Januar/Februar Zeitschrift der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu I Pnslvurlndsnrl■. Pllxvandpn fJadstl Unsere Bilder: Frz. Egger 1, E. Huber 2, W. Kühner 1, Jos. Lang 2, Ad. Mohn 1, Jos. Neher 1, Joh. Pezzei 3, Erdkreis Apr. 1959 1 (Titelbild), Fides 4, Münster 1959 H. 1/2 1. Maria ist das große Zeichen am Himmel, auch am Himmel Ostasiens. Immer wieder finden Heiden zuerst den Weg zu Maria und dann zu ihrem göttlichen Sohn — durch Maria zu Jesus. Wer Maria verehrt, in dessen Geist zieht Klarheit ein, dessen Herz wird von Frieden erfüllt, dessen Leidenschaften verlieren ihre zerstörende Kraft und längst verschüttete Ideale erwachen wieder. Wer ermißt die veredelnde Kraft, die seit zweitausend Jahren von der reinen und gütigen Jungfrau und Mutter aus Nazareth in die Welt hineinstrahlt! (Der obige japanische Maler hat durch Lepra ein Auge verloren.) STERN DER NEGER Zweimonatsschrift Jahrgang 53 INHALT Brot für das Leben der Welt ...... 1 Hundertjahrfeier in Pozuzo ......... 2 P. Peters Taschler: Drei Wochen bei den Hochland- ihdianern .......................... 4 P. Josef Lang: Besuch im Zentrum des alten Peru 6 Protestantismus in Lateinamerika ... 13 P. Willi Kühner : Das Problem des Brautpreises ...... 14 P. Adalbert Mohn: Der Islam ......................... 18 Katholischer Negerkönig gestorben .. 21 Nicht die Haut, sondern das Herz __ 22 P. Alfred Ziegler: Vor der großen Reise .............. 23 Koko und Poko ..................... 24 Titelbild Abessinier mit seinem Kind beim Arzt Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Eliwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 3.---S. 15 — Lire 500 Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josef stal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland Bressanone/Brixen C.C.P. 14/7392 Trento Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck : Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Br. Johann Oberstaller Johannes M. Vianney, der heilige Pfarrer von Ars Brot für das Leben der Welt Der in diesem Jahr in München stattfindende 37. Eucharistische Weltkongreß steht unter dem Leitgedanken: „Für das Leben der Welt". Zur Feier des heiligen Meßopfers und zur Anbetung des heiligsten Altarsakramentes werden sich ungezählte Menschen aus Deutschland und dem Ausland um den Altar des Kongreßplatzes und die Altäre der Münchener Kirchen scharen. In vielen Pfarreien und in vielen Herzen wird dieser Kongreß, so hoffen wir, Anlaß zu einem eucharistischen Frühling werden. Wir bringen nachstehend einige Abschnitte aus dem Rundschreiben des Hl. Vaters vom 1. August 1959 über den hl. Pfarrer von 'Ars, der nicht nur, wie allgemein bekannt, ein überaus segensreich wirkender Beichtvater, sondern auch ein glühender Verehrer des Herrn in Brotsgestalt war. Nachdem der hl. Johannes M. Vianney zum Pfarrer eines Dorfes ernannt worden war, in dem das christliche Leben ganz darniederlag, verbrachte er lange Stunden der Nacht in der Anbetung des eucharistischen Heilandes — so sehr erschien ihm der Tabernakel als die Quelle jener übernatürlichen Kraft von der seine Frömmigkeit lebte und der Erfolg seines seelsorglichen Wirkens abhing. Man könnte auf das Dorf Ars zu Zeiten dieses heiligen Mannes sehr wohl die Worte anwenden, mit denen Unser Vorgänger Pius XII. die christliche Pfarrei beschrieb: „Ihr Mittelpunkt ist das Gotteshaus. Der Mittelpunkt des Gotteshauses ist der Tabernakel mit den Beichtstühlen zu seinen Seiten." ' Seine Beredsamkeit war uherfechöpf-, lidi, wenn er vom Glück und der Seligkeit sprach, die das Gebet uns schenkt. 'Wiederholt sagte er: „Die glühende Hingabe an Gott im Qebet ist der Gipfel menschlicher Seligkeit auf Erden." „Wenn man von Gott geliebt wird; wenn man mit Gott vereint ist, wenn man vor Gott wandelt und' in ihm lebt, was für ein seliges Leben, was für ein seliges Sterben!" Der Gebetséifer des hl. Johannes M. Vianney, deri wie man Wohl sägen kann, die letzten dreißig Jahre seines Lebens fast ausschließlich im Gotteshaus verbrachte, wo er durch die ungeheuere Menge der Beichtkinder festgehalten wurdei hat seine besondere Note in der Vorliebe für die Eucharistie. Es ist kaum zu glauben, mit welch glühender Frömmigkeit, er den Herrn,im heiligen Sakrament verehrte. „Dort weilt er", so sagte er, ,;der uns so sehr lieb hat. Warum wollen wir ihn nicht auch lieben?" Den Gläubigen empfahl er folgénde Gebets-Weise: „Viele, Worte, sind nicht nötig, um recht zu beten. Wir glauben, daß der gütige Gott im Tabernakel zugegen ist. Wir öffnen ihm unser Herz.- Wir freuen uns, daß er uns zu sich kommen läßt. Das ist die .beste Art zu beten." Worin anders gipfelt das priesterliche Wirken, wenn man es. alles in allem betrachtet, als darin, überall, wo die Kirche lebt, das gläubige Volk das in der Taufe wiedergeboren und von den Sünden ge-, reinigt ist, Um den Altar zu scharen? Dann bringt' der Priester in heiliger Vollmacht das Opfer dar, in dem Christus jene einzigartige Hingabe erneuert, die ,er zur Erlösung des, Menschengeschlechtes und zur Ehre des himmlischen Vaters auf Kalvaria vollzog. Dann werden die Christen eins, und durch die Dienste der Priester versöhnen feie sich durch däs göttliche Opferlamm mit Gott und bringen sich ihm als lebendige, heilige und Gott wohlgefällige Gabe dar. Dort findet das Volk Gottes Belehrung im Glauben und seinen Geboten sowie die Nahrung des Leibes Christi. Dort Wächst von .Generation zu Generation überall auf der Erde der mystische Leib Christi, der da ist die Kirche in der Kraft des Hl. Geistes. Hundertjahrfeier in Pozuzo . Am 26. und 27. Juli des vergangenen Jahres beging die deutsche Siedlung Po-zruzo im peruanischen Urwald die Hundertjahrfeier ihres Bestehens. Die Vorfreude war gbtrübt durch einen ärger- lichen Streit mit der Stadt Panao und eine schwere Grippeepidemie. Ganze Familien , lagen krank darnieder, auch P. Johann Pezzei, Pfarrer von, Pozuzo, blieb nicht verschönt. Zur Jahrhundertfeier fanden sich bei P. Johann Pezzei, dem Pfärrer von . P.p-zuzOi "drei Mitbrüder ein: Von links: P. Andreas Lechner, P. Superior Michael Wagner, P. , Pezzei, Br. Ludwig Kästel. Den Festgottesdienst am 26, Juli ' hielt F. Superior Wagner, selbst ehemalige^. Pfarrer von Pozuzo, assistiert von P. Lechner Und Br. Kästel. Unter, den zahlreichen Festr gästen sah man Vertreter der deutschen und der ošterreićhischen Regierung und den Abgeordneten der .Provinz Pachitea. ' Zur Feier des Festes trafen P. Superior Wagner, P. Andreas Leehner und P. Ludwig Käs tei ein. Am 26. Juli, einem Sonntag, wurde in der neuen, noch nicht fertigen Kirche auf einem behelfsmäßigen Altar ein levitiertes Hochamt gehalten. Beim Festessen sah man als prominente Gäste Vertreter der peruanischen, deutschen und österreichischen Regierung, ferner Persönlichkeiten aus den Vereinigten Staaten, England, Irland und der Tschechoslowakei. Glückwunschtelegramme trafen unter anderem ein von Prälat Büttner, Beuel am Rhein, von Bundeskanzler Dr. Raab, dem Landeshauptmann von Tirol und von P. General Richard Leehner, Am .nächsten Tag war in der alten Kirche ein Requiem für die seit hundert Jahren verstorbenen Pozuziner und ihre Seelsorger. Dann erfreuten die Kinder zweier Schulen die Festteilnehmer mit Gedichten, Liedern und kleinen Theaterstücken in deutsch und spanisch. Aus Anlaß der Hundertjahrfeier tra-feh von vielen Seiten großzügige Geldgeschenke ein, so vom Katholischen Auslandssekretariat in Beuel, vom Auswärtigen Amt in Bonn (für eine neue Schule), vom Landeshauptmann in Innsbruck, von den Österreichern und Deutschen in Lima — insgesamt etwa 10 000 DM. Drei Wochen bei den Hochlandindianern Von P. Peter T aschler Genau drei Wochen, vom 19. Januar bis 9. Februar 1959, war ich in der Sierra bei den Hochlandindianern. Die erste Woche verbrachte ich in Ćlraulan zur Feier des St.