Ein municipaler Quaestor von Celeia im mittleren Murtal Die Grabinschrift vom Kirchberg bei Deutschfeistritz, Steiermark Sigrid EHRENREICH, Gerald FUCHS und Reinhold WEDENIG mit einem Nachtrag von Harald W. MÜLLER Izvleček Rimski nagrobni napis je bil odkrit leta 2004 v cerkvi pri kraju Deutschfeistritz v dolini Mure okoli 20 km severozahodno od Gradca. Ohranjen je fragmentarno, delno je tudi poškodovan zaradi sekundarne rabe kot gradbeni element. Eden izmed družinskih članov, katerim je bil nagrobnik posvečen, je bil prej neznan municipalni kvestor iz Celeje. Na osnovi dimenzij marmornega kosa lahko sklepamo, da je nekoč moral biti del monumentalne grobne arhitekture. Najdišče groba ni znano, gotovo pa je pripadalo administrativnemu območju Flavije Solve. V tem arheološkem okolju so našli več ostankov iz rimske dobe: npr. dva miljnika in celoten niz ostankov naselbine. Ključne besede: Kirchberg, Deutschfeistritz, Štajerska, Avstrija, rimska doba, Celeja, Norik, nagrobnik, latinski napis, munici-palni kvestor Abstract A Roman tombstone inscription came to light in 2004 in a church near Deutschfeistritz in the Mur valley about 20 km northwest of Graz. It had been fragmented and partly damaged in the course of secondary use as a building element. The beginning of the text is not preserved. One of the family members to be commemorated was a previously unknown municipal quaestor from Celeia. Due to its dimensions, the marble piece once must have been part of a monumental tomb structure. The site of the tomb is unidentified but it certainly belonged to the administrative area of Flavia Solva. The archaeological surroundings contain several remains from the Roman period, e.g. two milestones and a whole series of settlement remains. Keywords: Kirchberg, Deutschfeistritz, Steiermark, Austria, Roman period, Noricum, Celeia, Roman tombstone, Latin inscription, municipal quaestor DIE RÖMISCHE SIEDLUNGSLANDSCHAFT Das Murtal zwischen Graz und Frohnleiten spielte seit der Altsteinzeit in fast allen Perioden eine wichtige Rolle für die Besiedlung am Südostrand der Alpen (Ehrenreich, Fuchs 2005; Fladerer 1998; Fuchs 1989, 2000, im Druck; Hebert 2000; Kusch 1996; Modrijan 1967, 1974; Mottl 1953, 1975; Pichler 1890; Unger 1838; Wurmbrand 1871; Zotz 1944). In der Römerzeit verlief die Staatsstraße südlich von Bruck an der Mur am westlichen Talrand (Abb. 1). Sie ist durch zwei Meilensteine aus Deutschfeistritz, südlich vom Kugelstein (CIL XVII/ 4/1, 141-142; Cuntz 1906; RISt 23-24) und zwei weitere - jedoch schriftlose - aus Feldkirchen bei Graz (CIL XVII/4/1, 139-140; Schmid 1937; Tho-manitsch 1938; Mirsch 1999, 93 ff.) bezeugt. Die Straßentrasse ist am Osthang des Kugelsteins als Geländedenkmal erhalten geblieben (Gasparitz 1890, 4; Muchar 1844, 377; Pirchegger 1920, 675 [zitiert Neitzschitz 1666]). Die bisher bekannten römischen Siedlungen liegen an dieser Straße. Von Nord nach Süd sind dies: eine Talrandsiedlung in Adriach (Fuchs et al. 1996), die bekannte befestigte Höhensiedlung am Kugelstein (Bauer 1998, 126 ff.; Ciglenečki 1987, 33; Fuchs, Kainz 1999; Pichler 1887), ein Siedlungsplatz in Zitoll beim Anwesen vulgo Grüber (Maurin 1953) Abb. 1: Das Murtal zwischen Graz und Frohnleiten mit der römischen Straße und den römerzeitlichen Siedlungsplätzen. - Kartengrundlage: digitales Höhenmodell (Austrian Map, BEV). Grafik: ARGIS (G. Fuchs). Sl. 1: Dolina Mure med Gradcem in krajem Frohnleiten z rimsko cesto in rimskodobnimi naselbinami. - Osnova za karto: digitalni model višin (Austrian Map, BEV). Grafika: ARGIS (G. Fuchs). unmittelbar nordwestlich vom Kirchberg / Deutschfeistritz, eine Villa rustica (?) in Kleinstübing (Ehrenreich et al. 2003; Modrijan 1969, 27 ff.), Streufunde in Gratwein (Prabitz 1987) und eine Villa rustica (?) in Judendorf (Budinsky 1879, Schmid 1940). Römerzeitliche Höhlenfunde (Fuchs 1993) und einige Streufunde verteilen sich östlich und westlich der Mur. Trotz seiner dominanten Lage an der Einmündung des Übelbachtales in das Murtal war der Kirchberg (Abb. 2) bei Deutschfeistritz in der Vorgeschichte und Römerzeit anscheinend bedeutungslos. Bisher fehlen jedenfalls Funde aus diesen Zeitabschnitten und erst im Frühmittelalter (Gutjahr im Druck; Modrijan 1963, 47 ff.) wurde zumindest der Westhang besiedelt. Auch im sehr siedlungsgünstigen Gelände in Deutschfeistritz gibt es bisher keine Hinweise auf eine römerzeitliche Siedlung - möglicherweise befindet sich das "missing link" der Siedlungskette in Zitoll. Die Pfarrkirche St. Martin (^bb. 3) am Kirchberg wird 1297 erstmals urkundlich genannt. An Abb. 2: Kirchberg bei Deutschfeistritz, Luftbild, Blick von Südosten. Am höchsten Punkt befindet sich die Pfarrkirche St. Martin. Freigabe: BMfLV GZ 13.088/107-1.6/98. Foto: ARGIS (G. Fuchs), Datum: 30. Juli 1998. Sl. 2: Kirchberg bei Deutschfeistritzi. Zračni posnetek, pogled z jugovzhoda. Na najvišji točki se nahaja farna cerkev sv. Martina. Z dovoljenjem: BMfLV GZ 13.088/107-1.6/98. Foto: ARGIS (G. Fuchs), datum: 30. julij 1998. den frühgotischen Chor mit 5/8-Schluss schließt das spätgotische Langhaus, errichtet 1512-1515 an. Der Turm südlich vom Chor gehört wahrscheinlich dem frühgotischen Baubestand an. Ältere Bauphasen oder Vorgängerbauten, wie z. B. der vermutete frühe Wehrbau "der von Feistritz" sind bisher nicht nachgewiesen worden (Dehio 1982, 67 f.; Gasparitz 1890, 93 ff.; Kafka 1974, 17 ff.). Abb. 3: Kirchberg bei Deutschfeistritz, Pfarrkirche St. Martin, Ansicht gegen Nord. Foto: ARGIS (G. Fuchs). Sl. 3: Kirchberg pri Deutschfeistritzi, farna cerkev sv. Martina, pogled proti severu. Foto: ARGIS (G. Fuchs). FUNDUMSTANDE Die Fundstelle liegt in der Marktgemeinde und Katastralgemeinde Deutschfeistritz (Baufläche 10). Im Zuge von Renovierungsarbeiten ist im Jahr 2004 an der Nordwestecke der Pfarrkirche St. Martin eine Holzverschalung entfernt worden. Diese hatte seit Jahrzehnten einen kleinen Raum unterhalb jener Stiege verschlossen, die vermutlich um die Wende des 19./20. Jhs. als neuer Zugang zur WestEmpore errichtet worden ist. Das Fragment einer römischen Grabinschrift ist als Türschwelle verwendet worden. Die Inschrift lag mit der Schriftseite nach oben (Abb. 4). Herr Hannes Pötscher (Deutschfeistritz) informierte am 7. Dezember 2004 über den Neufund. Abb. 4: Kirchberg bei Deutschfeistritz, Pfarrkirche St. Martin. Sekundäre Verwendung des Inschriftfragmentes als Türschwelle. Zustand vom 12. Dezember 2004. Foto: ARGIS (G. Fuchs). Sl. 4: Kirchberg pri Deutschfeistritzi, farna cerkev sv. Martina. Sekundarna raba fragmenta kot prag. Stanje dne 12. decembra 2004. Foto: ARGIS (G. Fuchs). Der Inschriftstein ist im Auftrag des Bundes-denkmalamtes (B. Hebert) von der Fa. Zottmann (Judendorf) im Winter 2004/05 aus dem Bauverband gelöst und gereinigt worden. Nun ist er in einen Nische der Stützmauer für die Rollstuhlrampe wiederaufgestellt. BEFUND Material: weißer bis hellgrauer Marmor, an der Oberfläche grau patiniert. An der Bruchfläche oberhalb ist eine hellgraue Bänderung zu erkennen. Aufgrund einer makroskopischen Begutachtung, die dem Geologen Harald W. Müller (Spit-tal/Drau) verdankt wird, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Kainacher Marmor anzunehmen (sie Nachtrag). Das Forschungsprojekt über "Marmore römischer Brüche und Steindenkmäler in der Steiermark" ergab, dass die