Erscheint Inscrtionsgcbiihren: jeden Samstag Für die Zsvaltige Zeile oder deren Raum bei tnialiger Einschaltung L kr., 2 Mal 6 sr., 3 Mal 10 fr. und kostet: Stempel jede« Mal 30 kr. Mit del Post ganzjährig . . fl. 5 — halbjährig . . .. 250 Redaktion und Administration: Für Laibach ganzjährig . . fl, 4 — Klostlrfranengllsse Nr. L? (gegenüber dem Cafino). halbjährig . . „ 2.— Zuschriften und Geldsendungen Für die Zustellung in'« Haus sind ganzjährig 5« kr., halbjährig 3N kr. zu entrichten. find zu lichte!! an den Eigenthümer de« Blatte«. Einzelne Nummer 10 kr. Manuskripte werden nicht zurückgesendet. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Eigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur: ?6t6i ' <Äi^886l1i . I». Jahrgang, Unsere Gewerbebanl. i. Jeder Gebildete, jeder Freund des wahren Fortschrittes muß das Entstehen von neuen Unternehmungen, Associationen u. dgl. mit Freuden begrüßen, und — wenn selbe sich auf Aktien basiren, ist es Aufgabe der Journalistik begründete Uebelstände und Mängel zu berühren und auf deren Beseiti­gung hinzuarbeiten, um die vielfältig sich berührenden Inter­essen in Harmonie zu bringen. Indem wir uns für heute nur auf ein paar Bestim­mungen beschränken, wollen wir andeuten, daß die Baarcin» Zahlungen der Kredit-Inhaber doch etwas Ungewöhnliches sind; denn von Jemandem, der Geld sucht, soll man doch kein Geld abfordern. Wenn schon ein Schuldner der Bank für den „unbe­kannten andern" Schuldner gutstehen muß, wie es die Statuten verlangen, so kann die Entstehung auch durch Haftungs-Er­klärungen geleistet werden, und es ist anzunehmen, daß, wenn die Bank dem Kredit-Theilnehmer 100 st. borgt, dieser wohl auch für 10 fl. solvent sei. — Der Zinsfuß von 6"/, ist nicht zu hoch. Doch vertheuert die Provision von '/^"^ das Geld fo fehr, daß die Interessen pro anno sich berech­nen von z. B. 100 fl. auf 1 Tag ausgeborgt auf 96 fl., auf 2 Tage 51 fl., auf 3 Tage 36 fl, auf 4 Tage 287, fl., auf 6 Tage 21 fl., auf 8 Tage 17 ^ fl., auf 15 Tage 12 fl. Dabei ist man versucht auszurufen: Wi r brauche n leine Juden; denn Juden sind — schon da. Es ist allerdings wahr, daß die Interessen auf 30 Tage sich auf 9, auf 2 Monate anf 7V2, auf 3 Monate auf ?°/„ stellen; allein eben darin, daß längere Fristen niederere Zinsen bedingen, liegt der Uebelstand, daß man das stehende Schul­digsein begünstiget, während der tüchtige Geschäftsmann, der in feltenen Fällen günstige Konjunkturen benützen will, hohe Wucherzinsen zu zahlen genöthiget ist, was auch das reelste Geschäft verleiden muß. Wi r befürworten unbedingt die Streichung der an sich unbedeutend scheinenden, aber empfindlich eingreifenden Provi­sion von '/^"Z, und nur für den äußersten Fall wäre, statt derselben, der Zinsfuß ohne Ausnahme auf 7°/o z»ro anno zu erhöhen. I m Interesse der guten Sache wollen wir noch einen Umstand berühren, obschon wir es sehr ungern thun. Wir wollen nämlich einen Blick hinter die Coulissen der Bank wer­fen, und deshalb in der Zeit etwas weiter zurückgreifen. Anläßlich der letzten zwei Landtagswahlen hat man die Ueberzeugung gewonnen, daß alle die Mittel und Mittelchen — Broschüren — Laibacher Ztg. :c., welche die deutsche sogenannte „Fortschrittspartei" sich hat tosten lassen, nicht den erwünschten Erfolg haben. Während die Rathlosigteit unter den Schrift­gelahrten und einigen Andern schon keine Grenzen hatte, er­schien unverhofft der verschmitzte Merkur — und sprach zu ihnen: . „Lasset euere Geldsäcke nur klirren: das gibt eine Musik, Feuilleton. Unsere Theaterfrage. Der Feuilletonist der „Laib. Ztg." hat vor einiger Zeit die Theaterfrag e an die „Tagesordnung" gestellt und zumal die „Ritter vom Geiste" zur Diskussion aufgefordert, allein bisher fruchtlos; die „Ritter" sammt und sonders schwei­gen, obschon er mit vollem Grunde diese Frage als einen Dringlich teitsgegen stand behandelt wissen wollte. Da demnach die in den Blättern der „Laib, Ztg." so oft angeprie­sene „Intelligenz" schweigt und das „Kapital" auch noch nicht er­klärt hat, das erforderliche Geld hergeben zu wollen, um den Theaterunternehmern in Laibach ihre Existenz zu sichern, so müssen schon die „Trümmer" von den beiden obigen Ercellen­zen in die Diskussion eintreten und zur Beleuchtung dieser Frage, welche ganz richtig als eine wichtig e soziale Frage bezeichnet wird, ihr Scharstein beitragen. Unser geehrte Herr College in der „Laib. Ztg." hat sich die Sache leicht gemacht; er konstatirt nur, daß es dem Herrn Zöllner schlecht gehe, während in früheren Zeiten das Theater hier lucrativ war, unv klagt fodann das Publikum des „Kalt­sinnes" an, obschon er kaum zehn Zeilen vorne mit sichtlicher Befriedigung ausruft, daß man „in diesem Lager alles sieht, was Anspruch macht auf Geist, Schönheit und Stellung in der Gesellschaft." Wi r wollen nicht untersuchen: we r sich für dieses Compliment dem Herrn Feuilletonisten bedanken soll: ob diejenigen, welche ins Theater gehen und den Theaterdirektor doch zu Grunde gehen lassen, oder aber jene, welche draußen blei­ben und daher «0 ipso leinen Anspruch auf „Geist, Schön­heit und Stellung" machen dürfen. Man muß übrigens derlei „Artigkeiten" den Feuilletonschreibern zu Gute halten, da sie in ihren Artikeln vorzüglich dahin arbeiten müssen, um — wenn sie es auch nicht wären — doch humoristisch zu scheinen. Und nun zur Sache. Obschon wir uns jener guten alten Zeit nicht erinnern, wo es — «ach den Worten des Feuilletonisten — leine Sel­tenheit gewesen sein soll, daß die Laibacher Theaterkasse an einem Abende zu 200—300 st. einsäckelte und wir uns die Häufigkei t solcher glücklichen Abende sogar zu bezweifeln erlauben, so leugnen wir dagegen keineswegs, daß seit vie­len Jahren jeder Theaterunternehmer in Laibach mehr mit einem Deficit als mit einem Gewinn zu rechnen hat, ob­schon z. V . Herr Zöllner gewiß alles thut und bei den kleinen Eintrittspreisen noch viel mehr thut, als man zu verlangen berechtiget ist. Ma n muß dem Herrn Zöllner das Lob geben, daß er ein Theaterdirektor ist, welcher nicht blos weiß , daß nur ein gutes Personale und ein anziehendes Repertoir Laibach am 25. Jänner 1868. der lein kleiner Kapitalist oder Gewerbsmann widerstehen kann. Ihre Stimmen liegen dann euch zu Füßen." Die Folge davon war, daß eine kleine SchaarvonMal­contenten zusammen getreten ist und — Dank ihrem Eifer — die Bank ins Leben gerufen hat. Die Wahl der Funktionäre hat vor Kurzem stattgefunden. Die schönen Titel „Direktor" *) zc. sind nun vergriffen, zum Glück nicht ganz nach Wunsch der Heißsporne und Himmelsstllrmer. Wir gratuliren aufrichtig der Bank zur Wahl des Präsi­deuten, der als ein unparteiischer, patriotischer Mann die Ach­tung aller Besonnenen genießt; wir haben Grund zu hoffen, daß er jedem Mißbrauch der Bank zu Agitationszwecken ent­schieden entgegen treten wird. Seine Gegner aber mögen beherzigen, daß künstliche Ma ­növer Karrikaturen schaffen, während nur das wahre Verdienst dem denkenden Mitbürger imponirt und allgemein Achtung und Vertrauen erweckt. Der Neichsrath und die Vorschußvereine. I n der Sitzung vom 21 . December v. I . wurden im Wiener Reichsrathe die Petitionen mehrerer Vorschußvereine, darunter insbesondere des Laibacher gew erblichen Aus­hilfskassen-Vereines um Regelung des Gebühren- und Stempelwesens in Berathung gezogen. Bei der Wichtigkeit dieses Gegenstandes, welcher viele Leser unseres Blattes nahe berührt, bringen wir die bezügliche Verhandlung vollständig nach dem stenografischen Protokolle. Berichterstatter Dr. VanHaus: Der Vorschußbankverein in Numburg in Böhmen bittet um Veranlassung, daß allen Voltssparbanken, respektive Vorschußtreditvereinen, welche ledig­lich nur durch die Spareinlagen ihrer Mitglieder nur diesen Mitgliedern eine zeitweilige Unterstützung gewähren, dieselbe Begünstigung der Steuer- und Stempelbcfreiung zukommen möge, wie den concessionirten Sparkassen. Ich bitte das hohe Haus, mir zu erlauben, daß ich unter Einem die hiermit zusammenhängenden Petitionen des Aus­hilfskassevereines in Lllibach und des Vorschußvereines für Gewerbetreibende in Wien „der Fels" gleichzeitig in Verhand­lung bringe. Es wird nämlich von Seite des Aushilfskassevereines in Laibach die gleiche Bitte gestellt, wie von der Vorschußbant in Rumburg, nur stellt derselbe noch weiter die Bitte um Abhilfe, nachdem er gemäß Finanzministerialerlaß vom 1. Jänner 186? verhalten wurde, die Gebühren zu bezahlen: 1. für die Ein» lagsbüchel; 2. für die einzelnen in diesen Bücheln bestätigten Einlagen; 3. für die in laufende Rechnung genommenen Gel­ «) Die Wiener-lzscomvtebank, die Anglo-österr, Bank, wovon jede über 40 Mill. »erfügt, haben statt „Direktoren" nur Verwal­tung«rüthe oder Com,tö-Mitglieder. Direktoren sind bei der Na­tional-Bank »1 Wien und genießen gewisse Aussichten auf Aoel und Orden. Wir bitten diese mit jenen der „Gewerbebcmt", die nur über einige 1000 Gulden «erfügen, nicht zu verwech­seln, und — deshalb mögen diejenigen nicht so sehr schmollen, die bei der Wahl durchgefallen find. volle Häuser zu machen im Stande ist, sondern auch für die Äeistellung beider dieser Erfordernisse forgt; aber Eines fehlt ihm: er kennt das Terrain nicht, auf welchem er manövrirt, und seine „Räche" sind zu befangen, als daß sie ihm einen praktisch vortheilhaften Rath geben könnten. Sie fahen zwar, daß auf dem bisherigen Wege der Theaterlarren nicht recht vorwärts komme, suchten daher nach Vorspann und fanden diese momentan in einer Subskription freiwilliger Bei­träge. Herr Zöllner bezieht dieselben bereits zwei Jahre; er brachte ein recht gutes Theaterpersonale zuwegen und sein Re­pertoir ist lobenswerth — und doch? — und doch sagt der „Laib. Ztg."