Erstes ordentliches diesjähriges Concert des Brünner Musikvereines am Mittwoch den 25. Februar 1885 im kön. städt. Redoutensaale. PROGRAMM Mer-AM von Herrn und Frau Georg Henschel. a) Duett aus „Giannina e Bernadone“ Cimarosa. Donna Aurora: Che bei piacere Da la verdura E un bei godere Questa frescura, Gran bei diletto ch’e il passegiar. Don Orlando: Che bei mestiere State i soldato, Che bei federe Truppe accampate Sentir trombetta, tambur sonar. Donna Aurora: Fra queste piante Di grato odore Mi sento il core gia consolar. Don Orlando : Mi state amante guerre e rumori Questo mio coro Far rallegrar. (Freie Uebertragung.) Donna Aurora: Welch' herrlich Vergnügen, auf blühenden Auen Sich fröhlich zu wiegen in Lüften, in lauen; Wie rinnen die Stunden so schnell dann und schön! Don Orlando: Welch' herrlich Vergnügen, als Krieger zu leben, Im Lager zu liegen, von Truppen umgeben; Die Trommel zu hören, Trompetengetön! Donna Aurora: Ach dieser Blumen erfrischende Düfte Laben das Herz mir so tröstend, so zart! Don Orlando: Krieg nur und pulvergeschwängerte Lüfte Laben das Herz mir nach meiner Art! b) Duetto buffo Aurora: La cosa non va netta, Imbroglio qui ci sta; Tritone: La mpesa sta sospetta, Ma essa ha da zuccä. Aurora: Si vada or da colei — Tritone: Ma prima zucchi lei — Aurora: Nö, nö mi compatisca -Tritone: Si, si mi favorisca. Paisiello. Aurora: Ma grazie al mio padrone, Jo l’ho bevuta gia. Tritone: Ma questo i no schiaffone, Che čara or lei mi da. Via zucchi mi letifichi! Aurora: Oh Dei non mi mortifichi! Tritone: Ne sorchi un sol de tillo. Aurora: Non posso, mi disgusto. Trifone: Un sorzo non tantillo — (Freie Uebertragung.) Aurora. (Bei Seite): Er sinnt auf schlaue Thaten — Aurora — sieh dich für! Trifone. (Bei Seite): Ich glaub', sie riecht den Braten, Doch trinken muss sie mir! Verzeiht, mein Herr, ich gehe — So trink doch erst, ich flehe! Ach nein, ich bitt* Eur' Gnaden — Ach ja, ’s wird dir nicht schaden! Aurora: Ich habe schon genommen, Viel Dank dem gnäd’gen Herrn! Trifone: Dies wird dir gut bekommen, . Ich weiss, du trinkst es gern! Schnell, schnell! Mach' mich nicht böse! Aurora. (Laut): Trifone. (Laut): Aurora: Trifone: Aurora Trifone: Aurora: Trifone Aurora: Trifone Aurora: Trifone Aurora Aurora: Non posso in yeritä. (Trifone: Mo nee la sbatto nfaccia Con tutta civilta (Aurora: Barbotta la bestiaccia I Ma nö non me la fa. ITrifone: La mpesa sta sospetta, Ma essa ha da zuccä. Aurora: La cosa non va netta, Imbroglio qui ci sta. Ach! dass mich wer erlöse! Zwei Tröpfchen nur, zweVkleine! Ich kann nicht. Seht, ich weine! Auch nicht ein einz'ges Tröpfchen: Ich schwör's — ich kann es nicht. Bald werf’ ich mit aller Höflichkeit Das Glas ihr in’s Gesicht! Wie auch der alte Bär da schreit, Ich trinke dennoch nicht! Ich glaub’, sie riecht den Braten, Doch trinken muss sie mir! Er sinnt auf schlaue Thaten — Aurora, sieh dich für! 2. a) Geistliche Arie y. S. Bach. Vergiss mein nicht, Mein allerliebster Gott! Ach höre doch mein Flehen, Ach lass mir Gnađ' geschehen, Wenn ich hab' Angst und Noth. Du meine Zuversicht, Vergiss mein nicht! Vergiss mein nicht, Wenn jetzt der herbe Tod Mir nimmt mein zeitlich Leben, Du kannst mir Bess'res geben, Mein allerliebster Gott. Hör', wenn dein Kind noch spricht: Vergiss mein nicht! Lj) Aria (Sossarme) . . Rendi '1 sereno al ciglio. Madre, non pianger piü, Temer d’alcun periglio; Oggi come puoi tu? cj Aria (Rinaldo) Sibillar gli angui d’Aletto E latrar vorace Scilla Parmi udir d’intorno a me. Haendel. Haendel. Rio velen mi serpe in petto, Ne ancor languida favilla Di timor pena mi die. 3. a) Mignon’s Lied Beethoven. Kennst du das Land, wo die Citronen blühn, Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn, ■ Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht: Kennst Du es wohl: Dahin! Dahin Möcht" ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn! Kennst du das