M.42. Laibach den 22. Vctober 1864. 8. Jahrgang. Nlätter an8 Rrain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Vlattcr auö Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist dcr Pränumcrationsprcis ganziahrig 2 st. östcrr. Währung. Vaselen. i. Ich seh' im fernen Westen die gold'nc Sonne sinken Und ihre letzten Strahlen i:n Acthermeer ertrinken. Die holde Abcudröthe im ros'gen Wicderschcinc, Umglänzt die leichten Wolken auf fernen Bcra,es;inken: Da wird'>5 anch abcndschwcisssam in meiner Seele Tiefen j Und wie aus dnntclm Walde seh' ich die Muse winken; ! Wie ans des Meeres Tiefen die schimmerreichc Perle, ! Seh' ich des Liedes Strahlen durch'ö wüste Leben blinken! ^ o ^ ! ! O könnte doch ein Vanm ich, ein ssrünbclaubtcr Baum sein, i Es würd' in meinem Schatten zn Deiner Kühlung Raum sein! ^ O kiwine, wenn Du sehnend ;nm Abendhimmcl blickest, > Ich eine kleine Wolke im blauen Actherranm sein! ! O könnt' ich, wenn Tn bcteud zum Sternenzelte schauest, j Ein Stern, dcr Dich besänftigt,' am weiten Himmclösanm fein! ! O könnt' ich, wenn Tu träumest von blnmigcn Gefilden, i Ach unr ein stilles Veilchen in Deinem Blnmentraum sein! ^ Der Alausner zu S't. Verena. Eine Erzählung. Wenn man von dcr altehrwürdigcn Nömcrstadt Solothurn in dcr Schweiz auf den aussichtreichcn Weißenstein steigt, so führt dcr Weg durch eine höchst malerische Fclsenschlucdt, in welcher die romantische Einsiedelei zu St. Verena liegt. Als gcgeu Ende des dritten Jahrhunderts der römische Präfekt Hir-tc.cr.Z in Solothurn die Brüder Ursus und Victor mit vielen andcrcn christlichen Vekenncrn der thebaischen Legiou, welche sich weigerten, den Göttern zu opfern, hinrichten ließ, da flüchtete Hictor'Z Geliebte, Verena, vor dcm Mordbcil des wüthenden , Heiden in die malerische Schlucht, wo jetzt die Einsiedelei steht, die ihren Namen trägt, und die seit dieser grauen Vorzeit immer von Eremiten bewohnt war. Unter der großen Anzahl derselben, welche nach ihrer Flucht aus. dcm Weltgctümmel hier stille Ruhe und endlich in der Grabkapelle das Ziel ibrer irdischen Wanderschaft gefunden, verdient die Geschichte des frommen Bruders Lorcnzo eine nähere Betrachtung, der vor mehreren Jahrzehnten lange Jahre hier gelebt hat und dessen Angedenken noch frisch und gesegnet dasteht in dem dankbaren Herzen des Volkes in weiter Umgebung rings herum. Wir geben die "ebenBgeschichte des Klausners iu gedrängtem Auszuge nach ciner Handschrift, welche derselbe hinterlassen und überschrieben hat: Angetini'Z Scbiclsal. Ich stamme aus dcm altadcligcn Geschlechte der Moceuigo in Venedig. Vater und Mutter sind mir früh gestorben. IH kam zu meinem Vormund Pisani, der meine Erziehung überwachte und die Verwaltung meiner beträchtlichen Güter besorgte. l Im Hause desselben wuchs ich mit seiner holden Tochter Maria auf, mit dcr die innigste Freundschaft und bald genug die leidenschaftlichste Liebe mich verband. Als Maria ihr zwölftes Altersjahr erreicht hatte, muhte sie nach venctianischer Sitte zur Vollendung ihrer Ausbildung in ein dortiges Nonnenkloster gehen. Nur ein Mal in der Woche war mir nur noch ge stattet, iu Gegenwart ihres Vaters meine theure Vase zu sehen. Der Schmerz dcr Trennung ließ mich im vollsten Maße fühlen, wie theuer und unentbehrlich