für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben Nedigirt von Leopold Kordesch. «H^ S. Samstag den tt. Jänner FO^lV. Von dieser Zeitschrift erscheine» wöchentlich zwei Nummern, DinNag und «Vamltaq. Der Preis des Plattes i>i im Comptoir ganzjahriq 3 N. . b^lb« jährig l fi. 30 kr. Durch di? Post ganzjährig ^l fi, , halbjährig 2 fl. C/ M. Die Pariser Garde mobile. Chl>ruktcr,lu!^c dcr Paristr Oamins. (Forisl'tzung.) ^D olgcnde Züge sind sehr bezeichnend für die französische Schönrednerei. — Man weis;, daß die Hausbesitzer in Paris in vielen Straßen gezwungen wurden, ihren Miethern den Miethzins zu erlassen. Denen, die sich weigerten, steckte man eine schwarze Fahne vor das Haus, zum Zeichen, daß hier ein hartherziger Mensch wohne. Eines Tages zeigt der Sohn eines Hauseigenthümers auf dem benachbarten Posten a«, das; man an seinem väterlichen Hause die schwarze Fahne aufgepflanzt hübe. Ein Unrerofficier der Mobilgarde begibt ,»ch an Ort und Stelle und verhaftet ohne Umstände die beiden Clubbistc,,. Als ihn Jemand über diesen etwas gewaltthätigen Acr zu Rede stallt, antwortet er: »Wenn Jemand irgendwo die schwarze F^h^ aufpflanzt, so ist es die Pflicht jedes Franzosen, sie dmch die dreifarbige zu ersetzen." — Dcr Commandant Thunot, von dem ich obcn schon gesprochen, begibt sich eines Abends in den berüchtigten Blan-q ui'scheu Cülbb. Ein »othhaarigei I?edner schmäht die Nationalgarde, die er Mörder nennt, Würger der armen Brüder ' m Nonen/ Sie habe schnöder Weise die Helden der Februar-tage, die Mobilgarde, für sich gewonnen, Herz und Kopf b" braven Pariser. Kinder verführt. »Catilina ist an den Thore,,!" ruft er aus, »habt Acht, die National- und die V'obllgarde haben sich mit einander verbunden!" __ „Ich verlange das Wort," ruft eine Stimme, und Thunot steigt "ltter furchtbarem Lärm auf die Tribüne, wo er, der nicht Mitglied des Clubbs war, eigentlich kein Recht hatte aufzutreten. Als ,nan ihn bedroht, zieht er vom Leder und erobert sich ,o das Wort. „Meine Herren!" fangt er an. - »Es gibt keine Herren h,^,» sch^r .„an von "allen Seiten. — »Wohl denn, Bürger, Clubbisten! der Redner sagt euch, die Nationalgarde habe die Mobilgarde verführt; darin irrt er ,'ch, denn Verführung setzt bösen Willen voraus; man verfuhrt zum Bösen, man führt zum Guten. Hiernach könn- ten eure Lehren uns verführen, die der Nationalgarde dagegen könnten uns nur bekehre^, wenn wir als Menschen und Soldaten nicht schon bekehrt wären. Was den zweiten Punct anbelangt, so ist mein Vorgänger glücklicher gewesen. Er hat auch gesagt, die Mobilgarde und die Nationalgarde seyen einig. Er hat die Wahrheit gesagt und unserer jungen Garde das größte Lob ertheilt. Ich danke ihm dafür im Namen des vierten Bataillons, dessen Ehef ich bin." Und darauf steckte er seinen Degen ruhig ein und durchschritt festen Fußes den Saal. Eine furchtbare Probe ward den jungen Soldaten durch die Juni-Ereignisse bereitet. Der Anblick von Paiis wurde nach der Mitte des Monats Juni immer düsterer, allerlei Gerüchte beängstigten die Bevölkerung immer auf's Neue, und man flüsterte sich zu, daß es bald wieder etwas geben werde. An, 22. sah Paris aus, wie zu Anfang der Februartage; drohende Volksmassen dnrchwogten die Straßen, auf dem linken Seineufer zeigt sich ein Haufen, der das furcht-' bare Geschrei ausstößr: »Brot oder Blei!" Er stellt sich auf dem Platze St. Sülpice auf, wo Rädelsführer ihn noch mehr aufreizen, dann zieht er nach dem Pantheon, und als die Nacht hereinbricht, geht die Menge auseinander unter dem unheimlichen Ruf: »Auf