Mittheilungen d e s historischen Vereines für Krain im August L8L8. Redigirt vom proo. Secrctär unb yräfecteti (ECias Reöitsch. Deiträge zur GeschichLs des Landhauses in Laibach. Von Anton Jellonschek. er erste Plan zur Erbauung eines Landhauses in Laibach fällt in das I. 1467, denn aus einem am Freitage vor St. Antoni-Tag desselben Jahres zu Laibach zwischen Augustin Smojekh (oder Smoikh), als Verkäufer eines und den Ständen andern Theils, abgeschlossene» Verkaufsund respective Kaufvertrages, dessen Original, auf Pergament ausgefertiget, im ständischen Archive erliegt — ist zu entnehmen , daß zu diesem Zwecke Jener den Ständen sein Haus und Hofstatt am neuen Markte, gelegen zwischen den Häusern des Edlen und Vesten Georg Rainer, Mccdoms in Krain, und des Martin Pregl — um einen Kaufschilling von zweiundvicrzig guter, vollwichtiger ungarischer Ducaten verkauft habe. Dieses alte Landhaus ist, nebst mehreren Schlössern Krain's, bei Gelegenheit eines heftigen Erdbebens am 26. März 1511 zusammengestürzt. Das zum Wiederaufbaue des Landhauses vorbereitete Bauholz ist sammt den Häusern auf dem neuen Markte während einer großen Fcuers-bruust am 4. Mai 1524 verbrannt. ■— Ob in dem weitern Zeitraume von 60 Jahren hier ein Landhaus bestanden habe, läßt sich aus Urkunden nicht entnehmen. — Laut dreier, im ständ. Archive im Original vorhandenen, auf Pergament geschriebenen Kauf- und Verkaufs-Verträge vom 6. März 1587 haben zum Wiederaufbauen eines Landhauses die Stände Krain's vom Stadtkämmcrer-Amte ein am neuen Markte zwischen den Häusern des Georg Rentier und den Erben des Peter Kortsche gelegenes Haus — von den Brüdern Lukas und Andreas Dernouschikh ein am neuen Markte neben dem Hause der Erben des Peter Kortsche gelegenes Haus, und von den Gregor Lukeschitsch'schcn Erben deren am neuen Markte zwischen den Häusern des Michael Ostenik und der Lukas Dernouschik'schcn Erben gelegenes Haus erkauft. Laut einer auch int ständ. Archive vorhandenen, auf Pergament geschriebenen Erklärung des Bürgermeisters, Richters und Rathes der Stadt Laibach vom 1. April 1588 wurden die Stände des Herzogthums Krain rücksichtlich der oberwähnten, zur Erweiterung des Landhauses angekauften Besitzungen für immer von allen Steuern, Abgaben, Robot rc befreit. Ferners erkauften die Stände Krain's zur Erweiterung des Landhauses, laut auf Pergament vorhandenen Original-Verkaufs-und Kaufvertrages vom 27. März 1620, von Gregor Tauffrcr dessen am neuen Markte zwischen dem Laudhause und der Salintinger'schen Bchansting gelegenes Haus um einen Kaufschilling von sechsbundert Gulden rhein. deutscher Währung und zwölf Ducaten in Gold als Ehrung für dessen Hausfrau. Das sogestaltig aufgebaute und erweiterte Landhaus ist auf dem Titelblatte des IX. Theiles oder 3. Buches von Valvasor's „Ehre des Herzogthums Krain" bildlich dargestellt, mit der Jahreszahl 1679. Es hatte damals, so wie noch jetzt, gegen die Hcrrngasse zu, zu ebener Erde und im ersten Stocke zu achtzehn, im zweiten Stockwerke aber nur vierzehn Fenster. Denn cs war, parallel mit dem zweiten Stockwerke gegen den neuen Markt zu, über die vier Fenster des ersten Stockwerkes ein Dach angebracht, und die weitere Umstaltung au dieser Seite des Landhauses, so wie es noch jetzt zu sehen ist, geschah wahrscheinlich bei dessen vollständiger Wiederherstellung und theil-weiseNl Umbaue im I. 1774. Die zu den Zeiten Valvasor's (um das 1.1690) im Landhause bestandene St. Achatn-Kapelle ist in der Folge eingegangen, daher hat am 6. Juli 1737 die Landeshaupt-manuschaft dem Edelgestrengen Herrn Franz Carl v. Hohenwart zu Gerlachstein, Erbtrnchsessen in Krain und der windi-schen Mark und ständisch Verordnetem, die zwischen seinem Hause und dem Landhause gelegene Gasse gegen dem zur Benützung überlassen, daß er verbunden sei, in dem Landhaussaale wieder eine anständige öffentliche Kapelle auf seine Kosten sobald als möglich zu errichten. Zur Beschleunigung der Herstellung derselben ergingen auch von der Landeshauptmannschaft ant 5. und 28. Sept. 1737 an ihn besondere Aufträge, und es wurde ihm übrigens in dem letzter» noch bedeutet, daß diese anständig herzustellende und für Jedermann zugängliche Kapelle mit einem gemauerten Gewölbe und bloß mit gemauerten Wänden, aber mit keiner hölzernen Wand versehen sein solle. Diese Kapelle besteht seit vielen Jahren nicht mehr; .nun sind an deren Stelle daZ Einrcichnngs-Protocoll und das Expedit der f. k. Landes-hanplcafse. In der Mitte des vorigen Jahrhundertes waren einige Localitatcn an den Friedrich Wcitcnhüller vermiethct, welcher dieselben zu Gewölben benutzte. Da aber eine hochlöbliche Repräsentation und Kammer diese Lokalitäten und respective Gewölbe zur Unterbringung einer neuen Landrechts-Kanzlci und eines Grnndbuchamtes für besonders geeignet hielt, so haben die Stände nicht allein dieselben hiezu zu. überlassen eingewilliget, sondern auch die Adaptirung derselben zu diesem Zwecke ans eigene Kosten übernommen, worauf von der Hofstelle dieses Anerbieten genehmiget, eine baldige Ausführung angeordnet und am 24. Jänner 1756 dem Friedrich Wcitcnhüllcr die Räumung dieser Localitäten aufgetragen wurde. Am 11. October 1773 zeigte der landschaftliche Ban-meister Lorenz Prager der hochlöbl. k. k. Cassa-Deputation an, daß im hiesigen Landhause das Raths-Zimmer und der Vorsaal in den Dippelbödcn, nicht minder der ober dem gedachten Saale stehende Thurm so schlecht beschaffen seien, daß man von allen Seiten einen Einsturz um so leichter zu besorgen habe, als auch der Dachstuhl an vielen Orten sehr baufällig sei. Hierüber wurde von den Herren Ständen während des Landtages am 22. October 1773 beschlossen und der I. k. Landcshauptmamischaft angezeigt, daß, nachdem die Herstellungen