Erscheint wöchentlich zweimal i Donnerstag und Sonntag früh. Schriitleitung und Verwaltung: PreSernova ulica Nr. 5. Telephon 21. — «n t ün dig u n g en nimmt die «envaltung gegen Verechnuna billigster Gebahren entgegen. Bezugspreis: Vierteljährig K 18,—, halbjährig K 3«.—, ganzjährig K 72.—. Für« Auiland entsprechend« Erhöhung. — Einzelne Nummern 70 Heller Rummer 22 Sonntag den 21. Mär; 1920 | 2. [45.) Jahrgang Das Zirt der preisrntwilklung. Mit jeder Erhöhung des Banknotenumlauf«« steigen die Pr«>s«, wenn nicht im betreffenden Staate die Vermehrung der Zahlungsmittel mit dem steigenden Reichtum gleichen Schritt hält. Bei uns und i» den meisten übrigen Staaten stagniert die Güter-Produktion, so daß sie nicht einmal den eigenen Be« dars zum Verbrauche deckt; darum wird tatsächlich nichts erspart und eS werden keine Werte zurückge-leg», welche eine höhere Banknoienmenge rechtfertigen würden. ES wirkt also bei unS die hohe Zahl der Banknoten fast hemmungslos aus die Steigerung der Preis«. Wenn nun die Güterproduktion hinter dem Bedarf zurückbleibt, so tritt langsamer oder raicher eine Verarmung ein, die sich in den einzel-nen Wirtschaften und bei den einzelnen Individuen füdlva- macht uud schließlich unerträglich werden mutz. £* wachjen bei teilweise gedecktem Bedarf« die Preise gewissermaßen in die Noienmenge hinein und überragen sie schließlich, weil di« Note keinen absoluten Wert darstellt, sondern nur der Vermittlung zwischen ilngebot und Ware dient, auch in einem solchen Staate, wo die Wirtschaft so zerrüttet ist wie bei uns. Wir leben j.tzt in eine« Zeitpunkte stürmischer Preissteigerungen. Wir haben diejen Zeitpunkt schon lange vorausgesagt und auf die fortschreitende Ver« arm,mg des Landes hingewiesen, die immer mehr Einzelexistenzen aus die schiefe Bahn deS wirtschaft» lichtn Niederganges zwingen wird, und wir haben schon vor vielen Monaten erklär«, daß dieser ge-fährlichtn Entwicklung nur ein selbstloser und wirklich Aööazianer Krühting Eine Rückerinnerung Von Hanst Rubin, Bad R-dein bei RadkerSburg. Eine Geschehn»«, da« fünfzehn Jrhre zurückliegt, mutet un« heute a» wie ein Märchen ode: eine Sage au« uralter Zeit. So auch meine FrühlingSreise an die damals noch Ssteireichifch« heiterblaue Adria, di« d-ute zum Zankapfel zwischen Jugoslawien und Italien gewo.den ist. Heute ist eine Fahrt nach Abbazia ivfolge der ?lbsperrung«maßregeln von Seiten der Italiener sür de» Ausländer fast unmöglich; damals vor fünf« zehn Jahren trat um die Frühlingszeit stetS Hoch-flut im F>>,i w, ju"to..i »in. Natürlich, denn da war die 5ad»»st»i s i Vergnügen, da« sogar den Vor« »uz besaß, nxvi t«>|i ri.hg zu sein! Ich war zu jener klagten Zeit elf Jahre alt und erinnere mich recht gut, mit welch hochgespannter Er« waitung und kindlicher Neugier ich an der Seite meiner Mutter diele Reise nach dem Süden antrat. So unge-fäbr um die dritte Nachmittag«stunde fuhren wir von Marburg ab und die rauhe Luft der ersten Mir,tage ließ un« daheim und am Bahnsteig ncch fröstelnd zu« sammen schauern. Auch auf den Umstcigstationen Stein-drück uid St. P,ter blie« ein scharfer Wind; gleich nach der Ankunft spät abend« in Mattuglie aber ver-spürten wir schon den leisen, linden Hauch de« Süden«, der flch verkärkte, je näher wir dem Kurort zurollten. E« gab damal« noch k-ine Elektrische von Matiuglie nach Abbazia und di« mild« Brise trug un« schmeichelnd den schwcren betäubenden Duft blühenden Lorbeer« zu, energischer Politiker von entsprechender Sachkenntnis und Objektivität steuern kann. Es ist seitdem noch mehr als vorhin in unserer Wirtschaft und mit unseren Banknoten gesündigt worden. Ob die mit unheimlicher Raschheit herannahende allgemeine Verelendung sich heute noch wirkungsvoll stauen läßt, ist fraglich geworden ; doch sicher ist es, daß jetzt ein doppelt tüchtiger Mann nottut, um in unserem Staate Ordnung zu schaffen, um die vielen und immer zahl, eicher werdenden unschuldigen Einzelexistenzen vor dem wirtschaftlichen Zusammenbrvcht zu bewahren. Die Vorbedingung dazu ist die unverhüllte Erkenntnis des schrecklichen Zustande«, in dem wir un« befinden. Die Preise sind schon über die LeistungS-fähigkeit der meisten Hauswirtschaften hinausgewachsen. Viele Existenzen, die nicht mehr den notwendigen LebenSbedars bestreiken können, halten sich roch aufrecht, weil sie von alten Vorräten zehren oder sich ein höheres Einkommen erzwingen, >wie die« z. B. bei F hörigen Gebieten auftreten, während Serbien Hievon gemischt mit dem der Tubarosen und Hyazinthen. Weit, weit draußen auf dem Meere aber blitzten winzige Lichtlein geheimnisvoll am; st« kamen von den Fischer booten, sogenannten Shiogiotten, die dort draußen vor Anker lagen. Am Tage besah ich sie mir in der Nähe mit ihren gcldfarbigeu Segeln, die nicht selten mit roten Kreuzen al« Schutzzeichen bemalt waren. Stach einem von süßer Erregung über all da« Neue, noch nie Geschaute angenehm durchschau«»?» halbfesten Kinderschlaf erwachte ich frühmorgens, um die strahlende Helligkeit eine« Frühlingstage« im Süden mit staunender, weitoffener Seele zu genießen und alle SthenSwürdigkeiten Abbazia« in Augenschein zu nehmen, zu denen ich damals wohl in erster Linie die reichge-füllte, große Markthalle zählte. Aber auch ein heutige« Schieber« oder Schleichhändlerherz möchte gewiß vor Freude hüpfen, wenn e« die hohen Berge von Orangen, Datt ln, Feigen und getrockneten Malagatrauben — letztere schon damals zu 7 Kronen da« Kilogramm — di« dort aufgehäuft lagen, in erreichbarer Nähe wüßte. Mir kam e« wenigsten« so vor, al« weilte ich im Schlaraffenland?. Ein ganz eigener und hernach nie wieder einzufangender Duft ging von diesen Früchten au« und >»g sich wieder angenehm in Mline leise schnuppernde Nase ein. Da« Beste aber war, daß ich nie mit leeren Händen die Einkaufshalle verließ. E« war ja alles so billig, bis auf die Malagatrauben, die mir eine besondere Kostbarkeit zu sein beuchten, nach der ich zuweilen recht begehrliche Blicke warf. Schließ-lich bekam ich auch ste. Ach, damal« liefen in allen Straßen Abbazia« noch satte, glückliche Kinder herum! entweder gar nicht oder erst viel später in Mitleiden-schaft gezogen wird. Da« ist eine Wirkung der Umwcchslung der Banknote im unglücklichen Verhältnis 1:4. Schon heute gibt uns die Tatsache zu denke», daß viele unserer Produkte von der hiesig«» Bevölkerung nicht mehr gekauft werden, dafür aber umso in« tensiver von Staatsbürgern, welche au« den östlichen Reichsgebieten zu un« herüberkommen. Wenn da der Gefamtstaat nicht ausgleichend eingreifen tvitdr so wkrden wir hierzulande zum Te'le viel später und viel armseliger mit der Bautätigkeit beginn«» können al« die übrigen Gebiete de« Reiche«, in die so und so viele unserer Leute auf der Such« nach Arbeit und Verdienst abwandern werden. Das sind wirkliche Kernfragen. Und «S wird notwendig