1 Mllier | Zeitschrift für Stadt und Land, u und slavisch Erscheint jeden Dinstag und Freitag Abend» sendung 1 fl. 30 \r0( 49. Verautwortl. Redaction: Vineenz Die Oeffentlichteit und Mündlichkeit des gerichtlichen Verfahrens. Von Dr. Lanritsch. (Fortsetzung.) Wenn nun der Inquisitor die Untersuchung schließet was von seinem Ermessen abhängt, sichtete? und wieder nur e r allein alle Akte», klaubt daS Wesentliche heraus, macht das sogenannte Referat, und unterbreitet eS dem Spruchkollegium, welches den Beschuldigten weder gesehen noch gehört hat, soi'dern den Akten Glauben bis zur Umrüglichkeit bciinessend, das Urtheil spricht, und dann alle» zusammen öfter von Amtswegen dem Appellation» Gerichte und diese» der oberste» Justiz-sielle übersendet, welche Stellen n.'ch weniger ein leb-dafies Bild deS ganzen Thatbestandes erhalten können. Wenn aber der Jneulpat selbst oder durch einen Vertheidiger den Rekurs ergreifen wollte, so kann Niemand die Eixsicht der UntersuchungS Akten begehre», sondern nur die Mittheilung der Beweggründe deS Urtheils verlangen §. -165. deS St. G. D. Viel größer ist noch die Verzögerung beim Civil Prozeß; wider das In* teresse jedes Geblagten und der Advokaten eS erheischt, die Sache so viel als möglich zu verziehen, zu welchem Ende sich die letztem maßlose Fristen bewilligen, sich wegen nicht Erscheine» bei Gericht für entschuldigt halten, und sich zu diese»: Behufe von den unwissenden Partheyen die Vollmacht ertheilen lassen. ES ist mir vorgekommen, um ein Beispiel zu geben, daß ein Advokat durch 2 Jahre mit der Erstattung der Einrede zauderte; zulcyt, da ihm daS Gericht und der Vertret-ter der Gegenparthei nur noch 8 Tage bewilligten, gab er die Vertheidigung auf und die Parthei mußte sich nach nutzlos ausgegebenen Gelde, zu einem andern wenden, der theils gegründete, theils ungezründete Ur» fachen in Fülle fand, den Schlendrian von vorne anzufangen. Uebcrdieß wird der Prozeß noch durch eine Anzahl unnützer Bittschriften, Bescheide, Jnzidenzstreitig-feiten und Beiurtheile ins Maßlose gezogen. Z Zeitnug t besonderer Rücksicht ans deutsche Interessen. — Preis vierteljährig 1 fl. 13 kr. ; mit Postver-r. Eonv. Münze. Prasch, k. k. Professor. DinSiag am 31. Cet. 1848. Sind endlich nach Ucberwältigung aller Hindernisse die Akten inrvlulirt worden, so verfließen häusig G Monate bis das Endurtbeil geschöpft, 1 bis 2 Wochen bis eS aus den Erpedn den Partheim eiiu gehändigt wird. So zieht sich dieser Schneckengang auch in der 2. und Z. Instanz fort, und dieß unter den» Borwande der Gründlichkeit, der man alles opfert. Wie ganz anders, um wie viel schneller die persönliche Freiheit und da» Interesse der Parlheie» wahrender und eben so gründlich, ist daö mündliche Verfahren. Beim Kriminal Prozesse geht die Voruntersuchung so schnell als möglich von Statten, weil der Vertheidiger, welcher den Angeklagten gegeben werden muß, und der Siaatsanwalt sich, so hurtig und so gründlich als nur thunlich, vorbereiten zu dem vom Richter bei'timmteu Tage, dessen Geschäft nur in der Fällung deö Unheil» besteht. Der Vertheidiger wird alles aufbiethen, um seinen Anbefohlenen bald zur Loüfprcchung zu verheU fen; der EtaatSanwalt wild