2SS3V Die aufe an km amca. Epos Uranos krsssrn, deutsch Heinrich Penn. Laibach, 1866. Dem Wackern Patrioten, Herrn Dl^. IL0O6V9.1' Präses der lilnlnirri in Litsi, v e r e h r u n g s v o l l gewidmet. I * 6 Sechs Monde muß das Blutvergießen dauern, Muß der Slovene seine Brüder morden, Wie ist der Menschen Blindheit zu betrauern! Wo Schwert und Beil zu Schanden selbst geworden, Da droht des Schlosses Pforte zu besiegen Der Hunger, der noch nie bewältigt worden. Nicht wird die Noth von Črtomir verschwiegen: „Dem falschen Glück" — so spricht er zu den Seinen — „Und nicht dem Schwerte müssen wir erliegen. Ich habe wenig Nahrung für die Meinen, Da ohne Hilfe wir uns lang geschlagen — Wer sich ergeben will, ich halte Keinen. Wer leben mag in dunklen Knechtschaftstagen, Den Nächten gleichend, trete frei zur Seite. Soll nur bis morgen sein Geschick ertragen. Ähr Helden aber gebt mir das Geleite, Ähr, deren Schultern sich nicht beugen wollen! In seine Zelte eilt der Feind vom Streite, Die Nacht ist dunkel, Donnerschläge grollen, Nah' liegt der Wald, den in des Sturmes Dröhnen Wir unbemerkt noch heut erreichen sollen. Der größte Theil der Welt gehört den Söhnen Der Mutter 8Invu — hin, wo ihre Kinder Durch freie Wahl Gesetz und Glauben krönen! Doch rufen uns die Götter, ist gelinder Äa selbst die Nacht im schwarzen Erdengrunde, Als Heller Tag im Sold der Ueberwinder!" — Niemand verläßt ihn trotz der schweren Stunde, Es greift in Eile Äeder stumm zur Mehre, Denn keinen Feigling gibt es hier im Bunde. Kaum gähnt das Thor, entbrennt der Kampf, der schwere, Doch ist's kein Kampf, ein Schlachten nur in Massen, Walhun umfängt sie mit dem ganzen Heere. 7 Auch er hat sich auf ihren Schlaf verlassen, Versucht des Schlosses Wälle unvermuthet Zu übersteigen und den Feind zu fassen. Doch als zu höchst des Sturmes Woge flutet, Gellt um das Thor der Wachen Ruf voll Grausen Und Mann auf Mann im Kampfgetöse blutet. Wie sich der Gießbach mit des Sturmes Sausen Zum Thale stürzt von steilen Bergeslehnen, Und seine Wellen alles wild umbrausen, Was widersteht, und wachsen und sich dehnen, Und nimmer ruh'n, bis sie den Damm bezwingen; So faßt Walhun die heidnischen Slovenen! Er endet nicht, bis unter Christenklingen Des Letzten Herzblut floß, und alle starben, Die also treu am alten Glauben hingen. Auf Leichen glüht der Morgen, purpurfarben, Wie er zur Zeit der Ernte hell beschienen Im Feld des Heidekorns und Weizens Garben. Die Hälfte jener, welche Christo dienen, Hat mit der Heidenschaar den Tod erduldet, Doch sucht Walhun vergebens unter ihnen Den Jüngling, so dies Morden all' verschuldet. 8 Mause. Die dunkle Nacht beschloß den Kampf, es ruhten Die Männer hier und Wetterwolken oben, Der Triglav strahlt im Gold der Morgengluthen, Als graves Haupt der Gletscher Krains erhoben, Still liegen des Woheiner Sees Fluthen, Spurlos verschwand des äußern Sturmes Toben, Nicht ruht der Welse Krieg im Wasserschlunde, Und andre Räuber kämpfen tief im Grunde. Doch ist" der See, wohin du dich gewendet, Nicht, 6rtomir, dein Bild? Den Reigen Des äußern Krieges hat die Nacht geendet, Doch kann der Sturm in deiner Brust nicht schweigen, Nur schlimmer ist der alte Wurm entsendet, Und lehrt mich recht Erfahrung, die mir eigen, So nagt er mehr, blutgierig, unablässig Erneut sich der Harpyen Wuth gefräßig. Die Pfeiler der Slovenen sind zertrümmert, Des Heimatbrauches Satzungen zerschlagen, Im Land hat Tassilo das Joch gezimmert Den Söhnen Slava's, die darunter klagen, Das Glück in Krain den Fremdlingen nur schimmert, Daß aufrecht sie das Haupt voll Hochmuth tragen, Doch wirst du, um der Wunden Brand zu heilen, Des Cato Loos von Utica nicht theilen. 