«MLUNUFU lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ IO. Montag am Augult 184V. N»>! dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Nonen. Der Preis des Nlatlcs ist in Laibach aanzjähsia o, hoibiäbrin » st. Durch die l. l. Post unicr l!ou»«rt »xl »ortoireier Zu,c»du»g ganzjabr,« u, halbiäbrig 4 sl, C.M., u»d wird balbjöhrig «orau», bezahl!. Alle l. f. Poslamicr ned,»cn Pränumeration an. In Laibach »rauumeriri man beim Verleger am Raan, Nr. l9u, »» ersten Vtocke. Irlands Geburt. >,^in schönes Land! ein schönes Land!"" »»Nur segnet's feines Menschen Gruß. ,!»Die Wasser überströmend gleich, »»Betritt es eines Schiffers Fuß!«« »»In sieben Jahren wieder mag, »«Die grüne Fluch verronnen sein. »»Kon»» wieder nur am Ostertag, »»Wenn strahle» wird der Sonnenschein!«« »»Wirf dann, so lang' es offen liegt» «»Ein Eisenstück hinein in's Land! »»S» soll es sein und wird es sei» »»Dein wundcrthiii'ges Eisenland.«« — Der Ritter lag im Meeresschiff, Umgrollt vom weißen Wogenschaum. Er wachte auf: im Herze» lief Bewahrt' er seinen Wiinderiraum.— Nach sieben Jahren Rilterfahrt Geleitet ihn sei» guter Slcr» Zurück »ach de»! gefeite» Strand. Es war der heil'ge Tag des Herrn; Der Tag, an dem das Heil der Welt, Der Gottessohn, Herr Jesu Christ, Zu unser Aller süßem Trost Von Tod und Grab erstanden ist. »Ho! seht, das Land!«—Die Sonne strahlt Mit mildem, gold'nen Schein herab. -Fort ist die See! — Ha!« — Mit Gewalt Klirrt schnell des Ritters Schwert hinab! — »Gelöst der Zauber!" Furchtlos springt Der luhne Ritter an das Land; Nennt's 1 E i se nland ! — Doch — Friede' nicht Herrsch! in de»! schönen »Ireland!« Es herrschen Zwietracht. Haß und Streit, Des Schwertes Tochter wohl fortan; Ni,l endlich eine beß're Zeit Den böse» Zauber losen kann. I. I. Hannusch. Das fürstliche Haus Eggender«;. (Eine genealogische Stizzc.) (Fortsetzung.) Der Kaiser war nur schlecht getröstet, und setzte sich verstimmt ;u Tische, wo sich mittlerweile eine zahlreiche Gesellschaft eingefunden hatte. Wohl trug man die köst­lichsten Speisen auf, wohl sprudelte in krystallenen Be­chern des heimischen Weines goldenes Naß, wohl erscholl aus dem Nebengemache süsitlingende Musik, und manch' schönes Lied erklang in des Saales festlich geschmückten Räumen; doch der kaiserliche Gast schien an diesen Dm­gen heute nur wenig Gefallen zu haben; nur ein Gedanke beschäftigte den Erhabenen: „Seifric d belastet den Tisch mit silbernen Schüsseln, Tellern und Näpfen, setzt seinen Gästen goldene Trinkgefäße vor — und doch hat er für Kaiser und Vaterland — Nichts." Schon wollte der miß­muthige Fli?st vom Prunkgelage, welches ohnehin schon zu lange währte, sich erheben, und den ritterlichen Burgherrn mir kaiserlicher Ungnade strafen, da trat ein reichgetleide­ter Diener ins Gemach, verneigte sich tief gegen die Gäste, und entfernte sich, nachdem er niit Herrn Seifrie d ein Paar Worte leise gewechselt hatte. Dieser aber nahte dem unwirschen Landesfürsten und begann : »Ew. Majestät werden mir zu folgen geruhen, da nun mein Schatzkästlein sich öffnet, und in selbem hoffentlich ein erkleklicher Spar­pfennig vorräihig sein wird." — Verwundert erhob sich der Kaiser und mit ihm die ganze Tafelrunde. Man trat auf den geräumigen Bal­lon hinaus. — I m Schloßhofe war ein großer Teppich ausgebreitet, darauf stand ein kleiner Tisch, an welchem neben