mir die Iugcndgespicliu bereits geworden war. Nach dem Willen meines Vormundes sollte ich mit meinem erfahrenen Hofmeister auf Reisen gehen. Unter heißen Thränen nahm ich von Maria, die mir zur Braut bestimmt war, den zärtlichsten Abschied und es entspann sich nun ein Briefwechsel, welcher die glühendste Sprache leidenschaftlicher Liebe entfaltete. Ich bereiste ganz Frankreich und kam nach , dcr Schweiz. Tie herrlichen Naturscdönhcitcn dieses freien ! Landes fesselten mich mit aller Macht. Meiu Hofmeister hatte !.einen ausgesprochenen Hang zur Schwermuth, war aber nebenbei ein sehr geschickter Maler, den wildromantische Landschasts-> bilder besonders anzogen. 2o kamen wir damals auch in die ! malerische Einsiedelei der heiligen Verena, und mein Lehrer ! ,machte mir denn das von ihm gezeichnete Bild der stillen Klause ! als werthes Angedenken zum Geschenke. ! Ueber den Gotthardt kehrten wir wieder nach Italien zurück ^ und reisten übcr Mailand und Florenz nach Nom, wo wir in ! der ewigen Stadt mehrere Wocken verweilten. In einem Kasfce-' hause der Weltstadt dcr katholischen Christenheit lernte ich zufällig einen Vetter meiner Braut kennen, den vcnetianischcn ! Nobile Adolfo Eornaro. Bald waren wir unzertrennliche Freunde. Wir bereisten gemeinsam Unter-Italien, besuchten Neapel, bestiegen den Vesuv und gingen hinüber nach Sicilicn. Von dort ! kehrten wir nach zweijähriger Abwesenheit auf dem adriatifchen ! Meere nach unserer Vaterstadt zurück. Ich eilte sogleich nach ' unserer Ankunft zu meinem tünftigeu Schwiegervater, Senator Pisani, und dieser versprach mir, mich den uächsteu Morgen ! zu seiner Tochter ins Kloster zu begleiteu. Es war ein seliges ! Wiedersehen, und gerührt segnete dcr Vatcr unsern Herzcns-, bund, indem er zugleich seine Tochter aus dem Kloster nahm. ! Geräuschlos, im engern Familienkreise, wurde mitte» im Gc-! lärme der lauten Fastnachtsfreuden unsere Trauung vollzogen. ^ Mein Freund Adolfo befand sicb als Verwandter Maria's auch ' dabei. Er sah sehr blaß aus und entfernte sich bald unter dem Vorwaude von Unwohlsein aus der muntern Gesellschaft. Iu stiller Zurüägczogenhcit lebten wir ganz unserm ungetrübten, jungen, ehelichen Glücke. Wie dcr Frühling getommeu war, ^6« zogen wir hinüber auf das Festland, auf mein reizendes Land- ! haus in der Nähe der Stadt Verona. Wir führten daselbst ein idyllisches Stillleben und machten nur von Zeit zu Zeit ! Ausflüge nach in der Nähe gelegenen Städten, Dörfern und ! Villen. Tie Aussicht auf Elternfreuden erhöhte wo möglich , noch das Glück unserer ebelichen Zärtlichkeit. i Mit meinem Freunde Adolfo wechselte ich hin und wieder Briefe. Sie kamen und gingen immer seltener und seltener. Nachdem er in düsterer Schwermut!) längere Zeit in Venedig ! gelebt, reiste er nach der Kaiserstadt Wien, wo er sich einem ^ zügellosen und ausschweifenden Leben ergab. Im Spätherbste i beschenkte mich meine Gattin mit einem wunderschönen und gc- i funden Knaben. Unser Glück war vollkommen. Nach been- ! digtem Wochenbette kehrte ich mit Mutter und Kind nach Venedig zurück, um den Winter dort zuzubringen. > Wir mußten im weitläufigen Palaste des Senators Pisani ! wohnen, der indessen zum Protector von St. Marcus ernannt ! worden war. Meinen Palast hatte ich an