für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. «H/? HO^ ^^ Samstag den 10. Mä^ FO^V. Von dieser Zeitschrift erscheine» wöchentlich zwei Nummern. Dinstag und Samstag. Der Preis des Blattes ist im Comptoir ganzjährig 3 fl., halb, jährig , fl. 30 kr. Durch die Post ganzjährig h fi., halbjährig 2 fl. C. M. Memoiren eines Berliner Nachtwachters. Von Dr. Morvell. Halb 10 Uhr. <^e>! wie die Schatten an der Wand umherfliegen; das geht ja lnstig zu. Nun ja, in solchem Hause, die Hochzeit der einzigen Tochter mir dem reichen, vornehmen Herrn. Wie die prachtvolle Musik rauscht! hat doch auch Herr Spo n-tini allein für die große Polonaise l t)0 Louisd'or bekommen. Was solche Leute für ein Leben haben! l 00 Louisd'or für eine Polonaise, welche in einer Viertelstunde ausgetanzt ist und dann fur immer ruht; davon hätte ich mit meiner Lene fünf Jahre lio„ leben können. Du lieber Himmel, wie mancher Anieß steckt in den 100 Louisd'or's; wenn ich nur ein Rechenmeister wäre, das müßte ich auf der Stelle ausrechnen — 500 Thaler Cuurant zu 42 Groschen macht — macht — macht — das ist mir doch eine zu knüfflige Rechnung — 500 Thaler zu 42 Groschen macht -. „Einundzwanzig Tausend! ^_ alte Nachtwächrerschnarre!" so ,-ief ein feines Stimmchen, wahrscheinlich einem Ioachimsrhaler Gymnasiasten angehölig. Du liebn' Himmel, was den Kindern das Leben sauer gemacht wird! was mag der Junge für Püffe bekommen haben, ehe er aus dem Kopfe wußte, daß 500 Thaler mal 42 Groschen Münze, grade 21.000 ausmacht, und wenn man nun bedenkt, daß ein Anieß nnr einen Sechser kostet, so macht das 42.000 Anieße — Herr Je! ohne das Agio auf die Louisd'or's zu rechnen, und im Ganzen kriegt man es noch billiger, aber man müßte nicht lauter Anieß nehmen, das wurde Einer am Ende überdrüßig werden — auch Kümmel — und das Alles für eine einzige Polonaise! Da tritt die Braut an's Fenster. — Sie werden sich erkalten, Fräulein! so getanzt und nun an das offene Fenster — aber sie ist doch verzweifelt häßlich — wie der junge Herr sie nur hat nehmen mögen? so 'n vornehmer Mann, von solcher ungeheuern Familie, und hcirathet da die reiche Jüdin; hat er nicht genug an seinem eigenen Gelde? und wenn sie doch wirklich schön wäre; aber sie ist blatternarbig, sie schielt etwas, und bekommt man sie zufällig des Morgens früh zu sehen, das heißt, wenn sie aufsteht um Zehn, halb Eilf, so sieht man wohl, daß ihre schönen, glänzend schwarzen Haare einen äußerst hellrothen Schimmer haben und sehr kurz gekräuselt sind. Wer weiß, wer ihr die schönen, langen, schwarzen Haare geliefert hat, die sie nach eilf Uhr um l>n! Na, was geht's mich an? — Aber der Bräutigam, das ist ein feiner, stattlicher Herr, prangt mit Kreuzen und mir Sternen, und noch mehr mit seiner schönen, großen Figur; er trägt sich so stramm, als ob er eine Drahtpuppe wäre, wirft den Kopf in die Höhe, kennt keinen Menschen, rückt vor Niemanden den Hut, — das ist der echte, freie, vornehme Mann! Ob sie wohl ein glückliches Leben führen werden die guten Leute? Nun, eine schöne Erziehung hat sie genossen, und was die Wirthschaft betrifft, da hat man ja einen Haushofmeister und eine Mamsell, einen Koch und einen Kellermeister, einen Kamme, diener und eine Kammerjungfer, die werden wohl mit einander wirthschaften. Was will das Judengesindel denn hier? willst Du fort, Mauschel, und du Schlingel auch, marsch! sehr Ihr nicht, daß Alle voller Respect auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig stehen, um