Morgen!" An allen Endell! von Paris erheben sich Barricaden; manschlägt erst die einfache Lärmtrommel, dann den G.neralmarsch; die Nationalgarde, die Mobilgarde, die Linie stehen unter den Waffen und die furchtbare Straßcnschlacht beginnt. Am Eingänge der Straße de la Vieille Bouclerie erhebt sich eine der stärksten Baricaden und das neunzehnte Bataillon der Mobilgarde! erhält Befehl, sie zu nehmen. Der Commandant Lema itre schickt die ersten beiden Compagnien durch die Straße Per-cye der Barricade in den Rücken, während er selbst durch die Straße du Foin den Angriff von vorn unternimmt. Ca-^ pitän Boucher on commandirr: »Vorwärts, ihr Braven voln. neunzehnten Bataillon, im gymnastischen Schritt und mit ' dem Bajonnet!" und die jungen Soldaren stürzen mir To- 6 desverachtung in den furchtbarsten Kugelregen und erobern die Barricade. Die Insurgenten werfen sich hinter eine höher gelegene in der Straße St. Jacques; auch diese wird mit Hilfe der Linie und Nationalgarde genommen, obgleich aus den Fenstern zu beiden Seiten lebhaft auf die Stürmenden gefeuert wird. Dasselbe Schicksal hat eine dritte Barricade an der Kirche St. Severin, wohin die Meuterer slch zurückgezogen hatten, um so in der Nähe eines ihrer Hauptquartiere zu seyn. — Ein Freiwilliger, der Sohn eines Schlossers aus der Vorstadt St. Denis, »rar einer der Helden des Kampfes in der Vorstadt St. Antoine. Nachdem er alle seine Patronen verschossen, sagte er: „Ich habe zwar ein Dutzend heruntergeholt («lßscLnckl), aber ich bin nicht zufrieden, ich will eine Fahne ober ein Leichentuch." llnd »»nnrir pour!a zigliik" singend, eilt er an den Häusern hin bis zu einer Barricade und holt glücklich die Fahne herunter. Dreimal wiederholte er dieses gefährliche Spiel, und das dritte Mal begleitete ihn einer seiner Cameraden, der fünfzehnjährige Lson, der den ilbermuth hatte, den Insurgenten mitten im Feuer den bekannten Nasenfuß derGamins zumachen. Lecoran, vom siebenten Bataillon, erfährt, daß sein Bruder, der im eilften diente, erschossen worden ist. »Ich will ihn rächen," sagce er; »morgen habe ich entweder das Ehrenkreuz oder ein Kreuz auf meinem Grabe." Er stürzt sich allein auf eine Barricade und holt die Fahne herunter. Noch an demselben Abende erhielt er das Ehrenkreuz. — Ein Anderer nahm einen Insurgenten gefangen, der eine Husarenuniform der alten Garde trug. »Es war wohl der Mühe werth," sagte der junge Bursche, »alle Feldzüge unter dem Kaiserreiche mitgemacht zu haben, um sich zuletzt von einem Gamin von Paris fassen zu lassen. Aber es scheint mir, Kerl, du bist nur ein gefärbter Husar; ein Alter von der alten wird slch nicht hinter einer Barricade verstecken, um brave Jungen, wie uns, zu morden."—Bourd on, der Sohn eines Stubenkehrers in der Vorstadt Germain, wird von einem riesenstarken Insurgenten gefangen, der sich im Clos St. Lazare wie ein Verzweifelter schlug. »Böser Bub," rief der Insurgent, »du sollst mir zum Schilde dienen!" Und damit hob er ihn in die Höhe und deckte sich mit seinem Körper Brust und Gesicht. »So schießt doch!" rief der zappelnde Schild, »man stirbt nur einmal!" Ilnd er zappelte so lange bis der Goliath müde wurde und er ihm ein Bein stellen und ihn umwerfen konnte. Den einen trifft eine Kugel, der andere lauft lachend zu seinen Cameraden. — Der achtzehnjährige Martin, vom vierzehnten Bataillon, sieht eine rothe Fahne auf der Barricade der Straße Menilmontant. »Diese Fahne," sagt er, »scheint uns zu verhöhnen, ich will sie holen," und er thut's. General Lamoriciöre, der zugegen war, schickt den jungen