»WM' > ^ «H^. 3R VWr gchrgang. 23. Mai R85^. Du sollst den Tag nicht var dem Abend loben. ^ '^^u sollst dcn Tag nicht vor dem Abend loben, Nicht rühmen dich dcs Glücks, das dir beschecrt. Nie bald kann noch ein Wetter dich umtoben, Wie bald ist, was du mühsam schufst, verheert. Bereite dich, zu allen guten Stunden, Daß du die kummerschwerc ftst empfängst: Damit, schlägt dir das Schicksal wieder Wunden, , Du leicht zurück die bitt'rc Thräne drängst, j Des Schicksals Fäden sind zu sein gewoben, ! Du siehst dcn Knotcn nicht, der dich umschlingt. ^ 2'rum, sollst dcn Tag nicht vor dem Abend loben, Dn weißt ja nicht, was dir der Abend bringt, 2. Das ist das Loos des ird'schcn Seins: Vin stetes Kommen und Gehen, Und «as man liebet, cS ist um eins, So mag es der Wind verwehen. Dann steht man still und denkt zurück Und weiß cs nicht zu fassen, Wie man von seinem schönsten Glück So leicht, so schnell konnt' lassen. ^' ^ Der erste Eindruck Havanna's. Vom Prof. Anton Zhishma». sVas Dampfboot, welches Passagiere und Waren von Süd-Earolma nach der Insel Cuba trägt, legt, nachdem es die ycfährliche Fahrt zwischen den Riffen Ost-Florida's und dem Golfstrume überstanden, an einem kleinen, nur wenig über den Spiegel des Ozeans gehobenen, gänzlich übcrsandeten Eilande, Te^ >^8l genannt, an. Es ist dieß das südlichste jener Riff-Inselchen, welche sich vom Cap Florida bis zur Gruppe der Schildkröten-Eilande (lorlun«« j^Inncl«) in einer Lä'nge von zweihundert engl. Meilen in das mcrikanischc Meer erstrecken. Der Reisende, welcher beim Anbruche eines heitern Abendes nm Rande dieses Eilandes steht, kann die Pracht des Meeres ^d die Klarheit der Atmosphäre nic gcnng bewundern. Schnee- weißer Schaum rollt unaufhörlich über den glatten Meeresspiegel hin, wie Gypsmilch über hellgrüne Marmorplatten gegossen, und die herrliche Bläue im Zenithe verschwimmt allmalig in prachtvollen Tinten in die Gluth des westlichen Himmels. Süd- und ostwärts bezeichnet der dunkle, scheinbar in beständigen Wettern begriffene Horizont den Lauf des Golf-stromes. Die fortwährende Verdunstung seines warmen Wassers und die seitwärts einströmende kältere Luft lagern über ihm wie graue Wolkcngebilde und regen seine Fläche auf) engl. Seefahrer nennen diese Erscheinung das Golf-Wetter szl'ois ^von-tlier). Die Fahrt nach der Havanna geht von Xe^ >V«5t quer durch den Arm des Stromes, die wiederholte Ruhe des Meeres und das Wiedererschcinen des heitern Himmels zeigen an, daß man ihn durchzogen habe und sich in der Nähe Cuba's befinde. Fahrzeuge werden nun häufiger sichtbar, ein langer dunkler Streif am südlichen Himmel verkündet die Nähe des Landes. Vald zeigen sich die Hebungen dcs Vodens, von der Atmosphäre bläulich gefärbte Verge, vor allem andern aber tancht westlich der znckcrhutförmige, isolirtc slm 6« )lnwi^N8 langsam empor. Das Land wird immer dentlicher, sein Grün wird bemerkbar, Einschnitte zertheilen die Masse des Gebirges, man unterscheidet den Wald von bäum- und buschlosen Stellen, den Wiederstrahl der Sonne an den Mauern des Kastells (>I Nol'i'l). Gruppen schlankstämmiger Palmen, endlich die spanische Flagge an den Festungswerken und das Aufblitzen dcr hoch oben wachenden ^ Vajonnete. Durch einen dreihundert Ellen breiten, links von dem aus gelbem Kalkstein aufgethürmten Kastell tl Ncirio, rechts von einem