^ß>. 39. Erster Jahrgang. 36. September ROH'?'. Herbsttage. ^crfühlct ist des Sommers Vrand, Dic Rcst starb im Hage; ! Nun ziehen durch da>3 weite Land ^ Des Herbstes stillc Tage, ! ' . , . , Gelagert ist ein blauer Duft l ' Auf Vergcn und in Thaten: ,' Mild webet durch die laue Luft Dic Tl,'!,!,.,- ihre Strahlen. ^ ! Goldfarben schimmert das Gebüsch. ! Nachd^ttich stch'n dic Wcidcn; Es will der Wald sich träumerisch ! Zum Schlaflügch'n entkleiden. O welch' ein frieden! Welche Ruh! Welch' still verklärtes Schweigen! , 2o Herz, mein Herz, cntschlummre du, ! Wcnn sich dein Tag will neigen. ^. ^j Ein Traum am Canalgrande. Di, fühlst. daß du in gold'nen Träumen lebst, . Und suchest sehnsuchtsvoll dein eig'nes Element, z Gcibtl. ^Pcnug, Doctor, ich brauche nichts mehr zu wissen; das l Gesagte genügt mir zu beweisen, daß Sie eben tout-doil nemont in meine amnuthigc Freundin verliebt sind, und ungalant genuq, mich, deren Verehrer Sie sich einst nannten, ! zur Vertrauten zu machen. Ich bin bereit, meinen Mangel an Galanterie zu be- ! rcuen, wenn Sie mir ehrlich sagen, welche Antwort mir ^ die Baronin Vrand auf das Geständniß gegeben hätte, ich , schwärmte für Sie, wie einst für Clemence Vredow. Daß die Mode der Toggcnburge vorüber ist. Der junge ^ Mann verbeugte sich lächelnd. . ! Vergessen Sie auch nicht, edle Dame, sagte er, ich habe mich verrathen, aber nichts gestanden. Das heißt, Sie wollten mich errathen lassen — Pardon, Baronin, aber das ist ein Irrthum. Ich bin weder interessant noch vornehm, noch brillant genug, um nach vierzehntägiger Bekanntschaft einem ebenso interessanten als durch äußere Glücksgüter bedachten Mädchen eine indi-recte Erklärung machen zu können. Ich habe mich wirklich und sehr gegen meinen Willen verrathen. Gut, ich will es glauben gegen ein anderes Geständniß. Fragen Sie — was kann Ihnen räthselhaft sein. Lieber Doctor, sagte die junge Frau halb ernst, halb scherzend, ich habe Ihnen immer ein bedeutend größeres Maß jener Feinheit des Urtheils, jener crclusivcrn Ansprüche zugetraut, als die Masse unserer Gesettschaftsmcnschcn besitzt. Wie kommt cs nun, daß ein geistreicher Mann, ebenso wie ein ganz alttäglicher Dandy, sich nur durch daß Aeußcre eines Mädchens bestechen lassen konnte. Die Hand aufs Herz, Hen« riette hat mit Ihnen bisher nur Gespräche der gewöhnlichsten Art gehabt. Sie schwärmt für Venedig, alle Deutschen thun das gewöhnlich, aber sie sagt nichts, als was in jcdcm Reisebuche auch darüber gesagt ist. Das heißt, gnädigste Frau, Fräulein Sicvcrs ist eine etwas zurückhaltende, stolze, junge Dame und nicht geneigt, ihre Gefühle Jedermann mitzutheilen. Aber ich möchte um Alles nicht diesen stolzen, keuschen Zug an ihrem Vilde missen, er ist die letzte Vollendung ihrer reizenden Eigenthümlichkeit. Sagen Sie selbst, Baronin, vereinigt sich in diesem Mädchen nicht Alles, was eben den feinern, höhern Ansprüchen eines gebildeten Mannes reizend erscheinen muß. Finden Sie eine Linie an der feinen Gestalt, die nicht Ebenmaß, eine Bewegung, die nicht edle Grazie isN Ihre schwebende Haltung, ihr tlarcr, ruhiger Blick, die weiche Stimme, selbst, lachen Sie immerhin, ihre Art sich zu kleiden. Blicken Sie um sich, auf dem ganzen Markusplatz ist keine Toilette so einfach als die ihre, aber keine scheint mir so elegante cine