-Feuilletonist, daß Gefahr vorhanden fei, daß sich unser Thalia-Tempel schließe. Wir besorgen dieses nicht, weil es gar so schlecht dem Herrn Zöllner denn doch nicht gehen mag, aber gewiß ist das, daß er Gott danken wird, wenn er mit heiler Haut davon kommt. Wenn demnach ungeachtet einer vorzüglichen The­aterleitung, ungeachtet der Laudessubvention und trotz der außerordentlichen Subscription das Lai­bacher Theater nicht Prosperiren will, wori n mag es Wohl liegen, daß seit mehren Jahren die Einnahmen desselben so pitoyable sind? Ist denn — wie der Herr Feuilletonist fugt — wirklich fo wenig von „Geist, Schönheit und Stellung" in der Hauptstadt des Landes vorhanden, welches „der Genius der Kunst und des Ideals umschlingt", daß jede Theaterunter­nehmung in Frage gestellt ist? Der Feuilletonist der „Laib. Ztg." mag es glauben, — wi r glauben es nicht, weil wir überhaupt eines ganz anderen Glaubens sind. Un s ist die Bühne viel mehr, als das „Lager", für welches er zu schwär­men scheint, — uns, die wir uns schon mehr in der Welt umgesehen haben, ist das Theater ein Haus des Vergnügens und der Bildung für die Gesammtbevollerung einer Stadt, unter welcher es nicht viele „Berufene", aber nur we­nig „Auserwählte" geben solle. Der Grund daher, daß es den Theaterunternehmern seit Jahren in Laibach schlecht geht, muß tiefer liegen, als man­cher „Ritter vom Geiste" es zu ahnen scheint, und gewiß ist dies Niemandem, welcher die feit der konstitutionellen Aera in Oesterreich auch in Laibach und Krain überhaupt geänder­te n Verhältniss e kennt, ein Räthsel geblieben. Freilich möchten die Lösung dieses Räthsels jene gern ignoriren, wel­chen unser Land trotz Königgrätz und Sadowa noch als das „letzte Zipfel Deutschlands" gilt; allein diese Zeiten sind — vorüber. Wie jedes Volk nach der Kultur in seinem Mutter­elemente ringt, so auch unse r Volk, welchem das Landes ­theater, dotirt auch mitLande s Mitteln, solange als ein fr e m-des Haus gelten muß, als man nicht in demselben auch un­seres Volles Sprache hört. ^»« V. der; 4. für sämmtliche Geschäftsbücher de« Vereines; 5. die Aequivalentgebühr vom Reservefonde. Endlich bittet das Direktorium des Vorschußvereines für Gewerbetreibende „der Fels" in Wien um Befreiung von der Erwerb- und Einkommensteuer. Diese Petenten gründen ihr Begehren kurz darauf, daß sie sich auf ihre Statuten berufen und insbesondere hervorheben, sie alle seien zu dem Zwecke ge­gründet worden, damit ihre Mitglieder zur Sparsamkeit an­geleitet werden, daß sie also in der That nichts Anderes seien, als Sparkassen, und nachdem in Folge Finanzministerial Ver­ordnung vom 31, März 1855 die Sparkassen unter die von der Stempelpflicht persönlich befreiten Anstalten gehören und diese Befreiung auch fortan genießen, so wäre es eben nur recht und billig und auch im Gesetze begründet, daß auch die sen Vorschuß» und Kreditkassen gleiche Begünstigungen einge­räumt werden mögen. Ebenso ist es bezüglich der Bücher; wäh rend bei den Sparkassen nur jene Bücher der Stempelpflicht unterliegen, bei denen es sich um eine Geldaufnahme gegen Pfander handelt, müssen bei den Vorschußkassen all e Bücher gestempelt werden. Bezüglich des Neservefondes beruft man sich insbesondere auch darauf, daß kraft der Statuten der Ne° servefond bestimmt ist, heute oder morgen zur Unterstützung armer, hilfsbedürftiger Vereinsmitglieder und deren Witwen und Waisen zu gelten; daß somit dieser Ncservefond nichts Anderes ist, als ein Wohlthätigteitsfond, welcher nach dem Gebllhrengesetze vom 13. December 1662 gebührenfrei sein soll. Was insbesondere die Begründung der Petition des Vor­schußvereines „der Fels" betrifft, so weisen die Petenten dar auf hin, daß die Geldzustüsse, welche dem Vereine durch seine Mitglieder gegeben werden, wenn sie auch von Dritten ans­genommen worden sind, doch nicht aufgenommen worden sind, um Banquiergeschäfte zu machen, fondern sie haben nur die Tendenz, ihren hilfsbedürftigen Mitgliedern den nöthigen Credit, den nöthigen Vorschuß geben zu können, daß es also in Wirk­lichkeit keine eigentlichen Erwerbsvereine sind, und in Folge dessen von einer Erwerbs-, konsequenter Weise auch von einer Einkommensteuer befreit zu sein verdienen, umsomehr. da der Gewinn, selbst wenn eine Dividende vertheilt würde, ja doch kein Gewinn im eigentlichen Sinne des Wortes ist, sondern eben nur ein Rückersatz von Zinsen für jene Einlagen, welche die eigenen Mitglieder znm BeHufe der Bestreitung der Regie» kosten und anderweitiger Auslagen ursprünglich beigesteuert ha­ben. Der Petitionsausschuß glaubt au« dem Allen entnehmen zu sollen, daß in der That es unbestreitbar sei, daß alle Volks­svarbanken und Vorschußkredilvereine, welche durch Sparein lagen ihrer Mitglieder gebildet werden, und nur diesen Mit ­gliedern zeitweilige Unterstützung und Vorschüsse gewahren, nichts Anderes, als Sparkassen im eigentlichen Sinne des Wortes, wenn auch nicht in dem Sinne jener Entscheidung sind, durch welche den Sparkassen die Begünstigung eingeräumt wurde, bei ihren Einlagen und Einlagsbücheln, ebenso bei den Rückzahlungen stempel- und gebührenfrei vorgehen zu tonnen. Es ist allerdings ein Unterschied darin gelegen, daß bei Aber man mißverstehe uns nicht: wir wollen aus unse­rem Theater nicht die Schöpfungen des deutschen Geistes, der italienischen oder französischen Kunst verbannt wissen; im Ge­gentheil, wir wollen uns gerne auch an denselben erfreuen; allein es werde auf unserem heimischen Boden auch Platz für Produktionen in unsere r Sprache! Schon vor mehreren Jahren haben Stimmen in unserem Landtage dieses Mißverhältnis diese Zurücksetzung der nationalen Sache betont, — der Landesausschuß nahm «auch einen sehr bescheidenen Artikel in den mit Herrn Zöllner ab­geschlossenen Kontrakt auf, allein — es blieb alles beim Al ­ten! — im Gegentheil war die Meinung vieler Patrioten vielleicht nicht unberechtiget, daß sich ein „Comitö" hierorts vor­züglich deshalb znsammenthat, um für den Theaterunternehmer Subsidien zur Herstellung einer guten Oper u. dgl. zu sam­meln, um darin die ganze Kraft des Direktors zu konzentri» ren und alles andere zu beseitigen. Wir wollen nicht behaupten, daß dem so sei, denn wer durchforscht „die Nieren aller Men­fchen!" — allein sagen müssen wir es, daß diese Meinung viel verbreitet war, und gewiß ist das, daß sich Herr Zöllner, oklu» pirt mit dieser Aufgabe, keine Mühe gab, den nationalen Forderungen irgend eine Rechnung zu tragen; Beweis dessen auch die Thatsache, daß er den Anträgen deS hiesigen natio­nalen dramatischen Vereines solche Propositionen entgegen stellte, daß die Mitwirkung des Vereines lediglich dafür da ge­wefen wäre, um an dem schlechtesten Wochentage der Theater­kasse ein „Helfer in der Roth" zu werden. Dafür aber be­dankte sich der Verein. Mit Hinblick auf die Erfahrungen in den Jahren 1848 und 1849, wo oftmalige slovenische Theatervorstellungen immer übervolle Häuser machten, und mit Hinblick auf die gleichen Erfahrungen in den späteren Jahren und der neuesten Zeit wird uns Niemand die Ueberzeugung nehmen, daß Herr Zöllner entschieden zu seinem Vortheile gehandelt hätte, wenn er allen Ernstes getrachtet hätte, wenigstens Eine slovenische Vorstellung wöchentlich zu Stande zu bringen. Nicht nur, daß ihm volle Häuser an solchen Abenden sicher gewesen waren, wäre dadurch auch jener Theil der Bevölkerung, welcher in unserem gegen­wärtigen Theater ein fremde s Haus erblickt, ausgesöhnt und zum Besuche auch anderer Stücke eingeladen worden sein. Auf die Einwendungen, welche man gegen die Aufnahme slovenifcher Stücke in das Repertoir unseres Theaters von einer genugsam bekannten Partei erheben wird, daß man ttäm lich nicht darstellende Kräfte und Theaterstücke be­sitze, ist leicht Red' und Antwort zu geben. Wi r geben zu, daß auf Einen Schlag ein gutes Personal für flovenische Darstellungen zu requiriren, keine ganz leichte-Sache wäre; allein wir fragen: war dieß mit den Anfängen einer Sparkasse die Mitglieder lediglich das Recht haben, von den Einlagen die in vorhinein von der Sparlasse bestimmten Zinsen zu fordern, während bei den Vorschuß- und Volksspar­ tassen noch ein zweiter Vortheil dazu kommt, der darin liegt, daß die Mitglieder gleichzeitig berechtigt sind, den Kredit in Anspruch zu nehmen, der ihnen dadurch geboten wirb, daß mehrere Mitglieder zu diesem Zwecke alleinsich verbunden haben. Allein die Wichtigkeit dieser Vereine, insbesondere der Volkssparbanken und Vorschußkreditvereine, ist eine unleugbare, und es dürfte daher genügen, nur ganz kurz ebenso auf die Extension, als auf die intensiven Wirkungen, die sie in den Nachbarländern, besonders in Deutschland, hervorrufen, hin­ zuweisen. Da wir hier leider noch nicht so weit sind und msbe» sondere bei uns in Oesterreich die Errichtung von derlei Volts- spar- und Volkskreditbanken und überhaupt von allen derartigen Genossenschaften lediglich von den einzelnen Behörden abhängt, und hier wieder von der Anschauung des einzelnen Beamten, je nachdem er mehr oder weniger Einsicht, mehr oder weniger Vorliebe für derartige Vereine hat; so hat der Petitionsaus­ fchuß sich bestimmt gefunden, den Antrag zu stellen: „Das hohe Haus wolle beschließen: