Herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Preis ganzjährig: Österreich 2 60 8, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2 50 Pengö, Tschechoslowakei 12 öK, Jugoslawien 25 Dinar. Schweiz 2 50 Franken, übriges Ausland 2 Goldmark. Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz. Olmütz, Marbura, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. Äeft 5 Mai 1934 XXXVII. Jahrgang. Wie der fei. Bruder Konrad den Missionären hilft. Von P. Anton Schöpf. Vor Jahresfrist erhielten verschiedene :un= sever Mgsionsstationen in Transvaal kleine Reliquien des Tel. Bruder Konrad. Diese kost-ßaten Andenken ßelsbien das Wertilnuen auf die nrächtige Fürsprache und Hilfe des ließen Seligen. Wie sehr nun Bruder Konrad die «Verehrung, die sowohl Patres >wie Brä'ßer ihlm zollen, zu entgelten weiß, zeigt der nachstehende Bericht des MWonsleiters von Elen-Lowie. Am 19. September 1933 erhielt Glen-Cowie die ausdrückliche Erlaubnis der Regierung, bei Häuptling Thakgudi Malaka vom Stamme der Baloni eine Schule erbauen zu dürfen. Das ist der erste Sieg des Kreuzes über protestantische Allianz. Jedoch nicht der Schreiber dieser Zeilen, sondern der selige Brüder Konrad von Parzham triumphiert als Sieger. Er gewann Häuptling und Volk, er bewirkte die Zustimmung der Regierung und er schaffte auch das nötige Baugeld herbei. Darum wird die Schule auch unter seinen besonderen Schutz gestellt und „Bruder-Konrad-Schule" genannt werden. Wie sich Bruder Konrad nicht meiner, sondern des alten Zauberers von Dweefon-tein bediente, um Häuptling und Volk für uns zu gewinnen, will ich kurz erzählen. Ich befand mich bei Häuptling Thakgudi, um ihn zu überreden, nicht den Lutheranern, sondern uns einen Schulplatz zu geben. Allein mein Versuch, Thakgudi umzustimmen, schlug gänzlich fehl; denn barsch lau- tete seine Antwort: „Wir wollen die Lu- theraner nicht und auch euch nicht. Wir wollen überhaupt keine Schule." Etwas entmutigt sagte ich still: „Bruder Konrad, wenn du nicht besser zum Zeug schaust, bekommst du keine Schule. Jetzt mußt du zugreifen, denn mit meinem Latein bin ich zu Ende." Und Bruder Konrad nahm sich der Sache trefflich an. Es erhob sich nämlich der alte Zauberer und meldete sich zum Worte. Aller Augen richteten sich auf ihn, den einflußreichsten Mann des ganzen Stammes. In bilderreicher Sprache und mit einer Beredsamkeit, die alle im Bann hielt, sprach er für die katholische Missionsstation Glen-Cowie. Schon fünfzig Jahre seien die Protestanten im Lande, hätten aber noch nichts für die Bakoni getan, während die katholische Mission, obgleich erst vier Jahre hier, eine große Wohltäterin des Stammes geworden sei. Mit Rücksicht auf das Wohl des Stammes rate er dem Häuptling, der katholischen Mission einen Platz für eine Schule zu geben. Die Rede des Zauberers fand allseitig großen Beifall. Der Häuptling war nun freundlich, und alle weiteren Verhandlungen nahmen einen für uns günstigen Verlauf. Dem guten Beispiele Thäkgudis folgte fein nördlicher Nachbar Matlanyana Ma-maile, Häuptling von Linkfontein. Auch für diesen Schulbau gab die Regierung ihre Zu- selige Bruder Konrad sich auch weiterhin ftimmimg. als mächtiger Anwalt unserer Mission er- Wir hegen die frohe Zuversicht, daß der weisen wird. Mit dem lieben Gott im Auto. Von P. August Steidle. Es ist Montag früh, halb neun Uhr. Noch sind Ferien; keine Schule, kein Religionsunterricht. Da kann man sich mal einen gemütlichen Tag verschaffen; sich noch etwas ausruhen. Heute nacht soll ich ja nach Lydenburg fahren zur Jahreszusammenkunft unserer Priester. Zehn Stunden im Zug; fünf Stunden Wartefrist auf einem kalten, einsamen Bahnhof. — Mit diesen Gedanken setzte ich mich nieder, um den Ferienbrief eines unserer Buben zu beantworten. Da kommt die Schwester und ruft mich ans Telephon. „Hallo! Hier das katholische Pfarrhaus . . . Ja, der Pater Franz ist nicht zu Hause. Ist seit einer Woche auf Wanderseelsorge. Kommt heute nachmittag heim . . Gut, dann komme ich selbst." — Also 40 Meilen (70 Kilometer) von hier ist eine alte Frau schwer krank und verlangt nach den Sterbesakramenten. Mit einem Schlage sind meine Ferienträume verflogen. Eine halbe Stunde später steige ich in unser altes Auto. Den verborgenen Gott auf meiner Brust . . . Die Hand legt sich ans Steuerrad, der Fuß preßt den Selbststarter, und hinaus geht es aus dem stillen Städtchen Ermelo. Die Straßen sind schlecht, sehr schlecht. Sie sind bei trockenem Wetter nicht gut, und jetzt hat es wochenlang geregnet. Aber ich habe Eile, denn ich weiß nicht, wie es mit meiner Kranken steht. In den Maisfeldern am Wege arbeiten Neger. Sie grüßen den Umfundisi (Pater). „Herr, erleuchte alle, die noch in Finsternis und in Todesschatten sitzen." Weiter geht es über das einsame, menschenleere Transvaaler Hochseid. Endlich ein letzter Hügel, und ich bin am Ziele. Im Cafe eines mir bekannten Syrianers frage ich nach dem Hause der Kranken. Die Frau lädt mich zu einer Tasse Tee ein. „Nein, danke; ich habe das Allerheiligste bei mir." Unwillkürlich tritt sie einen Schritt zurück und begleitet mich dann zum Auto. Drei Minuten später stehe ich im Zimmer der Kranken. „Friede sei mit diesem Hause und allen, die darin wohnen." . . . Die Kranke mag in den Sechzigern sein; ihr Mann in den Siebzigern. Beide sprechen englisch. Die Frau hatte mich anfänglich für einen englischen Priester gehalten und freute sich herzlich, als sie hörte, sie könne in ihrer Muttersprache beichten. Sie war nämlich eine geborene Deutsche. Ruhig und mit geschlossenen Augen lag sie da, als die heilige Handlung vorüber war. Dann verlangte sie nach ihrem Gebetbuch — „das deutsche, bitte", sagte sie. Und da sie wegen ihrer Lähmung es nicht halten konnte, betete ich ihr vor. Alte, kräftige Gebete. Im Stile Martins von Kochem. „Liebster Jesus, ich danke dir . . . Ja, für alles. Besonders, daß du mir in meinem letzten Stündlein diesen großen Trost bereitet hast", fügt sie bei. Ihr Mann kniet daneben und weint wie ein Kind, obwohl er nichts von unseren Gebeten versteht. Bevor ich weggehe, erzählt sie mir noch von der Heimat ihrer Jugend, von dem schönen Konstanz am „Schwäbischen Meer"; so warm sind ihre Worte, daß ich die blauen Wellen des Bodensees wieder vor mir sehe, wie damals vor zwei Jahren, als ich von der Heimat Abschied nahm. Und