Nekrolog von LZi*. W i e r y. Klagenfurt, 18'Li». Gedruckt bci Ferdinand Ldlcm von Kleinmayr. Der Bischof musi als Haushälter Got¬ tes schuldlos seyn. . . gastfreundlich, gütig, besonnen, gerecht, heilig, ent¬ haltsam, festhaltend an dem glaub¬ würdigen Wort, wie es der Lehre ge¬ mäß ist, damit er im Stande sey, in der gesunden Lehre zu unterrichten. Brief an Titus, l, 7—S. ^3icrmal im kurzen Zeiträume von nicht ganz sechs Jahren betrat der Todesengel unser theures Kärnt- ner-Land, um in dessen kühler Erde seine schönsten Zierden zu begraben, um jeder der beiden Schwester- Diöcesen Gurk und Lavant zwei hochgefeierte Ober- Hirten unerbittlich zu entreißen. Am 25. März 1840 sah Klagenfurt im feierlich ernsten Leichenzug die ir¬ dische Hülle seines thatkräftigen Fürstbischofes Georg Mayr hin zum Dome tragen, und schon am 26. Ok¬ tober 1841 mußte es auf denselben Wegen die Grab- gcsänge hören, die das Schluchzen übertönten, mit wel¬ chem Fürstbischof Franz Anton Gindl zur Erde be¬ stattet ward, im Lande, das er vor wenigen Wochen erst betreten, das aber schon frohlockend sich dieses geist¬ lichen Führers rühmte. Noch waren zwei Jahre nicht vergangen, da war Derjenige, welcher Beiden mit in¬ niger Freundschaft im Leben zugethan, auch nach ihrem Tode an ihren Särgen gebetet, und ihnen die letzte Ehre der feierlichen Einsegnung erwiesen hatte, Fürst¬ bischof Ignaz Franz Zimmermann, nicht mehr unter den Lebenden; am 28. September 1843 wurde durch den Tod dieses innigst geliebten väterlichen Bi- schofes die Diözese Lavant verwaist. Doch die Wai¬ sen fanden wieder einen Vater; am 3. März 1844 hatte Franz Xaver Kuttnar im Dome zu Salz¬ burg den Bischofstab mit den geweihten Händen voll reger ungebrochener Geisteskraft erfaßt, hatte am II). März feierlich Besitz genommen vom Bischofstuhle in der Cathedrale des heil. Andreas. Aber der Monat, der Ihn der Diözese gegeben, wiederholte sich zum zweiten Male erst, als er Ihn ihr wieder nahm, um Ihn vor den Augen betrübter Kinder cinznsenken in die stille Gruft. Wenn ein Theilnchmcr all' dieser Leichenbegäng¬ nisse im ungestillten Schmerze über das jüngste der¬ selben es wagt, zmu zweiten Male ein zartes Reis der Dankbarkeit und Ehrfurcht über der Gruft der Fürstbischöfe von Lavant nieder zu legen, so sey dieß dem Wunsche verziehen, den Diözesanen das Bild ihres Bischofs vorzuhalten, den sie so eben verloren, der Mit- und Nachwelt nach urkundlichen Daten, verläßlichen Berichten und eigener Anschauung das Le¬ ben und Wirken eines Dieners Gottes zu vergegenwär¬ tigen, »der früh vollendet viele Tage erreichte." Franz Xaver Kuttnar wurde am 26. Okto¬ ber 1793 zu SchachmannSthal in der Pfarre St. Veit bei Sittich in ttnterkrain geboren, wo Sein Vater Franz Kuttnar, Handelsmann und Besitzer einer be¬ deutenden Realität war. Seine Mutter Margarerh, geborne Fortuna, ließ cs sich besonders angelegen scyn, ihren Sohn in Gottesfurcht zu erziehen und durch das Beispiel wahrer Religiosität und durch die Unter¬ weisungen sinniger Mutterliebe Seinem Geiste eine un¬ verrückbar fromme Richtung zu geben. Nachdem Er zuerst die Ortsschule zu St. Veit besucht, trat Et- im Jahre 1803 in die 4. Classe der Musterhaupt¬ schule zu Laibach. Daselbst machte Er auch Seine sämmtlichen Gymnasial -, philosophischen und theologi¬ schen Studien. Er beendete letztere mit Auszeichnung im Jahre 1816, wurde am 15. Dezember desselben Jahres zum Subdiakon, am 18. zum Diakon, am 21. mit Nachsicht einiger zum vollen kanonischen Alter abgängiger Monate zum Priester von Seinem Dioze- sanbischofe Augustin Gruber geweiht. In den ei-sten Tagen des Jahres 1817 brachte Er Gott Sein erstes h. Meßopfer in Seiner heimathlichen Pfarrkirche dar und wurde bald hierauf als Dompfarr-Koopera¬ tor und deutscher Prediger in der Cathedrale zu Lai¬ bach angestellt. Seine Bescheidenheit und erbaulicher Wandel, Sein Eifer im Beichtstühle und am Kranken¬ bette erwarben Ihm das Zutrauen und die Liebe der Pfarrgemcinde. Ein schöner Beweis Seiner erfolg¬ reichen Pastoralwirksamkeit ist in dem über Ansuchen des k. k. Kreisamts Ihm erthcilten