M. KO. ssaibach den 17. December 1864. 8. Jahrgang. Nlilller aus 3irain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") ^ ^ Die „Blätter aüs^Krain" erscheinen jeden Samstag, und ^ ^Mnumerationspreis ganzjährig^ st. österr. Währung._____ Sonette aus Vberkrain. in. ! Wild saust der Sturm, der Donner rollt, es stiegen ^ Des Blitzes Pfeile durch die Wolkenschaar, Gs kracht und stöhnt der Wald, die Tannen biegen ! Den schlanken Schaft, hoch wallt ihr dunkles Haar; ! Dic Hecrde flieht, sich an's Gehölz zu schmiegen, ! Zum Felsenyorstc eilt der stolze Aar, Dic mcicht'gc Eichc selbst muß unterliegen ! Dem Sturm und Vlitz, dem wilden Kämpferpaar! ! Doch sich! jetzt fällt des Stunnes blinde Wucht ! In's Wolkenhecr, der Donner rollt von danncn, ! Von ferne nur tost noch dic wilde Flucht — ! Es lacht der Himmel wieder blau und mild, ! Als wollt' cr's Jedem sagen, Alle mahnen: ! Seht der Versöhnung ruhig heitres Bild! ^ IV. ! Im Dämmerlicht hast Du dcu Berg erstiegen, > Der stolz und schroff zur jähen Tiefe schaut, ^ Zum Thal, wo blcicru noch die Nebel liegen, i Indeß um Dich schon rings der Himmel blaut. ! Dic Stern' erbleichen und uon Osten stiegen i Der Sonne Boten her, Anrora baut j Ihr golden -Zelt weit hm in mächt'gen Zügen, j Die Kuppeu alle schimmern, glutbcthaut. — > Und nun steigst Dn zur dunklen Tiefe nieder, i Durch's diist're Holz zurilck iu's stille Thal; , Da raucht um Baum und Fels der Nebel wieder! z So sieht in deS Gedankens freier Höhe ! Die Seele glanzverklärt ihr Ideal, , Doch immer schwindel's — in der Menschen Nähe! ! Ein Courierritt. ! Episode ans dem amerikanischen Bürgerkriege. EZ war eine merkwürdig finstere Nacht, als sich ein ein- ! zelner Reiter auf einer nahezu bodenlosen Strasse Virginiens fortzubewegen suchte. Der Gaul stolperte zu verschiedenen Malen ! und dann entfuhren den Lippen des Reiters Worte, welche, ^ frei in's Deutsche übersetzt, etwa wie „Kreuzmillionenschock Schwerenoth!" geklungen hätten; einmal ließ cr sich selbst in tinen Monolog aus, der beiläufig so lautet: „Ist das eine N«cht Zu einem Courierritte? Ist das ein Weg für einen ehrlichen Kavalleristen? Da möge dcr Teufel Courierreiten...!" Aber es war dem Herrn Adjutanten ganz recht geschehen; er hat die Warnung seines Generals, der ihn an den Commandanten eines anderen Truppenkörpers abgeschickt, außer ! Acht gelassen, nnd war nicht am Flusse geblieben, sondern hatte, nach Gutdünken, einen Feldweg eingeschlagen: aber da gehört mehr Ortskenntniß dazu, um sich auf diesem kreuz- und queurlaufenden Terrain zu orientiren, als der junge Mann besaß. S6n jugendlicher Leichtsinn hatte ihn querfeldein gebracht, und jetzt mußte er sich cingestehen, nicht mehr zu wissen, welche Richtung cr zu nehmen habe. Dic furchtbare Kanonade den Tag über hatte ihn auch erregt und rascher und unüberlegter vorwärts getrieben, die einbrechende Nacht aber das Uebrige gethan, um seine Ruchlosigkeit zu vollenden, denn weder Mond noch Sternlcin schauten heute nieder vom blauen virginischen Himmel, und nur in der Ferne tonnte cr die rothen Wachtfeuer der Bivouaks flackern sehen; aber wo ist das Hauptquartier des Generals V . . ., dem er für den morgigen Tag eine Ordre bringen sollte? Eine Frage, die dem jungen Offizier fchwer auf's Herz siel. — Doch alles Bedenken und alles Ungemach waren ver-. gessen, als ihm plötzlich bei der Wendung um ein kleines Gehölz ein hcllerleuchtetes Haus in die Augen siel. „Victoria! vorwärts, mein braver Schimmel! dort gibt es Leute, folglich einen