Brüche von Kainach und Abb. 5: Kirchberg bei Deutschfeistritz, Pfarrkirche St. Martin. Erhaltungszustand des Inschriftfragmentes (Detail mit Rahmenansatz), Zustand vor der Reinigung. Foto: ARGIS (G. Fuchs). Sl. 5: Kirchberg pri Deutschfeistritzi, farna cerkev sv. Martina. Ohranjenosti fragmenta (detajl z nastavkom okvirja) pred čiščenjem. Foto: ARGIS (G. Fuchs). Salla das mittlere Murtal (nördlich von Graz) intensiv beliefert hatten. Die bisher beprobten Stücke aus Deutschfeistritz und Umgebung sind mehrheitlich aus Kainacher Marmor (Djuric et al. 2004, 369 f. 397 u. 411). Erhaltungszustand: Vorhanden ist das rechte Fragment eines großen Inschriftblockes mit drei (unvollständigen) Textzeilen. Die Zeilenanfänge sind nicht erhalten - es fehlen mehrere Buchstaben. Der größere Teil der Vorderseite (Schriftfläche) ist auffallend stark bestoßen; dort sind nur mehr die tieferen Partien der Buchstaben vorhanden. Diese Beschädigung dürfte auf eine frühere andersartige Sekundärverwendung zurückgehen. Rechts ist die geglättete Oberfläche unbeschadet erhalten. Unten wurde der profilierte Rahmen auf der ganzen Länge hin gleichmäßig schräg abgearbeitet, so dass nur der innere Profilansatz stehen blieb. Rechts ist der Rahmen vollständig beseitigt und die Stelle mit Zementmörtel auf Höhe des Schriftfeldes gleich gestrichen worden. Oben wurde der Rahmen ungleichmäßig abgeschlagen, ist aber noch stellenweise im Ansatz (über FS in Zeile 1: Abb. 5) erkennbar. Die untere und die rechte Seitenfläche des Blockes sind eben zugerichtet, als wären sie auf Anschluss gearbeitet worden (Abb. 6a); Verbindungslöcher sind jedoch keine vorhanden. Im Unterschied dazu ist die Rückseite eher grob gespitzt. Sie liegt nicht genau parallel, sondern etwas schief zur Vorderseite (siehe Querschnitt: Abb. 8, rechts). Die Oberseite (Abb. 6b) und die linke Seitenfläche haben grobe, Abb. 6: Unter- (a) und Oberseite (b) des Inschriftblockes. Restaurierungswerkstatt Fa. Zottmann (Judendorf), Zustand nach der Reinigung, 5. Dezember 2005. Foto: R. Wedenig. Sl. 6: Spodnji (a) in zgornji (b) del napisnega kamna. Restavratorska delavnica Fa. Zottmann (Judendorf), stanje po čiščenju, 5. december 2005. Foto: R. Wedenig. unregelmäßige Bruchflächen infolge Sekundärbearbeitung und besitzen keine Patina. Die obere Bruchfläche scheint stellenweise nachgearbeitet worden zu sein. Abmessungen: Erhaltene Breite: 138 cm; davon waren ca. 104 cm an der Oberseite der Türschwelle sichtbar. Die ursprüngliche Breite hat sicher über 200 cm betragen. Tiefe: 25,5 cm. Erhaltene Höhe: 37,5 cm. Breite des Profilrahmens: ca. 5,5 cm. Buchstabenhöhe: Zeile 1: 7,1 bis 7,6 cm; Zeile 2: 6,7 bis 7,1 cm; Zeile 3: 6,3 bis 6,5 cm. Lesbarkeit: Oben ist der Stein stark abgesplittert, die obere Hälfte von Zeile 1 ist teilweise zerstört. Der linke Teil ist durch flächige starke Bestoßungen erschwert lesbar (Abb. 7, 8). Abb. 7: Vorderseite des Inschriftblockes mit Schriftfläche, Restaurierungswerkstatt Fa. Zottmann (Judendorf), Zustand nach der Reinigung, 5. Dezember 2005. Foto: R. Wedenig. Sl. 7: Sprednja stran napisnega kamna z napisnim poljem. Restavratorska delavnica Fa. Zottmann (Judendorf), stanje po čiščenju, 5. december 2005. Foto: R. Wedenig. ■i. i N T' T fi:. K ? A>\ V 50 cm Abb. 8: Umzeichnung der Inschrift. Zeichnung: R. Wedenig. Sl. 8: Risba napisa. Risba: R. Wedenig. b a 0 TRANSKRIPTION [- - - Censorius? IJunianus o v(ivus) o f(ecit) sib(i) ° e[^t] o Q(uinto) Cen-[sorio? - --]fil(io) q(uaestori) Cl(audiae) Cel(eiae) ° an(norum) °XXXV° e^t ° [- - -Jnae ßl(iae)°an(norum) XXVIII. sen Eindruck. Unregelmäßigkeiten wie die Schwankungsbreite der Buchstabenhöhe je Zeile und ungleichmäßige