Konsistorial-Belo- bungsdekrete vom 29. September 1817, Zahl 938 enthalten, welches sagt: »Aus der kreisämtlichen hieher »gelangten Note von: 14. d. M., Zahl 6676, hat »das Konsistorium den lobenswürdigen Eifer, mit wel¬ chem Herr Domkaplan die Uutcrthanen des GuteS »PepcnSfcld, die seit dem Jahre 1810 bis Septembar »d. I., ungeachtet der unter der französischen Regie¬ rung erfolgten Justizurthcile, ungeachtet der von der »fürgewcsenen französischen Intendanz und selbst bereits »von dem k. k. Laibacher-Kreisamte eingeleiceten Pfän¬ dungen ihrer Grundobrigkeit, all' welch immer Namen »habende rektifizirtc, von ihren Vorfahren geleistete Ur- »barialgaben mit standhafter Widersetzlichkeit verwei¬ gerten, in den Schooß des Gehorsams zurück zu füh¬ ren, die Verblendeten durch unpassende Belehrung »von ihren Pflichten zu überzeugen und sie von dem »bevorstehenden Schaden zu sichern sich bestrebte, mir »Wohlgefallen ersehen. Konsistorium eröffnet mit Ver¬ gnügen dem Herrn Domkaplan auf ausdrückliches An¬ suchen des löhs. KreisamrcS den vollsten Dank — 4 »dieser Kreisbehörde für den glücklichen Erfolg dieser »seiner ehrenvollen Verwendung und bezeugt demselben »zugleich selbst seine Zufriedenheit hierüber mit dem »Beisatze, daß es diese gemeinnützige edle Handlung »des Herrn Domkaplans demselben zum besonder» »Verdienste anzurechnen wissen werde." — Als Prediger, vortrefflich eingeschult von dem ausgezeichneten Kanzel¬ redner , Seinen« Bischöfe Augustin Gruber, Hoch- welcher den hoffnungsvollen, schnell liebgewonnenen jungen Priester, wie in Seinem Na in en, so auch in Seinem Geiste daS Wort Gottes den Gläubigen eindringlich verkünden lassen wollte, erwarb er Sich den Beifall seiner Zuhörer. Die lange fortgesetzten priva¬ ten oratorischen Uebungen verbunden mit der gewissen¬ haften Erfüllung der Pflicht an jedem Sonntage, oft auch an Feiertagen im geräumigen Dome das Wort Gottes zn verkünden, zogen Ihm aber schon im zwei¬ ten Jahre seiner Anstellung ein in seinen Folgen bis an Sein Lebensende nicht mehr gehobenes Leiden, einen Bluthusten zu, weßhalb Er nur selten mehr pre¬ digen konnte. Diese an sich selbst gemachte bittere Er¬ fahrung bewog Ihn auch als Bischof, jene, bei denen Er in Folge ähnlicher Anstrengung ein gleiches Loos befürchten zu müssen glaubte, mit der zärtlichsten Va¬ tersorgfalt zur eigenen Schonung eindringlich zu er¬ mahnen. Bischof Augustin sah die bedauerliche Lage des in seiner Pflichterfüllung durch seinen körperlichen Zustand gehemmten Predigers und wies Ihm am I. Oktober 1818 einen anderen Wirkungskreis als bischöf¬ licher Hofkaplan und Konsistorial - Registrator «edoch mit der Aufgabe an, sich auch fortan bei der Dom¬ pfarre in der Seelsorge verwenden zu lassen. Im Jahre 1821, wurde Ihn« während der Anwesenheit J. I. k. k. Majestäten zu Laibach der ehrenvolle Auf¬ trag, an jedem Werktage uin 10 Uhr in der Ursulin- nen - Kirche für den Allerhöchsten k. k. Hof die heil. Messe zu lesen, wofür Er als Anerkennung eine gol¬ dene Dose erhielt, die Er testamentarisch als bleibendes Familiengut aufzubewahren befahl. Als an Seinen hohen Gönner Bischof Augustin der auszeichncnde Ruf erging, den lange erledigten, durch seine Prärogative in der katholischen Welt ein¬ zig dastehenden Metropolitan - Stuhl des h. Rupertus zu Salzburg einzunehmen, wurdeKuttn ar—zum Be¬ weise, wie werth seine Dienstleistungen als Hofkaplan waren — eingeladen, in gleicher Eigenschaft auSziehend aus seinem Vaterlande seinen« väterlich gesinnten Ober¬ hirten nach Salzburg zu folgen, mit der von den« scheidenden Bischöfe dem Laibacher Kapitular - Konsi¬ storium untern« 11. Jänner 1824 amtlich gemachten Erklärung: »Ich rechne auf die Beistimmung des Hochw. Kapit. - Consistorinms und glaube mit fester Ileberzeugung, daß dasselbe dein Herrn Kuttnar diese seine Anhänglichkeit an mich, mit der er mir fol¬ gen will, zum Verdienste anrechnen werde. Ich er¬ suche jedoch, den Herrn Kutrnar noch fortan als Diözesanpriester von Laibach zu betrachten, da ich nicht verbürgen kann, ob das rauhere Klima von Salzburg seiner Gesundheit zuträglich