Haus, auf Säulen ruht sein Dach, Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, gethan? Kennst du es wohl: Dahin! dahin Möcht’ ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn! Kennst du den Berg und;seinen Wolkensteg, Das Maulthier sucht im Uebel seinen Weg, In Höhlen wohnt der Drgchen alte Brut, Es stürzt der Fels und über ihn die Fluth r Kennst du ihn wohl? Dahin! Dahin Geht unser Weg! o Vater, lass uns ziehn ! Goethe. b) Cavatine (Euryanthe) . . Glöeklein im Thale! Rieseln im Bach — Säuseln in Lüften — Schmelzendes Ach! Sterne in Wipfeln, äugelnd durch Laub, Ach! Und die Seele der Sehnsucht Raub. c) Rheinisches Volkslied Von allen schönen Kindern auf der Welt Mir Eines doch am meisten wohl gefällt; Es hat ein roth Mündlein und dunkelbraunes Haar, Wohl will ich es lieben auch ganz und gar. Weber. Weilst du so ferne! Bangst wohl nach mir! Bringen die Sterne Grüsse von mir? Alle so golden, selig und klar — Ach, doch dein Blick nicht, mein Adolar! Mendelssohn. Die Grübchen in den Wangen, das Grübchen in dem Kinn, Drin war mir gleich gefangen mein ganzer leichter Sinn; Und in die blauen Augen seh’ ich da recht hinein, Da möcht ich mein Lebtag gefangen drin sein. O Jugend, o schöne Rosenzeit! Die Wege, die Stege sine mit Rosen bestreut. Der Himmel steht offen, man schaut die Engelein, Q könnt' ich, Herzliebchen, stets bei dir sein. Frau Henschel. Herr Henschel. Herr und Frau Henschel. 4- a) Duett aus Kingsley’s „Saint’s Tragedy“ (MS.) O dass wir spielten im Lenze Wie die Kinder, am Waldessaum, Und wänden von Veilchen uns Kränze Unterm schattigen, flüsternden Baum! O dass wir ruhten Beide Selig träumend int blühenden Hag Und sahn über Strom und Haide Dem Fluge der Wolken nach! Henschel. O dass wir beide schliefen Unterm Kirchhofs Rasen so wejch, Uns're ird'sche Hüll' In der Erde still Und die Seelen im Himmelreich ! (Deutsche Uebertragung von Marie Wollt'.) b) Duett (Gondoliera) Vedi che bella sera, Tutto col di riposa; La Gondola leggiera Ci chiamo in alta mar, Süll onda silenziosa Vien meco a navigar! Henschel. Sotto l’immenso manto Del ciel che piü s'imbrunä O guarda dolce incanto Le stelle scinlillar O raggi della Luna Vien meco a navigar. IGiuseppe Zafirfi.) 5. a) Erster Gesang des Harfners aus „Wilhelm Meister' Wer sich der Einsamkeit ergiebt, Ach, der ist bald allein. Ein Jeder lebt, ein Jeder liebt Und lässt ihn seiner Pein. Ja, lasst mich meiner Qual! Und kann ich nur einmal recht einsam sein, Dann bin ich nicht allein. Es schleicht ein iliebender lauschend sacht, Ob seine Freunqin allein; So überschleicht bei Tag und Nacht . . . Schubert. Mich Einsamen die Pein, Mich Einsamen die Qual. Ach werd’ ich erst einmal Einsam im Grabe sein, Da lässt sie mich allein. (Goethe.) b) Zwei venetianische Lieder Leis rudern hier, mein Gondolier! Die Fluth vom Ruder sprühn So leise lass, dass sie uns nur Vernimmt, zu der wir ziehn. O könnte, wie er schauen kann, Der Himmel reden, traun — Er spräche vieles wohl von dem Was Nachts die Sterne schaun. Schumann. Nun rasten hier, mein Gondolier! In’s Boot die Ruder, sacht! Auf zum Balkone schwing’ ich mich, Doch du hältst unten Wacht! O wollten halb so eifrig nur Dem Himmel wir uns weili’n, Als schöner Weiber Diensten, traun — Wir könnten Engel sein! Wenn durch die Piazetta die Abendluft weht, Dann weisst du, Ninetta, wer wartend hier steht. Du weisst, wer trotz Schleier und Maske dich kennt, Wie Amor die Venus am Nachtfirmament. Ein Schifferkleid trag’ ich zur selbigen Zeit Und zitternd dir sag’ ich: Das Boot liegt bereit. O komm, wo den Mond noch Wolken umziehn, Lass durch die Lagunen, mein Leben, uns fliehn! (Nach Th. Moore von Freiligrath.j c) Romanze aus dem Cyclus „Die schöne Magellone4' So willst du des Armen Dich gnädig erbarmen, So ist es kein Traum ? Wie rieseln die Quellen, Wie tönen die Wellen, Wie rauschet der Baum! Tief lag ich in bangen Gemäuern