Es seien die Petitionen des Vorschußbanlvereines in Rumburg, des Aushilfstassevercines in Laibach und des Vor­ schußvereines für Gewerbetreibende „der Fels" dem k. l. Fi­ nanzministerium gemeinschaftlich mit dem Handelsministerium zu übergeben, 1 . damit das Finanzministerium ehestens ein Gesetz zur verfassungsmäßigen Behandlung vorlege, durch welches allen Volkssparbanken und Vorschußlreditvereinen, welche durch Spar­einlagen ihrer Mitglieder gebildet nnd nur diesen Mitgliedern zeitweilige Unterstützungen und Vorschüsse gewähren, dieselbe Stempel- und Gebührenbefreiung zukomme, wie den tonces­sionirten Sparkassen,' 2. damit das k. k. Handelsministerium dem Abgeordne­tenhause ehestens ein Gesetz, beireffend die privatrechtliche Stel­lung der Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften, zur ver­fassungsmäßigen Behandlung vorlege, wodurch zugleich die Frage, ob und wie weit dieselben zur Gewerbe- und Einkom­mensteuer heranzuziehen seien, zur Entscheidung zu kommen hat." Präsident: Wünscht Jemand das Wort? Abgeordneter Dr. Toman (Krain): Bevor ich um in merito das Wort zu nehmen an den Herrn Präsidenten das Ersuchen zu richten mir erlaube, stelle ich den formellen An­trag, daß die Petition des Aushilfskassevereines von Laibach in extenso vorgelesen werde. Der Gegenstand, der uns soeben vorliegt, ist nicht blos für diesen speciellen Verein von Wichtigkeit, sondern für jegli­chen derartigen Verein, für alle Aushilfs- und Sparvereine des Reiches; er betrifft alle Gewerbetreibenden des Reiches. Und weil die Petition, welche ich dem hohen Hause zu über­reichen die Ehre hatte, meines Wissens die Gründe für die Stempel- und Gebührenbefreiung in gesetzlicher Beziehung be­sonders gründlich auseinandersetzt, so bitte ich, das hohe Haus wolle diesen Antrag annehmen, damit das hohe Haus die Gründe vernehme, welche für die Gebührenbefreiung der be­treffenden Vereine sprechen. Präsident: Der Herr Abgeordnete Dr. Toman stellt den Antrag, daß, ehe in der Debatte fortgefahren wird, die Petition des Aushilfskassevereines von Laibach per «xtLnsum, im hohen Hause vorgelesen werde. Ich ersuche diejenigen Herren, welche mit diesem Antrage einverstanden sind, sich zu erheben. (Geschieht.) Die Majorität hat sich dafür ausgesprochen. Berichterstatter Dr. Van Haus: Bevor ich die Petition vorlese, werde ich mir erlauben, den Finanzministerialerlaß mitzutheilen, gegen welchen die Petition gerichtet ist. (Liest:) „Diesem Ansuchen wurde laut Erlasses des hohen k. k. Finanzministeriums vom 1. d. M., Zahl 54.664, keine Folge gegeben, und zwar hinsichtlich der Stempelgebühr aus nach­stehenden Gründen: 1. Die Einlagsbüchel, in welchen der Empfang der ein­gezahlten und rückgezahlten Beträge bestätigt wird, stellen sich des deutschen Theaters überhaupt anders? I m Anfange dürfen die Anforderungen nicht zu hoch gespannt werden, muß ja selbst heut zu Tage bei vielen deutschen Theatern die Kritik Gnade für Recht üben und in gar vielen deutschen Theatern sinken Trauerspiele zu Possen und Opern zu Musikhallen-Produktionen herab? Wer daher mit diesem Vorwurfe gegen das nationale Theater ankämpft, der versteckt nur ungeschickt genug die Opposition gegen alles, was nicht deutsch ist. Daß mit nationalen Kräften nationale Stücke auf der öffentli­chen Bühne vorzüglich aufgeführt werden können, dafür sind Beweise genug gegeben worden; wir erinneren nur aus der letzteren Zeit an „TijuKo« ^s «6, siurti vntal", an Dr. Ipavic's liebliche Operette „liönik", an „Lob i-2 Trairja". — Finden Slovenen beim Theater ein gutes Auskommen, dann werden sie sich auch diesem Berufe widmen, da man ja heut zu Tage auf verschiedenen Wegen Vrod zu suchen genöthiget ist. Und dann sind ja beim slovenischen Theater auch Slaven anderer Zungen verwendbar und eine gute slovenische Thea­tertruppe würde in den Sommer- und Herbstmonatcn auch in Trieft, Görz, Cilli, Marburg u. f. w. gute Geschäfte machen. Nur der ernste Will e und guter Takt muß vor­handen sein, ein slovenisches Theater, anfangs für Posse, Lustspiel und Operetten, zu organisiren; Alles andere gibt sich von selbst. An Theaterstücken vom Lustspiel angefangen bis zu den Trauerspielen Schiller's und Shakespeare'« in slovenischen meisterhaften Uebersetzungen fehlt es nicht, und wir können es ohne Furcht auf einen Versuch ankommen lassen: ob nicht „Wallenstein's Lager" in der Eegnar'schen Uebersetzung, oder Kosesli's „vevio». Orlean^s," einen vollkommenen Erfolg hätte. Das Verlangen nach einem nationalen Theater in Laibach aber ist nicht blos etwa eine Forderung der Neuzeit; fchon in den 90er Jahren fühlte man dieses Bedürfniß, und wir finden, daß damals Herren und Damen von „Geist, Schön­heit und Stellung in der Gesellschaft" nicht blos in das The­ater gingen um Stücke zu sehen und zu hören, sondern daß sie dieselben selbst zur Aufführung brachten. Des berühmten Geschichtsschreibers Linhart „^upallova NioiKZ," wurde z. B. im Jahre 1790 imständischen Theater durch nachstehende Herren und Damen zur Aufführung gebracht: „lulpen^ajur " war Herr Deselbruner, Besitzer der Tuchfabrik in Selo bei Laibach, „8terul«iäov3," war Frau von Garzarolli, „Non-Kov" Dr. Mattovio, „LNpau ^aks," Dr. Moral (später l. l. Hofiath in Wien), „NioiKa" Frau Linhart, ,,HuL«« Dr. Piller, „KlazeK," Dr. Repiö, Soufleur war der stän­dische Sekretär Herr Linhart selbst. Auch den Patrioten Franz Grafen v. Hohenwart finden wir unter den nationalen Theater-Dilettanten. , als Rechtsurkunden über den Gesellschaftsvertrag dar, welche der Gebühr nach Maßgabe der bedungenen Eingabe und der Vertragsdauer, die nach Maßgabe der vorgelegten Statuten nach §. 16, s) des Gesetze« vom 9. Februar 1850 mit drei Jahren anzunehmen ist, unterliegen. 2. Unterliegen ebenso Empfangsbestätigungen in den Ein­lagsbüchel« über Beträge, welche 2 fl. erreichen, nach T. P. 74, ») der Gebühr nach Scal» II . 3. Die Geschäftsbücher des Vereines unterliegen der Stempelgebühr, da der Verein sich nicht auf Rechtsgeschäfte mit den Mitgliedern beschränkt, sondern auch Gelder in lau­fende Rechnung übernimmt, und hat bezüglich der letzteren auch der zweite Absatz des ß. 7 des Gesetzes vom 29. Febr. 1864, R. G. Bl. Nr. 20, in Anwendung zu kommen. Die Gebührenäquivalentpflicht des Vereines ist durch T, P. 106 Z. e) 1. b) hinlänglich begründet, weil der fragliche Reservefond nicht ausschließlich und bleibend zu Wohlthätig­teitszwecken gewidmet ist. Die Fassion in Betreff der Bemes­sung des Gebühren-Aequivalentes ist nach den Bestimmungen des hohen Finanzministerialerlasses vom 20. December 1862, Nr. 102 R. G. Bl., sogleich zu verfassen und zu überreichen. Die Beilage (Statuten) folgt zurück. K. l. Finanzdirettion Laibach am 10. Jänner 1867. Felsenbrunn." Die Petition lautet (liest:) „Hohes Abgeordnetenhaus! Z u den wichtigsten Unternehmungen, dem Fortschritte und der Wohlfahrt der heimatlichen Industrie und Gewerbe ge­ weiht, gehören die Vorschußvereine. Der hierortige Verein dieser Art, „gewerblicher Aushilfs­ kasseverein" genannt, ist der Zweitälteste in der ganzen Mon­ archie, und zählt bereits zwölf Jahre segensreichen Bestehens. Obgleich der Verein mit Schwierigkeiten vielerlei Art zu kämpfen und seine Mitglieder von der Ungunst der Zeiten und namentlich von der durch Einführung der vollen Gewerbefrei, heit entstandenen schrankenlosen Konkurrenz viel zu leiden hat­ ten, so wirkte derselbe auf dem Grundsatze der gegenseitigen Selbsthilfe doch höchst ersprießlich, ohne von der Regierung irgend welche Unterstützung zu beanspruchen oder zu erhalten. Nun sieht sich jedoch der Verein in seinem Bestände be­ droht durch exorbitante Anforderungen der Finanzbehöroen, welche die geringen Ersparnisse, den Reservefond zu verschlin­ gen drohen und den Verein nöthigen würden, seine Thätigteit einzustellen und zur Selbstauslösung zu schreiten, wie dieses bereits im beiliegenden Rechnungsabschlüsse pro 1866 in '/. (Seite 4) auch öffentlich bemerkt wurde. Die Hoffnung, daß das k. l. Ministerium dem gesetzlich gegründeten bezüglichen Gesuche Folge geben und das über unserem Haupte schwebende Schwert entfernen werde, ist nicht in Erfüllung gegangen, unser Gesuch 2/. wurde ohne Würdi­ gung der von uns angeführten gesetzlichen Gründe abgewiesen. Es bleibt uns daher nur noch der letzte Weg, mit dieser Petition vor das hohe Abgeordnetenhaus zu treten und von Hochdemselben Hilfe und Unterstützung zu erflehen. Die Gebühren, welche von uns, und zwar nach unserer Ueberzeugung gesetzwidrig begehrt werden und gegen die sich diese unsere Beschwerde richtet, sind: 1 . für die Einlagsbüchel, 2. für die einzelnen in diesen Vüchcln bestätigten Ein­lagen, 3. für die in laufende Rechnung genommenen Gelder, 4. für die Geschäftsbücher des Vereines, endlich 5. das Aequivalent vom Reservefonde. ^.ä 1 und 2. Nach ß. 1 der Vereinsstatuten in 3/. ist der Zweck des Aushilfskassevereines, dem Mangel an Betriebs­kapital bei seinen Mitgliedern abzuhelfen und deren Spar ­samkeit zu fördern. Der Aushilfskasfevcrein ist daher eine wahre Sparkasse für feine Mitglieder und bezweckt durch seine Geldgebarung keinen Gewinn, indem der Reservefond nach §. 