-Sebastian-Festes. Höhepunkt des Festes war für die Leute der Stierkampf, der sich an vier Tagen wiederholte und jedesmal sechs Stünden dauerte. Kaum hatte die Prozession den vierten Eckraum der großen Plaza de armas verlassen, da wurde er auch schon mjt Pfählen als Stierkampfarena hergerichtet. Täglich werden acht bis zehn Stiere und auch Kühe vorgeführt. Als diese zum erstenmal in ihrem Leben so viele Menschen um sich sahen, war ihr erstes Bemühen, irgendwo ringsum ein Loch zu finden und auf ihre Weidegründe zu entkommen. Allzu groß war ihre Kampfeswut zum Glück nicht, sonst hätten sie mit den halb betrunkenen Toreros — andere wagten sich gar nicht in die Arena — bald aufgeräumt gehabt. Jedesmal, wenn der Stier angriff, machte die Turmglocke bim, und wenn er seinen Gegner niederwarf, bim-bam-bim-bam, und wenn dieser verletzt wurde oder gar hinausgetragen werden mußte, dann läutete die Glocke. Und ich sollte dann noch mit dem hl. öl bereit sein! Nein, viele Lichtseiten konnte ich an dieser Nationalunterhaltung Spaniens und seiner südamerikanischen Tochterstaaten nicht entdecken. So hat es der Schöpfer sicher nicht gemeint, als er zum Men-, sehen sprach: *,Herrsche über -die Tiere des Feldes!" Zum,Abschied hätte ich mir fast noch die Finger verbrannt. Mit meinen Buben und dem Mesner wollte ich den Heiligenfiguren in der Kirche die Festgewänder wieder abnehmen und sie in ihre Nischen zurückstellen, damit sie nicht das ganze Jahr über so wahllos herumstünden und ihr natürliches, oft ganz schönes —. holzgesđmitztes — Werktagskleid zeigen könnten. Doch bald tauchten Leute auf, die ich während des ganzen Festes nicht zu Gesicht bekommen hatte, machten ein böses Gesicht und munkelten: „Wir werden keinen Regen bekommen, die Heiligen haben zu kalt." Ich antwortete: „Bringt mir alle maßgeblichen Leute des Dorfes und alle, die etwas ein wenden wollen, her, ich werde ihnen Rede und Antwort stehen." Doch niemand ließ sich blicken. Die zweite Woche war ich im Distrikt von Margos-, auf, den Spuren des So armselig sind die kirchen in den Pefüs. '■ .Vor Schulbeginn singen die -Kinder die peruanische,, Nationalhymne, Xaita Antonio (unserés jetzigen Prälaten Antpn Kühner), den alle noch in bester Erinnerung haben, obwohl -viele andere Taitas durch die Gegend gezogen sind. Schon seine Größe und seine Stimme wirkten auf die Indios, wenn er in der langen Kirche zu sehen und zu hören war und mit seiner Stimme die schreienden Säuglinge auf Mutters Rücken und die bellenden Hunde br auch in der Kirche'— übertönte. Doch auch an Taita Andres .(Riedl) erinnern’ sie sidi bisweilen noch. Auch er hat eine mächtige Stimme. - Die dritte Woche verbrachte ich in ,C a u r i am Fuß der Kordilleren, die täglich ihre fäuhen Regangrüße herüber- sandten. Hier im Reich des Huascaran (6721 m hoch) wachsen nur noch Punagras für die Schafe und Kartoffeln für'die Menschen. Da taten als Abwechslung die Forellen gut, die Wir im Maranjon,- dem Oberlauf deš Amazonas, fischten, übrigens hat in diesen Jahren eine deutsche Forschungsexpedition herausgefunden, daß die nahegelegene Laguna de Lauri-coćha I der - eigentliche Ursprung des Amazonas ist. Doch mehr als die Forellen im Amazonas interessierten mich die Büßer im ; Beichtstuhl .und mehr als die Stierkämpfe ' die 150' Taufen, die ich spenden durfte.,.So kehrteich mit einer kleinen Seelenernte zufrieden nađi Hua-nuco zurück. ' r ’ Besuch im Zentrum des alten Peru Wir Europäer wissen vielfach wenig von Südamerika und seiner Geschichte. Umgekehrt muß man oft staunen, wie sich die Leute hier in Peru in Europa und seiner Vergangenheit auskennen. Kürzlich fragte mich ein Peruaner, aus welchem Anlaß die deutsche Nationalhymne entstanden sei. Dann sprach er länge mit mir vom Reiche Bismarcks, —-t Ich zeigte Farbaufnahmen von Südtirol. Sofort machte er die Bemerkung: Napoleons Soldaten kämpften dort. Wir leben hier im Kernland des alten Inkareiches. Die Inka waren eine indianische Herrenschicht des 12. bis 16. Jahrhunderts. Das mächtige Reich der 14 Inkakaiser erstreckte sich zuletzt von Ecuador im Norden bis Mittelchile im Von P. Josef Lang Süden und hatte eine Größe von vier Millionen Quadratkilometern und eine Bevölkerung von 12 bis 14 Millionen Indios. Heute noch sind die alten Inkawege bekannt. Der damalige Postverkehr und damit die Kontrolle über das Riesenreich waren glänzend organisiert. Durch Staffettenläufer gelangte eine Nachricht in kürzester- Zeit zur Hauptstadt oder an die Grenzen des Reiches. Ständig warteten an allen Straßen in kurzen Abständen Schnelläufer, um Nachrichten und Befehle sofort dem nächsten „Cfyasqui" weiterzugeben. Auf diese Weise erhielt auch der Haushalt des Inka innerhalb 24 Stunden frische usche von der Küste nach Cusco, seiner Residenz, gebracht. Die alten Stätten von Cusco interessierten mich nun nicht wenig. Aber wie dorthin kommen? Mitte Oktober fand sich eine günstige Gelegenheit -— als Begleiter des Herrn Prälaten Anton Kühner von Tarma. Nach Lima Aus der großen Knabenmittelschule in Tarma hole ich zunächst Literatur über die Geschichte der Inkas und ihrer Kultur. Ein Professor bietet sich sofort an, uns einige Stunden lang in diesen Kulturkreis einzuführen und uns auf alles aufmerksam zu machen, was wir in diesen Tagen in Cusco und Umgebung besichtigen können. So reisten wir am 18. Oktober mit dem VW-Bus in Tarma ab und fuhren auf Prälat Anton Kühner hat den kleinen Indios etwas Wichtiges zu sagen. Oben: Wesentliche Kenntnisse* über die Verhältnisse im einstigen Inkareich verdanken wir Carci-’ laso, dem Sohn einer Inkaprinzessin und eines spanischen Edelmanns. Er wurde in Spanien Priester und schrieb die Comentarios reales. Peru ehrte ihn durch eine Briefmarke. der höchsten Bergstraße der Welt über den fast 5000 Meter hohen Ticlio-Paß hinunter nach Lima. Schon acht Tage vorher hatte ich per Einschreiben unsere Flugkarten bestellt. Doch der wichtige' Brief kam erst am Morgen des Tages unserer Ankunft in Lima an, und das Flugzeug für den kommenden Tag war bereits belegt. Was tun? Wir überlegen: Mit dem Auto nach Arequipa fahren? Für diese 1000 Kilometer benötige ich zwei volle Tage. Von dort mit der Eisenbahn nach Cusco wären es noch einmal ein Tag und eine Nacht. Diese Fahrt wäre wohl interessanter, zumal wir auch den Titicacasee, Südamerikas größten und höchstgelegenen See, dreizehnmal so groß wie der Bodensee, passieren würden. Doch zeitlich ist es uns unmöglich, da wir bereits am Sonntag in Llauby^fc® 400 Kil'ometr von Lima entfernt, an der äußersten Grenze unserer Prälatur, am Rande des Urwaldes -t—' Visitation mit Firmung haben. So müssen wir fliegen! Durch Vermittlung von deutschen Schwestern aus Vierzehnheiligen, die bei Behörden alles, erreichen, werden zwei Plätze freigemacht. Die Schwester Oberin fährt uns persönlich mit ihrem VW-Bus zum Flughafen von Lima. Wir besteigen die '„Faucett" einer französischen Fluglinie. Mein erster Flug Rasch zieht der viermotorige Transporter mit seinen 50 Passagieren—meist Nordamerikänern — auf 6000 Meter Höhe. Ich bin etwas enttäuscht über diesen ruhigen Aufstieg und bequemen Flug und löse rasch den Anschnallgürtel, über dem Pazifischen Ozean wird das Frühstück serviert, Kaffee und Brötchen mit, Wurst und Käse. Ein Herr vor mir redet mich englisch an und reicht uns PropagandaiüateriaL zur Werbung von Priesterberufen für Lateinamerika. Eine Dame auf der anderen Seite fächelt ihrem Schoßhund Sauerstoff zu und nimmt dann selbst wieder das Röhrchen in den Mund. Neben mir knipst ein Amerikaner mit seiner deutschen Kamera