seyn werde ..... und ersuche (was ich auch zuversichtlich hoffe) daß ihm die mir in Salzburg geleisteten Dienste, so, als hätte er sie sich hier erworben, angsrechnet werden." Mit dieser der rührendsten Besorgtheit entguollnen Sicher¬ stellung für Seine Zukunft und dem amtlichen Zeug¬ nisse, »daß er durch fleißige Aushilfe im Beichtstühle, ausgezeichnete Kanzelvorträge, bescheidenes Betragen, untadelhasten Lebenswandel sich den ungetheilten Bei¬ fall der Dompfarr - Gemeinde im hohen Grade und die volle Zufriedenheit seines Ordinariats erworben habe," schied Kuttnar «'m JännerI824 aus Seinem Vaterlande, um für volle 20 Jahre in dein ehrwür¬ digen Salzburg eine zweite, Seinen Neigungen so ganz zusagende traute Heiniakh zu finden. Fürst Erzbischof Augustin ernannte Ihn schon im nächstfolgenden Jahre »zur Belohnung der vielen guten geleisteten Dienste und zur Ermunterung für künf¬ tige Dienstleistungen" zum geistlichen Rache. Bald hierauf wurde Er Protokolls des fürsterzbischöflichcn Consistorinms, und mittelst Decret ckci. 19. Jänner 1826 Assessor desselben »zum Beweise der Zufrieden¬ heit mit der erprobten Anhänglichkeit an die Person seines hohen Gönners". Untern« 12. April 1828 wmde Er »zum Lohne für die sehr geschickt und genau besorg¬ ten Dienstleistungen in Consistorialgeschäftcn" zum wirk¬ liche«« Consistorialrathe, mit Zuweisung des Amtes als Secretär, und noch in demselben Jahre zum Dom- Vice-Eustos ernannt. Im Jahre 1830 wurde Ihm auf den Wunsch und das Einrathen des ausgezeichneten Schul¬ mannes, des Diöcesan-Schulen-Oberaufsehers undDom- cavirularS Joseph Marchner, nach dessen Tode die Diöcesan-Schulcn-Oberaufsicht mit der Districts-Schul- aufsicht im Decanacsbezirke Salzburg, mit Genehmi¬ gung der h. Studien-Hofcommission, provisorisch über¬ tragen. Mit A. h. Entschließung vom 6. November 1832 wurde Er zum Domcapitular und wirklichen Diöcesan-Schulen-Oberaufseher der Erzdiöcese ernannt, und am 15. Dezember desselben Jahres auf das Cano- nicat investirt. Welche Gefühle bei diesem kirchlichen Acre den greisen Metropoliten beseelten, mögen Hoch- dessen eigene, in lateinische«' Sprache an Kuttnar ge¬ richtete Worte beurkunden, die eS fürwahr unentschieden lassen, ob man mehr die anerkennende Vaterliebe oder die Leistungen, die sich solcher Liebe würdig gemacht, zu bewundern habe. Sie lauten: »Mir der Gemüths- Stimmung des zärtlich liebenden Varers gegen seinen frommen, durchweg ausgezeichneten Sohn freue ich mich der Gelegenheit, Dich, der Du das Amt eines Consi- stcrialratheS und Diöcesan-Schulen-Oberaufsehers schon durch drei Jahre mit Auszeichnung versiehst, und seit vierzehn Jahren «nein Hausgenosse bist, mit der Würde und Präbende eines Domherrn meines Metropolitan- Capitels auszuzcichnen. Ich freue mich nm so mehr, da gerade heute der Jahrestag ist, an welchem ich vor sechzehn Jahren Dich unter den Erstgebornen meines bischöflichen Amtes zum Subdiacou weihte. Im Ein¬ klänge mit diesen väterlichen Gefühlen danke ich Dir mit besonderer Freude hier öffentlich für alle Beweise Deiner Liebe zu mir, Deiner Treue gegen Deinen Bi¬ schof, Deiner Bereitwilligkeit, jeden Dienst ausgezeich¬ net zu versehen, Deiner ungeheuchelcen Frömmigkeit, Deines wahrhaft priesterlichen Wandels, und bitte Gott, daß Er Dich noch viele Jahre wohl erhalte, auf daß Du auch dann noch zum Frommen meiner innigst ge¬ liebten Herde arbeiten könnest, wenn mein Gebein schon längst auf das Geheiß unseres Schöpfers in Staub zer¬ fallen seyn wird. Sieh'! mit diesen Gefühlen begrüße - Z - ich Dich nm nämlichen Jahrestage als Bruder, an welchem ich Dich vor sechzehn Jahren für Dein gan¬ zes Leben zur SohneSwürde erhob.» Wollen wir Kutlnar's Wirken und Leben in Seiner neuen Sphäre und eigenem Haushalte kurz be¬ zeichnen, so können wir, ohne Furcht, auf Widerspruch zu stossen, sagen, Sein Leben war den Hebungen der Religion und dem Berufe als Beförderer und Leiter der Jugend-Erziehung, Seine Zeit der Erfüllung der Pflichten, Sein Einkommen den Werken der Nächsten¬ liebe, der Gastfreundschaft, der Sorgfalt für Seine Gesundheit, so wie