Ä«WNRR« Kr Kunst, Literatur, Theater «.geselliges Leben. NNW2W2NW ^<93? NN2?GNN N>„d wied balbjahrig voraus­bezahlt. Alle i. k. Postämter nehnien Pränumcration »n. I» Laibach präuumerirl man beim Verleger am Raun, Nr. 19«, im ersten Stocke, Schon erstirbt in mir des Inner» Sehnen, Fantasie. Schon erstarrt zu Eis der Quell der Thrnnen! Harte! »nwerth ew'gcr Opfergluten, ZV'l l der Herbst sich mir zum Lenz Verklären? Möge nie d,r eine Throne flute». Kon» der Ma^ im thristmond wiederkehren < Und kein Herz mehr bluten! — Und der Jubel süßer Frühlingslieder? — Nein; doch Engel steigen jetzt hernieder: Nertha sah ich wieder! Und führe uns nicht in Versuchung. Wieder! Wie? Erhellt, durchglüht die Holde Erzählung»»» Raimund Klaus, Nicht im Abendgrau'n und Morgengolde — (Fortsetzung.) 2b ich traurend wach', ob wachend träume — Mancher freundliche Blick von Mama und Tochcer Mild , wie Lünens Glanz der Wolken Säume, Meines Busens Räume ?— war der beredete Zeuge des Wohlwollens für Heinrich, wenn dieser des Morgens in die Stube trat, um den gu-Ja, ich seh' ihr Nild, wenn auch die Ferne 'ten Papa wieder für einige Stunden um ein Paar Jahre Sie dem Blick Verbirgt; doch wie die Sterne jünger zu machen. Heinrich kannte zu tief im Herzen Nur das Aug', das sie erblickt, entzücken. Muß auch Hertha höher mich beglücke», die Stellung, die ihm das Geschick für das Leben angewie­ Kann ich sie erblicken. sen, als daß er, wie sehr auch hie und da Mädchenschöne und jungfräuliche Anmuth auf ihn Eindruck machten, de» Ihre Näh' erquickt mein Herz und Seele, Blick über seine Sphäre zu erheben und der leisesten Sehn- Ih r Erscheine» wandelt Nacht i» Helle, Finster» Ernst i» heiler» Frohsinn Milde/ sucht im Herzen Raum zu geben vermochte — und gerade Zaubert Wüsteneien im Gebilde das, was Göthe in seiner Vorschrift zu freien mit den Lchöncr Lenzgesilde! — Worten: Nein doch! dieses Engels ho!d"2rscheinen— »Und wem wenig d'ran gelegen Nerthas Anblick —macht mein Auge weinen! Scheinet, ob er reizt und rührt« Ach! ein Reif im Mai sind ihre Mienen — ausdrückt, und was Heinrich unwillkührlich, oder viel­ Und der Blick, imt dem sie mir erschiene», Scheucht mein Glück von hinnen! mehr aus Bescheidenheit befolgte, gerade das machte ihn in den Augen mancher Schönen nur desto liebenswürdiger. Was ein Opfer Göttern, die's verachten, Ein süßduftendes Toilettenheldchen dreht sich bei dieser tro­Ist der Stolzen meiner Sehnsucht Schmachten! ckenen Erklärung mit einem spöttischen Nasenrümpfen diu Ihre Kalte spottet meiner Schmerze» ! Meine Lieder "kamen doch Vom Herze», Spitzen des Backenbartes, und schüttelt ungläubig-mitlei­ Gingen —nicht zum Herzen!! dig oder micleidig-ungläubig das zum morgigen Toilctcen­besuche bei Kammerrctths präparirte Lockenköpfchen dermas- O so hoffe nicht, mein Herz, vergebens! sen, daß drei Papilloten auf jeder Seite den Halt verlie­ Opfere mcht jede Lust detzLebens Hin, und such', was Dir sein Gott beschieden — ren, und mit ihtem ganzen Oehalte Pomadeduft und unbe­Nertho's Gegenliebe, Gluck und Frieden — zahlter Schneiderconto ^Krakelfüße« zur Erde fallen. Ich Nicht umsonst hierniedcn! — verstehtz von seiner Philosophie und nrs nmnulU viel zts wenig, ^ls daß ich seine Zweifel widerlegen könM, aus­ Aber Nertha! Auf der Hoffnuna Trümmern Kann der Liebe Fackel nicht mehr sch mmern, ser wenn ich mich auf meine Glaubwürdigkeit als Histori­Und das Herz hört auf um Huld zu werben — ker