Formen (Zeile 2: erstes X mit ge-kurvter Schräghaste, schiefe ET-Ligatur) fallen demgegenüber nicht so stark ins Gewicht. PERSONENNAMEN KOMMENTAR Zeile 1 Die Ergänzung SIB^I mit einer die Zeilenhöhe überschreitenden BI-Ligatur wäre möglich, doch macht der geringe Abstand zwischen Zeilenoberrand und Rahmen die Abkürzung SIB. wahrscheinlicher - vgl. dieselbe Formel V. F. SIB. E^T in CIL III 5493 = RISt 338 (Weiz). Rechts ist aufgrund der Rahmenbreite kein Platz für weitere Buchstaben. Das dem C verkleinert eingeschriebene E entspricht einem geläufigen Nexus-Typ (Ewald 1974, 30 f. Typ 2), wie er in etlichen römischen Inschriften der Steiermark auftritt (vgl. C mit eingeschriebenem I: RISt 59, 78, 290; C mit O: RISt 33, 78, 126, 236, C mit V: RISt 126; C mit X: RISt 131). Zeile 2 Die Cauda des Q ist nicht erhalten. Sie muss sich analog zum Q in Zeile 1 genau dort befunden haben, wo in der Zeile darunter ein Wortzwischenraum existiert. Die betreffende Stelle ist aber so stark beschädigt, dass der Buchstabe jetzt aussieht wie ein O. Ein 0 ("Theta nigrum") liegt nicht vor, weil der kennzeichnende Mittelstrich fehlt (zum Gebrauch des 0 in norischen Grabinschriften siehe Mednikarova 2001, 273 ff.). Ein oberer Querstrich, der die Funktion des Buchstabens als Abkürzung betont hätte, fehlt ebenfalls. TEXTGESTALTUNG UND SCHRIFTCHARAKTER Nach der Endposition des Textes in den Zeilen 2 und 3 ist zentrierter Text zu vermuten. Die Textelemente sind durch dreieckige Interpunktionszeichen getrennt; manche sind aber kaum mehr kenntlich oder gänzlich verschwunden. Die qualitätvolle Ausführung wird besonders im rechten, besser erhaltenen Teil der vorhandenen Schriftfläche sichtbar. Die tendenzielle Häufung von Ligaturen am Zeilenende ist eine bekannte Erscheinung und lässt zusammen mit den qualitätvollen Buchstabenformen auf einen geübten Steinmetz schließen (vgl. Ewald 1974, 78 ff.). Die etwas gedrängt, aber dennoch elegant wirkende Buchstabenfolge QCEN mit der Buchstaben-Enklave CE unterstreicht die- Genannt sind vermutlich drei Personen: ein Mann namens [- - -Junianus stiftete die Inschrift zu Lebzeiten für sich, den Sohn Q. Cen[- - -J und die Tochter [- - -Jna. Für den abgebrochenen Namen am Beginn des Bruchstückes kommt klarerweise Iunianus in Betracht. Dieses weit verbreitete lateinische Cognomen war offenbar in Noricum beliebt und ist im Solvenser Raum bei Personen mit peregriner (genetivischer) Namenformel und solchen mit sogenanntem Bürgerformular (Duo oder Tria nomina) belegt (Onomasticon II, 207; Lochner 1989, 88). Im Stadtgebiet von Virunum finden sich unter den Iuniani auch Domini und Angehörige der Municipalaristokratie (ILLPRON 2, 142, 308, 426). Für Q CEN gäbe es neben der oben angeführten eine alternative Lesart. Vorausgeschickt sei, dass die verschiedentlich abgekürzte Formulierung vivus fecit sibi et häufig in norischen Grabinschriften mit Eheleuten auftritt. Daran ist auch hier zu denken, zumal Kinder genannt sind. Vorstellbar wäre also in Zeile 1 die Auflösung [- - - IJunianus v(ivus) f(ecit) sib(i) e[tJ Q(uintae) Cen- mit einem Praenomen mulieris Q(uinta) der Gattin. Das kommt in norischen Inschriften zwar selten vor (vgl. C. Sept. C. f. Iustae: ILLPRON 1863, Šempeter; L.