2N2TIMNN3KT Kr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. 222, VH.22Nhr>»c,, «^'»^ h»lb>ähr>g 5 ll. Durch l>,e s. t. Pol! unter Onuverl m,i »ori»frc,er Zulcnduna nanzjübr!!! u, balbinbri« 4 >!. C.M., und w,ri> bo!biabr,a «orau^^ beiahlt. Alle l. t. Poslämicr neome» Pranumeralion a». In Laiba« rranumcrirl man beim Nerleaer am Raa», Nr. lyll, >», er>len Ntoele. Tlovenische Volkslieder aus Kran». Von Prost osla» Milto. Soldatenlied. >Väbel scharf und glänzend rein, Wird nunuichr »»ein Liebchen sein: Das mich liebend »och umfangt. Wenn der Kopf sich blutend senlt. Meine Flinte, glänzend rein, Wird mir aber Gattin sein. Welchen sie zu Boden streckt. Wird zur Well nicht mehr erweckt. Schreibe» milcht' ich einen Brief, Meinem Liebchen eine» Brief; Doch das Liebchen mein vergaß. Einen Andern sich erlas. Lesend wiegt das Liebchen schon I n der Wiege einen Sohn, Und der Mann schläft »eben ihr. Wenn ich die Patrouille führ'. Die Goldtruhe. Vaterländische Erzählung von Joseph Vuchenh ain. (Beschluß.) Voll Besorgniß stand Franz an ihrem Krankenlager, und horte ihre Bitte nicht ohne große Verwunderung an. Unverwandt ruhete sein prüfendes Auge auf der Stilllei­denden, welche mit geschlossenen Augen jede seiner Fragen mit einem ernsten Stillschweigen beantwortete. Dieses Stillschweigen war ein schrecklicher Moment für den ungewissen Franz. „Sie schlummert", sagte er tiefaufathmend nach eini­gem Nachdenken, und deutete mit der stachen Hand den Anwesenden nach der Thüre. Alle verstanden ihn und gingen, seine zarte Sorgfalt und Aufmerksamkeit ehrend. Sie waren allein. Franz ergriff langsam und mit sichtbarem Beben die Hand der Kranken; doch rasch entzog sie ihm Hermine. «Ja, ich bin vcrrathen!" rief er aus, „die verbreche» rische Hand stößt sie zurück — ich bin verloren!" setzte er hinzu, und warf sich in einen nebenstehenden Stuhl, in­dem er sich das Gesicht mit beiden Händen verhüllte. „Um Gottes willen, retten Sie sich," sprach der rasch hereingeireiene Stadtcopist Andreas. „Man hat so eben einige Leute eingezogen, welche die Gerichte schon lang verfolgten, und diese bezeichneten Sie als ihren Füh­rer. Hier," sagte er ferner, indem er ein Packet unter seinem Mantel hervorzog, „sind die zum Wechseln nöthigen Kleidungstücke. Eilen Sie, ehe es zu spät sein dürfte." „Nein, ich kann nicht!" rief der Verzweifelte. „Ich kann nicht von hier. Entweder zu ihr, oder zum Schaffot," setzte er, die Hände ringend, hinzu. „Auch nicht, wenn es die Ehre und der gute Ruf Herminens fordert? soll auch sie mit Ihnen untergehen? Schonen Sie der Schuldlosen«, bemerktestehend Andreas. AufDieses sprang Franz rasch von seinem Sitze auf. Einen Blick warf er noch auf die Leidende. Auch sie hatte bei dieser Bewegung schweigend ihre Augen geöffnet. Weh­müthig theilten sich ihre Arme, und sprachlos stürzt sich Franz in dieselben. „Sie liebt mich noch, sie verzeiht mir!" rief er aus. „Ich kann nicht verloren sein, sobald dieser Engel seine Arme segnend um mich geschlungen hat. Ih r Geist wird mich schützen, daß ich zu meinem bessern Sein zurückkehre, um einstens sie zu erlangen, die mir mein heil­loser Entschluß geraubt. „Dieses sprechend stürzte er eilends zur Thüre hinaus, nachdem er einen dankbaren Blick dem Stadtcopisten zugeworfen hatte. Es war die höchste Zeit, denn gleich nach ihm traten einige Rathspersonen in das Haus, den Entflohenen zu suchen. Aus den Aussagen der Eingezogenen ergab es sich, daß Franz , nachdem er lange die Freimannshöhle fruchtlos gesucht hatte, in die