niedern Fort geschützten Eingang gelangt man durch einen Kanal in dcn dreibuchtigeu, zwci und eine Vicrtcl-Meile langen und eine und drei Viertel-Meile breiten Hafen, an dessen westlicher Seite die Stadt Havanna liegt. Die lichten, verschie- i denfarbigen Gebäude blenden im Neficre der tropischen Sonne das an den einförmigen dunklen Anstrich gewohnte Auge des Nordländers, der wcisie Anzug dcr Bewohner erweckt in ihm unwillkürlich den Gedanken, als wäre der Ort von lauter Väcker- ! Gesellen bewohnt. Gin Gedränge von Neger-Sklaven tobt alt dem Quai, den im Boote zufahrenden Fremden von dcr Ferne Dienste anbietend, pluinpc Karrrn, von zwei oder drei hinter-einander gespannten Maulthieren gezogen, poltern durch die engen Gassen, zerfetzte Lastträger, lärmende häßliche Weibcr-gestalten und leicht und fein gekleidete Männer mit ihren unzer- trennlichcn aromatischen Zigarren beengen die hohen, oft nur ^ 2—3 Fuß breiten Trottoirs. Ist es Abend, so rollen die schmucken, zweirädrigcn Volanten mit dem andalusischcn Pferde, , dessen Mähne und Schweif zierlich zn Zöpfen geflochten sind ! und an dessen Nucken der ^nlo^ro sitzt in reicher Livree und Reitstiefeln, deren hintere Hälfte die schwarzen Waden offen läßt, unter silbergleichem Geklirr durch die (^»11« Olu8po und ! (^«Ile Oi eillv in's Freie hinaus. In ihnen sitzen zwei, auch drei Havanneserinnen in weißen, sanft hingegossenen Kleidern, unter denen die atlasbekleideten Füßchen hervorgucken, mit einer Rose ! ä In mocla ^lullliuxa im schwarzen bloßen Haare und in halb- ! liegender reizender Stellung. Kein Schauspielhaus, kein Künstler ! vermag in der That die weibliche Grazie anziehender zn machen, ! als die sylphenglcichen, schwarzäugigen ^cnuriw» in ihrer dia- ! phanen Draperie, wenn sie so schweigend aus der Tiefe nach ! den Trottoirs blicken und die Grüße ihrer Bekannten lächelnd ! erwiedern. Die Abendfahrt in der Holante bildet aber auch die ! wichtigste Begebenheit in dem Tagesleben der Creolin. Vom ! Morgen bis nahe zum Sonnenuntergang pflegt sie zu Hanse in ^ leichter Toilette, ohne Strümpfe in losen, klappernden Schlarfen, , der üppigen Fülle des ungekämmten Haares über den Nacken freien Lanflassend, in der dc'r^use gedankenlos schwatzend oder halbschlummernd zu schaufeln. Dieß ist die Lebensweise der tropischen Länder Amerika's, welche die Einwohner der Lonisiana ^ mit dem Ausdrucke creolisiren (!<» ^renlix«) bezeichnen. ! Ist das Dunkel der Nacht angebrochen, eilt Alles, was Freiheit und Lust hat, nach der i'Inxn ä'nvm65, wo sich vor dem Palaste des spanischen General-Kapitäns eine. liebliche Anlage ausbreitet. Denke man sich da eine militärische Vande, welche einen alt-castilianischcn Marsch spielt, wehmüthig und martialisch, als gälten diese Klänge einer geschlagenen Mauren-Schlacht, oder pathetische Serabanden oder eine Alles belebende "I'ow ./Vr<>n-()l>e55n, dazu vier riesenstämmigc Palmen, unter ihnen Schrauben- und Sago-Palmen, Gebüsche des schönen Nilm0U8 ra,8ll8m«N8i«, die Statue eines europäischen Königs, mehr Grabes-Monument als bloßes Denkmal ehrender Erinnerung, ringsum auf Bänken ruhige Träumer, in den Gängen rauchende Wandler, den spanischen Sprachklang, darüber eine heilige Nuhe des Himmels mit dem blendenden Monde oder der schattenwerfcnden Venus, und riesige Sternbilder auf einem Grunde, welcher, wie