srin, daß rechtzeitig eine allgemeine Agi-tation um staatliche Hilfe für unsere Gebiete ent» faltet wird. Wir sagen ausdrücklich rechtzeitig, weil die Versäumnisse bei der Banknotenabstewpelung sich in verhängnisvoller Weis« gerächt haben. Wenn jene Männer, welche sich auf den Rückhalt in den breiten Masse« der Bevölkerung stützen, nicht mit der ganzen Macht ihrer Person auf die Regierung wirken, so wird keine Kleinarbeit mehr helfen und die Abschöpfung unserer Gebiete wird auch den Verfall der übrigen ReichSteile nach sich ziehen. Die Erhaltung der Leistung»- und Entwicklung«-fähigkeit unserer Gegenden ist daher eine Leben«-frage des Gesamtstaat«« und! unsere Führer müssen sich in großzügiger Serfassung ihres Mandate« für die Interessen der von ihnen vertretenen Bevölkerung einsetzen. Zielbewußte Arbeit für da« Volk ist, in einer simplen Form ausgedrückt, bloß ihre verfluchte Pflicht und Schuldigkeit. Sine Fröhlichkeit herrschte auf allen Plätzen, der Fasching dauerte bis in dtn März hinein uud knapp vor seinem Ende fand noch ein Blumenkorso mit anschlie« Sender Konfetti« und Koriandolifchlacht statt. Herrlich war die Auffahrt der vielen prächtig geschmückten Wa-gen und an allen Straßenecken, in den Hotelgärten, auf Balton«n us«. staute sich eine lachend«, schanlustig« Menge. Der Karneval wurde zu jener Zeit in Abbazia noch nach echt römisch«? Sitte so glanzvoll gefeiert, wie «r heute selbst in Rom nicht mehr begangen wird. Allüberall duftete eS nach Veilchen und di« ReichSstraße, durch die der Korso wogt«, war dicht besät mit zertre« tenen Blumen, bunt«n Papierschlangen, Papierkonfetti und den harten GipSkügelchen des Koriandoli, gegen dessen Hagel sich alle» mit vorgehaltenen Fächern aus geflochtenem Bambusrohr schützte, di« an den Straßen« ecken von Händlern feilgeboten wmdtn. Dazu ein wolkenloser, ewigblauer Himmel, dessen Sonne lachend auf die tanzenden und kastagnettenklappernden, rotbe-frackten Neapolitaner, die zwikchendurch die Menge in d«n Hotelgärten amüsierten, herabsih. Nach diesen bunten Eindrücken folgten für mich Ausflüge zur See auf dem Dampfschiff, wobei mir die Fahrt nach Fiume, diesem heute so vlelumstriUenen Hafen, die liebste wir. Kaum hatte da« Schiff die Anker ausgeworfen, kamen schon italienisch« Südfrüchten« Händler am Molo entlang gelaufen und boten mit lauten Zurufen ihre „Pignoli" und „Maudoli" an; letztere karamellenzuckerüberzogen in rosa Papierdütea, nach denen ich jedesmal verliebt ausspähte. Kaum faffen konnte meine Kinderhand den Schatz in der Rosadüte, Seile 2 Ein Wort an Dir slowenische Socialdemokratie. Nach dem sozialdeMdlcatifche» Programme gibt es keine bevorrechteten und keine entrechteten Völker und innerhalb de« Staate» sollen grundsätzlich alle Staatsbürger die gleichen Rechte und Pflichten haben. Bekanntlich treten die fozialdcmokratischen Führer auch überall für die Versöhnung der Völker ei» und mißbilligen alleS. was nach einseitigem nationalen Chauvinismus aussieht. Auch die slowenisch« Sozial-demokratie bekennt sich in der Theorie zu diesen An-sichten, in der Praxis hat sie jedoch wenig getan, um ihnen Geltung zu verschaffen. ist hcn Hr wenischen Sozialdemokratin nicht unbekannt, u/c wenig Rechte den deutsch«» Staatsbürger» Slo/ve-nienS geblieben sind. Man hat ihnen ihre vorzüglich eingerichteten Schule» weggenommen, die Vereine ge-schloffen und deirn Vermögen verschleppt ode/zweck-widrig verwendet, man hat all« deutschen «eamten, unter diesen auch solche, die in Slowenien /o;i HauS aus heimatberechl!gt waren, entlassen un/beschränkt den Deutschen das Richt, sich ihrer Muttersprache im öffentlichen Leben und bei den B»vrden zu be-dienen. Man will ihnen nach demol^tischcm Rezept sogar daS KoalitionSrecht nehmcn^vnd sie in ihnen politisch fernstehende Parteien h^eivpferche». Diese Pnschrältkangen der natürliche/ Rechte, die deu sozialdemokratischeu Anschauungen schnurstracks zu-widerlausen, sind den Fuhren der slowenischen So-zialdemokraiie bekannt. Tedtzdcm haben sie nichts unternommen, um diese Wirten zu beseitigen. Und doch hätten sie dazu reichlich Gelegenheit gehabt, denn sie waren im Ministerium Davidovic durch mehiere Minister vertreten uufc halten somit die Macht, »eiligste,.» eine» Te'l,^da« den Deutschen in Slvwe-nien zugefügten Unechtes gutzumachen. Wir stellen die» sest, weil r>»n Seite der Sozialdemokratie ost die Versicherung /> hören ist, daß die Deutschen in ihrem Lager Gerechtigkeit erwarten dürfen. Mit die-fer Versicherung allein ist un» wenig gedient, denn ähnliche Aeußerungen vernimmt man mitunter auch von den anderen slowenischen Parteien. Wenn wir den schönen Worte» vertrauen sollen, müssen wir auch den ehrlichen Willen sehen, uns jene beschet-deuen Rechte zu sichern, auf die wir als nationale Aus derNation!-Vertretung. Der Präsident Dr. Dra»a Pavlovic eröffnete am 13. März die 77. Sitzung der Nationalvertre-tung. Bü Verlesung des Protokolles der letzten der ganze — 20 Heller kostete. — Ja, vor fünfzehn Jahren, da gab'« noch ein Kindeiparadi«» auf Erden l von Fiume au« unternahmen wir eine Wallfahrt nach Tersatto, hernach stürmten -wir die Kaufläden nach den süßen „BiScottinl" und um 4 Uhr nachmit-lag« fuhren wir mit dem schönen, weißen Dampfschiff wieder zurück nach Abbazia, zurück zu den blühenden Lordeerhainen, den stolzen Palmengruppen, seltenen Blüten und Blumen, au« denen die kühlen weitzen Marmorbänke hervorleuchteten. Hier mag so mancher bienenfletßige deutsch« Kaufmann da« »dolce far niente" kennen gelernt hab«», da« Träumen in den Tag hinein mit im Schoß gefalteten Händ«n. Heut« sind die fr»h«n Feste verrauscht, da« Lachen verhallt. Kein Ton von ehemals klingt mehr in unser« Tilge der Rot und bitteren Bedrängnis. Die Siinne« rang allein ist un» geblieben; da« „dolce far niente" ist für un« endgültig vorbei. Abbazia ist heute — wie mir Bekannte «rstchern — ein toter Ort. Btele schöne Villen haben durch die militärische Einquartierung stark gelitten. Alles ist vernachlässigt, di« herrlichen Plätze und Anlagen veröden. Nur der Himmel blaut wie ehe-dem über dem verlassenen, kleinen Paradie« und da« Meer rauscht, die Welle» klatsch«» an« Ufer, da« Lied ab«r, da« si« lispeln, Ningt wie «in Schwanenlied! — Cillier Zeitung Sitzung kam e« zu einem gewaltigen Lärm, weil in der Berhandlungtichrift füus Abgeordnete eingetra-gen waren, deren Mandate noch nicht beglaubigt sind. Dtt Abgeordnet« Dr. Lukinie warf dem Präsidenten vor. daß er die Geschäft«, und Tagesordnung verletze. Im übrigen hzbe e« den Anschein, al« ob der Ministerpräsident und nicht der Präsident der Nationaloertrelung die Sitzungen leite; da« dkrse daS Parlament auf keinen Fall zulassen. Unter un-geheuerer Ausregung machte sodann der Minister Kovacevic folgende Ausführungen: Als wir nach Belgrad kamen, war eS unsere Aufgabe, den freien Staat der