Gesellschaft des berüchtigten Krumm­ «aslers (Klulc«?,!,), eines Gauners, welcher nahe bei dem Dorfe Strasische geboren war, gerarhen sei. Dieser beun­ ruhigte schon seit langer Zeit Krain, das angrenzende Kärn­ ten und Steiermark mit einer Bande von Straßenräu­ 202 bern und Falschmünzern. Die Verhafteten sagten ferner aus, daß Franz durch eine geraume Zeit ihr treuer Ge­nosse gewesen sei, sich aber plötzlich entfernt habe, nachdem er sich des in einer Höhle verborgenen geraubten Geldes zu versichern gewußt, welches ein gemeinschaftliches Ei­genthum aller Genossen gewesen sei, und die Bestimmung gehabt habe, einstens zur Grundlage eines rechtlichen Le­benswandels zu dienen, wenn sich die Glieder nach einem allgemeinen Beschluße von einander getrennt haben würden. Daher der Wortwechsel am Vorabende seiner Hochzeitfeier mit jenen Fremden, welche das heimlich entwendete Gold zurückzuforden kamen, und als Räuber noch am nämlichen Abende erkannt, eingezogen, und der strafenden Hand des Gerichtes überliefere wurden. Viele fromme Stiftungen entstanden aus dem geraub­ten Golde, nachdem sich keine rechtmäßigen Eigenthümcr desselben vorgefunden hatten; doch von Franz vernahm man keine Kunde mehr. Wohl sprach man von einem Sünder, welcher bald nach Hermi n ens Hintritte in dem Kloster zu Freudenthal reuevoll im Herrn einschlief, in welchem man den unglücklichen Franz vermuthete, doch die Gewiß­heit darüber zu geben, bleibt noch immer eine Schuld der Zeit. Eicher aber ist, daß Vater Johannes sich gänz­lich der Welt entzogen, und sein Leben in tiefem, einsa­men Kummer endete. Niemand weinte an seinem Grabe. Zur Statistik von Krain und Kärnten. *) n. blebersicht ver VevölKerung. Krain.»» 1. T Laibacher Kreis Neustädtler ,, Adelsberger <, otal-Summen. ... . 16443? ... . 188410 ... . 8 »873 Kärnten. Klagenfurter » Villacher Kr „ Summe .eis. . . i?254? . . . 123212 412720 Vumme 29373 9 Total-Summe . ?384?l> 2. Unter der männlichen Bevölkerung befin­den sich. ^v. Geistliche. Krain. Laibacher Kreis ... . 303 „ Neustädcler » ... . 23? „ Adelsberger » . . . . 118 Summe . 658 Kärnten. Klagenfurter Kreis . . . 382 » Villacher » . . . 218 Summe eao Total-Summe . 1258 ». Adelige. Krain. Laibacher Kreis ... . 236 V Neustädtler ,, ... . 83 » Adelsberger „ ... . ei Summe . 402 Kärnten. Klagenfurter Kreis .. . 428 „ Villacher ? . . . 128 Summe 836 5otal-Summe . »28 ') Eiche die Nummer» «o und 40 dieses Blattes. 6. Beamte und Honoratioren. Krain. Laibacher Kreis ... . 510 » Neustädtler » ... . 12a » Adelsberger » ... . ?? Summe . 797 Kärnten. Klagenfurter Kreis . . . 48? » Villacher » . . . 235 Summe . 742 Total-Summe . ii n n. Schullehrer. Krain. Laibacher Kreis ... . ?o » Ncustädclcr ,, ... . 3!» » Adelsberger » ... . 22 Summe . 131 Kärnten. Klagenfurter Kreis . . . 132 » Villacher » .. . 161 Summe . 2»z Total-Summe . 42 l L. Bergwerlsinhaber. Krain. Laibacher Kreis 1« » Neustädtler » 3 » Adelsberger » 1 *) Wümme . 22 Kärnten. Klagenfurter Kreis .. . 33 » Villacher » . . . 72 Summe . 110 Total-Summe . 132") 5. Handelsleute. Krain. Laibacher Kreis ... . i?8 „ Neustädtler » ... . 21 ,, Adelsberger « ... . 8 Summe . Zu? Kärnten. Klagenfurter Kreis .. . »u ,, Villacher » . . . 28 ^ . 1l8 Summe Total-Summe . 323 ». Fabrikanten und Gew erbsinhaber aller Art. Krain. Laibacher Kreis ... . 600? » Neustädtler » ... . 5211 „ Adelsberger » ... . 2380 Summe . 13628 Kärnten. Klagenfurter Kreis . . . ?591 » Villacher ,, . . . 466? Summe . 12238 Total-Summe . 