Nro. zr. LMcher^R ZeiWg. _________ /MW---------------- Freytag den 16. Hemn. 1790. Inlandische Nachrichte«. VDien den 8- Heum. Dem am s.s d. publi^irten Hofberichte von der Akzion bty Kalefat ist noch ans Privatbriefen bey^u'etzen , daß Mavro^eni nebst i.Kanone fein ganzes verschanztes Lager zurückließ , daß er mit grosser Gefahr entkam, daß Ullscr Verlust in 30. Todttn, worunter Gr. Clam v. Iordis, und no. Verwunderen bestehe. — Am 2. d. kam aus dem Lager bey Frußinestie ein FlügeladMant des Hrn. F. M. Prinzen v. Coburg ln nnsrer Residen'stadt an, der am 2).Brach. Von dort abgegangen war. Wie man vernimmt, so hat die türkische Hauptarmcc sich bereits in Bewegung gesetzt, und em Theil derselben ist bey Rusd^ur', Glor-gievo gegenüber, wirklich schon über dic Donau gegangen, so, daß nicht nur all keine Belagerung dieser Festung zu den^ ken ist, sondern daß vielmehr alle Umstände, di' strengste Vorsicht nölhtg n,cv Hm, um. den Anschlagen de> züudllchm I Armee vorulbeugen. Der Prinz v. Co-bürg, welcher nun vorher sieht, daß ihm abermals dil Ehre, die türkische Hauptmacht zu bekämpfen vorbehalten ist, hat daher Befchl ertheilet, daß alle übrige in der Wallachey noch befindliche Truppen, die nicht unmittelbar zur Besetzung der nöthigsten Posten erforderlich sind, zu ihm stossen sollten. Auch hat er den Rußischen General Gr. v. Suwarow schriftlich ersucht, wenn es andezs möglich wäre, sich mu iO,cxDQ. Mann Russen an die. Armee des Prinzen anzuschließen, um alsdenn eine solche Stellung zu nehmen, wodurch man Bukarest decken, und den Türken das weitere Emdnngen in die Wallachey verwehren möge, bis man ßeir und Gelegenheit erschln wcrde, die Ocmannen mit Vorthat ongreiscn zu könnm. — Gestern Abends kam wieder ein Kurner von der Armee dcb Primen v. Coburq in Wien 'an: Er soll die Nachricht mitgebracht ha- ben, baß der Hr. F. M. die Vorttup-s pen des Grosveziers ganz geschlagen , und dessen Heer zerstreuet habe. Seit heute Morgen wollen einige mit Gewalt einen Kurrier einreiten lassen. — Um aber bey dieser Lage auch dort nichts unverschuldet zu lassen, was etwan die Herstellung des Friedens bewirken könnte, isi die vorige, Woche der Freyherr von Herbert ehema-i liger Nunzius an der Pforte mit einem!! zahlreichen Gefolge von 5 Wagen nach ^ Bukarest abgegangen / um das Geschäft!! eines Generalkonsuls der Wallachey undi Moldau zu übernehmen, und sich von dort nach Iassy zu begeben, wo er dann! den erfolgenden Friedensunterhandlungen! mit beywohnen wird. — Wahrscheinlich bleibt es jedoch noch immer, daß sie vorher noch einen Hauptstreich wagen wollen; ja, man will wissen, daß sie hiezu von Preußen aufgemuntert werden, und daß dieser Macht sehr daran gelegen sey, die! Nnterhandlungen nicht sehr zu beschleuni- ^ g?n, bis die Türken dieses lezte Wagestück unternommen haben. Die am Zten d. von dem Freyherrn v. Svielman wieder angekommene Depeschen scheinen dies! zu bestattigen, denn nach der ersten Audienz soll ihn der preußische Monarch lvegen der Weilern Verhandlungen ein für ^ allemal an den Ministür Gr. v. Hercherg! gewiesen haben. Briefe aber von Iohan-nesberg vom 30. v. M. melden, daß man unter dem 29. d. v. M. von Seiten Preußens allen Handel und Wandel zwischen^ den beiderseitigen Unterthanen bei scharfer Strafe verboten habe. Glosse aus Schubarts Chronik. Da nun Preußen und Oesterreich Friede wollen, warum machen sie denn nicht gleich Friede? warum rösten sie! Mann und R<ß in der sengenden Son, nenhitze vergeblich? — Aus der Mitter-nacht kömmt ein Riesin daher; ihr Haupt von Wolken umft,ssm , den Fuß im woo-genden Staube. Sie spricht, daß es tönt vom Ausgangs bis zum Niedergange: Es werde nicht Fnede,bis geschehen ist, was der Odem memes Mundes gebeut ! Stambttl falle! Pytemkin sey ein König ! Preußen erhalte nichts ! Gustav rcisse die weiße Binde vom Arme, und trage Aristokratenfeßeln! der pohlnische Bar tanze an meinem Nasenringe! — So hoch spricht jetzt Rußland, und das Glück, welches alle seine Riesenschritte begleitet, entschuldigt diese Sprache gar sehr. Sprach Rom anders, als es die Welt, wie ein Ey in seiner Faust wog!? — Zwar ist je;t Graf Henkel mit einer ansehnlichen Macht über Tilsit und Me-mel nach Kurland aufgebrochen. Auch eine Englische unö Schwedische Flotte schwimmt gegenwattig in die Ostsee, um das Niesenbild in seinem Vorschritte aufzuhalten. Aber es wird alles um onst seyn; denn, hat Gott beschlossen, ein Reich ui erheben, wer kann es wehren ? — Dcm Komer; und Mautwesen, so wie der Verwaltung der Polizey in den königl. Erblanden, stehen viele Veränderungen bevor, die aber alle eine