des Menschenherzens im Allgemeinen berufe, 4Mb mit Jede Vlüthe kann der Frost verderben — solcher Authoricär den bezweifelten Punkt belege. So könnre Liebe auch — kann sterben! — 27» ich ihn z. B. auch anweisen, /ich wegen der Wahrheil meines Edictums a-n Ort und Stelle selbst zu -erkundigen, aber aus Pomadebüchsen, Schminkdosen und vor dem Spie­gel kann man höchstens ein Vischen Diplomatik, nie aber Geographie prositiren, und da käme er mit meiner Anwei­sung doch zuletzt an den unrechten Ort, wie ich mit ihm an den unrechten Mann. Und übrigens kann es ja auch dem Historiker ganz gleichgültig seyn, welchen und wie vie­len Glauben er bei Manchem finde, wenn er nur selbst nicht freventlich gegen seine Sache verstößt. Deßhalb nach diesem, meiner Feder schuldigen Seitensprunge wieder zur Sache. Je mehr interessant den unerwärmbaren, jungen Helden unserer Geschichte die Damen fanden, desto mehr wurde derselbe selbst erwärmt, aber nicht eben von den mehrberühmten Schönen, zu denen er, wie schon gesagt, nicht Blick und Herz aufzuschlagen wagte, sondern von ei­nem ganz unbekannten Mädchen, das ihm allmählich Alles zu werden anfing, und für das er mit Freuden sein Herz­blut und noch mehr hingegeben hätte. Das Mädchen war Therese, von dem unser guter Lotto-Grünling schon Meldung gethcm. Die Kleine war arm, blutarm und unbe­kannt in der ganzen Stadt, wie oft das größte Verdienst. Das Alles erhob Theresens Werth in Heinrichs Au­gen — zu ihr durfte er das Herz erheben, sie durfte er umschlingen mit aller Glut der ersten, reinen Liebe, in ih­ren Augen suchen, in ihren Armen leben einen Himmel voll Seligkeit. Und das that er denn auch redlich, daß nach und nach alle Nachbarinen, und manche von den oft be­rührten Schönen, die sich von ihm vor den Kopf gestoßen sahen, daran Aergerniß zu nehmen anfingen. Man machte, wie es bei derlei Gelegenheiten zu gehen pflegt, allerlei Glossen, so z. B. wie es wohl zugehen müsse, daß Hein ­rich, der doch kein geringes Einkommen besitze, und sich längst ein Sümmchen ersparrt haben könnte, das seine Selbstständigkeit zu gründen vermocht, noch immer mit Schersack und Bartbecken herumgehe, statt sich allein und uuf eigene Rechnung seiner Kunst zu widmen; oder—wa­rum der sonst so hervorstechende Frohsinn des jungen Man­nes jetzt fast sichtbar mit jedem Tage ihn Mehr verlasse daß er zuweilen ganz erbärmlich anzusehen sey. Ja frei­lich, die guten, theilnehmenden Leute wußten nicht, daß Thereschen dem armen Heinrich Alles sey, daß er ihre »kranke Mutter, an deren Schmerzenslager er sie kennen gelernt, mit jedem mühsam ersparten Pfennige unterstütze, ivie ein liebender Sohn, daß er das letzte Sümmchen, welches er durch lange Jahre zusammengespart, zur Einrichtung der an dem Notdürftigsten Mangel leidenden Matrone ver­wendet hatte, und deßhalb urtheilten sie in ihrer theilneh­menden Nächstenliebe so unrichtig, denn Heinrich hatte ihnen ja von alledem kein Sterbenswörtchen gesagt. Er hatte sich damit begnügt, daß Gott, die Kranke, Therese und sein eigenes Herz darum wisse, um die Meinung der Andern über kümmerte er sich so wenig, daß er heiter und ruhig jedem in das Auge sah, als hätte er gar nichts Gu­tes gethan. Theresens Mutier war die Witwe eines in den Schlachten des Vaterlandes gebliebenen Sergean­ ten, die nach dem Tode ihres Oheims, bei dem sie mit ih­rer Tochter auf dem Lande gelebt, nach der Häuptstadt gezogen war, weil sie dort leichteren Erwerb