Soldaten sogleich in die National-Versammlung, woCavaignac dem Obersten Charras das Kreuz der Ehrenlegion von der Brust nimmt und es ihm mit den Worten anheftet: »Trag' es, du hast es verdient." — »Was wird sich mein Vater freuen!" ruft Martin hüpfend und springt davon. (Schluß folgt.) Der kühne Dünkirchner. Novelle- In dem berühmtesten Gasthause der Stadt Dünkirchen saß an einem schönen Sommertage des Jahres 1740 eine Gesellschaft von sechs bis sieben Personen an einem Tische. Dieselbe war aus sehr verschiedenartigen Elementen zusammengesetzt. Neben drei oder vier Kaufleuten der Stadt befand sich ein kleiner, schmächtiger Mann mit schwarzein, krausen Haar, dicken Lippen und so sonnenverbranntem Gesichte, daß man nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken konnte, als das Gespräch in ihm einen Creolen der Insel Bourbou verrieth. Ein untersetzter kräftiger Mann von beiläufig vierzig Jahren, in der Negligee-Uniform eines Kriegsschiff-Ca-pitäns stach von den Flamändern durch seinen bretagneschen Accent eben so sehr ab, als der Creole durch seine Hautfarbe. Die auffallendste Person in der Gruppe war ohne Zweifel ein junger Mann von 25 Jahren, von edler, einnehmender Gestalt und ganz geeignet, eben so vortheilhaft auf dem Verdecke eincs Linienschiffes, als in dem Salon einer Dame zu erscheinen. Derselbe war nach der neuesten Mode eben so ftin, als geschmackvoll gekleidet und schien sehr aufmerksam dem Gespräche der Kaufleute zuzuhören. Er war Marine-Officier und hatte seinem Capitän seine Ge-bnrtsstadt zeigen wollen, die seit langer Zeit kein Kriegsha-fen mehr war. Er gehörte einer der ersten Familien Dün-kirchens an, aber trotz dem, daß er in Paris erzogen worden war, und viele Reisen gemacht hatte, konnce er den fla-mändischen Dialect nicht ganz los weiden. »Mein Herr," sagte der Capitän zu einem der Kaufleute, »vor Allem kömmt die Billigkeit. Ich kenne die Holländer und wüßte keine Gründe, warum ich sie lieben sollte. Ich habe sie sehr oft getroffen, angegriffen und geschlagen, nicht immer, aber oft, und ich muß gestehen, daß sie so gute Seeleute und redliche Feinde sind, als irgend Einer." Mehrere Stimmen, die von verschiedenen Gruppen hertönten, unterstützten die Ansicht des Capitäns und priesen die Vortheile, welche der Handel mit den Holländern gewährte. Einer rühmte ihre Pünktlichkeit und die Regelmäßigkeit ihrer^ Operationen, welche den Verkehr mit ihnen so sehr erleichtern; ein Anderer legte besondern Werth auf ihre Klugheit, Redlichkeit und die große Sicherheit, mit der man sich ihnen anvertrauen könne. »Ich habe bei ihnen nie diesen Widerwillen gegen Hol-, land bemerkt," sprach der Marine-Officier zu seinem Landsmanne, »sollte ihm nicht erwas Eifersucht zu Grunde liegen? Ich glaub?, daß der kaufmännische Geist Hollands dieses Gefühl in, höchsten Grade erregt." Diese letzten Worte schienen dem braven Dünkirchner mehr als >edcr andere Widerspruch zu mißfallen, er aber besaß zu viel von dein Phlegma der Niederländer, die er so wenig liebte, um nicht zu schweigen. Er wartete daher ruhig den Augenblick ab, wo er wieder passend das Wort nehmen konnte. Indessen antwortete einer seiner Nachbarn, der sonst starken Seehandel getrieben hatte. ' 7 »Ihr Herren seyd ganz glücklich, die ihr gemächlich in eurer Schreibstube an eure Handelsfreunde ,'n Amsterdam schreibt, und so und so viele Gewürznelken bestellt, oder Sie, Herr Capital,, der Sie das Meer nur in solcher Gesellschaft beschissen, daß Sie höchstens ein Geschwader zu furchten brauchten, das überdies; noch die KriegZgcsetze