nicht säumen, die Rechte und Gesetze deS Staates zu wahren. An diesem festgesetzten Tage nur wird der That, bestand mit den erschwerenden und milden Umständen vor den versammelten Richtern vorgetragen, von beiden Theilen nach allen Seiten hin erörtert, und beleuchtet, die Zeugen für und dagegen und die Künste verständigen werden in Gegenwart der Betheiligten vernommen; der Angeklagte selbst ist also allein diesen Eindrücken ausgesetzt - Auf diese Art wird ein lebendiges anschauliches Bild der That und aller ihre? Umstände dem Richter vor die Augen geführt, deren Eindruck ein solcher sein muß, als wenn er selbst alle» gesehen und erlebt hätte, und dadurch ist er in den Stand gesetzt, ohne Zeitverlust das Schuldig oder Richtschuldig auSzusvrechen, der Verurtheilte hört so--gleich daS Urtheil und kann sofort den Re-kurS oder die Eassation anmelden. Welch ein Er^ gebniß eines einzigen TageS. AlleS dieses gilt auch von den Eivil Prozeß, bei welchem der Richter wenn i der Fall nicht äußerst verwickelt ist, gleich was Rechtens ist, rntscheiden kann, und die Advokaten genöthigt werden, die Behelfe sich bald zu verschaffen, während sie jetzt jahrelang ganz gemächl,^ »st in der Ueberzeugung nichts'zu finden darnach suchen. Auf den löbli» chen k. k. FiScuS insbesondere werden die neuen Ge-sri-e gar wohlthätig und heilsam wirken; sein Wir-kungSkre-S wird ohnebin ein ganz anderer; allseitiger, also schneller, gründlicher und deßbalb unparteiischer wird beim mündlichen Verfahren das Recht gesprochen. (Forts, folgt.) Wien. In der VcrmitiagSsitznng deS Reichs-tageS vom 25. Lct. zeigt Präsident Smolka an, daß Fürst Windischgrätz erklärt habe, kein Deputiner, wel-cher sich als solcher ausweise, werde im Lager zurückgehalten. Aus Ersuchen deS FinanzministerS wird ihm der Termine Brestl als Zeuge der stattfindenden Vcr-Handlungen mit dem Feldmarschall beigegeben. In der äußerst wicheigen Abendsiyung desselben TageS sind 192 Deputirte anwesend. PillerSdorf hat mit Windischgrätz, zwar nicht im Auftrage deS Reichstages, aber im In-teresse der Humanität, eine Unterredung gehabt, und in derselben dem Fürsten erklärt, daß in der Stadt Rübe »nd Ordnung herrsche, die Rüstungen seien durch die Stellung deS Militärs herbeigerufen, die theils ange? drohten, theils schon auSgefühNen Maßregeln deS Fürsten aber inhuman, unvolilisch und gefährde» die Rechte deS ThroneS, wie die cvnstiiutionelle Freiheit deS Volkes. Der Fürst erklärte ibm fo wie dem Finanzminister KranS, er sei geneigt mit einer Deputation deS Reichstages auf Grundlage feiner am 23. gestellten Bedin-gungen zu unterhandeln und die Namen der auSzulie-fernden Personen anzugeben. Der permanente Ausschuß aber berichtet, eine derartige Unterhandlung nicht be-antragen zu dürfen. AuS Olmütz vom 22. Ort. ist ein kaiserliches, durch Wessenberg kontrasignitteS Res-rript berabgelangt, wodurch der Reichstag bis !5. November vertagt und nach Kremsier in Mähren berufen wird. Im Namen deS permanenten AuSschus-seS setzt der Berichterstatter die Bedeutung der Berta-gung auseinander, durch diese werde nicht bloß Wien, sondern die Monarchie zu Grunde gerichtet; er appel-lire daher von dem übel berathenen Kaiser an den