ständig über die Tragflächen und scheint an den mächtigen Wolkentürmen seine Freude zu haben. Weit, unten liegt nun die öde Landschaft der Anden, mit ihren kahlen, mächtigen Bergmassiven, ihren tiefeingeschnittenen, kaum bewohnten Tälern, dann wieder ihrem weiten, unfruchtbaren Hochland. Viel trostloser und eintöniger kann der Blick auf eine Mondlandschaft auch nicht sein! In der Ferne ragen die spitzen Schiieeberge der Siebentausender der weißen Kordilleren weit über die Wolken. Ich spreche den Flugkapitän in Spanisch an. Er ist Münchner, ehemaliger deutscher Militärflieger, und antwortet natürlich deutsch: Lima — Cusco == 550 Kilometer Fluglinie; Durchschnittsgeschwindigkeit 320 Stunden-Kilometer; Höhe 6100 Meter; vier Motoren ä 1500 PS, Benzinverbrauch pro Motor und Stunde; = 190 Liter. „Selbstverständlich"; sagt er, „gibt es heute viel modernere und bequemere Verkehrsflugzeuge." Dann -verabschiedet er sich, da wir bereits CuSco anfliegen ... . . In Cusco Cusco — vielfach auch Cuzco geschrieben, früher Ccosco Kra&t die älteste Stadt Perus, die Wiege der inkaischen Kultur, die Hauptstadt des damaligen ausgedehnten Inkareiches „Tahuantin-suyo“ (== Reich der vier Regionen), die alte'Residenz der Inkas. Die Stadt wurde unter dem ersten Inkakaiser Manco Capac im 12. Jahrhundert gegründet und auf dem 25. Internationalen Kongreß 1932 — als kulturellem Zentrum des einst mächtigsten Reiches Amerikas —~ feierlićh zur „archäologischen Hauptstadt Amerikas" erklärt. Francisco Pi-zarro eroberte mit einer Handvoll tapferer Spanier 1533 die damals bereits 50 000 Einwohner zählende Stadt. Zwei Jahre später gründete er die jetzige Hauptstadt Lima. Heute zählt die auf 3500 Metern Höhe gelegene Departements-Stadt Cusco 80 000 Einwohner. Mit einer alten Limousine, die eine Dame steuert, fahren wir zunächst zum erzbischöflichen Palais. Leider ist Msgr. Dr. Jürgens (deutscher Abstammung) gerade auf einer Rom-Fatima-Reise. Ein Theologe bietet sich uns als Führer für diese Tage an. Wir nehmen im großen Kolleg der Schulbrüder von „La Salle" Quartier. Noch vormittags besichtigen wir das Museum und. sind beeindruckt von den kunstvollen Gemälden „ Gusce-riisdter Schule" (17- und 18. Jahrhundert). In der'heutigen Dominikänerkirche, diè auf den Ruinen des bedeutenden Sonnentempels -„Coricancha". erbaut yrurde,. stehen wir vor den grandiosen Mauern und bewundern die exakte Steìnbearbèi-tung inkaischer Architektur. Nachmittags suchen wir die alten Inkastätten und Festungen der näheren Umgebung Cusèqs auf. Wir fahren nach dem 15 Kilometer entlegenen „Tambomachai", den Bädern; der Inkas, die damals zugleich religiösen Charakter hatten. Wir treffen Bekannte aus dem Flugzeug, Nordamerikaner und einen Deutschen, der Wochen vorher den deutschen Pavillon der InternationalenMesse in Lirna aufgebaut hat. „Quenko", 8 Kilometer entfernt, heute, eine große Steinhalde', diente damals der öffentlichen Rechtsprechung. Wir steigen., in die Opferstätte und treten vor einen massiven Altar, wo wohl einst auch Menschenopfèr dargebracht wurden. Nahe, auf einer Anhöhe von Cusco, liegt nun diè bedeutendste- Inkafesturig „Sac-sahuaman" (=Farbe des Adlers),; erbaut aus Riesenquadersteinen, sauber behauen, ohne Bindemittel fest ineinander-gefügt. Durch eiri 4 Meter hohes Tor aus massiven Steinen, hach oben sich verjüngend,, steigen wir ins Innere der Festung; zur Resideriz der Inkas. Dort Wohnten sie, wenn sie zur Heerschau hier Weilten. Eine alte Sternwarte und Sonnenuhr erinnert heute noch an ihren kulturellen Hochstand. Noch reicht es, einige Kirchen Cuscos zu besichtigen. Dié Jesuitenkirche besitzt wertvolle, Altäre der Eröbererzeit, Im Konvent' der Merzedarier zèigt man uns wohl die wertvollste Monstranz der Weit, die 1^20 hier angefertigt, wurde. Sie besteht aus 22 Kilogramm reinem Gold, 1500 Diamanten/ 600 Perlen. Jeweils an Fronleichnam wird: sie mit dérn Sanctisšimum ausgesetzt. Im Stadt- ■ Ili CusCo weist bedeutende Kirchen auf, darunter die Kathedrale und die J.esuitenkirche. die beide im , Jahre 1668 geweiht wurden; Links. die Kathedrale, rechts die Jesuitenkirche. ‘ . , Heiligtum „Sari Belen" steht eine be1?, rühmte Àrida (=3 Txaggestell) aus putem Silber, die bei feierlichen Prozessionen von 40 Mann getragen wird. So • verbinden . sich hier in Cusco alte inkaische Kultiir mit spanischem Kunstreichtum der Erobererzeit. Die Inkastadt Machu-Picchu Einen vollen Tag widmen wir der Besichtigung der 120 Kilometer von Cusco entfernten Inkastadt Machu É Picchu :(=s.. alter Berg). Wir mieten ein Autocarri! (== ; Schienenwagen) und steigen in, „Zick-zack"-Fahrt auf 4000 Meter Höhe. Ich sitze neben, dem Schaffrier und erkläre ihm, daß der hier gebräuchliche Ausdrude .„-zick-zack" eigentlich ;eiri deutsches Wort sei,, genau so wie Kindergarten; Rucksack, 2 Autobahn und Blitzkrieg, — Worte, die hier jeder versteht; Er freut sich 'über diese Weisheit, die er während seiner 25jährigen, täglichen'Fahrt auf dieser Bahnstrecke noch nicht erfahren hat.1 Eine Däme aus San Francisco, reicht unsi Bonbons und Kaugummi. Das löst die Zunge; unser Englisch bekoihmt zu-gleich auch den nötigen amerikanischen Akzent. Zunächst passieren wir nun den Bahnhof Porhoy ( = für heute), einen Ort, in .dem die Spanier 1533 ;,für einen Tag” verblieben. Nach dreistündiger, un- Prälat - Kühner in éiner Maueröffnung der .alten Inkaf estung Sacsahuaman. Machu-Picchu, überragt vòm Huaina - Picćhu, den nur Schwindelfreie besteigen können. terhaltlicher Fahrt erreichen wir ä- bereits dem Urwald nahe die Endstation. Ein Kleinbus des staatlichen Hotels bringt uns 12 Personen gratis in die nodi 8 Kilometer entfernte, auf 3000 Meter Höhe gelegene Stadt Machu-Picchu. . Starker Nebel und düstere Regenwolken liegen über der Inkafestung und scheinen vorerst noch alles geheimnisvoll verbergen zu wollen. So nehmen wir zuerst einen Kaffee im Hotel Turista, um dann die stundenlange Besichtigung überstehen zu können. Leicht hellt sich der Himmel auf. Unsere Gruppe marschiert gegen die. Inkastadt. Bei den ersten Ruinen gibt der Fremdenführer in Englisch einen Überblick über die weltberühmte alte Siedlung Machu-Picchu. In drei Teilen liegt sie nun in einer Fläche von 5 Quadratkilometern — weit auseinandergezogen am Berghang: Zuunterst die Wohnungen, des Heeres, dann die königliche Residenz und auf der Höhe die Priesterwohnungen und Opferstätten. Insgesamt 3000 Stufen führen in die einzelnen Abteilungen. Mathematisch genau sind bewässerbare Teras.-sen zum Anbau von Mais angelegt und heute noch gut erhalten. — Wir betreten die alten Steinbauten, treten in die königlichen Wohnungen, die Räume der Prinzessinnen, in die inkaische Begräbnisstätte ein. Dann steigen wir auf Hunderten von Stufen zu den Priesterwohnun- Prälat Kühner und P. Lang auf dem Gipfel des Huaina-Picćhu. Links führt eine Serpentine zu einem Berghotél. Rechts wohlerhaltene Terrassenfelder aus der Inkazeit. geil, den groß angelegten Opferstätten, dem Observatorium der alten Inkas empor. Die Amerikaner knipsen, filmen und suchen dann wieder rote Erdbeeren zwischen dem wuchernden Gras der Ruinen. Nun ragt noch zur Rechten ganz steil eine Bergspitze in die Wolken, die 1000 Meter höher liegt und früher der Ausschau und Verteidigung diente. Herrlich müßte die Sicht aus dieser Höhe auf die Inkastadt seinl Der Fremdenführer hält einen Aufstieg für unmöglich. Den Amerikanern leuchtet das ein; es ist ja das Mittagessen im nahen Hotel schon bereit. Wir jedoch wollen „probieren". Schließlich darf auch ein Unterschied zu unseren Reisebegleitern aus den Staaten sein ... Aufstieg zum Huaina-Picchu Zügig marschieren wir los. Noch geht es ein Stück. abwärts bis zur Talsohle. Wir