Nuance weniger oder mehr, und das Vollkommene hätte eben aufgehört. Doctor, drohte lachend die schöne Frau. welche höchst elegant gekleidet war, das übersteigt das Mas; meiner Geduld. Unmöglich, schöne Dame, denn eine hochgewachsene, dunkle, stolze, Schönheit, wie die Ihrige, kann nicht mit der des Fräuleins verglichen werden, ebenso wenig wie eine Venezia Veronese's mit einer himmlisch demüthigen Heiligen Palma's. Doctor, das ist zu arg, rief die Dame lachend, und hier wird es Pflicht, Sie aufzuklären. Zuerst, was die Toilette betrifft^ Henriette trägt ein braunes Kleid, ich ein blaues, ihr Hut ist weiß, meiner rosa, sie trägt einen Zobelpclz, ich einen türkischen Chüle — aber bester Freund, das ist eben Geschmacksache, glauben Sie mir, Henriette's weißseidene und graue Kleider kosten ihr mehr als meine rosa und blauen. Was nun die „süße Heilige" selbst betrifft, so vergessen Sie , ganz den verlassenen Vörsenprinzen, den diese sanfte Heilige l > ganz gelassen verzweifeln läßt, während sie behaglich auf dem ! Markusplatze promenirt, und bei Sternenschimmer und Mond-licht auf der Piazzetta, bei rothem Fackellicht im Dogenpalast schwärmt. ! Nachdem sie ihre Jugend durch die hypochondrische ! Tyrannei ihres Vaters verloren, ist ihr die kurze Freiheit ! wohl zu gönnen. z Die kurze Freiheit — darin liegt es, Doctor, die gönnt Ihr uns, aber nur kurze Zeit, dann aber sollen wir zurück in die alten Ketten, und Alles, was ein geistreicher Mann von seiner Frau verlangt, ist, daß sich's im Zauberkreise ihrer Anmnth lieblich ausruhen lasse. Das ist zugleich das ! Höchste, was wir erreichen können; die ordinärere Sorte beurtheilt den Werth der Frau nach ihrem Fleiß und ihrer Anspruchlosigkeit. Wie kommen Sie zu diesen Erfahrungen? fragte der junge Arzt, seiue klugen Augen forschend auf das Gesicht der Dame richtend, welches jedoch vollkommen heiter geblieben war. Nun Sie wissen, meines Mannes Familie kommt nicht ! zu oft nach Brandis, da habe ich in letzter Zeit viel gelesen. ! Aber lassen wir dieß Thema, sagen Sie mir lieber, kennen ! Sie dort den jungen Mann, der uns eben entgegen kommt — jetzt bleibt er bei Soutie stehen. Der mit dem schwarzen Bart? Nein, der Blonde. Ach! welch' eine seine und edle Schönheit, wie ausdrucksvoll die Züge, wie vornehm jede ! Bewegung — sagen Sie mir, wer ist dieser Antinous? z Mein Gott, Baronin, Sie schwärmen! ' Bin ich nicht deßhalb nach Venedig gekommen, fragte ^ sie lächelnd. Was will ich denn sonst, als mit Henriette hier in Kunst, Schönheit und Anmuth schwärmen. Und wenn ! diese Gestalt Marmor wäre, oder von der Leinwand herab ^ uns dieses edle Antlitz grüßte, würden Sie nicht meine > Bewunderung theilen? Soll ich ihn uun deßhalb weniger ! schön finden, weil er unglücklicherweise noch lebt? ! Der Doctor zuckte die Achseln. Bloße Formenschönhcit ' —> sagte er. ' i Ach, lachte die Dame spottend, da haben wir den Doctor, weßhalb soll uns nicht, so wie Ihnen, die schöne Form die schöne Seele verrathen? Ist die Erscheinung dieses Mannes weniger vollkommen, weniger distinguirt, als die Henrietten's? Hören Sie, er spricht, diese Stimme ist Gesang. Ick verzeihe Ihnen den Spott, sagte der junge Mann ^ lächelnd, er ist mir sogar lieber, als wenn der Antinous ^ Sic im Vrnstc interessirtc. Im Ernst, Doctor, er inieressirt