besser zu unterrichtenden und stimmt für den Antrag deS Ausschusses, den Monarchen in einer Adresse um Zurücknahme der Vertagung zu ersuchen. PillerSdorf sti.iunt bei und bedauert, daß Wessenberg diesen Erlaß unter-zeichnet habe. Borrosch weiset darauf hin, daß durch die Verlegung nach Mähren daS ezechische Element in den Vordergrund trete; der Reichstag als eonstiluiren-der Körper könne sich weder vertagen noch verlegen lassen, sonst werde er inS Schlepptau der Hofpartei genommen, und könne, wenn man einmal nachgebe, dann auf ein Vierteljahr und sofort vertagt werden. Peitler zeigt endlich, daß wo der Reichstag auch das Ministerium und die obersten Behörden sein müssen; in Kremsier fehle jede geistige Verbindung, und fern von der öffentlichen Meinung der Presse, werde ein solcher Reichstag ohne Lebensnerv erstarren. Die Ad-resse wird anzenoirm»», und die Abgeordneten PillerS dorf, Potoekp, Fischer und Prako sind mit der Ueber-bringung beauftragt. Messenbauser hat am 23. die Stadt in Belage-rungSznstand erklärt, diese Proklamation aber dabin berichtigt, daß dadurch nur die Aufbietung aller waffenfähigen Mannschaft gemeint sei. Wer nicht sogleich auf den Sammelplätzen erscheint, P aus der Wobnunq abzuholen. Wer aus Leichtsinn oder böser Abficht das Vertrauen zu erschüttern trachtet, wird alsogleich verhaftet und kann selbst von den BezirkSeommandanten im Nothfälle summarisch veruriheilt werden. Die am 23. aufgefangenen Fässer mit österreichischer Scheidemünze waren nach Triest, nicht für die Armee bestimmt. Wien, 25. Oet. Um 10 Uhr Vormittags be* ginnt die Kanonade zwischen Nußdorf, Döbling und dem Währinger Spitz, während auch auf der Anhöhe zwischen Grinzing und dem Kahlenberg Kanonenschüsse fallen. In Erdberg und außer der Döblinger Linie bemerkt man den Brand mehrerer Häuser. Ielacic steht noch bei Schwechat und Zwölfaring. DaS Lager bei Jedlersee so wie die Schiffbrücke bei der schwarzen Lacke sind schwach besetzt, dagegen sind Batterien und Jäger von Nußdorf gegen den Augarten marschirt. Ein Ka-nonier von den unsrigen hat mit seinem Geschütz zwei feindliche Stücke unbrauchbar gemacht. Um 1 Uhr be-ginnt neuerdings Kanonendonner und Kleingewehneuer an der Nußdorfer Linie und dauert bis 6 Uhr Abends fast ununterbrochen fort. An vielen Punkten wird mit Granaten geschossen, und eben trifft die Nachricht ein, daß unserem Generallieutenant Bern im Prater das Pferd unter dem Leibe erschossen wurde. Agram. Die an dem Drave-Kordone von ibren Führern verlassenen und in Folge dessen nach Hause gekomme-nen Landleute, müssen in Folge Anordnung dcS Agra-mer ComitatS, bei Vermeidung der standrechtlichen Behandlung auf ihre Posten rückkehren. — AuS den Erzählungen der bereits nach Hause gekommenen Grenzer weiß man, daß General Roth dieselben an dem verhängnißvollen Tage an dem er sie verrathen, auf Umwegen so marschiren ließ, daß sie auf ein und demselchen Platz mehrnialS kamen, bis sie endlich in die Schlucht bei Ozora gelangten, wo der 18stündige Waffenstillstand geschlossen wurde, während welchem die Grenzer nichts als rohe Kürbisse und rohen Kukuruz vom Felde genossen, — und wo Roth die Uebermacht dcS Feindes und Mangel an Lebens-mittelu