dem Burgcapellan ein Beamter saß. Da kamen die schlichten Landleute einzeln herein in den Schloßhof. Jeder hielt ein Beutelchen in der Hand. Sie traten lustig an den Tisch, und schütteten die mühsam erworbenen Spar-Pfennige mit freudiger Miene dem Priester hin, welcher sie genau zählte und in das bereitstehende Metzenschaff warf, während der Schreiber den Nameil des Erbholden und den dargeliehenen Betrag getreulich in das Schuldenbuch eintrug. Es erheiterte sich des Kaisers Antlitz mehr und mehr; denn nicht blos Pfennige, sondern auch Gold- und Silber­münzen erklangen auf Eg^enberger's Tischlein. Erst, RR8 als man das dritte Schaff bis zur Hälfte voll hatte, nahm dieses sonderbare Darlehensgeschäft ein Ende. Des Kaisers Verwunderung und Freude war groß, als man ihm hierauf ino.000 Ooldgulden vorzählte. »Ich sehe wohl, daß ihr den Unterthanen kein Blutegel seid," sprach dieser lachend, und ritt vergnügt mit dem Vorsatze Nach Graz zurück, dem braven Edelmanne das Geld seiner Erbholden mit Wucher zu erstatten. — Das Volk aber weiß noch zur Stunde von .des Eggenberger's Schatz­kästle in " zu erzählen« — Christoph von Eggenberg, Balthasars zweicge­borner Sohn, hat sich mit Helena Fug gerin, einer Witwe des Freiherrn Ruprecht von Herberstein, vermalt, und mit ihr die Herrschaft Ehrenhausen in Untersteier er­langt. Dessen Sohne, Ruprecht, Bartholomäus und Hans Christoph, dann Hans Ulrich, des reichen Seifried Sohn, wurden clilc». Prag den 29. December 1338 in den Freiherrenstand erhoben. Ruprecht hat sein gutes Schwert mit Ruhm geführt, und war einer der be­rühmtesten Helden seiner Zeit. Sein Name wird mit Recht auch in der Landesgeschichte von Krain in Ehren genannt. Erstlich Schloßhauptmann von Graz, erhielt er (1584) den Rang eines baierischen Generals der Artillerie, ward (1386) Oberst in spanischen Diensten, und erhielt, nachdem er in der Schule des kriegskundigen Herzogs von Parma, Alexander Farnese, sich Kenntniß und Kriegserfahrung in den Nie­derlanden gesammelt hatte, (1393) das Obercommando ge­gen die Türken, und erfocht am 22. Juni desselben Jah­res über Hassan , den Pascha von Bosnien^einen glän­zende» Sieg. Er wurde (1396) zum Feldzeugmeister, und als man eine wiederHolle Belagerung von Wien befürch­ tete, zum Commandanten dieser Stadt ernannt. Er starb im Jahre 1611, und ruhet in dem von ihm erbauten Mau­ soleum zu Ehrenhausen, an seiner Seite der unverzagte Wolfgang von Eggenberg, welcher im ungarischen Krie­ ge sei» linkes Bem verlor, sich als Oberst des Großherzo­ ges von Florenz auszeichnete, und als Commandant der windisch-croatischen Grenze starb. Auch dessen Sohn Wol f Rudolph aus Elisabeth' von Rinds maul blieb in der Schlacht. (Fortsetzung folgt.) Zwei Leidenschäfte«. De», Oslander, Job» Vird , nacherzählt. Groß und ungeheuchelt war die freudige Theilnahme der Stadt Mantua bei dem herannahenden Feste der Ver­ mählung des tapfersten ihrer Söhne mit der schönsten und liebenswürdigsten ihrer Tochter. Vincenz , der einzige Sprößling des verwitweten Marquis von P*, hatte unter dem Vicekönigc Beauharnais sich selbst zur Ehre und seiner Vaterstadt zum Ruhme gedient, und durch seine» kaltblütigen Mltth in manchen entscheidenden und gefahr­ vollen Momenten selbst Napoleons durchdringendes und scharfblickendes Auge auf sich gezogen. Der junge Mann hatte, wie die meisten seiner