beobachtet. Sie hatten Alle nie die Gelegenheit, die Plackereien kennen zu lernen, denen ein armer Handelsschiffer in den neutralen Häfen von Seiten dieser Herren Holländer ausgesetzt ist. Wenn Sie dieselben so kennen gelernt häcten, wie ich, würden Sie die Holländer sicher aus Herzensgrunde verwünschen." »Hat der Herr Capitän," begann der Dünkirchner wieder, «auf einem Kriegsschiffe das Meer der Molukken befahren ? " „Nein, dieß würde eine Erpedition seyn. Sie würden in den Gewässern der Molukken und der Inseln des Sundes eine stärkere holländische Macht finden, als selbst auf der Zuydersee.'' »Wenn Sie ein Sturm jemals in diese Gewässer treibt, so rechnen Sie auf die Kriegsgesetze, derer man eben erwähnte, nicht mehr, als auf die Autorität des Tribunals von Dünkirchen. Es kommt dort auf den Mann ein Ende Ihrer Raaen und eine Elle Ihres Takelwerks. Ich habe dieß gesehen." »Sie sind bei den Molukken gewesen?" fragte der Capitän. »Nein, Herr, ich war in Amsterdam." »Das ist etwas minder gefährlich," sagte der Capitän leise zu dein Marine-Offizier. »Ich reis'te dahin," fuhr der gesprächige Dünkirchner fort, »um meinen Handelsfreund van B eu gn er zu besuchen, der ein Mitglied der indischen Compagnie ist. Ich wurde in seinem Hause, dessen sich ein Bürgermeister nicht zu schämen hätte, sehr gut aufgenommen." »Da sind wir, wie es scheint, ziemlich weit vom Galgen," siel der Capitän in demselben Tone ein. »Wir konnten aber keine Geschäfte machen, ob es sich gleich nur um drei Centner Gewürznelken und fünf Centner Zimmet handelte, so daß mich van Beug nje r den andern Tag zu einem großen Feste einlud. Ich glaubte, es wäre Kir-Meß und freute mich schon darauf; aber mein Wirth sagte, es werde nichts als ein Feuerwerk seyn, das fünf Millionen Thaler koste." i «Fünf Millionen Thaler!" riefen alle Anwesenden erstaunt. »Ja, fü„f Millionen Thaler. Ich erstaunte so sehr, als ^>hr ießt, und entgegnete, damit könne man za ein Geschwader ausrüsten, oder ein Hospital erbauen. Van Beugner lachte, und erklärte mir, man werde alce Gewürze verbrennen, welche die 'Magazine der Compagnie füllten, und den Platz wegnehmen. „Wie," rief ich aus, »Ihr habt Ueber-fiuß an Zimmet und GewÜrzuelken, so daß Ihr sie zu Millionen verbrennt, und wollt mir doch den Theil, mn welchen ich handle, nicht zu einem annehmlichen Preise ablassen? — Damals lernte ich die Holländer kennen." »Eben um den Preis zu erhalten," bemerkte van B e ug-n er, verbrennen wir das Ueberfiüssige. — Wissen Sie, setzte er hinzu, daß wir den Zimmet nur in einem Beziike der Insel Ceylon, den Gewürznelkenbaum nur auf Amboina und den Muscacennußbaum nur auf Banda bauen, an allen andern Orren haben wir diese kostbaren Gewächse vernichtet. Aber unser Monopol würde durch eine Maßregel, von der die Geschichte kein Beispiel kennt, keineswegs gesichert worden seyn, wenn wir nicht jeden möglichen Vortheil daraus gezogen hätten. Gewiß würden wir mehr Gewürze verkaufen, wenn wir sie wohlfeiler gäben, dann aber hätten wir mehr Mühe mit dem Einsammeln und dein Transporte, und gewännen doch keinen Gulden mehr. Im Gegentheile, wir müssen, da wir das Monopol in beiden Welten haben, ein fortwährendes Gleichgewicht zwischen den Preisen auf den Märkten Indiens, Amerika's und Europa's erhalten. So verkaufen wir jedes Jahr in den drei Gegenden dieselbe Quantität, welche wir durch die Erfahrung ermittelt haben." »Dieß ist ein sehr merkwürdiges Monopol," meinte d5r Marine-Ofsizier. »Und was antwortetet Ihr dem van Be ugner," fragte einer der Anwesenden. „Ich besann mich nicht