die vorfahrenden Kutschen nicht zu hindern; nur solcher unverschämter Bengel drängt sich da her — hättest früher kommen müssen; Freund, die Kalle is nischt für Dich, der Goi hat sie Dir weggeschnappt. Was will ich von der Kalle, hab' ich nur ihr Geld! Das wilst Du auch wohl schwerlich bekommen. Nu, wer weiß, wenn nicht alles, so doch eppes. Komm morgen wieder, vielleicht schenkt sie Dir, wenn sie recht glücklich ist und recht süß geträumt hat, einen Groschen Münze. Wai! was thu ich mit 'nen Groschen Münze, ich werd' doch wohl mehr kriegen? Nichts wirst Du bekommen, marsch fort von hier! - 78 - Ärgere sich der Herr nicht! ruf' er seine Stunde ab, und laß' er,mich gey'n, ich habe meine Geschäfte. Der Junge hat Recht! Die Glocke hat Zehen geschlagen. Rrrrr! Zehn Uhr. Ich kam wieder auf meinen Posten zurück, die Braut lag im Fenster und neben ihr der junge Herr Gemahl. Sie flüsterten zärtlich mit einander und lachten. Ich pfiff für mich ein Liedchen und dachte dabei: Ob die beiden wohl über's Jahr so fröhlich und vergnügt aus einem Fenster zum schönen gestirnten Himmel emporblicken würder. Als ich über ein Kleines zu den Fenstern des Brautpaares aufblickte, sah ich es nicht mehr, sie waren verschwunden. Halb Eilf Uhr. In einer Ecke des großen Hausflurs, durch dessen Mitte die Einfahrt ging, sah man einige Leute sehr emsig und dringend mit einem Manne sprechen, der bemüht war, seinen äußerst verworrenen Anzug in Ordnung zu bringen. An den heftigen eckigen Gesticulationen der Sprechenden und an den Papierchen, welche sie in den Händen hielten, sie bald prä-sentirend, bald vor zeder Berührung wahrend, konnte man sie als Mauschels erkennen, die Forderungen eincafsiren wollten. Das Gespräch ward bald laut genug, um von mir, der ich in dem einen Winkel des Thorweges lehnte, verstanden zu werden, und sobald ich bemerkte, wovon die Rede war, hielt ich das müßige Volk durch einen breiten Sponton so weit entfernt als möglich, um die Ehre des Hauses zu wahren. Es mußte ja nicht Jeder wissen, was hier vorging, und hier ging etwas Schlimmes vor. Gnädiger Herr! gnädiger Herr Baron! Euer Gnoden! gnädiger Herr Baron, mein Geld! — Euer ferschcliche Gnoden, Euer hochgrafiiche Gnoden, Euer durchlauchtigste Gnoden, mein Geld! — Herr Hauptmann von die Militärs! Herr Offizier! gnädigster Herr Major, mein Geld!—Meine Wechselche', meine Papierches! ich muß bezahlt seyn, ich kann nicht länger warten; Euer ferschtliche Gnoden haben doch eine reiche Heirath gemacht, Sie haben uns alle darauf vertröstet; die Wechsel sind fällig, heute ist der letzte Tag, um zwölf Uhr ist er abgelaufen; wir lassen Sie einsperren, wir wissen doch ganz gewiß, Euer hochgrafiiche Gnoden sind ein Lump! Sie wollen morgen in aller Früh mit der Kalle abreisen auf Ihre Güter in Ungarn, gleich dicht neben dem Mondgebirge, dann haben wir das Nachsehen. Wir müssen unser Geld haben, hier sind Euer hochbaronliche Durchlaucht Unter preußischen Gesetzen, das ist uns doch lieber, als die ungrischen oder spanischen, die wir doch nicht kennen; haben Euer Gnoden die Gnode und zahlen Sie. Der hochfürstliche Herr Baron wäre also nicht so reich M'e ich gedacht habe? — ei! «i! Die Mauschels drängten den Herrn so gewaltig, daß er endlich sagte: »Nun, so gehe Einer und hole meinen Schwiegervater." Der Herr Schwiegervater schien nicht wenig erstaunt über den zahlreichen Besuch, welchen der Herr Sohn im Kut- schersalon, d. h., auf der Thoremfahrt, bei sich sah. Der Herr Sohn