im Wicderscheine einer in unsichtbarer Ferne brennenden Welt roth schimmert und so traurig absticht uon dem verlassenen Norden, der im Rücken schwarz und schaurig liegt, wie die düstern Eisflächen, welche er überspannt; wie viele Gedanken wachen nicht dabei in dem reisenden Denker aufvon den Tagen Colombo'ü bis zu den gegenwärtigen letzten Vibrationen der spanischen Macht aufdiesem Kontinente! In den finstern Gassen ist es indessen einsam geworden, ' die hell erleuchteten Gissalone schallen vom Klänge der Geschirre, Münzen und schreiender Diener; Wagen und Neger sind verschwunden, und hinter den weit ausgebogenen hohen Gittern der meist ebenerdigen Häuser stehen die geschmackvoll gekleideten Schönen lispelnd und nach den vorüberziehenden c:^)cülr>'0.^ spähend. Die Stunden der späten Nacht, während welcher die Emission der Wärme aus Etcin und Holz fortdauert, zrerdei? besonders peinigend. Im Echlafgemache, vom Vettgehange umhüllt und von den lästigen Mosquito's umsummt, hat man keine Nuhe. Man besteigt deßhalb gerne die Terrasse des Hauses, wo man unwillkürlich die Blicke stets nach dem südlichen Himmel richtet, an dem die prachtvollen Gestirne emporsteigen. Im Rücken ragt die alte Kathedrale mit ihrem gespenstischen Mauerwerk wie eine Bastillc in den dunkler» Himmel empor; hinter ihr rollt das Licht des Leuchtthurmes in langweiligem Tempo, noch ticscr wälzen sich graue Wolkenfratzcn über das merikan. Meer hin; die Stille wird im Unisono gestört von dem dumpfen Glockenschlag der Thurmuhren, dem Rufe der Schildwacheu am Kastell ol Uoi-i'o, dem lli^ uno oder I»5 6o« und »ereno der Nachtwächter, halb Gesang und halb Geschrei, und von dem mit den zeitweise sich erhebenden Luftssrichen scheinbar näherrückenden Hundegebclle ferner Quartiere. Hier und da verkündet das Aufglimmen eines ^i^ull) einen wachenden Träumer, das Nacht-geziefcr pfeift an den Ohren vorbei und aus der Tiefe neckt aus einem unbeleuchteten Fenster eine unbekannte feine Stimme mit einem tni^na nooli« c^dalleru. Die dem Morgen zueilenden Stunden gestatten endlich den matten Gliedern Ruhe. Mit Ausnahme der regelmäßigen Sommer-Nachmittagsregen und der Gewitterzciten hat man nur am frühen Morgen den Genuß der frischen Luft, wobei der aromatische Duft der Pflanzenwelt und des mit den schönsten, saftigsten Tropenfrüchten beladenen Marktes die ganze Stadt erfüllt. Leider ist ! auch dieser nur von kurzer Dauer. Kaum erscheinen wieder die ! schwerfälligen Maulthicr-Karren, von zerrissenen und laut gäh^' ! ncndcn Negern geleitet, in den engen Gassen, kaum beginnen ^ einzelne Schlaftrunkene und Priester, bald in gebeugter Demuth, ^ unbedeckten Hauptes, im Kirchengewande, bald gebieterischen ! Ganges, den durch mattes Lampenlicht erl^ .yteten Kirchen zu-" zueilen, so schwindet schon die gleichsam kühlende Bläue des , Himmels. Die Atmosphäre erhält eine weißliche Farbe, Jeder-! mann strebt in den immer enger werdenden Schattenstreifen der i Trottoirs zu bleiben, nackte Kinder kriechen auf allen Vieren ! vor den Verkaufsbuden ihrer Eltern, die Eishallen füllen sich, Alles, was nicht der Zwang oder das Interesse hinaustreibt, meidet die Gasse; die Hausthiere liegen mit ausgestreckten ! Zungen und schnell nnd schwer athmend in den kleinen Schattc,,-! winkeln; die Vögel selbst flattern in der verdünnten Luft