2Z88« u. Grundbesitzer. Krain. Laibacher Kreis ... . 21981 » Neustädtler » ... . 39216 » Adelsberger « ... . 1226? Summe . 731« l Kärnten. Klagenfurter Kreis . . . 22976 » Villacher „ . . . 1713« 89112 «Vlimme Total-Summe . 1123?« ') Das hohe Acrar zu Idria. ")Di e sänüntllchen Vergwertsentitiiten belaufen sich auf l?l , w°>l»n >9 auf Krain, 50 auf den tlagenfurter, 3 3. Zahl der Wohnparteien, in welche die I n der Regel sind die Frauen gew^ß weit dankbarer, Bevölkerung zerfällt. als die Männer; nicht allein darum, weil sie jeden Ve. Kram. Laibacher Kreis ... . 37433 ,, Neustädtler „ ... . 422Z? » Adelsberger » ... . 18272 Summe . " 88gß2 Kärnten. Klagenfurter Kreis . . . 32041 » Villacher «.. . 2Z089 Summe . Z7121 Total-Summe . 138083 4. Verhciltniß der schulbesuchenden Kinder zur Bevölkerung. Kram. Laibacher Kreis ... . 4 : Zy " Neustädcler » ... . 1:85 » Adelsberger » ... . 1: Z? I m Durchschnitte . 1 : «4 Kärnten. Klagenfurter Kreis . . . 4:1? >, Villacher » .. . 1:4« Im Durchschnitte . 4:134/2 Durchschnitt im Ganzen . 1 : 38 3/4 (Fortsetzung folgt.) Aphorismen «ber Dankbarkeit und Un­dankbarkeit. Man hat oft die Bemerkung gemacht, das; Dankbar­keit vorzugsweise eine von den Tugenden sei, die häufiger gepriesen, als ausgeübt werden. Es wäre zur Ehre der menschlichen Natur zu wünschen, daß sich dieser Behaup­tung widersprechen ließe. Allein sie ist nur allzugegrün­det. Nur die reinsten und edelsten Gemüther sind es, welche dieser Vorwurf nicht trifft. Zwei Dinge aber bewirken bei solchen Gemüthern, daß die Dankbarkeit für sie eine Lust, nicht eine Last ist: die Freude an dem sittlichen Werthe des Wohlthäters, und die tiefgefühlte Freude, von diesem geliebt zu werden, oder doch der Wohlthat werth ge­achtet zu sein. Eben so oft als Hochmuth von Seite desjenigen, der die Wohlthat empfängt, ist die Furcht vor dem künfti ­gen Hochmuthe desjenigen, der sie erweist, die Quelle der Undankbarkeit. Diese Furcht ruft sehr oft jenen Hoch­muth hervor; und auch darum sind es die edelsten Wohl­thäter, die am seltensten über Undank zu klagen haben. Es ist eine traurige Erscheinung, daß es Menschen gilbt, die einen innern Drang fühlen, gerade Diejenigen zu kränken und recht weherhuend zu verletzen, die ihnen wohlgethan und sie geliebt haben. Wo sich eine solche Verkehrtheit findet, ist Hochmuth selten die nächste Quelle davon. Weit öfter ist es die Verbitterung eines Gemü­thes, das sich in seinen Ansprüchen an die Liebe und das Wohlwollen Anderer mehrfach, vielleicht vielfach getäuscht gesehen hat. Es rächt die erfahrene Zurückstoßung oder Kränkung höchst ungerecht an Denjenigen, für welche die Wehthat am empfindlichsten sein muß, und bei welchen die Befriedigung der Rache daher am vollkommensten ist. Leicht kann eine solche Erbitterung zu wirklicher und selbst zu raffinirlct Grausamkeit führen. weis von Liebe und Wohlwollen überhaupt lebhafter em­pfinden, sondern weil sie mehr als der Mann durch ihre Schwäche an fremde Hülfe gewiesen sind, und das Drü­ckende derselben daher weit weniger empfinden. Dann auch darum, weil sie in der Wohlthat oder Gefälligkeit meistens eine ehrende oder schmeichelnde Rücksicht auf ihr Geschlecht sehen. (Beschluß folgt.) Kleine Landeschronik. Am 2g. September ist am Großgallenbcrge nächst Laibach ein seltener Fisch eingefangen worden, und zwar in der Save. Derselbe ist ein Sterlet, neii»«»^!