nahm den Herrn Papa bei Seite und führte ihn in die äußerste Ecke des Flurs, an die Haupteinfahrt, wobei er von allen Besuchern beobachtet und umringt blieb; da jedoch der Herr vom Hause dabei war, ein reicher, ein qe-waltig reicher Mann, so hielten sie sich in einer respectvollen Entfernung; sie kamen mir vor, wie die Unteroffiziere und Gefreiten, die bei der Parade einen Kreis schließen um die Offiziere, welche die Parole austheilen, damit Niemand ein Wort davon hören soll; ich aber hörce Alles, dem, ich lehnte auswendig, in der nämlichen Ecke, in welcher die beiden Hauptpersonen inwendig ihre gewichtigen Verhandlungen pflegten. Was wollen die vielen Leute, Herr Sohn? Sie sind ja von ihuen umringt und bewacht, Baronchen, als ob jene befürchteten, Sie würden ihnen weglaufen. Mit einem sehr erzwungenen Lachen erwiederte der Herr Schwiegersohn: Es ist auch so gegangen; die Leute fürchten, ich würde mit meiner schönen Gattin davon reisen, ohne ein Paar Kleinigkeiten, welche sie an mich zu fordern haben, abzutragen. 750 Tholer, 800 Tholer, 2000 Tholer, 100 Luged'or's 200 Tholer, 350 Luged'or's, 3000 Tholer, I l0 Ducaten, 850 Tholer. 500 Luged'or's^4000 Tholer, 3200 Tholer, 300 Du-kotchens, 1800 Tholer, 400 Luged'or's, 600 Ducaten — auf einen zweimal (dreimal) prolongirten Wechsel ist dnch keine Kleinigkeit? eine schöne Kleinigkeit! Gott! So rief die ganze versammelte Iudenschaft einstimmig und auf ein Mal los. Es war herzerhebend anzuhören und hatte die größte Ähnlichkeit mit dem Eyor in den alten grie. chischen Tragödien, in denen auch ein Paar Leute mit einander sprechen und dann die ganze Heerde einstimmig dasselbe redend, wie in der Potsdamer Antigone, einfallt; es ist von großartiger tragischer Wirkung. Auch blieb der alte Herr ganz erstarrt und eine Weile sprachlos stehen, dann sagte er kleinlaut: Mein Gott, wenn ich richtig gehört habe, so sprechen diese Leute von 25.000 Thalern und darüber, daS ist ja entsetzlich. — Herr Papa! ich bewundere Ihr merkantilisches Talent, es ist so, wie Sie sagen, 25.000 Thaler uud etwas darüber, aber ich muß gestehen, wenn mir Jemand erzählt, es wäre möglich, in solcher Schnelligkeit und bei dieser babylonischen Sprachverwirrung — Erlauben Sie, Herr Sohn, das ist keine Sprachverwirrung, es ist eine einfache, ganz verständliche Sprache. Die Leute reden von Louisd'or's, Dukaten und Thalern auf dreimal prolongirte Wechsel — das ist ganz verständlich. Allerdings, das schon, indessen solche Menge Zahlen verschiedener Art nach einmaligem Herzählen im Kopfe zu ad-diren und dabei nicht verwirrt zu werden, das bekundet ^den großen Mann'. Das Genie, diese hohe Wissenschaft, hat auch Ihre Schätze auf solchen Grad erhoben. . Sehr geschmeichelt, sprach der Alte schmunzelnd: Nun ja, Genie — Genie habe ich, wennZich nicht an diesem er- 79 bärmlichen Ort, wenn ich in Frankfurt lebte, so wäre ich vielleicht ein Rothschild geworden — Genie habe ich dazu. Sie sind mehr, wie Nothschild, sagte der Herr Baron, Sie haben Größeres geleistet als er, denn Sie haben es unter ungünstigen Umständen gethan. — (Fortsetzung folgt.) Der Bettler. Von L. Sowitsch. (Hua dem ^Wanderer.") Am Hundschmm steht ein nettes, zwei Stockwerke hohes Haus, das vorHmigen Jahren einem Manne zu eigen war, der ob seiner sonderbaren Lebensweise allgemein auffiel. Den ganzen Tag über war er nicht zu schauen. Erst spät am Abend kehrte er nach Hause und vor Tagesanbruch ging er wie-der fort. Eine glanzende Haushaltung