einen reichen Eng- ! länder, Lord Edgecombe vermiethet, der, um seines Spleens los zu werden, die berühmten Karnevalsbelustigungen von Venedig mitmachen wollte. Ter Britte war Inhaber eines Parlamentsfleckens und konnte als solcher fünf Mitglieder in das Unterhaus wählen. Dennoch war er immer noch Hage- ! stolz und schien sehr unrichtige Begriffe vom häuslichen Glücke l zu haben. Er besuchte uns oft und schien sich in unserem traulichen Familienkreise immer mehr zu gefallen. Sein Mißmuth nahm sichtlich ab, und wenn Protcctor ^ Pisani und seine Schwester Rosalie um die Wette unsern muntern Knaben Pippo liebkosten, so lachte wohl der trockene Britte aus vollem Halse und schleppte ihm in seinen Taschen Haufen von Spiel- und Naschwert herbei. Bald war der Winter dahin. Mit dem Frühling zogen wir wieder auf unser Landhaus ^ bei Verona. Lord Edgecombe begleitete uns dahin und streifte dann nach kurzem Aufenthalt überall in Italien herum. Nur zu schnell verflog uns die schöne Jahreszeit, und der Winter führte uns wieder nach Venedig zurück, wo sich auch der Engländer wieder einfand. Da zerstörte eine Feuersbrunst durch unglücklichen Zufall die Pächtcrwohnung und einige Nebengebäude auf meinem Landsitze bei Verona und machte meine dortige Gegenwart nothwendig. Während meiner Abwesenheit wurde der Lord meiner Maria als erklärter Cicisbeo bestimmt, der sie des Morgens in die Messe und Abends in das Theater führen sollte. Aber während der kurzen Woche meiner Abwesen-heit hatte der Tod meinen theuern Schwiegervater, Senator Pisani, hingerafft, und ich fand scine Leiche auf reichgcschmücttem, von zahlreichen Wachskerzen erleuchteten Paradebett und scine Schwester in tiefste Trauer gehüllt, wie ein Kind mit einem Rosenkranze spielend. Maria fand ich nirgends, und auf meine ! Nachfrage vernahm ich — keine Antwort. Endlich löste mir ! Rosalia unter Schluchzen und Thränen das schreckliche Räthsel, indem sie Folgendes erzählte: Am Freitag hatte Lord Edgecombe Maria wie gewohnt ins Theater begleitet, und war dann Nachts eilf Uhr allein > mit leichenblassem Gesichte und verstörtem Blicke heimgekommen, j indem er keuchend kaum die drei Worts darausbrachte: „Ws ist Maria!" Wir tonnten ihm keinen Bescheid geben. Da erzählte er in größter Aufregung, in einer benachbarten Loge im Theater habe sich ein bildschöner, junger Mann eingefundcn, der Maria mit unverwandten Blicken beobachtet und den diese als ihren Vetter Adolfo Curnaro erkannt habe. Nach beendigtem Schauspiele habe er Maria seinen Arm geboten, um sie in ihre Gondel zu führen. Im Gedränge, das auf einmal entstanden, sei er von Maria's Seite plötzlich weggerissen und dann von einer riesenhaften, vermummten Person ergrissen, ür einen Winkel geschoben und dort einige'Zeit festgehalten worden. Nachdem er sich wieder habe losmachen können, sei er eiliast zu Maria's Gondel hingeeilt. Er habe aber dieselbe leer gefunden , und die Schiffer, die auf ihn warteten, hatten Pisani's Tochter nicht gcscben. Umsonst sei all' sein Suchen, Fragen, Hin- und Hcrrennen gewesen. Da sei er in den Palast Pisarä gekommen, in der Hoffnung, die Vermißte zuletzt daselbst zu finden. Nachdem er sich getäuscht gesehen , habe er geschworen i Maria sei ein ihm anvcrtrautes, heiliges Pfand, er