Das Umland Teurnias vom 2. Jahrhundert v.Chr. bis ins 1. Jahrhundert n.Chr. - Eine Studie zur Siedlungskontinuität von der Latene- zur Römerzeit im oberen Drautal Christian GUGL Izvleček Zgodovinsko zelo pomembna pokrajina zgornje Koroške, Lurnfeld, je zelo primerna tudi za naselbinsko-arheološke raziskave. Osrednji pomen v njej ima Holzer Berg (Teurnia) na stičišču dveh važnih prometnic. Za obravnavani čas se nakazuje sprememba v naselbinski sliki: na eni strani nove bivalne površine (Teurnia) na drugi pa nove naselbine (Faschendorf, Baldersdorf). V Teurniji nimamo pravega vpogleda v genezo naselbine, ki je privedla do izgradnje spodnjega mesta v letih ca 40/50 in 70/80 n. š. Najverjetneje je takrat prišlo do pomembnejših gradenj, ki so najbolje vidne prav v spodnjem mestu. Abstract A historically very important region of upper Carinthia, Lurnfeld, is also highly suitable for settlement oriented archaeological research. The central place is held by Holzer Berg (Teurnia) at the crossing point of two important roads. Changes in the settlement situation are indicated for this period: on one side, new bivalent areas (Teurnia), and on the other, new settlements (Faschendorf, Baldersdorf). We have no true insight into the genesis of the settlement at Teurnia, which led to the construction of a lower town in the years from ca. AD 40/50 to 70/80. Most likely significant construction took place then, which can best be seen in the lower town. 1. EINLEITUNG Das Lurnfeld ist eine der bedeutendsten historischen Landschaften Oberkärntens. Während Unterkärnten geprägt ist durch das breite Klagenfurter Becken, auf das sich nahezu alle Täler ausrichten, ist die Geomorphologie Oberkärntens durch das enge Flußtal der Drau und ihrer Nebenflüsse, die von Mittel-und Hochgebirgen eingeengt werden, bestimmt. Die wichtigste West-Ost-Verkehrsachse in Oberkärnten bildet das Drautal (Abb. 1-3): nachdem die Drau bei Oberdrauburg das Lienzer Becken verlassen hat, geht sie über in das Oberdrautal, das im Norden durch die Kreuzeckgruppe, im Süden durch die Gailtaler Alpen eingefaßt wird. Knapp vor Möllbrücke, im Raum Sachsenburg verengt sich das Drautal bis auf knapp 600 m, es weitet sich aber bald darauf wieder im Lurnfeld bis zu einer Breite von fast 3 km, eingefaßt im Norden durch die Ausläufer der Reißeckgruppe, im Süden durch das Goldeck (2142 m). Das Lurnfeld, dessen Sohle auf einer Höhe von 540 bis 565 m über dem Meeresspiegel liegt, umfaßt den Abschnitt des Drautals von Möllbrücke bzw. dem Mündungsgebiet der Möll östlich von Mühldorf und reicht bis an den Lurnbichl unmittelbar westlich von Spittal a. d. Drau. In einer Beschreibung aus dem Jahre 1861 durch M. v. Jabornegg-Altenfels beginnt das Lurnfeld "eine halbe Stunde ober dem Markte Spittal und zieht sich gegen Westen mehr als eine Stunde lang bis zum Einfluße der Möll in die Drau hinauf'1. Ab Spittal bis vor Villach erstreckt sich dann das Unterdrautal. Dem Mölltal und dem Liesertal folgten in der Antike wie heute die wichtigen Nord-SüdVerkehrswege nach Salzburg. Zu nennen ist die römische Reichsstraße von Teurnia nach Iuvavum, die durch das Liesertal und den Leisnitzgraben in den Lungau führt, wo noch innerhalb des Territoriums der Stadt Teurnia die römische Siedlung Immurium-Moosham lag. Von hier aus ging die von zahlreichen römischen Meilensteinen begleitete Strecke über den Tauernpaß (1740 m) der Radstädter Tauern weiter Richtung Iuvavum-Salzburg. 1 M. F. v. Jabornegg-Altenfels, Antiquarische Mitteilungen über Teurnia, Archiv Vaterländ. Gesch. u. Topographie 6, 1861, 107 ff., bes. 118. Einen knappen Überblick vermittelt auch: H. Paschinger, Kärnten. Eine geographische Landeskunde 2 (Klagenfurt 1979) 109 ff., 194 ff. Das Lurnfeld ist also als Siedlungskammer durch natürliche Barrieren von den angrenzenden Landschaften deutlich abgesetzt, besitzt jedoch gleichzeitig durch seine Lage am Schnittpunkt der Drautal-mit der Tauernroute verkehrsgeographisch eine überregionale Bedeutung. Von diesen Straßenverbindungen etwas abseits liegen die siedlungsgünstigen Landstriche am Nordufer des Millstätter Sees, von Seeboden im Westen bis nach Döbriach am Ostende des Sees, die aber vom Lurnfeld aus über das untere Liesertal relativ einfach zu erreichen sind. Der historische Rahmen dieser Arbeit setzt im 2. Jahrhundert v.Chr. ein, als erstmals in den antiken Schriftquellen mit dem regnum Noricum eine staatliche Organisation in den inneralpinen Bereichen der Ostalpen faßbar wird. Dieser Stammesbund stand offenbar unter der Führung des Stammes der Norici, die auf den zwischen 11-2 v.Chr. aufgestellten Huldigungsinschriften am Magdalensberg an erster Stelle genannt sind. Die Namen einzelner reguli sind von der im früheren 1. Jahrhundert v.Chr. einsetzenden Münzprägung sowie bei antiken Autoren, wie Livius und Cäsar, überliefert. Während das Siedlungsgebiet der Norici im Kärntner Zentralraum (ager Noricus) angesetzt wird, geht man davon aus, daß um Teurnia und im Unterdrautal der auf den Magdalensberg-Inschriften ebenfalls erwähnte Stamm der Ambidravi siedelte (vgl. Kap. 3.2). Nach der wohl weitgehend kampflos erfolgten Annexion des regnum Noricum durch Rom im Jahre 15 v.Chr. sind erste Anzeichen eines Akkulturations-prozesses zunächst vor allem südlich des Alpenhauptkamms faßbar, wo mit der Einrichtung einer Zivilverwaltung, dem Ausbau der Straßenverbindungen und der Gründung von mehreren Munizipien unter Kaiser Claudius eine erste Urbanisierungsphase im Ostalpenraum eingeleitet wurde. Zu diesen ältesten römischen Städten auf norischem Boden zählten neben Virunum, Celeia, Aguntum und Iuvavum, dem einzigen nördlich der Alpen liegenden claudischen Munizipium, auch die römische Stadt Teurnia, die hinsichtlich ihrer Siedlungsgenese und Topographie eine Reihe von Besonderheiten gegenüber den anderen claudischen Munizipien aufweist (Abb. 1). Abb. 1: Latenezeitliche und frühkaiserzeitliche Fundorte im Umland von Teurnia-St. Peter in Holz und Verlauf der römischen Reichsstraßen: 1 Teurnia, 2 Pattendorf, 3 Lampersberg, 4 Faschendorf, 5 Baldramsdorf, 6 Seeboden, 7 Laubendorf, 8 Baldersdorf, 9 Oberamlach. Kartengrundlage: Ausschnitt aus der Österreichischen Karte 1:50.000, Blatt 182 - Spittal/Drau. - © BEV 2000, Vervielfältigung mit Genehmigung des BEV - Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesens in Wien, Zl. 38936/00. Kartierung/Graphik: Ch. Gugl. Die Zusammenstellung der latene- bis frühkaiserzeitlichen Funde aus dem Lurnfeld und der Region Millstätter See ist zunächst einmal eine Ergänzung zu den bereits vorgelegten Funden aus Teumia. Auf letztere soll gleich zu Beginn des nächsten Kapitels näher eingegangen werden, da sie in mehrfacher Hinsicht als außergewöhnlich zu bezeichnen sind. Innerhalb des umrissenen geographischen Rahmens werden auch bereits seit langem bekannte Fundorte herangezogen, wobei in erster Linie unpubliziertes Fundmaterial vorgestellt werden soll. Während bisher bevorzugt Baubefunde, Architekturelemente - hier sind besonders Reste von Grabmonumenten zu erwähnen - und Münzen veröffentlicht wurden, ist im folgenden beabsichtigt, einen möglichst vollständigen Überblick über die Keramik und die Kleinfunde aus diesen drei Jahrhunderten zu vermitteln, ohne andere Fundgattungen völlig zu vernachlässigen (Abb. 2; 5). Bei den Fundorten handelt es sich um Pattendorf, Lampersberg, Seeboden und Laubendorf (beide am Millstätter See) sowie um Baldersdorf im Unterdrautal. Neue Fundstellen wurden aus Faschendorf, Baldramsdorf und Oberamlach bekannt (Abb. 1; 5). Bei der Erörterung der einzelnen Plätze wird zuerst kurz die Topographie der Fundstellen beschrieben und auch bei den unpublizierten Altfunden eine möglichst exakte Lokalisierung versucht. Die Vorlage des Fundmaterials im Katalog und auf den Tafeln richtet sich nach folgender Reihenfolge: 1. Inschriften und Skulpturen, 2. Münzen, 3. Metallfunde (Eisen, Bronze), 4. Glas u. a. (nichtkeramische) Materialien, 5. Keramik (Terra Sigillata, Feinkeramik, Gebrauchs-keramik, Graphittonkeramik). Ein wesentliches Ziel dieser Arbeit wäre erreicht, wenn mit dieser exemplarischen Zusammenstellung von latene- und frühkaiserzeitlichen Funden aus einer Siedlungskammer eine Ausgangsbasis geschaffen wird für künftige Forschungen zur ländlichen Besiedlung im Umland Teurnias. Abb. 2: Das Stadtgebiet von Teurnia mit den wichtigsten Fundorten, Meilensteinen und dem Verlauf der römischen Straßen. Spuren europäischer Geschichte. 800 Jahre Spittal (1191-1991), Ausstellungskat. Spittal (Spittal 1991) Kat.Nr. 1/1/23 Abb. S. 222 (Entwurf: F. Glaser. Graphik: W. Daborer/W. Kury). Ergänzungen: Ch. Gugl. 2. DIE FUNDORTE Bevor wir uns den Fundorten im Umland von Teurnia zuwenden, erscheint es vorteilhaft, einen kurzen Überblick über die latenezeitlichen Funde vom Holzer Berg voranzustellen. Von allen genannten Plätzen ist der Holzer Berg durch die jährlich ab 1971 vom Landesmuseum für Kärnten durchgeführten Grabungen am intensivsten erforscht. Das Resultat dieser Bemühungen ist ein vergleichsweise großes Fundspektrum aus den uns interessierenden drei Jahrhunderten. Nicht zuletzt ist Teurnia auch der antike Verwaltungsmittelpunkt dieses Gebiets, dessen Rolle in der Zeit vor der römischen Okkupation gerade deswegen von besonderem Interesse ist. 2.1. Teurnia Der Holzer Berg erhebt sich im Lurnfeld als ein markanter, siedlungstopographisch begünstigter Punkt. Abgesehen von seiner Südostseite kann man ihn als einen durch Steilabhänge natürlich geschützten, inselartigen Höhenrücken bezeichnen, der direkt am Nordufer der in der Antike sicher stärker mäandrie-renden und von einem breiten Auengürtel gesäumten Drau lag. Die Siedlungsflächen auf der Hügelkuppe und den vor allem im Südosten plateauartig erwei- terten Abhängen erscheinen deswegen ungefährdet vor Hochwasserkatastrophen. Verkehrsgeographisch gesehen liegt der Holzer Berg zudem am Schnittpunkt zweier wichtiger Fernstraßen, der Drautal- und der Tauernroute (Abb. 1). Latenezeitliche Siedlungsstrukturen oder Gräber sind vom Holzer Berg oder seiner Umgebung vorerst noch nicht bekannt, dafür jedoch eine Reihe bemerkenswerter Funde und Fundensembles, die sich nahezu über den gesamten Hügel und sein Umfeld verteilen (Abb. 4). - Zu den ältesten Münzen vom Holzer Berg gehören zwei ganz besondere, heute verschollene Raritäten: in seinen 1877 erschienenen "Studien über Teurnia" listet F. Pichler2 noch einen Goldstater, nach seiner Ansicht mit dem Porträt von Alexander III. (336-324 v.Chr.)3, und eine Tetradrachme auf. Bei diesen beiden außergewöhnlichen Münzen muß offen bleiben, ob es sich um makedonische Originale oder um keltische Nachprägungen handelte, obwohl der versierte Numismatiker Pichler beide Münzen als griechisch ansprach. Bei den Originalen der Alexanderstatere, aber wahrscheinlich auch ihren Nachprägungen, geht man von einer Laufzeit im späten 4. und vor allem 3. Jahrhundert v.Chr. aus4. Die Tetradrachme mit der Aufschrift MAKEAONQN HPQTHS auf dem Revers5 wurde um 1835 unter dem Mesnerstadel gefunden (Abb. 4: 7). Abb. 3: Blick von Nordwesten auf das Lurnfeld und den Raum Spittal/Drau Richtung Unterdrautal. - Zur Numerierung der Fundorte vgl. Abb. 1. Foto: Ch. Gugl. 2 F. Pichler, Studien über Teurnia, Mitt. Zent. Komm. N.F. 3, 1877, XCIX, Nr. 1,2. 3 Original: N. J. Price, Alexander the Great and Philipp Arrhidaeus II (Zürich, London 1991) Taf. 3: 225. Imitation: R. Paulsen, Die Münzprägung der Boier (Wien, Leipzig 1933) Taf. 1: 13,17. Imitationen von Nikestateren aus Oberösterreich: B. Prokisch, Keltische Fundmünzen aus Oberösterreich. Die römischen Münzen des Stadtmuseums Nordico in Linz, Linzer Arch. Forsch. Sonderbd. 16 (Linz 1993) 34 f., Nr. B11-B13. Die Bestimmung der beiden „griechischen" Münzen einschließlich der Literaturhinweise verdanke ich B. Ziegaus (München). 4 H. Polenz, Münzen in latenezeitlichen Gräbern Mitteleuropas aus der Zeit zwischen 300 und 50 vor Christi Geburt, Bay. Vorgeschbl. 47, 1982, 128 f., Tab. 2 (mit Verweis auf die Grabfunde von Dobian und Hostomitz); G. Kurz, Keltische Hort- und Gewässerfunde in Mitteleuropa. Deponierungen der Latenezeit, Materialh. Arch. in Baden-Württemberg 33 (Stuttgart 1995) 63. 5 Original: E. u. W. Szaivert, D. R. Sear, Griechischer Münzkatalog 1. Europa (München 1980) 226, Nr. 1677 (zwischen 158 und 149 v.Chr. geprägt). Imitation: R. Göbl, Ostkeltischer Typenatlas (Braunschweig 1973) Taf. 45: 601-603. Zum Umlauf vgl. K. Pink, Die Münzprägung der Ostkelten und ihrer Nachbarn, Diss. Pann. II/15 (Budapest 1939) 120. - Von den insgesamt 42 bekannten westnorischen Großsilbermünzen aus Teurnia wurden 33 Münzen der jüngeren Prägeschicht (ESCINGOMA, ADNAMATI, NEMET, ATTA) konzentriert am Hügelplateau im Westteil der Parz. 1047 vor allem zwischen 1900-19386 und 19817 aufgelesen (Abb. 4: 5). Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich dabei um einen einzigen verstreuten Münzschatzfund handelt, ist sehr groß8. - Schon von A. Lippert und F. Glaser ausführlicher behandelt wurde ein Sammelfund eiserner Waffen, der 1845 am westlichen Hügelabhang, nahe des Westtores der spätantiken Stadtmauer, zusammen mit Nägel, Knochen, Schlacken, zwei römischen Münzen und reichlich (römischer) Keramik in einer Brandschicht geborgen wurde (Abb. 4: 2)9. Zehn late-nezeitliche Schildbuckel wiesen Spuren intentioneller Deformierung auf. Dieser „Waffenfund" gab Anlaß zur Vermutung, daß sich am Holzer Berg ein keltisches Heiligtum befunden hat, in dem die Schildbuckel deponiert worden wären. - Unter den anderen Metallkleinfunden sind zwei Abb. 4: Teurnia - Holzer Berg: latenezeitliche und frühestkaiserzeitliche Funde (ohne augusteische Terra Sigillata). Digitales Geländemodell: M. Doneus. Kartierung/Graphik: Ch. Gugl. 6 G. Moro, Münzfunde in Kärnten, Carinthia I 128, 1938, 128 ff.; R. Paulsen, Fundbeobachtung keltischer Fürstenmünzen in Teurnia, Carinthia I 128, 1938, 127; G. Moro, Münzfunde in Kärnten, Carinthia I 129, 1939, 215. 7 F. Glaser, Die Ergebnisse der Ausgrabung in Teurnia 1981, Carinthia I 173, 1983, 81 ff., Abb. 1: 1-11. 8 R. Göbl, Typologie und Chronologie der keltischen Münzprägung in Noricum (Wien 1973) 56. Die keltischen Münzen vom Holzer Berg sind zusammengestellt bei: Gugl 2000, 120 ff., Münzliste 2. 9 A. Lippert, Ein latenezeitlicher Opferplatz in Teurnia bei Spittal an der Drau, in: A. Lippert, K. Spindler (Hrsg.), Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Univforsch. z. prähist. Arch. 8 (Bonn 1992) 285 ff.; F. Glaser, Der behauptete Brandopferplatz und der tatsächliche Fundort eiserner Waffen in Teurnia, Carinthia I 183, 1993, 289 ff. eiserne Latenefibeln, darunter eine Fibel vom Mittellateneschema mit flachgewölbtem Bügel (Abb. 4: 1; 5: 1-2)10 aus dem Grabungsareal Westnekro-pole sowie als Altfunde eine 13,0 cm lange bronzene Spiralbogenfibel (Abb. 5: 6) und eine Bronzefibel des Typs Alesia (Abb. 5: 5)11 zu erwähnen, die beide in die Spätlatenezeit zu setzen sind. Ebenfalls in das spätere 1. Jahrhundert v.Chr. gehören eine eiserne geschweifte Fibel Almgren 18a (Abb. 4: 12; 5: 3)12 und eine weitere bronzene Alesia-Fibel (Typ Ljubljana) aus dem Bereich der Wohnterrassen an der Ostseite des Holzer Bergs (Abb. 4: 12; 5: 4)13. Ein bronzener Gürtelkettenanhänger von der Hügelkuppe, dessen Bügelenden in zwei stilisierte Tierköpfe auslaufen, war in der Mittellatenezeit ein wichtiger Bestandteil der Frauentracht (Abb. 4: 9; 5: 7)14. Ferner gehören zwei Fragmente von Glasarmringen mit Schrägrippen15 aus dem Gelände der frühchristlichen Bischofskirche und des Hospitiums zum mittellatenezeitlichen Frauen-schmuck (Abb. 4: 3; 5: 8-9). Vom östlichen Hügelplateau kommt ein dritter kobaltblauer, glatter, LT D-zeitlicher Armring mit einfachem D-förmigem Profil (Abb. 4: 11)16. - Erst jüngst kam bei einem Suchschnitt des Jahres 1998 ca. 48 m östlich der Bischofskirche eine spät-latenezeitliche dunkelblaue Glasringperle mit weißen und gelben Schraubenfäden (Abb. 4: 4)17 zum Vorschein. - Neben der über das ganze Hügelareal streuenden Graphittonkeramik und der feinen grauen Ware (graue Drehscheibenware) ist hinsichtlich der Importkeramik vor allem schwarze republikanische Glanztonware anzuführen, darunter vier Schief-wandschalen mit abgesetzter Lippe Morel F 2652-2654 und ein Bodenfragment mit einem 1,0 cm großen, konkaven Palmettenstempel, die sich auf das Areal Bischofskirche/Hospitium (Abb. 4: 3) konzentrieren!8. Im Gegensatz zum noch nicht bearbeiteten Fundmaterial der Urnenfelder- und Hallstattzeit scheint sich mit der Latenezeit nicht nur eine Zunahme der Fundmenge, sondern auch eine Streuung über weitaus größere Flächen des Holzer Bergs abzuzeichnen (Abb. 4). Trotzdem ist der Fundanfall im Vergleich zu den römischen Funden des 1. bis 6. Jahrhunderts n.Chr. verschwindend ge-ring19. Obwohl es doch schon gerechtfertigt ist, auf dieser Basis eine Latenesiedlung auf dem Holzer Berg zu postulieren (vgl. Kap. 3.1), ist es momentan noch völlig verfrüht, kleintopographisch enger einzugrenzende Schwerpunkte in der Fundverbreitung im Hinblick auf mögliche Siedlungsverlagerungen während der Mittel- und Spätlatenezeit zu interpretieren. Wie nicht anders zu erwarten, kam die Masse der LT-Funde bei langjährigen Grabungspro-jekten, wie Bischofskirche/ Hospitium (1985-1992) und - in geringerem Umfang - Gebäude HA (1979-1984) sowie Friedhofskirche/ Westnekropole (1993-1998), zutage. Auffallend an der Fundverteilung ist jedoch, daß in den zwischen 1971-1978 ergrabenen Wohnterrassen am östlichen Hügelfuß (Abb. 4: 12) keine Funde vorhanden sind, die zwingend nach LT C/D1 datiert werden müssen. Entsprechendes Fundmaterial findet sich stattdessen oben auf dem Hügel, am westlichen Hügelabhang (Abb. 4: 2) und in der Flur Anger (Abb. 4: 1). Dies läßt eine siedlungsgeschichtlich bedeutsame Tendenz erkennen, auf die weiter unten noch näher eingegangen wird. 1° R. Gebhard, Die Fibeln aus dem Oppidum von Manching, Ausgr. in Manch. 14 (Stuttgart 1991) 81, 131, Taf. 24: 379 (Gruppe 16); A. M. Adam, Le fibule di tipo celtico nel Trentino, Patrimonio storico artistico del Trentino 19 (Trient 1996) 109 f., 167, 175, Kat.Nr. 269-270 (Typ XXIIb). Vgl. auch Müller-Karpe 1951, 668 f., Abb. 15: 1,2 (Mokronog). 11 H. Meller, Studien zu spätlatenezeitlichen Fibelformen aus dem Reitia-Heiligtum von Este-Baratella, ungedr. Diss. (München 1993) 131, 163 ff. (Verbreitung), 176 ff. (Datierung). Zu Fibeln des Typs Alesia aus Spanien neuerdings: M. Luik, Fibeln vom Typ Alesia aus den römischen Lagern um Numantia, Arch. Korrbl. 27, 1997, 463 ff. 12 Th. Völling, Studien zu Fibelformen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und ältesten römischen Kaiserzeit, Ber. Röm. Germ. Komm. 75, 1994, 156, Abb. 15, 180 ff., 188 ff., 233 f., Beil. 4; Demetz 1999, 117 f. (Almgren 18a2). 13 B. Vičič, Zgodnjerimsko naselje pod Grajskim gričem v Ljubljani, Gornji trg 30, Stari trg 17 in 32, Arh. vest. 45, 1994, 48 f., Taf. 1: 8,9 (Fibeln des Typs Ljubljana in einer Schicht vergesellschaftet mit schwarzer republikanischer Glanztonkeramik). 14 T. Knez, Keltische Funde aus Novo mesto, Ausstellungskat. (Novo mesto 1977) Nr. 14 (ehemals mit Emaileinlagen); J. Dular u.a., Utrjena prazgodovinska naselja v Mirenski in Temeniški dolini (Befestigte prähistorische Siedlungen in der Mirenska dolina und der Temeniška dolina), Arh. vest. 42, 1991, 132, Taf. 46: 18; D. Pirkmajer, Kelti na Celjskem, Ausstellungskat. (Celje 1991) Taf. 21: 141; D. Božič, Agrafes de ceinture celtiques, Instrumentum 2, 1995, 15 mit Abb. Die Bestimmung und kulturhistorische Einordnung des Teurnienser Exemplars verdanke ich D. Božič (Ljubljana). 15 R. Gebhard, Der Glasschmuck aus dem Oppidum von Manching, Ausgr. in Manch. 11 (Stuttgart 1989) 128, 135, Abb. 50: 5, Taf. 10: 145,148 (Reihe 12). Glasarmringe und Glasperlen von der Gurina und vom Magdalensberg: P. Jablonka, Die Siedlung auf der Gurina im Oberen Gailtal, Carinthia I 185, 1995, 134, Abb. 5: 7-9; B. Czurda-Ruth, Die römischen Gläser vom Magdalensberg, Arch. Forsch. Grabungen Magdalensberg 6, Kärnt. Musschr. 65 (Klagenfurt 1979) 204 ff., Kat.Nr. 2078-2079. 16 Gebhard (Anm. 15) 21, 134, Abb. 53: 2-7; Taf. 40: 510-537 (Reihe 38 schmal). 17 Gebhard (Anm. 15) 178 f., 248, Taf. 53: 805. 18 Gugl 2000, 126 f., Taf. 3: 22-26. 19 Einen Überblick vermittelt: Gugl 2000, 120 ff., Taf. 1-6. 2.2. Pattendorf Im April 1994 wurde bei Bauarbeiten am Südrand der Parzelle Nr. 1006 der KG Möllbrücke I eine profilierte marmorne Inschriftplatte (1,035 x 0,69 x 0,13 m) von einem Grabmonument entdeckt: Atestas Attonis f(ilius) / Lutussa Bittonis f(ilia) mater /Bucca Gannici f(ilia) uxor /Matugenta (filia). Aufgrund der Tatsache, daß ausschließlich keltische Personennamen genannt sind, datierte F. Glaser die Inschrift in das 1. Jahrhundert n.Chr20. Die Fundstelle des Grabsteins befindet sich am Westende des Lurnfeldes nahe des Mündungsgebiets der Möll in die Drau, am Nordrand des rund 1 km breiten Talbodens. Wahrscheinlich lag das Grabmonument an einer wichtigen Straßenverbindung, die in das obere Mölltal und von dort weiter über die bereits in der Antike genutzten Tauernpässe führte. Der genaue Verlauf dieser Straßentrasse ist allerdings unten im Mölltal selbst nicht bekannt, jedoch sind einerseits von Obervellach ausgehend alpine Altstraßen in einer Seehöhe zwischen 1600 bis 2460 m über den Korntauern und die Mallnitzer Tauern nachgewiesen, wo neuerdings ein keltisch-römisches Paßheiligtum am Mallnitzer Tauern lokalisiert werden konnte21 bzw. andererseits sich ein hochalpines Paßheiligtum am Hochtor (Großglockner) befunden hat22. Entlang des Mölltals findet man eine Reihe von Fundpunkten, die eine doch beachtliche Aufsiedlung dieser Talschaft vor allem in ihrem Unterlauf bezeugen, beginnend im Raum Möllbrücke-Mühldorf bis hinauf nach Stallhofen23 und Obervellach. Siedlungen im unteren Mölltal dürften gleichermaßen von ihrer Lage an der Tauernroute und ihrer Nähe zu Teurnia Abb. 5: Teurnia - Holzer Berg, Auswahl an latenezeitlichen Metall- und Glasfunden. 1-3 Eisen; 4-7 Bronze; 8-9 Glas. M. = 1:2. 