Laibacher SCHULZEITUNG. Erscheint aiu 10. und 25. jedes Monats. Organ des krainischen Landes - Lehrervereins. Sechster Jahrgang1. Vereinsmitglieder erhalten das Blatt gratis. pränumerazionspreise: FürLaibach: Ganzjähr. fl.2-60, halbjähr. fl.1-40.— Mit der Post: Ganzjähr. fl.2*80, halbjähr. fl. 1-50. ^xPedizion: Buchdruckerei lg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg, Eahnhofgasse Nr. 15. Inserate werden billigst berechnet. Schriften und Werke zur Rezension werden franko erbeten. Die Neuschule Oesterreichs in ihren Licht- und Schattenseiten. Es ist immerhin eine erfreuliche und auch von den pädagogischen Zeitschriften oft üachdrücklichst betonte Tatsache, dass sich seit dem Erblühen der neuen Schulaera auch die politische Presse — wie überhaupt Faktoren der Schule mehr oder weniger annehmen, die vordem der „Stätte der Schulmeisterei“ kaum irgend welche Beachtung schenkten und in der Kegel nur mit Geringschätzung auf den von Sorgen gebeugten Jugendbildner zu blicken pflegten. Es dürfte einem grossen Teile der österreichischen Lehrerschaft wol auch noch der äusserst beleidigende Ton in Erinnerung sein, den gerade vor Eröffnung des ersten Lehrertages zu Wien ein dortiges Tagesjournal gegen die „armen Schlucker von Schulmeistern, die einmal Parlament spielen wollen,“ anschlug, und wol auch das, wie dieses Blatt gleich nach dem ersten Verhandlungstage — durch das wackere und verständige Auftreten der Lehrer eines bessern belehrt — die aus dem Dunkel herausgetretene kernige Macht auf das lebhafteste bejubelte und sie für die ihr angetane Unbill fast kniefällig um Vergebung bat. Seit jener Zeit hat sich das Blatt nun gewaltig gewendet. Die fortschrittliche Presse hat an dem Ausbaue des Volksschulwesens redlich mitgearbeitet und die Lehrerschaft gegen Uebergriffe oft tatkräftigst verteidigt. Es fehlte auch nicht an Vorschlägen zur einheitlichen Gestaltung der verschiedenen Bildungsstätten und zur Hebung unserer sozialen Stellung, obgleich sich andererseits mit oft grosser Arroganz wieder Elemente erhoben, die uns kein menschenwürdiges Dasein gönnten und uns gewaltsam wieder ins Joch jener unglückseligen Zeit einzwängen wollten, für die es nun gottlob keinen Boden mehr gibt. Unter den Journalen nun, die um unsere Ehre, um unser Ansehen und überhaupt uua die Besserung des österreichischen Volksschulwesens wacker kämpften, befindet sich aUch jenes im argdurchwühlten Tirolerlande, dessen Kedakteur die auf die Schule Bezug habenden Artikel sammelte und sie mit den entsprechenden Erweiterungen vor kurzem unter dem Titel: „Die Neuschule Oesterreichs in ihren Licht- und Schattenseiten“ herausgab. Die in dieser 112 Blattseiten umfassenden Zusammenstellung uiedergelegten Vorschläge, Erörterungen und Ideen sind mitunter so gehaltvoll und zutreffend, dass wir uns nicht versagen können, das Wichtigste davon an dieser Stelle vorzuführen. Hat der Herausgeber hei seinen Erörterungen vielfach wol nur das glaubenseinige Tirol im Auge, so vertieft er sich denn doch zumeist in die allgemeinen österreichischen Schulverhältnisse und lobt, was zu loben ist, deckt aber auch ohne Scheu die Mängel auf, die der Neuschule entweder uach innen oder aussen hin noch anhaften. Das österreichische Volk, in Unmündigkeit geboren und erzogen, müsse, so meint Herr Gassner, den Konstituzionalismus erst erkennen und durchführen lernen. Die Schule hat einen mächtigen Aufschwung zu verzeichnen. Ihre Gegner wollen zwar davon nichts wissen und behaupten, nur der Aufwand für die Schulen sei grösser, diese selbst aber seien zurückgegangen, und eine Schulaufsicht bestehe eigentlich gar nicht mehr. Dies fordere zur Betrachtung der Dinge, wie sie eben stehen, heraus. Den Anfang macht der Verfasser mit den neu eingerichteten Lehrerbildungsanstalten, die dem Volke Lehrer geben, „welche den Unterricht nach neuer, einfacher und praktischer Methode anfassen, die neuen Lehrmittel in geeigneter Weise verwenden, die Unterrichtsbücher besser gebrauchen“ u. s. f. Es Hesse sich hierüber zwar einiges sagen, das einer kleinen Kritik ähneln würde, doch angenommen, der Verfasser habe wirklich nicht zu rosig gesehen, so muss doch auch anerkannt werden, dass mit der Abschüttelung des drückenden Joches auch die ältere Lehrerschaft rüstig auf die Füsse trat und in vielen Provinzen (mit wenigen Ausnahmen) entschieden ihren Mann stellte. Ebenso kann sich die Behauptung, dass die neu eingerichteten Lehrerbildungsanstalten mit vier Jahreskursen notwendig drei Jahre gar keine Lehrer abliefern konnten, wodurch ein Mangel an Lehr-personal eintrat, nicht auf Tatsachen stützen, wenigstens ausser Tirol nicht, da ja die Erweiterung der vormaligen Lehrerbildungsinstitute mit zwei Jahrgängen sukzessiv vorgenommen wurde und darum dieselben niemals durch eine so lange Zeit, wie eben erwähnt, keine Lehrer abgeben konnten. Auch scheint uns noch lange jene Zeit nicht gekommen zu sein, wo von „hohen“ Gehalten der Lehrer, wie sich der Verfasser Seite 7 ausdrückt, die Rede sein kann, woran er übrigens auch selbst nicht recht glaubt, da er gleich Seite 15 wieder von schlechter Bezahlung der Lehrer spricht. Die Vermehrung der Schulklassen und des Lehrpersouals muss unbedingt trotz des Geschreies der Gegner, denen es wegen des Peterspfennigs um das für Schulbauten ausgegebene Geld leid tat, als eine Lichtseite unserer Zeit angesehen werden. Als einen Mangel der Neuschule vermeint jedoch der Verfasser das anführen zu müssen, dass man die Schulklassen nach Geschlechtern und nicht nach dem Fortgange im Unterrichte trennte. Durch die Trennung der Geschlechter erreiche man im Unterrichte wesentlich weniger, in erziehlicher Hinsicht gewinne man sittlich nichts, man beseitige aber den für den Unterricht zwischen Knaben und Mädchen sehr förderlichen Wetteifer. Sollte man es daher nicht für angemessen erachten, den gemeinsamen Unterricht gerade bis zum vollendeten 14. Lebensjahre beizubehalten, so habe die prüde Absonderung nach dem Geschlechte bis zu 10 bis 12 Jahren keinen vernünftigen Sinn. Wo durch diese Trennung die Errichtung einer genügenden Klassenzahl in aufsteigender Linie eine Einbusse erleide, dort sei die geschlechtliche Sonderung unbedingt (?) nachteilig. Die klösterlichen Schulen erschweren die Mädchenerziehung fast bis ins Unerschwingliche, man rede ihnen jedoch auf gegnerischer Seite das Wort, weil die Klosterbildung namentlich gelegentlich der Wahlen zur praktischen Anwendung komme. Aber auch hinsichtlich des gesammten elementaren Unterrichtswesens mache sich die Uebergangsperiode in oft nachteiliger Weise bemerkbar. Die Lehrerbildungsanstalten empfangen durchschnittlich ein wenig veredeltes Rohmaterial, wodurch die Durchführung des Lehrplans sehr erschwert wird. Die Verhältnisse bringen dies eben mit sich, aber di® Zeit wird es möglich machen, dass man bei der Aufnahme der Zöglinge sich nicht mehl wird mit einer Aufnahmsprüfung zu begnügen brauchen, bei welcher man beide Augen zu-zutun Grund hat. Auch die Tüchtigkeit des Lehrpersonals werde noch vielfach beeinträchtigt; viele Lehrer erkennen die neuen Schulgesetze nur an, weil sie ihnen höhere Gehalte bringeir Tüchtige Lehrer seien hauptsächlich au den Pädagogien eine unerlässliche Notwendigkeit doch finde man gegenwärtig nicht selten noch Männer, die diese Bildungsanstalteu nur ab Duvchgangsstazionen betrachten, auf welchen sich bequem auf eine ihrer Individualität mehr entsprechende Stelle warten lasse. (Dagegen liessen sich Einwendungen machen.) Eine hohe Kulturmission habe der Direktor eines Pädagogiums zu erfüllen. Per Verfasser meint da: „Wir unsererseits ziehen vor einem Pädagogiumsdirektor, welcher seiner Aufgabe gewachsen ist, mit weit mehr Hochachtung den Hut, als vor einem ganzen hochwürdigsten fürst- und unsertwegen auch erzbischöflichen Konsistorium. Darum müssen uos aber auch die Pädagogien als Anstalten vor Augen schweben, die weit wichtigor sind, als andere Einrichtungen. Es fehlte früher an allem, und unter Anwendung von Millionen wurden Lehrerbildungsanstalten erbaut; und gerade aus dem Gesichtspunkte des Mehr-aufwandes wird von einer über Oesterreich mehr als man glaubt verbreiteten Liga beständig §egen die Neuschule agitiert. Auch die Wertschätzung der Lehrer lässt noch vieles zu wünschen übrig, was ja schon daraus hervorgeht, dass man Schulmännern, wenn man sie für eine lange verdienstvolle Wirksamkeit belohnen will, jene Auszeichnung zugedenke, hie vorzugsweise gewöhnlichen Dienern zuteil wird.