klettern aufwärts und das tatsächlich 1000 Meter bis zum Gipfel. Wir kommen ins Schwitzen. Zunächst wird der Mantel an einen Ast gehängt. Wir klettern weiter. Ein Drahtseil am Felsen gibt Sicherheit und Halt. Die Sonne dringt durch. Die Sicht wird immer großartiger. Wir erleichtern uns noch mehr und legen Talar und Aktentasche einfach am Wege nieder. Eine Gefahr, daß jemand nachkommt, besteht nicht. Wir denken nur noch an den Gipfel, den wir schließlich nach einstündiger Kletterpartie glücklich erreichen. Weit unten liegen die steingrauen Ruinen des Machu-Picchu inmitten grüner Rasenflächen. Im Hotel Turista speisen die Amerikaner. Wir haben keinen Hunger mehr. Ich genieße meine erste Bergtour in Peru und denke an den Ortleraufstieg 1952. Wie damals jodeln wir auf 4000 Meter Höhe und freuen uns, oben zu sein. Wir singen „Großer Gott, wir loben dich" und senden von der Spitze des Huaina-Picchu auf Ortlerhöhe — Grüße und Segen in die Heimat. Bei der Rückkehr kommen uns die Amerikaner weit entgegen und empfangen uns. freudig mit „congratulations". Sie hatten uns nie aus dem Auge verloren und sahen immer die weißen Hemden hochkrabbeln. Zum Mittagessen bleibt jetzt keine Zeit mehr. Das ist nun auch vollkommen Nebensache. ägi| Ollantaytambo, eine weitere Inkasiedlung im heutigen Distrikt Urubamba, besuchen wir ain dritten und letzten Tag. Wir-fahren auf einer Rundreise yon fast 200 Kilometern durch das mit vielen Eukalyptus-Bäumen bewachsene -„heilige Tal", so genannt wegen seiner großen ? Fruchtbarkeit. Die Indios bauen hier — damals Wie heute besonders großkörnigeh, schönen Mais. Ollantaytambo, Benannt nach einem, berühmten ' Inkageneral, liegt-wiederum terrassenförmig angelegt - - an einetn Berghäng. Wir bestaunen’ die riesengroßen, über vier Meter höhen Steinkolosse und finden keine Erklä'rüng, kyrie drese damals auf die Anhöhe geschafft würden. . Frühzeitig kehren wir zprück, um noch in der Kirche „San Blas" die weithin berühmte, aus Holz kunstvoll geschnitzte Kanzel besichtigen zu können- Nochmals gehen wir zür Kathedrale mit ihren prunkvollen Paramenten aus der, Erobererzeit und der herrlichen Monstranz aus purem Gold. Dann stehen wir wieder. vor den gewaltigen Mauerfrontéh iiikaischer Architektur, die in ihrer großen Anlage und exakten Bearbeitung an Gebäude wie die neue Residenz in Bamberg erinnern. Am berühmtesten wurde der ;,Satunrumiog", ein mächtiger zwölfeckiger Stein aus der Inkazéit- in der Grundmauer des heutigen erzbischöflichen Palais. Zum Abschluß besuchen wir die große Brauerei. Die vielen Steine, das täge-lange Auf- und Absteigen machten durstig. Wir; betreten die von Deutschen konstruierte Anlage und reden den Braumeister kastilianisch an. Der dunkel- häutige Panamenier antwortet in perfektem Deutsch. Zehn Jahre läng hatte er sein Handwerk in München gelernt. Seine Frau stammt ebenfalls von dort; sö wird in der Familie nur münchnerisch gesprochen. Ungemessen, ■ aus Maßkrü-' gen des Hofbräghauses, schlürfen wir-CüsCenier-Biei:, gebraut nach deutschen Bierrezepten. Die darauf folgende Einladung zum deutschen Konsul hat den Abend noch lange werden lassen. Die Fahrt nach Cusco, dem Zentralpunkt inkaischer Kultur, hatte unsere Erwartungen weit übertroffen. Ein bedeutender, alter Kulturkreis von intelligenten Menschen zog an uns vorüber, auf den diè heutigen Peruaner, als : ihre Nachkommen, mit Recht stolz sein dürfen. Die Herrscherschicht der Inkas, die sich als Söhne des Sonnengottes, hervorkommend aus dem Titicacasee, aus-gabén, deren* Wille Gesetz war, hielten das 'Riésènreich in strammer Disziplin mit ein'em mächtigen Heere zusammen. Kamen die Indios zum Kaiser, so mußten sie immer barfuß und mit éiher kleinen Last auf dem Bücken,' den Oberkörper leicht nach vorne geneigt, erscheinen •-§§ äls Zeichen der Hochachtung und Anerkennung der Autorität. Wenn die heutigen Indiofrauen stets mit einer Spindel in der Hand sich beschäftigend des Weges gehen, so führt man dies auf das alte inkaische . Gesetz der steten Arbeitsamkeit zurück. So. lauteten die drei inkaischen Gebote: ,1. Ama kela'äW nicht müßig .sein! . 2. Ama lull-i — nicht lügen! 3. Ama sua =8 nicht stehlen! —wichtige Gesetze im Leben einer Gemeinschaft, Gebote, die die heutigen Südländer nicht immer erfüllen! .- Protestantismus in Lateinamerika Läteinämerika (Süd- Und Mittelamerika) zählt 170 Millionen. Menschen, von denen . 160 Millionen käthölisch sind. Für diese 160 Millionen Katholiken stehen etwa 32 000 Priester zur Verfügung. Auf èinén Priester treffen also 5000 Katholiken, Die meisten Priester befinden sich in den Ktìstengebiéteh. Für Üas Innere spricht man von einer sich bildenden|pCaboclo-Kultur", die etwa 120 Millionen getaufte Katholiken umfassen soll, aber nur sehr wenige Prie-, ster hät und fast keine Priester hervorbringt. Mit „Caboclo-Kultur" meint man eine im Landesinnern sich entwickelnde Kultur, die aus der Verschmelzung Vor- handener und importierter Elemente hervorgeht. Diese' neu entstehende Kultur ist praktisch nur nach außen christlich,, innerlich ist sie ohne wahre christliche Kraft. Es ist nicht zu verwundern, wenn an-gesicht der verheerenden Lage' der.' Dinge die Protestanten Südamerika als religiöses Niemandsland betrachten. Man wirft dem Katholizismus vor, daß; er aus christlichem Brauchtum und aus Aberglauben bestehe, daß es eine tiefe Kluft zwischen Religion und Leben gebe. Wie weit diese Verallgemeinerungen berechtigt sind, kann hier nicht untersucht Werden. Sicher 'ist — wir müssen uns dieses schmerzliche Eingeständnis "machen —, daß der Katholizismus | nichts anderes ist als; ein dünner Firnis und das vorhandene religiöse Bedürfnis nicht befriedigen kann. Pius xn;.nannte.unter;den zerstörerischen Kräften, .die Südamerika bedrohen, an erster, Stélle -die Sekten. Tatsächlich ist Südamerika neben Afrika das Haupte ziél der aus Asien, besonders China, vertriebenen Sektenmissionare. Von protestantischer Seite gibt man zu, daß-Erfolge nicht so sehr von den'traditionellen Kirchen erzielt werden, sondern von den Sekten. Die stärkste Gruppe stellen1 die ;,, Pfingstl er" dar. Ihnen gehört die größte protestantische Kirche ih Sag Paolo. Sie hat 6000 Sitzplätze und ist jeden Sonntag dreimal gefüllt. Man legt besonders Wert auf die Förderung des Schulwesens,' der Erziehung,,, dér 1 religiösen, Unterweisung., Man ■ unterhält Krankenhäuser, Wohltätigkeitseinrich-tungen, Kinderkrippen. Man versucht, das sittliche Niveau zu heben ünd kämpft gegen Zügellosigkeit im sittlichen Leben. ' Und die’Erfolge? Sie werden besonders deutlich in Brasilien. In i diesem größten katholischen Land der Erde gibt es zwei Millionen Protestanten; sie sind am zahlreichsten in den Südstaaten, wo auf 1000. Bewohner schon mehr als- 100 Protestanten kommen. Zahlreich sind sie auch im Zentrum des Landes'. Did Verschiedenheit der , Sekten bereitet keine besonderen Schwierigkeiten. Ein1 mal sind die Menschen religiös- unwissend, so daß sie nicht scharf , unterscheiden.'Außerdem hüten siđi diè Sekten, einander ins Gehege zu kommen. Sie kümmern sich vielfach nur um bestimmte Kreise der Bevölkerung; Von katholischer Seite sagt man gern, die Muttergottesverehrüng sei ein stars' ker Schütz; gegen die Ausbreitung des / Protestantismus in Südamerika. Man be-‘ ruft I sich : auch manchmal darauf, daß Protestanten unter dem Einfluß der katholischen Umgebung, wieder , zur Kirche finden. Das mag alles-irgendwie stimmen. Aber, auch- die Zahlen stimmen, und diese sind- so eindrucksvoll, daß man! sich- hüten wird, sich durch schön klingende,, aber illusorische Argumente beruhigen zu lassen. Wenn-Lateinamerika nicht die nötige Zahl von Priestern aus I den' eigenen Ländern1 erhält, wenn es in seinem Christentum nicht wesentlich; vertieft und belebt -Wird, ist die Gefahr nicht von der Hand zu, weisen, daß es der Kirche auch äußerlich verloren, geht. Die Statistik spricht einé harte Sprache. Zahl der protestantischen Missibnare: 1903 — 044, 1957 — 6303. Zahl der1 -Hilfskräfte: ; 1916 |l|p218Qj< 1957 14 299. Im Jahre" 1936 gingen 4 Prozent d'er; protestantischen Missionare nach Latein-amerika, 1957 schon 38 Prozent. 