Landsleute, in seinem Wahne eine Zeit hindurch den Kaiser als de« vom Geschicke be­ stimmten Herrscher angesehen, bis eine tiefere Einsicht in den Charakter und die Tendenzen dieses rühm- und selbst­süchtigen Heerführers von der Eitelkeit seiner Hoffnungen ihm die Ueberzeugung gab, und auch der Umschwung der Dinge nach der Schlacht bei Leipzig den stolzen, doch schlecht begründeten Bau des Despotismus über den Haufen warf; wo denn unser junge Krieger in die Arme eines zärtlichen greisen Vaters zurückkehrte. Laut und wohlverdient war die Anerkennung, mit welcher Mantua den Heimgekomme­nen begrüßte. Anstrengung und Beschwerde hatte den Aus­druck seiner edlen Gestalt gehoben; das wechselvolle Leben und die vielfache Pflichtübung im Kriegerstande seinen Ei­fer für Alles, was da recht und gut ist, großgezogen, und dem glühenden und tüchtigen Streben seines Geistes Ziel und Richtung gegeben. Nein hatte er sein Herz in den blutigen Gefilden des Schlachtenlebens erhalten, und kein Vorwurf haftete auf seinem Lorberkranze. Die ersten unter Denen, welche ihn bei seiner Rück­lehr in seine Vaterstadt willkommen hießen, waren die al­ten Freunde seines Vaters, der Graf und die Gräfin von G^, deren einzige Tochter ihm in den Tagen der Kind­heit scherzweise, doch nicht ohne ahnenden Blick in die Zu­kunft, verlobt worden war. Vincenz hatte Agathen verlassen als aufblühendes Mädchen; er fand sie wieder als liebliche Jungfrau, deren Schönheit der geringste ihrer Vorzüge war. Er sieht sie, bewundert sie, liebt sie, wirbt mit dem angebornen Feuer seiner Seele um ihre Gegen­liebe, und gewinnt sie. Was konnte für zwei Familien, lang in Freundschaft verbunden, gleich reich an berühmten Ahnen, wie an Glücksgütern erwünschter sein, als die Aus­sicht auf das befestigende Band, welches die Vereinigung ihrer Kinder, die sich gegenseitig liebten, um sie zu schlin­gen verhieß! Wahr ist es zwar, daß der Graf von G * sich einst verlauten ließ: hätte seine Tochter Ag a th e die Hand des Prinzen von C" nicht zurückgewiesen, so möchte sein Haus wohl im Stande sein, herabzublicken auf jenes sei­nes Freundes; allein eine edle Erwiederung seiner hochher­zigeren Gemahlin brachte wenigstens den Ausdruck des Mißbehagens, das diese Bemerkung kund gab, zum Schwei­gen. Der Marquis von P* seinerseits, der nur in seinem Sohne lebte, betrieb die Vorbereitungen zu der Vermäh­lungfeier mit einer ängstlichen Hastigkeit, die alles vernünf­tige Maß zu überschreiten schien; allein in seinen hohen Jahren und bei seiner Gebrechlichkeit konnte es durchaus nichts Auffallendes haben, ihn so sehr damit eilen zu se­hen, durch diese Heirath seinen Sohn gegen die Lust neuer Streifzüge in die weite Welt sicherzustellen. Und so hat­ ten nur mehr zwei Tage zu verstießen, bis zu dem Voll­ zuge der Trauung, welcher ganz Mantua mit ungeduldiger Freude entgegensah, als der Marquis plötzlich erkrankte, und in wenigen Stunden den Geist aufgab, in den Ar­ men seines schmerzbetäubten Sohnes. Die Heftigkeit des Anfalles war so groß, daß der Erkrankte fast augenblick­ lich außer Stande zu sprechen sich befand, und dies, wie es schien, gerade zu einer Zeit, wo irgend ein verhängmß­ volles Geheimnis; seine Brust zermarterte. Der Todes­ RR9 kämpf eines Sterbenden hat stets etwas Schauderhaftes an sich; wenn aber zu den Qualen des Körpers auch noch jene des Gewisiens