“ Im ganzen wird konstatiert, dass vieles besser geworden sei, daher der Lärm der Schulfeinde, die eben den Anfang von Bewusstsein und Selbständigkeit erstehen sehen. Karuna auch der Lärm über die weltlichen Lehrerinen, welche bestimmt sind, die sanfte Klostereinfalt der Schulschwestern zu verdrängen. Der Glaube an den Schulkrach, an den tt'an so sehr gehofft, ist nur noch ein recht morscher. Doch nicht allein vom Standpunkte ücs Kostenaufwandes, der ja dem allgemeinen Volkswole zugute komme, sondern auch vom Standpunkte des reinen Ultramontanismus wird die Neuschule angefeindet, und es ist schwer zu sagen, was bei der Kampfmethode das Uebergewicht hat: die Beschränktheit der Anschauung, die Unfähigkeit in der Auffassung, oder die Bosheit des Willens. Mau will ücn konfessionellen Staat, der weltliche Unterricht aber muss von konfessionellen Einmischungen frei bleiben, und das nun wird als ein grosses Unglück in alle Welt hinaus-Soschrien. Die neue Schulgesetzgebung hat, indem sie die Oberleitung des Unterrichts- und Erziehungswesens in die Hand des Staates legte, die Besorgung des Religionsunterrichtes aber der Kirche zuwies, nur auseinander gesondert, wo eine Vermengung nachteilig sein kann und muss, sie hat also nach Recht und Pflicht, nach Billigkeit gehandelt. Das, dass man der Kirche die Besorgung und Leitung des Religionsunterrichtes überwiesen hat, soll eme „Entchristlichung“ der Schule sein? Das nenne man die Religion aus der Schule binauswerfen? 0 heilige Einfalt! Um eben der Kirche ihre eigentliche Aufgabe in der Schule zu erleichtern, habe man ihr das Kommando über den weltlichen Teil derselben entgegenkommend abgenommen, und so etwas soll religionsfeindlich sein ? Durch die neue Schulgesetzgebung ist der Lehrer seinem Berufe wiedergewonnen; dass aber der Religions-ünterricht bei der Geistlicheit in den rechten Händen sei, wer sollte das bezweifeln? Wen trifft wol die Schuld, wenn es mit den Kenntnissen aus der Religion schwach bestellt ist? •messen sind im ganzen Reiche Vertreter der Kirche auch Mitglieder des Orts-, Bezirks- und Landesschulrats, und so was sieht doch nicht wie eine Lostrennung von Kirche und Staat aus. Die Schulaufsicht der neuen Aera zeigt überall das redliche Bestreben, der schule und allen gerecht zu werden; das ganze Sistem verrät sittlichen Ernst und nicht leligiös-sittlichen Indifferentismus, Die Kirche hat überall Sitz und Stimme, und man lügt gewaltig, wenn man sie als verkürzt bezeichnet. Auch der Lehrstand ist nicht beiseite ge-setzt, wo es die Leitung und Beaufsichtigung des Schulwesens im allgemeinen gilt, und ^as ist einer der Hauptvorzüge der neuen Schulorganisazion. Was die Einflussnahme der Gemeinde auf die Schule anbelangt, so ist dies eine Idee, welche theoretisch betrachtet “icbt so schlecht, praktisch genommen aber sehr anfechtbar ist Das Volk muss erst lernen, Schulaufsicht zu üben. Der ganze österreichische Schulaufsichtsorganismus ist ein Stück modernes Staatswesen, ein Baukomplex, welcher die Verfassung zum Stützpfeiler hat. Die Ortsshulväte sind vielfach bedenkliche Institute, denn in ultramontanen Gemeinden ist die Schule trotz der Gesetze der tatsächlichen Leitung des Staates entrückt und dem Kommando der Kirchenpartei zurückgegeben. Weniger bedenklich als die Ortsschulbehörde ist der Bezirksschulrat. Gegen diesen lässt sich nach Ansicht des Verfassers nur der Vorwurf der Schwerfälligkeit erheben; Einfachheit aber sei überhaupt kein Merkmal des Konstituzionalismus. Auch gegen den Landesschulrat lasse sich grundsätzlich wenig sagen; Klagen tauchten in manchen Ländern nur gegen dessen Zusammensetzung auf. Eine grosse Veränderung ist mit der Schaffung der Schul in spekzion vor sich gegangen. Wenn gegenwärtig der k. k. Schulinspektor erscheint, gibt es keine prunkhafte Schulprüfung mehr, die vorher nichts anderes als ein Schaugepränge mit viel Wind und wenig Wahrheit war. Die Schulverbesserung muss das Hauptziel der Inspekzion sein. Es ist darum wichtig, dass der Schulinspektor das Volksschulwesen selbst von Grund aus kenne, dass er den Lehrern sachgemässe Andeutungen zu erteilen in der Lage sei, und dass er den Lehrplan genau inne habe. Tatsächlich sei von einer Schulinspekzion, wie sie sein sollte, noch nicht zu sprechen. Es handle sich vor allem um eine stramme, tätige, unermüdliche, um eine regenerierende Schulaufsicht, namentlich in pädagogisch-didaktischer Beziehung. Als erster Fehler könne der bezeichnet werden, dass unsere k. k. Bezirksschulinspektoren insgesammt Notnägel seien, da kein einziger lediglich für die Schulinspekzion bestellt und bezalt sei, dass sie ihre Posten nur als Nebenämter ausehen müssen, obwol ihre Geschäfte einen ganzen Mann erfordern. Einen zweiten Fehler erblickt der Verfasser der Artikelserie darin, dass man bei Anstellung der Inspektoren vielfach zu hoch gegriffen habe. Als dritten bezeichnet derselbe die oft zu wenig sorgfältige Auswahl der bezüglichen Persönlichkeiten. Viele Bezirksschulinspektoren pflegen Gesetzestreue nur zum Aushängeschilde zu nehmen, und mit solchen Herren sei es nicht möglich, freisinnige Gesetze durchzuführen. Sie halten es lieber mit den Gegnern, als mit dem geistigen Fortschritte, und sind im geheimen intimste Freunde derselben. In die Hände solcher ein so wichtiges Amt zu legen, sei ein höchst bedauerlicher Fehler. Es sei nötig, dass die Gesetzgebung noch einen ernsten, entschiedenen und entscheidenden Schritt nach vorwärts tue. ln erster Linie müsse dafür gesorgt werden, dass jede Bezirkshauptmannschaft mindestens einen ständigen, mit wenigsten s 1500 fl. Jahresgehalt aus Reichsmitteln besoldeten Schulinspektor erhalte, dessen Hauptgeschäft nicht in vielen Schreibereien, sondern in fleissigen Inspizierungen der Schulen zu liegen habe. Bei dessen Ernennung ist darauf zu sehen, dass er ein vom rechten und echten Geiste des Fortschritts beseelter und auf dem Felde der praktischen Erfahrung herangereifter und gediegener Schulmann, nach Möglichkeit Volkschulmann sei. Vorderhand wäre eine höhere Bildungsanstalt für Inspektoren in Wien ins Leben zu rufen, dann aber müsste in jedem Kronlande jährlich eine zweimalige Einberufung einer Inspektorenkonferenz statt-finden. Die Einwendung, dass hiezu bedeutende Geldsummen notwendg seien, habe keinen Untergrund, denn man kreierte in den letzten dreissig Jahren eine Menge von Steuerinspektoren-, Fiuanzwach-, Post- und Telegraphenkommissären-Stellen etc. etc. und brachte für alle diese kostspieligen Instituzionen stets die nötigen Mittel auf, weil man ihre Notwendigkeit anerkannte. Ein hohes Unterrichtsbudget, mit welchem der beabsichtigte Zweck erreicht wird, gereicht anerkanntermassen jedem Staate nicht allein zur Ehre, sondern auch zu® Vorteil. Im engen Zusammenhänge mit der Neuschule ist das Institut der Kindergärten, das sich die Ausbildung der Sinne zum Ziele mache, und dies in einer anregenden, unterhaltenden Weise. Dasselbe ist unbedingt zu den grossen Errungenschaften der Neuzeit z« rechnen, und es ist nur zu bedauern, dass es von manchen noch angefeindet wird. Durch die Einführung der achtjährigen Schulpflicht hat die neue Schulgesetzgebung dafür Sorge getragen, dass der Unterricht und die öffentliche Erziehung auch nach oben hin (wie durch Kindergärten nach unten eine Lücke ausgefüllt wurde) eine entsprechende Ausdehnung erfuhren. Die achtjährige Schulpflicht ist eine Notwendigkeit, eine Woltat, und gerade dort am unerlässlichsteu, wo am heftigsten dagegen agitiert