1-5,7,8 Zeichnungen Ch. Gugl; 6,9 Lippert (Anm. 9) Taf. 2: 1,2. 20 F. Glaser, Grabinschrift einer keltischen Familie, Arch. Österr. 5/1, 1994, 24. 21 A. Lippert, Zwei römische Paßstraßen über die hohen Tauern, in: H. Friesinger, J. Tejral, A. Stuppner (Hrsg.), Markomannenkriege -Ursachen und Wirkungen, VI. Internat. Symposium "Grundprobleme der frühgeschichtlichen Entwicklung im nördlichen Mitteldonaugebiet", Wien 1993 (Brno 1994) 407 ff.; G. Dembski, A. Lippert, Keltische und römische Münzopfer am Mallnitzer Tauern, in: K. Bott, Gold der Alpen. 4000 Jahre Schmuck und Münzen - Funde aus der Alpenregion, Ausstellungskat. (Klagenfurt 1999) 37 ff. 22 F. Moosleitner, Ein keltisch-römisches Paßheiligtum am Glocknerweg (Salzburg), in: Kult der Vorzeit in den Alpen. Opfergaben -Opferplätze - Opferbrauchtum, Ausstellungskat. (Innsbruck 1997) 25. 23 Zu römischen Grab- und Siedlungsfunden aus Stallhofen, KG Pfaffenberg: F. Glaser, S. Schretter, Fundber. Österr. 32, 1993, 736 ff., Abb. 573-591. wirtschaftlich profitiert haben. Die antike Mölltal-straße mußte auch den Fuß des Danielsberges passieren, auf dessen Gipfel sich eine heute dem Hl. Georg geweihte Kirche befindet. Im Kircheninneren an der Nordseite der Apsis ist eine Grabinschrift (0,58 x 0,72 m) eingemauert (CIL III 4727): C(aio) Rhesio /Dextro q(aestori?) /Redsomarus/ Brito(marus?) et Litug[e] / [na p(atri) v(ivo) f(ecerunt)]. Wie auf der Marmorplatte aus dem nahe gelegenen Pattendorf trugen die Stifter der Inschrift keltische Namen, während der Verstorbene, ein möglicherweise in der städtischen Finanzverwaltung von Teurnia tätiger Quästor24, bereits römisches Bürgerrecht besaß. 2.3. Lampersberg Der Lampersberg ist Teil eines Höhenrückens, der vom Goldeck nach Nordwesten zieht und dabei das Drautal auf der Höhe von Sachsenburg bis auf wenige hundert Meter einengt. Wendet man sich nach Westen, ist von diesem Gebirgsrücken aus das Oberdrautal zu erreichen. Der Lampersberg befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite über der heutigen Ortschaft Rosenheim an den nordostseitigen Abhängen dieses Höhenrückens. 1956 kam bei Straßenbaumaßnahmen auf der Parz. 674, KG Gschieß, Gem. Baldramsdorf, ein augusteischer Münzschatzfund zutage. Nachdem bereits im unmittelbaren Umfeld der Fundstelle zuvor unkontrollierte Grabungen bei Einzäunungsarbeiten vorgenommen worden waren, über die aber nichts näheres bekannt ist, erscheint die Geschlossenheit des Münzfundes vom Lampersberg nicht gesichert. Die Fundstelle liegt nach einem Bericht von H. Dolenz, der eine Nachgrabung in die Wege leitete, „in einer Höhe von 1048 m am schattseitigen Hang des Lampersberges, des westlichsten Ausläufers der Goldeckgruppe". 56 Denare, angefangen mit einer Prägung des Jahres 145 v.Chr. bis zu einem unter Augustus 29/27 v.Chr. geprägten Denar, konnten ihm noch zugewiesen werden25. Obwohl keineswegs gesichert erscheint, daß der Lampersberger Münzfund vollständig geborgen wurde, ist auffällig, daß er nur republikanische und frühaugusteische Denare umfaßt, sodaß mit einiger Wahrscheinlichkeit von einer Deponierung in (früh-) augusteischer Zeit ausgegangen werden kann. In bezug auf seine Zusammensetzung ist er in Kärnten singulär, da er ganz anders aufgebaut ist als beispielsweise der (postulierte) Hortfund keltischer Großsilbermünzen aus Teurnia (vgl. oben) oder der erst im April 1997 geborgene Schatzfund aus Koschach im Maltatal (Abb. 2)26, die beide ausschließlich keltische Großsilberprägungen und keine republikanischrömischen Münzen aufweisen. Er setzt sich damit auch von den „gemischten Hortfunden" I-IV vom Magdalensberg ab, die keltisches Klein- und Großsilber, republikanische Münzen (Schatzfunde II-IV), aber auch noch griechische Prägungen umfassen (Schatzfund I)27. Entscheidend für eine weiterführende Bewertung wäre neben der Zusammensetzung das topographische Umfeld des Fundes. H. Dolenz stellte einen Zusammenhang her zwischen dem Depotfund und dem etwa 4 km südlich davon gelegenem Siflitz-graben (Abb. 1), einem der bekannteren Kärntner Goldbergbaugebiete28. Er bezeichnete das Gebiet um die Fundstelle als siedlungsfeindlich und bringt deswegen den Schatzfund mit im Siflitzgraben beschäftigten Bergleuten in Verbindung. Allerdings finden sich durchaus auch siedlungsgünstige Flächen in unmittelbarer Nähe der Fundstelle, die bis in unser Jahrhundert von landwirtschaftlichen Betrieben genutzt wurden. Die Interpretation des Denarschatzfundes vom Lampersberg ist also vor diesem Hintergrund höchst problematisch: Vom gesamten Gebirgsrücken - einschließlich des Siflitzgrabens -sind ansonsten keine Funde bekannt, sodaß es schwer fällt, einen schlüssigen siedlungsarchäologischen Kontext herzustellen. 2.4. Faschendorf Bei den Untersuchungen des Jahres 1999 im römischen Grabbezirk von Faschendorf (Parz. 397, KG Gschieß, Gem. Baldramsdorf) kamen völlig überraschend unter der in flavisch-/trajanische Zeit datierten Grabanlage ältere Siedlungsreste zum Vor- 24 R. Wedenig, Epigraphische Quellen zur städtischen Administration in Noricum, Aus Forsch. u. Kunst 31 (Klagenfurt 1997) 236, T3: die Auflösung als q(aestor) ist keineswegs gesichert! 25 G. Bruck, Münzfund am Lampersberg, Gemeinde Baldramsdorf (Nähe Sachsenburg, Drautal), Carinthia I 153, 1963, 297 f.; FMRÖ II/3, 5/2 (2) mit gegenüber G. Bruck modifizierten Datierungen. 26 R. Göbl, Der norisch-keltische Münzfund von Malta/Koschach 1997, Carinthia I 188, 1998, 69 ff. 27 H. Bannert, G. Piccottini, Die Fundmünzen vom Magdalensberg, Arch. Forsch. Grabungen Magdalensberg 2, Kärnt. Musschr. 52 (Klagenfurt 1972) 53 ff. 28 Zu Gold- und Silbervorkommen in Kärnten mit weiterer Lit. vgl. die Beiträge von W. H. Paar und K.-H. Ludwig in: Grubenhunt & Ofensau. Vom Reichtum der Erde, Ausstellungskat. Hüttenberg/Heft, Bd. 2 (Klagenfurt 1995) 51 ff., Abb. 1 bzw. 169 ff. sowie ebd. 104, Abb. 3. schein, die aufgrund von Graphittonkeramik und früher grautoniger Gebrauchskeramik in die späteste Latene- bzw. frühe römische Kaiserzeit datiert werden können29. Die Siedlungsstelle liegt südlich des Flusses knapp an der Hangkante einer Niederterrasse der Drau mit freien Blick auf den Holzer Berg. Die mindestens zwei noch erhaltenen Feuerstellen sind die ersten spätlatene- bis frühestkaiserzeitlichen Siedlungsbefunde, die aus dem Umland von Teurnia bekannt geworden sind. Die Erhaltungsbedingungen bzw. die Bodenbeschaffenheit sind allerdings nicht entsprechend günstig, um Pfostenlöcher bzw. Fundamentgräbchen sicher nachweisen und damit auch Hausgrundrisse rekonstruieren zu können. Die Grabungen wurden in den Jahren 2000/2001 von der „Archäologieland Kärnten gem. GmbH" (J. Polleres) in Kooperation mit dem Kärntner Landesmuseum (F. Glaser) fortgesetzt. 2.5. Baldramsdorf Aus Baldramsdorf waren bisher nur zwei reliefie-rte, in der Pfarrkirche vermauerte kaiser-zeitliche Marmorfragmente bekannt30, bevor in den 90-er Jahren Herr H. Kurrent dem Kärntner Landesmuseum mehrere Keramikscherben, die auf seinem Grundstück (Baldramsdorf 112) zum Vorschein gekommen waren, übergab. Die Fundstelle (Parz. 836/29, KG Baldramsdorf) befindet sich vor Hochwasser geschützt auf einer Niederterrasse der Drau rund 1 km südlich des Flusses. Zwischen der Fundstelle und der regulierten Drau erstreckt sich etwas tiefer gelegen auf der Talsohle das Baldramsdorfer Feld, das heute landwirtschaftlich genutzt wird, in der Antike jedoch sicherlich innerhalb des Auengürtels im über-schwemmungsgefährdeten Einzugsbereich der Drau lag. Das Fundspektrum, dessen nähere Fundumstände nicht bekannt sind, setzt sich aus einem Bodenfragment eines Graphittongefäßes (Taf. 1: 15) und in erster Linie aus grautoniger Gebrauchskeramik zusammen, darunter ein handgemachter Topf mit Innenlippe (Taf. 1: 2), vier Auerbergtöpfe (Taf. 1: 3-6) und andere Topfformen mit teilweise sich fettig anfühlender Oberfläche, die in zwei Fällen Wellenband- (Taf. 1: 7) bzw. Kammstrichdekor (Taf. 1: 8) aufweisen. Eine reduzierend gebrannte Wandscherbe eines dünnwandigen Schälchens mit Barbotinedekor (Taf. 1: 1) ist der einzige Vertreter von frühkaiserzeitlichem Tafelgeschirr. Mangels chronologisch relevanter Funde ist das Ensemble aus Baldramsdorf - genauso wie die vergleichbaren frühen Funde aus Faschendorf - schwierig zeitlich einzuordnen, sie lassen sich aber ganz gut mit den am Magdalensberg auftretenden Formen korrelie-ren. In Baldramsdorf fehlen eindeutig in die mittlere oder späte Kaiserzeit zu datierende Funde. Dies ist bemerkenswert, weil die reliefierten, in der Pfarrkirche eingemauerten Marmorfragmente von F. Glaser in das 2. und 3. Jahrhundert n.Chr. datiert werden. Diese Bruchstücke könnten allerdings auch vom nahe gelegenen mittelkaiserzeitlichen Gräberfeld von Faschen-dorf31 stammen, denn einer der in der Pfarrkirche vermauerten Spolien, ein Reliefblock, vermutlich mit einer Kriegerdarstellung, dürfte den oberen Abschluß einer Grabaediculawand gebildet haben. Die Zusammensetzung des (spätlatenezeitlich-) frühkaiserzeitlichen Fundspektrums aus Baldramsdorf spricht eher für einen Siedlungs- und weniger für eine Interpretation als Bestattungsplatz. Abgesehen vom augusteischen Denarschatzfund vom Lampersberg und den jüngsten Entdeckungen in Faschendorf sind die auf der Taf. 1: 1-15 abgebildeten Funde momentan der einziger Hinweis auf eine frühe Besiedlung südlich der Drau im Raum zwischen Sachsenburg und Spittal/Drau. Hinsichtlich der folgenden Jahrhunderte besitzen wir eine etwas bessere Quellenlage für die Beurteilung der Terrassenbesiedlung am Fuße der nördlichen Ausläufer des Goldecks. In dem bereits genannten Gräberbezirk beim Weiler Faschendorf dürften auch Angehörige der städtischen Oberschicht Teurnias bestattet gewesen sein, zumindest möchte man dies aufgrund einer Grabinschrift eines Ilvir et praefectus iure dicundo, der in der knapp 1,2 km westlich davon entfernten Kirche von Rosenheim eingemauert ist32, und wegen der zahlreichen, teils lebensgroßen Skulpturfragmente aus dem direkten Umfeld des Faschendorfer Grabbezirks annehmen. Ungefähr 400 m westlich der Grabanlage wurde 1973 bei unkontrollierten Grabungen ein Gebäuderest mit Hypokausten nachgewiesen, vielleicht Teil eines Gutshofs oder einer Villa. Wo es bei Teurnia einen Drauübergang, etwa in Form einer Furt gegeben hat, läßt sich aufgrund der tiefgreifenden landschaftlichen Veränderungen - stetige Rodung des Auwaldes, Trockenlegung von Sümpfen zur Gewinnung von Ackerland bzw. im Zuge des Straßen- und Eisenbahnbaus ab den 60-er und 70-er 29 J. Polleres, Der römische Grabbezirk von Faschendorf, Pro Austria Romana. 50/3-4, 2000, 14 ff. 30 Glaser 1992, 129. Glaser 1997, Nr. 31, 100. 31 Polleres (Anm. 29). Glaser 1997, 11, Textabb. 1. 32 Wedenig (Anm. 24) 243 f., T10. Jahren des 19. Jahrhunderts sowie Drauregulierung in der Nachkriegszeit - nicht mehr klären. Im Mittelalter gab es jedenfalls einen Übergang bei Rosenheim, denn die Bezahlung eines Fährmanns ist dort überliefert. In Rosenheim (früher Gschieß) kennt man ein köttlach-karantanisches Gräberfeld33, die zugehörige Siedlung ist noch nicht lokalisiert. Damit ist aber nicht gesagt, daß dieser Drauübergang bereits in römischer Zeit existierte, denn ab dem Frühmittelalter ist doch von einschneidenden Änderungen in der Siedlungs-topographie des Lurnfeldes auszugehen, wobei man mit der Anlage von neuen Siedlungen durchaus auch andere Möglichkeiten, den Fluß zu überqueren, erschlossen haben könnte. In der Antike wie auch heute noch verläuft die Hauptverkehrsverbindung entlang des Drautals im Raum Teurnia nördlich des Flusses. Der genaue Trassenverlauf der römischen Drautalstraße ließ sich bisher im Umland Teurnias nur in Edling, am östlichen Ortsende von Spittal/Drau, klären, als man bei Bauarbeiten auf die Schotterung des Straßenkör-pers sowie auf vier Meilensteine, darunter noch lesbar einer des Severus Alexander und ein weiterer des Gordianus III. mit der Meilenangabe IV, stieß34. Eine Verkehrsverbindung von untergeordneter Bedeutung wäre allerdings auch südlich der Drau durchaus denkbar, die am Hangfuß des Goldeckmassivs entlang ins Unterdrautal Richtung Oberamlach geführt hätte, wo mit Baldramsdorf chronologisch vergleichbares Fundmaterial beobachtet wurde (vgl. Kap. 2.9). 2.6. Seeboden Seeboden, am nordwestlichen Ende des Millstätter Sees gelegen, ist sicher einer der ergiebigsten Fundpunkte im unmittelbaren Umkreis von Teurnia. Bereits 1934 resümierte F. Jantsch, „daß schon 1913/14 anläßlich des Ausbaues der Landesstraße nach Millstatt in Seeboden immer wieder Keramik, Eisenteile, darunter Lanzenspitzen, Schwerter, Bronzegegenstände und ein Gefäß aus Bronze gefunden wurden, denen aber keine Bedeutung beigemessen wurde. Von diesen Funden ist heute nichts mehr vorhanden. Einzig ein Grabstein, der heute im Museum in Teurnia steht [...] erinnert noch daran"35 (Abb. 6). Zwischen 1927 und 1931 kamen in der Folge zahlreiche Funde, aber abgesehen von einem Steinkistengrab und einer „längeren Trockenmauer" keine Baubefunde zum Vorschein. Diese fundführenden Aufschlüsse konzentrierten sich zwischen dem ehemaligen Kaufhaus Joven im Westen (Parz. 202/4, KG Seeboden) und der mittlerweile durch einen Neubau ersetzten Garage Gruber (Parz. .282) im Osten des heutigen Ortszentrums von Seeboden, wobei immer wieder von „einer 20 bis 50 cm starken Brandschicht" die Rede ist. Die Fundstücke wurden dem Kärntner Landesmuseum übergeben36 und 1934 erstmals von F. Jantsch und F. Wiesinger in der Carinthia I - allerdings ohne Abbildungen - publiziert. 1951 begnügte sich H. Müller-Karpe mit der Veröffentlichung einer Kollektion von Altsachen aus Seeboden (Taf. 1: 4; 2: 18; 3: 23,26; 4: 29), die er „unter Vorbehalt bereits zumindestens in augusteische Zeit" setzte und darin wohl kaum einen Hinweis auf eine vorrömisch-keltische Besiedlung der Gegend erkannte37. Schon F. Jantsch setzte den zeitlichen Schwerpunkt der Siedlung in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. und dachte wegen der fehlenden Mauerbefunde entweder an abgebrannte Holzbauten der einheimischkeltischen Bevölkerung oder aber an „Baracken militärischer Formationen, die an dieser strategisch wichtigen Stelle in der Frühzeit standen"38. Abb. 6: Seeboden: Reliefplatte mit Porträtmedaillon, Marmor (Höhe 60,5 cm). Foto: Landesmuseum für Kärnten. 33 F. Glaser, K. Gostenčnik, G. Gruber, Ein frühmittelalterliches Gräberfeld in Baldramsdorf/Rosenheim, Carinthia I 180, 1990, 213 f. 34 Glaser 1992, 76, Nr. 63a,b, 140. 35 F. Jantsch, Archäologischer Fundbericht, Carinthia I 122, 1932, 21; F. Jantsch, F. Wiesinger, Archäologische Forschungen und Funde in Kärnten 1933. Seeboden am Millstätter See, Carinthia I 124, 1934, 8 ff. 36 LMfK, Inv.Nr. 9507 („Funde von 1928"), 9518 („Funde von 1930/31"). 37 Müller-Karpe 1951, 632 ff., Abb. 11: 1-5. 38 Jantsch, Wiesinger (Anm. 35) 9 f. 2.6.1. Inschriften und Skulpturen Bei Straßenbauarbeiten wurde vor dem ehemaligen Gemeindehaus, das unmittelbar östlich an das Kaufhaus Joven angrenzte, ein frühkaiserzeitlicher Grabstein mit Porträtmedaillon und nicht mehr lesbarer Inschrift (Abb. 6) geborgen39. Die etwas unbeholfen wirkende Darstellung des Grabinhabers mit langem Hals, deutlich abstehenden Ohren und einfachen, in die Stirn gekämmten Haarsträhnen erinnert an ein erst jüngst beim Ausbau der Südbahnstrecke in Virunum entdecktes Grabmedaillon40. 2.6.2. Metallfunde 2.6.2.1. Fibeln Die eiserne geschweifte Fibel Almgren 18a (Taf. 1: 3) ist eine Leitform für die späteste Latenezeit (Stufe LT D2). Die Spiralkonstruktion der Fibel umfaßte ursprünglich acht Windungen und weist eine in Gestalt von gerundeten "Zipfeln" ausgebildete Stützplatte auf. Diese Art der Stützplatte und der einfache vollplastische Knoten sind Kennzeichen der vor allem im Alpengebiet und im nördlichen Alpenvorland verbreiteten Variante Altenburg. Der durchbrochen zu ergänzende Nadelhalter fehlt. Eine im Duktus und in der Gestaltung der Stützplatte vergleichbare Eisenfibel liegt aus Teurnia vor (Abb. 5: 3). Generell sind geschweifte Fibeln Almgren 18a auch noch in augusteischer Zeit getragen worden. Für die Variante Altenburg vermutet Th. Völling eine Datierung etwa ab der Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr., jedoch noch in die Zeit vor der Anlage der ältesten römischen Militärlager nördlich der Alpen41. Eine weitere Spätlateneform ist eine eiserne Drahtfibel (Taf. 1: 4), deren Oberfläche doch schon sehr stark angegriffen erscheint. Das Stück ist offenbar identisch mit der von H. Müller-Karpe aus Seeboden vorgelegten Eisenfibel und hatte demnach einst offenbar einen kleinen Bügelknopf. Die einst massive Gewandschließe besitzt eine Spirale mit fünf Windungen und oberer Sehne42. Die ungewöhnliche Anzahl der Spiralwindungen findet sich auch bei früh- und mittelkaiserzeitlichen Drahtfibeln aus Bronze und Eisen in Südnoricum und im angrenzenden Pannonien wieder, wo sich häufiger bloß dreifach gewundene Verschlußkonstruktionen nachweisen lassen43. Bei aus einem einfachen Eisendraht hergestellten Fibeln eine Unterscheidung in chronologischer Hinsicht zu treffen, ist mitunter schwierig. In der Regel ist aber der Bügel der kaiserzeitlichen eisernen Drahtfibeln im Gegensatz zu den Spätlateneformen gleichmäßig halbrund hochgewölbt und geht direkt über in einen kurzen, kaum abgesetzten Fuß44, während spätlatenezeitliche Exemplare entweder eine etwas flachere, gestreckte Kontur auf-weisen45 oder der Bügel sich vorne am Fibelkopf hochwölbt und wie bei Taf. 1: 4 manchmal über die Spirale hinausragt46. Von einer dritten Eisenfibel (Taf. 1: 5) blieb nur die Nadel und der Ansatz der Spiralkonstruktion erhalten. Die ältesten Latenefunde aus Seeboden sind zumindest zwei Bronzefibeln des Typs Mötschwil (Variante Gemeinlebarn) (Taf. 1: 6-8), die am ehesten in die Stufe LT C2 und eventuell noch in die frühe Spätlatenezeit zu datieren sind. Charakteristisch für diese schwerpunktmäßig in Österreich, Slowenien und im westlichen Ungarn verbreiteten Bronzefibeln vom Mittellateneschema sind zwei bis drei unten abgeplattete Knöpfe auf dem zurückgeführten Fuß. Bei den beiden Exemplaren aus Seeboden - die Fragmente Taf. 1: 7,8 sind wahrscheinlich zusammen gehörig - ist der Bügel außerdem mit mehreren verzierten Rippen versehen47. Die größte Gruppe im Fibelbestand aus Seeboden bilden die fünf bronzenen Flügelfibeln Taf. 1: 9 und Taf^. 2: 10-13. Vier Stücke (Taf^. 1: 9; 2: 10,11,13) gehören zu den mittleren bis größeren Vertretern von Typ Almgren 238, die eine Länge von bis zu 21 cm erreichen können. Die exakte Zuweisung zu den von J. Garbsch definierten Varianten ist aufgrund des 39 R. Egger, Teurnia (Wien, Leipzig 1924) 40, Nr. 14. Glaser 1997, 38 f., Nr. 17. 40 H. Dolenz in: Wege nach Virunum, Archäologieland Kärnten 1 (Klagenfurt 1999) 95, Nr. 54 mit Abb. (Mitte bis zweite Hälfte 1. Jahrhundert n.Chr.). Vgl. ferner: Glaser 1992, 52 f., Nr. 18, Abb. 13 (Grabstele mit Porträtmedaillon vom Duel). 4lVölling (Anm. 12) 156, Abb. 15, 180 ff., 188 ff., 233 f., Beil. 4. Zu eisernen geschweiften Fibeln Almgren 18 vgl. auch S. Rieckhoff, Süddeutschland im Spannungsfeld von Kelten, Germanen und Römern. Studien zur Chronologie der Spätlatenezeit im südlichen Mitteleuropa, Trierer Zeitschr. Beih. 19 (Trier 1995) 56 ff., Abb. 41: 4,5. 42 Müller-Karpe 1951, 644, Abb. 11: 2 (die Beschreibung der Spiralkonstruktion mit angeblich sechs Windungen ist nicht zutreffend). 43 Gugl 1995, 33. 44 A. Puhm, Die römischen Fibeln der Insula XLI von Flavia Solva. Ergebnisse der Grabungen von 1989-1992, Fundber. Österr. 31, 1992 (1993) 71 ff., bes. 73, Nr. 1,2. 45 G. Moßler, Die vorgeschichtlichen Funde, Carinthia I 142, 1952, 122, Abb. 25: 4; P. Gleirscher, Urzeitliche Siedlungsreste im Bereich der Gracarca am Klopeiner See in Unterkärnten. Gracarca-Bericht 1, Carinthia I 183, 1993, 33 ff., bes. 83, Abb. 32: 6 (mit kleiner Stützplatte). 46 Moßler (Anm. 45) 122, Abb. 25: 5. 47 D. Božič, O latenskih najdbah na območju Ptuja, in: Ptujski arheološki zbornik. Ob 100-letnici muzeja in Muzejskega društva (Ptuj 1993) 198 ff., 203 (Gruppe C). Erhaltungszustandes nicht immer möglich. Dies trifft im besonderen auf Fußfragment Taf. 2: 13 zu, das zu einer größeren Flügelfibel zu ergänzen ist. Aber auch bei Fibel Taf. 1: 9 sind die Flügel größtenteils abgebrochen sowie der Fuß vollkommen verbogen und hitzedeformiert, sodaß die Durchbruchsverzierung des Fußes nicht mehr zu erkennen ist. Eindeutig als Almgren 238f ansprechen läßt sich Fibel Taf. 2: 10. Obwohl nur mehr ein Flügel erhalten ist, müssen insgesamt vier knöpfchenartige Aufsätze auf beiden Flügeln ergänzt werden. Der Fuß war in Form von Kreisen und einer Rosette durchbrochen geailbeitet. Die nächstgelegene, besser erhaltene Parallele ist vom Zollfeld bekannt48. Gailbsch datiert Almgren 238f - analog zur unmittelbar vergleichbaren Form 238e - in die Zeit um die Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr.49 Zwei erst 1992 veröffentlichte Grabfunde aus Novo Mesto-Beletov vrt in Südwestpannonien bringen neue Anhaltspunkte für die Chronologie früher Flügelfibelformen50. In Grab 27 waren eine, wahrscheinlich sogar zwei Flügelfibeln Almgren 238e u.a. mit drei italischen Terra Sigillata-Tellern Consp. 18, einer Platte Consp. 18.2 und einer Schale Consp. 22 vergesellschaftet, allesamt Gefäße in Service II, die in mittel- bis spätaugusteische, viel-leicht noch frühtiberische Zeit datieren. Grab 117 enthielt u.a. zwei mittelgroße Flügelfibeln zusammen mit einem Terra Sigillata-Teller Consp. 12.3-5, einer mittel- bis spätaugusteischen Service I-Form. Bei den beiden Flügelfibeln handelt es sich einerseits um Almgren 238d oder e, andererseits um Almgren 238b oder c, die bloß zwei Flügelknöpfchen aufweist. Beide Grabfunde verdeutlichen, daß wir schon spätestens um die Zeitenwende oder in den ersten beiden Jahrzehnten n.Chr. mit voll entwickelten Flügelfibeln, wie die mit dem charakteristischen Rosettenmotiv verzierte Variante Almgren 238e, rechnen müssen. Es ist demnach naheliegend, das erste Auftreten der in Seeboden (Taf. 2: 10) und am Zollfeld nachgewiesenen Form Almgren 238f schon in augusteischer Zeit anzusetzen. Im reich ausgestatteten Frauengrab von Avenches-en Chaplix, das über die im Zusammenhang mit diesem Grab geopferte Keramik (eine Sigillata-Platte Consp. 