müsse sie finden, und wenn sie auch in der Hölle wäre. Damit war er fortgerannt und seither nicht wieder gekommen. Der tiefgebeugte Vater Pisani, den die Gicht auf das Krankenlager fesselte, hatte sogleich dem Togen und den Staatsinauisito^en von dem Verschwinden seiner Tochter Anzeige gemacht, mit der dringenden Bitte, doch Alles zur Entdeckung der Entführten aufzubieten. Alles, was man ausfindig machen konnte, beschränkte sich auf einige unbedeutende Thatsachen, Adolfo Car-naro sei am gleichen Tage in Venedig angekommen, an dessen verhängnißvollcm Abende Maria verschwunden war. Man babr ihn nirgends auffinden können. Am gleichen Abend seien aa den Theaterausgängen eine Menge vermummter Personen erschienen, welche jenes Gedränge verursacht hätten, während dessen Lord Edgccombe von Maria's Seite weggerissen worden sei. Der Engländer sei am Morgen nach dem Verschwinden Maria's auf einem englischen Postschiffe plötzlich abgereist. Tiesc trostlosen Nachrichten wirkten so erschütternd auf Maria's kranke!: Vater, daß cr vom Schlage getroffen wurde und plötzlich starb. Nach diesen unglücklichen Mittheilungen der tiefgebeugten Tante cilte ich nach dem Negierungspalaste, um Alles aufzubieten , was in meinen Kräften lag, um meine entführte Gattin, wieder auffinden zu können. Wie ein Unsinniger lief ich durch alle Säle, frug einen Jeden mit Ungestüm nach meiner Gattin und eilte wieder weiter, ohne eine Antwort abzuwarten. Tann rannte ich wieder fort nach Pifani's Palast, den ich mit meinen Wehklagen füllte. Doch des edlen Mannes kalte Leiche blieb stumm und starr. Wie wünschte ich heimlich, wie er da liegen zu können, befreit, erlöst von meinem schrecklichen Seelenschmerz der Ungewißheit und Verzweiflung! In nächster Nackt wurde meines theuern Schwiegervaters Leiche unter großem Gefolge zahlreicher Verwandter und der Würdenträger der Stadt in einer Gruft der Markuskirche beigesetzt. Nach dieser feierlichen Handlung lebte ich zwischen Furcht und Hoffnung in einem fieberhaften Zustande und einzig in Äosaliens und meines Kindes Gesellschaft. Da trat an einem z späten Abend Lord Edgecombe rasch und unangemeldet ins Zimmer und sprach: „Wohlan, mein Freund, Maria ist gesunden. Bald ist sie l)ier. Der schlüpfrige Fisch hat, Gott verdamm mich, dießmal Wasser genug geschluckt!" „Gott sei gelobt!" rief ich aus und siel dem edlen Britten init Freudenthränen in den Augen um den Hals. (Schluß folgt.) Eine päpstliche Visitation zur Zeit der Kirchen-reformation in S'teiermark, Kiirnten und Kram. ! Nach einem Mamlscriptc der Bibliothek dclla Bona in Gürz *). I. Das den Schlüssel Italiens bewachende uralte Patriarchat von Aquileja hat seine in den Stürmen der Völkerwanderung erworbenen Rechte auf das Land Krain noch festzuhalten ge-sucbt, als dieselben durch die Exemtion des Laibacher Visthums (1402) schon längst erloschen waren. Aber nicht allein diese Tendenz, sondern auch hauptsächlich die der römischen Kirche durch das Umsichgreifen der Reformation drohende Gefahr war es, welche den Papst bewog, einen Kirchcnfürstcn zur Sicherung der von der Ketzerei bedrohten Grenzen Italiens in unsere Provinzen abzusenden. Man erkannte den Ernst der Lage und wollte durch den Bericht eines unbefangenen, außer den Parteien stehenden