wird: in den Gebirgs-ländern. Schüler in den höheren Altersstufen, mit reicheren Yorkenntnissen und einem ge-reifteren Verstände, können von einem umsichtigen, gewandten und eifrigen Lehrer zur Selbstbeschäftigung, daher zur Ausnützung der ganzen Schulzeit angewiesen werden, während der gewandteste und erfahrenste Schulmann die Kinder der unteren und mittleren Abteilungen niemals wird vor teilweisem Müssiggange und Langweile bewahren können. Diese Schulpflicht findet daher dort, wo man die Bildung des Volkes, die Verbreitung der Aufklärung und die Stärkung der Denkkraft fürchtet, begreiflicherweise Gegner. Uebrigens kann diese woltätige und notwendige Neuerung auch nicht als eine unerträgliche Last der Eltern bezeichnet werden, und dies am allerwenigsten am Lande, wo die Arbeitsleistungen zwölfjähriger Kinder, namentlich im Winter, nur ganz ungemein gering anzuschlagen sind. Liegt ja doch der Bauer selbst gar oft auf der faulen Haut und sorgt dafür, dass die zahlreichen Halbfeiertage („Bauernfeiertage“) gehörig „gehalten“ werden. Als Neuerung ist in den Schulorganismus der jüngsten Schulaera Oesterreichs auch der Turnunterricht eingefügt, der mit der dem Kindergarten zugrunde liegenden Idee am nächsten verwandt ist. Es ist die Einführung dieses Gegenstandes in die Volksschule als entschiedener Fortschritt zu verzeichnen, vorausgesetzt, dass die nötige Vorsicht nicht versäumt und das Turnen selbst innerhalb der Schranken des Vernünftigen betrieben wird. Gegen den Schluss zu erklärt sich der Verfasser der lesenswerten Artikelserie noch gegen die obligate tägliche Schulmesse, und zwar aus unterrichtlichen und erziehlichen Gründen. Eine sonntägliche Schulmesse genüge vollkommen; denn wenn dies für den Erwachsenen hinreiche, so müsse es wol für die noch nicht eben mit Sünden beladene Jugend umsomehr entsprechen, Die Erfahrungen sprechen dafür, dass die Eltern den kirchlichen Zwang als eine drückende Last fühlten und sich im Interesse ihrer Kinder sehr bitter dagegen aussprachen. Man muss also zugeben, dass die allgemeine Durchbildung in der Neuschule eine Weitergreifende, eine vielseitigere, eine dem Bedürfnisse des künftigen Bürgers mehr entsprechende als vordem ist. Aber man darf auch nicht vergessen, dass es unmöglich ist, schon jetzt grosse Erfolge zu verlangen, da der Debergang von den alten in die neuen Verhältnisse noch keineswegs abgeschlossen, sondern allenthalben eigentlich erst im Beginne 'st. Darum ruft der Verfasser noch einmal allen zu, alles das zu unterstützen, was auf die Verbesserung des Schulwesens abzielt, den Unkenrufen der Freiheitsfeinde aber das Ohr standhaft zu verschliessen. Die Interessen der Schule zu fördern, ist ein edles, ein grosses, e>u patriotisches Werk; denn nur ein gebildetes Volk versteht es, sich die Kräfte der Natur dienstbar zu machen, und nur ein solches ist fähig, sich aus Armut und Not zum Wol-stande emporzuarbeiten; nur ein gebildetes Volk ist leistungsfähig in Gewerbe und Handel, 'n Industrie, Kunst und Wissenschaft, und eben nur ein solches vermag sein Vaterland Wahrhaft zu lieben. Es sorge darum jeder, dass die Schattenseiten der Schule gänzlich zum Weichen gebracht werden und nur deren Lichtstellen in den Vordergrund treten. —a. Die Klosterschulen. Von Joli. Petkovšek. Die Schulen der Jesuiten. (Fortsetzung.) Der älteste Lehrplan der Jesuiten ist die im Jahre 1588 von sechs Patres entworfene und, nachdem sie vielfach geprüft wurde, 1599 publizierte Ratio et institutio studiorum societalie Jesu. Dieser Lehrplan blieb bis auf den heutigen Tag die Grundlage, auf wel- eher fortgebaut wurde, und erst in der neuesten Zeit trat eine kleine Aenderuug ein, die aber dem ursprünglichen Plane keine neue Gestaltung gab, da dieser nur der neuen Zeit angepasst wurde. Ein Erziehungsinstitut der Gesellschaft Jesu zerfiel in zwei Abteilungen, in eine höhere: Studia superiora, und in eine niedere: Studia inferiora Ein Rektor war über beide gesetzt, unter ihm standen zwei Präfekten, über jede der beiden Abteilungen einer. Wir werden uns hier nur auf die niedere Abteilung beschränken, die mehr oder weniger einem Gymnasium in Verbindung mit einer Elementarschule entspricht, 5 aufsteigende Klassen besitzt und jede einen besondern Namen führt. Nicht nur aus diesen Namen, sondern auch aus den einzelnen Disziplinen, die in jeder Klasse gelehrt wurden, konnte man schon auf eine Uebereinstimmung mit den Studien der Sturm’schen Schule schliessen, Im 6. oder 7. Jahre soll nach Sturm der Knabe in die Schule gebracht werden. 9 Jahre dauere die eigentliche schulmässige Erziehung, also beiläufig bis zum 16. Jahre; mit unserem Bildungssistem verglichen, wäre dies die Elementar- und Mittelschulbildung. Dann sollte eine freiere Bildungsweise eintreten, statt des Unterrichtes das Hören von Vorlesungen, und zwar 5 Jahre lang, bis zum 21. Lebensjahre. Ursprünglich war sein Gymnasium in 9 Klassen geteilt, nach den 9 Jahren, welche die Schüler dort zubringen sollten. Später erweiterte Sturm sein Gymnasium in 10 Klassen. Die oberste Klasse war die erste, die unterste die zehnte.* „Die zehnte Klasse“, schreibt Sturm, „habe das Fundament zu legen, den Kindern die Gestalt und Aussprache der Buchstaben schlicht beizubringen, dann das Lesen, was besser beim Erlernen der Deklinazionen und Konjugazionen, als beim Katechismus geschehe. Der deutsche Katechismus, nicht der lateinische, sei auswendig zu lernen, letzteres werde nur papageienmässig betrieben.“ — „In der neunten Klasse“, schreibt Sturm an den Lehrer dieser Klasse, „soll der Magister die Schüler im Deklinieren und Konjugieren befestigen, auch das Unregelmässige lernen lassen. Dann müsse der Lehrer sorgen, dass die Schüler eine Menge der lateinischen Worte lernten, insbesondere Benennungen alltäglich vorkommender sinnlicher Gegenstände“. Achte Klasse. An den Lehrer dieser Klasse schreibt Stur m: „Vor allem müsse er darauf halten, dass die Kinder das nicht vergessen, was sie in den vorigen Klassen erlernten. Was sie aber erlernten, könne er am besten aus ihren geschriebenen Schulbüchern ersehen, welche in allen Klassen aufs gewissenhafteste aufzuheben seien. Die Knaben in der achten Klasse müssten alle Haupt- und Zeitwörter flektieren können. Schon in der neunten Klasse sollten die Kinder Wörterbücher anlegen, diese müssten nun weitergeführt und vermehrt werden.“ Wir sehen aus den vorgeführten Lehrzielen der drei untersten Klassen des Sturm-schen Erziehungsinstitutes, nach welchem die Jesuiten vorzugsweise ihre Anstalten einrichteten, dass nur die lateinische Sprache der vorzügliche Angelpunkt war, um welchen sich alles Lehren und Lernen bewegte. Die Wissenschaften wurden nicht aus der Anschauung, sondern aus Büchern betrieben und schrumpften in jene leblose Wortgelehrsamkeit zusammen, die Raumer so treffend „verbalen Realismus“ nennt. Diese Wortgelehrsamkeit war den Jesuitenschulen so gut eigen, wie den übrigen Schulen des 16. Jahrhunderts. Die Jesuiten zergliederten die untere Ateilung, Studia inferiora, in folgende Klassen: 1.) Infima classis Grammaticae, auch Rudiment genannt; 2.) Media classis Grammaticae, Grammatik schlechtweg; 3.) Suprema classis Grammaticae oder Syntax; 4.) Humanitas; 5.) Rhetorica. Das Lehrziel der einzelnen Klassen stimmt mit den Sturm’schen so * Diese regressive Klasseneinteilung halt sich noch in den meisten deutschen Gymnasien erhalten. ziemlich überein Lateinische Grammatik bildete, wie dort, den Anfang der Schulbildung, Und die Kunst, lateinisch zu reden, war das höchste Ideal. Die Schüler sollten des Latein als einer lebendigen Sprache, habhaft werden, daher man sie nach dem Prinzipe lehrte : scribe, loquere. Ebenso wie Sturm unterdrückten auch die Jesuiten zur Förderung der Latinität die Muttersprache. „Die Uebung, lateinisch zu sprechen“, heisst es im Erziehungsplane, „muss vor allem streng in acht genommen werden, so dass in keinem Stücke, das zur Schule gehört, erlaubt ist, die Muttersprache zu brauchen. Um zum Lateinsprechen anzutreiben, stelle man wiederholt vor, wie schmählich es für die Zöglinge der Latinität s0i, nicht Lateinisch zu verstehen. Die Fahrlässigen sollen getadelt werden, und zwar sollen diejenigen, welche in der Muttersprache geredet haben, genötigt werden, ein Zeichen einiger Schmach zu tragen und überdies eine geringere Strafe, welche mit dem Zeichen verbunden ist, zu leiden, wenn sie nicht diese nemliche Last auf irgend einen andern Schüler, der sich auch der gemeinen Sprache bediente, schieben.