ich mußte der Schwerkranken erzählen von den frohen Tagen meiner Kindheit in der schönen Donaustadt, wo die Wellen ein altersgraues, gotisches Münster widerspiegeln. . . Und wir reden und reden, bis uns die liebe Heimat wieder vor der Seele steht, heiliger und teurer als je zuvor. Und der grimme Tod, der neben uns wartet, stört uns gar nicht . . . Die Heimat der Väter, und ihr starker Glaube, und die Liebe einer im Leben schwer geprüften Seele fließen zusammen in einen vollen Dreiklang: stilles Glück. Aber die Zeit drängt. Ich muß wieder zurück, um den Abendzug nach Lydenburg nicht zu versäumen. Und ein kranker Junge wartet aus mich im Spital in Ermelo. Neue Schule für Südafrika. — Se. Exz, Erzbischof Jordan ©ijlžroiif, 0. P., Apost. Delegat von Südafrika, segnet in Bloemfontein eine neue katholische Schule eilt. „Wir haben heule 1300 Schulen mit 80.000 Schülern. Katholijch-Südafri-ka ist stolz auf seine Leistungen in den letzten zehn Jahren. Welt- und Ordenspriester gibt es 551. Die Gesamtzahl unserer Schwestern beträgt 3000, darunter sind 8 einheimische Genossenschaften. Die Katholiken sind auf 315.720 gestiegen. Die Fortschritte in dem katholischen Aktions- und Erziehungswesen sind vielversprechend." (Fides.) Meine Missionswanderungen. (Schluß.) Von P. Josef Musar. Selati-Linie. An der Oftgrenze unserer Präfektur setze ich meine Missionsreise ans der Selati-Linie fort; es ist das die Eisenbahnstrecke, die Non Komatipoort nach Zaneen und Pietersburg läuft. Mein nächstes Reiseziel ist Acornhoek, 100 englische Meilen bon Komatipoort entfernt. Die Fahrt ist nicht uninteressant. In zweieinhalbstündiger. Fahrt durchqueren wir den Wildpark 'ober, wie man ihn jetzt nennt, den Krüger-Nationalpark. In einem Gebiet von mehreren tausend Quadratkilometern genießen die wilden Tiere den Schutz der Regierung, damit sie nicht völlig ausgerottet werden. 'Da tummeln sich Löwen, Leoparden, Büffels Giraffen, Zebras, Affen, verschiedenartige Gazellen und anderes Wild in buntem Durcheinander. Sogar vom Eisenbahnwagen aus kann man sie beobachten. So sah ich einmal etwa 50 Meter vom Zug entfernt acht stattliche Löwen. Um die Ordnung im Wildpark aufrechtzuerhalten, stellte die Regierung mehrereEuropäer an, denen eine Anzahl Schwarzer als Gehilfen beigegeben sind. Im Winter steht das Tierschutzgebiet jedem offen, nur ist ein Eintrittsgeld zu entrichten und dürfen keine Tiere erlegt werden. Der Park hat zwei Zugänge, von Sß elften her führt eine Autostraße in denselben. Fremde kampieren oft mehrere Tage im Reserv, um die wilden Tiere in freier Natur beobachten zu können. Wer nicht das Opfer einer wilden Bestie werden will, muß allerdings große Vorsicht anwenden. So kam einmal eine Familie mit dem Auto angefahren, um mehrere Tage im freien Tummelplatz der Tiere zuzubringen. An einer lichten Stelle ließen sie sich nieder, Breiteten Decken auf den Boden und verzehrten mit gutem Appetit die mitgebrachten Speisen. Dann ließen sie alles liegen und stehen und machten einen Spaziergang durch den Park. Inzwischen aber kamen zwei junge Löwen, zerrissen die Decken, verspeisten die übriggebliebenen Eßwaren, statteten dem Auto einen Besuch ab und rissen alles heraus unb weg, was nicht niet- und nagelfest toar. Als die Familie nach- der Rückkehr die Bescherung sah, machte sie sich schleunigst aus dem Staube und konnte von Glück reden, daß sie selber mit dem Leben davongekommen war. Vor ein paar Jahren entstand im Tierschutzgebiet ein großes Feuer, dem eine große Anzahl von Tieren zum Opfer fiel. Jenseits des Reservs beginnen wieder die Farmen, weiden Rinder und laufen Kaffern-kinder im Adamskostüm herum. Gegen 11 Uhr steige ich in Acornhoek aus. Mein Quartier liegt nur einige Schritte von der Haltestelle entfernt. Der Besitzer ist ein protestantischer Schottländer, seine Frau eine irische Katholikin. Bei der heiligen Messe am nächsten Morgen war auch der Protestant zugegen und gestand mir nachher, schon 20 Jahre lang bei keinem Gottesdienst mehr gewesen zu sein, auch bei keinem protestantischen. Er war früher ein leidenschaftlicher Jäger und erlegte über 100 Löwen. Alle Wände seines Hauses sind behängen mit schönen Fellen und Köpfen von Löwen, die er erbeutet hat. Orangen, Mais und Kaffernkorn sind die Hanptprodukte der Gegend. Früher erntete man auch reichlich Baumwolle, aber die häufig auftretende Trockenheit und Krankheit haben ausgedehnte Baumwollpflanzun-gen vernichtet. Gegen Norden erheben sich Berge, die eine ähnliche Bildung wie die Dolomiten aufweisen. In den Schluchten ist ein undurchdringliches Dickicht von wil- den Bäumen und Schlingpflanzen. Ein alter Irländer, der in diesen Bergen nach Gold suchte, erzählte mir, er habe in einer Höhle zahlreiche Menschenskelette gefunden. Vielleicht stammen sie aus einer Zeit, da die Schwarzen Menschenopfer darbrachten, vielleicht war es auch die Behausung eines Zauberers, der in ber Höhle seine Opfer zu Tode marterte. Die Berghänge, die man in neuerer Zeit zu bewalden sucht, sind die Schlupfwinkel zahlreicher Leoparden. Acht Meilen hinter Acornhoek fließt der verhältnismäßig kleine Glaziri, der jedoch in der Regenzeit hoch anschwellen kann. Ein Herr durchquerte ihn einst mit seinem Auto, um einen Nachbar zu besuchen. Inzwischen ging ein starker Regen nieder und der Fluß wuchs so gewaltig, foaf} der Mann eine ganze Woche lang den Rückweg nicht antreten konnte. Denn Brücken sind in dieser Gegend unbekannt. Der Fluß ist Maisdreschen in Südairika. — Eingeborene Heiligkreuzschwestern ans deni Basutoland bauen, ernten und dresche» ihren Mais selbst. Bildet er doch den Hauptbestandteil ihrer täglichen Nahrung. Nach zehnmonatiger Trockenheit hat der einsetzende ausgiebige Regen in manchen Teilen Afrikas währe Wunder gewirkt. Missionäre berichten, sie hätten bnS'Smib nie so schön gesehen, die Felder und die ganze Vegetation stehen in üppiger Fülle. Heft 5 Stern der Nege r 69 Mäisstampfen. — Der Maisbrei ist ein Lieblingsc^ericht dcr Zulu. (Photo?. Fischer.) ni i-fi . überaus reich an Fischen, besonders an Forellen. Nirgends Isah ich' auch so große Ter-miten-(Ameisen-)Bauten wie hier. Manche übertrafen an Umfang eine gewöhnliche Kaffernhütte. Am folgenden Nachmittag brachte mich mein Gastgeber in seinem Auto nach Cot-tondale, wo ich von den italienischen Katholiken freundlich ausgenommen