zu finden und bei mehrer Bekanntschaft leichter eine Unterstützung vom Für­sten zu erhalten hoffte. Allein schon auf der Reise war sie erkrankt; fast leblos hatte Therese sie in die Stadt gebracht ^- Heinrich hatte die Unglückliche im höchsten Grade der Verzweiflung getroffen, hatte in Theresens stehendes Auge geblickt, und sich sogleich zum Beschützer der Hülflosen berufen gefühlt. Das Alles war freilich schon vor vielen Monaten geschehen, und deßhalb brauchte es eben kein Wunder, daß Heinrichs Casse ziemlich erschöpft, und seine goldenen Träume von naher Selbstständigkeit zu Wasser geworden seyn mußten. Folgen wir nun nach diesem Abstecher in Heinrichs Biographie, die, weil uns der Geburtsschein und noch manches Andere dazu fehlt, eben nur fragmentarisch gege­ben werden konnte, unserem Helden selbst durch ein Paar Dutzend Kreuz- und O.nergäßchen in die abgelegenste Vor­stadt nach einem kleinen Häuschen, aus dessen engen, halb­vereisten Fenstern der matte Schimmer einer Lampe unsi­chere Streiflichter auf die verschneite, wenig betretene Gasse wirft. Heinrich hemmt hier seine Schritte und bleibt tiefsinnig, wie nach einem Entschluß« ringend, an der Ecke stehen. Im Innern des kleinen, erleuchteten Stübchens gewahren wir ein süßes Mädchenbild am Nähtische, emsig mit der Arbeit beschäftigt. Ich will dem Geschmacke mei­ner Leser nicht vorgreifen und, eine lange Beschreibung von allen Reizen liefern, die Therese schmückten,, ich müßte mich sonst bei dem schmachiendblassen Madonnengesichtchen, dem reizendsten Raphael'schen Engelköpfchen gleich; bei dem süßen Korallenlippenpaare, bei dem blendenden Schmelze der Zähne, bei der Spiegeltiefe des Auges, aus der ein Himmel voll Liebe, Unschuld und Vertrauen glänzt, auf­halten; müßte allenfalls ein Paar Abstecher auf die Ala­basterweiße des schöngeformten Nackens auf die seidene Weiche der dunkelnußbraunen Locken, auf die glänzenden Wimper, auf die Schwanenweiche des runden Armes, auf die leichte, ätherische und doch so üppig jugendfrische Gestalt machen, und das würde doch manchem meiner Leser, und besonders meinen freundlichen Leserinnen, die sich nur vor den Spiegel zu stellen brauchen, um all' diese Reize in nn­tura zu sehen, wie sie meine Feder nicht beschreiben kann, entsetzlich Langeweile machen. Deßhalb schweige ich lieber davon und überlasse es der Fantasie der Neugierigen, The­resens Bild auszumalen, wie es unserm Helden gefallen mußte. Heinrich trat jetzt leise in das Stübchen. Den Finger auf den Mund gedrückt, mit einem Seitenblicke auf den Schirm, der vor dem Bette der kranken- Vetter stand, flog ihm Therese entgegen. „Du kommst spät heute, lieber Heinrich!" lispelte sie leise „die Mutter hat den ganzen Abend auf Dich gehofft, jetzt ist sie entschlummert, aber es ist doch gut, daß Du nur da bist — sie war heute wieder recht leidend." (Fortsetzung folgt.) 2?R Der Hagestolz. Von Carl Linden. (Beschluß.) Voll Wuth zog sich der Doktor, von den übrigen Gä­sten mit spottenden Blicken verfolgt, in ein Nebenzimmer zurück, und überließ sich Racheplänen, indem er zu diesem Zwecke beschloß, um jeden Preis das Oeheimniß seines Nebenbuhlers zu ergründen. Allein, so oft er auch im Ver­laufe dieses Abends sich an den Commerzienrath machte, ihn über diesen Punkt auszuforschen, so war doch Alles fruchtlos, es schien dies eine Seite, die der Commerzienrath äußerst ungerne berührt wissen wollte. — Inzwischen über­ließ sich Jeder