Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^U 3V. Vierter Zahlgang. 39. September R8S» Ein Knoten. ^l-in Räthsel oder mim Knoten, . Für mich gewunden, anznschaun, Erweckte, wurde mir's geboten, Mir iinmcr ein geheimes Grau'n. Das Schicksal zieht in solchen Ziigcn Dich oft, o Mensch! zur Rechenschaft, Ob Du, dem Leben zu genligcn, Dic Mittel hast: Geduld uud Kraft. ! Ob, wenn nicht beides mit einander, Doch cin's davon vorhanden ist; Ob Du ein kecker Alexander Sei'st, oder ein rrftrobtcr Christ? O diese Räthsel - Knoten ! — Icdcr ! Betlcmmte mir den innern Siiin; ' Denn, ach! ich fiihl' es, daß ich weder ! Das cinc, noch daö andre bin. ! Die Erscheinung. <^ , ! c^Dch war durch längere Zeit das, was man in der Stu« dentcusprache Philister nennt. Mir haftete nämlich die Gewohnheit an, die Pflichten meines Berufes für unverbrüchlich zu halten, und solche mit militärischer Pünktlichkeit zu i erfüllen. Daß man durch deilei Angewohnheiten sich den Titel eines Philisters erwirbt, erfuhr ich nur zu spät. Mein Chef hatte mich bei Anpreisung meiner Brauchbarkeit mit ! dem erwähnten biblischen Namen gekennzeichnet. ! Eines Nachmittags arbeitete ich eben mit voller Dampfkraft daran, um unbewußt ein momlno llo I'acgclomiu von ! Canaan zu werden, unbekümmert um das Versprechen eines ^ Besuches, welches ich einem holden Kinde gegeben hatte. Mein Arbeitszimmer war ein, zur Hälfte verdunkeltes, ^ schmales Viereck mit einem Fenster, das in eine »„gewöhn- ! lich starke Mauer gebrochen war. Der ganze Charakter die« ses Gemaches konnte seine frühere Bestimmliug nicht ver--läugneu — die einer Zelle. Bekanntlich macht man aus aufgehobenen Klöstern Kasernen oder Amtshänser. Dort, ^ wo mein Schreibpult stand, mochte vor neunzig Jährender ! Netschemcl eines irländischen Mönchs gestanden haben, vor dem er kaum anhaltender, in Andacht verzückt, gelegen sein ^ wird, als ich an mein Pult in nicht zu ermüdendem Eifer eines Amtsnovizen gefesselt gewesen bin. Ich mochte an vier Stunden ohne Unterbrechung gear-beitet haben. Endlich war das Riesenwerk vollendet^ für mein Vergnügen spat genug; denn ich merkte au dem stärkeren Wagengerassel von der Straße her, daß der Abend heranrücke, weil man ins Theater fuhr. Zum Glück war es zu Anfang des Sommers und ich hatte noch zwei fielüid-liche Abendstunden vor mir. > Ich ging in die Tiefe des Zimmers, wo unweit der Thüre der Waschtisch stand, ließ den Wasserstrahl über meine Finger rieseln und schritt hierauf, die Hände trocknend, gegen das Fenster vor, bei ziemlich gleichgiltigcn Gedanken ins Blaue starrend. Als ich mich umkehrte, um das Hand« i tuch zurückzutragen, erblickte ich zu meiner nicht geringen ^ Neberrafchung, daß ich mich nicht mehr allein im Zimmer ! befand. An der geschlossenen Thür stand die Gestalt eines alten Mannes mit kahlem Scheitel und wallendem Barte, gekleidet in cm langes, faltenreiches, fast antikes Gewand, aus welchem die Gestalt ihre Rechte, wie um eine Gabe bittend,'oder sauft abwehrend, gegen mich ausgestreckt hielt, j Die ganze Erscheinung war einfarbig, fahlgelb, mit blau-grauein Schatten. Die meisten meiner Leser werden wohl ein Mal im Traume die