-ru­eil«»«.', welcher sich am häufigsten im caspischen und schwar­zen Meere findet, jedoch auch hoher als andere Fische in die Flüße hinaufgeht, namentlich aber zu einer der edelsten Fischgactungen des Donaustroms gehört. Das Fleisch gilt für köstlich, und sein Caviar wird blos für den Hof auf­bewahrt. Unser Exemplar, in der Länge von 22 Zoll, hat ali Ziel seiner weiten Reise, weil sein lebendiges Auftreten in Krain eine außerordentliche Seltenheit ist, das vaterlän­dische Museum erreicht, wo es dermale ausgestopft und we­gen seiner besonderen Gestalt interessant zu sehen ist. Ein gleiches Exemplar wurde während einer großen Dürre und bei niederem Wasserstande zu Ende August 182« im Sa­vestrome bei Lustthal gefangen, lebte durch 4 Jahre da­selbst im Teiche, und ist im Jahre 1831 plötzlich wegge­kommen. Eine Abbildung davon wird im lustthaler Archive aufbewahrt. Mannigfaltiges. (Armenwohnungen in England.) Man werfe einen Blick auf das folgende Gemälde, welches wir der ge­schätzte» Zeischrifc: „Ost und West« entnehmen: Von 11,000 Häusern in Nottingham sind 8000 Rücken an Rücken gebaut, ohne Ventilation. I n Liverpool gibt es 7862 bewohnte Keller, dunkle, feuchte, unreinliche Be­hausungen mit unvollkommenem Luftzug; darin wohnt der siebente Theil der ganzen Bevölkerung, von welcher 3»,000 der arbeitenden Classe angehören. Außerdem giebc es 22?o von 2 bis zu « Familien bewohnte Höfe , unter denen wenige mehr als einen Ausgang haben: lauter ungesunde Wohnungen, ohne Sonnenschein und beständig mit feuch­ten und schädlichen Dünsten erfüllt. I n Manchester leben von 123,232 Arbeitern 14,»60 gleichfalls inKellern, und in Bury ist ein Drittheil der arbeitenden Classe so schlecht versehen, daß in 773 Häusern auf 4, in 20? auf Z, und in 78 auf « Personen nur 1 Bett kommt. I n Bristol haben 46 unter 100 aus der arbeitenden Classe nur ein Zimmer für die ganze Familie. I n Leeds ist c» kaum bes. ser, in Glasgow aber ist das Elend dieser armen Wesen eine wahre Schmach für einchristliches Land. Hier leben 30,000 Iren und Hochländer, die sich in Schmutz, Ver­brechen und Elend ,n den Kellern und Wynds oder Hö­fen dieser reichen Stadt wahrhaft herumwälzen. Zu Zehn und Zwcmzigen liegen sie unter ihren Lumpen jede Nacht auf der Hausflur. Die Keller sind Bier- und Brannrwein­läden, und eine Menge junger Mädchen ist bei der Poli. zei eingekommen, sie aus diesen Oertern, wo ein oder zwei Jahre sie in den Lastern der Trunkenheit und Ausschwei­fung völlig verhärten und einem frühen Tod entgegen­führen, zu retten. — (Sheridan), als glänzender Parlamentredner be­kannt, Obereinnehmer des Herzogthums CornwalNs, war in seiner Jugend ein lockerer Zeisig und voll Schulden. Einst sprengte einer seiner Gläubiger in, St. Iamespar­ 204 le auf einem prächtigen Pferde gegen ihn an. Sheri ­dan, der die Absicht des Mahners merkte, rief entzückt: »Nie sah ich etwas Schöneres, als dieses Roß! Wollen Sie es verkaufen?" — »»Wenn's mir gm bezahlt wird,"« antwortete der Andere. — »Und wie ist's im Trab?" — »„Vortrefflich."" — »Ich bitte, lassen Sie es einmal recht auscraben!" — Der Reiter giebt seinem Renner die Spo­ren, und während er den großen Gang hinuntertrabt, macht sich Sheridan aus dem Staube. — (Ein Sclave.) Im Staate Tennessee sprang neu­lich em Sclave, der entlaufen aber wieder eingefangen worden war, von einem Dampfschiffe über Bord, und rief aus: »Lieber Tod, als Sclaverei!" Er kam in den Flu-then um. — Hperistisches Sendschreiben an die Gavniolia. Inlüllänin regln» judeü! Madame! Sic hob«. Gewaltiges von mir «erlangt. Weil die longeübte und höckstsachkündige Feder für dieses Mal stunmi geblieben, so soll ich, fast ein Laie, über die