gefangen, Nun grösst mich das Licht! Wie spielen die Strahlen, Sie blenden und malen Mein schüchtern Gesicht. Und soll ich es glauben ? Wird keiner mir rauben Den köstlichen Wahn? Doch Träume entschweben, Nur Lieben heisst leben: Willkommene Bahn! C Heinrich der Vogler Brahms. Wie frei und wie heiter! Nicht eile nun weiter, Den Pilgerstab fort! Du hast überwunden, Du hast ihn gefunden Den seligsten Ort. (L. Tieek.) Loewe. Herr Heinrich sitzt am Vogelheerd Recht froh und Wohlgemuth. Aus tausend Perlen blinkt und blitzt Der Morgenröthe Gluth. In Wies’ und Feld, in Wald und Au -Horch, welch ein süsser Schall! Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag, Die süsse Nachtigall! Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut die Welt! Was gilt’s, heut giebt’s 'nen guten Fang! Er lugt zum Himmelszelt. Er lauscht und streicht sich von der Stirn Das blondgelockte Haar: „Ei doch! Was sprengt denn da herauf Für eine Reiterschaar?“ Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, Es naht der Waffen Klang. „Dass Gott! Die Herren verderben mir Den ganzen Vogelfang.“ Ei nun, was giebts? Es hält der Tross Vor’m Herzog plötzlich an. Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen sucht Ihr Herrn? Sagt an!“ Da schwenken sie die Fähnlein bunt Und jauchzen : „Unsern Herrn! Hoch lebe Kaiser Heinrich! Hoch Des Sachsenlandes Stern!“ Sich neigend knien sie vor ihm hin Und huldigen ihm still. Und rufen, als er staunend fragt, „’S ist Deutschen Reiches Will'!“ Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt Hinauf zum Himmelszelt: „Du gabst mir einen guten Fang, Herr Gott! Wie’s Dir gefällt!“ (J. N. Vogel.) 6. a) Canzone A. Scarlatti. Un flor trovar vorrei Bello come e il mio ben Che in sen me lo porrei E lo terrei nel sen. Un fior trovar vorrei Bello come e il mio amor. Sempre vorrei baciar E ribaciar quel fior. c) Berceuse............................................Bizet. Si l’enfant sommeille, II verra l’abeille, Quand eile aura fait son miel, Danser entre terre et ciel. Si l’enfant repose, Un ange tout rose, Que la nuit seule on peut voir Viendra lui dire: „Bonsoir!“ Si mon enfant m’aime, Dieu dira lui-mčme: „J’aime cet enfant qui doit, Qu’on lui porte un reve d’or, Mettez-lui des ailes Comme aux tourterelles, Pour venir dans mon soleil Danser jusqu’it son reveil! Fermez ses paupieres Et sur ses prieres De mes jardins pleins de fleurs Faites glisser les couleurs.“ c) Romanze aus „Acteon“ Auber. Nina, jolie et sage, Oui, sage et meme sauvage, Gardait pour eile, helas! Son coeur et ses appas. Un jour sous un ormeau Pres d’un clair ruisseau Se croyant seulette, Ninetta s'admirait, Elle se trouvait Gentille et bien faite. Quand soudain en cachette, Ah! tremblez pour la pauvrette, S’avance un beau seigneur Aimable, et plein d’ardeur. Ah, qu’elle eu$ grand peur D’abord, la pauvre enfant! Elle aurait voulu fuir Mais il n’etait plus terns Gar lui, la retenant D’un air calin, comme ils font tous, Lui dit d’un air si doux: „Souvent un amant ment En offrant sa foi; moi, Fidele en amours Je serai toujours. A toi j’appartiens, tiens, Viens regner sur moi, vienš,“ Et Nina soupira. La raison disait non, Elle disait non, Mais par malheur L’amour parla. Et Nina ceda, (Scribe.) 0 lieto momento Bel premio d’amor Di dolce contento Mi palpita il cor. Duett aus „Les Voitures versees“ (Nach Giä splendon sereno Le stelle nel ciel Consola o mio bene Quest’ alma fedele. einer alten Weise.) Delizie contend „Au clair de la lune, Promette l’amor Mon ami Pierrot, Ed aspri torment! Prete moi ta plume Poi desta nel cor. Pour ecrire un mot: (Herr und Frau Henschel.) ^2>T J-L <л> v /n . z ^ : Cb \ ’VjnVC''^ A OTS' / Я04 Lir Verlag des Brünner Musikvereines. — ] Druck von Friedr Irrgang in Brünn. B oieldieu. Ma chandelle est morte, Je n’ai plus de feu, Ouvre moi ta porte Pour l’amour de Dieu “ Herr Henschel. Herr und Frau Henschel.