9 Das graue Haupt der später« Jahre findet Die Kraft nicht mehr zur Last, die es betroffen, Doch in der Jugend festre Netze winvet, Worin^uns hält das trügerische Hoffen, Was Ortomir dich an das Leben bindet Liegt nur in den vergangnen Tagen offen, Wo nicht allein der Glaube deiner Lieben Nach Veldes auf die Insel dich getrieben. Die Insel, ragend aus der Wellen Runde, Jetzt fromm geweiht als Wallfahrtsort Marien, Sieh' Riefengletscher stehn im Hintergründe, Von schönen Feldern, die nach Vorne ziehen Da giebt Schloß Veldes dir zur Linken Kunde, Rechts siehst du Hügel hinter Hügel fliehen, Land Krain hat keinen schönern Ort zu weisen, Wie hier, als Bild des Edens ihn zu preisen. Dort war zu Zeiten örtomir's zu schauen Der Göttin Äva Bild auf Liebesschwingen, Der Jünglinge die Seufzer anvertrauen, Der Weinen ihr und Lachen eilt zu bringen Ihr lieben Mädchen, Waffen, die euch Frauen Unüberwindlich stets den Sieg erringen. Mit seiner holden Tochter weilt am Orte, Und schließt und öffnet Staroslav die Pforte. Die Tochter Bogomila, schön wie Keine, Nur Hero auf Abidos gleich zu nennen, Aus Blick und Wangen flammt der Unschuld Reine, Sie selbst will ihre Schönheit nicht erkennen, Ter Schmeichler Wort, das lobend nennt die Eine, Macht ihr das Herz in Hochmuth nicht entbrennen, Kaum sechzehn Jahre binden sie an's Leben, Ihr junges Herz ist Keinem noch ergeben. 10 Den allen Brauch der Väter fromm zu hegen Läßt Grtomir das Schiff zur Insel lenken, Mit Erstlingen an Frucht und Heerdensegen, Vom Schloß, die Göttin opfernd zu beschenken. Wie er damit der Jungfrau tritt entgegen, Trifft ihn, eh' er gefaßt, daran zu denken, Der Liebespfeil aus ihres Auges Glühen, Daß unauslöschlich Flammen ihn durchsprühen. O Heil dir, Heil dir, Ortomir, entzündet Von deinem Anblick steht die Jungfrau lange, Bewältigt von Entzücken, dir verbündet Senkt sie den Blick, ihr Wort erzittert bange, Wie Morgenroth, das Hellen Tag verkündet, So röthet Purpurglanz die bleiche Wange, In deine Hand sich ihre Hände falten, Von unbekannter Macht zurückgehalten. Ein andrer Sänger mög' sein Lied erheben, Daß er ein Jahr des Glückes voll euch Preise, Wie örtomir zum See sich oft begeben, Der Vater sich verjüngt in ihrem Kreise — Dem nicht wie mir die Freude fremd im Leben, Die Liebe in der Brust entzündet leise, Den Taumel, der so rasch entflieht, wie blendet, Vom Trennungsschmerz vertrieben und geendet. Schon Grtomir mußt du dein Glück verlassen, Hörst du nicht laut die Klänge der Trompeten? Es treibt Walchnn mit sich die wilden Massen, Ergrimmt die Tempel Gottes zu zertreten; Des Glaubens Schilde ziehn heran die Straßen, In dem die Mutter dich gelehrt zu beten, In dessen Dienst das Mädchen sich befindet, An welches jetzt dich reine Liebe bindet. 11 Wie schwer und bitter ist die Scheidestunde! Die heißen Thränen netzen ihre Wangen, Es will der Mund nicht lassen von dem Munde, Sie halten sich, wie eines Leib's, umfangen, Der Vater kann nicht bergen tief die Wunde, Zerdrückt die Thränen, die im Auge hangen, Als er das Paar versunken sieht im Leide, Und weiß, es findet sich kein Trost für Beide. Ich würde an des Sieges Ruhm sie mahnen, Wär' Hoffnung, zu erringen ihn, vorhanden, Zu mächtig ist entlang der Kanker Bahnen Nach Krainburg von der Drau Walchun erstanden, Wohl trügt den Helden nicht des Todes Ahnen, Sieht Volk und Glauben