“ Nach dem Lehr- und Erziehungsplane der Gesellschaft Jesu steigt der Lehrgang von den ersten Elementen und Mitteln der Gelehrsamkeit bis zum höchsten Inhalte der Erkenntnis, welche in der Theologie begründet werden sollte. Die erste Klasse (infima classis Grammaticae) wurde in zwei Unterabteilungen geteilt und vorzüglich dazu bestimmt, die Rudimente und Anfänge der Grammatik, dann Lesen, Schreiben und Religion zu vermitteln. Merkwürdigerweise aber scheint auf die letzte Disziplin im ganzen doch nur wenig Zeit verwendet worden zu sein, denn ein genauer Kenner des jesuitischen Unterrichtswesens teilt mit, dass wöchentlich nur einmal, nemlich am Freitag, christliche Lehre, und da auch Dicht einmal eine Stunde lang tradiert wurde. Dafür aber durchdraugen und überwucherten die Religionsübungen die ganzen Erziehungsmaxime der Jesuiten. Die Beamten beim Schulwesen, teils mit der Administrazion, teils mit dem Unterrichte und mit Dienstleistungen betraut, sind der Provinzial, die Rektoren, die Präfekten der höheren und niederen Schulen, die Professoren der obern Fakultäten und die Magister der niedern Schulen, und endlich die Adjutoren (Hilfslehrer) der Magister. Für alle bestehen Regeln, und zwar allgemeine für alle, daneben dann für jeden Lehrer noch besondere, in welchen ihm bis ins kleinste Stoff und Methode des Unterrichtes vorgeschrieben wird. Auch bei den Schülern aller Klassen findet die Einteilung in Scholastiker, Zöglinge und Externisten statt. Als Scholastiker sah man jene Schüler an, welche sich zum Eintritte in den Orden vorbereiteten und mit den Lehrern im Kloster wohnten; Zöglinge waren gewöhnlich aus reichen und vornehmen Familien und erhielten in Internaten, die, wenn sie für Adelige bestimmt waren, auch Ritt er akad emien hiessen, gegen massiges Honorar Wohnung, Verkostung, Unterricht und strenge Beaufsichtigung; die Externisten besuchten gegen Entrichtung der üblichen Gebüren nur die Unterrichtsstunden. Eine besondere Einrichtung, welche von den untern Schulen bis zu den höchsten tinaufsteigt, waren die Schülerkongregazionen, gewählt aus allen Schulklassen, welche, unter einem aus den Scholastikern genommenen Präfekten stehend, der durch Tugend, Fleiss und Gelehrsamkeit hervorragte, zum Zwecke besonderer Studien und Uebuu-gen gebildet waren. In ihnen fanden nun verschiedene Uebungen, Disputazionen, Vorlesungen, Aufstellung und Lösung von Problemen, freie Vorträge, Deklamazionen — je nach der Klasse — statt. Daneben wieder feierliche Akte, in welchen einige dieser Uebungen vor Gästen vorgenommen wurden. Eigentlich sind diese Kongregazionen der Schüler keine Erfindung der Jesuiteu, denn schon lange früher finden wir solche Vereinigungen, Versammlungen und Verbrüderungen bei den Benediktinern, die teilweise auch auf ihre Schulen Einfluss übten. Diese Schülerkongregazionen waren nach unserem Begriffe also nichts anderes, als akademische Vereine im modernen Schulwesen, in welcher die Zöglinge einer höhern Anstalt, gewöhnlich unter Vorsteherschaft eines Lehrers, die rhetorisch-dialektische Gewand-heit durch wissenschaftliche Vorträge und Eeden zu erzielen suchen. Es wurde schon darauf hingewiesen, dass die ganz eigentümliche Einrichtung der Trotzendorf’schen Schule den Jesuiten wol bekannt war und diese seltsame Einrichtung nach Tunlichkeit auch nachgeahmt wurde. Wie in der Trotzendorf’schen Schule der Wettkampf durch den Sc hü ler magistrat, welcher aus einem Konsul, zwölf Senatoren und zwei Zensoren bestand, sehr geschickt angereizt wurde, so geschah dieses in den Jesuitenschulen durch die Aemulazion. „Wahrhaftig“, heisst es in einer Schrift eines trefflichen Schulmannes, „wer die Aemulazion geschickt anzuwenden weiss, der hat durch sie das bewährteste Hilfsmittel im Lehramte, welches beinahe einzig hinreichend ist, die Jugend aufs beste zu unterrichten; der Lehrer schätze daher diese Waffe hoch und erforsche fleissig die Wege, auf welchen er sie erlangen und wie er dieselbe am meisten und angenehmsten gebrauchen könne.“ Diese Aemulazion bestand in der raffiniertesten Beizung und Benützung des Ehrgeizes und spielte eine hervorragende Bolle in dem gesammten jesuitischen Schulwesen ; sie war das hauptsächlichste Hilfsmittel für Unterricht und Erziehung, die eigentliche Triebkraft, wodurch der Mechanismus im Gange erhalten werden konnte. Wie die ganze Schulzucht der Jesuitenschulen auf den militärischen Charakter hinweist, so finden wir denselben in der Aemulazion am vorzüglichsten ausgeprägt, denn der eigentlichste Zweck dieses eminenten Erziehungsmittels war die Stimulierung niederer Triebe, statt Pflege edler, freier und schöner Sittlichkeit. Um die Aemulazion noch mehr zu fördern, teilte man die Schüler in zwei Parteien, Bömer und Karthager, oder Griechen und Troer, so dass ein jeder Schüler seinen eigenen Nebenbuhler hatte. Die höchsten Obrigkeiten beider Parteien nahmen im Sitzen den ersten Platz ein. Das Ehrenzeichen der Schuldiktatur war ein vergoldeter Schlüssel, der an einem Bande von der Brust des Diktators herabhing, sowie eine kostbar gebundene Matrikel, in welche dieNamen der Diktatoren eingeschrieben wurden. Die Kreierung solcher Würden diente also bei den Jesuiten nicht, wie bei Trotzendorf, zur Organisazion der Schule und zur Unterstützung des Lehrers durch Monitoren, sondern lediglich zur Anspornung des Ehrgeizes. Auch Herausforderungen fanden statt: dabei forderte in der Begel der Magistrate den Magistraten, der Private den Privaten, und wenn er ihn besiegte, so erlangte er entweder des Besiegten Würde oder ein anderes Zeichen des Sieges. Diese Kampfübungen fanden nicht blos zwischen den Schülern derselben Klasse, sondern auch zwischen ganzen kombinierten Klassen statt. Endlich dienten zur Weckung der Aemulazion schriftliche Aufzeichnungen dessen, was von irgend einem talentvoll ausgearbeitet und zierlich gesagt worden ist, an gewissen öffentlichen Tafeln, damit das Andenken einer gelungenen Sache zum ewigen Buhm des Namens im Beiche der Wissenschaft erhalten bleibe; ferner die Aufzeichnung dessen, was gut gemacht worden ist, mit Verschweigung der Namen; Eintragung bedeutenderer Fehler in die Zensurbücher, aus denen dann die Namen der Schuldigen zu bestimmten Zeiten durch die Herolde abgelesen wurden, damit alle durch ein neues Gefühl der Schande erschüttert würden werden; die Aufstellung einer S ch a n d b a n k, Höllenleiter genannt, in der Mitte oder in einem Winkel der Schule, und andere dergleichen Kunstgriffe und Mittel, welche geeignet waren, den Fleiss der Knaben anzuspornen und auch den Lehrer der lästigen und verhassten Notwendigkeit des Strafens zu entheben. ______________ (Schluss folgt.) Zum UnterrichtsgelDrauche zulässig erklärte Lehrbücher und Lehrmittel. a) Lehrbücher für Volks- und Bürgerschulen: Močnik, Dr. F. v., fünftes Bechenbuch für Volksschulen. Dasselbe ist im k. k. Schulbücherverlage in einer dreifachen, nach den Kategorien der Volksschulen eingerichteten Ausgabe erschienen, und zwar: a) fünftes Rechenbuch für ein-, zwei-und dreildassige Volksschulen (Rechuungsaufgaben für die letzteren Schuljahre). Preis 22 kr. b) Fünftes Rechenbuch für vier- und fünfklassige Volksschulen (Rechnungsaufgaben für die letzteren Schuljahre). Preis 25 kr. c) Fünftes Rechenbuch für sechs-, sieben- und acht-klassige Volksschulen (Rechnungsaufgaben für die letzteren Schuljahre). Preis 40 kr. b) Lehrbücher für Mittelschulen überhaupt: Schiller Karl, deutsche Grammatik für Mitelschulen. 