vergebens sein würden und mit der Zeit so hoch als ein neues Gebäude zu stehen kommen dürften, lieber ein neues Landhaus in der Ausdehnung erbaut werden sollte, daß darin die Kanzleien, die landes-hauptinannschaftliche Buchhalterci und die Cassen Platz hätten; ferner sollte dasselbe die Wohnung eines jeweiligen LandeS-hanptmannes, des General-Einnehmers, des landschaftlichen Secretärs, dann eines oder des andern Kanzlei-Beamten in sich fassen. Jedoch sei die Ausführung dieses Antrages lediglich von der vorläufigen allerhöchsten Genehmigung abhängig. Der hierauf um Vorlage eines Kostcnüber-schlagcs angegangene landschaftl. Baumeister Lorenz Prager verfaßte solchen am 26. Februar 1774 und führte darin an, daß der morsche Dachstnhl neu zu machen, im ersten und zweiten Stockwerke neue Dippel- und Fußböden einzulegen, auch die Fenster theils zu rcpariren, theils neu zu machen, 16 Zimmeröfen neu einzusetzen, 14 Thüren neu zu machen und hie und da auch die Hauptmauern zu repariren wären, zu welchen Herstellungen nebst den speziell nachgewiesenen Erfordernissen an Holz, DippelbäuMcn, Brettern, Nägeln und Draht, auch 374 Fuhren Kalk ä 1 fl. 25 kr., 692 Schiffe Sand sammt Fuhrlohn ä 34 kr., 30 Schiffe Stein sammt Fuhren a 5 fl. 34 kr., vierzigtauscnd Mauerziegel sammt Fuhrlohn ä 8 fl. und nchtzehntausend Dachziegel sammt Fuhrlohn ü II fl. erforderlich wären, wornach sich die gesummten Herstellungskosten auf Zehntausend Sechshundert zweiundsicbenzig Gulden 54 kr. belaufen würden. Dem Plane der Herren Stände zur Erbauung eines neuen Landhauses schloß sich auch die k. k. Landcshauptmannschaft an, und diese überreichte am 3. März 1774, unter Vorlage des Kostcnüberschlages, ein Majcstätsgesuch, worin sie anführte, daß wegen durchgängiger Baufälligkcit des neuen Landhauses diese Herstellungen von keiner langen Dauerhaftigkeit wären, und daß cs viel vortheilhaftcr wäre, durch Verwendung einiger tausend Gulden mehr, die Allerhöchste Einwilligung zur Erbauung eines neuen Landhauses zu ertheilen. Hierauf erfolgte nun am 7. Mai 1774 folgende Allerhöchste Entschließung: „Daß Jhro Römisch-Kaiserliche, zu Ungarn und Böhmen königliche Majestät und Erzherzogin von Oesterreich, sothanen Reparations-Ucbcrschlag dergestalt hiemit passiren, daß die hiezu erforderlichen Materialien von erster Hand wirthschaftlich erhandelt, der Vau unter genauer Aufsicht einer der Sache kündigen vertrauten Person vorgenommen, hierüber eine förmliche besondere Rechnung geführt, diese von der dasigen landcshanptmann-schaftlichen Buchhalterci revldirt und adjnstirt, daun zur Einsicht nach Hofe eingeschickt werde. Wo übrigens der wiederholte Antrag wegen eines neu zu erbauenden Landhauses ein für allemal nicht statt habe." — Im I. 1782 waren wieder int Landhause verschiedenartige Herstellungen nothwendig, welche der damalige landschaftliche Ingenieur, Leopold Sieber, in seinem au die ständische Commission am 17. Juni 1782 erstatteten Berichte ausführlich auseinander setzte und zur schleunigen Vornahme dringend anempfahl. Vermöge des beigeschlossenen Kosten-überschlages hat er die gesummten Herstellungskosten auf Zweitausend Achthundert sechsnndachtzig Gulden 57 kr. veranschlagt. Die Handlanger wurden damals täglich mit vierzehn Kreuzern bezahlt. Zwei mittelalterliche Grabdenkmale an der Kathedralkirche zu Laibach. Von Dr. Heinrich Costa. Der gelehrte Custos des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes. Herr Josef Bergmann, legte im Juni-Hefte der „Mittheilungen" für 1857 mit großer Sach- und Fach-kenntniß auseinander, welche Wichtigkeit Grabdenkmale und Grabdenksteine für die Geschichte sowohl, als für die Kunst und Technik haben, und gibt int Juli-Hefte historische Notizen über fünf Familien, deren Grabsteine im Francis-kancrkloster zu Neustadt! in Unterkrain sich vorfinden; zugleich sind die Abbildungen der schönen Grabsteine des Letzten v. Villa nders und des Hanns Lcnkovitsch beige« geben. Diesen können zwei mittelalterliche Grabsteine zur Seite gesetzt werden, die an der äußeren Nord- oder Rückseite der Dom- oder Kathedralkirchc in Laibach eingemauert sind. Sie lagen einst im Innern ocr Kirche am Boden ans den betreffenden Grüften, und wurden im Jahre 1701 bei Abtragung der alten und beim Baue der dcrmaligen neuen Kirche an ihre gegenwärtige Stelle gebracht. Der krainische Chronist mid Akademiker der ehemals bestandenen Zily Operosen - Gesellschaft in Krain, Johann Georg ' THalli i t s ch e r von T h a l b e r g, zählte in einer im Manyscripte hinterlassenen „Historia Cathedralis eccle$ye Labacensis« von 1701 die Denkmals dieses Temp'els a^ls.S^K^fagt: HSunt praeterea illustrissimorum heroum tuijiuli, %rasmi a Schayern equitis, cum interni »eju^ sta?üYa#marmori insculpta«, und »equitis, „Qeol'g'ii a Lamberg, cum in-tegfa statura in marmore sculpta, diem et annum, ex-tritum tempore, velustas incidit.« So wie diese Denksteine schon an ihrer vormaligen Stelle am Boden wenig oder gar nicht geschont wurden, so sind sie seit ihrer Einmauerung in die Außenwand der Kirche vollends der Verwüstung ausgesetzt, sie sind aber gleichwohl einer sorgfältigen Conservirung würdig. Der eine Grabstein ist zwar schon durch das Wappen als der Familie Lamberg angehörig bezeichnet; da aber die Zeit und das Alter die Umschrift am Denksteine ganz verwischt haben, so verdanken wir nur dem niiermüdeten Forscher von Thalberg die Kenntniß, daß jener Grabstein einem Ritter Georg von Lamberg gesetzt wurde. Prof. Richter sagt, daß die Lamberge *) in den Zeiten Friedrich's Ul., Maximilian's I. und ihrer Nachfolger, besonders durch das XVI. Jahrhundert in Krain das waren, was die Rosenberge in Böhmen, oder die Zierotine in Mähren. Wir finden hier zu Lande im XV. und XVI. Jahrhunderte drei Lamberge mit dem Taufnamen Georg, und zwar den älteren und j ü n g e r e n im fünfzehnten, und den dritten im sechzehnten Jahrhunderte; jene beiden waren Landcsverweser, dieser war nichts weiter als Verordneter in Krain; vom oben erwähnten jüngern Georg Ritter von Lamberg aber sagt Joseph Mayer in seinem, 1709 in Wien gedruckten Werke: ,,Vortrcfflich-Hoch liches-Controfce: Vollkommener Adel des Hochfürstl.