De lehr uns den Zchaden der Namnr KUUen und Mittel dieftl-rn M vertilsrn. k k <) Franz Pierz, Pkarrek in Birkendorf, wirklichem Mitglieds der k. k. krMerifchen Landwirthfchafts-Gesellschaft. Obwohl alle Geschöpfe vom vernünftigen Menschen bis zum verächtlichsten Würmchen im Staube eine zweckmäßige Bestimmung ihres Daseins in der allgemeinen Welkordnung ha¬ ben, die wir nicht immer einschen, so gibt es doch in allen drei Naturreichen manche Wesen, deren schädliche Einwirkung auf andere uns nütz¬ liche Dinge den Vorthcil ihres Daseins weit zu überwiegen scheint, darum wir solche entfernt wünschen. Dieß ist der Fall bei vielen giftigen Pflanzen und manchen schädlichen Thieren, be¬ sonders aus dem Ungeheuern Insekten-Heere, deren mehrere Arten die Pflanzen oder Thicre so sehr belästigen, und uns so viel Nachthcil bringen, daß wir ihr Dasein verwünschen, da¬ her dieselben ost feindlich verfolgen und tobten, Zu diesen feindlichen Geschöpfen zählen wir mit Recht die gefräßigen Raupen, deren schädliche Einwirkung auf die Obstbäume und andere Gewächse nicht selten zu einer Landplage wird, zu deren Abwendung oder Linderung alle Vorsicht sorgfältiger Landwirlhe und die ein¬ sichtsvollsten Maßregeln der weisen Regierungs¬ behörden kaum etwas erkleckcn. Da man über die Verheerungen, welche durch Raupenfraß an Obstbäumen so oft verur¬ sacht werden, fortwährend klagen hört, und di« sichtlichen Verwüstungen unserer Obstgärten durch dieses verwünschte Ungeziefer nicht selten dem eifrigsten Pomologcn die Obstbaumzuchc verleiden, hat sich unsere, um das gemeine Wohl der Landcebewohner so sehr besorgte hohe Lan- 2 bestelle zur Abwendung dieser Landesplage be¬ wogen gefunden, bereits schon durch mehrere, mittelst des Hochwürdigsten Fürstbischöflichen Ordinariats und andern unterstehenden Behör¬ den bekannt gegebene Currenden eine allgemei¬ ne Abraupung der Obstbäume im ganzen Lande einsichtsvoll anzuordnen. Aber die zweckmäßigsten Verordnungen sorg¬ fältiger Behörden, werden so lange nicht gehö¬ rig in Erfüllung gebracht, oder wohl gar unbe¬ achtet erfolglos bleiben, bis man nicht die Wich¬ tigkeit dieses Gegenstandes besser cinsieht, und die dringendste Nothwendigkeit, das Uebcl mit vereinten Kräften abzuwenden, mehr beherziget. Um aber dahin zu gelangen, ist es vorerst noth- wendig, daß wir: I. Die Naturgeschichte der schädlichsten Rau¬ pen wohl wissen,' II. Die üblen Folgen ihrer verderblichen Ein¬ wirkung auf die Obstbäume recht begrei¬ fen, und III. Die geeignetsten Mittel zur Vertilgung derselben gut kennen. I. Welche sind die schädlichsten Baumraupen? Unter die schädlichsten Feinde unserer Obst¬ gärten zählt man die gefräßige Spannraupe, sie^ ist die Brut eines kleinen aschgrauen Nachtschmet- terlings, kkalaena Zaometru hrumata, des¬ sen Weibchen unbeflügelt ist. Nachdem diese Raupen seit dem Monate Juni in der Erde un¬ ter den Obstbäumen 2 Zoll tief verpuppt gele¬ gen waren, kommen daraus die Schmetterlin¬ ge nach Verhältniß der Witterung zwischen dem Anfänge des Octobers bis zur Mitte des No¬ vembers oft in ungeheurer Anzahl hervor,- so¬ bald aber die nach eingetretencr Abenddämme¬ rung auf die Baumstämme kriechenden Schmet¬ terlings-Weibchen von den flatternden Männ¬ chen befruchtet werden, legen sie in die Ritzen der Baumrinde und Aeste, in Moos und Flech¬ ten, auf Zweige und Knospen eine solche Men¬ ge kaum sichtlicher Eyerchen, daß bald der gan¬ ze Baum mit Millionen der Raupen-Brut- Eger angesteckt ist, woraus im Monate Mai grüne fadendünne Räupchen mittelst der Son¬ nenwärme