mich. Kenne Sie ihn? Also doch, entgegnete der junge Arzt spöttisch. Die Baronin biß sich leicht auf die Lippen und ging etwas rascher. Wenige Schritte vor ihnen ging, geführt von ihrem Manne, die junge Freundin der Dame, sie holte jetzt dieses Paar mit ihrem Begleiter ein. Etwa eine Stunde später traten die beiden Damen in eine Loge der Fenicc. Das Theater war sehr besucht, alle Logen besetzt, und gewiß waren eine große Anzahl Frauen in denselben, ^velche an bloßer Formenschönheit die beiden deutschen Damen weit überstrahlten, keine aber die ihnen an Grazie und Eleganz der Erscheinung gleichkam. Die Baronin Brand war eine geborene Salonkönigin, eine Stunde genügte, um in einer ihr ganz fremden Gesell« schaft die Crüme derselben um sie zu versammeln. Bei großer Freundlichkeit blieb sie voll feinster Zurückhaltung, bei aller Lebhaftigkeit ihres Geistes, aller Feinheit ihreS Witzes voll echter Frauenwürd:. Dabei war ihre Erscheinung, mehr pikant und imponirend als vollendet schön, eine von denen, welche nie unbemerkt bleiben, und sie verstand im höchsten Grad die Kunst, Toilette zu machen. Ihre junge Freundin bot das Gegenbild zu ihr. Henrietten's Vater war ein reicher Fabriksherr und der nächste Nachbar des Baron Brand. Er hatte einen fast fürstlichen Hausstand geführt, seiner einzigen Tochter innerhalb des Hauses jede Freiheit, jeden Lurus gestattet, nur keine Geselligkeit. So fanden sich die beiden jungen Frauen) denn Clemence Brand hatte sich der ganzen Aristokratie der kleinen Residenz durch ihr sicheres, ruhiges Auftreten verfeindet, da sie sich nicht protegiren lassen wollte, versuchte man sie zu beleidigen, und da ihr Mann ihr eine andere Gesellschaft nicht gestattete, zog sie sich von aller Geselligkeit freiwillig zuiück. Henriette war dreiundzwanzig Jahre alt, als ihr Vater starb und weniger hinterließ als man erwartet hatte. Dennoch löste das Mädchen bald nach seinem Tode ein Verlöbniß wieder auf, welches nur des Vaters Wille, nicht ihre Neigung geschlossen. Der aufgegebene Bräutigam war jung, liebenswürdig und sehr reich, dic reichste Partie im Lande; es konnte nicht fehlen, daß der Schritt des jungen Mädchens viel Aufsehen verursachte. Nm ihn vergessen zu lassen, beschloß sie, die Baronin auf ihrer Reise zu begleiten, da sie ohnehin gleich nach ihres Vaters Tode, den Bitten der Freundin nachgebend, nach Brandis übersiedelt war. Die Erscheinung des jungen Mädchens war eine höchst interessante, ihre Züge waren ebenso fein und edel als sie geistreich waren, ihre grauschwarzen Augen schwärmerisch und stolz zugleich, ihr Lächeln fein und gütig, voll seltener Grazie. Ganz weiß gekleidet, Maiblümchcn in dem reichen blonden Haar, in einem Kleide von schwerster matter Seide und einer Mantillc von weißem Sammet, mit ihrer zarten, durchsichtige» Haut und der lieblichen Ruhe ihrer Haltung sah sie zugleich unirdisch lieblich aus wie eine Fee, und unnahbar wie eine echt vornehme Tainc. Die Baronin erhielt viele Visiten; nach vierwöchent- ^ lichem Aufenthalt in der Laguucustadt kannte sie die bedeu- ! tendsten Fremden, viele ans dcn Zeiten ihres Künstlerlebens, einige elegante Dilettanti der Venetianer Gesellschaft, und Jeder beeilte sich, die beiden Damen zu begrüßen. Die Baronin führte an diesem Abend die Unterhaltung fast allein, ^ Henriette, so