mat-- tern Fluges über das Land, während die schönen ^nora« in ! den Parloirs sich in der dci-^u^ wiegen und schon an den ! Abend und die Volante denken. Ein geist- und athcmbeengen-der Qualm herrscht in den tiefsten Schichten der Luft, die Brise ^ selbst gibt keine Linderung, sie treibt vielmehr die Hitze in die i Eckcn der Gassen, das Pflaster brennt durch die Sohlen, an der ! Haut des halbnackten Negers rieselt der Schweiß; durch einen schnellern Gang glaubt man der Hitze zu entgehen, die Kokos-! frucht gibt eine widerlich laue Milch, der Gcschäftsmani! ! schmachtet in seiner Stube in peinlicher Unruhe, der Hund schleicht träge umher und empfängt ohne Gewimmer die Hiebe seines Herrn, und am Fischmarktc kochen die Abwürfe der Ware z in eckclhaftem Gcstankc. In den heißen Sommertagen, wenn die Sonne ihrc ^ schattenlosen Strahlen zu werfen beginnt, versagt auch das Feuer der Maschincn-Wcrkstätte seine gewöhnlichen Dienste. Die Flammen dehnen sich damals i'iber den Herd hin, gleichsam hungermüdc und Futter suchend. Es gab schon Fälle, in welchen Maschinen in Folge der zu hohen Lufttemperatur in den znm Betriebe der Arbeit erforderlichen Gang nicht gebracht werden konnten. So reifen denn am Lande wie auch auf dem von Schlammthier-Massen überzogenen Hafenspicgel allmälig die pcstilenzia-lischcn Miasmen heran, welche das schwar;e Erbrechen in schauderhafter Form erzeugen, ein Uebel, das, wie uns die Statistik der Krankheiten beweiset, sogar die Gräucl der Pest überbietet. Verschiedenes. Professor Simony s Panoranta von Laibach. Von geachteter Seite wird uns die Benützung eines ans die bevorstehende Veröffentlichung dieser höchst interessanten Aufnahme bezughabenden Schreibens gestattet. Prof. Simony sagt in demselben- „Das Panorama von Laibach wird nun in Kupfer ! gestochen und hoffentlich vor Ablaufcincs Jahres fertig werden. ! Obgleich die Auslagen sehr bedeutend sind, so will ich sie doch i riskiren, in der Hoffnung, daß sich in Kram so viele Kunst- 5 freunde finden werden, als nöthig sind, um das Unternehmen ^ zu decken. Der Preis des gegen 7 Schuh langen Panorama's ! wird in keiner Weise übcr 4 fl. (5. M. gehalten werden. Schon in den nächstl,'!! Tagen beginnt ein Künstscr die Arbeit. Sobald ein Blatt fertig ist, will ich es nach Laibach schicken, um durch j die Eröffnung einer Subskription die Zahl der Abnehmer beurtheilen und die erste Auflage darnach bestimmen zu können. Ein erläuternder Trrt wird aUc wichtigern physikalisch-geogra-sischen Verhältnisse des dargestellten Terrains besprechen. Mit diesem Werke hoffe ich, einen nicht ganz werthlosen Veitrag ' zur Erweiterung der Kenntniß Ihres schönen Landes zu liefern ! und zugleich der mir durch die Wahl zum korrespondircnden ! Mitgliede des historischen Vereins inKrain zugefallenen neuen Verpflichtung nachzukommen." j Macht der Gewohnheit. In Nußland besteht die Sitte, am Vorabend des Ostersonntags eine Art von Kuchen zu backen, und diese in die Mitternachtsmesse zur Weihung zu tragen. Dieser Sitte getreu hatte eine arme alte Frau in Peters- > bürg am letzten Charsamstag ihre Kuchen bereitet, und «war- ! tete das Zeichen zum Kirchgange, Müdigkeit machte sie jedoch einichlummcrn. Plötzlich wurde sie durch ein unerwartetes Geräulch aufgeweckt, und als sie die Augen geöffnet, sah sie einen Mann vor sich, der