Führer uud Imbiß für uns Beide!" rief er fröhlich und seinem Pferde den schlanken Hals klopfend, dabei aber auch die Sporen etwas anlegend, ging es munter vorwärts auf bodenlos tothiger Strasse in Virginien. Doch Plötzlich scheute das Thier, bäumte sich hoch auf — der Reiter drängte — es machte einen gewaltigen Satz, zu lurz, — und Roß und Reiter lagen in einem tiefen Graben. Der Offizier wand sich ächzend, keuchend und schmutzbe-deckt unter dem Thiere hervor, das Schaden genommen haben mußte, denn es athmete schwer und erhob sich trotz aller Hilfe des Reiters uichl. „Verfluchte Nacht! das fehlte noch!" rief dieser mit ver: Zweifelndem Tone: „v—ä, was ist jetzt zu beginnen?" Das Pferd athmete immer schwerer, cZ mußt das Kreuz gebrochen haben. Mit einem nochmaligen „v--ä" entschloß sich der Offizier endlich, seinen Weg zu Fuß fortzusetzen. „Vielleicht, das heißt, fo Gott will, daß in jenem Hause Menschen wohnen, kann nur doch noch heute weiter geholfen werden!" sagte er verdrießlich vor sich hin, während er seinen Mantelsack vom Sattel und die Pistolen aus dem Halfter nahm. Die Depesche an den General war in der Lcdcrtasche, dic er umhängen hatte, und so erklomm er die Böschung des Grabens und stand bald vor dem Hause. 189 Es war cm großes Landhaus, wie man sie in Virginien ^ häufig findet, und, was die Hauptsache war, in beiden Stockwerten heN erleuchtet. Er schritt, von den behaglichsten Hoffnungen erfüllt, dem ! Thore zu — es stand sperrangelweit offen. tzs dünkte dem Offizier doch gerathener, manierlich und als Eupplikant hier aufzutreten, — in Virginicn wußte man i nicht genau, wie man daran war, — als 8lM8 lc^oii den Leuten über den Hals zu kommen, — es herrschte hier nicht die Mode, schon über dem Thore entweder das Banner mit den Streifen und Sternen oder die Palmctto-Flagge aufzu- > stecken, und wie es Innen aussah, konnte man nicht wissen. Er erhob seine Stimme und ricf cin lautes Halloh! ! , — keine Antwort: — er ging durch den Hof, trat in eine große Halle des Gebäudes im Estrich, und traf offene Thüren, erleuchtete, komfortable Scitengemächer, und alle Spuren eines eben noch thätig gewesenen Lebens — aber leine menschliche Seele. „Gibt es denn in Virginien verzauberte Schlösser?" sagte ! cr zu sich selbst', aber er war cin keckes junges Vlut und ^ stieg die Stufen zur oberen Etage hinan. ^ Hier stics; cr auf das erste Hinderniß anf seiner Entdel-tungsreisc nach Menschen. Ein eisernes Gitter hielt ihn vom weiteren Vordringen ab; jenseits des Gitters lief cin langer, durch zwei Astrallampen beleuchteter Gang hin: — cr versuchte den großen Knopf an dem Schlosse, dieser gab jedoch seinem Drucke nicht nach. Unmnthig klopfte cr mit dem Pistolcnschafte an die hallenden Stäbe und immer rücksichtloser rüttelte cr an dem Schlosse, als plötzlich am Ende des« Ganges eine hohe Thüre aufging, aus der eine feine, weibliche Stimme die ängstlichen Rufe: „Sam, Tom, Charl.ey!" erschallen ließ. Auf diese Rufe erfolgte keine Antwort, dafür aber erscholl ans demselben offenen Zimmer der gellende Klang eines Glöclleins. „Nun, bin neugierig, was daraus wird," sagte der Offizier lächelnd vor sich hin; aber die Situation sollte ihm bald interessant werden, denn plötzlich rauschte durch die offene Thüre eine Dame in den Gang herein, deren Schönheit ihn so verblüffte, das; cr von allen weiteren Versuchen, sich bemerklich zu machen, abstand. Wer ist da? Sam, bist Tu es?" ricf die Dame, ohne weiter in den Gang vorzuschreiten, und neigte den schlanken Oberleib