belehrenden und erheiternden Ferial- Reisen geweiht. Seinen Eifer in religiösen Hebungen bethatigte Er sattsam durch tägliche Darbringung des heiligen Meßopfers in den frühesten Morgenstunden, wie auch — wo nur möglich — auf Reisen, die Ihn nicht hinderten, auch der Verpflichtung des Brevierge¬ betes gewissenhaft zu entsprechen. Wie lieb Ihm das Chorgcbet, ungeachret Seiner Amtsgeschäfte, ungeach¬ tet d§r in Salzburgs Dome damit vereinten anstren¬ genden Verbindlichkeiten gewesen, erhellt daraus, daß Er als confirmirter Fürstbischof, nicht mehr Ancheil habend an der gemeinschaftlichen Andachrsübung Seiner bishe¬ rigen Amtsbrüder, Sich wie verlassen, einer Lebens¬ auelle beraubt ausah, wenn der Glockenruf zum lang¬ gewohnten Gange in den Chor Ihn mahnte. Wenn die Stunden des Tages nicht hinreichten, Seinen Amtsgeschäftcn zu genügen, so wurde» — was nicht selten geschah — die Stunden der Nacht zu Hülfe genommen, damit Alles den geordneten Fortgang ha¬ be. Fleißiger Schulenbesuch zur Ermunterung der Leh¬ renden und der Lernenden, Sorge für unpartheiische Beförderung und Aufmunterung der Lehrer und Ge- hülfen, insbesondere aber die unermüdete Beharrlich¬ keit in immer wirksamerer Emporbringuug des Schul- lehrer-Witwen-Pcnsionsinstitutes bleiben die sprechenden Beweise Seines Eifers in Besorgung des überkommenen Amtes. Obgleich durch die canonische Institution auf die Salzburger Domcapitel-Präbende Sein eigentlicher Diöcesan - Verband mit Laibach sich löste, so sandte Er doch fort und fort durch Freundeshand wahrhaft Nothleidenden Seines Vaterlandes namhafte Unterstü¬ tzungsbeiträge. Daß Er dabei die Armen Seiner zwei¬ ten Heimath nicht vergessen habe, wer wollte daran zweifeln bei dem Jedem, der Ihn kannte, offenkundigen Wohlthätigkeitssinne? Still und zurückgezogen, nur Seinen Geschäften lebend, verzichtend fast auf alle An¬ sprüche an Welt, und Gesellschaft, außer der Bewir- thung guter Freunde, geehrter Priester und Lehrer, be¬ wahrte Er sich innere und äußere Ruhe und sicherte Sich die wohlverdiente Achtung Aller. Nach dem Tode Sei¬ nes hohen Gönners, des Fürst-Erzbischofs Augustin, übertrug Er die Rücksichten unwandelbarer Pietät auf Hochdesselben in Salzburg hinterlassene trauernde Schwester. Schon erwartete Ihn im Jahre 1843 zu Seinem bisherigen Geschäftskreise die Zutheilung des Direktora¬ tes der theologischen Studien am k. k. Lycäum zu Salzburg, da trat durch FürstbischofZimmermann's Tod eine Wendung Seiner Lebensschicksale ein, die Er in bescheidener Demuth wohl nie geahnt. Er, der ge¬ wandte Führer der Jugend, der designirte Leiter der wissenschaftlichen berufsmäßigen Bildung heranreifender Priester, der Sohn des Nachbarlandes des steiri¬ schen und kärn klier« sch en Diöcefanantheils von Lavant, der durch langjährigen vertraulichen Umgang mit einem hervorragend erleuchteten Kirchenfürsten in die schweren Pflichten wie in die Pastoral des Oberhir¬ tenamtes Eingeweihte wurde zum Bischöfe von Lavant ausersehen. Er erbebte bei der Kundmachung dieses hohen Entschlusses, Er erbebte aus Furcht, Er werde zu schwach seyn, die oft und nahe genug betrachtete bischöfliche Bürde zu tragen, — aber Er folgte, ge¬ horsam Sich hingebend, dem an Ihn ergangenen Rufe. Am 23. November 1843 erfolgte der feierliche Act der Nomination, am 28. Dezember 1843 die Eonfirmation und Investitur, in einer durch den Act an sich, so wie durch die gehaltenen Reden allergreifende Weise. Hin¬ dernisse mannigfacher Art, vor Allem der ungewöhnlich strenge Winter, der durch seine Schneeverwehungen Fürstbischof Kuttnar's Reise nach Linz zur Eidesab¬ legung äußerst beschwerlich, ja lebensgefährlich machte, verzögerten den Empfang der h. BischofSweihe. Am 3. März 1844 erfolgte endlich der erhabene heilige Act der Eonsecration nach den in der römisch- katholischen Kirche vorgeschriebenen, selbst zu einem sonst kalten Gemüthe eindringlich sprechenden Ceremonien in dein ehrwürdigen Dome, dem oftmaligen Zeugen solcher apo¬ stolischen Sendungen. Eine ungewöhnlich große Schaar von Gläubigen hatte sich hiezu versammelt; denn dießmal galt es nicht einem