Kaibachcr Zeitung, ß '----------'----------'-------------------- -------^- " ^W " 1^^ ------'--------'-----------------------------------------^_ ^^ ^ 'l'. Vonucrstag aw 15. Iiiuncr R84V Wien. 'o^e. k. k. Majestät haben nnt allerhöchster Entschließung vom l. l. M, den bei der geheimen Haus», Hof- und Staatskanzlei im außerordentlichen Dienste stehenden Hofrath, Cleuicns Freih. v. Hügel, zum Director des geheimen Haus-Hof- und Staats - Archives, und den bisherigen ersten Archivar, k. k. Rath und Chorherrn des Stiftes St. Florian, Joseph Chmcl, zum Vice-Director desselben, mit dem Titel und Charakter eines wirklichen k. t. Regierungsrathes zu ernennen geruhet. Zugleich haben Se. Majestät den Archivs-Adjuncccn Joseph Rosner in die Stelle des ersten Archivars mit dem Titel eines k. k. Rathes zu befördern, die zweite Archivarsstelle dem Johann Paul Kaltenback zu verleihen und zu genehmigen geruhet, dast der zweite Archivs - Ossi-zial Franz Baumgartner zum ersten, der dritte Official Friedrich Firnhaber zum zweiten, und der Archivs - Pmctikant, Dr. Andreas v. Mcillcr in die Stelle des dritten Officials vorrücke. Ferner haben Sc. Majestät den Dr. Friedrich Hurter zum k. k. wirklichen Hofrath und Historiographen zu ernen-nen, und dem Ehorhcrrn des Stiftes St. Florian, Jodocus Stülz, den Titel eines zweiten Historiographen zu verleihen geruhet. V ö h „t o n. Die „Gegenwart" vom 10. d. M. meldet Folgendes: Prag. Es ist schon bei weitem mehr als Jahresfrist, dasi von einigen Wenigen die Idee angeregt und verfolgt wurde, in unserer so bedeutenden, aber eines, Geselligkeit und Gemeinsinn concentrircnden Institutes entbehrenden, Hauptstadt endlich auf eine Vereinigung und Annäherung unseres Bürgerstandes in Gestalt einer Resource ins Werk zu setzen. Mit Genehmigung des allverehrten und geliebten Landesvcrwesers, Erzherzog Stephan, trat nunmehr diese Anstalt ins Lcben; es wnrde ein Ansschuß ernannt, eine Summe von dritthalb tansend Gulden niedergelegt und ein Gebäude von 15 Zimmern — das gräflich Dietrichstein'sche Haus in der Ursuliner-Gasse, gemiethet. Obwohl dieses Institut streng dem bürgerl. Elemente entnommen ist, aus Bürgern bestehet, von Bürgern fundirt und verwaltet wird, so schließt doch der Mangel des Bürgerrechtes nicht von der Theilnahme an dem Vereine aus; nur sind diese Theilnehmcr von jedem Stimmen-rechte in Vcreinsangclegenheiten ausgeschlossen, dagegen zahlen auch solche Genosse» nur eine jährliche Einlage von 6 fi. C. M, während die wirtlichen Mitglieder 12 si. C. M. einlegen. Der 'Ausschuß besteht aus 10 Bürgern mit eiiuui Vorstände uud besorgt alle laufenden Geschäfte. Eine Gene- ralversammlung sämmtlicher wirkender Vercinsgliedcr entscheidet über wichtigere Angelegenheiten. Die Aufnahme der Mit-glieder, sowohl der wirkenden als theilnchmeuden, geschieht mittelst^ geheimer Abstimmung und »nacht Unbescholtenheit des Namens zum Gesetze, Die Gesellschaft hält die besten industriellen und ccmmerzicllcn, so wie Zeitschriften von allgemeinem Interesse. Eine ausgewählte Bibliothek von Hand-, Nachschlage- und Wörterbüchern stehtzur Benützung der Lesenden bereit. Ein Institut eigenthümlicher Art, und so viel wir in vorhinein darüber mittheilen können, von eben so großer Be-deutung als heilsamer Wirkung, ein Institut, wie unseres Wissens die österreichischen Lander noch keines aufzuweisen haben. Das zur Ausrechthaltung der Ordnung von Fall zu Fall einzurichtende Ehrengericht, welches aus 6 selbst gewählten Schiedsrichtern zusammengesetzt ist, denen ein siebenter als Obmann vorsteht, entscheidet über jeden zwischen den Parteien vorfallenden persönlichen Streit in alsoglcicher Berathung, nach deren Resultate keine weitere Berufung Statt findet. Dieß sind ungefähr die Grundzüge eines Vereines, der jedenfalls, als das erste Lebenszeichen unseres Bürger-standcs, die vollste Anerkennung und