und mit Tee bewirtet wurde, wie es in Südafrika Sitte ist. Diesen Brauch haben mancherorts auch schon die Schwarzen 'angenommen. Ich' bekam öfters bei meinen Besuchen von Schwarzen Tee angeboten. Bor dem Schlafengehen wurde mir eine kleine Lehmhütte angewiesen. Kaum war ich zu Bette, als ich' ein merkwürdiges gedehntes Brummen vernahm. Ich erhob mich und ging ins Freie; es war eine mondhelle Nacht. Ich horchte. Von ferne grollte das Brüllen eines Löwen. Sooft sich dieses wiederholte, wurden die Ochsen m der Nähe unruhig und fingen auch zu brüllen an. Da Löwen für mich keine Seltenheit waren, kehrte ich wieder in meine Hütte zurück, schloß sie ab und beruhigte mich mit dem Gedanken: Wenn der Löwe in die Nähe kommen sollte, wird er sicherlich lieber einen Ochsen holen als meine mageren Knochen. Um 8 Uhr des nächsten Morgens mußte ich aufbrechen, um rechtzeitig auf der fünf Meilen entfernten Haltestelle zu sein. Der Farmer bespannte einen großen Wagen mit sechs Paar Ochsen, nicht etwa weil mein Gewicht so schwer war, sondern weil er außer mir noch andere Dinge an die Bahn zu befördern und von dort abzuholen hatte. Da der Zug eine Stunde Verspätung hatte, was in Afrika keine Seltenheit ist, kam ich reichlich früh genug an, um meine Heimreise nach- Lydenburg -anzutreten. So hätte ich nun das Wichtigste und Interessanteste meiner Mission-swanderun-gen beschrieben. Alle Wege und Richtungen, die ich die Leser des „Stern der Neger" geführt habe, wurden von mir nicht nur einmal, foni&ern oft zurückgelegt. Von Osten bis Westen, von Norden bis Süden habe ich- unser Missionsgebiet durchwandert und Tausende von Kilometern zurückgelegt. Liebes und Leides habe ich. erfahren und mancher Gefahr bin ich- entronnen. Die Vorsehung hat auf allen Wegen schützend ihre Hände über mich- gehalten. Ihr Ifet Dank für das Gute, das sie durch mich gewirkt, und das Schlimme, das sie gütig von mir abgewendet hat. Ich sah die Unmenge Arbeit, die noch geleistet werden muß, und verglich damit die geringe Zahl der Arbeiter im Weinberge des Herrn. So drängt es mich am Schlüsse, den lieben Lesern des „Stern der Neger" die Aufforderung des Heilandes ans Herz zu legen: „Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende!" 70 Stern der Neger Heft 5 Kleidung und Schmuck der Bapedi. Von Br. August Cagol. Die Kleidung der Bapedi ist leicht, luftig und nicht beengend. Lemden wurden ursprünglich nicht.getragen; jetzt sind sie meist bei den Män-nern im Gebrauch, die häufig „hemdärmelig" herumgehen. Wer häufig mit Weißen in Berührung kommt, liebt es, sich nach europäischer Art zu kleiden. Allerdings sind die Kleider oft unsauber und zerrissen. Ihre Träger gleichen nicht selten wandelnden Vogelscheuchen, zumal wenn ihnen die Kleidungsstücke nicht passen. Die Leute erhalten die notwendigen Gewandstücke gegen Bezahlung bei den jüdischen Ländlern, die somit gewissermaßen die Pedi-Mode bestimmen. Junge Burschen, die sich noch nicht ausländisch kleiden, tragen zwischen den Oberschenkeln Fellstücke zum Schutze gegen unversehens Schlangenbisse beim Riedersetzen auf den Boden. Bei besonderen Gelegenheiten, so bei der Eröffnungsfeier ihrer Großjährigkeitsschulen oder bei Lochzeiten, kleiden die Männer sich in die seltsamsten Gewänder und Felle. Je wunderlicher sie auftreten, desto mehr Eindruck hoffen sie zu machen. Ein Medizinmann glaubt es seinem Stande schuldig zu sein, sich völlig verschieden von seinen Landsleuten zu kleiden. Er trägt fein Laar länger und verschmäht jedwede europäische Gewandung mit Ausnahme einer Decke. Früher war Bekleidung mit Fellen mehr im Gebrauch. Jetzt tragen nur noch verheiratete Frauen lange Fellkleider, die ihre ganze Gestalt einhüllen und teilweise bis auf die Knöchel herabfallen. Verheiratete Frauen tragen auch eine Art Schurz, der aus Ziegenfell hergestellt ist und von der Lüste bis auf die Fußspitzen herabreicht. Die haarige Seite wird nach innen ge- tragen; die Außenseite zeigt schöne, eingeschnittene Zierlinien. Es ist Pflicht des Ehemannes, die Fellkleider seiner Frauen zu bereiten, wobei ihm Freunde helfen. Da sitzen sie um das am Boden ausgebreitete Fell herum und schaben mit Messern die kleinsten Teile Fleisch und Fett ab, die sie der Einfachheit halber und zur Befriedigung des stets wachen Fleischhungers im Munde verschwinden lassen. Aber dem dunklen Felle tragen die Frauen gern ein langes Kleid aus leichtem Baumwollstoff in hellen, warmen Farben. Stoffe aus Baumwollgeweben und fertige Kleider können beim Ländler erstanden werden. Es schnurrt aber auch schon in mancher Pedi-Lütte eine Singer-Nähmaschine. Alle Kinder tragen Schamgürtel; die kleinen Knaben solche aus Baumwollstoff, die kleinen Mädchen benützen meist handlange, farbige Perlschnüre als Lendenschurz, oft mit schönen, goldglänzenden Perlen durchwoben. Für heranwachsende Mädchen schreibt die Regierung das Tragen eines Schulterkragens vor, der die Brust bedeckt. Die zahlreichen Anhängerinnen der lutherischen Lehre lassen sich aus den ersten Blick von den Leidinnen unterscheiden, da sie sich fast ganz europäisch kleiden. .Die Kleidung hat bei den Bapedi nur bei der Bedeckung der unteren Rumpfgegend den Cha-rakter einer Verhüllung; im übrigen hat sie den Zweck, den Körper gegen Witterungseinflüsse zu schützen oder ihn zu schmücken. Zu Lause und oft auch irrt Freien wird die überflüssige Kleidung unbedenklich abgelegt. Die Entblößung des Ober-körpers oder der Schenkel gilt bei beiden Ge- Pedi-Alte sßct einem Bier, gelogt. (Photo Br. Cagol.) schlechter«: nicht als Nacktheit oder Schamlosigkeit. Bei sehr kaltem Wetter hüllen die Leute sich gern in eine Schlafdecke ein und gehen darin auch tagsüber herum. Während die Weiber stets barhäuptig sind, tragen die Männer meist gestrickte Mützen, die gewöhnlich zweifarbig und oft mit einer Zipfelquaste verziert sind. Viel gebraucht find auch Filz- oder Stoffhüte. Fußbekleidung ist wenig im Gebrauch. Wohl bedienen die Männer sich einfacher Sandalen und auch grober Schuhe; das weibliche Geschlecht geht aber fast ausnahmslos barfuß. Die Reinigung der Gewandstücke wird an den Bächen vorgenommen, wo die Wäsche eingeseift, mit einem Lolz geschlagen und schließlich im fließendem Wasser ausgewaschen und gespült wird. Das Trocknen in der Sonne bleicht die Wäsche gut. Die Wäscherinnen fühlen sich bei