Serben, Kroaten und Slowenen zu be-gründ«». Wir mußten aber erleben, daß unsere Ar-beit von jenen Leuten gestört wnrde, welche die Be-schützer der Königin Draga waren und im Dienste Tißa« standen, im Dienste Budapests und Wien«. Die Ausregung de« Abgeordneten Dr. Lukiuic wegen der Geschäst«vrdnunq sei nicht berechtigt, denn dieker selbst habe al« Präsident de« kroatischen Landtage« einem Abgeordneten da« Wort enlzogeu und ihm am Sprechen verhindert. In einer Zeit, wo unser jugoslawischer Ausschuß in Wien die Deklaration abge-geben hat, in der die Bereinigung der Serben, Kroaten und Slowdnen in einen einheitlichen Staat geiordert wurde, haben die Leute um Lukini«! Tißa gebeten, uoch weiterhin unter der Krone des heili-gen Stephan bleiben zu dürfen. Infolge des Ge-schrei«, der Beschimpfung und de« Widerspruche», der sich nacb diesen Worten im Parlamente erhob, muhte der Prisi»ent die Sitzung um halb l Uhr nachmittag« unterbrechen. Nach Wiedereröffnung der Sitzung um 4 Uhr nachmittag« erhielt das Wort der Abgeordnete Pur al« Vertreter des okkupierten Gebiete«. Er bedauerte, daß die Regierung nicht energisch genug gegen die Gewalttätigkeit protestier! habe, die unsere Freunde uud Feinde über un« ver-hangen wollen, und stellte die Forderung nach Bildung einer KonzentrationSregierung. welche unsere Interessen gegenüber dem Auslande m!t Tatkraft vertreten könnte. Bezüglich der Balutafrage erklärn er, daß die« keine politische, sondern ein« wirtschaftliche Angelegenheit fei. Der Redner griff im weitereu Verlause seiner Erörterungen den Minister Roßkur an uud erregte dadurch eine leb-hafte Kontroverse mit den slowenischen Abgeordneten de« jugoslawisch-» Klub». Der Minister Dr. Jan-kovli gab darauf ein ausführliche« Expose. D«r Ministerpräsident Prolii erklärte, er erachte die Altlon des Dr. Smodaka, der siss um die Bildung einer Konzentrationsregieruug bemühe, für sehr er-spließlich für den Staat uud er und seine Genossen würden diesen Bemühungen keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Bei der daraus folgenden Abstimmung über die Regierungserklärung zeigte e» sich, daß nicht die genügende Anzahl von Abgeordneten anwesend war. Jnsol^cdessen schloß der Piäsivent die Sitzung um 10 Uhr abend«. Die 78 Sitzung der Nationalvertretung am 17. März war von kurzer Dauer. Der Präsident Dr. Pavlovic erklärte, daß die Beratungen unter-broch«n und erst am 24. März wieder aufgenommen würden. Die Zwischenzeit soll für die Bildung einer neuen Regierung ausgenützt werden. Zur Revision des Friedens von Saint-Germuin. Aus Wien wird uus geschrieben: Die Meldung, daß die Kommission für auS-wärtige Angelegenheit«» im englischen Unterhause sich für die sofortige Revision de« Frieden? von Saint'Germain ausgesprochen habe, beschäftigt die hiesigen polnischen Kreis« umso angelegentlicher, als dadurch auch die l«tzte Orientierung der auswärtigen Politik Dr. Renner al« ein schwerer Irrtum er-wi«sen wird. Bekanntlich hatte der StaatSkanzler bei der Bildung seine« dritten Kabinette» sich mit aller Ent» schicdenheit für die westlich« Einsttllnng drr deutsch-österreichischen Politik ausgesprochen und dann nach seiner Rückkehr auS Pari» Vereinbarungen mit der tschechoslowakischen Regierung getroffen, durch die die praktischen Folgen au« dieser westlichen, oder genauer gesagt, sranzösischtn Orientierung gezogen werden sollten. In diesen Vereinbarungen verpflichtete sich Dr. Renner, die Grundlagen de« FriedenSvertrage« von Saint-Germain „ausrecht zu erhalten und zu Nummer *2 vertiefen' und später nahm er bei der ErStterung der ungarischen Frage Veranlassung, den Vertrag von Saint-Germain al« die „eherne" Grundlage der dcutfchösterreichischen Politik zu bezeichnen. Sollte sich bie erwähnte Londoner Meldung bestätige«, dann wäre die auswärtige Politik Dr. Rennert in der grausamsten Weif» dementiert und auch die Grund-lagen verschwunden, auf der er seine Abmachungen mit den tschechischen Ministern getroffen hat. Unter dem Sindrucke d«e Londoner Meldung festigt sich z«. nächst die Auffassung, daß Dr. Renner durch seine westlich« Orientierung wesentlich dazu beigetragen habe, daß im Westen die E,kenntni« von der Un« durchführbarst de« Deutschösterreich auferlegten FriedenSvertrage« erst jetzt aufzudämmern beginnt. Daß damit die Abberufung de« bisherigen franzö-sifchen Gesandten Alliz6 nnd seine Beisetzung nach Bern im Zusammenhange stehe, wird zwar behaup-tet, ist aber fraglich, da noch kein Anzeichen dafür zu bemerken ist, daß die französische RegierungSpo-litik zu derselben Erkenntnis gelangt fei, wie der Ausschuß des englischen Unterhaus,«. Im Gegenteile glaubt mau. daß dem Artikel der Times über eine militärpolitische Konvention zwischen der Tichechoslo-w kei. Jugoslawien und Rumänien zum Zwecke d«r Einkreisung Ungarn« und DeutschösterreichS und zur Sicherung der Annexionen der vorerwähnten Länder französisch tschechische Informationen zugrunde liege», deren Zweck e« fei, die der Revision des Vertrage« von Saint Gtrmain günstige Strömung in England zu paralysieren. In parlamentarischen Kreisen hält man e« de«. halb sür unerläßlich, daß die Regierung zu dem StimmuugSumschwunge, der sich in einem Teile de« Lageis der Enlentemächte hinsichtlich de« Vertrage« von Saint-Germain vollzieht, Stellung nehme, al« ebenso unerläßlich gilt e« aber auch, daß die Re-gierung sich dabei von den Präger Abmachungen de-freie, da e« doch nicht Sache Deutschösterreich» sein könne, die vernichteten Bestimmungen eine« Vertrage« aufrechtzuerhalten und zu vertiefen, dessen Revision», bedürftigkeil nunmehr selbst in maßgebenden englj. schen Kreisen anerkannt werde. Politische Uuudschau. Zntand. Die Mission des Dr. Smodtaka. Der Abgeordnete Smodlaka bemüht sich, di« Regierung«- und Oppositionsparteien für die Um-bildung dc« Kabinette« zu gewinnen, in welchem beide Gruppen vertreten «ein sollen. Die Regierung«' Parteien sind diesem Plane nicht abgeneigt und würden unter gewissen Bedingungen der Schaffung einer KonzentrationSregierung keine Schwierigkeiten bereiten. Verhandlungen mit den Demokraten. Die Demokratische Vereinigung stellte für ihre Teilnahme an einer Koalitionsregierung folgend« Forderungen auf: Da« Ministerpräsidinm sowie da« Ministerium für innere Angelegenheiten und da« Krieg« und Handelsministerium sollen von neutralen Personen besetzt werden; die Opposition«- und die Regierungsparteien sollen je acht Ministerstühle «r-halten; die Nationilversammlung soll bloß die Wahlordnung, die Budgetzwölstel und die Pariser Friedensverträge erledigen, nach Annahme der Wahl-ordnnng soll binnen zwei Monate» d«r Wahltag festgesetzt und binnen weiteren drei Monaten, d. i. End« September die Wahl vorgenommen werden; die bisher schriftlichen Verhandlungen sollen mündlich sortgesctzt werden. Aufkauf von Silbergeld. In Belgrad ist n>.