Tonleiter des Entsetzeus durchgemacht haben, ! das uns durchbcbt, wenn wir einer Schreckgestalt zu begeg» ^ nen wähnen. In solchen Momenten scheint die Harmonie aller Lebens» j bedingungen, wie durch einen wilden Griff in die Besaitung ! einer Harfe gewaltsam gestört. Das Leben in seiner Abwehr gegen den dämonischen Einfluß, faßt plötzlich mit der ' ganzen Kraft der Verzweiflung, mit Polypenarmeu nach dem ! feinsten Nervengewebe, um sich daran festzuklammern.' Eine ! Erschütterung, die nicht zu beschreiben ist, durchzuckt das ! morsche Haus des Leibes, als wäre eine glühende Kugel ! mitten durch die Brust geflogen. Doch von dem Allem cm-! pfand ich der Gestalt gegenüber nicht das Mindeste, ungeachtet ich dcr abergläubischen Traditionen mich eriuucrle, dic das alte Amtshaus und die Nachbarhäuser zum Schauplätze ^ der widersinnigsten Spuckgeschichten machten. Selbst der über-» rieselnde Schauer der Nomantik überkam mich nicht, dem i ich mich als Knabe so gern hingab, wenn Orillparzer's ge« ^ spenstige Ahnfrau im zögernden Schritte über dic Vühne 154 glitt und auf Vorotin's Frage- Wohin gehst Du Kind? — l ihr hohles, eintöniges' „Nach Hause" -— wimmerte. C's sträubte sich vielmehr etwas gegen die Annahme in mir, daß ich einer übernatürlichen Erscheinung gegenüber stehe. ! Ich schritt hastig einige Schritte näher, starrte nach der Stelle hin, wo die Erscheinung stand, und — sah sie nicht mehr. Es zuckte nur noch einige Mal wie ein fahles Licht vor meinen Augen, die Gestalt aber war in Nichts zerflossen. Ich öffnete die Thüre. Im langen Corridor war es ! still und leer. Ich forschte nach, ob mich irgend eine Spie- j gelung geäfft haben konnte; fand jedoch leinen Anhaltepunkt ! für die Annahme. Ich mußte ohne Aufschluß über die Her« ! kunft dieses Phantoms das Vurean verlassen. ! Nachdem ich auf die Frage: Was war das? mir keine I Antwort zu geben vermochte, fragte ich mich um so dringender „Was könnte das bedeuten?" War das eine Mahnung, der Armuth zu gedenken und wohlthätiger zu werden? Dann mußte der gespenstische Bettler die rechte Thüre verfehlt haben; denn bei einem unbesoldeten, auf das Warte« gcld der Versprechungen und Anhoffnungcn gesetzten Gc-schäftsbeflissenen wat nicht viel zu holen. Bat er um Varm° Herzigkeit für den armen Missethäter, dessen leichtsinnige Streiche ich so eben rcgistrirte? Dann hat er meinen Ein» fiuß zu sehr überschätzt; denn mir kam nur die Darstellung des Thatbestandes zu; Votum und Erkenntniß waren ein Reservat des referirenden Rathes. Wie wäre es, wenn er mich davon abhaken wollte, den Gang vor das Stadtthor zu thun, um meine Korinna zu besuchen? Was gibt es da zu verbieten? Die Wege sind gefahrlos; Ziel und Absicht unbedenklich. Warum hängt sich der Spuck an meine Fersen? Warum greift eine fahle gespenstige Hand in mein frisches blühendes Iugendlebrn? Was hat überhaupt dieser Semmel-farbige sich um meine Angelegenheiten zu kümmern! Ich raisonirte mich immer tiefer in meinen Unmuth gegen die bescheidenste, gutmüthigste, schreckloscste Geisterer-schcinüng hinein, die jemals ihren Besuch einem Sonntags-kinde abgestattet hat. Dabei schritt ich immer rascher vorwärts. Die