darstellend ihnen befahl, die Waffen abzulegen. — Indem ich dieses schreibe, hat schon die Mannschaft der Esseker und Peterwardeiner Festung die ungarische Fahne aufgesteckt, und eS ist muthmaßlich zwischen dieser und dem Offizierskorps, welches streng am kaiserlichen Adler hängt, zum Konflikt gekommen. — 219 — SÖon der croatischen Gräuzc berichtet man, daß unsere Truppen sich gegen Fridau und Polster»» ge-zogen und Groß Sonntag verschanzt haben. Steyr. Der Verwaltungsrath unserer National-qarde hat an den Präsidenten Scrbenskv daS dringende Ansuchen gestekt, unvxrweilt eine LandeSverihtidigungS Commission niederzusetzen. In Tirol wird eine Druck-schrist verbreitet, deren Thema dahin lautet: Die ra-dikale Partei hat in den Märztagen zu Wien durch Revolution unserem gütigen Kaiser Religionsfreiheit, Eonstitution und Preßfreiheit abgezwungen und jekt will si: di:selber. auch uns Tirolern aufzwingen!! Vergebens bemüht sich eine Anzahl freivenkender Män-ner daS Landvolk aufzuklären; der Einfluß der Finsterlinge ist zu gewaltig und daS redliche Bemühen jener Männer wird mit allen Mitteln verdächtigt und verhindert. Eilli. DaS Ausbleiben der Posten nöthigt unS, den verbreiteten Gerichten über die Residenz mehr Raum zu gestatten, als wir sonst bei geregelte», Verkehre gewohnt sind. AIS vollkommen glaubwürdig führen wir an, daß die Truppen bereits die HundSthurm, Erd-berg und St. Marrer Linie eingenommen haben. Auf der Schmelz soll ein blutiges Gefecht stattgefunden und daS Jäger Bataillon sehr stark mitgenommen worden sein. Nach einer oberflächlichen Angabe belauft sich der gegenseitige Verlust bereits an 3 — 4000. Der Glogg-mycr Bahnhof s»ll förmlich in Schutt verwandelt sein. Der Posteonducteur, welcher am 23. die Residenz verließ, brachte die Nachricht, daß an diesem Tage ein neuer Angriff stattfinden sollte. In den deutschen Krei-srn Böhmens soll der Landsturm organisirt und aus BreSlau 400 Freiwillige in Prag eingetroffen sein. In Frankfurt dauerte die Debatte über den An-fchluß Oesterreichs an Deutschland fort, ohne bis jetzt zu einem Resultate zu gelangen. Von Hetzendorf ist in Wiener Neustadt am 29. Oct. um 10 Uhr Morgens folgende telegraph ische Depesche angelangt: (Feldmarschall Windischgrätz an Oberst Horvath in Neustadt.) „Gestern hat ein allgemeiner Angriff auf Wien statt gefunden. Meine tapfern Truppen sind nach einem neunstündigen Barrikadenkämpfe, der Disvosition gemäß, in die Vorstädte, Landstraße, Rennweg, Leopoldstadt und Jägerzeile eingedrungen und haben die-selben bis an die Wälle der Stadt besetzt. Es wurden bereits UnterbandlungS-Anträge gemacht." Schon am 25. hatten die Bewohner von Fünf-hauS, SechSbauS, Rustendorf und) Lerchenfeld die Waffen abgelegt nnd am folgenden Tage standen die k. k. Truppen bereits in Neulerchenfeld und in der Leopold-stadt. Seit 25. wurde von Männern, Weibern und Kindern ununterbrochen an Barrikaden und Verschan-zungen gearbeitet. Ueber die Ereignisse vom 27. fehlen bis jetzt die Nachrichten. Folgendes Büllelin dali« aus dem Hauptquartiere Hetzendorf den 29. Oet. gibt über die Disposition der Armee einigen Aufschluß: Am 23. war die Stellung der verschiedenen Corps folgende: ArmeeeorpS