- und Hochgräflich-Uralten Hauses von Lamberg", Seite 348, wörtlich Folgendes: »Es ist Georgius, erstgeborner Sohn Balthasaris, ein Herr von solchen Qualitäten und Denkwürdigkeiten gewesen, daß ihm in vorgestellter Standes Ordnung sowohl in der Staats- als Kriegs-Deduction ein principal Orth gebührt hätte, znmalen er ein kluger Cavalier, dessen heilsamen Rath sich Fridericus IV. der Kayscr unausgesetzt bediente. Um das Jahr 1460 war er Castellan zu Lack, nachgehends leistete er dem Kaiser ersprießliche Dienste in dem Krieg, so dieser Monarch 1462 wider seinen Brudern Erzherzog Albert führete, welcher Ihme sogar mit Hülff deren Wienern in der Kayscrlichcn Burg daselbst belagert hielten, bei welcher Gegebenheit biß zu endlichem Austrag der Sach Georgius seine vorhin schon gehabte Meriten dergestalt vermehrt, daß der Kayser bewogen, Ihme zu einiger dankbaren Ergötzlichkeit das Schloß Ortcneg im Herzogthum Krayn, welches nach Abgang der Graffen von *) Die Lamberge kamen im XIV. Jahrhunderte nach Krain, und zwar mit Wilhelm II. dem Jüngeren, welcher nach Lazzius, de Nigr. Cent. I. 6, p. 209 im 1.1397 das Schloß Waldenburg daselbst besaß. an das Haus Oesterreich gefallen, mit allen Regalien und Gerechtigkeiten freigebig zu schenke». Er erreichte ein ungemein hohes Alter, und hatte sein Leben biß auf 99 Jahr gebracht, als Er dieses Zeitliche gesegnet, eine große Posterität hinterlassend. Seine erste Gemahlin ware Elisabeth vdn Zobclsperg, eine Schwester Andrea, seines Herrn Brudern Gemahlin, nach deren ihren Absterben sich im 80sten Jahr seines Alters mit Magdalena, einer Tochter Phoebi Grafen von Thurn vermählet, und mit Ihr noch 10 Söhne und 4 Töchter erzeuget." (Spec. Honor. Aug. Dom. austr. I. G. ,c. 16. p. 1308 Joann. Jacob. Weingarten Monarch. Dom. Austr. P. I. p. 88. Collect. Geneal. Hist. C. 15. p. 32). Da das Bildniß auf dem Lamberg'schen Denksteine an der Wand der Domkirche zu Laibach einen greisen Ritter vorstellt, und das daselbst ersichtliche Wappen so einfach ist, wie es eben vom Kaiser Friedrich IV. dem Hause Lamberg verliehen oder verbessert wurde, so ist anzunehmen, daß das besprochene Denkmal dem eben erwähnten Ritter Georg von Lamberg, als einen historisch-merkwürdigen Manne, gesetzt worden sei. Dieser Georg von Lamberg war der Stammvater der noch jetzt blühenden Orteneg- und Ottenstein'schcn Linie des Hauses Lamberg. Die Umschrift des zweiten Steines läßt keinen Zweifel übrig, wessen Grab er einst deckte; sie lautet buchstäblich: „Hie ligt begrawen der Edl Gestreng. Ritter Herr Er asm. S ch a i r e r Ro. " Khii. M. T. Hauptmann zu Zeug, dem Gott gen ab. Gestorwen am 18. Tag, Jebruariy im 1547 Jar." Im historisch-geographischen allgemeinen Lexicon (Basel 1744) lesen mir Seite 243: »Scheyer eine adelige Familie in dem Herzogthum Crain, welche vormahls sich Erzjäger-meistcr (allem Ansehen nach>von Krain) genannt. Anno 1386 befanden sich unterschiedliche derselben in der Schlacht bei Sempach. Caspar von Scheyer war ein Großvater Erasmi, der im I. 1547 als Hauptmann von Zengg verstarb; dessen Sohn Franz starb im I. 4589 als innerösterreichischer Re-gierungsrath, und hinterließ Erasmum Rittmeister der krai-tierischen Ritterschaft." Es ist zwar problematisch, aber nicht unwahrscheinlich, daß die Ritter von Scheyer oder Scheyern in Krain Stammesverwandte der Pfalzgrafen und Fürsten von Scheyern in Baiern waren, von denen die Wittclsbacher abstammten. Aventinus gedenkt eines Volkes, welches sich die Scheyrer nannte und zu Kaiser August' Zeiten an der Donau gewohnt und seinen eigenen König gehabt haben soll. Der Name Scheyer, Scheyern, Scheuern oder Scheyrer ist unzweifelhaft deutsch, und so wie die deutschen Dynasten von Span-heim, Scharfenberg, Gallenberg, Aucrsberg, Saurau, Die-trichstein, Eggenstein und Andere in Krain einwanderten, so können allerdings auch die Scheyer oder Scheyrcr aus Baiern nach Krain gekommen sein, denn Karl der Große belehnte seine Getreuen, die für ihn das Land erobert hatten, in den Gatten und Marken an der Drave, Save und Kulpa. Krain wurde im X. und XL Jahrhundert von fränkischen * und deutschen Fürsten und Statthaltern regiert; Kaiser Otto I. setzte (972) den Markgrafen Konrad ein, iNkchcm Konrad II., dann dessen Sohn Konrad Hl. folgte, der zugleich Herzog von Baieru war. 1209 war Ludwig von Vaieru Markgraf von Kraiu. Das sind hinreichende Momente, um die Verwandtschaft der Scheyer oder Scheyrer in Baiern und Kraiu als möglich zu denken, die Gewißheit aber mußte sich endlich in Archiven und Genealogien finden; dem Schreiber dieser Zeilen fehlen jedoch die Mittel und Wege dazu. Es ist ferner sehr wahrscheinlich, daß die Landesfürsten von Kraiu ihren Hofadel und ihre Würdenträger hatten, und somit konnten die Scheyer allerdings Erzjägermcistcr in K>am sein, jedoch erst dann, als Krain unter das Erzhaus Oesterreich kam und ein. Herzogthum wurde. Die Herrschaft Siebencgg in Krain wurde 1293 vom Grafen Ulrich von Haynburg au Herzog Albrecht von Oesterreich um 12.000 Mark Silber verkauft (Laz, et Meyis p. 694), wodurch sie an das Haus Oestctreich gelangte, und sie wurde, so lange sie landesfürstlich war, durch einen landesfürstlichen Pfleger oder Burggrafen verwaltet; im I. 1493 war Jörg Scheyrer laudesfürstlicher Burggraf zu Siebcucgg. Im XIV. Jahrhunderte