Anhöhe war erstiegen, die Vanmreihcn der Fahrstraße hatte ich hinter mir, und schon schimmerten die weißgetünchten Mauern der bescheidenen freiherrlichcn Villa mir entgegen. Ich betrat den Feldweg, und vor mir stand am Raine des wogenden Kornfeldes meine graziöse junge'Frcun-din, ganz so, wie ich mir ste am liebsten gedacht habe, in einem einfachen Gewände uou ungefärbter Seide, mit dem Genfer Strohhute, geschmückt mit Kornblumen, am Arme ein Körbchen, das für gewöhnlich eine Damenarbeit, die sich gegen ihre Vollendung zu sträuben schien, täglich aber ein anderes Buch zu bergen pflegte. Sie drohte schweigend mit dem Fächer und deutete nach der sinkenden Sonne. Ich erschöpfte mich in Entschuldigungen, wobei ich mit meinen Geschäften sehr wichtig that. Der Erscheinung erwähnte ich mit keiner Silbc, ohne mir R» chenschaft gegeben zu haben, warum ich das denkwürdigste Erlebniß so ängstlich zu verschweigen bemüht gewesen war. Wilhelmine ließ die Entschuldigung gelten und äußerte, von meiner heutigen Gesellschaft immerhin mehr Gewinn erwarten zu können, als an jedem andern Tage, denn Mama sei mit den Kindern in die Stadt gefahren, um die neue Pantomime zu bewundern, und die gute alte Bonne habe sich mit ihrem Augenübel auf ihre Stube zurückgezogen, so hoffe sie in die Erbschaft aller Aufmerksamkeiten einzutreten, die ich sonst au die Gesellschaft zu vertheilen habe, wobei ihr wahrlich kein Löwenantheil zuzufallen pflege. „Ich werde mein Bestes thun müssen," entgegnete ich — „um Sie für den Verlust des Vergnügens zu entschädigen, das der heutige Theaterabend Ihnen -hätte bereiten können. Sollten Sie freiwillig darauf verzichtet haben?" „Sie stnd zu bescheiden, wenn Sie daran zweifeln, daß Sie mir den Pierrot oder den Policinell zn ersetzen im Stande seien." „Ich hege den Verdacht, daß Sie heute schon zu viele gute Einfälle gehabt haben und daß Sie deßhalb iuternirt worden stnd." „Diese Auszeichnung habe ich in der That nicht erfahren. Sie erwähnten jüngst, heute kommen zu wollen, und da Mama durch ein Versprechen gebunden war, die Kinder in die Pantomime zu führen, so mußte ich wohl den Ruf der Artigkeit unseres HanseS retten, und Sie erwarten.'" In allen ihren Worten lag diesimal eine geringere Beimischung von der muthwilligcn Laune, die ihr eigen war und die ste gerne zur Schau trug; vielmehr ließ sich aus Miene und Betonung ein Auslug von Innigkeit herausfinden. Wir hatten den Garten erreicht und bestiegen einen künstlichen Hügel, der einen Pavillon trug, von wo aus man die ganze Gegend beherrschte. Dieses Observatorium stand auf einer Drehscheibe, um jedes Uebermaß von Luft und Licht abwehren zu können. » „Helfen Sie mir diese kleine Welt nach unserem Willen drehen" sagte Wilhclmine, „Sie können sodann besser in die Abendwolkcn starren und Farbcnstudicn machen." Wir ließen das GeHänse so lange um seine Achse laufen, bis die offene Seite gegen den Garten gekehrt war, so daß aus keinem Fenster des Hauses ein Einblick in das Innere dieser oninoin cil^culll möglich war, wodurch zugleich der Eingang weit weg von der Zugangstreppe gerückt wurde, und wir auf,unserem Isolirfchemel vor jeder tteberraschung