vortheilhafte Verbesserung dieser Gegenstände zum Zweck haben, und zwar nach eineni Plane, der unter der höchsten Anleitung Sr. Maj. in Arbeit ist. — In Absicht auf die Krönung in Böhmen darf man erwarten, daß selbige längstens im September d. I. statt haben könne, im Fall idie Ruhe in dortigen Gegenden durch keinen Krieg unterbrochen wird. Bey Hofe werden alle Anstalten vorgekehrt, um Ihre Majestättn den König und die Kötli- Zinn von Neapel nebst zwey Prinzeßinnen,^ deren Ankunft im September erwartet wird, nach Würden zu empfangen. — Zu Lilienfcld wird nächstens die Wahl eines Prälaten vor sich gehn, da die Re. gierung bereits den Auftrag erhalten hat, einen königl. Kommissar dahin zu schicken. podiebrad den 29. Rrachm. Bey dem in hiesigen Gegenden befindlichen Kriegsheere bemerkt man eben so wcnig von kriegerischen Bewegungen, als sonst witteu im Frieden, welches auch von unsern Nachbarn gilt. Gestern erhielt man hier ein sicheres Schreiben ans Liebau, eincm Städtchen an der schlesischen Grenze , worin unter andern gemeldet wi'd, daß Se. Maj. der König v. Preußen gegenwärtig die schlesische Grenze besichtiget, und am 17. d. in Begleitung des regierenden Herzogs v. Brannschweig, sich! in Friedland, einem Städtchen ohnweid Schönbcrg/ und Köm'gswald?, befunden habe. Am 22. war der Hr F. M. Gr. v. Pellegrini in der hiesigen Festung Pleß und nahm daselbst eine Untersuchung vor, Wobey er auch den dasigen Bruuer vorrufen ließ / und ihn befragte, ob er auf 2. Jahre mit Malzgerste versehen scy, U'N, wenn die Festung gesperrct würde lQ>QQO. Mann taglich mit 30. Faß Bier versehen zu können. Da aber so viel "orrath eben nicht vorhanden war, so wurde die Anstalt getroffen, daß die Ka-Meralherrschajten das Abgangige auf das schleunigste dahin liefern müßten. Luxemburg den 8 Heum. Z)ie Ru-^e, welche in den belgischen Provinzen! seit einigen Monaten, wenigstens nach "M Wahne der sogenannten Patrioten, iu blühen schien, ist durch eine gewaltige Aufbrausung verschwunden. Uiberatt in s! Flandern schreyet bas Volk: Es lebe Leo^ polo. Es lebe der gute König, und unser Herzog ! Die Niederlage der Braban-ter in dem Luxemburgischen, das sanfte Benehmen Leopolds gegen seine Unterthanen , und der schmeichelnde Ruf, dcr sich in ganz Europa von diesem Monarchen verbreitet, sind bis in die Herzen der Flamänder gedrungen. Man hört taglich die Wohlthätigkeit dieses Beherrschers preisen; man erinnert sich der glücklichen Zeiten unter Maria Theresia. Dagegen hat der Patriotismus nichts als Blut und Drangsalen ausgesäet. Die Menschen gehen endlich in sich, fangen an das eine mit dem andern zu vergleichen, und zie« hen den Schluß daraus: „Der Erfolg aller dieser Thorheiten ist Unglück und Verderben , indem der gemeine Mann sich blos für die Freyheit, oder für die willkürliche-Obermacht der Aristokraten aufopfern mnß.„Kurz, der Wahn verschwindet,und man sehnet sich nach Ruhe, nach Glück. Es muß folglich wieder Ordnung hergestellt werden. Bey Menin und Courtrai silld wirklich 7O0O. Mann versammelt, und dicse schreyen alle nach der wohlthätigen Regierung Leopolds. Sie haben die Flandrischen Freywilligen, welche nach Brü'iel abgchen wollten, angegriffen, und ?,erstreuct. Sie behaupten: Van der Merfth sen dcr General der Belgischen Nazion, und des Herzogs Leopolds. Al« les ist in Verwirrung. Aus dem Haag wird auch gemeldet, daß den 'i.Vrachm. Vormittags der Kardinal von Franken-. berg aus Mecheln in Amsterdam, den io. aber der van der Noot, und van Eupen im Haag angekommen seyen. Man weiß noch mcht, was dies zn bedeuten habe, daß die Haupter der Brabantischen Re-voluzion sich flüchten müssen. Die jezig! Regienmgsart und ihre Vorsieher fluchen auf die Nazionalversammlung zu Pans. „Wie, sagen sie, diese Brüt hat die Diener Gottes ihrer Existenz beraubt/ nun will sie sogar den Adel vernichten.,, Solche Lasierungen hört man taglich. Aber wie verhält sich dann die brabantische Frenheitsfabrik? — recht schön, — Alle Bande des gesellschaftlichen Lebens sind zerrissen. Dtt Minister des friedlichen Gottes speyen Lasierungen aus, und halten die Fackel der Unruhe in ihren Hän< den; fast der sechste Theil der Innwohner in Brüssel sizt in Kerkern; der Plünderungen ist kein Ende, die ungerechtesten Untersuchungen werden vorgenommen, alle Freiheit ist vernichtet; der ehrlichste Mann ist der Willkühr eines Schurken ausgesetzt. Uiberdies lebt man in einem taumelnden Schwindel, und der Schrecken hat sich aller Gemüther bemustert. Die Soldaten begehen die größten Ausschweifungen , und niemand kann sie zu« rückhalten. Am Iotzanneseage ist wieder^