Würdigung verdient. Die Eröffnung der Räumlichkeit dürfte vielleicht schon im laufenden Monat Statt finden. Ungar n. Im »Journal des österr. Lloyd« vom 10. Jänner d. I. lesen wir Folgendes: Zu Cz e gled ist ein nachahmungswerthes Bildnngsinstitut für Maicr (Schaffner) und Ses> sionslandwirthe (l^l^«8^a»l1»lc) gegründet worden. Die Gc genstände dieser practischcn Ackerbanschnle sind: der Anbau, namentlich aller Arten Getreide, einiger Hülscnsrüchte, der Erdäpfel, der Runkelrüben, des Nepses, Mohns, Tabaks, Hanfes, Flachses und anderer industrielle» Pflanzen, der Wicken, des Klees, der Luzerne und anderer Futtcrträuter; Gewinnung des Viehfutters, sowohl auf natürlichen als künstlichen Wiesen; Viehzucht, namentlich Schaf-, Rindvieh-, Pferde- und Schweinezucht, bei Stallfütterung; Küchen- mid Obstgartnerei; Weinbau, Forstbau, Bienen-und Seidenraupenzucht; innere Oeconomie (Hauswirtbschast); Käsebereitung; zweckmäßige Tabak- und Hanfbehandlung. Der Bildungscurs wird drei Jahre dauern. Dem Institute wird ein theoretisch und practisch gehörig gebildeter Director vorstehen und außer eigenen Feldern, Wiesen, Küchen-, Obst- und Weingärten u. s. w. wird auch ein besonderer l otamsch-öconomischer Gavtcn eingerichtet. Die aufzunehmenden Jünglinge müssen bcielts das l7. Jahr überschritten haben; solche, die über 25 Jahre hinaus sind, werden nur 36 aubuahmsweise aufgenommen. Die Zöglinge haben für Kost, Wol)!!»,,., llüd Uncerlicht im ersten Jahre 120, im zireiten l00, ill» driccen nur 80, und für Kleidung jährlich 24 fl. C. M, ill zahle». Näheres über diejes Institut steht in, «Magyar Gazda," December !845. Auch in der Barscher Gesvannschaft hat sich ein land-wirrhschaftlicher Filialvcreiu des ungarischen landwirchschaftli-cl,en Eentralvereins zu Pesth gebildet und am 16. December constitnirt. — In der Gegend des Temesvarcr Banats zwischen der Theiß und Marosch war eine reichliche Honigernte und der Eenlner ivurde in loco zu 40 fl. W. W. verkauft. — In der Torontaler Gespannschaft circulirt bei den öco-uoim'schen Beamten ein Subscriprionobogen zu>n Behuf des Beicritto zu dem in der dortigen Gespannschaft zu gründenden Pensionsinsti'tute öconouu'scher Beamten. — Dem „Budapest! Hirad,433 st. 27. kr. betragen. Von dieserSumme sollen verwendet werden zur Pflasterung 57,41 l st-,auf die Eanäle 42,652 fl. auf neue Straßen 12,000 st., zur Straßenauöbesserung 8500 si, zu Dämmen I I,4Ul) st. — Der vielbesprochene Verein in Ofen zur Ausschrottung von Rindfieisch zu billigen Preisen ur,d recht-lnäßigem Gewicht ist (wie der «Budapest! Hiradli" berichtet) bereits zu Srande gekommen. Er zahlt so viele Mitglieder, daß täglich l0 Centner Rindfleisch von guter Qualität und im vollen Gewicht, das Pfund für den Preis von l2 kr. W. W. (während das von dem Eomnn'tar limiln'te 16 kr. lostet) ausgeschrorrec und consuinirr werden. — Die Theuerung und Geldnoth soll in Ofen so empfindlich seyn, daß nach der Versicherung desselben Blattes auch die gewöhnlichen Gesellschafis-Tanzunterhaltungen unterbleiben werden. Ich glaube dies; bezweifeln zu müssen. ^ombardisch-Venetianisches Königreich. Wir haben in unserer letzte» Zeitung die Probefahrt über die fertige Lagunenbrücke bereils angezeigt, und lassen hiel cmcn detaillitteii, aus der Wiener Zeitung entnommenen, Bericht folgen: Veuedig, den 5. Jänner. Venedig, die Stadt der Wunder, zählt dereil liun eines mehr. Die grosie Brücke über die Lagune, jenes unermeßliche Werk, welches noch vor wenigen Jahren für fast unmöglich gehalten worden wäre, erhebt sich dermalen nicht nur ganz und vollendet aus den Wogen, sondern ist bereits auch ihrer glücklichen Bestimmung zugewendet. Die ersten Wägen betraten schon jene Stcmmasscn und glitten über die rasche Bahn; zum ersten Male, seitdem Venedig von der Sonne beschienen wird, ist die Lagune, ohne daß die Natur ihre gewöhnlichen Gesetze