6. unveränderte Auflage. Wien (ohne Jahreszahl), Holder. Preis broschiert 1 fl. 20 kr. Will mann, Dr. W., deutsche Grammatik für die Unter-und Mittelklassen höherer Lehranstalten. Nebst Regeln und Wörterverzeichnis für die deutsche Ortographie. Berlin 1877. Wiegaudt, Hempel und Parey. Preis brosch. 2 Mark. c) Lehrmittel für Volks- und Bürgerschulen: Lehmann Ad., zoologischer Atlas, nach grossen Aquarellen von Leutemanu. 24 Tafeln Verlag von F. E. Wachsmuth in Leipzig, Debit für Oesterreich bei Karl Reicheuecker in Prag. Preis sämmtlicher Tafeln auf Kartoupapier, mit Leinwandschutzrand und Ösen für den Schulgebrauch fertig hergestellt, 20 Gulden, und als Supplement zu dem zoologischen Atlas: Die Menschenrassen in fünf Charakterköpfen, auf einer Tafel Preis 1 fl 25 kr. Ahles Dr., unsere wichtigeren Giftgewächse mit ihren pflanzlichen Zergliederungen und erläuterndem Texte zum Gebauche in Schule und Haus. Esslingen. J. F. Schreiber. 1874 und 1876. I. Teil, Samenpflanzen, 19 Tafeln. II. Teil, Pilze (Schwämme), 30 Tafeln. Preis eines jeden Teiles, gebunden, mit Text in Folio 5’50 Mark, auf je drei Tafeln auf Leinwand gezogen, lackiert, mit Stäben, 10'40 Mark. Text zu den Wandtafeln ä 1 Mark. K-CLri.d.s cl^-aru-- Niederösterreich. (Verlegung der Ferien. — Zur Bekämpfung der Diph-theritis.) In den Kreisen des n. ö, Landesschulrates trägt man sich mit der Idee, die Schulferien in der Weise zu verlegen, dass das Schuljahr von nun an mit 1. September zu beginnen, aber auch 14 Tage früher, das ist bereits am 15. Juli, zu enden hätte. Bis jetzt fielen die 6 Wochen andauernden Jahresferien bekanntlich in die Zeit vom 1. August bis 15. September. Nicht zu unterschätzende Erfahrungen sprechen für die Einführung dieser Neuerung, so die Schlaffheit der Schüler infolge der Hitze, und andere Gründe mehr, Die Bezirksschulräte wurden aufgefordert, ihre diesbezüglichen Ansichten dem Landesschulrate bekannt zu geben. — Zur Bekämpfung der häufig auftretenden Diphtheritiserkrankuugen unter den Schulkindern hat der niederösterreichische Landesschulrat die nachfolgenden Weisungen zur Kenntnisnahme der Bezirksschulräte gebracht: 1.) Da es möglich ist, dass die Biphtheritis durch die Schulen verbreitet werde, so haben die Leiter und Lehrer der Weiterverbreitung dieser Krankheit in jeder ihnen möglichen Weise entgegenzuwirken. Zu diesem Behufe sind insbesondere die für Schulen bestehenden Anordnungen inbetreff der Lüftung und Reinigung der Schullokalitäten im erhöhten Grade zur Durchführung zu bringen. 2) Es wird den Lehrern zur Pflicht gemacht, in allen Fällen, in denen sie das Bestehen eines Halsleidens bei einem Schüler vermuten, schleunigst dahin zu wirken, dass dieser Schüler den Schulbesuch meide, bis über den Charakter des Halsleidens ein beruhigender ärztlicher Ausspruch schriftlich vorliegt. 3.) Es ist den Schülern bekanntzugebeu, dass vonseite ihrer Eltern sofort jede ähnliche Erkrankung in der Familie der Direkziou angezeigt werden soll, und es wird auch bei dem Ausbleiben eines Schülers wegen Erkrankung an Diphtheritis den übrigen aus derselben Familie die Schule besuchenden Kindern der weitere Schulbesuch insolange zu verwehren sein, bis nacbgewiesen erscheint, dass die Krankheit in der Familie vollkommen erloschen ist. 4.) Auffallende Wahrnehmungen über das häufigere Ausbleiben von Kindern aus bestimmten Familien, Häusern oder Strassen sind im Wege der Schulvorstehung im Innern der Stadt an das Stadtphysikat, in den übrigen Gemeindebezirken an das betreffende Gemeindeamt anzuzeigen, um das Bestehen von Krankheitsherden in Erfahrung zu bringen. 5.) Ist mit Strenge auf die bei früheren Epidemien getroffenen Anordnungen inbetreff der Vorlage und Prüfung der ärztlichen Zeugnisse wegen Erkrankung von Schülern und wegen des Wiedereintretens derselben in die Schule hinzuwirken. 6.) Ist in geeigneter Weise zu veranlassen, dass die Sch ul vorstehungen von den Diphtheritiserkrankungen der Schüler rechtzeitig in Kenntnis gesetzt werden, wie dies bezüglich der Blatternerkrankungen mit dem Erlasse vom 2. Oktober 1872 angeordnet worden ist. 7.) Die vorstehenden Massregeln sind auch auf die Privatschulen, Kinderbewahranstalten und Pensionate auszudehnen. Mähren. (Schulbücher für dürftige Schüler.) Der mährische Landesschulrat hat den Betrag von 1490 fl., der zur Anschaffung von Schulbüchern für arme Schüler der Volksschulen bestimmt wurde, unter die einzelnen Schulbezirke verteilt. Ungarn. (Lehrerelend im Banate. — Einführung gleicher Schulbücher.) Mit den Auszahlungen der Lehrergehalte nimmt man’s im Banate nicht besonders genau. So musste eine Gemeinde sogar durch das Ministerium dazu verhalten werden, ihrem Lehrer den seit Jahren rückständigen Gehalt zu zahlen. Da muss es eine Lust sein, als Lehrer zu wirken! — Der Magistrat von Pest beschloss, wie wiener Blätter berichten, vom nächsten Schuljahre angefangen in allen städtischen Elementarschulen gleiche Schulbücher einzuführen und dem Unfuge ein Ende zu machen, dass fast in jeder Schule andere Bücher im Gebrauch sind. Die Auswahl wird auf Vorschlag einer Fachkommission erfolgen, die aus drei Mitgliedern der Unterrichtskommission und aus drei aktiven hauptstädtischen Elemeutarschullehrern gebildet wird. Deutschland. (Zum Stande des Schulwesens. — Das reichsländische Schulwesen. — Seminar lehrertag.) Wie sehr der Lehrermangel in Preussen an Umfang zunimmt, geht daraus hervor, dass von 56,680 Lehrstellen noch immer 4581 unbesetzt blieben. An solchen vakanten Posten wirken mitunter recht sonderbare Gestalten, wie wir ja seinerzeit bereits hierüber zu berichten Anlass nahmen. Uebrigens darf man sich die Schulzustände im „Reiche der Intelligenz“ durchaus nicht so rosig vorstellen, als dies vielfach zu geschehen pflegt. Ein österreichisches Schulblatt lässt sich unter anderem folgendermassen über das österreichische und deutsche Schulwesen vernehmen: „Es ist Tatsache, das Lehrer aus Deutschland, die Gelegenheit hatten, das österreichische Schulwesen kennen zu lernen, zugestanden haben, dass unser deutsch-österreichisches und ein Teil vom slavischen Schulwesen nicht nur dem Deutschlands gleichgestellt werden kann, sondern dass etliche Reichsteile das Schulwesen des deutschen Reiches und selbst das der vielgerühmten kleineren Staaten Deutschlands überflügelt habe. Es ist an derZeit, dass dies einmal in Oesterreich konstatiert wird.“ — Das reichsländische Volksschulwesen kann jetzt, wie die „N. d. Schulztg.“ meldet, der Hauptsache nach als vollendet betrachtet werden. Die Einführung des Schulzwanges hat sich ziemlich schnell vollzogen, nur daran krankt noch das Schulwesen, namentlich das lothringische, dass der Unterricht der weiblichen Jugend in den Händen der Lehrschwestern der verschiedenen Orden sich befindet, die zu beschränkt sind, um Genügendes leisten zu können. Häufig fehlt es ihnen aber auch noch an gutem Willen, indem sie in erster Linie ihren Ordensobern zu gehorchen haben und daher diese bei jeder vom weltlichen Schulinspektor getroffenen Anordnung um Verhaltungsregeln befragen müssen. — Obschon es „deutsche Seminarlehrertage“ gibt, gedenkt man dennoch zu Pfingsten einen „sächsischen Seminarlehrertag“ zu begründen, um eine Vereinigung der sächsischen Seminarlehrer herbeizuführen und die Interessen des sächsischen Seminarwesens in Bezug auf Seminarpädagogik und die Organisazion der Seminare möglichst zu fördern. Serbien. (Zur Hebung des serbischen Volkschulwesens.) Um nach und nach das Volksschulwesen auf einen halbwegs annehmbaren Standpunkt zu bringen, hat Serbien abermals einen Volksschullehrer als Hospitanten an das Seminar zu Halberstadt entsandt, damit er nach seiner Kückkehr aus Deutschland das serbische Volksschulwesen reformieren helfe. Rumänien. (Volksschulwesen.) Wie ein pädagogisches Blatt mitteilt, hat das rumänische Volkschulwesen nicht nur keine Fortschritte aufzuweisen, sondern ist sogar noch zurückgegaugen. Die Lehrerbildungsanstalten sind nicht in unserem Sinne zu