4 der Sta­tuten lediglich zur Deckung der Regiekosten und Verluste, so­wie nach Verhältniß seines Anwachsens zur Unterstützung ver» Das nationale Bewußtsein ist auch in Laibach zum Durchbruch gekommen; es steht dem deutschen Element nicht feindlich entgegen, wie manche Renegaten, deren Väter in schlichter lederner Hose nach Laibach kamen, es den Leuten vormachen wollen, aber es verlangt sein Stück Rechtes auch in diesem Gebiete des öffentlichen Lebens. Man mache ernste Anstalten, daß ihm dieses Recht werde und die nationale Be­völkerung des Landes wird befriediget und dem Theater­unternehmer auch geholfen werden. Solange jedoch dieses nicht geschieht, bleibt — und man braucht eben nicht Prophet zu sein — das Theater in Laibach immer in Frage gestellt. Es muß dazu kommen, daß man nicht immer nur die nämlichen Leute im Theater sehen wird, — das Theaterpublikum muß ein größeres werden, und dies wird geschehen, wenn auch slovenische Vorstellungen in das Repertoir eintreten. Ma n sagt, daß, wenn der Arzt eine Krankheit glücklich heilen soll, er vor allem ihre Ursache auffinden müsse. An dem durch viele Jahre chronischen Marasmus unserer Theater­einnahmen ist das zu kleine Theaterpublitum Schuld. Daß dies keine leere Theorie sei, sondern Erfahrungssache, wird dadurch augenfällig bestätiget, daß, trotzdem Laibach's V e» völterung zunimmt, der Theaterdirettor mit erprob­tem Geschick seine deutsche Aufgabe löset, Landes- und noch Privat-Subventionen bezieht, die Theaterkasse dennoch an Schwindsucht leidet. Warum also in die Ferne schweifen, liegt das Wahre doch so nahe! Das radikale Heilmittel sind nebst den deutschen Vorstellungen auch slovenische, welche die nationale Bevöl­ kerung zu fordern das Recht hat. Alles andere sind nur Pal­ liative, auf welche die Worte des Herrn Feuilletonisten volle Anwendung finden, daß sie „eine stabile, reelle Theaterunter­ nehmung unmöglich machen." Der Theaterdirektor strengt alle seine Kräfte an, um ein vorzügliches Personale und Repertoir herzustellen, allein — das Theater füllt sich nicht; einige deutsche Herren strengen sich an, um Subsidien für ihn zu sammeln, — man gibt sie ein paar Jahre, allein die Collecten stießen gewöhnlich immer sparsamer und reichen nicht aus. Dem Uebel muß vom Grun d aus geholfen werden. Wir haben das Mittel hierzu angegeben; im Interesse der Theatertasse wünschen wir, daß es in der nächsten Theater­saison Anwendung finde, forder n es aber auch, solange das Theater ein L a n d e s theater ist und aus L » n d e s Mitteln subventionirt wird. armier Mitglieder, deren Ehefrauen, Witwen und hinterlas, senen Kinder bestimmt ist. Der Verein ist sonach in dieser Richtung unzweifelhaft ein Humanitäts- oder Wohlthäligleitsverein im Sinne der T P. 57, lit. r) des G. G. I n diesem Sinne gehören nach der ausdrücklichen Be stimmung der Finanzministerialverordnung vom 31. März 1855 Z. 10.298, die Sparkassen unter die von der Stempelpflicht persönlich befreiten Anstalten und genießen dieselben nach der laut Finanzministerialerlaß vom 28. Oktober 1850, Z. 31 703 noch immer geltenden Allerhöchsten Entschließung vom 14.'Juli 1840 und 10. August 1841 die gänzliche Gebllhrenfreiheit hinsichtlich der Einlagsbüchel in der Art, baß sowohl die Be stätigungen der Sparkassen über die bei ihnen hinterlegten Ersparnisse, als die Bestätigungen der Erleger über den Em pfang der davon fälligen Interessen und der Rückempfang de« Erlages selbst gebührenfrei darin ausgefertigt werden dürfen Sind nun die Einlagsbüchel und die darin enthaltenen Bestätigungen der Sparkassen gebührenfrei, so müssen es doch ganz offenbar auch jene des Aushilfstassevereines fein, da auch dieser in dieser Beziehung nichts als eine Sparlasse für Ge» werbetreibende ist, wobei aber doch ein wesentlicher Unterschied darin besteht, daß die Spartassen reich dotirte Anstalten sind, deren Reservefond in die Hunderttausende geht, während der Aushilfskasseverein aus den Sparpfennigen des ärmsten Ge Werbestandes, dann von Wohlthätern und Freunden des hei­matlichen GewerbestandeS durch Geschenke gegründet, einen äu ßerst geringen Reservefond besitzt (nach 11 Geschäftsiabren nur 4670 fl.). '", ' « v Die Einhebung dieser Gebühr von den Einlagsbüchel« wäre der empfindlichste Schlag, ja, der wahre Todesstoß des Vereines, weil viele Mitglieder hierdurch zum Austritte ver­ leitet, viele vom Beitritte abgehalten würden. Denn den llei neren Gewerbsleuten, zu deren Nutz und Frommen unfer Ver ein eben besteht, gilt jeder Kreuzer viel, und sie verzichten lieber auf die Wohlthaten desselben, als daß sie von ihrem im Schweiße de« Angesichtes gemachten Erwerbe einen großen Theil auch noch auf Stempel verwenden sollen. Sollte eine engherzige Auffassung die odangefllhrten ge rechten Begünstigungen nur den Spartassen vindiciren wollen, so verlangt es eine gesunde voltswirthschaftliche Politil, daß dieselben ausdrücklich auch auf die Vorschußvereine ausgedehnt werden, da der Vortheil, welchen diese Vereine dem Staate in materieller und socialer Beziehung durch Unterstützung de« kleinen Gewerbestandes mittelbar bringen, unvergleichlich höher ist, als der vermeintliche Gewinn aus einer Gebührenbelastung, welche die Vereine selbst zu vernichten droht. Wir wollen hier nur das Eine bemerken, daß mancher Gewerbsmann ohne die Hilfe unseres Vereine« oft gar nicht in der Lage gewesen wäre, seine Steuerschuldiglcit zu entrich ten, mancher auch schon längst zu Grunde gegangen und so das wirihschaftliche Elend Oesterreichö nur vermehrt worden wäre. Welch' eine exorbitante Bedrückung die starre Anwendung des G. G. auf die Einlagsbüchel« unfereS Vereines wäre, wolle daraus entnommen weiden, daß das Finanzministerium darauf in 2/. die Bestimmungen vom Gesellschaftsvertrage an­ wenden will, wornach von jedem Büchel laut T. P. 55, lit. 0) die Gebühr mit mindestens fünf Gulden entfällt. Nachdem nun die geringste Einlage laut ß. 3 der Statuten jährlich 6 fl. und in drei Jahren 16 st. beträgt, so entfielen von einer, dem Mitglied« eigentümlich verbleibenden Einlage eine Gebühr von mehr als 28 Percent! I n der That eine Besteuerung, die in dieser Höhe nicht leicht bei einem anderen Rechtsgeschäfte vor kommen dürfte. ^.ä 3. Die Forderung der Entrichtung einer Percentual­ gebühr von den in laufende Rechnung übernommenen Geldern beruht offenbar auf einem Mißverständnisse unserer Statuten und einer engherzigen Auslegung des §. 7 des Gesetzes vom 29. Februar 1864, Nr. 20. Unter den Anstalten, welche im Sinne diese« Gesetze« zur Aufnahme von Geldern in laufende Rechnung berechtigt sind, können im Zusammenhange mit der dort bezogenen T. P. 60, 2, offenbar nur jene großen Geldinstitute gemeint sein, welche statutenmäßig verpflichtet find, jeden ihnen überbrachten Barbetrag zu übernehmen, selben zu verzinsen und dem Vor­weiset- der hierfür ausgestellten Cheques zurückzuzahlen. Unter diese Anstalten gehört aber unser Verein nicht. Die Aufnahme von Geldern in laufende Rechnung ist nicht eine der Aufgaben und Zwecke des Vereines; sie geschieht vielmehr blos als Mitte l zum Vereinszwecke. Dieses ist im ß. 2 der Statuten ganz deutlich ausgedrückt. Nicht jedes in laufende Rechnung gebrachte Geld wird vom Vereine angenommen, son der« die Direktion ist statutenmäßig blos berechtigt, im Falle des Abganges des für den Vereinszweck erforderlichen Fonds Kapitalien „in laufende Rechnung zu nehmen", das ist, wie eS in den Statuten richtiger heißen sollte, „Darleihen aufz». nehmen." Unser Verein ist sonach durchaus nicht eine Anstalt, welche das Recht hätte, Gelder in laufende Rechnung im Sinne des §. 7 de« obbezogenen Gesetze« zu nehmen und ChequeS au« zustellen, sie stellt auch faktisch nicht Cheques aus und kann daher auch der in diesem Paragraph« ausgesprochenen Percen tualgebühr nicht unterzogen werden. ^ H 4. Nach T. P. 59 des G. G. sind nur die Han» dels- und Gewerbebücher der Stempelpflicht unterworfen, wor« unter die Bücher der Kausieute und der Gewerbetreibenden und überhaupt alle Geschäftsaufschreibungen verstanden werden, die über einen Handels- oder Gewerbebetrieb, einzelne Theile desselben oder Hilfsvorrichtungen zum BeHufe eine« solchen Betriebes geführt weiden. Unser Verein ist lein Handel, oder gewerbetreibender Ver­ein, daher die Anordnung der obigen Tarifpost auf denselben durchaus nicht bezogen werden kann, da seine Bücher weder über einen Handels- oder Gewerbebetrieb, noch über Hilfsvor« richtungen zum BeHufe eines solchen Betriebes geführt werden. Nach dem Finanzministerialerlasse vom 6. Mai 1851, Z. 9069, fallen von den Geschäftsbüchern und Aufschreibungen der Spartassen (und wie schon oben gezeigt wurde, sind ja auch die Vorschußvereine Sparlassen für Gewerbetreibende) nur jene, welche über da« Geschäft der Wechselescomptirung und der Vorschußleistung auf Wertpapiere geführt werden, unter die Anordnungen der T. P. 59, während alle übrigen der Stempelpflicht nicht unterliegen. Nachdem nun Geschäfte dieser Art von unserem Vereine nicht besorgt werden, so tonnen auch dessen Bücher als stem« pflichtig nicht erkannt werden, da sie im Gesetze nirgends al« solche bezeichnet sind, vielmehr der obbezogene Ministerialerlaß, wenn er auch nur speciell von den Sparkassen spricht, wegen de« gleichen Grunde« und bei den ganz gleichen Verhältnissen offenbar auch auf die Vorschußvereine angewendet werden muß. Wenn das Finanzministerium in seiner Entscheidung Meint, die Geschäftsbücher des Vereines unterlägen der Stem­pelpflicht, da der Verein sich nicht auf Rechtsgeschäfte mit den Mitgliedern beschränkt, sondern auch Gelder in laufende Rech­nung nimmt, so verweisen wir auf unsere acl 3 gegebene Dar­stellung und fügen nur noch bei, daß diestatutenmäßigen Ge­schäfte des Vereines (Förderung