deS FeldmarschallieutenantS Graf AuerS-verg: von Jnzersdorf gegen Roch, Neusiedl. Armee-corpS des FeldmarschallieutenantS Baron Jelacii:: von Roth Neusiedl bis Klosterneuburg, allwo eine Schiff-brücke ist. ArmeeeorpS des Feldmarschal - Lieutenants Fürst Reuß und Graf Sarbelloni: zwischen Nußdorf bis Breitenau, ReserveeorpS des Generalmajor von Schütte. Die ganze Macht ist bei 80,000 Mann in 02 Bataillon», 00 Escadrons und 150 Geschütze, ungerechnet den Belagerungepark. Die gemachten Be-dingungen wurden nicht angenommen, alle Unterhand-lungen zurückgewiesen. Am 23 Friih 10 Uhr allgemeine Vorrückung gegen Wien. Erstürmung der HundSthürmer, MatzleinSdorfer und St. Marrer Linie, Besetzung der Leopoldstadt, der Jägerzeile bis zum Theater durch Eroaten. Erstürmung deS RennwegeS, der Landstrasse, eines Theiles der Wieden einschließig der Heumarkt Kaserne bis an daS GlaeiS. Abgebrannt sind beide Bahnhöfe, zwei Zuckerfa-briken, mehrere Häuser, die große Dainpfmühle, wo» rin 54,000 Säck Getreide vorgefunden wurden. Am 29. sollte der Angriff fortgesetzt werden, und zwar hauptsächlich gegen Gumpendorf und die Wieden. Mit Kanonen wurde im Ganzen mäßig geschossen; grobes Geschütz wurde keines verwendet, daher mit Sicherheit anzunehmen ist, daß die Absicht war, mit möglichster Schonung vorzugehen, in der Hoffnung einer günstigen Sinnesänderung von Seile der Stadtbe-wohner. Bei Brück an der Leitha stand rin EorvS Ungarn von 3,000 bis 10,000 Mann, welche sich gegen Preßburg zurückzogen. Diesem entgegen stehen bei Schwadorf 34 Escadronen. Gr. Z. Am 29. Nachmittags sollen auch die Vorstädte Gumpendorf und Wieden von den Truppen mit Sturm genommen worden sein. Angeblich ist folgendes Ministerium zu Stande gekommen: Wessenberg, Präsident ohne Portefeuille; Felir Schwarzenberg, AeußereS ; Bach, Inneres ; KrauS Finanzen ; Breda, Justiz; Helfert. EultuS ; Brück, Handel; Mayer, Arbeiten. DaS Portefeuille deS Kriegs. Ministerium ist noch unbestimmt. Die Wiener Universität soll auf zwei Jahre ge-schlössen werden. Die sardinische Flotte ist bereits wieder in den Gewässern von Venedig, und daS österreichische Ge» schwader hat sich nach Pola zurückgezogen. - 220 - Perezel. der Commandant des ungarischen Ar-meeeorpS m der Murinsel, hat an die Behörden der fieiermärkischen Grenzstädte ein Schreiben genchle«, wenn er auSspricht, daß er durchaus nicht die Ab« ficht habe, mit seinen bis an die Drau vorgedrungener Truppen die Grenze zu überschreiten. DaS früher erwähnte kais. Rescript lautet: Wir Ferdinand der Erste, eonstitunoncller Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn ,c. »e. Die Unserem Herzen so schmerzlichen Ereignisse in der Hauptstadt der Monarchie und die Fortdauer deS anarchischen Zustandes daselbst haben UnS zur Wahrung deö Thrones und deS GlückeS Unserer Völ-fcr in die traurige Nothwendigkeit versetzt, die offene Empörung durch die Gewalt der Waffen zu unter--drücken, wie Wir dieses in Unseren Manifesten vom 16. und 19. October l. I. Unseren Völkern verkündigt haben. Bei dem gestörten Zustande der gesetzlichen Ordnung in der ^Hauptstadt und bei dem bevorstehenden Eintritte militärischer Maßregeln ist für den Reichs-tag unmöglich