mit drohenden Mienen, ein Misser in der Hand, offenbar in räuberischer Absicht eingedrungen war. ! Schon glaubte die alte Frau ihr letztes Stündchen gekommen, ^ als die Kanonen der Festung erdröhnten, und mit dem Klänge ! aller Glocken vereint Mitternacht, den Beginn des hohen Festes ! verkündeten. Da durchblitzte ein Lichtgcdanke die geängstigte Arau; sie langte rasch nach einem Kuchen und bot ihn dem ! Räuber nach altem Gebrauche und mit der traditionellen Formel an: „Jesus Christus ist erstanden." „In Wahrheit, er ist erstanden," erwiederte der Nä'nber, einer jahrelangen Gewohnheit huldigend, während das Messer seinen Händen entglitt. Sodann umarmte er sie, wie gleichfalls üblich, drei Mal und entfernte sich mit den Worten' „Mütterchen, du hast dein Leben und meine Seele gerettet." Beethoven als Koch. In dem reichhaltigen Werke > von Ulibischeff sind cine Menge charakteristischer und origineller z Züge aus Beethovens häuslichem Leben zusammengestellt, die das Porträt des grosien Tondichters in anziehender Weise vervollständigen. Gr litt, wie alle Hagestolzen, unter dem Druck j derHaushälterinncn und lebte in beständiger Empörung gegen sie. j Einst hatte er die Neinschrift einer Komposition verloren und fand sie in der Küche als Hülle von Butter und Käse wieder. Im ersten Zorn jagte er die Haushälterin fort und beschloß, sich selbst zu bedienen. Er meinte, ein gutes Mittagseffen zu i machen, könne nicht schwerer sein. als cine Symphonie zu ! schreiben. Kühn an's Werk schreitend, lud cr eine Anzahl Gäste ein, welche höchst erstaunt waren, Beethoven, mit weißer Mütze, und Schürze angethan, am Herdfcucr z>l finden. Es dauerte ! sehr lange, bis die ungewohnte Arbeit vollendet war; endlich z konnte aufgetragen werden; aber wer beschreibt das Entsetzen ! der hungerigen Gäste, als eine Suppe erscheint, welche sogar ! von Bettlern verschmäht werden würde; das Rindfleisch war ! halbgar, das Gemüse schwamm in einem Ozean von Wasser, ! und der Braten glänzte prächtig schwarz wie Kohle, als hätte l er den Weg dnrch den Schornstein genommen. Es gab nichts ! Genießbares; auch aß Niemand, außer dem schwitzenden Wirth, der jede seiner Schüsseln mit einer Art Verzweiflung lobte und flehte, man möchte davon essen. Dazu konnte sich jedoch Niemand entschließen; das Dessert und die Weine wurden als Entschädigung verzehrt. Man suchte den Komponisten zu überzeugen, daß er für die Musik mehr Talent als für die Küche habe, und versöhnte ihn mit seiner Haushälterin. ! Apostrophirt oder nicht? Das ist die Frage, um ! welche sich in einer Pariser Erbfchafts-Angelegenheit ein merkwürdiger Rechtsstreit dreht. Herr v. M., der im vergangene» ! Februar verstarb, hat ein eigenhändig geschriebenes Testament hinterlassen, welches mit folgenden Worten schließ:: „Und um meinen Neffen Karl und Heinrich meine volle Zuneigung zu bezeugen, .j? lc>ZM ü ckil!,'»m (l'«ux (nu cl«.'ux) o j'i-lwoß." (Welches in der ersten Leseart heißt: so vermache ich ^ Jedem von ihnen (ux) malhunderttausend Francs.) Das Papier ist ganz frisch beschrieben gefaltet worden, wodurch mehrere Buchstaben befleckt wurden. Dic Legatare behaupten ! nun, daß der Apostroph einer jener Flecken sei; allein der (5'rbe, ein Sohn des Verstorbenen, behauptet im Gegentheil, daß es ein wirklicher und gewolller Apostroph sei. Dieser Apostroph