sich gesellen, wie schrecklich sind dann des Menschen letzte Augenblicke! Vergebens versuchte Vin ­cenz, seinen unglücklichen Vater zu beruhigen; ja als seine Augen schon im Tode erstarrten, war der Ausdruck seines Blickes noch Kummer und Verzweifelung. Der Graf von G* war unter Denen, welche dem verblichenen Marqms die letzten Ehren erwiesen, und zwar, wie es ganz den Anschein hatte, mit Trauer um seinen Freund, mit Theilnahme an dem Schmerze siines Erben; und als die thränenreichcn Ceremonien geschloßen waren, erhielt dieser letztere aus seinem Munde den einzigen Trost, für welchen sein Herz empfänglich war: die Versicherung nämlich, daß nach jenem Aufschübe, welchen Ehrfurcht, Liebe und Pflicht gegen den Verstorbenen erheischten, seine Trauung mit Agathen feierlich werde vollzogen werden. "Ich zittere bei dem Gedanken an Aufschub!" sprach der Trauernde. „Ohne Roth" erwlederte der Graf. „Ich schwöre es Euch bei dem Geiste Eures beweinten Vaters, Agathe wird die Eurige.« — Indessen waren kaum einige Tage verstrichen, als sich eine auffallende Veränderung in dem Benehmen des Gra­fen tund gab, der nun den jungen Marquis eben so ängst­lich zu vermeiden schien, als er früher angelegentlich ihn suchte. ' Dumpfe Gerüchte gingen umher, der alte Mar­quis sei durch übermäßigen Aufwand und Hang zum Spiele, dem er sich in Geheim zu Venedig und an andern Orten ergeben, als ein ruinirter Mann aus der Welt gegangen, und jeder folgende Tag bekräftigte derlei Versicherungen, denen Niemand zu widersprechen wagte. Vincenz , er­wachend aus dem Hinbrülen des Grames, sah sich plötzlich von Denjenigen verlassen, die er für seine Freunde gehal­ten hatte, während ein Heer von Gläubigern lauter und lauter auf die Erfüllung von Verpflichtungen drang, von deren Dasein er bisher auch nicht die leiseste Vermuthung haben konnte. Ach! jetzt verstand er den schweren Todes­kampf seines sterbenden Vaters. Nur zu gut kannte die­ser die verderblichen Folgen seines unseligen Lebenswan­dels, um nicht in den letzten Augenblicken mit der bitter­sten Reue des über seinen Sohn hereinbrechenden Elends zu gedenken. Zu spät erkannte er, wie verderblich ihm ein nie klar ausgesprochenes, doch immer bestandenes Streben der beiden, anscheinend in aufrichtigster Freundschaft ver­bundenen Häuser, an Glanz sich zu überbieten, geworden war, und wie erfolglos seine Versuche, durch das verzwei­felte Mittel des Spieles den wankenden Bau seines Glü­ckes aufrecht zu erhalten, sich erwiesen, da er, in den Stru­del, dem er zu entrinnen suchte, hineingerissen, endlich sei­nen Sturz gerade jenen Mitteln zuschreiben mußte, durch welche er ihn abzuwenden gehofft hatte. Dieser traurige Zustand der Dinge wurde dem ticfgetroffenen Sohne nur zu bald klar. Doch weit entfernt, über unheilbare Uebel thatlos hinzubrüten, rief er sogleich all die innerste That­kraft seines Geistes auf, gegen das hereindringende Unglück anzukämpfen, daß es ihn wenigstens nicht geistig erdrücke, und ihm männlicher Muth und Ausdauer bliebe für die Stunden, denen er entgegenzusehen hatte. Er fand, daß nach Berichtigung aller Ansprüche, welche man machen konnte, noch immer eine kleine Summe ihm übrig blieb, zu mäßig zwar, um den Glanz seines Hauses aufrecht zu erhalten, doch ausreichend, um Alles zu bieten und sicher zu stellen, was glückliche Liebe und weise Mäßigung ver­langen