geworden, daselbst seine Berathung fort-zusetzen. Wir finden UnS daher bewogen, anzuordnen, daß der Reichstag seine Sitzungen in Wien alsobald unterbreche, und Wir berufen denselben auf den 15. November nach der Stadt Kremfier, wo er in der Lage sein wird, sich ungestört und ununterbrochen seiner großen Aufgabe der Ausarbeitung einer den In-teressen Unserer Staaten entsprechenden Verfassung auS-schließlich widmen zu können. ES werden demnach alle zum constituirenden Reichstage erwählten Volksvertreter aufgefordert, sich bis zum 15. November iu der Stadt Kremster zuver-läßig einzufinden, um daselbst die unterbrochenen Berathungen in Beziehung auf die Verfassung fortzu-setzen, und solche mit Beseitigung aller Nebenrücksich-tkn in Bälde einem gedeihlichen Ende zuzuführen. Wir versehen UnS, daß alle zum eonstituirendcn Reichstage gewählten Vertreter deS Volkes, ihrer Pflichten gegen daS Vaterland eingedenk, sich angelegen sein lassen werden, pünktlich zur obbestunmttn Zcit an dem bezeichneten zeitweiligen Sitze des Reichst»-geS zu erscheinen, und sich daselbst ungesämt mit der baldigen Lösung der ihm gewordenen großen Ausgabe ernstlich zu beschäftigen. Olmüy den 22. Lciober 1848. Ferdinand m.p. Wessenbergm. p. NeuesteS, Reisende, welche heute Mittags an-langten, berichten folgende Details, die ihnen von dem nach Croauen eilenden Courier Grafen E. mitgetheilt wurden. In den Vorstädten wurde der Kampf mit dir größten Ertiiternng fortgesetzt, und das Regiment La- I tour stürmre mit vollster Ka.np'eSwutl> vorwärtv. Die | Barrikaden boihen lange Zeit harinäckigen Widerstand, allein nachdem die Truppen die anstehenden Häuser angezünde/, wurden auch jene Bollwerke von den Flam-men ergriffen. Die Nationalgarden wurden von den Arbeitern alS Avantgarde vorausgeschickt; beide aber, so wie alle Waffenfähigen, kämpften bis aufs Aenßer-ste. Jedes HauS, aus welchem Schüsse fielen, wurde von den Truppen erstürmt, und die Bewohner nieder-gemetzelt; jene dagegen, welche sich neutral verhielten, verschont und mit einer Wache versehen. Die Sere-5aner und Gränzer sollen insbesondere unter der aka-dänischen Legion ein furchtbares Blutbad angerichtet haben. Endlich, als die Vorstädte bezwungen, wurde am StephanSthurme die weiße Fahne aufgesteckt; da» Militär rückte mit klingendem Spiele in die Stadt ein und besetzte alle Thore; wornach eS keinem Bewohner gestattet wurde, die Stadt zu verlasse». D>c Post ist auch heute ausgeblieben, und wir haben seit 26. Nacht» nur ein einziges Mal, näm-lich am 29. Mittags, Briefe und Zeitungen aus der Residenz erhalten. Aus Mähren fehlen die Zeitungen schon längere Zeit; eben so auS Südungarn, so zwar, daß wir auS TemeSvar seit 14. aus Belgrad seit 9. Oetober keine Zusendungen erhielten. Die Azramer Zeitung schreibt: Die Blöcke über die Drave in Essek steht noch immer fest, es haben selbe die Magyaren nicht abgebrochen, Beweis dessen, daß sie darüber in Essek eingerückt sind und in Kur-zem Slavonien überschwemmen dürften. Helfen u»S nicht die Serben oder Eroaten setz», so ist Slavonien wenigstens für dermalen gefährlich bedroht. Eben wird der Landsturin angeordnet. In Pcterwardein herrscht seit einigen Tagen die größte