rettungslos in Banden, Die Botschaft kommt, wie Dorf und Tempel brennen, Nimm Ortomir das Schwert, du mußt dich trennen! Am Sieg verzweifelnd, geht er hin zu kriegen, Den echten Helden würdig zu vergleichen, Denn wo er kämpft, mit Todeswunden liegen Am Haupte, blutend viel der Feindesleichen, Aushauchend ihre Seele unter Siegen, Doch weder Schwert noch Mauer wehrt den Streichen, Und rettet nicht der Ahnen Götterschaaren, Kann vor dem Tod die Brüder nicht bewahren. So steht er, am Woheiner-See bezwungen, Aufs Schwert gestützt und sieht die Klinge bluten, Von schrecklichen Gedanken wirr durchdrungen, Ermißt sein Blick den tiefen Grund der Flutheu Blind hat er gegen sich den Stahl geschwungen, Da faßt ihn Etwas, daß die Hände ruhten — Dein Bild wars Bogonüla, das ihm eben Aus wildem Kampfe das Geleit gegeben. 12 Ihr Bild zu sehen er noch einmal federt, Den Ort zu grüßen, der umfaßt sein Lieben, Ob sie bestand den Krieg, der sie umlodert, Ob ihm bis jetzt getreu ihr Herz geblieben, Ob sie vielleicht im kühlen Grabe modert Der Sieger ihm die Braut geraubt, vertrieben, Ihr Loos ob todt, ob lebend, muß er kennen, Kann sich zuvor nicht von der Erde trennen. Ein treuer Fischer naht vom andern Strande, Der Selbstvergessenheit ihn zu eutschlagen, Und warnt, die Christen suchen ihn im Lande, Und die Gefangnen dulden schwere Plagen, Er läßt nicht nach bei seinem Widerstande Es soll der Kahn sie leicht hinübertragen, Wo sicher und des Feindes bar die Orte, Und Örtomir folgt endlich seinem Worte. Zum Rand des Sees fahren sie geschwinde, Wo brausend münden der Savica Wellen; Der Hände Arbeit fördern günst'ge Winde, Das Schifflein fliegt, dem Vogel gleich, dem schnellen, Der Fischer späht, damit kein Feind sie finde, Eilt in den Schatten seinen Kahn zu stellen, Und als der Hunger sich beginnt zu melden, Der Tasche Inhalt bietet er dem Helden. Der sinnt auf Lohn, doch ging sein Geld zu Ende, Da fällt ihm bei, daß insgeheim seit Jahren Ihm Staroslav's und Bogomila's Hände Noch eine Saumlast Goldes aufbewahren. Er ruft den Mann, daß er sein Schifflein wende, Um zu den Beiden unverweilt zu fahren, Mit einem nur dem Paar bekannten Ringe, Und ihm ein Bierttheil seines Goldes bringe. 13 Er möge dort nach Bogomila fragen, Ob sie den Tag noch schaut, und noch am Leben, Ob sie bewacht der See in bösen Tagen, Ob sie in ein Versteck sich fortbegeben, Und welcher Weg als sicher einzuschlagen, Hin wo die Theure sich geflüchtet eben, Beim Fall Savica's nm die Morgenstunde Harrt er der guten oder bösen Kunde. Und als der Fall ihm donnert an die Ohren, Gedenkt er, wie den Uferrand erschüttert, Doch weiter flußab träge sich verloren Die Fluth, vor der die Wand des Berges zittert, Zum Himmel spritzt ihr Schaum, den Wuth geboren, Und Baum und Fels wird unterwühlt, zersplittert, So stürmt hinaus, so bändigt seinen Willen Der Jüngling später — denkt der Held im Stillen. Ein leis Gespräch erweckt ihn aus dem Schweigen, Und reichbeladne Männer sind erschienen, Des Fischers Antlitz grüßt ihn aus den Zweigen, Ein fremder Mann zieht auf dem Pfad mit ihnen, Talar und Stola ihn als Priester zeigen Von jenen, so dem Nazarener dienen, Die Rechte faßt das Schwert, den Feind zu morden, Als Bogomila Plötzlich sichtbar worden. „O Bogomila, an mein Herz, mein Leben! Nun sind vorüber Sorge, Qual und Leiden, In Seligkeit all meine Fiebern beben, Ich soll dein blühend Antlitz nimmer meiden! O mög' uns jetzt des Sturmes Wuth umgeben, Der Himmel sich mit Wolken überkleiden, Nicht frag' ich, was auf Erden vorgegangen, Da meine Arme dich beglückt umfangen!" 