kam die Ritterburg at tu ob in Unterkrain nach Ableben der Herren von Aiuöd an die Herren von Schayr, welche das neue Schloß erbauten, nachdem die alte Burg vom Grafen Hermann von Cilli 1458 erobert und zerstört wurde, Die Scheyrer waren noch im XVII. Jahrhunderte Herren von Ainöd. Sie besaßen auch das Schloß Stegberg, dann (1573) Paul von Schayr Schloß und Herrschaft Wildcneck und 1621 Franz von Schayer den Edelmannssitz Fischern in Krain. Valvasor, welcher gegen das Ende des XVII. Jahrhunderts feine „Ehre des Hcrzogthums Krain" schrieb, führt das Wappen der von Schayr im IX. Buche, S. 115, unter den „Rittcrstandes-Familien auf, welche in andern Ländern jetzo scß- und wohnhaft." Schmutz sagt in seinem „historisch-topografischen Lexikon von Steiermark" 3. Theil, S. 477: „Scheuer, die Ritter von." Aus diesem Geschlechte besuchte noch im I. 1694 einer den steierischen Landtag; sic besaßen Eckcnstein, Salloch, Einöd und Scheuer im Cillicr Kreise. Jörg 1573. Jörg und Caspar Scheuer waren 1446 bei dem Aufgebote gegen die Ungarn. Aus diesem Geschlechte thaten Mehrere wichtige Kriegsdienste gegen die Türken." Von Erasmus von Scheyer, dessen Denkmal wir oben erwähnt haben, sagt Valvasor im XII. Buche, S. 91: „Anno 1532 belagerte Herr Erasmus von Scheyer, Oberhauptmann zu Zeug, mit hundert und siebenzig der ©einigen, das türkische Schloß Solin, und bezwang selbiges auf einem einigen Tag, mit Sturm; worinn er die völlige, in hundert und zwanzig Janitscharen bestandene Besatzung niedergehauen, zwanzig Stück Geschützes auf Lavetcn, hundert Doppelhacken, zwei hundert und scchtzig Hand-Röhre, sammt einem guten Vorrath an Speise und Kriegs-Nothwendigkeiteu erobert hat." Von welchem Belange die Würde eines Hauptmanncs von Zeug war, besagt folgende Stelle bei Valvasor, Band XII,, S. 84: „Diese Zcngerffchc Grafschaft ist, von den Zeiten deß Ungarischen Königs Vela her,--alle Mal durch ihre eigene Grafen regiert worden,^iß auf.Mattblgm. Welcher das Königliche Seifig^edcnmi vxrnetkkrn kiftcH; so allbereit etliche hundert Jahr^?gcstnyden. Nach dipt Königen kam die Ober-Herrschaft ms *!•$ Bju über Oberhauptmann. Wiewol bisweilen zween Banen "zW^^rcn: führte doch Einer sowohl, als der Andere den Titel etstes Hquptmanns zu Zeug. Es ergibt sich also aus dem Gesagten, daß die besprochenen beiden mittelalterlichen «Denkmale von großem historischen Werthe und der Erhaltung und angemessenen Renovirung. sofort der sorgfältigen Uebertragung an einen geeigneteren Ort würdig sind. Dr. H, Costa. Nekrolog. Gustav Woche r, k. k. Feldzeugmeister und geheimer Rath , Inhaber des 25. Infanterieregiments, Ritter des Ordens der eisernen Krone I. Classe, beschloß sein ausgezeichnetes Leben am 25. März d. I. zu Wien im 79. Lebensjahre. Dieser eben so tapfere als gelehrte General stammte aus Württemberg; sein Großvater war gräflich von Hohenembs'-scher Verwalter zu Hohenembs, ein sehr unterrichteter Maunder die Züricher Gelehrten Bodmer und Breitinger zuerst auf die beiden Nibelungen-Codices in der Bibliothek aufmerksam machte. Bodmer gab bekanntlich vor hundert Jahren ein Stück ans denselben in Zürich heraus; den Einen dieser Codices besaß Josef Freiherr v. Laßberg ans seinem Schlöffe zu Meersburg am Bodensee, und kam dann mit der frei-herrlichen Bibliothek in jene des Fürsten Fürsteuberg; den andern Codex verwahrt die k. Bibliothek in München. Wo-cher's Familie war in Oberschwaben und zu Feldkirch im Vorarlberg'schen heimisch; er erblickte das Licht der Welt zu Ludwigsburg am 4. September 1779 und machte auch daselbst seine Studien. Siebzehn Jahre alt trat Wocher als expvopriis in das bestandene Tiroler Scharfschützenkorps, und ward schon am 1. November 1796 zum Fähnrich bei demselben Infanterieregimente ernannt, dem er später als Inhaber durch 16 Jahre vorstand. Der Feldzug des Jahres 1799 führte ihn aus dem Egerlande nach Graubündten; sein erstes Begegnen mit dem Feinde fiel unglücklich aus; Wocher wurde im Gefechte bei Jlanz gefangen; jedoch bald ränzionirt, und konnte als Unterlieutenant an den Kämpfen bis znm Lüneviller Frieden noch theilnehmen. Im Jahre 1801 kam er zur Grenadier-Division, statio-nirte theils in Strakoniz, theils in Pisek, erhielt 1803 die Eintheilnng beim Tiroler Jägerregiment und bald nachher die Beförderung zum Capitänlientenant bei Erzherzog Karl Infanterie, in dessen Verband er viele Jahre verblieb. Die Katastrophe bei Ulm hatte auch Wocher's Gefangenschaft zur Folge; ranzionirt kam er dann nach Kremst kämpfte 1809 mit dem Regimente beim 5. Armeekorps und gcricth im Treffen bei Neumarkt am 23. April nochmals in Gefangenschaft. Die hierauf eingetretene Friedensepoche verlebte Wocher theils in Krems, theils in Wien, kämpfte dann mit dem Regimente vorerst in Italien, 1814 im Nic-denthal, dann wieder in Italien, in Neapel, im südlichen Frankreich und kehrte 1816 als Grenadierhanptmann nach Wien, wo er bis zu seiner Beförderung zum Major im Regimente, im Jahre 1820, in Garnison verblieb. Die Jahre 1822 und 1823 finden wir ihn in Mailand, das folgende Jahr in Krems und 1825 als Generalkommando-Adjutant in Niedcrösterreich. Diesem ehrenvollen Posten stand Wocher, im Februar 1828 zum Oberstlieutenant ernannt, bis Mai 1830 vor, wo er als Oberst das Commando des 17, Infanterieregiments Prinz Hohenlohe vorerst in Laibach übernahm, dann 1832 nach Italien beordert, abwechselnd in Padua, Ferrara, Forli, Bologna und Mailand garnisonirtc. Er blieb selbst bei seiner im Juni 1835 erfolgten Beförderung zum Generalmajor als Brigadier in der lombardischen Hauptstadt und kam Ende 1838 in gleicher Eigenschaft nach Wien. Mehrfache Verdienste, welche sich Wochcr für das Oberhaupt der Kirche erworben, wurden in dem folgenden Jahre mit dem