nehmen. Die Bezahlung der Lehrer, die täglich fünf Stunden Unterricht zu erteilen haben (nur Donnerstag nachmittags findet kein Unterricht statt), ist 100 Dukaten jährlich, die dieselben in monatlichen Raten, jedoch sehr unregelmässig, beziehen. Kein Lehrer ist stabil und kann zu jeder Zeit entlassen werden. Jede unbegründete Vernachlässigung des Unterrichts wird durch Geldentziehung vom Gehalte bestraft. Dorfschulen gibt es wenige. Der Schulbesuch ist ein recht mangelhafter. Amerika. (Lehrertag. — Ein deutsches Lehrerseminar.) Der diesjährige deutsch-amerikanische Lehrertag wird in Newyork stattfinden; mit demselben wird auch eine Lehrmittelausstellung in Verbindung gebracht werden. — Nach Beschluss des deutschamerikanischen Seminarvereines wird am 1. September d. J. das deutsch - amerikanische Lehrerseminar zur Eröffnung kommen. Die Versammlung des genannten Vereines fand in Milwaukee statt. Xj o 3s: a, 1 e s- Ernennung, Zum Laudespräsidenten im Herzogtume Krain wurde der Hofrat der k. k. Statthalterei in Steiermark, Herr Franz Ritter Kallina v. Urbano w ernannt. Veränderungen im Lehrstande. Es wurden ernannt: Herr Nikolaus Stanonik, Lehrer in Altenmarkt bei Laas, zum Lehrer in St. Martin bei Krainburg; Herr Johann Rihter sie, provisorischer Lehrer in Tschernutsch, zum definitiven Lehrer in Döbernik; Herr Franz Ribnikar, provisorischer Lehrer in Lees, zum definitiven Lehrer daselbst; Fräulein Amalia Klančar, provisorische Lehrerin an der Mädchenschule in Rudolfswert, zur definitiven Lehrerin daselbst. Herr Johann Kermauner, provisorischer Lehrer in St. Martin bei Littai, erhielt provisorisch eine Lehrstelle zu Töpliz-Sagor. — Schon im ersten Schulsemester erhielten die absolvierten Lehramtskandidatinen Fräulein Agnes D r o 11 provisorisch eine Lehrstelle zu Tschatesch und Fräulein Christine Demscher die Stelle einer Aushilfslehrerin in Altenmarkt bei Laas. Aus der Sitzung des k. k. Landesschulrates vom 21. Februar. — Der Voranschlag über das Erfordernis der Aktivitätsbezüge des Lehrpersonals an den allgemeinen Volksschulen, sowie die Anträge der Bezirksschulräte inbetreff der Subvenzionierung von Schulhausbauten pro 1879 wurden der Beratung unterzogen und mit den geeigneten Anträgen an den krainischen Landesausschuss geleitet. — Der Jahresgehalt für den zweiten Lehrer der in Tscheuze untergebrachten Klasse der Loitscher Volksschule wird mit 450 fl. festgessellt, die vom Orts- und Bezirksschulräte beantragte Erhöhung des Jahresgehaltes des ersten Lehrers in Nassenfuss von 500 fl. auf 600 fl. jedoch zurückgewiesen. — Einer Oberlehrerswitwe werden das Konduktquartal nach ihrem verstorbenen Gatten, die normalmässige Pension, und ihren Kindern Erziehungsbeiträge bewilliget. — Die beantragte Versetzung eines Volksschullehrers in den bleibenden Ruhestand wird abgewiesen. — Einem Volksschullehrer wird wegen Ueberschreitung des Züchtigungsrechtes ein schriftlicher Verweis erteilt. — Mit dem für Zwecke des landwirtschaftlichen Unterrichtes an der Schule in Kommenda St. Peter verfügbar gewordenen Betrage wird die Schule in St. Gotthard beteilt. — Die Bestellung von Aushilfslehrern in Dragatusch, Zirkniz und Tschermoschniz wird unter gleichzeitiger Bewilligung von Jahresremunerazionen genehmigt. — Anlässlich des Auftrages des Ministeriums für Kultus und Unterricht werden demselben die auf den Lehrermangel in Krain bezüglichen Daten vorgelegt. — Aus Anlass der erfolgten Enthebung des Aushilfslehrers in Littai wird die Einführung des Halbtagsunterrichtes an der Schule daselbst bewilligt. — Infolge Ernennung eines Lehres in St. Martin bei Littai zum Lehrer in Töpliz-Sagor wird der k. k. Landesschulinspektor für Volksschulen ermächtigt, wegen Besorgung des Schulunterrichtes an der erstgedachten Schule durch die andern drei Lehrkräfte im Einvernehmen mit denselben das Erforderliche zu verfügen. — Einem Volksschullehrer wird für Mehrleistungen eine Remunerazion bewilligt. In der Sitzung des Gemeinderates der Stadt Laibach vom 22. v. M. wurden über Antrag der Schulsekzion die Erfordernisrechnuugen der einzelnen städtischen Volksschulen genehmigt, und zwar: der Ursulinen-Mädchenschule vom Jahre 1876/77 per 254 fl., der städtischen Mädchenschule von den Jahren 1875/76 und 1876/77 per 41 fl. 99 kr., der ersten städtischen Knabenschule vom Jahre 1876/77 per 60 fl., der zweiten städtischen Knabenschule vom Jahre 1876/77 per 64 fl. 5 kr. Todesfälle. Am 5. d. M. verschied nach kurzem Leiden (Gehirnerweichung) der k. k. Bezirksschulinspektor des rudolfswerter Schulbezirkes, Herr Chorherr Karl Legat zu Kudolfswert, im 65. Lebensjare. Derselbe war am 20. Oktober 1813 zu Laibach geboren und wirkte vor seiner Beförderung nach Rudolfswert als Katechet und Schulleiter zu Bischoflack und Idria, und sodann als Direktor der laibacher k. k. Normal-Musterhauptschule. Möge ihm die Erde leicht sein! — Am 8. d. M. starb Herr Karl Melzer, k. k. Gymnasialprofessor in Pension. Derselbe wurde am heutigen Tage unter grosser Beteiligung der Bevölkerung zur ewigen Ruhe bestattet. Aus unserem Vereine. Die letzten Vereinsabende nahmen abermals einen recht angenehmen Verlauf. Das Progamm für den 23. Februar lautete: 1.) „Im Frühling,“ Lied, gesungen von Fräulein M. Kraschner (am Klavier begleitet vom Herrn Johann Maier). 2.) Motive aus „Robert der Teufel,“ am Klaviere vorgetragen von den Fräulein Marie Kraschner und E. Kern. 3.) Vortrag eines komischen Gedichtes vom Herrn A. Seydler. — Für den 2. März stellte das Unterhaltungskomitö folgendes Programm auf: 1.) Donizettis „Lucia di Lamermoor“ (bearbeitet von Gramer), am Klaviere vorgetragen von Fräulein Marie Kraschner und Herrn Maier. 2.) Schubert: „Der Neugierige,“ Lied (mit Pianofortebegleitung), gesungen vom Herrn A. Razinger. 3.) Schubert: „Lob der Tränen,“ Lied (mit Pianofortebegleitung), gesungen vom Herrn A. Razinger. 4.) „Barnum,“ humoristisch-satyrische Kneipzeitung, zusammengestellt von Herrn Franz Gerkmann. Sowol die Klavierais auch die Gesangsstücke ernteten allseitigen Beifall. Herr Gerkmann aber hatte es durch seine gut und pikant zusammengestellte „vereinsabendliche“ Zeitung „Barnum“ (nach dem bekannten Amerikaner Barnum, der alles mögliche aufgriff, um sich Geld zu machen, so benannt), in der vom Leitartikel bis herab zu den Lokalnotizen, vermischten Nachrichten und Anzeigen reichlicher Stoff aufgestapelt war, hauptsächlich auf das Zwerchfell und die Lachmuskeln der Zuhörer abgesehen, und wusste dieselben auch in beständiger Aktivität zu erhalten. Das Unterhaltungskomit6 arrangierte überdies am 27. Februar ein kleines Kränzchen, das die Vereinsmitglieder sehr lange beisammenhielt. Noch sei bemerkt, dass gegenwärtiig im Vereinslokale, das mitunter auch von auswärtigen Mitgliedern besucht wird, bereits über 30 Zeitschriften aufliegen. Orig'ina-l-l^Zorrespon.d.enzen. Aus dem littaier Schulbezirke, 6. März. Unsere Bezirkslehrerbibliothek bat ihren Standort verändert. Bisher befand sich dieselbe, wie es den verehrten Lesern bekannt sein dürfte, in St. Martin bei Littai. Doch nicht etwa die Furcht vor Vernichtung derselben durch die im dortigen Schulhause teilweise herrschende Feuchtigkeit oder durch den Hausschwamm, den galoppierenden Zahn der Zeit, war es, die sie der Metropole des Bezirkes etwas entrückte, sondern der Umstand, dass der Obmann der Bibliothekskommission vom genannten Schulorte nach Töpliz-Sagor, seiner neuen Stazion, übersiedelte. Die Herren Amtsgenossen des Bezirkes wissen nun, wo sie die Fundgrube ihrer pädagogisch-didaktischen und anderen Werke zu finden haben, und warum die Bibliothek den Weg ans linke Ufer der Save nahm. Altenmarkt bei Laas, am 5. März 1878. Mängel an Schulen zu beseitigen oder fehlende, jedoch unumgänglich notwendige Utensilien beizustellen, d. i. auf deren Beistellung zu dringen, ist und bleibt Pflicht eines jeden strebsamen Lehrers, denn auch diesbezügliche Mittel fördern den Unterricht. — Vor Jahren wirkte ich in der ersten Klasse (hier ist eine dreiklassige