machte den Mann in den Augen der Nachbarschaft noch interessanter. Gegen die Parteien des Hauses, für die er übrigens nur zur Zmszeir, wo er auch unter Tags in seiner Wohnung verweilte, zu sprechen war, erwies er sich sehr human, und es gab Wenige, die nicht in einer oder der andern Rücksicht die Gefälligkeit des Hausherrn rühmten. Er war ein großer Kunstfreund und gab in den langen Winternachren manche herrliche Feste, denen Notabilitäten örsten Ranges beiwohnten. Oft geschah es, daß die Gaste schon in reicher Anzahl versammelt waren, indeß der Festgeber noch fehlte. Er entschuldigte dann bei seinem Eintritt die Verzögerung mit dem Drang der Geschäfte und Niemand zeigte sich darüber ungehalten, zumal der feine Mann keinem ein ver« bindliches Compliment abzustatten unterließ — durch lebhaftes Erzählen seiner reichen Welterfahrungen den Zirkel begeisterte — und durch auserlesene Küche und edle Weine auch den Pilger aus entlegenen Stadt- und Vorstadtregionen für die seinem Hause geopferten Stunden entschädigte. Am glänzendsten jedoch feilte er immer seinen Geburtstag oder vielmehr seine Gcburtsnacht. In solcher führen wir den Leserin die Kronfelden'- sche Soiree. Die Lustres sind aufgezündet. Des Hausherrn ziemlich bejahrte Mutter, welche den Scepter des Küchenwesens schwingt, führt die Gäste in den Salon. Herr von Kronfelden ist seelenvergnügt. Einige musikalische Productionen werden ihm zu Ehren auf das herrlichste executirt. Mit der ihm eigenen vornehmen Freundlichkeit dankt er den künstlerischen Herren und Damen für die dargebrachten Spenden. Um die glänzende Tafel lagert sich die Gesellschaft und laßt begeistert die Glaspokale klingen auf das Wohl des ge-smmmgsoollen Bewirthers. Nach mancherlei geistreichen Discussionen kommen auch Tagsbegebenheiten ins Gesprach. Das Bettlerwesen, bemerkte Einer, taucht wieder gewaltig auf. Das finde ich nicht, verfolgte ein Anderer. In Erdberg, nahm ein Dritter das Wort, scheint dieses Geschäft Monopol einiger Individuen zu seyn, auf die ich mich schon seit Jahren zu erinnern weiß. Dem wird nie zu steuern seyn , meinte Herr von Kronfeld en, Betteln ist eine allzunahe liegende und ergiebige Erwerbsquelle. Das ist Ihre Ansicht, Herr von Kronfelden, aber von der Höhe des Reichthums läßt sich — verzeihen mir, geehrter Herr, diesen Einwurf — Menschenelend doch schwer beurtheilen! Frägt sich, entgegnete freundlich der Hausherr. Will Ihnen nur das Bild eines mir besonders aufgefallenen Bettlers entwerfen. Ich meine den alten Andreas, der menschliche Erbärmlichkeit furchtbar zur Schau träqt. — Der rechte Fuß ruht auf einer Stelze __ das linke Auge ist von einer Binde umhüllt — das graue Haar hangt lang und wüst über die schmutzigen Wangen, —der, wie es scheint von einer Narbe widerlich verzogene Mund zittert unaufhörlich. Würden Sie d e n, Herr von K ron felden, schauen, dürfte Ihr Urtheil nicht so absprechend ausfallen und mitleidig würden Sie dem Armen eine Gabe reichen. Sie scheinen ihn genau zu kennen? Vor etlichen Jahren habe ich öfter mit ihm gesprochen — er weiß von Schlachten und Wunden, von Schmach und Undank viel des Außerordentlichen zu erzählen! Phrasen. Nicht doch — auch trägt er das Kanonenlreuz auf seiner Brust. Das tragen Tausende, die an dem großen Kampf (streng genommen) so wenig betheiligt waren, als Sie. Der Gast schwieg, im Innern die Überzeugung auffassend, daß im Hause des Wollebens Armuth keinen Vertreter finde. Die Unterhaltung nahm eine andere