Christusorden gewürdigt; Se. Majestät Kaiser Ferdinand aber geruhte dem Verstorbenen noch als Generalmajor im Jahre 1842 die Juhabcrstclle des erledigten 25.,Infanterie-Regiments zu verleihen, eine Auszeichnung, die um so größere Verdienste voraussetzen mußte, da Wochcr neben dem Fürsten Carl von Lichtenstein, als Inhaber der einzige Generalmajor war und zu jener Zeit eine große Zahl angestellter Feldmarschall-Lieutenants dieses Vorzuges sich nicht rühmen konnten. Im Juni 1844 wurde Wocher Feldmarschall-Lieutenant und als Divisionär zum 1. Armee-Corps nach Italien übersetzt; bei der Anwesenheit des Kaisers Nikolaus in dieser Provinz 1846 ward er mit dem k. russischen Annenordcn I. Classe begnadet. Die März-Revolution 1848 rief den beinahe siebzig, jährigen General zu neuer Thätigkeit, und in dem dreitägigen Gefechte bei Pastrengo — 28. bis 30. April — kämpften die beiden Brigaden Wohlgemuth und E. H. Sigismund unter Wochcrs Leitung. Als der Feldmarschall zur Offensive schritt, betraute er Wocher mit dem Kommando des Reserve-Corps, 11 Bataillone, 28 Schwadronen und 79 Geschütze stark, dem auch die ganze Artillericreserve und der Vrückentrain zugewiesen wurde. In den Tagen vom 27. Mai bis zur Einnahme von Vicenza hatte der Verstorbene durch die exakten Bewegungen seines Korps den doppelten Zweck erreicht: die Garnison von Verona zur Sicherstellung dieses Platzes gegen einen feindlichen Angriff während der Unternehmung des Fcldniarschalls auf Vicenza zu verstärken, dann den Gegner glauben zu machen, daß sich die ganze Armee nach Verona gezogen habe, was ihn von einem Angriff gegen Verona während der Abwesenheit der übrigen Corps auch abhielt. Diese vorzüglichen Dienste belohnte Se. Majestät der Kaiser mit dem Orden der eisernen Krone I. Classe. Als cs sich später darum handelte, nach Umständen auf dem rechten oder linken Ufer des Mincio zu opcriren, ließ Wocher am 24. Juli Morgens den Brückenschlag bei Salionzc bewerkstelligen und unterstützte durch geschickte Manöver die großen Erfolge bei Custozza, wie denn überhaupt das Reserve-Corps in seiner Eigenschaft, wenn auch nicht immer, am Kampfe bctheiligt, weil dieser zumeist schon in den vordem Reihen, wie bei Mortara und Novara, entschieden worden. doch stets durch rasche, anstrengende Märsche, als Unterstützung in der Schlachtlinie stand, und als solche die volle Kraft des Heeres, die Sicherheit der Schlachten begründete. In diesem Sinne äußerte sich auch der Feld-Marschall über den würdigen Führer dieses Corps, sowohl nach dem ersten, wie nach dem zweiten Feldzüge. Wocher erhielt bei der neuen Eintheilung der Armee im November 1849 das Commando des 9. Corps in Jllyrien und unterm 15. December desselben Jahres die geheime Rathswürde, trat jedoch bald darnach in den wohlverdienten, mit dem Charakter eines Feldzengmeisters belohntenRuhestand. Der Verstorbene war nicht nur ein sehr gebildeter, kenntnißreicher Offizier, sondern auch tief bewandert in allen seinem Stande nothwendigen Wissenschaften; derselben vollkommen mächtig, ward er auf einflußreiche Posten berufen und zum Wohle des Vaterlandes vielfach verwendet. Er verband mit dem hellsten Verstände gründliche, vielseitige Bildung, war ein großer Förderer der Wissenschaft überhaupt, und ein Verehrer ausgesprochener Talente *). Seine merthvolle Büchersammlung, viele hundert Bände, wanderte nach Augsburg, da sich hier keine Käufer gefunden. *) Ein schöner Zug aus Wuchers Leben darf nicht unberührt bleiben. In der ersten Zeit, als er das Regiments-Commando führte, diente unter ihm der durch Byrons Ucbersetzungcn und anregende Poesien bekannte Josef Emanuel Htlschec, ein Zögling des Er-ziehungShaus.s, voll, Talent und dichterischem Schwung, aber sich unglücklich fühlend durch die Verhältnisse und durch eine später sich unwcrth erwiesene erste Jugendliebe. Der Oberst Wochcr snchte Hilschcrs Strebe» auf jct-e Art zu fördern, und als 183J das in Laibach stationirtc Regiment die Grcnadicrdivision in Mailand ergänzen sollte, ließ Wocher den schon der Misanthropic verfallenen Dichter holen und fragen, ob er nach Italien wolle? Hilscher, der dieß in Verbindung mit seiner unglücklichen Liebe wähnte, daß man ihn vielleicht von dem Orte ihres Aufenthaltes bringen wollte, antwortete auf Wochers freundschaftliche Frage mit trockener Subordination: „Wie sie befehlen!" „Ich denke, daß es Ihnen lieb sein dürfte, als Dichter in diesem Lande der Künste sich aufzuhalten, wenn Sie cs wollen", sagte der Oberst, „so findet sich jetzt die Gelegenheit Sie dahin zu versetzen." — „Wie Sie befehlen!" lautete die barsche Antwort. —„Mißverstehen Sie mich nicht," rcplizirtc Wochcr, „ich meine cs freundschaftlich und es hängt bloß von ihrem Willen ab." — „Wie Sie befehlen!" — „So befehle ich, daß Sie sich entfernen", war des entrüsteten Obersten Antwort. Und doch hatte Wocher, als das Regiment 1834 nach Mailand kam, des unglücklichen Dichters Einthcilnng als Fourir in den Gcncralstab durchgesetzt, wo er freilich schon moralisch gebrochen, an FZM. v. Schönhals einen wohlwollenden Freund und Gönner fand. (Die Red.) Klage der öffentl. Blätter über das trau rige Los der Archive iu unfern Tagen. Diescr Tage lasen wir, bag ein Kaufmann in der böhmischen Festung Josephstadt unter einer angetansten Quantität zu Sitten bestimmter Papiere beiläufig zwanzig Blätter ans einem Buche des bömisch-broder Stadtarchivs, Anfzeichnnngen ans betn IS. unb 16. Jahrhunderte enthaltend, aufgefunden habe. Diese Thatsache steht leider nicht vereinzelt, und es muß mit Bedauern hervorgehoben werden, dag manche unserer städtischen Gemeindeverwaltungen den schriftlichen Denkmalen der Vergangenheit nur eine sehr geringe Aufmerksamkeit schenken, und nicht strenge genug auf