Fremden, es galt ja dem Adoptiv¬ sohne Salzburgs, dem theuren Vermächtnisse seines im gesegneten Andenken stehenden Kirchenfürsten. Fürstbi¬ schof Franz Laver konnte sich fast der Thränen nie erwehren, wenn Er von diesem Tage sprach. Was Ihn dabei bewegte', war die Erinnerung an die heiligen, Sein durchweg kirchlich gestimmtes Gemüth mächtig ergreifenden Ceremonien, — was Ihn ergriff, war die gerade an diesem Tage so wohlthätig hervor- tretende liebevolle Theilnahme der Salzburger, — was Ihn in die tiefsten Tiefen Seiner Seele erschütterte, war die Ihm durch Se. Eminenz den Hochwürdigsten Consecrator bereitete Ueberraschung, daß die Schulju¬ gend knieend im Festgewande den bischöflichen Segen ihres bisherigen Oberleiters erwartete. Noch eine viel¬ bewegte Woche weilte Er dann in Salzburg, und schied, von heißen Segenswünschen begleitet — um es nie wieder zu sehen. Wie oft Er aber, im Geiste dort weilte, gab Er Seiner Umgebung fast stündlich zu er¬ kennen, da Er so gerne zwischen dort und hier Paral¬ lelen zog, und ungewöhnlich gesprächig ward, wenn man den Faden der Rede auf Salzburg und dessen Kathedrale zu lenken wußte. Am 14. März betrat Er, nach einer höchst be¬ schwerlichen, gefahrvollen Reise, die bischöfliche Residenz zu St. Andrä. An allen Orten Seiner Diöcese, durch die Er kam, war Ihm festlicher Empfang berei¬ tet. Am Feste des h. Joseph feierlich inthronisirt, sprach Er ergreifende Worte an den um Ihn zahlreich ver¬ sammelten Klerus, und richtete eine herzliche oberhirt- liche Ermahnung an die geliebten Schäflein Seiner Diöcese, bewundernd die göttliche Vorsehung, die Ihn an demselben Tage, an welchem Er vor 27 Jahren zum ersten Male als Prediger die Kanzel betrat, nun als Bischof zum ersten Male auf die Kanzel führte. Die Priester, denen es gegönnt war, persönlich ihre Huldi- — 6 — gung darzubringen, so wie die Entfernten, zn denen der neue Bischof nur durch Seinen Hirtenbrief reden konnte, alle waren einstimmig im Ausdruck inniger Freude, und empfingen mit Scelenwonne die Glückwünsche ih¬ rer Nachbar-Diöcesaneu. Wollen wir das nunmehrige Wirken und Leben des Hochseligen betrachten, so zeigt Er Sich unS als be¬ müht, das Bild eines Bischofs zu vergegenwärtigen, wie ihn der Völkcrlehrer in den zu unserem Motto ge¬ wählten Worten des Briefes an Ticus schildere. — Wehmuth erfüllte Seine Seele, wenn Er Seine Ka¬ thedrale mit dem Dome zu Salzburg verglich, deren allseitige Armuth gewahrte, Sich nur von einem aus drei, bald nur auS zwei Mitgliedern bestehenden Dom- capitel umgeben sah, und bei Pontificalämtern selbst der nothwendigstcn Assistenz entbehren mußte. Der Entschluß stand fest, sogleich nach Regelung der eigenen Revenuen hier nach Kräften zu helfen, und mit Ver¬ trauen wandte Er Sich mit eindringlicher Bitte um Abhülfe wegen des geringen Pcrsoualstandes deS Dom¬ kapitels einer so ausgedehnten Diöcese an den Thron Seines gnädigsten Monarchen. Diese Bitte wurde am zweiten Jahrestage Seiner Consecration, au welchem Er zum letzten Male das heilige Meßopfer Gott dar¬ gebracht hatte, allergnädigst erhört; aber ehe die Kun¬ de hievon zu Ihm gelangte, hatte der Herr des LebenS Ihn zu Sich genommen, und so sehr man darüber trauern möchte, daß diese Nachricht vom Erfolge Seines Wirkens Ihn nicht mehr lebend erreichte, so kann man auch hierin wieder die Wege der Vorsehung preisen ; denn, wer Seine Sehnsucht nach Realisirung dieses Wunsches und des daran geknüpften, der Verlegung des vierten theologischen Jahrganges hierher zum Bischofssitze, kann¬ te, muß offen gestehen, daß Ihm das Scheiden von hier hiedurch schwer geworden wäre. »Doch selig, die imHerrn sterben, ihre Werke folgen ihnen nach." Bald nach der Rückkehr von der zum Jubelfeste deS Hochwürdigsten Nachbar-Fürstbischofes Roman Sebastian Zängerle nach Gratz und von dort nach Wien unternommenen Reise begann Bischof Franz Xaver die Visitation an sämmtüchen Seel¬ sorgestationen des Dekanates Saldeuhosen. In hohem Grade hiebei befriedigt, besonders erfreut über die im hohen Bachcrergebirge zu St. Primus vorgenommcne Kirchweihe, wo der gelungene