ihr Mittagsmahl viel zu hastig ein, nur um noch rechtzeitig in der Schule erscheinen zu können. Die entfernt wohnenden Schüler müssen sich mit einem Stückchen trockenen Brotes begnügen. Aber wie selten ist überhaupt selbst solches zu haben. Deshalb gibt es in der Mittagspause Zank, Betteln und Streit. Der Schulleiter muß vom Tische weg in die Klasse eilen, um den gestörten Frieden wieder herzustellen. Beim ungeteilten Vormittagsunterrichte bleiben die Kinder von 8 bis 11, bezw. bis 12 Uhr in der Schule, bekommen zu Hause ihr warmes Mittagsmahl. Die Verdauung wird nicht gestört und mancherlei Leiden sind hintangehalten. 1) Die so notwendige Reinigung und Lüftung kann in ausgiebiger Weise durchgeführt werden. Die Staubplage, der größte Feind der Gesundheit, wird wirksamer bekämpft. Durch den einmaligen Schulgang wird auch nicht die Hälfte des Schmutzes in die Schule gebracht. (Ein neuer Grund 1 D. Sch.) j) Der kurze Wintertag bringt an den Nachmittagen wenig Licht in die festverschlossenen Sclnilzimmer, was gewiß den Augen der Lehrer und Schüler nichts weniger als zuträglich ist. Gerade für den Winter soll auch der Vormittagsunterricht eingeführt werden. Während am Nachmittage die Kinder hungrig in der Schule saßen, hat sich der Himmel mit dunkeln Wolken überzogen. Unaufhörlich fallen große Schneeflocken auf die Erde nieder. Es ist 3 Uhr geworden. Die Kinder werden in das anhaltende Schneegestöber hinausgeschickt. Weg und Steg sind fast ungangbar geworden; die lange Winternacht breitet bereits ihren schwarzen Schleier auf die schneebedeckte Erde. Das schwache Kind watet im tiefen, weichen Schnee langsam seinem Heimat-dörflein zu. Abgehetzt und vollkommen erschöpft kommt es endlich in finsterer Nacht nach Hause. (Schluß folgt.) Die Wechselnde. Zur r». Krage. (Soll das 3. Schuljahr zur Mittel- oder Unterstufe gerechnet werden?) 26. Urteil. F. C. Das dritte Schuljahr sollte zur Mittelstufe gehören. — Die Schüler sind hinlänglich vorbereitet, um den betreffenden Lehrstoff in sich aufzunehmen und zu verarbeiten. Nur müßten gewisse Kapitel aus dem Unterrichtsstoffe, bezw. aus dem Lehrpläne ausgeschieden, andere bedeutend zugeschnitlen werden. Statt Maximallehrpläne sollten Minimallehrpläne verfaßt werden; doch wäre dabei auch die Schülerzahl zu berücksichtigen und der „Unterrichtsfabriken“, wie Prof. Dr. Hueppe aus Prag die Volksschulen bezeichnet, würde immer weniger werden, man könnte in die Tiefe gehen und die Kinder auch erziehen. Zur «. Krage. (Welche Stoffmasse» jKapitelj sollen aus dem jetzt bestehenden Lehrpläne ausgeschiede» oder in demselben zugeschnitten werden?) 17. Urteil. Einklaßler Anton Weingartner, Einberg (Post Berg im Drautale.) Wie schon oft betont, ist auszuscheiden alles das, was nicht praktische Verwertung finden kann; gebieterisch fordert dieser Satz Berücksichtigung, steht der Einklaßler den acht Schuljahren gegenüber, soll sein Unterricht fruchtbringend werden. Was alles auszuscheiden wäre, läßt sich wohl nicht für alle Verhältnisse genau feststellen, abgesehen von Themen wie: Persönliches und unpersönliches Zeitwort, Vorzukunft, Vorvergangenheit, Operationen mit schwierigen gemeinen