Augenzeugen von den Verhältnissen der österreichischen Grenzprovinzen unterrichtet sein. Und so erhielt Francesco Varbaro, aus einer alten venetianischcn Familie, der dritte Patriarch dieses Namens (gewählt 1592 nach dem Tode des Johann Grimani, gest. 1615) noch bei Lebzeiten seines Vorgängers den Auftrag, eine Visitation in Steieimart, Kürnten und Kram, die erste seit 200 Jahren, vorzunehmen und hierüber an Clemens VIII. unmittelbar Bericht zu erstatten. Eine Abschrift dieses für die Reformationsgeschichtc unserer Provinzen wichtigen Actenstiickes verwahrt die Bibliothek della Bona in Görz, deren gegenwärtiger Besitzer dasselbe in liberaler Weise der wissenschaftlichen Benützung überließ. Der Patriarch beginnt seinen Bericht mit dem Bedauern, daß das Ergebniß seiner zehnmonatlichen Reise kein günstigeres fei, indem es diese Provinzen in dcr Gefahr des Todes mit wenig Lebenshoffnung hinsichtlich ihreö Seclenheiles zeige, be-drobt fortwährend von den Einfällen der Türken, welche der Zorn Gottes vielleicht zugelassen habe, weil diese Völker von der Grundfeste des Glaubens abgewichen seien. Wir wollen im Folgenden mit den nothwendigen Abkürzungen die Schilderung des Patriarchen mit seinen eigenen Worten wiedergeben. „Ich besuchte zuerst die Grafschaft Görz, über welche ich übrigens bereits an Eure Heiligkeit berichtet hatte, daher mir nichts mehr zu sagen bleibt, als daß durch die Gnade Gottes *) Aus der „Tagespost." 167 die Dinge hier auf dem besten Wege sind *). Viele haben sich bekehrt, und cs ist große Hoffnung, daß andere hervorragende Personen bald in den Schoß der heil. Kirche zurückkehren werden. So wird diese Provinz zu einer Vormauer Italiens dienen können, besonders wenn mein, der Eongregatione Ger-manica gemachter Vorschlag, hier ein Iesuitencollegium Zu gründen, angenommen wird. Nachdem ich an die Stelle des bisherigen Archidiacons einen neuen gesetzt, der seine Aufgabe mit Eifer erfüllt, beobachte ich von Zeit zu Zeit die Früchte meiner Untersuchung. Von Görz richtete ich meinen Weg auf Laibach, indem ich beabsichtigte, zuerst Unterlrain zu besuchen, dann nachSteier-mark überzugehen, und von dort über Kärnten nach Italien zurückzukehren. Die Nachricht von dieser Reise regte die Ketzer auf, welche fürchteten, daß ich mit Hilfe der weltlichen Macht sie von ihrer Ketzerei abzustehen zwingen möchte, und so hielten sie eine zahlreiche Versammlung in Krain ab, worin sie sich gegenseitig zuschworcn, sich nicht zu verrathen und ferners abredeten , sich mit dem Munde als zur heil. römisch-katholischen Kirche gehörig, zu bekennen, im Herzen aber ihren Irrthümern treu zu bleiben. Gott fügte es, daß ich in Krain eintraf, als eben die Grenzen Eroatiens von den Türken mit Feuer und Schwert verheert wurden. Die Einnahme von Eissck und dcr dadurch erzeugte Schrecken ließen die Gemüther williger auf meine Ermahnungen hören, cs wurden Processionen in der ganzen Diärese gehalten und Personen meines Gefolges predigten dem Volke in seiner Sprache.