Vereinigte Latbach er Zeitung. Freitag den n. Iuny 1619. V^<^^ Inland. 3 l l y r i e n. Angekommene Schiffe inTriest am 25ten und 26ten Mai. H^ie österrelchlsche Brigantine, der Samstag, von ,79 Tonnen, Capuan Luc. Medanich, von Genua in 24 Tagen (leer)/ auf Rechnung von Graziadio Minerbi. Das österreichische Dampfboot Caroline, von Venedig mit 17 Reiftnden. Mehrere Barken. O st e r r e i ch. Wien. Se. k< l. Majestät haben vermöge allerhöchster Entschliefsimg aus Neapel rom 14. Mai 0. I., die durch den Tod des Carl Andrioli bereits seit einiger Seit erledigte Stelle eines laiserl. Agenren für die geistlichen Angelegenheiten zu Rom, dem dortigen k. k< Bothschaftsrathe, Wilhelm v. Genotte, zum Beweise der allerhöchsten Znfriedenheit mit seiner bisherigen Dienstleistung, und der von demselben provisorisch versehenen Agentie-Geschäfte; unter Bei-belassung seiner Anstellung bei der k. k. Bothschaft, in Gnaden zu verleihen geruhet. (W. Z.) . T y r 0 l. Innsbruck, den 2. Juni. Die Zahl de« Engländer welche in unserer Stadt von Zeit zu Zeit ankommen, war noch niemals so bedeutend, wie jetzt. Gegen Ende der vorigen Woche verdrängte «in Wagen den andern und mehrere Gascho'fe waren Git diesen Fremden besetzt; ihr Aufenthalt dahier ist jedoch von keiner langen Dauer und ihre Lebensweise ökonomischer, als sie noch vor Jahren war. Sie kommen alle aus Italien, woselbst sie den Winter und den Frühling zubrachten, und reifen von da theils in die Schwei;, theils nach Demschland. Man erfährt von ihnen, daß wahrend der Zeit, als II. MM. der Kaiser und die Kaiserinn von Osterreich in Rom sich aufhielten, über 4«,c>oo Fremde nur allein von ihrer Nation daselbst zugegen waren. (B. v. T.) Ausland. Italien. Rom, den 25. Mai. Am Himmelfahrtstage wurden zwei Heiligsprechungs-Dekrete publicirt, nämlich jene von den zwei Dienern Gottes, dem seeli« gen Johann Joseph, aus dem Orden des heil. Peter von Alcantara, und von dem seeligen Johann Baptist, Stifters des reformirten Ordens der heil. Dreifaltigkeit zur Erlösung der Sklaven. — Dieser Tage wurde in der Hauptkirche des Vatikans das von dem berühmten Künstler Ritter Canova verfertigte Grabmal der letzten drei Sprößlinge aus dem ' königl. >yause Stuart aufgedeckt. Alle Kenner und Liebhaber der Künste bewundern dieses ganz von kar-varischem Marmor ausgearbeitete Meisterstück. — Die Hauptmaschine, welche bei den Nachsuchungen in der Tiber gebrauchb wird, soll in wenigen Tagen in das Wasser gelassen werden^ Künftigen Monath wird sicher der Anfang mit dieser Unternehmung gemacht werde,,. (B. y. T.) 29" ^ S^ ch w e l tz. / Vas ^u Bern seit Menschengeden^en unerhört «war, das geschah binnen wenigen Jahren zum zweiten Mal, daß Menschen durch einen Sprung von Her Mauer des großen Kirchhofes (wo einst mit 5cm Student Weinzäpfii ein Pferd heruntersprang, ohne daß der Reiter Schaden nahm) ihr Leben auf eine schauderhafte Weise endeten. Zuerst geschah es im August »6l5 durch eine Weibsperson im Zuchthause, ,«nd am ii. dieses wieder durch einen Landmann von Uzenstorf; er war in der Stadt als mehrerer Diebstähle verdächtig angehalten