verändert hätte, ohne Hilfe von Rudern oder Segeln überschritten worden. Jener Naum, welcher, von Wind und Fluchen beherrscht, sonst nur mit den schlankesten Kähnen lillmä!ich und erst in einer langen Stunde zurückgelegt werden konnte, ist in weniger als acht Minuten durcheilt worden. Kaum betraten die fliegenden Näder die eine Schwelle dcr Brücke, und k,uim hatte die von dem staum'iiswerthe» Schauspiele ergriffene Seele Zeit gehabt, stch die Erscheinung zu erklären, als erstere bereits das entgegengesetzte Eude der Brücke erreichten. Im Angesichte solcher Siege des menschlichen Geistes fühlt stch das Herz ergriffen und das Gemüth erhöht; der Mensch hat die Wahrheit vor Augen und dennoch ist die Wirkung davon so groß und so außerordentlich, daß er fast seinen Sinnen nicht zn trauen vermag. Der gestrige Tag, der 4, Jänner 1846, wird in den Annaleu der Industrie uud des Flors vou Venedig für immer unvergeßlich bleiben; denn eben gestern, nachdem die ersten Prüfungen über die Solidität des gigantischen Baues Tags vorher vorgenommen worden, ist auf der ganzen Strecke von Venedig bis Vicenza die erste Probefahrt vor stch gegangen. Die Fahrt, welche von dem schönsten und heitersten Tage begünstiget wurde, ist dadm'ch zu cmem wahren Lust-zugc geworden. Dcr Tram setzte stch vor der Brücke wenige Minuten vor 10 Uhr Morgens in Bewegung; eine große Menschenmenge drängte sich zur provisorischen Aufnahmsstation; eine noch größere Anzahl von Menschen war auf Kähnen aller Art in der Lagune zerstreut, und Jedermann wünschte herzlich der Versuchsfahrt lind den« Heranschreiten einer Bahn Glück, welche bei ihrer Vollendung Venedig den Segen zuführen wird, daher auch Jedermann nicht etwa als an einem bloß sehenswerthen Schauspiele, sondern auch als an einem glücklichen Stadt-Ereignisse daran Theil nahm. In gleicher Weise eilten, längs der gan,cn 30,000 Meter langen Strecke von Padua nach Vicenza, die Bewohner durch jene ganze reiche nnd anmuthige Landschaft, welche von dein schönsten Honzonte, von der immer abwechselnden und pittoresken Ansicht der euganeischen und der be-ricischen Hügel, so wie der entfernter» Alpen erfreut wird, jubelnd und festlich von allen Puncten herbei, um den vor--überziehenden Triumphzug zu begrüßen. Ungeachtet der Nasch-heit der Fabrt konnte ma» dennoch die großartigen Werke der Bahn bewundern: dahin gehören besonders die in je drei Wölbungen zerfallenden Brücken über die Flüsse Brentella, Tesina und Bacchiglioue, so wie die einbögige Brücke über den Retrone. Unweit der Stadt Viccnza entzieht sich die Bahn dem Blicke der Sonne, und dringt an den Abhängen des bcricischen Hügels unter die Wölbung eines 55 Meter (174'/a Wr. F.) langen Tunnels; kaum aber herausgekommen, vertieft ste stch abermals in einen 90 Meter (285 Wr. F.) langen Tunnel, nnter dem Garte» Carcauo uud unter der Steigung der M.-uImma <1> IVlonIu hindurch zie-hend. Doch gleich den Bildern eines Schattenspieles flogen die Erschcinnngcn den Blicken vorüber, so daß dcr Zug schon nach weniger als zwei Stunden seilieu Zielpunct erreicht hatte. Nicht volle zwei Stunden reichen hin, um den große» Marcusplatz mit dem Eampo Marzio, das herrliche Gotteshaus della Salute mit dem ehrwürdigen Gnadcnorte der Jungfrau del Monte zu verbinden; um die Hügel von Ber-ga dem Ufer der Lagunen nahe zu rückeu, und um dieDo-' genstadt, die Königin, mit der Stadt des Palladio, der 37 ammtthlgen Vasall,!,, in Verbindung zn bringen. Ganz Vi- 1 cenza war auf dem ??larsfelde versammelt, n>„ die Neuan- > gekommenen festlich zn empfangen, und über hundertundfünfzig < Damen hatten den kurzen 'Aufenthalt der freinden Gaste im dortigen Stationsgebäude verschönert. , Glücklich und trinmpharrig , so wie die Hinreise, war anch dic Rückfahrt, nnd ,ver von den Gästen sein H.nls nnr zwei Stunden vor der Mittagszeit verlassen hatte, konnte noch vo» der