Militäranarchie. Die Besatzung ist in drei Parteien getheilt. A g r a m. Augenzeugen erzählen uns emrörende Momente aus dem Kriegszuge des Lerrälhers Roth. Die Mannschaft wurde unterwegs sehr schlecht ver-pflegt und litt — namentlich einige Tage vor dem unseligen Zusammenstoß bei Ozora — folternden Hunger und Durst, und während sich's der Herr General mit seinem Stäbe recht wohl sein ließ, in det, Land-Häusern deS Adels und in den Pfarreien lecker tafelte, sein regelmäßiges NachmittagSschläfchen hielt und zur Beförderung der Verdauung mit der türkischen Pfeife im Munde gemächlich im Hauptquartier promenirte. Ein andermal neckten zehn Husaren ein Bataillon Grenzer stundenlang und die Grenzer durften nicht feuern!!! Schnkllpressendruck und Verlag von I. B. Jeretin. i Jntelliqenzblatt zur Cillier Zeitung. Anzeigen jeder Art werden gegen Entrichtung der Insertionsgebühr ffir die gespaltene Cicerozeile Ml, 3 fr. für einmalige, 4 fr. für zweimalige und 5 kr. für dreimalige Einschaltung im hiesigen Verlags ZeitungS Comptoir des Z. B. Je retin angenommen. ]Yro. »•>. DinStag den 31. October 1848. Ciu Parfvrce Hnnd, ein halbe» Jahr alt, schwarj und weiß gefleft, ist seit Monteg den 23. Oktober 1848 in Cilli in Verlust gerathen. Lieser Hund war mit einem stählernen Halsbande versehen, jedoch ohne Aufschrift deS Eigenthümer». Im Auffindungsfalle wolle selber gegen eine angemessene 5tosteN'Vergütung im Comptoir der Eil-l ier<- Zeitung abgegeben werden. An z eige. Um einem vielseitigen Verlangen zu entsprechen, werden auch einzelne Numern der Cillier Zeitung zum Preise von 4 fr. CM. abgegeben. Zugleich wer-den so lange der geringe Vorrath reicht, noch fort-während Prämimerationen angenommen, und die frü-deren Blätter nachgeliefert. m Cillier Zeitung» Comptoir. Folgende Zeitschriften werden von Seite der Redaction um billige Vergütung zum Lesen abge-geben: Allgemeine österreichische Zeitung, Oesterrei-«bischer Lloyd, Wiener Postillon, Zwanglose Blätter für Oberösterreich, Gratzer Schnellvost, Agramer Zei-.-»ung, Laibacher Zeitung, der Südungar,. Zeitschrift au» Temesvar, der Serbe, Zeitschrift au» Belgrad. Bei ,1. II. Jcreliii^ Luch- Kunst »ud Musikalienhändler in Cilli ist zu haben: Sendschreiben a n H c r r,» M. B i b e r a ii c r Pastor der evangelisch - protestantischen Gemeinde zu Gra? von Brosche« Stadtpfarrvifär zu Cilli. Preis 4 fr. C. M. Katholische Chvräle oder Kirchenlieder # nach den kirchlichen Festzeiten geordnet. Zum Gebrauch für Gymnasien, Seminarien, Lehrer Gesang« rcreinc, k rch!»ä;e Chöre u. s. w. und für Männerstimmen vterstimmig bearbeitet von I. F. Kunkel, großberzoglich hessischem Seminar- und Gvmnasial-Mu- siklebrer. Preis 54 kr. S. M. * Zerstreute Blüten. Bon K ö r b e r. Prci» 40 fr. CM. Ferdinand und die Engel. Vision am 15. März 1848. Dritte Auflage. Preis 10. fr. C. M. §> e r Schwager M a r an seine Landleute. Briefe zur Aufklärung für Stadt und Land. .1. Lieferung. Ein und ein halb Bogen ö kr. C. M. Wiener Ereignisse vom 15. bis 28. Mai, erzählt und erläutert. Preis G fr. C. 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Kritische Beleuchtung der Reformvorschläge der schrittstellcrischen Gegner der österreichische» R