worden, -wurde dann ''Von einem Landjäger begleitet, um verschiedene nähere Erkundigungen nn Ort und Stelle einzuziehen; unter dem Vorwand, jenem ein Haus an der Matte zu bezeichnen, dessen Bewohner ihm einige Batzen schuldig sei, welche er dem Landjäger für seine Rech? nung zu beziehen ersuchte, damtt er in der Gefangenschaft nicht ganz ohne Geld bleibe, führte er diesen auf den Kirchhof, sprang Aber die Mauer, und M neben einer Frau, .die vor ihrem Hause .arbeitete, und mehreren andern Personen, die eben vorbeigingen, zerschmettert zu Boden. (Ostr. Beob.) D e n t s ch l a n d. Am i^. Mai ist von bl'M königl. Würtember-glschen Ministerium des Innern folgende Verfügung «rlassen worden: Die königl. Niederländische Regi^-. rung hat sich veranlaßt geflMden,die im Jahre 1617 getroffenen Maßregeln -zu erneueru, wornach diejenigen Auswanderer und -in .Rotten reisenden Ausländer, welche sich in einem Niederländischen Seehafen nach den vereinigten Nord - Amerikanischen Freistaaten einschiffen.wollen, nur dann -auf dem Niederländischen Gebiethe zugelassen werden, wenn sie durch zuverlässige Einwohner dieses. Königreichs hinlängliche Sicherheit leisten können, dos; sie die erforderlichen Mittel für ihren dortigen Aufenthalt vis zur Einschiffung besitzen." Kürzlich hatte in Dillenburg ein Zusammentritt von Forstwirthen aus mehreren Deutschen Eraaten in der Absicht Statt, den Grund zu eincm forstprac-tischen Verein für Deutschland zu legen, bissen Bestimmung ift, die Beobachtungen, Erfahrungen und Vers.l 5e der practiscl>?n Forsttvlrthe auf einen Verei« nigungsp.mct zu leiten, und dadurch die Cultur, Pflc-He und Benutzung d«-Wälder, im möglichsten ttni-fange in einem Zeitpunkte zu fördere, wo das Forste wescn den ,allgcmei,Vpnctärs -devRe iwenter sind 10,000 (5uld. ausgesetzt; wer ist denn Proprietär, W(H1N es der Staat nicht ist ? Diesem sollte inan daher die «0,000 Guld. zurückgeben, oder kurzer, er soll sie gar nicht nehmen; für einen General- Lieutenant, der gar nicht existnt,, sind 8000 Guld. angesetzt, ferner /77/0ao Guld. für Commando's, und dann, wieder eine eigene Summe für Commendantschaften. Soll denn zwischen bsiden ein so großer Unterschied seyn. Die Infanterie kostet 2,700,00a Guld.; mag sie nnmer so viel kosten, man soll sie eher erhalten, als die Zahl der Rathe und Assessoren im Administra-tiv-Collegium. Die Cavallerie kostn so viel als die Infanterie. Das ist wieder kein Verhältniß. Um einzelne Ersparungen vorzuschlagen, -müßte man das kleinste Detail kennen, indessen sieht man es unsern Soldaten an, dasi sie so viel kosten; es kommt ihnen aber nicht zu Gute, Es gibt eine Menge unnö-thigen Lly-us bei unserm Militär: die Waffen sind der Schmuck der Soldaten, nicht seine Kleidung? das 'vergißt man- Die Artillerie kostet jährlich 260,000 Guld. Dagegen das Armee - Fuhrwesen 250,000 Guld; da muß entweder die Artillerie in sehr schlechtem, -oder dasFuhrwesen — und das sieht n,an ihm nicht an — in sehr gutem Zustande seyn-. Nlln sollte man meinen, Anse« fahrenden Batterien wären wohl bespannt; sie sind es aber nicht:c. (W. Z.) Die Anzahl der Studirenden, welche