- So besuchte ich, untersuchend, strafend, belehrend, verschiedene Gegenden, bis mich in Möttling, wenige Meilen von Carlstadt, ein offenes Schreiben des obersten Befehlshabers traf, welches auf Grund der Aussagen von Kundschaftern einen bevorIehenden Raubzug türkischer Horden meldete, vor welchem Jeder sich und das Eeinige zu retten eilte. Ich hielt es daher für das Beste, um mich nicht unnütz der Gefahr auszusetzen, nach Laidach zurückzukehren, wo ich mich vier Tage aufhielt, um den Erfolg abzuwarten, während das ganze Land voll von Wasfengeräusch, Flucht und Schrecken war. Zu dieser Zeit trug sich hier cin Ereigniß zu, das ich E. Heiligkeit nicht verschweigen darf. Da ich so plötzlich die Stadt betrat , faßte das beinahe ganz ketzerische Volt den Verdacht, daß ich komme, um mit Hilfe des Erzherzogs Ernst ihre Irrlchrer festzunehmen, und besetzte das NathhauZ, auf welches ihre Prä-dikanten sich zu ihrer größeren Sicherheit begaben, mit 100 Mann." (Fortsetzung folgt.) Volksmärchen ans Krain. 4. Von den Schlangen. Eine große Rolle in den slavischen Volksmärchen spielen die Schlangen und unter ihnen die „weiße Schlange," die Königin aller Schlangen. Ungeheuer lang und glänzend, weiß 5)Iu Görz hat die Reformation nie Wurzel gefaßt, und insbesondere hat dcr Landtag dort nie ihre Sache geführt, sondern im Gegentheile das Vorgehen seines Abgeordneten Bonaventur» di Cit bei dcr Vrucker Convention entschieden mißbilligt. 168 von Farbe, trägt sie einen goldenen Reif um den Hals, oder I den rothen Kamm auf dem Kopfe und eine Krone, in deren Mitte ein prächtiger, großer Diamant funkelt. Ja, wenn Jemand diesen Diamant bekommen könnte, er wäre reich für ^ sein ganzes Leben. Allein dieß ist ein gar zu gefährliches ^ Epicl, denn der Viß der weißen Schlange zieht augenblicklichen ! Tod nach sich. Sie wehet auf Vergcn, in Fclsgeklttftcn und ! läßt ein helles Pfeifen hören. ! Ehemals, als es noch viel Schlangen gab, erzählt das Volk, hat man Schlangen „gerufen." Die Weise, Schlangen zu beschwören, ist folgende: Man errichtet neun Holzstöße i auf irgend einem Hügel und stellt in die Mitte eines jeden Stoßes einen hohen Pfahl. Hernach zünde man die Holzstöße an, klettere auf den neunten Pfahl und rufe die Schlangen auf einer Pfeife, welche die Macht hat, Schlangen anzulocken. Tann kommen sie von allen Seiten hinzu und fallen ins Feuer. Aber wehe dem Schlangenbeschwörer, wenn sich die weiße ! Schlange darunter befände, ihm geschähe, wie einem Hirten, j der die Schlangen rufen ging. Er hörte ein betäubendes Ge- , pfeife, hernach ein Schwirren in der Luft: die weiße Schlange warf den Hirten ins Feuer, wo er elendlich umkam. Ein andcrsmal ging Jemand mit einem Gehilfen ins Gebirge, um Schlangen zu fangen. Er zog einen Kreis, steckte in die Mitte ein jähriges Neis einer Erle und begann zu pfeifen. Seinen Gefährten aber ergriff die Furcht und er kletterte auf I die neunte Vuchc. ! Eine Menge Schlangen kamen und legton ruhig ihre Köpfe i auf den Kreis. Plützlicy aber lam die weiße Schlange und auf ^ ihr Pfeifen stürzten alle Schlangen auf den Jäger und bißen ihn todt. - - ! Gerne spielen die Schlangen mit einer goldenen Kugel an den Abhängen der Vcrgc, wenn die Sonne warm hcrnieder-strahlt. Einmal ging aber Jemand hin, rollte ein Rad über den Hügel hinunter, und während die Schlangen neugierig demselben nachkrochen, verschwand er- mit der Kugel. Als er aber Tags darauf sein Wagenrad bolen wollte und es auf die Schulter auflud, stach ihn eine Schlange, die sich darinnen verborgen , so daß er starb. Niemand hat nachher je Mehr -etwas ron der goldenen Kugel gesehen. Noch eine Schlangengeschichte hörte ich lnr Volle. EincZmals redeten Vater und. Mutter ihrem Sohne gar sehr zu, er sollte heiraten. Doch'keine mochte ihn nehmen. Da ging er über Land und auf dem Wege sah er eine Schlange aus ihrem Loche kriechen. Die Schlange fragte ihn'.