ihrer Arbeit außer zur Redseligkeit auch zum Singen angeregt. Des Großhäuptlings Staatskleidung besteht aus Leopardenfellen und einer wertvollen Lals-kette von gelben, schwarzen und blauen Perlen. Alle einflußreichen Läuptlinge besitzen ein Lals-band zum Zeichen ihrer Würde. Es besteht aus Perlen von verschiedener Farbe und unregelmäßiger Forrn. Diese Perlen müssen seit langer Zeit im Besitz der Bapedi gewesen sein, denn sie sind vollständig verschieden von den jetzt i«n Lande! befindlichen. Frauen und heranwachsende Mädchen verwenden große Sorgfalt auf ihre Laartracht. Das Laar wird ausgekämmt, eingefettet und mit dein Pulver eines schwarzen Steines gefärbt. Manche Frauen verwenden auch eine Mischung von Ruß und Fett. Das glänzendschwarze Laar «vird dann turbanartig uin den Kopf gewunden und bei festlichen Einlässen mit allerlei Schmuckgegen-ständen, meist Glasperlenreihen in leuchtenden Farbe«:, besteckt. Kleinen Mädchen wird das Kraushaar in viele kleine Zäpfchen verflochten, die sechsfach gescheitelt sind. Knaben und Männer haben keine besondere Laartracht. Letztere lassen kleine Schnurrbärte und auch Kinnbärte stehen. Wenn bei vorgeschrittenen: Alter der Bart weiß wird, kann man einem Mopedi keine größere Schmeichelei sagen als: „Du bist weiß geworden." Junge Mädchen flechten ihr Laar in viele kleine Zöpfe und färben sie mit Ockererde rot. Sie lieben den Schmuck sehr und nehmen gern Glasperlen von ihren Bewunderern entgegen. Außer mit Perlen in schöner Farbenabstimmung schmücken sie sich mit gelben Strohstengeln, die sie manschettenartig um Land- und Fußgelenke tragen und deren «varme Farbe einen aisgenehmen Gegensatz zu ihrem Saufton bildet. Die verheirateten Frauen ersetzen diese Grasstirlpen durch Eisen- und Aluminiumringe, was ihnen ein fast kriegerisches Aussehen verleiht. Das tägliche Waschen von Gesicht und Länden ist nicht üblich. Wird aber Morgentoilette vorgenommen, so geschieht das mit möglichster Heilige Kuh in Indien. — Die heilige Kuh ist hier für den Festtag aufgeputzt. Alle Kühe sind in Indien heilig. Viele Besucher des Landes kennen das merkwürdige Schauspiel, wie ein «ächt gar sauberes Rind grajen geht oder auch einen kühlen Ort im Lade«: des Kaufmanns oder auf einer Veranda sucht. Dort bleibt es, solang es ihm gefällt. Niemand darf es stören oder belästigen (Fides.) Ersparnis des kostbaren Wassers. Der Mopedi nimmt einen Schluck Wasser in den Mund und speit es in die Landflächen, mit denen er dann auch ein paarii:al in: Gesicht herumfährt. Die Leute baden aber gern in den Bäche«: und Flüssen. Ländewaschen vor und nach dem Essen ist nicht Sitte, da stets mit Löffeln zugegriffen «vird. Eine besondere und regelmäßige Reinigung der Zähne «vird nicht vorgenommen. Trotzdem haben die Bapedi schöne, gesunde Gebisse, wohl infolge der einfachen Kost von ungesicbten: Getreide. Die Bapedi schlafen auf Matten. Früher bedeckten sie sich mit Felle«:, die aber heute fast allgemein den billigen Baumwolldecken gewichen sind. Anstatt eines Kopfkissens gebrauchen sie eine aus Lolz geschnitzte Nackenstütze, damit ihre Laartracht nicht Schaden leidet. Manche Frauen stecken sich Blättchen von «vohlriechcnden Kräutern in die Nasenlöcher. Körperverstümmelungen zum Zwecke des Schmuk-kes sind nicht üblich. 72 Heft 5 Stern der Neger Umschau. Afrika. (Ostafrikas katholische Missionen im Jahre 1933.) — Mombasa (Ostafrika). — Überblickt man die letzte Statistik für die kathol. Missionen Engl.-Ostafrikas einschließlich der Seychellen, Mauritius und des englisch-ägyptischen Sudans, so ist ein bedeutender Fortschritt ruckst p verkennen. Die Zahl der Katholiken stieg von 1,086.385 im Juni 1932 aus 1,182.518 im Juni 1933. Das will einen Zuwachs von 96.133, gegenüber dem Vorjahr also eine Verdoppelung besagen. Seit 1921 hat sich die Zahl der Katholiken mehr als verdoppelt. Betrug sie doch damals noch 543.039. Die Zahl der Priester ist von 845 im Jahre 1932 aus 925 im Jahre 1933 gestiegen. Darunter sind 78 einheimische Priester. Buddhistische Tempelfeier. — Kinder der besseren Klassen tragen bei dem buddhistischen Tempelfest im April ihre besondere Kleidung. Manche dieser Feste haben eine Art kirchlich-weltlichen Charakters. Mau sieht dann eine frohe Menge, die sich zwei Tage lang zum Tempel hinbewegt. (Fides.) Die Brüder gingen von 365 auf 419 hinauf (36 einheimische), die Schwestern von 1385 auf 1529 (371 einheimische). Die Katechisten als wertvolle Helfer der Missionäre haben die schöne Zahl 10.955 erreicht. Seminaristen gibt es 1439 — 239 mehr als im Vorjahr. Tanganyika steht an der Spitze mit seinen 471 Studierenden an Kleinen 'Seminarien, während Uganda an den zwei großen Seminarien der Weißen Väter und der Mill-Hill-Missionäre mit 112 Studenten die anderen überragt. An. 6335 .Elementarschulen werden 174.739 Knäben und 112.709 Mädchen von Missionären und 13.125 einheimischen Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet. (E i n h e i m i s ch e P r i e st e r u n d Ordensleute in Südafrika.) — Mariannhlll (Natal, Südafrika). — Schon Abt Pfänner, der Gründer der Mission, sandte nach 1882 mehrere Zöglinge an das Propagandakolleg in Rom. Bon den vier dort geweihten Zulupriestern wirken heute noch zwei in Zululand und einer in Mariannhlll. Der vierte, P. Aloys Mkadi, starb nach 30 jährigem Priestertum Ende Oktober 1933 eines erbaulichen Todes. Trotz schwerer Krankheit hatte er noch auf dem Sterbebett Worte der Aufmunterung für die ihn besuchenden Priester und Ordenskandidaten seines Volkes. Im Priesterseminar bei Jxopo bereiten sich 40 einheimische Studenten auf das Priestertum vor, zwei haben am 6. Dezember vom Alpost. Delegaten Exz. Gijls-wijk die Tonsur erhalten. Am 18. Jänner legten im neueröffneten Konvent der eingeborenen Töchter des heiligen Franziskus auf dem schön gelegenen Hügel der Mariannhiller Station Himmelberg die ersten und ältesten Profeßschwestern ihre ewigen Gelübde in die Hände des Apost. Delegaten nieder. Das Institut, 1922 von Bischof Fleischer ins Leben gerufen, zählt nach dem neuesten Directory des Vikariates: 49 Professen, 29 Novizen und 50 Kandidatinnen. Für südafrikanische Verhältnisse gewiß ein nicht zu unterschätzender Erfolg! Heft 5 73 Stern der Neger Pnpstgedenkmüuzcn für den Wiser von Japan. — Se. Exz. Erzbischof Paul Marclla, der Apostolische Delegat für