Richtung. Längst war Mitternacht vorüber und noch scholl von den Wänden Jubel und Becherklang wieder. Als tm- Tag zu grauen begann, brach die Gesellschaft auf. Herr von Kronfelden konnte nicht Worte genug finden, um seinen Dank für die ihm erwiesenen Ehren auszusprechen, während im Antlitz eines jeden Scheidenden sich die stille Huldigung ob der angenehm verlebten Nacht abspiegelte. — Aus dem elenden Stübchen eines nahe an der Donau im Gebiete der kleinen Schweiz (Erdberg) gelegenen Gartenhäuschens trat am frühen Morgen der alte Andreas. Er sah wahrlich elend aus. Langsam hinkte er fort von Thür zu Thür, hie und da sprach er auch wohl in den Wohnungen ein, wo er aufgefordert die Schicksale seines abentheuerlichen Lebens berichtete. An manchen Orten wurde er hart angefahren, und mit einer sehr geringen, oder ohne Gabe abgewiesen. Solches geschah ihm jedoch selten, da er schon im Voraus zu beurtheilen wußte, wo ihm eine Spende oder eine Rohheit zu ge- 80 ivärtigen stünde. In alle Familienverhaltnifse war der alte Degen eingeweiht und wurde auch über Vieles zu Rathe gezogen, wo ihm dann außer freundlichen Blicken auch manch nettes Honorar verabreicht wurde. Nebenbei trieb er auch einen kleinen Handel mit allerlei Kram. (Schluß folgt.) Feuilleton. Preftfreiheit. — Drei berühmte englische Staatsmänner äußern slch über die Presifreiheit, wie folgr: Fox: Durch alle Pressen können die Wohlthaten nicht beschrieben werden, welche die Menschen der Presifreiheit verdanken. Sheridan: Man gebe den Ministern ein dienstbares Oberhaus, man gebe ihnen noch dazu ein käufliches und gefälliges Haus der Gemeinen, man überlasse ihnen die Verthei-lnng der öffentlichen Gelder, aber man gebe mir die Preß-freiheit, mit diesem Hebel will ich das ganze Gebäude der Bestechlichkeit über den Haufen werfen und die Rechte und Freiheiren des Volkes auf dessen Trümmern erbauen. Ers-kine: Andere Freiheiten werden durch die Regierungen erhalten, die Presifreiheit erhält die Regierungen selbst in schuldiger Unterwürfigkeit für ihre Pfiicht. Vlrlku» 'VnItR». — Der von unserm jugendlicher Monarchen gewählte Wahlspruch: „Vlrllm« V'nlll»" ist ein Acrostichon. Haben wir die größeren Buchstaben her-auö, so fünden wir die Anzahl seiner Lebensjahre, nämlich l 9. Gdelmuth eines Sroaten-Lieutenauts. — Als die Croaten im October v. I. an der Matzleinsdorfer Linie einmarschirten und über die Barrikaden hinwegstiegen, halte sich auch die zur Vertheidigung aufgestellte Garde bereits zurückgezogen uud in den Nebengassen theilweise zerstreut. Einer der Garden jedoch konme sich vom Orte der Vertheidigung nicht trennen. Bald standen die C'oaten vor ihm. Beim Anblicke derselben warf er das Gewehr hinweg, siel auf die Knie nieder und flehte um Schonung seines Lebens. — Da trat ein Lieutenant der Croaten auf ihn zu und sagte mir barscher Stimme: „Unglücklicher! Wie können Sie sich bewaffnet den k. k. Truppen nahen; kennen Sie die Gesetze nicht?!" — Der Garde flehte um Gnade, da er ei» Weib und acht Kinder habe. Der Lieutenant erwiederte-. „Wenn Sie wahr gesprochen, will ich Ihnen das Leben lassen!" Mit mehreren Croaten folgte er dem Garden in seine Wohnung, wo er leider die bedauernswerthe Lage der Familie sah. Nach einer Pause rief derselbe, den Schuldigen mit zermalmendem Blicke betrachtend zu: „Herr, Sie müssen von Sinnen gewesen seyn, als Sie sich als Familienvater den Nebellen verdingten, und was für ein Teufel blies Ihnen die Idee ein, sich als Einzelner