und wünschenswerth finden kann. Wird aber der Graf unter solchen Umständen sein beschworenes Verspre­chen halten wollen? Ach! sein Benehmen schien nur zu deutlich auszusprechen, Was er im Sinne hatte. Wird Agathe selbst das Loos eines Verarmten theilen wollen? Diese Frage entwaffnete fast seinen Muth. — „Sie ver­lieren! — doch nein, ich kann nicht, will sie nicht aufge­ben! Von ihren eigenen Lippen will ich mein Schicksal ver­nehmen,— und wenn sie mich verwirft " zu schmerz­voll war dieser Gedanke, um ihn auszudenken. Mi t stür­mischer Hast, in welcher sich die Heftigkeit seines Wesens nur zu sehr kund gab, eilte er der Villa zu, welche ihr Aufenthalt war. Die Sonne neigte sich eben zum Untergange, als er durch ein Nebenthor eintrat, welches in die Gärten führte. Ein Sonnenuntergang ist in jenem köstlichen Himmelsstriche ein Naturschauspiel von wundervoller Schönheit. Der bunte Reichthum der Farben auf Blättern und Blumen war in glänzendes, flüchtig vorüberschwebendes Licht getaucht. Ein Farbenton nach dem andern in allmählich ersterbender Flammenpracht, aber nicht minder schön in der sanfteren Gluth des purpurnen Westens, die er zurückstrahlte, und den die Sonne bereits verlassen hatte, erblich in duftigem Abendschatten, in welchem endlich Nichts mehr erglänzte, als das Iohanniskäferchen, das seine stille Triumphe zu feiern schien in der eingebrochenen Dunkelheit, welche die Ruhestunden der Natur umhüllt;— und o, wie süß sind diese Ruhestunden! — So aufgeregt das Gemüth des jun gen Wanderers auch war, die Stimme der Leidenschaft wurde doch allmählich beschwichtiget durch den leisen aber übel-müthigcn Einfluß der ringsumherrschenden Ruhe und Heiterkeit. (Fortsetzung folgt.) Streiflichter. N°n Al!»lf Berger. Excentrisch fein, heißt über den Mittelpunkt nach allen Punkten der Peripherie hinausstreben. Wenn es ein Fehler ist, so entsteht er doch entweder aus Ueberfülle von Kräften oder wenigstens einer Kraft. Der gewöhn­liche Sprachlurus mißbraucht jedoch sehr oft dies Wort, noch mehr aber gewöhnliche Menschen, Materialisten, Pro­saknechte, deren träge, schwerfällige und genußüberladene Sinnlichkeit ewig im vermeintlichen Mittelpunkte kauert, und nun haben diese Leute den arroganten, erbärmlichen Wahn, sich concentrisch nennen zu dürfe«. „Der Schaden wird heilen, es wird sich wieder Alles geben, die Wunde wird vernarben, es schmerzt nur jetzt KI» sg s^hr« — dies sind die gewöhnlichen Consolationsgründe oberflächlicher Tröster bei Schmerzen und Qualen, wo der Mordstahl bis in die Seele gedrungen. Diese Quasidoc­toren wollen nur die Haut gestickt sehen, ob der Leidens­krebs verborgen weiter fresie, kümmert sie nicht, der aber nagt und bohrt insgeheim, bis alles Mark aufgezehrt ist. Schmerzen doch die kleinsten vernarbten Wunden beim Witterungwechsel wieder; die langwierige, in den tiefsten, unbelauschten Winkel des Herzens versenkte Pein ist aber der fürchterlichste Tod, und Viele sterben ihn. Freuden fesseln uns an die Erde, Leiden geben uns einen Druck nach Oben, und wir erheben uns mit unseren Sehnen, Wünschen und Hoffen über den tellurischen Dunst: kreis; aber es bleibt denn doch grosientheils nur ein Schweben zwischen Himmel und Erde. Letztere hat uns Verstössen, oder wir uns ihr mit Verachtung entrissen, aber der Himmel hat uns seine licht- und wonnestrahlenden Pa­radiesespforten noch nicht erschlossen, und gar oft blicken wir mit geheimem Sehnsuchtweh nach den von fern so amaranthen-duftig scheinenden Gefilden der Erde. Ganz zu trösten vermögen wir uns über verlorene irdische Ge­nüße dennoch nicht, und gar oft seufzen wir im Stillen: ?Die Erde ist doch schön!"