« G >eU'tretung im wahren Sini-e dl« Wortes. Der neue ungarische Ministerpräsident. Der «et»« uugaiische Ministerpräsident, Abgeordneter Al-xander Simvuhi Scmadam, ist von Ve-i uf RechiSanwalt und gehörte bereits dein allen ungarischen Reichstage als Mitglied der katholischen Volktpartei an. Snvonyl, der damals schon häusig als geschätzter Berichterstatter, hauptsächlich über volkswirtschaftliche Fragen, im »»garische» Abgeord-netenhause fungierte, gilt alö besonnener, nüchterner Politiker Er ist eil er der Führer der chriftlichnaiio-nalen Partei und zählt zu ihrer Linken, während die Rechte von den bisherigen Ministern Friedrich und Haller geführt wird. Duich die Ernennung Siwonyis zum Ministerpräsidenteil erfch-int also die ungarisch« KabinetiSbildung zugunsten der gemäßigten Richtung in der christlichnationalen Partei vollzogen. Königreich Syrien. Ein arabischer Kongreß in DamaSka» hat die Unabhängigkeit Syriens ausgerufen nnd Emir F'ifsal zum König von Syrien gekrönt. DaS neue König-reich soll Syrien. Palästina, Libanon und Nord-mesopotamien einschließen. Aus Slaöl uns) sanft. In der letzten Beiratsfitzun? wurde der Vorrvnrf erhoven, die schlechte Finanzlage der Gemeinde sei ein Erbübel der fiühe-en deutschen Gtmeindeverwallung, welche drei Millionen Kriegs' anleihe gezeichnet habe. Dieser Vorwand muß a:.S zwei Gründen unrichtig erscheinen. Den» e'ste>« ,st die meiste Sriegsanleihe mil Belchnuag „ez-ichnel worden; wenn nun zwar auch keine Linsen für Kriegsanleihe eiiifl'eßen, so werden doch u»ch fci.»e B.lehnung?zi»s?n gezahlt ES kommen also nur die Zinsen in Frage, welche auf die effektiv eingezahlten rund 20% gerechnet werden müssen, also auf 20% von 3 Millionen, das sind C>% von 600.000 Kronen pro Jahr, daher 36.000 K onen. Für da» Jahr 1918 kommt diese Summe natürlich anch noch nicht ganz in Abzug, weil bis Anfang November der Zinfendienst des allen Staates aufrecht erhalten wurde und f»mit an Zinstnausf.'.ll höchstens int Betrag von 6000 K eingestellt werden durfte, ein zn kleiner Be-trag bei ei»«m Millionenbudget, um damit irgend ein Aufsehen zu machen. Die Frag« aber, ob Ge« m.inden auch bei Kriegsanlechen einen Kapitalsabzug kalkulieren sollen, ist doch unbedingt zu verneinen, weil der neue Staat diese Beträge in irgend einer Fo-M sicher übernehmen wird. Wenn also au» diesem Titel ungefähr 300.000 Kronen in Abzug gebracht sind, so ist das e ne einseitig gegen di« mißliebigen Vorgänger gerichtete Handlung; die Einseitigkeit ist lunso augenfälliger. alS eine Verteilung dieses vermeintlichen Verlustes auf mehrere Jahre nicht einmal erwogen winde, obwohl dieser Vorgang sich von selbst aufdrängt, fof-.ru man schon N'cht einsehen will, daß man von diesem Kapitalteil absolut nich!S abschreiben darf. Denn e« heißt di« Interesse» der G.meindeinsais-'n schlecht betreuen, wen,, man die Kriegsanleihe auS Gemeindegeldcrn deckt; die natürliche Folge ist dann die, daß die Staatsbehörden begreift cherwels« sagen werden: Hier bei euch ist keine Auleihe mchr zu übernehmen, daS habnr die Bürger schon selbst anS ihren eigenen Taschen geordnet. DaS ist ein recht teure« politisches AgitalionSmitirl, dessen Koste» allen Gemeindeinsassen unnützer Weis« da aufgebürdet werden. Die Anklage gegen die frühere d.utsche Gemeindeverwaltung ist aber zweitens auch deswegen fachlich nicht begründet, weil die KriegLauleihepost in sämilichen Gemeinden deS alten O sterreich-Ungarn wiederkehrt. Logischer M.ise mühie atso eigentlich auch gegen die schon früher fio've isch geleiteten Gemeinden wie z. B. Laibach der Bannstrahl geschleudert werden. Nnd eS wäre schließlich gerade so gerecht wie interessant, wenn die Vilanzi.rungSmelhoden dieser Gemeinden auch bei unS bekannt würden uud Anwendung fänden. — In d.r BeiratSsitznng wurde ferner b?» schlosien, wegen »eS Verkaufes von Grundstücken auf dem Unterlahnhofe in Verhandlungen einzn-treten, ohne daß gleichzeitig die VerkaufSbedinzungen bekannt gegeben worden wären. Diese in Aussicht genommenen Srnndstückleilc sind aber zum Verkaufe an Private am wenigsten geeignet, weil die Fläche, auf der früher die Militärbaracken stinden, der natürliche Platz für den ziveiten hiesigen Buh«-hos ist. Wenn mau also schon an En'änhirang von VermögenSteilcn denkt, so kämen unter diesem Ge-sichtepniikte höchstens die G undstücke in Frage, aus denen sich heute die Banm'chule befindet. Richt un-wichtig erscheinen in dieser Hinsicht anch hygienische Erwägungen. Wir haben in unserer Siadt durch eine glückliche Fiigung die meisten qualmenden und lä menden Industrien hinter d«r Windrichtung, also im Oiten. Wenn nun die Industrie weiter herein» gezogen werden wäede, so würde das moderne Prinz-'p, da» in Deutschland bei Nenaulagen muster-gültig durchgeführt wiid, einigermaßen verletzt. Doch daü ist nicht auSichlaggebend. Wir betonen aber bet dieser Gelegenheit nenerdingS. daß eS nach unserer Meinung richtig wäre, wenn die Gemeinde die Gründung neuer Industrie anregen und fördern würde. Konzert Lisl Matit. Ein vollbesetzter, beisallssroher Saal war der Dank für die Opfer-freude, mit der sich Fräulein Matir schon oft in den Dienst gemeinnütziger Veranstaltungen gestellt hat. Alle kamen, um der jungen, stets hilfsbereiten Künstlerin zu danken, wurden von ihr aber zu neuem Danke verpflichtet. Der Musikfreund lebt hier ja cin entbehrungSoolleS Dasein. Künstlerisch hochstehende Veranstaltungen sind bei uns eine Seltenheit geworden und mil Wehmut erinnern wir unS der Jahre 1916 —1918, da fahl allwöchentlich Künstler vom Range eines Burmestrr, einer F ancillo Kaufmann, eineS Fi'cher Nikinaii. Heim, Vlümel u. a. m. bei unS einteilten und uns die Labsal echter edler Begeisterung spendeten. 9uni ist'S in die'er Region künstlerischen Erlebens hierzulande grabesstille geworden. Umto wärmeren Dank ver die en unser« paar heimlichen ftunfttcäjt;, .venn sie uns ab und zu guie Musik vorspielen. In diesem Sii- t eben hat unS Fräulein Man? neuerlich zu D int veipflichtet. GeiegS grandiose Violiusonate in E Moll sau') durch Fräulein Mali! und Herrn Dr. Fritz Zangger (am Klavier) eine durchaus würdig« Wedergabe. Ganz besonders lieg» Fräulein Matiil der miniere Satz mit sei - er wundervollen Kantilene, die der Künstlerin so recht die Möglichkeit tot, ihre starke Seitr, d. i. eine fchöne, echt violin mäßige Torientw cklimg glänze» zu lassen. Aber anch die beiden Ecksitze mit ihren wnch igen Themen und verzwickten Rychmen fanden in Fiäulein Mauk. und Herrn Dr. Fr>tz Zangger ihre Meister. Ein?' ungewöhnliche Anordnung führte unS vom modernen nordischen Meister w>»t zurück in die mehrHM hundertjährigen und doch noch immer blühenden Gefilde Mozart» und Händel». Fräulein Matic, Herr Dr. Fritz Zangger und Herr OSkar Wagner (Getto) spielten MozartS Trio op. 15 B-Dnr sauber und seelenvoll, wie e» der göttlich.' Wolfzang AmadeuS eben verlangt. Der