Japan, überreichte in einer Sonderaudienz vom 10. Januar dem Kaiser Hiro Hiton Gedenkmünzen vom Heiligen Jahr in Gold, Silber und Bronze, zugleich mit einem Begleitschreiben des Heiligen Vaters. Der Mikado zeigte sich von dieser Aufmerksamkeit des Papstes hoch erfreut. (Fades.) Asien. (Die neuen Missionäre von Ila n. Mandschurei.) — Darf ich sie vorstellen, Meise wackeren deutschen Tiroler, Männer, von denen kein Weltblatt berichtet, weil sie selbst von ihrem Tun kein Aufhebens machen und als getreue Junger ihres Meisters mit dem schlichten Ordensnamen ihre Persönlichkeit zurücktreten lassen? So kann auch unsere Vorstellung nur eine ganz unvollkommene sein. Denn was bedeuten für die große Welt die Namen Adalar, Peregrin, Johannes Maria, Franz und Theophilus, auch wenn wir ihnen noch die Ehrentitel Vater und Bruder voransetzen. P. Johannes Maria ist der Patriarch der Gruppe, die über Peking, Port Arthur und Wladiwostok hinaus zu ihrem neuen Missionsgebiet vordringt. Zwanzig Jahre hat P. Johannes in Indien gewirkt, bis der große Krieg ihm wie so vielen anderen zunächst ein Ziel setzte. Jetzt hat er sich freiwillig nach dieser fernen, kalten und schwierigen Mission Jlan in der Nordmandschurei gemeldet. Auch für P. Franz, der zehn Jahre in Südafrika gearbeitet hatte, mag der „Umschwung" kein geringer sein. Aber der Geist ist es, der diese Männer ruft, und ihm beugen sie sich. P. Adalar, der Superior der neuen Mission, hat seit zehn Jahren mit P. Peregrin zusammen in einer der schwierigsten Missionen Chinas die ganze Süße, aber auch manche Bitterkeit des Missionslebens gekostet. Wie diese Männer von ihren aufregenden Erlebnissen sprechen, die Stoff zu spannenden Erzählungen böten! Unser amerikanischer Gewährsmann meint: „In der frohen, heiteren Art, wie der Schul-knäbe die Erlebnisse des Ferientages wiedergibt, so berichten diese Männer von wirklichen, nicht erdichteten Räubergeschichten. Nicht einmal, sondern Jahr für Jahr wurden sie in ihrer früheren innerchinesischen Provinz - Kansu von mohammedanischen Horden und Banditen ausgeplündert bis aufs Hemd. Daß die körperlichen und seelischen Leiden und Quälereien sie nicht aufgerieben haben, erscheint säst als Wunder. Eine dieser Torturen in ihrer nahezu teuflischen Bosheit verdient festgehalten zu werden. Welcher Entrüstungsrummel auf der Welt, wenn das andern und nicht armen Kapuzinern passiert wäre! Mohammedanische Soldateska war wieder erschienen, hatte die nnbeschützte Kirche überfallen, die Priester ergriffen und an Händen und Füßen gebunden. P. Adalar hingen sie an einer Wand auf mit Stricken, die über den Rücken und unter den Armen durchgezogen waren. Man erklärte ihm liebenswürdig, er würde aufgeknüpft, sobald er Zeuge der Rolle gewelsen sei, die man seinem Gefährten zugedacht habe. Bereits hatte man P. Peregrin auf den Hof geschleift. Der Hauptmann der Bande war 74 Stern der Neger damit beschäftigt, einem Brevier Blatt für Blatt zu entnehmen. Jedes einzelne der herausgerissenen Blätter sollte auf eine andere Stelle am Körper des Priesters gelegt und dann in Brand gesetzt werden. Keine Stelle der Haut sollte unversehrt bleiben. Beide Patres berichten übereiltstimmend, der Brand selbst erschien ihnen als etwas Nebensächliches gegenüber dem bangen, ängstlichen Warten auf den Zeitpunkt, da alle Blätter aus dem Brevier herausgezogen sein würden. Die Unmenschen kamen nicht zur Ausführung ihres diabolischen Planes. Eine Schildwache meldete das Herannahen von Regierungstruppen, die Mohammedaner brachen in Eile auf, ohne sich weiter um ihre Gefangenen zu kümmern. (M eßintentionen eines heidnischen Chinesen. Ningpo, Chekiang, Heft 5 China). — Ein heidnischer Kaufmann von Shaohing im Vikariat Ningpo bestellte beim Bischof zehn Messen. Der Fall kommt auch sonst vor, hier scheinen aber gerade die daran geknüpften Intentionen ans eine besonders edle Gesinnung hinzuweisen. Die Hälfte der Messen soll einem Unternehmen zugute kommen, das die dortigen Christen mit Hilfe der Mission planen, nämlich der Gründung einer Zündholzfabri'k. Die Meinung unseres Kaufmannes geht dahin, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich im Geist christlicher Liebe verstehen und das ganze Unternehmen Erfolg habe. Die übrigen Intentionen beziehen sich auf den Weltfrieden, den Frieden und Fortschritt Chinas, die Verbreitung des Christentums, die Wohlfahrt der Mission Ningpo. Mit Recht schreibt der Bischof von Ningpo: „Diesen Intentionen füge ich noch Ersatz für Kopra. — Der Kopra.handel, titele Jahre für die Südsee ein einträgliches Geschäft lehnt sich nicht mehr. Das Auskommen der Walfischtranindustrie, die Einführung der „Soy"-Bohne und die Krise haben alle ihren Teil dazu beigelragen. Kopra heißt bekanntlich das getrocknete Kokosnußfleisch, aus betn Öl, Seife u. dgl. hergestellt werden. Der Kvprahandel kam auch den Missionären zustatten. Ein Missionär von Samoa sucht nun Das Problem durch Einführung von Tabakpflanzen zu lösen. Der Tabakbau und die Tabakindustrie könnten für die Eingeborenen eine neue Erwerbsquelle werden. (Fiües.U Heft 5 75 Stern der Neger Mittac,simbiß im Reisfeld. — Ein chinesischer Feldarbeiter nutzt die Seit/ da das Reiswasser £od)t, zum Schärfen der Sichel aus. 90 Prozent der Bevölkerung Chinas besteht aus landwirtschaftlichen Arbeitern. Die Regierung von Nanking hat sich zur Ansicht durchgerungen, daß die Fürsorge für diese Arbeiter die Lösung einer Reihe von Fragen, vor allein auch der kommunistischen,mitsich bringt. — Überall haben die Kommunisten die Bauern auf ihre Seile gezogen, indem sie ihnen das Land als Eigentum gaben, das sie früher in Zinsavhän-gigkeit von den Besitzern bebauten. So hieß man vielfach die rote Herrschaft im voraus willkommen. „China hängt zumeist von der Landwirtschaft ab", meint Hu Han-min, der Führer des rechten Flügels des Kuomingtang. „Hebt man die Lebensbedingungen der landwirtschaftlichen Arbeiter, so bedeutet das zugleich eine Erhöhung des Lebensstandards für das ganze Land." eine todtere hinzu: nämlich die Bekehrung gewiß nicht viel, um wirklich ein vorbild- biejeS' Heiden mit dem hochherzigen, auf- licher Christ zu werden." (Fides.) rechten und hilfsbereiten Sinn! Ihm fehlt Der letzte Franziskaner von Texas.