und das lockenumwalltc Haupt dem Gitter zu. „Entschuldigen Sie meine Freiheit, Miß! ich bin verirrt und mit meinem Pferde gestürzt", flüsterte der Offizier durch tzas Gitter herein, mit äußcrstcr Höflichkeit — ja, gegen eine jnngc scuöne Tamc ist cin junger Offizier anch in Feindesland artig, und überdies lebten ja in dieser Gegend lauter gute Unionsleutc, wenigstens stand es so in den Vcrichtcn und in den Zeitungen. Tie Tamc zuckte wie erschreckt zurück, c-.ls sie die fremde Stimme hörte; nach einer kurzen Pause aber that sie cin paar Schritte gegen daö Gitter und fragte: „Wer sind Sie, mein Herr!" „Ich bin Offizier und komme--------— " „Ossizier? bei Etuart'Z schwarzen Reitern?" fiel sie ihm in's Wort. „Adjutant bei General -" ! Miß!" entgcgncte der ver unglückte Reiter etwas unwillig. Auf diese Antwort eilte die Dame dem Gitter zu und öffnete es mit den Worten: „O, treten Sie ein, Herr Ossizier! — Aber ist denn gar Niemand unten in der Halle? — die Schwarzen liegen wohl wieder alle anf der faulen Haut und schlafen. . . ." Ter Offizier, dem es eigentlich jetzt erst, nachdem das Gitter geöffnet war und nun die Name ihm gegenüber stand, vergönnt war, sie en on86iudi6 zu betrachten, stand noch immer wie angedonnert, — so schön war ihm noch kein Frauenzimmer begegnet. Das glänzende üppige Haar siel über eine hohe edle Stirne, ein paar wundervoll glühende Augen blitzten ihm entgegen, der Mund glich einer duftigen Roscnknospe, die Gestalt war prachtvoll gebaut und reizend in jcdcr Ve^ wcgung. ' Tic Tame beobachtete mit einem eigenthümlich stolzen. ^ Lächeln die Wirkung, die ihre Reize bei dem jungen fremden ! Manne hervorgebracht. „Nun, treten Sie ein mein Herr!" ^ sprach sie, — „ich werde auch hoffentlich bald den einen oder ! andern meiner trägen Bursche zn seheil bekommen" und damit schwebte die schöne Gestalt an die der Treppe nächstgclegenc Zimmcrthür und öffnete sie. z Nnch dies Zimmer war beleuchtet, und Zwar durch cine ! elegante vicrarmigc Girandole. ! „In der That, Miß, ich betrete dieses Zimmer nicht", sagte der Offizier — „sehen Sie, wie ich von dem Sturze voll Schmutz und Staub bin." „Ohne Umstände, Herr Offizier!" sprach die junge Dame mit freundlichem Tone, „die Soldaten der Potomac-Armee ^ können jetzt nicht wohl 6N Zmuäo Mrui'6 erscheinen — wollen. Sie nur einen Augenblick Geduld haben!" Wie von einem süßen Traume befangen, blieb der Ossizier mit verwirrten Sinnen an der Thüre stehen, bis das aber-^ malige Kommen der Dame ihn weckte: sie hatte über den reizenden Arm einen Mannesrock hängen, den sie mit den Worten auf einen Stuhl legte: „Ich meine, Sie sind mit meinem Bruder von einer Größe — der Rock wird Ihnen passen — vergessen Sie nicht, mich dann zu besuchen — u, rovoir!" (Fortsetzung folgt.) Baffeclurrogate. ^ (Schlus;.) Tie Eichoric oder Wegwarte, Oiolioiium iu^dus, ist ! eine überall wild wachsende Pflanze mit großen, hellblauen ^ Blumen und langen, scharfausgeschnittcncn Blättern. Sie hat ! tiefgehende, weiße, möhrcnartige Epindelwurzcln, deren Grüße ! und Stärke durch die Cultur del Pflanze bedeutend zunimmt. ! Tie Wurzel enthält in reichlichem Maß einen bittern Saft, j welcher cbcu dahin geführt hat, sie als Ersatzmittel des Kaffees Zu verwenden. Das Gewächs wird jetzt vielfach im Großen, ' bloß seiner Wnrzclgewinnung wegen, angebaut, und zwar vor- ^ zugsweise in Deutschland (Provinz Sachsen, Thüringen, am ^ Rhein), ferner in Belgien, Frankreich und in einigen Gegenden Englands. Die deutsche Cichorie wird allgemein