14 Doch seinen Armen sich entwindend leise, Zum Sitz den Stein erwählend, nah dem Orte, Spricht sie entschlossen, doch in milder Weise Zum liebentflammten Jüngling diese Worte: „Allein zieh Jeder seines Lebens Reise, Kein Bund, die Trennung werde uns zum Horte, Damit sich unsre Wege einst verbinden Bin ich an diesem stillen Ort zu finden." „Ich wurde Christin, komme dir zu sagen, Daß wir der Götzen falsche Lehre hassen, Sie fiel, wie Nebel an den Sonnentagen, Der alte Vater hat sich taufen lassen, Im Grund des See's liegt 2iva's Bild zerschlagen, Dem Dienst Mariens^ widmen sich die Massen, Und wie erkannt ich Grtomir die Wahrheit, Aus meinen Worten werde dir's zur Klarheit:" „Oft dacht' ich einsam an der Jnselstelle, An welcher wir beim Scheiden uns gesehen, Ob gleichend der vom Sturm verjagten Welle Auch unsre Liebe einstens wird vergehen, Der Wunsch, ob glühend er die Herzen schwelle, In kühler Erde müsse rasch verwehen, Ob keinen Ort es giebt, der Sterne keinen, Wo Herzen sich in Liebe stark vereinen." „Als du getrost dich in den Kampf begeben, Ließ das Gefühl mich jede Ruh vermissen, In ewiger Gefahr dein theures Leben, Und jeden Pfad zu dir versperrt zu wissen, Kein Trost, im Schmerze stark mich zu erheben, Kein Ausweg für das Herz, von Leid zerrissen, Fast wäre ich verzweifelt ob der Sorgen, Und sehnte aus der Nacht mich nach dem Morgen." 15 „Einst ging ich forschend nach dem Glück der Waffen, Und ob kein Friede noch in unfern Gründen, Ich sah die Menge sich zusammenraffen, Und diesen Priester Gottes Wort verkünden, Er lehrte, daß uns Alle Gott erschaffen, Doch Adam in die Welt gebracht die Sünden, Daß Gottes Sohn als Mensch für uns gestorben, Den Völkern die Erlösung mild erworben." „Daß sich der wahre Gott nennt Gott der Liebe, Daß er als Kinder liebt die Menschen alle, Daß zur Versuchung uns die Erde bliebe, Jedoch zum Heimatland des Himmels Halle, Daß Freuden, wie des Unglücks schwere Hiebe Nur Gaben seien, wie es ihm gefalle, Daß er zu sich dort seine Kinder lenke, Und mit Verderben Niemanden bedenke." „Daß Gott im Himmel Alle nennt willkommen, Wo ohne Wolken seiner Glorie Strahlen, Kein Aug hat je gesehn, kein Ohr vernommen Der Auserwählten Wonnen sonder Zahlen, Des Leibes Bürde fällt, und was beklommen Sich Jeder wünschte, wird erfüllt zumalen, Vereinigt nach dem Rathe Gottes werden, Dort Alle, die sich einst geliebt auf Erden." „Und als ich heimwärts lenkte meine Schritte, Ereilte mich der Mann, der dieses lehrte, Erzählte, grüßend mich nach seiner Sitte, Daß er Druide war und sich bekehrte Zum wahren Gott, den er in unsre Mitte Zu künden komme, wie er nun erklärte; Und wünscht mit heim zu gehn, da rings die Orte Ihm fremd, und uns bereits die Nacht umflorte." 16 „Mir und dem Vater weist er dort mit Gründen, Was die Propheten einstens prophezeiten, Wie uns von Adams und von Evas Sünden Des Blutes Quellen auf dem Kreuz befreiten; Des jüngsten Tages Schrecken hört ich künden, Die Wunder, die als Glaubensbürgen schreiten, — Und als wir, was zu wissen noth, vernommen, Ließ er uns gläubig dann zur Taufe kommen/' „Doch eine Sorge wollte nie vergehen, Daß Du von Jenen, welche Gott verfluche, Oft habe ich Dein bleiches Haupt gesehen Im Traume, liegend auf dem Leichentuchs, In letzter Stunde noch erklang mein Flehen, Daß Deine Schuld den Himmel nicht versuche, Der Priester lehrte, heilend meine Wunden, Daß im Gebet muß jedes Herz gesunden." „Oft ließ ich einsam meinen