(?) Veturiae Potentine:: CIL III 5492 = RISt 337, Weiz), sollte aber nicht ganz außer Acht bleiben (Kajava 1994, 188 ff.). Nichtsdestotrotz legen hier die (abschätzbaren) Platzverhältnisse dar, dass der Namenteil am Ende der Zeile 1 zur Person im erhaltenen Abschnitt von Zeile 2 gehören müsste. Soweit erkennbar entsprechen die Namen dem Tria nomina-System (Bürgerformular). Die genannten Personen dürften denselben Gentilnamen Cen-getragen haben, wobei ein Namenkürzel Cen(- - -) inschriftlich nicht geläufig ist. Eher ist von einer Wortabteilung am Zeilenende auszugehen, wie das in manchen Inschriften bei dem Cognomen Cen-sorinus der Fall ist. Von den knapp zwei Dutzend epigraphisch belegten Gentilnamen, die mit Cen beginnen (Onomasticon II, 49 f., Repertorium 52), kommt hier besonders Censorius in Frage. Eine Censoria Tevina ist auf einer ehemals in Graz befindlichen, heute verschollenen Grabinschrift bekundet (CIL III 5439 = RISt 5). Weiters zählen zu den norischen Namensträgern der Praetorianer Sp. Censorius lustus (domo) Viruno (CIL VI 209 = ILS 2097, Rom) und der in Apulum/Dakien begrabene Legionszenturio C. Censorius C. fil. Serenus mit der Herkunftsangabe Fl. Solva (CIL III 1615 = IDR III/5, 513). Letzterer käme laut G. Alföldy als Vater des Procurators C. Censorius Niger in Betracht. Dieser residierte zwischen 120 und 130 in Noricum (Alföldy 1974, 244; Winkler 2005, 439) und wird unter anderem in Beneficiarerweihungen aus Celeia genannt (CIL III 5174 = CBFIR 223, CIL III 5181 = CBFIR 225). Demnach wäre die ritterliche Familie der Censorii in Solva beheimatet gewesen (Alföldy 1978-1979, 98). Der Name des Stifters der vorliegenden Inschrift könnte Q. Censorius Iunianus gelautet haben, derjenige der Tochter vielleicht Censoria Iuniana. Diese hypothetischen Ergänzungen begründen nun keine engen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den ritterlichen C. Censorii, doch unterstreicht das in Zeile 2 genannte städtische Amt die Zugehörigkeit der Familie zur lokalen Elite. EIN QUAESTOR VON CELEIA Der schlechte Erhaltungszustand (Abb. 9) ließe zwar anstelle von q(uaestor) die völlig anders geartete Lesung o(bitus) zu. Die daraus resultierende Lesvariante _ fil. o. Cl. Cel. an. XXXV entspräche dann etwa der Formulierung _ fil. o. Romae an. XX in einer Grabinschrift aus Melk (CIL III 5667+11808 = ILLPRON 869). Allerdings irritiert dabei die Nennung des kaiserlichen Stadtbeinamens Cl(audia). Ein solcher wird üblicherweise bei Herkunfts- oder Zugehörigkeitsangaben - wie beim Amtstitel eines Munizipalmagistraten - angeführt, wirkt aber bei einer bloßen Ortsangabe unangebracht. Außerdem werden Sterbeorte meist dann genannt, wenn es weit entfernte Orte (vgl. defuncto Romae in legatione: CIL III 5031 = ILS 7115, Micheldorf/Hirt) oder auffällige Todesum-stände waren (z. B. in canapa leg. interfecto a barbaris: CIL III 4850 = ILLPRON 568, Tanzenberg). Der hier favorisierten Lesung _ fil(io) q(uaestori) Cl(audiae) Cel(eiae) an(norum) XXXV kann die Grabinschrift einer Celeienser Magistratenfamilie aus Trbovlje zur Seite gestellt werden (CIL III 5143 = ILLPRON 1976; vgl. Lovenjak 1997, 65). Dort begegnet bei der Nennung eines Aedils und zweier Quaestoren zufälligerweise dieselbe Formulierung _ v. f. sibi et P. Albinio Finito fil. q. Cl. Cel. an. XXXX. In beiden Inschriften zeigen die niederrangigen Ämter und das fortgeschrittene Le- Abb. 9: Vorderseite des Inschriftblockes mit Schriftfläche (Detail), Restaurierungswerkstatt Fa. Zottmann (Judendorf), Zustand nach der Reinigung, 5. Dezember 2005. Foto: R. Wedenig. Sl. 9: Sprednja stran kamna z napisnim poljem (detajl), restavratorska delavnica Fa. Zottmann (Judendorf), po čiščenju, 5. december 2005. Foto: R. Wedenig. bensalter der Magistrate, dass die Leute keine längere municipale Karriere gemacht hatten. Nach den Bestimmungen des flavischen Muni-cipalgesetzes mußten Bewerber um die kollegialen Jahresämter der municipalen Selbstverwaltung ein Mindestalter von 25 Jahren haben (vgl. Gon-zälez 1986, 215: lex Malacitana cap. 54). Quae-storen und Aedilen waren die rangniederen, Duumviri