gesichert waren. Ich befand mich in der That in eine Situation versetzt, die ich an diesem Orte und dieser Dame gegenüber nicht leicht erwartet haben würde, was nicht wenig dazu beitrug, mich nicht sogleich den rechten Ton finden zu lassen. Wilhelminc dagegen war die Unbefangenheit selbst. Sie hatte unsere Strohhütte so gut wie möglich eingerichtet; es fehlte nicht an Blumenschmuck und Früchten, ja sie hatte sogar für spanische Zigaretten gesorgt, so daß ein beschei» dener deutscher Epiknr sich zufriedengestellt erkennen konnte. l (Schluß folgt.) 155 Menschliche Lebensdauer. Von Dr. M. Ganstcr. III. Der Mensch verschwendet nichts mehr, als sein nnd der Seinen Leben. Das Geschlecht und das Leben auf dem stachen Lande, ! oder in einer Stadt, gebe» in Verbindung mit dem Lebensalter ihren wesentlichen Einfluß auf die menschlich«: Lebensdauer deutlich kund. Winde man, nach Quetclet, die Lebensfähigkeit des Menschen in einer Kurve darstellen, so würde sie im Alter ron 14 Jahren ihren höchsten Punkt erreichen, also gerade ! uor Eintritt der Pubertät) dann aber spaltet iich die Kurve, > indem die Lebensfähigkeit beim weiblichen Geschlechte sodann schneller abnimmt, als beim männlichen. In den ersten Lebensjahren sterben mehr Knaben als Mädchen, während von !0 bis 16 Jahren das Umgekehrte j stattfindet 1 doch wechselt dieß bald wieder, so daß trotz des rascheren Abnchmens der Lebensfähigkeit gleich nach der ! Pubertät beim weiblichen Geschlechte, in den höhern Jahren, ! beiläufig vom 40. an, die Sterblichkeit der Frauen geringer ^ ist, als die der Mäuner, daher auch schon darum die Zahl ^ der Witwen in der Regel größer ist, als der Witwer. Die ! weibliche Bevölkerung zeigt in der Regel einen Ucberschuß, > gegenüber dem männlichen, so in Fiankrcich wie 60:49; in Oesterreich beträgt dieser Ucberschuß über 4 Perzente, in ! England gegen 55, nur in Belgien und Nordamerika ist ein Minder der weiblichen Bevölkerung bekannt. 'In diesem weiblichen Ueberschusse scheint auch der Grund zu liegen, warum an den meisten Orten mehr Frauen als Männer sterben. Vci dem männlichen Geschlechte zeigt sich im Alter uon 24 Jahren häufig ein Marimum der Sterblichkeit, daß nach den schönen Forschungen Quetelet's mit der Zeit des größeren Hanges zum Verbrechen beim Manne zusammenfällt. In dem Alter von 69 bis 63 Jahren nimmt dic menschliche Lebensfähigkeit an Energie sehr ab, in dieser Zeit ist die wahrscheinliche Lebensdauer sehr gering. , - Man hat gefunden, daß die mittlere Lebensdauer auf dem Lande eine größere sei, als in den Städten. In England ist die mittlere Lebensdauer auf dem Lande beiläufig 63, in großen Städten bloß 38 Jahre. Während wir in Oesterreich im Allgemeinen uns uon der mittleren Sterblichkeit Europa's nicht weit entfernen) während z. B. hier in Oberkrain beiläufig von 40 bis 60 Einwohnern einer stirbt, stirbt in Wien 1 Einwohner von 22. Die Ursachen aller dieser Erscheinungen sind mannig« fach) sie liegen in der mit den Jahren abnehmenden Kraft des menschlichen Körpers, in dem heftigen. Aufwallen der Leidenschaften, in der Energie des'Wollens, uud dem Mangel an ruhiger Selbstbeherrschung in den Jahren der