erbrütet werden. Sie werden täg¬ lich größer, ä'ndebn öfters ihre Farbe, und fressen das Baumlaub immerfort, bis sie groß gewachsen, ihre Raupenperiode beenden, wornach dieselben zur nächtlichen Zeit schwarmweise nach den Baumstämmen zur Erde wandern, viele sich wohl auch mittelst feiner Gespinnfäden aus den Aesten hinablaffen, und in der Erde verkriechen, worin sie sich verpuppen um im nächsten Herbste in Schmetterlinge verwandelt wieder zum neuen Unheile zu erscheinen. § J Eine andere den Obstbäumen beinahe eben so verderbliche Raupenart ist jene des Tags¬ schmetterlings oder Baumweißlings: kupiüo drstaegi, Sie ist haarig und größer als die Spannraupe, und ändert ihre Farbe in Dun¬ kelgelb, Braun und Schwarz, Ihre Schmetter¬ linge begatten sich im Juli, und legen ihr un- sichtliches, an einem feinen Gespinnste kaum kennbares Gcbrüt an die Blätter der Baum- jweige, an welche jedes mit Brut belegtes Blatt mittelst eines höchst feinen Gespinnfadens vor¬ sichtig befestiget ist, daß es nicht abfallen kann. Im April oder Mai durch Sonnenwärme ausgebrütet, leben diese Raupen ein Paar Wo¬ chen gesellschaftlich in Gespinnstneflern verwebt auf Baumästen, um gegen Wind und Regen geschützt zu werden; zerstreuen sich aber, wenn sie groß erwachsen, in alle Lheil« des Baumes, bis sie sich, so wie die Spannraupe, unter den Bäumen in der Erde verpuppen. Es gibt nebst den obgenannten noch mehr als 20 schädliche Raupenarten, deren Eigen¬ schaften aber hier zu beschreiben übcrflüßig wä¬ re, weil sie den obbeschriebenen zwei Hauptar- len in ihrem Erbrüte so wie in der Verwand¬ lung ziemlich gleich sind, und auf die Obstbäu¬ me weniger verderblich einwirken, indem sie in weit geringerer Zahl erscheinen. II. Welchen Schaden bringt der Raupenfraß den Obstbäumenr Wenn die obbeschriebenen zwey schädlich¬ sten Raupcnarten während der Begattung ihrer Schmetterlinge und in der Brutzeit durch schö¬ ne Witterung begünstiget, in großer Menge erscheinen, richten sie mit ihrem verderblichen Fräße gräßliche Verheerungen an den Frucht¬ bäumen in unfern Obstgärten an, indem sie dieselben in ungeheurer Anzahl ganz bekriechen, vom Zweige zum Zweige wandern, und wohl gar vom Baume zum Baume mittelst ihrer feinsten Spinnfäden, wie die Spinne beim Windzuge durch die Luft überschweben, und alles grüne Laub sammt der Blüthe so kahl abfressen, daß die Obstbäume wie dürre Be¬ sen aussehen, und die Folge dessen ist: 1.) Daß die Vegetation der in der un¬ schicklichsten Zeit entlaubten Bäume sehr nach¬ theilig gestört, und das Wachsthum derselben gänzlich gehemmt wird, indem die Bäume, weichen nicht nur aus der Erde mittelst der Wurzeln, sondern noch mehr aus der Luft durch die Blatter Nahrung zugeführet, wie auch die nöthige Ausdünstung befördert wird, nach ver¬ übtem Raupenfraße der Blätter, als ihrer höchst nöthigen Respirations-Organe beraubt, bis zu ihrer neuen Belaubung kümmerlich schmachten, und so sehr entkräften, daß sic sich lange nicht erhöhten können, auch ost mehrere zu Grunde gehen. 