-^ Mannigfaltiges. (Die merkwürdigste Nähnadel.) Zur letzten Industrie-Ausstellung in Paris, lieferte ein Engländer, Na­mens Bolton , eine ganz gewöhnlich aussehende Nähna­del, die man nur auf seine Bitte aufnahm. Jedermann ging an dem unscheinbaren Ding vorüber, ohne es einiger Aufmerksamkeit zu würdigen. Am Schluße der Ausstellung zog endlich Bolto n die Preisrichter zu seiner Nadel. Erst liest er sie durch das Mikroskop untersuchen, und es war nicht die geringste Ungleichheit an ihrer Oberfläche wahrzunehmen. Dann nahm sie der Verferciger und schraub« sie auseinander — da erschien eine andere von gleich aus­gezeichneter Arbeit, und so kam vor den Augen der erstaun­ten Richter em halbes Dutzend schöner Nadeln zum Vor­scheine, von denen eine in der andern stack. — Soll man nun mehr über die Künstlichkeit der Arbeit oder über die Verschwendung der Kunstfertigkeit staunen?—­ (Ein Charlatan.) Die Stadt London läßt sich durch einen Goldarbeitergesellen aus Königsberg zum Be­sten haben, der vor einem Jahre dahin kam, keine Arbeit fand, und nunmehr ckor einem ziemlich zahlreich versam­melten Publicum — Vorlesungen über die deutsche Litera­tur gibt. Er soll übrigens selbst nicht die allgemeinste Bil­dung besitzen, nicht orthographisch schreiben können, jedoch von einem in London lebenden, sehr unterrichteten und durchgebildeten Deutschen, der sich eigentlich den grandio­sen Spast macht, die Stadt zu mpstisiciren, für seine Vorlesungen ausstaffirt werden. — (Denkmal.) I n Wien hat sich ein Verein gebildet zur Erbauung einer Kirche als religiöses Denkmal für den verstorbenen Kaiser Franz. Se. Majestät, der jetzt re­gierende Kaiser, hat dazu bereits die Genehmigung ertheilt. D,e Kirche wird in der Vorstadt Breitenfeld erbaut, und dem heil. Frauciscus Eeraphicus gewidmet werden. Die Bestreitung der Kosten wird aus dem Ertrage einer Samm­lung geschehen, welche Ihre Majestät die Kaiserin Wicwe mit einer ansehnlichen Summe eröffnet hat. —' Iunifeuilleto». Mittheilungen aus dem Ta­gebuche eines Wieners. Und das Alles, worüber ich jetzt z» mir sprechen will, halt' ich er­lebt, geschaut, und wäre dennoch derselbe geblieben? Fast umnögiich! der Himmel weiß, wie das zugegangen! Auch getrau ich mir's beinahe nicht unbedingt zu behaupten. Derselbe geblieben zu sein; unvermcrkt mag sich doch Etwas an mir geändert oder verrückt habe», ich wenigstens weiter ge­rückt worden sein, wie der Minuten» oder Tecundenzeiger an der Uhr, nur mit dem einzigen Unterschiede, daß, je später es wird, ich desto emsiger zu­rückblicke auf de» durchlaufene» Raum, indeß jener unbekümmert der »ol­len Stunde entgegenrückt. Nun, darum ist er aber auch nur bloßer Zei­ger , und ich Deute r zugleich. Ach, wenn ich denn nun deuten und er: ilaren soll, wie steht es in all' de»! bunte» Gewirre der Erscheinungen um de» Zusammenhan«? Lieber Himmel! Zusammenhang! Nu», ich will die bunte Menge sammt und sonders vor mir ausschütten und aufschichien, vielleicht daß sich ein anderer, gelehrterer besser darauf Versteht. Do findet sich denn: Jos. Haudn's Trauer- und