Brüchen, langatmigen Lesestiickun, wie sich solche im dreiteiligen Lesebuche von Zeynek, Mich und Steuer, welches mancherort vorgeschrieben ist, vorfinden und manches andere. Hauptsache bleibt, daß der Lehrer stets die Augen und Ohren offen halte nicht nur in der Schule, sondern auch im Verkehr mit der Bevölkerung, daß er also beobachte. Dabei wird er manche Mängel finden in der Sprache, den notwendigen Kenntnissen, in Sitten und Gebräuchen, von welchen er wenigstens teilweise die künftige Generation befreien kann; natürlich hüte er sich, kritisierend vorzugehen, sondern er belehre und begründe. Die Direktiven, wonach ich auf der Oberstufe den Sprachunterricht betreibe, geben mir in erster Linie die Fehler der freien Aufsätze in den Tagebüchern. Regeln, Sätze, die zwar nicht unbedingt nötig, mir aber doch nützlich erscheinen, um unbewußtes Tun zu veranlassen, muß ich ja nicht auf der Unter- oder Mittelstufe, wo sich große Schwierigkeiten bieten, aus den Beispielen ableiten, sondern erst auf der Oberstufe oft nur mit wenigen Worten in kurzer Zeit. So nach meiner unmaßgeblichen Meinung und teilweisen Erfahrung dürfte sich die Auswahl praktisch und zeitgewinnend gestalten. Allerdings beanspruchen solche Erfahrungen eine gewisse Zeit und darum sollte der Einklaßler solche Posten nicht schon beim Antritte derselben als Vermittlungsstationen für ein „besseres Jenseits“ betrachten, sondern mehrere Jahre darin wirken, wovor mich aber behüten wolle — der k. k. Landesschulrat von Kärnten, denn solchen Opfermut vermag nicht jeder aufzubringen. Zur 8. Krage. (Soll die Einklassige eine Achtklassige im kleine» sein oder eine Schnlgattung besonderer Art?) 2. Urteil. Schulleiter Hans Malloth in Goggau (Kärnten). Zur achten Frage möchte auch ich einmal das Wort nehmen. Ich bin für Beibehaltung der Realien auch an einklassigen Schulen. Freilich wird sich nur das Allereinfachste, das Verständlichste und Nötigste vornehmen lassen, aber bei dem Verkriechen der Realien in den Leseunterricht wäre zu fürchten, daß sie sich so weit verkriechen würden, bis man sie häufig gar nicht mehr fände. Wenn zudem die einzelnen Schuljahre wie es ja meistens sein muß — zusammen unterrichtet werden, dann lernen die Kleinen mit den Großen, so daß in einigen Jahren doch mancher Realstoff in den geistigen Besitz der Kinder gelangen wird. Beim richtig betriebenen Realunterricht wird übrigens auch die Sprache (Aufsatz) derart gefördert, daß eine Vermehrung der Sprachstunden kaum nötig sein dürfte, besonders dann nicht, wenn man endlich allen Regel- und unnötigen Formenkram aus dem Betriebe dieser lebenden Sprache ausscheiden würde. Auch das Zeichnen möchte ich wegen seiner Verwendbarkeit im späteren Leben und wegen seines hohen allgemeinen Bildungswertes durchaus nicht im Lehrpläne missen. Viel lieber sähe ich aus dem Stundenpläne des fünften bis achten Schuljahres die Schönschreibstunden ganz oder doch zur Hälfte schwinden, wie es auch Dr. Richard Seyfert in seinem Buche „Die Unterrichtslektion als didaktische Kunstform“ entschieden verlangt. Die Kinder sollen nach ihrem Vermögen immer schön schreiben. Und was nützte die schönste Schrift, wenn nichts oder wenig im Kopfe wäre? In die Gedankenwelt zieht aber die äußere Welt nicht durch Formenunterricht, sondern nur durch den Realunterricht. 