Ruf erschallen, Den Menschen fern, bat ich um Schutz Marien: Verderbe nicht im Zorn ihn, Herr, mit allen, Nicht Bosheit — Jrrthum hat ihm Trotz verliehen. Laß in die Hand des Feindes ihn nicht fallen, Bis er bekehrt und Du ihm mild verziehen. Und seltsam bliebst Du jene Nacht erhalten, Die Deine Brüder mit dem Leben zahlten." „Erwache, Ortomir, aus Deinen Träumen, Den langen, schweren Jrrthum abzulegen, Den Pfad verlasse, den die Nächte säumen, Nicht stelle Gottes Wohlthat Dich entgegen, Der Güte Tage mögst Du nicht versäumen, Daß wir vereinigt ziehn auf unfern Wegen, Und Liebe, die nicht Trennung kennt, erglühe, Uns nach dem Tod im Himmelstempel blühe." 17 titonUi. „Wie soll ich Lieb' und Sorge Dir vergelten, Die, Bogomila, Du gelitten lange? Wie all die Freuden, die das Herz mir schwellten, Die Deine Liebe schuf mit heißem Drange? Bis nicht die letzten Tropfen Blut's verquellten Und mich des Grabes dunkle Nacht umfange, Zst dienstbar Dir mein Glauben und mein Leben, Sind Thaten und Gedanken Dir ergeben." „Wie könnte ich Dir einen Wunsch versagen, Und Deinen Worten nicht Gewährung schenken, Jedoch der Wunden, die Walchun geschlagen Mit Schwert nnd Pfeilen mögest Du gedenken, Der Christen, die in Krain seit all den Tagen Mit Blut von Tausenden die Erde tränken, Und sag', muß ich als bösen Gott nicht kennen Den Gott, den Jene Gott der Liebe nennen?" Der Triester. „Den Menschen Frieden, die auf Erden wohnen! — Bei Ankunft des Messias aus den Reihen Der Engel klang es auf den Wolkenthronen, Daß wir die Söhne eines Vaters seien, Die Menschen Brüder — Brüder die Nationen, Er lehrt, daß wir uns lieben und verzeihen — Walchun ist's, der nach seinem Kopfe wandelt In Blindheit, nicht nach Gottes Willen handelt." trtomir. „Des Glaubens, der uns einigend erschienen, Nicht dieses Glaubens will ich mich erwehren, Ich weiß, daß jene, die den Götzen dienen, Sie selbst erschufen, so wie ihre Lehren, Der Krieg hat sie zertrümmert, doch in ihnen Mußt' ich die Satzungen der Väter ehren, Und soll die Taufe mich mit dir verbinden, Wann wird das Band der Ehe uns umwinden?" 2 18 voKONlils. „Nur wenig Tage find der Rose eigen, Wenn auf sie fällt der Reif in Frühlingsstunden, Wenn sie noch blühend sich dem Schnee muß neigen; So hat die Maid mit frühen Herzenswunden — Wie kurz der Weg durch unsres Lebens Reigen — Für ihren Frieden bald den Tod gefunden. Lohnt sich Vereinigung für wenig Tage, Daß ewig neu man vor der Trennung zage? „Auf daß vom grausen Tode Du'gerettet Und Gott im Paradiese mich voll Güte Mit Dir, Du Theurer, ewiglich verkettet, Ließ ich zurück den Wunsch, der mich durchglühte, Ließ ich das Glück, das selig mich gebettet, Entsagte ich dem Bunde, der uns blühte, Es ward erhört mein gläubiges Verlangen, Drum darf ich nimmer Dich als Braut umfangen." „Gott schwur ich ewig Keuschheit zu bewahren, Und Jesum und Marien treu zu lieben, Es leuchte, was gegeben mir an Jahren, In Himmelshoffnung und in Sehnsncktstrieben, Und weder Zwang vermag es, noch Gefahren, Daß schnöd ich meinen Heiland soll betrüben, Dem Bräutigam des Himmels treulos werden — Drum kann ich Deine Braut nicht sein auf Erden." „Der Ehe Glück kann jener nicht erleben" — Der Priester spricht's, zu Ortomir gewendet — „Der handelnd, so wie wir mit frevlem Streben Den Samen in die Zeitcnfurchen sendet, Denn hätte Schutz mir nicht Dein Schwert gegeben, Wie als Druide ich das Volk geblendet, Der falsche Glaube wäre längst vertrieben, Und manche Witwe wäre Weib geblieben." 