dießmal die Universität zu Leipzig besucht, ist sehr groß, tmd es tounnen noch alle Tage dergleichen an. Der Hofrath Wieland hat so eben seine Professur der Ge-fchHte niedergelegt. Professor Jörg hat eine Schrift über deutsche Univcrsicät?n herausgegeben^ welche viel Aufsehen macht. Sie führt den Titel: Aphoristische Winke zur richtigen Beurtheilung deutscher Universitäten, und zur Beherzigung bei jetzigen zeitgemäßen Verbesserungen derselben. (Osir. B.) Preußen, öffentlichen Blättern zufolge hat der Hofrath Beckedorss, von Sr. Maj. dem KFnige von Preußen, zum Beweise semerZufriedenheit mit dessen Schrift: An die deutsche Iugeud. Über der Leiche des ermordeten August v. Kotzebue, ein schmeichelhaftes Schreiben nebst einer Medaille erhalten. Öffentlichen Nachrichten zufolge soll der Prozeß des Hrn. v. Massendach entschieden, und derselbe cassirt nnd zu ^jährigem Festungsarrest verurtheilt seyn. (Ostr. B.) Bey Gelegenheit eines ländlichen Festes, zu welchem der König am 28. Mai die königl. Fann-lie auf der Pfaueninfel versammelt hatte, haben Se. Majestät durch eincn zufälligen Stoß eine Verletzung im Gesicht erhalten/ die jedoch keine nachtheilige Folge für des Konias Gesundheit besorgen, sondern vielmehr die baldige Wiederherstellung hoffe» läßt. »36 Preußen haben dem Nufe des Königs Folge geleistet, und Jena verlassen. Schon früher wäre« (wie die Berliner Zeitung meldet), -ohne den Befehl ihrer Regierungen dazu abzuwarten/ die Osterreichee und Griechen abgezogen. (Wdr.) F rankte i ch. Hr. n. Valabregue, der Gemahl 5er Mme. Catalani, befindet sich gegenwartig zu Paris, um dort ein Haus zu kaufen. Mme. 'Catalani ist Wil« lens? sich in Paris niederzulassen; will aber, wie em Pariser Blatt hmzufügt/ weder auf der Bühne, noch in Concerten mehr auftreten. (Ostr. B.) Das Journal de Paris erklärt es für gewiß, t>aß am 25. August die Krönung des Königs vor sich gehen werde. Schon seien alle Anstalten dazu getroffen, und die zur Anordnung des Ccremoniels'nie-dergesetzte Commission hat ihre Arbeiten beendiget. Unrer den in der Sitzung vom 21. Mai vorgekommenen Bittschriften war auch die eines Soldaten, der beide Arme verloren, und seine Schrift an die Deputirtenrammer mit dem Munde geschrieben hatte. Eine Karavane von 42 Wiedertäufern aus dem Elsaß reisete durch Paris nach Havre, um sich dort nach New- Vork einzuschiffen. Diese Wiedertäufer winden im Elsaß tmd in der Franchc Comt^ als vorzüglich gute Randbauer sehr geschätzt. Ihnen verdank- '92 ten die östlichen Provinzen die Einführilng der künstlichen Wiesenculrur und der Erdcpfcl i>n Großen. Nun verlassen sie sichere Vortheile und einen keineswegs undankbaren Boxern, um, ganz der menfchli: chen Natur gemäß, ein geträumtes Glück in einem fremden Welcrheile aufzusuchen. (Wdr.) Großbritannien. Als eine beinahe beispiellose Thatsahe berichtet man die Schnelligkeit der Correspondenz von der Liverpooler Kaufmannschaft mit jener von New-Aork, in Nordamerika. Am ä. April segelre der Tri« ton von Liverpool ab, und macht? die Überfahrt in achtzehn Tagen. Nach einer eben so schnellen Fahrt langte der Hectoc am 