die ranghöheren Magistrate. Nach Ausübung eines (gewiss kostspieligen) Jahresamtes erlangten sie - falls sie nicht ohnehin Decurionen waren - die Zugehörigkeit zum Ordo decurionum und in Städten mit latinischem Recht auch das römische Bürgerrecht. Das Vorherrschen von Beamteninschriften mit nur einem bekleideten Amt und die auffällige Absenz so genannter Musterkarrieren (mit mehreren Ämtern) wurde als Indiz für das ius Latii der norischen Stadtgründungen des 1. Jhs. gewertet (Galsterer 1973, 302 ff.). Als (gewesener) Jahresbeamter zählte unser Quaestor zum Ordo von Celeia, auch wenn er inschriftlich nicht als Decurio tituliert ist. Betrachtet man die "sozialen Typen der Magistraturen" (G. Alföldy) in Noricum, dann gehörte er nicht zur Spitzengruppe. Bezeichnend für führende Familien innerhalb der Municipalaristokratie waren der ritterliche Rang und auch die wiederkehrende Bekleidung des höchsten Jahresamtes durch nahe Verwandte (Vater - Sohn). Vertreter dafür sind in Celeia die Spectatii (ILLPRON 1864: Wedenig 1997, 142 ff. C34) und Mattii (ILLPRON 1607 und AE 1997,1224: Lovenjak 2003, 340 f. Nr. 9), in Viru-num die Marii Lucanii (ILLPRON 436 und AE 2001,1587: Dolenz 2004, 277 ff. Nr. 6.2). In Sol-va besaßen die Attii ein ähnlich hohes Sozialprestige. Zum dort geehrten Ritter und Decurio T. Attius Tutor existiert inschriftlich (ILLPRON 1251; Alföldy 1978-1979, 91) eine mutmaßliche Verbindung mit Kleinstübing (Abb. 1). Bemerkenswert ist die vorliegende Inschrift auch deswegen, weil in Noricum municipale Quaesto-ren in der epigraphischen Überlieferung deutlich schwächer vertreten sind als ranghöhere Magistrate oder (ausdrücklich titulierte) Decurionen. Für Celeia liegt bisher nur eine Inschrift mit Quaestoren vor (aus Trbovlje, siehe oben); für Flavia Solva ist keine gesichert - ein Umstand, der mit dem Fehlen der Quaestur im Verwaltungsapparat von Solva erklärt wurde (Wedenig 1997, 21). ORTSFREMDE MUNICIPALMAGISTRATE und letztlich Magistrat wurde. Freilich zählte er nicht zu jenen Honoratioren, die in mehr als einer Stadt Karriere machten (vgl. Wedenig 1997, 191 f. O2 ad: CIL III 5630 = ILS 7112, Stift Lambach). DATIERUNG Leider fehlen deutliche Hinweise zur Zeitstellung. Die sorgfältige Ausführung ist vermutlich weniger zeitspezifisch als durch die Kunstfertigkeit des Steinmetzen und die Anforderungen des Auftraggebers bedingt. Dennoch sei aufgrund verschiedener Indizien eine Datierung in das 2. Jh. vorgeschlagen. Die Inschrift verrät nicht, warum die Grabstätte des Celeienser Magistraten im Territorium des benachbarten Municipiums Flavia Solva lag. Theoretisch bestünde die Möglichkeit, dass der im Alter von 35 Jahren Verstorbene aus einer altansässigen Familie im Gebiet von Deutschfeistritz stammte und die Quaestur in Celeia schon vor der Verleihung des Stadtrechts an Solva unter Vespasian bekleidet hatte. Möglicherweise waren damals Teile des Murtales von Celeia aus verwaltet worden. Dafür gibt es jedoch keine Anhaltspunkte und auch die Datierung der Grabinschrift weist keineswegs zwingend in das 1. Jh. Ein anderes Modell (Harl 1997, 196 f.) geht davon aus, dass in Celeia und anderen kleineren Muni-cipien ein zeitweiliger Mangel an reicheren Einwohnern geherrscht habe. Deswegen hätte man sich zwecks Übernahme der kostspieligen Magistrate an die Bürger anderer Städte und die am Limes stationieren Legionsoffiziere gewandt -nachweisbar ist das bisher nicht. Ausschlaggebend für die Mobilität konnten auch Handelsaktivitäten oder familiäre Gründe sein; ebenso die Pacht von Vectigalien in Nachbargemeinden, was den Decurionen im eigenen Stadtgebiet untersagt war (Wedenig 1997, 20 Anm. 112). Jedenfalls