19 „Nach Aquileja zieh' vom Berge nieder Zum Patriarchen — treibt Dich an verwegen Der Geist, zu retten die verdorbnen Brüder, So gibt er Dir, gleich mir, den Priestersegen, Im Morgenland winkt reiche Ernte wieder, Versäume nicht, den Samen dort zu legen, Der Patriarch wird Dich zum Priester gürten In Aquileja und zum Seelenhirten." Öitomir. „Wohl sprichst Du wahr, ich soll kein Glück erringen, Es war mir feind und wird mich ewig hassen, Der Vater mußte, bar der Ruhmesschwingen, In der verlornen Schlacht sein Leben lassen, Fast sank die Mutter in des Kerkers Schlingen, Ich sah des Grabes Schauer sie umfassen, Als mich beglückten süß der Liebe Wonnen, Wie bald war ihre Seligkeit zerronnen!" „Wir hörten laut im Land Trompeten schallen, Von Bogomila grausam mich zu trennen, Fand gleich Walchun nur Helden in uns allen, So sollten wir den Tag des Sieg's nicht kennen, Denn durch das Schwert sah ich die Brüder fallen, Muß auf der Flucht den Wald nun Heimat nennen, Und nur ein Thor kann wählen mich zum Bunde, Da Unglück mich verfolgt zu jeder Stunde." LoAvmiIr». „Die kennen wahre Liebe nicht, die glauben, Daß Unglück sie zu löschen sei im Stande, Sie leuchtet jetzt, der Tod kann sie nicht rauben, Und ewig flammt sie fort im Himmelsbrande, Doch in der EH' zu pflücken nicht erlauben Der Liebe Frucht jetzt Gottes festre Bande; Und jenseits erst des Grabes wird sich zeigen, Wie meiner Liebe Treu' und Keuschheit eigen." 20 „Daß offenbart dort werden Gottes Lehren, So künde sie den Städten der Slovenen, So lange meines Lebens Tage wahren, Bleibt Gott und Dir getreu des Herzens Wähnen, Als jungfräuliche Braut, in Himmelsehren, Erwarte ich beim Vater Dich mit Sehnen, Wenn der Befreiten Schaaren um Dich weinen, Wirst Du mit mir im Paradies Dich einen." Und aus den Wolken bricht der Strahl der Sonnen, Auf Bogomila gießt ein Regenbogen Den reinen Glanz von seiner Schönheit Bronnen, Mild hat ihr Antlitz Himmelsroth umzogen, Er birgt die Thränen kaum, dem Äug' entronnen, Den Himmel über sich geöffnet wogen Wähnt Örtomir und sich der Welt entrücket, So mächtig hat der Anblick ihn entzücket. Als er vorbei, gedenkt er seiner Reise, Nimmt Geld zur Noth—-den Männern, die gedungen, Dem Fischer auch lohnt er in reicher Weise. „Was Staroslaw zu retten noch gelungen, Den Armen gieb!" spricht er zur Jungfrau leise Und naht sich ihr, hält innig sie umschlungen, Er gibt die Rechte schweigend ihr zum Scheiden, Und Thränen stehen in den Augen Beiden. „Noch eine Bitte will ich Dir gestehen Bevor wir ziehn", hört er die Jungfrau sagen, „Laß mir in Sorgen nicht das Herz vergehen, Dem Schmerze trotzend will ich dann nicht zagen, EH' wir Dich fern in Aquileja sehen, Mögst du noch hier des Jrrthums Dich entschlagen, So laug verziehn, bis Dich die Taufe weihte, Die Fluth ist nah, der Priester Dir zur Seite." 21 Stumm sind die Beiden aus dem Kreis getreten. Bis sie zum Falle der Savica kamen, Der Priester tauft den Jüngling mit Gebeten In Vaters, Sohnes und des Geistes Namen. Und unter allen, die zum Himmel flehten, Vor Freude leuchtend spricht die Jungfrau: Amen, Die einst dem falschen Glauben sich ergeben, Der Göttin 2iva widmete ihr Leben. In Aquileja, forschend in den Briefen Der Väter, ward der Zweifel ihm benommen, Er wurde Priester, in der Brust entschliefen Die Hoffnungen, die einst sein Herz beklommen, Wo fern ihn die Slovenenbrüder riefen. Ist er des Jrrthums Nacht erhellend kommen. — Zum Vater heim ging ^Bogomila, segnend, Nie mehr auf Erden 6rtomir begegnend. Laibach. Druck von Josef Blasnik.