länger und schloß den Handel nach dem Preise ab, den er früher verlangte. Des andern Tages ging ich zu jenem merkwürdigen Feuerwerk; es war ein grausames und bewundernswertyes Schauspiel zugleich, diese Masse von Muscatnüssen, Gewürznelken und Zimmet vernichten zu sehen, was Niemand etwas eintrug, während ich meinem Handelsfreunde für wenige Centner eine so un-gcheuer hohe Summe zahlen mußte. — Bei diesem Schauspiele waren der Bürgermeister und die Richter, Wachen und eine Menge Menschen gegenwartig. Man hätte die Dämpfe dieses Gewürzfeuers sehen und besonders riechen sollen. — Mit einem Male stürzte an einer Seite der Haufen ein und etwa dreißig unversehrte Muscatnüsse rollten bis zu den Zuschauern. Da entstand eine Art Tnmult; die Wachen ergriffen einen armen Teufel, den man beschuldigte, einige Nüsse aufgehoben zu haben. Der Bürgermeister und die Raths-Herren bildeten sogleich eine Art Standgericht, aber ich war zu sehr entfernt, um etwas sehen zu können. Ich glaube indessen, es wurde bewiesen, daß der arme Mann wirklich zwei Muscatnüsse aufgehoben hatte; gewiß ist, daß er in zehn Minuten neben dem Feuer gehenkt wurde." Ein Gemurmel des Unwillens erhob sich in der ganzen Gesellschaft. (Fortsetzung folgt. ) Brosamen aus der Vergangenheit. Philipp V., König von Spanien, kam i. I. l 707 auf seiner Reise nach Madrid, um sich krönen zu lassen, durch Mont l'Herie. Der Ortsgeistliche kam dem Monarchen an der Spitze seiner Con-gregation entgegen und redete ihn folgendermaßen an: »Lange Reden, Euere Majestät, sind so ermüdend für den Sprecher, als langweilig für den Zuhörer, deßhalb will ich Eurer Majestät etwas singen." — Es waren einige artige Stanzen zu Ehren Philipp's, die ihm so wohl gefielen, daß er »st!" — Korrespondenz. ' ' Krainburg am l, Jänner 1859. Geehrter Herr Redacteur! Unter die Wenigen, die bei dein Nrabegeläute des grosien Jahres zu bedauern seyn dürfte», zähle ich Sie und Ihre Herren Collegen. — Hrotz der schmählich untergegangenen Censur und der Freiheit der Presse, zweifle ich doch, ob es allen Journalen Europa's möglich wäre, in der Zcit einer Woche alle »Grabeslieder" — alle politischen und poetischen »Gedankenspäne-. welche die Nacht vom 3>. December l858 zum »Jänner 18K9 geboren haben mochte, aufzunehmen und die Pulte ocr Herren Rebac-teure dürften lange seufzen unter der Last von Liedern und Liedchen , Aufsätzen und llufsätzchen, geschrieben von Männern und Kindern, von Aristokraten Bürokraten, Demokraten und wie alle die Nuancen der jetzt so bewegten Menschheit heißen mögen. Sie haben sich zwar schon oft beklagt, daß ich zu wenig—leit März 18^8 eigentlich gar nicht mehr —schreibe und wenn daher die Veranlassung meines heutigen Briefes nicht so herrlich wäre, so müßte ich nur bedauern, daß es nun zu einer Zeit geschieht, wo Ihnen bei der Menge des Eingelaufenen die Wahl zwischen Gutem und Brauch« barem höchst schwierig sey» muß. Aber fürchten Bi, nicht, vcrehrtesier Freund; ick werde Sie weder mit politischen, noch mit poetischen Episoden ennuyren. obwohl ich so gut wie mancher Andere das hoffnungsvolle Ja« nuarkindlein in gar trautem Kreise begrüßte; fürchten Sie dieß nichl; ich schreibe Ihnen blos, nur von der Feier zur Begrüßung eines ganz andern Hoffnungsvollen — kurz von der F»ier der Huldigung unserer Stadt für «Franz Ioseph.