finden sich allenthalben Nachweise für den Aufenthalt municipaler Würdenträger außerhalb ihres engeren Stadtgebietes, etwa die Grabinschrift eines Aedilen aus Celeia am Hemmaberg bei Iuenna/Globasnitz (CIL III 5079 = ILLPRON 158) oder diejenige eines Decurio von Iulium Carnicum in Voitsberg/Weststeiermark (CIL III 11793 = RISt 314). Vielleicht kam der Quaestor aus einer Celeien-ser Familie mit auswärtigem Landbesitz; möglicherweise war er aber ein Solvenser mit intensiven Kontakten zu Celeia, der dort zum Incola oder Bürger GRABBAU UND ANTIKER STANDORT In Ansehung der ursprünglichen Größe zählt das Stück zu den längsten Inschriftblöcken, die bisher in der Steiermark bekannt geworden sind. Von der Dimension her vage vergleichbar sind beispielsweise die Inschriften von Geistthal mit 206 ^ 34 cm (CIL III 5422a = RISt 301) oder "Dürrnau"/Vasoldsberg mit (erh.) 205 x 67 cm (CIL 5430 = RISt 61; Lokalisierung: Mirsch 2005, 100 ff.). Der Block muss zu einem aufwändigen Grabbau gehört haben. Die Position der Anfangszeile sehr knapp unterhalb des Rahmens legt nahe, dass die Inschrift auf Sicht von unten konzipiert war. Es würde nicht überraschen, wenn sie zur Verkleidung eines gemauerten Grabbaues oder zum Sockelgeschoß eines Grabbaues vom Aedicula- oder Baldachintypus gehört hätte. Derart repräsentative Anlagen enthielten öfter Grabinschriften städtischer Magistrate (Kremer 2001, 383 ff.). Der ursprüngliche Aufstellungsort des Grabsteins ist nicht bekannt. Es ist aber unwahrscheinlich, dass er von sehr weit her auf den Kirchberg/Deutschfeistritz geschafft worden war. Dass er ursprünglich im Nahbereich von Celeia aufgestellt war, kommt sicherlich nicht in Betracht. Von den nahe gelegenen Fundorten (Abb. 1) kommen in die engere Wahl: Zitoll unmittelbar nordwestlich vom Kirchberg, die Leichbauerwiese (Byloff 1827) unterhalb vom Kugelstein und Kleinstübing (Ehrenreich et al. 2003; Hudeczek im Druck); vom letztgenannten Fundort stammt ein halbsäulenähnliches Fragment aus Marmor, das wahrscheinlich zur Umfassungsmauer eines Grabbaus gehört hatte. Weitere Bruchstücke von Grabmälern munici-paler Würdenträger liegen aus Adriach (CIL III 5457 = RISt 41: IIvi[r. iur. d]ic. Fl. Sol.) und Rein bei Gratwein vor (Liktorenrelief: Schäfer 1989, 356 f. Nr.77; Wedenig 1997, 232 S31). Sie stammen wahrscheinlich aus dem 2. Jh. und stellen klare Indizien für den Großgrundbesitz in einer verkehrsgeographisch wichtigen Region dar. NACHTRAG Naturwissenschaftliche Analyse der Marmorprobe Harald W. MÜLLER ZUSAMMENFASSUNG Das Fragment eines länglichen Marmorblockes kam in sekundärer Verwendung zutage und gehörte ursprünglich zu einem groß dimensionierten Se-pulkralmonument. Die gerahmte Grabinschrift dürfte in das 2. Jh. datieren und nennt neben anderen Familienmitgliedern höchstwahrscheinlich einen municipalen Quaestor der Stadt Claudia Celeia. Die Anwesenheit eines ortsfremden Municipalbe-amten im Territorium von Flavia Solva hing vermutlich mit dem Landbesitz der Familie zusammen, die zur provinzialen Oberschicht gehörte. In der näheren Umgebung existieren mehrere römerzeitliche Fundstellen, die für die Lokalisierung des antiken Standortes in Frage kommen. Die Herkunftsbestimmung von archäologischen Fundobjekten aus Marmor wird an Hand von entnommenen Bohrkernproben durchgeführt. Die Aufbereitung des Probenmaterials erfolgte mittels Reinigung mit verdünnter Salpetersäure, Trocknung und Vermahlung mit einer Achatmühle. Vom gepulverten Material wurden mit einem Massenspek-trometer die stabilen Isotopen von Sauerstoff und Kohlenstoff bestimmt und mit den Daten von Steinbrüchen verglichen. Die Probe ZO 106 stammt aus dem römischen Inschriftblock