12.1 und Schalen Consp. 14 im Service I) in mittelaugusteische Zeit datiert werden kann, fanden sich u.a. ein Paar Flügelfibeln Almgren 238b51. Dieser Befund veranlaßte St. Demetz die chronologische Einordnung typologisch deutlich älterer Flügelfibeln, insbesondere der Variante Almgren 238a, neu zu über-denken52. Mit den stummelartigen Flügelfortsätzen beiderseits des Bügelknopfs und dem rahmenfömigen Fuß erinnern die allgemein viel zierlicher gestalteten Fibeln Almgren 238a an ihre spätlatenezeitlichen Vorgänger Almgren 65. Während bisher die Herausbildung der ältesten Variante Almgren 238a in mittelaugusteische Zeit oder um die Zeitenwende gesetzt wurde53, erscheint angesichts der Grabfunde aus Beletov vrt und Avenches - en Chaplix ein früherer Zeitpunkt für die Genese der Flügelfibeln wahrscheinlicher. Bei einem Vergleich des Entwicklungsstadiums möchte man zwi-schen den massiven Exemplaren in den drei genannten augusteischen Gräbern und der zierlichen, gestreckten Gestalt der Frühform Almgren 238a doch einige Jahrzehnte verstreichen lassen. Die von J. Garbsch definierte Variante 238a dürfte sich somit schon in frühaugusteischer, aber eher noch in voraugusteischer Zeit herauskristallisiert haben. Die beiden Funde aus Kärnten werfen darüber hinaus ein neues Licht auf die Gesamtverbreitung der Variante Almgren 238f. Zunächst hatte es den Anschein, daß sich derartige Flügelfibeln auf das Territorium von Iuvavum und das angrenzende Rätien beschränken, sodaß sie für die Regionaltracht in diesem Gebiet charakteristisch wären54. Die zwei Fibeln im Umkreis der südnorischen Munizipien Virunum und Teurnia sind nun doch ein Hinweis dafür, sie auch hier zur ortsüblichen Frauentracht zu zählen und sie folglich nicht als Fremdformen zu bewerten. Zur selben Zeit getragene Flügelfibeln Almgren 238e unterscheiden sich von der Variante 238f nur durch die Anzahl der Flügelaufsätze, indem bei Almgren 238e der hintere, fußseitige Flügel nur einen, der vordere zwei Knöpfe trägt. Sie sind an zahlreichen Fundplätzen in Westpannonien und - mit dem mehrfachen Vorkommen am Magdalensberg - ebenfalls in Südnoricum vertreten. Im Territorium von Virunum ist somit sowohl mit der drei- als auch der vierknöp- 48 Gugl 1995, 23, Nr. 80. 49 J. Garbsch, Die norisch-pannonische Frauentracht im 1. und 2. Jahrhundert, Münch. Beitr. z. Vor- u. Frühgesch. 11 (München 1965) 57 f. 50 T. Knez, Novo mesto 2. Keltsko-rimsko grobišče Beletov vrt (Novo mesto 2. Keltisch-römisches Gräberfeld Beletov vrt), Carn. Arch. 2 (Novo mesto 1992) 30, Taf. 8: 17,18; 49, Taf. 42: 3,4. 51 D. Castella, L. Flutsch, Sanctuaires et monuments funeraires ä Avenches - en Chaplix VD, Arch. Schweiz 13/1, 1990, 2 ff., bes. 6, Abb. 5: 20,21. 52 Demetz 1999, 45 f. 53 Garbsch (Anm. 49) 51, Abb. 41; J. Garbsch, Die norisch-pannonische Tracht, ANRW II/12.3 (Berlin, New York 1985) Abb. 4. 54 Garbsch (Anm. 49) 57 f., Abb. 24; 123, Karte 9; Garbsch (Anm. 53) 562 ff., Abb. 9; J. Garbsch, Römischer Alltag in Bayern. Das Leben vor 2000 Jahren, Festschr. 125 Jahre Bayerische Handelsbank in München 1869-1994 (München 1994) 250, Abb. S. 249 (unten); Ch. Gugl, Römerzeitliche Tracht- und Bekleidungssitten in Virunum, in: Wege nach Virunum, Archäologieland Kärnten 1 (Klagenfurt 1999) 63, Abb. 4: 2. figen Ausführung von derartigen Flügel-fibeln zu rechnen, was wahrscheinlich ebenso für das Stadtgebiet von Teurnia zutreffen wird. Aus Almgren 238f entwickelten sich dann im Laufe der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. gleichermaßen in Nordwest- und Südnoricum verbreitete Flügelfibel-formen wie Almgren 238n. Bei Flügelfibel Taf. 2: 11 ist Ansprache etwas schwieriger, weil größtenteils der Fuß mit dem Nadelhalter fehlt. Die Länge von mindestens 15,9 cm, der dreiknöpfige Flügelaufsatz und das Opus interra-sile des Fußes mit Kreisen (und eventuell Vierecksternen?) sprechen für die Varianten Almgren 238d oder m, die J. Gailbsch etwa in die Zeit von der Mitte bis in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. datiert. Nicht zuletzt ist Fibel Taf. 2: 11 ein weiterer Beleg dafür, daß im Umland Teurnias zur selben Zeit sowohl Flügelfibeln mit drei als auch mit vier Knöpfen getragen wurden. Die Anzahl der angenieteten Flügelaufsätze, wie im Falle von Almgren 238e und f - und vielleicht auch bei den späteren Formen Almgren 238m und n -, scheint also als Einzelkriterium für eine regionale Differenzierung nicht ausreichend zu sein. Zu den kleineren Flügelfibeln gehört Taf. 2: 12 mit eingliedriger Spiralkonstruktion und Sehnenhaken. Angesichts der geringen Größe der Fibel ist am ehesten eine Zuweisung an Almgren 238c denkbar, die vor allem von flavischer bis hadriani-scher Zeit in Mode war55. Eine Fibel mit beißendem Tierkopf ist mit Taf. 2: 14 vertreten. Unter Umständen zugehörig ist das hitzedeformierte Fußfragment Taf. 2: 16, das einen dreifach durchlochten Nadelhalter und einen kleinen Endknopf aufweist. Wie schon J. Werner bemerkte, können besonders über die Form des Nadelhalters Beziehungen zu frühen kräftig profilierten Fibeln hergestellt werden.56 Der Nadelhalter der älteren Stücke ist ähnlich den kräftig profilierten Fibeln Almgren 67 gitterförmig durchbrochen, während typologisch jüngere Fibeln bloß einen ein- oder mehr- fach durchlochten Nadelhalter zeigen, der sich mit kräftig profilierten Fibeln Almgren 68 parallelisieren läßt. St. Demetz versteht Tierkopffibeln als eine in ihren Ursprüngen norische bzw. mittelalpine Fibelgruppe, die vermutlich im südostalpin-norischen Kerngebiet entstanden ist. Das Kopffragment Taf. 2: 14 mit zweiteiligem, querverlaufendem Wulst am Fibelkopf entspricht am ehesten der Form TKF IIb, die St. Demetz aufgrund formaler Analogien in spätaugusteisch-tiberische Zeit datiert57. Fibeln mit beißendem Tierkopf sind offenbar auch von Frauen paarweise (an der Schulter) getragen worden, wie ein Fund aus Mühlbachl, nahe Matrei am Brenner, zeigt, der ein Schmuckgehänge mit Klapperblechen, eine Distelfibel und zwei identische mit einer Kette verbundene Tierkopffibeln umfaßte58. Die kleine kräftig profilierte Fibel Almgren 68 (Taf. 2: 15) ist aufgrund von großer Hitze völlig verformt. Sie dürfte in der Funktion einer Brosche als Teil eines Brustschmucks59 oder quer an der Brust zum Verschluß der Tunica getragen worden sein. Im Ost-und Südostalpenraum sind Fibeln Almgren 68 aus claudischen bis spätflavischen Kontexten gesichert60. Bei einem Grab aus Wels-Bernhardin, das laut Inventar eine Firmalampe des APRIO und einen As des Antoninus Pius enthielt, ist die Geschlossenheit des Funds nicht über alle Zweifel erhaben61. Fibel Taf. 2: 17 läßt sich als eine entwickelte Form von Bronzefibeln des Typs Idrija ansprechen. Dieser Fibeltyp kann bis in die ausgehende Spätlatenezeit zurückverfolgt werden, wobei als Ursprungsgebiet der südnorische bzw. südostalpine Raum gilt. Bei der etwas jüngeren Fibel aus Seeboden ist der massive Bügel mit ovalem Querschnitt geringfügig facettiert und deutlich gestreckt, sodaß er nicht mehr jene geschweifte Kontur, wie sie für rein LT D2-zeitliche Fibeltypen charakteristisch ist62, zeigt. Die Spiralkonstruktion und der Fibelkopf sind infolge von Hitzeeinwirkung etwas verkrustet, man erkennt jedoch, daß der Bügel einst Längsrillen besaß. Der Nadelhalter war zudem mehrfach durchlocht, eine 55 Garbsch (Anm. 49) 52 f. 56 J. Werner, Fibeln aus Aquileia, Origines - Riv. Arch. dell'Ant. Prov. eDiocesi di Como 1954, 151 ff.; G. Ulbert, Alpenländische Fibeln aus dem frührömischen Kastell Rheingönheim, Mitt. Histor. Ver. Pfalz 58, 1960, 51 f. 57 Demetz 1999, 140 f., 146 f., Karte 46. Ferner: Gugl 1995, 10; A. Höck, W. Sölder, L. Zemmer-Plank, Der Fundplatz „Südwestecke Innsbruck-Wilten - VELDIDENA" - ein rätischer Brandopferplatz der frühen Kaiserzeit, Veröffentl. Tiroler Landesmus. Ferdinandeum 75-76, 1995-1996 (1997) 167 ff., bes. 175. 58 L. Zemmer-Plank, Veröffentl. Tiroler Landesmus. Ferdinandeum 75, 1995, XLV f. 59 In der Funktion vergleichbar den Scheiben- und Scharnierfibeln am ^,norischen" Brustschmuck vom Magdalensberg: G. Piccottini, Ein norischer Brustschmuck vom Magdalensberg in Kärnten, Offa 37, 1980, 63 ff. 60 Gugl 1995, 12. 61 H. Sedlmayer, Die römischen Fibeln von Wels, Sonderr. Jahrb. Musealvereins Wels 4 (Wels 1995) 14. Eine weitere kräftig profilierte Fibel aus einem Grabfund von Bernhardin, die gemeinsam mit einer Firmalampe FORTIS gefunden wurde, zählt bereits zu Typ Almgren 70/73a (Gugl 1995, 13). 62 S. u. P. Petru, Neviodunum (Drnovo pri Krškem), Kat. in monogr. 15 (Ljubljana 1978) Taf. 7: 4; I. Lazar, Latenezeitliche und frührömische Funde aus der Savinja in Celje, Arh. vest. 47, 1996, 279 ff., bes. 283, Taf. 1: 15,16. Stützplatte ist jedoch noch nicht vorhanden63. Einen vollen Nadelhalter hatte offenbar eine Fibel des Typs Idrija IIc aus dem benachbarten Teurnia64, während ein Exemplar derselben Variante aus dem Gräberfeld von Tiers - vergleichbar kräftig profilierten Fibeln Almgren 68 - eine dreifache Durchlochung vorzuweisen hat65. 2.6.2.2. Sonstige Bronzefunde Als H. Müller-Karpe 1951 erstmals systematisch die latenezeitlichen Funde aus Kärnten zusammenstellte, befand sich darunter auch ein im Durchmesser 8,3 cm großer Bronzering mit dreireihigem Knöpfchenbesatz aus Seeboden66, von dem heute nur mehr zwei kleinere Fragmente erhalten sind (Taf. 2: 19). Bronzene Knotenringe sind in erster Linie eine charakteristische Schmuckform der Spätlatenezeit67, kommen allerdings auch noch in frührömischen Fundkontexten vereinzelt vor68. 2.6.2.3. Eiserne Bügelscheren Im Fundbestand lassen sich weiters Fragmente von mindestens vier eisernen Bügelscheren identifizieren. Für die Latenezeit rechnet G. Jacobi Eisenscheren zum Toilettegerät, womit sie in der jüngeren Eisenzeit wohl überwiegend zum Haarschneiden und weniger zur Schafschur bzw. zum Stoffschneiden verwendet wurden69. Anhand des vorliegenden Materials ist es kaum möglich zu entscheiden, welche Bügelform - u-förmig oder omegaförmig? -bei den stark fragmentierten Seebodener Stücken zu ergänzen ist. Eindeutige Hinweise auf eine omegaför-mige Gestaltung des Bügelendes lassen sich jedoch nicht finden. In der Latenezeit sind eiserne Bügelscheren - häufig in Kombination mit Messern - keine ungewöhn- liche Grabbeigabe. In gewissen Regionen - beispielsweise am Mittelrhein oder im südalpinen Gebiet - findet man sie auch noch in frührömischen Gräbern70. Während der römischen Kaiserzeit sind Scheren unter den Siedlungsfunden durchaus vertreten, in Grabzusammenhängen stellen sie allerdings - zumindest in Rätien, aber auch in weiten Teilen Noricums71 - eine Ausnahme dar. Im römischen Grabbezirk von Faschendorf (vgl. Kap. 2.4) sind sie allerdings auch noch später nachzuweisen72, sodaß die teilweise deformierten und brandverkrusteten Bügelscherenbruchstücke in Seeboden auch in frühkaiserzeitlichen Grabkontexten nicht überraschen würden. 2.6.2.4. Eisenmesser Auch bei den Messerfunden erschwert häufig der Erhaltungszustand eine genauere Formansprache. Die stark korrodierte Oberfläche machte es unmöglich, eventuell vorhandene Klingenverzierung oder selbst Blutrinnen eindeutig zu erkennen. In vier Fällen ist gesichert von einer geschweiften Klingenform auszugehen (Taf^. 3: 25,27; 4: 28,29). Auch die Klinge des Griffplattenmessers mit geknicktem Rücken (Taf. 3: 24) könnte sich zur Spitze hin wieder nach oben gebogen haben73. Der in Holz oder Bein angefertigte Griff war entweder auf einer Griffplatte (Taf. 4: 28) oder einem Griffdorn (Taf. 3: 25,27; 4: 29) befestigt. Im Unterschied zu Bügelscheren sind Eisenmesser auch während der Kaiserzeit gerne als Grabbeigabe mitgegeben worden. In der nordwestnorischen Nekropole von Bedaium-Seebruck am Chiemsee besaßen von 16 Messern zwölf eine geschweifte Klinge. Die charakteristische Form dieser Eisenmesser läßt sich im Alpengebiet und im ost-keltischen Bereich bis in die Mittel- und Spätlatene-zeit zurückverfolgen74, während unter den reichen Eisenmesserfunden 63 Demetz 1999, 123 f, 126 (Typ Idrija Ib: etwa mittelaugusteisch bis spätaugusteisch/frühtiberisch). 64 F. Glaser, Die Teurnia-Grabung 1983, Carinthia I 174, 1984, 26 f., Abb. 12. 65 St. Demetz, Zum Belegungsbeginn des römischen Gräberfelds von Tiers, Der Schlern 62/1, 1988, 26, Abb. S. 27, Nr. 798. 66 Müller-Karpe 1951, 644, Abb. 11: 1. 67 Božič (Anm. 47) 190 ff. 68 E. Keller, Die frühkaiserzeitlichen Körpergräber von Heimstetten bei München und die verwandten Funde aus Südbayern, Münch. Beitr. z. Vor- u Frühgesch. 37 (München 1984) Taf. 4: 7; 5: 3; 7: 5. Ferner: M. Deimel, Die Bronzekleinfunde vom Magdalensberg, Arch. Forsch. Grabungen Magdalensberg 9, Kärntn. Musschr. 71 (Klagenfurt 1987) Taf. 44: 21,22; I. Lazar, Latenezeitliche und frührömische Funde aus der Savinja in Celje, Arh. vest. 47, 1996, 281, Taf. 2: 1. 69 G. Jacobi, Werkzeug und Gerät aus dem Oppidum von Manching, Ausgr. in Manch. 5 (Wiesbaden 1974) 87 ff. Am anderen Ende des Größenspektrums stehen bis zu 134 cm große Bügelscheren aus den ersten Jahrhunderten n.Chr., die als zweihändig zu gebrauchende Tuchscheren anzusehen sind: W. Gaitzsch, Eiserne römische Werkzeuge. Studien zur römischen Werkzeugkunde in Italien und den nördlichen Provinzen des Imperium Romanum 1, BAR Int. Ser. 78 (Oxford 1980) 213 ff. 70 D. Ebner, Das römische Gräberfeld von Schwabmünchen, Landkreis Augsburg, Materialh. z. bay. Vorgesch. R. A 73 (Kallmünz/Opf. 1997) 28 mit weiterer Lit. 71 In den kaiserzeitlich-norischen Nek^opolen von Seebruck, Bruck/Pinzgau, Iuenna, Kapfenstein, Gleisdorf, Giging, Katsch und Flavia Solva zählen Bügelscheren nicht zum Grabinventar. 72 Eine Bügelschere fand sich als Beigabe in der östlichen Grabkammer, ein weiteres Exemplar kam in der westlichen Kammer, die keine Bestattung enthielt, zutage: Polleres (Anm. 29). 73 H. Dolenz, Studien zu den Eisenmessern vom Magdalensberg in Kärnten, Carinthia I 182, 1992, 96 ff., bes. 106 ff. 74 P. Fasold, Das römisch-norische Gräberfeld von Seebruck-Bedaium, Materialh. z. bay. Vorgesch. R. A 64 (Kallmünz/Opf. 1993) 28 ff., bes. 30. aus Manching keine Serie an geschweiften Messern vorliegt75. Neben einem Griffdornmesser mit geradem Rücken (Taf. 4: 31)76 ist ferner ein noch 10,4 cm langes Rasiermesser (Taf. 3: 26) vorhanden, für das der sehr dünne Klingenquerschnitt bei relativ starker Klingenbreite und der kurze, eingerollte Griffdorn kennzeichnend ist77. Zu den Besonderheiten unter den Eisenfunden aus Seeboden zählt ein noch 32 cm langes, einschneidiges Hiebmesser mit Griffplatte und Ringgriff (Taf. 3: 23). Während in der entwickelten Mittellatenezeit (LT C) Hiebmesser mit einem Knoten in der Mitte des Griffs und einem Knopf oder Ring am Griffende charakteristisch sind, datiert die vorliegende Form mit Ringgriff bereits in die Spätlatenezeit78. Obwohl sie besonders im Südostalpengebiet und im jugoslawischen Donauraum häufiger in Männergräbern, vergesellschaftet mit einem Rundschildbuckel, einem Langschwert, einer Lanze oder einem Eisenhelm, auf-tritt79, ist ihre Funktion als Waffe nicht unumstritten80. Das trifft in noch stärkerem Maße auf das leicht geschweifte, etwas kleinere Griffplattenmesser (Taf. 4: 32) zu, bei dem man ein ringförmiges Griffende ergänzen muß. Für eine Verwendung von Ringgriff-messern als Tranchiermesser oder Fleischerhandbeil würde der Fund eines 3 8 cm langen Exemplars vom Magdalensberg - allerdings mit doch schon deutlich aufgebogener Schneide - sprechen, das in der Taberne OR/17 neben einem Herd liegend angetroffen wurde81. 2.6.2.5. Sonstige Eisenfunde Den Inventarnummern des Kärntner Landesmuseums nach zu schließen, gehört zu den 1930/31 in Seeboden ergrabenen Funden auch ein Eisenarmring mit umschlungenen Enden (Taf. 4: 33)82 und eine Eisentülle (Taf. 4: 34), die man am ehesten als Lanzenschuh wird ansprechen können83. 2.6.3. Keramik Die zugehörigen Keramikfunde weisen folgende Gemeinsamkeiten auf: Viele Gefäßfragmente zeigen deutlich sekundäre Brandspuren. Eine genauere Fabrikatsbestimmung, wie sie vor allem bei der importierten mediterranen Feinkeramik interessant wäre, ist aus diesem Grund kaum möglich. Die Gefäße sind darüber hinaus in der Regel sehr kleintei-lig fragmentiert. Eine genaue Ansprache der Gefäßformen, vor allem bei der feinen grauen Ware („drehscheibengefertigte, feintonige Latenekera-mik"), läßt sich deshalb nicht immer im gewünschten Ausmaß durchführen. 2.6.3.1. Italische Terra Sigillata Chronologisch relativ präzise einzuordnen sind zwei Platten mit weit ausladendem, profiliertem Rand Consp. 10.1 (Taf. 4: 35,36)84, die zu den frühesten, ins 3./2. Jahrzehnt v.Chr. zu datierenden Importstücken roter italischer Sigillata gehören (frühes Service I). In die früh- bis mittelaugusteische Zeit datieren auch eine Platte mit schräger Wand Consp. 1.1.4 (Taf. 4: 37) und wohl auch das nicht sehr signifikante Randfragment (Taf. 4: 38), vermutlich von einer Schale Consp. 13/14. In der Tendenz etwas jünger, etwa mittelaugusteisch bis spätaugusteisch/frühtiberisch, sind die Platte und der Teller mit gekehltem Steilrand Consp. 18.2-3 im Service II (Taf. 5: 39,40). Der Teller mit glattem Steilrand Consp. 20.4 (Taf. 5: 46) wurde 75 Beim einzigen Manchinger Eisenmesser mit geknicktem Rücken, das sich mit Nr. 25 aus Seeboden vergleichen läßt, vermutet P. Fasold eine römische Herkunft: G. Jacobi, Werkzeug und Gerät aus dem Oppidum von Manching, Ausgr. in Manch. 5 (Wiesbaden 1974) 123, Taf. 22: 374. 76 Dolenz (Anm. 73) 114 ff. 77 Jacobi (Anm. 75) 91 ff., Nr. 349-359. 78 D. Božič, Relativna kronologija mlajše železne dobe v Jugoslovanskem podonavju, Arh. vest. 32, 1981, 328 ff., Taf. 2: 24a-b; 3: 35; M. Guštin, Die Kelten in Jugoslawien. Übersicht über das archäologische Fundgut, Jb. Röm. Germ. Zentmus. 31, 1984, 305 ff., bes. 333, Abb. 23: 9, Beil. 1: 72; D. Božič, Zapadna grupa. Izvori za istoriju Tauriska, in: Praist. jug. zem. 5. Željezno doba (Sarajevo 1987) 876 ff. (Stufe Mokronog III); Abb. 46: 7 (Šmarjeta); Taf. 88: 4 (Magdalenska gora, Hügel 5, Grab 42). 79 Müller-Karpe 1951, Abb. 10: 8,9 (St. Filippen); 11: 7-10 (Vorderberg/Gailtal); U. Schaaff, Ein spätkeltisches Kriegergrab mit Eisenhelm aus Novo mesto, Situla 20-21, 1980, 397 ff., bes. 400 ff., Abb. 3: 5; 11: 2 (Novo mesto, Beletov vrt, Grab 169 und 187); Božič (Anm. 78) 328, Taf. 8: 1-3 (Kostolac); Taf. 9 (Sotin, Grab 3); M. Guštin, Keltische Gräber aus Dobova, Slowenien, Arch. Korrbl. 11, 1981, 223 ff., Abb. 4: 1 (Dobova, Grab 10, LT C2). 80 M. Kramer, Latenefunde der Steiermark, Kl. Schr. Vorgesch. Sem. Marburg 43 (Marburg 1994) 24 spricht Ringgriffmesser funktional als Tranchiermesser an. „Als Grabbeigabe scheinen sie auf Männergräber beschränkt zu sein". 81 Dolenz 1998, 262 f., Taf. 106: ME75. Vgl. auch mit allerdings unterschiedlicher Klingenform: P. Gleirscher, Spätkeltische und frührömische Funde im Bereich der Gracarca am Klopeiner See (Unterkärnten), Arh. vest. 47, 1996, 235, Abb. 5: 4 („große Küchenmesser"). 82 Guštin (Anm. 78) 326, Abb. 16: 5 (Karaburma, Grab 137, Belgrad Stufe 3). 83 Dolenz 1998, 67 ff. 84 Zur Typologie und Chronologie italischer Terra Sigillata: E. Ettlinger u. a., Conspectus formarum Terrae Sigillatae Italico modo con-fectae, Mater. z. röm.-germ. Ker. 10 (Bonn 1990). Zuletzt mit Schwerpunkt auf die tiberische Zeit: Ch. Flügel, Der Auerberg 3. Die römi-sche Keramik, Münch. Beitr. z. Vor- u. Frühgesch. 47 (München 1999) 22 ff. frühestens in tiberisch-claudischer Zeit produziert. Mit mindestens fünf halbkugeligen Schalen mit nach unten gebogenem Rand Consp. 43.1 (Taf. 5: 48-52) erstreckt sich das Sigillata-Spektrum jedoch noch sicher in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. hinein. Südgallische Reliefsigil-lata, die ab flavischer Zeit verstärkt in Fundkomplexen des Südostalpen-raums auftritt, ist nicht vorhanden. 2.6.3.2. Feine graue Ware und sonstige Importkeramik Im Verhältnis relativ zahlreich vertreten ist die feine graue Ware, bei der man sowohl in reiner Latenetradition stehende Formen als auch - vor allem ab der ausgehenden Latenezeit - Nachahmungen ita-lischer Gefäße feststellen kann. Die Schüssel mit markantem Schulterabsatz und nach außen gebogenem, wenig verdicktem Rand (Taf. 5: 56) ist noch mittellatenezeit-lichen Formen verpflichtet, aber besonders für LT D kennzeichnend85. Der hohe, schlank-ovale Topf ohne besondere Randbildung (Taf. 5: 61) ist mit Kerbreihendekor verziert und läßt sich formal auch mit tonnenförmigen Töpfen im groben, grautonigen Fabrikat vom Magdalensberg vergleichen, die dort vermutlich in der Nachfolge von auf der Drehscheibe hergestellten, feintonigen LT-Tonnen ab mittelaugusteischer Zeit üblich wurden86. Die Rand-fragmente Taf. 6: 73 - und eventuell auch die Wand-fragmente Taf. 6: 74 - dürften zu einem zylindrischen Becher mit Stempelverzierung (mit Bögen verbundene konzentrische Kreise) zu ergänzen sein87. Als Nachbildungen mediterranen Trinkgeschirrs sind feine graue Schalen anzusehen (Taf. 5: 57,58-60?), die entsprechende Formen der spätrepublikanischen Glanztonkeramik (schwarze Sigillata) zum Vorbild haben88. Während bei der feinen grauen Ware wohl von einer Produktion auf regionaler Ebene ausgegangen werden kann, wurde der Acobecher Taf. 6: 69 zusammen mit der augusteischen Sigillata (Taf. 4: 35-38; 5: 39-40) aus Italien importiert89. In den Umkreis der padanischen Sariusware, die zumindest bis in tiberische Zeit exportiert wurde90, gehört auch das Wandfragment Taf. 6: 70, das wie der Acobecher Taf. 6: 69 heute verschollen ist und nur dank der Aufzeichnungen L. Ohlrenroths91 wiedergegeben werden kann. Die Rundwandplatte mit pompejanisch rotem Überzug (Taf. 6: 76) gilt als gängige Importkeramik ab tiberischer Zeit. Sie trittjedoch am Magdalensberg schon erstmalig in Komplex 2 (Oberadenhorizont) auf und etabliert sich erst in der Folge als die bevorzugte Teller-/Plattenform92. 