Volksschule und wir haben das Alternieren eingeführt); bei jedem nahenden Ungewitter, besonders wenn es mit Ungestüm donnerte und blitzte, fühlte ich Mitleid mit den Kleinen, welche vor Schrecken zitterten und sich heimlich bekreuzten, um gewisser-massen beim stürmischen Elemente Erbarmen zu erwecken. Ich musste durch pikante Erzählungen den Frohsinn der Schüler wacherhalten, und mancher Stosseufzer hat sich meiner Brust entrungen, wenn ich darauf dachte, dass am Schulhause kein Blitzableiter zu finden sei. Dann hätte ich der Jugend getrost sagen können: Wir sind gesichert und werden von jedem Malheur verschont. Auf Anregung hat unser Ortsschulrat in das Präliminare pro 1878 die Anschaffung eines Blitzableiters gestellt, und es ist auch sehr wünschenswert, dass ein solcher bald aufgestellt werde, weil in der Umgebung des Scbul-hauses der Blitz alljährlich einschlägt und Unglück anrichtet. Auch sind die hiesigen Schulkinder aus dem verflossenen Jahre dadurch eingeschüchtert worden, weil der Blitzstrahl während des Unterrichtes in das Schulgebäude fuhr, und aus diesem Grunde bringen die geringsten Gewitter unser Schulvolk noch mehr als zuvor in Aufregung. Nun begreift man wahrscheinlich, warum meine Korrespondenz gerade auf eine etwas ungewöhnliche Weise beginnt. Szenen, wie die im Vorjahre hier erlebten, schwinden nicht aus dem Gedächtnisse. Das fürchterliche Krachen flösst selbst Erwachsenen Schrecken ein, wie sollten dann die Kleinen dabei mutig sein; deshalb bin ich dafür, dass man au allen Schulhäuseru Blitzableiter anbringe. Vor Jahren, als ich vom Küstenlande hieher übersiedelte und hier zu fungieren begann, bedauerte ich die Schüler, weil dieselben ihr Geräte fortwährend in ihren Taschen haben mussten, da sie dieselben an keinem passenden Orte ablegen konnten, wie es auch gegenwärtig noch der Fall ist. Es machte einen sonderbaren Eindruck auf mich, Kinder mit bepacktem Tornister, in welchem neben Schulsachen auch noch das karge Mittagsmahl aufbewahrt war, gewissermassen reisefertig (ä la Militär ausgerüstet) zur Schultafel schreiten zu sehen. Ein solches Gewicht längere Zeit am Körper zu tragen, ist beschwerlich und hemmt die gewünschten Bewegungen. Ich verlange keine Garderobe, jedoch einen hiezu erforderlichen Kaum oder ein Gestelle an der Wand, und dass könnte mit geringen Kosten angebracht werden. Ich muss noch bemerken, dass das aufzubewahrende Gepäck in der Bank nur störend auf die Kinder einwirkt und sie deshalb vorziehen, die gesammte „Rüstung“ immer mitzuschleppen. Sonnige Tage werden bei uns für augenleidende Kinder, besonders bei Schreibübungen, wirklich zur Plage, und öfter gehe ich selbst zum Fenster, um die Strahlen durch meinen Körper von den Augen der Kinder abzuhalten. Wir brauchen keine kostspieligen Rouleaux, doch ganz einfache Vorhänge könnten zum erwähnten Zwecke leicht angebracht werden. Ebenso sind, wenn das Schreiben mit Erfolg geübt werden soll, nebst guten Federn und gutem Papier auch gute Tinte erforderlich. Hier sind die Tintengläser nicht mit Deckeln versehen, mithin mischt sich der Staub mit der Tinte, welche bald einer Sauce ähnlich sieht. Die Folge davon ist, dass selbe unbrauchbar wird und die Schüler, die sich solcher Tinte bedienen, die Feder fortwährend reinigen müssen. Da man sich hiebei die Hände verunreinigt, so können die Hefte auch nicht rein bleiben; und doch ist es Aufgabe des Erziehers, Reinlichkeit zu kultivieren. Ich will dies nicht weitläufig erörtern, nur das betone ich, dass auch die Aborte rein zu halten sind, was aber bei uns wieder schwer möglich ist, weil dieselben nicht mit Schlössern versehen sind, daher die nötige Kontrolle nicht geübt werden kann. Ich hätte noch verschiedenes anzuführen, mitunter auch erhebliche Mängel, aber ich reserviere dies für die Zukunft. Ich möchte nur wünschen, dass der Lehrer in jeder Beziehung die Iniziative zur Besserung ähnlicher Verhältnisse ergreife. Die Bevölkerung ist allhier der Schule nicht abhold und bringt die grössten Opfer, aber man muss eben „die Finger bewegen.“ Gustav Grossmann. iNZCann.ig'faltig'es. Das Rettungsbaus in Klagenfurt wird sich durch Uebersendung von Hausindustrie-Arbeiten der Schüler an der pariser Weltausstellung beteiligen. Bis zum Schlüsse des Jahres 1877 haben in der Anstalt 29 Freizöglinge und 41 Zahlzöglinge Anfnahme gefunden. Der erste Austritt von Anstaltszöglingen erfolgte mit Ende des Jahres 1870/71. Seit dieser Zeit sind im ganzen 54 Zöglinge ausgetreten, und zwar 23 Frei- und 31 Zahlzöglinge. Von diesen sind 42 als Lehrlinge bei verschiedenen Gewerben untergebracht. Die Mittelschulen besuchen 7, die k. k. Militär-Marineoberakademie 1, die Truppenelevenschulen 2 und die Volksschulen 2. Die stipulierte Lehrzeit haben zurückgelegt 18, und von diesen obliegen derzeit 4 der Wehrpflicht. Immerhin günstige Resultate, die dieses Institut zu verzeichnen hat. Ein Verführer der Jugend. Der Kuratgeistliche von Valmorbia in Südtirol, der dort zugleich als Lehrer wirkte, wurde vom Kreisgerichte zu Roveredo wegen Schändung von Schulmädchen zu vierzehn Monaten schweren Kerkers verurteilt. Das wirft wol ein ganz eigentümliches Schlaglicht auf gewisse Weltverbesserer im Lande der Glaubenseinheit. Eine sonderbare Verfügung. Die Regierung von Baireuth hat folgendes verlautbart: „Nachdem in jüngster Zeit mehrere Fälle vorgekommen sind, dass Lehrer — namentlich jüngere Schuldienst-Expektanten und Verweser — teils sich selbst, teils andere Personen mit den von ihnen geführten Revolvern verwundet haben, so sieht sich die königl. Regierung veranlasst, darauf hinzuweisen, dass, da die Führung von Schiesswaffen durch den Sicher-heitszustand in keiner Gemeinde des Kreises veranlasst ist, die königl. Regierung in der Führung von Revolvern nur eine unpassende, mit unnötigen Ausgaben verbundene, gefährliche Spielerei erkennen könne und hierauf bei Würdigung einkommender Unterstützungsgesuche Rücksicht nehmen werde. Die sämmtlichen königl. Distrikts- und Lokalschulbehörden werden deshalb beauftragt, bei der gutachtlichen Vorlage von Unterstützungsgesuchen jeglicher Art von Lehrern, welche sich dieser Spielerei hingeben, diese Tatsache jedesmal ausdrücklich zu konstatieren.“ Die Telegraphie als Lehrgegenstand. In London trägt man sich mit der Absicht, den Unterricht in der Telegraphie als Lehrgegenstand in den Schulen aufzunehmen. Man hat bereits zur Bildung von Telegraphieklassen, wie auch zur Gewinnung des nötigen Lehrpersonals in einigen Schulen Schritte getan. Bvicl^er- "u.nd. Zeit-u.n.g'sscl^a-u.. Hanshaltnngskuiule für Volksschulen. Von Joh. Ritter v. Hermann, k. k. Schulrat. Graz, Druck und Verlag der Vereinsbuchdruckerei. Preis? — Ein Werk, das ein bisher noch wenig bearbeitetes und doch so sehr ins praktische Leben eingreifendes Gebiet be- handelt, verdient gewiss die allseitigste Aufmerksamkeit, und dies um so mehr, wenn es zu den gut zusammengestellten, durchaus leicht verständlichen und in die kleinsten Details eingehenden gehört, wie es eben bei der vorliegenden „Haushaltungskunde“ der Fall ist. In ebenso anregender wie anschaulicher Weise wird da das Walten der verständigen Hausfrau, die Instandhaltung der Wohnung und Küche, die Sorgfalt für die Lebensmittel, das Aufbewahren und die Qualität derselben, die Beheizung, Beleuchtung, die Wäsche (Leib-, Bett-, Tisch- und Küchenwäsche), das Reinigen derselben, die Sorge für die Kleider etc. besprochen. In der zweiten Hälfte wird die Hausfrau als Pflegerin der Gesundheit ihrer Familie geschildert und deren Sorge für einen gesunden Schlaf ihrer Hausgenossen und ihre Vorsorge gegen Krankheiten der Angehörigen näher auseinander gesetzt. Ferner finden auch Abhandlungen über die Behandlung kleinerer und grösserer Unfälle, über die Einrichtung einer Hausapotheke und der Krankenzimmer eine verdiente Stelle. Auch die Kapitel über die Festtage in der Familie, die Dienstboten, die Hausrechnung und die weiblichen Handarbeiten zeugen von gründlicher Auffassung der Sache. Die Regelung zwischen den Einnahmen und Ausgaben soll gleichsam das Fundament zum Ganzen bilden, denn „wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füsse unbedeckt.