Choralgesang zahlreicher Priestersiimmeu, so wie die ungeschminkte Dankbarkeit der Alpetigemeinde Sein Gemüth bezaubernd ansprachen, kehrte Er an Seinen Bischofsitz zurück, um einige Zeit fast ausschließeud der Bildung Seiner Alumnen, vor Allein der neu zu weihenden Priester, zu widmen. Eilte Woche weilte Er in ihrer Mitte im vereinten Prie¬ sterhause zu Klagenfurt, als Augenzeuge ihres Wan¬ dels, als theilnehmender Zuhörer ihrer Prüfungen, und ercheilte 35 derselben, nach der mit ihnen selbst vorge¬ nommenen Vorbereitung, die Tonsur und die vier ersten heiligen Weihen. Schon in der nächsten Woche begann Er alle Liebenswürdigkeit und Güte eines Bischofs, Va¬ ters und Hauswirthes gegen die neu zu weihenden Priester zu entfalten. Alle fanden ihre Wohnung in Seiner Residenz, alle waren Mittags und Abends die aufs Väterlichste behandelten Gäste an Seiner wohlbe- setzcen Tafel, allen gönnte und vermittelte Er besondere standesmäßige Erholung, alle erhielten den für die Verpflegungskosten ans dem Priesterhaus -Fonde verab¬ folgten Ersatz als ein ihnen geschenktes Reisegeld; aber auch an alle richtete Er an den Vorabenden jedes Ordi- nationstageS die eingreifendsten, durch eine Stunde fort¬ gesetzten Ermahnungen und Erklärungen der heiligen Weihe-Ceremonien. WaS Er dießmal gethan, wieder¬ holte Franz Xaver au den Ordiuanden im nächstfol¬ genden Jahre wieder, und war bereit, bis zur Erlan¬ gung eineS eigenen Seminariums eS zu wiederholen. Wahrlich, wenn etwas geeignet war, die Liebe der gan¬ zen Diöcese Ihn, zuzuwenden, und Seinen Namen un¬ vertilgbar einzuschreiben in die Herzen junger Priester, und diese anzusporncn, sich der Liebe eines solchen Ober¬ hirten würdig zu bewähren, so war es diese Handlungs¬ weise. Wenige Tage nur gönnte Er Sich Ruhe, und schon besuchte Er die Seclforgestationcn der Dekanate Gonowitz und Windischfeistritz, alle, auch die zunächst am Bachcrergebirge gelegenen nicht ausgenommen. Nach Hause zurückgekommen, richtete Er die liebevollsten Worte deS anerkennenden Lobes, der aneifcrnden Er¬ munterung, der besorgten Ermahnungen an die Seel¬ sorger, die Er besucht hatte, und theilte — um schon im Anfänge auch in anderen Dekanaten Gleiches zu er¬ zielen — das Wesentliche dieses gemüthlichen Erlasses an alle mit — es war Sein zweites allgemeines Hir- tenwort, mit Dank und Freude ausgenommen von allen Gutgesinnten. Kaum sah Fürstbischof Kuttnar den Personalstand Seines einstweiligen Domcapitels wieder ergänzt, so schritt Er zur Anordnung jährlich theologi¬ scher Ausarbeitungen, an der sich der gesammte ClcruS thcils durch die Bearbeitung der vorgelegten Fragen, theilS durch die Beurthcilung der gelieferten Arbeiten bcthciligcn sollte — eine Anordnung, für welche Ihm viele Diöcesanpriester danken und inniger und zahlreicher in kommenden Jahren danken werden. Was Sein Herz erfreue» konnte, waren kirchliche Verrichtungen; jede hiezu Ihm dargebotene Gelegen¬ heit ergriff Er, der damit verbundenen Beschwerden ungeachtet, mit sichtlicher Freude. AlS mau Ihm im vorigen Jahre Seiner geschwächten Gesundheit wegen das Bedenken vorbrachte, die Functionen der heil. Oel- weihe in der kalten Domkirche könnten gefährlich auf Ihn wirken, erwiederte Er: »Ließ kann "ich nicht un¬ terlassen , auch weil» ich gleich hierauf sterben sollte." In allen Seinen Aeußeruugen lag ein streng kirchli¬ cher Sinn ausgeprägt. Entschiedener Feind eineS fana¬ tischen Mysticismus und streng gegen Jene, die als dessen Förderer erschienen, war Er nichtsdestoweniger bedacht, die Andacht des Volk.