erste und dritte Zatz gehören nicht eben zu den bedeutendsten Eingebungen Mozart», wenn auch ihre kistallklare. lieblich dahin fließende Melodik jede» unverdorbene Herz erquicken muß. Umso herrlicher ist der mittler c Larghettv Satz in Es-Dur mit seinen edel gesch vun-genen unsagbar süßen zwei Themen. Schon allein um dieses Satzes willen verdi«nt diese» Werk immer wieder hervorgeholt zu werden. Fräulein Mali! hat sich mit ihren beiden Partnern so gut zusammenge-spielt, daß wir wohl hoffen dürfen, demnächst wieder cin oder das andere Trio z. B. von Beethoven zu hören. Bei Händels Arioso in C Moll gesellte sich zu Violine, Klavier (eigentlich Harfe) und Cello noch ein Harmonium (Herr Jnterberger) und «in Kontrabaß (Herr Hauswirt). Da» majestätische Stück, «in echter Händel, wurde unter Führung der Violine edel und kraftvoll wiedergegeben. Den zweiten Teil des Konzerte» bildeten nach Barmesterschein Vorbilde kleine wertvolle Stücke. Fräulein M utf' sptlte die Sachen entzückend und mußt« fast jedes Stück wiederhalen. Dcn tiefsten Eindruck mich* das liebe Wiegenlied, eine Jugendarbeit unseres großen LandSmanneS Hugo Wolf (bekanntlich ein geborener Windischgrazer). während d?n größten .Effckr", Oskar Riedings „Teufel»wal^er" mit seinen halsbrecherischen technischen Finessen erzielte. Mit dem Vortrage dieses Stückes woll!« Fräulein Mat>< wohl auch das Andenken ihre? au-sgezeichaeiea Lehrers ehren. Die Zuhörerschaft war den ziazen Abend über in bester Stimmung, und zeichnete Fräulein M iti£ durch reich. n Beisall und hübsch- Blu«enspenden an«. N'ch dem Konzerte entwickelte sich ni gemütlicher Teil, zu welchem daS NiusikvereinSorchester nater Leitung deS Herrn Dr. Fcitz Zangger sehr fesch aufspielt,. Eine zugunsten der heimischen Invaliden eingeleitete Sammlung ergab einen Betrag von übcr 400 K. So ist de,n dieser Abend in jeder Hinjicht aufs beste gelungen. Allen Beteiligten, insbesondere Fräulein Matic, unseren Glückwunsch und Dank! Iagaball. Der Eillier Männergesangverein spricht au! diesem Wege allen jenen, dir daS schöne WohltätigkeitSfest, fei eS durch Spenden, fei e» dnrch tatkräftige Mitarbeit gefordert habe», seinen heißen Dank au». Den wackeren Damen und Herren, die sich für diese gute Sache geopfert haben, ist e« z« verdanken, daß ein Betrag von 7100 Krouen an di« Stadtarmen und i»ie Invaliden des früheren 37. Jnfk. Reg. abgeführt werden koante. Außer-dem wurden 300 Kronen für die hiesige Mittel» fchülerorganisation znr Anschaffung von Büchern bestimmt. Schließlich sei mitgeteilt, daß am 27. M.irz um 8 Uhr abend» im kleinen Saale d«» Hotels Union eine interne Nachfeier für sämtliche Dame» und Herren, welche beim Jazaball mitgearbeitet haben, stattfindet. Abfchiedsabsnd. In Kürze verläßt der Vikar der h'.esizen evangelischen Gemeinde H?rr Ludwig Lohmann nach zwölfjähriger Wirksamkeit untere Ztaot. um eine Pfarrstelle in Slawonien an-zutreten. AuS diesem Anlasse veranstalten seine Freun»« SamStaz, den 20. d. M., im Sonderzimmer de» Hitel« Post t'N« Absch,ed»f«i«r, zu d«r all« «in-geladen sind, die auf anderem Wege nicht mehr ver-ständiq' werden konnien. Sonntag, den 21. b. M-, hä > H rr Vikar Lohmann tn der K, Frau Ria 10 K, Frau Olana und Frau Säger zusammen 8 K, insgesamt biSher 76 K. Verloren: ein S agen ans Fuchspelz; ferner ein gvlsenes Armban». Die Telegrammgebühren, die bei Si'en-bih'ämrern in Slowenien, Da>matien, Bosnien und der Heizegowina auig^gebrn weiden, belaufen sich von nun an bei gewöhnlichen Telegrimnen auf 48 Heller, bei dringenden Telegrammen auf l Krone 44 Heller für daS Wort. Die Mindestgedühr beträgt im ersteren Falle 4 Kronen 80 Heller, im letzte! en Falle 14 Kronen 40 H ller. Ausschließlich slowenische Schulnachrichten sin» zufolge einer kürzlich erfolgten Ver-ordnnng nunmehr auch für die deuischen Volksschulen im Goltscheer Gebiete vorgeschrieben. Diese Ver-schreibt der Wecs Hetzer Deutsche. Cillier Zeitung Nummer 22 Die Kommunisten und die geistigen Arbeiter. In bet neuen Zeitschrift der komm»»i-stischen Internationale für die Länder SüdenropaS wurden die BerwaltungSbeamten, Offiziere, Lehrer, Rechtsanwälte, Richter und besonders die Journa-listen als „Parasiten des Kapitalismus" bezeichnet. Von der Stellung der Privatbeamteu in der Pro-duktion wird das Wesen aller vorwiegend geistigen Berufe als „reaktionär" hingestellt. Bei dem Auf' baue der kommunistischen Gesellschaft sollen sie des. halb ausgeschaltet werden; so heißt eS in dem Blatie: Ist eS wahr, daß bei dem Aufbaue der kommunisti-fchen Gesellschaft etwa die Organisa.iou der Lehrer berufen fein könnte, de» Plan des ErziehungstverkeS zn vollbringen, oder eine Organisation der Künstler oder Gelehrten die Organisation von Kunst und Wissenschaft? Sicher nicht! Umsonst würden sie sich ans ihre „Sachkenntnisse' berusen, daraus, daß sie in diesen Fragen „Fachmänner" sind. Sie sind nicht kompetent: Erstens weil sie in ihrer Mehrzahl — dies folgt au» dem Wesen des Kapitalismus — keine wirklichen Sachverständigen, sonder» leere Routiniers, seelenlose Macher und Handwerker sind ; zweitens weil sie'Fachmänner ia der kapitalistische» Erziehung usw. sind und als solche siir di« neue Kultur nicht ausschlaggebend sein können. Den Be-griff der Pioletarirrvemokratie aus die .Gewerkt schasten" der Intellektuellen anwenden, h'eße so viel, wie die neu enist,he»de Gesellschaft im Keime zu ersticken, sie kleinbürgerlicher GeschicklichkeU nnd kapitalistischer Routine p'tiSzu^eben. Wirtschatt und vtikehr. Die Ausfuhr von Lebensmitteln ist zusolge Entscheidung deS Finanzministeriums eilige-stellt worden. Da sonach daS ErnährungSami keine Ausfuhrbewilligungen mehr erteilt, sind dieSsällige Ansuchen zwecklos. Die Devisenzentrale in Belgrad soll umgestaltet werden und den ganzen G.ldvcrkehr übernehme». DaS Finanzministerium hat eine Fach-kommission mit der Durchführung dieser Arbeit betraut. Die neuen Lederpreise. Amtlich wurden folgende Preise für Leder, verarbeitet aus Rvhhäulen auS Lloivenien, bestimmt: A. Oberleder 1. Qualität per Kilo : Oberleder (Rindleder) braun 155 K ; Oberleder (Rindleder) schwarz 145 K; Oberleder (Kalbleder) braun 170 R; Oberleder (Kalbleder) schwarz 160 K, 2. Q'ia lität um 5 Prozent billiger 3. Qualität um 1«.» Prozent billiger. B. Sohlenleder: für Großbetriebe (Wofchnagg nnd Söhne, KarlPollak, Freund, Derg.Badls Nach svlger, Halbärth, G. Laurich, Polotschnig. K B. Mally, Pinch, A. Podvnirz und Wrentschur): Sohlenleder 93 K, Krupon 120 K, Seitenteile 55 ff, Holeleder 55 ff, Lackleder 112 st pro Kilo. Für tleinereGerbereien: Sihlenleder 122K. Dreisatzlerze» 116 K. C. Für Hiiute, die Gerber zur Verarbeitung bekommen, darf bei Rinds- und Kalbshäuten die Hälfte der unter A vnd ll angeführten Preise für da« Kilogramm aufgeschlagen weiden. Bei Pferd« häuten: zur Bei arbeitung von Schwarzleder 70 K, mit