2.6.3.3. Grautonige Gebrauchskeramik und Graphittonkeramik Das Spektrum an früher grautoniger Gebrauchskeramik läßt sich dem Ensemble aus Baldramsdorf zur Seite stellen. Vertreten sind Töpfe mit Innenlippe (Taf. 6: 78,79), mehrere Auerbergpro-file (Taf. 6: 80-84), Töpfe mit nach außen gebogenem, unterschiedlich profiliertem Rand (Taf. 7: 85-90) und zwei frühe Dreifußschüsseln (Taf. 7: 91,92). Nicht näher bestimmen lassen sich Bodenfragmente von mindestens zwei Graphitton-gefäßen (Taf. 7: 93,94). 85 Müller-Karpe 1951, 634, Abb. 6: 2 (Annabichl, Material aus gestörten MLT-Gräbern); C. Brand, Zur eisenzeitlichen Besiedlung des Dürrnberges bei Hallein, Internat. Arch. 19 (Espelkamp 1995) 38, 164, Abb. 30a (Schale Typ 3.2.5a); E. Schindler-Kaudelka, S. Zabehlicky-Scheffenegger, Die bodenständige Keramik vom Magdalensberg. Ein Anfang, in: J. Tejral, K. Pieta, J. Rajtar (Hrsg.), Kelten, Germanen, Römer im Mitteldonaugebiet. Vom Ausklang der Latene-Zivilisation bis zum 2. Jahrhundert, Mat. VII. Internat. Symposiums "Grundprobleme der frühgeschichtlichen Entwicklung im nördlichen Mitteldonaugebiet", Brno 1994 (Brno, Nitra 1995) 177 ff., bes. 180, Abb. 2: 22. 86 Schindler-Kaudelka, Zabehlicky-Scheffenegger (Anm. 85) 180, Abb. 2: 24; E. Schindler-Kaudelka, Tonnenförmige Kochtöpfe vom Magdalensberg, Acta Rei Cret. Rom. Faut. 35, 1997, 117 ff., Abb. 3: 23. 87 G. Moßler, Die vorgeschichtlichen Funde, Carinthia I 142, 1952, 129 f., Abb. 24: 8,9,11,12; S. Zabehlicky-Scheffenegger, E. Schindler-Kaudelka, Ein früher Fundort am Ostrand des Händlerforums des Magdalensberges, OR/39, in: H. Vetters, G. Piccottini, Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1973 bis 1974, Magdal.-Grabber. 14 (Klagenfurt 1980) 181 ff., bes. 185, 208, Abb. 11: 7 (OR/39, Periode 1: ca. Mitte 1. Jahrhundert v.Chr.); Schindler-Kaudelka, Zabehlicky-Scheffenegger (Anm. 85) 180 f., Abb. 2: 10. 88 Gugl 2000, 97; 126 ff., Abb. 39: 7; Taf. 3: 23-26. 89 M. P. Lavizzari Pedrazzini, Il deposito del Montirone (Abano), Quaderni Arch. Veneto 11, 1995, 109 ff.; E. Schindler-Kaudelka, Die Modelkeramik vom Magdalensberg 2. Die Norditalica Decorata vom Südhang des Magdalensberges, in: G. Piccottini (Hrsg.), Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1980 bis 1986, Magdal.-Grabber. 16 (Klagenfurt 1998) 289 ff., 301 f. (Belieferung des Magdalensbergs mit Acobechern in mittel- bis spätaugusteischer Zeit). Am tiberischen Auerberg scheinen Acobecher nicht mehr auf! 90 Flügel (Anm. 84) 14, Taf. 1: B1: der Clemensbecher vom Auerberg fand sich in einem spättiberischen Kontext. Die Sariusschale aus Grab 8 von Zadar besitzt einen Terminus post quem von 40 n.Chr. Zum Dekor: aus Punkten gebildete Randbordüre wie E. Schindler-Kaudelka, Die römische Modelkeramik vom Magdalensberg, Arch. Forsch. Grabungen Magdalensberg 7, Kärnt. Musschr. 66 (Klagenfurt 1980) 18; 173, Taf. 44: 4 (Punze X46). 91 Die Zeichnungen L. Ohlrenroths wurden mir dankenswerter Weise von G. Ulbert zur Verfügung gestellt. 92 E. Schindler-Kaudelka, Die Backplatten vom Magdalensberg, in: H. Vetters, G. Piccottini (Hrsg.), Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1975-1979, Magdal.-Grabber. 15 (Klagenfurt 1986) 279 ff., bes. 292 f.; A. Hochuli-Gysel, Pompejanisch-rote Platten, in: C. Schucany, St. Martin-Kilcher, L. Berger, D. Paunier (Hrsg.), Römische Keramik in der Schweiz, Antiqua 31 (Basel 1999) 62 ff. Flügel (Anm. 84) 58 f. 2.6.4. Bemerkungen zur Herkunft und zum Verbleib der Funde Aus den Berichten von F. Jantsch geht schon deutlich hervor, daß ein nicht unerheblicher Teil der bei den Straßen- und Bauarbeiten in Seeboden getätigten Funde verloren gegangen ist (vgl. Kap. 2.6). Die in den 20-er und 30-er Jahren dem Landesmuseum übergebenen Funde wurden unter den Inventarnummern 9507 und 9518 in die Sammlungen übernommen, wobei bei der Inventar-nummer 9507 zusätzlich vermerkt ist, daß die Funde 1928 beim Bau des Kaufhauses Joven geborgen wurden. Die Funde Inv.Nr. 950793 sind zwar in einer Sonderliste angeführt, heute jedoch mit Ausnahme des im FMRÖ erfaßten republikanischen Denars94 nicht mehr auffindbar. Auf dieser Sonderliste sind auch die Funde Inv.Nr. 9518 aufgeschlüsselt, und zwar gleich zweimal: 9518a-m („Funde von 1930") bzw. 9518a-j („Funde von 1930/31"). Diese Auflistung entspricht damit in etwa dem ursprüng-lichen Eintrag im Inventarbuch, wo „22 [durchge-strichen und korrigiert mit 24] verschiedene Gegenstände laut Sonderliste, Seeboden bei Millstatt 1930" verzeichnet sind. Kurz vor Abschluß des Manuskripts kamen im Landesmuseum noch zwei weitere Eisenfunde zum Vorschein, die auf den bereits fertiggestellten Tafeln nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Es handelt sich um ein Griffplattenmesser mit geschweifter Klinge, Inv.Nr. 9518i (Abb. 7: 2) und eine 26 cm lange Lanzenspitze mit schwach ausgeprägtem Mittelgrat (Abb. 7: 1), die mit dem Eisenmesser zwar zusammengebunden aufbewahrt worden war, aber keine Inventarnummer besitzt. Die Herkunft dieser eisernen Lanzenspitze aus Seeboden ist fragwürdig, da weder im Inventarbuch noch auf der Sonderliste ein entsprechendes Objekt erwähnt wird. Auf der Sonderliste genannt sind jedoch „7 Stücke eines Schildbuckels, Eisen" (Inv.Nr. 9518m), die zur Zeit nicht auffindbar sind. Andererseits muß der Anteil an eisernen Waffen ursprünglich noch bedeutend höher gewesen sein, denn F. Jantsch erwähnt in seinem Carinthia-Bericht von 1934 „... Lanzenspitzen, eine Pfeilspitze, ein Kurzschwert, Teile eines Schildbuckels"95. Auch H. Müller-Karpe bezieht sich bei seinem Kommentar zu den abgebildeten Funden aus Seeboden auf die Bestände des Klagenfurter Museums, wenn er auflistet: „... Scheren, Reste eines Schildbuckels, Bronzefibeln, Riegel, Pilum, Lanzenschuh, Eisennägel, norische Dreifußschale, Basis einer Terrakottastatuette usw."96. Gerne wüßte man, welche besonderen eisernen Waffen F. Jantsch und H. Müller-Karpe mit den Begriffen „Kurzschwert" und „Pilum" bezeichneten, leider ließ sich weder ein Schwert, noch ein römi-sches Pilum mit dem Fundort Seeboden im Klagenfurter Museum ausfindig machen. Das einst im Landesmuseum befindliche, große eiserne Hiebmesser (Taf. 3: 23) war mir ebenfalls nicht im Original zugänglich. Es dürfte - gemeinsam mit weiteren eisernen Ringgriffmessern97 - heute unzugänglich verstaut im Depot des Volkskundemuseums Spittal/Drau aufbewahrt werden. Abb. 7: Lanzenspitze (Seeboden?) und Messer aus Seeboden. Eisen. M. = 1:3. Zeichnung/Digitalisierung: Ch. Gugl. 93 LMfK, Inv.Nr. 9507 - a) eine Messerklinge, Eisen; b) ein Knopf; c) ein Schlüssel, Eisen; d) Silbermünze vgl. Anm. 94; e) ProvinzFibel, Bronze; f) Gefäßreste, Ton. 94 FMRÖ II/3, 5/24 (3) Nr. 1. Diese Münze ist im Fundinventar unter der Inv.Nr. 9507d, im Münzinventar unter der Nummer 2610 erfaßt. 95 Jantsch, Wiesinger (Anm. 35) 9. 96 Müller-Karpe 1951, 644, Abb. 11: 1-5. 97 Frdl. Mitt. H. Dolenz (Villach). 2.6.5. Keltisch-römische Brandgräber in Seeboden Obwohl kein Leichenbrand erwähnt wird, sprechen eine Reihe von Beobachtungen an den Funden, die Zusammensetzung des Fundspektrums und die in den Berichten immer wieder genannte Brandschicht dafür, daß bei den geschilderten Bauarbeiten in Seeboden offensichtlich unerkannt latenezeitliche und frührömische Brandgräber angeschnitten wurden. Heute lassen sich jedoch keine geschlossenen Grabinventare mehr zusammenführen. Die meisten Bronzefibeln weisen Hitzedeformierun-gen auf, aber auch zahlreiche Eisenfunde sind brandverkrustet bzw. waren wie ein Großteil der Keramik großer Hitze ausgesetzt. Es ist sicher kein Zufall, daß gerade vor dem ehemaligen Kaufhaus Joven ein frühkai-serzeitlicher Grabstein mit dem Porträt-medaillon eines Mannes (Abb. 6) zutage kam. Bei den Straßen-und Bauarbeiten wurden also Teile einer Nekropole zerstört, die wohl schon in LT C2 belegt war, deren Schwerpunkt aber eindeutig in die Stufe D2 und in das 1. Jahrhundert n.Chr. datiert. Weniger der Bronze- und Eisenschmuck (Taf. 2: 18; 4: 33) als vielmehr die vier großen Flügelfibeln (Taf. 1: 9; 2: 10,11,13), die mit dem Kopf nach unten paarweise an der Schulter getragen ein peplosartiges Gewand verschlossen, lassen sich als sichere Hinweise auf Frauengräber interpretieren. Diese vier Schulterfibeln wurden nicht allein aufgrund von großer Hitzeeinwirkung deformiert, sondern zeigen unverkennbare Spuren intentionellen Unbrauchbarmachens. So wurde bei der Fibel Almgren 238f (Taf. 2: 10) der Kopf mit dem vorderen Flügellappen abgehackt und auch der durchbrochen gearbeitete Nadelhalter scheint absichtlich abgebrochen worden zu sein. Auf dieselbe Weise dürfte auch die Fibel Almgren 238m/d, bei der außerdem die beiden Flügellappen eingedrückt sind, behandelt worden sein. Völlig atypische Bruchstellen weist der Fibelfuß (Taf. 2: 13) auf, der gerade dort abbrach, wo eine Flügelfibel gewöhnlich sehr massiv ausgeführt ist. Auch zwei der Bügelscheren (Taf. 3: 20,21) sind derart verbogen, daß man eine absichtliche Zerstörung annehmen möchte. Diese im Zusammenhang mit der Bestattungssitte zu sehende Vorgangsweise erinnert an intentionell deformierte Waffen in latenezeitlichen Gräbern, wo sich entweder bestimmte religiöse Vorstellungen manifestierten oder die Absicht, derart verunstaltete Beigaben für potentielle Grabräuber unattraktiv zu machen. Das große eiserne Ringgriffmesser (Taf. 3: 23) könnte man sich hingegen gut als Beigabe in einem spätlatenezeitlichen Waffengrab vorstellen (vgl. Kap. 2.6.2.4). Den alten Fundberichten zufolge scheinen tatsächlich weitere Waffenfunde getätigt worden zu sein (vgl. Kap. 2.6). Allerdings liegt keine ausreichende Dokumentation vor, um entscheiden zu können, ob ausschließlich keltische Waffen oder auch römische (Pilum, Gladius?) vertreten waren. Daß man römische Waffen in spätlatenezeitlichen (keltischen) Gräbern mitgegeben hätte, wäre durchaus denkbar98. Ansonsten sind Eisenmesser verschiedenster Form und Funktion gerade in anderen Talschaften Südnoricums eine durchaus gängige Grabbeigabe. Auf Abb. 8: 1-12 ist das im Kärntner Landesmuseum verwahrte, noch zuweisbare Fundspektrum aus Pockhorn im Mölltal zusammengestellt. Nachdem bereits im Jahre 1934 eine römische Grabinschrift bei Straßenarbeiten zum Vorschein gekommen war99, wurden 1961 in Pockhorn am Fuße der Auffahrt der Glocknerstraße, knapp vor Heiligenblut bei der Schottergewinnung mehrere Brandgräber zerstört, die nach einer kurzen Fundnotiz von H. Dolenz Bronze-und Eisenfibeln, Eisenmesser (Abb. 8: 4-12) und Urnen mit Leichenbrand in einer Steinpackung umfaßten100. Der mit Seeboden durchaus vergleichbare chronologische Rahmen von LT D2 bzw. von augusteischer Zeit bis in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. wird durch eine eiserne Alesia-Fibel mit bandförmigem Bügel (Abb. 8: 1), eine eiserne Drahtfibel vom Spätlateneschema (Abb. 8: 2), beide vollständig erhalten, und eine bronzene Flügelfibel Almgren 238m(?) (Abb. 8: 3) umrissen, zu denen noch je eine langgestreckte, kräftig profilierte Bronzefibel Almgren 68 und Almgren 70/73a hinzuzufügen sind101. Beim Flügelfibelfragment aus Pockhorn ist ebenfalls offensichtlich, daß der Fuß an einer ansonsten robust wirkenden Stelle völlig überraschend geradlinig abgebrochen ist und darüber hinaus 98 Vgl. dazu für den norischen Bereich das mit einer Klingenlänge von 66 cm und einer Breite von 5,2-6,2 cm mit einem römischen Gladius bzw. einer Spatha vergleichbare, zweifach gefaltete Schwert in einem spätlatenezeitlichen Brandgrab von Salzburg-Maxglan (Kleßheimer Allee): M. Hell, Keltisch-norisches Kriegergrab aus Salzburg, Germania 34, 1956, 230 ff., Abb. 1: 1; F. Moosleitner, Kelten im Flachgau, in: Archäologie beiderseits der Salzach. Bodenfunde aus dem Flachgau und Rupertiwinkel, Ausstellungskat. Anthering/Tittmoning 1996-1997 (Salzburg 1996) 60 ff., bes. 72, Abb. 61. 99 F. Jantsch, Archäologischer Fundbericht, Carinthia I 125, 1935, 268 f.; Glaser 1992, 135: Sextus Mo[mmi f(ilius)] / Vitoriae luliae [con[iugi)] / defunctae an(norum) L, Mo[.... / ti.... /.... fili[is] vivi[s et sibi f(aciendum c(uravit)] (ergänzt nach R. Egger). 100 H. Dolenz, Fundber. Österr. 8, 1961-1965 (1974) 77 s.v. Heiligenblut. Für die Überlassung von Fundzeichnungen möchte ich mich bei Herrn P. Gleirscher herzlichst bedanken. 101 Gugl 1995, 96, Nr. 167; 170. Abb. 8: Pock^orn, Mölltal: spätlatenezeitliche und frühkaiserzeitliche Funde aus Brandgräbern. 1-2, 4-12 Eisen; 3 Bronze. M. 1-3 = 1:2; 4-12 = 1:3. Zeichnung: 1,2,4-12 P. Gleirscher; 3 Ch. Gugl. Digitalisierung: Ch. Gugl. die Spiralkonstruktion teilweise gewaltsam aus ihrer Verankerung herausgerissen wurde. Diese Merkmale können nicht anders als das Ergebnis einer bewußt vorgenommenen Zerstörung interpretiert werden, die entweder vor der Deponierung des Leichnams auf dem Scheiterhaufen oder danach bei der Aussonderung des Leichenbrandes bzw. der eigentlichen Bestattung der Überreste erfolgte102. Zu den Keramikfunden aus Seeboden, die größtenteils schon von F. Wiesinger im Zuge seiner Übersicht in der Carinthia I 1934 inventarisiert wurde103, ist anzumerken, daß der schlechte Erhaltungszustand der Gefäße, vor allem auch im Hinblick auf fehlende Ganzformen, sich deutlich von anderen mittel- und spätlatenezeitlichen Grabinventaren in Kärnten unterscheidet104. Keine konkreten Anhaltspunkte liegen für die Lokalisierung der zugehörigen Siedlung vor, die man sich am ehesten etwas hangaufwärts gelegen, nördlich der heutigen Straßenverbindung Seeboden-Millstatt, nicht allzu weit vom Gräberfeld entfernt, vorstellen könnte. Dies würde bedeuten, daß wir es hier mit keiner Höhensiedlung wie am Holzer Berg zu tun haben, sondern mit einer am Nordufer des Millstätter Sees gelegenen, ländlichen Siedlung in Tallage105. 2.7. Laubendorf Die in ca. 800 m Seehöhe gelegene malerische Ortschaft Laubendorf liegt auf dem sonnseitigen Abhang der Millstätter Alpe, von wo aus sich ein großartiger Blick über weite Teile des Millstätter Sees eröffnet. Der Ort ist heute sowohl von Millstatt als auch von Seeboden aus zu erreichen. Bei Bauarbeiten des Jahres 1957 stieß man westlich neben dem Hof Klinar (Laubendorf Nr. 6) auf eine frühchristliche Kirche106, in der Spolien vermauert waren, darunter ein als Standplatte des Tischaltars sekundär genutzter frühkaiserzeitlicher Grabstein aus Marmor mit folgender Inschrift: P(ublius) Cispius P(ublii) l(ibertus) Trouca / L(ucius) Barbius L(ucii) l(ibertus) [A]nchial(us) / sibei et [sueis] v[ivi] f(ecerunt). / L(ucius) Cispiu[s L(ucii) Barbii et Publii] / Cispi(i) l(ibertus) Su[adru] s / [C]ispia Barb[i(i) e]t / Cisp(i) l(iberta) Exa[pi]a. Die Inschrift wurde 1961 von R. Egger ergänzt und separat als Anhang zu einem Magdalensberg-Grabungsbericht publiziert, „weil der Fund mit dem Magdalensberg zusammenhängt"107. Die vier auf der Grabinschrift genannten Personen tragen sowohl keltische (Trouca, Suadrus, Exapia) als auch einen griechischen Namen (Anchialus). Sie sind Freigelassene (liberti) der bekannten italischen Unternehmerfamilien der Barbii und Cispii. R. Egger, der den Stein wahrscheinlich aufgrund der altertümlichen Formulierungen in die Zeit um 30 v.Chr. datierte, dachte an Handelsvertreter, die sich vor allem für die Granatvorkommen der Millstätter Alpe interessiert hätten108. Eine so präzise und vor allem frühe Datierung, Abb. 9: Laubendorf: frühkaiserzeitliche Grabinschrift, Marmor (Höhe: 90 cm). G. Piccottini, Die Römer in Kärnten (Klagenfurt 1989) Abb. 53. 102 Derartige Beobachtungen ließen sich auch auf weitere Flügelfibelfragmente ausdehnen, bei denen allerdings keine näheren Angaben zu den Fundumständen mehr vorliegen: z. B. Gugl 1995, 84, Nr. 80; 98, Nr. 189. In diesen Fällen wäre es allerdings auch möglich, daß ge-rade große Flügelfibeln wegen ihres Materialwerts bevorzugt als Altmetall gesammelt und in bronzeverarbeitenden Betrieben zerkleinert wurden, um wieder eingeschmolzen werden zu können: S. Burmeister, Vicus und spätrömische Befestigung von Seebruck-Bedaium, Materialh. z. bay. Vorgesch. R. A 76 (Kallmünz/Opf. 1998) 99 f.; Gugl 2000, 62, Abb. 24: 3. 103 Jantsch, Wiesinger (Anm. 35) 10 ff. Die mit SE96 gekennzeichneten Stücke wurden erst 1997 erfaßt. 104 Müller-Karpe 1951, Abb. 4: 2,3 (Untergoritschitzen, Grab I); 5: 1 (Untergoritschitzen, Grab IV); 5: 3-5 (Untergoritschitzen, Grab II); 5: 7 (Feistritz-Pulst, Skelettgrab); 6: 1-3 (Klagenfurt-Annabichl); 7: 4-7 (Feldkirchen); 14: 1-4 (Gurlitsch bei Klagenfurt). 105 Eine gemauerte, runde Grabkammer aus dem späten 3./frühen 4. Jahrhundert n.Chr. mit zahlreichen Beigaben ist, etwa 400 m von der latenezeitlichen bis frühkaiserzeitlichen Nekropole entfernt, am westlichen Ortsende von Seeboden 1931 bekannt geworden (Parz. 100/8, KG Seeboden): F. Jantsch, Archäologischer Fundbericht 1931, Carinthia I 122, 1932, 21 f. mit Abb. nach S. 22; A. Betz, Die griechischen Inschriften aus Österreich, Wiener Studien 79, 1966, 608 ff., Nr. 25. 106 Glaser 1992, 152 f., Abb. 48; F. Glaser, Frühchristliche Denkmäler in Kärnten. Ein Führer (Klagenfurt 1996) 80 ff., Abb. 38. l"7 R. Egger, Eine kleine Handelsstation in Oberkärnten, Carinthia I 151, 1961, 205 ff. l08 In diesem Sinn auch: G. Piccottini, Zum römerzeitlichen Bergbau in Kärnten, in: Grubenhunt & Ofensau, Vom Reichtum der Erde, Ausstellungskat. Hüttenberg 2 (Klagenfurt 1995) 144. wie von R. Egger vorgeschlagen, wird man jedoch aus heutiger Sicht kaum aufrecht erhalten können. Der ursprüngliche Aufstellungsort der Inschrift läßt sich nicht mehr eruieren. Unter Umständen wurde er in der Spätantike von Seeboden in das rund 2,5 km entfernte Laubendorf als Baumaterial für die frühchristliche Kirche verschleppt. Möglicherweise gab es jedoch auch in Laubendorf eine Vorgänger-siedlung, die zumindest bis in das 1. Jahrhundert n.Chr. zurückreichte. Hinweise darauf wären ältere Baureste unter dem Kirchenboden, die allerdings nicht ausreichend untersucht wurden. 2.8. Baldersdorf Im Zuge des Reichsautobahnbaus unternahm H. Dolenz im Jahre 1939 begleitende archäologische Untersuchungen in Baldersdorf, nachdem man hier bereits 1899 an der Südostecke des Hofes Frohner (Baldersdorf Nr. 12) auf der Parz. 406 (KG Baldersdorf) einen Münzschatzfund des späteren 3. Jahrhunderts n.Chr. mit mindestens 2645 Antoninianen der Kaiser Trebonianus Gallus bis Aurelianus geborgen hatte109. Die projektierte Autobahntrasse querte eine römische Siedlung, in der H. Dolenz „Wohnbauten, Anlagen zur Eisenverhüt-tung und Tempelanlagen" freilegen konnte, wobei es sich bei letzteren tatsächlich um kaiserzeitliche Grabbezirke handelt, innerhalb derer Grabmonu-mente standen110. Nach den Angaben des Ausgräbers verteilten sich die verschiedenen Siedlungsspuren, offenbar deutlich voneinander getrennt, über eine Länge von rund 800 m. Die Baustrukturen lagen auf einer hochwassersicheren Drauterrasse, die durch einen kleineren Geländeeinschnitt eines von Baldersdorf zur Drau hin führenden Bachs gegliedert wird. Östlich erstreckt sich der Wolfsberg, ein dicht bewaldeter, bis zu 876 m hoher Höhenrücken, der das Unterdrautal vom Millstätter See trennt. In seinem 1942 erschienenen Bericht111 legte H. Dolenz einen Lageplan 1:500 bei, der jedoch nur den zentralen Teil der Siedlung im Bereich der Parz. 390/2, 401/1 und 400/4, KG Baldersdorf wiedergibt. H. Dolenz ging davon aus, daß die Siedlung von Baldersdorf bis ins 3. Jahrhundert n.Chr. bewohnt war, seine Ursprünge aber in die Spätlatenezeit zurückreichen. Das abgebildete Fundmaterial beschränkt sich jedoch auf mehrere beinerne Zierbeschläge aus einem Grabbau sowie auf eine hellgrüne Glasschale aus dem nördlichen Abschnitt der Grabungsflächen112. Bei einer Durchsicht der im Stadtmuseum Villach aufbewahrten Funde konnten allerdings auch noch deutlich jüngere Objekte identifiziert werden, die eine bis in die Spätantike fortdauernde Besiedlung wahrscheinlich machen113. Bei der Vorlage des Fundspektrums beschränken wir uns auf die Gefäßkeramik, die sich heute keinem bestimmten Gebäudekomplex mehr zuordnen läßt114. Problematisch ist das kleinteilige Randfragment (Taf. 7: 1), bei dem es sich um den Rest einer (padani-schen?) Sigillata-Schale Consp. 13/14 handeln dürfte, das in augusteische Zeit zu setzen wäre. Von den insgesamt drei Gefäßen an feiner grauer Ware ist ein bis auf den fehlenden Boden nahezu vollständig erhaltener Topf mit nach außen gelegtem, etwas rundlichverdicktem Rand und Halswulst (Taf. 7: 2) hervorzuheben. Bei der grautonigen Gebrauchskeramik aus Baldersdorf wurden nur die spätlatene-/frühkaiser-zeitlichen Gefäße herangezogen. Mehrere großformatige Vorratstöpfe (Dolia) mit Auerlbergpro-filen (Taf. 7: 6,7) bzw. einer davon abgeleiteten Randform (Taf. 8: 8) sowie mit kantig-verdicktem, nach außen gebogenem Rand und eingeschnürtem Hals (Taf. 8: 12) weisen eine fettige Oberfläche auf. Sie wurden häufig handgemacht und nachgedreht, der Rand ist meistens angedreht. Bei besser erhaltenen Gefäßen (Taf. 8: 12; 9: 16,17,20,22,23) läßt sich gut die Verzierung - ein-und mehrzeilige Wellenbänder, Kammstrichdekor, horizontale Rillen - erkennen, die zumeist unter der etwas gerippten Halspartie ansetzte. Von den Vertretern der Graphittonkeramik lassen sich die Töpfe mit kleiner, ausbiegender Randlippe (Taf. 9: 29,30), der Topf mit ausgebogener, leicht verdickter Randlippe (Taf. 9: 27) und das Gefäß mit nach außen umgelegtem, etwas unterschnittenem Rand (Taf. 9: 31) problemlos im LT D-zeitlichen Formengut unterbringen, das aber auch am Magdalensberg noch in spätrepublikanischen bis frühtiberischen Schichten in Erscheinung tritt115. Einzig der Graphittontopf mit massivem Wulstrand 109 F. Dick, Der Schatzfund von Baldersdorf, FMRÖ II/2 (Klagenfurt 1976). 110 Glaser 1992, 128, Abb. 41; P. Scherrer, Grabbau-Wohnbau-Turmburg-Praetorium. Angeblich römerzeitliche Sakralbauten und behauptete heidnisch-christliche Kultkontinuitäten in Noricum, Österr. Arch. Inst. Ber. u. Mat. 4 (Wien 1992) 6 ff., Abb. 3. 111 H. Dolenz, Ausgrabungen in Baldersdorf (Kreis Spittal a. d. Drau), Carinthia I 132, 1942, 28 ff. 112 Dolenz (Anm. 111) 43, Abb. 11; 46, Abb. 14. 