1951 hatte man bereits 900 Erziehungsinstitute mit 50 000 bis 60 000, Studenten. Von diesen Waren 60 bis 90 'Prozent 'katholisch. Die Gesamtzahl der Protestanten betrug 1890 50 000, 1957 4 614 000. Diese für die Kirche alarmierende Entwicklung hat auch ihr Gutes': Sie wirkt aufrüttelnd, und schon zeigen sich die ^ersten hoffnungsvollen Ansätze einer Erneuerung der Kirche in Lateinamerika. Auf Wünsch, des HL Vaters haben zahlreiche- europäische und nordamerikanische .Orden und auch Weltpriester Seelsorgsaüfgaben , übernommen. Vor allem sendet das priesterreiche Spanien laufend Kräfte in großer Zahl in diese religiös unterentwickelten Länder. Das Problem des Brautpreises Von P. Willi Kühner Der Missionar sieht sich überall, auch hier in Südafrika,, vor Probleme gestellt, von denen sich die Christen der Heimat kaum eine Vorstellung machen können. Eines dieser Probleme bildet die Lobola, der Brautpreis, den der Bräutigam den Eltern seiner Braut geben muß. Ich war in Nelspruit. Da kommt ein Schwarzer zu mir, Simon Mfauyane, geschickt von P. Pius Zeifang. Simon hat als Heide geheiratet. Wie er sagt, war er von seinen Eltern zu dieser Ehe gezwungen worden. Er wurde später getauft und schickte seine Frau nach Hause. Nun möchte er ein anderes Mädchen heiraten. Was ist zu tun? Für die erste Frau wurde der Brautpreis in Gestalt von elf Ochsen an die Eltern der Braut gezahlt. Die weigern sich aber, die Ochsen zurückzugeben, weil sie sagen, der Mann sei der schuldige Teil, er habe die Frau nicht geliebt und sie heimgeschickt. Simon aber ist bereit, eher, seinen Anspruch auf die Ochsen aufzugeben, als mit der ersten Frau, die er nicht gewollt und geliebt habe, züsammenzuleben. Die Lobola hat sicher den Vorteil, daß sie eine eheliche Verbindung von einer unehelichen klar unterscheidet. Sie hat gleichsam die Funktion eines amtlichen Eheregisters. Auch stärkt sie den patriarchalischen Zusammenhalt der Familie. Ferner wird das Eheband zwischen den beiden gefestigt, da die Lobola der Auflösung des Ehebandes Hindernisse in den Weg legt. Doch dürfen die Vorteile der Lobola nicht übertrieben werden. Da sie nur ein materielles Band ist, kann sie leicht gelöst werden durch Zurückforderung oder, wie im obigen Fall, durch Verzicht. Der protestantische Missionar Henry Ju-nod sagt in seinem Buch „Das Leben eines südafrikamischen Stammes“: „Es ist sicher ein Irrtum, zu behaupten, die Lobola stelle einen Vertrag zwischen zwei Familien dar, um die, gute Behandlung der Frau von Seite des Mannes zu sichern und um den Mann vom Schlagen der Frau und die Frau vom Verlassen des Mannes aus reiner Laune zurückzuhalten. Es ist sogar behauptet worden, der Brautpreis sei eine Garantie für den Schutz der Tochter. Daß das nicht der Fall ist, beweisen die Worte, die die alten Frauen an die Braut richten, wenn sie zum Kral ihres Mannes zieht: ,Hör', sagen sie, ,du bist ein gutes Mädchen gewesen; fortan wirst du als Slavin behandelt werden. Du wirst des Ehebruchs und der Zauberei bezichtigt werden. Du wirst kein Vergnügen mehr haben. Aber nimm all das hin. Sie werden dich schlagen, dich töten, und wir werden dich nicht befreien können, weil wir ihre Ochsen gegessen haben.' Diese Worte beweisen klar genug, daß die Lobola keinen Schutz der Frau bedeutet, sondern im Gegenteil: Der Brautpreis hat die Frau zum Eigentum des Mannes gemacht, von dem sie sich nun jede Behandlung gefallen lassen muß." Wie verwickelt die Lobolafrage werden kann, zeigt folgender Fall, der ebenfalls von Henry Junod auf gezeichnet wurde. Ein Mädchen namens Hla-)futa, Tochter Bandis, heiratet ihren ersten Mann. Der Brautpreis wurde von ihren Eltern dazu benutzt, um dem Bruder Hlapfutäs eine Frau zu kaufen. Abèr Hlapfuta verließ ihren Mann und wurde von Nwamusi geheiratet. Mit der von ihm gezahlten Lobola wurde der erste Mann abgefunden. Hlapfuta lief wieder davon und heiratete Matshubele. Bald ieß sie auch ihn und dann noch weitere fünf Männer sitzen. Endlich landete sie in den Vorstädten von Lorenzo Marques, wo jede Spur von ihr verlorenging. Ihr Onkel väterlicherseits wandte alle Mühe auf, um die Lobola für die sechs von ihr verlassenen Männer zurückzubekommen, doch ohne Erfolg. So erhängte er sich an einem Baum in der ' Nähe der Missionarswohnung in Rikatla. Denn er sah, daß er den letzten Mann nicht zufriedenstellen konnte. Die Schuld verblieb Hlapfutas Bruder, der „die Ochsen gegessen hatte". Die Frau, für die die Lobola gezahlt wurde, bleibt in untergeordneter Stellung, die sich von der einer Sklavin nicht viel unterscheidet, wenn wir auch wissen, daß die Entrichtung des Brautpreises keinen eigentlichen Handel oder Kauf darstellt. Ferner, zieht die Lobola endlose Streitigkeiten nach sich, die das Leben der Eingeborenen vergiften, das unter dem sonnigen Himmel Südafrikas und bei den geringen Bedürfnissen der heiter in den Tag hineinlebenden Schwarzen so angenehm sein könnte. Deshalb geht das Bemühen der Missionare dahin, die Katholiken zum Verzicht auf die Lobola zu bringen. In Belgisch Kongo gibt es eigene Bruderschaften, deren Mitglieder sich verpflichten, für ihre Töchter keinen Brautpreis zu fordern. Das Wegfallen der Lobola hätte auch einen großen wirtschaftlichen Vorteil. Wenn die Lobola gezahlt wurde, beginnen die jungen Eheleute ihr gemeinsames Leben mit Schulden, die sie oft ihr Lebtag nicht abzahlen können. Fiele sie aber weg, dann könnte auch mit einem bescheidenen Vermögen, das die Ehepartner vor ihrer Ehe sich verdienten, ein neuer Hausstand gegründet werden. Von entscheidender Bedeutung aber ist der christliche Standpunkt, der in jedem Menschenwesen eine eigene Persönlichkeit sieht mit unsterblicher Seele und ewigem Wert vor Gott. Seit Christus gesagt hat: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt., aber an seiner Seele Schaden leidet, und was kann der Mensch als Gegengabe für iseine Segle geben?“, seitdem kommt der Einzelmensch vor dem Kollektiv in jeder Form. ? Im Stammesgefüge der Schwarzen bleibt der einzelne, besonders die Frau, ein fast willenloses Werkzeug in der Hand des Stammes oder der Sippe. Im christlichen Gesellschaftsleben aber ist die Frau die gleich-, wenn auch anderswertige Gefährtin des Mannes. Wie wenig frei auch der Mann im heidnischen Gesellschaftsleben ist, habe ich wieder einmal erfahren; als einer Die Fraü ist eben vom sonntäglichen Kirchgang heimgekommen und richtet das Mittagessen. Der kleine Mann wartet Ungeduldig auf seinen Schlag Maisbrei. unserer Katechisten, ein sehr eifriger jünger Mann namens David Shakwane, mir sagte, seine Mutter habe für ihn ein Mädchen gewählt und die Lobola für sie schon gezahlt, ohne daß er vorher gefragt worden sei. Diese seine zukünftige Frau ist erst 15 Jahre alt und geht noch in die Schule, während er 25 Jahre zählt. Was soll er machen? Noch dazu ist das für ihn bestimmte Mädchen nicht katholisch, sondern gehört der kalvinischen Kirche an. Zwar hat sie .sich entschlossen, in die Kirche ihres Bräutigams überzutreten, d. h. katholisch zu werden, aber David fürchtet trotzdem, daß seine zukünftige Ehe ein Fiasko wird. Soviel ich sehen kann, spielt gegenseitige Liebe keine oder nur eine sehr untergeordnete, kaum bemerkbare Rolle. Unsere Christen in Europa sind sich nicht bewußt, was