kostet ihn 209.0l1l) Francs, und da die Sachverständigen auö dea folgende Worten keineswegs auf die wahre Absicht des Testators schließen können, so ist es interessant, welches Urtheil diesen Konflikt schlichten wird. Mteuschenpreise iu Lonisiana. Ein in Louisiana j erscheinendes Blatt meldet einen unlängst stattgehabten Verkauf von 13 zur Plantagen-Arbeit bestimmten Sklaven, bei welchem folgende hohe Preise erzielt wurden- Für Vcnton, 10 Jahre alt, wurden 1363 Dollars gezahlt,: für Amanda, 14 Jahre alt, 147«; fürHaVdcn, u: Jahre alt, 1623; für Palsey, 16 Jahre alt, 160«; für John, 17 Jahre alt, 1820; für Herrison, 13 Jahre alt, 1883; für Louisa, 23 Jahre alt, 1933; für George, tt> Jahre alt, 2000: für SilaZ, 21 Jahre alt, 2020; für Charles, 1« Jahre alt, 2063; für Laura, 16 Jahre alt, 2070; für James, 21 Jahre alt, 2130, und für Lewis, 31 Jahre alt, 2300 Dollars. Pariser Demi-Monde- Neulich, schreibt der Pariser Korrespondent der „Wes. Ztg.", sehe ich in Gesellschaft eines Franzosen einer Auffahrt in den Champs Vlyst'es zu. Gewisse Wagen mit einem wiederkehrenden Personal erregen meine Aufmerksamkeit; rechts auf dem Hintersitze eine jüngere Dame, ! regelmäßig durch schneeweißen Teint ausgezeichnet; links neben z ihr eine ältere Dame, so etwas wie 40 Jahre alt, bescheiden im Anzug, niodcst in der Farbe, chokoladen- oder ftohfarbenes ^ Kleid, Huc ohne Spitzen; vorn nach rückwärts gekehrt, ein Knabe in der Uniform der Pensionäre unserer Gymnasien und Lyceen. —Sind wir denn in den Schulfcrien, frage ich meinen ! Begleiter, dasi diese Mütter ihre Gymnasiasten spazieren fahren? i Eeben Sie nur, wie viele kleine Vlauröcke mit Metallknöpfen! ! — Mein Freund lachten „Das find gemiethete Gymilasiasten." Wie so gemiethet? fragte ich. — „Für wen halten Sic diese Damen denn? nehmen Sie sie ernstlich? — Warum soll ich sie uicht ernstlich nehmen?— „Es sind gewesene Kammermädchen, Modistinnen, Näherinnen, Damenstiefel-Stickerinnen, die sich in ^ lauter Miethwagen der großen Welt zeigen." —Und die Gymnasiasten? — „Sind lauter Buben aus ihrem Stadtviertel, Produkte der Portiere oder der nächsten besten Hökerin. Man zieht ihnen die Blouse aus, scheuert ihre Hände, kämmt ihre i Borsten etwas glatt, und steckt sic in die Gymnasial-Uniform, ! die beim Confcktioneur fertig zu haben ist. So wird aus der ! Modistin oder Feinwäscherin eine „Mutter" mit einer Familie, mit geordnetem Hauswesen und Renten. Wenn der Junge seine Sache gut gemacht, wenn er kein Argot oder Kauderwä'lsch gesprochen, nicht geflucht, wenn er zur rechten Zeit sich geschneuzt, kurz, seine Mutter vor den umhcrschwärmcnden Reiteru nicht blamirt hat, so erhalt er beim Nachhausekommen 30 Centimes. Das geht auf die Stunde, die Jungen machen ein Geschäft; nächstens wird sie das Departement des öffentlichen Unterrichts wohl wegen unbefugten Tragens der Uniform gerichtlich belangen. In keine,» Lande wird so viel Zucker consn-mirt als in Schweden, wie denn überhaupt nirgends mehr Süßigkeiten geliebt werden, als bei den abgehärteten Kindern des Nordens. Ohne Salz kann ein Schwede Methusalems Alter erreichen, aber ohne Zucker geht er elendiglich schon im ersten Lebensjahre zu Grunde. Daher verbrauchen die 3^ Millionen Schweden mehr Zucker als 10 Millionen Deutsche, und die Zuckerfabrikanten sind sämmtlich Millionäre geworden. Alle Nahrungsmittel sind süß, bei denen Zucker möglicherweise angewendet werden kaun. Setzt man sich irgendwo zu Tische, so fällt der erste Blick gewiß auf eine ungeheure Schale, gefüllt mit weißem Pulver, das sich bei näherer Besichtigung als fein geriebener Zucker enthüllt. Auch das Brot wird mit Zucker eingemacht. Die Suppe ist so süß, daß mau nach ein Paar Löffeln genug hat. Man greift nach dem Speisezettel. Da steht: 5^lmt, ü,<.