Pubertät, bis zum 30. Jahre beim männlichen Geschlechte, in den mannigfachen Verkehrtheiten unserer sozialen Eristenz, in der frischen, reinen Luft auf dem Lande, der größeren Abhär-> tung, der schwereren Arbeit, der Bewegung in freier Luft bei den Landleuten, der Luftverderbniß, der unzweckmäßigen Bauart unserer Häuser, der einseitigen Pflege der Kinder , bei ihrer Ausbildung, den Gefahren, welchen der weibliche « Körper in der Periode von l8, 30 bis 40 Jahren ausgesetzt ist, das raschere Leben in Städten durch größere Genußsucht und mannigfachere geistige und sinnliche Allregun-gcn, die häufige Verwechslung von Tag uud Nacht ic. Interessant wäre es, der Einwirknng der gewöhnlichen Schul- und Studiensyfteme auf den jugendlichen Körper zu studiren; denn der Einfluß der Schnle ist nicht bloß geistig, sondern auch körperlich außerordentlich groß. Dort, wo dis körperliche Erziehung ganz oder größtenthcils vernachlässiget wird, wo die jungen Körper zu lange in sitzender, gebeug« ter Stellung erhalten werden, wo die Luft durch ;n angefüllte Lehrzimmer, schlechte Erneuerung, unzweckmäßige Hei« zung nur im verdorbenen Zustande den jugendlichen Aihmungs-werkzeugcn zugeführt wird, wo die körperliche Uebung nicht nahezn eben so viel gilt, wie die geistige, wo vergessen wird, daß nur ein gesunder Körper einen gesunde» Geist danernd beherbergen kann, wo die harmonische Entwicklung des Psychischen und Physischen vergessen wird, dort ist der Einfluß H zweifellos ein mehr oder minder verfehlter. Leider ist die statistische Erörterung dieser Frage eine sehr schwierige, und sie ist nicht gelöst. Amtlich bestätigt hat sich aber z. V. in England, daß an vielen Orten die Gesundheit der Schüler sehr schlecht war) als im Jahre 1837 in dieser Richtung eingreifende Veränderungen, besonders in Bezug auf geräu- ! miqe, gut lüftbare Lokalitäten lc., vorgenommen wurden, ! besserte sich auffällig der Gesundheitszussand der Schüler an den betreffenden Schulen. Wie viele Kinder athmen mit der ! schlechten Luft mancher Schulzimmer den Krankkcits-, auch ! den Todeske,im ein, wo doch mit wenig Kosten eie Gefahr ! und der Schaden vermieden werden könnte. Betrachten wir noch die Wahrscheinlichkeit, in einem bestimmten Alter noch eine gewisse Zeit zn leben, so sehen z wir aus den sehr genau eingehenden Erörterungen der Lebens« versicherungs - Banken folgende nicht uninteressante Daten, > wenn wir von Beschäftigung, Individualität nnd Aufenthalt ^ absehen, und nur dic allgemeinen Durchschnitte betrachten. ! Jemand, der 20 bis 30 Jahre alt wurde, hat, wenn er ! sonst gesund ist, noch die Wahrscheinlichkeit 26 bis 36 Jahre zn leben: ein 40 bis 60jähriger noch 20 bis 26, im 60. ! bis 70. Jahre noch 8 bis 16 Jahre und im 80. noch 4 bis 6 Jahre. ! Wenn ein Mensch gewisse Alterspcrioden lebend über- wunden bat, so ist seine Lebensfähigkeit eine desto höhere. ! Nach einer fünfjährigen Zusammenstellung, die ich für einen Theil Krains machte, und welche mit vielen andern derartigen Zusammenstellungen sehr analoge Resultate lieferte, ! ist die Skala der Sterblichkeit nach dem Alter für beide Geschlechter zusammen dcr Art, daß sie bei einem