-s in jeder kirchlich er¬ laubten Weise zu befördern und befördern zu lassen. Sein Umgang mit Seiner nächsten Umgebung war, wenn Ihm nicht Mißtrauen eingeflößt wurde, anziehend durch Anspruchslosigkeit und rückhaltslose Offenheit, so wie durch eine Herzlichkeit des Benehmens, die unwi¬ derstehlich fesselte, und zu gleicher Offenheit ermunterte. Schnell aufgeregt durch alles Ungewohnte, war Er kei¬ neswegs voreilig in Ausführung der Entschlüsse, berickh die Erfahrung und Einsicht Anderer mit dem unumwun¬ denen Geständnisse eigener Unkenntniß in der besproche¬ nen Angelegenheit, — war aber nach sorgfältiger Be- rathung Sein Entschluß gefaßt, so wollte Er auch diesen ohne vorlaute» Widerspruch ausgefnhrt sehen. Einfach in Allein, was Seine eigene Person betraf, - 7 - war Er doch darauf bedacht, einen standesmäßigen Aufwand in Seinem Hause zu entfalten. Während ein Theil Seines Einkommens der Wiederherstellung Seiner Gesundheit und der beträchtlichsten Entfernung des möglichen Vorwurfes, als biete Er zu Seiner phy¬ sischen Kräftigung nicht Alles ans, gewidmet war, wurde das klebrige den Werken der Nächstenliebe und Gastfreundlichkeit geweiht. Welche Freude war es für Ihn, vom 3. bis 5. Juli 1845 zugleich Seine Emi¬ nenz den Hochwürdigsten Cardinal nnd Metropoliten Fürsten von Schwarzenberg, so wie Seine Er- ccllenz den Hochgebornen Obersten Kanzler, Grafen von Inzaghi, in Seiner bischöflichen Residenz be- wirthen zu können! Freundliche Puncte auf Seinem Lebenswege waren Ihm die zahlreichen Besuche Seiner Freunde von nah nnd fern. Daß Seine Gastfreund¬ lichkeit aber auch dem geringsten Dorfcaplane galt, daß Er auch mit ihm Sich freundlich unterhielt und ihn zu Seinem Tische lud, bekennt mit Dank der verwaiste Klerus. Wie herablassend gastfreundlich Er Sich gegen die Bewohner von St. Audra bewies, sagen deren dankbar anerkennende Aeußerungen sattsam. Galt cs, Jemanden hiednrch eine Freude zu machen, so war ihm Niemand zn gering, zn Seinem Tische gezogen zu werden. Wer wollte gegenüber solchen Lichtpnncten Seines Charakters es hervorheben, daß Ihm der Kampf ge¬ gen Ungeduld und eine durch Kränklichkeit nnd unvor¬ sichtige Mitthcilungcn gesteigerte Reizbarkeit ost große Mühe kostete? Wer wollte es verkennen, wie bedacht, wie demüthig Er wgr, Aeußernngen der Raschheit wie¬ der gut zu machen? Wer gesteht sich ohne Anma¬ ßung die moralische Kraft zu, solche andauernde kör¬ perliche Leiden , wie sie den Hochseligen trafen, mit unbezwingbaren! Gleichmuthe verbergen zu können? — In der Hoffnung, Linderung Seines Leidens zu finden, war Er im Mai des vorigen Jahres nach Laibach ge¬ reist, und unterzog Sich dort ärztlicher Behandlung, und genoß die Freude, Sein Vaterland und rheure Bekannte wieder zu sehen. Auf der Hin- und Rück¬ reise in Seiner Diöcese überall von dem mit Sehn¬ sucht harrenden Klerus, in Mitte der festlich geschmück¬ ten Schuljugend, empfangen, erkannte Er, mit welcher Anhänglichkeit Sein Klerus sich an Ihn schließe, und bekannte freudig , daß Seine Freunde unter Thränen die gleiche Bemerkung Ihm eröffneten. Sich stärker fühlend, unternahm Wr in den drückend heißen Iulinstagen die Vi¬ sitation des Dekanates St. Marein, und pries Gott nach Seiner Rückkehr innig für die unerwartet ver¬ liehene Kraft, daß Er auf allen Stationen Seiner bischöflichen Aufgabe genügen konnte. Pietät gegen Seinen hohen Vorfahrer im Bisthume hatte Ihn be¬ wogen, die vom Neffen Desselben in kindlicher Dank¬ barkeit erbaute, vom Diöcesan-KleruS mit ausgezeichne¬ ter Bereitwilligkeit im Innern auSgeschmückte und mit einem Stiftungsfonde dotirte Grabcapelle durch eine geschmackvolle Vorhalle verschönern nnd durch eine un¬ ter derselben angebrachte geräumige Gruft zur Begräb- nißstätte sämmtlicher Lavanter Bischöfe verwendbar ma¬ chen zu lassen. Mit unbeschreiblicher Sehnsucht harrte Er des Tages, an welchem Er dieses Monument als Kreuz- und Friedhofscapelle feierlich consecriren konn¬ te. Es kam der Tag, der 29. September 1845; die Weihe erfolgte in Mitte zahlreich versammelter Priester und einer unabsehbaren Volksmenge, — Franz Taver hatte sich die Ruhestätte bereitet uud eingeweiht. We¬ nige Tage darnach befiel Ihn ein Fieber, dessen Symp¬ tome bis zum Lebensende mehr oder weniger täglich sich äußerten. Im unerklärten plötzlichen Wechsel zwi¬ schen Besser- und Uebelbesinden schwanden Seine Le¬ benstage nun dahin, während Er einem Schiffbrüchigen gleich nach jedem dargebotenen Rettungsbrette langte, um wieder zur vorigen Thatkrasl zu gelangen. DaS härteste Herz hätte in Wehmuth zerstießen müssen bei dem Anblicke dieses Leidenden, wenn man Ihn unter Thränen sagen hörte: „Was sollte