als die ! beste erachtet und bildet einen bedeutenden Handelsartikel nach , England und Amerika, hauptsächlich über Hamburg und Antwerpen. Die Wurzel wird ausgenommen, bevor die Pflanze in Blüthe schießt, gewaschen, zerschnitten, getrocknet und darnach geröstet, bis sie Chocoladcfarbe annimmt. Gewöhnlich i werden bei der Nöstung ans je 100 Pfund davon 2 Pfund ! Speck zugesetzt, und die Wurzeln verlieren dabei von 25 bis 30 Procent. Werden sie darnach zcrmahlen und der Luft ausgesetzt, so wird ihr Mehl feucht und schmierig, ihr Gewicht ! nimmt zu, sie bekommen einen deutlich ausgesprochenen Ge- ! ruch nach Lakritzcn und einen merkbar süßen Vorgeschmack. ! Dieses Cichorienpulver besitzt nicht im Entferntesten das höchst > angenehme Aroma, welches den echten arabischen Kaffee auszeichnet. Einem Aufgnß, selbst von kaltem Wasser, verleiht es eine dunkle Färbung und einen süßlich bittern Geschmack. Vielen Leuten nun erscheint der Zusatz solcher bittern Flüssigkeiten zu echtem Kaffeeaufguß als eine wirkliche Verbesserung — es geht daraus auf das Anschaulichste hervor, wie durch eine Verfälschung ein ganz verdorbener Geschmack erzeugt wird, welcher nachher die Fortdauer der Fälschung geradezu verlangt, um sein Sondergelüste zu befriedigen. Jener bittere Stoff ist übrigens keineswegs alZ ungesund Zu erachten. Manche ähnliche Bitterstoffe besitzen stärkende Eigenschaften, und cs ist sogar nicht unwahrscheinlich, daß derjenige der Eichorie unter die Zahl derselben gehört. Aber der allgemeine Gebrauch der Cichorie ist in ganz anderen Ursachen begründet, als in der Entdeckung oder uur in der Annahme einer tonischen Wirkung ihres Bitterstoffs. Ein geringer Zusatz von gerösteter Cichorie gibt dem Wasser eine so dunkle Farbe und einen so bittren Geschmack, wie eine noch so große Menge Kaffee, und deshalb ward sie anfänglich in den Kaffeehäusern nur ganz desselben Zwecks wegen verwendet, um desscnwillcn der betrügerische Brauer seinem Vier Aloe und Kockclskörner Zusetzt. Sie verleiht dcm Getränk nämlich Farbe und Geschmack und spart dadurch zu gleicher Zeit an der Ausgabe für den viel theureren Kaffee. Wie in den Kaffeehäusern, so ist es auch in den Haushaltungen gegangen. Allmälig hat sich der allgemeine Geschmack an die betrügerische Mischung gewöhnt: sie wurde sogar nach und nach vielen Gaumen besonders angenehm und endlich eine geliebte Nothwendigkeit für alle Freunde eines recht schwarzen bittren Kaffees. Dadurch ist aber auch zugleich eine Verderbnis; in dem Getränk, welches wir jetzt aus ächtem Kaffee darstellen, eingetreten, indem nämlich die Folge davon war, das; dieser viel stärker und dunkler geröstet wurde, und dadurch sowohl von seiner Nahrhaftigkeit, wie von seinem Aroma das Meiste einbüßte. Inwiefern die Umstände nach und uach dcm Cichorienaufguß in verschiedenen Ländern den Charakter eines Nationalgetränkcs verliehen haben, mag daraus hervorgehen, daß in vielen Theilen Deutschlands 199 dcr sogenannte deutsche Kaffee, welcher bloß aus Cichoric besteht, das täglich vielfach wiederholte Hauptgetränk des Landvolks ist; daß in Frankreich jährlich mehr als 12 Millionen Pfund von dcr gerösteten Wurzel verzehrt werden; daß Belgien mit seiner geringen Bevölkerung von 4 V2 Millionen Einwohnern ^ davon 20 Millionen Pfund verbraucht: und daß in England schon im Jahre 1815 mehr als 2000 Tonnen oder -1^/, , Millionen Pfund Cichorie aus Deutschland und Frankreich eingeführt worden sind, eine Masse, die sich seither mehr als verdreifacht hat. Die wirksamen