jetzt noch zur Wehre setzen zu wollen? Ich habe mein Wort gegeben und werde es halten; Ihnen schenke ich das Leben nicht, aber dem Weibe und diesen acht Kindern schenke ich Ihr Leben!" M't diesen Worten verließ er, ohne einen Dank abzuwarten, die Wohnung des vor Freude zitternden Mannes. Nestroy. — Für Nestroy scheint in Wien kein Glück „,ehr zu blühen. Sein Engagement soll aufgelöst seyn ui,d Dirccror Carl dafür die Komiker Grobecker und Beck-mann gewonnen haben, während Nestroy Wien verlassen wird. Die Farben der österreichischen Völker. — Der Constitucionsausschuß zu Kremsier har beschlossen, daß die Farben der österreichischen Völker künftighin weiß-roth-gold seyn sollen. Die Mitglieder desselben Ausschusses nah-men sich vor, in der Sitzung vom Samstag (3. März), geschmückt mir diesen Farben, im Reichstag zu erscheinen. Das Grab Napoleon's. — Am Quai d'Orsay zu Paris liegt ein Porphyrblock, der zum Grabe Napoleon's bestimmt ist. Unter dem Dome ist eine ungeheure Gruft gegraben, in deren Mitte der Sarkophag auf 3 Blöcken grünen Marmors ruhen soll; jener Porphyrblock soll den Sarkophag decken. Rings herum soll eine Gullerie laufen, mit Mosaik uud Basreliefs in Marmor geschmückt. Eine höhere Gallerie soll von >2 Marmorstatuen, die allegorisch Wissenschaft, Krieg, Künste u. s. w. darsteH?n, getragen werden. Zehn schwarz und w.is; geäderte Marmorstufen führen zu dem aus gleichem Gestein gefertigten Altar; dahinter sollen die in schwarzem Marmor hergestellten Gräber des Generals Bertrand uud des Marschalls Duroc sich befinden. Der rohe Marmor, der hiezu nöthig ist, kostet allein 1,500.000 Franken und die Sculprur daran 600.000 Franken. Papierkorb des Amüsanten. Der Director X. nahm bei einem jüdischen Candidaten Unterricht im Schönschreiben; dieser erhielt dafür freien Tisch. Da aber bei dem Director sters um zwölf Uhr gegessen wurde, der Candidat jedoch, eine lockere Fliege, niemals zur bestimmten Zeit kam, wurde er eines Tages in folgender Art vom Director angeredet: »S'is einzig, bei Gott! Sie kommen immer um Ein's uud essen für Zwölfe, kommen Sie lieber um Zwölf und essen Sie für Einen." Bei der Nachricht, daß der Constitutionsausschuß in Kremsier für die Zukunft als constirutionelle policische Farben des Gesammcstaates roth - g old - w eiß angenommen habe, machte Jemand die witzige Bemerkung: »Es scheint dieß eine glückliche Verschmelzung der deucschen Und slavischen Nacionalfarben zu seyn, bei welcher die Deutschen auf das Schwarz, die Slave» auf das Blau verzichtet haben; nnd so dürften nunmehr die Deutschen nichr mehr schwarz sehen, und die Slaven nicht mehr in's Blaue bauen. Einträchtige Vereinbarung stehc in Aussicht." Ein Mitglied der äußerste,, Linken erzählte mit großer Befriedigung an einem öffentlichen Orte, daß diese Gesellschaft beschlossen habe, keine Einladungen zu Hofbällen anzunehmen. Ein Anwesender fragte naiv: »Hat man Sie denn schon dazu eingeladen?" A n z e i ss e. D" ,la>'t"nN Untelz.-icknete macht »»>„ acehrt,n Publicum hindurch b.kannt. daß er nom 1. llllü d. I. cn,g»'s>»na,n. s?incn Wohnsitz in hl,« siaer Stadt nehnen und llnlellii't im ffort/vianosviel, N,nertiru»g. nach drin Gystem des W!,n,r ,loriums . aus dem derselbe delvorg^anqen. so wi, auch in der döt,'tlel. wo kein Reiter darauf siel; Ich din tl"e Krücke, di, dem L.,hm,n nichts nützt; Ich bin ,in Fenster — lein H>,us ist da^u: So lcharf ich >iuch s,y — k,inl Fpihe stehlt du. Dr. Mises. Verleger: IssuazIllaisKleinmayr.