die katholische Kirche ihnen an Freiheit und Menschenwürde gebracht hat. Denn auch die heidnischen Germanen hätten bezüglich der Ehe nicht viel bessere Anschauungen als die Schwarzen hier. Diözese Lydenburg Bischof Anton Reiferer ist nach seinem Amerika- und EUropabesüch wiedèr in seirié Missionsdiözese zu-rucTcgekehrt: Seine Haupt-sorge; wie. die aller südafrikanischen Bischöfe, ; ist die Erhaltung des von ' der Regierung . hart bedrängten Missionssòhulweséns. Am Drei-Königs-Fest gaben die deutschen Katholiken ihr Opfer für dieses wichtige Anliegen. Unten links:v’ Die Missionsbrüder ' arbeiten vor allem als Landwirte und Handwerker. Links Br. Franz Egger, rechts Br. Jbhahry Lamprecht. Unten rechts : Taufkapelie der neuen Kirche von Gien Gowie. P. Andreas Nagler und P. Josef Nehér (rechts) Wirken an dén .Schulen; : der großen Station Maria' Trost. Unten: Schwester Nives, Maria- Trost, mit Handarbeitš-schülerinnen. HB Ein islamischer Händler hat unter einem Baum vor seinem Laden die Gebetsmatte ausgebreitet und betet mit lauter Stimme aus dem Koran. Der Islam Von P. Adalbert Mohn „Allah ist groß, und Mohammed ist drei aneinandergrenzenden Erdteilen sein Prophet!" Diese grundlegende Glau- Asien, Afrika und Europa. Nur dort, wo benswährheit des Islam haben wir viel- der mohammedanische Händler von Be-leicfat schon als Kinder dahergeplappert, rufs wegen hinkam — und das warfen und das war zumeist auch das einzige, immer nur die Nachbarländer -—i dort was wir über den Islam wußten. Viel- breitete sich auch der Islam aus, weil leicht hatten wir noch gehört, daß die jeder einzelne Moslem nach seinem meisten Mohammedaner arabisch spre- Glauben lebte und so gleichsam eine chen und sich mit „Salem aleikum" be- lebendige Glaubenspredigt war. grüßen. Der Islam ist nach der katholi- I. Die Glaubenslehre des Islam sehen Kirche die größte und geschlossen- Der. Mohammedaner glaubt wie der ste Glaubensgemeinschaft auf Erden. In Jude und der Christ an eine übernatür-einem Punkt ist er der katholischen Kir- liehe Offenbarung. Während der Jude che sogar gewaltig überlegen: nämlich nur an die alttestamentliche Offenbarung in seinem Missionseifer. Der Islam ist glaubt, weiß der Christ, daß durch Jesus eine Laienreligion und kennt kein Christus Gott ein zweites Mal zu uns eigentliches Priestertum- aber jeder gesprochen hat, ja noch mehr, daß in mohammedanische Laie fühlt sich als Jesus Christus Gott selbst zu uns ge-Apostel seines Glaubens. Wenn auch in kommen ist und uns erlöst hat. Der früheren Jahrhunderten der Islam zum Mohammedaner glaubt wie wir, daß . Teil mit Waffengewalt ausgebreitet Gott durch Moses und die Propheten wurde (wie ja auch wiederholt das Chri- zum erstenmal und durch Christus zum stentumi), so ist es doch eine geschieht- zweitenmal zu uns gesprochen hat, ja, liehe Tatsache, daß die erfolgreichsten er verehrt sogar Maria als die jung-Missionare des Islams die Käufleute fräuliche Mutter Jesu. Für den Moslem sind. Deshalb ist der Islam nicht glei- ist die Offenbarung unter Moses die chermaßen .Weltreligion wie die katho- Offenbarung der Strenge, der Zuchtrute; lische Kirche, die ja in allen Erdteilen die Offenbarung durch Jesus Christus und in fast allen Ländern Fuß gefaßt hat; ist für ihn die der Freiheit, der Groß-vielmehr gibt es den Islam nur in den Zügigkeit. Er stellt! sidi die Entwicklung. der Offenbarung vor wie die Entwicklung im menschlichen Leben: zunächst muß man das Kind mit straffer Hand erziehen (Judentum), dann muß man die Zügel lockern und dem jungen Menschen Gelegenheit zu freier Entfaltung geben (Christentum), und schließlich wird der Mensch erwachsen, dann muß sich sein Leben bewegen zwischen Zucht und Freiheit. So glaubt der Mohammedaner, daß Gott ein drittes Mal zu den Menschen gesprochen hat, und zwar durch Mohammed. Diese Offenbarung ist die des gesunden Mittelmaßes und damit die. vollkommenste Offenbarung Gottes. Schon von hier aus sieht man, wie schwer es ist, einen Mohammedaner von der Wahrheit des Christentums zu überzeugen, da er von Hause aus glaubt, in seiner Religion sowohl Judentum wie Christentum überwunden zu haben. Er sieht Juden und Christen etwa so an wie wir Christen die Juden. Der Moslem glaubt wie wir an einen Hott; aber dieser Gott ist so sehr der ganz andere, ist so himmelweit vom Menschen entfernt, daß in keiner Weise eine gnadenhafte Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf denkbar ist. Der Moslem weiß nichts von der Menschwerdung Gottes und nichts von der Erlösung. Jesus Christus ist für ihn ein sehr großer Prophet, vielleicht sogar der größte Prophet, größer als Mohammed ; aber der Glaube an die Menschwerdung Gottes und an die allerheiligste Dreifaltigkeit ist für ihn ein Greuel, da er unsere Lehre nicht versteht und meint, im Grunde glaube der Christ an drei Götter. Im Islam wird' der Mensch nicht von Gott erlöst, sondern er erlöst sich eigentlich selbst, indem er in seinem Erdenleben nach dem Willen Gottes lebt. So sehr der fromme Mohammedaner auch Maria verehrt, der Titel Gottesgebärerin ist für ihn eine Gotteslästerung, denn es gibt für ihn nur einen einzigen Gott, so einzig und alleinig, daß er schon die Lehre von dem- einen Gott in drei Personen als Vielgötterei auffaßt; und dieser Gott ist so unendlich über die Menschheit erhaben, daß der Moslem den Gedanken an die Menschwerdung Gottes als Gotteslästerung empfinden muß. Es ist also kein Wunder, daß gerade gegenüber den Mohammedanern die christliche «Mission so gut wie erfolglos war. Wenn die Christen, und da vor allem die christlichen Laien! (denn daß die Priester und Ordensleute gemäß ihrem Glauben leben, hält der Moslem für selbstverständlich), nicht durch ihr tätiges christliches Leben, durch ihr gelebtes Christentum die Moslems überzeugen, durch unsere Lehre wird es uns kaum gelingen. Letzten Endes spürt man es nirgends so wie hier, daß Mission ein reines Werk göttlicher Gnade ist. Alle Arbeit der Missionare ist umsonst, wenn Gott das Werk nicht mit seiner Gnade begleitet. II. Die Ausbreitung des Islam Mohammed starb im Jahre 632 n. Chr. Unter seinen Nachfolgern, den Kalifen, breitete sich nicht nur die neue Religion, der Islam, aus, sondern diese Ausbreitung vollzog sich Hand in Hand mit der Errichtung eines riesigen arabischen Weltreiches, das die blühenden katholischen Bistümer in ganz Vorderasien und Nordafrika hinwegfegte und auch einen großen Teil von Spanien und Portugal unterwarf, der aber später wieder zurückerobert und dadurch dem katholischen Glauben zurückgewonnen wurde. In den Kreuzzügen des Mittelalters. versuchte das christliche Abendland, wenigstens das Heilige Land den Händen der Mohammedaner zu entreißen. Doch diese Versuche schlugen im wesentlichen fehl. Auf die Jahrhunderte der Kreuzzüge folgten die Jahrhunderte der Türkenkriege: Nun versuchten die mohammedanischen Türken in Europa vorzudringen und dort ihre Macht aufzurichten und ihren Glauben durchzusetzen. Auch diese Versuche erwiesen sich als Fehlschlag. Der einzige Teil Europas, der damals dem Islam anheimfiel, war die europäische Türkei, die fast rein mohammedanisch ist, sowie Albanien, das sich heute zu 70 Prozent zum Islam bekennt. Neben diesen gewaltsamen Ausbreitungsversuchen steht die Ausbreitung durch Händler und Kaufleute, die bis tief nach Asien und Afrika hineinwirkte. Da die Islam-Missionare vor allem Kauf- Moh amme.da.ncr: leute waren, ist es kein Zufall, daß der Islam siđi vor allem in den Randgebieten des Indischen Ozeans ausbreitete. Heute zählt der Islam auf der ganzen Welt 420 Millionen Anhänger. Die Länder mit den meisten, Mohammedanern sind: Pakistan Indonesien China Indien Sowjetunion (asiatischer Teil) Türkei