eine sorgfältige Bewahrung derselben achten. So geschieht eS, daß sie, anstatt die im Privatbesitze befindlichen Chroniken und Urkunden lokaler und allgemeiner Bedeutung ihren Communen zn sichern, sie fast muthwillig vernichten, oder in die Buden der Kleinbänder, oder iu's Ausland wandern lassen. Wir erinnern nur an Tirol, von wo aus seit Jahren ein förmlicher Handel mit alten Pergamenten nach Deutschland (Augsburg und Nürnberg) betrieben wird. Wir zählen uns nicht zu jenen Leuten, welche für die Abstellung eines jeden, auch des geringsten Uebelstandes sofort den Schutz der ohnedieß überbürdeten Staatsgewalt anrufen, und diese dann, weil es das Bequemste zu sein scheint, für Alles verantwortlich machen. Wir wünschen für die Erhaltung und Bewahrung der Chroniken Mud Urkunden der Stadtgemeiuden nicht die Nepnblieirung und Verschärfung bestehender Verordnungen, oder die Erlassung neuer Vorschriften, noch weniger wünschen wir einen Centralverein mit langem Titel — wir appeUiren j Aufschlüsse über die Entfaltung der materiellen Zustände durch Handel und Gewerbe, vermittelst der Geisteskraft und Handfertigkeit des Individuums und der Assoeiatiou (Zünfte, Bergwerksgesellschaften), wie über die Fortbildung und Umänderung über das Erlöschen und Wiedererwachen bestimmter Richtungen im geistigen Leben einer Nation. Ja noch mehr. Durch die kleinen Zuge, welche uns die Chronikschreiber aus dem alltäglichen Leben aufbewahrt, gewinnen wir eine lebendige Einsicht in die alten Zustände; sie gestatten uns die Anschauungs- und Gefühlsweise das ganze Leben unserer Altvordern in vollster Breite zn überschauen. Mit Rücksicht auf die eben erwähnten, nameutlieh eultur-geschichtlicheu Beziehungen wäre es daher ein Aet der Pietät für die Vergangenheit, wenn manche unserer Städtever-waltungen ihre Arehive unter sorgsame Obhut stellten, Staub und Moder daraus putzen, und die vergilbten Blätter der ordnenden Hand eines geschichtsfreundliehen Bürgers anvertrauen wollten, wie es derer fast in jeder größern Stadt gibt; es wäre eine der Zukunft schuldige Verpflichtung, die hie und da noch iu vergessenen Winkeln öffentlicher Gebäude aufgestapelten Schweinsleder und Püpiere von Sachverständigen untersuchen, und das Brauchbare für die Archive ausscheiden zu lassen; es wäre eine der Zukunft schuldige Verpfliehtung, Familien-Chroniken, Hauspostillen und alte Urkunden, wenn sie anders von ihren Eignern weggegeben werden, den Gemeinden geschenk- oder kanfweise zu überlassen. Selbstverständlich setzen wir bei unfern warmen Wünschen für die Erhaltung und Vermehrung der schriftlichen Denkmale der Vergangenheit unserer Stadtgemeiuden auch voraus, daß diese mit mehr Liberalität den Wißbegierigen an den echten Bürgersinn, an die Pietät der Gegenwart zugänglich gemacht werden, als dieß bisher fast überall der für die Vergangenheit, an die Verpflichtung, welche die Gegenwart der Zukunft schuldet. Die echte Art der Geschichtswissenschaft, d. i. jene Art, welche, statt das Entlegenste als das Liebste zn behandeln, sich mit warmem, nachhaltigen Eifer nach Innen wendet, und selbst das Kleinste und Unscheinbarste in den Kreis der Darstellung zieht, ist bei uns noch nicht heimisch geworden — sie wird und muß es werden, je mehr die Ueberzeugung durchdringt, daß die Geschichte eines Landes nicht beim gänzlichen Verläugneu des Bürgerthums in der bloßen Aufstellung von Regenttaffelu, nicht in der Schilderung prunkvoller Hoffestlichkeiten und nicht im oberflächlichen Markiren von kolossale Opfer erheischenden Schlachttagen besteht, je mehr endlich die Ueberzeugung durehdringt, daß die Ge schichte in Wahrheit die Zeugin der Zeiten sein muß. Für die echte Art der Geschichtswissenschaft sind nun reichhaltige gutgeordnete Stadtarchive von unschätzbarer Wichtigkeit. Ihre chronikartigeu Aufzeichnungen und Urkunden liefern nicht mir Beiträge zur politischen Geschichte des betreffenden Landes und nach Außen zur Kenntniß der Verhältnisse der Stände unter einander (Städte und benachbarter Adel) und zur Kenntniß der Entwickelung des Gemeinde- und Stä'ote- Fall war. Eine urbane Liberalität in dieser Richtung möchten wir für alle Freunde und Förderer städtischer Geschichte, namentlich für jene Lehrer unb Studirende beanspruchen, die, durchdrungen von der Wichtigkeit städtischer Geschichtsfor-schnug und besonders der zn gewinnenden, eulturgeschichtlichen Resultate, nicht nur die Schulferien, sondern jede sich darbietende Gelegenheit benützen wollen, um sich in dem einen oder dem andern Archive ihrer Heimat etwas genauer umzusehen. Der eben abgelesenen, im „Wanderer" enthaltenen Klage über die Ausplünderung des bömisch-broder Stadtarchivs und der Tiroler Archive überhaupt, verdient mit allem Rechte jene an die Seite gesetzt zu werden, welche die „Triester Zeitung» unterm 10, Februar d. I. über die erfolgte Ausplünderung des Archivs von Dnino geführt hat, und derer auch schon unsere „Mit theilungen» beim dießfälligeu, besondern Verdienste unseres verehrten Mitgliedes und hierortigen, kaiserlichen Oberamts - Directors, Herrn Heinrich Costa, erwähnt haben. Beide gedachten Blätter klagten darüber, daß ans dem Archive von Dnino mehrere schätzbare Schriften unb mit diesen auch mehrere Diplome an die Kleinhändler wesens überhaupt, sondern sie geben auch oft überraschende nach Aquileja verkauft worden sind. Zugleich hat man mit wahrer Freude vernommen, baß ein in Aquileja lebender Literat, Dr. Cernazi, mehrere dieser Schriften käuflich an sich gebracht, und sie dadurch von dem ihnen drohenden Untergänge zum Vortheile unserer vaterländischen Geschichte gerettet hat, da einerseits das jetzige Suitio schon nach der alten Geschichte als das am Timavus liegende Gebiet unter den Venetern, unter