feinen und lebhaften Antheil sie sonst nahm, war zerstreut und schweigsam, fast traurig. Die Baronin beobachtete sie sehr aufmerksam; der zweite Act hatte längst begonnen, als das Mädchen, ohne eigentlich den Blick erhoben zu haben, plötzlich erröthcte, ihr Glas wegstellte und sich mit einem hellen, freundlichen Lächeln, aber vollständig zerstreut, dem eben geführten Gespräch zuwendete. Dieses kleine Intermezzo war der Baronin nicht neu, es spielte beinahe seit dem ersten Theaterbesuch der beiden Damen, heute hatte es sich nur etwas verspätet. In einer Loge des ersten Ranges, der ihrigen gegenüber, erschien regelmäßig, wenn sie im Theater waren, ein junger, auffallend schöner Mann, trat in Hut und Pelz bis an die Brüstung und überflog gleichgiltig vornehm den Saal, grüßte einige Male nach bekannten Logen und trat dann in's Dunkel zurück. Er verließ die Loge übrigens keineswegs, sondern blieb nur im Schatten des Hintergrundes sitzen und sene Augen, bewaffnet oder nicht, verließen Henrictte keinen Augenblick mehr. Zum ersten Male an diesem Abende verrieth Henriette, daß diese Erscheinung Einfluß auf sie übe; still und zerstreut, ehe der Fremde kam, wurde sie heiter und lebhaft, nachdem sie ihn gesehen, oder besser, seinen Blick durch ihre gesenkten Lider gefühlt hatte. Gs war dieß derselbe schöne, schlanke Mann mit dem traurigstolzen Ausdruck, der seltsam tiefen Augen und dem halb sinnlichweichcn, halb verächtlichkühlen Lächeln, nach welchem Elemencc den Doctor gefragt hatte, jedoch ohne Auskunft zu erhalten. Der Baron Brand hatte einen Vetter in der öfterr. Marine, der eben in Venedig stationirt, seine Verwandten oft aufsuchte,: als er an diesem Abend erschien, fragte ihn sein Vetter, wie immer: Nichts Neues, Detleo? Nichts, was die Damen besonders interessiren wird, aber eine Neuigkeit, welche alle schönen Venetianerinnen aufregt. Ach — erzählen Sie, cll5l' cousm. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. Amerikanische Größen Ein in Neuorleans erscheinendes Blatt sucht die Erhabenheit der Vereinigten Staaten über die übrigen Länder der Welt durch folgende Punkte zu beweisen- Der größte Wasserfall in der Welt ist der Niagarafall, wo die vereinigten Gewässer dcr größcrn obern Seen, welche einen ^ Meilen breiten Strom bilden, sich plötzlich verengen und über die Felsen in cincr Höhe von 160 Fuß herab stürzen. Die größte Höhle i» dcr Welt ist die Mau-mothhöhle im Staate Kentucky, wo man auf eincm unterirdischen Fluß Hern in fahren und im Dunkeln Fische fangen kann. Der größte Fluß in der Welt ist der Mississippi, der eine Länge von 4100 Meilen hat. Das größte Thal auf der Welt ist das Mississippi-Thal, das 300.000 Gevicrtmcilen einnimmt und eine der fruchtbarsten Gegenden der Erdkugel ist. Der größte See auf dcr Welt ist der obere See, dcr 430 Meilen lang ist. Die größte Brücke in der Welt ist die Cedar-z Creek in Virginien, die über einen 250 Fuß tiefen und ! 