2.) Beraubt uns ein allgemeiner Raupen¬ fraß der anzuhoffenden Früchte nicht nur des¬ selben, sondern auch des folgenden zweiten Jah¬ res gänzlich, und schmälert uns sogar jene des dritten, weil der seiner Blätter und Blüthe beraubte Baum weder in demselben Jahre ei¬ ne Frucht hervorzubringen, noch für das fol¬ gende Jahr Fruchtaugen anzusetzen im Stande ist, und er im Mai entblättert, im Juni, wo er anstatt für das folgende Jahr mittelst der Saft-Fermentation auf die Blattwinkel Frucht¬ augen anzusetzen, alle seine Kräfte nur auf den neuen Laubtcieb zur Erhaltung seines Lebens anwendct, darum auch im nächsten Jahre nicht blühet. z.) Und da der sonach geschwächte Baum' feine neuen Holztriebe nur an den äußersten Zweigspitzen kärglich fortsetzt, bleiben die Sei¬ tentriebe, sogenannten Fruchlruthen, FruchL- spiffe und Fruchtkuchen meistens aus, daher der Baum in seinen Fruchtorganen geschmä¬ lert, auch im dritten und in den folgenden Jah¬ ren viel weniger Früchte bringt. Aus dieser Ursache kommen die hoffnungs¬ vollsten Obstbäume in mancher Gegend, wo der » — verderbliche Raupenfraß sich öfters erneuert, selten oder nie zur vollen Fruchtbarkeit, was ost die eifrigsten Baumzüchtec entmuthiget, und das erwünschte Fortkommen der nützlichen Obst- cultur nicht wenig hemmt. III. Durch welche Mittel kann man Obstbäume vom Raupenfraße schüz- z e n? Um die nachtheilige Einwirkung der schäd¬ lichsten Raupen auf Obstbaume abzuwenden, und die Obstgärten von ihrem verderblichen Fräße zu schützen, war man immer auf Mit¬ tel bedacht, man hat aber dieselben — aus Unwissenheit— theils unrecht, theils zur Unzeit ohne gehörigen Erfolg angewendck. Zur Abwendung oder doch großer Minde¬ rung dieses Uebels können folgende, auf die Na¬ turgeschichte obbeschriebener schädlichster Raupen, und auf Erfahrung gegründete Mittel mit ver¬ läßlich gutem Erfolge angewendet werden. Um das Uebel vom Grunde auszuheben, muß man nicht sorglos warten, bis das Heer verderbender Raupen auf Bäumen millionen¬ weise erscheint, und wir dabei nur verdrießli¬ che Zuschauer sein können, sondern wir sollen fleißig überall auf Puppen, Schmetterlinge, Brut und Raupen unermüdliche Jagd machen. 5 1. ) Wenn sich der ganze Obstgarten be¬ wässern läßt, kann man die in der Erde ver¬ puppten Raupen am schnellsten dadurch vertil¬ gen , daß man Anfangs oder zu Ende ihrer Verpuppung, während ihres empfindlichsten or¬ ganischen Ledens, im Juni oder October den ganzen Garten überschwemmen läßt. Das Was¬ ser darf, jedoch nicht über 2—3 Tage unter Bäumen stehen bleiben, damit es den Wur¬ zeln nicht nachtheilig werde. 2. ) Falls aber die Lage des Obstgartens eine Vertilgung der Puppen mittelst Bewässe¬ rung unmöglich macht, würde es sehr zweck¬ dienlich sein, wenn man unter den durch Rau¬ penfraß gelittenen Bäumen 3 Zoll tief und 3 Schuh weit um den Stamm die Erde aufgra¬ be, und die Puppen aufsuche, oder sammt der Erde wegführe, und die Gruben mit anderer Erde anfülle, wodurch alle nach den Baum¬ stämmen herabgekrochcnen, in der Erde verpupp¬ ten Raupen vertilget, und ihre Generation um vieles vermindert werden kann. Da sich einige auch schädliche Abarten des Tagsschmetterlings äusser der Erde auf Plan¬ ken, Mauern und Wänden verpuppen, sollte man auch diesen fleißig nachspähen, um sie zu vertilgen, und ihrer Vermehrung den größt¬ möglichsten Eintrag zu thun. 3. ) Ferner kann man alle Obstbäums in lenen Gärten, wo die gefährlichen Spannrau¬ pen Hausen, dadurch schützen, daß man den un- beflügelten weiblichen Schmetterlingen den Zu¬ gang auf Bäume verwehret. Wenn nämlich im Monate October oder Anfangs November die Frostnachtfchmetterlinge, und zwar die Männ¬ chen acht Tage früher als die Weibchen, (wie es Abends nach eingetretener Abenddämmerung be¬ obachtet werden kann) ausgepuppt hervorkom¬ men, soll man sogleich um jeden Baumstamm 2 Schuh hoch von der Erde, ringsum einen 6 Zoll breiten, aus Wachsleinwand oder har¬ tem Papiere geschnittenen Streifen fest anbin¬ den, und denselben mit Vogelleim, Theer oder einer aus Leinöhl und Terpentinpech eingekoch¬ ten