den Karnicrn und besonders unter den Römern, den Besiegern der Japoden, der PannoNier und der Noriker mit unserer Carniolia in engster Verbindung stand, und da anderseits, wie die Geschichte des Mittelalters lehrt, Meinhard 111., Graf von Görz, schon im 13. Jahrhunderte Mödling (Metlikj, die windische Mark, die Mark Grein (Krain) an sein Haus brachte, und daher auch mit Kram Duino besaß, welches seitdem die Schicksale Krain's mit geringen Unterbrechungen theilte und daher sein Archiv gewiß auch mit vielem Krain betreffenden Urkunden füllte.Möchte auch in den übrigem Theilen unseres Vaterlandes der oberwähnte Herr Dr. Cernazi würdige Nachahmer finden! P r ä s e c t R e b i t sch. Die Wegsnten - Namen der Wenden in alten und in unseren Zeiten. Nicht leicht findet man bei irgend einer Nation so vielerlei Regenten - Namen, als man sie bei den Wenden antrifft. Diese hatten einen Gospodzyn, einen Kncs, einen Woiwoda, einen Ban, einen Zupan, einen Xandzi, einen Kral. Gospodzyn, bei den Kroaten Gospodin und in andern Dialccten Hospodar, Gospodar ist überhaupt ein Herr, dann ein Hausherr, Hausvorstehcr. Als die Wenden das Christenthum annahmen, verbanven sie mit diesem Worte einen so erhabenen Begriff, daß sie cs in ihren christlichen Gebeten zur Bezeichnung des göttlichen Namens „Herr," Gospodin gebrauchten, wie es früher und noch jetzt die Griechen und Lateiner in den ihrigen, und zwar die Erstern, wenn sic ausrufen: Kvqios 6 fteog und die Letzter«, wenn sie sprechen: Dominus Deus gebraucht haben und noch brauchen. Endlich ist cs bekannt, daß die Despoten der Moldau und Walachei den Titel Hospodar angenommen haben und nach diesen auch in unsern Tagen mächtig streben., um sich dadurch als Souveraine ihres Staates kenntlich zu machen. Der Name Knes, Knjes, Kanis bezeichnet in Böhmen und Rußland einen Besitzer ausgedehnter Bezirke und einen Fürsten, und noch im dreizehnten Jahrhunderte führte ein Meklenburg'-scher RcichSfürst diesen Titel. In Croatien. Dalmatien und Servien wurden nur Brüder der Könige Knesen genannt. Was übcrdieß Dalmatien anbelangt, so zeigt dessen Geschichte, das in demselben der oberste Richter Veliki Knes genannt wird. In unserer Militärgrenzc, wer sollte es bei den eben aufgezählten großen Titeln der Knese glauben? bedeutet ein Knes den mindesten Grad eines Unterofficicrs, der die Befehle der Compagnie an die Parteien herumträgt, | und somit nach diesem seiner Dienste zu urtheilen beweist, daß er tut Militärdienste ein Diener ist, den wir ich Civile einen Gcrichtsdiener nennen. Nach Knesen waren oben Woiwoden Kriegführcr, oder Boiwodcn, Männer, die eine Schlacht liefern,, von Voiska, Krieg, und von Boj, Schlacht, so wie vom croatischen voditi, führen, liefern, genannt. Beides bedeutet überhaupt einen obersten Feldherrn. In Rußland und Polen führen diesen Titel Statthalter und Heerführer, und in Polen waren Woiwoden auch Landrichter genannt. Die Wende» in Böhmen und Sachsen gaben diesen Titel, wie die Geschichte beweist, ihren Herzogen, so wie er ehemals der Ehrentitel der unabhängigen Fürsten der Moldau und Walachei war. Auf die oben angeführten und hier eben kurz berührten Woiwodcn folgen die Bane. Die älteste Spur von einem croatischcn Bane findet sich nach Gebhardt im Kaiser Consta» tinus Werke, welches 949 geschrieben ist, und nach welchem Croatien das deutsche, venetianische und türkische Dalmatien, etwas von Istrien und Krain und das hunga-rische und türkische Kroatien begriff, und in eilf Zupanate oder Landschaften getheilt war, während drei andere dem Banus gehörten. Die Bane und Zupane waren die obere Classe der Vorstände, und mußten ihre Genehmigung zu allen wichtigen Handlungen der Oberfürsten oder Könige geben, welches gemeiniglich auf den Reichstagen im freien Felde geschah. Diese Macht der Bane erhielt sich in Croatien und Ungarn, nicht so in Polen, wo Ban und, Gospodzyn gleichbedeutend sind, und wo letzterer Name einen jeden großen Herrn anzeigt. Was hingegen die Macht der Zupane, Suppane, Jupane anbelangt, so kam sie in einigen slavischen Ländern der königlichen gleich. Im Anfange waren Suppanc Richter, und- der Distrikt, in welchem sie ihre Gerichtsbarkeit ausübten, war Supa oder Suppanie genannt. In Obcrsachsen und in den slavischen Gegenden Oesterreichs also auch in Krain, sind die Suppane Dorfrichter und iit Bosnien herrschten im cilften Jahrhunderte zwei rascische Suppane zu einer Zeit, da ihr minder mächtiger Nachbar auch in Bosnien nur den Titel Knes, nicht aber den eines Suppans zu führen wagte. Noch wichtiger war der Titel eines Suppans im cilftcn und zwölften Jahrhuitdcrt in Serbien und Dalmatien, wo sich die Könige Archizupane die Obersten der Zupane (Megazupaue) Großznpane nannten. Da in Serbien die Regenten für diese Benennung in lateinischen Urkunden den Titel Imperator gebrauchten, so ist nicht zu zweifeln, daß ihr Erz- und Groß-Suppan ein ganz unumschränkter Herrscher und König war. Endlich gibt Gebhardi in seiner Geschichte des Königreichs Ungarn an, daß die Preußen einem Könige den Titel Zupan geben. So viel sei invessen von den Zupanen gesagt, was erzählt uns Die Geschichte vom Xandzi und Kral! Xandzi war nur den polnischen Wenden bekannt. Er herrschte, wie Bogu-pltalus schreibt ch, über Pane gleist-einem Könige. Indessen *) Xandzi major est quam Pan (Ban), veluti princeps et superior Rex. gefiel fein Name den neuern, slavischen Monarchen nicht, da er die ganze Gewalt nicht ausdrückte, die sie besaßen, daher gebrauchten sie in Böhmen und Serbien den Titel Kral, der jetzt in allen wendischen Dialecten den Namen „König" bezeichnet. Rebitseh. Verzeichnis der von dem historischen Vereine für Srnin im 1.1858 erworbenen Gegenstände: LXXXVI. Angekauft: 224. Mittelalterliche Kunstdenkmale des österr. Kaiserstaatcs. Herausgegeben vom Nr. Gustav Heidcr, Professor Rudolf v. Eitelbergcv und Architekten I. Hiescr. Zehnte Lieferung, oder zweiten Bandes erste Lieferung. Stuttgart und Wien 1858. 