Bestandtheile der gerösteten Cichorie sind: 1. Das brenzlicho flüssige Oel. Es wird während der Nöstung erzeugt, und obgleich es keineswegs so wohlriechend wie diejenigen des Thees und Kaffees ist, so mag es doch etwas von deren gelind aufregendem, ncrvenstillendem und huu-gerbesäuftigendcm Einfluß besitzen: und 2. der Bitterstoff. Bei unvermischtem Genuß ist dieser letztere für viele Leute, welche nicht daran gewöhnt sind, nicht ^ bloß unangenehm, sondern im höchsten Grade schädlich. Ucbri-, gens ist es, wie erwähnt, schon möglich, daß cr gleich anderen , Bitterstoffen tonische oder kräftigende Eigenschaften besitzt. In geringer Menge genommen, sind diese Bestandtheile dcr Cichoric ! der Gesundheit wahrscheinlich nicht schädlich: aber bei längerem ! und häufigerem Gebrauch verursachen dieselben Herzklopfen, ! Sodbrennen, Magentrampf, Appetitverlust, Säure im Mund, ! Verstopfung mit intermittirendcm Durchfall, Gliederschwäche, ' Zittern, Schlaflosigkeit, Umncblung dcr Sinne u. s. w. Daher kann im schlimmsten Fall die Cichorie als Zusatz zum Kaffee bloß dann entschuldigt werden, wenn dcr Preis des letzteren ein unübcrsteiglichcs Hinderniß seines Alleinvcrbrauchs ist. Der einfachste Weg, die Vermischung der Cicherie mit ! Kaffee zu entdecken, ist der, daß man das Pulver in kaltes Wasser schüttet. Cichorien geben mit taltem Wasser einen gefärbten Aufguß, was Kaffee nicht tbut, und je nach dcr Tiefe der Farbe kann das Verhältniß des Cichoricnzusatzcs leicht geschätzt werden. Das Vorhandensein von Kaffee in Cichorien- > Pulver läßt sich nachweisen, wenn man die Mischung mit un-^ gelöschtem Kalk kocht, sie filtrirt, bis zur Troctniß abdampft, ! Schwefelsäure und Braunstein zusetzt und gelinde erwärmt: scheiden sich dann goldgelbe Krystalle eines Stoffes, welcher Kino genannt wird, aus, so ist dadurch die Gegenwart von ' Kaffee bewiesen, j Ebenso läßt sich ein Aufguß odcr einc Abkochung von irgend folchcr verdächtiger Mischung leicht mittels der Eiscn-^ oxydsalzc prüfcn. Tcr Cichorienaufguß ist braungclb und wird durch Zufatz eines solchen EiscnsalzeZ bloß etwas dunkler, ohne ^ einen Nicocrschlag z« liefern. Dcr Kaffccaufguß dagegen ist > von völlig brauner Farbe, färbt sich durch Zusatz der Eisen-! lösung grün, und liefert einen braun-grünen Nicocrschlag. ! Ein anderer Grund, weshalb die Cichoric von allen dcncn ! aufgegeben werden sollte, welche die Ausgabe für ächten Kaffee uoch bcstrcitcn können, besteht in der Thatsache, daß reine Cichorio im Handel eben so selten ist, wie unverfälschter gemahlener Kaffee. Gewöhnlich enthält die aus Preußen ins AuL- 20» land verführte Cichorie bis zur Hälfte ihres Gewichts Nnnkel- ! rüben; am Rhein wird statt der letzteren die Mohre in großer Menge verwendet. Ebenso muf; gar nicht selten der rothe venc-tianischc Volus d«zu dienen, der Cichorie eine getreue Kaffee- ! färbe zu geben, und merkwürdig ist dabei die Beobachtung, ! wie sich von Handel zn Handel die Praktik der Verfälschung ^ von selbst ausdehnt. Der Spezereihändler verfälscht seinen Kaffee ! mit Cichorie, um mehr daran zu verdienen — der Cichoricn- i fabrikant verfälscht seine Cichorie nüt venetianischem Volns, um ! das Auge des Spczereihändlers zu täuschen; und endlich ver- ! mischt der Bolusgräber seine rothe Sicgelcrde mit Ziegelmehl, ! weil dieses viel billiger ist und mannigfaltigere Schattirungen ! der Farbe möglich macht, je nachdem dieselben der Vorliebe ! der Cichorienhändler besonders entsprechen. ^ Das beste Surrogat, dem reinen Bohnenkaffee