“ Die Mahnungen zur Sparsamkeit mögen nicht lautlos verhalten und auch in der Schule ihr kräftiges Echo finden. Auch an Aufmunterungen zum Fleisse lässt es der Verfasser nicht fehlen, und wenn er diesbezüglich im Kapitel über die weiblichen Handarbeiten selbst das als ein Vorurteil bezeichnet, dass man allgemein nur die Mädchen zum Stricken „verhalte“ und die Knaben dabei leer ausgehen lasse, anstatt sie auch hierin angemessen zu beschäftigen, so mag dies jedenfalls seine Berechtigung haben. Es ist bei all dem ganz selbstverständlich, dass das Werkchen nicht allein in den betreffenden Kapiteln, sondern auch bei sonstigen passenden Gelegenheiten zahlreiche Winke enthält, die auf die Gesundheitspflege Bezug haben, so z. B. Seite 53 (Gebrauch der Taschentücher), 61 (die Schädlichkeit des Wäschetrocknens in Wohnzimmern), 66 (gifthaltige Farben), 74 (Unzweckmässigkeit der Fettfedern für Betten) u. s. w. Auf Seite 57, wo unter anderem auch von der Laugenbereitung die Rede ist, wäre es nach unserer Ansicht ganz am Platze gewesen, gleich die empfehlenswerteste Art der Zurichtung anzugeben, anstatt einfach zu sagen: „Die Hausfrau mag versuchen, auf welche Art sie aus derselben Menge Asche die stärkste Lauge gewinnen kann.“ Was die Schreibung anbelangt, wäre wol so manches auszusetzen. Das jedoch möge den Wert des Werkchcns nicht im geringsten schmälern, und wir wünschen, dass dasselbe bald keinem Lehrer mehr unbekannt sei. —a. Stenographische Unterrichtsbriefe. Von dem von uns bereits angezeigten Werke „Stenographische Unterrichtsbriefe für das Selbstudium der Stenographie nach Gabelsbergers System“, von Karl Faulmann (A. Hartlebens Verlag in Wien), sind nunmehr 16 Lieferungen (2/3 des ganzen Werkes) erschienen. Mit dem achten Briefe schliesst die stenographische Korrespondenzschrift ab, und der Verfasser benützt dies, um im neunten Briefe das ganze Material, welches bisher behandelt worden ist, nochmals in wissenschaftlicher Anordnung zu rekapitulieren. Man sieht hieraus, dass es dem Verfasser nicht nur um die leichte Erlernbarkeit, sondern um gründlichen Unterricht zu tun ist. Im zehnten Briefe beginnt die Debattenschrift. Nach einer kurzen Einleitung, in welcher die Prinzipien der Satzkürzung erläutert und die verschiedenen Kürzungsformen vorgeführt werden, geht der Verfasser sofort zur praktischen Einübung über. Als Grundlage derselben dient der interessante Roman von Verne „Schwarz-Indien“, dessen wissenschaftlicher Inhalt sich besonders als Unterrichtsstoff und speziell zu stenographischen Kürzungen eignet. In einem beigegebenen Kommentar werden diese Kürzungen eingehend erläutert und dem Lernenden eine Menge praktischer Winke gegeben. Je mehr der Lernende vorschreitet, desto kürzer wird der Kommentar, mit dem zwölften Briefe hört derselbe ganz auf, und an seine Stelle tritt unter dem Titel „Copia verborum“ eine alphabetische Zusammenstellung der Kürzungen mit Angabe der Redensarten, in welchen dieselben Vorkommen; ferner wechseln von nun an Schreibübuugen mit den Leseübungen ab. Noch nie ist die praktische Stenographie so originell, so eingehend und so fasslich gelehrt worden, als in diesen Unterrichtsbriefen, welche wir unsern Lesern auf das beste empfehlen. Die „stenographischen Unterrichtsbriefe“ erscheinen in 24 Lieferungen, von denen jede nur 25 kr. ö. W. = 50 Pf. kostet. Alte und neue Welt. 12. Jahrgang. Verlag von Gebr. Benziger in Einsiedeln. Preis per Heft 40 Pfg. oder 50 Cts. Das soeben ausgegebene 9. Heft bringt folgendes: Auf meines Kindes Tod. Gedicht v. Joseph Freiherr von Eichendorff. — Auf der Schweige. Eine * Geschichte aus den baierischen Bergen. Von Georg Frh. von Dyherrn. — Bewegte Tage. Jugenderinnerungen einer alten Frau. Mitgeteilt von Theodor Berthold. — Der Dank eines armen Ordens. — Kredit oder Barzahlung ? Volkswirtschaftliche Skizzen v. L. Friedlieb, 2. Die Folgen des Borgsistems. — Bilder aus der Chemie der Küche. VonC. A. Rhenanus. — Die letzte Nonne. Gedicht v. Dr, Frz. Alfred Muth. — Das Telephon. Von W. Stillfried. — Aus dem Leben eines Reichstagskandidaten Eine ernste Humoreske von Hans am See. — Allerlei: Eine Revoluzions-szeue. Chemische Eroberungen. Vertrauliche Korrespondenz. Der tiefste artesische Brunnen. Eiserne Dachziegel. Luftdichte Büffetteller. Eine amerikanische Bahnwärterin. Wie konserviert man Obst in der Kammer? Rätsel. — Illustrazionen: Auf meines Kindes Tod. Originalzeichnung von H. Merte. — Schlussvignette. — Der Gefangenen letzte Verlesung. Originalzeichnung von C. Kolb. — Die Laura zu Kieff. Origiualzeichnung von Fellmann. — Iniziale J. — Gestörter Hausfriede. Nach dem Gemälde vou Benno Adam. — Das Telephon des Professors Graham Bell. — Winterfreuden Originalzeichnung von Oskar Pietsch. — Eine amerikanische Bahnwärterin. Erled.ig'te Ijel^rstellen. Kz-ain. Im Schulbezirke Radmannsdorf: Einklassige Volksschule zu Karnervellach, Lehrerstelle, Gehalt 450 fl., Zulage 50 fl., Wohnung; Bezirksschulrat Radmannsdorf bis 10. April. — Im Schulbezirke Loitsch: Zweiklassige Volksschule zu Loitsch, zweite Lehrerstelle, Gehalt 450 fl., Wohnung; Ortsschulrat daselbst bis 17. April. Kär-ntezi. Im Schulbezirke Völkermarkt: Schulleiterstellen an den einklassigen Volksschulen zu St. Daniel, Diex. Möchling, Edling, Seeland und Neuhaus, Gehalt je 400 fl. und Wohnung; ferner eine Lehrerstelle zu Völkermarkt, Gehalt 500 fl.; k. k. Bezirksschulrat Völkermarkt bis 27sten März. — Im Schulbezirke St. Veit: Lehrstellen zu Waitschach und St. Martin am Silberberge, Gehalt je 400 fl.; k. k. Bezirksschulrat St. Veit bis 15. März. Steiez-mnz-lr. Dreiklassige Volksschule am Weizberg (Bezirk Weiz), Lehrerstelle, Gehalt 600 fl., Wohnung ; Ortsschulrat daselbst bis Ende März. — Fünfklassige Volksschule zu Mürzzuschlag, Unterlehrerstelle, Bezüge nach der ersten Gehaltsklasse; Ortsschulrat daselbst bis Mitte März. — Dreiklassige Volksschule zu Kapfenberg, Stelle einer Industrielehrerin, Remunerazion jährlich 120 fl.; Ortsschulrat daselbst bis 20. März. — Einklassige Volksschule zu St. Johann am Weinberge (Bezirk Schönstein), Lehrerstelle, Gehalt 550 11., Wohnung; Bezirksschulrat Schönstein bis 31. März. — Zweiklassige Volksschule zu St. Georgen (Bezirk Wildon), Unterlehrerstelle, Bezüge nach der dritten Gehaltsklasse, Wohnung; Ortsschulrat daselbst bis 25. März. — Zweiklassgie Volksschule zu Altenmarkt an der Enns, Lehrerstelle, Gehalt 600 fl , möblierte Wohnung; Ortsschulrat daselbst bis 15. März. ISiederösterreich. Einkl. Volksschule zu Ekartsau (Bezirk Gross-Enzersdorf , Schulleiterstelle, Gehalt 600 fl.; Ortsschulrat daselbst bis 30. März. — Lehrerstelle zu Ameis (Bezirk Mistelbach), Gehalt 600 fl.; Ortsschulrat daselbst bis 25. März. — Lebrerstellen zu Ladendorf (Bezirk Mistelbach), Gehalt 700 fl.; Ortsschulrat daselbst bis 20. März — Schulleiterstelle zu Lackenhof (Bezirk Scheibbs), Schulleiterstelle, Gehalt 600 fl.; Ortsschulrat daselbst bis 18. März — Bürgerschule zu Mistelbach, zwei provisorische Lehrstellen; Ortsschulrat daselbst bis 20. März. Danksagung. Das löbliche Komitč des kraini sehen Schulpfennigs hat unserer Volksschule folgende Lernmittel gespendet: 1 Gros Stahlfedern, 3 Dutzend Federhalter, 1 Dutzend Rechentafeln, 1 Schachtel Griffel, 1/2 Ries Schreibhefte, 6 Exemplare „Slovenski abecednik“, 5 Exemp. „Prva računica“ und 6 Exemplare „Druga računica“. Der Gefertigte spricht für diese Spende den verbindlichsten Dank aus. St. Martin in Untertuchein, am 20. Februar 1878. Franz Zore, Schulleiter. Erfcheint in WO illuftr. Lieferungen ä 25 kr. ö. \V. = 50 Pf. Vorriithig bei allen Buchhandlungen. In Liibach bei Kleinmayr & Bamberg. Für die Redakzion verantwortlich: Joh. Sima, Polanastrasse Nr. 35 (alt 29). Verlegt und herausgegeben vom „krain. Landes-Lehrerverein.“ — Druck v. Kleinmayr & Bamberg, Laibach.