Lohe gegerbt 70 K, mit Extrakten gegkibt 46 K, bei SchweinSleder 30 K per Kilo. Diesen Preisen müssen auch die übrigen Ledersorten angepaßt werden, die nicht besonders angeführt stnd. Im Detailoerkauf darf der »ausmann den angeführten Preisen höchstens 15 Prozent zuichlagen. Jugoslawische Papierindustrie. Unter Führung der Laibacher Krraitbank hat sich ein Kon-sortium der in Krair. liegenden Papierfabrik»» Leykom - Josesithal gebildet. In der gründenden Versammlung wurde zum Präsidenten Dr. Karl Triller, Bürgermeisterstellvertreter von Laibach, und zum Vizepräsidenten Bernhard Popper - Altberg, Präsident der Aktiengesellschaft Leykam - JosefStyal in Wien, gewählt. Die neue Unternehmung umfaß! die Papierfabriken Mariaselb, Zwischenwässern und Görlichach. In Fujine soll eine Holzschleifern, in Zwischenwässern eine Spezialsabrik für Z itungS-popiererzeugung neu geschaffen werden. DaS neue Unternehmen ist mit einem Aktienkapital von 20 Millio-nen Kronen ausgestalte«, vou denen 39% die frühere Gesellschaft b.hält, während 61$ in slowenischen Händen sind. Denn da die Slowenen, so heißt es in der Begründung, in diesem Fache »och Neulinge sind, war es wenigstens sür die erste Zeit »oiwen-lig, daß dle bieherige Eigentümerin zur Müarb.-it zugelassen wurde. Deutschlands Wiederaufbau. E: mch:e» lochen Völkerbundes berichtet, machte das Präsidial-m itglied deS Reichsverbandes der deutfchui Industrie, Direktor Krämer, günstige Mitteilungen über die fortschreitende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands. Die kontrollierbare Ausfuhr hat bereits die Höh« der Einfuhr erreicht und ist im Februar schon auf vier Milliarden gestiegen. Ein Zeitraum von höchstens zehn Jahren dürfte ge-nügen, nm die deutsche Wirtschaft wieder in nor-malen Gang zu bringen. Ueberall mache sich eine Steigerung der Arbeitslust und der Produktion be-merkbar. So sei zum Beispiel die Leistung der Bergleute, die in der FriedenSzeit 136 Kilogramm für die Stunde betrug und ?m Kriege auf 104 Kilogramm gesunken war, wieder auf 132 Kilo* gramm angewachsen. Die wichtigst« Mitteilung betras die im Gange befindlichen Bestrebungen, durch die Zusammeiifassung der gesamten industriellen und landwirtschaftlichen Produktion in Duufchlaud ein Kredit institut zu schaffen, da? in der Lage wäre, eine ausreichende Bürgschaft sür eine völlige Ablra-gung der deutschen Schulden zu gewähren. Die Ausfuhr Deutschösterreichs be-trägt nach Schätzungen des Vorstandes deö Haupt-veibandes d-.r Industrie seit dem Waffenstillstände 10 bi» 12 Milliarden Kronen, wovon mehr als ein Drittel auf Kompensationsgeschäfte mit der T'checho-slowakei. Ungarn, Jugoslawien und Polen entfällt. Nur beim Beginne deS Ausfuhrgeschäftes wurde zu Schleudk'preisen verkauft. Doch bald ging die Ma schinenindustrie bei ihrer Ausfuhr nach Jugoslawien, Polen, Italien und der Schweiz mit großen Preis-koirekturen voran, der in kurzem die Möbelindu-stiielle», die Glühlampe»ind»strie, die ganze eisen> verarbeitende Industrie folgten Die gesamte In-du'irie ist heute flbtr die Höhe der Auslandspreise unterrichtet, so daß von einem Aus »er kauf Deutsch österreichs an Jadustrikproduk.eu nicht mehr die Rede sein kann. Die Frage der Errichtung einer deutschösterreichlschen Notenbank, die durch die Liquidierung der österreichisch ungarischen Bank aktuell wird, soll aus die Weise gelöst werden, daß daS Staatsamt sür Finanzen ein Bcnkamt errichtet, daS z»r AnSgabe von Staitsnoten ermächtigt werden soll. Die Einlösung der Kriegsanleihe in Tschechien. In einer Unterredung, die zwischen dem Finanzminister Sonntag und den Berichterstattern der Prager Blätter staltfand, äußerte sich der Finanzminister auch über die Frage der Einlösung der KriegSauleihe. Er erklärte, daß diese Frage nicht vom nationalen, sondern nur vom Volkswirtschaft» lichen Standpunkt gelöst werd«n könne. Die Bor-arbeiten sür die künftige Einlösung sind bereits soweit gediehen, daß demnächst der Nationalversamm-lung eine Regierungsvorlage betreffend die Einlösung der KriegSenleihe vorgelegt werden wird. Minister Sonntag hat bereits in letzter Zeit in Sitzungen der Koalition und der Parteiobmänner über diese Frage ausführlich referiert und die prinzipielle Zu-stimmnng nicht nur der Regierungsparteien, sondern auch der Oppositionsparteien gesund«». Die Ein-lösung In KriegSanleihe wird in zwei Etappen erfolgen, da daS vorliegende Material noch nicht soweit durchgearbeitet ist, daß diese Frage auf einmal ge-löst werden könnte. Ueber den Uebernahmskur» der KriegSanleihe machte Finanzminister Sonntag keine näheren Mitteilungen, auch nicht darüber, ob die .teilweise" Einlösung der KriegSanleihe (deren er Erwähnung tat) eine Unterscheidung zwischen den Kriegsanleihebefitzern bedeuten soll. Die Einlösung der KriegSanleihe hält der Finanzminister auch schon auS dem Grnnde für wichtig, weil die besten Zeich-ner der KriegSanleihe, die Sparkasse», Vorschuß: kaffen, Raiffkiienkassen usw., auch die besten Zeich ner der aufzulegenden Prämienanleihe sein werde», wenn sie in der Frage ihres KriegSanleihebesitzeS Klarheit haben werden. I amnuung, Buchhandlung Fritz Aasci? Proäernova uliea (Rathaitsgasse) Nr. 1. --— "---^ Schrifttum. V. Ehiaoacci's „Wiener Bilder", das populäre illustrierte Familienblatt, bieten in ih en allwöchentlichen, reich illustrierten Nummern eine ungeheure Fülle interessanter Bilder auS aller Welt »nd dazu nngemein reichen Lesestoff, so daß man da» Blatt als eine wertvolle Gabe für jcdes HmS bWLmen kann. Zwei spannende Romare, eine Noijfue, die heitere Rubrik „Der kecke Schnabel' und die „Bunlen Geschichte»" w«rd«n jedem Ge schmack gerecht und sollten die „Wiener Bilder" in keinem Hause fehle». Bermifchtes. Die Dieustbotenfrage in Wie». Gelegentlich der B:ratung des HauSgehilfiinengesetzeS in der deutschöiterreichischc» Nationalversammlung wurde festgestellt, daß der Mittelstand nur »ehr unter großen Opfern in der Lage ist, sich eine Hau?, gehilsiil zu halten. In Wien selbst sind von 500.000 Hanshaltunzen uur noch 52.000 in der Lage, sich eine Hausgehilfin zu halten und nur mehr 9000 mehr als eine. FirmenlasNn und Fremdenverkehr. Die Prager technische Kommission und die Volkswirtschaft-liche J»sormatio»Ska»zlei der Masaryk-Akademie sor-dert alle Hausbesitzer auf, in der kommenden Irüh-jahrSzeit die übeeklebten Firmentafeln, durch welche die Häaseransicht verschandelt werde», abzunehmen und durch neue ersetzen zu lasten, da schon im Juni d. I. tausende Fremde und Ausländer Prag besuchen weiden. Die Peager Bohemia bringt diese Mit-t«iluug unter der Ueberschrist: Sie wollen ihre ei-gene Schande mit Farbe überstreiche». Wie heut« Arbeit bezahlt wird. Aus Wien wird ints geschrieben: Eine Zusammen stellung der heute übliche» Entlohnungen ergibt eine w'i.z merkwürdige Schichtung der Berufe nach ihrer Ertragfähigkeii. Daß