8. LXXXYII. Von der f. f. Hof- und Staatsdruckerei in Wien: 225. Inhalts-Register der im Monate Mai 1858 ausgegebenen Stücke des RcichsgcfttzblattcS für das Kaiserthum Oesterreich. 225. Reichsgesetzblatt für das Kaiserthum Oesterreich, Jahrg. 1858. XXIII. Stück. Ausgegeben und versendet am 5. Juni 1858. LXXXV1I1. Vom hochw. Herrn Dr. Beda Dndik, Historiographen von Mähren und Ehrenmitglicde des historischen Vereins für Krain, folgende zwei von demselben in Druck gegebene Werke: 227. Des Herzogthums Troppau ehemalige Stellung zur Markgrafschaft Mähren. Nach Quellen vom Dr. Beda Dndik, 0. S. B. Wien 1857. 8. 228. Des hohen deutschen Ritter-Ordens Münzsammlung in Wien. Mit steter Rücksicht auf das Central - Archiv des hohen Ordens, geschichtlich dargestellt und beschrieben vom Dr. V. Dudik, 0. S. B. Die gefertigte Direction sieht sich dem hochw. Herrn Geschenk-geber für dieses, mit 21 Kupfer- und 1 Holztafel ausgestattete Prachtwcrk zum besondern Danke verpflichtet. LXXXIX. Von dem Vereine für Lübek'sche Geschichte und Alterthumskunde in L ü b e k: 229. Urkundcnbuch der Stadt Lübck. Herausgegeben von dem Vereine für Lübek'sche Geschichte und Alterthnmskunde. Zweiter Theil, eilfte und zwölfte Lieferung. Lübek 1857. 4. 230. Zeitschrift des Vereins für Lübek'sche Gcsch chte und Alterthumskunde. 2. Heft. Lübck 1858. 8. XC. Vom Gcsammtvereine der deutschen Gcschichts - und Alterthums-Vereine in Hannover: , > 231. Corrcspondcnzblatt dieses Gesnmmtvereins. Sechster Jahrgang April 1858. 4. XCI. Von der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Bandenkmale in Wien: 232. Mittheilungen derselben. Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Scctionschcfs und Präses der k. k. Central-Commission, Carl Freiherrn v. Czörnig. Dritter Jahrg. Juni 1858. XCII. Vom germanischen Museum in Nürnberg: 233. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Neue Folge. Organ des germanischen Museums. Juni 1858. Nr. 6. XCIII. Vom Gcsammtvereine der deutschen Gcschichts- und Altcrthums-Vereine in Hannover: 234. Correspondcnzblatt desselben. Sechster Jahrg. Mai 1858. Nr. 8. 235. dto dto. dto dto. Juni 1858. Nr. 9. XCIV. Von der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien: 236. Rcichsgcsctzblatt für das Kaiserthum Oesterreich, Hahrg. 1858. XXIV. Stück. Ausgegeben und versendet am 23. Juni 1858. 237. Inhalts - Register der im Juni 1858 ausgegebenen Stücke des RcichSgcsktzblattes. XCV. Von der Redaction der Militär-Zeitung zu Wien: 238. Militär-Zeitung vom Samstag den 29. Mai 1858, XI. Jahrg. Nr. 32 — mit dim Nekrologe des zu Laibach vom J. 1830 bis 1832 stgtionirt gewesenen Obersten Gustav Wocher, welcher zu Ludwigsburg in Württemberg am 4. Sept. 1779 geboren war, und als k. k. Feldzcugmcister und geheimer Rath, Inhaber des 25. Infanterie - Regiments und Ritter des Ordens der eisernen Krone, zu Wien am 25. März 1858 im 79. Lebensjahre sein ausgezeichnetes Leben beschloß. XCVI. Von der löbl. Direction des Vereins für Geschichte und Altcr-thumskunde in Frankfurt a. M.: 239. Mittheilungen an die Mitglieder dieses Vereins. Ausgegeben im April 1858. 8. — Zugleich wurde gemäß der von der Direction dieses, zu Ende des vorigen Jahres neu entstandenen Vereins ein gegenseitiger schriftlicher Verkehr »nd Schriften - Austausch eingo- ■ leitet. XCVlI. Vom corrcsp. Vereins - Mitglikdc Herrn Josef B crgm ann, Ritter dcS kais. österr. Franz-Josefs- und des königl. portug. Christus - Ordens, k. k. Rath , erster Cnstos am k. k. Münz-und Antikcn-Cabincttc und der Ambrascr-Sammlung, wirklichem Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften K., in Wien: 240. Erzherzog Friedrich von Oesterreich und sein Antheil am Kriegszuge in Syrien im I. 1840. Ans den besten Quellen versaßt von 'Josef Bergmann. Mit einer Mcdaillen-Tafel. Mit Unterstützung der kais. Akademie der Wissenschaften. Wien 1857. 4. XCYIII. Vom hiilor. Vereine für Nicdcrfachscn in Hannover: 41. Einundzwanzigste Nachricht über den histor. Verein für Riedcr-sachscn. Hannover 1858. 8. 242 Zeitschrift des histor. Vereins für Nicdcrfachsen. Herausgegeben unter der Leitung des Vereins-Ausschussrs. Jahrg. 1856. Zweites Doppelheft. Hannover 1858. 8. XC1X. Von dem Vereine für hessische Geschichte und Landeskunde in Cassel: 243. Periodische Blätter der Gcschichts- und Alterthums - Vereine zu Cassel, Darmstadt, Frankfurt a. M. und Wiesbaden. Nrn. 1—5. 244. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Band VII. Heft 1. und 2. 245. dio dto. Band VII. Heft 3. und 4. 146. dto dto. Siebentes Supplement. Historisch-typo- graphische Beschreibung der wüsten Ortschaften im Churfürstcn-thüme. Hessen sc., vom Dr. G. Landau. Cassel 1858. 8. C. Von der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Bandenkmale in Wien: 247. Mittheilungen derselben. Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Scctionschcfs und Präses, Carl Freiherrn v. Czörnig. Dritter Jahrg. Juli 1858. 4. CI. Vom histor. Vereine für Nicdcrbaiern in Landshut: 248. Verhandlungen des histor. Vereins für Nicdcrbaiern. V. Band. 3. Heft. Landshut 1858. 8. 249. dto dto. V. Band. 4. Heft. Landshut 1858. 8. CIL Vom hochw. Herrn Josef Chmel, k. k. Rcgierungsrath, Vicc-Director des Haus-, Hof- und Staats-Archivcs sc. in Wien: 250. Notizenblatt. Beilage zum Archiv für Kunde österr. GeschichtS-qucllcn. Herausgegeben von der histor. Commission der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Siebenter Jahrg. Wien 1857. 8. Druck von Jgn. v. Kleinmayr 8S Fedor Bamberg in Laibach.