80 Fuß breiten Abgrund geht, über den sich ein Waldstrom ! ergießt. Die größte Eisenmasse in dcr Welt ist der Eisenberg Pilotknob in Missouri, der 160 Fuß hoch ist und 2 Meilen ^ im Umfang hat. Die längste Eisenbahn in dcr Welt ist die l Grand Ccntral Illinois, die 731 Meilen lang ist und 1ä Millionen Dollars kostete. Die größte Anzahl von Eisenbahn-^ Meilen, im Verhältniß zu der Oberfläche irgend eines Landes, ! findet sich in Mafsachussets, das pr. Ouadratmeile über eine Meile Schieuen besitzt. Die größte Anzahl Uhren, die in der Welt sabrizirt werden, wird in dem kleinen Staate Con-> necticut gefunden. Die größte Anzahl von Wallsischfahrzeugen l wird von Mantucket und Nenbcdford crpedirt. Der größte ! Getreide-Ausfuhrhafen in der Welt ist Chicago. Der größte ! Acinädnct in der Welt ist der von Creton in Newyork; er i ist 40^2 Meile lang und kostet 12^ Million Dollars. ! Das ZNaffer ist blau. Bei seinem Besuch an den ! heißen Quellen Islands hat Prof. Vunsen die herrliche blaue ! Farbe in dcn Ocysirquellen bewundert. Er hat die Frage nach ! dem Grund dieser Färbung weiter verfolgt. Ehemisch reines I Wasser hat nach ihm eine bläuliche Färbung, die aber nur ! deutlich wird, wenn das Licht durch eine Wasserschicht von bei ^ deutender Ticfc fällt. Wird ein langes Glasrohr unten ver-! schloffen und V, Zoll vom Boden an bis nach oben mit schwarzem , Wachs überzogen, so erscheint ein hineingeworfenes weißes i Porzellanscherbchen, das nur von unten weißes Licht erhält, ! blau, und die Intensität der blauen Farbe nimmt mit der Länge ! der Wassersäule;n, durch welche hindurch man das Porzellan ! ansieht. Dieselbe blaue Färbung zeigt sich aber auch, wenn die l Porzcllauschcrbc von oben durch in die Röhre, also durch die. ! Wnsfcrsäulc hindurch einfallendes Sonnenlicht erhellt und durch ! eine kleine Seitenöffnung am Boden der geschwärzten Röhre ! betrachtet wird. Die blaue Färbung muß demnach dem Wasser angehörei:. Aber warum sieht man sie nicht überall und bei jedem Wasser? Warum erscheint die Südsec (auch die Schweizerseen) grün, das Mittclmcer stellenweis indigoblau? Reinheit ! und Tiefe sind die Bedingungen der bluuen Farbe. Beimischung ! eines färbenden Stoffes in geringster Menge ändert die Farbe. ! Dnrch aufgelösten Humus erhalten die norddeutschen Landseen mit Marschboden ihre schwarze Färbung. Die Farbe dcr blauen ! Grotte zu Eapri im Meerbusen von Neapel beruht auf der ^ Reinheit des Meerwassers in jenem Mecr, welches bekanntlich « so klar ist, daß man die kleinsten Gegenstände bis auf mehrere , hundert Fuß Tiefe am Meeresgrund zu erkennen im Stande ist. ^ Alles Licht, das in die erwähnte Grotte durch die nur wenige ! Fnß über dcn Meeresspiegel sich erhebende Ocssnung gelangt, j dmchdnngt die ganze, wahrscheinlich mehrere hundert Fiitz i betragende Wasscttich', ehe es vom weißen Boden der Grotte zurückgespiegelt wird. Das durch eine so mächtige Wassersäule hindurchgehende Licht gewinnt hier eine so intensiv blaue Färbung, daß die dunklen Gegenstände im schönsten Blau erglänzen und selbst verschiedenartig gefärbte Gegenstände im Wasser blau gefärbt erscheinen. —- Auch gcfrornes reines Wasser ist blau, wenn :nau es in Massen steht, daher rührt die blaue Färbung der Gletscher; dergleichen ist dunstfötmiges Wasser blau und darauf beruht die Bläue des Himmels. — Die hellgraue Farbe der Echircizcrsecn ist Beimischung gelblich durchscheinenden ! Lichtes von dem gelben Grund der Seen, der bei flachen» Wasser ! sich geltend macht, an tiefen Stellen verschwindet, so daß hier ^ das Wasser auch blau aussieht. Die grüne Grotte zu Capri ! ist hiefür ein schlagendes Beispiel. Die Wände und der Grund ! derselben bestehen aus