* Eine geschichtliche Erzählung (Fortsetzung.) csta^iwutf Schweigend standen die Addayskrieger vor ihrem Häuptling. In ihrem Äußeren glichen sie ihm. Kraftvoll gebaut, mit 'dunkler, bronzener Hautfarbe, den Oberkörper frei, das Haar in derselben Weise helmartig aufgebunden. Nur die 'Adlerfedern fehlten auf dem Scheitel im Haarwuste. Viele von den Kriegern waren bereits mit dem Donnerrohr der Bleichgesichter ausgerüstet. Nur wenige trugen noch die alten einheimischen Waffen, Pfeil und Bogen. Im Gürtel staken Tomahawk und Skalpmesser. Die meisten der Leute trugen auch, gleich dem Häuptling, auf der bloßen Brust die Medaille Unserer Lieben Frau von Los Pilares, ein letztes Andenken aus besserer Zeit. ; In knappen Worten erteilte der Häuptling seine Befehle. Ohne weiteres Fragen wurden dieselben sofort ausgeführt. Unter einer mächtigen Schwarzeiche, unweit der Felsenhöhle, machte sich ein Teil der Krieger * A. Lauimiimwsche Ve r lag s b u ch h and l ang in EüilmMn im äBeftfmfon. von Robert Streit, O. M. I. verboten.) an die Arbeit, um für den Toten ein Grab zu bereiten. Sie zogen den scharfen Tomahawk aus dem Gürtel und warfen damit den weichen, noch etwas feuchten Waldboden nach beiden Seiten hin auf. Andere hieben unterdessen große Tannenzweige ab, die sie dann mit zähen Schlingpflanzen zu einer Art Tragbahre zusammenbanden. In kurzer Zeit waren so die Vorbereitungen zum Begräbnis getroffen, und die Krieger sammelten sich wieder am Eingang der Höhle. Es lag etwas Feierliches in dem schweigsamen Verhalten der Männer. Auf einen Wink des Häuptlings traten vier Krieger in die Höhle und hoben den Toten auf die Tragbahre. Dann wurden dürre Baumäste, welche als Fackeln dienen sollten, am Feuer angezündet. Hell erstrahlte die Felskammer, und breite Lichtstreifen drangen hinaus zu den Waldbäumen. Die Fackelträger eröffneten den Zug. Hinter ihnen her schritten die Leichenträger; diesen folgte Pater Diaz mit dem Häuptling. Die 76 Heft 5 Ster n b übrigen Krieger schlossen sich den beiden an. Der Missionär stimmte eines der alten Missionslieder an, welche die Franziskaner-mönche den Indianerngelehrt hatten. Viele der Addays hatten sie noch nicht vergessen und sielen mit ihren tiefen Kehllauten ein. Feierlich tönte der ernste Gesang durch die stille Nacht. Wohl verwundert mochten die alten Waldriesen auf den seltsamen Leichenzug herabgeschaut haben. Vom roten Fackelschein ans ihren Träumen geweckt, schüttelten sie die langen, moosbehangenen Aste. Und der herbstlichen Blätter Rauschen, war es Totenklage um den, der >ba getragen wurde? Oder war es ernste Mahnung an die, die ihn trugen? Eindringlich war ihre Sprache: „Kurz ist, wie meiner Blätter Pracht, o Menschenkind, auch deines Lebens Herrlichkeit! Alles, was hier auf Erden geboren wird zum Sein, muß wieder vergehen unter Schmerz und Weh. Und du, Mensch, darfst nichts voraushaben vor uns. Auch du mußt einmal sterben unter Schmerzen und Wehen." Stärker rauschten die Blätter und stärker bewegten sich die Zweige, und es pflanzte sich fort durch den Wald, von Ast zu Ast, von Baum zu Baum. Alles schien, vom nächtlichen Hauche angeregt, einzustimmen in den ernsten Sang: „Du darfst nichts vor uns voraushaben, Mensch; auch du mußt sterben einst unter Schmerzen und Wehen." Ängstlicher Flügelschlag flatterte hie und da durch das nächtige Buschwerk, ein er Nege r Vogelschrei bei dem vorübergleitenden Fak-kelschein, und dann lagerte sich hinter dem Leichenzuge wieder nächtliche Stille. An der großen Schwarzeiche hielt der Zug. Der Tote wurde in das Grab gelegt und mit grünen Baumzweigen bedeckt. Hieraus kniete Pater Diaz zu einem letzten Gebete für den Verstorbenen nieder. Stumm folgten die Indianer seinem Beispiele. „Wenn du achthaben wolltest auf die Missetaten", betete der Missionär, „Herr, wer könnte dann bestehen?" „Aber bei dir ist Versöhnung", refpon-dierten die Addays, „und um deines Gesetzes willen harre ich auf dich, o Herr. Meine Seele harrt auf sein Wort." Dann erhob der Priester die Hand zum Segen über ibert Toten, und das Grab wurde zugeworfen. Auf dem kleinen Grabhügel pflanzte Pater Diaz ein schlichtes Kreuz, das die Indianer aus rohen Baum-ästen zusammengebunden hatten. Schweigend kehrten die Männer hierauf zu der Felsenhöhle zurück, und der aufgehende Mond warf seinen zitternden Lichtschein durch das luftige Blätterdach der Schwarzeiche auf das verlassene Kreuz im Walde. 4. Ein Spion der Kichis. „Mögen meine roten Kinder", begann der Missionär, nachdem sich die Indianer in der Felsenhöhle rings um ihn gelagert hatten, „immer auf dem Wege des Großen Geistes wandeln und seine Lehre und Liebe treu in ihren Herzen bewahren, treu wie P. B. Zorn bei einem Besuch des Friedhofes in Barberton. Heft 5 77 Stern der Neger Venedig in Hnlländisch-Ost-indien. — Palembang an der Südostküste Sumatras, drei Grad unter dem Äquator, kann als das Venedig Ostindiens angesprochen werden. Leicht huschen die Fahrzeuge zwischen den Häusern hin und her. Die Gebäude auf dem Bild haben keine Fundamente, sie sind auf schwimmenden Flößen befestigt. Vor drei Jahrhunderten, mit der Ankunft der Holländer, erlag die katholische Mission, um jetzt wieder aufzuleben. Es gibt hier 360.000 Katholiken unter niederländischer Flagge, dazu 2000 Priester, Schwestern und Brüder. (Fides.) «8 der Sohn die Worte seines Vaters in seinem Herzen trägt. Jetzt, wo der Beter noch zu ihnen spricht, aber dann auch, wenn er einst zum Großen Geiste gegangen sein wird." „Noch lange möge den roten Kindern der Große Geist den Beter erhalten", sagte der Häuptling. „Mögen die Sommer des Beters unter ihnen ungezählte sein." Pater Diaz entgegnete ernst: „Die Stunde, in der der Beter zum Großen Geiste gehen wird, ist nicht mehr ferne. Will Wumpantomie seinem Vater, dem Beter, ein Versprechen gelben?" „Wumpantomie, der Häuptling der Ad-days, will es." ,/So vernehme er, was ihm Iber Beter jstzt sagt: Nie soll Wumpantomie oder einer seiner Krieger den Tod des Beters on denen rächen, welche ihm die Seele vielleicht bald entreißen werden." „Uff! Uff!" rief der Häuptling, und seine Augen blitzten. „Wer will es wagen, dem guten Beter die Seele zu nehmen?" „Kennt Wumpantomie die Bleichgesichter mit der gespaltenen Zunge?" „Wumpantomie kennt sie", antwortete der Häuptling, und ein düsterer Schatten legte sich auf seine Stirne. „Nun gut", fuhr ib-er Missionär fort, „sie werden dem Beter die Seele nehmen." „Sie