3. Urteil. Schulleiter Ernst Jager in Siebing. Aus den jetzt geltenden Lehrplänen läßt sich wohl ersehen, daß man sich die Einklassige als eine Achtklassige im engsten Rahmen vorstellen sollte. Wollte man nun dies im strengsten Sinne tun und bei allen Unterrichtsdisziplinen beachten, so müßte die Einklassige ja naturgemäß acht Abteilungen aufweisen. Der Moloch, Sommerbefreiung, aber verzehrt die zwei letzen Schuljahre zur Hälfte und das übrige (die zweite Hälfte) ist eigentlich in den meisten Fällen ein Unding. Das Ideal der Achtklassige» ist dahin. In Einklassige» mit geringer Schülerzahl, etwa vierzig bis fünfzig (meine Schule ist eine solche), kommt es vor, daß in manchem Jahre ein Schuljahr nur zwei, einen oder selbst gar keinen Schüler hat. Was ist’s mit der Achtklassige»? Aber sei es wie es wolle, die Einklassige kann auch unter den günstigsten Verhältnissen die Stoffmenge der Achtklassige» unmöglich nutzbringend durcharbeiten und so trüge die Einklassige für immer den Stempel eines Stümperwerkes, wenn man an ihr den Maßstab der Acht-klassigen, wenn auch in Verjüngung anlegt. Solange dies so ist, wird die Einklassige nicht den üblen Ruf verlieren und stest als Mißgestalt dastehen. Von der Einklassige» die mehr oder weniger sich zeigende Geringschätzung zu entfernen, ist nur möglich, wenn sie als eine Schulgattung besonderer Art angesehen wird. Dann wird auch die Aufgabe des Lehrers eine leichtere, denn es wird dann aus dem Kopfe so manchen Lehrers das vielgliedrige Unterrichtsgespenst entschwinden, — er wird freier aufatmen. Die Einklassige soll eine Schulgattung besonderer Art sein u. zw. soll sie, wie schon oft erwähnt, den Charakter einer Familie tragen, in der der Lehrer der wohlmeinende, ratschaffende, belehrende Vater ist. Wie unter den altersverschiedenen Geschwis tern einer Familie keine strenge Systematik herrscht, so soll auch der Unterricht in der Einklassige» davon verschont bleiben. Die Kleinen rechnen mit den Grundbegriffen, die älteren Jahrgänge bauen dies vollkommen aus. Ebenso im Sprachunterrichte. Die Realien sollen sich auf gemeinsame Arbeit stützen und es gelte als solche recht fleißige Beobachtung in Wald, Feld, Flur, Haus, Hof, Familie und Gesellschaft. Durch entsprechende Anleitung seitens des Lehrers werden die Schüler genug sehen, die kleinen in allgemeinen Umrissen, die reifem im Detail und alles wird sich im Laufe der Zeit harmonisch zu einem Ganzen vereinigen. Die Schüler sollen sich sämtlich als zusammengehörig fühlen und je nach Altersstufen sich mehr oder minder als Stützen für die Jüngeren ansehen und diesen als Vorbilder dastehen, mit einem Worte: die Einklassige trage das Gepräge einer großen Familie, der Unterricht sei so weit als tunlich diesem Gedanken zweckentsprechend. Unentgeltliche Lernmittel. Zum Artikel Lernmittel kann ich berichten, daß in Vorarlberg eine ziemliche Anzahl Gemeinden sämtliche Lernmittel aus der Gemeindekasse bezahlt. Einige Gemeinden bestreiten nur die Bücher, die Schreibmittel haben die Kinder