Gedüchtnißfcier in Gimipcndorf; Bau e rnfcld' s neues romantisches Lustspiel: «die Geschwister von Nürn­berg"; Reise des Professors von El l i n g sha u sc» nach Nerli» , Frank­furt an, Main, Paris und London; Seraphinc Luftmann, die weib­liche Athletin, Roppo's Schülerin, auf der Ioscphstädter Bühne; der ge­lehrte Hund Mohr im Proter; literarische Neuigkeiten; (Ioh. Längeres Gedichte); Bühnengäste: (Herr Rott) t. preuß. Hofschauspieler, Frl. An­schuß vo» Dresde», Hr. Hausmann , großherz, bademcher Hofschauspie­ler und Herr Kunst; neue Baute»: d»s Schottenthor, neue Kirche in der Vorstadt Iägerzeile, neue Kavallerietaserne; Anwendung des Hydroqengas­mikroscops auf Daguerrcotypen; Doppelmord ei»es der Gerechtigkeit Ver­falle »Ln; »cue Localpossen und Zaube»pantomi,»en; ein dramat. Mährchcn lmd ein comischcs Gcmählde, Schluß der italienischen Opern u. s. w. u.s. w. Kann es ein bunteres Quodlibet gebe»? ei» seltsameres Uixlui » cu,»i>n­5ilum? — und der Zusammenhang? — Ja, der wird erst offenbar, wenn die Todten auferstehen. Vor der Hand fragt sich's mir, wo z>l beginnen, wo in das Chaos «»zudringen? Fangen wir, da wir eben der Todten gedachte», bei diesen an, und lasse» wir ei» wenig die Lebendigen ruhe». Also von H a y d n's Todlc»- und Gcdächtnißfeier') Es kann kaum eine sinnigere, rührendere, des großen Verklärte» würdigere gebe», als dies,s sil>ö»e und erhebende Fest der Pietät; wahrhaftig ei» Erz und Marmor überdauernder, feierlicher Grdächtnißarl! Unsere Zeit will es der klassischen, monumentc-, Mauso­leen-, tcmprl-, Pyramiden- u»d statuenreichen Aegnpter-, Römer- und Gric­chenzeit nachthun, und, wenigstens gegen die Todten, die Rotte einer Dank­baren spiele», wen,! sie nur nicht gegen die Lebendigen gar zu hausig so lief in der Schuld bliebe! Lxeiüpll» sunt Ulli««» ! Mit unserem Ha yd» hat es indessen eine ehre»volle Ausnahme: ihn» grünten des Beifalls, der Liebe und des Ruhnies Kränze schon im Erdend« sein, uud er gc»oß des seltenen Glückes, die Glorie seines Genies in de» Herzen derselben Zeitge­nossen wiederstrahlcn zu sehen, die seine Todtcnfeier versammelte, u»!er de­nen cr nun als ganz Verklärter wandelle, und in deren Seele,! er das Echo jener hinimlische» Shpärcnmusif hauchte, auf deren, Wonnetöncn er sich aufschwang zur Seligkeit göttlicher Entzückungen, indeß die Muse» des Gesanges und der Dichtung de» sterblichen Ohren der Hörer jene Wunder-Harmonie» mit hoher Begeisterung verdolmetschien. Zur Ehre dieser zeitgc­liössschcn Hörer sei es gesagt, daß die übrigens so wahre und treffende Nr­merkuug No» stelle» s: »Die besten und größten Männer sind nirgeads »so sehr vermißt, als wo nur ihr Nam e lebte, wo sie aber als Menschen »lebten, vergißt ma» sie eher, als wo »ur ihr Verdienst, ihre Tugenden bekannt waren," hier nicht ihre volle Anwendung findet , und daß die Art und Weise der Feier seiner Gedächtnißweihe eine so lebendige, so unniiitel­bar aus de», Drange des Herzens entstandene gewesen, wie sie nicht immer wahrgenommen wird bei Grundsteinlegung eines Monuments. Indessen: »Viru»! laullo llilznun! uiuüK vel»l, mum« ; damit müssen sich die im Dienste und Interesse der Menschheit strebende» Geister trösten. (Beschluß folgt,) ') lieber welche u»scr Blatt Nr. »3 l, I . ausführlich Bericht erstatte! hat. Ann,, d. Red. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.