in der Gesellschaft der ihm zusagenden Un­terhaltung. Frau von Wening spielte zur ungemeinen Rührung der ganzen Versammlung ein Concertstück auf dem Clavier', wobei insbesondere Haaslei n dem Zerschmel­zen nahe war. Dann durchflog sie an seinem Arme im Tanze den Salon; Frau v. Schildern ließ die Ehre von noch einem halben Dutzend der Gesellschaft in die Klapper­mühle ihrer Klatscherei fallen, jedoch an das heutige Ta­gesgestirn wagte sie sich nicht, nur wollte sie bemerkt ha­ben, daß der Tanz des Herrn v. Haaslei n trotz seiner Anstrengung etwas schwerfällig sey. Die blonde Schwär­merin, nachdem sie sich fruchtlos der Reihe nach auf alle praktikabel» Männer geworfen, setzte sich endlich zum Dok­tor , fantasirte von dem Schmerz unbegriffener Liebe, und als sie endlich, erfreut, Jemand gefunden zu haben, der ihr geduldige Aufmerksamkeit schenkte, ihn mit unsäglich zartem Tone fragte, ob er der Liebe Sehnen kenne, er­N'iederte er rasch: O ja, täglich 2 Eßlöffel voll, früh und Abends. Kurz Frau v. Wenin g war ungemein liebens­würdig, Haaslein unendlich glücklich, der Doktor in gren­zenloser Verzweiflung, und die Gesellschaft hatte sich ganz vortrefflich amüsirt. Den andern Morgen hieß es inI. , Frau von Wening und der Commerzienrath seyen Braut und Bräutigam. Wieder beherbergte der „Salon " der Frau von Wening die schöne Welt von I., wieder glänzten seine Wände, fegten die seidenen Gewänder sein Parquet; wieder war Haas lein der Gegenstand des Ge­spräches und der allgemeinen Erwartung. Noch fehlte der Doktor, und schon glaubte man, er werde, durch seine letzte Demüthigung gekränkt, gar nicht erscheinen; da öffnete sich die Thüre, und herein trat der Doktor am Arme eines Fremden, den er der Frau v. We­ning und der Gesellschaft sogleich als seinen Freund, einen Schöngeist aus der Residenz, vorstellte. Seine Garderobe war heute mit besonderer Sorgfalt geordnet, seine Locken genial nach der Seite geworfen, und so ging er durch die Versammlung, unbeirrt durch manch' spöttischen Blick, mit einer Sicherheit und Nonchalance, wie einer, der sich sei­nes Erfolges gewiß ist. . Er schien gegen den Commerzien­rath nicht die geringste Eifersucht mehr zu nähren, denn so oft von ihm die Rede war, ergoß er sich in weitläufige Expositionen seiner Vorzüge. Endlich erschien auch Herr v. Haas lein zur Freude der Hausfrau, und die Unter­haltung begann ihren gewöhnlichen Lauf, wie das letzte Mal ; nur daß diesmal außer dem Commerzienrath auch der Neuangekommene einigen Antheil an der allgemeinen Aufmerksamkeit erhielt. Dieser, nachdem er Vieles über den jetzigen Geschmack in verschiedenen Fächern gesprochen und die letzten Neuigkeiten aus der Residenz ausgekrammt hatte lenkte das Gespräch auf Gaal's Schädellehre, welche, wie er sagte, jetzt wieder einiges Aufsehen in der Residenz ma-­che, indem es zum Ton gehöre, sich Spaßes halber damit zu beschäftigen. Zum bnn tn» gehörig! in der Residenz Aufsehen machend! kein Wunder also, daß die ganze Ge­sellschaft lebhast auf den Vorschlag des Doktors einging, sich den Spaß zu machen, und ihre Köpfe den Händen seines Freundes aus der Residenz, den er als einen Einge­weihten in dieser Hinsicht bezeichnete, anzuvertrauen. Nach­dem dieses einige Male, und zum größten Vergnügen der An­wesenden geschehen war, wuchs mit dem Spaße auch das Interesse dafür. Der Doktor forderte endlich Herrn v. Haaslei n auf, an dem allgemeinen Vergnügen Theil zu nehmen. Haaslei