gelbem Kalkgcstcin, das in ihrem seichten i Wasser durchscheint und demselben eine grüne Färbung verleiht, ! während im tiefen Wasser der blauen Grotte, deren Gestein ! dasselbe ist, dessen Farbe auf das tiefe Wasser keinen Einfiuß ! übt und letzteres im tiefsten reinen Vlau erscheinen läßt. ! Wissenschaftliches. ^ Vtncht dcr k, k, geologischen Rcichsanstalt vom Monat August 1857. Im Gebiete der zweiten Sektion in Unterkrain hatte der Chefgeolog, Herr k. k. Bergrath M. V. Lipold, die Aufnahme der Umgebung von Neustadt!, Hö'nigstcin, Hof, > Seisenbcrg, Ambruß, Gntcnfcld und Großlaschitz vollendet. ! In diesem Terrain kommen als tiefstes Gebilde die Werfcncr ! Schichten südlich und westlich von Großlaschitz zum Vorschein, welche bei Sodcrschitz anf Gailthalcr Schichten aufliegen. ! Erstere treten lneistentheils alö graulichte und braune Sand- ! steine und Schiefer, mit sandigen Dolomiten und Kalksteinen ! wechscllagcrnd auf und führen überall die für die untere Trias ! bezeichnenden Petrefakten. Die rothgefä'rbtcn Schiefer und > Sandsteine dieser Abtheilung zeichnen sich durch ihre Führung ! von Eisensteinen aus, die in mehr minder mächtigen Lagern , als Rothcisenstcine, Bohncrze und Roggeneiscnsteine auftreten. Solche ausgedehnte Eisenerzlager finden stch südlich und westlich von Großlaschitz unter Stermeh in Verovo, Wintaric, ! Varouz, Kalische, Vani und Logarjc, und es wurde erst in z neuester Zeit eine bedeutende Eisenindustrie auf diese Vor- z kommen bastrt. Ueber den Werfener Schichten lagern die , schwarzen Kalke und geschichteten Dolomite der Guttensteiner l Schichten, welche von röthlichcn und grauen, zum Theil ooli- ^ thisckcn Kalken bedeckt werden, die zahlreiche Vracheopodcn, ! Gasteropoden, Vivalven einschließen und dem Lias angehören ! dürften. Sie haben im Gurkthale und in Dürrenkrain eine ^ ziemlich große Verbreitung. Sie werden bedeckt vom Rudistcn- ^ talk, dcr aber, theils dunkel, theils lichtgrau gefärbt, nur ! die Kämme und die tiefern Mulden, nördlich vom Gurkthale ' bei Haidovitz und Dobcrnig und in Dürrcnkrain, durchzieht, j Nach der Mittheilung des Herrn k. k. Äergrathcs Lipold ! besitzen alle diese Kalkgebirge den gleichen Charakter des ! Karstes, von dem sie sich nur durch die Vegetation, die sie noch bekleidet, unterscheiden. Zahllose kcsselförmige Vertiefungen, mehrfache KVsselthäler mit unterirdischem Abfluß der Gewässer oder auch ganz ohne Wasser, deuten auf die vielen Spalten, Nisse und Zerklüftungen, welche das Gebirge besitzt, und lassen den dadurch bedingten Mangel an Quellwasser, ja in der heißen Sommerszeit an jedem genießbaren Trinkwasser, namentlich den fremden Touristen, sehr hart empfinden. Dieser Wassermangel trifft insbesondere den Landstrich zwischen der Gurt und dem Gutcnfelde, der deßhalb auch den Namen Dürren kraiu führt. ^ Als jüngste Ablagerung in diesem Terrain erscheinen ! die Eisenstein führenden Diluviallehme, welche sehr unrcgel-! mäßig uud ohne Zusammenhang die ältern Kalkgebirge be-! decken. Sie sind sehr mächtig nächst Seiscnberg und Döbernig, so wie am rechten Gnrkufcr zwischen Ct. Michael und Strüm-dovf und nordwestlich von Ambruß. Die Ebene des Gutenfeldes besteht aus sandigem Lehm, Schotter und aus Thonen, welche bei Videm eine l— 2 Fuß mächtige Schichte von Lignit mit Pflanzenrcsten