aus der Pfarrkirche St. Martin am Kirchberg bei Deutschfeistritz. Die Isotopenverhältnisse (Abb. 10) weisen auf eine Herkunft aus den Marmorsteinbrüchen des Kainachtales in der nördlichen Weststeiermark (VB Voitsberg) hin. / / / rentsc II ch liäus Dnq nach \ \ A f / ( \ > 1 r fl . p K 1 r /1 V. i \\ 39eb'<' 1 1 » 1 ! / / \ Kraig J K > \\ Jtach^ i^Gu nJijen i\ 1 / / V / g V / \ DuCfTc ! Lunz in { 8'^c -20 -18 -16 -14 -12 -10 -8-64-202 5'»0 Harald W. Müller Peintenstraße 12 A-8900 Spittal an der Drau h.mueller@fh-kaernten.at Abb. 10: Kohlenstoff-/Sauerstoff-Isotopenfelder untersuchter Steinbrüche und Positionierung der Probe ZO 106 vom Kirchberg bei Deutschfeistritz. Grafik: H. W. Müller. Sl. 10: Izotopna polja 518O in 513C analiziranih kamnov in umestitev vzorca ZO 106 s Kirchberga pri Deutschfeistritzi. Risba: H. W. Müller. AE - L'Annee epigraphique. - Paris. ALFÖLDY, G. 1974, Noricum. - London, Boston. ALFÖLDY, G. 1978-1979, Die Attii von Solva. - In: Festschrift Walter Modrijan, Schild von Steier 15-16, 89 ff. BAUER, I. 1998, Römerzeitliche Höhensiedlungen in der Steiermark. - Fundberichte aus Österreich 36, 71 ff. BUDINSKY, G. 1879, Anticaglien in Judendorf bei Grätz. -Mittheilungen der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale. N.F. 5, CXXXV ff. BYLOFF, F. 1827, Römische Grabstätte mit inschriftlichem Denkmahle. - Der Aufmerksame Nr. 145, 4. December 1827, o. pag., Grätz. CBFIR - E. Schallmayer, K. Eibl, J. Ott, G. Preuss und E. Wittkopf, Der römische Weihebezirk von Osterburken 1. 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Del napisnega polja je poškodovan zaradi starejše sekundarne uporabe, profiliran okvir pa je ohranjen samo mestoma (sl. 5-9). Trivrstičen kvalitetno izveden tekst vsebuje ločilna znamenja, ligature in na koncu prve vrstice pomanjšan E v C-ju. [-- - Censorius? IJunianus ov(ivus) "ßedt) sib(i) <> " Q(uinto) Cen- [sorio? - --]fll(io) g(uaestori) Cl(audiae) Cel(eiae) ' an(norum) ■ ■ "XXXV-e^t« [- - -]nae fllfiae) »an(norum) XXVIII. Poleg običajne nagrobne formule je ohranjen še ostanek imena očeta, ki je nagrobnik postavil še za življenja sebi ter umrlemu sinu in hčeri. Njuni imeni sta nepopolno ohranjeni. Hči je umrla pri 28 letih, sin, ki je bil v Celeji kvestor (quaestor - upravljal je z mestno blagajno), pa pri 35. Avtor predlaga, da bi se družinsko ime dopolnilo v Censorius, ki je na območju Flavije Solve epigrafsko že izpričano. Kljub slabi ohranjenosti črk dopolnitev sinove municipalne funkcije ni sporna. Njegovo poreklo ostaja odprto; morda je izviral iz Celeje ali iz Flavije Solve. Zaradi pomanjkanja jasnih kriterijev za datiranje lahko napis samo okvirno postavimo v 2. st. Na prisotnost tujega mestnega funkcionarja v okrožju Flavije Solve so lahko vplivali družinski ali gospodarski vzgibi. Iz istega okrožja so znani še odlomki nagrobnikov muni-cipalnih dostojanstvenikov iz Flavije Solve (nagrobni napis iz Adriacha, relief liktorjev iz Reina pri Gratweinu). Znatna dolžina napisnega odlomka iz Kirchberga kaže na reprezentativno grobno arhitekturo, ki je lahko stala pri kateri izmed bližnjih rimskodobnih naselbin, kot so na primer Zitoll (pri najdišču Kirchberg), Leichbauerwiese (pri naselju Kugelstein) ali Kleinstübing. Prevod: Julijana Visočnik Sigrid Ehrenreich ARGIS Archäologie Service OEG Kleinstübing 56 A-8114 Stübing sigrid.ehrenreich@argis.at Gerald Fuchs ARGIS Archäologie Service OEG Kleinstübing 56 A-8114 Stübing gerald.fuchs@argis.at Reinhold Wedenig Österreichische Akademie der Wissenschaften Kleinasiatische Kommission c/o Prähistorische Kommission, ÖAW-Forschungszentrum Graz Schmiedlstraße 6 A-8042 Graz reinhold.wedenig@oeaw.ac.at