n gerieth in eine sichtbare Aengstlichkeit und wollte dem Wunsche des Doktors durch verschiedene Entschuldigungen entgehen. Allein die ganze Gesellschaft forderte in ihrer Lustigkeit einstimmig, daß auch er das Urtheil über sich ergehen laße, und als auch Frau v. We­ning ihre Bitte mit denen aller vereinte, was konnte er anders thun, als sich ergeben? — Mi t einer gewißen wehmüthigen Resignation legte er also sein theures Haupt in die Hände des Fremden. Als er aber nach einiger Zeit—mochte nun der Fremde durch sein Tasten und Drücken Schmerz verursacht haben, oder weil ihm die Untersuchung zu lange währte — sein Haupt den forschenden Händen entzog, blieben des Commerzien­rathes goldene Locken in den Händen des Fremden, und er zeigte sich den Blicken der Gesellschaft mit einem glän­zenden — Kahlkopf. Ein Schrei des Entsetzens entfuhr den Lippen der Frau v. Wening , indem sie in das Sopha zurück sank. — Es ist bekannt, daß, wenn einmal die Lachlust einer Gesellschaft sich bemächtigt hat, jede Kleinigkeit Stoff wird, diese Lust zu befriedigen. — Kein Wunder also, daß die ganze Gesellschaft, indem der Doktor, laut ausbrechend, das Signal gab, ein schreckliches Lachen erhob. Haaslein warf dem Doktor einen fürchterlichen Blick zu, ergriff sei­nen Hut und stürzte wüthend fort, begleitet von einem donnernden Gelächter, welches ihm der boshafte Nachwind noch lange, als er schon auf der Straße war, ins Ohr Musterte. — Als der Commerzienrath fort war und der Sturm sich gelegt hatte, wandte sich der Doktor mit trium­phirenden Lächeln zur Gesellschaft: »Und hiermit haben Sie zugleich das Räthsel mit dem rothen Kästchen gelöst. I n diesem Kästchen schickte ein Perückenmacher aus der Resi­denz dem Herrn Commerzienrath v. Haaslei n täglich eine frisch gelockte Perücke, wofür er die schon einmal gebrauchte zurückerhielt.« Noch einmal widerhallten die Wände vom Gelächter. Den andern Tag saß der Commerzienrath im Post­wagen nach der Residenz und der Postillon hatte nur noch 372 einiges bei de« Pferden zu richten. Da hörte er, wie der Expeditor einem Vorübergehenden zurief: Sie waren ja auch gestern bei Frau v. Wening ; jetzt kann sie sich doch nicht so lächerlich machen und den Nath heirathen. I m Gegentheil, sprach der Andere, morgen ein Monat ist ihre Verlobung mit unserm Doktor. Dieser hat vorgeschlagen, die Perücke, die gestern der Commerzienrath bei Frau v< Wening zurückließ, zum Andenken ins Zeughaus zu ge­ben.—Bis auf's Höchste erbost, rief Haaslein zum Wa­gen hinaus: »Fort Kutscher" und von dieser Zeit an ist er ein — Hagestolz-. Revue des Mannigfaltigen. Z u Folge eines Berichtes des österreichischen Lloyds, soll jetzt in Konstantinopel, um den Bedürfnissen, den öf­fentlichen Unterricht zu popularisiren, abzuhelfen, eine Nor­malschule errichtet werden. Das ehemalige Hotel des Fi­nanzministers ist zum Lokale derselben bestimmt worden. Die europäischen Lehrer sind lauter würdige Männer, die sich nicht minder durch ihre Kenntnisse, als durch ihren Eifer auszeichnen. So dürfte der intelektuelle Kreuzzug des iZtenIahr­hundertes nicht, wie einst, einen verderblichen Krieg, sondern einen heilbringenden Geistesfrieden für den Orient herbei­führen. I n England ist Alles für Geld zu haben, selbst fer­tige Kirchen. Man trcmsportirt sie in Stücken zu Schiffe nach Australien und andere Orte, wo sie dann gehörig zu­sammengesetzt werden. Die Kapelle von Fermont, wo einst Johanna d' Are