enthalte». Im Flußbette dcr Gurk zwischen Sagratz und Hof setzen stch noch fortwährend Kalktuffe ab, welche auf diese Art das Flußbett erhöhen, mehrere uatür-liche Wehrcu bilden und den im Lande so berühmten Gurker, Krebsen Schlupfwinkel darbieten. Herr Bcrgrath Lipold theilte endlich mit, daß er von Seite der Herren Eiscnwerksbeamten zu Hof, wo er einige Zeit stch aufhielt, die größte Unterstützung erhielt und ihuen .deßhalb zu besonderm Danke verpflichtet sei, nnd daß die vorgekommene, auch in dem Bericht vom Monate Juni erwähnte Nichtgestattung der Grubenbefahrung auf eiuem Irrthume in der Person von Seite des Vorhäuers beruhe. Herr Dr. Guido Stäche hatte als Hilfsgeolog dieser Sektion die Umgegend von Neustadt! in südöstlicher, südlicher und südwestlicher Richtung, ferner die Umgegend von Gott-schee begangen und die Aufnahmen bis an die croatische Grenze längs der Czabranka und Kulpa bis Osstunitz uud über einen großen Theil des Nieger Waldes ausgedehnt. In der Umgegend von Neustadt! sind helle und graue Kreidekalle sehr verbreitet, namentlich gegen Waltcndorf und gegen den Labcn-berg, dessen Hauptmasse sie bilden; sie gehen häufig in Dolomite über, welche insbesondere in südwestlicher und südlicher Richtung dieses Gebietes sehr verbreitet sind. Sowohl Kalk als Dolomit ruhen auf schwarzem, deutlich geschichtetem, »»eist bituminösem Kalke, den Guttensteincr Schichten angchörig, welcher bei Töplitz, bei Neubcrg, östlich von Tschermoschnitz und auf dem linken Ufer des Liskavoda-Baches in größerer Verbreitung auftritt; ebenso dürfte der ganze Gebirgsstock des Hornwaldes denselben Schichten angehören. Auch hier sind die Eisenstein führenden rothen Lehme und Sande, und zwar an den beiden Gurknfern, insbesondere bei Tschetschendorf, Obcrstrascha und Obcrfeld; ferner bei Silberdorf, Verch, Unterstrascha, Prapretsch, Töplitz. Sella u. s. w. verbreitet. — In dem südlich von Gottschee bis an die Kulpa untersuchten Gebiete treten als tiefstes Glied die Gailthalcr Schichten als Schiefer, Sandsteine und Konglomerate in einer sehr bedeutenden Entwickelung auf. Sie setzen von der Gegend zwischen Altwinkel und Alben gegenüber von Czubar an, längs der Ezabranka bis Osstunitz, und von da längs der Kulpa bis in die Gegend von Fara und Koftel. Diesem langen Zuge laust ein anderer, kürzerer auf der nordwestlichen Seite des Kalkgebirges des Zrenkh und Boritschberges fast parallel; cr beginnt in der Nähe von Ricg, setzt über Ober - und Unter-Wctzenbach, Prösse bis Brod fort und steht über Kaptoll, Predstene und Sello mit dem erstern in Verbindung. In beiden Zügen führen die Schiefer Thoneisensteine, welche in ! ganzen Zwischenschichten in konzentrisch schaliger Absonderung ausgeschieden erscheinen, wie bei Vaumgarteu und Schwarzen-^ bach und zwischen Sürgern und Papesch. Hin und wieder, wie bei Unter-Wetzenbach im Nicgcr Boden und um Vrösse ! zeigen stch an der Grenze der Gailthale.. und Werfener Schich-^ ten anch Rotheisenstcine von solcher Qualität uud Verbreitung, daß ein Abbau stch rcntiren dürfte. Die Gailthaler Schichten ^ werden überall von einem meist schmalen Streifen von ! Wcrfcncr Schichten und diese vom Guttenstcincr Kalk und ! Dolomit bedeckt. Druck und Verlag ucn Ign. v. Kleinmayr K» F. Bamberg in Laibach. — Verantwortlicher Nrdactcur: F. Bambcrg.