ich als Bischof thun, und was kann ich nun thun; wie war sonst die Arbeit mein Leben, wie bin ich jetzt zur trägen Ruhe vcrurtheilt!» Wie ein Sonncnblick in trüben Tagen wirkte er¬ freuend auf Ihn der Krankenbesuch Seines Hochwür- digstcn Metropoliten, Hochwelchcr in den rauhesten Dezember-Tagen die weite Reise hieher nicht scheute, und sichtlich ergriffen, nach eintägigem Verweilen in tiefer Nacht die fürstbischöfliche Residenz verließ, wohl mir der Uebcrzeugnng, der Abschied habe für daS ganze Leben gegolten. Wie neubelebt schien der Ober- Hirt in den ersten Tagen des neuen Jahres, und die bcsorgnißvolle Furcht begann wieder der erfreulichen Hoffnung zu weichen. Nur vor einem Monare bangte allen, vor dem Monate, der Ihn uns gege¬ ben und — genommen. Am 4. Mär; war eine solche Abnahme der Kräfte merkbar, daß sich der Umgebung unwiderstehlich die Furcht aufdrängte, es werde nun bald zu Ende gehen. Mit Riesenschritten trat die Bauchwassersucht als Folgekrankheit der Auszehrung in ausgeprägter Entschiedenheit ein. Alle zitterten ob des nahen Ausganges, der hohe Leidende glaubte seine letzte Stunde fern, doch willigte Er in die Bitten der um Ihn Besorgten, Sich mit den h. Sterbsakramen- tcn feierlich versehen zu lassen. Es war der 8. März, der zweite Sonntag der h. Fastenzeit, wo Er nicht wie sonst mit wehmüthigem Blicke vorn Fenster hin zum Dome schaute, um so nah' als möglich Theil zu nehmen am Gottesdienste, sondern wo der Herr der Heer- schaaren deinen Diener im Bette besuchte, Sich Ihm als Wegzehrung gab und Ihn stärkte durch die h. Salbung. Mit ungewohnter Kraft sprach Er vor dem Empfange der h. Communion die Worte des Tridentinischen Glaubensbekenntnisses nach. Als die h. Handlung vollendet, der im Leben oft ansgevrägte Wunsch des Fürstbischofs „daß Ihn Gott vor einem unversshenen Tode bewahren wolle» erfüllt war, dankte Er mit gegen Himmel erhobener Rechte, für alle Liebe, die Er hier besonders unter den Priestern im¬ mer gefunden, deren Er Sich unwürdig erklärte, die Er im Falle der Genesung durch Seine Handlungen, sonst aber durch Seine Fürsprache vor dem Richter¬ stuhle Gottes vergelten zu wollen betheuerte. Dieß Wort in der heiligsten Stunde gesvrochen bleibt das schönste Testament für die Hinterlassenen nnd eine nn- vertilgbare Schntzwehr gegen Angriffe gegenrheiliger Meinung. Auch an diesem Tage wurde noch das Bett verlassen bis zum späten Abende. Um halb 10 Uhr Nachts schien das Ende der Leiden da zu seyn. Noch einmal wich der Tod aber nur auf zwei Stunden; einige Minuten vor Mitternacht hatte Er vollendet. — 8 — Wie >m September 1843 betete mm wieder eine zahlreiche Volksmenge in der bischöflichen Hauskapelle neben deni in den Gesichrszügen mweränderten Leich¬ name seines Bischofs, Dem besonders die Dompfarrge- meinde ob Seines kirchlichen Sinnes mit der innigsten Liebe zngethan war — und auf ihren Knien liegend nahmen die Gläubigen Antheil an dem neben dem Leich¬ name gebeteten Todtenofficium und de» daselbst ge¬ lesenen h. Seelenmessen. Am I I. Marz um 9 Uhr Vormittags bewegte sich der feierliche Leichenzug hin in die Kathedrale, ge¬ führt vom Dompropste des wieder verwaisten Kapitels, der, wie er dem Hochseligen im Leben mit unwandel¬ barer Treue zur Seite gestanden, auch im Tode zu¬ nächst den theuern Ueberresten blieb. Im Dome sprach St. Andrä, am 3. April 18. Domherr A. Slomschek allergreifende Worte über das Wollen und Wirken, Leben und Sterben des theuern Verblichenen. Der Predigt folgte das See¬ lenamt mit den übrigen vorschriftmäßigen Eeremouicn, und wieder begann der feierliche Zug. Trauernde Kin¬ der, — treue Priester —- trugen und geleiteten — 7g an der Zahl — den Vater zur Ruhestätte, die Er Sich selbst bereitet und geweiht. Dort ruht er nun zur Rechten Desjenigen, dem Er so schnell nachgefolgt, ruhet aus von Seinen Mühen und Leiden. Er hat gefunden, was Sein Klerus im dreimal wiederholten ergreifenden Gesänge hinabblickend in die Gruft und empor schauend zum Himmel als Tribut tiefgefühlten Dankes Ihm nachgerufen: »Herr, gib ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm.»