Masse anflreichen, und dieses öfters wie- derhohlen. Dieser klebrige Anstrich darf aber weder zu dick- noch zu dünnflüßig sein, damit die ankommenden Schmetterlingsweibchen dar¬ auf kleben bleiben, und die Flüssigkeit nicht über das Papier zum Schaden des Baumes rinne oder durchschlage, 4. ) Man kann aber auch diesen Schmet¬ terlingen den Zugang auf die Obstbäume, und die Brutanlegung daselbst verhindern, wenn um die Baumstämme starke Kränze von Schaaf- wvlle oder Werg, mittelst einer Schnur gebun¬ den werden, worein sich die schädlichen Thier- 6 chen mit ihren langen rauhen Füssen verwik- keln, und gefangen bleiben, bis man sie töd- tet und wegschafft. Man kann zur sicherem Erreichung des Zweckes über dem Schutzbande oder wollenen Wulste noch ringsum einen dicken Wisch von umgebogcnen Strohhalmen zur Abhaltung der Nässe anlegen. Dieses Schutzmittel dient aber nur wider die Spannraupen des Frostnachtschmetterlings, nicht aber wider die Raupen des Tagsschmct- terlings, dessen Weibchen wie die Männchen beflügelt sind, und ihre Brut, wie schon oben gesagt wurde, im Juli auf die Baumblatter legen. 5. ) Da man diese und alle andern Arten der Tagsschmetterlinge an Brutlegung nicht an¬ ders hindern kann, als wenn man dieselben vorläufig tö'dtet, so soll man auf dieselben über¬ all Jagd machen, und sie besonders frühemor- gens auf Ritterspornen im Garten, oder wil¬ den Scabiosen aus der Wiese, wo- sie erstarrt haufenweise sitzen, auffuchcn und tobten. 6. ) Viele schädliche Nachtschmetterlinge kann man auf eiserne Netze fangen, welche an der obern Seite mit Vogelleim oder Theer, an der untern aber mit warmen Honig, wel¬ chen die Schmetterlinge lieben, bestrichen wer- den müssen. (Diese Fang-Methode dürfte man jedoch auf Tagsschmetterlinge nicht anwenden, weil bald eine Menge Bienen und Fliegen dar- ' auf in Gefangenschaft kommen.) Manche Ar¬ ten Nachtschmctterlinge können in der Meng» im Frühjahre auf blühenden Weiden, deren geistiger Honig sie betäubt, leicht gefangen wer¬ den, wenn man dieselben auf unterlegtes Tuch oder umgekehrte Regenschirme abschüttelt. Dieß kann aber nur Abends von s — 10 Uhr be¬ werkstelliget werden. Wenn diese eingeralhenen Schmetterlings- Verfolgungen allseitig und allgemein unternom¬ men wären, so würde die Raupen-Generativ« bald um vieles vermindert, und unschädlich werden. 7.) Wenn die Tagsschmetterlinge ihre Brut an den Baumblättern auf vorbesagte Weise einmal gelegt haben, sind die Obstbäume vor Raupenfraß nicht anders zu retten, als durch die sogenannte Abraupung. Man muß nämlich alle im Winter auf den Bäumen dürr hängem derr Blätter, welch* mit Raupenbrut belegt, und an die Baumzweige verwebt, mit dem übri¬ gen Laube im Herbste nicht absallen konnten» fleißig abklauben und verbrennen» 7 Dieß kann zwar vom October bis April r- immer geschehen, jedoch im Winter beim er- i, frorcnen Schnee am Zweckmäßigsten bewirkt , werden, indem man damahls nicht nur jedes - Blatt am Banme beim weißen Gegenscheine - weit genauer sieht, als bei offener Erde, son¬ dern auch jedes mit der Raupenscheere abge¬ schnittene Laub oder angcstcckten Zweig auf dem Schnee leichter ohne Verlust einfammelt. Am sichersten wird man diese Naupenart an Bäumen ganz unschädlich machen, wenn man nicht nur die Abraupung der Bäume öf¬ ters wiederhohlt, sondern auch dann, wenn die erbrüteten jungen Räupchen auf den Baum- ä'sten in Gespinnstnester» in Gesellschaft sicht¬ lich erscheinen, die schädlichen Insekten unnach- geblich verfolgt und tobtet. 