werden es nicht tun", rief Wumpantomie, indem er sich stolz aufrichtete. „Der Beter wird zu seinen Kindern, den Addays, kommen, und sie werden ihren Vater beschützen." Die Krieger murmelten den Worten ihres Häuptlings Beifall. Pater Diaz aber antwortete: „Die Seele des Beters liegt in den Händen des Großen Geistes. Würde Wumpantomie den Wigwam preisgeben, wenn feine Kinder, die ihm der Große Geist gegeben, in Gefahr sind?" „Wumpantomie würde es nicht tun." „Nun, wohlan, der Große Geist hat dem Beter auch die Seelen derer gegeben, welche in den steinernen Wigwams zu Nacogdoches wohnen. Darf der Beter sie verlassen?" Der Häuptling schwieg, unlb der Missionär fuhr fort: „Wenn Wumpantomie, mein großer Bruider, einen seiner Krieger auf einen Posten hingestellt, darf dieser Krieger gegen den Willen Wumpantomies den Posten verlassen?" „Er darf es nicht", antwortete der Häuptling. „Nun, so höre, mein Bruder. Der große Beter (Bischof) von Monterey hat dem kleinen Beter (Priester) gesagt: ,Geh dorthin nach Nacogdoches und hüte die Seelen deiner weißen Brüder? Darf der kleine Beter diesen Posten verlassen?" . „Er darf es nicht", murmelte Wumpantomie. „Mein Bruder hat recht gesprochen, da er sagt: ,Er darf es nicht"", erwiderte der Missionär. „Der Beter wird auf seinem Posten bleiben. Die Messer und die Kugeln der Bleichgesichter mit der gespaltenen Zunge schrecken ihn nicht. Ist nicht der Große Geist ihm zur Seite? Und wie hat er gesprochen in dem Buche der Bücher? ,©einen Engeln hat er deinethalben befohlen, dich zu behüten auf allen deinen Wegen. Auf den Händen werden sie dich tragen, daß nicht etwa an einen Stein stoße dein Fuß. Auf Nattern und Basilisken wirst du wandeln, und zertreten Löwen und Drachen. Weil er auf mich gehoffet, so will ich ihn befreien, ihn beschirmen; denn er hat erkannt meinen Namen." So spricht der Große Geist, und er wird den Beter, wenn es nötig und so sein heiliger Wille ist, schützen und erretten. Meine roten Brüder aber mögen jetzt merken auf die Worte, die der Beter zu ihnen sprechen will, und sie mögen sie aufbewahren in ihrem Herzen. Vergesset niemals, was der Beter euch vom Großen Geiste erzählt hat; wie dieser das Gute belohnt und das Böse bestraft; wie jeder rote und jeder weiße Mann eine Seele hat, welche nach dem Tode des Leibes hinüberwandern zum Großen Geiste und vor seinem Gerichte stehen muß; wie alle Menschen, ob rot oder weiß, erlöst worden sind durch das Blut Jesu Christi, und wie alle zu dem einen Glauben an ihn und zu einer Seligkeit in ihm berufen wurden. O bleibet immer gut! So lauten die letzten Worte des Beters an seine roten Kinder, die er im Herzen trägt mit der Liebe einer Mutter. O bleibet immer gut! Liebet einander, sagt er ihnen, wie er euch geliebt hat. Liebet auch eure Feinde. Tuet Gutes denen, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Kinder des Großen Geistes seid, der seine Sonne aufgehen läßt über Gerechte und Ungerechte. Vergesset auch nicht eure große Mutter, Unsere Liebe Frau in Los Pilares. Auch sie wird ihre roten Kinder nicht vergessen. Noch eine Bitte hat der Beter an Wum-pantomie zu stellen. Wird mein Bruder sie erfüllen?" „Mein Vater sage sie", antwortete kopf-nickend der Häuptling. „Kennt Wumpantomie den Häuptling der Bleichgesichter in Nacogdoches?" „Wumpantomie kennt ihn." „Kennt mein großer Bruder auch den Mann, den die Bleichgesichter Mister Allen nennen?" „Wumpantomie kennt ihn und alle Freunde des Beters." _ „Mein Bruder höre: Auch diesen soll die Seele genommen werden." „Uff! Uff!" rief der Häuptling, „von den Bleichgesichtern mit der gespaltenen Zunge?" Pater Diaz bejahte. „Will Wumpantomie dem Beter helfen, die bedrohten Männer zu retten?" „Er will es", antwortete der Indianer, indem er seine Hand ouf die Brust legte. „Gut, Wumpantomie und seine Krieger sollen wissen, was das sterbende Bleichgesicht dem Beter vorhin erzählte." In kurzen Worten berichtete der Missionär von dem Anschlage, den Steh Jack und seine Bande auf Nacogdoches und auf die Expedition des Mister Allen plante. Dann fuhr er fort: „Sie werden zuerst Nacogdoches angreifen. Wumpantomie möge also mit seinen Kriegern den zunächst Bedrohten zu Hilfe eilen. Der Beter wird indessen sein Pferd an die Sabine lenken und Mister Allen warnen." „Der Rat des Beters ist gut", antwortete der Häuptling, doch plötzlich hielt er inne. Sein scharfes Auge hatte sich auf das Gebüsch gerichtet, welches zu beiden Seiten der Felsenhöhle sich hinzog, und schon im nächsten Augenblicke sprang er auf und verschwand draußen hinter dem Gesträuch. Auch die übrigen Krieger waren aufgesprungen. Pater Diaz bemühte sich vergebens, mit seinen Augen das dunkle Buschwerk zu durchdringen. Seine Ohren vernahmen nur ein leises Geräusch. Es war ihm, wie wenn zwei Männer dort miteinander rangen. Jetzt ertönte ein kurzer Schrei, ein dumpfer Fall — und alles war wieder ruhig. Nach wenigen Minuten erschien der Häuptling am Eingang der Felsenhöhle. In seinen starken Armen trug er einen ohnmächtigen Menschen. Es war ein Indianer. Seine Gesichtsfarbe war etwas dunkler als die der Addays, und sein schwarzes, strähniges Haar Heft 5 Stern der Neger 79 war nicht wie bei den letzteren aufgebunden, sondern hing 'glattgescheitelt auf die nackten Schultern herab. In der Kleidung glich er den Addays. Allmählich kam der Indianer wieder zur Besinnung, denn Wum-pantomie h'atte ihn tin Ringen durch' einen Schlag an die Schläfe betäubt. Der Mann schlug jetzt die Augen auf und blickte scheu um sich. „Die Kichis haben die plumpen Füße des Bären", redete Wumpantomie ihn an. „Weshalb beschleichen sie die Spur der Addays?" „Aber sie haben nicht die Zunge des zahmen Papageis", gab der Indianer mit spöttischem Lächeln zurück. „Die Kichis sind wie die blutgierigen Präriewölfe und hungern nach den Skalpen ihrer Feinde. Sie haben Ibt-e Lehre der frommen Beter vergessen." „Schon lange ist es her", erwiderte' der Indianer, „seit die Beter von unseren Vätern gegangen, und Wunnestou (Weißer Büffel) und seine roten Brüder kennen nicht die Beter und wissen nicht, was sie sagen. Wie die Präriewölfe aber to erben die Kichis ihr Eigentum verteidigen und die Beute verteilen. Wumpantomie, der Häuptling der Addays, hüte sich, feine Krieger in die Jagd-gründe der Kichis .zu führen. Wenn die Kichis Bärenfüße haben, tote