Vereinigte Arabische Republik Persien (Iran) Arabien Nigeria Algerien Marokko Sudan Afghanistan Abessinien Irak 67 Millionen 60 Millionen 50 Millionen 40 Millionen 28 Millionen 25 Millionen 22 Millionen 20 Millionen 13 Millionen 12 Millionen, 9 Millionen 9 Millionen 9 Millionen 7 Millionen 6 Millionen 6 Millionen Alarmierend für jeden Christen sollte die Tatsache sein,' daß der Islam sich schneller ausbreitet als die, katholische Kirche. Män rechnet, daß es in 25 Jah^ ren schon 620 Millionen Mohammedaner geben wird, weil die mohammedanischen Länder sehr- hohe Geburtenziffern -ha- ben. Vor allem im Herzen Afrikas ist: ein Wettkampf zwischen den christlichen und den mohammedanischen Missionären entbrannt. Entweder ist Zentralafrika in wenigen Jahrzehnten christlich oder' es ist mohammedanisch. Der mo-hammedanisdie Irrglaube übt auf die Eingeborenen dieselbe, wenn nicht eine größere Anziehungskraft aus wie der wahre Glaube. Missionarisch ist uns; der Islam ja unendlich überlegen, denn jeder einzelne Moslem fühlt sich als Missionar; demgegenüber steht auf unserer Seite nur die kleine Schar katholischer Priester, Brüder, Schwestern und Missionsärzte. Gemessen, an diesem kleinen Aufgebot auf christlicher Seite war der Erfolg bisher erfreulich, denn heute;findet der Islam- bei seinem weiteren Vordringen nach Süden in Afrika sdioii überall ein zwar nodi junges, aber doch schon festgefügtes. Christen tum vor. Die Lehre, Mohammeds wurde nach seinem Tod im Koran zusammengefaßt: Dip erste Sure lalltet: Lob sei Allah,' dem Weltenherrn,’1 -Dem Erbarmer, dem Barmherzigen, Dem .König am Tag des Gerichts! Dir dienen wir und zu dir rufen um Hilfe viir; Leite uns den rechten Pfad,- Den Pfad derer, denen du gnädig bist, Nicht derer; .denen du zürnst, und nicht der Irrenden. Katholischer Negerkönig gestorben Am 25. Juli 1959 starb unerwartet König Mutara III. f Rudahigwa von Ruanda. Nach neuesten Forschungen entstammt er einem Geschlecht, das' bis iris 10. Jahrhundert zurückreicht. Rudahigwa (wörtlich „der keine Rivalen hat") wurde 1911 geboren und besuchte neun Jahre lang die für die Söhne der Adeligen bestimmte Schule. Mit 18 Jahren wurde er Chef der Provinz Ma-rangara und zwei Jahre später Herrscher von Ruanda. Ohne Christ zu sein, war er seit seiner Thronbesteigung Gegner der Polygamie und des Zauberwesens. Mit weitschauendem, klarem Blick begabt, war er ein zuverlässiger Mitarbeiter der Regierung, als hochstehender Souverän war er stets bemüht, die altherkömmlichen Bräuche seines Landes den Forderungen der Neuzeit und der westlichen Kultur anzupassen. Und wenn man ihm vörwarf, er verfolge eine nationalistische Politik, er wolle in seinem Land ein Regime des Feudalismus und des Schreckens aufrichten, die Klasse der Bahutu zu Gunsten der Aristokratie unterdrücken, so ist es sicher, daß er immer sein Volk auf dem Weg der Zivilisation und der Demokratisierung voranbringen wollte. Das war nicht immer leicht, wo es sich darum handelte, ein unterentwickeltes Volk kultürell zu heben. Seit seiner Kindheit im Kontakt mit dem Christentum und den Missionaren, hatte der intelligente, geistvolle Prinz, trotzdem der Hof seines Vaters Yuhi Musinga dem Aufblühen christlicher Tugend wenig günstig war, bald erkannt, daß die Zukunft nicht den Zauberern, sodern der christlichen Kultur der Missionare gehöre. Nach der Entthronung des Vaters durch die belgische Mandatsregierung wurde er ein eifriger Kate-chumene und Führer der Bewegung hin zum Christentum. Als man ihm am Abend seiner Hochzeit mit Rosalie Gicanda inmitten der Tänze, Gesänge, dem Jubel des Volkes gratulierte, meinte der König: Ich kenne einen Tag, der noch schöner sein wird, das ist der Tag meines Eintrittes in die Kirche Gottes. Am 17. Oktober 1943 empfingen Mutara III. Rudahigwa und die Königinmutter die Taufe aus den Händen S. Exz. Mons. Classe. Es war ein Tag der Freude für ganz Ruanda: Aber der königliche Neugetaufte wollte mehr. Er wollte, daß sein ganzes Reich christlich würde. Diesen Wunsch gab er zu. erkennen, als er am Christkönigsfest des Jahres 1946 in der Hauptstadt Nyanza sein Land Christus dem König weihte. Unter Vorantritt seiner Tänzer in ihren farbenfrohen Gewändern und der altehrwürdigen königlichen Tambure schritt der König, in den großen blauen Mantel gehüllt, mit . weißer, perlenbesetzter Krone zur 3,60 Meter hohen, auf einem Dreimetersockel ruhenden Statue, um die ergreifenden Worte der Weihe zu sprechen: Herr Jesus, König aller Menschen und aller Nationen, ich, Mutara Karl Leo Petrus Rudahigwa, beuge mich vor Dir wie auch vor Deiner Mutter, der Jungfrau Maria, der Königin Himmels und der Erde. Ich erkenne, daß Du der Herr von Ruanda bist... Nie wurde er dieser Weihe untreu. Seinen Pflichten als christlicher Souverän hat er jederzeit im öffentlichen wie im privaten Leben Ehre gemacht. Papst Pius XII. ernannte ihn zum Komtur des Ordens vom hl. Gregor dem Großen, und im Jahre 1956 verlieh ihm aus Anlaß seines 25jährigen Regierungsjubi-läums derselbe Papst das Privileg einer Privatkapelle in seiner Residenz zu Nyanza. Der große König ist nicht mehr, aber er wird seinem Ruanda, das er so sehr geliebt hat, auch in Zukunft Schützer sein. Das belgisch verwaltete UNO-Treuhand-ebiet Ruanda-Urundi zählt 4 800 000 Einwohner, von denen 50 Prozent katholisch und 5 Prozent protestantisch sind. Nicht die Haul, sondern das Herz Zur angeblichen Rassentrennung in Brasilien Im Rahmen einer „Die Stimme des Hirten" betiteltèii , Rundfunksendereihe, wandte sich der Primas von Brasilien und Erzbischof von Rio de Janeiro, Kardinal Jaime de Barrös Gamara, gegen die von der Weltpresse übernommene Behauptung einer schwarzen nordameii-kanischen Rechtsanwältin, es gebe auch in Brasilien eine Rassentrennung: „Was vor Gott und den Menschen gilt", erklärte der Kardinal, „ist nicht die Haut, sondern das Herz." Weder in den Schulen noch in der Kirche gebe es in Brasilien eine Rassentrennung, und er würde eine solche auch nicht dulden. „Wir'haben hochgeschätzte Priester und Bischöfe afrikanischer Herkunft, wie wir schwarze Professoren, , Generale und Richter haben, ohne daß deren Hautfarbe sie in ihrem hohen. Anite irgendwie behindert." • Tatsächlich läßt sich bei michternér Betrachtung des brasilianischen Alltags eine Rasséntrénnung kaum féststellen. Vielmehr leben weiße und schwarze -Brasilianer sowohl in den vorwiegend negroiden Nordstaaten wie in den überwiegend weißen Südstaaten friedlich und ohne nennenswerte Reibungen beisammen. Nicht nur sind vor dem Gesetz alle Brasilianer gleich; auch im Berufsleben haben sie praktisch die gleichen Chancen. Ja,, viele Neger erfreuen sich in Brasilien einer:' gehobeneren sozialen Stellung und eines größereh Wohlstandes als manche Weiße, vor-allem1 unter den Neueinwanderern. , Die amtliche Statistik verzeichnet nur, fünf Millionen Schwarze. Doch ist deren kultureller Einfluß weitaus größer als ihr blutmäßiger Anteil an der luso-bra-silianischen Mischrasse. Denn die Neger sind in Brasilien nicht nur ih der Musik tonangebend. Auch in .den bildenden Künsten wie in der .Umgangssprache des Volkes machen sich afrikanische Motive und Lehnworte immer stärker bemerkbar, ganz zu schweigen von der Wirkung des, Fetischismus auf die breiten Massen der modernen Großstädte. Und insofern gibt es auch für die" Kirche,in,Brasilien eine Negerfrage, da der irrtümlich als „baixo espiritismo";1 (niederer Spiritismus) bezeichnete Umbanda- oder Yorubakult, der eine Mi-schung afrikanischen' Fetischismus und katholischer Heiligenverehrung , dän stellt, immer mehr Anhang im infolge Priestermangel religiös nicht betreuten Volk fmdet. Er ist nicht hur bei den indianisch-negroiden , Mischlingen (Caboclos) im Ländesimiern und im tropischen, NOrd-bräsilieii, wo in Bahia das Oberhaupt; der Yöruba seinen Sitz hat, verbreitet, sondern auch bei den religiös entwurzelten Massen in den Großstädten Rio de Janeiro ..und Säo Paolo. Hier befinden sich allein 700 von den -über 2000 Ubanda-Gemeinden, die über ganz Brasilien verstreut leben und als Religionsgemeinschaft anerkannt sind. Infolge der einseitigen wirtschaftlichen Entwicklung Brasiliens — forcierte’ Industrialisierung des Südens — erfolgte im letzten Jahrzehnt eine Abwanderung.. Zehntausender Neger aus den von Dürre und: Hunger regelmäßig heimgesuchten Nördstaaten nach dem Südün. Diese entwurzelten schwärzen Massen stellen bereits ein bedrohliches soziales Problem dar, das die Kirche durch karitative-Hilfe zu mildern sucht. Doch kann sie es aus Mangel an Mitteln ünd staatlicher Unterstützung nicht allein lösen. Daher wurde in kirchlichen Kreisen Brasiliens mit großer Genugtuung vermerkt, daß eine Spende der deutschen Katholiken für das größtenteils von Negern besiedelte Hungergebiet von Recife (Nòrd-brasilien) bestimmt wurde. Denn gerade hier, machten ■ sich in letzter Zeit'Kräfte bemerkbar, die bereits seit Jahren um die Radikalisierung der brasilianischen Neger bemüht sind, um auch sie in die Front des; kämpfenden -Kommunismus unter den Negern einzureihen. ' Brasilien zählt • unter seinen, 64 Millionen Einwohnern /10 bis 15 . Prozent Neger und über ein Viertel Negermischlirigé. Brasilien ist das/große Auswanderungsland für Ja-; paner. Seit 1908, dem Beginn der organisierten Einwanderung, haben sich über 200 000 Japaner als Siedler in Brasilien niedergelassen. Sie sind dank ihrer persönlichen Eigenschaften und ihrer guten Organi;; sterling wahre Mustersiedler. Um die Katholiken unter den japanischen Einwanderern nehmen sich mehrere Priester an, die zum Teil selbst in Japan waren. Auf dem Bild ein über 80 Jahre alter Priester, der seit Jahren seihe ganze; Kraft den japanischen Siedlern widmet. Vor der großen Reise Von P. Alfred Ziegler Eine Reise will vorbereitet sein. Das erst recht, wenn nicht nur für einen Urlaub von wenigen Wochen vorgesorgt werden soll, sondern wenn Auswanderer ausgestattet werden sollen, ausrei-sende Missionare, die für Jahre oder Jahrzehnte oder, was die Regel ist, für das ganze Leben ih die Mission ziehen. Nicht alle haben eine Vorstellung von so einem großen Kofferpacken. Auch ich machte die Augen sperrangelweit auf, als ich das sah... Zweimal hatte ich schon vergeblich an der , Tür des Generalökonomen geklopft. Ein drittes Mal versuchte ich es bei dem Lärm da drinnen schon gar nicht mehr, sondern trat einfach ein. Aber ein Weiterkommen gab es wieder' nicht: Der Weg war versperrt von Paketen und großen Kisten, leeren Kartons und einem wirren Durcheinander von Gegenständen, die man nicht auf einmal begreifen und benennen kann. In das Schieben und Poltern, Papierrascheln und Klappern von Schreibmaschinen,fiel ab und zu eine knappe Frage, Antwort oder Anweisung. Als ich zu einem Bruder, dèr auf einer Schreibmaschine häm- merte, durchgestiegen waf, wurde mir klar, was sich auf diesem Schlachtfeld abspielte. Die langen Listen verrieten es mir: Auf ihnen waren die Sachen verzeichnet, die ein Missionar im fernen Heidenland braucht. Ein neu oder wieder ausreisender Pater oder Bruder sollte sie aùf seine große Reise mitnéh-, men, für seinen eigenen Bedarf und den seiner Mitbrüder. P. Alfred Stadtmüller, der General-. Ökonom, fuhr aufgeregt in seinem Bart herum: Da stimmte wieder etwas nicht oder es fehlte noch etwas Wichtiges. Vor ihm auf dem Tisch lagen einige Säckchen Medaillen, dazu Kruzifixe, Rosenkränze, ein Topf mit Kleister, * ein zerbrochenes Meßkännchen und quadratische Schildchen mit einem großen S und andere Zeichen in, schönster Eintracht beieinander. Auskunft über die Bedeutung der Schildchen konnte er allerdings nicht geben. „Halt wieder eine Eigenart dieser Reisegesellschaft",, meinte er. „Fast jedesmal muß eine ändere benützt werden,, eine der holländischen, englischen, italienischen, , schweizerischen, amerikanischen oder deut- Koko, Pòko sind entsetzt j®É|t| heidenei, was tut man jetzt? Sie beraten, ob vielleicht man das Ungetier verscheucht. Poko weiß — wie immer — Rat, und man geht sofort zur Tat. Ein paar Nüsse, ein paar dicke zielen sie auf sein Genicke. Koko trifft den Löwen ganz knapp am Ansatz von dem Schwanz. Doch man sieht's von oben plastisch: Dort ist alles zu elastisch. Poko schnappt sich eine Nuß, welche besser treffen muß, daß die edle Frucht der Palme dieses Ungetier zérmalme. Und der Poko, dieser Tropf, trifft es mitten auf den Kopf. Dieses tut noch einen Schrei, und dann ist die Schlacht vorbei. Jubelnd steigen sie und munter flink den Palmenbaum herunter, und die beiden Schwerenöter nennt man nun „die Löwentöter". ADAM W ißt ihr, .was die beiden Knaben neulich sich geleistet haben? Gott sei Dank! — sie hatten Glück! doch man denkt nicht gern zurück ... Wie auf einem schlanken Halme klimmen sie auf eine Palme, beide flink und unerschrocken, weil die Kokosnüsse locken. Bald schon sind die beiden oben und beschaun die Welt von droben. Ferne sieht man auch das Meer, und das freut die beiden sehr. Doch wie sie da in den Blättern munter nach den Nüssen klettern, sehn die beiden angstbeklommen drunten einen Löwen kommen. Nun, das war noch nicht so schlimm! Doch das wilde Ungetüm legt sich brummend ganz genau unter ihre Palme schlau. Ach, ihn hungert nicht nach Nüssen, sondern andre Leckerbissen sieht er an der Palme hangen. Diese wecken sein Verlangen. sehen Flug- oder Schiffsgesellschaften. Das richtet sich ganz nach der Abfahrtszeit oder Reiseroute. Oft kostet das P. General viel Kopfzerbrechen, besonders wenn es eilt und nur schwer noch eine Schiffs- oder Flugkarte zu bekommen ist, ganz abgesehen von dem Fertigmachen der Reisepapiere. Für die Einreise nach Südafrika bereitet das schier unüberwindliche Schwierigkeiten. Im Nebenzimmer wird noch eifrig gepackt. Das besorgt vor allem eine liebe Missionshelferin. Frauen haben für so was geschicktere Hände als Männer. „Mit dem Platz muß sparsam umgegangen werden", bemerkt sie, während sie Kinderkleidchen zusammenlegt und andere Kleidungsstücke in eine geräumige Kiste verstaut. Ich erfahre, daß diese Dinge nicht um rares Geld gekauft wurden wie etwa Bücher, Werkzeuge, Wäsche oder auch Maschinen, sondern daß sie direkt von Wohltätern stammen — von Einzelpersonen, aber auch von Vereinigungen: von Frauenvereinen, von Nähschulen usw. „Natürlich müssen die Sachen noch brauchbar sein", betont sie, „Porto und Zoll müssen sich rentieren." Ein schlichtes, aber feines Meßgewand wird noch untergebracht, dazu zwei geschenkte Speisekelche. Mit ein paar Goldstücken konnten sie noch vergoldet werden. Dazu kommen Arzneimittel, von befreundeten Ärzten geschenkt, Spielsachen und vieles andere. Einer unserer Schreiner bringt gerade noch einen eben fertiggewordenen Bilderrahmen. Er erklärt auch, warum die Kisten so sorgfältig gearbeitet und vermutet wurden: „Sie sollen nicht nur die Strapazen der Überfahrt aushalten, sondern drüben noch lange den Missionaren gute Dienste leisten: beim Transport oder als Ersatz für Kleiderschränke, besonders auf Außenstationen." Jede dieser gefüllten Kisten ist ein willkommenes Geschenk aus der Heimat. und für die Missionare dazu ein Beweis, daß sie von den Missionsfreün-den nicht vergessen sind. Beim Versand des „Stern der Neger“ in Josefstal. Rechts Br. Adolf Sailer. Ein Alumne des Priesterseminars in Rangun, Birma, hat siđi wie viele andere in das Katechistenamt einführen lassen und gibt in seinen freien Stunden und während der Ferien Religionsunterricht.