beigemengt, schadet der Güte desselben. Unter allen Surrogaten aber, wenn von einer Mischung durchaus nicht abgegangen werden soll, ! ist nur dem ans Feigen bereiteten, das im Salzburg'schen und ^ in Tirol sehr beliebt ist, der Vorzug zu geben. Der Feigen- ^ l'assce ist gesund, nahrhaft nnd wohlschmeckend. Eine deutsche Colonie in Griechenland. Cs ist früher viel von Colonisirung Griechenlands, sowie ! Kleinasiens von Deutschland aus die, Rede gewesen, nnd Freiherr v. Stein hatte seiner Zeit den Plan einer Verbindung ^ deutschen und griechischen Gcwerbfteißes entworfen. Der Ver- ! such einer solchen Colonisation ist in Griechenland gemacht worden, und er hat sich bewährt. In der athenischen Ebene, im Norden der Stadt, nicht weit davon auf einer Anhöhe im Kephissusthale liegt die deutsche Colonie Heratli, die Griechen ! nennen das Dorf Iralli, und auf der Kiepert'schen Karte des ! Königreichs Griechenland heißt der Ort Aratli. Er führt seinen Namen nach einem alten Hciligthum des Herakles, hat aber wenig Alterthümliches. Im Gegentheil fällt schon von weitem der spitze Kirchthurm des Dorfes im Gegensatz zu den griechischen Kirchen auf, und auch sonst ist der Ort an seinen grünen Väumen und an den reinlichen, netten Hänsern kenntlich, die in deutscher Art erbaut sind. Die Colonie ist im Jahr 1834 von baierischen Colonisten gegründet worden, und sie hatte sich auf einer öden, steinigen Scholle Landes glücklich entwickelt. Ein Irc»nder, der im Jahr 1853 dort war, fand sich durch das ganze Aussehen des Ortes und den freundlichen Empfang sehr angenehm überrascht, und er rühmte es den deutschen Bewohnern als ein Verdienst nach, daß sie den besten Wein in Attika' zögen. Denn während im übrigen Lande das treffliche Gewächs fast überall durch einen Zusatz von Harz für den der cs nicht gewohnt war ungenießbar gemacht ward, fand der gedachte Fremde den Wein von Herakli, der auf deutsche Art behandelt ward, vortrefflich, ähnlich einem weißen Nnrgunder. Ein anderer Reisender, der im Frühjahr 1863 Griechenland besuchte, war erstaunt und freudig überrascht, als er die Hcratlioten ganz frisch und wohlgemut!) antraf. Denn nach Berichten deutscher Zcituugen hätte man glauben können, daß die Bewohner von Hcrakli entweder ausgewandert oder unter grieckischcn Mißhandlungen ums Leben gekommen wären. Sie erzählten dem Reisenden, daß sie damals — 18L3 — nach 29 Jahren, das Land als Pächter bebauten und im nächsten Jahre dasselbe als Eigenthum zu erhalten hofften. Hätten sie auch einige Nationalgaroisten zum Schutze gegen die Räuber und gegen die Nachbarn rcquiriren müssen, so däckten sie doch nicht daran, das Land zn vergessen. Uebrigens steht, so viel wir wissen, die deutsche Ansiedluug in Herakli ganz vereinzelt in Griechenland da. Der Götterbamn. — In einem Aufsatze über Acclimatisationcn sagt Carl Vogt: Seit einigen Jahren bat man viel Scanoal gemacht über den neuen Scioenwurm (Lonid^x o^ntkia), der auf dem Göttcrbaume oder japanischen Firnißbanme (Ai1üiMu8 Wd6-i'082) so gut gedeihen soll, nnd man hat viel Firnißbäume gepflanzt und gezüchtet und überall die Anpflanzung in Promenaden, Parks u. s. w. angcrathen. Es ist aber ein schändlicher Baum, ein sparriges Ding, das im Sommer keinen Schatten und im Winter keine Hitze gibt, denn das Holz hat so wenig Hcizkraft als möglich und ist außerdem so brüchig, daß der leiseste Windstoß es knackt, so, daß es also auch als Werkholz nicht zu gebrauchen ist; die Blüthe im Frühjahre hat einen abscheulichen, Ekel nnd Kopfweh