Wumpantomie sagt, dann werden ihnen die Bärentatzen nicht fehlen. Die Kichis werden damit die Addays erdrücken." „Wumpantomie wird den Bären die Tatzen binden", entgegnete stolz der Häuptling, und winkte seinen Kriegern. Sofort sprangen einige derselben herzu und schickten sich an, den Kichis zu fesseln, aber im nämlichen Augenblick trat Pater Diaz dazwischen, und sich zum Häuptling wendend, sagte er: ^„Darf der Beter Wumpantomie, dem Häuptling, eine Frage stellen?" „Er darf es", antwortete dieser. „Soll der Bruder gegen seinen Bruder leichtsinnigerweise den Tomahawk ausgraben und den Kriegspfad betreten?" „Er soll es nicht", entgegnete der Häuptling. „So gebe mein Brüder diesen hier frei", sagte der Missionär, indem er auf den Gefangenen deutete. „Wenn mein Bruder die- Unsere jüngsten Negerchristen. (Photo P. Morscher-Ermelo.) sen hier in Fesseln legt, werden die Kichis das Kriegsbeil gegen die Addays 'ausgraben, und der rote Mann wird seinen roten Bruder erschlagen." Betroffen schwieg der Häuptling; dann aber sagte er: „Mein Vater hat wahr gesprochen, aber nicht klug. Dieser Kichis ist ein Spion und hat uns belauscht." Allein der Missionär ließ sich nicht irremachen und er antwortete: „Was kann er schaden? Auch der rote Mann liebt die Gerechtigkeit. Wird er helfen, den Verfolgten zu ermorden?" Wumpantomie antwortete nicht. Düster schaute er vor sich hin. Nur schwer gelang es ihm, den aufsteigenden Argwohn gegen die Kichis in der Brust niederzukämpfen. Endlich' sprach er: „Mein Vater tue, was ihm gut scheint. Er nehme den Kichis. Wumpantomie gibt ihn frei." „Der Große Geist segne meinen Bruder", rief der Missionär, und zu dem Gefangenen gewendet, sagte er dann: „Mein Bruder ist frei. Er mag gehen, wohin er will. Der Beter liebt alle roten Kinder der Wälder." Einen Augenblick blieb zögernd der junge Kichiskrieger stehen. Er hatte sein Auge auf den Beter der Bleichgesichter gerichtet. Etwas wie Erstaunen, Bewunderung und dankbare Liebe leuchtete aus den Blicken des Wilden. Langsam wandte er sich 'dann zum Gchen, und langsam entzogen die dunklen Waldbätime ihn den Blicken der Addays. Der Missionär ergriff die Hand des Häuptlings: „Wumpantomie hat dem Großen Geiste eine Seele gerettet. Der Beter segnet ihn dafür. — Wann «wird Wumpantomie mit seinen Kriegern aufbrechen?" „Die Pferde der Addays scharren ungeduldig am Ufer des Naches." „So halte der Große Geist seine schützende Hand über meine Kinder", sagte Pater Diaz, „und sie mögen sich meiner und meiner Worte erinnern, wenn ich auch nicht mehr zu ihnen kommen werde." „Die Addays werden ihren Vater am Sabine-River wiedersehen", rief der Häuptling, die Hand des Missionärs ergreifend. „Der Große Geist hält das Leben der Menschenkinder in seiner Hand", entgegnete Pater Diaz, und voll Wehmut schaute er den scheibenden Indianern nach. Eine trübe Ahnung zag durch, seine Seele, und es war ihm, als hätte er zum letzten Male seine lieben roten Kinder von Unserer Lieben Frau de Los Pilares gesehen. Dann sattelte er sein Pferd und spornte es an zum Ritt an den Sabine-River. 5. Am Sabine-River. Für Texas waren die dreißiger Jahre eine recht traurige Zeit. Texas war noch kein selbständiges Land, die Texaner bildeten noch kein selbsteigenes Volk. Alles das befand sich erst im Werden. Viele Männer, wenn es auch nicht immer die besten gewesen, waren über den Sabine-River in das Land am Naches, Trinity, Colorado und Nueches gekommen, und das Gefühl der Einheit und • Zusammengehörigkeit machte sich fühlbar. Die Parole: „Freiheit, Unabhängigkeit und Selbständigkeit" wurde ausgegeben und das Schwert gezogen. Etwas Großes ist es um deu Freiheitskampf eines Volkes, aber von denen, die nach Texas gekomiMn waren, verstanden viele unter Freiheit nur Zügellosigkeit, unter Unabhängigkeit nur die Gesetzlosigkeit und unter Selbständigkeit nur die Verantwortungslosigkeit. Der Weg, den der „lerne Star State“ (der einsame Sternenstaat) bis zur Einfügung in das nordamerikanische Sternenb'anner zu wandeln hatte, war ein blutiger, toar ein Durchgang durchs Rote Meer. Dttrch feilte natürliche Lage bildete Texas die Grenzlinie zwischen Nord- und Mittel-amerika, zwischen der germanischen unb romanischen Ansiedlungsrasse. Der ehemalige Herr und Bewohner des Landes, der Indianer, kam nicht mehr in Frage. Dieser war wieder Wildling und Feind aller Bleichgesichter geworden. Wohl gab es einen, der diesen Wildling hätte zähmen, veredeln und in die christliche Kultur und Gesinnung hätte einführen können: der katholische Missionär! Die herrlichen Missionswerke in Texas aus den Jahren 1689 bis 1794 haben es zur Genüge bewiesen, und die Ruinen der einst so blühenden Jndianergemeinden nm Rio Grande, San Antonio, Guadelupe, Jacinto, Trinity, 0,'aches und Nueches beweisen es noch,. Zu den verkommensten Jndianerftäm-men war die Botschaft des Heiles gedrun-gen, und nicht vergebens. Die wilden Herzen waren dem Rufe der 'fremben Beter gefolgt; der stolze Nacken hatte sich, wenn auch nach schweren Kämpfen und Opfern, unter das süße Joch Christi gebeugt. Da kam der böse Feind und säte -Unkraut in den Acker des Herrn. Die braven Kuttenträger mußten weichen und die Indianer waren hirtenlos; die Missionen wurden zerstört und die roten Kinder waren heintatlos. Sie kehrten in ihre Wälder zurück oder zerstreuten sich, wieder über die weite Prärie. Die Verwilderung wucherte von neuem auf im Herzen des roten Mannes. Er wurde der erbittertste Feind der Weißen. Seine Freude war es fortan, den Brand in den Wigwam der Bleichgesichter zu werfen und den blutigen Skalp der erschlagenen Feinde an seinem Gürtel aufzuhängen. Gerade die Indianer von Texas zeichneten sich, durch ihre Grausamkeit und Blutgier aus. Die Namen der Apachen, Komanchen, Kowas und Tschirokesen sind geradezu sprichwörtlich geworden. (Fortsetzung folgt.) Eigentümer. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Misstonäre Söhne des heiligsten Herzens.Jesu. Verwaltung: Missionshaus „Maria Fatima". Post Unlerpremstättcn b. Graz. <5tmt Verantwortlicher Redakteur für Österreich: P. Alois SBUf-ling. F. S. C., Generalasststent, Missionshaus ..Maria Fatima". Post Unkerpremstälten bei Graz; für Deutschland: P. Heinrich Wöhnhaas. F. S. C., Mifsiousseminar St. Josef. Ellwangen-Jagst. Württemberg. — Nniversttäts-Buchdruckerei „Styria", Graz.