Schwelle seiner Wohnung die scheidende Sonne begrüßen, nachdem er an dem nämlichen Tage bereits so Großes und Vieles gesehen, und über 72 Miglien zn-ruckgelegt hatte. Mit Freude können wir schließlich anzeigen, daß sowohl die große Brücke, ,als auch die gesammte Bahn bis Vicenza dein öffeiulichen Verkehre in wenigen Tagen wcr-d? n ereffner werden. Deutschland. Die »Prager Zciruug" vom 6. Jänner berichtet Folgendes: Frankfurt a. M. 31. Dec. Was die schweben, den Fragen in den nichtdeutichen europäischen Ländern, wie m den andern Theilen der Erde angeht, so wird es genügen, die vornehmsten derselben der Neihe nach namhaft zu machen. In Spanien hat man wunderbarer Weise der Ne.-giernng Vollmacht gegeben, die Constitution durch organische Gesetze zu inrerpretire». Das Experiment scheint gelungen. Wird sich das neue Abgabensystem consolidiren? Werden die von Toreno und Mendizabal mißhandelten Staatsgläubiger die Heilung ihrer noch nicht verhau schrei, Wunden von dem ?viüanzarzt Mou erlangen? Wird die Königinn Isabelle, lcht ins sechszehnte Jahr getteten, sich den Gatten wählen od vermehren, falls die Dinge eine ungünstige Wendung nehmen sollten; da dazu indessen wenig Wahrscheinlichkeit vol' liege, so würden sich hoffentlich auch diese kriegerischen Vor-kehrungen als unnöthig erweisen. Dasselbe Blatt nennt die französische Thronrede im höchsten Grade beftiedigend, und verspricht sich von der friedlichen und hochherzigen ^»altmias welche England und Frankreich, zwei der größten, kriegerisch' sten und einsichtsvollsten Nationen der Erde, gegenseitig und zu einander jetzt einnahmen, die wohlthätigsten Folgen. „Bede Länder," sagt der Standard, »können, wenn sie wollen, all' gemeinen Frieden gebieten, und unter ihre» jetzigen ReqeN' ten werden sie ihn gebieten, oder ihn wenigstens erzwingen, falls irgendwo verkehrte Geister versuchen sollten, einen Krieg zu entzünden." Lord Howard de Walden, seit vielen Jahren brittischer Gesandter in Lissabon, wird wahrscheinlich seinen diplomat!' schen Posten niederlegen und nach England zurückkehren/ da er durch deu neulich erfolgten Tod seines Vaters, des Lord Scaford, dessen Tittel nnd Besitzungeil geerbt hat. Die Kartoffelzufuhr für die Märkte der Hauptstadt dauert lmvermmdcn fovt, dic Preise ab<-r steigen bedeutend, Die besten Kartoffeln losten /eht 8 bis 10 Sh. Pr. Eentner. Am 26. und 27 December wurden die englischen Küsten abermals von heftigen stürmen heimgesucht und eine ziemliche Anzahl Schisse ist theils gescheitert, theils mehr oder weniger beschädigt worden. Zwei Dampfschiffe auf der Themse haben bedeutend gelitten; das eine konnte nur mit großer Noth vor dem Siuken bewahrt werden. Bei Lewcs ist ein großer holländischer Ostindienfahrer, der mit reicher Ladung von Zucker, Kassel) und Indigo von Bataria nach Amsterdam unterwegs »rar, an der Küste gescheitert. Eist Theil der Mannschaft gelangte n» dem großen Boote ans Ufer; die übrigen aber nebst dem Capita,! mußten vom Abend bis zum folgenden Nachmittag auf den» Wrack bleibe», bevor sie, mir Ausnahme eines Matrose«, der ertrank durch das Rettungsboot ans Ufer gebracht werden konnten/Schift' und Ladung gingen gänzlich verloren. Die „Dublin Evening Mail« will aus zuverlässiger Quelle wissen, daß die Wiederzlisammenscßung des EabinettS das Ergebniß eines Vergleiches zwischen Sir N. Peel u«> denjenigei' Eabinetts--Mitgliedern gewesen sey, welche seine,« ursprünglichen Vorschlage einer sofortigeil »md gänzliche» Abschaffung der Korngesetze sich widersetzten. Wie es jenc heiße, . werde Sir R. Peel dem Parlamente vorschlagen, daß Wci- ' zen fortan einem siren Zolle von 12 Shill. pr. Quarter unterliegen, dieser Zott aber jedes Jahr um 2. Shill. vermindert werden ,clle, so daß demnach nach Ablauf von sechs Jahre» die zollfreie Weizeneinfnhr eintreten würde. Verleger: IguaZ Alois Edler v. Kleinmayr.