113 S. Ladstätter, Afrikanische Sigillaten und Lampen aus Ovilava/Wels, Carnuntum Jb. 1998 (1999) 51 ff. Anm. 29, Abb. 3. 114 Eine Neubearbeitung dieser Gräber im Kontext mit sämtlichen kaiserzeitlichen bis spätantiken Gräbern und Gräberfeldern aus dem Umland Teurnias ist im Rahmen einer Innsbrucker Dissertation (J. Polleres) vorgesehen. Aus diesem Grund wird hier auch auf eine detailliertere Auseinandersetzung mit den 1939 ergrabenen Befunden verzichtet. 115 Schindler-Kaudelka, Zabehlicky-Scheffenegger (Anm. 85) 180, Abb. 1. (Taf. 9: 28) besitzt bessere Parallelen in mittellatene-zeitlichen Kontexten116. An Metallkleinfunden erwähnt H. Dolenz mehrere kleinere Bronzeringe aus dem Areal unmittelbar nordwestlich der von ihm kartierten Befunde. Im Umkreis einer Feuerstelle fanden sich ein Eisenhammer, ein kleiner Amboß, drei Bogensägen, ein Messer, ein Ring und ein Hakenschlüssel, während aus dem Bereich der Gräber mehrere verschmolzene Bronzen und Glasbruchstücke sowie einige kleine Messerklingen stammen117. Ein wesentliches Ergebnis der Notgrabungen des Jahres 1939 waren Überreste, die H. Dolenz als Anlagen zur Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung interpretierte118. Es handelt sich dabei um mehr-heit-lich rechteckige Öfen von einer Größe bis zu 2,20 x 1,70 m, in deren Umgebung unter anderem offensichtlich ergiebig eisenreiche Schlacke gefunden wurde. F. Ucik (Landesmuseum für Kärnten) vermutete, daß in Baldersdorf eher Sumpferze zur Verhüttung kamen. Es gibt jedoch nördlich von Baldersdorf ein Stollensystem im Felsen, auf dem die Kirche St. Magdalena steht, wobei jedoch noch nicht geklärt ist, aus welcher Zeit die Stollen stammen, was hier abgebaut wurde bzw. ob hier überhaupt Bergbau betrieben wurde119. Es wurde schon erwähnt, daß die von H. Dolenz als gallorömische Umgangstempel gedeuteten Bauten wohl eigentlich Grabanlagen darstellten, die wahrscheinlich an der von Edling kommenden und nach Molzbichl führenden römischen Reichsstraße lagen. In Molzbichl sind ferner in der Pfarrkirche St. Tiburtius mehrere Marmorfragmente von Grabbauten eingemauert, die möglicherweise aus dem nahegelegenen Baldersdorf stammen, darunter auch ein Grabtitulus aus dem barocken Altar mit der Inschrift: Boionius Pri/mus Firmino fr/atri carissimo / et coniugi / eius fecit. Boionius Primus dürfte aufgrund seines Namens keltischer Herkunft sein. Wegen der kurzfristigen, unter großem Zeitdruck durchgeführten Grabungen läßt sich über die Struktur der römerzeitlichen Siedlung in Baldersdorf somit keine Klarheit gewinnen. Bei den Grabungen wurde ein Gräberbezirk mit nach italischen Vorbildern errichteten Grabmonumenten, die wahrscheinlich die römische Drautalstraße säumten, angeschnitten. Daneben ließ sich ein gewerblich genutztes Areal mit eisenverarbeitenden Werkstätten feststellen. Allerdings konnten keine eindeutigen Wohnbereiche in einem größeren Zusammenhang freigelegt werden. Die Streuung der einzelnen Fundstellen über eine Länge von rund 800 m veranlaßte schon H. Dolenz von einer „großen Siedlung aus den ersten Jahrhunderten n. d. Zw." zu sprechen. Es weist also vieles darauf hin, daß man in Baldersdorf keinen ausgedehnten Gutshof oder eine Villenanlage mit für die Eisenverarbeitung bestimmten Wirtschaftsbereichen vor sich hat, sondern eher einen Vicus, also eine nichtstädtische Straßensiedlung, die sich in rund 9 km (6 röm. Meilen) Entfernung von Teurnia an der antiken Drautalstraße entwickelte120. 2.9. Oberamlach Von Baldersdorf aus gesehen schräg gegenüber auf der anderen Seite des Drautals befindet sich die Ortschaft Oberamlach. Die beiden Punkte liegen in Sichtweite nur 2 km Luftlinie voneinander entfernt, sind allerdings durch den Draufluß getrennt. In den Jahren 1997/1998 konnte F. Sagmeister (Kleinsaß) bei Böschungsarbeiten hinter der bäuerlichen Schlachtstätte auf der Parz. 824/1, KG Amlach eine im Profil bis zu 40 cm dicke Kulturschicht mit reichlich Holzkohle ausmachen, unter der eine - damit stratigraphisch nicht direkt in Zusammenhang stehende - etwa 2,40 x 2,0 m große Steinsetzung zum Vorschein kam. Im Umkreis der Fundstelle, die am Talrand deutlich über der Drautalsohle liegt, fanden sich neben prähistorischer, antiker und jüngerer Keramik außerdem Schlackenreste mit Versinterungen und wenige kleine verziegelte Lehmbrocken. Doch ist gerade die Beziehung der hier vorgelegten Keramik zu dieser „Aschenschicht" nicht vollständig geklärt. Bemerkenswert ist der geringe Fundanfall mit - im Gegensatz zur Situation in Baldersdorf - auffallend kleinteilig zerbrochenen Gefäßen. Das Fundspektrum umfaßt Bruchstücke von einem Graphittontopf mit keulenartig verdicktem Rand (Taf. 9: 5), von früher grautoniger Gebrauchskeramik (Taf. 9: 2-4) und einem tardopadanischen Sigillata-Gefäß der Form Consp. 39/43 (Taf. 9: 1). Ein Boden- und ein Randfragment in Sigillata Chiara C, vermutlich von einem Teller Hayes 45, datieren schon ins fortgeschrittene 3. Jahrhundert n.Chr. II6 Brand (Anm. 85) 41, 162, Abb. 33 (Typ 2.2.3); 43 f., 164, Abb. 37 (Typ 3.2.3). l'7 Diese Metallkleinfunde wurden nicht im Museum der Stadt Villach angetroffen und sind deswegen auch nicht im Katalog enthalten 118 Dolenz (Anm. 111) 48 f. 119 Glaser 1992, 128. 120 Unter den von Ch. Maier, in: Th. Lorenz, Ch. Maier, M. Lehner (Hrsg.), Der römische Vicus von Gleisdorf. Bericht über die Grabungen 1988-1990, Veröffentl. d. Inst. f. Klass. Arch. d. Karl-Franzens-Univ. Graz 2 (Wien 1995) 20, Taf. 2: 2 erfaßten norischen Vici ist Baldersdorf als „Siedlung mit eisenverarbeitenden Werkstätten" angeführt. Bei der geringen Fläche des Grabungsaufschlusses ist es momentan noch etwas verfrüht, ein Urteil über den Charakter der Siedlungsstelle abzugeben. Die Schlackenfragmente erinnern natürlich an die 1939 in Baldersdorf zutage gekommenen Produktions- bzw. Verarbeitungsabfälle. Ob bzw. in welcher Form ein Drauübergang zwischen Ober-amlach und Baldersdorf existierte, ist - wie auch im Raum Teurnia - vollkommen offen. Die Möglichkeit einer Wegtrasse rechts der Drau, als Pendant zur römischen Drautalstraße am anderen Flußufer, wurde schon oben angesprochen (vgl. Kap. 2.5). Die Oberamlach am nächsten gelegene römerzeitliche Siedlungsstelle drauabwärts auf der rechten Talseite liegt rund 12 km entfernt etwas südlich von Nikelsdorf121. Es wäre wirklich überraschend, wenn es zwischen beiden Punkten keine direkte Verkehrsverbindung gegeben hätte. 3. DAS SIEDLUNGSBILD IM UMLAND TEURNIAS VON DER AUSGEHENDEN LATENEZEIT BIS INS 1. JAHRHUNDERT N. CHR. - VERSUCH EINER ARCHÄOLOGISCHHISTORISCHEN AUSWERTUNG 3.1. Chronologisch-siedlungsarchäologische Bewertung des Fundstoffs Die Quellensituation in Teurnia und im unmittelbaren Umfeld des Holzer Bergs ist gekennzeichnet durch einen unausgeglichenen Forschungsstand. Einer langjährigen, mittlerweile fast schon 30 Jahre andauernden Forschungstradition in Teurnia, deren Schwerpunkt auf der spätantiken Stadtgeschichte lag122, stehen die Altgrabungen in Baldersdorf, die Notbergungen in Oberamlach, Zufallsfunde in Seeboden, in Baldramsdorf und am Lampersberg und die neueren, noch nicht abgeschlossenen Grabungen in Faschendorf gegenüber. Eine systematische Prospektion zur Fundstellenerfassung, etwa mit Hilfe der Luftbildarchäologie oder in Form von Oberflächenbegehungen, ist bisher in dieser Region noch nicht erfolgt. Eine Kartierung der hier behandelten Fundstellen (Abb. 1) gibt deshalb nur einen unvollständigen, zufälligen Ausschnitt aus dem antiken Siedlungsbild wieder. Es kann also nicht das Ziel dieser Ausführungen sein, eine präzise Siedlungsmusteranalyse vorzulegen, indem man beispielsweise thematische Karten erstellt, um die Lagebeziehungen von Siedlungen anhand von Ortsgrößen, Distanzen und Anordnungen zu charakterisieren123. Beim momentanen Forschungsstand erscheint es zweckmäßiger, zunächst eine kritische Zusammenstellung des Ist-Bestandes vorzunehmen. Dies kann nicht nur für weiterführende Forschungen im Umland Teurnias eine gute Ausgangslage und Orientierungshilfe bilden. Die trotz des mangelhaften Forschungsstandes beachtliche Dichte der Fundpunkte mit den vorgelegten, chronologisch teils brisanten Fundspektren (Teurnia, Seeboden) sollte doch auch erlauben, Rückschlüsse zu ziehen auf vergleichbare und unterschiedliche Siedlungsentwicklungen an anderen Plätzen im südlichen Noricum. Der Holzer Berg scheint schon in der jüngeren Eisenzeit ein siedlungstopographisch wichtiger Punkt gewesen zu sein, der am Schnittpunkt zweier Hauptverkehrswege, der Drautal- und der Tauern-route, vor Hochwassergefahr geschützt, eine natürliche Höhenposition ausnutzte. Eine der zentralen siedlungsarchäologischen Probleme der Mittel- und Spätlatenezeit im oberen Drautal betrifft das Verhältnis der LT-Siedlungen auf dem Holzer Berg und der Görz, das mittlerweile schon eingehend thematisiert wurde124. Die Görz, eine rund 22 km drau-abwärts von Teurnia bei Feistritz/Drau gelegene, mit einem zweiperiodigen Wall befestigte, mindestens 11 ha große Niederterrasse am rechten Drauufer, wurde bereits 1928 von G. Bersu in mehreren Grabungsschnitten untersucht (Abb. 10)125. G. Bersu war sich der Bedeutung dieses imposanten Geländedenkmals durchaus bewußt, seine Grabungsergebnisse erlauben jedoch keine verläßliche chro-no-logische Einordnung der aufwendigen Wallanlage und eine weiterführende Beurteilung der komplexen Siedlungsabfolge auf der Görz, die aufgrund ihrer siedlungsgünstigen Lage in den verschiedensten historischen Epochen immer wieder aufgesucht wurde. Eine Klärung der Frage, ob sich auf der Görz, im Zwickel zwischen der Drau und dem Weißenbach, ein keltisches Oppidum etablierte, mit dem am ehesten in LT C und eventuell noch in LT D1 zu rechnen wäre (Abb. 11) und das als befestigte Flachlandsiedlung singulär im norischen Kernland 121 R. Egger, Ausgrabungen in Feistritz a. d. Drau, Oberkärnten, Jh. Österr. Arch. Inst. Beibl. 25, 1929, 163. F. Glaser, Archäologische Funde aus Oberkärnten. Eine römische Siedlung in Nikelsdorf, Carinthia I 180, 1990, 139 ff. 122 M. Doneus, Ch. Gugl, Von der Luftbildauswertung zum digitalen Stadtplan von Teurnia - St. Peter in Holz (Kärnten), Jh. Österr. Arch. Inst. Beibl. 68, 1999, 173 ff., bes. 178 ff.; Gugl 2000, 25 ff. 123 R. Bernbeck, Theorien in der Archäologie (Tübingen, Basel 1997) 153 ff. 124 Gugl 2000, 131 ff., Abb. 40. Überlegungen zur Bauweise und zeitlichen Einordnung der Görzbefestigung auch bei: P. Gleirscher, Neues zur Gurina im Gailtal, Carinthia I 187, 1997, 19 ff., bes. 57 f. 125 G. Bersu, Stadtgörz, in: R. Egger, Ausgrabungen in Feistritz a. d. Drau, Oberkärnten, Jh. Österr. Arch. Inst. Beibl. 25, 1929, 169 ff. Abb. 10: Görz bei Feistritz/Drau (Unterdrautal): Ausgrabungen G. Bersu 1928. Bersu (Anm. 125) Abb. 77. Abb. 11: Görz bei Feistritz/Drau (Unterdrautal): frühe grautonige Gebrauchskeramik (1,2), feine graue Ware (3) und Graphittonkeramik (4-9) aus den Grabungen von G. Bersu 1928. M. = 1:3. Zeichnungen: Ch. Gugl. wäre, hätte besonders für die Entwicklung von Teurnia und seines Umlandes entscheidende Auswirkungen. Der Holzer Berg scheint sich im Gegensatz dazu als eine offenbar von der Hallstatt- bis in die Latenezeit hinein kontinuierlich genutzte Höhensiedlung weitaus besser in das eisenzeitliche Siedlungsbild Kärntens und Osttirols einfügen zu lassen. Weder das am Holzer Berg schwer zu beurteilende Problem der Siedlungs-kontinuität von HA D1/D2126 bis in die jüngere Eisenzeit noch das der keltischen Landnahme, die in Kärnten frühestens während LT B2 oder am Übergang von der Früh- zur Mittellatenezeit erfolgte127, ist jedoch zentraler Gegenstand dieser Untersuchungen. Konkrete Hinweise auf einen Zuzug keltischer Bevölkerungsgruppen im oberen Drautal bereits während LT B2 liegen bisher jedenfalls noch nicht vor. In Teurnia und seinem Umland verdichtet sich erst mit der Stufe C deutlich der Latene-Fundstoff, wobei auffällt, daß abgesehen vom Holzer Berg und von Seeboden kaum mittellatenezeitliches Fundmaterial in Erscheinung tritt. Selbst der Schwerpunkt der LT-Funde am Holzer Berg, wie die Fibeln (Abb. 5: 1-6), Trachtbestandteile der Frau (Abb. 5: 7), ein Großteil der keltischen Münzen und die Waffenfunde, datieren nach LT C2 und vor allem nach LT D. In der Spätlatenezeit kommt es mit Schalen vom Typ Morel F 2652-2654 erstmals zu einem nennenswerten Import mediterranen Tafelgeschirrs, eine Entwick-lung, die vermutlich mit der Errichtung von italischen Händlerstützpunkten im Inneren des regnum Noricum, darunter dem Emporium auf dem Magda-lensberg, in den Jahrzehnten um die Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. zu erklären ist. Der einzige gesicherte mittellatenezeitliche Fundplatz abseits von Teurnia ist Seeboden am Millstätter See. Doch auch hier liegen nur zwei Bronzefibeln vom MLT-Schema (Taf. 1: 6-8) vor, die darauf hinweisen, daß diese Nekropole schon im 2. Jahrhundert v.Chr. belegt war. Die Masse des Seebodener Fundmaterials läßt sich jedoch zwanglos in der Zeit zwischen den letzten Jahrzehnten v.Chr. und der zweiten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts unterbringen und fällt damit frühestens in eine Spätphase von LT D2. Das Fehlen von Funden der Stufe LT D1 und eines frühen LT D2 wird man weniger mit einer tatsächlichen Zäsur in der Nekropole während der Spätlatenezeit als vielmehr mit den Zufälligkeiten in der Fundüberlieferung verbinden dürfen. Eine der siedlungsarchäologischen Schlüsselfragen der ausgehenden Latenezeit und der beginnenden römischen Kaiserzeit im oberen Drautal betrifft folglich eine mögliche Verlagerung des Siedlungsschwerpunkts, die bereits oben angedeutet wurde: wenn wir auf der Görz einen keltischen Zentralort annehmen wollen, wie lange bestand dieser und vor allem wann löste er sich auf? Trat an dessen Stelle der Holzer Berg? Leider ist eine zentralörtliche, das Ober- und Unterdrautal betreffende Bedeutung der Latenesiedlung auf dem Holzer Berg auf der Basis des vorliegenden Fundmaterials für den Zeitraum vor der römischen Okkupation 15 v.Chr. momentan kaum zu erschließen128. Trotz beachtlicher Funde und Fundensembles (vgl. Kap. 2.1) ist diesbezüglich die Tatsache verwirrend, daß aus Teurnia kein bzw. seit 1972 ein einziges norisches Kleinsilberstück des Magdalensberger Typs vorliegt. In einem wirtschaft-lichen und politischen Zentrum des 1. Jahrhunderts v.Chr. würde man sich -besonders bei einem derart intensiv erforschten Platz wie Teurnia - doch mehrere Kleinsilberstücke in einem ausgeglicheneren Verhältnis zu den Großsilberprägungen erwarten, entsprechend ihrer Bedeutung im tatsächlichen Zahlungsverkehr. Im Gegensatz dazu wäre der Nachweis einer eigenen Münzprägestätte, wie er neuerdings mittels zweier Tüpfelplatten-Fragmente vom Frauenberg bei Leibnitz (Steiermark), bestimmt zur Herstellung von Schrötlingen zur Kleinsilberprä-gung,129 wahrscheinlich zu machen ist, sicher ein Ausdruck eines wirtschaftlichen und damit wohl auch politischen Zentrums. In der älteren Literatur wurde zwar ebenfalls eine keltische Münzprägestätte in Teurnia angenommen, allerdings nur auf der Basis des massierten Vorkommens von westnorischen Großsilberprägungen. Dies wird seit den grundlegenden Forschungen von R. Göbl nicht mehr in Betracht gezogen130, nicht zuletzt auch deshalb, weil vermutlich ein Großteil der norischen 126 Zu HA D1/D2-zeitlichen Gräbern westlich der sogenannten frühchristlichen Friedhofskirche von Teurnia: F. Glaser, Ch. Gugl, Ausgrabungen westlich der frühchristlichen Kirche extra muros in Teurnia, Mitt. Christl. Arch. 2, 1996, 9 ff.; M. Fera, P. Gleirscher, Fundber. Österr. 37, 1998, 773 f. 127 Für eine flächendeckende Keltisierung Kärntens um die Mitte des 3. Jahrhunderts v.Chr.: P. Gleirscher, Die Kelten im Raum Kärnten aus archäologischer Sicht - Ein Forschungsstand, in: E. Jerem u.a. (Hrsg.), Die Kelten in den Alpen und an der Donau, Symposium St. Pölten 1992, Archaeolingua 1 (Budapest, Wien 1996) 261 ff. Auch in der Steiermark geht M. Kramer von einer keltischen Besiedlung ab der ausgehenden Frühlatenezeit aus: Kramer (Anm. 80) 41 f. 128 Berechtigte Skepsis gegenüber der archäologischen Nachweisbarkeit eines Stammeszentrums bei: O. H. Urban, Keltische Höhensiedlungen an der mittleren Donau vom Linzer Becken bis zur Porta Hungarica 1. Der Freinberg, Linzer Arch. Forsch. 22 (Linz 1994) 17 f. 129 U. Schachinger, Die keltischen Münzen vom Frauenberg, in: Die Zeit der Kelten, Schild St. Kl. Schr. 8, 1998, 61, Abb. 13. 130 R. Göbl, Typologie und Chronologie der keltischen Münzprägung in Noricum (Wien 1973) 54 ff., bes. 56. Tetradrachmen aus Teurnia zu einem einzigen, unsachgemäß und in mehreren Etappen geborgenen Depotfund zählen dürfte. Eine latenezeitliche Befestigung des Hügels, von der man sich erwarten würde, daß sie in etwa dem Verlauf der spätrömischen Stadtmauer gefolgt wäre, ist noch nicht nachgewiesen. Ohne entsprechend modern ergrabene Befunde ist es sicher verfrüht, die möglicherweise vielfältigen funktionalen Facetten der Latenesiedlung zu beschreiben. Gemeinsam mit A. Lippert wird man allenfalls ein vielleicht in der Region dominantes, keltisches Heiligtum auf dem Hügel annehmen können, in dem unter anderen auch mehrere spätlatenezeitliche Schilde geopfert wurden131. Daß sich dieses postulierte Heiligtum auf einem nach Südosten hinausragenden Plateau befunden hat, wo F. Glaser für die Römerzeit auf der sogenannten „Tempelterrasse" (Abb. 4: 8-9) ein als navalis bezeichneter Kultbau des keltisch-römischen Heilgottes Granus Apollo vermutet132, und sich an dieser Stelle somit eine Kultkontinuität herstellen ließe, hat sich allerdings nicht bestätigt. Die zehn LTD1/D2-zeitlichen Schildbuckeln wurden nämlich bei Grabungen 1845 am westlichen Hügelabhang entdeckt (Abb. 4: 2)133. Auf alle Fälle dürfte eine entsprechende Entwicklung mit dem Ergebnis, daß Teurnia in clau-discher Zeit eine solche Position innehatte, um in den Rang eines Munizipiums aufsteigen zu können, schon einige Generationen zuvor in Gang gekommen sein. Aus archäologischer Sicht scheinen sich diesbezüglich am Holzer Berg doch siedlungsarchäologisch signifikante Änderungen hinsichtlich der Fundverbreitung und Fundzusammensetzung abzuzeichnen. Augusteische Terra Sigillata und Feinkeramik finden wir nun verstreut an verschiedenen Stellen der Hügelkuppe. In das 3./2. Jahrzehnt v.Chr. zu datierende Frühformen des Service I begegnen aber auch schon auf den Hangwiesen östlich des Holzer Bergs im Bereich der späteren Wohnterrassen, wo man ältere Holz- und/oder Lehmfachwerkbauten wird postulieren müssen, die in die früh- bis mittelaugusteische Zeit zurückreichen134. Dieser erste Zuwachs an mediterraner Importkeramik in augusteischer Zeit (Sigillaten, Acobecher) beschränkt sich somit nicht nur auf die alt besiedelten Areale auf dem Hügelplateau, sondern dehnt sich auch auf Bereiche aus, die offenbar östlich des Holzer Bergs in Tallage - und damit auch besser auf das Fernstraßennetz hin ausgerichtet - neu erschlossenen wurden. Ferner erscheint bedeutsam, daß frühe mediterrane Importkeramik nun auch erstmals außerhalb Teurnias in größerer Anzahl in Erscheinung tritt, so in den augusteischen Gräbern von Seeboden. In den Jahrzehnten um die Zeitenwende scheint die Region um Teurnia somit in einem Wandel begriffen zu sein. Es hat den Anschein, daß gerade in diesem Zeitraum im Umland Teurnias neue Siedlungsplätze entstehen bzw. zu einer ersten Blüte gelangen. Die Siedlungen in Faschendorf und Baldersdorf sowie die noch schwieriger einzuschätzenden Plätze Baldramsdorf und Oberamlach reichen nach Ausweis der Fundspektren wohl nicht in die Mittellatenezeit, aber wahrscheinlich auch nicht nach LT D1 zurück. Der Siedlungsbeginn ist hier aufgrund der fehlenden Feinkeramik und der Metallfunde feinchronologisch kaum enger zu fassen ist, doch wird jetzt schon deutlich, daß diese Siedlungsstellen offensichtlich von unterschiedlicher Art und Dauer sind. Während in Faschendorf, wo der Charakter der Siedlungsstelle kaum zu klären ist135, die Siedlungstätigkeit spätestens zum Zeitpunkt der Anlage des Grabbezirks in flavisch-/trajanischer Zeit, wahrscheinlich aber schon deutlich davor, wieder endete, dauerte die an der römischen Drautalroute gelegene und insofern verkehrsgeographisch begünstigte Straßensiedlung von Baldersdorf bis in die Spätantike fort136. Trotz des zur Zeit noch unbefriedigenden Forschungsstandes zeichnet sich also im ausgehenden 1. Jahrhundert v.Chr. bzw. im beginnenden 1. nachchristlichen Jahrhundert eine Änderung im Siedlungsbild ab, die dadurch gekennzeichnet ist, daß einerseits neue Siedlungsflächen (Teurnia) erschlossen werden und andererseits anscheinend auch neue Siedlungsplätze (Faschendorf, Balders-dorf) entstehen. Aufgrund des Forschungs- und Publikationsstandes - es fehlen vor allem entsprechend groß-flächig ergrabene und aufgearbeitete Siedlungs-befunde - besitzen wir kaum Einblicke in die Entwicklung Teurnias von augusteischer bis claudischer Zeit, in der sich wesentliche siedlungsgenetische Prozesse 131 A. Lippert, Ein latenezeitlicher Opferplatz in Teurnia bei Spittal an der Drau, in: A. Lippert, K. Spindler (Hrsg.), Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Univforsch. z. prähist. Arch. 8 (Bonn 1992) 285 ff. 132 Gugl 2000,154. 133 Zur tatsächlichen Fundstelle des „Waffenfundes von 1845": F. Glaser, Der behauptete Brandopferplatz und der tatsächliche Fundort eiserner Waffen in Teurnia, Carinthia I 183, 1993, 289 ff.; Gugl 2000, 124 ff., 134, Taf. 1: 12,13; 2: 14-21. 134 Gugl 2000, 35 f., 117 f., 135 ff., Abb. 41. 135 Polleres (Anm. 29). 136 Ladstätter (Anm. 113). abgespielt haben müssen. Ansonsten wäre der zwischen ca. 40/50 und 70/80 n.Chr. erfolgte, groß angelegte Ausbau der Unterstadt östlich des Holzer Bergs auf dem sogenannten Ertlfeld vollkommen unerklärlich. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kam es zu einer Monumentalisierung des Stadtbildes, die sich am besten in der Unterstadt mit dem Ausbau der städtischen Infrastruktur (Straßen, Kanäle), aufwendigen Terrassierungsmaßnahmen, dem Bau einer ausgedehnten Platzanlage, öffentlichen Thermen und von nach mediterranem Vorbild errichteten, luxuriösen Wohnbauten für die sich be-reits etablierte städtische Oberschicht Teurnias nachweisen lassen137. 