>cl ii^ss und gleich daneben l»(»u> mrcl 1ut,ixio >!> ?, I', Vurßi^i'io, llol l^cmlu ltinnlcli ('.lirü,,,, — Das zweite ist cin kleineres Vild von Paulo Vcroncsc (Maria-Verkündigung), in cinem gleichzeitigen Margestellc aus Elfenbein und Ebenholz, ebenso wcrthvoll als nett. — Was nun Volpi's Münzsammlung anbelangt ^ obgleich cr nur einen geringen Theil derselben bei sich hatte — so ist doch ein näheres (5ingcheu unmöglich, wegen des Reichthums uud der Pracht derselben, welche alle Perioden und alle Nationen umfaßt. <5s wäre j, ht ohne Zweifel die beste Gelegenheit gewesen, die Münzsammlung des histor. Vereins mit den schönsten Stücken zu bereichern, wenn nur die finanzielle Lage desselben eine bessere wäre. Aber eben, weil dieses nicht möglich ist, ergeht um so dringeüder das Ansuchen an alle Patrioten und Valcrlandsfrcunds, durch Geschenke aus ihren eigenen Sammlungen die des Vereins zu bereichern. Denn es ist bekannt, daß an 14 Privat - Münzsammlungen in dcr Stadt Laibach sich befinden, welche — leider nur ganz verborgen — i manches Kostbare cnlhaltcn. Würden diese Sammlungen dem Vereine ! gegeben werden, so würden dieselben i» ihrer Vereinigung »inen größern ! Nutzen gewähren, außer dem aber auch durch die gegenseitige Ergänzung an Werth sicherlich gewinnen — abgesehen davon, daß dadurch eine vor< aussichtlich hoffnungsvolle vaterländische Anstalt, die im schönsten ! Aufblühen begriffen ist, eine dankenswcrihe Unterstützung erhielte. — Durch solche patriotische Gaben ist die Sammlung des Museums so reich geworden! - Aus dem Munde Dr. Volpi's vernahm Nef. auch das Lob einer Privat-Münzensammluug in unserm Nachbarlande Kärutcn. Dcr als Kunstfn'und bekannte br. Josef v. N ai n er in St. Veit besitzt ! dieselbe, welche zwar nicht an Zahl, wohl aber au innerm Werth und Seltenheit alle -- auch die öffeütl. Sammlungen Stciermarf's, Kraiu's und lcärutcn's —weit überragt. Diese Sammlung zahlt IZ.lWy Münzen ^ fast durckgehcnds ausgesuchte uud bcsterbaltene Cremplare, darunter ! 1N00 iu Gold, «0(10 iu Silber. - - Endlich wollen wir hier. da wir ! unö schon zum größten Theile mit Münzen beschäftigt haben, erwähnen, ! daß unser fteißigc vaterländische Numismatiker, Herr Kustos Anton i Iellousches, iu der iu Weißensee in Thüringen c>scheinenden ,,Numis-! matischcn Zeitschrift" (I«57, Nr. 4, 5, ll) ,,Nachrichten über Krain's ! Miiü,zWesen" veröffentlicht h^t, in Welchen er zuerst die im Mittelalter ' iu Kraiu geprägten Münzen, dann jene, welche uicht in Krain geprägt < wurden, aber doch dort im Mittelaltcr vorzugsweise Giltigleit hatten, ! dann die Medaillen des Laibacher Visthums,' endlich die übrigen im i Museo oder sonst wo befindlichen, auf Krain Bezug nehmenden Münzen mit gewohnter Umsicht und Genauigkeit beschreibt. ^ ^ c^ (?o^. Druck und Verlag von Ig«. v. Kleinmayr L5 F. Vamderg in Laibach. — Verantwirtlichcr Redacteur: F. Vamberg.