der Sparsamkeit und Abhilfe des Mangels an Betriebskapital) nur mit Mitgliedern ge­macht werden, daß ferner die Aufnahme von Darleihen (soge­nannte „Gelder in laufende Rechnung") nur ein Mittel ist zur Erfüllung des Vereinszweckes. H,ä 5. Nach 8- 4 der Statuten ist der Reservefond zur Deckung der Regiekosten und allfälligen Verluste des Vereines und endlich im Falle des Anwachsens zur Unterstützung ver­armter Mitglieder, ihrer Ehefrauen, Witwen oder hinterlasse­nen Kinder bestimmt, somit unzweifelhaft zu einem reinen Hu­manität«» und Wohlthätigkcitszwecke. Der Reservefond ist daher nach der klaren Bestimmung des Artikels 2, lit. ä) der Anmerkungen zur T. P. 106 des G. G. vom Gebührenäquivalent ausgenommen. Das Finanz­ministerium ist zwar aus dem Grunde entgegengesetzter Ansicht, „weil der fragliche Reservefond nicht ausschließlich und blei­bend zu Wohlthätigkeitszwecken gewidmet ist." Diefe Behaup» tung ist jedoch gänzlich irrig. Mit Ausnahme dessen, daß hieraus auch die Regiekosten zu bestreiten sind (was jedoch an der Sache hier, sowie bei anderen Wohlthätigkeitsanstalten nichts ändert), ist der Re­servefond statutenmäßig ausschließlich und bleibend für Wohlthätigkcitszwecke gewidmet, indem auch die daraus zu er­setzenden Verluste des Vereines nichts Andere« sind, als Darlehen an arme und rücksichtlich verarmte Gewerbsleute, welche uneinbringlich sind und somit den Charakter von Ge­schenken und Unterstützungen annehmen. Bei dieser ausschließlichen Widmung des Reservefondes zu Wohlthätigkeitszwecken, ohne daß die Mitglieder als solche je die Aussicht hätten, daraus einen Gewinn zu ziehen, kann über die Anwendbarkeit des Artikels 2, lit. ä) der Anmer­ kungen zur T. P. 106 auf denselben kein Zweifel bestehen, und er muß als vom Gebührenäquivalente gesetzlich befreit erkannt werden. I n der festen Ueberzeugung, daß das hohe Abgeordne­ tenhaus die voltswirthschaftliche Bedeutung der Vorschußver­ eine für den Fortschritt der Gewerbe und Industrie Oester­ reichs ihrem vollen Inhalte nach würdigen wird, wagen wir es daher, gestützt auf vorstehende gesetzlich begründete Dar­ stellung, zu bitten: Hochselbes geruhe uns vor den Bedrückungen übereifriger Finanzorgane, welche unsere Existenz bedrohen, zu beschützen und die gleichmäßige Behandlung mit den Sparkassen bei dem k. t, Finanzministerium wärmstens zu befürworten. Laibach, 6. November 1867. Der Verwaltungsrath des Aushilfskassevereines: I . N. Horak, Vereinsvorstand. Anton Heidrich, Kassier.«- Präsident: Herr Dr. Tom an hat das Wort. (Schluß folgt.) Aus den Delegationen. — (Delegation des Reichsrathes). Am 19. d. M. Nachmittags 1 Uhr hielt die Delegation de «Reichs­rathes für die diesseitigen Königreiche und Länder im Statt­haltereigebäude ibre erste Sitzung, welche der Konstituirung gewidmet war. Kardina l Rauscher übernahm nach einer kurzen Ansprache des Baron Beust das Präsidium. Hierauf wurde zum Präsidenten Graf Anton Auersperg (mit 47 von 48 St.) erwählt. Der Gewählte übernahm den Vorsitz, und richtete eine Ansprache an die Versammlung, in welcher er die Wichtigkeit der vorliegenden Aufgaben betonte, die nicht zu beseitigenden, bedenklichen Seiten des Dualismus berührte und die Hoffnung auf einmülhiges, geschlossenes Vorgehen aussprach. Zum Vizepräsidenten wurde mit 29 Stim­men Herr von Kaiserfeld gewählt. Nach dem Wahlakte stellte Ritter von Lasser den Antrag, es mögen provisorisch die Be­stimmungen der Geschäftsordnung für den Reichsralh auch für die Delegation gelten, insoweit nicht durch deren Stellung eine Abänderung selbstverständlich sei; es möge ferner ein Aus­schuß von 5 Mitglieder mit der Ausarbeitung einer Geschäfts­ordnung betraut werden. Beide Anträge wurden einstimmig angenommen und sofort zur Wahl des Ausschusses geschritten. Gewählt wurden: Lasser, Zyblitiewicz, Wrbna, Rechbauer und Klier. Der Reichskanzler kündigte an, daß der Kaiser Montag die Mitglieder der Deputation empfangen werde. Schließlich beantragte Graf Anton Auersperg daß die nächste Sitzung, da das gegenwärtige Lokal ungenügend sei, in den Räumen des Herrenhauses abgehalten werde. — (2. Sitzung, am 21. Jänner.) In dem neuen Lokale nahmen die Polen ihre Sitze im Zentrum ein wo auch Skene und Jäger ihre Plätze wählten. Auf der Rechten, die ziemlich spärlich besetzt ist, sitzt 6erne. Nachdem die Sitzung eröffnet wird dankt Kaiserfeld, der an der ersten Sitzung theilzunehmen verhindert war, für die auf ihn gefallene Wahl zum Vizepräsidenten der Delegation. Der von der Kommission Ausgearbeitete und aus 71 Pa­ ragrafen bestehende Geschäftsordnung-Entwurf wird über Antrag des Berichterstatters Lasser en dlo« angenommen. 63 Paragrafe desselben sind der bestehenden Geschäftsordnung des Abgeordnetenhauses entnommen, nur wird darin, statt von „Landesministern — von den Mitgliedern des gemeinsa» mcn Ministeriums" gesprochen. Finanzminister von Beck e macht im Namen des gemein­ samen Ministeriums die das Reichsbudget Pro 1868 betref­ fenden Vorlagen fammt Exposö und bemerkt, daß selbe mor­ gen auch der ung. Delegation vorgelegt werden. Vor Schluß der Sitzung wird die Wahl der Schrift­führer, Ordner und Verisilatoren vorgenommen. Zu Schrift­führern erscheinen gewählt: Czartoryski, Chotet, Toman und van der Straß; zu Ordnern: Wickenburg, Wrbna, Fr. Groß nnd Czajlowsti, und zu Verifikatoren: Ritter Scrinzi, Ban­hans, Mercandin und Froschauer. — (Ungarische Delegation.) Die erste Sitzung fand am 20. d. M. unter dem Vorsitze des Alterspräsidenten Grafen Anton Majlat h statt; sie bot nichts von allgemei­nerem Interesse. Ueber die Zurücklegung eines Mandates entspann sich eine Debatte, doch wurde die Beschlußfassung darüber vertagt. I n der 2. Sitzung (21. d. M.) wurde der Deputirte Paul Somssich mit 44 von 50 Stimmen zum Präsidenten nnd L. Horväth zum Schriftführer gewählt. Weiter wurde die Wahl von 7 Mitgliedern in ein Komitö zur Ausarbei­tung der Geschäftsordnung vorgenommen. Bei der Verle­sung das Protokolls der letzten Sitzung verlangte Csengery, baß diesmal wie überhaupt in allen offiziellen Aktenstücken die Delegation nach dem Wortlaute des §. 38, Gesetzartitel 12, 1867: „Zur Behandlung der gemeinsamen Angelegenheiten entsendete Kommission" genannt werde. Die Versammlung stimmte dem zu. Politische Revue. Inland. Wien. Se. k. l. apost. Majestät hat mit a. h. Hand­schreiben dem Viceadmiral v. Tegetthoff Seinen und Seiner , Familie Dank für die Vollführung der ihm übertragenen schwierigen Mission auszusprechen und demselben das Groß­kreuz des Leopold-Ordens zu verleihen geruht. — FML. Frhr. v. John ist auf seine Bitte von der Stelle des Reichskricgsministers unter Verleihung des Groß» lreuzes des Leopold-Ordens enthoben und Frhr. v. Kuhn zum Reichskriegsminister ernannt worden. — (Die Werbungen für die päpstlichen Trup» p e n) wurden, hiesigen Blattern zufolge, für den ganzen Um­fang der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder untersagt, und sind bereits die betreffenden Instruktionen er­lassen worden. — Noch immer cirkulirt die Nachricht von der Personen­fäuberung, welche die neuen Minister Cisleithaniens unter ihrer Beamtenschaft vornehmen sollen. Man spricht und schreibt davon, und doch geschieht nichts. Die ganze Sache ist ein Mährchen, wie deren viele in Umlauf gefetzt wurden, um die öffentliche Meinung irre zu leiten. Welcher enthusiastische Lärm wurde darob erhoben, daß der Sektionschef im Kriegs­ministerium, Ritter von Kriegs au, wegen seiner mit der neuen Aera unverträglichen reaktionären Gesinnung entfernt wurde. Und nun stellt es sich schneller als man erwartete heraus, daß diese Meldung rein erfunden gewesen, daß im Gegentheile Herr von Kriegsau einen Urlaub von 6 Monaten angesucht, aber bloß einen solchen von 3 Monaten erhalten hat. Wen will man täuschen, wenn die Wahrheit doch über kurz oder lang an's Tageslicht kommen muß. — Mit Erlaß des Kriegsministeriums vom 21. v. M. wurde eine Aenderung der §§. 21, 22 und 23 der Vorschrift bezüglich des Uebertrittes von t. l. Officieren in Civildienste angeordnet. Es wurde genehmigt, daß Ehen, welche von in Civilstaats' oder diesen gleichgehaltenen Municipal-, Landes­oder Reichsvertretungs-Dienste übergetretenen, definitiv pensio­nirten Officieren ohne Bewilligung der betreffenden General-Kommanden geschlossen werden, sowie die noch solchen Beamten etwa erwirkte Rückstellung der noch im Osficiersstande erlegten Heirats-Kautio» zwar nach wie vor den Verlust des Anspru­ches auf Wiederverleihung des früher bekleideten Officicrs-Charakters, doch nicht mehr auch jenen auf Rückllbernahme in die Militär»Pension zur Folge haben sollen. Dabei tonnen indessen die nach solchen Ehen hinterbleibenden Witwen und Waisen eine Versorgung aus dem Militär-Aerar durchaus nicht beanspruchen. — Von allen europäischen Fragen steht die orienta­ lische selbstverständlich noch immer im Vordergrund. Wir entnehmen zu derselben dem „Wdr." Folgendes: Aus Kreta sind Nachrichten, die bis zum 5. d. M. reichen, eingetroffen. Die Insurgenten haben theils aus strategischen Gründen, theils der rauhen Witterung wegen ihre Positionen bei Zourva und Cherisso aufgegeben. Seva Pascha versuchte am 30. v. M. der Provinz, zu deren Ehrengouverneur er ernannt ist, sich zu bemächtigen; nachdem er jedoch bis zum Dorfe Koukous vorgedrungen war, wurde er von den Insurgenten in Front und Flanke angegriffen und nach vierstündigem Kampfe zum Rückzug gezwungen. Ueberhaupt sind die