Primadonna referiren?! Ich schaudere zwar, obwohl Bescheidenheit sonst nicht mein größter Fehler ist, aber Madame! ich vollziehe Ihren Befehl, denn ein schlechter R/tler, der nicht zu Ehren seiner Dame eine Lanze bricht. Und was ist es denn am Lndc so Schwieriges, ein Musitreferat? Wieviele Rccensentcn giebt es, die über Musit schreiben, und doch in deren Geheimnisse gar nicht cingedrun­gen sind, ja die kaum eine Note kennen; warum sollte ich eine Ausnahme machen? Doch halt — die befreundeten Gestalten eines contrapunct- und generalbaßfesten Professors, und eines wackere» und tüchtigen Sangesmci­siers erheben sich drohend, und rufen ihr Wehe über mich: »So wenig hast Du unsere Lehren eingesogen, so Deine Zeit vergeudet, daß Dir die inutor »»uzlcn ein spanisches Dorf!" Erlauben Sie mir, meine Herren —aber ver­zeihen Sie, Madame! wo blieb ich? Ja, so — es ist also nichts leichter, als «in Mnssfreferat, denn seit die alten Ampbione und Orpheusse durch Mu­sik Städte bauten und die wilden Thiere herbeilockten, bis auf unsere Zei­ten , wo die modernen musikalischen Genie s (aber leider zumeist nur die der ausübenden Kunst) sich Paläste erbauen, und alle Blumenkränze und Lor­berkronen, die nur aufzutreiben, auf ihre Häupter locken, ist Musik, nebst dem Gedanken: Ich bin! das einzige Gemeingut aller Völker, sie ist die Sprache, in der alle Weltenthcile einander verstehen, und selbst die Sphä­ren singen, Madame! falls nicht alle Poeten Lügner sind. Nun soll es et­was Schweres sein, über so etwas Allgemeines, wie Musit, zu urlheilen?! Zudem ist Musik mit der Subjcc!iv,tät jedes Menschen verwachsen, sie sitzt im geheimsten Winkel seiner Seele. Was treibt uns bei,» Klange der Grab­posaunen die Thräncn in die Augen, was hebt bei,» fröhlichen Walzer uns die Füsse, was macht uns das Herz bei einem deutschen Liede Schubert's schneller pochen, was erweitert und begeistert unsere Brust bei der Gluth italienischen Gesanges? Was macht im Gegentheile Andere bei Gralesposa«­nen slegmatisch Zigarren rauchen, beim Walzer Karten spielen, bei,» Liede Schubert's gähnen, in der italienischen Oper sich dehnend Sorbet essen, und nur bei einem modernen Oratorium begeistert werden, wo wir gerne einschliefen, wenn es der Anstand erlaubte? Alles die Musit, Madame! So leicht es also ist, über Musik zu schreiben, so etwas Großes ist es auch; denn die Welt will jetzt nichts als Musik, oder richtiger gesagt: Gesaug! Wie schön sagt Immerman n von der Welt: «denn sie gähnt in der Tragödie, denn sie gähnt im'kühnen Lustspiel, denn sie gähnt bei den, Gedichte, denn sie gähnt bei dem Gespräche, gähnet über Männer, gähnet über Helden, de»n sie gähnet über Gott und seinen Himmel! hält nur »och die Augen auf, wenn ihr an den müden Nerven eine welthistorische Scimm­rizc streichelt, schmeichelt, kitzelt, kraut! Da nun aber in einer Oper wenigstens etwas Gesang vorkommen muß, dieser aber der moderne Weltfclisch ist, so werden Sie nun cmsehen, wie richtig ich bewiesen habe, erstens, daß es nichts Leichteres giebt, als über Musik, und zweitens, daß es nicht leicht etwas Größeres geben tan», als über Gesang zu raisonniren. Doch zur Sache, Madame! Am ?. d. M . ging auf unserem ständischen Theater unter der Di ­rektion des Hr. Neufel d in die Sccne: »Die Primadon»«", große Oper in drei Acten, Musik von Au ber. Darin sangen: Wad. Rosner die Anioinctte, Mad. Lang die Charlotte, Dlle. Rupp die Frau von Westen bürg, Hr. Nielschitzk,) den Herrn von Valberg, Hr. Schinn de» Theaterdirector Fortunatus, Hr. Maye