3.2. Archäologische und epigraphische Quellen zur Bevölkerungszusammensetzung - Evidenz für den norischen Stamm der Ambidravi? Gerade vor dem Hintergrund sich offenbar ändernder Siedlungsstrukturen sind Untersuchungen zur Bevölkerungszusammensetzung von besonderem Interesse. Die Ausgangslage dafür ist im Umland Teurnias zumindest besser als an anderen Plätzen in Kärnten und Osttirol, bieten sich hier doch die zahlreichen Funde aus Gräbern, Siedlungsspektren und Grabinschriften für eine diesbezügliche Auswertung an. In Teurnia und Umgebung sind keine modern ergrabenen, kontinuierlich von der Spätlatene- bis in die Kaiserzeit belegten Nekropolen erforscht. Allerdings erscheinen die keinen geschlossenen Grabinventaren mehr zuzuordnenden Trachtbestandteile und Beigaben der Nekropole von Seeboden durchaus aussagekräftig hinsichtlich des Totenbrauchtums und der Herkunft der dort bestatteten Bevöl-kerung. Die in diesem Kontext besonders hervorzuhebenden Fibeln, die als Kleidungszubehör und Trachtbestandteile einen besonderen regionalspezifischen Bezug aufweisen, bilden einen charakteristischen Querschnitt durch die einheimisch-keltische Formenwelt vor allem des 1. vor- und nachchristlichen Jahrhunderts. Hervorzuheben sind die paarweise an der Schulter getragenen Flügelfibeln (Taf. 1: 9; 2: 10,11,13) als wesentliche Bestandteile der norischen Frauentracht, die alle als Erzeugnisse des hoch entwickelten, einheimisch-norischen Bronze-handwerks138 anzusehen sind. Männerfibeln lassen sich ungleich schwieriger herausfiltern, es wäre aber gut denkbar, daß vor allem Spangen wie die eiserne geschweifte Fibel (Taf. 1: 3) und die einfache Drahtfibel (Taf. 1: 4) einen schweren, von Männern getragenen Mantel verschlossen. Auch Elemente des Schmucks, wie der bronzene Knotenring (Taf. 2: 18) und der eiserne Armreifen (Taf. 4: 33) weisen deutlich in das keltische Milieu. Nicht zuletzt sind die aus den alten Fundberichten zu erschließende Waffenbeigabe, aber auch die Auswahl bestimmter, auffallend häufig auftretender Beigaben (Eisenmesser, Bügelscheren) sowie die intentionelle Deformierung von Bügelscheren und Fibeln als Hinweise auf autochton-keltisch geprägte Bestattungssitten zu deuten. Im Gegensatz dazu kann römisch-mittelitalisch beeinflußter Beigabenbrauch, der in der Regel durch einfache Brandgräber mit wenigen „Standardbeigaben" wie Balsamarien, eine Lampe, einen Krug und ein Trinkgefäß gekennzeichnet ist139, aufgrund der unklaren Befundsituation weder ausgeschlossen noch stringent nachgewiesen werden. Einen interessanten epigraphischen Beleg hätte die Namensangabe auf dem Seebodener Grabstein (Abb. 6) zu liefern, doch kann man auf diesem nur noch die Buchstaben [...] REMI / .../ ... am Ende der ersten Zeile lesen140. Von den vier liberti auf der frühkaiserzeitlichen Grabinschrift aus Laubendorf (Abb. 9), die wahrscheinlich auch aus dem nahe gelegenen Seeboden stammt und somit mit der oben vorgestellten Nekropole zu verbinden wäre, tragen drei hingegen keltische (Trouca, Suadrus, Exapia), einer aber einen griechischen Namen (Anchialus). Keltische Personennamen erscheinen auch auf den in das 1. Jahrhundert n.Chr. zu datierenden Grabinschriften aus Pattendorf (Lutussa Bittonis filia, Bucca Gannici filia, Matugenta), vom Danielsberg (Redsomarus, Brito[marus?], Litugena) und aus Baldersdorf/Molzbichl (Boionius Primus). Eine Reihe von Belegen für keltische Eigennamen finden wir natürlich in Teurnia141. Die metallenen Trachtbestandteile und der Schmuck aus dem Siedlungsspektrum von Teurnia sind ein zweiter großer Komplex im Zusammenhang mit der ethnischen Bewertung des Fundmaterials. Anders als in Seeboden begegnen in Teurnia neben den zu erwar- 137 Gugl 2000, 90 ff., 95 f., 162. 138 A. Böhme-Schönberger, Das Grab eines vornehmen Kriegers der Spätlatenezeit aus Badenheim. Neue Forschungen zu den Schwertscheiden mit opus interrasile-Zierblechen, Germania 76, 1998, 217 ff., bes. 239 ff. 139 P. Fasold, Romanisierung und Grabbrauch: Überlegungen zum frührömischen Totenkult in Rätien, in: M. Struck (Hrsg.), Römerzeitliche Gräber als Quellen zu Religion, Bevölkerungsstruktur und Sozialgeschichte, Kongreßber. Mainz 1991, Arch. Schr. Inst. Vor-u. Frühgesch. Johannes Gutenberg-Univ. Mainz 3 (Mainz 1993) 381 ff. 140 Nach freundlicher Auskunft von M. Hainzmann (Graz) gibt es tatsächlich eine solche Zeichenkette als Namensbestandteil, nämlich bei BREMIATIS (ILLPRON 719 - Grabinschrift aus Wieting in Kärnten). 141 Glaser 1992, 52, Nr. 15,17; 57, Nr. 28; 77, Nr. 67. tenden Lateneformen (Eisenfibel vom MLT-Schema, geschweifte Fibel Almgren 18) auch zwei Scharnierbogenfibeln des Typs Alesia, die sich schon anhand ihrer Verschlußkonstruktion als Fremdformen zu erkennen geben. Alesia-Fibeln gelten als eine im weitesten Sinn wohl römische Fibelform, die vor allem „in Gebieten und an Fundorten mit starker römischer Präsenz und Aktivität, wie im Raum um das Caput Adriae (58/57 bis 35/33 v.Chr.), am Magdalensberg, in Helvetien und auch im Alpenvorland zwischen Isar und Lech auffallend oft belegt" sind142. Vom Magdalensberg bzw. aus dem norischen Kernland sind St. Demetz zufolge mehr Exemplare bekannt als im restlichen Alpengebiet. Als Träger einer Alesia-Fibel mit einem eigentümlichen quergestelltem, abgeplattetem Fußfortsatz (Abb. 5: 4), die zusammen mit einer früh-bis mittelaugusteischen Sigillata-Schale Consp. 13 in den Teurnienser Wohnterrassen gefunden wurde, käme aufgrund von Parallelfunden am ehesten eine aus dem Adriabogen stammende Person in Frage143. In einen völlig anderen Kontext gehören die in keltischer Tradition geopferten Schilde, aber auch der keltische Glasschmuck (Abb. 5: 8,9) und ein bronzener Gürtelkettenanhänger (Abb. 12: 1) der keltischen Frauentracht von der Kuppe des Holzer Bergs, die chronologisch bis in die Mittellatenezeit zurückreichen. Mit dem zoomorph verzierten Gürtelendglied aus Teurnia sowie einem weiteren ähnlichen Anhänger aus Straßfried bei Arnoldstein in Kärnten (Abb. 12: 2)144 lassen sich sogar im Hinblick auf das Trachtzubehör Beziehungen zur latenezeitlichen Mokronog-Gruppe in Slowenien knüpfen, mit der der LT-Fundstoff in Kärnten generell zu parallelisieren, wenn nicht gar im Sinne der archäologischen Kulturgruppenbildung gleichzusetzen ist145. Autochton-keltische Bevölkerungsgruppen bestatteten auch im schon erwähnten Brandgräberfeld von Pockhorn im oberen Mölltal. Dafür sprechen das ortsübliche, teilweise deformierte Trachtzubehör (Abb. 8: 2,3) und die zahlreichen Eisenmesser (Abb. 8: 4-12), die auf ein Totenbrauchtum schließen lassen, wie es auch in Seeboden ausgeübt wurde. Als Fremdform auszuschei- den ist die eiserne Alesia-Fibel (Abb. 8: 1), bei der aber letztendlich wie in Teurnia kaum entschieden werden kann, unter welchen näheren Umständen die Fibel an den Fundort und schließlich in das Grab gelangte146. In Teurnia und in dessen Umland sind von der Mittellatene- über die Spätlatenezeit bis in die frühe Kaiserzeit keltische Bevölkerungsgruppen anhand von Einzelfunden, gestörten Gräbern und - verstärkt für die Zeit nach der römischen Okkupation 15 v.Chr. - auch in Form von epigraphischen Denkmälern faßbar. Aus archäologischer Sicht erscheint es vorerst nicht möglich, die hier siedelnden Kelten von denen in anderen Siedlungszonen in Unterkärnten und Osttirol anhand ihrer materiellen Kultur mit den Mitteln der archäologischen Fundanalyse zu unterscheiden. Aufgrund der schriftlichen und epigraphischen Zeugnisse wissen wir jedoch von mehreren keltischen Stämmen im südlichen Noricum Bescheid, wobei den beiden, zwischen 11 und 2 v.Chr. am Magdalensberg aufgestellten Ehreninschriften an Mitglieder des iuli-schen Kaiserhauses besondere Bedeutung zukommt, auf denen acht keltische Stämme, allen voran der führende Stamm der Norici, als Stifter genannt sind, jedoch kein norischer regulus mehr namentlich aufscheint147. Die Magdalensberger Ehreninschriften, die als „offizielle Abb. 12: Latenezeitliche Gürtelkettenanhänger aus Kärnten. 1 Teurnia (H. 7,1 cm), 2 Straßfried (H. noch 6,9 cm). Bronze, o.M. Fotos: Landesmuseum für Kärnten. 142 Demetz 1999, 162: als Träger der Alesia-Fibeln ist nicht nur das Militär in Betracht zu ziehen, sondern zivile Träger und Herstellung sind ebenso anzunehmen. 143 Gugl 2000, 99 f. 144 AO: Privatbesitz (Höhe noch 6,9 cm. - Breite noch 4,9 cm). Das Foto wurde mir dankenswerter Weise von F. Glaser zur Verfügung gestellt. 145 Lippert (Anm. 9) 299, Abb. 7; M. Guštin, TAURISCI - Verknüpfung der historischen und archäologischen Interpretation, in: E. Jerem, A. Krenn-Leeb, J.-W. Neugebauer, O. H. Urban, Die Kelten in den Alpen und an der Donau, Kongreßber. 1992 (Budapest, Wien 1996) 435, Abb. 3. Zuletzt zusammenfassend zur Mokronog-Gruppe: D. Božič, Die Erforschung der Latenezeit in Slowenien seit dem Jahr 1964, Arh. vest. 50, 1999, 192 ff. 146 Vgl. dazu auch das spätestlatenezitliche Körpergrab einer vermögenden Dame (Keltin?) aus Sion-Passage de la Matze, in dem man u.a. neben einheimischem Schmuck und keltischen Münzen qualitativ hochwertige Gewebereste und drei Alesia-Fibeln fand: J.-Ch. Moret, A. Rast-Eicher, P. Taillard, Sion: les secrets d'une tombe „sedune", Arch. Schweiz 23/1, 2000, 10 ff. 147 J. Šašel, Huldigung norischer Stämme am Magdalensberg in Kärnten, Historia 16, 1967, 70 ff.; G. Winkler, Noricum und Rom, ANRW II/6 (Berlin, New York 1977) 199; E. Weber, Pannonien, Noricum und das Gebiet an der Donau. Röm. Österr. 15-16, 1987-1988, 194 f.; G. Piccottini, H. Vetters (Hrsg.), Führer durch die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 5(Klagenfurt 1999) 122 f., Abb. 36. Zeitzeugnisse" die bestehenden keltischen Stammesverhältnisse kurz nach der römischen Okkupation besonders nachhaltig widerspiegeln dürften, sind für die ethnisch-stammesspezifische Bewertung des LT-Fundmaterials von Teurnia und seines Umlandes eine erstrangige Quelle. Vieles spricht dafür, daß das Unterdrautal und teilweise auch das Oberdrautal zum Stammesgebiet der Ambidravi gehörten148. Aufgrund ihres Namens sind sie zweifellos als Bewohner des Drautales ausgewiesen. In Frage käme folglich das Drautal in Kärnten, weniger wahrscheinlich in Osttirol, wo als Nachbarn der im Pustertal lokalisierten Saevates - wegen der Ähnlichkeit ihres Stammesnamens mit dem modernen Ortsnamen Lienz? - die Laianci angesiedelt wer- den. Als Siedlungsbereich der Ambidravi wäre aber auch noch das Drautal in Mittel- und Unterkärnten, aber wohl nicht bis hinunter in die Gegend von Poetovio149, in Betracht zu ziehen. Ein weiteres Argument für eine Lokalisierung der Ambidravi in der Gegend um Teurnia bzw. im Unterdrautal ist der frühkaiserzeitliche Grabstein des Ambidrabus aus Paternion, eines mit 20 Jahren verstorbenen Auxiliarreiters, dem seine Eltern Tinco und Banana im Umfeld der Görz ein Grabmal setzten150. Es ist sicher naheliegend, eine Verbindung zwischen diesem Grabstein und dem Stammesgebiet der Ambidravi herzustellen, allerdings ist die Namens-gleichheit einer Einzelperson auf einem privatem Grabstein mit einem uns bekannten Stamm noch kein verläßliches Abb. 13: Siedlungsgebiete der norischen Stämme und spätere Munizipien Noricums. Die schwarz gefüllten Kreise markieren die fünf clau-dischen Munizipien. Šašel Kos (A^m. 149) Abb. 1. 148 Bei P. W. Haider, Zu den "norischen Tauriskern". Eine quellen- und literaturkritische Studie, in: A. Lippert (Hrsg.), Hochalpine Altstraßen im Raum Badgastein-Mallnitz, Böcksteiner Montana 10 (Wien 1993) 270, Abb. 7 ("Kenntnisse in Rom 101 - ca. 70 v.Chr.") fin-det man die Ambidravoi im Ober- und Unterdrautal, die A^bilikoi im Gailtal, die A^bisontoi im Salzachtal, die Alaunoi/Sevakes (?) im späteren Nordwestnoricum. Alföldy 1974, 68 lokalisiert die Ambidravi ebenfalls in der Region um Teurnia (zwischen Greifenburg und Villach). 149 Das Latene-Fundmaterial aus Ptuj wird von der slowenischen Forschung als Evidenz für eine tauriskische Siedlung interpretiert: M. Šašel Kos, The End of the Norican Kingdom and the Formation of the Provinces of Noricum and Pannonia, in: B. Djurič, I. Lazar (Hrsg.), Akten des IV. Internationalen Kolloquiums über Probleme des provinzialrömischen Kunstschaffens, Celje 1995, Situla 36 (Ljubljana 1997) 21 ff., 37 mit der älteren Lit. 150 Glaser 1992, 175: Tinco Redsati f(ilius) / et Banana Venimar(i) / f(ilia) uxor v(i)v(i) f(ecerunt) / Ambidrabo f(ilio) / equiti auxsiliario / a(nnorum) XX h(ic) s(itus) est. Indiz für die exakte Lokalisierung eines Stammesgebietes. Andererseits wäre es sehr erstaunlich und eigentlich unerklärlich, daß die keltischen Stammesgruppen des Ober- und Unter-drautals nicht namentlich auf den öffentlich aufge-stellten Magdalensberger Inschriften angeführt wären, wenn gleichzeitig ihre westlichen (Laianci, Saevates) und östlichen Nachbarn (Norici) dort als Stifter in Erscheinung treten. Somit erscheint derzeit eine Gleichsetzung der archäologisch faßbaren keltischen Bevölkerung des Unterdrautals und der Umgebung Teurnias mit den epigraphisch dokumentierten Ambidravi am plausibelsten, doch wird man ohne neue epigraphische Denkmäler, die weitere Möglichkeiten einer präziseren geographischen Einordnung bieten, in dieser Frage kaum Fortschritte erzielen. Die in Teurnia und in Pockhorn auftretenden Alesia-Fibeln (Abb. 5: 4,5; 8: 1) werden häufig in der Forschung als „Militärfibeln" bezeichnet, wobei die reichsweite Verbreitung der verschiedenen Varianten dieser Scharnierbogenfibel bevorzugt mit der Dislokation römischer Truppen erklärt wird. Alesia-Fibeln treten sicher auch gehäuft an Fundorten mit militärischem Charakter auf151, weswegen sich die Frage aufdrängt, ob die drei Exemplare aus dem oberen Drau- und dem Mölltal nicht doch auch als Indiz für die Anwesenheit römischer Truppen in augusteischer Zeit verstanden werden könnte, deren Angehörige in Italien oder in einem schon intensiver romanisierten Gebiet rekrutiert worden wären. Die historischen Rahmenbedingungen, unter denen eine Präsenz römischen Militärs auf der Grundlage der Schriftquellen und Inschriften am ehesten vorstellbar wäre, würden im Zusammenhang mit dem römischen Feldzug gegen die Ambisonten bestehen, der als einziger norischer Stamm im Jahre 15 v.Chr. Widerstand leistete und wohl aus diesem Grund auch nicht auf den dem Kaiserhaus huldigenden Inschriften am Magdalensberg aufscheint. Sollten die Ambisonten tatsächlich an der oberen Salzach und im Pinzgau gesiedelt haben mit dem Biberg bei Saalfelden als ihrem Vorort152, hätten die von Ober-kärnten und Osttirol aus zu erreichenden und nach Salzburg führenden Hochgebirgspässe der Hohen Tauern doch eine gewisse strategische Bedeutung besessen. Es wäre zumindest in römischem Interesse gewesen, diese Straßenverbindungen zu kontrollieren, um ein mögliches Übergreifen der gegen Rom gerichteten Widerstandsbestrebungen auf die angrenzenden Stämme südlich des Alpenhauptkamms (Saevates et Laianci, Ambidravi) zu unterbinden. Selbst unter diesen Voraussetzungen hätte man nur mit einer äußerst kurzfristigen Anwesenheit von römischen Truppen an strategisch wichtigen Punkten im oberen Drautal zu rechnen, während vermutlich eine mehrjährige Stationierung von militärischen Einheiten bestenfalls im Stammesgebiet der Ambisonten nach ihrer gewaltsamen Unterwerfung erfolgt wäre. Mit dem Beginn des pannonischen Krieges 12 v.Chr. wären sicherlich auch die dort stationierten Truppen reduziert bzw. sogar abgezogen worden, soweit es die Situation zugelassen hätte. Ernüchternd muß man festhalten, daß ein Nachweis römischer Truppen in den Jahrzehnten nach der römischen Okkupation, abgesehen von den zahlreichen Funden römischer Militaria am Magdalensberg, wo in mittelaugusteischer Zeit außerdem in der Fabrica OR/17 römische Militaria produziert wurden153, in unserem Arbeitsbereich archäologisch nicht zu führen ist. Unter den Waffenfunden und militärischen Ausrüstungsgegen- ständen aus Teurnia ließe sich nur eine bronzene Cingulumschnalle mit eingerollten Bügelenden aus den Wohnterrassen chronologisch mit möglichen militärischen Handlungen infolge der Ereignisse des Jahres 15 v.Chr. in Beziehung setzen. Die Cingulumschnalle könnte jedoch genauso gut einem Veteranen gehört haben, der sich nach seinem akti-ven Dienst in Teurnia zur Ruhe setzte154. Eindeutig als frühkaiserzeitliche Militaria anzusprechende Fundstücke fehlen auch an den anderen Fundorten im Umland Teurnias mit der einzigen Einschränkung, daß die in den alten Fundberichten erwähnten Waffen aus Seeboden (Pilum und Kurzschwert?) nicht mehr beurteilt werden können (vgl. Kap. 2.6.4). Trotz des nicht zufriedenstellenden Forschungs- und Publi-kationsstandes möchte man diese Beobachtung auch auf Osttirol und den norischen Zentralraum (Unterkärnten) ausdehnen. Vom römischen Militär wurden zwar auch drei- 151 M. Gustin, Les fibules du type d'Alesia et leurs variantes, in: A. Duval (Hrsg.), Les Alpes ä l'äge du Fer, Kongreßber. Yenne-Chambery, Rev. Arch. Narb. Suppl. 22 (Paris 1991) 434; Demetz 1999, 162 f.; Moret, Rast-Eicher, Taillard (Anm. 146) 13, 17. 152 M. Hell, Keltisch-römische Hauskeramik aus Salzburg, Arch. Austr. 34, 1963, 37 f.; F. Moosleitner, Das Saalfeldener Becken in vor-und frühgeschichtlicher Zeit, in: F. Kowall, 50 Jahre Diabas-Tagbau in Saalfelden 1927-1977, Leobener grüne Hefte 170 (Wien 1977) 27 ff., 44 ff.; Haider (Anm. 148) 25, Anm. 14 mit der älteren Lit.; F. Moosleitner, Die Salzburger Gebirgsgaue in der Latenezeit, in: E. Jerem u.a. (Hrsg.), Die Kelten in den Alpen und an der Donau, Symposium St. Pölten 1992, Archaeolingua 1 (Budapest, Wien 1996) 253. Als durchaus erwägenswertes, alternatives Siedlungsgebiet der Ambisonten ist das Isonzo-Tal im Gespräch: Šašel Kos (Anm. 149) 23 f., Abb. 1. 153 H. Dolenz, Ch. Flügel, Ch. Öllerer, Militaria aus einer Fabrica auf dem Magdalensberg (Kärnten), in: Provinzialrömische Forschungen, Festschr. G. Ulbert (Espelkamp 1995) 51 ff.; Dolenz 1998, 112 ff. 154 Gugl 2000, 139 ff., Abb. 42: 8. flügelige Pfeilspitzen benutzt, wie sie in einem Exemplar vom Lavanter Kirchbichl vorliegen155, doch für den Nachweis aktiver mili-tärischer Einheiten infolge der Okkupation und einer militärischen Besetzung Noricums in augusteischer Zeit sind derartige, feinchronologisch nicht enger zu datierende und nur punktuell auftretende Einzelfunde aus unbekanntem Schichtzusammenhang keineswegs ausreichend. Ferner muß in diesem Zusammenhang erwähnt werden, daß mir aus Kärntner Museumsbeständen keine doppelpyramidenförmigen oder spindelförmigen Schleuderbleie bekannt sind, die beispielsweise an zahlreichen Fundplätzen Sloweniens - sowohl im Kontext von einheimisch-keltischen Siedlungen als auch römischen Neugründungen156 - aufgetreten sind und als Bewaffnung von römischen funditores im republikanischen und augusteischen Heer abhängig vom jeweiligen Fundkontext auch als Indiz für Kampfhandlungen interpretiert werden könnten. Vor dem Hintergrund einer nahezu vollständigen Absenz römischer Militaria sind letztlich ebenso die frühkaiser-zeitlichen Soldatengrabsteine vom Zollfeld, aus dem Raum Feistritz/Drau und Liebenfels (Glantal), mit denen noch G. Alföldy okkupationszeitliche Militärlager zu lokalisieren versuchte157, diesbezüglich wenig überzeugend. Wahrscheinlich sind wir zu optimistisch, wenn wir mit archäologischen Mitteln römische Truppenbewegungen im Zuge der Unterwerfung der Ambisonten nachweisen wollen, es sei denn, es lägen ähnliche außergewöhnliche Fundkonzentrationen vor wie in Kalkriese (Ldkr. Osnabrück) oder am Döttenbichl (Oberammergau)158. Unzweifelhafte Hinweise auf eine längerfristige militärische Besetzung des oberen Drautales, die doch auch archäologische Spuren hinterlassen hätte, sind folglich bis dato nicht gegeben. Obwohl man römische Truppen am Magdalensberg voraussetzen kann, die dem illyrischen Heereskommando in Poetovio unterstellt waren, ist generell eine direkte militärische Kontrolle der mehrheitlich kampflos unterworfenen norischen civitates, die zumindest noch in claudische Zeit als Stammes-organisationen epigraphisch in Erscheinung treten, in den Jahrzehnten von der Okkupation bis zur Konstituierung des Provinzstatus spätestens unter Kaiser Claudius zur Zeit weder archäologisch noch aus den Schriftquellen159 abzuleiten. Man ist also besser beraten, bei den oben angesprochenen Alesia-Fibeln nach anderen Ursachen für ihr Auftreten in den Talschaften Oberkärntens zu suchen. In diesem Sinne wird die formelle Unterwerfung des regnum Noricum im Jahre 15 v.Chr. unter die römische Oberhoheit sicherlich italischen Händlern und Kaufleuten wesentliche neue Erwerbsmöglichkeiten geboten haben, die von den bereits zuvor etablierten Händlerniederlassungen ausgehend ihre Geschäftsbeziehungen ausweiten konnten. Diese intensivierten wirtschaftlichen Beziehungen und die damit verbundene erhöhte Mobilität bzw. der verstärkt einsetzende Zustrom von zivilen Personengruppen aus dem Süden, vor allem aus dem Bereich des caput Adriae, die von italischer Lebensweise und Kultur geprägt waren, wäre neben dem Auftreten von Alesia-Fibeln in weiterer Folge eine hinreichende Erklärung für die Zunahme italischen Tafelgeschirrs auch in den Haushalten besser situierter norischer Herren. 3.3. Entwurf einer siedlungsgeschichtlichen Entwicklung im Kleinraum Lurnfeld-Millstätter See Bereits bei der Publikation der Grabplatte aus Laubendorf (Abb. 9) bezeichnete R. Egger die römischen Kaufleute als „Schrittmacher der Romani-sierung"160. Aus römischer Sicht waren sicherlich die unsicheren Verhältnisse im Hinterland von Aquileia, wo 16 v.Chr. Pannonier und norische Stammesteile 155 Gugl 2000, 143, Abb. 39: 6. 