Marimum im ersten Lebensjahre anfängt, und in der Altcrkpcriode. W»5« von Iss bis 2ä Jahren zu einem Minimum gelangt, von hier aus zu einem zweiten Marimum aufsteigend, welches in die Altersperiode von 6l bis 80 Jahre fallt. Das letztere Marimum ist freilich relativ noch größer, als das erste, da die Zahl der vorhandenen lebenden Individuen desselben AltcrS in der Periode von 61 bis 89 jedenfalls kleiner ist, als im ersten Lebensjahre. Auch die, jedoch nicht zu frühe Ehe zeigt statistisch ihren wohlthätigen Einfluß nach den schönen Forschungen von De« parcicur, Kasper u. s. f. Schon Hufeland erzahlt, daß i «ie ein lediger Mann 100 Jahre alt geworden sei. W. Farr hat in neuester Zeit seine diesbezüglichen ausgezeichneten For-schungen in England, bei einer Bevölkerung von nahezu 36 ! Millionen, veröffentlicht. Er fand, daß ledige Männer und Frauen unter zwanzig Jahren viel weniger starben, als ve» heiratete; noch im Älter von 20 bis 23 Jahren sind die ledigen Mädchen etwas im Vortheile; vom 30. Lebensjahre an sind aber schon die Mädchen in immer größerem Nachtheile, und ein ähnliches ungünstiges Verhältniß zeigt fich i auch beim männlichen Geschlechte. Die verwitweten Personen ! hingegen sterben in allen Altersklassen viel häufiger, als die i Verheirateten, ja sogar als die Ledigen! Die zu frühen ! Ehen sind somit Physisch und wohl auch geistig vom grcßen ^ Nachtheile, dagegen das Familienleben spater äußerst wohlthätig wirkt. . ! Ein großer Theil des menschlichen Geschlechtes wird ! selbst in den zivilisirten Ländern durch Volkskranlhciten, i Seuchen, hingerafft. Noch ist es dem menschlichen Studium ! nicht gelungen, gewisse Seuchen zu ersticken; wohl Haupt-sachlich darum, weil die Gesellschaft sich von Vornherein ;u ^ ' wenig gegen die Möglichkeit der Ausbreitung schützt. Acht« ^ zehn bis zwei und zwanzig Perzcnte aller Todesfälle müssen jährlich in Frankreich den Epidemien zur Last gelegt werden. In einem kleinen Theile Oberkrains, bei einer Bevölkerung > von etwas über 7000 Menschen, in einer anerkannt sehr gesunden, von keiner bedeutenderen Seuche, außer der Cholera, , und selbst von der nur mäßig heimgesuchten Gegend, star- , ben in fünf Jahren 380 Personen bloß an (amtlich erklär« ten) Epidemien, somit an Krankheiten/welche bei höherer ! Entwicklung der Hygieine, und bei Beachtung derselben im ! gesellschaftlichen Leben, vermieden werden könnten; am Hungertyphus starben allein im Tcschener Kreise bei 20060 Men» ^ schen, nnd die Nuhr tödtetc bei ihrem epidemischen Auftre- ! ten in Böhmen in den Jahren 1846, 1847 und 4848 allein ! 19äl Menschen! So fallt das Menschenleben zu vorzeitig Einflüssen zum Opfer, welche eine erleuchtetere gesellschaftliche Anschauung ^ nach und nach entfernen kann, denn die epidemischen Krank» z heilen müssen beinahe durchwegs als solche betrachtet werden, ! welche wenigstens ihre bedeutendere Ausbreitung entfernbaren Ursachen verdanken. ^ Die Dauer der Ewigkeit. Die orientalische Fantaste, welche sich so gern in Vil« j dern und Gleichnissen gefällt, beantwortet die transscendentale Frage über die Dauer und das Ende aller Dinge auf diese sinnreiche Weise: Denke dir, sagt