zu besorgen. Meine Schulgemeinde bezahlt alles, was die Kinder zum Lernen in der Schule brauchen. Die größte Gemeinde des Landes, Dornbirn, hat dieselbe Einrichtung, aber erst etwa vier oder fünf Jahre. Die Einführung ging ohne Schwierigkeit vonstatten. Noch andere Einrichtungen kann man bei uns treffen: Der Lehrer besorgt auf Rechnung der Gemeinde Bücher und andere Lernmittel und teilt dieselben nach Bedarf den Kindern aus, diese aber müssen alles bezahlen; wer nicht zahlt, kommt auf ein Verzeichnis und die Gemeinde besorgt den Einzug. Der Lehrer hat das Geld der Gemeindekasse abzuführen. Es wurde deshalb so eingeführt, damit Eltern und Kinder die Lernmittel besser schonen. Sicher ist, daß die Schonung der Lernmittel zu wünschen übrig läßt, wenn die Eltern gar nichts zahlen müssen. Auch in hygienischer Beziehung könnte es seine Bedenken haben. Doch ich glaube, das sind kleine Nachteile gegenüber den Vorteilen, welche die Beschaffung der Lernmittel auf Kosten der Gemeinde bewirkt. Mir gefüllt diese Einrichtung Sehr gut. " Schulleiter Peter in Zwischenwasser. Briefkasten. Die Kerlen: a) Zehn Tage ans Meer zur Stiche nach einem Plätzchen fürs „Lehrerheim". — b) Am 2. Angnst abends Ankunft in Reichenberg; es würde mich freuen, am 3. uttb 4. dortselbst alle lieben Freunde des Nordens kennen zu lernen. — c) Am 5. August ans die Schneekoppe. Wer mich sodann zu Gaste haben will, möge sich sogleich melden! d) Vom 10. bis 25. August in meiner Heimat: Obermösel bei (tzott-schee. Alle, die zum lieben Dörflern wandern, sind herzlich willkommen. — e) Vom 26. August bis 2. September Vortragsreise in Kärnten; Hiezu lade ich besonders die Herren Lehrer meines Jnspektionsgebietes ein. In Kärnten läßt sich viel Nützliches lernen, in Kärnten kann man and) manch fröhliches Ständlein verbringen. — f) Vom 3. bis 13. September wieder in der Heimat — und dann der dreifache Mensch: Professor, Inspektor, Schriftleiter. — Alle Zuschriften nach Laibad). — pem kietlen ftintikahker Li. M. in K.: Ihr Inspektor ist ein trefflicher Mann. Dem Wunsche, Oberösterreich zu bereisen, kann ich Heuet1 nicht entsprechen ; Reichenberg frißt in den Säckel ein großes Loch. Vielleicht pilgere ich nächstes Jahr in Ihr Paradies. — Sie sagen, „Von Schicke zu Schule" hätte Ihnen schon so viel Nutzen gebracht. Um wieviel mehr wird das gerade sertiggewordene Büchlein „Talaufwärts von Schicke zn Schule" zeitigen, in dem alles geordnet erscheint und vielfach bereichert! — 2n(p. A. in 2».: Danke für die Empfehlung im Amtsblatte. Wirkung? Mein Verwalter sagt — Null! Billiger kann man die Sache dock) nicht mehr machen. — üdilTt. Lt. in 2.1.: Ich verstehe zwar vorläufig noch nicht viel vom Nähen; aber ein bißchen unpraktisch scheint mir das Stübchen dock). — Attfp. 