14. May zu Liverpool an, und überbrachte die Antworten auf jene triefe, welche der Triton 4« Tage vorher mit sich genommen hatte. (Wdr) Am »g. v. M. begegnete dem persischen Botschafter «uf seinem Spatzierritte in Hyde - Park ein Unfall, welcher ernsthaftere Folgen hätte haben können. Das Pferd eines Stallmeisters, welcher neben demBotschaf-ter ritt, schlug aus, und versetzte demselben einen tüchtig.'N Schlag ober dem Knöchel. Beim Nachhau-sekommen verband sich der Botschafter die Wunde selbst; er brachre die Nacht sehr unruhig zu, befand sich aber am folgenden Morgen et.vas besser, «hne jedoch das Bett verlassen zu können. (Ostr. V.) Am i5. May starb zu London John Scot 5n einem Alter von 104 Jahren. Dieser Mensch war fast ganz London bekannt; ersaß taglich am St. Pauls Kirchhof, sammelte dort 4g Jahre lang Almosen, und hinterließ beinahe iona Guineen in Gold, die er alle in seinen Lumpen am Leibe eingenäht hatte. ' (Wdr.) Vermischte Nachrichten. Allenthalben wird Die fortdauernd schöne und fruchtbare Witterung gerühmt, von Getreidhänd-levn aber bedauert. Aus Italien wird geschrieben, man sehe ein'c überaus reichen Ernte mit Besorgniß enigegen , weil in Liyorno und in mehreren Häfen ungeheur-e . GetreldTVorräthe unmöglich , sey und wod'N'ch mehrere Häuser zu Grunde gehen müßten.— Um Frankfurt am Mayn stand schon in der Mitte des May (dort ungewöhnlich früh) das Korn in voller Blüthe. — Um Me.n-mingen, Kempten, Ulm:c. stehen die Saatfelder so herrlich, daß wohl die Ernte des Roggens und der Wintergerste sehr nahe an die Heuernte gränzen dürfte. Unter dem Obst scheinen die Birnen in diesem Jahr am besten zu gerathen; also auch in diesem Punkt scheint die Witterungs - Voraussagung des Professors Dittmar in Berlin sich zu bewähren. — Am Rhein geben der Weinstock und die Obstbäume die schönste Hoffnungen, nur die Kirschen haben hier und da durch den Frost zu Ende des Aprils etwas gelitten. In der Gegend von Tübingen hat man gegen die spaten Aprilfröste durch das Räuchern die Weinberge und Obstbäume geschützt. Nur erst in der Nacht vom 3o. April auf den 1. May, da nicht mehr geräuchert« wurde, sind um Tübingen alle Weinberge ohne Ausnahme ganz, das Obst in den Thälern zum größren Theil erfroren; nur auf den Höhen blieb das Obst unbeschädigt. Das Räucherii wirkt dadurch, daß, so zu sagen, eine Nebeldecks über die Pßanzen gebildet wird, welche das schnelle Anprallen der Sonnenstrahlen und zu schnellen Übergang zu einer höheren Temperatur verhindert, deßwegen muß man dieFeuer nicht hell auflodern l lssen, sondern durch Bedeckung derselben mit Rasen und nassem Mist nur vielen Rauch hervorbringen. — In Frankreich hatte man wegen der .letzten Aprilfröste ein bedeutendes Steigen der Weinpreise befürchtet. Da aber diese Fröste keinen Schaden angerichtet haben und die Aussicht auf den Herbst sehr schon ist, so eilen die Weinhandlcr, ihre Vorräthe abzusetzen, und es wird. täglich eine ungeheuere Menge Wein zum Verkaufe nach Paris gebracht (Wdr.) Wechsel-Cours in Wien vom 5. Iuny »8,> ConventionSmünze von Hundert 2HÜ 2j3 Gedruckt bey Ignaj Aloys Edl«np«n Kleinmayv.