Feindseligkeiten wie­ der auf verschiedenen Punkten der Insel ausgebrochen. Der Kaimakam von Sitia (östliche Provinz) mußte, nach einem heftigen Angriffe der Aufständischen, mit einem Verluste von 100 Mann sich zurückziehen. Auch in der Provinz Pediade haben die Insurgenten namhafte Vortheile errungen. Der Großvezier hat am 4. d. M. eine neue Proklamation erlassen, welche den Krctensern vom März d. I . an bis zum Jahre 1870 die Befreiung vom Zehnten ankündigt, mit dem Ver­ sprechen, daß sie in den folgenden Jahren nur fünf Prozent zu bezahlen haben, und diese Summe« zum Besten der Insel verwendet werden sollen. Die Kretenser wollen jedoch von Anerbietungen nichts wissen und sind entschlossen, bis zur völligen Befreiung der Insel im Kampfe auszuharren. Plllg. Seit längerer Zeit machte die Nachricht in ver­ schiedenen Tonarten die Runde durch die Blätter, daß die böhmischen Föderalisten untereinander über's Kreuz gekommen seien, daß der Riß zwischen den einzelnen Fraktionen immer größer werde u. dgl. Mit besonderer Vorliebe wurde derlei Zeug von jenen Journalen kolportirt, zu deren sehnlichsten Wünschen ein solches Ereigniß gehört. Selbstverständlich war nie etwas wahres daran. Da brachte nun neulich die „N. Fr. Pr." wieder ein Telegramm aus Prag, das nicht ver­ fehlte Sensation zu machen; es lautete: „Mr . I^ist^" polemistren gegen die „Politik" wegen der von diesem Blatte gebrachten Einleitung zu dem bekannten Artikel des „Golos." Die „Politik" und ihre AnHanger seien vollendete politische Karrikaturen, deren Verworfenheit der Welt demnächst vollkommen klar werden würde." Nun sei vor allem bemerkt, daß die „Politik" den Ar­ tikel des „Golos" gar nicht gebracht, auch keine Ein­ leitung zu demselben geschrieben hat. Die „Mr . I^igt^" polemisirten nicht gegen die „Politik", sondern gegen die „Neue Freie Presse" wegen der Einleitung der letzern zum Golosartitel und sagten hiebei wörtlich: „Ja die „Neue Freie Presse" hat Recht, der Nationalitätspo­ litik sollte noch fehlen, daß diese stlavenhaften, gelnuteten, stummgemachten, barbarischen Russen es wagen sollten, von sich als Befreiern zu reden gegenüber den freien, nicht ge» tnuteten, mit vollem Munde von Rechten und Freiheit della­ mirenden, hoch und einzig gebildeten — aber knechtenden, tnutenden und Barbarei treibenden Feinden der Slaven in Oesterreich! Dadurch ist dieKarrikatur der Politik, welche in Oesterreich die „Neue Freie Presse" mit allen ihren Helfershelfern, Anhängern und Be­ schützern betreibt, vollständig erfüllt. Die Ver­ worfenheit dieserHerreu kennenwir schon lange, die naheZutunft wird darüber die Welt klar und vollständig belehren." Die „N. Fr. P." hat nun die Ehre zu berichtigen, daß das Telegramm von den politischen Karrikaturen und der Verworfenheit sich bei Leibe nicht auf die „Politik", sondern auf sie selber bezieht. An der Blamage Partizipiren brü­ derlich alle jene Blätter, die wie die „Grazer Tagespost", nichts Eiligeres zu thun hatten, als der „N . Fr. Pr." nach­ zuplappern; der Löwenlmtheil bleibt jedoch wohl der „N . Fr. Pr." — unbestritten. — Die Ovationen, welche die deutsche Partei dem neuen Minister Herbst wahrend seiner Anwesenheit in Prag zuge­dacht hatte, gaben wiederholt Anlaß zu sehr bedauerlichen Auf­tritten, die einen so enormen Umfang annahmen, daß die be­waffnete Macht intervenirte. Kroatien. Laut einer soeben herabgelangten Verordnung wird die Rekrutirung in Kroatien und Slavonien nur nach den Bestimmungen des diesbezüglichen ungarischen Gefetz­artikels vom vorigen Jahre vorzunehmen sein. Aus der Militiirgrenze. Aus dem, was über das Wir ken der in Wien tagenden Militargrenzkommission in die Oeffentlichteit gedrungen, scheint für die Hebung der Bildung und Wohlfahrt des Volles in der Militärgrenze nicht viel hervorgehen zu sollen. Der Hauptfaktor, nämlich die Schule, ist bei den Verathungen vielleicht ganz außer Acht gelassen worden, wiewohl auch diese hätte in Angriff genommen wer­den sollen. Ausland. Frankreich. Die auffallend friedliche Sprache, welche unsere officiösen Blätter in den letzten Tagen gefühlt ha­ben, erklärt sich jetzt zum Theil daraus, daß die neue Renten^Emission nunmehr fest beschlossen ist und in einem Umfange von 4 bis 500 Millionen Francs an Kapitalwerth bestehen wird. Man sagt, die Emission werde von einer fried-lichen Kundgebung Seitens des ,Kaisers selbst begleitet sein. Zweitens stellt sich nun heraus, daß die in spanischen, italie» nischen, österreichischen und belgischen Fabriken gearbeitete» Chassepotgewehre sich bis auf 1200 als den an sie gemachten Anforderungen keineswegs entsprechend erwiesen haben. — Das „Journal des Däbats" bringt einen Artikel über Oesterreich, in welchem es zu dem Schlüsse gelangt, daß Oesterreich offenbar nureineföderativeMonarchie fein kann. Italien. Der italien. Kriegsminister hat die Wieder­auflösung der in jüngster Zeit errichteten Depot-Kompagnien der Infanterieregimenter angeordnet. — Die ultramontane Presse fordert akle Katholiken in ganz Italien auf, ihre politische Apathie aufzugeben und sich von jetzt ab bei den politischen und Municipalwahlen zu be­theiligen. — Die päpstliche Armee ist nach der neuesten Angabe bereits 16.000 Mann stark und die Werbungen in Frank­reich, Belgien, Holland, Schweiz und Irland sind in vollem Gange. Der jetzige Kirchenstaat zählt runde 700.000 Ein­wohner; Rom selbst zählt 215.573 Seelen, wovon 6429 dem geistlichen Stande angehören, Viterbo 14.000, Civit»« Vecchia 10.000. Kein europäischer Staat hat so viele Sol­daten im Verhältnisse zu der Bevölkerungszahl, und diese Armee besteht aus Söldnern. Artikel 3 des September-Ver­trages bestimmt aber ausdrücklich, daß die vom Papste auf­gestellten Streitkräfte nicht solche mumerischen Verhältnisse an­nehmen dürfen, daß sie Italien Bedenken erregen. Rußland. Der „Invalid " schreibt: Daß sich die „Kreuzztg." gegen die slavische und russische Politik im Oriente ausspricht, hat nichts zu bedeuten, die „K. Z " ist nur das Organ einer unbedeutenden Iunkerpartei in Preußen. Die ministerielle preußische „Nordd. Nllg. Zeitung" steht für die Befreiung der Christen des Orients ein. — Das „Journal de St. PeterSbourg" widerspricht entschieden den Mittheilungen verschiedener Blätter über die angeblichen Umtriebe Nußlands im Orient. Da« Journal for­dert die betreffenden Blätter auf, ihre Angaben zu beweisen und auch nur einen einzigen russischen Agenten zu nennen. Rußland habe niemals seine Sympathien für die Christen im Orient verheimlicht, aber anstatt den Enthusiasmus derselben zu entstammen, habe es sich darauf beschrankt, den christlichen Unterthanen der Pforte eine maßvolle Haltung und der Pforte selbst die Einführung von Reformen anzuempfehlen. Serbien. Seit einiger Zeit sah man in den Straßen der Stadt auffällig viele bosnische Mohamedaner serbischer Nationalitäten herumgehen. Der hiesige Korrespondent der „A, Allg." schreibt, einer dieser Mohamedaner habe ihm die Ursache der Auswanderung folgendermaßen angegeben: „Wir waren stets für die Osmauen, weil wir glaubten, unsere Rechte dadurch zu erhalten. Nun hat die Erfahrung gezeigt, daß wir uns geirrt haben. Zwar bemerkten wir oft genug eine wohlwollende Stimmung für uns von Seite der hohen Pforte, aber die Organe derselben führten ihre Absicht nur fetten aus. Man klagt darüber, daß die christlichen Unter­thanen Sr. Maj. des Sultans große Bedrückungen erleiden, geht es aber uus Muselmanen besser? Gott bewahre! Wir sind ebenfalls ausgesaugt, das Zehentrecht hat uns die Feld­arbeit verleidet, weil oft geschah, daß die ganze Ernte ver­kauft werden mußte, ehe dieser Zehent bezahlt werden konnte. Die Mudire schalten nach Willkür und die Gouverneure geben keine Abhilfe — warum? weiß ich nicht. Darum beschloß«, wir, den Schutz der Gesetze in andern Ländern zu suchen. Zu Hause ist des Bleibens nicht mehr." — (In den Gebirgen bei Scutari) trug sich ein neuer Zusammenstoß zwischen Christen (Katholiken) und mo» hamedanischen Albanesen zu. Man zählte bei 40 Todte und Verwundete. Der österreichische Konsul in Scutari hat ener­gische Schritte gethan, um die Intervention der Regierung zu erlangen. Ismail Pascha intervenirte mit Waffenmacht^ Die Parteien wurden zur Ruhe verwiesen — ob aber für lange — daran zweifelt jedermann. — Von vielen Gemeinden des Landes sind Ergeben­heitsschreiben sammt Geldspenden für die Uniformirung des 1. Aufgebots der Landwehr an den Fürsten eingetroffen. Diese Erscheinung spricht dafür, wie populär die Idee diefe« W»hr­institutes im Volk ist. Aus den Vereinen. — (Neue öitalnica.) Dem Vernehmen nach wird in SrediLöe (Polstrau in Steiermark) demnächst eine öi­talnica eröffnet. Ein dortiger Patriot hat derselben auf 3 Jahre die Wohnung, bestehend aus 3 Zimmern, gratis zur Verfügung gestellt, was gewiß alles Lob verdient. Weiters vernehmen, wir, daß sich in Frieda« — wo jetzt noch keine öitalnica besteht — eine Dilcttantengesellschaft gebildet hat, welche slovenische Vorstellungen veranstalten wird. — (In der Generalversammlung der Mar­burger <3italnica) am 12. d. M. wurden gewählt: zum Vorstände Herr Dr. Prelog, zum Sekretär Herr Professor ßuman, zum Kassier Professor ßinko, als Ausschüsse die Herren Dr. Domintus, Dr. Rataj, Professor Majciger und Berdais. Nach der Generalversammlung.war Ball, der sehr animirt aussiel. — (Aerztlicher Verein.) Heute findet eine wissenschaft­liche Versammlung des Vereins der Acrzte in Kram zu Lai­bllch statt. Programm : ») Innere Vereinsangelegenheiten, d) wissenschaftliche Vorträge: 1. Dr. Vleiweis Junior: Zur Therapie der Lungentuberkulose; 2. Secundarzt Lulan: Ein Fall von lotei'u» mali^nus. — (Aushilfskassenverein.) In der Verwaltung«­rathssitzung vom 19. Jänner wurde beschlossen, dem Herrn 'Reichsralhsabgeordneten Dr. Toman für die kräftige Ver­tretung der Interessen dieses Vereins im Wiener Reichsrathe eine Dankadresse zu übersenden. Correspondenzen. / Trieft, 21. Jänner. Trotz des Umstände«, daß im Territorium von Trieft die slovenische Bevölkerung die weit­aus überwiegende Majorität — mehr als zwei drittel — bildet, ist doch unser Volksschulwesen in nationaler Beziehung ein trauriges. Mit wenigen Ausnahmen nämlich sind alle Volks­schulen italienisch, so exklusiv italienisch, daß nicht einmal als Vortragsgegenstand die slovenische Sprache in denselben vorkommt, selbst dort nicht, wo nur eine verschwindend kleine Anzahl wirkliche Italiener vorhanden ist. Daß die Sprache der immer treuen Slovenen auch in unserem Stadtrathe ge­wisse Ohren unangenehm berührt, beweist der Vorfall, daß, als ein slavischer Stadtrat!) in seiner Muttersprache reden wollte, die andern natürlich italianissimo gesinnten Räthe in ihn drangen, dies ja nicht zu thun! Und angesichts solcher Vorfälle geschieht wenig oder gar nichts, das slovenische, allezeit getreue Element zu kräftigen. Ganz treffend bemerkt hiezu der wackere „I'l-iinoi'SL": „Wenn das sofortgeht, wenn alle Schulen ganz italienisch sein müssen, wenn alle Kund­machungen nur italienisch oder selten auch deutsch (!) gemacht werden, wohin kommen wir denn? Die italienische Negie­rung hat ohnehin ihre Grenzsteine bis jenseits des Karstes, bis zum Nanos und auch Weiterhinaus aufgestellt und Bis­mark hat auch bereits seine Leute bis zum adriatischen Meere ausgesendet. I m Namen der Gerechtigkeit, im Na­men unserer Nation, im Namen Oesterreichs for­dern wir, daß man den getreuen Slovenen nicht mit Füßen trete. Unterdrücket die Slovenen im Küstenlande und ihr habt damit auch Oester­reich den Lebensfaden abgeschnitten." Möge Gott verhüten, daß sich die Politik kurzsichtiger Staatsmänner nicht bitter an Oesterreich und mit ihm an der slovenischen Nation rächen wird! — Bei der Leichenfeier für Weiland Kaiser Mar war der Fremdenzudrang ein bedeutender.. Von größern amerika­nischen, englischen, französischen und deutschen Blättern waren Spezialberichterstatter anwesend; das Wetter war herrlich unv die ganze Feier eine höchst würdevolle. H>. Görz,, 20. Jänner. Mit Vergnügen kann ich ^heute lonstatiren, daß mein Neujahrswunfch betreffend unsere Üital­nica bereits in Erfüllung gegangen ist. Die erste, dsgeäa am 12. d. M . war sehr animirt und zahlreich besucht. Die neuen Lokalitäten der <3italnica sind sehr zweckentsprechend und auch der erst jetzt hergestellte Saal recht geschmackvoll dekorirt. Jede der einzelnen Nummern des interessanten, Programme« erntete..reichlichen und verdienten Beifall. Namentlich erfreute uns Frl. M. aus. Haidenschaft durch ihren meisterhaften Vor­trag des Monologe« „OroHs spi, bitvs Ai-oiu xoöiva" aus Koseski's trefflicher Übersetzung her „Jungfrau von Or­leans". Das Fräulein hat alle Anlagen, die Zierde einer slovenischen Bühne zu werden^ Aus der Begrüßungsrede des Herrn Vorstandes hebe ich hervor, daß. derselbe, als Grund der längeren Untätig­keit der öitalnica die Uebersiedelungs- und Adaptirungsfata­litäten anführte. Jetzt fei alles glücklich geordnet und die öitalnica werde ihre frühere Thätigkeit fortsetzen und außer der Unterhaltung auch für Förderung der nationalen gesell­schaftlichen Bildung Sorge tragen. .. 2 Laut des bekanntgegebenen Programmes finden noch Beseda's statt: am 26. Jänner, am 9. und 23. Februar, am 22. März und 26. April. Weiters werben in der Fa­stenzeit jeden Mittwoch. wissenschaftliche Vorlesungen gehalten werden. Wie Sie also sehen, entfaltet unsere <3italnica ein reges Leben. Da ich mich schon gerade mit der «Ätainica beschäftige, theile ich Ihnen mit, daß am 23. Februar die neue Oitalnica in Heil. Kreutz bei Heidenschaft feierlich eröff­net ferner daß in Sefana ein derartiger Verein 'gegründet wird. — Hier hat sich ein neuer Verein für Landeskunde gebildet, der soeben seinen Statutenentwurf und Einladungen zum Beitritte versendet. -. Als Kuriosum verdient, erwähnt zu werden, daß an­fangs Jänner, zu einer Zeit, wo überall so große Schnee­fälle vorkamen, in örnica an sonnigen Stellen Prachtexem­plare von echten Veilchen aufgefunden wurden — gewiß eine Rarität! Mötllillg, 18. Jänner. Ein Beweis dafür, daß das nationale Leben bei uns Unterkrainern nicht schlummert, ist die neuerstandene öitalnica in örnembl , von der sie bereits in Ihrem Blatte Erwähnung gemacht haben. Dieselbe dürfte demnächst feierlich eröffnet werden. Unsere öitalnica in Mött­ling veranstaltete am 12. eine recht gemüthliche Beseda; am 26. ist wieder Beseda mit Theater Gesang und Ball, 9. Febr. Ball mit Tombola, 23. Februar Beseda mit Theater, Gesang und Ball. Die öitalnica in örnembl gedenken wir bei der Eröffnung feierlich zu begrüßen und dem Schwestervereine einen Besuch abzustatten. Das Casino in Rudolfswerth hat, wie ich vernehme einen Fortschritt zum „Noblen" gemacht, es hält seine Bälle nicht mehr Sonntags ab, sondern an Mittwochen — ganz wie bei Ihnen! Wollen Sie noch den Grund wissen? Er ist in einer ziemlichen Leere zu suchen, die allemal im Casino herrschte, wenn zugleich Beseda in der öitalnica war. Durch diese Uebertragung glaubt man fernerem „Ausreißen" zu begegnen und die Casinobälle zu beleben. Kunst und Literatur. — Moniuszko's Oper „U»U:a"^ dieimböhm. Landestheater schon in der ersten Woche des Feber aufgeführt werden dürfte, wird auch auf dem Skt. Petersburger Operntheater zur Auf­führung gelangen. — Herr Kolär hat die Tragödie „Lmitiöti" bereits vollendet. Der Stoff ist der böhmischen Geschichte entnommen. — M . Rozen gibt in Belgrad eine „Galerie berühm­ter serb. Frauen" heraus. — Dr. Ernst Mach, a. 0. Professor der Physik an der Grazer Universität, hat soeben eine „Einleitung" in die Helm­holz'fche Musiktheorie herausgegeben. Dieselbe ist in popu­lärer Weise für Musiker geschrieben und illustrirt die Theo» rien des Heidelberger Professors in sehr anschaulicher Weise. Gleichzeitig erschienen ebenfalls von Dr. Mach „Zwei popu­läre Vorlesungen über musitalische Akustik" und „Zwei popu­läre Vorträge über Optik." — I n den Vereinigten Staaten Nordamerikas wird am 24 d abermals ein neues — bereits das vierte — böhmische Journal erstehen. Es führt den Titel,Mroän i Noviu?«, erscheint in Saint Louis und verspricht, wenn auch vorläufig blos als Wochenblatt, die Interssen der Böhmen in Amerika in jeder Hinsicht zu wahren. I n politischer Beziehung wird es keiner Partei exklusiv angehören, doch meint es, daß sei­nen Anschauungen die Partei der radikalen Republikaner am nächsten steht. Herausgeber ist Herr I . B. BtzlohradstF, Redakteur Herr Ioh. A. Aliverius. — „Lu88ko-«l2,v^2,!1«l5^'« otßolos^i " heißt eine in St. Petersburg von Dr. M. Chan unter Mitwir­kung von Holovactij, Kelsijev, Söerbina, Palauz u. A. 2mal wöchentlich herausgegebene politisch-literarische Zeitschrift für allgemeinslav. Interessen. Besondere Aufmerksamkeit wird das Blatt der slavischen Idee und der geistigen Wechselseitig» keit unter den Russen und den übrigen slavischen Stämmen widmen. Die erste Nummer ist bereits am 1. (13.) d. M. erschienen. — „Aase pravioe", so betitelt sich em soeben m Agram erschienenes höchst interessantes Buch von Dr. V. sulek. — Bei I . L. Kober .in Prag ist eine reizende Foto­grafie zu dem allbekannten herrlichen Liede ,Aä s äomov mlrj" erschienen. Ein Jüngling in böhmischer Volkstracht steht auf einer bewaldeten Anhöhe, zu feinen Füßen liegt im Morgenglanz der Sonne die alte Moldaustadt Prag. Ent­zückt schweifen die Blicke des Jünglings über die Stadt, seine Brust hebt sich stolz und freudig. Er sieht seinen „äonwv", das herrliche Böhmerland mit seiner prächtigen Hauptstadt. Umrahmt ist das Bildchen durch kleinere Medaillonsdarstel­lungen, enthaltend die Stadt Budweis, Pilsen «. , die Hei­ligen Cyrill und Methud, Wenzel und Ludmila u. s. w., den böhmischen Löwen. Gezeichnet ist das Blatt von Dvo­räöek, fotogmfirt von StusM. — Am Agramer Nationaltheater gelangt mit Anfang Februar d. I . eine vom Hr. Reyschl komponirte romantisch­komische zweiaktige Operette mit troat. Originaltext von Ouler „Nornari i ch'aoi" (Matrosen und Studenten) zur Aufführung. — Jos. Georg Kolärs lange verbotene Tragödie „2i2­Kov«, srurt" wurde schließlich dennoch zur Aufführung be­willigt. Doch wurden nicht weniger als fünf und zwanzig Stellen gestrichen. — Vom Prof, der böhmischen ^Sprache und Literatur an der k. k. Wiener Universität A. Lembera ist erschienen: 2ä,r>aäiii 8Iov«,ri6 v ^ravsllrl (Die Westslaven in der Vorzeit), ein kritischer Nachweis, daß die Slaven in Ger­manien und Illyrien seit vorhistorischer Zeit wohnen. Mit einer Karte von Germanien und Illyrien im 2. Jahrhundert n. Ch. Preis 3 fl. 50 kr. .Wir kommen nächstens aus­führlicher auf das Werk zurück. Tagesneuigkeiten. Llllbllch, 25. Jänner. — (Die Vodnikbcseda) in unserer öitalnica am 2., Fe^ bruar verspricht einen sehr genußreichen Abend. Das gehalt-­volle und mannigfaltige Program m umfaßt folgende Nummern: 1. Prolog; 2. VoäniKu! Text von Toman, Män­nerchor von A. Nedvßd; 3. Nllaä^iiiiHli, Sololied für eine Mtstimme mit Pianobegleitung von Anton Förster; 4. Iic»2a, Text von Ienko, Herren- und Damen-Chor von Dr. V. Ipavec; 5. Rhapsodie für Violine und Piano von C. Evers; 6. Quodlibet aus flavischen Nationalliedern für den Damenchor zusammengestellt von Anton Förster; 7. a) K626 , Lied aus der Königinhofer Handschrift von W. TomHZek; b) Nc>^ an^elös^, Lied von Esser, beide für Tenor mit Pianobegleitung; 8. 