156 J. Horvat, Svinčeni iztrelki za pračo na jugovzhodnoalpskem področju, in: Ptujski arheološki zbornik. Ob 100-letnici muzeja in Muzejskega društva (Ptuj 1993) 331 ff.; J. Horvat, Notranjska na začetku rimske dobe: Parti pri Stari Sušici, Ambroževo gradišče in Baba pri Slavini, Arh. vest. 46, 1995, 177 ff., Taf. 14: 11-22; D. Božič, Tre insediamenti minori del gruppo protostorico di Idrija pri Bači dell'Isontino, in: S. Santoro Bianchi (Hrsg.), Studio e conservazione degli insediamenti minori romani in area alpina, Kongreßber. Forgaria del Friuli 1997, Studi e Scavi 8 (Bologna 1999) 73, Abb. 3: 11; 4: 8-11; 5: 5-8. 157 Alföldy 1974, 65 f. 158 W. Schlüter (Hrsg.), Kalkriese - Römer im Osnabrücker Land. Archäologische Forschungen zur Varusschlacht, Ausstellungskat. Osnabrück 2(Bramsche 1993); W. Schlüter u.a., Kalkriese - Ort der Varusschlacht? Römer im Osnabrücker Land, in: J.-S. Kühlborn (Hrsg.), Germaniampacavi. Germanien habe ich befriedet. Archäologische Stätten augusteischer Okkupation (Münster 1995) 145 ff.; W. Zanier, Eine römische Katapultpfeilspitze der 19. Legion aus Oberammergau - Neues zum Alpenfeldzug des Drusus im Jahre 15 v.Chr., Germania 72, 1994, 587 ff.; W. Zanier, Ein einheimischer Opferplatz mit römischen Waffen der frühesten Okkupation (15-10 v.Chr.) bei Oberammergau, in: W. Groenman-van Waateringe u.a. (Hrsg.), Roman Frontier Studies 1995, Oxbow Monogr. 91 (Oxford 1997) 47 ff. 159 G. Dobesch, Die Okkupation des Regnum Noricum durch Rom, in: Studien zu den Militärgrenzen Roms 3. 13. Internat. Limeskongr. Aalen 1983, Forsch. u. Ber. z. Vor- u. Frühgesch. in Baden-Württ. 20 (Stuttgart 1986) 308 ff., bes. 313; Šašel Kos (Anm. 149) 32 f. 160 Egger (Anm. 107) 208. plündernd eingefallen waren161, Grund genug, in die inneren Strukturen des regnum Noricum einzugreifen und sämtliche norischen Stämme zur Unterwerfung zu nötigen. Eine militärische Notwendigkeit zu einer flächendeckenden Kontrolle der norischen Gebiete bestand damals offenbar nicht. Vielmehr scheinen hauptsächlich wirtschaftliche Interessen dafür ausschlaggebend gewesen zu sein, daß sich nach den, unter offenbar militärischem Druck veränderten, politischen Verhältnissen ab den beiden letzten Jahrzehnten v.Chr. italische Unternehmer, Händler, Kaufleute und ihr Gefolge stärker und ungebundener als zuvor in Binnennoricum engagierten. In die Zeit unmittelbar davor fällt auch der frühaugusteische Denarhortfund vom Lampersberg (vgl. Kap. 2.3), der ein Schlaglicht darauf werfen mag, daß der römische Denar sich schon vor 15 v.Chr. als monetäre Basis für die Geschäftsbeziehungen zwischen den Römern und Norikern zu etablieren begann162. Diese umwälzenden, auch im Lurnfeld spürbaren Vorgänge werden nicht verständlich ohne die Einbeziehung des Hinterlandes von Teurnia, einem landschaftlichen Umfeld, in dem die tieferen Ursachen dieser wirtschaftlichen Motive in Form von Gebirgsketten wie der Hohen Tauern, der Goldeck-und der Reißeckgruppe mit ihrem Edelmetallvorkommen deutlich vor Augen treten. Mit der Unterwerfung der norischen Stämme eröffnete sich ein ungehinderterer Zugriff auf die geschätzten Bergbauprodukte, vor allem auf das berühmte norische Eisen in Unterkärnten163 und die Edelmetallvorkommen in Oberkärnten, Salzburg und Osttirol164. Angesichts der römischen Finanz- und Wirtschaftsinteressen als der treibenden Kraft versuchten Angehörige italischer Unternehmerfamilien, wie sie auf der Laubendorfer Grabinschrift mit den Freigelassenen der Barbii und Cispii überliefert sind, in den Bergbaugebieten bzw. ihrem Vorfeld - sei es als neue Eigentümer oder Pächter - verstärkt Fuß zu fassen. Für eine differenzierte Beurteilung dieser Vorgänge liegen leider die Eigentumsverhältnisse der norischen Gold-, Silber- und Eisenerzlagerstätten vor und in den Jahrzehnten nach der römischen Okkupation weitgehend im Dunklen165, spätestens unter Caligula gelangten aber die Goldlagerstätten bzw. -wäschereien in kaiserliches Privateigentum166. Die vorteilhafte wirtschafts- und verkehrsgeographi-sche Lage Teurnias ist die Grundvoraussetzung für das nun einsetzende wirtschaftliche Engagement, da die Siedlung gut plaziert an einem zentralen Wegkreuz lag, von dem ausgehend die römischen Geschäftsleute und in deren Diensten stehende Sklaven und Freigelassene ihre auf das Hinterland von Teurnia ausgerichteten Tätigkeiten organisieren und abwickeln konnten. In den Mittelpunkt der römischen Interessen traten somit auch die Verkehrswege und Pässe über den Alpenhauptkamm Richtung Norden: Hochtor (2505 m), Mallnitzer Tauern (2450 m) bzw. Korntauern (2460 m) und die Verbindung über den Leisnitzgraben (1783 m) und Radstädter Tauern (1740 m) (Abb. 2). Die Römer waren nicht nur mit der Kontrolle, sondern auch dem finanziell äußert aufwendigen Ausbau und dem Unterhalt dieser Bergstrecken konfrontiert. Während in Rätien für die Brenner- und Reschenroute dank intensivierter archäologischer Straßenforschung neben den beiden schon lange bekannten claudischen Meilensteinen erstmals konkrete Anhaltspunkte zum frühkaiserzeitlichen Straßenbauprogramm vorliegen167, können wir über die Bedeutung der einzelnen, bereits in prähistorischer Zeit genutzten Wegtrassen über die Hohen Tauern, über ihren Zustand und den erstmaligen, von der römischen Verwaltung initiierten Ausbau nur mutmaßen. Obwohl auch in Noricum für die Regierungszeit von Kaiser Claudius mit einem bei Virunum gefundenen Meilenstein ein Beleg für Straßenbautätigkeiten vorhanden ist168, erlaubt dieser keine Rückschlüsse auf bereits in augusteischer Zeit erfolgte Arbeiten zum landesweiten Ausbau der Infrastruktur. Nur indirekt ergeben sich Möglichkeiten, über die Nutzung von Paßheiligtümern und die Entstehung von Straßenstationen die Bedeutung von damit in Zusammenhang stehenden Straßenverbindungen zu erschließen. Das römische Immurium-Moosham im Salzburger Lungau, am Kreuzungspunkt der von Teurnia bzw. von Virunum kommenden und nach Iuvavum führenden Straßen, ist - soweit erforscht 161 Dobesch (Anm. 159) 308 f.; Šašel Kos (Anm. 149) 32. 162 F. Glaser, S. Schretter, Antikes Wirtschaftsleben auf dem Boden Kärntens, in: Kärntner Landeswirtschaftschronik (Klagenfurt 1992) I/30. 163 Piccottini (Anm. 108)139 ff. 164 Zu Gold- und Silbervorkommen in Kärnten mit weiterer Lit. vgl. die Beiträge von W. H. Paar und K.-H. Ludwig in: Grubenhunt & Ofensau (Anm. 108) 51 ff., Abb. 1 bzw. 169 ff. sowie ebd. 104, Abb. 3. Zum Bergbau auf Silber, Kupfer und Blei in Osttirol während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit vgl. G. Mutschlechner in: Silber, Erz und weißes Gold. Bergbau in Tirol, Ausstellungskat. (Schwaz 1990) 264 ff. 165 H. Graßl, Zur Problematik des Ferrum Noricum. Eine Kritik neuerer Forschung, in: Bericht über den 17. Österr. Historikertag, Eisenstadt 1987, Veröffentl. Verbandes Österr. Geschichtsver. 26, 1989, 54 ff. 166 G. Piccottini, Gold und Kristall am Magdalensberg, Germania 72, 1994, 467 ff., bes. 471 f. 167 E. Walde (Hrsg.), Via Claudia. Neue Forschungen (Innsbruck 1998). 168 G. Winkler, Die römischen Straßen und Meilensteine in Noricum-Österreich, Schr. Limesmus. Aalen 35 (Stuttgart 1985) 46, 68 f., Nr. 4. - erst in claudischer Zeit entstanden169. Seit einigen Jahren liegen auch neue Ergebnisse zu prähistorischen Paßheiligtümern auf dem Hochtor und dem Mallnitzer Tauern vor, die in römischer Zeit ebenfalls noch frequentiert wurden. Auf beiden Seiten des Mallnitzer Tauern-Passes fanden sich konzentriert Münzdeponierungen vor allem von keltischen Kleinsilbermünzen, während aus der römischen Kaiserzeit nur ein einziger As des Antoninus Pius (138-161 n.Chr.), aus der Spätantike hingegen wieder 15 Prägungen von Constantinus I. (306-337 n.Chr.) bis Theodosius I. (379-395 n.Chr.) gefunden wurden170. Die Münzfunde von der Paßhöhe des Hochtors an der Glocknerroute setzen mit neun Aes-Prägungen der römischen Republik, geprägt zwischen 211 und 135 v.Chr., und zahlreichen keltischen Kleinsilbermünzen des 1. vorchristlichen Jahrhunderts ein, umfassen aber auch noch elf Fundmünzen der frühen und mittleren Kaiserzeit und eine größere Anzahl von Münzen des 4. Jahrhunderts n.Chr.171 Die weiteren Forschungen sollten Klarheit darüber bringen, ob die alten Wegtrassen über das Hochtor und den Mallnitzer Tauern in vorclaudischer Zeit sogar in stärkerem Ausmaß frequentiert wurden als die viel-leicht erst später ausgebaute Route über den Lungau, die als wichtigste Nord-Süd-Verbindung zwischen Teurnia und Iuvavum, gesäumt von zahlreichen Meilensteinen, möglicherweise erst mit einer unter Claudius durchgeführten Reorganisation des Straßen-systems aufgewertet wurde. Vor diesem Hintergrund erfolgte der Zuzug neuer Siedler aus dem Süden, wahrscheinlich in erster Linie von italischen Zuwanderern, die sich - erkennbar in einem ersten Fundniederschlag im Bereich der Teurnienser Wohnterrassen - zu Füßen eines schon länger bestehenden keltischen Gemeinwesens niederließen. Diese Platzwahl bot viele Vorteile: eine ausgezeichnete Anbindung an das Fernstraßennetz am Schnittpunkt der Tauern- mit der Drautalroute sowie die Sicherstellung wichtiger infrastruktureller Grundbedürfnisse (Wasserversorgung, Schutz vor Hochwasser). Für die weitere Siedlungsentwicklung Teurnias ist es geradezu kennzeichnend, daß diese enge Bindung der daraus entstehenden Unterstadt mit den noch unzureichend erforschten bzw. aufge-arbei-teten frühkaiserzeitlichen Siedlungsstrukturen auf dem Holzer Berg in der Folge bestehen blieb. Über die Ursachen, weswegen man sich im Laufe des 1. Jahrhunderts n.Chr. nicht entschloß, den Hügel überhaupt aufzugeben und die durchaus zur Verfügung stehenden, einfacher zu erschließenden Siedlungs-flächen im Talboden zu nutzen, kann nur spekuliert werden. Grundsätzlich ist der Holzer Berg, der sein Umland durchschnittlich bloß um 50 bis 70 m überragt, geomorphologisch keineswegs mit dem Magdalensberg, Ulrichsberg oder Hemmaberg zu vergleichen. Obwohl der Hügel und das angrenzende Flachland städteplanerisch nur in Form von groß angelegten Terrassierungsmaßnahmen und finanziell aufwendigen Straßen- und Kanalbauten in eine urba-nistische Einheit zu bringen waren, hat man sich dennoch dieser Mühe unterzogen und vor allem an der Ost- und Südostseite des Holzer Berges mit mehreren großen, künstlichen Terrassen Bebauungsflächen geschaffen. Ob sich am Holzer Berg nicht doch ein bedeutendes Heiligtum befunden hat, das auch schon A. Lippert bei der Veröffentlichung des „Waffenfun-des von 1845" vor Augen hatte, und dem sich die einheimisch-keltische Bevölkerung, aber auch die Neuzuwanderer tief verbunden fühlten? Der Gedanke, daß daraus das später epigraphisch nachgewiesene Heiligtum des Granus Apollo172 entstand, das topographisch an eine Quelle auf der Kuppe des Holzer Berges gebunden war und zu dem nicht nur ein Temenos, sondern auch Badeanlagen und andere Einrichtungen gehörten, hat einiges für sich! Neue Lösungsmöglichkeiten zur Siedlungs-genese des römischen Teurnia sind nur infolge weite-rer gezielter Grabungen zu erwarten, da die Topographie des claudischen Munizipiums, vor allem oben auf dem Hügel, in weiten Zügen noch nicht zufriedenstellend erforscht ist. Dies betrifft besonders die Interpretation von ausgedehnten öffentlichen Thermen mit nördlich vorgelagerter Platzanlage, die von R. Egger zwischen 1911 und 1915 ergraben und als Forum interpretiert wurden, und die unmittelbar darüber gelegene „Tempelterrasse", wo die Bauin-schrift für das Granus Apollo-Heiligtum zum Vorschein kam173. Im Kontrast dazu zeichnet sich eine deutliche Siedlungsverlagerung statt dessen im Fall des flavi-schen Munizipiums Solva und der keltischen Vorgängersiedlung auf dem Frauenberg bei Leibnitz ab, die dem oben skizzierten Siedlungsmodell von Teurnia gegenübergestellt werden soll. Zumindest von der Stufe LT C2 über die Spätlatenezeit bis in die 169 R. Fleischer, V. Moucka-Weitzel, Die römische Straßenstation Immurium-Moosham im Salzburger Lungau, Arch. Salzburg 4 (Salzburg 1998) 47, Abb. 5. l7» Dembski, Lippert (Anm. 21) 38 ff. 171 Moosleitner (Anm. 22) 25 f. 172 F. Glaser, Ein Heiligtum des Grannus Apollo in Teurnia, Jh. Österr. Arch. Inst. 52, 1977, 121 ff. 173 Gugl 2000, 149 ff., 153 ff. römische Kaiserzeit hinein war der Frauenberg durchgehend besiedelt, wobei entsprechende Funde und neuerdings auch sensationelle Befunde für ein regional bedeutendes kultisches und wohl auch politischwirtschaftliches Zentrum sprechen174. Eine Veränderung tritt ein, als spätestens in mittel- bis spätaugusteischer Zeit eine erste Siedlungstätigkeit, rund 3,5-4,0 km davon entfernt, nahe eines Altarms der Mur im Bereich der Insula XL des späteren Munizipiums Solva einsetzt175. Die Rahmenbedingungen sind sicher andere als im Lurnfeld, befindet sich doch ein wichtiger römischer Truppenstandort in der Zeit nach der Okkupation in Poetovio, nur knapp 50 km südöstlich des Leibnitzer Feldes. Infolge der Kontakte zwischen der neuen, vermutlich überwiegend von italischer Lebensweise geprägten Niederlassung an der Mur und der alten keltischen Siedlung am Frauenberg finden sich dort ab augusteischer Zeit erstmals mediterrane Feinkeramik und Kleidungs-zubehör176. Die Beschreibung der komplexen Wechselwirkungen zwischen Teurnia, einer ab augusteischer Zeit offenbar prosperierenden Ansiedlung, und den zahlreichen Kleinsiedlungen des Hinterlandes (Dörfer, Weiler und Gehöftgruppen), von denen uns nur ein Bruchteil bekannt ist und über deren genaue Größe und Bedeutung wir aufgrund der Quellensituation in keinem Fall auch nur ansatzweise zufriedenstellend Bescheid wissen, bleibt zukünftigen Forschungen vorbehalten. Die feststellbaren Veränderungen im Siedlungsbild in den Jahrzehnten um die Zeitenwende sind sehr wahrscheinlich auf neue wirtschaftliche und in weiterer Folge auch auf administrative Strukturen zurückzuführen, die mit dem Zuzug italischer und anderer, bereits stärker romanisierter Bevölkerungsgruppen Eingang gefunden haben. Hier wären neue Flächengrabungen wünschenswert, um größere zu- sammenhängende Baustrukturen abzuklären und auf der Basis eines größeren Fundspektrums verläßlichere Angaben zum Beginn, zur Art und zur Dauer der Besiedlung zu erhalten. Besonders interessant wären Vergleiche zwischen Siedlungsformen direkt an den Kommunikationsachsen und in den von den Verkehrsachsen abgelegenen Gebieten. Zeugnisse für Akkulturationsprozesse bzw. Vorgänge, die gemeinhin mit dem Begriff „Romanisierung" verbunden werden, liegen in bescheidener Anzahl bereits vor. Erinnert sei an die bereits genannten Grabsteine von Personen mit keltischen Eigennamen (vgl. Kap. 3.2), die in dieser Hinsicht italisches Totenbrauchtum nachahmten. Für weiterführende Studien zum vielschichtigen, kulturellen Prozeß der „Romanisierung der Ambidravt" sind die Voraussetzungen nicht gegeben, weder in Form von auswertbaren Siedlungsbefunden noch anhand von Gräberfeldanalysen. Wie lange die Stammesorganisation der Ambidravi Bestand hatte, ob und in welcher Form sie in die munizipale Verwaltung Teurnias und seines Territoriums integriert wurde, ist nicht bekannt. Die westlich benachbarte civitas Saevatum et Laiancorum tritt jedenfalls noch in claudischer Zeit in Erscheinung, indem sie C. Baebius Atticus, dem ersten namentlich bekannten procurator Tiberii Claudi Caesaris Agusti in Norico, in Iulium Carnicum zwei Ehreninschriften widmete177. Das beharrliche, identitätsstiftende Traditionsbewußtsein der Noriker kommt auch noch während des 2. Jahrhunderts n.Chr. in weiten Teilen der römischen Provinz in Form von Selbstdarstellungen auf Grabreliefs und in der großen Anzahl von Grabfunden mit norischen Trachtzubehör zum Ausdruck. Für das Territorium von Teurnia sind die Belege dafür allerdings weitaus spärlicher als im norischen Zentralraum um die Provinzhauptstadt Virunum178. 174 W. A^ner, Der Frauenberg bei Leibnitz - ein keltisches Siedlungszentrum in der Mittelsteiermark, in: Die Zeit der Kelten, Schild St. Kl. Schr. 18 (Graz 1998) 27 ff.; G. Tiefengraber, Ein spätlatenezeitliches Heiligtum am Frauenberg bei Leibnitz? Ebd. 43 ff.; Schachinger (A^m. 129); W. A^ner, Der Frauenberg bei Leibnitz, Steiermark, in der Spätlatenezeit und vorclaudischen Kaiserzeit (Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum 1979-1985), Arch. Austr. 82/83, 1998/1999, 248 ff. Für die Siedlungschronologie noch wesentlich sind zwei bronzene Fibeln vom Mittellateneschema, davon eine der Variante Gemeinlebarn des Typs Mötschwil (LT C2), und ferner eine bronzene Schüsselfibel (LT D1b/LT D2): A. Puhm, Römerzeitliche Fibeln vom Frauenberg bei Leibnitz aus den Grabungen der Jahre 1991-1995, in: G. Erath, M. Lehner, G. Schwarz (Hrsg.), Komos, Festschr. Th. Lorenz (Wien 1997) 222, Nr. 1,2; 230, Nr. 26. 175 St. Groh, Die Insula XLI von Flavia Solva. Ergebnisse der Grabungen 1959 und 1989 bis 1992, Österr. Arch. Inst. Sonderschr. 28 (Wien 1996) 107; 164, Abb. 72. In mittel- bis spätaugusteische Zeit datiert auch eine Fibel mit beißendem Tierkopf TKF IIa aus Flavia Solva (Landesmus. Joanneum, Inv.Nr. 19492): Demetz 1999, 147, 267. 176 Hervorzuheben sind eine eiserne Alesia-Fibel mit eingerolltem Fußfortsatz und zwei bronzene Aucissa-Fibeln: Puhm (A^m. 174) 228, Nr. 19; Artner 1998 (Anm. 174) 28, Abb. 5. 177 G. Winkler, Die Reichsbeamten von Noricum und ihr Personal bis zum Ende der römischen Herrschaft, Sitzungsber. Österr. A^ad. Wiss. Phil.-Hist. Kl. 261 (Wien 1969) 33 ff., Nr. 1; E. Weber, Rapporti amministrativi fra Pannonia e Norico, in: G. Hajnoczi (Hrsg.), La Pannonia e l'impero romano, Kongreßber. Rom 1994 (Mailand 1995) 45, A^. 8. 178 Glaser 1997, 35 ff. Nr. 12-13. 4. KATALOG Im Tafelteil nicht abgebildete Fundstücke sind im Katalog mit einem vorangestellten * gekennzeichnet. Die Farbansprache richtet sich weitgehend nach dem Schwaneberger Farbführer27 (München 1951). Alle Maße in cm. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/10. 15. 1 BS eines Gefäßes. Graphittonkeramik. Bdm. nnb. Sch: graphitgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/6. 16. *3 WS vom 2 Gefäßen. Graphittonkeramik. Kammstrichdekor. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/3+20+27. Abkürzungen: AO Aufbewahrungsort Bdm. Bodendurchmesser BS Bodenscherbe B. Breite Höhe Inv.Nr. Inventarnummer L. Länge Lit. Literatur LMfK Landesmuseum für Kärnten (Klagenfurt) nnb. nicht näher bestimmbar O Oberfläche Rdm. Randdurchmesser RS Randscherbe Sch Scherben Slg. Sammlung Ü Überzug WS Wandscherbe Taf. 1-9: Tafelanordnung: G. Pollak. Zeichnungen: Ch. Gugl, mit Ausnahme von: Taf. 3: 23 (Müller-Karpe 1951, Abb. 11: 5); Taf. 6: 69-70 (L. Ohlenroth). Tafel 1 4.1. Baldramsdorf 1. 1 WS einer Feinware-Schale. Sch: hellgrau. Ü: schwarzgrau. Barbotinedekor. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/2. 2. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. Handgemacht. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/25. 3. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: grauschwarz. Handgemacht und nachgedreht. Rand angedreht. Fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/28. 4. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/24. 5. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/13. 6. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: innen schwarzgrau, außen braungrau. Fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/15. 7. 2 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: innen grauschwarz, außen braungrau. Wellenbanddekor. Fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/31+97/21. 8. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 12,0 cm. Sch: innen grauschwarz, außen braungrau. Kammstrichdekor. Handgemacht. Rand angedreht. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/18. 9. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 24,0 cm. Sch: schwarzgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/7. 10. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: innen grauschwarz, außen braungrau. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/12. 11. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: innen grauschwarz, außen graubraun. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/16. 12. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. Etwas fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/32. 13. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 16,0 cm. Sch: grauschwarz. Etwas fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. Bal97/14. 14. 1 RS eines groben grauen Deckels. Rdm. nnb. Sch: grauschwarz. Handgemacht und nachgedreht. Etwas fettige Oberfläche. 4.2. Seeboden 1. *Rechteckige Marmorplatte von einem Grabbau (Abb. 6). Das nicht mehr lesbare Inschriftfeld und das darüber gelegene Porträtmedaillon werden beiderseits von tordierten Säulen eingefaßt. H. 60,5 cm. B. 56 cm. AO: Museum Teurnia. Lit.: Glaser 1997, 38 f. Nr. 17. 2. *Republikanischer Denar, 101 v.Chr. geprägt in Rom. AO: LMfK, Inv.Nr. 2610. Lit.: FMRÖ II/3, 5/24 (3) Nr. 1. 3. Geschweifte Fibel. Eisen. Typ Almgren 18a. Eingliedrige Spiralkonstruktion mit ursprünglich acht Windungen (vier davon weggebrochen). Gerippte, zipfelig auslaufende Stützplatte. Am Kopf ursprünglich eine längslaufende Rille (größtenteils abgeplatzt). Nadel und Nadelrast abgebrochen. L. noch 5,9 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518. 4. Einfache Drahtfibel. Eisen. Spiralkonstruktion mit fünf Windungen und oberer Sehne (teilweise stark korrodiert). Nadelrast abgebrochen. L. noch 6,6 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518. Lit.: Müller-Karpe 1951, 644 Abb. 11: 2. 5. Nadelfragment. Eisen. Ansatz der Spiralkonstruktion mit unterer Sehne noch erhalten. L. noch 6,25 cm. AO: LMfK, o.Inv.Nr. 6. Bronzefibel vom Mittellateneschema. Typ Mötschwil, Variante Gemeinlebarn (Gruppe B?). Ansatz der eingliedrigen Spiralkonstruktion noch erhalten. Dreifach gerippter Bügel mit Querkerben auf der Mittelrippe. Ansatz des zurückgelegten Fußes und der Manschette noch erhalten. L. noch 3,85. AO: LMfK, Inv. Nr. 9518f. 7. Umgeschlagenes Fußfragment einer Bronzefibel vom Mittellateneschema. Wahrscheinlich zu Kat.Nr. 8 gehörig. Am umgeschlagenen Fuß drei Knoten (Unterseite abgeplattet) mit jeweils größeren Schrägkerben und dazwischen kleineren Querrillen. L. noch 5,1. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518g. 8. Bronzefibel. Typ Mötschwil, Variante Gemeinlebarn (Gruppe C). Kopf und Fuß abgebrochen. Am Bügel zwei dreiteilige kammartige Profilierungen. Kopfseitige Profilierung mit Schrägkerben und mehreren Querrillen dazwischen. L. noch 6,0 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518e. 9. Flügelfibel. Bronze. Von der eingliedrigen Spiralkonstruktion sind noch vier Windungen erhalten (teilweise verkrustet). Sehnenkappe fehlt. Flügelenden abgebrochen. Entlang des Fußes auf beiden Seiten eine Reihe eingepunzter Punkte. Fuß verbogen (hitzedeformiert). Entlang des Fußes auf beiden Seiten eine Reihe eingepunzter Punkte. Die Innenseite des Nadelhalters ist ausgeschmiedet und umgelegt (nur mehr ansatzweise erhalten). L. noch 10,7 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518d. Tafel 2 10. Flügelfibel. Bronze. Typ Almgren 238f. Intentionelle Deformierungen: Kopf mit Spiralkonstruktion fehlen. Fuß abgebrochen und verbogen. Der teilweise abgebrochene Nadelhalter war mit Kreisen und einer Rosette durchbrochen. Der hintere Flügel ist mit Rillen und zwei Knöpfen verziert. Die Innenseite des Nadelhalters ist ausgeschmiedet und umgelegt (nur mehr ansatzweise erhalten). L. noch 11,4 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518d. 11. Flügelfibel. Bronze. Typ Almgren 238d oder m. Von der eingliedrigen Spiralkonstruktion mit oberer Sehne sind noch vier Windungen erhalten. Sehnenkappe mit Rillen und Wolfszahn verziert. Flügel eingedrückt (mit Rillen und insgesamt drei Knöpfen verziert). Hitzedeformierter Fuß. Der ursprünglich mit Kreisen (und Vierecksternen?) verzierte Nadelhalter ist größtenteils wegge- brochen. Entlang des Fußes auf beiden Seiten eine Reihe einge-punzter Punkte. Die Innenseite des Nadelhalters ist ausgeschmiedet und umgelegt. Entlang dieser Verstärkung Wolfszahnmuster. L. noch 15,9 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518a. 12. Flügelfibel. Bronze. Typ Almgren 238(c?). Von eingliedrigen Spiralkonstruktion noch vier Windungen erhalten. Entlang des Fußes auf beiden Seiten eine Reihe eingepunzter Punkte. Fuß verbogen (hitzedeformiert). Nadelrast und Nadel fehlen. L. noch 4,8 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518b. 13. Fußfragment einer Flügelfibel. Bronze. Entlang des Fußes auf beiden Seiten eine Reihe eingepunzter Punkte. Auf der Schauseite Wolfszahnmuster. L. noch 5,4. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518d. 14. Fibel mit beißendem Tierkopf. Bronze. Eingliedrige Spiralkonstruktion mit acht Windungen, oberer Sehne und Sehnenhaken. Fuß abgebrochen. Nadelhalter und Nadel fehlen. L. noch 3,5 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518n. 15. Kräftig profilierte Fibel. Bronze. Typ Almgren 68. Eingliedrige Spiralkonstruktion größtenteils abgebrochen. Hitzedeformierter Fuß. Nadelrast und Nadel fehlen. L. noch 1,9 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518j. 16. Fußfragment einer Bronzefibel. Wahrscheinlich zu Kat.Nr. 14 gehörig. Hitzedeformiert. Kaum ausgeprägter Fußknopf. Dreifach durchlochter Nadelhalter. L. noch 4,55 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518d. 17. Fibel des Typs Idrija. Bronze. Eingliedrige Spiralkonstruktion mit acht Windungen und oberer Sehne (teilweise verkrustet). Mehrfach facettierter Bügel. Ursprünglich mehrfach durch-lochter Nadelhalter abgebrochen. L. noch 7,9 cm. AO: LMfK, Inv. Nr. 9518d. 18. Knotenring. Bronze. Zwei zusammengehörige Fragmente mit Knotenreihen auf drei Seiten. Durchmesser des Rings nicht mehr rekonstruierbar. Max. Br. 0,7 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518e. Lit.: Müller-Karpe 1951, 644 Abb. 11: 1. 19. Bügelschere. Eisen. Zwei Klingenfragmente mit Bügelansatz. Spitzen abgebrochen. Bügel teilweise verbogen. L. noch 15,8 bzw. 17,5 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518h und 9518n. Tafel 3 20. Bügelschere. Eisen. Klingenfragment mit Bügelansatz. Klinge größtenteils abgebrochen. L. noch 13,7. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518r. 21. Bügelschere. Eisen. Klingenfragment mit Bügelansatz. Etwas verkrustete Klinge teilweise abgebrochen. Bügel aufgebogen. L. noch 13,4 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518h. 22. Bügelschere. Eisen. Klingenfragment. Durch Brandeinwirkung stark verkrustet. L. noch 8,4 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518n. 23. Gebogenes Eisenmesser mit bandförmiger Klinge. Griff mit zwei Nietlöchern. Ringförmiges Ende abgebrochen. AO: Museum für Volkskunde Spittal, zur Zeit nicht auffindbar. Lit.: Müller-Karpe 1951, 644 Abb. 11: 5. 24. Eisenmesser. Klingenfragment mit Griffplatte. L. noch 11,2 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518o/1. 25. Eisenmesser. Klingenfragment. Stark verkrustet. L. noch 10,8 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518o/2. 26. Rasiermesser. Eisen. Vollständig erhalten, nur Spitze abgebrochen. Oberständiger, zu einer Öse eingerollter Griffdorn. Etwas verkrustet. L. noch 10,4 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518o/3. 27. Eisenmesser. Klingenfragment mit Griffdorn. L. noch 17,4 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518o/4. Tafel 4 28. Geschweiftes Messer. Eisen. Beinahe vollständig erhalten. Griffplatte mit verkrusteter Niete. L. noch 16,1 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518o/5. 29. Eisenmesser. Klingenfragment mit Griffdorn. L. noch 10,2 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518o/6. 30. Eisenmesser? Klingenfragment. L. noch 8,0 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518o/7. 31. Eisenmesser. Klingenfragment mit Griffdorn. L. noch 12,1 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518o/8. 32. Eisenmesser. Spitze abgebrochen. Griffplatte mit ansatzweise erhaltenem Ringende. L. noch 22,5 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518o/9. 33. Eiserner Armring mit umschlungenen Enden. Kleineres Kettenglied eingehängt. Max. Dm. 8,0 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518k. 34. Eiserne Tülle (Lanzenschuh?). Tiefe der Tülle nicht erkennbar. L. 16,5 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. 9518g. 35. 2 RS einer TS-Platte Consp. 10.1. Rdm. ca. 28,0-32,0 cm. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. 157a. 36. 3 RS einer TS-Platte Consp. 10.1. Rdm. 29,0 cm. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/15. 37. 2 RS eines TS-Tellers Consp. 1.1.4. Rdm. 28,0 cm. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. 155. 38. 1 RS einer TS-Schale. Rdm. nnb. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. 157b. Tafel 5 39. 6 RS, 4 WS einer TS-Platte Consp. 18.3. Rdm. 28,0 cm. 3 RS verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/1-12. 40. 1 RS eines TS-Tellers Consp. 18.2. Rdm. 16,0 cm. Verbrannt (Ü größtenteils abgegangen). AO: LMfK, Inv.Nr. 32. 41. 1 BS eines TS-Tellers Consp. B 1.7. Bdm. 11,5 cm. Verbrannt (Ü abgegangen). AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/34. 42. 1 BS eines TS-Tellers Consp. B 1.8. Bdm. 12,0 cm. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/2a. 43. 1 BS eines TS-Tellers. Bdm. nnb. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/2b. 44. 1 BS eines TS-Tellers Consp. B 1.3-1.7. Bdm. nnb. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/34. 45. 1 BS eines TS-Tellers. Bdm. nnb. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/2c. 46. 1 RS eines TS-Tellers Consp. 20.4. Rdm. 16,0 cm. Verbrannt (Ü größtenteils abgegangen). AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/17. 47. 1 BS eines TS-Tellers Consp. B 1.11. Bdm. 9,0 cm. Verbrannt (Ü abgegangen). AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/33. 48. 2 RS, 1 BS einer TS-Schale Consp. 43.1. Rdm. 17,0 cm. Barbotinedekor. Etwas verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/198. 49. 1 RS einer TS-Schale Consp. 43.1. Rdm. nnb. Barbotinedekor. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/154a. 50. 1 RS einer TS-Schale Consp. 43.1. Rdm. nnb. Barbotinedekor. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/154b. 51. 1 RS einer TS-Schale Consp. 43.1. Rdm. 11,0 cm. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/43a. 52. 1 RS einer TS-Schale Consp. 43.1. Rdm. nnb. Etwas verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/43b. 53. 1 BS eines TS-Tellers Consp. B 2.9. Bdm. nnb. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/198c. 54. 1 BS einer TS-Schale Consp. B 3.16. Bdm. 5,7 cm. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. 161. 55. 1 BS eines TS-Tellers. Bdm. nnb. Verbrannt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/2d. 56. 1 RS einer feinen grauen Schüssel. Rdm. 20,0. Sch: mittelgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/171. 57. 1 RS einer feinen grauen Schale. Rdm. 10,0 cm. Sch: mittelgrau. Oberfläche etwas verrußt. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/172a. 58. 1 RS eines feinen grauen Gefäßes. Rdm. 18,0 cm. Sch: hellgraubraun. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/41a. 59. 1 RS eines feinen grauen Gefäßes. Rdm. 16,0 cm. Sch: grau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/15. 60. 1 RS einer feinen grauen Schale. Rdm. 18,0 cm. Sch: lebhaftgrau. O: mattgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/41a. 61. 1 RS eines feinen grauen Topfes. Rdm. 7,0 cm. Sch: mittelgrau-grau. Kerbreihendekor. AO: LMfK, Inv.Nr. 53. Tafel 6 62. 1 RS eines feinen grauen Topfes/Bechers (Zeitstellung?). Rdm. 7,5 cm. Sch: mattgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/28. 63. 1 RS eines feinen grauen Gefäßes. Rdm. ca. 18,0 cm. Sch: weißgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/20. 64. 1 RS einer feinen grauen Schale. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. O: braungrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/172b. 65. 1 RS eines feinen grauen Gefäßes. Rdm. 16,0 cm. Sch: schwarzgrau. O: braungrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/172c. 66. 1 RS eines feinen grauen Gefäßes. Rdm. ca. 18,0 cm. Sch: lebhaftgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/172d. 67. 1 RS einer feinen grauen Schale. Rdm. 14,0 cm. Sch: mittelgrau. O: braungrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/41b. 68. 1 BS eines feinen grauen Gefäßes. Bdm. 9,5 cm. Sch: schwarzgrau. O: mattgrau-hellbraungrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/41b. 69. 5 WS eines Acobechers. „Feine Engobe, hellgrau, verbrannt" (L. Ohlenroth). AO: LMfK, nicht auffindbar. Lit.: F. Wiesinger, Carinthia I 124, 1934, 11. Inv.Nr. 152a. 70. 1 WS eines feinen Gefäßes mit Reliefdekor (Sariusware?). „Klein und dünnwandig, fein, verbrannt" (L. Ohlenroth). AO: LMfK, nicht auffindbar. 71. 3 WS eines dünnwandigen Feinware-Schälchens mit Auflagen. Sch: schwärzlichgrau. Hitzedeformiert. Oberfläche verglast. AO: LMfK, Inv.Nr. 39. 72. 1 RS einer Feinware-Schale. Rdm. ca. 11,0 cm. Sch: schwärzlichgrau. Ü: hellgelbgrau (größtenteils abgeplatzt). Ratterdekor. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/87. 73. 2 RS eines gestempelten Gefäßes. Rdm. nnb. Sch: mattgrau. Stempeldekor (konzentrische Kreise verbunden durch Bögen). AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/11. 74. 2 WS eines gestempelten Gefäßes. Sch + O: hellbraunocker. Rauhe, körnige Oberfläche. Stempeldekor. AO: LMfK, Inv. Nr. SE96/173. 75. 1 RS eines feinen grauen Gefäßes (Zeitstellung?). Rdm. nnb. Sch + O: lebhaftgrau. Ratterdekor. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/25. 76. 2 RS, 1 WS, 3 BS einer pompejanisch roten Platte. Rdm. 38,0 cm. Sch: braunorange. Ü: innen mittelrötlichbraun. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/13. 77. 1 BS einer Lampe. Bdm. 3,6 cm. Sch: lebhaftbraun. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/198f. 78. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. ca. 20,0 cm. Sch: grauschwarz. Handgemacht. Etwas fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. H469. 79. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. Handgemacht, fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/191. 80. 2 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 18,0 cm. Sch: grauschwarz. Gedreht, fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/142. 81. 6 RS, 2 WS, 1 BS eines groben grauen Topfes. Rdm. 19,0 cm. Sch: rötlichgraubraun-grauschwarz gefleckt. Handgemacht und nachgedreht. Rand angedreht. Fettige Oberfläche. Ansatz von Kammstrichdekor. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/192. 82. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: dunkelgraubraun. Fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/192. 83. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: rötlichgraubraun. Fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/139. 84. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: grauschwarz. AO: LMfK, Inv.Nr. 97. Tafel 7 85. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 15,0 cm. Sch: grauschwarz. Handgemacht und nachgedreht, Rand angedreht. AO: LMfK, Inv.Nr. 179. 86. 3 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 12,0 cm. Sch: grauschwarz. Handgemacht und nachgedreht. Fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/93. 87. 1 RS eines Topfes. Rdm. nnb. Sch: rötlichgraubraun. Handgemacht, Rand nachgedreht. Fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/141. 88. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 17,0 cm. Sch: innen dunkelgrau, außen lebhaftgraubraun. Fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/193. 89. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwärzlichgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/140. 90. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 18,0 cm. Sch: dunkelgrau. Handgemacht, Rand angedreht. Etwas fettige Oberfläche. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/107. 91. 1 RS einer groben grauen Dreifußschüssel. Rdm. nnb. Sch: rötlichgraubraun. Handgemacht und nachgedreht. AO: LMfK, Inv. Nr. 73. 92. 1 RS einer groben grauen Dreifußschüssel. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. Gedreht, fettige Oberfläche. Kerbdekor. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/94. 93. 1 BS eines Gefäßes. Graphittonkeramik. Bdm. nnb. Sch: graphitgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/169. 94. 2 BS, 1 WS eines Gefäßes. Graphittonkeramik. Bdm. nnb. Sch: graphitgrau. AO: LMfK, Inv.Nr. SE96/92. 4.3. Baldersdorf 1. 1 RS einer TS-Schale (Consp. 13/14?). Rdm. 14,0 cm. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 192. 2. Feiner grauer Topf (nahezu vollständig). Rdm. 6,0 cm. Sch: mattgrau-hellgrau gefleckt. AO: Mus. Villach, o. Inv.Nr. 3. 3. 1 RS einer feinen grauen Schale? Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 80. 4. 1 BS eines feinen grauen Gefäßes. Bdm. 5,4 cm. Sch: dunkelgrau. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 151. 5. 1 BS einer Lampe. Bdm. 5,5 cm. Sch: (rötlich)sämisch. Ü: an Unterseite und außen rotbraun. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 235. 6. 5 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 28,0 cm. Sch: schwarzgrau. Fettige Oberfläche. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 133+138+251. 7. 2 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 28,0 cm. Sch: schwarzgrau-grauschwarz. Fettige Oberfläche. Handgemacht. Rand angedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 174. Tafel 8 8. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 32,0 cm. Sch: innen graubraun, außen schwarzgrau. Handgemacht und nachgedreht. Rand angedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 314. 9. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 27,0 cm. Sch: schwarzgrau. Vor allem innen etwas fettige Oberfläche. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 217. 10. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 22,0 cm. Sch: grauschwarz. Fettige Oberfläche. Handgemacht und nachgedreht. Rand angedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 65. 11. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 20,0 cm. Sch: innen graubraun, außen schwarzgrau. Fettige Oberfläche. Handgemacht. Rand grob nachgedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 218. 12. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. ca. 30,0 cm. Sch: innen graubraun, außen braungrau. Wirres Wellenband- und Kammstrichdekor. Etwas fettige Oberfläche. Handgemacht und nachgedreht. Rand angedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 370. 13. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 18,0 cm. Sch: grauschwarz. Etwas fettige Oberfläche. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 113. 14. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. Fettige Oberfläche. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 234. 15. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 12,0 cm. Sch: grauschwarz. Fettige Oberfläche. Handgemacht. Rand angedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 119. Tafel 9 16. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: innen schwarzgrau, außen grauschwarz. Fettige Oberfläche. Wellenband-dekor. Ansatz des Kammstrichdekors. Handgemacht und nachgedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 135. 17. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. Kammstrichdekor. Handgemacht und nachgedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 134. 18. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: dunkelgrau-schwarzgrau. Etwas fettige Oberfläche. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 226. 19. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: grauschwarz. Fettige Oberfläche. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 23. 20. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. Oberfläche innen etwas fettig. AO: Mus. Villach, o. Inv.Nr. 21. 1 RS eines groben grauen Bechers. Rdm. 8,0 cm. Sch: schwarzgrau. Rauhe Oberfläche. Handgemacht und nachgedreht. Rand angedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 20. 22. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. 16,0 cm. Sch: schwarzgrau. Wellenband- und Kammstrichdekor. Handgemacht. Rand angedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 19. 23. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. Kammstrichdekor. Handgemacht. Rand angedreht. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 332. 24. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: graubraun. Handgemacht und nachgedreht. Etwas fettige Oberfläche. AO: Mus. Villach, o. Inv.Nr. 25. 1 RS eines groben grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: schwarzgrau. Fettige Oberfläche. AO: Mus. Villach, o. Inv.Nr. 26. 2 RS, 4 WS eines groben grauen Topfes. Rdm. 20,0 cm. Sch: innen braungrau, außen schwarzgrau. Handgemacht. Rand angedreht. Fettige Oberfläche. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 112. 27. 1 RS eines Topfes. Graphittonkeramik. Rdm. nnb. Sch: graphitgrau. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 120. 28. 1 RS eines Topfes. Graphittonkeramik. Rdm. nnb. Sch: graphitgrau. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 553. 29. 1 RS eines Topfes. Graphittonkeramik. Rdm. nnb. Sch: graphitgrau. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 212. 30. 2 RS eines Topfes. Graphittonkeramik. Rdm. nnb. Sch: graphitgrau. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 225. 31. 1 RS eines Topfes. Graphittonkeramik. Rdm. nnb. Sch: hellbraungrau. AO: Mus. Villach, Inv.Nr. 210. 4.4. Oberamlach 1. 1 RS einer TS-Schale/eines TS-Tellers Consp. 39/43. Rdm. nnb. Ü: größtenteils abgegangen. AO: Privatbesitz (Slg. Sagmeister). o. Inv.Nr. 2. 1 RS, 1 WS eines groben, grauen Topfes. Rdm. 23,0 cm. Sch: braungrau, innen verrußt. Handgemacht, Rand an- bzw. nachgedreht. Wellenbanddekor. AO: Privatbesitz (Slg. Sagmeister). o. Inv.Nr. 3. 1 RS eines groben, grauen Topfes. Rdm. nnb. Sch: grauschwarz. AO: Privatbesitz (Slg. Sagmeister). o. Inv.Nr. 4. 1 RS eines groben, grauen Topfes. Rdm. ca. 20,0 cm. Sch: dunkelgrau. Fettige Oberfläche. AO: Privatbesitz (Slg. Sagmeister). o. Inv.Nr. 5. 1 RS eines Topfes. Graphittonkeramik. Rdm. nnb. Sch: graphitgrau. AO: Privatbesitz (Slg. Sagmeister). o. Inv.Nr. Christian Gugl ALFÖLDY, G. 1974, Noricum. - The Provinces of the Roman Empire, London, Boston. DEMETZ, St. 1999, Fibeln der Spätlatene- und der frühen römischen Kaiserzeit in den Alpenländern. - Frühgesch. u. Provinzialröm. Arch. Mat. u. Forsch. 4. DOLENZ, H. 1998, Eisenfunde aus der Stadt auf dem Magdalensberg. - Arch. Forsch. Grabungen Magdalensberg 13. Kärnt. Musschr. 75. FMRÖ, F. Schmidt-Dick, Fundmünzen der römischen Zeit in Österreich II/3. Kärnten. - Wien. GLASER, F. 1992, Teurnia. Römerstadt und Bischofssitz. Ein Führer zu den Ausgrabungen und zum Museum in St. Peter in Holz sowie zu den Fundorten im Stadtgebiet von Teurnia. -Klagenfurt. GLASER, F. 1997, Die Skulpturen des Stadtgebietes von Teurnia. - Corpus Signorum Imperii Romani. Österreich 2/6. GUGL, Ch. 1995, Die römischen Fibeln aus Virunum. - Klagenfurt. GUGL, Ch. 2000, Archäologische Forschungen in Teurnia. Die Ausgrabungen in den Wohnterrasen 1971-1978. Die latenezeitlichen Funde vom Holzer Berg. - Sonderschr. Österr. Arch. Inst. 33. ILLPRON, M. Hainzmann, P. Schubert, Inscriptionum lapidariar-um LatinarumprovinciaeNorici usque ad annum MXMLXXXIV repertarum indices I-III. - Berlin, 1986-1987. MÜLLER-KARPE, H. 1951, Zeugnisse der Taurisker in Kärnten. - Carinthia I 141, 594 ff. Lilienthalstr. 20/9 A-9020 Klagenfurt http://members.aon.at/ch.gugl/ Taf^. 1: 1-15 Baldramsdorf. Keramik. M. = 1:3. - 3-9 Seeboden. 3-4 Eisen; 6-9 Bronze. M. = 1:2. Taf 2: 10-19 Seeboden. 10-18 Bronze; 19 Eisen. M. = 1:2. Taf^. 3: 20-27 Seeboden. Eisen. M. 23 = 1:3; sonst = 1:2. Taf4: 28-38 Seeboden. 28-34 Eisen; 35-38 Keramik. M. 28-34 = 1:2; 35-38 = 1:3. Taf^. 5: 39-61 Seeboden. Keramik. M. = 1:3. Taf. 6: 62-84 Seeboden. Keramik. M. 62-68,71-84 = 1:3; 69,70 = 1:2. Taf^. 7: 85-94 Seeboden, 1-7 Baldersdorf. Keramik. M. = 1:3. Taf. 8: 8-15 Baldersdorf. Keramik. M. = 1:3. Taf^. 9: 16-31 Baldersdorf, 1-5 Oberamlach. Keramik. M. = 1:3.