cin Ba»k»irektor und «in Opkrettenstar mit Leichtigkeit die 100.000 Kronen längst überschritt !! hat, nimmt nicht Wunder, daß aber als Dritter sich ihnen der Portier in einem größeren Hotel zugesellt, ist sehr bezeichnend für die Struktur der neuen Gesellschaft. Auf 70.000 bi« 100.000 Kronen Jahreseinkommen kann indessen auch schon der Zahlkellner in einem Nachikassee rechnen. In der Rubrik 45 0 X) bis 70.000 Kronen findet man Chauffeure, Kohlenabträger, Möbel-lischler, Monteure, Slückmeister im Schneidergewerl«« und Staatssekretäre; die Minister stnd also offenbar auch Schweearbeite?. Daß die Möbelpacker sich nur ans 40.00Z bis 45 000 K>o>«n im Jahre stehen, gibt ihnen sicher Anlaß zur Unzusriedenheii, dünken sie sich doch als weitaus wertvollere Arbeiter als die Schneider- und Schuhmachergehilfeu, die ebensoviel beziehen, neuerdingS aber eine 100- bis 150 prozentige Erhöhung fordern. Daß die SektionSchefS ebensoviel beziehen wie die Schuster ist begreiflich, sind sie doch ebenfalls berufe», zu ergründen, wo der Bevölkerung der Schuh drückt. Kesselschmiede und beffere Schlosser sind schon schlechter entlohnt, denn sie beziehen 35.000 bis 40.000 Kronen, also nur ebensoviel wie ein Ingenieur in einer Motorensabrik oder wie der Präsident des Wiener LandeSgerichtks. der in di« IV. Rangklaffe der StaitSbeamten gehört. Daß die V. Rangklaffe (Hosrat) mit 30.000 bi« 35.000 Kronen entlohnt wird, wird von den Goldarbeiiern »nd Bankbeamten allerdings al« ein schwere« Un-recht empfunden: immerhin sind sie doch »och besser gestellt alS die Kanalräumer nnd Straßenbahn' schaffner mit 25.000 bis 30.000 Kroren oder die Tippmamsell in einer Großbank, die durch eine 2000prozentige Erhöhung ihre« Einkommen« sich sie soziale Gleichstelln»mit den ZeitungSsetzern und dem Direktor des Magistrat«» vou Wien, erkämpft hat. Der ungelernte HilfSarber mit seinen 20 OOO biS 25 OOO Kronen, ist vielleicht der R-'p'älemant der neuen Zeit gegenüber dem Oberlande«gerichtS> rat und dem SekiionSral (VI. Rangsklasse), deren Arbeit mit diesem Einkommen offenbar noch zu hoch bewertet ist, da Bühnenarbeiter, Choristen und Chor-sänger sich auch mit diesem Pappeus.il begnügen müssen. Anch gegenüber der Probiermamsell mit ihren 15.000 bis 20.000 Kronen machen sich die LandeSgerichts' und Finanzräte (VIl. Rangsklasie) mit den größeren Bezügen »och immer recht imposant auS und von den Leuten die 15 000 bis 20.000 Kronen Einkommen haben, verdienten »eben den Richtern und Polizeikommissire», Assistenzärzten, nur di« Telepho-nistin und di« Toilettefrau«» in einer gutgehenden Gastwirtschaft Beachtung. Sekundarärzte, Rechts-Praktikanten und Dienstmädchen stellen dann daS GroS für die Einkommensklasse von 5000 bi* 10.000 Kivnen, in dem fie den Bau der neuen Gesellschaft in wirkungsvoller Weise abrunden. Der Knoten im Taschentuch. Die Sitte, durch einen Knoten im Taschentuch dem schlechten Gedächtnis nach Möglichkeit aufzuh.h'eu, bewahren wir als ehrwürdige Ueberlieferung d förderte. Im Jahre 1068 gab der deutsche Gelehrte Athanasiu» Kirchner sein umfangreiche? Buch von der »Unterirdischen Welt- heraus. In diesem Werk ist eine Abbildung der durchschnittenen Erdkugel, in deren Mittelpunkt F«uer glüht, da» sich nach außen durch die Bulkane bemerkbar macht. BtS in die neueste Zeit hat sich diese Anschauung deS Ecdinnern erhalten. Auch Buffon, der in der ersten Hälfle deS achtzehnten Jahrhundert» berühmte Naturforscher, nahm an, daß die Erdkugel nur im innersten Kern noch glühend, sonst aber in Ab-kühlung begriffen sei. Darauf beruhte sein interes-sante« Experiment über d?n Fortbestand der Erde. Buffon nahm eine Eiseykngel, die er bi» zur Weiß-glut erhitzte, und dann abkühlen ließ. Während des Abkühlen» nahm er an der Kugel Temperaturmesfungen vor und notierte gleichzeitig zu diesen di« Zeit, in der diese Messungen erfolgten. Besonders wichtig war der Zeitpunkt, bei dem es möglich war, die Kugel in die Hand zu nehmen, ohne sich zu ver» brenne», und dann jeuer der gänzlichen Erkaltung. Die erhaltenen Ziffern wurden dann von dem Ge-lehrten im Verhältnis umgerechnet sür «ine Kugel in de» Gciße der Erde. Er fand nun, daß die Erde vom Zeitpunkt ihrer Weißglut bi» zur Zeit BuffonS 74 83 i JHre gibraucht hat. Der Zeitpunkt, an dem die Erde so genügend abgekühlt war, daß Pflanzen und Tiere daraus wohnen konnten, trat vor 40.000 Jahren ei». Und nun kommt die Hauptsache für alle ängstlichen Gemüter! Nach den Berechnungen des Gelehrten wird die Erde erst in 9.1.000 Jahren um ein Fünfundzwanzigstel der heutigen Temperatur abgekühlt sein. Dann erst hört jedeS tieben auf der schönen Welt aus, denn dann erstarrt sie zu einem Eisklumpen! Wie wenige Leute wissen dieS und wie tröstlich ist eS doch, noch 93.000 Jahre vor sich zu haben! Ewige Jugend. In der Akademie zu Paris wurde von jeinrm Arzte berichtet, der sich rühme, die Leute wieder jung machen zu können, indem er bestärkte, anstatt ihnen zu helfen, ihr die Angrn zu öffnen. Denn für ihn als Juristen lag ja die Sache leider ganz klar: Wenn Hardy den Mord schon nicht selbst begangen halte — gewußt mußte er unbedingt darum haben. W>e hätte die Tat sonst in seinem Zimmer geschchm und er selbst den Koffer forttragen könne»? » » » Robert Hardy stand vor dem UntersnchungS» richtn Dr. WaSmut. Er war kaum eine halbe Stunde in der Wohnung gewesen, als ihm di« Vor-ladung zugestellt wurde, sich sofort Als Zeuge im Büro Nr. 6 einzusinden. Eine Zeugenvorladung also, kein Haftbefehl, wie er eigentlich im stillen schon gefürchtet hatte. Denn au» den Abendblättern, die er sich am Bahn» hos gleich nach der Ankunft gekauft, ersah Hardy nur zu deutlich, daß Inspektor Rotleitner inzwischen gute Arbeit gemacht hatte. Und doch nur eine Zeugenvorladung! Aber Hardy begriff sofort, wem er di«se Schonung ver» dankte, als er die Unterschrift »Wasinnt" las. Sie kannten einander seit mehreren Jahren und bis vor kurzem waren sie beinahe befreundet gewesen. Dann allerdings trat eine Entfremdung e«n und ihr gegenseitiger Verkehr sank wieder zu einem rein amtlichen herab. DieS war anläßlich eines Strafsalles gewesen, wo Dr. Hardy, im Gegensatz zu WaSmut, von der Unschuld der Angeklagten — einer jungen, de» Diebstahl» bezichtigten Erzieherin — überzeugt war. WaSmut sührie die Untersuchung deS Aufsehen er« regenden Falle» uud die Angeklagt« wurde auch tatsächlich verurteilt. »Zu Unrecht, wie ich auch jetzt noch behaupte!• erklärte Hardy leidenschaftlich, al» sie abends beide am Biertisch den Fall noch einmal durchsprachen. »Ihr Talent al» Richter in allen Ehren, aber diesmal haben Sie sich einfach von vornherein in eine falsche Richtung verrannt. Sie wollten in Fräulein Pinter ein« Schuldigt sehen und übersahen darüber einfach, andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen!- Stirnsalten, „Krähenfüße", KinafaUe» usw. dadurch, beseitige, daß «r einige Stückchen der Epidermis an den entsprechenden Stellen «ntserne. Denn di« Falten seien im Grund« genommen nicht» anders als über-flüssig« Haut. Also mache man e« wie der Schneider mit einem zu großen Anzug. Man entsern« den überflüssigen Stoss. So und nicht ander« macht e« auch Dr. Passot. Nach Einspritzung von Kokain schneidet er in Elipsensorm cin Stück Haut in un-mittelbarer Nähe der Haar« (um die Narbe unsicht-bar zu machen) ab und vernäht die Wundränder. So verschwinden zum Beispiel durch eine klein« Operation in der Schläsengegend die »Krähenfüße" jene wenig beliebten Falten um die Augen. Also ewige Jugend, syfern man nur gewillt ist, seine Haut nach Pari» auf den Markt zu tragen. Auch Pari« im Niedergang. Ein auS Paris zurückgekehrter Vertreter der Baseler Nachrichten teilt seinem Blatte mit, daß der Eindruck, den Paris jetzt mache, derselbe sei, den Deutschisterreich vor sechs Monaten gemacht hab«. Man beobacht« ein« fortschreitende' Flucht vor dem Franks. Die Teuerung und die jeden Augenblick erfolgende Steigerung der Bedürfnisse sei unerträglich. Große GeschZstewürden nur mehr inDollorloderin holländischen Gulden abgewickelt. Paris wer»« jetzt vom Auslande ebenso aufgekauft wie früher Berlin und Wien. Mertei Lustiges. Beim Augenarzt. „Haben Sie Appetit?' — „Wenn Sie gerade etwas zu essen da haben, Herr Doktor!" Besuch. Ich plauderte mit meinem Vetter Max und feiner Frau. Sie war heute merkwürdig still «nd verzog keine Miene zum Lächcl«, selbst bei den ernstensten Dingen nicht. „WaS ist Ihnen, gnädige Frau?" suchte ich den Grund ihres Kummers zu ergründen. „Sind Sie mit der rechten Hand zuerst aufgewacht ? Haben sie in der Lotterie gewonnen? Ist Ihnen in der Frühe ein alter M.nn begegnet? Haben sie die Suppe verzuckert? Sind liebe Fuunde von Ihnen in den Ehestand getreten? Knrzum, wa» bedrückt Sie?" „Na, sag eS nur schön, Elfe," fiel da mein Freund ein, „du willst heut« nicht lachen, weil du deinen falschen oberen »ugenzahn zur Reparatur gegeben hast . „Das heißt, Sie zeihen mich der Ungerechtigkeit!'' fuhr Dr. WaSmut auf, woraus Harvy ruhig erwiderte: »Durchaus nicht. Ich weiß ganz gut, daß Sie im guten Glauben handelten. Das ändert aber nichts an meiner Ueberzeugung, daß nun «in junge» Menschenleben zugrunde gerichtet ist, ohne Schuld.* Rede und Gegenrede wechselten, ohne daß man einander überzeugen konnte, und daS Ende war, daß die kaum bcgounenr Freundschaft der beiden Männer darüber in die Brüche ging. Sie waren damals zu dritt. Ein Freund de» Untersuchungsrichter», der Privatdetektiv Silas Hewpel, den Hardy bei dieser Gelegenheit zum erstenmal sah, speiste mit ihnen. Hempel genoß, wie Hardy wußte, in kciminjUstischen Kreisen «inen sagenhaften Ruf. Als junger Mensch selbst bei der Kriminalabteilung angestellt, hatte er sich später selbständig gemacht, um nur Fälle übernehmen zu können, die ihn persönlich interessierten. Denn nur da bewährte sich sein Talent, wie er zu sagen pflegte. Mit WaSmut hatte er seinerzeit studiert und man sagte, daß dieser ihn in besonders schwierigen Fällen auch heute noch stetS vertraulich zu Rat« ziehe und große Stücke auf fein Urteil geb«. Hardy hatt« darum währ«nd jener Debatte über den Fall Pinter ungeduldig anf «ine Mei-nungSäußeiung des scharsfinnigen Detektiv» gewartet. Aber Herr Hempel hüllte sich damals in absolute« Schweigen. Nur einmal halte er leise und beifällig gelächelt, als Hardy sagte, Dr. WaSmut wäre der beste, gerechteste und wohlwollendste Untersuchungsrichter, den er kenne, bi» auf den einen Fehler, baß er zuweilen nicht voranSseHuugsloS genug an einen Fall herantrete und nachher starrsinnig an der zu-erst gefaßten Meinung festhalte — bloß um sich nicht selbst unrecht geben zu müss«n. Seit jenem Abend im Löwenbräu, wo über den Fall Pinter vrrhandelt wurde, waren zwei Jahre vergangen. Aber eine gute Folge schien er bis heute zu haben — daß Dr. Wa»mnt sich offenbar nun scheute durch einrn Haftbefehl gegen Hardy besten Borwurf von damals gleichsam zu bestätigen. (Fortsetzung folgt) E«ite 6 Eillier Zeitung Numme» 22 I Sonntag den 21. März von 8—11 Uhr abends im grossen Saale des Hotel Union in Ciili Grosses Millt&r-Konzert der Marburger Divisionsl^apell© unter persönlicher Leitung des Kapellmeisters Herrn FERDO HERZOO. Nach 11 Uhr abends: TübNZ im kleinen Saale. Eintritt 8 K für die Person. Hieiu ladet ergebest ein jf. Martinoviö, Hotelier Tanzlehranstalt Peönik teilt mit, dass die nächste Tanzstunde am Montag den 22. d. M. stattfindet. Zahntechniker firm in Gold-, Kautschuk- u. Gusstechnik, auch operativ bewandert, sacht Stelle. Zuschriften erbeten an Herrn Emil Perz, Maribor, KoroSka cesta 48. Herrschaftsgärtner verheiratet, kinderlos, tüchtig in jedem Zweig der Gärtnerei, sucht Stelle in feinem Hanse; kann ehestens eintreten. Adresse in der Verwaltung des Blattes. 25744 Fünf Köchinnen werden aufgenommen, 120—180 K •monatlich. Granner, BreJ.ice (Rann). Kaufe modernes, sehr gut erhaltenes Speisezimmer Mädchenzimmer und Küohenmöbel, Ottomane, eventuell Klavier. Anträge unter der Adresse J. Ambroi, Zagreb, Zrinjevac 8/II. Ignaz Krainz Gerbergehilfe und Zurichter, wird gebeten, seine Adresse an Frau Maria Briänik, Gerberswitwe in Ceplje bei Vransko (Franz) bekanntzugeben. Klayier (Heizmann-Flügel) zu verkaufen. Anzufragen : Velika Kavarna, Maribor. 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Hmtlicbe Kundmacbungen in deutscher Uebersetzung. Z. »M 20. In der Stadt Celje sind Zweikronen-Banknotan mit dem gefälschten Siegel „Gemeindeamt der L. 8. V#lkermarkt* im Umlauf. Das Publikum wird aufmerksam gemacht, daß solche Banknoten nicht anzunehmen und nicht in \ erkehr zu setzen sind Wer mißbräuchlich gestempelte Banknoten in Verkehr bringt, wird auf Grund der Verordnung 573, Amtsblatt 123, Z. I. und IV. mit einer Geldstrafe bis 80.000 K und 6 Monaten Arrestes bestraft. Stadtmagistrat Celje, am 8. Mirs 1920. Z. 1454/20. Das Finanzministerium hat mit Verordnung vom 2?. Februar L J., Z. 6354, an-geordnot, dass der Umtausch markierter Kronennoten in Kronendinarnoten auf kamen Fall verlängert wird und zwar a) für Tausendkronen-Banknoten in Serbien und Montenegro über den 5. JJarz J_ und in den Übrigen Gebieten des Königreiches über den 15. März 1920 und b") für IIundertkronen-Banknoten über den 15. April 1920. Jeder einzelne hat sich den Schaden selbst zumschreiben, wenn er seine markierten Kronennoten nicht in der angegebenen Frist zur Auswechslung vorlegt. Alle Besitzer markierter Kronennoten worden aufgefordert, den Umtausch raschest und ohne Rücksicht auf den festgeeetzten Sussersten Termin vorzunehmen, weil allgemeine Staatsinteressen es erheischen. Stadtmagistrat Celje, am 12. Mirs 1920. eSriftleitun«, SrnuaUunfl, Druck und «erlag: Lneln»vuchdru«lerri t« (Mi*. - irrautwortlich« grttet: »nibo vchidl».