r de» Benedict, und als sehr ergötzliche Lrschlinung saug oder viel mehr spielte Mad. Frieb die Madamc Varneck. Nun sehen Sic, Verehrte! diese Prima Donna war in Pa­ris Gesoudtin, in Wien schlechtweg Sängerin, bei uns ist sie also avancirl! Nun ich gratuliere. Allein das werden sie mir nicht sagen können, warum man ein Vaudevillc, wo etwas mehr als in anderen Vaudeoilles gesungen wird, eine Oper, und noch dazu eine große Oper nennt!? Uebrigens ist die Musik dieser Operette recht gemüthlich und heiter, wieder einmal etwas rein französische Galoppaden- und Ouadrillemelange, ohne italienischer rab­diu uns lurur«, und ohne de», I>u,»barclun3u!(>3der neufrauzösisch!delltschtn Romantik! Und ich halte dafür, daß man sich, wenn man prüfend in die­se»! gesungenen Lustspiele Gesang und Spiel vereinigt, recht gut darin un­terhalten kann. Wie Mad. Rosner und die Hrn. Nielschitzki uud Maue r singen, das hat Ihnen, Madame! schon eine kunstbewandertcre Feder erzählt. Ich erwähne nur, daß Mad. Rosner i» ihren beide» gro­ßen Bravourarien sich selbst übcrtroffen hat. Mad. Lang ist eine gewandte Sängerin, ihre Stimme hat ziemlichen Umfang, aber wenig Metall; ohne »ber hier behaupten zu wollen, daß das Metall der Stimme zur Virtuosi­tät in der Gesaugestuust unumgänglich nothwendig ist, denn bekanntlich hat die Stimme der Ungher , der größten jetzt lebenden dramatischen Sänge­rin Italiens, sehr wenig Metall! Hr. Schinn that in Spiel uud Gesang das seinen Kräften Möglichste, und hiemit Madame! Nichts für ungut. Ihr Hcutu«. Pränumeration»Einladung. Wei dem herannahenden Ende des ersten Semesters des dritten Jahrganges dieser Zeitschrift giebt sich die Redaction und der Verlag derselben die Ehre, die r. '<. Herren Abonnenten zur gefälligen Erneuerung der Pränumeration für den zweiten Semester, so wie überhaupt zur Pränumeration, mit dem Ersuchen einzuladen, die Bestellungen bald machen zu wollen, damit darnach die Auflage des Blattes bestimmt werden tonne. Der Bewilligung des projectirren Beiblattes in trainischer Sprache wird noch entgegengesehen; soviel kön­nen wir versichern, daß m neuerer Zeil Umstände eingetreten sind, welche die Hoffnung auf diese Bewilligung namhaft zu steigern geeignet waren. Die Redaction ihrerseits beruft sich auf ihr Programm vom 3. April l. F., in welchem sie die hierlän­ digen Literaten zu gefälliger Theilnahme an diesem Unternehmen und seiner Unterstützung mit Beiträgen einzuladen die Ehre harte, und zugleich anzudeuten so frei war, Was insbesondere noch thue, um dem Blatte jene Gestalt zu geben, die ihm am besten stände — eine vaterländische; sie beruft sich ferner auf ihr Ersuchen, ihr — aus dem umgebenden Natur- und 'Menschenleben der Jetztzeit, aus Archiven, aus dem Munde der Tradition u. s. w. — we­ nigstens willkommenen vaterländischen Stof f zuführen zu wollen. Indem die Redaction, Was ihr in beiden Bezie­ hungen freundlich zugemiuelt wurde, mit geziemendem Danke anerkennt, kann sie nicht umhin, zu bedauern, daß die Unterstützung des Unternehmens eben in diesen beiden Beziehungen nicht reichlicher ausgefallen, und es ihr somit bis­ her nicht möglich gewesen ist, das Blatt in die ansprechendste und entsprechendste Farbe zu kleiden. — Vertrauen wir auf die Zukunft und auf den hierlandü ganz besonders lebendig und erfreulich hervortretenden Sinn für vaterländi­ sche Interessen, an welchen die Redaccion mit ihrer geziemenden Einladung hiermit wiederholt sich zu wenden die Ehre hat. Laibach. Druck «,»d Verlag des Joseph Vlasnik.