21. in 21.: Ihr Lob wärmt wie der Sonnenstrahl im feuchten Sommer. Würden Sie es glauben, daß kaum ein Fünftel der Inspektoren an unserer Arbeit Anteil nimmt? Lehrer L». in L». bei ft,.: Die Ermäßigung bleibt selbstverständlich aufrecht; der Zahlschein ist unver sehens auch in das Ihnen zngeschickte Stück geschlüpft. — <$)6f. 5. in Wo steckt das angekündigte Urteil zur achten Frage? — Krk. K. in St. ft,.: Die Karten „Unser Gold" sind an Frl. O. abgegangen. Wer wünscht die Bildchen der beiden Jungen zum Verschleiß? Der volle Betrag fließt dem „Lehrerheim im Süden" zu. — Au meinen Schäker S. in Z. a. S.: Die Vorbereitung zur Bürgerschicklehrerprüfnug will ich demnächst einmal skizzieren. Vorläufig studieren Sie die Psychologie von Lindner-Lnkas! — Lehrer K. in L. vei Die Karte ans dem Turnhallesaale in Gablonz war ein schöner Willkommengruß int voraus. Hoffentlich sehe ich bald in natura, was das Bildchen so hübsch gezeigt. — A. 3. ft. in Schncken-«u: Die Beiträge aus Ihrem Pädagogenzirkel schätze ick) hoch ein; lassen Sie wieder einmal die Bienen entfliegen und senden Sie mir dann den Honig! — Lt. II. 28.-L. 2S.: Schade, daß die Enthüllung des Skarytka-Denkmales nicht in die Ferien verlegt wurde; ich wäre hinausgekommeu! — Schtkt. 28. in ft,.: Soll das Schisflein ans der blutrünstigen Karte Ihr Lebensschifflein sein? Ne, so fürchterlich ist das (Sin» klaßlertnm dock) nicht! Wünsche baldige Landung vor einer Zwei- oder Dreiklassigen. Kren) und quer uott Schule ju Schule. Zur kinUlarrigen über dem Corbogcn der ki;en;tra;;e. (Fortsetzung.) „So, nun Hätten wir die Höhe endlich erklommen. Gut, daß uns Gespräche begleiteten, ich wäre sonst nimmer über den Hang gekommen." „„Halt ein, halt eiitl Das Dichten muß ein Ende nehmen; ich fürchte ärgere Strafen, als wir sie heute ertragen."" Wir wurden also recht prosaisch und zwar in einem schattigen Gasthausgarten ans luftiger Höh'. — Drüben lag, in Wälder gehüllt, mit grauen Zinken gepanzert, das schöne Krainerland, zur Rechten der Sattel nach dem Süden, zur Linken die grausige Schlucht, in der unser liebes Bächlein sang. Es flüsterte so zutraulich zu uns herauf, daß wir ihm nicht widerstehen konnten und mit Sack und Pack hundert Meter über ihm auf blendender Straße seinem Laufe folgten. Das Auge war satt geworden, das Ohr schlief, eingelullt vom Singsang des Reife» genvssen in der Tiefe, und es begann darum der Geist rege zu werden. „Holz über Holz! Die Gegend erinnert mich an unsere waldige Heimat. Wird wohl bald irgendwo eine Säge schnarren oder eine Papierfabrik uns mit ihrem giftigen Hauch . . . oder uns eine Holzindustrieschule begrüßen. Was erzählt unser Reisehandbuch? . . . Da haben wir's: In S. eine Papierfabrik, nebenan eine Fachschule — und die Säge hören Sic ja schon jauchzen. Ja, die bösen Waldfresscr! Kommen wir nach zehn Jahren wieder durch das Land, so ist cs aus mit Waldesdnft und Waldesrauschen. Eigentlich ein großer Gedanke: Zerreißt und zermalmt man da den mächtigen Fichtenbaum, damit trockene Kanzleimenschen ihr Geschreibsel auf die Fasern werfen, damit die arme Jugend die weiße Fläche bekritzelt. Wenn der verkrüppelte Strauch sein Leben lassen muß, damit eine kundige Hand ans ihm Geräte formt, dem Buben ein Wägelchen, dem Wanderer einen Stock — cs kann mir recht sein; doch der Fall des stolzen Stammes erinnert mich zuschr an den Fall gewaltiger Helden. Und gerade er wird nicht geschont, wogegen das niedrige Stranchgesindel sich immer breiter macht und dabei unbehelligt bleibt. Wem gleichen wohl wir in diesem Staate? Ich denke, wir sind die jungen Stämmchen, die ans dem Gewirr emporschießen und dem Riesen nachstreben wollen. Werden uns die Krüppel, in deren Gezweig allerlei Gezücht wohnt, gedeihen lassen? Vielleicht, vielleicht, solange wir uns noch sein ducken, solange der Schutzherr über uns die Schneelast auffängt. Wenn aber der Aste stürzt?