der indische Schamane, einen diamantenen Fels mit einem Umfange von zehn Tag« reisen und der Höhe des Himalaia (27.000 Fnß). Alle zehntausend Jahre schwebt eine Göttin in einen leichten Nebelschleier gehüllt, leichter als ein Schmetterling an diesem rie« Ngen Felsenberge vorüber und streift an demselben mit dem ^ Saum ihres Schleiers so leicht und leise an, daß sie nicht einmal eine junge Ameise herabstreifen würde. Wenn nuu dieser fliegende Schleier den Demautfels ganz und gar in nichts zerrieben hat, so wird die Welt noch zehntausend ^ Jahre fortbestehen und dann erst das Ende aller Dinge kommen ! Literatur. Das Quecksilber-Bergwerk Idrin , von se i-nem Beginne bis 5 u r G r g e n w a r t. Geschicht« lich dargestellt von Peter Hitzinger. Dechant und Pfarrer in Adelsberg. Mit einem Plane des Bergwerkes. Laibach ! 1860. Bei Ignaz v. Kleinmayr und Fedor Bambcrg. ! Diese Schrift, welche den von der Redaktion dieser ! Blätter ausgeschriebenen Doppelpreis erhielt, und von wcl-l cher bereits Aüözüge mitgetheilt worden sind, ist eine, nicht ! nur für Fachmänner, sondern auch für einen größeren Lese-! kreis höchst interessante und belehrende Monographie des so !, berühmten O.llecküllier-Bergwerkcs Idria, welche einesthcils '^ durch die mit Sorgfalt erfaßte geschichtlich,' Beschreibung, ! anderntheils aber durch die statistischen Daten einen bleiben« ! den Werth erhält und eine wichtige Vorarbeit zu einer spä« ! teren Geschichte Krain's sein dürfte. Der beigegebene litho- graphirte Plan dient dazu, den Leser aufs Genaueste von ! der Anlage der Schachte, Stollen und Felder der unterirdi« ! schen Welt zu unterrichten. Die Ausstattung des kleinen ^ Werkes ist eine nette, und der Preis so gering, daß es den Freunden und Bewunderern Krain's leicht ermöglicht wird, ihre Bibliothek damit zu bereichern. Illustrirtes Familienbuch des österreichischen Lloyd in Triest. X. Band. 1 l. Heft. l Wir können auch diesem neuesten Hefte nachrühmen, ^ daß es einen, zur Unterhaltung und Belehrung häuslicher ! Kreise entsprechenden, gediegenen Inhalt hat. Es enthält: ! eine Novelle von Ludwig Ißleib „Der Pfarrer und sein !Sohn"; dann einen interessanten Aufsatz «Blüthezelten der ! Wissenschaften"; ferner eine historische Studie vo» Thaddäus Lau „Die Negierung Karl's II., Stuart"; hierauf eine naturwissenschaftliche Arbeit von E. W. L. Glogger „Die Zweck- > Mäßigkeit der Farben in der Thierwclt" und einen Lneratur-^ bericht von Leuin Schücking. Vcigegcben sind drei präch-j tige> Stahlstiche: 1. der Schulmeister iu 'Aengsten, 2. die bei» den Foskari, 3. Ariccia. Illustrirtes Haus- und Familienbuch. Wien. > " Zamarsky und Dittmarsch. ! Auch von diesen» belletristische» Unternehmen, von wel« ! chcm uns die neuesten Hefte 16, 17 und 18 vorliegen, müs-I sen wir saa.cn, das: es sich bestrebt, durch Gediegenheit und l Mannigfaltigkeit seincZ Inhaltes sich zu dem ;u gestalten, ! was es sein will, zu einer unterhaltenden und belehrenden ! Lektüre für die gebildete Welt. Wir wünschen ihm große ! Veibreitung, es verdient dieselbe. Druck und Vcrlag von Ign. v. Klciumayr « F. Bamberg in Laibach. — Verantwortlicher Rcdaclcur ,v Vamberg.