82,1110, Text von Ienko, Männerchor von Anton Förster. Vor und nach der Beseda spielt das Militärorchester je eine Piece. Nach der Beseda ist Ball . — Der Zutritt ist jedem durch ein Mitglied Eingeführten gegen Entrich­tung des festgesetzten Entr6es gestattet. Die Eintrittskarten sind von Donnerstag an in der Tuch- und Schnittwaarenhandlung des Herrn Franz Vidi c und in der Administration des „Triglav", am Veseda-Abende bei der Kassa zu haben. (<3itlllnica.) So wäre er denn glücklich überwunden — der fatale „erste" Ball! Natürlich haben wir Pessi­misten und Anhänger der ehrwürdigen Tradition Recht be­halten. Wer . . . nennt die Namen, die tanzlich — nicht zusammenkamen?! Um jedoch auch der Lichtseite ge­recht zu werden, müssen wir des interessanten Umstandes erwähnen, daß das Orchester eine recht gelungene Composi­tion (Tremblante) des Herrn Leopold Vela r exekutirte, die sehr beifällig aufgenommen und zur Wiederholung verlangt wurde. Der morgige Ball in der Üitalnica wird hoffentlich die Leere des ersten beherzigen und seine Schuldigkeit thun, wie der letzte Casino ball sie bereits gethan hat. — Die schon in unserer letzten Nummer signalisirte Bombe der „13 vom ärztlichen Verein" ist in Nr. 18 der „Laib. Ztg." geplatzt. Die Kritisirte n lassen es proto­kollarisch aussprechen, daß die Kriti k „taktlos und ungerecht­fertigt" war! Wen das überzeugen soll, wissen wir nicht. — (Vom letzten Schützen-Kränzchen) wollen wir nun erwähnen, daß es ein köstliches Nachspiel hatte. Eine junge, anziehende Dame, der sowohl Verehrer als Tänzer nicht fehlten, wurde der Gegenstand des Neides einer altern, gelassenen Dame, die sich über Nacht ent­schloß, ihr brieflich neben Glossen über Vorgefallenes, wohl­meinende Rathfchläge zu ertheilen. Der Brief gelangte jedoch nicht an die Adresse, sondern in unrechte Hände und wir wollen — diskret sein und das Briefgeheimniß nicht weiter verletzen. — Der „Laib. Ztg.« zufolge hätten wir in unserm Be­richte liber den Empfang der Leiche Kaiser Maximilian's einen „Ausfall" gemacht. Uns ganz neu! Leider vergaß die, Laib Ztg.« oder überhaupt derjenige, der den „Ausfall" heraus­gewittert hat, im heiligen Eifer oder in der — Eile anzu­führen, gegen wen der angebliche „Ausfall" gerichtet ge­wesen sein soll. Wir müssen daher annehmen, daßsich Jemand durch unsere Bemerkung, womit wir die Abwesenheit des Männerchores der «italnica dem Publikum erklären und recht­fertigen wollten, betroffen fühlt, wofür wi r begreiflicherweise­nichts können. Daß der Männerchor der Ntalnicakeinen Beruf fühlte, ungeladen zu erscheinen, begreifen wir voll­kommen Wir erinnern die „Laib. Ztg.«, daß nationale Vereine es erlebt haben, daß ihre Betheiligungsantrage schnöde zurückgewiesen worden sind. Die Zumuthung, daß der Mannerchor der lültalmca sich aus „Notizen" der Laib Ztg « Gedruckt bei Josef Blasnil in Laibach. hätte informiren sollen, finden wir etwas — sehr stark; dies« so wie gewisse „Beispiele" können für ihn nicht maßgebend sei« Aus der Verteidigung, welche die „Laib. Ztg « den po! lizeilichen Anordnungen auf dem Bahnhofe zu Theil werden läßt, zitire n wir nur, daß die Betheiligung der Bevöl­kerung eine „schrankenlose" war. — (Dr. Klun's Mandatniederlegung.) Wiener Blätter enthalten folgende Mittheilung: „Der Settionschef des Justizministeriums Dr. R. v Wafer wird am Schlüsse der diesjährigen Session ^s Reichsrathes sein Mandat niederlegen. Er thut die« nach gutem konstitutionellen Brauch im Hinblick auf sein Ave», cement. Da der Herr Sektionschef seiner Parte! im Ab« ordnetenhause eine Stimme nicht entziehen will, s« verschiebt er die Niederlegung seines Mandates auf den Schlick der Session." ^ " Wir sind nun sehr neugierig, was Dr. Klun thun wird der bekanntlich eben mit Berufung auf Dr. Waser in einem an die „Laibacher Zeitung" gerichteten Schreiben 'die Nachricht seiner Mandatsniederlegung dementirt hat ' . . ^.^'^^"^"^sgebühr.) Zu Folge der vom k. l. Ministerium des Innern im Einvernehmen mit jenen de« Krieges und der Finanzen getroffenen Bestimmung wird Heuer für das Mittagessen, welches der Quartiergeber dem einauar tierten Soldaten vom Feldwebel abwärts bis zum Gemeinen zu verabreichen hat, in Krain der Betrag von 12' kr vergütet. ^ -A m 21. d. M. hat die feierliche Installation des neuen Bürgermeisters von Prag, Dr. Leopold Klaubt» unter äußerst lebhafter Vetheiligung der Bevölkerung statt«, funden. " — (Der „Görzer Zeitung") wird aus Laibach geschrieben: „I m Volte und insbesondere in den vorstädti­schen Schenkstuben will die gegenwärtige ascetische Kommunal Leitung nicht populär werden, da die Musik- und Tanzli. zenzen spärlich und bemessen ertheilt, und die Strafgelder unerbittlich eingetrieben werden. Welch ein nüchterner Fasching mit obligater Polizeistunde steht bevor, so klanglos wird keiner zum Orkus sinken!" — (Die Grazer Studentenverbindung „8I0. ve n^Ä,") veranstaltet am 12. Februar eine Veseda mit Tanz in der^ Puntigamer Vielhalle. — Herr Ivan Toman, Hauptmann der Triester-Territo rialmiliz, hat den päpstlichen St. Georgsorden und von Sr. Majestät die Bewilligung zum Tragen desselben erhalten. — Die tüstenlandische Gartenbaugescllschaft hat ihre Oeneralversammlung in Trieft am 26. d. M. Zur Vcr Handlung kommt auch eine Zuschrift der Görzer Laudwirth­schaftgesellschllft, welche den Vorschlag macht, alle kllstenlän» dischen Landwirthschaftsgesellschaften in eine zu verschmelzen. Auch eine Statutenabänderung kommt zur Bcrathung. — I n Trieft ist ein italienischer Turnverein im Ent­stehen begriffen. Der „?i'imoreo" plaibirt für Errichtung eines „80K0I" in Trieft, was nach unserer Ansicht nicht auf unübersteigliche Hindernisse stoßen tonnte. — (Was machen die neuen Minister?) Auf diese Frage gibt die „Morgenposl" folgende Antwort: Exzellenz Brestl , der Finanzminister, hockt noch zwi­schen. Büchern und Rechnungen und addirt, subtrahirt, multi­plizirt, dividirt auf Tod und Leben. Exzellenz Ber g er, der sich mit keinem Portefeuille abzuärgern braucht, insvirilt täglich das Preßbureau, ohne daß man weiß, woher er selbst inspirirt ist. Exzellenz Glstr a befindet sich vorzüglich auf der Menschenjagd und hat auch noch mit seinem durch den Abschied von Brunn aufgeregten Gefühle zu kämpfen. Plener ist überschwemmt mit Petitionen gegen die Monopole der Eisenbahnen und besonders gegen die gefürchtete Ausdehnung dieser Monopole auf neue Strecken. Exzellenz Herbst stu­dirt die von Hye hinterlassene Zivil- und Strafprozeßord­nung durch und gibt sich unendlich Mühe, sein kritisches Ta­lent in schöpferische Geisteskraft zu verwandeln. Aus alle­dem läßt sich freilich kein Urthcil über die Leistungsfähigkeit dieser Männer treffen, und die Wahrheit ist, daß ganz Oester­reich noch mit der Laterne des Diogenes dasteht, spähend, ob hinter allem geschäftigen Krimskrams und hinter den Wol­ken liberaler Phrasen das Leben wahrer Menschen athmet. — Vom 28. Jänner bis einschließlich 1. Februarfindet die öffentliche Supskription auf das Ungarische Eisenbahn-Anlehen, 709380 Stück 5°/„ Obligationen ä, 300 Franks gegen Ein» zahlung von 215,Franks in Silber, oder in Papiergeld, der Frank mit 48 tr. gerechnet, statt. — Die Ungarn bekommen nun auch noch 150 Millionen Silbe r — Herz mein Herz, was verlangst Du noch mehr. — (Die Voden-Kredit-Anstlllt), von der Anglo« Oesterreichischen-Bank ins Schlepptau genommen, eniittirt — neue Pfandbriefe im Betrage von 5 Millionen. Die Boden­Kredit-Anstallt hat bekanntlich schon Pfandbriefe und „Do» mänen" emittirt, welche Papiere schon lange auf einen giln« stigen Wind, der sie heben würde, warten. Aber sie fol» gen vielmehr hartnäckig dem natürlichen Gesetze der Schwere; denn eben diese Pfandbriefe sind feit 6 Monaten um eben soviele Gulden und mehr gefallen. Verstorbene. Am IL. Jänner. Fräulein Anna Krautforft, l. l. R^„ Am 18. Jänner. Thomas Veslaj, Url»uber, »lt ^ -tty«, im CiVilspital, an der Lungentuberculose. Ursul« 6°^" , -7'"°?' nenn, alt 74 Jahre, in der Kapuziner-Vorstadt Nr. 4, "' °" um. lräftllng. . Am 13. Jänner, «uzi» Friedlich, Private, »lt «2 Iah«, in, Clvilspital, an Erschöpfung der Kräfte. Mari« Kuschet, Kaischler«. Witwe, alt 6L Jahre, in der P°Ij»n»-Vorstadt Nr. ?8, «N del Lun« genlühmüng. Am 2U. Jänner. Dem Anton Novak, Fischer und H»u«besitzet, seine Gattin Gertraud, alt 54 Jahre, in delKratau-Vorstadt Nr. 36, und Herr I°scf Schwinqshakl. Kupferschmiedmeister und Realitäten« besitz«, alt L0 Jahre, m der Sl. Peter-Vorstadt Nr. 151, beide «n der Lungenlähmuilg. Anton Aubel, T»g!öhnei, LI Jahre alt, im Civilspital. an Erschöpfung der Kräfte. Ioh»nn» Nresquar, Ableberm, alt 85 Jahre, in der Tirnau-Vorftadt Nr. 35, an der Lungemntzund. Am 22. Jänner. Frau Agnes Wolschat, Ableberswitwe, »» 68 I»hre, in der Kapuziner-Vorstadt Nr. 68, an Altersschwäche. Dem Herrn Caspar Doberleth, Vürger, Haus- und Grundbesitzer, seine Gattin Theresia, alt 62 Iah«, in der Tirnau-Vorftadt Nr. 31, «>i Erschöpfung. Dem Herrn P»ul Ilerschitsch, gewes. Steuereinnehmer, fem Kmd Am»li», alt 7 Monate, in der Stadt Nr. 200, »n Fraisen.