in ihrer Kindheit oft betete, und wo der Ruf in ihr wach wurde, Frankreich von dem Joche der Engländer zu be­freien, wird jetzt aus ihrem Verfalle wieder hergestellt. Literatur. »Novelletten« von Johann Gabriel Seidl. Wien 1839. Druck und Verlag von I . P. S ollinger. Seiten 295. Von den Produkten eines so ausgezeichneten Schrift, stellers, als es Professor Seid l ist, läßt sich auch nur Vortreffliches erwarten. Seit geraumer Zeit ist Johann Gabrie l Seid l dem deutschen Lesepublikum als ein No­vellist von ergreifender Gemüthlichkeit, noch länger als ein ausgezeichneter Lyriker bekannt. I m vorliegenden Werke, welches Seiner Evcellenz, Herrn Mathias Constantin Grafen v. Wicken bürg, Gouverneur in Steiermark, ge­widmet ist, spricht sich des Dichters angeborne Zartheit und Gefühlsweise, seine liebenswürdige Natürlichkeit, dann das Weiche, Reine seiner Bilder unverhohlen aus. Mehre der Novellctten dieser Sammlung sind uns zwar aus verschiedenen Zeitschriften und Almanachen schon bekannt; allein nicht jeder der zahlreichen Freunde von Seidl's Muse liest jedes Taschenbuch, jedes Journal, deßhalb wird das Werk als gesummtes Ganze sich ohne Zweifel einer sehr regen, verdienten Theilncchme erfreuen. Die Novelletten, sechszehn an der Zahl, denen jeder ein kleines, poetisches Blümchen vorgedruckt ist, führen fol­gende Titel: »Die Kadenz" ,,Seite69« „Thomas Damascena" »Die Zurechtweisung« „Moral in Bonbons« «Der Theater­narr» »Der Leiermann« „I . S. " »Der Kampf um die Braut« »Der tödcliche Knopf" »Die Melioranten« »Magdalena die Dreizehnte« »Ein Tag auf der Glashütte« »Der geliehene Brautring« »Buonamico Buffaimacco," »Stumme Rache«. Wir enthalten uns jedes Lobes, dessen Seidl's allbe-' liebte Muse wahrlich nicht zur Empfehlung bedarf. I n Bezug der typographischen Ausstattung entsprechen Druck und Papier allen Anforderungen, wie wir dies von der Sollinger'schen Offizin immer gewohnt sintz. Zugleich erlauben wir uns, die Aufmerksamkeit der Lesefreunde auf eine im Laufe des Jahres 5 839 an's Licht tretende, literarische Novität hinzulenken, deren Herausgabe von Seidl's nächstem literarischen Nachbar, n,-. Rudolph Puff, unter dem Titel: »Sagen und Erzählungen aus meinen Wanderungen durch die Heimat« besorgt wird. Diese Sagen und Erzählungen bilden einen reichen Cyclus von zwölf, durch Neuheit und Form höchst anzie­henden Stoffen und zugleich den fünften, mit den übrigen bereits erschienenen Werken des Verfassers im Zusammen­hange stehenden Band. Die tressliche Erznhlungsweise Dr. Puffs , voll Gemüth und Würze, ist bekannt, und, in­dem wir den Wunsch aussprechen, daß sein Werk einen recht großen Lesekreis in Anspruch nehmen möge, zweifeln wir auch nicht, daß sich derselbe vollkommen realisiren werde. Leo». Kordesch. Theater in Laibach Donnerstag«!« 15. December wurde uns Kotzebuc's : «Lohn der Wahrheit» Schauspiel in z Asten, vorgeführt. Daß sich Kotzebut's Lust­«nd Schauspiele trotz der jetzt vorherrschenden Manie für alles Neue den« «och auf den Repertoirs der ersten deutsche» Bühnen erhalte», ist Bewei­ ses genug für die Vortrcfflichkeit, ja theilweisc Unerreichbarfeit dieses dra­ matischen Dichters. Kotz ebne's gesundheitsfrischen, aus dein Leben ge­ griffenen Gestalten, die so wahr und ergreifend durchgeführt sind, seine tiefe Kenntniß des Theotereffectes, seine vortreffliche Anwendimg des alte» Spruches: N,i7. Gras — Sarg. Laibach. Druck und Verlag von Joseph Blasnik.