------------------- Dann sind wir entweder verloren oder wir recken und strecken uns um so schneller. Pfui, wie undankbar! Da freuen sich ja dann die jungen Stämmchen förmlich über den Fall des Beschützers, des Vorkämpfers! Es ist leider so in der Natur wie im Leben der Menschen. Wie sollte es auch anders sein? Einmal muß ja der alternde Stamm den Wipfel beugen. Wär' der junge in der Niederung geblieben, — wer würde die Herrschaft übernehmen? Also lieber das Gesindel ver- nichten, damit die aufstrebenden Stämmchen um so rascher und kräftiger gedeihen! 's ist eigentlich wahr. Und was sich da alles aus dem kleinen Gehölz machen ließe! Während dermalen der aus der Schule entlassene Bnrsch den langen Winter im Wirtshause bei Kartenspiel und Gesgge verbringt, könnte er bei einem vernünftigen Betriebe der Klcin-industrie künftighin daheim schnitzen und drehen, daß cs eine Freude wäre. Wieviel Geld käme da ins Land! Das ist ideal gedacht, doch schwer dnrchgeführt. Wer soll die Leutchen aneifern, wer soll die Waren verschleißen, wer immer Neues in die Arbeit bringen? Diese Prüfung ist leicht zu bestehen: 1.) Durch einen Ferialkurs werden die Vvlksschnl-lehrer in der Fachschule vorbereitet, um im Handfertigkeitsnnlerricht der Volksschule die Elemente sichern zu können; ein Wanderlehrer ergänzt ab und zu die erworbene Fertigkeit. — 2.) In jedem Orte bildet sich eine Vereinigung schnlfrcnndlicher Männer, denen das wirtschaftliche Wohl am Herzen liegt; durch sie soll die Handfertigkeit gefördert und der ganze Kram von Erzeugnissen an Mann gebracht werde». — 3.) Wer soll Neues bringen? Je int, der Wanderlehrer! Wär' alles gut bis auf den zweiten Punkt. Da hinkt die Geschichte: Der kleine Mann will für seine Arbeit sofort den Lohn; gibt er mit der Linken die Ware, so will er in der Rechten schon die Münze blinken sehen. Da schießt man halt ein kleines Kapitälchen zusammen und zahlt kontant. Meinen Sie nicht, daß aber gerade durch den Gelderwerb die Trunksucht nur noch zunehmen würde, weil cs ja nicht am Gelbe fehlte, i Gewiß ist die Folge zu befürchten; allein auch dagegen gibt es ein Mittel: — die Postsparkasse. Sic muß Hand in Hand mit der Hausindustrie ins Volk dringe»; daun erstickt das Unkraut für alle Zeiten. Wir standen vor dem gähnenden Schlund, durch den das Eisenroß gepoltert war. Die Straße setzte über die Schienen und umkreiste den Berg. Schlüsse: a) Die Bahn sucht den sichern und dabei den kürzesten Weg. —- b) In der Talfurche müssen Fahrweg und Eisen-straße uebcneinnnderlaufen: ergo werden sie sich jenseits des Hügels wieder treffen. — c) Ergo gehen wir den Berg hinan und drüben dann hinab. Freilich, an Kraft wird zugesetzt werden müsse», auch au Zeit wird nichts erspart werden; aber die Neugierde findet tjiff der Höh Stillung. Herabziehende Äcker deuten ans ein Dorf. Wie mag es aussehen, das Dorf