8.) Haben wir aber alle die eing-crathenen V^rbauungsmrttel und gehörige Vorsicht recht¬ zeitig unterlassen, bis die Raupen in großer Menge im Garten erscheinen, so können wir die Obstbä'ume vor dem verderblichen Raupenfraße nicht mehr retten, und das Uebel höchstens nur da¬ durch etwas mindern, wenn wir die Bäume nach einem kalten Regen und alle frühmorgen sehr stark schütteln, und die auf Tücher aufgefan¬ genen Raupen tödten, sonst würden dieselben auf die Bäume zurückkriechen, falls man cs ihnen nicht mittelst Schuhbänder verwehrt. 9.) Endlich muß hier noch eines vom gü¬ tigen Schöpfer selbst bestimmten, zuverläßig be¬ sten Mittels gegen die verderblichen Baumrau¬ pen erwähnt werden: jener nützlichen Garten- Wögel nämlich, welche sich von Insekten näh¬ ren, als der Meisen- und Baumläufer-Arten, wie die Kohlmeise, Blaumeise, Tanncnmcise, Spechtmeise, der graue Baumläufer, der Grün¬ specht, die Grasmücke, das Rothkehlchen u. dgl. Wie nützliche Naupenvcrtilger diese Vögel sind, beweiset deutlich der Umstand, daß die nahe an Wäldern und in ruhigen Orten gele¬ genen Gärten, wo vorgenannte Vögel einhei¬ misch sind, von der lästigen Plage der Rau¬ pen gänzlich verschont bleiben, und nur mei¬ stens bei Städten und Märkten, wo diese nütz¬ lichen Vögel von muthwilligen Kindern weggc- fangcn und verscheucht werden, von unvertilg¬ ten Raupen ganz kahl abgefressen werden. Daher sollte uns bei der stets zunehmen¬ den Anzucht der Obstbäume und immer mehr abschwindenden Waldungen daran gelegen sein, diese nützlichen Vögel in Schutz zu nehmen, an unsere Wohnungen anzulockcn, und in un- sern Gärten zahm und einheimisch zu machen. 'Dieß könnte leicht bewirkt werden, wenn man nicht nur die Kinder bei allen schicklichen Gelegenheiten über die Nützlichkeit der Gar- 8 tenvi'gel gehörig belehren, und das Einfangen derselben, so wie die Zerstörung ihrer Nester strengstens vcrbierhen würde; sondern auch die¬ se nützlichen Geschöpfe dadurch begünstigen woll¬ te, daß sie in ihrer Freiheit bei unscrn Häu¬ sern eigens gefüttert und in Gärten geheget würden, oder noch Meisen-Köbel (Meisen-Woh¬ nungen aus alten auSgehöhltcn Holzklumpen) an die Bäume angebracht wären, worin die Vogel sicherer übernachten und ihre Zungen ausbrüten könnten. Wenn demnach die Vögel so fleißige Ver¬ tilger der schädlichen Raupen, und nützlich schützende Wächter unserer Obstgärten, als an¬ genehme Sänger und sprechende Verkünder der Güte Gottes nicht wehr von grausamen Men¬ sche» undankbar verfolgt, sondern edelsinnig beschützt sein würden, so würden wir nicht mehr über den Rauxensraß zu klagen Ursache haben. 10.) Zum Schlüße wird allen Gartenbe¬ sitzern zur Abhaltung der Raupen, und aller andern schädlichen Insekten noch nachdrücklichst anempfohlcn, nicht nur alle hier vorgeschlage¬ nen Mittel wider den Raupenfraß fleißig in Anwendung zu bringen, sondern auch ihre Obst¬ bäume stets im gesunden und gedeihlichen Zu¬ stande zu erhalten, dieselben sowohl von Moos, dürren Rinden-Schälen und unnützen Aesten zu reinigen, wie auch öfters mit der Kalchmilch anzustreichen, und an übriger Baumpstege nichts ermangeln zu lassen. Hiedurch wird vielem schäd¬ lichen Ungeziefer der Aufenthalt benommen wer¬ den, die wohlgepflegten Obstbäume werden freu¬ dig wachsen, und viele Früchte tragen. Als¬ dann würden wir in unscrn schönen Gärten der unschuldigen Freuden des verlornen Para¬ dieses eingedenk, unter lieblichem Vögelgesan- ge uns an der wunderbaren Natur ergötzend, und der gesegneten Obsternte uns erfreuend, die reichlichsten Gaben des allgütigen Schöpfers dankbar genießen.