erregenden Geruch, und obencin schickt der Baum nach allen Seiten Wnrzelausläufer ! aus, so daß je nach seiner Größe die Erde an zwanzig bis ! vierzig Schritte in die Runde unbrauchbar wird. Das alles ^ wäre aber noch zu ertragen, wenn nur die Seide etwas taugte! , Literatur. Uutcr allen zu Weihnachtsgeschenken für die Jugend bestimmten Büchern nehmen die von Otto Spamcr in Leipzig hcranögege-- ^ liencn den ersten Nang ein. Sie sind, wie fast Alles, was diese Buchhandlung in dieser von ihr besonders gepflegten Branche herausgibt, solid, nützlich und trefflich ausgestattet. Wir erwähnen heute als ^ wirklich empfchlcnswerthc Werke folgende: ! Entdeckungsreisen iu d e r H e i in a t, I. Eine Alpenreise. Es ist diese Schrift ein Scitmstitck zu den „Entdeckungsreisen i« der Wohnstnbe — in Haus und Hof — in Feld und Flur — in Wald imd auf der Haide" welche in den letzten Jahren von demselben Schriftsteller H, Wagne r erschienen sind. Eine Neisc in den, ! Alpen, was zu derselben nöthig ift, was man in dem Gebirge sieht > hört, findet :c. wird der Jugend mitgetheilt und durch zahlreiche ', Illustrationen cmschanlich gemacht. — Eine andere Iugcndschrift von i demselben Verfasser ist: ^ Der gelehrte Spielkamerad, oder der kleine Naturfor-, scher, Thicrfrcund und Sammler. l Es geht Knaben, welche sich gern nützlich und in bildender Weise i beschäftigen möchten, an die Hand, wie sie sich bei Anlegung von Naturalien- nnd sonstigen Sammlungen anschicken sollen, lehrt ihnen das Ausstopfen der Thiere, Zubereiten von Pflanzen und Insekten, i Der Verfasser ertheilt Winke, wie der Knabe sich belustigen kann als ! kleiner Gärtner auf seinem Beete sowie als Pfleger von Topfpflanzen . im Zimmer, wie er die verschiedenen Hansthicrc als Spielkameraden ! erzieht, pflegt und abrichtet, insonderheit auch die Vögel. Ferner fin-! dct der kleine Naturfreund Anleitungen zum Anlegen von Aquarien, ! Vivaricn, zum Angeln u. f. w. Kurz, durch mannigfache Lehr' nnd ! Anstrengung wird der Knabe zum Deuten nnd zur Sclbstbcschästigunss ! angehalten und so leistet dieses Vnch dem Eltcrnhanse einen höchst > dankmswcrthen Beistand beim Erzichnngöwescn im Geiste der Ge-, genwart. — Ferner ist zu nennen: ! Neues illustrirtcö Sfticlbnch für Mädchen von Marie Lcske. Während die ersten beiden Abtheilungen dieses Buches vorzugs-z weise für die kleinere Mädchcnwclt berechnet sind und theils Spiele > und Bclnstiguugen im Zimmer theils Spiele und Belustigungen im Freien bieten, enthält dic dritte Abtheilung 500 Allerlei Kurzweil und kurzweiliges Allerlei filr Inng nnd Alt zur geselligen Unterhaltung an langen Winterabenden. Diese dritte Abtheilung soll vorzüglich der erwachsenen weiblichen Jugend Frcnde bereiten, doch werde» auch die älteren Mitglieder der Familie Vergnügen an der rcichhal- ! tigcn interessanten Auswahl finden. ! ZuWeihnachtö-Gcschcnlcn fürDamcn besonders cmpfchlcnöwcrth ist: Der elcgantc und wohlscrvirte Kc, ffcc- ilud Thec-tisch vonI. Rottcuhöfcr, Mundloch Sr.Maj. des KömgS vonVaiern. Kaffee und Thee trinken erfordert keine allzugroße Geschlck-lichkcit; das versteht jedes Mädchen schon, wenn cs noch im Flügel-klcidc cinhcrgeht; aber Kaffee nuo Thee kunstgerecht zu bereiten, ausnehmend wohlschmeckend zn niachcn und danu nut mier Folie von allerlei Vackwcrk und Näschereien elegant zu strvircu, so daß jeder ^ Dame von Bildung und Geschmack das Hcrz auf dic Zunge trttt, das ist uicht augeborcu, das muß erlernt werden, und dazu gibt oben aenanntcö Bnch dic beste Anleitung.