über dem Torbogen? — Bald lag cS vor uns. Wie stolz thronte es auf der Höh, eine Warte mitten üm Talgrund! Wer wird im Schulhause walten? War ein giftig' Männlein im ersten Ansturm, doch ein lieber Freund im Berlauf. Das Klassenzimmer zeigte in allen Teilen den fleißigen Arbeiter, den oldnnngsliebeudcn Hausvater, den begeisterten Lehrer. Den größten Teil der Lehrmittel hatte er sich selbst beschafft; im weiten Umkreise war er die Gegend abgclaufcn, seine Sammel-knstcn zu füllen, die Natur in die Schulstnbe zu schleppen. Der Leiter an der Schule über dem Torbogen der Eiseustraße war ein Tiroler, ein echter Sohn der Berge. Sein grün' Hütlein mit der kühn gebogenen Feder saß keck auf dem Kopfe und ließ das dunkelschwarze Haar zwanglos über der Stirne hervorquellen. Dort zog die Ader des Zornes scharf zur Habichtsnase herab, hinter der zwei dunkle Augen blitzten. Ich hätte den Typus zeichnen mögen. Wie fühlen Sie sich fern von der Heimat? Im Verhältnis äußerlich besser, doch innerlich nicht befriedigt. Heimat bleibt Heimat. Dort gilt man was, dort wirkt man mit dem Herzen, dort freut der Erfolg, weil man ihn für sein Volk und für die liebgewvrdcne Heimat erringt. „Hier sind die starkeil Wurzeln deiner Kraft." Der Dichter hat Recht gehabt. Hielten mich nicht Rücksichten für die Familie auf dem Posten, ich zöge gleich morgen über die Berge in mein trautes Tal zurück. Der Weg führte uns in ein Labyrinth von Fclöstücken und der Sinn mußte den Ursachen der Flankierung nachgehen; 's war gut so, denn schon begann des Zornes Ader zu schwellen, da ivir des Ortsschulrats gedacht, der Vorrückung und der lästigen unentschnldigten Versäumnisse. Als wir wieder ans den offenen Plan gelangten und der Blick zu den goldigen Zacken zog, wo Frau Sonne ihren Abschiedsgrnß auf die grauen Flächen malte, lag auch schon unser Ziel in Sicht, die stolze Dreiklassige hart am Schienenweg. Die Einklassige über dem Torbogen der Eisenstraße blieb heute verwaist: Ihr Walter wollte mit Amtsgenoffen einen frohen Abend verleben »nd sich von seiner Heimat und von der Stätte erzählen lassen, von der er sich sein Rüstzeug geholt. talaufwärts von Schule zu Schule. «Eine luftige und lehrreiche Schulwanderung veit Kub. (E. pecrj in Laibach. (Selbstverlag, preis \ Krone.) Inhalt: t.) Ranzel »nd Stock. :.) Im Land, wo die Zitronen blüh'n. 3.) Durch Fels und Klüfte. }.) Über Matten »nd Fluren. S.) Im Waldesrauschen. 6.) (Ein Blümchen auf dem ZViefettpUin. r.) Im Lande der Lust und fröhlichen Lieder. 8.) Bei der Fee im Sonnenglanz. 9.) Auf den Trümmern einer begrabenen Welt. 10.) In der Musterschule! ».) Über die Rnnse des Züilblmchs. 12.) Einsam im trag. |3.) Seitab, in ein Ziergärtlein. ft.) Im Morgensonnenschein bergauf. 15.) Durch das Felsentor. 16.) Zeile, im heitern Kreise. 17.) In der traulichen Laube. >8.) Bei einem Wnndermann. 19.) Ein kranker Amtsbrnder. 20.) Stille Betrachtung. 21.) Sonntagsmorgen im Alpdorfe. 22.) Unter de», Volk der Senner. 23.) Lieben oder leben. :z.) Der am See und jener auf der tiöb’. 25.) Gerettet. 26.) Gold und Silber. Herausgeber und vcruutworlNcher Schriftleiter: Rudolf E. Pecrj. — Druck uon Jofef PavNcet ln GoNfchce.