- „Was machst Du hier?" — „Ich suche eine Braut, aber keine mag ^ch." ___ „Weißt Du was, heirate mich!" — „Das wäre nicht leicht möglich," meinte Jener. — „Wohl, wohl! Geh nach Hause, bereite die Gasterei, das Hochzeitbctt und Alles. Ich werde mich schon in der Kirche cinfindcn." Jener war zufrieden und ging heim. Seine Eltern fragten ihn: „Hast Du eine Frau gefunden?" — „Ja wohl, ich heirate die Schlange!" — „Sie hat kein Geld!" Und min donnerten sie auf den Sohn los, daß der Alles hinwünfchtc, wo der Pfeffer wächst. Trotzdem richtete er Alles her, verfügte sich in die Kirche, wo ihn die Schlange schon erwartete. Sie wand sich um seinen rechten Arm, und so wurden sie getraut. Tarauf war großes Essen, die Schlangenbraut bekam ihren Theil von Allem, und sie waren frohlick und guten Muthes. Spät in der Nacht gingen sie zur Ruhe. Wie staunten nicht Bräutigam und seine Eltern, als am andern Morgen ein schmuckes Weibchen aus dem Schlafgemache trat, wie rißen sie nicht die Augen auf, als sie ihnen von den Schätzen erzählte, die in demselben Loche, wo sie gehansct, begraben lägen, welche sie von nun an besitzen sollten, um wessentwillcn die Alten mit dem Sohne und seiner Braut gar wohl zufrieden gcwejen. graphic des ewig jungen LicdcrsäugcrS Rüctert wird uielc Leser cr-^ freuen. Ganz besonderes Interesse beanspruchen auch die „Briefe aus ! Ticck's Nachlaß," welche Karl von Holtci in diesem Hefte erscheinen ^ läßt, uud die sich auf Goethe's Aufcuthalt in Brcslan beziehen. Vor-! trefflich nnd höchst lehrreich ist ferner die Abhandlung über Galvano-! Plastik von Friedrich ^chödlcr, dem berühmten Verfasser vom „Buch i der Natnr." Auch die Belehrung, welche Schellen über die „elektromagnetischen Läutewerke" gibt, ist nicht nur klar nnd verständlich gehalten, sondern sehr gut geschrieben. Außerdem enthält das Heft ! viele kleinere Beiträge verschiedener Art, darunter Mittheilungen aus ! dem industriellen und Neisclebcn der Gegenwart. Schließlich verdient die Ausstattung , die sich dicßmal nicht 'mir in vielen künstlerisch trefflichen Illustrationen, sondern anch in neuen, sehr schwungvollen und ! originellen Vignetten und einem neuen Umschlage von meisterhafter Komposition kundgibt, uuscrc volle Anerkennung. Der „Illustrirte Kalender nnd Novellen-Almanach für 1865," herausgegeben von F. Mcuk-Dittmnrsch bietet j wieder Vorzügliches, die novellistischen Beiträge von F. Kürnbcrger, ! H. Schmidt, A. Kaltcnbrunncr erregen das Interesse des Lesers iil ! hohem Grade; für die Ansstattung ocö Almanachs hat die Vcrlags-i handlnug Zamarski nnd Tittmarsch in brillanter Weise gesorgt. Als Prämicnbild ist ein Farbendruck: „Militärische Erinnerungen an ^ Schleswig-Holstein )864." Das Blatt zeigt die Porträts von ^ Gablcn;, Wrangcl, Gondrcconrt n. s. w. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Truck und Verlag von Igu. v. Klcwmayr N F. Bamberg in Laibach.