« — Daß sick die Krainburger viel darauf zu Gute thun . Slovenen zu seyn. wissen Sie; auch wissen Sie, daß es blos, dieses Begriffes bedarf, um überzeugt zu seyn, das, sie unwandelbar u»d treuergeben an Österreichs freiem constitutionellen Thron felsenstark halten und halle» wollen. Dieß hat das lelleum des 3l. December ,858 abermals recht kräftig bewiesen, indem der Typus des ganzen Tages wohl nichts anderes beurkundete, als: „Großer Gott, wir loben dich, denn du gabst uns einen Joseph — möge sein Stern ein günstiger seyn!' — Am 30. December Abends führte die Gardemusik - Capelle einen grosjen Zapfensireich aus; die Kälte der Nacht wich der Wärme der Herzen; am 31. Früh morgens 3 Uhr weckten Kanonen und Musik den Tag; erst um 7 Uhr verhallte der Donner der Geschütze, die ununterbrochen in einer Reihenfolge 10l Kanonenschuß abfeuerten. —Schlag ? Uhr bewegte lich unsere allgemein als ausgezeichnet anerkannte Nationalgarde im vollster Parade über den Hauptplatz herab in die Sladtpfarrkirche, wobei sehr zu würdigen ist, daß über Bllcklusi des Gesammtkörpers der Garde eine eigene Deputation den Herrn Eommandanten ersuchte, die Gardemu» sik möge sich für diesen ganzen Tag der Aufführung jedweden andern Marsches als der »Volkshymne« ganz enthalten. Das Hochamt celedrirte der würdige und sehr verehrte Herr Stadtpfarrdeckaxt. — Es ist ein Factum — eine Thatsache, und die freie Presse darf es eben so, wie die frühere in bürokratischer Abhängigkeit vegetirende berichten, daß die große Kirche zum Erdrücke» voll von Andächtigen alter (ilassen erfüllt war. —Der Vorwurf von Ultramon? tanism kann uns wenig berühren, den» rs ist geschichtlich wahr, daß der echle Krainer religiös ist, ohne Zelot zu seyn. Nach dem Hochamte malschirte die Garde vor ihre Hauvtwache, stellte sich dort auf und brachte ein feuriges dreimaliges Lebehoch dem iun? gen Monarchen; unyiillclbar hierauf erfolgte cin Umzug um die ganze Stadt, während welche», die Kanonen lecht munter zu der Volkshymne inlonirten, tie Garde aber und die gaine Bevölkerung in una»sges»tzte zahllose Vivats ausbrach. — Am Hauvtplatze rückgekehrt, erfolgte unter dem Commando des Herrn Hniptmanns der 2. Compagnie, Mauril Mayer, das wirklich herrlich und feurig ausgeführte Defiliren vor dem Herrn Varde - Commandanle». — Ich will von der Herzlichkeil des ganzen Festes nicht weiter schreiben, um Ihnen nicht den Raum für anderweitige Arlikel zu rauben, behalte es mir aber vor, Ihnen im Kurze» über die Zustände Oberkrains delaillirter zu berichten. — Leben Sie recht herzlich wob>. Heinrich Kronbcrg. Vaterländische Literatur. Das »eu? Jahr hat uns wieder eine neue slovenische Zeilschrift gebracht. Ein schmucker Jüngling! Auf seiner Stirne trägt er das Empfehlungsschreiben, das ihm jedes Thor der Vaterlandefreunle öffnet. Das Blatt heißt: .pi-nvi älovenec,'." Nach dem in der 5>. Beilage „kinelijxke in l-ciku(lc,>lül<.« I^uvice" „ns mitgetheilten Programme können wir diese Erscheinung mit frohe»; Herzen begrüßen. weil u,,s sowohl der Herr Herausgeber und Redacteur, besonders letzterer, durch eine lange Reihe von Jahren der Art bekannt sind, das, wir ihn in die Reihe der besten slovenischen Dichter setzen müssen. Um sein patriotisches Unternehmen ge« hörig durchführen zu können, möge dieses Platt der wärmsten Theilnahme und regster Unterstützung anempfohlen s,yn; denn der Name Franz Malava « sch i t sch berechtiget u»s zu der angenehmen Hoffnung . das, wir viele schöne Blüthen von seinem Kranze »sen werden, die das Streben unseres Vaterlandes nach Veredlung und Vervollkommnung jedem Freunde der sloveni» fchen Literatur bethätigen, werden. — Ooit leite sein Unternehmen!' Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr Dem heutigen »Illyrischen Blatte« liegt der Inhalt zum ivorigen Jahrgang bei.